Eigenheime der 1950er bis 1970er Jahre - VHW
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-SCHRIFTENREIHE 29 BERND HALLENBERG FABIAN ROHLAND Eigenheime der 1950er bis 1970er Jahre ERGEBNISSE EINER BEFRAGUNG VON ÄLTEREN EIGENTÜMERINNEN UND EIGENTÜMERN ZUR WOHNSITUATION UND IM KONTEXT DER PERSPEKTIVEN DES BESTANDES
IMPRESSUM Auftraggeber vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V. Fritschestr. 27-28 10585 Berlin www.vhw.de Autoren Bernd Hallenberg (vhw e. V.) bhallenberg@vhw.de Fabian Rohland (vhw e. V.) frohland@vhw.de Basis: Umfrage des Sinus-Instituts von und mit dem vhw e. V. Titelbild: © Adobestock_detailfoto Gestaltung/Druck Druckerei Franz Paffenholz GmbH, Bornheim ISBN 978-3-87941-820-6 Auflage 1. Auflage, September 2021 2 |
VORWORT Ältere Eigenheime – die Sicht der Bewohnerinnen und Bewohner der Bewertung der Versorgungs- gesetzes vorläufig reagiert; mit wei- Infrastruktur, über das Zusammen- teren Änderungen ist nach der Bun- leben in der Nachbarschaft bis zum destagswahl im September 2021 zu künftigen Umgang mit dem eigenen rechnen. Haus reicht. Insgesamt steht der Wohngebäude- Die Ergebnisse aktualisieren frühere bestand in Deutschland zunehmend Befunde und schließen eine Erkennt- im Fokus bei der erforderlichen Ver- nislücke, die in der ersten Phase der minderung des CO2-Ausstosses. intensiven Befassung mit dem Seg- Dieser ist für fast ein Viertel des ment der älteren Ein- und Zweifamili- Endenergieverbrauchs verantwort- Bernd Hallenberg enhäuser Anfang bis Mitte der 2010er lich, doch seine CO2-Emissionen ha- vhw e. V. Jahre weitgehend offengeblieben ben sich in den letzten Jahren kaum war. Sie gibt wichtige Hinweise auf verringert, wie das Umweltbundes- die künftigen Herausforderungen amt im März 2021 berichtete. Die an- im Umgang mit dem Segment, auch visierten Einsparziele wurden deut- unter dem Aspekt sich verändernder lich verfehlt. Mit der vorliegenden Studie knüpft Wohnungsmärkte und Nachfragebe- der vhw – Bundesverband für Woh- dingungen. Für den vhw ergänzt die Ursächlich ist die Verbindung zwi- nen und Stadtentwicklung an seine Studie im Forschungscluster „Woh- schen einem weiterhin hohen An- umfangreiche Arbeit zum Thema der nen“ ähnliche Projekte, die sich mit teil älterer Wohngebäude und der „Zukunft von Ein- und Zweifamilien- der Wohnungsversorgung und -be- begrenzten Belastungsfähigkeit ei- häusern der Nachkriegsjahrzehnte lastung in Deutschland befassen. nes erheblichen Teils ihrer Bewoh- und ihrer älteren Bewohnerinnen nerinnen und Bewohner in Hinblick und Bewohner“ Mitte der letzten De- Auffällig ist neben der hohen Wohn- auf energetische Modernisierun- kade an. zufriedenheit der Befragten die fort- gen. Dies gilt in besonderem Maße bestehende Lücke bei der ener- für Ein- und Zweifamilienhäuser der Die Studie fasst die Ergebnisse einer getischen Modernisierung dieses Nachkriegsjahrzehnte. Dieser Be- Befragung von Seniorinnen und Se- Segments. Zusätzliche Aktualität fund wurde durch die vorliegende nioren in diesem Wohnungssegment gewinnen die Befunde durch das Ur- Befragung bestätigt. Unterstrichen zusammen. Sie wurde vom vhw ge- teil des Bundesverfassungsgerichtes wird damit die politische Aufgabe, meinsam mit dem Sinus-Institut kon- vom April 2021, das vom Gesetzgeber bei der erforderlichen energetischen zipiert und umgesetzt und nimmt die deutlich weiterreichende Maßnah- Gebäudesanierung auch die sozialen konkrete Situation des Bestandes, men verlangt, als im erst Ende 2019 Belange der betagten Eigenheimbe- die Befindlichkeit ihrer Bewohnerin- verabschiedeten Klimaschutzgesetz wohnerinnen und -bewohner ange- nen und Bewohner sowie die Pers- zunächst vorgesehen war. Mit dem messen zu berücksichtigen. pektiven des Bestandes in den Blick, Spruch aus Karlsruhe sollen die Be- gerade auch in den peripheren Ge- lastungen durch die Klimapolitik ge- bieten des Landes. Neben den The- rechter zwischen den Generationen men „Modernisierungsbedarf und verteilt werden. Bereits im Juni 2021 -bereitschaft“ wurde ein breites Fra- hat die Bundesregierung darauf mit genspektrum einbezogen, das von einer Novellierung des Klimaschutz- Bernd Hallenberg vhw-Schriftenreihe Nr. 29
