AWIQ Älter werden im Quartier - Ein partizipatives Pilotprojekt im Frauenfelder Kurzdorf-Quartier 2014 2017 - Age-Stiftung
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AWIQ älter werden im Quartier Älter werden im Quartier Ein partizipatives Pilotprojekt im Frauenfelder Kurzdorf-Quartier 2014 - 2017
Inhaltsverzeichnis Druck Hauptseite | 2 AWIQ – Älter werden im Quartier Ein partizipatives Pilotprojekt im Frauenfelder Kurzdorf-Quartier Netzwerk altersfreundliches Frauenfeld Begegnungsort Generationenübergreifendes Wohnen Arbeitsgruppe Verkehr Nachbarschaftshilfe/Talentbörse Strategie Frauenfeld «ambulant vor stationär» 5 Teilprojekte Partizipativ und ergebnisoffen AWIQ älter werden 2014 - 2017 im Quartier Zielgruppen Zielsetzung 1 Die Quartierbevölkerung, Institutionen, Organisationen und Vereine im Frauenfelder Quartier Kurzdorf werden durch ein partizipatives Vorgehen für das Thema «Leben und Wohnen im Alter zuhause» Ältere Menschen im Quartier Quartierbevölkerung sensibilisiert und aktiviert. Organisationen, Zielsetzung 2 In Zusammenarbeit mit der Institutionen und Vereine Stadtverwaltung setzt die Bevölkerung aktiv Ideen um und übernimmt dadurch Mit- und Eigenverantwortung für die Zukunftsgestaltung des Quartiers. Zielsetzung 3 Das Projekt stösst einen nach- haltigen, partizipativen Prozess zum Thema Altern im Quartier an. Dieser basiert auf einer funktionierenden Zusammenarbeit von älteren Menschen im Quartier, Institutionen, Freiwilli- gen und Angehörigen.
Inhaltsverzeichnis Druck Hauptseite | 3 Kapitel I AWIQ – Älter werden im Quartier: Ein partizipatives Pilotprojekt im Frauenfelder Kurzdorf-Quartier | 5 1 | Einleitung | 6 2 | Fragestellung, Aufbau | 7 3 | Kontext | 8 Kapitel II Der Weg zum Pilotprojekt: Konzept, Struktur, Projektverlauf und die entstandenen Angebote | 11 1 | Konzept und Ziele | 12 2 | Projektstruktur | 14 3 | Projektverlauf | 17 | Kommentar «AWIQ entspricht einem Bedürfnis» | 23 4 | Parallelprozess Vernetzung professionelle Dienstleistungsanbietende | 24 5 | Entstandene Angebote – Projektporträts | 26 | Projektporträt 1: Kurz-Dorf-Träff | 26 | Projektporträt 2: Nachbarschaftshilfe und Talentbörse Kurzdorf | 29 | Projektporträt 3: AG Verkehr | 32 | Projektporträt 4: IG Wohnen | 34 | Kommentar «Bewusst und gerne eine Vermittlerrolle einnehmen» | 36 | Projektporträt 5: Netzwerk altersfreundliches Frauenfeld | 37 | Interview «Da wurde mir das Ausmass des Projekts bewusst» | 39 Kapitel III Nachhaltigkeit, Reichweite, Partizipation: Schwerpunkte im Fokus | 40 1 | Reichweite und Nachhaltigkeit | 42 | Kommentar «Partizipation» | 48 2 | Partizipation | 49 | Interview «Das Pilotprojekt ist ein Gewinn für die Stadt» | 54 Schlussbetrachtungen und Ausblick | 55 Empfehlungen für ähnliche Projekte | 56 Quellenverzeichnis | 59
Inhaltsverzeichnis Druck Hauptseite | 5 Kapitel I | AWIQ – Älter werden im Quartier: Ein partizipatives Pilotprojekt im Frauenfelder Kurzdorf-Quartier
Inhaltsverzeichnis Druck Hauptseite | 6 Entstandene Angebote Begegnungsort Kurz-Dorf-Träff Nachbarschaftshilfe und Talentbörse Kurzdorf IG Wohnen AG Verkehr Netzwerk altersfreundliches Frauenfeld selbst wie das Ziel, die Zusammenarbeit Begegnungsort. Aus AWIQ sind ver- 1 | Einleitung der ambulanten Dienstleistungsanbie- schiedene Teilprojekte entstanden, die tenden im Sozial- und Gesundheitsbe- im Lauf des Jahres 2016 ihren ordentli- reich zu unterstützen. Schliesslich sind chen Betrieb im Quartier aufgenommen soziale Beziehungen, altersgerechte haben: «Kurz-Dorf-Träff» als offener Wohnkonzepte und eine umfassende Begegnungsort, die Nachbarschaftshilfe/ ambulante Versorgung zentrale Erfolgs- Talentbörse Kurzdorf zur Vermittlung Anfang 2014 startete in Frauenfeld das faktoren, die die Wohnautonomie im von niederschwelligen, unentgeltlichen Pilotprojekt «Älter werden im Quartier» Alter fördern. Freiwilligeneinsätzen, die IG Wohnen, (AWIQ), das zum Ziel hatte, Rahmen- deren Vision einer generationendurch- bedingungen zu schaffen, die älteren Breite Basis für Erkenntnisse mischten Genossenschaftssiedlung gute Menschen ein selbstständiges Wohnen Als Wirkungsort ausgewählt wurde Realisierungschancen hat, sowie die und Leben in ihrer gewohnten Umge- das Quartier Kurzdorf, weil es gute Vor- AG Verkehr, die Impulse für die Verbes- bung in sinnvoller Weise ermöglichen. aussetzungen bot, um auf einer breiten serung des öffentlichen Verkehrs im Das Projekt war partizipativ ausge- Basis Erkenntnisse zu gewinnen. Denn Quartier erarbeitet hat. Darüber hinaus legt und bezog die Bevölkerung sowie es handelt sich dabei nicht nur um das hat eine aus Freiwilligen bestehende Institutionen und Organisationen aus grösste Viertel der Stadt, sondern auch Arbeitsgruppe eine vollständige Liste aller dem Altersbereich aktiv mit ein. um jenes mit der breitesten soziodemo- Angebote im Sport- und Kulturbereich grafischen Struktur. Rund 15 Prozent für Personen über 50 Jahre recherchiert. Ambulant vor stationär der Bevölkerung im Kurzdorf sind über Die Aufstellung wurde der Fachstelle für AWIQ ist Teil der Umsetzungs- 66 Jahre alt, das Quartier verfügt weder Alters- und Generationenfragen über- massnahmen des 2013 verabschiedeten über ein spezifisches Wohnangebot geben; diese nutzt die Aufstellung, um Alterskonzepts der Stadt Frauenfeld, das für ältere Menschen, noch über einen Interessierte zu informieren. Ebenfalls die städtische Strategie «ambulant vor stationär» verfolgt. Damit ein zufriedenes Älterwer- den zuhause gelingen kann, braucht es neben einer professionellen ambulan- ten Pflege sowohl ein erschwingliches Wohnangebot wie auch tragfähige soziale Netze und niederschwellige Un- terstützungs- und Entlastungsangebote. Entsprechend wurde das Projekt auch ergebnisoffen gestartet, was die konkre- te Ausgestaltung der zu entwickelnden Angebote betraf. Dass das Quartier durch ein nachbarschaftliches, gemeinsames Engagement belebt und ein vielfältiges Angebot für ältere Menschen geschaffen werden soll, versteht sich genauso von Dreikönigstag 2016: Eröffnung des Begegnungsortes «Kurz-Dorf-Träff»
Inhaltsverzeichnis Druck Hauptseite | 7 Schwerpunkte Partizipation Im Kapitel III wird in zwei Schwerpunk- und Reichweite ten zuerst der Frage nach der Reichweite und Wirkung des Projekts nachgegan- gen; eine besondere Bedeutung hat hierbei die Frage nach der Kommuni- kationsarbeit und Sensibilisierung der Bevölkerung sowie die Diskussion der Vernetzung der verschiedenen Akteure. Der zweite Schwerpunkt beschäftigt sich mit der Frage, wie Partizipation im Projekt umgesetzt wurde, welche parti- zipativen Instrumentarien eingesetzt und aus dem Pilotprojekt hervorgegangen welche Zielgruppen mit welchen Mitteln ist in einem Parallelprozess das «Netz- 2 | Fragestellung, Aufbau erreicht wurden. werk altersfreundliches Frauenfeld», Den Abschluss bildet eine Zusam- worin sich professionelle Dienstleis- menfassung der wichtigsten Erkenntnis- tungsanbietende aus dem Bereich Alter se und Schlussfolgerungen, verbunden zusammengeschlossen haben. Dieser mit einem Ausblick in der Gestalt von Vernetzungsprozess hat dazu geführt, Empfehlungen für ähnlich gelagerte Pro- dass sich die verschiedenen Akteure Das Pilotprojekt AWIQ hat sich als jekte mit dem Fokus auf ein Älterwerden gegenseitig kennenlernen und erstmals lernendes Projekt