Eigenheime der 1950er bis 1970er Jahre - VHW

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Eigenheime der 1950er bis 1970er Jahre - VHW
-SCHRIFTENREIHE    29

BERND HALLENBERG
FABIAN ROHLAND

Eigenheime der 1950er bis
1970er Jahre
ERGEBNISSE EINER BEFRAGUNG VON ÄLTEREN
EIGENTÜMERINNEN UND EIGENTÜMERN ZUR WOHNSITUATION
UND IM KONTEXT DER PERSPEKTIVEN DES BESTANDES
Eigenheime der 1950er bis 1970er Jahre - VHW
IMPRESSUM

  Auftraggeber
  vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V.
  Fritschestr. 27-28
  10585 Berlin
  www.vhw.de

  Autoren
  Bernd Hallenberg (vhw e. V.)
  bhallenberg@vhw.de
  Fabian Rohland (vhw e. V.)
  frohland@vhw.de

  Basis: Umfrage des Sinus-Instituts von und mit dem vhw e. V.

  Titelbild:
  © Adobestock_detailfoto

  Gestaltung/Druck
  Druckerei Franz Paffenholz GmbH, Bornheim

  ISBN
  978-3-87941-820-6

  Auflage
  1. Auflage, September 2021

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Eigenheime der 1950er bis 1970er Jahre - VHW
VORWORT

Ältere Eigenheime – die Sicht der
Bewohnerinnen und Bewohner

                                        der Bewertung der Versorgungs-­         gesetzes vorläufig reagiert; mit wei-
                                        Infrastruktur, über das Zusammen-       teren Änderungen ist nach der Bun-
                                        leben in der Nachbarschaft bis zum      destagswahl im September 2021 zu
                                        künftigen Umgang mit dem eigenen        rechnen.
                                        Haus reicht.
                                                                                Insgesamt steht der Wohngebäude-
                                        Die Ergebnisse aktualisieren frühere    bestand in Deutschland zunehmend
                                        Befunde und schließen eine Erkennt-     im Fokus bei der erforderlichen Ver-
                                        nislücke, die in der ersten Phase der   minderung des CO2-Ausstosses.
                                        intensiven Befassung mit dem Seg-       Dieser ist für fast ein Viertel des
                                        ment der älteren Ein- und Zweifamili-   Endenergieverbrauchs verantwort-
                   Bernd Hallenberg     enhäuser Anfang bis Mitte der 2010er    lich, doch seine CO2-Emissionen ha-
                            vhw e. V.   Jahre weitgehend offengeblieben         ben sich in den letzten Jahren kaum
                                        war. Sie gibt wichtige Hinweise auf     verringert, wie das Umweltbundes-
                                        die künftigen Herausforderungen         amt im März 2021 berichtete. Die an-
                                        im Umgang mit dem Segment, auch         visierten Einsparziele wurden deut-
                                        unter dem Aspekt sich verändernder      lich verfehlt.
Mit der vorliegenden Studie knüpft      Wohnungsmärkte und Nachfragebe-
der vhw – Bundesverband für Woh-        dingungen. Für den vhw ergänzt die      Ursächlich ist die Verbindung zwi-
nen und Stadtentwicklung an seine       Studie im Forschungscluster „Woh-       schen einem weiterhin hohen An-
umfangreiche Arbeit zum Thema der       nen“ ähnliche Projekte, die sich mit    teil älterer Wohngebäude und der
„Zukunft von Ein- und Zweifamilien-     der Wohnungsversorgung und -be-         begrenzten Belastungsfähigkeit ei-
häusern der Nachkriegsjahrzehnte        lastung in Deutschland befassen.        nes erheblichen Teils ihrer Bewoh-
und ihrer älteren Bewohnerinnen                                                 nerinnen und Bewohner in Hinblick
und Bewohner“ Mitte der letzten De-     Auffällig ist neben der hohen Wohn-     auf energetische Modernisierun-
kade an.                                zufriedenheit der Befragten die fort-   gen. Dies gilt in besonderem Maße
                                        bestehende Lücke bei der ener-          für Ein- und Zweifamilienhäuser der
Die Studie fasst die Ergebnisse einer   getischen Modernisierung dieses         Nachkriegsjahrzehnte. Dieser Be-
Befragung von Seniorinnen und Se-       Segments. Zusätzliche Aktualität        fund wurde durch die vorliegende
nioren in diesem Wohnungssegment        gewinnen die Befunde durch das Ur-      Befragung bestätigt. Unterstrichen
zusammen. Sie wurde vom vhw ge-         teil des Bundesverfassungsgerichtes     wird damit die politische Aufgabe,
meinsam mit dem Sinus-Institut kon-     vom April 2021, das vom Gesetzgeber     bei der erforderlichen energetischen
zipiert und umgesetzt und nimmt die     deutlich weiterreichende Maßnah-        Gebäudesanierung auch die sozialen
konkrete Situation des Bestandes,       men verlangt, als im erst Ende 2019     Belange der betagten Eigenheimbe-
die Befindlichkeit ihrer Bewohnerin-    verabschiedeten Klimaschutzgesetz       wohnerinnen und -bewohner ange-
nen und Bewohner sowie die Pers-        zunächst vorgesehen war. Mit dem        messen zu berücksichtigen.
pektiven des Bestandes in den Blick,    Spruch aus Karlsruhe sollen die Be-
gerade auch in den peripheren Ge-       lastungen durch die Klimapolitik ge-
bieten des Landes. Neben den The-       rechter zwischen den Generationen
men „Modernisierungsbedarf und          verteilt werden. Bereits im Juni 2021
-bereitschaft“ wurde ein breites Fra-   hat die Bundesregierung darauf mit
genspektrum einbezogen, das von         einer Novellierung des Klimaschutz-         Bernd Hallenberg

                                                                                                vhw-Schriftenreihe Nr. 29
Eigenheime der 1950er bis 1970er Jahre - VHW
INHALT

  VORWORT

  EINFÜHRUNG                                                              5

  TEIL 1: DER KONTEXT                                                     6
  Der ältere Eigenheimbestand im (Fach-) Diskurs                          6
  Der aktuelle Kontext: Bestand und Demografie                            9

  TEIL 2: DIE BEFRAGUNG                                                  11
  Die Befragung: Methode und Stichprobe                                  11
  Ergebnisse: Modernisierung und Sanierung                               14
  Zusammenleben und Zusammenhalt in der Nachbarschaft                    22
  Wohnumfeld und Infrastruktur                                           25
  Verbleiben und verrenten                                               30
  Vererben und erben                                                     34
  Ein Zwischenfazit der Kernbefunde                                      37

  TEIL 3: PERSPEKTIVEN                                                   38
  Perspektiven und Konzepte: Modernisierung und Versorgung               39
  Demografie, Wohnungsmärkte und die Zukunft älterer Einfamilienhäuser   42

  SCHLUSSBEMERKUNG                                                       47

  ABBILDUNGSVERZEICHNIS                                                  49

  QUELLEN UND LITERATUR                                                  51

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Eigenheime der 1950er bis 1970er Jahre - VHW
Einführung

Seit Anfang der 2010er Jahre steht ein Wohnungssegment      Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen insgesamt ein
im Fokus der Betrachtung, mit dessen Zukunft vielfältige    hohes Maß an Zufriedenheit mit der Wohnsituation, aber
Herausforderungen verbunden werden: Ein- und Zweifa-        auch das Fortbestehen erheblicher Herausforderungen.
milienhäuser der ersten Nachkriegsjahrzehnte.               Zugleich haben sich viele Rahmenbedingungen für die
                                                            Zukunft dieses Wohnungssegmentes in den vergange-
Ausbleibende Instandhaltungs- und Modernisierungs-          nen Jahren dynamisch gewandelt und müssen teilweise
maßnahmen und die heraufziehende Gefahr einer unge-         neu bewertet und gewichtet werden. Dies gilt für demo-
lösten Nachfolgethematik im Zuge des demografischen         grafische Verschiebungen im Stadt-Land-Gefüge vor und
Wandels sowie regional-räumlicher Verschiebungen bis        nach Corona ebenso wie für erweiterte Alltags- oder
hin zur Peripherisierung markieren die Problemlage. 2012    ­medizinische Versorgungskonzepte im ländlichen Raum,
hatte die Wüstenrot-Stiftung eine breite Analyse dieses      für die Folgen einer stetig wachsenden Digitalisierung
Segments vorgelegt, auf die etliche Reaktionen folgten.      und Netzabdeckung aber gerade auch für klimapolitische
2015 widmete der vhw dem Thema eine ganze Ausgabe            ­Regelungen.
seiner Zeitschrift Forum Wohnen und Stadtentwicklung
(vhw (2015)).                                               Die Einordnung in diese veränderten Kontextbedingungen
                                                            im Teil 3 soll somit helfen, den Blick auf jene Faktoren
Angesichts der in den Folgejahren fortbestehenden Un-       anzupassen und zu schärfen, welche die Zukunft dieses
klarheiten über die Zukunftsaussichten des Segmentes        wichtigen Wohnungsbestandes bestimmen.
und insbesondere der Befindlichkeit und Sicht der älteren
Bewohnenden hat der vhw 2019 in Zusammenarbeit mit
dem Sinus-Institut eine breit angelegte Befragung unter
Betroffenen im Alter von 65 bis 85 Jahren durchgeführt.

