DROGENKURIER magazin des jes-bundesverbands

 
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DROGENKURIER
           magazin des jes-bundesverbands
mai 2021
 nr. 126
DROGENKURIER magazin des jes-bundesverbands
editorial       DROGENKURIER

                                                      Liebe Leserinnen und Leser, Förderinnen
IMPRESSUM
                                                      und Förderer des DROGENKURIER,
Nr. 126, Mai 2021
Herausgeber des DROGENKURIER:                         liebe Freundinnen und Freunde des
JES*-Bundesverband e. V.                              JES-Bundesverbands
Wilhelmstraße 138
10963 Berlin
Tel.: 030/69 00 87-56
Fax: 030/69 00 87-42
Mail: vorstand@jes-bundesverband.de
www.jes-bundesverband.de                              1.581 MENSCHEN starben im letzten Jahr an Überdosierungen, durch Suizide,
                                                      sowie an den Langzeitfolgen eines Lebens mit Drogen unter den Bedingungen
DAH-Bestellnummer: 102126                             der Prohibition. Im Topthema dieser Ausgabe haben wir uns mit diesem traurigen
ISSN: 2512-4609                                       Ergebnis auseinandergesetzt, das für uns auch das Ergebnis einer Drogenpolitik
Auflage: 4.500 Exemplare
                                                      ist, die nicht anerkennt, dass das strafbewehrte Totalverbot von Erwerb und Besitz
                                                      illegalisierter psychoaktiver Substanzen verheerende Ergebnisse hervorbringt.
Redaktion: JES-Bundesvorstand,
Dirk Schäffer
Mitarbeit: M. Wiese, S. Kottsieper,                   ES REICHT UNS – WIR WOLLEN ÜBERLEBEN dies rufen wir den politisch
T. Greiwe, M. Vogel, J. Strasser                      Verantwortlichen in Bund, Ländern und Kommunen zu. Sie allein können die
                                                      rechtlichen Rahmenbedingungen verändern, unter denen jedes Jahr tausende
                                                      Konsument*innen versterben und Millionen täglich Risiken durch den Konsum von
                                                      Schwarzmarktsubstanzen eingehen. Daher stellen wir in dieser Ausgabe mögliche
                                                      Regulierungsmodelle vor.

                                                      KRITIK UND KOOPERATION das ist unsere Strategie im Umgang mit
                                                      politisch Verantwortlichen. Für einige mag dies inkonsequent klingen, aber der
                                                      JES Bundesverband will mit den politisch Verantwortlichen weiter kooperieren
                                                      und im Gespräch bleiben. Daher haben wir uns entschieden Frau Ludwig,
                                                      als Drogenbeauftragte der Bundesregierung für die Schirmherrschaft des
                                                      Gedenktages 2021 anzufragen. Sie hat bereits zugestimmt. Dies bedeutet
                                                      allerdings nicht, dass wir die kritische Auseinandersetzung einstellen. Ganz
                                                      im Gegenteil, dort wo wir fehlerhafte Entscheidungen sehen und politisches
                                                      Agieren falsch einschätzen, werden wir die Politik hart und fair kritisieren.
                                                      Dort wo wir politisches Handeln positiv bewerten, wie z. B. im Bereich der
                                                      Substitutionsbehandlung werden wir unterstützend wirken.
Titelfoto: www.drogenbeauftragte.de
Layout, Satz: Carmen Janiesch

                                                                                       MAI 2021
Druck: onlineprinters.de

                                                                     T H E D A T E 5 .
Der DROGENKURIER wird                                           SAVE
                                                                                 stit                         ution
                                                                  Aktionstag Sub
unterstützt durch:
(Nennung in alphabetischer Reihenfolge)
Camurus, Deutsche Aidshilfe e. V.,
GL Pharma, Hexal, INDIVIOR,
Sanofi Aventis
                                                      SEID FREUNDLICH ZUR DROGENSELBSTHILFE dieses Kooperationsprojekt
                                                      zwischen dem JES-Landesverband und dem -Bundesverband hat zu weiteren
* Junkies, Ehemalige, Substituierte
                                                      Auszeichnungen geführt. Wir freuen uns sehr euch in dieser Ausgabe weitere, für
Die Nennung von Produktnamen bedeutet keine
                                                      ihre Selbsthilfeförderung ausgezeichnete Einrichtungen vorstellen zu können.
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www.jes-bundesverband.de                        topthema
Foto: kaninstudio/AdobeStock.com

                                   Es reicht –
                                   Wir möchten überleben!
                                   1. 581 Drogentodesfälle – Politik im Bund, Land und Kommunen muss Handeln

                                   Es erscheint wie ein jährlich wieder-                                                     Ländern seit vielen Jahren versucht.
                                   kehrendes Ritual, wenn das Bundesmi-       Repression und                                 Ohne jeglichen Erfolg.
                                   nisterium für Gesundheit in Person der                                                       Die Politik hat kein Mittel der Gewalt,
                                   Drogenbeauftragten die Zahl der Dro-       Drogenhilfe – ein                              der Anarchie und der Dynamik des Dro-
                                   gentodesfälle verkündet. Trauerbekun-      nebeneinander ohne                             genschwarzmarktes etwas entgegenzu-
                                   dungen und Hinweise was zu tun ist         Erfolg für beide Seiten                        setzen. Verbraucher- und Jugendschutz
                                   damit sich dieses endlose Elend ver-                                                      sind unter den Bedingungen der Prohi-
                                   ändert, reichen aber nicht mehr aus.       Wirklich allen ist klar, dass allein mit       bition nicht existent. Selbst die Polizei
                                   Millionen Menschen die illegalisierte      einem Mehr an Maßnahmen der Scha-              glaubt nicht wirklich, dass sie eine An-
                                   psychoaktive Substanzen konsumieren,       densminderung und einer strikten Ver-          gebotsreduktion erreichen kann. Weit
                                   ihre Freund*innen und Angehörigen          folgung der organisierten Kriminalität         weniger als schätzungsweise 5 % der auf
                                   sowie weite Teile des Hilfesystems sind    nichts auszurichten ist. Denn dies ist         den Markt geworfenen Drogen werden
                                   mit der Geduld am Ende.                    exakt das, was die Politik in Bund und         konfisziert.

                                                                                                                         3
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topthema                DROGENKURIER

                                                                                                                         Es gilt hierbei die Kontrolle über einen

                                                                                         Foto: urbazon/istockphoto.com
                                                                                                                         völlig deregulierten Markt zu bekom-
                                                                                                                         men. Dies ist der erste Schritt für eine
                                                                                                                         Drogenpolitik, die nach dem „Krieg
                                                                                                                         gegen die Drogen“ Menschenwürde, Ge-
                                                                                                                         sundheitsschutz und Glaubwürdigkeit in
                                                                                                                         den Fokus nimmt und nicht glaubt mit
                                                                                                                         repressiven Mitteln den Umgang mit
                                                                                                                         Substanzen reduzieren zu können.
                                                                                                                            Es ist ein Weg, der auf evidenzbasier-
                                                                                                                         ter Wissenschaft und nicht auf Glauben
                                                                                                                         und Moral gründet. Die „Global Commis-
                                                                                                                         sion on Drug Policy (GCDP)” hat mit ih-
                                                                                                                         ren Berichten Meilensteine gesetzt, wel-
                                                                                                                         che Schlüsse aus dem globalen Versagen
                                                                                                                         der Begrenzung des weltweiten Drogen-
                                                                                                                         marktes und seinen negativen Konse-
                                                                                                                         quenzen zu ziehen sind. Niemand kann
                                                                                                                         sagen, dass es sich hier um eine An-
                                                                                                                         sammlung von Drogenbefürwortern und
                                                                                                                         Anarchist*innen handelt.