erwiesen, das nicht im Quartier. moderiert und aktiv über ihre Angebote nur im Quartier verschiedene konkrete untereinander austauschen konnten. Als Angebote entwickelt und umgesetzt Verfügbares Material erstes grösseres Projekt hat das Netz- hat, die für das Älterwerden im Quar- Dieser Bericht ist auf der Grund- werk die Erstellung eines gemeinsamen tier hilfreich sind (Hegedüs, Wepf, Otto lage unterschiedlicher Quellen verfasst. Schulungskonzepts für betreuende und 2017:20). Vor allem hat es auch aus ge- Besonders wichtige Materialien stellen pflegende Angehörige älterer Menschen samtstädtischer Sicht auf verschiedenen die beiden von Careum Forschung, lanciert. Ebenso entstanden ist eine Bro- Ebenen wichtige Anknüpfungspunkte Forschungsinstitut Kalaidos Fach- schüre, die alle Organisationen und Ins- geschaffen und Prozesse initialisiert, die hochschule Gesundheit Zürich, ver- titutionen übersichtlich zusammenfasst, eine fortschrittliche altersfreundliche fassten Evaluationsberichte sowie die die in Frauenfeld im Bereich Altersarbeit Entwicklung in Frauenfeld begünstigen. Abschluss- und Zwischenberichte der tätig sind. Die aus diesem drei Jahre dau- IFSA-FHS-Projektleitung dar. Ebenfalls ernden Pilotprojekt in der Thurgauer wurden sind die Protokolle der Sitzungen Kantonshauptstadt gewonnenen Er- der Arbeitsgruppen, die zur Verfügung kenntnisse und Erfahrungen sollen auch stehende elektronische Korrespondenz, für andere Städte und Quartiere nutzbar Medienberichte sowie weiteres im Projekt: Konzept, gemacht werden. Aus diesem Grund Projektverlauf erstelltes Material – von Aufbau, Verlauf, widmet sich Kapitel II des vorliegenden Newslettern bis zu verschiedenen Prä- Wirkung, Ergebnisse Berichts den Fragen, wie das Projekt sentationen – und die Aufzeichnungen konzeptionell und strukturell aufgebaut aus der journalistischen Projektbeglei- war, wie sich der Projektverlauf gestaltete tung, die einen Grossteil der Sitzungen und welche Wirkungen und Ergebnisse und alle Veranstaltungen umfassen. die initiierten Prozesse zeitigten. Dabei werden die verschiedenen Akteurs- perspektiven – wie beispielsweise IFSA-FHS-Projektleitung, Freiwillige, Or- ganisationen, Stadt – so mit einbezogen, dass gerade schwierige Situationen im Projektverlauf möglichst objektiv und aus dem Gesamtkontext erklärt dargestellt werden können.
Inhaltsverzeichnis Druck Hauptseite | 8 und Massnahmen 50 | Handlungsfelder Budget 2017 truktu r (Leitsatz: Wohnen) Budget 2015 Budget 2016 gerechte Anfor derungen und Infras Priorität Budget 2014 Handlungsfeld: 3. Alters Verantwortlich N, E, W Laufende Laufende Laufende Massnahmen Laufende Budgets der Budgets der E Budgets der g Gesundheit Budgets der versch. städt. Verwaltungsabteilun versch. städt. versch. städt. auf Altersgerech- versch. städt. Abteilungen e der Stadt werden Abteilungen 3.1 Laufende Projekt nkten, Abteilungen Erreichbarkeit von Treffpu Amt für Stadtentwicklu ng Abteilungen tigkeit überprüft. Die estellt. en, etc. wird sicherg Einkaufsmöglichkeit Hochbauamt Tiefbauamt 3 | Kontext Altersgerechtes Wohn en (Leitsatz: Wohn en) Priorität Budget 2014 Budget 2015 Budget 2016 Budget 2017 Handlungsfeld: 4. Verantwortlich N, E, W Laufendes Laufendes Laufendes Massnahmen E Budget Budget stelle Budget (HBA oder s Hochbauamt, Anlauf (HBA oder (HBA oder bzw. altersgerechte Liegenschaf- für hindernisfreies Liegenschaf- 4.1 Die Stadt wirbt . Liegenschaf- tenverwaltung) diesen Wohnungsbau tenverwaltung) Bauen und fördert tenverwaltung) desauf nahme mit eigenen eine Bestan 4.2 Die Stadt erstellt hindernisfrei sind. Wohnungen, die (nicht) in ihren eige- «altersgerechtes Bauen» 4.3 Die Stadt setzt um. eten Liegenschaften nen und dazu geeign aftenve rwaltung, Finanzamt/Liegensch auf einer Liste Liegenschaften werden Anlaufstelle 4.4 Die städtischen zur Verfü- und der Anlaufstelle zugänglich gemacht den Erwerb prüft bei Bedarf gung gestellt. Die Stadt aum für chaften, in denen Wohnr von weiteren Liegens bergrei fendes genera tionenü ältere Menschen oder kann. Wohnen realisiert werden Bevor im nächsten Kapitel eine Darstel- 4.5 Die Stadt unterst ützt die Genossenscha ft Alters- aum ng von günstigem Wohnr siedlung bei der Erstellu enstrasse). Budgets der lung der Struktur und des Verlaufs des (Projek t Neubau Reuten ages der Institutionen in der Altersbetreu- Institutionen der Altersb etreuung N Institutionen 4.6 Die Homep infor- enschaft Alterssiedlung Genossenschaft Alterss iedlung ung sowie der Genoss ormen. Pilotprojekts sowie der daraus entstan- mieren detailliert über die angebotenen Wohnf den Angebote folgen kann, gilt es, das Projekt in den Frauenfelder Gesamtkon- text zu stellen, worin sich Altersarbeit, Stadtplanung und Quartierentwicklung wurde im Quartier Ergaten-Talbach unter formulierten Legislaturziele des Depar- verbinden. aktiver Mitwirkung der Bevölkerung ein tements Alter und Gesundheit unter Entsprechend führen parallel ver- Aufwertungsprogramm lanciert, das so- Stadträtin Elsbeth Aepli Stettler: laufende Stränge zu AWIQ – die aber im wohl mit baulichen Massnahmen wie mit Grundsatz auf dem 2004 vom Stadtrat soziokulturellen Aktivitäten die Lebens- «Frauenfeld verfügt über ein verabschiedeten Realisierungsprogramm und Wohnqualität nachhaltig verbessern zeitgemässes Alterskonzept» Stadtentwicklung basieren. Dessen erste sollte. Dieses Projekt wurde gemeinsam beiden Ziele postulieren die Förderung mit der Metron AG und der Hochschule Das aus dem Jahr 2003 stammende einer solidarischen Stadtgemeinschaft Luzern realisiert. Alterskonzept sollte überarbeitet werden und die soziale Integration aller Al- und unter Einbezug der Erkenntnisse ters- und Bevölkerungsgruppen (Stadt Demografischer Wandel zeitgenössischer Altersforschung der Frauenfeld 2004:29). Der mit der Firma In der Legislaturperiode 2007 - Dynamik und dem Wandel des Alterns Metron AG, Brugg, auf der Grundlage ei- 2011 des Frauenfelder Stadtrats wurden Rechnung tragen. nes 2008 formulierten Leitbilds erarbei- die letzten Massnahmen des aus dem tete und 2011 verabschiedete Richtplan Jahr 2003 stammenden Alterskonzepts «Frauenfeld ermöglicht das Siedlung und Verkehr der Agglomeration der Stadt Frauenfeld umgesetzt. Unter Älterwerden zuhause» Frauenfeld hielt zum Thema «Quartier- anderem erstellte die Stadt 2008 - 2010 aufwertung» fest, dass die Lebens- und in der Nachbarschaft zum städtischen Es sollten Rahmenbedingungen ge- Wohnqualität sowie das Zusammenleben Alterszentrum Park die Parksiedlung schaffen werden, die älteren Menschen in den Quartieren durch gezielte Mass- Talacker mit 70 Alterswohnungen. ein selbstständiges Wohnen und Leben nahmen gefördert werden sollen. Die Die Stadt Frauenfeld hat sich aber im Quartier möglich machen. Gleichzei- verschiedenen Alters- und Sprachgrup- weiter intensiv mit dem demografischen tig sollten die Eigeninitiative gestärkt, pen im selben Lebensraum sollten dabei und gesellschaftlichen Wandel sowie der Nachbarschaftshilfe gefördert und aktiv an der Quartiergestaltung mitwirken Dynamik des Alterns auseinandergesetzt Unterstützungsangebote für betreuende (Stadt Frauenfeld 2011:59). Neben dem – und ihre Alterspolitik neu ausgerichtet. Angehörige geschaffen werden (Aepli Projekt AWIQ mit dem Fokus Altersarbeit Stellvertretend dafür stehen die 2011 Stettler 2011:13).
