Editorial südostasien 3/2021:Kolonialismus in Südostasien - Das Aushandeln von Erinnerung

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Editorial südostasien 3/2021:Kolonialismus in Südostasien - Das Aushandeln von Erinnerung
EDITORIALS,
Autor*in: Hornbacher; Makalintal; Wicke; Grimminger; Pasuhuk

Editorial südostasien 3/2021:Kolonialismus in Südostasien –
Das Aushandeln von Erinnerung

Die Tafel Tribut aus den Kolonien auf der Goldenen Kutsche der niederländischen Königsfamilie. Das
Gemälde von Nicolaas van der Waay (1898) zeigt links Bewohner*innen aus den karibischen
Kolonien, rechts aus Niederländisch-Ostindien (heutiges Indonesien) und in der Mitte thronend die
‚holländische Jungfrau‘. Die Kutsche ist Teil der Ausstellung The Golden Coach noch bis zum 27.
Februar 2022 im Amsterdam Museum. Foto © Arthur van der Vlies

Südostasien ist von seiner beinahe 500-jährigen Kolonialgeschichte geprägt, während der die
heutigen Nationalstaaten der Region (in verschiedenem Maße) den politischen und wirtschaftlichen
Interessen von Mächten des globalen Nordens unterworfen waren. Auch Jahrzehnte nach Ende des
westlichen Kolonialismus in der Region – als letzter Staat erklärte 1984 Brunei seine
Unabhängigkeit von Großbritannien – finden sich Spuren dieser Kolonialgeschichte überall in
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Südostasien, etwa in Sprache, Architektur, Gesetzestexten, Küchen oder Denkmälern.

Darüber hinaus manifestieren sich Hinterlassenschaften des Kolonialismus in der Kontinuität von
kolonialen Machtstrukturen (vgl. dazu südostasien Ausgabe 2/2021 zum Thema Hegemonie),
beispielsweise in wirtschaftlichen und politischen Verflechtungen sowie Migrationsströmen und
Diaspora-Gemeinschaften zwischen ehemaligen kolonisierenden und kolonisierten Staaten (vgl. dazu
südostasien Ausgabe 4/2020 zum Thema Diaspora).

Auch in vielen Ländern des globalen Nordens finden sich zahlreiche Spuren dieser wechselseitig
verflochtenen Geschichte – unabhängig davon, ob sie selbst Kolonien beherrschten oder von
kolonialen Strukturen profitierten. Nicht immer werden etwa Artefakte in europäischen Museen in
diesem Kontext betrachtet. Doch inzwischen findet in vielen Ländern des globalen Nordens eine
zunehmend kritische Auseinandersetzung mit der eigenen unterdrückerischen und ausbeuterischen
Vergangenheit statt.

Die vorliegende Ausgabe der südostasien befasst sich aus unterschiedlichen Perspektiven und auf
unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen mit Spuren des Kolonialismus in Südostasien und
Europa. Thematisiert werden Diskurse zur Erinnerung an die koloniale Vergangenheit ebenso wie zu
den Beziehungen zwischen ehemaligen Kolonialmächten und Kolonien.

Die Erinnerung an den Kolonialismus spielt eine wichtige Rolle im postkolonialen Südostasien.
Dieses Jahr ist für die Philippinen besonders bedeutend, wo ein 500-jähriges Jubiläum verschiedene
Ereignisse in die kollektive Erinnerung bringt, von der Einführung des Christentums über die Rolle
des Landes bei der Magellan-Elcano-Weltumsegelung bis hin zum Sieg von Lapulapu in der Schlacht
von Mactan gegen die spanischen Invasoren. In ihren Artikeln geben Luis Zuriel Domingo und
John Lee Candelaria kritische Einblicke in die Quincentennial Commemorations 2021. Das
Gedenken an diese historischen Ereignisse wurde nicht nur dafür kritisiert, dass es alternative und
lokalisierte Perspektiven auf die Geschichte der Philippinen ignoriert, sondern auch, weil es von
Rodrigo Dutertes verzerrter Geschichtspolitik überschattet wurde.