   Handelsrouten werden ständig ver-            Drogenpolitik ohnehin stärker als eine
ändert und selbst teilweise drakonische         anachronistische Ausnahmepolitik, die
                                                                                                                         Politische
Strafen schrecken Groß­händ­ler*innen,          bei Lichte betrachtet nicht effizient, nicht                             Verantwortung bedeutet
Verkäufer*innen und Kon­su­ment*innen           effektiv ist – und es nie war!                                           auch sich den Ursachen
nicht ab. Zu groß, zu verführerisch, die           In Deutschland – wie in vielen ande-
Aussicht auf das prohibitionsbefeuerte          ren Ländern – klammern sich viele daran,
                                                                                                                         zuzuwenden
schnelle Geld oder es geht einfach nur          dass vielleicht auch durch „gute Drogen-
um das Überleben. Es ist also höchste           hilfeangebote“ das Drogenproblem zu lö-                                  Uns liegt es fern die Drogenbeauftragte
Zeit sich intelligente Modelle der Dro-         sen ist. Dabei existieren Repression und                                 fortwährend an den Pranger zu stellen.
genkontrolle und Drogenregulierung zu           Hilfe nicht friedlich nebeneinander: Bei-                                Aber Frau Ludwig, Sie sind die Verant-
überlegen. Die gegenwärtige Drogenpoli-         des beeinflusst, und verformt sich gegen-                                wortliche der Bundesregierung und die
tik unternimmt noch nicht einmal einen          seitig. Die rechtlich-gesundheitlich-sozi-                               Bilanz ist gelinde gesagt eine Katastro-
Versuch der Regulierung: Strafandrohun-         alen Folgen der Strafverfolgung spürt                                    phe. Dies ist nicht nur Ihre Verantwor-
gen der Verfolgungsbehörden und Ver-            jede/r Konsument*in einer illegalisierten                                tung, aber wir erwarten, dass Sie sich
haltensappelle der Hilfeleistenden sind         Substanz. Prostitution, Diebstahl, Gewalt,                               einer offenen Debatte stellen. Auch Sie
lediglich Symbolträger eines Scheiterns.        Gefängnis, Maßregelvollzug, Ausgren-                                     spüren, dass die Prohibition und die hier-
                                                zung, Psychiatrie, Verlust des Arbeits-                                  mit einhergehende Kriminalisierung mit
                                                und Ausbildungsplatzes, Schulverweise.                                   mehr als 300.000 zur Anzeige gebrach-
Was sind intelligente                           Dies sind nur Schlaglichter der Dimensi-                                 ten Delikten zu 80 % Menschen trifft, die
                                                onen des Unglücks Betroffener und deren                                  Hilfe statt Strafe benötigen. 1.581 Drogen-
Modelle der Regulation                          Partner*innen und Angehöriger.                                           todesfälle sind ein unübersehbares Zei-
des Drogenmarktes?                                                                                                       chen dafür, dass wir grundlegend etwas
                                                                                                                         verändern müssen. Die Kritik aus vielen
Wir fangen nicht bei Null an: Bei legalen                                                                                gesellschaftlichen Gruppen zielt auf die
Substanzen bekannte, eingeführte und            Wir brauchen einen                                                       fortwährende Weigerung sich den Ursa-
bewährte Modelle können wir auf Re-             evidenz­basierten                                                        chen für diese katastrophalen Ergebnis-
gulierungen für jetzt noch illegale Subs-                                                                                se zuzuwenden. ˜
tanzen übertragen. In einer Gesellschaft
                                                Diskurs über alternative
hoher Regulierungsdichte erscheint diese        Wege                                                                        Dirk Schäffer und JES-Bundesverband

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                                                                                                     Foto: openrangestock/AdobeStock
10 Jahre Weltkommission
für Drogenpolitik
Anlässlich des 10-jährigen Bestehens der vielleicht beeindruckendsten und wichtigsten
Organisation im Feld der Drogenpolitik, der Global Commission on Drug Policy
(Weltkommission für Drogenpolitik) wollen wir das Thema „Regulierung“ aufgreifen

Angesichts der sehr weit auseinanderlie-                      und fortschrittlicher Strategien in den
genden Vorstellungen über das Vorgehen                        einzelnen Staaten vollziehen können.
in der Drogenpolitik wird eine umfas-                         Reformbefürworter*innen werden vieler-
sende internationale Reform der Kon-                          orts immer noch beschuldigt, „nachsichtig
ventionen nur schwer zu erreichen sein.                       gegenüber Kriminalität“ oder „pro-Dro-
Eine Erneuerung oder Modernisierung                           gen“ zu sein, während jene, die den Status
des internationalen Drogenkontrollre-                         Quo der Drogenpolitik verteidigen, rheto-
gimes wird sich somit voraussichtlich                         risch gerne mit „Nulltoleranz“ und einer
nur über die Umsetzung alternativer                           „drogenfreien Gesellschaft“ punkten.

                                           6
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Es herrscht Aktivität in                      5 Wege für eine neue                            halten, schrecken Menschen davon ab,
                                                                                              sich zu outen und in Behandlung zu be-
Sachen Regulierung,                           Drogenpolitik                                   geben.
Entkriminalisierung und

                                                                                              3.
Legalisierung                                 Die Global Commission on Drug Poli-
                                              cy schlägt fünf Wege vor, wie das glo-                   Kriminellen Organisationen
Die Legalisierung von Cannabis über den       bale Drogenkontrollregime verbessert                     die Macht entziehen und Ge-
medizinischen Gebrauch hinaus ist in          werden kann: Um die Drogenkriminali-            walt und Unsicherheit, als Folge ihres
Uruguay und Kanada vollzogen. Portugal,       tät und die Macht und Gewinne des or-           Kampfes um Marktanteile untereinan-
hat bereits 2001 ein alternativer Kurs zur    ganisierten Verbrechens zu schmälern,           der und mit dem Staat, vermindern.
Kriminalisierungsstrategie eingeschla-        empfiehlt die Kommission den Regie-
gen. Der Besitz von allen illegalen Drogen    rungen, die Drogenmärkte zu regulieren          Die Strafverfolgung auf der Angebots-
für den persönlichen Konsum wird nur          und brutale Banden zu verfolgen, an-            seite müssen neu ausgerichtet werden,
noch als Ordnungswidrigkeit gewertet.         statt Konsument*innen zu jagen und zu           von unerreichbarer Marktbekämpfung
Dabei entscheiden im Falle von Verstö-        bestrafen.                                      zu erreichbarer Verminderung von Ge-
ßen speziell geschaffene Kommissionen                                                         walt, die im Zusammenhang mit dem

                                             1.
zur Vermeidung des Drogenmissbrauchs                                                          Handel steht. Die Strafverfolgung soll-
über zu treffende Maßnahmen.                         Gesundheit und Sicherheit der            te sich auf die schädlichsten, problema-
   In den USA haben bisher 16 der 50                 Gemeinschaft an die erste Stel-          tischsten und gewalttätigsten Teile der
amerikanischen Bundesstaaten sowie            le setzen. Dies bedeutet eine Ände-             Branche konzentrieren.
der Bundesdistrikt und Regierungssitz         rung der strategischen Prioritäten und

                                                                                              4.
Washington D.C. Cannabis als Rausch-          der Ressourceneinteilung. Weg von ge-
mittel für Personen ab 21 Jahren legali-      scheiterter Strafverfolgung und hin zu                     Experimente im Bereich der
siert. Die Bundesstaaten in denen Canna-      erprobten Gesundheits- und Sozial-                         legalen Marktregulierung von
bis für Personen über 21 Jahren legal ist,    maßnahmen.                                      zurzeit illegalen Drogen sollen erlaubt
sind Alaska, Arizona, Colorado, Illinois,                                                     und erwünscht sein, angefangen bei,
Kalifornien, Oregon, Maine, Massachu-         Herkömmliche Ziele und Maßstabe – wie           aber nicht limitiert auf Cannabis.
setts, Michigan, Montana, Nevada, New         die Anzahl zerstörter Labore, die Menge
Jersey, New Mexico, New York, Vermont         beschlagnahmter Drogen, die Zahl der            Wir können viel lernen von den Erfolgen
sowie Washington (Bundesstaat). Auch          Inhaftierungen und Strafanzeigen, Ver-          und Misserfolgen der Regulierung von
auf Hawaii sowie in North Dakota, Min-        urteilungen und wegen Drogendelik-              Alkohol, Tabak, Arzneimitteln und an-
nesota und Wisconsin wird zurzeit (Feb-       ten – haben keine positiven Ergebnisse          deren Produkten und Aktivitäten, die für
ruar 2021) die Legalisierung von Canna-       gebracht. Wichtiger sind Ziele und Maß­         Einzelne und die Gesellschaft potenziell
bis für den Freizeitkonsum vorbereitet. In    stäbe, die darauf abzielen, drogenbeding-       gesundheitsschädigend waren und sind.
Virginia wurde im April 2021 die Legali-      te Schäden wie tödliche Überdosierungen         Es braucht neue Versuche, die einen le-
sierung des Besitzes und des Anbau von        und HIV/Aids, Hepatitis und andere              galen, aber limitierten Zugang zu Drogen
Cannabis zum Freizeitkonsum beschlos-         Krankheiten zu vermindern genauso wie           erlauben, die heute nur illegal erhältlich
sen. Diese Regelung tritt zum 1. Juli 2021    verbotsbedingte Schäden wie Kriminali-          sind. Drogen mit einer verantwortungs-
in Kraft.                                     tät, Gewalt, Korruption, Menschenrechts-        bewussten legalen Regulierung unter
                                              verletzungen, Umweltprobleme und die            Kontrolle zu bringen, scheint der wirk-
Als erster Bundesstaat entkrimina-            Macht krimineller Organisationen.               samste Weg, die erheblichen Schäden
lisierte Oregon sogar den Besitz klei-                                                        des globalen Drogenprohibitionsregimes

                                             2.
ner Heroin und Kokain. Künftig gilt                                                           zu vermindern und die Ziele der öffent-
dies nicht mehr als Straftat, sondern                   Die Kriminalisierung des Dro-         lichen Gesundheit und Sicherheit voran-
nur noch als zivilrechtliches Verge-                    genkonsums und Drogenbe-              zutreiben.
hen. Zudem wurde dort der Kauf hal-           sitzes stoppen.