Inhaltsverzeichnis Druck Hauptseite | 9 Alterspolitik in Frauenfeld 2016 BOVIDEM 2015 SOCIUS 2015 Neuschaffung Amtsleitungsstelle Alter und Gesundheit 2014 AWIQ 2014 Anlaufstelle Alters- und Generationenfragen Im Jahr 2012 nahm eine aus allen rele- und praktischer Ebene bedingen. Die 2013 Alterskonzept II vanten Akteuren bestehende zwanzig- Stadt Frauenfeld sieht sich für die Schaf- 2012 Netzwerk altersfreundlicher Städte köpfige Projektgruppe die Arbeit auf, um fung passender Rahmenbedingungen 2011 Richtplan Siedlung und Verkehr ein neues Alterskonzept zu entwickeln. verantwortlich. Für die Umsetzung von 2010 Eröffnung Parksiedlung Talacker Zum Start des Projekts wurde ein Gene- Massnahmen sucht sie die Zusammenar- 2008 Leitbild Siedlung und Verkehr rationenworkshop mit der Bevölkerung beit mit der Bevölkerung sowie privaten 2004 Realisierungsprogramm durchgeführt. Die Fachbegleitung er- und öffentlichen Trägern und bindet Stadtentwicklung folgte durch Prof. Dr. Ulrich Otto, damals diese in die Verantwortung mit ein. 2003 Alterskonzept I Leiter Kompetenzzentrum Generationen Dabei betont das Alterskonzept an der Fachhochschule St.Gallen, heute die Beteiligung und Mitwirkung: Die Leiter Careum Forschung, Forschungs- Quartierbevölkerung sowie Institutionen, institut Kalaidos Fachhochschule Ge- Organisationen und Vereine der Frau- sundheit Zürich. Mit der Projektleitung enfelder Stadtquartiere sollen durch ein wurde pfiffner beratung GmbH betraut. partizipatives Vorgehen für das Thema Ende 2013 verabschiedete der Leben und Wohnen im Alter zuhause Stadtrat das Alterskonzept, das sich sensibilisiert und aktiviert werden. Indem dezidiert «weg von einem Versorgungs-, die Zielgruppen die Angebote selber ent- Pflege- und Heimkonzept» bewegt hat wickeln, soll sichergestellt werden, dass sich die Stadt Frauenfeld seit 2015 im (Alterskonzept 2013:9). Stattdessen baut auch nur solche Angebote entstehen, die Projekt SOCIUS der Age-Stiftung, in dem es auf ein solidarisches Miteinander aller einem echten Bedürfnis entsprechen. sie Dorfgemeinden in der Umgebung Generationen – und auf die Partizipa- dabei begleitet, bedürfnisorientierte Un- tion der Bevölkerung, um die Strategie Anlaufstelle Generationenfragen terstützungssysteme für ältere Menschen «ambulant vor stationär» umzusetzen. Bereits einige Monate nach der aufzubauen und untereinander aktiv Zugleich erhalten die positiven Aspekte Verabschiedung des Alterskonzepts 2013 Synergien zu nutzen. Zudem ist geplant, des Alterns mehr Raum. Das Konzept nahm im Sommer 2014 die städtische in AWIQ entwickelte Angebote auf trägt der Tatsache Rechnung, dass die Anlaufstelle für Alters- und Generati- andere Stadtquartiere zu übertragen; für älteren Menschen von heute und von onenfragen (seit 2016: Fachstelle) ihre die Lancierung eines Begegnungsortes in morgen deutlich gesünder, aktiver und Arbeit auf. Anfang 2014 startete AWIQ, einem anderen Quartier hat sich bereits mobiler als jede andere Generation im Herbst 2015 wurde die Stelle eines eine Freiwilligengruppe gebildet. zuvor sind. Der Wunsch der Bevölkerung, Leiters Amt für Alter und Gesundheit Die Stadt Frauenfeld ist ebenfalls zuhause im vertrauten Quartier alt zu geschaffen, die auch Projekt- und Quar- Mitinitiantin des 2013 gegründeten werden, erhält im Alterskonzept beson- tierarbeit leistet. Im vergangenen Jahr Schweizer Netzwerks altersfreundlicher deres Gewicht. 2016 startete mit BOVIDEM ein Projekt, Städte und hat dessen Aufbau massgeb- das die Stadt Frauenfeld demenzfreund- lich mitgestaltet. «Es werden klug aufei- Querschnittthema Altersarbeit licher gestalten will, indem sich einerseits nander aufbauend immer wieder weitere Das Alterskonzept 2013 versteht die professionellen Anbietende besser Projekte auf den Weg gebracht – als eine zeitgemässe Alterspolitik und Altersarbeit vernetzen, um damit ihre Leistungen für sukzessive Folge von Kristallisations- als Querschnittthemen, die eine gute die Bevölkerung einfacher zugänglich zu punkten, um die herum die angestosse- Kommunikation, Vernetzung und Zu- machen, und andererseits Angebote für nen Entwicklungen weiter wachsen und sammenarbeit verschiedener Stellen und die Entlastung betreuender Angehöriger Nachhaltigkeit zeigen können» (Hege- Akteure auf politischer, gesellschaftlicher geschaffen werden. Ebenso engagiert düs, Wepf, Otto 2017:20).