                                                                                                vhw-Schriftenreihe Nr. 29 | 5
Eigenheime der 1950er bis 1970er Jahre - VHW
TEIL 1: DER KONTEXT

  Der ältere Eigenheimbestand
  im (Fach-)Diskurs

  Mehrere häufig lokale oder regionale Untersuchungen (vgl.                          verhalten – kann erhebliche Auswirkungen auf die Bewer-
  Faller et al. (2012)), und nicht zuletzt die breit angelegte                       tung der Zukunft des Segmentes in eine eher positive oder
  und detaillierte Bestandsaufnahme der Wüstenrot-Stif-                              negative Richtung haben. Zugleich erscheint es schwierig,
  tung (2013) lösten eine Welle von Analysen und Vorschlä-                           die unüberschaubare Vielfalt an baulichen, siedlungsstruk-
  gen zum Umgang mit der heraufziehenden Herausforde-                                turellen oder qualitativen Erscheinungsformen des Seg-
  rung aus (vgl. Aring (2012)). Mit teilweise dramatischen                           mentes und seiner Bewohnenden zusammenhängend zu
  Appellen wurde auf die wachsende Modernisierungs- bzw.                             bewerten. Dies kann somit nur in Grundlinien geschehen.
  Instandhaltungslücke ebenso hingewiesen, wie auf räum-
  lich-demografische Verschiebungen, eine zunehmend                                  Viele Vorschläge wurden in der Folge unterbreitet oder
  schwierige Versorgungslage und das offene Thema der                                Ideenwettbewerbe ausgeschrieben. Früh stand ange-
  Nutzungsnachfolge für die älteren Häuser und Siedlun-                              sichts eines massiven Rückgangs von Filialen im Lebens-
  gen, bei denen häufig bereits eine Phase des inneren Leer-                         mitteleinzelhandel das Thema Nahversorgung, gerade im
  stands vorausgegangen ist.1                                                        ländlichen Raum, im Vordergrund (vgl. BMUB (2014); IFH
                                                                                     (2015), Kokorsch/Küpper (2019); s. Abbildung 1) – oft in
  „Nachteile wie ungünstige Lageeigenschaften, bauliche                              Verbindung mit der Einstellung des Nahverkehrs (vgl. Ochs
   oder energetische Mängel sowie Imageprobleme können                               (2018)) und dem Abbau von Gesundheitseinrichtungen (vgl.
  sich zu gravierenden Problemkomplexen potenzieren. Im                              Rienhoff (2015)).
  ungünstigsten Fall drohen Wertverlust, Vernachlässigung,
  Leerstand und Verfall – Entwicklungen, die im Einfami-                             Gefordert wurde etwa „ein grundlegender Strategiewech-
  lienhaussektor in Deutschland bisher weitgehend unbe-                              sel, durch den präventive Orientierungen in den Aufgaben
  kannt sind. […] Im Zuge des Generationenwechsels steht                             und Handlungsfeldern der Stadtentwicklung“ (Krämer/Si-
  eine beständig wachsende Zahl dieser Bestandsgebäude                               mon-Philipp (2015)) mehr Gewicht erhalten sollten. Kon-
  zum Verkauf und trifft dabei auf einen sich verändernden                           kret wurden die Komponenten „Qualifizierung, Stabilisie-
  und regional ausdifferenzierten Wohnungsmarkt. Zudem                               rung und Umstrukturierung / Rückbau“ (ebd.) genannt.
  führt der gesellschaftliche Wandel zu qualitativen Verän-
   derungen der Nachfrage.“ (Zakrzewski et al. 2014).                                Als Hindernisse für den Umgang mit den Nachkriegshäu-
                                                                                     sern wurden zudem u. a. zu geringe kommunale Anstren-
  Das Zitat kennzeichnet die komplexe Vielschichtigkeit der                          gungen bei der Bewältigung dieser speziellen Aufgaben
  Thematik und der sie bestimmenden Faktoren. Die Ände-                              (vgl. Ochs (2018)) oder unrealistische Vorstellungen der
  rung einzelner Entwicklungen – wie zum Beispiel beim                               Eigentümerinnen und Eigentümer über den Marktwert
  räumlich-qualitativen oder preisorientierten Nachfrage-                            ihres Hauses aufgeführt (vgl. Beul-Ramacher (2016)).

  1
      Ochs (2018): „In der Regel ist das eine betagte Dame, die höchstens 20 bis 30 Quadratmeter des eigentlich 170 Quadratmeter großen Hauses bewohnt“. ---
      Andere Beobachter betrachten den Umstand, dass viele Seniorinnen und Senioren auch allein in ihrer vertrauten großen Wohnung bleiben wollen, auch als
       Mahnung zur Vorsicht bei künftigen Wohnungsbedarfsprognosen (vgl. Löhr 2020).

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Filialen im Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland nach Betriebsformen 2008 bis 2018

50.000
45.000
40.000
35.000
30.000
25.000
20.000
15.000
10.000
 5.000
      0
           2008        2009        2010       2011        2012        2013        2014        2015        2016       2017       2018

   Große Verbrauchermärkte                           Kleine Verbrauchermärkte                           Discounter

   Große Supermärkte                                 Kleine Supermärkte                                 Drogeriemärkte

Abbildung 1: Filialen im Lebensmittelhandel in Deutschland. Quelle: Nielsen (2016) und Nielsen (2018)

Bei der „Ideensuche von Planern und Politikern“ (Verband                  NRW und der Kommunen im Münsterland. Dabei handelt
Wohneigentum o. J.) wurden kleinteilig-strukturelle Kon-                  es sich um eine Werkstattreihe mit Hauseigentümerinnen
texte skizziert, in denen ältere Eigenheime „attraktiv sein               und -eigentümern, Bewohnenden und Interessierten, um
können“, etwa „wenn sie in gewachsenen Strukturen lie-                    über die Zukunft dieser Einfamilienhausgebiete und ihrer
gen, die gepflegte Straßenanlage, Gärten und öffentliches                 tragfähigen Anpassung zu sprechen (vgl. Stadt Dorsten/
Grün bieten“, ein „harmonisches bauliches Gesamtbild“                     Regionale (2016)/StadtBauKultur NRW (2015)).
somit. Zudem würden diese Bestandsimmobilien „zwar
immer wieder renoviert, doch selten erfolgte eine grund-                  In den Folgejahren blieb die Thematik zwar auf der fachli-
legende Sanierung, die sich auch auf den Grundriss, die                   chen und politischen Agenda, wurde aber von übergreifen-
Barrierereduzierung und die energetische Seite erstreckt“                 den Themen wie dem Umgang mit der Peripherisierung
(ebd.).                                                                   in den Hintergrund gedrängt. Umfassende systematische
                                                                          Studien, welche „die Veränderungen in Einfamilienhaus-
Tatsächlich hielt nach Untersuchungen der LBS Research                    gebieten mit ihrer kleinteiligen Eigentumsstruktur doku-
im Jahr 2014 jede dritte Hausbesitzerin bzw. Hausbesit-                   mentieren“ (Aring (2015)) blieben weiterhin aus.
zer in Deutschland ihre bzw. seine Immobilie für renovie-
rungsbedürftig. Um Energie einzusparen, habe fast jede                    Nur ansatzweise und lokal begrenzt wurde die Befindlich-
zehnte Eigentümerin bzw. Eigentümer im Vorjahr (2013)                     keit, Wohn- und Lebenssituation sowie Bedürfnisse und
jedoch mindestens eine energetische Modernisierungs-                      Handlungsperspektiven der älteren Bewohnenden von
maßnahme vorgenommen (vgl. LBS (2014)).                                   Nachkriegseigenheimen untersucht. Doch gerade dies er-
                                                                          scheint als Basis für den weiteren Umgang mit dem Seg-
Stärker in den Fokus rückten in den Folgejahren integ-                    ment und zur Auslotung sinnvoller Fördermöglichkeiten
rierte und planerisch-partizipative Ansätze zum Umgang                    unverzichtbar. Dies gilt umso mehr, als sich wesentliche
mit der Thematik (vgl. Römhild (2013)), die zum Teil als                  Rahmenbedingungen in einem Wandlungsprozess befin-
lokale oder regionale Konzepte vorangetrieben wurden Zu                   den, etwa durch demografische, infrastrukturelle, markt-
nennen ist etwa Hausaufgaben im Münsterland, ein Ko-                      bezogene oder klimagesetzliche Entwicklungen.
operationsprojekt der Regionale 2016, der StadtBauKultur

                                                                                                                     vhw-Schriftenreihe Nr. 29 | 7
Abbildung 2: Luftbild einer Siedlung in einer Kleinstadt. Quelle und Copyright: Adobe Stock/Christian Schwier

  Die nachfolgenden Befragungsergebnisse sollen somit                        Ergebnisse vorgestellt. Dabei stehen Modernisierungs-
  nicht nur der Aktualisierung früherer Erkenntnisse die-                    maßnahmen, das Zusammenleben in der Nachbarschaft,
  nen, sondern eine Ergänzung zum Forschungsstand als                        die Anforderungen an die Infrastruktur und der künftige
  Basis für belastbare Anpassungsmaßnahmen bieten.                           Umgang mit der Immobilie im Zentrum.