Oliver Tappe befasst sich in seinem Artikel mit den fragmentierten Diskursen zum französischen
Kolonialismus und dem Unabhängigkeitskampf im heutigen Laos, in welchem die Erinnerung
fortbesteht, auch wenn die Zeitzeug*innen der Kolonialherrschaft inzwischen verstorben sind. In
Gladhys Ellionas Artikel setzt sich die Autorin mit dem 2018 eröffneten Multatuli-Museum in West-
Java, Indonesien, auseinander. Das Museum behandelt Leben und Werk des gleichnamigen Autors –
ein Pseudonym des niederländischen Kolonialbeamten Douwes Dekker – und die koloniale
Ausbeutung, die er in seinem 1860 erschienenen Roman Max Havelaar anprangerte.

Fritz Möller und Simon Barthel führen die Stadtentwicklung Jakartas entlang ethnischer und
sozialer Linien auf die Politik der holländischen Kolonialverwaltung zurück. Sie zeigen wie diese
historisch gewachsene urbane Segregation von sozialen Klassen und Ethnien derzeit in Gestalt
neuer Superblocks für die wachsende Mittelschicht eine Renaissance erlebt.

Im Zuge zivilgesellschaftlicher Kritik und immer wieder auch Rückgabeforderungen aus ehemaligen
Kolonien müssen sich ethnologische Museen und Sammlungen im globalen Norden heute
zunehmend selbstkritisch mit ihrer eigenen kolonialen Geschichte auseinandersetzen. Sonja Mohr,
Annabelle Springer, Caroline Bräuer und Carl Deußen geben aus ihrer kuratorischen Arbeit im
Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln Einblicke in die Provenienzforschung zu Objekten, die während
der Kolonialzeit erworben wurden, und in die Bemühungen, in diesem Zusammenhang eine (selbst-
)kritische Ausstellungspraxis zu kreieren. Im Interview mit Stefanie Zinn diskutieren Ashley
Thompson und Stephen Murphy über die Rückgabe von geraubten Kulturgütern und über die Frage,
was Restitution leisten kann.
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Dies sind einige Einblicke in die fortlaufend wachsende Zahl von Artikeln, die Sie/Ihr in den
kommenden drei Monaten in dieser Ausgabe zu Kolonialismus und kollektiver Erinnerung hier bei
der südostasien lesen können/könnt.

Wir wünschen Ihnen/Euch eine spannende Lektüre und interessante Erkenntnisse. Zudem möchten
wir auf die kommende Ausgabe 4/2021 der südostasien zum Thema Rassismus und Polizeigewalt
verweisen, für die potenzielle Autor*innen noch Artikel einreichen können. Hier geht’s zum Call for
Papers.

Das Redaktionsteam

zur Ausgabe

     Die Autorin
     Artikel

Die Autorin
Sophia Hornbacher-Schönleber
Sophia Hornbacher-Schönleber promovierte in Social Anthropology zu linkem muslimischem
Agraraktivismus in Indonesien an der University of Cambridge, wo sie weiterhin lehrt und forscht.
Zuvor studierte sie Ethnologie und Philosophie in Freiburg und Frankfurt. Ihre Forschung befasst
sich schwerpunktmäßig mit politischem Aktivismus, Ethik, Agrarpolitik und Religion.
Editorial südostasien 3/2021:Kolonialismus in Südostasien - Das Aushandeln von Erinnerung
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„Wenn Frauen ihre Rechte kennen, ist vieles möglich“

     Indonesien – Die Regierung setzt der Ausbeutung von Ressourcen durch
     Unternehmen wenig entgegen. Landnahmen beeinträchtigen insbesondere indigene
     Frauen. Die NGO Perempuan AMAN stärkt deren Selbstbewusstsein, indem sie ihnen
     Frauen- und Indigenenrechte vermittelt. Ein Interview mit der Aktivistin Afina Nurul
     Faizah.