INHALT VORWORT EINFÜHRUNG 5 TEIL 1: DER KONTEXT 6 Der ältere Eigenheimbestand im (Fach-) Diskurs 6 Der aktuelle Kontext: Bestand und Demografie 9 TEIL 2: DIE BEFRAGUNG 11 Die Befragung: Methode und Stichprobe 11 Ergebnisse: Modernisierung und Sanierung 14 Zusammenleben und Zusammenhalt in der Nachbarschaft 22 Wohnumfeld und Infrastruktur 25 Verbleiben und verrenten 30 Vererben und erben 34 Ein Zwischenfazit der Kernbefunde 37 TEIL 3: PERSPEKTIVEN 38 Perspektiven und Konzepte: Modernisierung und Versorgung 39 Demografie, Wohnungsmärkte und die Zukunft älterer Einfamilienhäuser 42 SCHLUSSBEMERKUNG 47 ABBILDUNGSVERZEICHNIS 49 QUELLEN UND LITERATUR 51 4 |
Einführung Seit Anfang der 2010er Jahre steht ein Wohnungssegment Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen insgesamt ein im Fokus der Betrachtung, mit dessen Zukunft vielfältige hohes Maß an Zufriedenheit mit der Wohnsituation, aber Herausforderungen verbunden werden: Ein- und Zweifa- auch das Fortbestehen erheblicher Herausforderungen. milienhäuser der ersten Nachkriegsjahrzehnte. Zugleich haben sich viele Rahmenbedingungen für die Zukunft dieses Wohnungssegmentes in den vergange- Ausbleibende Instandhaltungs- und Modernisierungs- nen Jahren dynamisch gewandelt und müssen teilweise maßnahmen und die heraufziehende Gefahr einer unge- neu bewertet und gewichtet werden. Dies gilt für demo- lösten Nachfolgethematik im Zuge des demografischen grafische Verschiebungen im Stadt-Land-Gefüge vor und Wandels sowie regional-räumlicher Verschiebungen bis nach Corona ebenso wie für erweiterte Alltags- oder hin zur Peripherisierung markieren die Problemlage. 2012 medizinische Versorgungskonzepte im ländlichen Raum, hatte die Wüstenrot-Stiftung eine breite Analyse dieses für die Folgen einer stetig wachsenden Digitalisierung Segments vorgelegt, auf die etliche Reaktionen folgten. und Netzabdeckung aber gerade auch für klimapolitische 2015 widmete der vhw dem Thema eine ganze Ausgabe Regelungen. seiner Zeitschrift Forum Wohnen und Stadtentwicklung (vhw (2015)). Die Einordnung in diese veränderten Kontextbedingungen im Teil 3 soll somit helfen, den Blick auf jene Faktoren Angesichts der in den Folgejahren fortbestehenden Un- anzupassen und zu schärfen, welche die Zukunft dieses klarheiten über die Zukunftsaussichten des Segmentes wichtigen Wohnungsbestandes bestimmen. und insbesondere der Befindlichkeit und Sicht der älteren Bewohnenden hat der vhw 2019 in Zusammenarbeit mit dem Sinus-Institut eine breit angelegte Befragung unter Betroffenen im Alter von 65 bis 85 Jahren durchgeführt. vhw-Schriftenreihe Nr. 29 | 5
TEIL 1: DER KONTEXT Der ältere Eigenheimbestand im (Fach-)Diskurs Mehrere häufig lokale oder regionale Untersuchungen (vgl. verhalten – kann erhebliche Auswirkungen auf die Bewer- Faller et al. (2012)), und nicht zuletzt die breit angelegte tung der Zukunft des Segmentes in eine eher positive oder und detaillierte Bestandsaufnahme der Wüstenrot-Stif- negative Richtung haben. Zugleich erscheint es schwierig, tung (2013) lösten eine Welle von Analysen und Vorschlä- die unüberschaubare Vielfalt an baulichen, siedlungsstruk- gen zum Umgang mit der heraufziehenden Herausforde- turellen oder qualitativen Erscheinungsformen des Seg- rung aus (vgl. Aring (2012)). Mit teilweise dramatischen mentes und seiner Bewohnenden zusammenhängend zu Appellen wurde auf die wachsende Modernisierungs- bzw. bewerten. Dies kann somit nur in Grundlinien geschehen. Instandhaltungslücke ebenso hingewiesen, wie auf räum- lich-demografische Verschiebungen, eine zunehmend Viele Vorschläge wurden in der Folge unterbreitet oder schwierige Versorgungslage und das offene Thema der Ideenwettbewerbe ausgeschrieben. Früh stand ange- Nutzungsnachfolge für die älteren Häuser und Siedlun- sichts eines massiven Rückgangs von Filialen im Lebens- gen, bei denen häufig bereits eine Phase des inneren Leer- mitteleinzelhandel das Thema Nahversorgung, gerade im stands vorausgegangen ist.1 ländlichen Raum, im Vordergrund (vgl. BMUB (2014); IFH (2015), Kokorsch/Küpper (2019); s. Abbildung 1) – oft in „Nachteile wie ungünstige Lageeigenschaften, bauliche Verbindung mit der Einstellung des Nahverkehrs (vgl. Ochs oder energetische Mängel sowie Imageprobleme können (2018)) und dem Abbau von Gesundheitseinrichtungen (vgl. sich zu gravierenden Problemkomplexen potenzieren. Im Rienhoff (2015)). ungünstigsten Fall drohen Wertverlust, Vernachlässigung, Leerstand und Verfall – Entwicklungen, die im Einfami- Gefordert wurde etwa „ein grundlegender Strategiewech- lienhaussektor in Deutschland bisher weitgehend unbe- sel, durch den präventive Orientierungen in den Aufgaben kannt sind. […] Im Zuge des Generationenwechsels steht und Handlungsfeldern der Stadtentwicklung“ (Krämer/Si- eine beständig wachsende Zahl dieser Bestandsgebäude mon-Philipp (2015)) mehr Gewicht erhalten sollten. Kon- zum Verkauf und trifft dabei auf einen sich verändernden kret wurden die Komponenten „Qualifizierung, Stabilisie- und regional ausdifferenzierten Wohnungsmarkt. Zudem rung und Umstrukturierung / Rückbau“ (ebd.) genannt. führt der gesellschaftliche Wandel zu qualitativen Verän- derungen der Nachfrage.