E-PAYMENT - BEZAHLEN IM INTERNET - MARKTDYNAMIK UND VERBRAUCHERSICHT AUF ELEKTRONISCHE BEZAHLVERFAHREN IM DEUTSCHEN INTERNET-HANDEL EINE ...
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E-Payment – Bezahlen im Internet Marktdynamik und Verbrauchersicht auf elektronische Bezahlverfahren im deutschen Internet-Handel Eine Untersuchung der Verbraucherzentralen – Mai 2017
Inhalt | 3 Inhalt ABBILDUNGEN und Tabellen 4 Zusammenfassung 5 Relevanz & Zielsetzung 7 Methodisches Vorgehen 10 Elektronische Bezahlverfahren im Internet-Handel 12 Angebot & Präferenz aus Händlersicht 21 Wunsch & Wirklichkeit der Verbraucher 26 Fazit & Ausblick 39 Quellenverzeichnis 42
4 | Abbildungen und Tabellen Abbildungen und Tabellen 1 Methodische Vorgehensweise 10 2 Definitionen Bezahlverfahren 13 3 Elektronische Zahlungsauslöse- und Initialisierungsverfahren am Beispiel von SOFORT Überweisung 15 4 Elektronische Zahlungsauslöse- und Initialisierungsverfahren am Beispiel von giropay 15 5 Zahlungsabwicklung mit nutzerkontoabhängigen elektronischen Bezahlverfahren 17 6 Zahlungsabwicklung mit nutzerkontounabhängigen elektronischen Bezahlverfahren 19 7 Auswertung aktueller Untersuchungen 21 8 A nzahl verfügbarer elektronischer Bezahlverfahren bei Online-Händlern sowie Content- und Service-Anbietern 24 9 V erteilung angebotener elektronischer Bezahlverfahren bei Online-Händlern sowie Content- und Service-Anbietern auf die drei Kategorien (Funktionsweisen) 25 10 Verbraucherstudien 26 11 Nutzungshäufigkeit elektronischer Bezahlverfahren nach demografischen Gruppen 28 12 Häufigkeit der Nennung genutzter Anbieter elektronischer Bezahlverfahren 29 13 Anteil der Kategorien an den derzeit von Online-Käufern genutzten elektronischen Bezahlverfahren 30 14 Häufigkeit der Nennung als Grund gegen eine Nutzung 30 15 Anteil der Leser der Datenschutzerklärung 31 16 Einschätzung des Informationsgehalts der Datenschutzerklärung 32 17 Häufigkeit der Nennung des vermuteten Zwecks der Nutzung persönlicher Daten 33 18 Einstellung zur Datennutzung für die Bewertung der Zahlungsfähigkeit 34 19 Einstellung zur Datennutzung für die Erstellung eines Einkaufprofils 35 20 Einstellung zur Weitergabe der Daten für individualisierte Werbung 35 21 Einstellung zur Weitergabe der Daten für individualisierte Preise 36 22 Anteil der Nutzer elektronischer Bezahlverfahren, die den Anbieter bei genannter Verwendung persönlicher Daten nicht mehr nutzen würden 37
Zusammenfassung | 5 zusammenfassung Elektronische Bezahlverfahren sind heute fester Be- Mangelnde Sicherheit und standteil der Zahlungsoptionen im Internet und sie ge- die Angst vor Datenpreisgabe winnen weiter an Relevanz. Charakterisierend für diese sind Nutzungsbarrieren Bezahlverfahren ist vor allem die Integration eines zu- sätzlichen Dienstleisters. Entwickelt sowohl durch klas- Die persönliche Einschätzung der elektronischen Be- sische Kreditinstitute als auch sogenannte FinTechs, ist zahlverfahren als zu „unsicher“ und der Unwille „per- das Angebot elektronischer Bezahlverfahren zahlreich sönliche Daten offenzulegen“ bewegen Online-Käufer und verändert sich dynamisch. Neben den „E-Wallets“, jedoch, elektronische Bezahlverfahren zu meiden. Hier wie PayPal, Amazon Payments oder Google Wallet, eta- sind es insbesondere die älteren Verbraucher, die diese blieren sich Zahlungsauslöse- und Initialisierungsver- Befürchtungen hegen. Nahezu ein Viertel (22 Prozent) fahren wie SOFORT Überweisung. der in der Untersuchung über 50-jährigen Befragten begründet mit dem Unwillen zur Datenpreisgabe die Durch die vom Marktwächter Digitale Welt der Ver- Nichtnutzung der Dienste. braucherzentrale Brandenburg untersuchten 100 um- satzstärksten Online-Händler sowie Service- und Selbst Nutzer elektronischer Content-Anbieter – von Amazon, über Booking bis hin Bezahlverfahren bewerten die zu Zalando – werden aktuell elf elektronische Bezahl- Möglichkeit der Verwendung verfahren am deutschen Markt angeboten: Amazon ihrer Daten kritisch Payments, barzahlen.de, giropay, Google Wallet, Mas- terPass, Neteller, paydirekt, PayPal, paysafecard, Skrill Bei den befragten Nutzern elektronischer Bezahlver- und SOFORT Überweisung. fahren bestehen ebenfalls Bedenken hinsichtlich der Verarbeitung ihrer personenbezogenen Daten. Die- Konzentration im Markt se Verbraucher halten die Verwendung ihrer Daten zu zeichnet sich ab Werbe- und Marketingzwecken sowie zur Weitergabe an Dritte durchaus für möglich. Dennoch würde jeder Die Häufigkeit der Angebote durch die einzelnen Händ- dritte Nutzer das Bezahlverfahren ablehnen, wenn er ler variiert zwischen den Verfahren stark. So ist es ins- sicher wüsste, dass seine personenbezogenen Daten besondere das Bezahlverfahren PayPal, das sich im zur Erstellung eines Käuferprofils oder zur Personali- Online-Handel etabliert hat. sierung von Preisen und Werbung genutzt würden. Da- neben wünschen sich Verbraucher Mitbestimmung in Aber auch die Online-Käufer nehmen die elektroni- Bezug auf den Umgang mit ihren Daten. schen Bezahlverfahren gut an: 77 Prozent zahlten in der Vergangenheit via elektronischer Bezahlverfahren. Datenschutzerklärungen Dies spiegeln die Ergebnisse der durch den Marktwäch- werden gelesen – ein Drittel ter Digitale Welt im Herbst 2016 in Zusammenarbeit mit bewertet sie als nicht hilfreich forsa bundesweit durchgeführten repräsentativen Be- fragung von Online-Käufern wider: 75 Prozent der Ver- Die Hälfte der befragten Nutzer elektronischer Bezahl- braucher nutzen PayPal, jeder Zweite (49 Prozent) zahl- verfahren gibt an, die Datenschutzerklärungen der te bereits mit SOFORT Überweisung. Aber auch Amazon Dienstleister zu lesen. Knapp zwei Drittel (65 Prozent) Payments (25 Prozent) wird von den Verbrauchern zu- von ihnen bewerten die dort enthaltenen Informationen nehmend genutzt. als hilfreich; ein Drittel (35 Prozent) zieht aus ihnen kei- nen Nutzen.