                                                                                              5.
luzinogener Pilze, sogenannter „Magic
Mushrooms“, zu therapeutischen Zwe-           Die Kriminalisierung von Drogenge-                      „Drogen sollen nicht reguliert
cken für über 21-Jährige erlaubt. Die         brauch und -besitz hat keinen Einfluss                  werden, weil sie harmlos sind,
Referenden fanden zeitgleich mit der          auf das Ausmaß des Drogenkonsums in             sondern genau, weil sie gefährlich sein
US-Präsidentschaftswahl statt.                einer offenen Gesellschaft. Solche Ge­          können.“ (GCDP)

                                                                                          7
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Es existieren mindestens fünf grund-
sätzliche Möglichkeiten, wie das Ange-
bot und die Verfügbarkeit von Drogen
                                                  3.       Modell des lizenzierten Ver-
                                                           kaufs – Lizenzierte Verkaufs-
                                                  stellen vertreiben risikoärmere Drogen
                                                                                                Unser Fazit: Die internationalen Dro-
                                                                                                genkontrollregime haben ihre Bindekraft
                                                                                                verloren, weil viele Länder vom Erfolg
reguliert werden können. Alle werden              unter streng geregelten Lizenzbedin-          und Nutzen der Prohibition schlicht nicht
bereits auf bestehende Produkte ange-             gungen, die Preis, Marketing, Verkauf         mehr überzeugt sind. Diese internationa-
wendet:                                           an Minderjährige und obligatorische Ge-       len Abkommen grundlegend zu verän-
                                                  sundheits- und Sicherheitsinformationen       dern erscheint aufgrund von Russland,

1.
                                                  auf Verpackungen überwachen. Weniger          Japan, Saudi-Arabien und anderen Län-
        Modell der ärztlichen Verschrei-          streng reglementierte Beispiele sind Spiri-   dern, die heute teilweise noch die Todes-
        bung (Drogenkonsumeinrich-                tuosenhandlungen und Tabakläden.              strafe praktizieren, ausgeschlossen.

                                                  4.
tungen) Die risikoreichsten Drogen,                                                                 Gefragt sind nationalstaatliche alter-
können von qualifizierten und lizenzierten                                                      native Modelle wie in Portugal und vie-
                                                           Modell des lizenzierten Ver-
medizinischen Fachleuten an registrierte                                                        len US-Bundesstaaten, aber auch Kana-
                                                           kaufs (mit Vor-Ort-Konsum)
Drogenabhängige verschrieben werden.                                                            da. Dies bedeutet, dass alle die, die vom
                                                  – Wie Pubs, Bars oder Cannabisshops
Die diamorphingestützte Behandlung ist                                                          Modell der Prohibition und der damit ver-
                                                  verkaufen lizenzierte Lokale risikoärmere
ein bereits funktionierendes Modell in vie-                                                     bundenen Strafbewährung des Erwerbs
                                                  Drogen für den Konsum vor Ort. Lizenz-
len Ländern, wenn auch mit deutlich zu                                                          und Besitzes auch geringer Mengen zum
                                                  bedingungen sind ähnlich streng geregelt,
überarbeitenden Reglementierungen.                                                              Eigenbedarf nicht überzeugt sind, die po-
                                                  wie beim lizenzierten Verkauf.
                                                                                                litisch Verantwortlichen vom möglichen

2.                                                5.
                                                                                                Erfolg der Regulierung und Entkrimina-
          Modell der spezialisierten Apo-                   Modell des unlizenzierten Ver-      lisierung auch jenseits von Cannabis zu
          theke – Lizenzierte medizinische                  kaufs – Als genügend sicher         überzeugen. ˜
                                                                                                                             Dirk Schäffer
Fachleute nehmen für eine Reihe von Dro-          eingestufte Drogen wie Koka-Tee benö-
gen eine Gatekeeper-Funktion ein und              tigen geringe oder keine Lizenzierung,        Quellen: u https://transformdrugs.org
ermöglichen so den Verkauf. Mögliche zu-          kontrolliert wird nur die Einhaltung der      after-the-war-on-drugs-blueprint-for-regu-
sätzliche Kontrollen sind eine Lizenzierung       vorgeschriebenen Produktions- und Han-        lation u https://www.globalcommissio-
der Käufer oder Mengenbeschränkungen.             delsstandards.                                nondrugs.org/

                                                  PODIUMSDISKUSSIONEN                           ARBEITSGRUPPEN
  Internationaler                                 •	Der Umgang mit offenen Drogen­             •	Welche Bedeutung hat das

  Akzept Kongress                                    szenen – welche Strategien können
                                                     helfen
                                                                                                   Bundesteilhabegesetz (BTHG)
                                                                                                   für die Drogenhilfe?
  am 11. und 12. Juni                                                                           • Gendersensible Arbeit
  nun Online                                      PLENARVORTRÄGE                                •	Geflüchtete und kultursensible
                                                  •	Drogenhilfe in der Covid19 Pandemie           Arbeit – Schulungsmethoden
  Diejenigen die sich mit dem Arbeitsan-          • Harm Reduction bei Cannabis
  satz der akzeptierenden Drogenarbeit            •	Harm Reduction Strategien in Bezug         ALLE INFORMATIONEN
  beschäftigen und sich in vielfältiger              auf Alkohol und Tabak                      ZUR ANMELDUNG UNTER:
  Weise über Neuigkeiten informieren              • Substitution bei Kokainkonsum               u https://www.akzept.eu
  möchten kommen am internationalen                                                               oder per Mail an
  Akzept Kongress nicht vorbei. Auf-              KURZVORTRÄGE (Blitzlichter)                   u akzeptbuero@yahoo.de
  grund der Pandemiebedingungen hat               • DRUCK-Studie 2.0
  sich akzept dazu entschieden den                • Housing first
  Kongress am 10. und 11. Juni 2021               • Selbsthilfefreundliche Einrichtung
  als Onlineveranstaltung durchzuführen.          • HCV-Eliminierung bis 2030
                                                  • „Autsch“ –Trauma und Sucht
  Die Vielfalt der Themen und                     •	PSB – neue Entwicklungen ohne
  Methoden ist kaum zu übertreffen:                  Muss

                                              8
DROGENKURIER magazin des jes-bundesverbands
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leben mit drogen                           DROGENKURIER

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                                                                                                     Fotos: J. Strasser
                                                                                                                          nahme auch primären Sniffenden endlich
                                                                                                                          ein rauschakzeptierendes Therapieange-
                                                                                                                               bot bei schwerer therapieresistenter
                                                                                                                                    Opioidabhängigkeit. Die bisher
                                                                                                                                        erhältliche Option der Tab-
                                                                                                                                          letteneinnahme war hier
                                                                                                                                           unzureichend, nicht zuletzt
                                                                                                                                            deswegen, weil einige Pa­
                                                                                                                                            tient*innen die Tabletten
                                                                                                                                            zermörsern und nasal ein-
                                                                                                                                           nehmen, was vermutlich
                                                                                                                                         mit einer höheren Gefahr
                                                                                                                                       von Komplikationen behaftet
                                                                                                                                  ist.
                                                                                                                               Des Weiteren leidet eine Vielzahl der
                                                                                                                          Pa­tient*innen in HegeBe nach langjähri-
                                                                                                                          gem intravenösem Drogenkonsum an
Patient in der Schweiz konsumiert Diaphin nasal; Ausschnitt: Spritze mit Nasalapplikator                                  damit einhergehenden Spritzenabszes-
                                                                                                                          sen, Ulcera, Lymphadenitis, welche die

Heroingestützte
                                                                                                                          Möglichkeit zur intravenösen Applikati-
                                                                                                                          on deutlich einschränken. Andere sprit-
                                                                                                                          zen das Medikament intramuskulär, was
                                                                                                                          zu Abszessen, Verhärtungen oder Blutun-

Behandlung –
                                                                                                                          gen führen kann.