“ (Zakrzewski et al. 2014). Als Hindernisse für den Umgang mit den Nachkriegshäu- sern wurden zudem u. a. zu geringe kommunale Anstren- Das Zitat kennzeichnet die komplexe Vielschichtigkeit der gungen bei der Bewältigung dieser speziellen Aufgaben Thematik und der sie bestimmenden Faktoren. Die Ände- (vgl. Ochs (2018)) oder unrealistische Vorstellungen der rung einzelner Entwicklungen – wie zum Beispiel beim Eigentümerinnen und Eigentümer über den Marktwert räumlich-qualitativen oder preisorientierten Nachfrage- ihres Hauses aufgeführt (vgl. Beul-Ramacher (2016)). 1 Ochs (2018): „In der Regel ist das eine betagte Dame, die höchstens 20 bis 30 Quadratmeter des eigentlich 170 Quadratmeter großen Hauses bewohnt“. --- Andere Beobachter betrachten den Umstand, dass viele Seniorinnen und Senioren auch allein in ihrer vertrauten großen Wohnung bleiben wollen, auch als Mahnung zur Vorsicht bei künftigen Wohnungsbedarfsprognosen (vgl. Löhr 2020). 6 |
Filialen im Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland nach Betriebsformen 2008 bis 2018 50.000 45.000 40.000 35.000 30.000 25.000 20.000 15.000 10.000 5.000 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Große Verbrauchermärkte Kleine Verbrauchermärkte Discounter Große Supermärkte Kleine Supermärkte Drogeriemärkte Abbildung 1: Filialen im Lebensmittelhandel in Deutschland. Quelle: Nielsen (2016) und Nielsen (2018) Bei der „Ideensuche von Planern und Politikern“ (Verband NRW und der Kommunen im Münsterland. Dabei handelt Wohneigentum o. J.) wurden kleinteilig-strukturelle Kon- es sich um eine Werkstattreihe mit Hauseigentümerinnen texte skizziert, in denen ältere Eigenheime „attraktiv sein und -eigentümern, Bewohnenden und Interessierten, um können“, etwa „wenn sie in gewachsenen Strukturen lie- über die Zukunft dieser Einfamilienhausgebiete und ihrer gen, die gepflegte Straßenanlage, Gärten und öffentliches tragfähigen Anpassung zu sprechen (vgl. Stadt Dorsten/ Grün bieten“, ein „harmonisches bauliches Gesamtbild“ Regionale (2016)/StadtBauKultur NRW (2015)). somit. Zudem würden diese Bestandsimmobilien „zwar immer wieder renoviert, doch selten erfolgte eine grund- In den Folgejahren blieb die Thematik zwar auf der fachli- legende Sanierung, die sich auch auf den Grundriss, die chen und politischen Agenda, wurde aber von übergreifen- Barrierereduzierung und die energetische Seite erstreckt“ den Themen wie dem Umgang mit der Peripherisierung (ebd.). in den Hintergrund gedrängt. Umfassende systematische Studien, welche „die Veränderungen in Einfamilienhaus- Tatsächlich hielt nach Untersuchungen der LBS Research gebieten mit ihrer kleinteiligen Eigentumsstruktur doku- im Jahr 2014 jede dritte Hausbesitzerin bzw. Hausbesit- mentieren“ (Aring (2015)) blieben weiterhin aus. zer in Deutschland ihre bzw. seine Immobilie für renovie- rungsbedürftig. Um Energie einzusparen, habe fast jede Nur ansatzweise und lokal begrenzt wurde die Befindlich- zehnte Eigentümerin bzw. Eigentümer im Vorjahr (2013) keit, Wohn- und Lebenssituation sowie Bedürfnisse und jedoch mindestens eine energetische Modernisierungs- Handlungsperspektiven der älteren Bewohnenden von maßnahme vorgenommen (vgl. LBS (2014)). Nachkriegseigenheimen untersucht. Doch gerade dies er- scheint als Basis für den weiteren Umgang mit dem Seg- Stärker in den Fokus rückten in den Folgejahren integ- ment und zur Auslotung sinnvoller Fördermöglichkeiten rierte und planerisch-partizipative Ansätze zum Umgang unverzichtbar. Dies gilt umso mehr, als sich wesentliche mit der Thematik (vgl. Römhild (2013)), die zum Teil als Rahmenbedingungen in einem Wandlungsprozess befin- lokale oder regionale Konzepte vorangetrieben wurden Zu den, etwa durch demografische, infrastrukturelle, markt- nennen ist etwa Hausaufgaben im Münsterland, ein Ko- bezogene oder klimagesetzliche Entwicklungen. operationsprojekt der Regionale 2016, der StadtBauKultur vhw-Schriftenreihe Nr. 29 | 7