6 | Zusammenfassung Datensicherheit und Auskunfts- Analysiert werden für ausgewählte Anbieter elektroni- verhalten der Dienstleister wird scher Bezahlverfahren die Datenschutzerklärungen in aktuell detailliert untersucht Bezug auf Verständlichkeit und Inhalt. Auch wird das Auskunftsverhalten der Anbieter über die Verwendung Datensicherheit und der Umgang mit personenbezoge- von Verbraucherdaten hinsichtlich der Information und nen Daten sind somit unmittelbar mit der Nutzung und Kommunikation genau beleuchtet. Eine technische Akzeptanz elektronischer Bezahlverfahren seitens der Untersuchung der Datensicherheit rundet die Untersu- Verbraucher verbunden. Beides wird künftig darüber chung ab und erscheint im Herbst 2017. entscheiden, welche Verfahren sich in welchem Maß etablieren. Daher untersucht der Marktwächter Digitale Welt der Verbraucherzentralen diesen Aspekt vertieft:
Relevanz & Zielsetzung | 7 Relevanz & Zielsetzung Nach Angaben des Bundesverbands E-Commerce und die Zahlung per Rechnung (vgl. Halbach et al. 2016). Versandhandel Deutschland (bevh) lag der Umsatz mit Nach Angaben des EHI Retail Institutes machten 2015 Waren im Online-Geschäft im Jahr 2015 deutschland- klassische Bezahlverfahren insgesamt 75,9 Prozent weit bei 46,9 Milliarden Euro (vgl. Wenk-Fischer/Zirbes des Anteils der Zahlungsarten im Online-Handel, ge- 2016: 3). Mit den ersten Quartalszahlen aus 2016 wird messen am Umsatz in Deutschland aus2; elektronische ein prognostiziertes Plus von rund 12 Prozent wahr- Bezahlverfahren3 hingegen 23,2 Prozent. Im Jahr 2011 scheinlich noch übertroffen (vgl. ebenda). Getrieben lagen der Umsatzanteil klassischer Verfahren dahinge- ist dieses Wachstum von einer zunehmenden Online- gen noch bei insgesamt 84 Prozent und die der elektro- Affinität der Verbraucher 1, denn mehr als die Hälfte der nischen Bezahlverfahren bei 16 Prozent (vgl. EHI Retail Deutschen kauft heute online ein (vgl. Verband der In- Institute 2016). Somit gewinnen die elektronischen Be- ternetwirtschaft e.V. (eco) 2015: 48). zahlverfahren zunehmend an Relevanz, wenn auch die klassischen Bezahlmethoden den Markt dominieren. Die umsatzstärksten Warengruppen bleiben indes nahezu konstant: Zu den beliebtesten Produkten im Hintergrund dieser Entwicklung ist, dass klassische Be- Online-Handel gehören Bekleidung und Textilien sowie zahlverfahren in Bezug auf ihre Funktionalität im Inter- Elektroartikel (vgl. bevh 2016: 11). Es sind jedoch erste net mit Einschränkungen behaftet sind. So erschwert Sättigungstendenzen im Markt erkennbar: beispiels- beispielsweise das 2014 in Kraft getretene SEPA-Ver- weise im Bereich von Büchern und Medien oder bei fahren den Zahlungsverkehr mittels Lastschrift. Ohne Elektronikartikeln. Dennoch zeigen Prognosen bis ins handschriftliches SEPA-Mandat des Kunden kann diese Jahr 2025, dass trotz abgeschwächter Wachstumsraten Zahlungsart nicht mehr angeboten werden. Eine solche in einigen Segmenten des Online-Handels nahezu eine Übermittlung ist bei Online-Shops jedoch nicht mög- Verdopplung des Online-Anteils am gesamten Einzel- lich (vgl. Siebert 2014). Auch wird seitens des Handels handelsumsatz wahrscheinlich ist (vgl. GfK SE: eCom- das Zahlungsausfallrisiko bei Zahlung per Rechnung merce 2015). Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, oder Lastschrift als hoch bewertet (vgl. Weinfurter et dass andere Segmente wie Möbel, Lebensmittel, Dro- al. 2011: 7). Das bietet den Anbietern elektronischer Be- gerie- oder Tierbedarf erst in den kommenden Jahren zahlverfahren die Möglichkeit, sich weiter am Markt zu ihr Wachstumspotenzial im Online-Handel ausschöp- etablieren. fen werden (vgl. ebenda). Bei den elektronischen Bezahlverfahren ist PayPal der- Sachlogisch erscheint damit auch die Prognose, dass jenige Dienst, der, gemessen am Umsatz des deutschen die Nutzung von Bezahlsystemen im Internet im End- E-Commerce, am häufigsten von Online-Käufern genutzt kundenbereich in den nächsten Jahren weitere hohe wird (vgl. EHI Retail Institute 2016). So war PayPal mit Zuwachsraten verzeichnen wird (vgl. Weinfurter et al. 19,6 Prozent nach der Zahlung auf Rechnung mit 29 Pro- 2011, eco 2015). Neben den klassischen Zahlungsme- zent das zweitumsatzstärkste Bezahlverfahren im Jahr thoden wie Kauf auf Rechnung, Lastschriftverfahren 2015 (vgl. ebenda). Im Jahr 2016 steigerte PayPal die oder Bezahlung per Kreditkarte haben sich im Online- Nutzung seitens der Kunden um zwei Prozentpunkte im Handel zunehmend elektronische Bezahlverfahren eta- Vergleich zum Vorjahr (vgl. Halbach et al. 2016). Knapp bliert. Nutzten im Herbst 2003 noch rund drei Viertel 31 Prozent der Online-Einkäufer favorisierten 2016 die- die Rechnung als bevorzugtes Bezahlverfahren (vgl. Fittkau & Maaß Consulting 2003), zahlt heute weniger 2 Anteile der Zahlungsarten gemessen am Umsatz des deutschen als die Hälfte aller Online-Einkäufer damit. Nur noch E-Commerce 2015: Kauf mit Rechnung (29 Prozent), Lastschrift oder Bankeinzug (19,3 Prozent), Kreditkarte (12 Prozent), Überweisung vier von zehn Kunden nutzen beim Online-Kauf aktuell bzw. Vorauskasse (7,1 Prozent), Finanzierung/Ratenkauf (3,8 Pro- zent), Nachnahme (2,4 Prozent) und Zahlung bei Abholung (2,3 Pro- 1 Die gewählte männliche Form bezieht sich immer zugleich auf weib- zent). liche und männliche Personen. Wir bitten um Verständnis für den 3 Anteile der Zahlungsarten gemessen am Umsatz des deutschen weitgehenden Verzicht auf Doppelbezeichnungen zugunsten einer E-Commerce 2015: PayPal (19,6 Prozent), SOFORT Überweisung besseren Lesbarkeit des Textes. (2,5 Prozent) und Amazon Payments (1,1 Prozent).