  Nach einem Überblick zum Segment der älteren Ein- und                      Im abschließenden Teil 3 werden die Ergebnisse in den
  Zwiefamilienhäuser und ihrer älteren Eigentümerinnen                       Kontext der sich verändernden Rahmenbedingungen und
  und Eigentümer werden die Stichprobe sowie die zentralen                   Perspektiven gestellt.

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TEIL 1: DER KONTEXT

Der aktuelle Kontext:
Bestand und Demografie

Ältere Ein- und Zweifamilienhäuser (EZFH) der Baujahre               Haushalte in EZFH 1949–78: Anteil HH mit Pers. über
1949 bis 1978 leisten auch zu Beginn der 2020er Jahre                65 Jahre, in % (Quelle: MZZ 2018)
einen erheblichen Beitrag zur Wohnungsversorgung in
Deutschland. Die etwa 6,3 Millionen bewohnten Wohnun-
gen dieses Segmentes stellten 2018 gut 17 % des Ge-                                                         1-P-HH
samtwohnungsbestandes und über 36 % des Wohnungs-                                                           ü65
bestandes in Ein- und Zweifamilienhäusern. 72 % dieses                                                      23,1 %
Segmentes wurden von Eigentümerinnen bzw. Eigen-
tümern bewohnt, 22 % waren vermietet und 6 % waren
                                                                                                                        2-P-HH
laut MZZ 2018 unbewohnt (vgl. Statistisches Bundesamt                                Haushalte ohne                     mit P ü65
(2019)).2                                                                            Personen über
                                                                                     65 Jahre                           19,1 %           Lorem ipsum

                                                                                     57,1 %

Bewohnte Wohnungen in Ein- und Zweifamilien­
häusern 2018, nach Baujahr, in Tsd. (Quelle:                         Abbildung 4: Anteil von Haushalten mit Personen über 65 Jahre im
Destatis, MZZ 2018)                                                  Haushalt an allen Haushalten in Ein- und Zweifamilienhäusern der
                                                                     Baujahre 1949 bis 1978. Quelle: Statistisches Bundesamt (2020a):
7.000                                                                Sonderauswertung BewohnerInnen älterer Einfamilienhäuser für den
                                                                     vhw. Basis. Mikrozensus-Zusatzerhebung, Wiesbaden 2018/2020
6.000

5.000                2.435

4.000
          1.755                                                      Parallel dazu war die Zahl der Senioren und Seniorinnen in
3.000                                        680                     Deutschland von 2012 bis Anfang 2020 um fast 9 % auf 18,1
                                                                     Millionen Menschen angestiegen. Die Älteren stellten in-
2.000                3.853        719                                zwischen fast 22 % der Bevölkerung. Unter den insgesamt
          2.859                             2.918
1.000                                                                12 Millionen Haushalten mit Personen über 65 Jahren leb-
                                 1.651
                                                         85          ten 2018 fast 2,9 Millionen Haushalte (oder 23,5 %) bzw.
   0                                                    498
        bis 1948     1949–       1979–      1991–     2011 und       4,2 Millionen Personen in Ein- und Zweifamilienhäusern
                     1978        1990       2010      später         der Baujahre 1949 bis 1978. Unter allen alleinlebenden
            Einfamilienhaus        Zweifamilienhaus

Abbildung 3: Baualtersstruktur von Ein- und Zweifamilienhäusern in   2
                                                                         In der Mikrozensus-Zusatzerhebung 2010 wurden noch 6,9 Mio. WE dieser
Deutschland 2018. Quelle: Statistisches Bundesamt (2019)                 Baualtersklasse angegeben.

                                                                                                                      vhw-Schriftenreihe Nr. 29 | 9
Seniorinnen und Senioren betrug der Anteil derjenigen,                  Die regionale Verteilung dieses Wohnungsbestandes va-
   die in diesen älteren Eigenheimen lebten, knapp 21 %.                   riiert stark, wie die Karte 5 verdeutlicht. Während das
                                                                           Segment in den östlichen Bundesländern einschließlich
   Insgesamt lebten 2018 gut 6,3 Millionen Haushalte in                    Berlins mit 394.000 Wohnungen nur eine geringe Rolle
   EZFH der 1950er-70er Jahre, darunter 43 % mit Senio-                    spielt, liegt in den westlichen Ländern Anfang 2020 der
   rinnen und Senioren über 65 Jahre. Dies bedeutet zu-                    Anteil der Baujahre 1949 bis 1978 unter allen Wohnungen
   gleich, dass inzwischen durch Vererbung oder (Ver-)Kauf                 in Ein- und Zweifamilienhäusern bei etwa 41 %. Besonders
   ein erheblicher Teil des Bestandes von den Erstbeziehern                hohe Anteile sind im Saarland und in Teilen Hessens mit
   und Erstbezieherinnen an meist jüngere Haushalte über-                  ihrer relativ geringen Neubautätigkeit zu finden, aber auch
   gegangen ist, was in der Stichprobe bestätigt wird. Die                 Hamburg und NRW liegen über dem westdeutschen Mittel.
   Einfamilienhäuser der Jahre 1949 bis 1978 haben zu fast
   60 % eine Wohnfläche von mehr als 120 Quadratmetern,                    Überdurchschnittlich hohe Bestandsanteile sind in periphe-
   während unter den Wohnungen in Zweifamilienhäusern                      ren oder strukturschwachen Gebieten festzustellen, wie die
   nur ein Viertel oberhalb dieser Schwelle zu finden ist (vgl.            untenstehende Karte auf der Gemeindebasis zugleich ver-
   Statistisches Bundesamt (2016)).                                        deutlicht. Hier sind das östliche Niedersachsen, Ostwest-
                                                                           falen, das Sauerland, das Ruhrgebiet oder Oberfranken und
                                                                           nicht zuletzt das Saarland besonders zu erwähnen.

                                                                                                  unter 5 Prozent / keine Datengrundlage

                                                                                                  5 bis unter 15 Prozent

                                                                                                  15 bis unter 30 Prozent

                                                                                                  30 bis unter 50 Prozent

                                                                                                  50 Prozent und mehr

                                                                                                  Kreisgrenze

                                                                                                  Bundeslandgrenze

   Abbildung 5: Anteil von Einfamilienhäusern der Baujahre 1949 bis 1978 an allen Einfamilienhäusern auf Ebene der Gemeinden.
   Quellen: Zensus 2011, Statistisches Bundesamt (2019), vhw-Gemeindedatenbank

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TEIL 2: DIE BEFRAGUNG

Methode und Stichprobe

Angesichts der verschiedenen Abgrenzungskriterien des
                                                                                  Befragte nach Familienstand, Anteile in %
Untersuchungsgegenstandes sind bei der Repräsentativi-
tät der Stichprobe gewisse Abstriche zu machen. Zu be-
rücksichtigen war neben dem fortgeschrittenen Alter der
Befragten (65 und älter) und der Baualtersklasse der be-
                                                                                                              Verwitwet
wohnten Häuser (1949 bis 1978) auch die räumlich-struk-                                                       21,8 %
turelle Verteilung des Bestandes im Bundesgebiet. Dazu
wurde auf die siedlungsstrukturellen Kreistypen des BBSR                                                                  Geschieden
                                                                                                                          8,3 %
und die kreisscharfen Zukunftsperspektiven des Prog-
nos-Instituts von 2019 zurückgegriffen. Da die Fragestel-                                                                              feste/eingetragene
                                                                                           Verheiratet                                 Partnerschaft
lung vor allem auf die Zukunft und Herausforderungen                                       58,0 %                                      6,7 %
                                                                                                                                       Ledig (ohne feste
in diesem Bestandssegment abzielte, blieben Häuser in                                                                                  Partnerschaft)
großstädtischen Wachstumsregionen mit hoher Nach-                                                                                      3,2 %
                                                                                                                                       sonstiges
frage und deutlicher Wertsteigerung unberücksichtigt.                                                                                  1,7 %
Insgesamt wurden n = 757 Eigentümerinnen und Eigen-                                                                              weiß nicht/keine Angabe
                                                                                                                                 0,3 %
tümer in 13 Bundesländern befragt, davon angesichts der
realen Verteilung nur 36 in den neuen Bundesländern.                             Abbildung 6: Befragte nach Familienstand, Anteil an allen Befragten,
                                                                                 in %, Quelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der Befragung
Durchgeführt wurde die Befragung im Herbst und Win-                              11.11. - 30. 12.2019, N=757