Abbildung 2: Luftbild einer Siedlung in einer Kleinstadt. Quelle und Copyright: Adobe Stock/Christian Schwier Die nachfolgenden Befragungsergebnisse sollen somit Ergebnisse vorgestellt. Dabei stehen Modernisierungs- nicht nur der Aktualisierung früherer Erkenntnisse die- maßnahmen, das Zusammenleben in der Nachbarschaft, nen, sondern eine Ergänzung zum Forschungsstand als die Anforderungen an die Infrastruktur und der künftige Basis für belastbare Anpassungsmaßnahmen bieten. Umgang mit der Immobilie im Zentrum. Nach einem Überblick zum Segment der älteren Ein- und Im abschließenden Teil 3 werden die Ergebnisse in den Zwiefamilienhäuser und ihrer älteren Eigentümerinnen Kontext der sich verändernden Rahmenbedingungen und und Eigentümer werden die Stichprobe sowie die zentralen Perspektiven gestellt. 8 |
TEIL 1: DER KONTEXT Der aktuelle Kontext: Bestand und Demografie Ältere Ein- und Zweifamilienhäuser (EZFH) der Baujahre Haushalte in EZFH 1949–78: Anteil HH mit Pers. über 1949 bis 1978 leisten auch zu Beginn der 2020er Jahre 65 Jahre, in % (Quelle: MZZ 2018) einen erheblichen Beitrag zur Wohnungsversorgung in Deutschland. Die etwa 6,3 Millionen bewohnten Wohnun- gen dieses Segmentes stellten 2018 gut 17 % des Ge- 1-P-HH samtwohnungsbestandes und über 36 % des Wohnungs- ü65 bestandes in Ein- und Zweifamilienhäusern. 72 % dieses 23,1 % Segmentes wurden von Eigentümerinnen bzw. Eigen- tümern bewohnt, 22 % waren vermietet und 6 % waren 2-P-HH laut MZZ 2018 unbewohnt (vgl. Statistisches Bundesamt Haushalte ohne mit P ü65 (2019)).2 Personen über 65 Jahre 19,1 % Lorem ipsum 57,1 % Bewohnte Wohnungen in Ein- und Zweifamilien häusern 2018, nach Baujahr, in Tsd. (Quelle: Abbildung 4: Anteil von Haushalten mit Personen über 65 Jahre im Destatis, MZZ 2018) Haushalt an allen Haushalten in Ein- und Zweifamilienhäusern der Baujahre 1949 bis 1978. Quelle: Statistisches Bundesamt (2020a): 7.000 Sonderauswertung BewohnerInnen älterer Einfamilienhäuser für den vhw. Basis. Mikrozensus-Zusatzerhebung, Wiesbaden 2018/2020 6.000 5.000 2.435 4.000 1.755 Parallel dazu war die Zahl der Senioren und Seniorinnen in 3.000 680 Deutschland von 2012 bis Anfang 2020 um fast 9 % auf 18,1 Millionen Menschen angestiegen. Die Älteren stellten in- 2.000 3.853 719 zwischen fast 22 % der Bevölkerung. Unter den insgesamt 2.859 2.918 1.000 12 Millionen Haushalten mit Personen über 65 Jahren leb- 1.651 85 ten 2018 fast 2,9 Millionen Haushalte (oder 23,5 %) bzw. 0 498 bis 1948 1949– 1979– 1991– 2011 und 4,2 Millionen Personen in Ein- und Zweifamilienhäusern 1978 1990 2010 später der Baujahre 1949 bis 1978. Unter allen alleinlebenden Einfamilienhaus Zweifamilienhaus Abbildung 3: Baualtersstruktur von Ein- und Zweifamilienhäusern in 2 In der Mikrozensus-Zusatzerhebung 2010 wurden noch 6,9 Mio. WE dieser Deutschland 2018. Quelle: Statistisches Bundesamt (2019) Baualtersklasse angegeben. vhw-Schriftenreihe Nr. 29 | 9
Seniorinnen und Senioren betrug der Anteil derjenigen, Die regionale Verteilung dieses Wohnungsbestandes va- die in diesen älteren Eigenheimen lebten, knapp 21 %. riiert stark, wie die Karte 5 verdeutlicht. Während das Segment in den östlichen Bundesländern einschließlich Insgesamt lebten 2018 gut 6,3 Millionen Haushalte in Berlins mit 394.000 Wohnungen nur eine geringe Rolle EZFH der 1950er-70er Jahre, darunter 43 % mit Senio- spielt, liegt in den westlichen Ländern Anfang 2020 der rinnen und Senioren über 65 Jahre. Dies bedeutet zu- Anteil der Baujahre 1949 bis 1978 unter allen Wohnungen gleich, dass inzwischen durch Vererbung oder (Ver-)Kauf in Ein- und Zweifamilienhäusern bei etwa 41 %. Besonders ein erheblicher Teil des Bestandes von den Erstbeziehern hohe Anteile sind im Saarland und in Teilen Hessens mit und Erstbezieherinnen an meist jüngere Haushalte über- ihrer relativ geringen Neubautätigkeit zu finden, aber auch gegangen ist, was in der Stichprobe bestätigt wird. Die Hamburg und NRW liegen über dem westdeutschen Mittel. Einfamilienhäuser der Jahre 1949 bis 1978 haben zu fast 60 % eine Wohnfläche von mehr als 120 Quadratmetern, Überdurchschnittlich hohe Bestandsanteile sind in periphe- während unter den Wohnungen in Zweifamilienhäusern ren oder strukturschwachen Gebieten festzustellen, wie die nur ein Viertel oberhalb dieser Schwelle zu finden ist (vgl. untenstehende Karte auf der Gemeindebasis zugleich ver- Statistisches Bundesamt (2016)). deutlicht. Hier sind das östliche Niedersachsen, Ostwest- falen, das Sauerland, das Ruhrgebiet oder Oberfranken und nicht zuletzt das Saarland besonders zu erwähnen. unter 5 Prozent / keine Datengrundlage 5 bis unter 15 Prozent 15 bis unter 30 Prozent 30 bis unter 50 Prozent 50 Prozent und mehr Kreisgrenze Bundeslandgrenze Abbildung 5: Anteil von Einfamilienhäusern der Baujahre 1949 bis 1978 an allen Einfamilienhäusern auf Ebene der Gemeinden. Quellen: Zensus 2011, Statistisches Bundesamt (2019), vhw-Gemeindedatenbank 10 |