8 | Relevanz & Zielsetzung ses Bezahlverfahren (vgl. ebenda). Deutlich geringeren Die Problemlagen der Verbraucher im Zusammenhang Anteil am Umsatz im deutschen Internet-Handel 2015 mit elektronischen Bezahlverfahren waren hierbei un- erzielte die SOFORT Überweisung mit 2,5 Prozent und terschiedlich. Ein Großteil der Beschwerden bezieht Amazon Payments4 mit 1,1 Prozent (vgl. ebenda). sich auf Probleme mit sogenanntem Identitätsdieb- stahl von Verbraucherdaten. Typisches Muster hier- Die Nutzung mobiler Verfahren, wie bspw. die Bezah- bei ist, dass Verbraucher, die den Bezahldienstleister lung per PayPal App oder Amazon App, ist in Deutsch- nicht in Anspruch genommen hatten bzw. keine Kun- land bisher gering. Einer Umfrage aus dem Jahr 2016 den waren, sich Forderungen gegenüber sahen und zufolge haben zwei von drei Deutschen bislang diese aufgefordert waren, diese zu begleichen. Die Daten Verfahren noch nicht benutzt (vgl. Pricewaterhouse- der Betroffenen wurden in diesem Fall von Kriminellen Coopers (PwC) 2016: 2). Die Sorge um den Schutz der missbraucht. Auch Schwierigkeiten bei der Abwick- persönlichen Daten ist das wesentliche Hindernis bei lung wurden gemeldet. Hierbei waren es vor allem der Anwendung mobiler Bezahlverfahren. So befürch- langjährige Kunden, deren Zahlungen scheinbar ohne ten 85 Prozent der Deutschen, dass ihre Daten gehackt Grund nicht mehr durch den Dienstleister legitimiert oder missbraucht werden. Ebenso 85 Prozent sehen wurden. In einem Fall wurde die Kopie des Personal- eine wachsende Gefahr, dass ihr Handy gestohlen und ausweises eines Verbrauchers durch den Bezahl- mit den Bezahldaten Missbrauch getrieben wird. Etwa dienstleister gefordert, um einen Widerruf geltend zu drei Viertel sind darüber hinaus besorgt, dass sie durch machen6. Weiterhin wurden Probleme mit dem durch die regelmäßige Nutzung von mobilen Bezahlverfahren den Dienstleister gewährten Käuferschutz aufgenom- zum gläsernen Kunden werden (vgl. PwC 2016: 6). men. Bemängelt wurde diesbezüglich, dass seitens des Dienstleisters nicht auf die Anfragen des Verbrau- Elektronischen Bezahlverfahren wird zunehmend mehr chers reagiert wurde. Vertrauen seitens der Verbraucher entgegengebracht (vgl. Boniversum/bevh 2016: 1). Sie sind aufgrund ihrer Ein Blick auf die Anliegen der Verbraucher zeigt: Es ist Schnelligkeit, Erreichbarkeit und Bequemlichkeit beliebt überwiegend der Umgang mit den Verbraucherdaten, (vgl. Fröhlich 2016). Die Datensicherheit bleibt jedoch der Probleme verursacht und verunsichert. Diese Verun- auch ein wesentlicher Aspekt bei der Nutzung elektro- sicherung bestätigen auch Ergebnisse einer Befragung nischer Bezahlverfahren (vgl. Frigge 2016: 21). Die Ver- des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit braucher zeigen sich höchst sensibel, wenn es um die Si- im Internet (DIVSI) aus dem Jahr 2015. Trotz zunehmen- cherheit des Datenverkehrs im Internet und ihre eigenen der Begeisterung für den Einkauf im Internet hat jeder Daten geht (vgl. Boniversum/bevh 2016: 1). Dritte ein „ungutes Gefühl beim Online-Bezahlen“ und nahezu die Hälfte sorgt sich um die Sicherheit ihrer Online bezahlen – beliebt trotz persönlichen Daten. So stimmt weniger als jeder Zwei- Bedenken bei der Sicherheit te der Aussage zu: „Online einkaufen ist sicher“ (vgl. DIVSI 2015: 6). Die Verbraucherzentralen unterhalten ein Frühwarn- netzwerk, in dem sie bundesweit Verbraucherbeschwer- den rund um Themen der digitalen Welt kontinuierlich auswerten. Probleme von Verbrauchern hinsichtlich elektronischer Bezahlverfahren nehmen hierbei einen festen Platz ein. 2016 suchten Verbraucher bundesweit Beratungsstellen auf, um Beschwerden zu Dienstleis- tern wie PayPal, Klarna, BillPay, Clickandbuy5, giropay 6 Nach dem Geldwäschegesetz (GwG) haben Kredit- und Finanz- und Skrill zu melden. dienstleistungsinstitute u. a. für die Begründung einer Geschäfts- beziehung ihren Vertragspartner zu identifizieren. Nach § 8 Abs. 1 Satz 3 GwG kann diese Aufzeichnungspflicht auch durch eine Kopie des Ausweises erfolgen. Da der Ausweis jedoch mehr Daten erhält als nach dem GwG zu erheben und aufzuzeichnen sind, können und 4 Amazon Payments hat sich in 2017 in Amazon Pay umbenannt. sollen darüber hinausgehende Informationen geschwärzt werden 5 Clickandbuy, ein elektronischer Bezahldienstleister der Telekom, (vgl. Landesbeauftragter für Datenschutz und Informationsfreiheit stellte zum Mai 2016 seinen Dienst ein. Nordrhein-Westfalen 2014: 2).
Relevanz & Zielsetzung | 9 Im zweiten Schritt wird ein Überblick über bestehende Die vorliegende Untersuchung nimmt das Angebote elektronischer Bezahlverfahren am Markt i Spannungsfeld zwischen zunehmender In- anspruchnahme und bestehender Unsicherheit im Jahr 2017 gegeben. Hierzu werden die angebote- nen elektronischen Bezahlverfahren sowohl der 100 beim „Online-Bezahlen“ der Verbraucher zum umsatzstärksten Online-Shops als auch Content- und Anlass und untersucht das am Markt vorhandene Service-Anbieter in Deutschland untersucht (vgl. Kapi- Angebot und die Nachfrage nach elektronischen tel Angebot & Präferenz aus Händlersicht). Bezahlverfahren. Sie beleuchtet insbesondere die Einstellung der Verbraucher in Bezug auf den Im dritten Schritt wird die Nutzung elektronischer Be- Umgang mit ihren Daten. zahlverfahren durch deutsche Verbraucher im Herbst 2016 dargestellt. Dies erfolgt auf Basis der Ergebnisse einer im Auftrag des Marktwächters von forsa durchge- führten bevölkerungsrepräsentativen Umfrage. Hierbei Hierzu ordnet die Untersuchung im ersten Schritt die im wird auf die Nutzungsintensität elektronischer Bezahl- Internet angebotenen Bezahlverfahren den in der Lite- verfahren sowie auf hemmende Faktoren, die gegen ratur bereits bestehenden Kategorien der elektronische eine Nutzung, sprechen eingegangen. Auch wird auf Zahlungsauslöse- und Initialisierungsverfahren, nutzer- Annahmen sowie Einstellungen der Verbraucher zum kontoabhängigen und nutzerkontounabhängigen elek- Umgang mit personenbezogenen Daten Bezug genom- tronischen Bezahlverfahren zu. Somit legt die Studie men (vgl. Kapitel Wunsch & Wirklichkeit der Verbrau- ihren Schwerpunkt auf den Bereich der elektronischen cher). Bezahlverfahren. Diese werden im Folgenden definiert, charakterisiert sowie deren Funktionsweise an Beispie- len detailliert erläutert. Ein besonderer Schwerpunkt wird hierbei auf die in den Zahlungsprozess involvierten Akteure sowie auf den Umfang der im Zahlungsprozess benötigten Verbraucherdaten gelegt (vgl. Kapitel Elek tronische Bezahlverfahren im Internet-Handel).