                                                                                                                          Die nasale Applikation eines
                                                                                                                          Substituts

jetzt auch nasal                                                                                                          Die Anflutung nach nasaler Einnahme
                                                                                                                          kommt derjenigen der intramuskulären
                                                                                                                          Einnahme nahe. Auch wenn die Daten-
                                                                                                                          grundlage hierfür noch fehlt, darf davon
Die heroingestützte Behandlung                          der Schweiz zunächst nur in spritzbarer                           ausgegangen werden, dass sie deutlich
(HegeBe) ist in der Schweiz seit mittler-               Form zu verordnen. Menschen, die Opi-                             weniger risikoreich und komplikations-
weile mehr als 25 Jahren fester Bestand-                oide rauchten oder snifften, wurde kein                           trächtig ist.
teil der Behandlungsmöglichkeiten für                   entsprechendes Angebot gemacht.                                      Eine weitere Gruppe, für die der nasa-
opioidabhängige Patient*innen. In 23                       Seit Beginn der Nuller Jahre besteht in                        le Einnahmeweg vorteilhaft sein kann,
Zentren werden weit über 1.000 Pa­ti­ent­               der Schweiz auch die Möglichkeit, DAM                             sind diejenigen mit schweren Erkran-
*innen mit Diacetylmorphin (DAM), also                  in Tablettenform zu erhalten. Allerdings                          kungen der Lunge, wie beispielsweise
pharmazeutischem Heroin, behandelt.                     stellt sich bei oral eingenommenem DAM                            fortgeschrittener COPD. Bei dieser Grup-
   Im Vergleich zu anderen verwende-                    aufgrund der langsameren Anflutung                                pe kann die Injektion von DAM zu deut-
ten Opioiden, vor allem Methadon, L-Po-                 kein „Kick“ oder „Flash“ ein.                                     lichen Abfällen in der Sauerstoffversor-
lamidon, Buprenorphin und retardiertem                                                                                    gung führen – bis hin zur Notwendigkeit
Morphin, kann DAM bei dieser Patien-                    Die rauschakzeptierende                                           der Unterstützung durch das Personal
tengruppe zu deutlich besseren Behand-                  Behandlung                                                        mit Sauerstoffgabe oder sogar Wieder-
lungsergebnissen führen. Insbesondere                   Im Sinne der rauschakzeptierenden Be-                             belebungsmassnahmen. Da mit der na-
Behandlungsabbrüche und der Konsum                      handlung, die manche Patient*innen be-                            salen Einnahme geringere Spitzenkon-
nicht verordneter Substanzen sind ver-                  nötigen und über die wir vor einiger Zeit                         zentrationen der Opiate im Blut erreicht
mindert.                                                an dieser Stelle berichtet haben, ist dies                        werden, ist diese im Vergleich zur intra-
   Nichtsdestotrotz zeigten sich in der                 jedoch in der Regel nicht ausreichend.                            venösen Applikation sicherer und führt
Vergangenheit immer wieder Grenzen                      Seit einiger Zeit wird daher in Basel DAM                         zu einer deutlich weniger stark ausge-
dieser Behandlungsform. So war DAM in                   auch intranasal angeboten.                                        prägten Sauerstoffabnahme.

                                                  10
www.jes-bundesverband.de                       leben mit drogen

Eine Studie soll Klarheit bringen
Seit diesem Jahr läuft in der Schweiz
eine begleitende Studie zur nasalen
Einnahme des DAM, an der die Mehr-
zahl der Behandlungszentren beteiligt
ist. Die Studie erfasst Einnahmefor-
men, Beikonsum und Gesundheit der
teilnehmen­d en Patient*innen über
einen Zeitraum von drei Jahren. Sie
wird Rückschlüsse auf die Akzeptanz
dieser Behandlungsform, ihre Effek-
tivität und ihre Verträglichkeit erlau-
ben. Darüber hinaus wird auch die
subjektive Einschätzung dieser Ein-
nahmeform durch die Patient*innen
erfasst.
    Die nasale Einnahme erfolgt mit ei-
nem Atomisierer, der auf eine Kanü-
le aufgeschraubt wird. Die nasalen
Strukturen sind individuell sehr unter-

                                              Die Hepatitis-C-
schiedlich ausgeprägt, in der Regel las-
sen sich aber nur relativ geringe Dosen
bis 50 mg DAM pro Nasenloch appli-
zieren. Dafür kann die Einnahme nach

                                              Berater-Box
einer kurzen Zeitspanne von wenigen
Minuten wiederholt werden, so dass
sich Dosen um die 200 mg (2 x 50 mg
pro Nasenloch) einnehmen lassen.
Ob diese Dosierungen für eine effek-          Mitarbeiter*innen von Drogenberatungs-       Beratungssituation die passende Lösung:
tive Therapie ausreichen und ob sie           stellen können den Nutzer*innen ihrer        Es gibt beispielsweise eine Videobroschü-
durch ein orales Opioid ergänzt wer-          Einrichtungen heute einiges zum Thema        re mit leicht verständlichen Erklärfilmen,
den müssen, um Entzugssymptome zu             Hepatitis C anbieten, da in den letzten      die in sieben Sprachen Wissen zu Hepati-
verhindern oder eine ausreichend lan-         Jahren ein vielfältiges Portfolio an Medi-   tis C vermitteln („Ein Leben ohne Hepa-
ge Wirkung zu erreichen, werden die           en und Methoden entwickelt wurde.            titis C – es ist einfacher, als du denkst!“).
Erkenntnisse der Studie zeigen.                  Ein zielgruppengerechtes Informati-       Mit einer Minischulung in Form eines
    Die bisherigen Erfahrungen sind           onsangebot zu Hepatitis C ist besonders      Spiralaufstellers lässt sich z. B. unkom-
überwiegend positiv. Für manche Pa­           wichtig, weil Drogengebraucher*innen         pliziert eine Kurzintervention durchfüh-
ti­ent*­­in­nen sind allerdings Dosierung     die am stärksten von HCV betroffe-           ren. Die Box enthält außerdem Aufklä-
und Anflutung nicht ausreichend. Die          ne Gruppe sind und ein fehlendes Test-       rungsbroschüren in sieben Sprachen im
Be­­hand­­ler*innen in der Schweiz hof-       und Behandlungsangebot massive Fol-          Hosentaschenformat, für Nutzer*innen
fen aber, mit dieser Anwendungsform           gen für ihre Gesundheit und ihr Leben        der Einrichtung. Zudem dienen Poster
die HegeBe effektiver und patienten-          haben kann. Die Hepatitis C-Berater-         u. a. als Blickfang um wichtige Botschaf-
zentrierter gestalten zu können und           Box bietet Mitarbeiter*innen in Aids-        ten zu vermitteln. Einfach ein Komplett-
neue Patient*innen zu gewinnen, für           und Drogenhilfen und allen anderen           paket! ˜
die bisher keine geeignete Therapie-          Multiplikator*innen in diesem Feld ein
form angeboten werden konnte. Up-             weiteres interessantes Tool, das Unter-      Interesse geweckt?
dates folgen. ˜                               stützung bei der Beratung und Informa-       Weitere Informationen, Kontakt- und
                                              tion bietet.                                 Bestellmöglichkeiten sind hier zu fin-
           Marc Vogel, Psychiatrische            Die hochwertigen Bestandteile der         den u https://www.m-ove.info
                Dienste Thurgau und           Beraterbox, die von der GILEAD Sciences
         Hannes Strasser, Universitäre        GmbH in Kooperation mit Prak­ti­ker*­                  Mit freundlicher Unterstützung
         Psychiatrische Kliniken Basel        innen entwickelt wurden, bieten für jede                    von Gilead Sciences GmbH

                                                                                      11
leben mit drogen                                     DROGENKURIER

Erste Erfahrungen mit dem
Safer Crack Use Container
Aufgrund des unübersehbaren Anstiegs von User*innen die Pulverkokain in rauchbare Kristalle
(Crack) umwandeln, hatte sich der JES-Bundesverband entschlossen ein komplettes Set von
Konsumutensilien zusammenzustellen. Eine Zwischenbilanz.