TEIL 2: DIE BEFRAGUNG Methode und Stichprobe Angesichts der verschiedenen Abgrenzungskriterien des Befragte nach Familienstand, Anteile in % Untersuchungsgegenstandes sind bei der Repräsentativi- tät der Stichprobe gewisse Abstriche zu machen. Zu be- rücksichtigen war neben dem fortgeschrittenen Alter der Befragten (65 und älter) und der Baualtersklasse der be- Verwitwet wohnten Häuser (1949 bis 1978) auch die räumlich-struk- 21,8 % turelle Verteilung des Bestandes im Bundesgebiet. Dazu wurde auf die siedlungsstrukturellen Kreistypen des BBSR Geschieden 8,3 % und die kreisscharfen Zukunftsperspektiven des Prog- nos-Instituts von 2019 zurückgegriffen. Da die Fragestel- feste/eingetragene Verheiratet Partnerschaft lung vor allem auf die Zukunft und Herausforderungen 58,0 % 6,7 % Ledig (ohne feste in diesem Bestandssegment abzielte, blieben Häuser in Partnerschaft) großstädtischen Wachstumsregionen mit hoher Nach- 3,2 % sonstiges frage und deutlicher Wertsteigerung unberücksichtigt. 1,7 % Insgesamt wurden n = 757 Eigentümerinnen und Eigen- weiß nicht/keine Angabe 0,3 % tümer in 13 Bundesländern befragt, davon angesichts der realen Verteilung nur 36 in den neuen Bundesländern. Abbildung 6: Befragte nach Familienstand, Anteil an allen Befragten, in %, Quelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der Befragung Durchgeführt wurde die Befragung im Herbst und Win- 11.11. - 30. 12.2019, N=757 ter 2019 (11.11. bis 30.12.). Um möglichst unterschiedli- che Teilgruppen einzubeziehen, wurde die Befragung im Mixed-Mode-Verfahren als Kombination von persönlichen Jede siebte befragte Person verfügt über ein (Haushalts-) Befragungen und internetbasierten Erhebungen umge- Einkommen unter 1.500 €, etwa ein Drittel berichtet von setzt.3 Einkünften von mehr als 3.000 €. Nur 15 % der befragten Ein-Personen-Haushalte geben Einkommen von mehr als Die demografische und räumliche Struktur der Stichprobe 2.500 € an. Frauen sind in den unteren Einkommensklas- verdeutlicht die Annäherung an die reale Grundgesamt- sen deutlich überrepräsentiert. heit. So lebt etwa eine deutliche Mehrheit als Ehepaar in Zwei-Personen-Haushalten, weitere 7 % in einer festen Siedlungsstrukturell verfügen die Befragten aus städti- Partnerschaft. Knapp 30 % wohnen dagegen allein, meist schen Kreisen häufiger über höhere und seltener über als Witwe bzw. Witwer, gut 3 % als ledige Alleinstehende. geringe Einkommen als jene aus den beiden ländlichen Kreistypen. Unter den Befragten sind jeweils 43 % zwischen 65 und 70 bzw. zwischen 70 und 80 Jahre alt, etwa 14 % sind älter Ein Viertel der bewohnten Häuser der Befragten ist in den als 80 Jahre. Bei den über 70-Jährigen sind Frauen leicht 1950er Jahren gebaut worden, 27 % in den 1960ern und überrepräsentiert. die übrigen 48 % zwischen 1970 und 1978. 3 Den ausführlichen Tabellenband zur Befragung finden Sie unter www.vhw.de/publikationen/studien-befragungen/ vhw-Schriftenreihe Nr. 29 | 11
Verfügbares Haushalts-Einkommen nach Geschlecht 80 70 Männl. Weibl. 60 50 40 30 20 10 0 unter 1.000 € bis 1.500 € bis 2.000 € bis 2.500 € bis 3.000 € bis 3.500 € bis 4.000 € bis 5.000 € 1.000 € 1.499 € 1.999 € 2.499 € 2.999 € 3.499 € 3.999 € 4.999 € und mehr Abbildung 7: Befragte nach Haushalts-Einkommensklassen und Geschlecht, Anteil an allen Befragten nach Geschlecht, in %, Quelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der Befragung 11.11. - 30. 