ter 2019 (11.11. bis 30.12.). Um möglichst unterschiedli-
che Teilgruppen einzubeziehen, wurde die Befragung im
Mixed-Mode-Verfahren als Kombination von persönlichen                            Jede siebte befragte Person verfügt über ein (Haushalts-)
Befragungen und internetbasierten Erhebungen umge-                               Einkommen unter 1.500 €, etwa ein Drittel berichtet von
setzt.3                                                                          Einkünften von mehr als 3.000 €. Nur 15 % der befragten
                                                                                 Ein-Personen-Haushalte geben Einkommen von mehr als
Die demografische und räumliche Struktur der Stichprobe                          2.500 € an. Frauen sind in den unteren Einkommensklas-
verdeutlicht die Annäherung an die reale Grundgesamt-                            sen deutlich überrepräsentiert.
heit. So lebt etwa eine deutliche Mehrheit als Ehepaar in
Zwei-Personen-Haushalten, weitere 7 % in einer festen                            Siedlungsstrukturell verfügen die Befragten aus städti-
Partnerschaft. Knapp 30 % wohnen dagegen allein, meist                           schen Kreisen häufiger über höhere und seltener über
als Witwe bzw. Witwer, gut 3 % als ledige Alleinstehende.                        geringe Einkommen als jene aus den beiden ländlichen
                                                                                 Kreistypen.
Unter den Befragten sind jeweils 43 % zwischen 65 und 70
bzw. zwischen 70 und 80 Jahre alt, etwa 14 % sind älter                          Ein Viertel der bewohnten Häuser der Befragten ist in den
als 80 Jahre. Bei den über 70-Jährigen sind Frauen leicht                        1950er Jahren gebaut worden, 27 % in den 1960ern und
überrepräsentiert.                                                               die übrigen 48 % zwischen 1970 und 1978.

3
    Den ausführlichen Tabellenband zur Befragung finden Sie unter www.vhw.de/publikationen/studien-befragungen/

                                                                                                                                vhw-Schriftenreihe Nr. 29 | 11
Verfügbares Haushalts-Einkommen nach Geschlecht

       80

       70
                                                                                                     Männl.                  Weibl.
       60

       50

       40

       30

       20

       10

        0
             unter     1.000 € bis   1.500 € bis    2.000 € bis   2.500 € bis   3.000 € bis    3.500 € bis    4.000 € bis      5.000 €
            1.000 €      1.499 €       1.999 €        2.499 €       2.999 €       3.499 €        3.999 €        4.999 €       und mehr

   Abbildung 7: Befragte nach Haushalts-Einkommensklassen und Geschlecht, Anteil an allen Befragten nach Geschlecht, in %,
   Quelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der Befragung 11.11. - 30. 12.2019, N=757

   In allen Altersgruppen der Bewohnenden sind Wohnflä-                     fragte Haushalt hat das Haus geerbt, während nur wenige
   chen von 100 bis 120 Quadratmetern am stärksten ver-                     Befragte von einer Schenkung berichten.
   treten, am höchsten ist dieser Anteil bei den ältesten Be-
   fragten über 80 Jahre.                                                   Durchgängig drei Viertel bis vier Fünftel der Befragten ver-
                                                                            fügen auf ihrem Grundstück über eine Garage, eine Ter-
   30 % der Befragten verfügen über Grundstücke mit ei-                     rasse, eine größere Rasenfläche sowie einen Gartenbe-
   ner Fläche von mehr als 850 Quadratmetern. In städti-                    reich mit Blumen- oder Gemüsebeeten. Seltener werden
   schen Kreisen liegt der Anteil von Befragten mit kleineren               ein freistehender Schuppen oder ein größerer, gepflaster-
   Grundstücken von maximal 450 Quadratmetern allerdings                    ter Hof erwähnt. Etwa jede sechste befragte Person nennt
   bei mehr als einem Viertel.                                              alle diese Ausstattungsmerkmale, weitere 30 % alle bis
                                                                            auf einen Hof und einen Schuppen.
   Die Befragten sollten auch die Bebauungsstruktur in ih-
   rem Umfeld bzw. in ihrer Siedlung zuordnen. Danach woh-                  Mitglied in einem Eigentums- bzw. Hausbesitz-Verband
   nen mehr als 60 % in einem Quartier mit homogener Bau-                   ist jede siebte befragte Person; am geringsten ist dieser
   struktur von Einfamilienhäusern, weitere 25 % in einem                   Anteil bei den 75 bis 79-Jährigen. Unter den Mitgliedern
   Wohngebiet mit unterschiedlichen Baustrukturen. Nur                      halten immerhin 80 % die Informationen und Unterstüt-
   jede siebte Person lebt in einem Mischgebiet aus Woh-                    zung durch ihren Verband bzw. Verein für hilfreich.
   nen und Gewerbe.
                                                                            Insgesamt deckt die Untersuchung somit ein breites
   Die relative Mehrheit – knapp die Hälfte – hat das be-                   Spektrum von Subklassen innerhalb der gezogenen
   wohnte Haus gekauft, wobei 93 % den aufgenommenen                        Grenzen ab – sowohl hinsichtlich des Baualters, des Le-
   Kredit inzwischen abbezahlt haben. Gut ein Viertel hat ge-               bensalters der Eigentümerinnen bzw. Eigentümer, ihrer
   baut; besonders hoch ist dieser Anteil bei Häusern aus                   sozialen Situation oder auch der strukturellen Lage. In-
   den späten 1970er Jahren sowie in ländlichen Kreisen mit                 sofern kann durchaus von einer bedingten Repräsenta-
   Verdichtungsansätzen. Zwei Drittel der Bauherren bzw.                    tivität der Stichprobe und der Befragungsergebnisse ge-
   -frauen haben das Grundstück erworben. Jeder fünfte be-                  sprochen werden.

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Hauserwerb nach Erwerbsart und Baualtersgruppe in %

                     2,7
                                                                      43,2
  1949 bis 1954
                                                                       46,8
                           6,3

                         4,0
                                                        32,0
  1955 bis 1959
                                                                                       58,7
                         5,3

                                  14,9
                                                          36,2
  1960 bis 1964
                                                                       46,8
                     2,1

                                                 28,7
                                 13,9
  1965 bis 1969
                                                                                    53,7
                         3,7

                                                   30,1
                                 13,9
  1970 bis 1974
                                                                              51,2
                         3,6

                                                                        48,8
                         4,9
  1975 bis 1979
                                                                      44,3
                     2,0

                                                26,4
                                         20,3
Gesamtergebnis
                                                                             49,3
                         3,6

                   0,0                  10,0                   20,0                        30,0    40,0        50,0      60,0              70,0

                                          Bau                  Erbe                         Kauf   Schenkung

Abbildung 8: Art des Hauserwerbs der Befragten nach Baualtersklasse des Hauses, in %, Quelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der
­Befragung 11.11. - 30. 12.2019, N=757

                                                                                                                      vhw-Schriftenreihe Nr. 29 | 13
TEIL 2: DIE BEFRAGUNG

   Pflege- und Unterstützungsbedarf

   Von besonderer Bedeutung für die künftige Situation der                             Der Anteil der Pflegebedürftigen in der vorliegenden Be-
   Nachkriegseigenheime und ihrer älteren Bewohnenden                                  fragung ist mit insgesamt 4,5 % etwas unterrepräsentiert
   ist deren Pflegebedürftigkeit. Dies gilt sowohl für den zu-                         und beläuft sich bei den über 80-jährigen Befragten auf
   sätzlichen Bedarf an ambulanter, einschließlich familiä-                            immerhin knapp 12 %. Dabei muss mangels entsprechen-
   rer Pflege, als auch für eine künftige stationäre Unter-                            der Daten allerdings offenbleiben, ob die spezifischen Le-
   bringung in Pflegeheimen und Heimen für Seniorinnen                                 bensumstände der Betroffenen einen Einfluss auf den er-
   und Senioren.                                                                       mittelten Pflegebedarf haben.

   Im Jahr 2019 wurden nach der Erweiterung des Pflege-                                7,5 % der Befragten können sich nach eigenen Angaben
   begriffs 1,5 Millionen Personen zwischen 65 und 85 Jah-                             derzeit zwar noch weitgehend selbst versorgen, rechnen
   ren in häuslicher Pflege durch Familienangehörige oder                              aber damit, dass sich das bald ändern wird. Bei den über
   ambulante Pflegedienste ermittelt. Dies entspricht einer                            80-Jährigen steigt dieser Anteil auf 17,5 %. Davon sind
   Pflegequote von knapp 10 % in der entsprechenden Al-                                die täglichen Hausarbeiten weniger betroffen als vielmehr
   tersgruppe (vgl. Statistisches Bundesamt (2020b)).                                  Gartenpflege, Winterdienst oder der Einkauf. In diesen Be-
                                                                                       reichen hat jede bzw. jeder neunte Befragte über 80 Jah-
   Aktuelle Hochrechnungen gehen von einem Anstieg der ge-                             ren bereits heute Unterstützungsbedarf.
   setzlich Pflegebedürftigen von aktuell 3,5 Millionen auf bis
   zu 5,1 Millionen im Jahr 2050 aus (vgl. Jacobs et al. (2019)).