10 | Methodisches Vorgehen Methodisches Vorgehen Die vorliegende Untersuchung wurde im Jahr 2016 me- len wurden kriteriengeleitet kategorisiert und syste- thodisch mittels Verbraucherbefragung, Erhebung des matisch ausgewertet. Im jeweiligen Ergebniskapitel Angebotes an Online-Bezahlverfahren der umsatz- werden die verwendeten Quellen jeweils vorgestellt stärksten Online-Händler sowie Content- und Service- und eingeordnet. Anbieter und sekundärstatistischer Auswertung rele- vanter Literatur und Daten erarbeitet. Die sekundäranalytische Auswertung stellt somit eine ergänzende Betrachtung der Untersuchungsergebnisse Abbildung 1 fasst die Methodik in Bezug auf die dar und ordnet die nachfolgend dargestellten, mittels einzelnen Zielstellungen im Überblick zusammen. Eine Primärerhebung (quantitative Erhebung der elektro- grundlegende Beschreibung der Methodik erfolgt nach- nischen Bezahlverfahren im Internet-Handel und Ver- folgend, methodisch relevante Detailinformationen sind braucherbefragung) gewonnenen Ergebnisse ein. zum besseren Verständnis im jeweiligen Ergebniskapi- tel dargestellt. Quantitative Erhebung der elektronischen Bezahlverfahren Sekundäranalyse mittels im Internet-Handel Literatur- und Datenrecherche Im Zeitraum zwischen dem 07.03. und 08.03.2017 wur- Das zunehmende Umsatzvolumen im Internet-Handel den die 100 umsatzstärksten Online-Shops im Jahr 2015 und damit einhergehend die dynamische Entwicklung sowie die 100 umsatzstärksten Content- und Service- des Angebots an Bezahlverfahren führt zu einer Viel- Anbieter aus dem Jahr 2014 in Deutschland hinsichtlich zahl an Publikationen zu diesem Thema. Die Recher- ihres Angebotes an Zahlungsarten erhoben. che, Auswertung und Berücksichtigung externer Da- tenquellen aus dem Internet (bspw. Fachzeitschriften, Hierzu wurde die jeweilige Internet-Seite des Anbieters Tageszeitungen, Studien, Blogs, Anbieterseiten und aufgerufen und auf der Startseite nach den Zahlungs- Portale) sowie vorhandener Literatur dienten der Ent- arten gesucht. War über die Startseite eine Suche nicht wicklung und Einordnung der eigenen Methodik und erfolgreich, erfolgte im zweiten Schritt die Suche nach Ergebnisse. So erfolgte für die drei Zielsetzungen eine Zahlungsarten in den Allgemeinen Geschäftsbedin- Auswertung bestehender Literatur. Die externen Quel- gungen (AGB). War auch diese Suche nicht erfolgreich, 1 Methodische Vorgehensweise Elektronische Bezahlverfahren im Internet-Handel Angebot und Präferenz Primäranalyse mittels 1 2 aus Händlersicht quantitativer Erhebung Sekundäranalyse mittels Literatur- und Wunsch und Wirklichkeit Datenrecherche Primäranalyse mittels aus Verbrauchersicht Verbraucherbefragung
Methodisches Vorgehen | 11 wurde über den Warenkorb ermittelt, welche Zahlungs- arten angeboten wurden. Die Ergebnisse wurden doku- mentiert und ausgewertet. Verbraucherbefragung Im Erhebungszeitraum vom 29.09. bis zum 10.10.2016 wurde im Auftrag des Marktwächters Digitale Welt durch die forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statisti- sche Analysen mbH eine Befragung zu elektronischen Bezahlverfahren durchgeführt. Ziel der Befragung war es, genaue Informationen zur Nutzung elektronischer Bezahlverfahren durch Verbraucher zu erhalten. Es wur- de gestützt und ungestützt nach der Nutzung konkreter Anbieter bzw. Dienstleister, aber auch nach Gründen ei- ner Nichtnutzung gefragt. Aufgrund der beschriebenen Sorge der Verbraucher hinsichtlich der Sicherheit ihrer Daten, befasste sich ein zweiter Fragenkomplex mit der Kenntnis und dem Verständnis der Datenschutzerklä- rungen elektronischer Bezahldienstleister durch die Verbraucher. In einem dritten Fragenkomplex wurden Internet-Käufer zu ihrer Einstellung zum Umgang mit ih- ren personenbezogenen Daten befragt. Zielgruppe der Befragung waren deutschsprachi- ge Online-Käufer ab 18 Jahren in Privathaushalten in Deutschland. Die Stichprobengröße betrug insgesamt 1.619 Personen. Demografische Daten wurden zu Ge- schlecht, Alter, Region, Bildung, Haushaltsgröße und Haushalts-Nettoeinkommen erhoben. Die Befragung erfolgte mittels computergestützter Te- lefoninterviews (CATI) anhand des strukturierten Frage- bogens auf Basis einer Dual-Frame-Stichprobe7. 7 Für Dual-Frame-Stichproben werden sowohl Festnetznummern als auch Mobilfunknummern in einem geeigneten Verhältnis berück- sichtigt. Für die Stichprobenbildung wird von Forsa eine Verteilung von Festnetz- zu Mobilfunknummern von 70 Prozent zu 30 Prozent zugrunde gelegt.
12 | Elektronische Bezahlverfahren im Internet-Handel Elektronische Bezahlverfahren im Internet-Handel Der Handel mit Waren und Dienstleistungen im Internet Die mobilen Bezahlverfahren erfolgen häufig, aber wird unter dem Begriff Electronic Commerce (E-Com- nicht ausnahmslos, online. Auch im stationären Han- merce) zusammengefasst (vgl. Meier/Stormer 2012: del kommen mobile Bezahlverfahren zum Einsatz. So 2). Wie im stationären Handel, muss auch hier der Zah- kann beim Bezahlen mit mobilen Endgeräten die Fern- lungsverkehr zwischen Käufer und Verkäufer abgewi- zahlung im Internet-Handel (Mobile Remote Payment) ckelt werden (vgl. Cimiotti 2016: 132). Ein wesentliches und die Nahzahlung im stationären Handel (Mobile Pro- Element im Bereich der Abwicklungsprozesse kommer- ximity Payment) unterschieden werden (vgl. Waldmann zieller Transaktionen und fester Bestandteil des E-Com- 2014: 19). Charakteristisches Merkmal ist jedoch, dass merce ist somit der digitale Zahlungsverkehr. Hierunter ausschließlich mobile Endgeräte zum Einsatz kommen, wird konkret die „Überführung des Geldes von der Ver- um den Bezahlvorgang auszulösen. Mobil kann die Be- fügungsgewalt eines Wirtschaftssubjekts in diejenige zahlung über verschiedene Technologien wie eine App, eines anderen“ (vgl. Oehler 2016: 11) verstanden. die funkbasierte, kontaktlose Bezahlung sowie die Be- zahlung über eine Mobilfunkverbindung, welche dann Bis heute hat sich im Bereich des digitalen Zahlungs- über die Telefonrechnung abgewickelt wird, erfolgen verkehrs kein einheitliches Begriffsinstrumentarium (vgl. Bolz et al. 2014: 16). Momentan sind mobile Be- gebildet (vgl. Dannenberg/Ulrich 2004: 26). Im Folgen- zahlverfahren in Deutschland jedoch kaum verbreitet, den werden daher die im Bereich des E-Commerce zur da viele Kunden dieser Zahlungsmethode unter ande- Verfügung stehenden Bezahlverfahren näher erläutert. rem eher skeptisch gegenüber stehen (vgl. Steinacker/ Die Geschäftsmodelle im Zahlungsverkehr lassen sich Krauß 2017: 957 und Kapitel Relevanz & Zielsetzung). in die Kategorien klassische, elektronische (E-Payment) und mobile (M-Payment) Bezahlverfahren unterteilen Der nachfolgende Überblick zu Bezahlverfahren im In- (vgl. Oehler 2016: 18ff). ternet richtet sich aufgrund der in der Literatur gut dar- gestellten klassischen Bezahlverfahren und der zum Bei den klassischen Bezahlverfahren im E-Commerce heutigen Zeitpunkt noch relativ geringen Bedeutung wird die Ware oder Dienstleistung online bestellt, die mobiler Bezahlverfahren ausschließlich auf die elektro- Zahlung findet jedoch außerhalb des Internets statt. nischen Bezahlverfahren. Auf diese wird im Folgenden Hierzu zählen der Kauf auf Rechnung, per Lastschrift, detailliert eingegangen. per Nachnahme und per Vorkasse. Aber auch die Zah- lung mit Kredit-, Giro- oder Partnerkarten fällt darunter. Elektronische Diese Verfahren wurden zum Teil an die Bezahlung im Bezahlverfahren Internet angepasst, beispielsweise durch die Einfüh- rung neuer Sicherheitsverfahren wie „Verified by Visa“ Bisher