                                                                   Neben diesem Ziel galt es auch den Kon­   Veränderte Neuauflage soll
                                               Foto: privat

                                                                   sument*innen wichtige Informationen       Be­darfen noch besser entsprechen
                                                                   zur risikoreduzierten Herstellung von     Nichts ist so gut, dass es nicht besser ge-
                                                                   Crack sowie zur Relevanz der Vermei-      macht werden kann. So haben wir uns
                                                                   dung der gemeinsamen Nutzung von          aufgrund der Rückmeldungen entschlos-
                                                                   Pfeifen zu vermitteln.                    sen eine weitere Alternative von Sieben
                                                                                                             dem Set beizulegen. Dies ist darin be-
                                                                   3.000 Safer Crack Use Container           gründet, dass es Rückmeldungen gab,
                                                                   im Hilfesystem angekommen                 dass die Hochleistungssiebe schnell ver-
                                                                   Die Rückmeldungen der ebenfalls ver-      stopfen und die Nutzer*innen das Aus-
                                                                   sandten Evaluationen zeigt, dass die      brennen der Filter zumeist ablehnen.
                                                                   Sets bei den Nutzer*innen gut ankom-         Zudem wurde die begleitenden Kurz-
                                                                   men und auch der Abgabepreis von 2 €      information überarbeitet. Sie enthält
                                                                   angemessen scheint. Bereits nach kurzer   nun eine bebilderte Anleitung zur Nut-
                                                                   Zeit (etwa 3 Monate) waren 3.000 Sets     zung der Siebe. Das Ziel ist, dass Kon­
                                                                   vergriffen. Die Rückmeldungen ermu-       sument*innen sie so nutzen, dass das
                                                                   tigen uns daher, eine leicht veränderte   Durchbrennen verhindert wird, und
                                                                   und verbesserte Neuauflage dieses Pro-    Verbrennungen an den Lippen oder im
Safer Crack Use Container                                          jekts anzustreben.                        Mundraum vermieden werden. ˜

                                                                                                               5.000 Sets stehen nun zur
                                                                                                               Verfügung
                                                                                                               Da JES nun den Bedarf im Hilfe-
                                                                                                               system besser einschätzen kann,
                                                                                                               haben wir uns entschlossen das
                                                                                                               Projekt mit einer erhöhten Auflage
                                                                                                               erneut aufzulegen. Wichtig war uns
                                                                                                               den Abgabepreis von 2 € beibehal-
                                                                                                               ten zu können.
                                                                                                               Das dem DROGENKURIER beilie-
                                                                                                               gende Bestellformular bietet die
                                                                                                               Möglichkeit, den Safer Crack Use
                                                                                                               Container zu bestellen und die Pa-
                                                                                                               lette der Konsumutensilien in Ein-
                                                                                                               richtungen mit niedrigschwelligen
                                                                                                               Angeboten zu erweitern.

Neue Anleitung in der Kurzinformation, Quelle: JES-Flyer 2021
                                                                                                                                   JES-Bundesvorstand

                                                              12
www.jes-bundesverband.de        leben mit drogen

   DEINE THERAPIE IST
   EINSTELLUNGSSACHE

    Sprich mit deinem
     Arzt über deine
   Dosierung, bevor der
      Suchtdruck zu
        stark wird.

Mit der richtigen Einstellung leben.
                                                     13
leben mit drogen                  DROGENKURIER

JES ehrt weitere
Einrichtungen
für ihre Unterstützung

                                                                                                                                     Foto: privat
Bereits in den letzten Ausgaben des
DROGENKURIER stellten wir unser
großes Projekt eines Zertifikats für Ein-
richtungen vor, die sich in besonderer
Weise um die Förderung der Drogen-
selbsthilfe verdient gemacht haben. Wir
freuen uns sehr, dass es Einrichtungen
gibt, die sich für diese Auszeichnung
beworben haben. Zudem haben sich
JES-Landesverband und Bundesver-
band entschieden einige Organisationen
dieses Zertifikat proaktiv zu verleihen.

Die Aids Hilfe Braunschweiger Land
Die 1985 gegründete Braunschweiger Aidshilfe
bezog 1987 ihre heutigen Räumlichkeiten in der
Eulenstraße in Braunschweig. Bereits nach der
Gründung des JES-Netzwerks im Jahr 1989 war
die Braunschweiger Aidshilfe einer der Eckpfei-
ler der Drogenselbsthilfe. Stephanie Schmidt,
Mitarbeiterin der AH Braunschweig gehörte
als Drogen gebrauchende Frau über viele Jahre
dem JES-Sprecherrat an und war bis zu ihrem
Tod in unserem Netzwerk aktiv. Auch nach
dem Tod von Stephanie leistete die Aidshilfe       Thomas Fabian AH, Andreas Canal JES, Elke Kreis AH, Stefan Ritschel JES und Kai Zayko
bei dem schwierigen Prozess der Förderung von      AH Leitung, bei der Übergabe des Zertifikats
Drogenselbsthilfe maßgebliche Unterstützung.
Die Braunschweiger AIDS-Hilfe versteht sich
dabei als Begegnungsstätte nicht nur für Men-

                                         14
www.jes-bundesverband.de                                     leben mit drogen

schen mit HIV und Aids, sondern auch als                   Im Jahr 2001 bekam die Drobel die                      große Freude der Drobel das Zertifikat
Ort für unterschiedliche Selbsthilfegrup-               offizielle Anerkennung als Fachstelle                     als drogenselbsthilfefreundliche Einrich-
pen. Heute ist Thomas Fabian ein wich-                  für Sucht und Suchtprävention Seit Be-                    tung zu verleihen.
tiger Ansprechpartner für alle Fragen                   ginn der Arbeit der Drobel bewiesen die
rund um das Thema Drogenselbsthilfe                     Mitarbeiter*innen und insbesondere                        Drogenhilfe Kiel-Ost
in Braunschweig.                                        Thomas Tschirner viel Gespür für die Ein-                 Die Drogenhilfe Kiel Ost in der Johan-
   Mit dem Zertifikat bedanken wir uns                  beziehung Drogen gebrauchender Men-                       nisstraße 55 ist eine Beratungsstelle für
bei den Mitarbeiter*innen und Vorstän-                  schen in die Arbeit der Drobel.                           Konsumenten illegaler Drogen und deren
den der Braunschweiger Aidshilfe für ihr                   Dort wird Drogengebraucher*innen,                      Angehörige. Sie bietet seit vielen Jahren
außerordentliches Engagement der För-                   als Nutzer*innen der Einrichtung oder                     allen Menschen, die ihre Einrichtung
derung von Drogengebraucher*innen                       ehrenamtlich Tätigen auf gleicher Au-                     aufsuchen einen niedrigschwelligen Zu-
und der Selbstorganisation von Dro­gen­                 genhöhe begegnet. Dies zeigt sich auch                    gang zu Unterstützungsangeboten im
gebraucher*innen.                                       in der Förderung der hiesigen JES-Grup-                   Rahmen ihres akzeptierenden Konzepts.
                                                                                                                  Das heißt, dass Drogengebraucher*innen
                                                                                                                  ihre Anliegen formulieren und die
Foto: privat

                                                                                                                  Mitarbeiter*innen alles tun, um die for-
                                                                                                                  mulierten Anliegen zu erfüllen. Zudem
                                                                                                                  ist die Drogenhilfe Kiel Ost ein Unter-
                                                                                                                  stützer der Initiative JES Kiel. Für die
                                                                                                                  JES-Gruppe in Kiel ist diese strukturel-
                                                                                                                  le und ideelle Unterstützung von großer
                                                                                                                  Bedeutung. Beispielhaft ist z. B. die Aus-
                                                                                                                  richtung des jährlich stattfindenden Ge-
                                                                                                                  denktags am 21. Juli, der gemeinsam von
                                                                                                                  JES und der Drogenhilfe vorbereitet und
                                                                                                                  durchgeführt wird. Auf Initiative der JES-
                                                                                                                  Gruppe Kiel wurde die Drogenhilfe Kiel
                                                                                                                  Ost mit dem Zertifikat „drogenselbsthil-
                                                                                                                  fefreundliche Einrichtung“ ausgezeich-
                                                                                                                  net. Die Verleihung wurde von Andreas
                                                                                                                  Canal dem Koordinator der JES-Nord-
                                                                                                                  schiene und Mitglied von JES Kiel vor-
                                                                                                                  genommen.
Von links: Gisela Kruse (Drobel) Kirstin Cibuk (Selbsthilfe & Drobel) Thomas Tschirner (Drobel) und Stefan
Ritschel (JES Bundesvorstand)                                                                                     „Für unsere Mitarbeiter*innen ist es un-
                                                                                                                  heimlich wertvoll von den Ideen und
Drogenberatung Lehrte (Drobel)                          pe. Die Drobel praktiziert sehr eindrück-                 dem Engagement akzeptierender Dro-
Die Fachstelle für Sucht- und Suchtprä-                 lich, wie Beteiligung und Förderung von                   genselbsthilfe zu lernen und zeitgleich
vention Drobel Lehrte e.V. arbeitet seit                Drogenselbsthilfe aussehen kann.                          gemeinsam die positiven Effekte zu un-
1994 in der Beratung und psychosozia-                                                                             terstützen und auch nach außen hin dar-
len Betreuung von Menschen mit einer                    „Die Kooperation mit der bei unserer                      zustellen. Für die Zukunft möchten wir
Suchterkrankung so wie in der Sucht-                    Fachstelle ansässigen Selbsthilfe ist nicht               uns aber nicht auf dieser Auszeichnung
prävention. Der Verein gründete sich                    immer konfliktfrei und bindet Energie.                    ausruhen, sondern möchten die gleichbe-
anfangs im Rahmen der Substitutions-                    Trotz zeitweise hochkochender Emotio-                     rechtigte Teilhabe der Selbsthilfe weiter-
behandlung von Opiatkonsument*innen.                    nen bleibt die Zusammenarbeit für mich                    hin aktiv fördern und bewusst einbinden.“
Idee und Konzept entstanden in einer                    persönlich eine Ehre und ich freue mich                                          Klaas Kindermann
Lehrter Arztpraxis, welche die fehlende                 auf die gemeinsamen Herausforderun-
Betreuung, der dort substituierten Pati-                gen der kommenden Jahre.“                                 Deutsche Aidshilfe
enten bemängelte, aber innovativ han-                                          Thomas Tschirner                   Wenn es eine „Ureinrichtung“ gibt, die
delte und die Gründung des Vereins in                                                                             die Förderung von Selbsthilfe seit fast
die Wege leitete, sowie die Grundfinan-                 Daher war es Stefan Ritschel vom JES-                     vier Jahrzehnten verkörpert, dann ist es
zierung übernahm.                                       Bundesvorstand und Kirsten Cibuk eine                     sicher die Deutsche Aidshilfe. Aus ihrer