   Bei welchen Aufgaben benötigen Sie die Unterstützung? Anteile nach Alter, in %

                                      2,4
        65 bis 69 Jahren          1,5
                                   1,8

                                  1,5
         70 bis 74 Jahren         1,5
                                  1,5

                                                                      7,4
        75 bis 79 Jahren                                 5,0
                                        2,5

                                                                                10,7
       80 Jahre und älter                                           6,8
                                                                                          11,7

                                                   4,1
        Gesamtergebnis                      2,8
                                            3,2

                            0,0                   2,0                     4,0              6,0              8,0                  10,0        12,0

                                               Bei Gartenpflege,                 Bei alltäglichen                 Bei der Grundversorgung
                                              ­W interdienst etc.               ­H aushaltsarbeiten               (bspw. Einkauf)

   Abbildung 9: Art des Hauserwerbs der Befragten nach Baualtersklasse des Hauses, in %, Quelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der Be-
   fragung 11.11. - 30. 12.2019, N=757

14 |
TEIL 2: DIE BEFRAGUNG

Modernisierung und Sanierung

Die Fragen nach den Perspektiven der Eigenheimgebiete                  Wohnanforderungen entsprechenden Zustand zu halten
der 1950er bis 1970er Jahre ist vor allem auch eine Frage              bzw. zu versetzen. Insofern wurde in die Befragung auch
nach dem baulichen und energetischen Zustand der in                    eine Fragebatterie aufgenommen, welche die Moderni-
diesen Gebieten befindlichen Häuser sowie eine Frage                   sierung und Sanierung von Eigenheimen sowie damit ver-
nach der Bereitschaft der Eigenheimbesitzerinnen und                   wandte Themen adressiert.
-besitzer, diese in einen zeitgemäßen und den heutigen

Entspricht Ihr Haus Ihren aktuellen und zukünftigen Bedürfnissen und Anforderungen
(z. B. Barrierefreiheit)?

70,0

60,0

50,0

40,0

                                               64,2
30,0
                                                                             52,6                           52,7
               48,4

20,0                   38,0                                                          38,2
                                                                                                                     35,3

                                                       29,5

10,0

 0,0
             städtische Kreise              ländlich verdichtet             dünn besiedelt                    Gesamt

                  Ja              Nein

Abbildung 10: Einschätzung der Bedürfnis- und Anforderungsqualität des bewohnten Hauses,nach siedlungsstrukturellen Kreistypen, in %
Quelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der Befragung 11.11. - 30. 12.2019, N=757

                                                                                                                   vhw-Schriftenreihe Nr. 29 | 15
TEIL 2: DIE BEFRAGUNG

   Altersgerechtes Wohnen

   Mehr als jede bzw. jeder dritte Befragte ist der Auffas-      auf jene Befragten zu, die Renten und Einkünfte von weni-
   sung, dass ihr bzw. sein Eigenheim nicht den aktuellen        ger als 2.000 € angeben bzw. alleinstehend sind.
   und künftigen Bedürfnissen und Anforderungen ent-
   spricht. Für ältere Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer      Mit Blick auf die strukturräumliche Verteilung dieses Mei-
   bedeutet dies vor allem, dass die Häuser nicht die Krite-     nungsbilds wird deutlich, dass eine unzureichende Barrie-
   rien einer altengerechten bzw. barrierearmen Wohnung          refreiheit der Eigenheime in den städtischen Kreisen (38,0
   erfüllen. Diese umfassen beispielsweise einen barriere-       %) und den dünnbesiedelten ländlichen Regionen (38,2 %)
   freien Zugang zu den unterschiedlichen Ebenen des Hau-        stärker verbreitet ist als in den ländlichen Verdichtungs-
   ses, breitere Türen oder auch dem Alter angepasste Ba-        räumen (29,5 %). In den ländlichen Verdichtungsräumen
   dezimmer für eine selbständige Nutzung. Gut die Hälfte        geben zudem 64,2 % der Befragten an, dass ihr Haus ihren
   der Befragten (52,7 %) sieht dagegen keine Notwendigkeit      aktuellen und zukünftigen Bedürfnissen und Anforderun-
   für einen alten- bzw. bedarfsgerechten Umbau bzw. eine        gen entspricht, in den städtischen Kreisen sind dies hin-
   entsprechende Modernisierung ihres Hauses.                    gegen nur 48,4 % und in den dünnbesiedelten ländlichen
                                                                 Regionen 52,6 %.
   Entgegen der Vermutung, dass der Anteil jener Perso-
   nen, die in einer bedarfs- oder altengerechten Eigenheim      In einer Sonderauswertung des Mikrozensus 2018 er-
   wohnen, mit steigendem Alter abnimmt, bemängeln die           mittelte das IWU eine rechnerische Versorgungslücke an
   über 80-Jährigen überdurchschnittlich häufig (39 %) den       barrierereduzierten Wohnungen in Höhe von 2,5 Millionen
   Zustand ihres Hauses.                                         Wohneinheiten. So stünden für das Auswertungsjahr 2018
                                                                 für 3 Millionen Haushalte mit einem Bedarf an einer bar-
   Dies könnte zum einen an einer im Alter abnehmenden           rierearmen Wohnung lediglich 586.000 entsprechend aus-
   Modernisierungs-, Sanierungs- und Umbaubereitschaft           gestattete Wohnungen zur Verfügung, was nur etwa 1,5 %
   liegen und der damit verbundenen Tatsache, dass bauli-        des gesamten Wohnungsbestandes entspricht.
   che Maßnahmen im höheren Alter bereits länger zurück-
   liegen dürften. Zum anderen dürften die Anforderungen         Bis 2035 rechnen die Wissenschaftlerinnen und Wissen-
   an den baulichen Zustand für ein selbstbestimmtes Le-         schaftler des IWU mit einer Versorgungslücke von rund
   ben im Eigenheim aufgrund steigender körperlicher Be-         2 Millionen barrierereduzierten Wohnungen. In der Stu-
   einträchtigungen im Alter zunehmen, sodass die Eigen-         die wird zudem darauf hingewiesen, dass in den hier kal-
   heime auch bei gleichbleibendem Baustandard ab einem          kulierten Werten keine Fehlallokationen berücksichtigt
   gewissen Punkt diese Kriterien nicht mehr erfüllen und        werden. So dürfte in der Praxis die tatsächliche Versor-
   entsprechende (größere) Umbaumaßnahmen erforderlich           gungslücke sogar deutlich höher ausfallen, da barriere-
   werden. Nicht zuletzt dürften– zumindest für die unteren      arme Wohnungen den Wohnkomfort erhöhen und damit
   und zum Teil auch für die mittleren Einkommensklassen         auch für andere Zielgruppen an Attraktivität gewinnen (vgl.
   – die im Alter zurückgehenden finanziellen Handlungs-         Deschermeier et al. (2020)).
   spielräume eine wichtige Rolle spielen, insbesondere
   dann, wenn die finanziellen Rücklagen aus der Zeit der        Schließlich möchten lediglich ein Drittel der Befragten, die
   Erwerbstätigkeit aufgebraucht sind. Tatsächlich trifft dies   den alten- und bedarfsgerechten Zustand ihres Eigenhei-

16 |
Antworten „Haus entspricht nicht Ihren aktuellen und zukünftigen Bedürfnissen und Anforderungen“.
Haben Sie vor, etwas daran zu ändern? (Fehlend an 100: Haus entspricht nicht meinen Bedürfnissen),
in % aller Befragten, nach Strukturtypen

  städtische Kreise                     11,4                           8,8                                      17,9

 ländlich verdichtet              7,8                   5,2                           16,6

     dünn besiedelt                                 20,2                                   2,9                     15,0

              Gesamt                     12,4                          6,9                               16,0

                       0,0           5,0            10,0            15,0            20,0          25,0            30,0           35,0          40,0

                                           Ja                 Weiß nicht/keine Angabe               Nein

Abbildung 11: Modernisierungsabsicht für nicht bedürfnisgerechtes Haus, nach siedlungsstrukturellen Kreistypen, in %,,
Quelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der Befragung 11.11. - 30. 12.2019, N=757

„Sie haben angegeben, dass Ihr Haus Ihren aktuellen und zukünftigen Bedürfnissen und Anforderungen
(z. B. Barrierefreiheit) nicht entspricht. Haben Sie vor, etwas daran zu ändern?“ (Antworten: „Nein“, in %
der Befragten mit Änderungsbedarf)

                                  Verheiratet

                                    Verwitwet

                                 Geschieden

 In fester/eingetragener Partnerschaft

                                   Einkünfte:

                                  Bis 1.999 €

                        2.000 € bis 2.499 €

                        2.500 € bis 2.999 €

                        3.000 € bis 3.499 €

                          3.500 € und mehr

                                           Alle

                                                  0,0           10,0         20,0          30,0          40,0          50,0         60,0         70,0