gibt es keine einheitliche Begriffsbezeichnung oder „MasterCard Secure Code“ bei Kreditkartenzah- für die elektronische Abwicklung des Bezahlens im E- lungen. Die Kunden müssen hierbei ihren Einkauf durch Commerce (vgl. Dannenberg/Ulrich 2004: 26). Hinge- die Eingabe eines Passwortes oder einer TAN verifizie- gen finden sich in der Literatur zahlreiche Begriffe für ren. Die Verifizierung kann regelmäßig oder nur bei Be- elektronische Bezahlverfahren. Diese werden im Fol- trugsverdacht stattfinden. Diese Sicherheitsverfahren genden benannt und definiert (siehe Tabelle 2). finden allerdings nur bei der Bezahlung im Internet Anwendung und nicht bei der Kreditkartenzahlung im Bei näherer Betrachtung genannter Definitionen und stationären Handel. Dennoch zählen sie nicht zu den Begrifflichkeiten in der aufgeführten Literatur ist fest- elektronischen Bezahlverfahren, da sie ursprünglich zustellen, dass die Begriffe nur zum Teil synonym ver- für den stationären Handel und nicht speziell für den wendet werden. So variiert innerhalb der Definitionen Handel im Internet entwickelt wurden (vgl. Stahl et al. zum einen das Anwendungsfeld zwischen elektroni- 2015: 178-179). schen Netzwerken, elektronischem Handel, Angebot
Elektronische Bezahlverfahren im Internet-Handel | 13 2 Definitionen Bezahlverfahren Begriff Definition Quelle Elektronische Zahlungssysteme Bezahlverfahren über elektronische Netzwerke. vgl. Dannenberg/ Ulrich 2004: 27 Electronic Payment Systems Bezahlverfahren über elektronische Netzwerke. vgl. Dannenberg/ Ulrich 2004: 27 E-Payment-Verfahren Bezahlverfahren, die speziell für den elektronischen vgl. Stahl et al. 2015: Handel entwickelt wurden; Abgrenzung zu klassischen 179 und mobilen Bezahlverfahren. Internet-Zahlungssysteme Bezahlverfahren, die typisch für den E-Commerce sind; vgl. Oehler 2016: 18 neben elektronischen Bezahlverfahren werden auch klassische Bezahlverfahren sowie die Bezahlung per App miteinbezogen. Internet-Zahlungsverfahren Alle Bezahlverfahren, die von Online-Händlern angeboten vgl. Groß et al. 2012: werden; neben den elektronischen werden auch klassi- 12ff. sche und mobile Bezahlverfahren miteinbezogen. Online-Bezahlsysteme Alle Bezahlverfahren, die von Online-Händlern angeboten vgl. Finanztest 2015: werden; neben den elektronischen werden auch klassi- 22 sche Bezahlverfahren miteinbezogen. Zahlungsformen im Internet Alle Bezahlverfahren, die im Internet angeboten werden; vgl. Steinacker/ neben den elektronischen werden auch klassische Krauß 2017: 938ff. und mobile Bezahlverfahren sowie digitale Währungen miteinbezogen. von Online-Händlern bis hin zum Internet. Zum ande- ziehung zwischen Bank und Kunden definierend ist, steht ren unterscheiden sie sich hinsichtlich ihres Betrach- bei den Bezahlverfahren der Bezahlvorgang beim Erwerb tungsumfangs. So legen manche Autoren eine engere von Produkten oder Dienstleistungen im Internet im Vor- Betrachtung an, während andere den Begriff weiterfas- dergrund. Beschränkt sich das Online-Banking somit „auf sen und beispielsweise auch klassische oder mobile die Vertragsbeziehung zwischen einem Bankkunden und Bezahlverfahren miteinbeziehen. einer Bank und die über das Internet geführte Kommuni- kation zwischen den beiden Parteien zur Verwaltung des Vor dem Hintergrund der uneinheitlichen Darstellung Kontos oder des Depots“, richtet sich das Bezahlverfah- des Begriffes elektronischer Bezahlverfahren8 wird ren dahingegen auf „die Einleitung einer finalen Zahlung nachfolgend eine Abgrenzung hergeleitet. Diese dient für ein im Internet erworbenes Produkt bzw. eine Leis- dazu, den Untersuchungsgegenstand vorliegender Un- tung“ (vgl. Dannenberg/ Ulrich 2004: 26). tersuchung klar zu begrenzen. Elektronische Bezahlverfahren ermöglichen die Be- Im ersten Schritt wird der Begriff Bezahlverfahren defi- zahlung über elektronische Netzwerke; es handelt sich niert bzw. abgegrenzt. Zum besseren Verständnis wird auf somit um die elektronische Abwicklung von Zahlungs- die Verfahrensweise des Online-Bankings zum Vergleich vorgängen (vgl. Cimiotti 2016: 131). Genauer bezeichnet zurückgegriffen. Während für das Online-Banking die Be- es Verfahren, „die es ermöglichen, für den Bezug von Gütern und Dienstleistungen eine Gegenleistung über 8 Aufgrund besserer Verständlichkeit wird in dieser Untersuchung im- elektronische Netzwerke zu erbringen“ (vgl. Dannen- mer der Begriff „elektronische Bezahlverfahren“ verwendet. berg/ Ulrich 2004: 27).
14 | Elektronische Bezahlverfahren im Internet-Handel In Abgrenzung zu den klassischen Bezahlverfahren te. Diese übernimmt stattdessen der jeweilige Anbieter sind elektronische Bezahlverfahren nur Verfahren, die des Bezahlverfahrens. Welche der Schritte dabei über- speziell für den Handel im Internet entwickelt wurden nommen werden, ist ebenfalls abhängig vom jeweiligen (vgl. Stahl et al. 2015: 178-179). Die klassischen Ver- Verfahren. Die Anbieter dieser Verfahren unterscheiden fahren sind dahingegen solche, die für die Anwendung sich hinsichtlich ihrer Herkunft: So wurden einige von im Internet verändert bzw. angepasst wurden. Mobile der Kreditwirtschaft entwickelt, sodass hier, im Gegen- Verfahren lösen in Abgrenzung zu elektronischen das satz zu bankexternen Anbietern, kein Zahlungsdienst- Bezahlverfahren ausschließlich über mobile Endgeräte leister im Bezahlvorgang zwischengeschaltet ist (vgl. aus. Somit gilt für die Untersuchung nachfolgende Defi- Stahl et al. 2015: 181). Daher werden im Folgenden zwei nition bzw. Abgrenzung: grundsätzlich verschiedene Funktionsweisen vorge- stellt. Elektronische Bezahlverfahren sind über elektronische Netzwerke abgewickelte Bezahlvorgänge als Gegen- Abbildung 3 stellt dar, wie die Bezahlung am Bei- leistung für den Bezug von Gütern und Dienstleistun- spiel der SOFORT Überweisung funktioniert. | Im Fall gen, die eigens für die Abwicklung des Kaufes im Inter- von SOFORT Überweisung handelt es sich um einen ori- net entwickelt wurden und nicht ausschließlich über ginären Zahlungsauslöse- und Initialisierungsdienst, mobile Endgeräte ausgelöst werden können. der die Zahlung abwickelt: Der Kunde wählt die Zah- lungsmethode SOFORT Überweisung im Zuge der Be- Im Sinne dieser Definition elektronischer Bezahlver- stellung aus und legitimiert seine Bankdaten mittels fahren lassen sich drei Kategorien hinsichtlich ihrer Art Bankleitzahl oder BIC (1). Der Händler startet mit diesen und Funktionsweise unterscheiden: Zahlungsauslöse- Informationen den Bezahlprozess, wodurch der Kunde und Initialisierungsverfahren, nutzerkontoabhängige auf die Webseite von SOFORT Überweisung weitergelei- Verfahren sowie nutzerkontounabhängige Verfahren tet wird (2). Dort gibt er seine Kontoinformationen, ins- (vgl. Stahl et al. 2015: 179-180). besondere PIN und TAN, an (3). Diese werden dann vom Dienstleister SOFORT Überweisung genutzt, um die Art und Funktionsweise elektronischer Überweisung auszulösen (4). Die Bank des Kunden lei- Bezahlverfahren tet anschließend den Betrag an die Bank des Händlers weiter (5). Der Kunde muss sich bei diesem Bezahlver- Um die verwendeten Methoden und Technologien der fahren nicht beim Online-Banking seiner Hausbank an- elektronischen Bezahlverfahren zu erläutern, wird melden. Dies übernimmt der Zahlungsdienstleister. nachfolgend die Funktionsweise jeder der drei Katego- Hierdurch kann SOFORT Überweisung jedoch das Bank- rien vorgestellt. Dies erfolgt anhand konkreter Anwen- konto des Kunden einsehen. Neben Kunde und Händler dungsbeispiele. sind der Zahlungsdienstleister, die Bank des