                                                                                                             15
leben mit drogen                           DROGENKURIER

                                                                                                                                                     Foto: Bente Kruska
v.l.: Tina Abel, Birthe Kruska, (Drobs) Andreas Canal (JES), Klaas Kindermann (Drobs) Dr. Laudien (Diakonie)

Initiative entstand 1989 das JES-Netz-                   ligen Aufgaben an Drogenhilfen in ih-                   gement, seit der Gründung unseres Netz-
werk und fortan stand die Deutsche Aids-                 rer Stadt übertrugen und sich vor allem                 werks. ˜
hilfe mit dem damaligen Slogan „Recht                    auf die Unterstützung von Menschen mit
auf Rausch“ an der Seite von JES. Die                    HIV und später dann Hepatitiden fokus-                  Das JES-Netzwerk freut sich weiter auf
langjährige Finanzierung der bundes-                     sierten.                                                Bewerbungen von interessierten Einrich-
weiten JES-Koordination aus Eigenmittel                     Mit der Auszeichnung als „Drogen-                    tungen. Alle weiteren Informationen zu
war zur damaligen Zeit überaus wertvoll                  selbsthilfefreundliche Einrichtung“ dank-               diesem Projekt gibt es unter u https://
um den Auf- und Ausbau des JES-Netz-                     te das JES-Netzwerk der Deutschen Aids-                 bit.ly/3a4iPNm.
werks zu unterstützen.                                   hilfe für ihre außergewöhnliches Enga-                                             Dirk Schäffer
   Noch heute gehört die Förderung von
Selbsthilfe und von Drogenselbsthilfe
                                                                                                                                                                          Foto: privat

zur DNA der Bundesgeschäftsstelle und
des Gesamtverbands. Dies wird allein
daran deutlich, dass noch heute die ent-
sprechenden Personalstellen in der Ge-
schäftsstelle von Fachleuten mit engem
Bezug zu den jeweiligen Zielgruppen be-
setzt werden. Dies gilt nicht nur für das
Thema Drogen, sondern auch MSM, Men-
schen mit HIV, Migration, Internationa-
les, usw.
   Selbstverständlich war auch, dass mit
dem verstärkten Aufkommen von Ein-
richtungen und Angeboten der akzep-
tierenden Drogenarbeit und dem Aus-
bau niedrigschwelliger Angebote in den                          v.l.: Silke Klumb (Geschäftsführung DAH), Claudia Schieren (JES-Bundesvorstand), Peter Stuhlmüller
90er Jahren, Aidshilfe viele ihrer dama-                        (DAH Geschäftsführung)

                                                   16
www.jes-bundesverband.de                                     leben mit drogen

                       Wege aus der
                    Opioid-Abhängigkeit

                                                                                                                             DE-NPR-1900019 / 201908

Opioid-Abhängigkeit ist eine Krankheit, die sich gut indi-          Ausstiegs. Sowohl für Menschen mit Opioid-Abhängigkeit
viduell behandeln lässt. Der erste Schritt auf dem Weg              als auch für ihre begleitenden Angehörigen haben wir
aus der Abhängigkeit sind Informationen über die Krank-             die wichtigsten Themen übersichtlich und verständlich
heit selbst und die verschiedenen Möglichkeiten eines               aufbereitet. Machen Sie hier den ersten Schritt.

                            www.opioideundmeinleben.de
                                         Diese Website wurde von der Camurus GmbH erstellt.

                                                                                              17
leben mit drogen                        DROGENKURIER

Der Gedenktag am 21. Juli
wirft seine Schatten voraus
Der große Erfolg des Gedenktages im
                                                    © Deutsche Aidshilfe e.V 2021 | Druck: XPress Druck Nunsdorfer Ring 13 12277 Berlin | Gestaltung: www.diegoldkinder.de | Bestellnummer: 052203

letzten Jahr mit Veranstaltungen in mehr
als 70 Städten unter den Bedingungen
der Coronapandemie soll Ansporn für
den Gedenktag in diesem Jahr sein. Wir
                                                                                                                                                                                                     21. Juli
                                                                                                                                                                                                     Internationaler Gedenktag
freuen uns sehr, dass die Drogenbeauf-                                                                                                                                                               für verstorbene
tragte der Bundesregierung die Schirm-                                                                                                                                                               Drogengebraucher*innen
herrschaft in diesem Jahr übernimmt.
   1.581 Drogentodesfälle bieten einen
traurigen Rahmen, aber sie machen auch
deutlich wie wichtig das öffentliche Ge-
denken, die gemeinsame Aktion und die
Diskussion um die besten Ideen ist. Das
Ziel ist, die Situation für Dro­gen­kon­su­
ment*innen in Deutschland zu verbes-
sern. Der 21. Juli bietet hierfür einen ein-
zigartigen Rahmen.

Das Thema 2021 „Drogentod
vermeiden – Substitutions­
behandlung individualisieren“
Da immer noch etwa 50 % der Drogen-
todesfälle in Verbindung mit dem Ge-
brauch von Opioiden stehen und wir                                                                                                                                                                   Du fehlst
immer deutlicher mit einer Versor-                                                                                                                                                                   gedenktag21juli.de
                                                                                                                                                                                                                                 Plakat, Flyer und
gungskrise im Hinblick auf die med.                                                                                                                                                                                              Homepage
Behandlung der Heroinabhängigkeit
konfrontiert sind, haben sich die bundes-
weiten Initiatoren entschieden, den Ge-
denktag unter folgendes Motto zu stellen
„Drogentod vermeiden – Substitutions-
behandlung individualisieren“.

Internet- und Social Media
Aktionen mit einheitlicher Grafik
Wir möchten in diesem Jahr eine einheit-
liche Grafik für Aktivitäten im Internet
und in den sozialen Medien wie Face-
book, Twitter und Instagram bereitstel-
len. Diese Datei steht mit verschiedenen
Formaten auf der Webseite bereit. Sollten
vektorisierte Dateien benötigt werden,

                                               18
www.jes-bundesverband.de                                        leben mit drogen

                                                Befragung von JES zu Veränderungen
Diese Grafik ist in verschiedenen Formaten
erhältlich