12.2019, N=757 In allen Altersgruppen der Bewohnenden sind Wohnflä- fragte Haushalt hat das Haus geerbt, während nur wenige chen von 100 bis 120 Quadratmetern am stärksten ver- Befragte von einer Schenkung berichten. treten, am höchsten ist dieser Anteil bei den ältesten Be- fragten über 80 Jahre. Durchgängig drei Viertel bis vier Fünftel der Befragten ver- fügen auf ihrem Grundstück über eine Garage, eine Ter- 30 % der Befragten verfügen über Grundstücke mit ei- rasse, eine größere Rasenfläche sowie einen Gartenbe- ner Fläche von mehr als 850 Quadratmetern. In städti- reich mit Blumen- oder Gemüsebeeten. Seltener werden schen Kreisen liegt der Anteil von Befragten mit kleineren ein freistehender Schuppen oder ein größerer, gepflaster- Grundstücken von maximal 450 Quadratmetern allerdings ter Hof erwähnt. Etwa jede sechste befragte Person nennt bei mehr als einem Viertel. alle diese Ausstattungsmerkmale, weitere 30 % alle bis auf einen Hof und einen Schuppen. Die Befragten sollten auch die Bebauungsstruktur in ih- rem Umfeld bzw. in ihrer Siedlung zuordnen. Danach woh- Mitglied in einem Eigentums- bzw. Hausbesitz-Verband nen mehr als 60 % in einem Quartier mit homogener Bau- ist jede siebte befragte Person; am geringsten ist dieser struktur von Einfamilienhäusern, weitere 25 % in einem Anteil bei den 75 bis 79-Jährigen. Unter den Mitgliedern Wohngebiet mit unterschiedlichen Baustrukturen. Nur halten immerhin 80 % die Informationen und Unterstüt- jede siebte Person lebt in einem Mischgebiet aus Woh- zung durch ihren Verband bzw. Verein für hilfreich. nen und Gewerbe. Insgesamt deckt die Untersuchung somit ein breites Die relative Mehrheit – knapp die Hälfte – hat das be- Spektrum von Subklassen innerhalb der gezogenen wohnte Haus gekauft, wobei 93 % den aufgenommenen Grenzen ab – sowohl hinsichtlich des Baualters, des Le- Kredit inzwischen abbezahlt haben. Gut ein Viertel hat ge- bensalters der Eigentümerinnen bzw. Eigentümer, ihrer baut; besonders hoch ist dieser Anteil bei Häusern aus sozialen Situation oder auch der strukturellen Lage. In- den späten 1970er Jahren sowie in ländlichen Kreisen mit sofern kann durchaus von einer bedingten Repräsenta- Verdichtungsansätzen. Zwei Drittel der Bauherren bzw. tivität der Stichprobe und der Befragungsergebnisse ge- -frauen haben das Grundstück erworben. Jeder fünfte be- sprochen werden. 12 |
Hauserwerb nach Erwerbsart und Baualtersgruppe in % 2,7 43,2 1949 bis 1954 46,8 6,3 4,0 32,0 1955 bis 1959 58,7 5,3 14,9 36,2 1960 bis 1964 46,8 2,1 28,7 13,9 1965 bis 1969 53,7 3,7 30,1 13,9 1970 bis 1974 51,2 3,6 48,8 4,9 1975 bis 1979 44,3 2,0 26,4 20,3 Gesamtergebnis 49,3 3,6 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 Bau Erbe Kauf Schenkung Abbildung 8: Art des Hauserwerbs der Befragten nach Baualtersklasse des Hauses, in %, Quelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der Befragung 11.11. - 30. 12.2019, N=757 vhw-Schriftenreihe Nr. 29 | 13
TEIL 2: DIE BEFRAGUNG Pflege- und Unterstützungsbedarf Von besonderer Bedeutung für die künftige Situation der Der Anteil der Pflegebedürftigen in der vorliegenden Be- Nachkriegseigenheime und ihrer älteren Bewohnenden fragung ist mit insgesamt 4,5 % etwas unterrepräsentiert ist deren Pflegebedürftigkeit. Dies gilt sowohl für den zu- und beläuft sich bei den über 80-jährigen Befragten auf sätzlichen Bedarf an ambulanter, einschließlich familiä- immerhin knapp 12 %. Dabei muss mangels entsprechen- rer Pflege, als auch für eine künftige stationäre Unter- der Daten allerdings offenbleiben, ob die spezifischen Le- bringung in Pflegeheimen und Heimen für Seniorinnen bensumstände der Betroffenen einen Einfluss auf den er- und Senioren. mittelten Pflegebedarf haben. Im Jahr 2019 wurden nach der Erweiterung des Pflege- 7,5 % der Befragten können sich nach eigenen Angaben begriffs 1,5 Millionen Personen zwischen 65 und 85 Jah- derzeit zwar noch weitgehend selbst versorgen, rechnen ren in häuslicher Pflege durch Familienangehörige oder aber damit, dass sich das bald ändern wird. Bei den über ambulante Pflegedienste ermittelt. Dies entspricht einer 80-Jährigen steigt dieser Anteil auf 17,5 %. Davon sind Pflegequote von knapp 10 % in der entsprechenden Al- die täglichen Hausarbeiten weniger betroffen als vielmehr tersgruppe (vgl. Statistisches Bundesamt (2020b)). Gartenpflege, Winterdienst oder der Einkauf. In diesen Be- reichen hat jede bzw. jeder neunte Befragte über 80 Jah- Aktuelle Hochrechnungen gehen von einem Anstieg der ge- ren bereits heute Unterstützungsbedarf. setzlich Pflegebedürftigen von aktuell 3,5 Millionen auf bis zu 5,1 Millionen im Jahr 2050 aus (vgl. Jacobs et al. (2019)). Bei welchen Aufgaben benötigen Sie die Unterstützung? Anteile nach Alter, in % 2,4 65 bis 69 Jahren 1,5 1,8 1,5 70 bis 74 Jahren 1,5 1,5 7,4 75 bis 79 Jahren 5,0 2,5 10,7 80 Jahre und älter 6,8 11,7 4,1 Gesamtergebnis 2,8 3,2 0,0 2,0 4,0 6,0 8,0 10,0 12,0 Bei Gartenpflege, Bei alltäglichen Bei der Grundversorgung W interdienst etc. H aushaltsarbeiten (bspw. Einkauf) Abbildung 9: Art des Hauserwerbs der Befragten nach Baualtersklasse des Hauses, in %, Quelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der Be- fragung 11.11. - 30. 12.2019, N=757 14 |