Kunden und die Bank des Händlers an der Transaktion beteiligt Elektronische Zahlungsauslöse- und (vgl. SOFORT Überweisung 2017; Stahl et al. 2015: 181- Initialisierungsverfahren 182; Steinacker/Krauß 2017: 947). Diese Verfahrensweise ähnelt in ihrer Funktionsweise In Abbildung 4 wird das Bezahlverfahren von giro- dem klassischen Online-Banking, bei dem Überweisun- pay dargestellt, bei dem kein Dienstleister zwischen- gen mit PIN und TAN verifiziert werden müssen. Im ers- geschaltet ist. | Hier wird der Kunde nach Auswahl des ten Schritt meldet sich der Kunde im Online-Banking- Bezahlverfahrens auf der Händlerwebseite (1) auf die Bereich seiner Bank an. Um eine Überweisung dann Online-Banking-Seite seiner Hausbank weitergeleitet ausführen zu können, fügt er anschließend alle benö- (2) und meldet sich dort mit den Authentifizierungsda- tigten Daten, wie beispielsweise die Kontoinformatio- ten seiner Bank an (3). Das Überweisungsformular ist nen des Empfängers, in das Überweisungsformular ein von giropay bereits ausgefüllt. Somit muss der Kunde (vgl. Frigge 2016: 69; Stahl et al. 2015: 170). die Zahlung nur noch durch die Eingabe der TAN autori- sieren (4). Nach Ausführung der Zahlung wird der Kunde Bei den Zahlungsauslöse- und Initialisierungsverfah- wieder zurück auf die Webseite des Händlers geleitet. ren entfallen einige der soeben beschriebenen Schrit- Gleichzeitig erhält der Händler die Bestätigung der
Elektronische Bezahlverfahren im Internet-Handel | 15 3 Elektronische Zahlungsauslöse- und Initialisierungsverfahren am Beispiel von SOFORT Überweisung 1 Kunde wählt SOFORT Überweisung als Zahlart aus und gibt Bankleitzahl oder BIC ein 3 Kunde Händler 2 Kunde wird zur SOFORT Über- Händler initiiert Zahlung mittels weisung weitergeleitet und gibt Bankleitzahl oder BIC PIN und TAN an SOFORT 4 Überweisung PIN und TAN werden zur Autorisierung an Kundenbank weiter- geleitet Überweisung von Kunden- an Händlerbank 5 Kundenbank Händlerbank Quelle: Steinacker/Krauß 2017: 947 4 Elektronische Zahlungsauslöse- und Initialisierungsverfahren am Beispiel von giropay 1 Initiierung einer Zahlung und Angabe der Bankleitzahl Kunde Händler 2 3 Umleitung zum Internet-Banking Log-in der Bank des Kunden 4 Auftragsbestätigung eines vorausgefüllten Überweisungsformulars 5 Übermittlung einer Zahlungsbestätigung und Zurückleitung in den Webshop 6 Überweisung des Betrags Kundenbank Händlerbank Quelle: Stahl et al. 2015: 181
16 | Elektronische Bezahlverfahren im Internet-Handel Zahlung und kann somit die bestellte Ware an den Kun- Gemeinsam ist allen Verfahren, dass der Kunde diese den versenden (5). Die Zahlung wird, wie bei einer nor- nur nutzen kann, wenn er Online-Banking nutzt. Die malen Überweisung auch, vom Konto des Kunden abge- Zahlung wird entweder durch die Eingabe der Authen- bucht und von dessen Bank an die Bank des Händlers tifizierungsdaten seiner Bank oder nach Registrierung überwiesen (6). Der Händler bekommt die Zahlung durch die Eingabe dort festgelegter Daten legitimiert. nachfolgend auf sein Konto gutgeschrieben (vgl. Frigge Unterschiede gibt es in Bezug auf die Einbeziehung 2016: 69; giropay 2017b; Stahl et al. 2015: 181). eines Dritten bzw. Zahlungsauslöse- und Initialisie- rungsdienstleisters. Im Unterschied zu SOFORT Überweisung ist bei giropay keine weitere Webseite und somit kein Zahlungsauslöse- Nutzerkontoabhängige elektronische und Initialisierungsdienstleister dazwischengeschaltet. Bezahlverfahren Der Kunde wird direkt auf die Online-Banking-Seite sei- ner Hausbank weitergeleitet. An der Transaktion sind so- Anbieter elektronischer Bezahlverfahren, welche nutzer- mit nur der Kunde, der Händler, die Bank des Kunden so- kontoabhängige Bezahlverfahren bereitstellen, offerie- wie die Bank des Händlers beteiligt. Dies lässt sich durch ren meistens eine sogenannte elektronische Geldbörse den Anbieter erklären: giropay wurde von der deutschen (E-Wallet). Hierbei muss sich der Kunde zunächst beim Kreditwirtschaft entwickelt. Unter anderem nehmen Anbieter registrieren. Im Zuge der Registrierung hinter- Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken und Postbank legt er seine Adress- und Lieferdaten sowie Informatio- daran teil9. Statt eines externen Zahlungsdienstleisters nen zum gewünschten Bezahlverfahren. Beispielsweise übernimmt hier die jeweilige Bank dessen Aufgaben (vgl. kann der Kunde Geld von seinem Konto oder seiner Kre- giropay 2017a; Stahl et al. 2015: 181). ditkarte abbuchen lassen oder aber Guthaben aufladen (vgl. Pache 2016: 87; Steinacker/Krauß 2017: 944). Ein weiteres, relativ neues Bezahlverfahren ohne dazwi- schengeschalteten Dienstleister ist paydirekt. Genau Abbildung 5 verdeutlicht die Zahlungsabwicklung wie giropay wurde es von der deutschen Kreditwirtschaft mit nutzerkontoabhängigen elektronischen Bezahl- entwickelt und entstand aus einem Zusammenschluss verfahren. | Möchte ein Kunde bei einem Händler Ware der deutschen Sparkassen sowie mehrerer privater und bezahlen und wählt diese Zahlungsmethode aus (1), genossenschaftlicher Banken. Beispielsweise sind Com- wird er auf die Seite des E-Payment-Anbieters weiterge- merzbank, Deutsche Bank, Postbank sowie Volks- und leitet (2, 3) und muss sich mit seiner Zugangskennung Raiffeisenbanken daran beteiligt10. Um dieses Verfahren einloggen, um die Zahlung zu autorisieren (4). Anschlie- zu nutzen, muss sich der Kunde zunächst im Online-Ban- ßend wird der Kunde wieder zurück auf die Webseite king-Bereich seiner Hausbank für das Verfahren regis des Händlers geleitet und die Zahlung wird dem Händ- trieren. Möchte er dann paydirekt für die Bezahlung beim ler bestätigt (5). Die Zahlung erfolgt mit der vom Kun- Händler nutzen, muss er nach der Weiterleitung zu pay- den bei der Anmeldung beim Zahlungsdienstleister direkt die Zahlung durch Eingabe seiner E-Mail-Adresse, ausgewählten Zahlmethode (Kreditkarte, etc.). Der On- dem gewählten Passwort und bei einigen Banken mit line-Händler hat hierbei keinen Zugriff auf die Zah- weiteren Sicherheitsmerkmalen11, wie beispielsweise ei- lungsdaten des Käufers und erhält nur eine Zahlungs- ner TAN, legitimieren (vgl. paydirekt 2015: 2-3; paydirekt bestätigung des E-Payment-Anbieters zur Autorisierung 2017; Steinacker/Krauß 2017: 947). der Zahlung. Für die Transaktion zieht der Zahlungs- dienstleister das Geld von der Bank des Kunden über die 9 Die Bankpartner von giropay sind: Sparkassen, Volks- und Raiffei- gewählte Zahlungsmethode ein und leitet es anschlie- senbanken, Postbank, comdirect, BB Bank, MLP, psd Bank und DKB. ßend an die Bank des Händlers weiter (6, 7). Der Zah- 10 Die Bankpartner von paydirekt sind: BW Bank, BLB, comdirect, Com- merzbank, Consorsbank, Degussa Bank, Deutsche Bank, Flessa- lungsdienstleister ist somit im Zahlungsfluss von Kun- bank, HypoVereinsbank, ING DiBa, MLP, National-Bank, norisbank, den- zu Händlerbank zwischengeschaltet. Die Akteure, Oldenburgische Landesbank, Postbank, psd Bank, Santander, Spar- da-Bank, Sparkassen, Südwestbank, Targobank, Volks- und Raiffei- welche an der Transaktion beteiligt sind, sind hier der senbanken, 1822direkt. Kunde, der Händler, die Bank des Kunden, die Bank des 11 Die Nutzung von Sicherheitsmerkmalen wird bei Registrierung mit Händlers sowie der jeweilige Zahlungsdienstleister (vgl. der jeweiligen Bank vereinbart und unterscheidet sich somit zwi- schen den Banken und Nutzern. Daher kann hier kein Überblick ge- Frigge 2016: 70; Pache 2016: 88; Steinacker/Krauß 2017: geben werden, welche Bank welche Sicherheitsmerkmale verlangt. 944-945).