                                                in der Substitutionsbehandlung
um großflächige Banner und Planen zu            Der JES-Bundesverband hat im vergan-                          Frauen und Männer zu befragen. Hierbei
erstellen reicht eine Mail an Dirk.Schaef-      genen Jahr dazu beigetragen, dass die                         geht es inbesondere darum, ob sie Kennt-
fer@dah.aidshilfe.de . Wir senden die Da-       Ausnahmeregelungen unter Pandemie-                            nis von den Veränderungen haben und
teien umgehend zu.                              bedingungen realisiert wurden und bis                         ob sie davon profitieren.
   Bereits im letzten Jahr wurden Be-           Ende Juni 2021 verlängert wurden. Sie
amerinstallationen und großflächige             bilden die Grundlage damit 81.000 Sub-                        Befragung per Postkarte und
Displays benutzt, um auf den Gedenktag          stituierte wirksam vor Corona geschützt                       Online
und die Situation Drogen gebrauchen-            werden können.                                                Um möglichst viele substituierte Per-
der Menschen aufmerksam zu machen.                 Diese Ausnahmeregelungen können                            sonen zu erreichen, haben wir uns
Sicher eine tolle Möglichkeit- gerade un-       ihre Wirkung aber nur entfalten, wenn                         entschieden sie Befragung sowohl web-
ter Pandemiebedingungen.                        sie auch von den Behandler*innen kon-                         gestützt durchzuführen, als auch in Form
                                                sequent angewendet werden. Genau hie-                         einer Postkartenaktion, auf der Substitu-
Neue Medienserie für den                        ran haben wir als Interessenvertretung                        ierte vier Fragen beantworten können.
Gedenktag 2021                                  substituierter- und opioidkonsumieren-                           Online kann man unter der folgen-
Zudem haben wir für dieses Jahr eine            der Menschen mittlerweile erhebliche                          den Adresse teilnehmen jesnrw.de/um-
neue Medienserie produziert, mit der            Zweifel.                                                      frage-substitution oder einfach den auf
eure Veranstaltungen beworben werden               Viele Mitglieder von JES stehen in ih-                     der Karte links abgebildeten QR-Code
können. Neben einem Flyer stehen Pos-           ren Städten und Regionen in Kontakt                           scannen.
ter im Format A1 und A2 zur Verfügung.          mit Substituierten und auch der Szene.
Alles kann kostenfrei unter u https://          Da unsere Zweifel an der bundesweiten                         u Die Befragung läuft bis zum 31.7.2021.
bit.ly/2QzREUb bestellt werden.                 Umsetzung der Ausnahmeregeln insbe-                           Die Ergebnisse werden in der nächsten
                                                sondere zum Beginn des Jahr 2021 zu-                          Ausgabe des DROGENKURIER oder mit
Veranstaltungen vorankündigen                   nahmen, hat sich der JES-Landesverband                        einer Sonderbeilage publiziert.
auf www.gedenktag21Juli.de                      NRW in Kooperation mit dem Bundesver-
Die im letzten Jahr erstellte Webseite für      band entschlossen, aktuell substituierte                                    JES NRW und JES-Bundesverband
den Gedenktag am 21.Juli bietet alle In-
formationen, Ideensammlungen und
Dateien, die zur Vorbereitung des Ge-                                                                                                       Auch dieser Ausgabe
denktags benötigt werden. Zudem freu-                                      UMFRAGE ZUR                                                      liegen Karten bei.
en wir uns, wenn ihr die Veranstaltung in
eurer Stadt vorankündigen möchtet. Die
                                                                          ERLEICHTERTEN                                                     Wir bitten daher Aids-
                                                                                                                                            und Drogenhilfen
Zugriffszahlen auf die neue Webseite zei-                                  SUBSTITUTION                                                     diese Befragung zu
gen, dass sich viele tausend Menschen in                                                                  gsmittel Versch
                                                                                                                          reibungs-          unterstützen, indem
                                                                                     BtmVV (Betäubun                      nhang mit
den Wochen und Monaten vor dem Ge-                                  Änderungen der
                                                  Auswirkungen der                 uellen Erleic hte run gen im Zusamme                      sie die Karten in der
                                                                  2017 und der akt
denktag hier informieren.                         Verordnung) von
                                                  Covid-19
                                                                                                                                             Einrichtung verteilen
                                                                                                                    Flyer zu Substitution
                                                                                                                         und Corona          und die Karten ge-
Eine Mail an u Dirk.Schaeffer@dah.aids-            Diese Umfrage im Web
                                                                                                                                             sammelt an die ent-
hilfe.de mit Zeitpunkt, Ort und ggfs. In-                                                                                                    sprechende Adresse
halt der Veranstaltung reicht aus. ˜                                                                                                          zurücksenden.

                         JES-Bundesvorstand

                                                                                                       19
leben mit drogen                 DROGENKURIER

Videospots – Ärzt*innen
werben für Ärzt*innen
                                          Die Initiative 100.000 Substituierte bis        In neuen Video erläutern Ärztinnen
                                           2022 nimmt weiter Formen an und er-         und Ärzte in kurzen Statements warum
                                          weitert ihr Portfolio um mehr Opi­o­id­-     sie sich für die Suchtmedizin entschieden
                                          kon­sument*innen Zugang zur Substi­          haben und warum die Behandlung von
                                          tu­tionsbehandlung zu ermöglichen. Ein       Menschen mit Suchterkrankungen eine
                                          neues Tool sind Videospots von aktuell       wichtige und medizinisch interessante
                                          substituierenden Ärzt*innen um Me­di­        Aufgabe ist. ˜
                                          ziner*innen für dieses Indikationsfeld                                    Dirk Schäffer
                                          zu interessieren.

                                                                Unter diesem Link ist das neue Video zu finden:
                                                                u https://youtu.be/jvgnr_adNEk

                                                                Der JES-Bundesverband und die Deutsche Aidshilfe wur-
Ausnahmeregelungen für Substi­tution                            den durch das Ministerium zu einer Stellungnahme aufge-
                                                                rufen. Wir plädierten für eine längerfristige Verlängerung,
bis Ende Juni verlängert                                        da die Situation sich auch im Sommer nicht grundsätz-
                                                                lich verändert. Zudem erschien es uns sinnvoll, dass
Im letzten April 2020 wurden die Regeln der Substituti-
                                                                Ärzt*innen und Patient*innen durch eine Verlängerung bis
onsbehandlung durch die SARS-CoV-2-Arzneimittelversor-
                                                                zum Ende des Jahres deutlich mehr Behandlungssicher-
gungsverordnung des Bundesministeriums für Gesundheit
                                                                heit erhalten.
an die Coronasituation angepasst. Ziel war es, die Versor-
gung sicherzustellen und einen ausreichenden Infektions-        Leider wurden diese Vorschläge durch die Politik nicht auf-
schutz zu ermöglichen. Dies ist gelungen. Nun wurden            gegriffen. So müssen sich die Beteiligten bereits im Mai
diese Richtlinien um drei Monate verlängert – bis Ende Juni.    wieder zusammensetzen, um die Frist ggfs. zu verlängern.

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www.jes-bundesverband.de        leben mit drogen

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aus den regionen                  DROGENKURIER

Ähnlich wie eine Arztpraxis, oder?                                          Das Ärzt*innenzimmer

Substitutionsbehandlung unter
dem Dach der Drogenhilfe –
am Beispiel Bielefeld
Die Substitutionsbehandlung war in den          gesichert werden kann. Als Folge sind              pause auch für andere – vorwiegend –
letzten Jahren unter anderem durch das          steigende Patient*innenzahlen in eini-             städtische Bereiche dienen.
altersbedingte Ausscheiden vieler bis           gen „Großpraxen“ zu verzeichnen.
dato substituierender Ärztinnen und                Da die örtlichen KVen ihrem Sicher-             Die Ausgangslage
Ärzte gekennzeichnet. Gründe hierfür            stellungsauftrag diesbezüglich nur un-             Von ehemals ca. 25 niedergelassenen sub-
waren (und sind) mannigfach.                    zureichend nachkommen (können), stellt             stituierenden Ärzt*innen sank im Laufe
   Neben dem altersbedingten Ausschei-          sich hier zwingend die Frage, welche al-           der vergangenen 20 Jahre die Zahl auf
den, verließen Behandler*innen die Sub-         ternativen Modelle und Überlegungen                heute ca. 9 Praxen, während die Nach-
stitution u. a. aufgrund von                    für eine hochwertige und pa­­tient*­in­nen­        frage von Opioidkonsument*innen für
                                                nahe Substitutionsbehandlung möglich               die Substitutionsbehandlung kontinu-
•	überbordender Bürokratisierung die-          wären.                                             ierlich stieg.
   ser Behandlungsform                                                                                In Bielefeld, einer Stadt mit ungefähr
•	juristischen Auseinandersetzungen,           Das Bespiel Bielefeld – eine                       340.000 Einwohnern, werden derzeit
   Problemen mit der KV bzw. Kassen             mögliche Blaupause für viele                       über die Drogenberatung als Clearing-
•	Befürchtungen nicht opioidabhängige          andere Städte                                      stelle ca. 850 Menschen substituiert, da-
   Patient*innen durch die Substitution         Am Beispiel der Drogenberatung e.V. Bie-           von ca. 300–350 in dem System der Dro-
   zu verlieren                                 lefeld lässt sich ein „Modell guter Praxis“        genberatung e.V. Bielefeld selbst.
                                                beschreiben, was seit nunmehr über 15
Im Ergebnis bedeutet dies, dass eine Si-        Jahren erfolgreich betrieben wird. Dieses          Von der Idee zur Praxis
cherstellung der Substitutionsbehand-           Modell ist zwar zugeschnitten auf diese            Die Drogenberatung schaffte im Rah-
lung in Teilen der Republik nicht mehr          Region, könnte aber durchaus als Blau-             men ihrer ambulanten Angebote Mög-

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www.jes-bundesverband.de                                               aus den regionen

                                                                                                                            Die Vorteile liegen auf der Hand:

                                                                                                  Alle Fotos: M. Wiese
                                                                                                                         •	Keine Verantwortung für Quartalsab-
                                                                                                                            rechnungen und das Ausstellen von
                                                                                                                            BTM-Rezepten
                                                                                                                         •	Keine Sorge vor Regress. Sie müssen
                                                                                                                            nicht täglich anwesend sein. Geringer
                                                                                                                            Dokumentationsaufwand etc.
                                                                                                                         •	Darüber hinaus konnten ebenso MFAs
                                                                                                                            stundenweise für diese Behandlungs-
                                                                                                                            form gewonnen werden, die mit den
                                                                                                                            Mitarbeiter*Innen des Drogenhilfe-
                                                                                                                            zentrums – das Setting abrunden und
                                                                                                                            sicherstellen.