Inhaltsverzeichnis Druck Hauptseite | 11 Kapitel II | Der Weg zum Pilotprojekt: Konzept, Struktur, Projektverlauf und die entstandenen Angebote
Inhaltsverzeichnis Druck Hauptseite | 12 duellen Gegebenheiten in den jeweiligen 1 | Konzept und Ziele Stadtquartieren. In einem mehrstufigen, offen angelegten Partizipationsprozess mit Freiwilligen der Quartierbevölkerung und professionellen Dienstleistungsan- bietenden sollten im Kontext einer Sensi- bilisierung und Aktivierung für das Thema Im Zentrum der Alterspolitik der Stadt «Leben und Wohnen im Alter zuhause» Frauenfeld steht der strategische Grund- verschiedene Angebote und Strukturen satz «ambulant vor stationär». Da die entwickelt werden. individuelle Wohnautonomie im Alter Ebenso Teil der übergeordneten stark von der Ausgestaltung des Wohn- Zielsetzung war, dass das Projekt einen umfelds abhängig ist, will die Stadt nachhaltigen, partizipativen Prozess auf Frauenfeld Massnahmen fördern, die der Grundlage einer funktionierenden ältere Menschen darin unterstützen, Zusammenarbeit von älteren Menschen möglichst lange zuhause wohnen zu im Quartier, Institutionen, Freiwilligen bleiben. Quartiere, in denen die Versor- und Angehörigen zum Thema «Altern im Projektziele gungsqualität auf verschiedenen Ebenen Quartier» anstossen sollte. weiterentwickelt werden kann, begünsti- Das Quartier beleben und gen dieses Ziel. Gefördertes Projekt Unterstützung für ältere Menschen Altersgerechte Wohnoptionen, Unterstützt wurde das Projekt fördern. einfach erreichbare professionelle von der Age-Stiftung und der Stiftung ambulante Unterstützungsangebote, Gesundheitsförderung Schweiz. Die Das gesellschaftliche Engagement aktivierbare verwandtschaftliche und wissenschaftliche Evaluation erfolgte vor Ort fördern und stärken. nachbarschaftliche Netzwerke und eine durch Careum Forschung, Forschungs- gelebte solidarische Gemeinschaft in der institut Kalaidos Fachhochschule Ge- Konkrete Projekte im Bereich Stadt und im Quartier sind wesentliche sundheit Zürich. Mit der journalistischen Nachbarschaftshilfe starten. Erfolgsfaktoren, damit ein selbstständi- dokumentarischen Projektbegleitung ges, würdevolles Älterwerden zuhause wurde das Kommunikationsunterneh- Ideen für neue Wohnformen gelingen kann. men richtblick AG betraut. Das externe erhalten. Projektcontrolling erfolgte durch pfiffner Partizipatives Pilotprojekt beratung GmbH. Die Mitwirkung der Bevölkerung AWIQ diente hierbei als Pilotpro- Für die Umsetzung des Pilotpro- während des Pilotprojekts sicher- jekt, das beispielhaft Wege und Möglich- jekts beauftragte die Stadt Frauenfeld das stellen. keiten aufzeigen sollte, wie diese Ziele Institut für Soziale Arbeit der Hochschule erreicht werden können. Die im Projekt für angewandte Wissenschaften St.Gallen Die Zusammenarbeit der ambulanten gewonnenen Erkenntnisse sollen zudem (IFSA-FHS). Dabei wurde, korrespondie- Dienstleistungsanbietenden im in die weiteren Quartierprojekte einflies- rend mit den übergeordneten Zielen, fol- Gesundheits- und sozialen Bereich sen – unter Berücksichtigung der indivi- gende konkrete Zielsetzung formuliert: fördern.
Inhaltsverzeichnis Druck Hauptseite | 13 Das partizipative Vorgehen sollte eine durchgehende Mitwirkung aller Akteure sicherstellen. Auf diese Weise sollte nicht nur der Gedanke einer solidarischen und durch die Einwohnerinnen und Einwoh- ner mitgestalteten Stadt- und Quartier- gemeinschaft gefördert werden. Indem alle Beteiligten zur aktiven Mitwirkung angehalten werden, sollte auch sicherge- stellt werden, dass Angebote entstehen, die echten Bedürfnissen entsprechen. Das Kurzdorf-Quartier: Ein ideales Querschnittquartier für das Projekt Das Kurzdorf-Quartier in Frauenfeld ist für das Projekt AWIQ ausgewählt worden, weil es mit mehr als 6’500 Einwohnerinnen und Einwohnern das grösste Quartier der Stadt Frauenfeld ist, die breiteste soziodemografische Struktur aller Frauenfelder Viertel auf- weist und mit einem Anteil von über 15 Prozent an Menschen, die über 66 Jahre alt sind, eine relativ starke Alterung zeigt. Darüber hinaus gibt es im Quartier weder ein besonderes Wohnangebot für ältere Menschen noch einen öffentli- chen Begegnungsort, dafür aber einen besonders aktiven und engagierten Quartierverein. Im Hinblick auf die Übertragbar- keit der Erkenntnisse aus dem Pilotpro- jekt auf weitere Quartiere in der Stadt Frauenfeld erwies sich das Kurzdorf als optimales Querschnittquartier.
Inhaltsverzeichnis Druck Hauptseite | 14 zungskonzepte, welche Angebote auch 2 | Projektstruktur Operative Projektleitung lag tatsächlich umgesetzt werden können. bis zur Betriebsphase bei der Die operative Steuerung des Pro- Fachhochschule St.Gallen jekts und die Leitung aller Freiwilligen- gruppen oblag vom Projektstart bis zum Übergang der Angebote in die Betriebs- phase der Projektleiterin des IFSA-FHS, Das Projekt AWIQ war im Departement die somit als Bindeglied zwischen Steu- Alter und Gesundheit angesiedelt. Zum ergruppe und Freiwilligen besonders selben Departement gehört auch die seit intensiv in das Projekt involviert war. Sommer 2014 bestehende Anlaufstelle Mit dem Beginn der Betriebsphase der für Alters- und Generationenfragen (seit Angebote auf Anfang 2016 wechselte 2016: Fachstelle), die ein breites Bera- die Projektleitung von der IFSA-FHS zur tungs- und Auskunftsangebot für alle Amtsleitung Alter und Gesundheit. Fragen zum Alter und Älterwerden bietet. Der Amtsleiter war von der Be- Im September 2015 bewilligte der Ge- triebsphase an für die finanzielle Planung meinderat eine 70-Prozent-Stelle für ei- und Budgetierung zuständig. Zu Beginn nen Leiter Amt für Alter und Gesundheit war nicht klar geregelt, wer für die im Wissen, dass damit auch Projektarbeit übergeordnete Projektkommunikation u.a. in AWIQ geleistet werden kann. Der verantwortlich zeichnete, ob IFSA-FHS- neuen Stelle sollte im Projektverlauf Projektleitung oder Stadtverwaltung; noch eine wichtige Rolle zukommen. nachdem die Zwischenevaluation Ver- besserungspotential in der Öffentlich- Verwaltungsinterne Vernetzung keitsarbeit identifiziert hatte, wurde die Für die strategische Arbeit und Be- Kommunikationsverantwortung klar bei gleitung des Projekts wurde eine Steuer- genarbeit Frauenfeld, der Quartierverein der Stadtverwaltung angesiedelt und er- gruppe gebildet, bei der darauf geach- Kurzdorf und mit Martina Pfiffner Müller folgreich stabilisiert (Otto, Zanoni, Wepf tet wurde, dass sie die Perspektiven als Projektcontrollerin jene Fachperson 2015:12; Hegedüs, Wepf, Otto 