Elektronische Bezahlverfahren im Internet-Handel | 17 5 Zahlungsabwicklung mit nutzerkontoabhängigen elektronischen Bezahlverfahren 1 Initiierung einer Zahlung Kunde Händler 2 3 Umleitung zum Anbieter des Präsentation einer Bezahlseite elektron. Bezahlverfahrens 4 Anbieter des 5 Bestätigung der Zahlung elektronischen Rückmeldung und Bezahl- Zurückleitung in den Web-Shop verfahrens 6 Verrechnung über Kreditkarte, Automatisierte oder 7 Lastschrift, anderes elektronisches manuell initiierte Gutschrift Bezahlverfahren Kundenbank Händlerbank Quelle: Stahl et al. 2015: 180 Der wohl bekannteste Zahlungsdienstleister dieser Ver- Hauptgeschäftstätigkeit in der Ausgabe von E-Geld und fahrenskategorie ist PayPal. Hier wird durch den Ver- den damit verbunden Leistungen liegt. Für den Verbrau- braucher zunächst ein Konto auf der PayPal-Webseite cher heißt das, dass PayPal somit keine Einlagen- und erstellt, wobei er die gewünschte Zahlungsmethode, Anlagendienstleistungen im Sinne des oben genannten wie beispielsweise die Abbuchung von seiner Kredit- Kreditwesengesetzes übernimmt (vgl. PayPal 2017a: karte, angibt. Diese wird durch PayPal verifiziert, indem 3).12 Eine weitere Besonderheit des Dienstes liegt darin, PayPal einen kleinen Betrag abbucht oder gutschreibt dass der Verbraucher dem Händler die Erlaubnis ertei- und dabei einen Zahlencode als Abbuchungs- bzw. len kann, den Gesamtpreis bis zu einem mit ihm verein- Überweisungszweck angibt. Für die Bezahlung wird barten Maximalbetrag anzupassen und die Zahlung zu der Kunde zu PayPal umgeleitet und muss sich dort einem späteren Zeitpunkt abzuschließen (vgl. ebenda). mit seiner bei PayPal registrierten E-Mail-Adresse und Somit nimmt der Dienst eine Zwischenstellung zwi- dem gewählten Passwort authentifizieren. Nach erfolg- schen Lastschrift und Überweisungsverfahren ein. ter Bezahlung wird der Kunde wieder auf die Händler- webseite zurückgeleitet (vgl. Meier/Stormer 2012: 185; Paypal 2017a: 5ff.; Penzel et al. 2015: 75). Bezüglich dieses E-Wallet Dienstes ist es wichtig zu wissen, dass PayPal zwar über eine Luxemburger 12 Mit anderen Worten ist ein Guthaben auf dem PayPal-Konto nicht Banklizenz im Sinne des Artikels 2 des Gesetzes vom durch das Luxemburger Einlagensicherungssystem Association 5. April 1993 über das Kreditwesen verfügt, jedoch die pour la Garantie des Dépôts Luxembourg geschützt.
18 | Elektronische Bezahlverfahren im Internet-Handel Amazon bietet mit Amazon Payments ebenfalls ein nur die Daten einer MasterCard. Diese kann er dann für nutzerkontoabhängiges Bezahlverfahren an. Amazon den Einkauf im Internet verwenden (vgl. Deutsche Post Payments ist mit dem Amazon-Konto des Kunden ver- 2016; Deutsche Post 2017; Neteller 2015; Penzel et al. knüpft. Die Bezahlung erfolgt mit den dort gespei- 2015: 77; Skrill 2017: 1-3, 10-11). Von den Anbietern wer- cherten Zahlungs- und Lieferinformationen. Der Kunde den somit unterschiedliche Zusatzleistungen, neben benötigt somit für die Zahlung ein Benutzerkonto bei der eigentlichen Zahlfunktion, angeboten. Amazon. Eine Registrierung ist notwendig, wenn der Kunde noch kein Konto bei Amazon hat. In diesem Fall Den Verfahren dieser Kategorie ist somit gemeinsam, wird bei der Registrierung für das Bezahlverfahren dass die elektronischen Geldbörsen immer über einen gleichzeitig ein Amazon-Kundenkonto erstellt. Für die externen Dienstleister angeboten werden und der Ver- Bezahlung wird der Kunde von der Händlerwebseite auf braucher sich zuvor bei diesem registriert sowie Zah- die Webseite von Amazon Payments weitergeleitet und lungs- und Lieferdaten hinterlegt. Die Zahlungsabwick- muss hier die Daten, die bei Amazon hinterlegt sind, lung erfolgt jeweils über den Dienstleister. Der Kunde bestätigen (vgl. Amazon Payments 2016: 2-4; Frigge wird immer auf die Webseite des Anbieters geleitet. 2016: 72; Penzel et al. 2015: 76). Das besondere an der Entwicklung dieses Verfahrens ist eine „Bündelung“ Nutzerkontounabhängige Verfahren von E-Commerce- und Bezahldienst. Bei den nutzerkontounabhängigen elektronischen Be- Einen weiteren nutzerkontoabhängigen Zahlungsdienst zahlverfahren, welche in Abbildung 6 dargestellt wer- stellt Google mit Google Wallet zur Verfügung. Dieser den, ist eine vorherige Registrierung des Kunden nicht ist in den E-Mail-Dienst Google Mail integriert. Für die notwendig. Dadurch ist eine anonyme Zahlung gewähr- Übersendung von Zahlungen müssen Sender und Emp- leistet und weder Verkäufer noch Zahlungsdienstleister fänger ein E-Mail-Konto bei Google besitzen (vgl. Goog- erhalten Zahlungsinformationen des Käufers. le Payments 2016; Penzel et al. 2015: 77). Abbildung 6 verdeutlicht die Zahlungsabwicklung Auch MasterPass, das von MasterCard betrieben wird, mit nutzerkontounabhängigen elektronischen Bezahl- ist eine elektronische Geldbörse. Hier kann der Kun- verfahren. | Da kein Benutzerkonto erstellt wird, han- de verschiedene Karten, beispielsweise Kreditkarten delt es sich bei diesen Bezahlverfahren um Vorauskas- oder Karten von Bonusprogrammen, zur Zahlung so- se-Systeme, bei denen der Kunde vor dem Online-Einkauf wie unterschiedliche Lieferadressen hinterlegen. Beim entgeltlich einen Code oder eine Karte im stationären Online-Einkauf wählt der Kunde dann innerhalb von Handel erwerben muss. Den dort erworbenen Betrag er- MasterPass die gewünschte Zahlungsmethode und Lie- hält der Zahlungsdienstleister vom stationären Händler. feradresse aus (vgl. MasterPass 2017; Pache 2016: 87; Wählt der Kunde diese Bezahlmethode im Online-Shop Steinacker/ Krauß 2017: 943). aus (1), wird dieser auf die Bezahlseite des Zahlungs- dienstleisters weitergeleitet (2, 3). Dort bestätigt der Weitere Beispiele nutzerkontoabhängiger Verfahren Kunde die Zahlung durch Eingabe des zuvor erworbenen sind postpay der Deutschen Post, Skrill und Neteller. Codes oder der Kartennummer (4) und wird anschlie- Auch bei diesen hinterlegt der Kunde zuerst seine ge- ßend wieder zurück zur Webseite des Händlers geleitet. wünschte Zahlungsart beziehungsweise überweist via Der Händler erhält die Bestätigung der Zahlung (5). Der Kredit- oder EC-Karte Geld auf das Konto. Dann kann Zahlungsdienstleister schreibt dann den Betrag der Bank der Kunde das Nutzerkonto für den Einkauf im Internet des Händlers gut (6). Somit sind der Kunde, der Händler, nutzen. Während postpay damit wirbt, dass die einge- der Zahlungsdienstleister, die Verkaufsstelle im statio- kauften Produkte garantiert mit DHL versendet werden, nären Handel sowie die Bank des Händlers die Akteure kann der Kunde bei Skrill und Neteller nicht nur online einer nutzerkontounabhängigen Transaktion (vgl. Meier/ bezahlen, sondern sich auch Guthaben an Geldauto- Stormer 2012: 192; Stahl et al. 2015: 179; Steinacker/ maten auszahlen lassen. Neteller bietet darüber hinaus Krauß 2017: 951-952). eine virtuelle Kreditkarte an, welche mit dem Benutzer- konto bei Neteller verknüpft ist. Wie der Name schon Ein europaweit verfügbares Bezahlverfahren ohne Nut- sagt, besitzt der Kunde hier keine Karte, sondern erhält zerkonto ist die paysafecard. Sie kann in stationären