                                                                                                                         Dieses Modell verspricht allen
                                                                                                                         Beteiligten hohe Flexibilität
                                                                                                                         Dies sowohl persönlich als auch beruflich
        Ort der Vergabe und Substitution im niedrigschwelligen Drogenhilfezentrum                                        – und es ist auch in ökonomischer Hin-
                                                                                                                         sicht durchaus lohnend. Je nach Zahl der
                                                                                                                         zu substituierenden Menschen, kann die-
lichkeiten sowohl niedrigschwellige und              Regel über die Dauer ihrer Laufzeit nicht                           ses Modell schnell und unbürokratisch in
hochschwellige Substitutionsangebote                 kündbar und können so seitens des Trä-                              alle Richtungen angepasst werden.
vorzuhalten.                                         gers als Kreditabsicherung bei den Ban-
   Dazu benötigt wurde ein Arzt/Ärztin,              ken hinterlegt werden, um die aufwendi-                               Die Devise „alles unter einem Dach“
der/die im Rahmen einer sogenannten                  gen Kosten für die Etablierung einer gut                              hat eindeutig gezeigt, dass kaum noch
Zweigsprechstunde die Substitution an-               ausgestatteten Arztpraxis mittels eines                               Patient*innen von A nach B verloren
bietet.                                              Kredites abzusichern.                                                 gehen, da die Vermittlungswege von
   Die Drogenberatung stellt geeigne-                                                                                      einer Maßnahme in die andere kurz
te Praxisräume zur Verfügung – deren                 Ärzt*innen im Ruhestand sind von                                      sind und das darüber hinaus, auch so-
Ausstattung in enger Kooperation mit                 besonderer Bedeutung                                                  matische Aspekte besser betrachtet
der Praxis abgestimmt wird und stellt                Die Ärztin/der Arzt trägt nach wie vor die                            und behandelt werden können und
zumindest partiell das eigene Personal,              Verantwortung für das Substitutionsge-                                so Erfolgsversprechender mit in die
was sich sowieso im Haus aufhält, für                schehen.                                                              Arbeit mit drogenkonsumierenden
Notfälle, ggf. zusätzlicher Vergaben bei                Da ab einer bestimmten Anzahl subs-                                Menschen integriert werden können.
geschlossener Praxis und psychosoziale               tituierter Patient*innen, diese nicht von
Betreuungen zur Verfügung.                           einem Arzt/einer Ärztin allein dauer-                               Substitution in zwei Settings
   Damit kann auch den Befürchtungen                 haft hochwertig versorgt werden kön-                                für unterschiedliche
vieler Ärzt*innen hinsichtlich Wochen-               nen, galt es in einem nächsten Schritt                              Patient*innengruppen
endvergaben, Krankheit oder Urlaub ent-              weitere Ärzt*innen zu gewinnen. So wur-                             Abschließend sei darauf hingewiesen,
gegengewirkt werden.                                 den weitere Ärzt*innen aus der Initiative                           dass dieses Modell mittlerweile mit zwei
   Die Substitution findet in einem defi-            „Ärzte im Ruhestand“ zur Mitarbeit moti-                            Standorten angeboten wird. Im Drogen-
nierten Zeitfenster statt, dass derzeit an           viert und erhielten die notwendigen Er-                             hilfezentrum mit Drogenkonsumraum,
sechs Tagen der Woche für ca. fünf Stun-             mächtigungen.                                                       einer Drogentherapeutischen Ambulanz
den täglich zur Verfügung steht. Nur                                                                                     und einer Restauration für Substituier-
sonntags wird ca. zwei Stunden substi-                   Im Bielefelder Setting arbeiten zur                             te, die wenig stabil sind und die Ange-
tuiert.                                                  Zeit, neben dem Praxiseigentümer,                               bote der Drogenhilfe täglich in Anspruch
   Um Wettbewerbsvorteile für diese                      drei zusätzliche Ärzte abwechselnd                              nehmen. Ein ganz anderes Setting ist im
Arztpraxis auszuschließen, werden die                    einige Stunden pro Woche. Alle haben                            Haus der Beratungsstelle zu finden. Dort,
Praxisräume innerhalb der Drogenhil-                     bis zu ihrer Rente substituiert und                             weit entfernt vom Drogenhilfezentrum
feeinrichtung vom Arzt/Ärztin gemie-                     können nun entweder mit Honorar                                 werden jene substituiert, die keine Sze-
tet und in einem gewerblichen Mietver-                   oder mit einer festen Anstellung sub-                           nekontakte möchten. ˜
tag fixiert. Diese Verträge sind in aller                stituieren.                                                                                Michael Wiese

                                                                                                           23
neue medien                     DROGENKURIER

Neue Medien                                                                                      Substitution unter
                                                                                                 Coronabedingungen
                                                   preiswerte Einführung in das komplexe         Viele haben dazu beigetragen, dass es in
Führerschein (fast) weg?                           Gebiet des Fahrerlaubnisrechts und der        Pandemiezeiten veränderte Rahmenbe-
                                                   Fahreignungsbegutachtung bei drogen-          dingungen zur Substitution gibt. Dem
6. aktualisierte Auflage des „MPU-                 bedingten Auffälligkeiten bietet.             JES-Netzwerk war wichtig diese Verän-
Ratgebers: Drogen“ erschienen!                        Der MPU-Ratgeber von Robert Bi-            derungen für Substituierte kurz zusam-
Mehrere Tausend Führerscheine werden               schoff, Diplom-Sozialarbeiter und Sucht-      menzufassen, denn die Praxis zeigt, dass
jedes Jahr in Deutschland entzogen. In             therapeut, behandelt alle Fragen, die im      viele Substituierte nicht umfassend in-
vielen Fällen ist die erfolgreiche Teilnah-        Hinblick auf die Vorbereitung der Dro-        formiert sind und keine Möglichkeit
me an der Medizinisch-Psychologischen              gen-MPU und die Wiedererlangung der           haben proaktiv auf ihren Arzt bzw ihre
Untersuchung (MPU) die Voraussetzung               Fahrerlaubnis praktisch relevant sind.        Ärztin zuzugehen.
für eine Wiedererteilung der Fahrerlaub-           Zielgruppe von „Führerschein (fast) weg“
nis. Knapp 90.000 MPUs werden jedes                sind sowohl (ehemalige) Drogenkonsu-          Das Medium ist wie alle anderen Medien
Jahr in Deutschland durchgeführt. Nach             menten, die den Führerschein wieder er-       auch über den Shop der Deutschen Aids-
dem Untersuchungsanlass Alkohol bilden             langen wollen, als auch professionelle        hilfe zu bestellen https://www.aidshilfe.
die drogenbedingten Auffälligkeiten die            Helfer (Rechtsanwälte, Psychologen, So-       de/shop oder über den medienshop des
zweitgrößte Anlassgruppe (31 % in 2019).           zialarbeiter etc.), die in ihrer Arbeit mit   JES-Bundesverbands https://www.jes-
   Nicht nur von den Betroffenen wird              dem Thema Führerscheinentzug kon-             bundesverband.de/medienshop/
die MPU häufig als ein „Buch mit sieben            frontiert sind.
Siegeln“ wahrgenommen, und zahlrei-                                             Frank Meißner
che Mythen und Legenden ranken sich                                                              Substitution dafür
um den sogenannten „Idiotentest“. Die              Der 48-seitige MPU-Ratgeber kann über         machen wir uns stark
Drogen- und Jugendberatungsstelle des              die DROBS Lörrach oder unter der ISBN-
AKRM e.V. in Lörrach hat deshalb erst-             Nr. 978-3-00-029047-3 über den Buch-          Dieses, gemeinsam mit dem europäischen
mals im November 2009 unter dem Titel              handel bezogen werden. Der Einzelpreis        Netzwerk von Drogengebraucher*innen
„Führerschein (fast) weg?“ einen Ratge-            beträgt 5,- €. Ab einer Mindestbestellmen-    realisierte Medium, wendet sich so-
ber für die Drogen-MPU herausgegeben,              ge von 10 Exemplaren kostet der Ratge-        wohl an substituierte Patient*innen, an
der eine kompakte, verständliche und               ber nur noch 3,50 € (zuzüglich Porto).        Ärzt*innen sowie an Mitarbeiter*innen

                                                                                                    SUBSTI-
                                                                                                    TUTION
                                                                                                        UND
                                                                                                    C RONA
                                                                                                    Ausnahmeregeln
                                                                                                                     r Substituierte
                                                                                                    Informationen fü
                                                                                                                        ent*innen
                                                                                                    und Heroinkonsum

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