     Der Autor
     Artikel

Der Autor
Joshua Makalintal
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Joshua Makalintal studierte Politikwissenschaft und arbeitet derzeit an der Universität Innsbruck in
Österreich. Er schreibt über die politischen Entwicklungen in den Philippinen unter Präsident
Rodrigo Duterte. Seine letzten Artikel wurden in Al Jazeera, New Mandala und im Austrian Journal
of South-East Asian Studies veröffentlicht.
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Feuer und Zorn auf den Philippinen: Der Kampf gegen Dutertes Inferno

     Philippinen – “Addicted to killing” ist eine der Eigenschaften, die Rodrigo Duterte
     kennzeichnen, so Jonathan Miller in seiner vor kurzem erschienenen Biographie des
     philippinischen Präsidenten. In “Duterte Harry: Fire and Fury in the Philippines”, gibt der
     erfahrene Journalist einen ausführlichen Bericht über die brutale und blutige Geschichte des
     philippinischen Präsidenten als ehemaligem Bürgermeister von Davao City.

     Der Autor
     Artikel

Der Autor
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Janis Wicke

Janis Wicke hat in Hamburg und Jena Soziologie und Wirtschaftswissenschaften studiert. Für seine
Masterarbeit hat er in Indonesien die Interaktion lokaler Communities und NGOs im Kontext der
Zertifizierung von „nachhaltigem“ Palmöl untersucht.
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„Torfböden sind quasi reiner Treibstoff“

Südostasien – Wenn Indonesiens Wälder großflächig brennen, wird die ganze Region mit
einer Dunstglocke aus giftigem Qualm (Haze) überzogen. Helena Varkkey von der University
of Malaya in Kuala Lumpur erforscht die Ursachen der Waldzerstörung und erklärt, warum der
Schutz von Torfböden entscheidend im Kampf gegen den Klimawandel ist.
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„Die Konzerne müssen Einwegplastik reduzieren“

     Malaysia – Heng Kiah Chun hat für Greenpeace Malaysia die Untersuchungen zu den
     Auswirkungen der groß angelegten Plastikmüllimporte aus dem Globalen Norden geleitet. Im
     Interview spricht er über die Folgen für Mensch und Umwelt und den Widerstand von
     betroffenen Communities.

     Der Autor
     Artikel

Der Autor
Hendra Pasuhuk
Hendra Pasuhuk, geboren 1961 in Indonesien, ist Journalist and Trainer für Interkulturelle
Kommunikation und Management. Hendra hat viele Jahre als Leitender Redakteur des Indonesien-
Programms des Deutsche Welle-Radios (DW) gearbeitet und ist derzeit Redakteur der Asien-
Redaktion der DW.

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Die Autorin
     Artikel

Die Autorin
Anna Grimminger

Anna Grimminger studiert an der Universität Duisburg-Essen Internationale Beziehungen und
Entwicklungspolitik. Zuvor hat sie an Universität Bonn ihr Bachelorstudium in Politik- und
Südostasienwissenschaft mit Fokus Indonesien abgeschlossen. Sie ist Vorstandsmitglied der Stiftung
Asienhaus.
Mekong – Wassersicherheit in Gefahr

Kambodscha – Der Mekong ist eine Lebensader. Der ungleiche Zugang zu sauberem Wasser
wurde während der COVID-19 Pandemie erneut deutlich. Ein Interview mit der
Wissenschaftlerin Chanvoitey Horn zum Thema Wasser(un)sicherheit.
„Es gibt Menschenhandel in Deutschland“

     Deutschland/Thailand/Philippinen – Die feministische Frauen-Beratungsstelle Ban
     Ying (= Haus der Frauen) setzt sich in Berlin gegen Ausbeutung und
     Menschenhandel ein.

Dieser Text erscheint unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.
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