2017:20). übergeordneter Akteure vereint und eine vertreten, die das Projekt zur Entwick- verwaltungsinterne Vernetzung möglich lung des neuen Alterskonzepts geleitet Intensiver Austausch macht. Vertreten waren mit drei Stadträ- hatte. Als Gast nahm die Fachstelle für Die IFSA-FHS-Projektleitung und ten die Departemente Alter und Gesund- Alters- und Generationenfragen an den Steuergruppe tauschten sich an traktan- heit, Gesellschaft und Soziales sowie Bau Steuergruppensitzungen teil. dierten Sitzungen und im persönlichen und Verkehr. Die Steuergruppe tagte zwei- bis Dialog aus. Der Kontakt zu den Freiwilli- Mit der Schaffung der Stelle dreimal pro Jahr und entschied insbe- gen erfolgte zwar vornehmlich über die per September 2015 nahm auch der sondere nach der Analysephase (siehe IFSA-FHS-Projektleitung, Mitglieder der Amtsleiter Alter und Gesundheit in der Projektverlauf S. 17), welche Projektideen Steuergruppe besuchten aber regel- Steuergruppe Einsitz. Darüber hinaus weiterverfolgt werden sollten, sowie mässig die Sitzungen der Arbeitsgrup- waren der Dachverband für Freiwilli- nach dem Ausarbeiten der Umset- pen. Zum Start des Projekts bestanden
Inhaltsverzeichnis Druck Hauptseite | 15 Auftraggeber Stadt Frauenfeld Steuergruppe Vertretungen aus dem Stadtrat: Elsbeth Aepli Stettler, Departement für Alter und Gesundheit Urs Müller, Departement für Bau und Verkehr Christa Thorner, Departement für Gesellschaft und Soziales Projektcontrolling: Echoraum/Vernetzung Martina Pfiffner Müller Projektleitung Quartierentwicklung Talbach Weitere: Präsident Quartierverein, Vertretung aus Dachverband Anlaufstelle für Alters- für Freiwilligenarbeit, Amtsleitung Alter und Gesundheit Projektleitung und Moderation und Generationenfragen (ab 2015) (IFSA-FHS, Sonya Kuchen) (ab 2016: Fachstelle) Projektgruppe (Quartierbevölkerung und Vertretungen von Institutionen, Vereinen, Verwaltung; Moderation/Fachbegleitung durch IFSA-FHS) Interessierte Bevölkerung/Institutionen, Vereine, Verwaltung – Moderation/Fachbegleitung: IFSA-FHS Arbeitsgruppe I Arbeitsgruppe II Arbeitsgruppe III Arbeitsgruppe X im Departement Alter und Gesundheit Kuchen 2016b:29). Als allerdings die neu Engagementzeit hat sich als förderlich keine personellen Strukturen, um eine geschaffene Amtsleitung Alter und Ge- für die Bereitschaft erwiesen, sich am permanente aktive Vertretung der Stadt sundheit ihre Arbeit im Herbst 2015 auf- Projekt oder an einer Projektphase zu in der Zusammenarbeit mit den Freiwil- nahm, änderte sich die Lage nachhaltig, beteiligen. Während ihrer Arbeit kamen ligen sicherzustellen. Insofern konnten der Kontakt zwischen den Freiwilligen die Freiwilligen auch mit anderen Abtei- die Erwartungen der Freiwilligen, im per- und der Stadt ist seither vertrauensvoll, lungen der Stadt in Kontakt und ver- sönlichen Dialog direkt mit der Stadt zu etabliert und produktiv. Eine offizielle netzten sich. Ebenfalls auf der Ebene der kommunizieren, zu Beginn nicht vollum- Übergabe bei der Eröffnung des Begeg- Freiwilligen engagierten sich die beiden fänglich erfüllt werden (Kuchen 2016a:7; nungsortes sorgte für Transparenz und Landeskirchen, auch der Quartierverein Akzeptanz in der Bevölkerung (Hegedüs, war konstant präsent. Wepf, Otto 2017:13). Mit dem Eintritt in die Betriebs- phase änderte sich auch die Verant- Rahmen der Freiwilligenarbeit wortung, die die Freiwilligen zu tragen Die Freiwilligen in den Arbeits- hatten. Beispielsweise galt es nun beim Transparente und kalkulierbare gruppen verpflichteten sich jeweils für Begegnungsort, rechtlich verbindliche Engagementzeit der Freiwilligen klar definierte Zeitspannen während Mietverträge zu unterschreiben oder als Erfolgsfaktor der Projektphasen und konnten sich Versicherungsfragen zu klären. Die Zu- danach neu für oder gegen ein weiteres sicherung seitens der Stadt, die Projekte Mitwirken entscheiden. Diese transpa- auch weiterhin mit Leistungen, kleineren rent kommunizierte und kalkulierbare Beiträgen und Beratung zu unterstüt-
Inhaltsverzeichnis Druck Hauptseite | 16 zen, brachten wichtige Sicherheit in die leitung den grössten Ausgabeposten. Prozesse. In einer Koordinationsgruppe In diesem Kontext ist es wichtig zu tauschen sich die Freiwilligen bis heute erwähnen, dass die Freiwilligen bis zur über die aktuelle Entwicklung ihrer An- Betriebsphase 2’400 Stunden nur schon gebote aus; die Amtsleitung Alter und in offizielle Arbeitsgruppensitzungen Gesundheit ist ebenfalls Teil dieser Koor- investiert hatten. dinationsgruppe, sodass ein strukturierter Austausch zu Verwaltung und politischen Behörden sichergestellt ist. Parallelprozess mit Organisationen Parallel zum Freiwilligenprojekt im Kurzdorf wurde ein Vernetzungsprozess der professionellen Dienstleistungesan- bietenden aus den Bereichen Gesundheit und Soziales auf gesamtstädtischer Ebe- ne lanciert. Basierend auf den Erfahrun- gen aus ähnlichen Projekten entschied Finanzierung Verwendung sich die IFSA-FHS-Projektleitung, den Arbeitsprozess mit den professionellen 375‘000 Institutionen und Organisationen von jenem mit der Bevölkerung zu trennen, 250’000 135’000 da die Kommunikations- und Arbeits- Age-Stiftung Projektleitung IFSA-FHS strukturen dieser beiden Zielgruppen zu unterschiedlich seien (Kuchen 2016:9). 124’000 75’000 Erstes Betriebsjahr Stadt Frauenfeld (Personalkosten, Sachaufwand) Budget Für das Gesamtprojekt standen 50’000 32’000 375’000 Franken zur Verfügung, wobei Stiftung Gesundheits- Journalistische förderung Schweiz Projektdokumentation die Age-Stiftung 250’000 Franken wäh- rend des drei Jahre dauernden Projektes 30’000 und die Stiftung Gesundheitsförderung Koordinationsfunktionen/ Schweiz 50’000 Franken beisteuerten. Controlling Stadt Frauenfeld Das städtische Budget wurde mit 75’000 30’000 Franken belastet; der Anteil der Stadt Wissenschaftliche Frauenfeld musste jährlich im Rahmen Evaluation der Budgetdebatte durch den Gemein- 24’000 derat freigegeben werden. Mit 135’000 Infrastruktur/Spesen/ Franken bildete die IFSA-FHS-Projekt- Anlässe/Flyer