Elektronische Bezahlverfahren im Internet-Handel | 19 6 Zahlungsabwicklung mit nutzerkontounabhängigen elektronischen Bezahlverfahren 1 Initiierung einer Zahlung Kunde Händler 2 3 Umleitung zum Anbieter des Präsentation einer Bezahlseite elektron. Bezahlverfahrens 4 Anbieter des 5 Bestätigung der Zahlung elektronischen Rückmeldung und Bezahl- Zurückleitung in den Web-Shop verfahrens Kauf eines Codes, Vertragsbeziehung Aufladen einer 6 Karte, … Gutschrift Verkaufsstelle oder Bank Händlerbank kennzeichnet Maßnahmen, die offline stattfinden Quelle: Stahl et al. 2015: 179 Geschäften, wie beispielsweise Supermärkten oder Auch barzahlen.de bietet ein nutzerkontounabhängi- Tankstellen, aber auch bei Online-Händlern erworben ges Bezahlverfahren an. Hier erhält der Kunde nach Ab- werden. Auf der Karte ist ein bestimmter Geldbetrag schluss der Online-Bestellung einen Beleg mit Barcode. enthalten, über den der Kunde für seinen Internet-Ein- Mit diesem kann er den Betrag im stationären Handel, kauf verfügen kann. Jede Karte besitzt einen individu- etwa bei beteiligten Super- oder Drogeriemärkten, be- ellen PIN-Code, welcher im Zuge der Bestellung einge- gleichen. Der Online-Händler wird zeitgleich über die geben wird, um die Bezahlung zu autorisieren. Kunden erfolgte Bezahlung informiert (vgl. barzahlen.de 2017). haben die Möglichkeit kumulativ mit bis zu drei Karten zu zahlen, sollte der Kaufpreis höher als der Betrag auf Diese Verfahren ermöglichen somit Verbrauchern, einer gekauften paysafecard sein. Auch die Bezahlung ohne die Bekanntgabe persönlicher Daten, Zahlungen in einer anderen Währung, als auf der Karte gespei- im Online-Handel zu tätigen. Selbstverständlich müs- chert, ist möglich (vgl. Meier/Stormer 2012: 191-192). sen auch hier Kunden ihre Lieferdaten an den Händler geben.
20 | Elektronische Bezahlverfahren im Internet-Handel ligen muss.“ (vgl. Landgericht Frankfurt am Main, Urteil ZWISCHENFAZIT vom 24.06.2015 AZ. 2-06 O 458/14). Das Oberlandes- gericht Frankfurt am Main und jüngst auch das Land- Große Vielfalt bei Funktionsweisen und gericht Mannheim stellen dahingegen die „Zumutbar- Anbietern keit der Zahlungsmethode allein nicht in Frage, sofern keine konkreten Missbrauchsgefahren dargestellt und So verschieden die Funktionsweisen der Zahlungs- nachgewiesen werden" (vgl. Oberlandesgericht Frank- dienstleister in den drei Kategorien der elektronischen furt am Main, Urteil vom 24.08.2016 AZ. 11 U 123/15). Bezahlverfahren auch sind, so ist ihr verbindendes Aktuell liegt die Klärung des Sachverhaltes beim Bun- Element die Ausführung der Zahlung über das Inter- desgerichtshof. net. Dies geschieht im überwiegenden Teil durch einen zwischengeschalteten Anbieter bzw. über eine weitere Das anonymste elektronische Bezahlverfahren ist das Internet-Seite, auf welcher der Kunde die Zahlung ab- Nutzerkontounabhängige. Zwar sind hier fünf Akteure wickelt. involviert und ein Zahlungsdienstleister zwischenge- schaltet. Allerdings werden innerhalb des Bezahlvor- Die Anzahl und Ausprägung der beteiligten Akteure bei gangs weniger Daten des Verbrauchers erfasst, da der den elektronischen Bezahlverfahren ist unterschied- Kunde das Guthaben anonym im stationären Handel lich. An den Zahlungsauslöse- und Initialisierungs- so- erwerben kann. Somit erhält der Zahlungsdienstleis- wie nutzerkontoabhängigen Verfahren sind in der Regel ter keine Information zur Identität des Verbrauchers. fünf Akteure beteiligt. Der Zahlungsdienstleister fällt Zudem entfällt die Kommunikation zwischen dem Zah- dagegen im Beispiel von giropay weg. Bei den nutzer- lungsdienstleister und der Bank des Kunden. kontounabhängigen Bezahlverfahren hingegen ist die Bank des Kunden nicht Teil des Bezahlvorgangs. Die Darstellung der Funktionsweisen und die genann- ten Beispiele elektronischer Bezahlverfahren zeigen Anhand der beteiligten Akteure zeigt sich, an welchen auch, dass die größte Vielfalt bei den nutzerkontoab- Schnittstellen Kundendaten weitergegeben werden. So hängigen Verfahren herrscht. Nutzerkontounabhängige hat im überwiegenden Teil der dargestellten Verfahren Verfahren bilden dahingegen eher die Ausnahme. Um neben den involvierten Banken des Kunden und des zu untersuchen, welche Relevanz die einzelnen elektro- Händlers auch der zwischengeschaltete Zahlungsdienst- nischen Bezahlverfahren für den Handel im Internet ha- leister Zugriff auf die Kundendaten. In welchem Umfang ben, wird im nachfolgenden Kapitel ein Überblick über der Dienstleister Zugriff auf personenbezogene Daten das derzeitige Angebot gegeben. hat, ist abhängig vom jeweiligen Bezahlverfahren. Im Beispiel des Zahlungsdienstleisters SOFORT Über- weisung kann durch die Eingabe der Anmeldedaten für das Online-Banking der Hausbank das Konto des Kunden eingesehen werden. Damit erhält SOFORT Überweisung Informationen über beispielsweise die Zahlungsfähigkeit des Verbrauchers. Aktuell wird in diesem Kontext diskutiert, ob ein Bezahlverfahren bei erforderlicher Eingabe von PIN und TAN in die Eingabe- maske eines Zahlungsdienstleisters als einziges kos- tenloses Zahlungsmittel für die Verbraucher zumutbar ist. Das Landgericht Frankfurt sah eine Zumutbarkeit nicht gegeben. Die Nutzung des Dienstes sei für den Verbraucher unzumutbar, „da er hierzu nicht nur mit ei- nem Dritten in vertragliche Beziehungen treten muss, sondern diesem Dritten auch noch Kontozugangsdaten mitteilen muss und in den Abruf von Kontodaten einwil-
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