Abbildung 12: Nicht vorgesehene Modernisierung bei nicht bedürfnisgerechtem Haus, nach Familienstand und
Haushaltseinkommen, in %, Quelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der Befragung 11.11. - 30. 12.2019, N=757

                                                                                                                              vhw-Schriftenreihe Nr. 29 | 17
mes kritisieren, an der Situation tatsächlich etwas ändern   wohnen, bzw. 20 % aller Befragten aus dünn besiedelten
   (12 % aller Befragten), d. h. eine Modernisierungs- oder     ländlichen Gebieten).
   anderweitige bauliche Maßnahmen durchführen, um das
   Eigenheim in einen Bedürfnisgerechten Zustand zu verset-     Besonders gering sind die Absichten, das Eigenheim den
   zen. Zwar geht aus der aktuellen Allensbacher Markt- und     eigenen Bedürfnissen anzupassen, in den städtischen
   Werbeträger-Analyse 2020 eine konstant hohe Moderni-         Kreisen (26,4 %, bzw. 7,8 % aller Befragten aus städti-
   sierungsbereitschaft bei den Wohnungseigentümerinnen         schen Kreisen).
   und Wohnungseigentümern hervor. So möchten seit 2016
   jährlich zwischen 8,46 Millionen und 8,71 Millionen Perso-   Ein Grund für die hohe Bereitschaft zu baulichen Maßnah-
   nen (2020) in den jeweils nächsten zwei Jahren ihr Wohnei-   men in den dünnbesiedelten ländlichen Gebieten könnte
   gentum modernisieren. Allerdings stehen hierbei Maßnah-      darin liegen, dass die Versorgung mit altengerechten bzw.
   men zum altersgerechten Umbau und zur energetischen          barrierearmen/-freien Wohnungen in diesen Regionen
   Sanierung weniger im Fokus (vgl. IFD (2020)).                schlechter ausfällt als etwa in den städtischen Kreisen.
                                                                Ein Umzug in eine bedarfsgerechte Wohnung (Betreutes
   Im Zusammenhang mit der vom vhw beauftragten Si-             Wohnen, Altenheim etc.) wäre im peripheren ländlichen
   nus-Befragung aus dem Herbst 2019 zeigt sich eine über-      Raum daher stärker mit einem Verlassen des gewohnten
   durchschnittlich hohe Modernisierungs- bzw. Sanierungs-      (sozialen) Umfeldes verbunden als in jenen Gebieten, die
   bereitschaft in dünn besiedelten ländlichen Gebieten (53 %   eine höhere Versorgungsdichte bei barrierearmen/-freien
   der Personen, die in einem nicht bedarfsgerechten Haus       Wohnungen aufweisen.

18 |
TEIL 2: DIE BEFRAGUNG

Energetische Sanierung

Die insgesamt hohe Wohnzufriedenheit der Befragten           Bei der Frage, inwieweit sich die Befragten notwendige
kann durchaus auch mit bereits durchgeführten Moder-         Modernisierungen und Sanierungen leisten können, wa-
nisierungs- bzw. Sanierungsmaßnahmen zusammen-               ren 31,9 % der Auffassung, die hierbei anfallenden Kosten
hängen. Insbesondere Fenster (69,7 %) und Heizanlagen        gut stemmen zu können – in der oben genannten Wüs-
(70,3 %) wurden von der Mehrheit in den vergangenen          tenrot-Befragung wurde darauf hingewiesen, dass 38 %
20 Jahren modernisiert bzw. ausgetauscht. Darüber hi-        derjenigen, die eine energetische Maßnahme durchge-
naus gab knapp die Hälfte aller Befragten an, entspre-       führt haben dafür zwischen 10.000 € und 20.000 € inves-
chende Maßnahmen bei der Wärmedämmung (48,5 %)               tieren mussten sowie weitere rund 29 % sogar zwischen
und/oder beim Dach (47,8 %) realisiert zu haben. Beim        20.000 € und 50.000 € (vgl. W&W-Gruppe (2020)).
Dach (35,3 %) und bei der Wärmedämmung (34,9 %) wird
zugleich die geringste Notwendigkeit für eine Sanierung      Gut die Hälfte (54 %) geht in der vorliegenden Befragung
bzw. Modernisierung gesehen – wobei sich objektiv nicht      davon aus, die notwendigen finanziellen Mittel nur zum
feststellen lässt, ob eine Maßnahme tatsächlich nicht not-   Teil aufbringen zu können; wobei der konkrete Umfang of-
wendig ist.                                                  fenbleiben muss. Fast jedebzw. jeder Achte meint, sich er-
                                                             forderliche Modernisierungsmaßnahmen eigentlich nicht
12 % sagen jedoch auch, dass Maßnahmen zur Wärme-            leisten zu können.
dämmung zwar erforderlich wären, aber nicht umgesetzt
werden können bzw. sollen.                                   Besonders hoch wird die vermutete Leistbarkeit von Mo-
                                                             dernisierungsmaßnahmen von Befragten aus dünn be-
Mit Blick auf die Anzahl der jeweils durchgeführten Maß-     siedelten ländlichen Kreisen eingeschätzt. Dort haben
nahmen wird deutlich, dass bereits ein Viertel der Befrag-   59,1 % keine Befürchtungen hinsichtlich einer Finanzie-
ten alle genannten Maßnahmen (Dach, Wärmedämmung,            rung – ungeachtet der insgesamt etwas geringeren Ein-
Heizanlage, Fenster) in den letzten 20 Jahren durchge-       künfte dieser Gruppe. Zu den möglichen Ursachen können
führt und damit eine umfangreiche (energetische) Sanie-      die auf dem Land weitverbreitete Selbst- bzw. Nachbar-
rung vorgenommen hat.                                        schaftshilfe ebenso gezählt werden wie die in diesen Re-
                                                             gionen tendenziell niedrigeren Kosten für Handwerkerin-
Knapp 14 % hat nur eine Maßnahme durchgeführt, wäh-          nen bzw. Handwerker.
rend 55 % angaben, 2 oder 3 Maßnahmen umgesetzt zu
haben. Lediglich ein geringer Anteil (7 %) hat bislang in    Die Umsetzung von Modernisierungs- und Sanierungs-
keine der genannten Bereiche investiert und zehrt daher      maßnahmen korreliert unmittelbar mit ihrer Leistbar-
von der Substanz ihres Eigenheimes.                          keit durch die Haushalte. Grundsätzlich gilt, je höher das
                                                             Haushaltseinkommen, umso höher ist die Wahrschein-
Wie aus einer von der Wüstenrot & Württembergische in        lichkeit der Durchführung einer der zuvor genannten
Auftrag gegebenen Befragung vom Juli 2020 hervorgeht,        Maßnahmen. So wollen/können Befragte mit geringem
haben rund 60 % der Hauseigentümerinnen und -eigen-          Einkommen häufiger keine Modernisierung vornehmen,
tümer in den letzten 15 Jahren energetische Moderni-         als Haushalte mit einem höheren Haushaltsbudget. Aller-
sierungsmaßnahmen durchgeführt. Zudem denken rund            dings schwächt sich dieser Zusammenhang ab einem be-
40 % darüber nach, dies in den nächsten zwei bis drei        stimmten Einkommensniveau ab. Offenbar spielen dann
Jahren umzusetzen (vgl. W&W-Gruppe (2020)).                  auch andere Faktoren für die Nicht-Bereitschaft eine

                                                                                                  vhw-Schriftenreihe Nr. 29 | 19
Bereits durchgeführte, geplante, nicht erforderliche/nicht geplante Maßnahmen
       (in % aller Befragten, n = 757)

                   Dach                            47,8                           13,2                       35,3                2,4

        Wärmedämmung                               48,5                           9,8                     34,9                   4,9

                 Fenster                               69,7                                            5,5              22,2      1,5

              Heizanlage                                   70,3                                              11,8        13,6     3,6

                           0%       10%       20%         30%       40%       50%        60%        70%          80%       90%     100%

                                In den letzten 20 Jahren gemacht                           Ist geplant

                                Ist nicht nötig                                             Wäre nötig, wird aber nicht gemacht

                                Weiß nicht

   Abbildung 13: Umgesetzte und nicht durchgeführte Maßnahmen am Haus in den letzten 20 Jahren, nach Bereichen, in %,
   Quelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der Befragung 11.11. - 30. 12.2019, N=757