Inhaltsverzeichnis Druck Hauptseite | 17 2017 NORMALER BETRIEB DEZEMBER IG Wohnen: Voraussichtlich Unterzeichnung Baurechtsvertrag für Bau der Siedlung JUNI Abschluss Projekt Überführung in normalen Betrieb 2016 3 | Projektverlauf MAI IG Wohnen verabschiedet Vision APRIL Das Pilotprojekt mit den Freiwilligen Start Nachbarschaftshilfe/Talentbörse gliederte sich in drei Phasen: Eine Vor- bereitungs- und Analysephase (März JANUAR Start Betriebsphase bis August 2014), in der die Ideen und Stufenweise Lancierung der Angebote, Visionen der Quartierbevölkerung zum Eröffnung «Kurz-Dorf-Träff», Thema Älterwerden im Quartier ermittelt Impulse AG Verkehr zuhanden Stadtbusverwaltung wurden; eine Konkretisierungsphase (September 2014 bis April 2015), während der die Freiwilligen Konzep- 2015 te zu jenen Ideen entwickelten, die sie UMSETZUNGSPHASE umzusetzen wünschten; eine Umset- DEZEMBER Umsetzungsphase abgeschlossen zungsphase (Mai 2015 bis Juni 2016), worin die Konzepte realisiert wurden, um MAI im Lauf des Jahres 2016 gestaffelt in den Start Umsetzungsphase Betrieb überführt werden zu können. Die konzipierten Projekte werden vorbereitet, damit der Betrieb der Angebote gestartet werden kann. Parallel wurde ein Vernetzungsprozess unter den professionellen Dienstleis- WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION A P R I L – Meilenstein 2 tungsanbietenden aus den Bereichen Konkretisierungsphase abgeschlossen Gesundheit und Soziales gestartet. Der KONKRETISIERUNGSPHASE gesamte Projektverlauf wurde von Care- 2014 um Forschung wissenschaftlich evaluiert. Im September 2015 sowie – nach dem ersten Betriebsjahr – im Frühling 2017 SEPTEMBER Start Konkretisierungsphase wurden die Ergebnisse der Evaluation in Die Projektideen werden ausgearbeitet und einem Bericht zusammengefasst. Die Er- Umsetzungskonzepte erstellt. Fünf Arbeitsgruppen: kenntnisse aus den Evaluationen flossen Angebote, Begegnungsort, Unterstützung, Verkehr und Wohnen. in die weitere Projektsteuerung mit ein. Im Juni 2017 fand das Projekt seinen A U G U S T – Meilenstein 1 Abschluss, die Angebote wurden in den Analysephase abgeschlossen normalen Betrieb überführt. DOKUMENTATION ANALYSEPHASE MÄRZ Start Analysephase Vorbereitungsgruppe Die Vorbereitungsgruppe mit über 20 Mitgliedern Im März 2014 konstituierte sich nimmt ihre Arbeit auf, Erhebungen im Kurzdorf durch Studierende der eine Gruppe von über 20 Freiwilligen aus Fachhochschulen St.Gallen und Luzern dem Kurzdorf, um bei der Vorbereitung
Inhaltsverzeichnis Druck Hauptseite | 18 Fünf Schwerpunktthemen Begegnung und Austausch Wohnen im Alter Verkehrsnetz, Dienstleistungen und Lebensraum Unterstützung fürs Leben im Alter Angebote und Anlässe im Kultur- und Freizeitbereich von AWIQ mitzuwirken. Sie waren einem Tage vor dem Eintreffen der Studieren- zeigten in ihren Ansprachen viel Wert- Aufruf in der lokalen Wochenzeitung den (Jakovac 2014:17.6); einige Frei- schätzung für die Arbeit der Freiwilligen. gefolgt. Gemäss der Projektleiterin Sonya willige versuchten mit grossem Einsatz An der Veranstaltung nutzten rund 30 Kuchen haben sich noch nie so viele an gut frequentierten Stellen wie dem Quartierbewohnerinnen und Quartier- Personen auf einen ersten Aufruf gemel- Quartierladen Interviewpartner zu finden. bewohner das Angebot, sich freiwillig zu det (Kuchen, Jakovac 2015:1). Diese erste Ebenso gestaltete sich der Miteinbezug melden, um in der nächsten Phase am Gruppe übernahm unter der Leitung der von Personen mit Migrationshintergrund Projekt mitzuarbeiten. Die Altersspanne IFSA-FHS-Projektleitung alle organisato- unter den Erwartungen, obwohl auch der Freiwilligen in dieser Gruppe lag zwi- rischen und inhaltlichen Vorbereitungen Flyer in verschiedenen Sprachen verteilt schen 30 und 70 Jahren, mehrheitlich sowie die Mobilisierung der Quartier- worden waren; diejenigen, die sich waren es Frauen; 13 Freiwillige hatten bevölkerung für die Erhebungsphase, engagierten, waren mehrheitlich jünger bereits in der Vorbereitungsgruppe mit- die im Juni 2014 stattfand. Diese erste und sehr gut integriert (Kuchen 2016:23). gearbeitet, 19 kamen neu hinzu. Freiwilligengruppe war aus Personen un- Das Fehlen eines oder mehrerer Migran- Die von den Studierenden zur Vi- terschiedlichen Alters und Geschlechts, tenvereine im Quartier, die als Trans- sualisierung der Ideen gestalteten Plakate verschiedener Herkunft und Wohndauer missionsriemen hätten dienen können, wurden im Quartier an verschiedenen im Viertel zusammengesetzt. könnte ein Hemmnis dargestellt haben, Stellen aufgehängt; ebenso wurden die die Gründe sind aber unklar. wichtigsten Informationen auf der Pro- Analysephase jekt-Website www.awiq.ch aufgeschaltet. Vom 22. bis 26. Juni 2014 waren 120 Personen an Präsentation In der Abschlusssitzung der Vorberei- rund 30 Studierende der Bereiche Soziale Die Auswertungen der Gesprä- tungsgruppe zogen die Freiwilligen Arbeit bzw. Soziokulturelle Animation der che durch die Studierenden ergab fünf ein positives Fazit ihrer Arbeit und der Fachhochschulen Luzern und St.Gallen Schwerpunktthemen aus der Bevöl- erzielten Ergebnisse. Die Zusammen- im Quartier unterwegs und führten 78 kerung: Begegnung und Austausch; arbeit innerhalb der Gruppe sowie mit Einzel- respektive vier Gruppenge- Wohnen im Alter; Verkehrsnetz, Dienst- der IFSA-FHS-Projektleitung wurde spräche mit der Quartierbevölkerung, leistungen und Lebensraum; Unterstüt- ebenfalls positiv bewertet. Beschäftigt um deren Ideen und Visionen für ein zung fürs Leben im Alter; Angebote und hat die Freiwilligen allerdings die Frage, Älterwerden im Quartier aufzunehmen. Anlässe im Kultur- und Freizeitbereich. ob auch genügend finanzielle Mittel Insgesamt wurden rund 200 Personen Insgesamt kamen rund 30 konkrete Ide- zur Verfügung stehen würden, um alle befragt, ein Teil der Befragungen fand en zusammen, wie das Älterwerden im Projekte umzusetzen. Sie bezogen sich spontan an hochfrequentierten Orten im Kurzdorf verbessert werden könnte. Die dabei auf Aussagen der Verantwortlichen Quartier statt. Studierenden präsentierten die Ergeb- bei der Stadt, wonach die finanzielle Die Freiwilligen engagierten sich nisse am 26. Juni 2014 an einer von den Lage der Stadt angespannt sei und man tatkräftig, machten aber die Erfahrung, Freiwilligen organisierten öffentlichen betont haushälterisch mit allen Ausgaben dass viele Menschen, die sie angefragt Veranstaltung im Kulturzentrum Eisen- umgehen müsse. Ebenso nahmen die hatten, nicht bereit waren, sich für ein werk, die von über 120 Personen besucht Freiwilligen wahr, dass sie in der Pro- Gespräch zur Verfügung zu stellen. «Ge- wurde. Den Anlass hatte die Vorberei- motionsarbeit für die Veranstaltung im sprächspartner zu finden ist harziger als tungsgruppe organisiert. Stadträtin Els- Eisenwerk mehr Unterstützung seitens gedacht», sagte Sonya Kuchen in einer beth Aepli Stettler und der Präsident des der Stadt gewünscht hätten (Kuchen Vorbereitungsgruppensitzung wenige Quartiervereins Kurzdorf, Roland Marti, 2014:9.9; Jakovac 2014:9.9).