TEIL 2: DIE BEFRAGUNG Modernisierung und Sanierung Die Fragen nach den Perspektiven der Eigenheimgebiete Wohnanforderungen entsprechenden Zustand zu halten der 1950er bis 1970er Jahre ist vor allem auch eine Frage bzw. zu versetzen. Insofern wurde in die Befragung auch nach dem baulichen und energetischen Zustand der in eine Fragebatterie aufgenommen, welche die Moderni- diesen Gebieten befindlichen Häuser sowie eine Frage sierung und Sanierung von Eigenheimen sowie damit ver- nach der Bereitschaft der Eigenheimbesitzerinnen und wandte Themen adressiert. -besitzer, diese in einen zeitgemäßen und den heutigen Entspricht Ihr Haus Ihren aktuellen und zukünftigen Bedürfnissen und Anforderungen (z. B. Barrierefreiheit)? 70,0 60,0 50,0 40,0 64,2 30,0 52,6 52,7 48,4 20,0 38,0 38,2 35,3 29,5 10,0 0,0 städtische Kreise ländlich verdichtet dünn besiedelt Gesamt Ja Nein Abbildung 10: Einschätzung der Bedürfnis- und Anforderungsqualität des bewohnten Hauses,nach siedlungsstrukturellen Kreistypen, in % Quelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der Befragung 11.11. - 30. 12.2019, N=757 vhw-Schriftenreihe Nr. 29 | 15
TEIL 2: DIE BEFRAGUNG Altersgerechtes Wohnen Mehr als jede bzw. jeder dritte Befragte ist der Auffas- auf jene Befragten zu, die Renten und Einkünfte von weni- sung, dass ihr bzw. sein Eigenheim nicht den aktuellen ger als 2.000 € angeben bzw. alleinstehend sind. und künftigen Bedürfnissen und Anforderungen ent- spricht. Für ältere Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer Mit Blick auf die strukturräumliche Verteilung dieses Mei- bedeutet dies vor allem, dass die Häuser nicht die Krite- nungsbilds wird deutlich, dass eine unzureichende Barrie- rien einer altengerechten bzw. barrierearmen Wohnung refreiheit der Eigenheime in den städtischen Kreisen (38,0 erfüllen. Diese umfassen beispielsweise einen barriere- %) und den dünnbesiedelten ländlichen Regionen (38,2 %) freien Zugang zu den unterschiedlichen Ebenen des Hau- stärker verbreitet ist als in den ländlichen Verdichtungs- ses, breitere Türen oder auch dem Alter angepasste Ba- räumen (29,5 %). In den ländlichen Verdichtungsräumen dezimmer für eine selbständige Nutzung. Gut die Hälfte geben zudem 64,2 % der Befragten an, dass ihr Haus ihren der Befragten (52,7 %) sieht dagegen keine Notwendigkeit aktuellen und zukünftigen Bedürfnissen und Anforderun- für einen alten- bzw. bedarfsgerechten Umbau bzw. eine gen entspricht, in den städtischen Kreisen sind dies hin- entsprechende Modernisierung ihres Hauses. gegen nur 48,4 % und in den dünnbesiedelten ländlichen Regionen 52,6 %. Entgegen der Vermutung, dass der Anteil jener Perso- nen, die in einer bedarfs- oder altengerechten Eigenheim In einer Sonderauswertung des Mikrozensus 2018 er- wohnen, mit steigendem Alter abnimmt, bemängeln die mittelte das IWU eine rechnerische Versorgungslücke an über 80-Jährigen überdurchschnittlich häufig (39 %) den barrierereduzierten Wohnungen in Höhe von 2,5 Millionen Zustand ihres Hauses. Wohneinheiten. So stünden für das Auswertungsjahr 2018 für 3 Millionen Haushalte mit einem Bedarf an einer bar- Dies könnte zum einen an einer im Alter abnehmenden rierearmen Wohnung lediglich 586.000 entsprechend aus- Modernisierungs-, Sanierungs- und Umbaubereitschaft gestattete Wohnungen zur Verfügung, was nur etwa 1,5 % liegen und der damit verbundenen Tatsache, dass bauli- des gesamten Wohnungsbestandes entspricht. che Maßnahmen im höheren Alter bereits länger zurück- liegen dürften. Zum anderen dürften die Anforderungen Bis 2035 rechnen die Wissenschaftlerinnen und Wissen- an den baulichen Zustand für ein selbstbestimmtes Le- schaftler des IWU mit einer Versorgungslücke von rund ben im Eigenheim aufgrund steigender körperlicher Be- 2 Millionen barrierereduzierten Wohnungen. In der Stu- einträchtigungen im Alter zunehmen, sodass die Eigen- die wird zudem darauf hingewiesen, dass in den hier kal- heime auch bei gleichbleibendem Baustandard ab einem kulierten Werten keine Fehlallokationen berücksichtigt gewissen Punkt diese Kriterien nicht mehr erfüllen und werden. So dürfte in der Praxis die tatsächliche Versor- entsprechende (größere) Umbaumaßnahmen erforderlich gungslücke sogar deutlich höher ausfallen, da barriere- werden. Nicht zuletzt dürften– zumindest für die unteren arme Wohnungen den Wohnkomfort erhöhen und damit und zum Teil auch für die mittleren Einkommensklassen auch für andere Zielgruppen an Attraktivität gewinnen (vgl. – die im Alter zurückgehenden finanziellen Handlungs- Deschermeier et al. (2020)). spielräume eine wichtige Rolle spielen, insbesondere dann, wenn die finanziellen Rücklagen aus der Zeit der Schließlich möchten lediglich ein Drittel der Befragten, die Erwerbstätigkeit aufgebraucht sind. Tatsächlich trifft dies den alten- und bedarfsgerechten Zustand ihres Eigenhei- 16 |