   Rolle, über die nur spekuliert werden kann. Zu nennen                   mittleren und höheren Einkommen hinsichtlich einer Mo-
   wären der technisch-organisatorische Aufwand, die Ein-                  dernisierungsabsicht. Insbesondere bei der Heizungsan-
   schätzung geringer Rest-Nutzungszeiten oder alternative                 lage besteht über alle Einkommensklassen hinweg, eine
   Konsumwünsche.                                                          hohe Bereitschaft für Modernisierungsmaßnahmen (17,2
                                                                           % aller Befragten gaben an, Maßnahmen in diesem Be-
   Im Bereich Wärmedämmung ist der Anteil jener beson-                     reich weder bereits gemacht zu haben, noch solche zu pla-
   ders groß, die weder eine Modernisierung durchgeführt                   nen.). Lediglich die unterste Einkommensklasse fällt hier
   haben noch eine solche planen (40,2 % aller Befrag-                     ein wenig ab, in der 27,1 % der Befragten eine ablehnende
   ten) – und zwar auch unter den Befragten mit höherem                    Haltung gegenüber entsprechenden Maßnahmen zeigten.
   Einkommen (32 % der Befragten aus der höchsten Ein-
   kommensklasse). Etwas höher fällt die Bereitschaft im                   Schließlich dürften auch strukturelle Markthemmnisse
   Zusammenhang mit einer Dacherneuerung aus. Dabei                        dazu führen, dass ältere Eigenheimbesitzer nicht wie
   zeigen 37,8 % keine Absicht, entsprechende Maßnah-                      erforderlich oder gewünscht Umbau- oder Modernisie-
   men am Dach umzusetzen (unterste Einkommensklasse:                      rungsmaßnahmen umsetzen können. Ursächlich hierfür
   45,9 %, oberste Einkommensklasse 28,0 %).                               können u. a. Informationsdefizite bei älteren Eigenheim-
                                                                           besitzerinnen und -besitzern hinsichtlich der öffentlichen
   Sowohl bei der Heizungsanlage als auch bei den Fenstern                 Fördermöglichkeiten oder ein erschwerter Zugang zu nö-
   bestehen lediglich geringe Unterschiede zwischen den                    tigen Bankdarlehen sein.

20 |
Modernisierung/Sanierung nach Bereichen und Einkommen in %: Antwort: „Habe ich weder gemacht, noch
plane ich es“, in %

 60,0

           50,6
 50,0
                                                                                                                         45,4
        45,9
                             42,0
                                                                                                                         44,0                   40,2
 40,0                                                     37,8
                                          39,6                          35,9
                                                                                                                                                 37,8
           31,8         36,6                                                                 32,0
 30,0                                                    32,7
                                                                   32,1
                              26,8                                                            28,0                       26,2
        27,1
                                                                                                                                                 23,9
                                                         21,4                                 24,0
                                           18,9
 20,0                                                                  16,7
                                                                                                                         20,6
                      17,0                                                                                                                       17,2
                                         14,4                                               14,4
 10,0                                                    12,2          12,8

    0
           unter        1.500 €     2.000 €     2.500 €     3.000 €                    3.500 €                    Keine Antwort           alle Befragten
          1.500 €     bis 1.999 € bis 2.499 € bis 2.999 € bis 3.499 €                 und mehr                    „Einkommen“

                                          Dach                Wärmedämmung                   Fenster           Heizanlage

Abbildung 14: Nicht durchgeführte und nicht vorgesehene Modernisierungen nach Bereichen und Haushaltseinkommen, in %,
Quelle: vhw-Sinus-BefragungQuelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der Befragung 11.11. - 30. 12.2019, N=757

Modernisierungsmaßnahmen/Sanierungen sind mit Kosten verbunden. Gehen Sie davon aus, Kosten einer
notwendigen Modernisierungsmaßnahme oder Sanierung problemlos tragen zu können?, in %

         Städtischer Kreis               25,9                                 58,7                                14,7

         Ländlicher Kreis               26,2                                  55,7                                16,4
mit Verdichtungsansätzen

         Dünn besiedelter                              59,1                                            36,4               4,5
          ländlicher Kreis

                  zusammen                 31,9                                      54,0                          13,3

                              0%                 20%             40%                  60%                80%               100%

                                     Ja, ich kann es mir gut leisten                                 Teils
                                     Nein, ich kann es mir eigentlich nicht leisten                  Weiß nicht/keine Angabe

Abbildung 15: Einschätzung der Leistbarkeit von Modernisierungsmaßnahmen nach siedlungsstrukturellem Kreistyp, in %,
Quelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der Befragung 11.11. - 30. 12.2019, N=757

                                                                                                                                  vhw-Schriftenreihe Nr. 29 | 21
TEIL 2: DIE BEFRAGUNG

   Zusammenleben und Zusammenhalt
   in der Nachbarschaft

   Zu den wichtigen Faktoren für eine positive Zukunft der                               Städten. Der Rückgang jüngerer Menschen in der Nach-
   älteren Einfamilienhausgebiete zählen die Wahrnehmung                                 barschaft wird – wie erwartet – besonders häufig (zu 25 %)
   der nachbarschaftlichen Umfelder und des sozialen Zu-                                 von Befragten in dünn besiedelten ländlichen Räumen be-
   sammenhalts. Gefragt wurde nach der Entwicklung der                                   obachtet.
   sozialen Zusammensetzung der Nachbarschaft, den
   Kontakten und dem Verhältnis zu den Nachbarinnen und                                  Auf einer Skala von 1 (häufige Kontakte) bis 5 (kaum Kon-
   Nachbarn sowie nach ihrer Sicht auf die künftige Entwick-                             takte) sollten die Befragten die Kontakthäufigkeit mit den
   lung des Zusammenhalts.                                                               Menschen in ihrer Nachbarschaft einordnen. Deutliche
                                                                                         Unterschiede bei sehr häufigen Kontakten zeigten sich
   Fast drei Viertel der Befragten in allen Strukturräumen                               zwischen den Strukturräumen, mit Befragten aus länd-
   berichten von einer insgesamt sehr gemischten Nachbar-                                lich-verdichteten Räumen als Spitzenreiter. Nur etwa 3 %
   schaft – zumindest im Hinblick auf Haushaltstypen und                                 haben so gut wie keinen Nachbarschaftskontakt. Dass die
   Altersgruppen.                                                                        wahrgenommene Kontakthäufigkeit im räumlichen Um-
                                                                                         feld bei den Älteren besonders hoch ist, kann einerseits
   Gleichwohl werden unterschiedliche Entwicklungen                                      auf die veränderte Kontaktwahrnehmung und den einge-
   wahrgenommen. Ein Drittel der Befragten berichtet vom                                 schränkten Aktivitätsraum zurückgeführt werden, deckt
   Wegbrechen langjähriger Nachbarinnen und Nachbarn,                                    sich insgesamt aber mit ähnlichen Befragungen (vgl. In-
   jede bzw. jeder Zehnte von Zugewanderten aus anderen                                  nofact (2019)).

   „Hat sich die Zusammensetzung der Nachbarschaft verändert?“ „Ja“, nach Strukturräumen, in %, n = 757

   Hier leben immer weniger                                       30,8
         meiner langjährigen                                             34,2
                   Nachbarn                                   27,7

        Hier leben jetzt viele          11,7
          Zugewanderte aus             9,8
            anderen Städten               12,1

           Hier leben immer                         19,5
              weniger junge                  16,1
                  Menschen                                 25,4

                                 0,0                10,0                        20,0                 30,0              40,0

                                                 Städtische Kreise                     Ländliche verdichtete Gebiete      Dünn besiedelte Gebiete

   Abbildung 16: Einschätzung der Entwicklung der Zusammensetzung der Nachbarschaft, nach siedlungsstrukturellen Kreistypen, in %,
   Quelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der Befragung 11.11. - 30. 12.2019, N=757

22 |
Kontakthäufigkeit zu den Nachbarn... in %, nach Strukturräumen (Skala 1 bis 5)

50,0

40,0

30,0

                       48,7

20,0
               34,4           36,5
                                              31,8 30,1 32,9

                                                                        23,1
10,0                                                                                  20,1

                                                                               12,4
                                                                                                         7,5   6,2     6,9
                                                                                                                                           2,9   2,6    3,6
 0,0
              Ich habe häufig                          2                        3                              4                      Ich habe kaum
             Kontakt zu meinen                                                                                                       Kontakt zu meinen
                 Nachbarn                                                                                                                Nachbarn

                  Städtische Kreise            Ländliche verdichtete Gebiete          Dünn besiedelte Gebiete                gesamt in %

Abbildung 17: Kontakthäufigkeit zu Menschen in der Nachbarschaft, skaliert (häufige bis kaum Kontakte), nach siedlungsstrukturellen
Kreistypen, in %, Quelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der Befragung 11.11. - 30. 12.2019, N=757

Welche Entwicklungen machen Ihnen die meisten Sorgen? Antwort: Fehlender Zusammenhalt in der Nachbar-
schaft – Nach Kontakthäufigkeit, in %

  Ich habe häufig Kontakt
                                        8,3
     zu meinen Nachbarn

                              2          10,8

                              3                        17,1

                              4                                        32,7

   Ich habe kaum Kontakt
                                                                                           44,4
     zu meinen Nachbarn

                      Gesamt                    13,9

                                  0,0    5,0               10,0     15,0            20,0          25,0          30,0              35,0           40,0         45,0

Abbildung 18: Zukunftssorge vor fehlendem Zusammenhalt in der Nachbarschaft nach Kontakthäufigkeit zu Menschen in
der Nachbarschaft, in %, Quelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der Befragung 11.11. - 30. 12.2019, N=757

Auch das Verhältnis zu den Menschen in der Nachbar-                            Insbesondere unter jenen Befragten, die von nur wenigen
schaft wird von einer breiten Mehrheit als freundlich und                      Kontakten zu den Nachbarinnen und Nachbarn berich-
hilfsbereit eingestuft; nur jede bzw. jeder Dreißigste be-                     ten, beschreiben mehr als die Hälfte das Verhältnis (sehr)
wertet das Verhältnis als schwierig oder konfliktgeladen.                      negativ. Strukturräumlich sind Kontakthäufigkeit und ein

                                                                                                                                         vhw-Schriftenreihe Nr. 29 | 23
positives Verhältnis in den ländlich verdichteten Räumen   chung (15 %) etwas häufiger genannt als eine Stärkung
   am häufigsten anzutreffen.                                 (11 %).