Inhaltsverzeichnis Druck Hauptseite | 19 Konkretisierungsphase Begegnungsort Nach der Sommerpause begann im September 2014 die Konkretisie- Nachbarschaftshilfe rungsphase. In fünf Arbeitsgruppen, wel- che die Schwerpunktthemen abbildeten, Talentbörse einigten sich die Freiwilligen darauf, dass folgende 6 Ideen konkret umgesetzt Wohnen im Alter werden sollten: Optimierung Stadtbus (Haltestellen, Billettautomat) Liste aller Angebote für Menschen ab 50 Jahren Die Steuergruppe genehmigte die vorgeschlagenen Schwerpunkte und so erstellten die Freiwilligen unter tatkräfti- ger Mithilfe der IFSA-FHS-Projektleitung zwischen November 2014 und März 2015 die Detailumsetzungskonzepte. In den Arbeitsgruppen engagierten sich nicht nur Einwohnerinnen und Ein- wohner, ebenso nahmen Mitarbeitende der reformierten und katholischen Kir- che, eine Vertretung des Dachverbands für Freiwilligenarbeit Frauenfeld sowie eines privaten Dienstleistungsanbieten- den teil. Intensive Konzeptarbeiten Diese Projektphase, die sich durch strategisch-abstrakte Konzeptarbeit auszeichnete, war für die Freiwilligen herausfordernd und intensiv, zumal sie dem Projektvorgehen nach auch selber dafür verantwortlich waren, die Konzepte zu verfassen. Gerade in dieser Phase war die professionelle und enge Begleitung Studierende bei der Präsentation der Ergebnisse durch die IFSA-FHS-Projektleitung sehr
Inhaltsverzeichnis Druck Hauptseite | 20 Konzeptarbeit in der Arbeitsgruppe Umsetzungsphase Von Frühling 2015 an setzten die Freiwilligen die Konzepte in den einzel- nen Arbeitsgruppen um. Die zeitliche Belastung und die organisatorischen und administrativen Anforderungen stiegen in dieser Phase noch einmal. Gleichzeitig akzentuierte sich völlig unabhängig vom Projektverlauf das Thema Finanzen: Das Budget der Stadt wurde einem Referendum unterzogen, sodass gerade im ersten Quartal des Jahres die städtischen Behörden nur äusserst limitiert agieren konnten, zumal auch der städtische Beitrag zur Finanzie- rung von AWIQ jährlich im Rahmen der Budgetdebatte durch den Gemeinderat freigegeben werden musste. wichtig und nutzbringend, sodass im 30. März 2015 deren Realisierung mit den Verunsicherung wegen Finanzen Ergebnis nicht nur durchdachte und einzelnen Arbeitsgruppen. Jene Gruppe, Bis zur Annahme des Budgets am belastbare Umsetzungskonzepte ent- die eine ausführliche Zusammenstellung 26. April 2015 durch die Stimmbürge- standen, sondern auch die Motivation aller bestehenden kulturellen und sport- rinnen und Stimmbürger bestimmte das der Freiwilligen trotz Anforderungen wie lichen Angebote für Personen ab 50 Thema die öffentliche Diskussion – und in der Berufswelt hoch blieb (Kuchen Jahren innerhalb des Quartiers Kurzdorf verunsicherte die Freiwilligen im Projekt 2016:30). und dem ganzen Stadtgebiet erarbei- AWIQ zusätzlich: Deren Rezeption der Gleichwohl war in dieser Projekt- tet hatte, übergab die Aufstellung im während des Jahres 2014 seitens der phase zu beobachten, dass es den Frei- Frühling 2015 der Fachstelle für Alters- Steuergruppe gemachten Hinweise auf willigen nicht einfach fiel, die Konzepte und Generationenfragen; diese nutzt die den für Frauenfeld bezeichnenden haus- zu schreiben – ausser sie hatten in einem Informationen bis heute, um Interessierte hälterischen Umgang mit Finanzmitteln beruflichen Kontext schon ähnliche zu informieren. Die Gruppe kam zum wurde Anfang 2015 durch die öffentliche Arbeiten gemacht. Die Schlussredakti- Schluss, dass bereits sehr viele gute An- Diskussion über das Budgetreferendum on der Dokumente erledigte dann die gebote vorhanden sind, sodass entgegen dahingehend beeinflusst, dass sie sich IFSA-FHS-Projektleitung. dem in der Erhebungsphase von der Sorgen machten, ob ihre Angebote in Bevölkerung geäusserten Wunsch nach der Betriebsphase finanziert werden Angebote ausreichend mehr Angeboten, kein objektiver Bedarf könnten. Als weiteren Meilenstein-Entscheid besteht, weitere Angebote zu schaffen. Die Steuergruppe reagierte und in- erteilte die Steuergruppe schliesslich die Die Freiwilligen lösten ihre Gruppe auf formierte transparent, ebenso wurde ein Freigabe für die eingereichten Umset- und verteilten sich auf die übrigen Ar- Treffen der Freiwilligen sowie der Steu- zungskonzepte und beschloss am beitsgruppen (Kuchen 2015:25.3). ergruppe mit den drei Stadträten aus den
Inhaltsverzeichnis Druck Hauptseite | 21 Bereichen Alter und Gesundheit, Bau und Verkehr sowie Bevölkerung und Soziales und dem im März neu gewählten und am 1. Juni 2015 ins Amt eingetretenen Stadtpräsidenten organisiert. Diese Veranstaltung fand im Juni 2015 statt. Sie «offenbarte sich als Treffen mit dem Stadtrat: wichtiger Anerkennungsanlass für Wichtiger Anerkennungsanlass für die Freiwilligen» (Kuchen 2015:9) – und die Freiwilligen als relevanter Vernetzungspunkt. In der Folge etablierte sich beispielsweise ein direkter Dialogkanal zwischen dem Bau- departement und den Freiwilligen aus der IG Wohnen, womit diese nun Zugang zu Fachleuten aus dem Departement bekamen. Im Herbst 2015 erhielt das De- partement für Alter und Gesundheit mit Urban Kaiser einen Amtsleiter, nachdem das Budget für die Stelle bewilligt wor- den war. Zu dessen Aufgaben gehörte nicht nur die Unterstützung der Freiwil- Treffen der Freiwilligen, der Steuergruppe und dem Stadtrat ligen im Projekt AWIQ, sondern auch die Übernahme der Projektleitung nach reits Ende 2015 ihre Vorschläge zuhan- Ablauf des IFSA-FHS-Auftrags per Ende den des Amtsleiters Stadtbus vorgestellt. Umsetzungsphase. Grosse Professionalität der Freiwilligen Betriebsphase Die Projekte starteten alle gut in Am Dreikönigstag 2016 präsen- die Betriebsphase, das erste Jahr diente tierten die Freiwilligen der Quartierbe- dabei unter enger Begleitung und Un- völkerung die erarbeiteten Angebote; terstützung der Amtsleitung Alter und die von rund 150 Personen besuchte Gesundheit dazu, Erfahrungen zu sam- Veranstaltung im Kulturzentrum Eisen- meln und die Angebote entsprechend werk markierte zugleich den Start des zu optimieren. «Mich beeindruckt die Begegnungsorts «Kurz-Dorf-Träff» und Professionalität der Betriebsgruppen», die Übergabe der externen Projektleitung erklärte Amtsleiter Urban Kaiser in einem an die Amtsleitung Alter und Gesundheit. Interview, «und ihr ausgeprägter Sinn für Im April folgte die Lancierung der pragmatische Lösungen und realistische Nachbarschaftshilfe und Talentbörse, im Zielsetzungen» (Jakovac 2016:11.7). Mai veröffentlichte die IG Wohnen ihre Im August 2016 lud die Amtslei- Projektvision; die AG Verkehr hatte be- tung Bevölkerung, Politik und Projekt-
Inhaltsverzeichnis Druck Hauptseite | 22 teilnehmende zu einem Tag der offenen tement über die Vernetzung der pro- lichen, besteht eine Koordinationsgrup- Tür in den Begegnungsort, um über den fessionellen Dienstleistenden sowie die pe, worin sich die Freiwilligen mit dem aktuellen Stand der Angebote zu infor- finanziellen und strukturellen Parameter Quartierverein, dem Dachverband für mieren. Parallel dazu wurde ein achtsei- des Projekts orientierte. Freiwilligenarbeit sowie mit der Stadt tiger Newsletter im Kurzdorf und in den austauschen. benachbarten Stadtteilen verteilt. Abschlussfeier Zudem bietet die Abteilung Alter Im Juni 2017 schliesslich fand und Gesundheit den Freiwilligen auch Politik informierte sich eine öffentliche Feier zum offiziellen weiterhin Beratung, Hilfestellungen bei Mehrere Gemeinderäte nutzten Abschluss des Projekts und die Über- Kontaktaufnahmen mit anderen Institu- die Gelegenheit, um sich vor Ort über führung der Angebote in den normalen tionen und Organisationen – und nicht den Projektstand berichten zu lassen. Betrieb statt. In erster Linie handelte es zuletzt auch finanzielle Unterstützung im Am 6. September 2016 veranstaltete sich dabei um eine Anerkennungsfeier möglichen Rahmen. das Departement Alter und Gesundheit für die Leistungen der Freiwilligen. Prä- erneut einen Informationsanlass, dieses sentiert wurden auch die Ergebnisse der Mal bildete der Gemeinderat die Haupt- Schlussevaluation. zielgruppe; dabei stellten die Freiwilligen Um eine Kommunikation der ihre Angebote vor, während das Depar- kurzen Wege untereinander zu ermög- Abschlussveranstaltung mit den Freiwilligen Freiwilligen-Stunden in den Arbeitsgruppen 2’400 Freiwillige in den Betriebsgruppen (2017) 75 Sich in AWIQ engagierende Organisationen 30+