   Insgesamt bewerten fast 90 % der befragten Seniorinnen     Nur jede bzw. jeder siebte Befragte macht sich Sorgen
   und Senioren den Zusammenhalt in der Nachbarschaft         über den künftigen Zusammenhalt, wobei zwischen den
   als sehr gut (31 %, ländliche Räume: 39 %) oder überwie-   Altersgruppen nur geringe Unterschiede in dieser Frage
   gend gut (58 %).                                           bestehen; allein die 75- bis 79-Jährigen weichen mit knapp
                                                              20 % Sorgen nach oben ab. Bei den Befragten, die in eher
   80 % meinen, der Zusammenhalt sei unverändert geblie-      zentralen Lagen wohnen, ist diese Sorge bei 15 % anzu-
   ben. 7 % der Befragten nehmen eine Verbesserung wahr,      treffen, bei jenen in peripheren Lagen nur bei 10 %.
   während knapp 12 % eine Verschlechterung empfinden.
                                                              Entscheidend für eine negative Zukunftserwartung beim
   Befragt, wie sich die eigene Verbundenheit mit Nachbar-    Zusammenhalt sind die derzeitige Kontakthäufigkeit und
   schaft und Umgebung entwickelt habe, meinen drei Vier-     das aktuelle Verhältnis zu den Menschen in der Nachbar-
   tel, diese sei gleich geblieben während jeweils 12 % von   schaft. Erneut zeigt sich somit die hohe Bedeutung sozia-
   einer Verstärkung oder Abschwächung berichten. Nur bei     ler Kontakte für den Zusammenhalt in Gesellschaft und
   Befragten aus städtischen Kreisen wird eine Abschwä-       Quartier.

24 |
TEIL 2: DIE BEFRAGUNG

Wohnumfeld und Infrastruktur

Ebenso von hoher Bedeutung für die Zukunftsaussichten                   und allgemeiner Zustand des Wohnviertels von einer brei-
der älteren Einfamilienhausgebiete und für den öffentli-                ten Mehrheit als sehr gut oder überwiegend gut beurteilt.
chen und privaten Handlungsbedarf ist die Bewertung der
allgemeinen Situation und der relevanten Versorgungs-                   Nur 2,5 % (Wohnviertel) bis 4,8 % (Sicherheit) empfinden
und Verkehrsinfrastruktur durch die Bewohnenden. Um                     die Situation als (überwiegend) schlecht. Für die große
Lage und Erwartungen zu erfassen, wurde sowohl nach                     Mehrheit hat sich in den letzten Jahren in diesen Berei-
dem aktuellen Zustand als auch nach der Entwicklung in                  chen nichts Gravierendes verändert.
den letzten Jahren sowie nach entsprechenden Zukunfts-
sorgen und Veränderungswünschen gefragt.                                n Fragen der empfundenen Sicherheitslage meinen dabei
                                                                        13 %, diese habe sich verschlechtert während nur 3,6 %
Neben der bereits genannten Bewertung des Zusammen-                     eine Verbesserung wahrnehmen. Überdurchschnittlich
halts wurden auch die Bereiche Sicherheit, Sauberkeit                   häufig berichten Befragte aus städtischen Kreisen und

                                                     Ländl.     Dünn
 Zustand der Infrastruktur,                                                        Prognos-
                                        Städtische Kreise mit besiedelte                           Ausge­                       Alle
 Antwort: „Weniger zufrieden/                                                       Gebiet:                      Risiken*
                                          Kreise    Verdicht. ländliche                           glichen*                    Befragten
 unzufrieden“, in %                                                                Chancen*
                                                     ansatz     Kreise

 Öffentliche Einrichtungen
                                            5,2            4,7           2,9           6,3            4,4           2,5            4,5
 (Kindergärten, Grünanlagen usf.)

 Nahversorgung                              24,4          18,7          24,9           23,8          23,6          18,9           22,9

 ÖPNV-Anbindung                             19,8          17,1          23,7           21,3          18,3          26,2           20,2

 Medizinische Versorgungs­
                                            17,5          17,1          15,6           16,9          20,4          16,4           19,0
 einrichtungen
 Kulturelles Angebot, Freizeit,
                                            16,2          16,6          16,2           18,1          20,0          13,1           18,5
 Kneipen und Cafés

 Kirchen, Vereine und Verbände              2,3            3,1           3,5           2,5            4,4           0,8            3,4

 Arbeitsplätze für die Menschen
                                            16,9          18,7          28,3           11,3          16,4          38,5           18,9
 vor Ort
 Anbindung an Autobahn/
                                            4,9            7,3           5,8           1,9            5,9           8,2            5,4
 Fernstraßen

Tabelle 1: Wenig Zufriedene/Unzufriedene mit der Infrastruktur nach Bereichen und Kreistypen, in %, Quelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung
der Befragung 11.11. - 30. 12.2019, N=757

                                                                                                                   vhw-Schriftenreihe Nr. 29 | 25
Was müsste getan werden, um ihre persönliche Situation in Ihrem Wohnumfeld zu verbessern?
   (Zustimmung, in %)

                       (mehr) Möglichkeiten
                                                                                      28,5
                         zur Nahversorgung

         (Bessere) Gesundheitsversorgung/
                                                                                  25,9
                  medizinische Versorgung

                     Sanierung von Straßen
                                                                               22,9
                  und anderer Infrastruktur

                    (mehr) Orte zum Treffen
                                                                  15,3
                              mit Nachbarn

                      Ausbau/Schaffung von
                                                                  14,5
                      kulturellen Angeboten

                   (Bbessere) Anbindung zu
                                                              13,6
                        Nachbargemeinden
       (Bessere) Möglichkeiten für nachbar-
         schaftlichen Austausch mit Gleich­                10,2
        gesinnten (mehr soziale Interaktion)
                      Ausbau/Schaffung von
                                                    5,2
                        Grünflächen/Parks

                               Nichts davon                                                30,8

                                              0,0                          10,0                   20,0               30,0                  40,0

   Abbildung 19: Verbesserungsbedarf Infrastruktur nach Bereichen, in %,
   Quelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der Befragung 11.11. - 30. 12.2019, N=757

        „Was müsste getan werden,                                      Ländl.     Dünn
        um Ihre persönliche Situation                     Städtische Kreise mit besiedelte                Prognos:      Ausge­
                                                Insgesamt                                                                          Risiken
        in Ihrem Wohnumfeld zu                              Kreise    Verdicht. ländliche                 Chancen       glichen
        verbessern?“                                                   ansatz     Kreise

        (mehr) Möglichkeiten
                                                    28,5             26,3                28,5      32,9     25,0            31,2    23,0
        zur Nahversorgung
        (Bessere) Gesundheitsversor-
                                                    25,9             20,5                30,6      23,7     21,3            28,6    21,3
        gung/medizinische Versorgung
        Sanierung von Straßen und
                                                    22,9             24,7                10,4      34,1     12,5            23,6    33,6
        anderer Infrastruktur
        (mehr) Orte zum Treffen mit
                                                    15,3             16,2                11,4      16,2     13,8            14,9    18,9
        Nachbarn
        Ausbau/Schaffung von
                                                    14,5                 9,7             10,9      16,2     15,0            15,4    10,7
        kulturellen Angeboten
        (Bessere) Anbindung zu
                                                    13,6             13,0                10,4      15,0     11,3            14,5    13,1
        ­Nachbargemeinden

        (Bessere) Möglichkeiten für
        nachbarschaftlichen Austausch
                                                    10,2             10,7                6,2       12,1     7,5             10,1    13,9
        mit Gleich­gesinnten (mehr
        soziale Interaktion)

        Ausbau/Schaffung von
                                                    5,2                  4,5             4,7       7,5      3,8             5,5      5,7
        Grünflächen/Parks
        Nichts davon                                30,8             31,2                32,6      31,8     35,0            30,1    27,9

       Tabelle 2: Verbesserungsbedarf der Infrastruktur nach Bereichen und Strukturräumen der Befragten, in %,
       Quelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der Befragung 11.11. - 30. 12.2019, N=757

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