Inhaltsverzeichnis Druck Hauptseite | 23 Kommentar | «AWIQ entspricht einem Bedürfnis» Das Pilotprojekt AWIQ hat sich sehr sinnvolle nachberufliche Tätigkeit suchen erfreulich entwickelt: Das freiwillige und sich entsprechend auch als Frei- Engagement ist beachtlich, die Ange- willige engagieren, sei es in städtischen bote sind über das Kurzdorf hinaus in Initiativen wie AWIQ oder in unzähligen der ganzen Stadt bekannt. So kommen anderen Aktivitäten in Vereinen, Orga- bereits aus anderen Quartieren Anfragen, nisationen, in der Nachbarschaft oder in wann und wie bei ihnen beispielsweise der Familie, namentlich bei der Kinderbe- ein Begegnungsort eröffnet werden treuung. Mit der 2015 neu geschaffenen könnte. Ganz offensichtlich entspricht Amtsleitungsstelle ist personelle Konti- AWIQ einem Bedürfnis der Frauenfelder nuität in der Organisation und Koordina- Bevölkerung: Mit dem Pilotprojekt ist tion von Freiwilligenarbeit gewährleistet, belegt, dass die Nachfrage da ist und sich was ein wichtiger Erfolgsfaktor für ein das Angebot in Frauenfeld mit Freiwilli- gutes Gelingen ist – ganz besonders gen umsetzen lässt. auch bezüglich Vernetzung von Men- schen, Institutionen und Angeboten zum Der Stadtrat ist offen für den Wunsch, Wohle der ganzen Stadt. Elsbeth Aepli Stettler ist Vorsteherin entsprechende Angebote auf andere des Departements für Alter und Gesund- Quartiere zu übertragen. Wichtig dabei heit der Stadt Frauenfeld. Sie war Mitglied ist es, Wissen und Erfahrungen aus dem der Steuergruppe des Pilotprojekts AWIQ, Pilotprojekt Interessierten aus anderen das in ihrem Departement angesiedelt Quartieren zugänglich zu machen, damit war. sie die gewonnenen Erkenntnisse nutzen können, um ein auf ihre eigenen Bedürf- nisse angepasstes Angebot zu schaffen. So ist es möglich, dass auch in Zeiten knapper städtischer Finanzen etwas ent- stehen kann, das eine breite Wirkung hat. Zufriedenes und gesundes Älterwerden im Quartier ist ein wichtiges Mittel, um der demografischen Entwicklung zu begegnen − und entsprechend auch ein Schwerpunkt der Legislatur 2015 - 2019. In den vergangenen 15 Jahren ist die Anzahl der Personen in Frauenfeld, die über 65 Jahre alt sind, um 30 Prozent gestiegen: von 3’200 auf heute 4’330, im Jahr 2020 werden es 5’300 sein. Zum allergrössten Teil handelt es sich um aktive und gesunde Menschen, die eine
Inhaltsverzeichnis Druck Hauptseite | 24 4 | Parallelprozess Vernetzung professionelle Dienstleistungsanbietende Professionelle Dienstleistungsanbieten- tes Potential für die älteren Menschen de aus den Bereichen Gesundheit und gehoben werden könnte. Längst wüssten Soziales sind zentrale Akteure im Sozial- noch nicht alle Institutionen, welche raum, da nicht alles, was das Älterwerden Angebote vorhanden seien, die Zusam- im Quartier anbelangt, an Freiwillige menarbeit mit den Hausärzten müsste delegiert werden kann. In diesem Teil- verbessert werden (Kuchen 2015:5.3). Vernetzung, projekt sollte korrespondierend mit den Kooperation, Synergien, Als Vision formulierten die Teilnehmen- Projektzielen die Zusammenarbeit unter gemeinsame Plattform den, dass Synergien in Zukunft besser den Organisationen, Institutionen und genutzt und Kooperationsvereinbarun- Vereinen gefördert werden, die einen gen gemacht werden sollten, damit sich Beitrag zum Älterwerden im Quartier die verschiedenen Dienstleistungsan- leisten – um in Frauenfeld der Ein- zeigte es sich allerdings bald, dass unter bietenden auf ihre Kernkompetenzen schätzung von Dr. Markus Leser, Leiter den teilnehmenden Organisationen ein konzentrieren und damit Doppelspurig- Fachbereich Alter von Curaviva Schweiz, klares Bedürfnis besteht, sich gegenseitig keiten vermeiden könnten. Eine ge- entgegenzuwirken: «Gerade das Schwei- besser kennenzulernen. meinsame Plattform könnte schliesslich zerische Gesundheitswesen besteht aus der Summe vieler Einzelkämpfer» (Leser, Synergien nutzen Stuhlmann, Giroud 2011:10; Hegedüs, An diese Tatsache anknüpfend lud Wepf, Otto 2017:17). das Departement im März 2015 zu einer Grossgruppenveranstaltung. Dieses Mal Gegenseitiges Kennenlernen hatten sich 29 von 34 Organisationen Der Auftakt erfolgte im September angemeldet. Ein Impulsreferat zu den 2014 mit einem Informationsanlass, Auswirkungen der demographischen zu dem das Departement Alter und Entwicklung auf die Zusammenarbeit der Gesundheit und die IFSA-FHS-Projekt- Dienstleistungsanbietenden für ältere leitung alle relevanten Akteure geladen Menschen leitete über zu einem gemein- haben, um über das Pilotprojekt AWIQ samen Workshop nach dem methodi- zu informieren. An diesem ersten Anlass schen Ansatz der Zukunftskonferenz. nahmen 11 Institutionen, Organisationen Die Teilnehmenden stellten fest, dass in und Vereine teil – rund ein Drittel der Frauenfeld zwar ein gut entwickeltes An- infrage kommenden Dienstleistungsan- gebot besteht, in einer verbesserten Zu- bietenden. Während der Veranstaltung sammenarbeit aber noch viel ungenutz- Kooperation fördern
Inhaltsverzeichnis Druck Hauptseite | 25 alle Angebote verbinden und damit der Im November 2016 wurde schliesslich Bevölkerung einen einfachen Zugang das «Netzwerk altersfreundliches Frau- zum passenden Angebot ermöglichen. enfeld» mit 31 Personen aus 29 Organi- Darüber hinaus sollten Freiwillige mit sationen gegründet. Geplant sind zwei Schulungen unterstützt werden. bis drei Netzwerkveranstaltungen pro Jahr (Hegedüs, Wepf, Otto 2017:17 - 19; Netzwerk gegründet Kuchen, Maag 2015; Kuchen 2016:9 - 15, Um detaillierte Informationen über 25). die bestehenden Angebote und zur Kooperation der professionellen Dienst- leistungsanbietenden zu erheben, lan- cierte die IFSA-FHS-Projektleitung eine umfassende Onlinebefragung. Daran beteiligten sich 23 von 30 angeschriebe- nen Organisationen; in einem Workshop im Februar 2016 formulierten die 17 anwesenden Dienstleistungsanbieten- den – worunter die für die Altersarbeit wichtigsten Organisationen vertreten waren – die aus ihrer Sicht relevanten Handlungsfelder: Die Fachstelle für Alters- und Ge- nerationenfragen soll in Zukunft die Koordination der vielen Angebote im ambulanten Bereich übernehmen. Um besser untereinander zu koope- rieren, sollen regelmässige Treffen stattfinden mit dem Ziel, sich besser kennenzulernen und ein engmaschi- ges Netzwerk Alter aufzubauen, zu dem auch der Aspekt der Freiwilligenarbeit gehört. Pflegende und betreuende Angehöri- ge sollen gezielt mit Weiterbildungsver- anstaltungen unterstützt werden. Workshop mit professionellen Dienstleistungsanbietenden (Februar 2016)
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