Antworten „Haus entspricht nicht Ihren aktuellen und zukünftigen Bedürfnissen und Anforderungen“. Haben Sie vor, etwas daran zu ändern? (Fehlend an 100: Haus entspricht nicht meinen Bedürfnissen), in % aller Befragten, nach Strukturtypen städtische Kreise 11,4 8,8 17,9 ländlich verdichtet 7,8 5,2 16,6 dünn besiedelt 20,2 2,9 15,0 Gesamt 12,4 6,9 16,0 0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0 40,0 Ja Weiß nicht/keine Angabe Nein Abbildung 11: Modernisierungsabsicht für nicht bedürfnisgerechtes Haus, nach siedlungsstrukturellen Kreistypen, in %,, Quelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der Befragung 11.11. - 30. 12.2019, N=757 „Sie haben angegeben, dass Ihr Haus Ihren aktuellen und zukünftigen Bedürfnissen und Anforderungen (z. B. Barrierefreiheit) nicht entspricht. Haben Sie vor, etwas daran zu ändern?“ (Antworten: „Nein“, in % der Befragten mit Änderungsbedarf) Verheiratet Verwitwet Geschieden In fester/eingetragener Partnerschaft Einkünfte: Bis 1.999 € 2.000 € bis 2.499 € 2.500 € bis 2.999 € 3.000 € bis 3.499 € 3.500 € und mehr Alle 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 Abbildung 12: Nicht vorgesehene Modernisierung bei nicht bedürfnisgerechtem Haus, nach Familienstand und Haushaltseinkommen, in %, Quelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der Befragung 11.11. - 30. 12.2019, N=757 vhw-Schriftenreihe Nr. 29 | 17
mes kritisieren, an der Situation tatsächlich etwas ändern wohnen, bzw. 20 % aller Befragten aus dünn besiedelten (12 % aller Befragten), d. h. eine Modernisierungs- oder ländlichen Gebieten). anderweitige bauliche Maßnahmen durchführen, um das Eigenheim in einen Bedürfnisgerechten Zustand zu verset- Besonders gering sind die Absichten, das Eigenheim den zen. Zwar geht aus der aktuellen Allensbacher Markt- und eigenen Bedürfnissen anzupassen, in den städtischen Werbeträger-Analyse 2020 eine konstant hohe Moderni- Kreisen (26,4 %, bzw. 7,8 % aller Befragten aus städti- sierungsbereitschaft bei den Wohnungseigentümerinnen schen Kreisen). und Wohnungseigentümern hervor. So möchten seit 2016 jährlich zwischen 8,46 Millionen und 8,71 Millionen Perso- Ein Grund für die hohe Bereitschaft zu baulichen Maßnah- nen (2020) in den jeweils nächsten zwei Jahren ihr Wohnei- men in den dünnbesiedelten ländlichen Gebieten könnte gentum modernisieren. Allerdings stehen hierbei Maßnah- darin liegen, dass die Versorgung mit altengerechten bzw. men zum altersgerechten Umbau und zur energetischen barrierearmen/-freien Wohnungen in diesen Regionen Sanierung weniger im Fokus (vgl. IFD (2020)). schlechter ausfällt als etwa in den städtischen Kreisen. Ein Umzug in eine bedarfsgerechte Wohnung (Betreutes Im Zusammenhang mit der vom vhw beauftragten Si- Wohnen, Altenheim etc.) wäre im peripheren ländlichen nus-Befragung aus dem Herbst 2019 zeigt sich eine über- Raum daher stärker mit einem Verlassen des gewohnten durchschnittlich hohe Modernisierungs- bzw. Sanierungs- (sozialen) Umfeldes verbunden als in jenen Gebieten, die bereitschaft in dünn besiedelten ländlichen Gebieten (53 % eine höhere Versorgungsdichte bei barrierearmen/-freien der Personen, die in einem nicht bedarfsgerechten Haus Wohnungen aufweisen. 18 |
TEIL 2: DIE BEFRAGUNG Energetische Sanierung Die insgesamt hohe Wohnzufriedenheit der Befragten Bei der Frage, inwieweit sich die Befragten notwendige kann durchaus auch mit bereits durchgeführten Moder- Modernisierungen und Sanierungen leisten können, wa- nisierungs- bzw. Sanierungsmaßnahmen zusammen- ren 31,9 % der Auffassung, die hierbei anfallenden Kosten hängen. Insbesondere Fenster (69,7 %) und Heizanlagen gut stemmen zu können – in der oben genannten Wüs- (70,3 %) wurden von der Mehrheit in den vergangenen tenrot-Befragung wurde darauf hingewiesen, dass 38 % 20 Jahren modernisiert bzw. ausgetauscht. Darüber hi- derjenigen, die eine energetische Maßnahme durchge- naus gab knapp die Hälfte aller Befragten an, entspre- führt haben dafür zwischen 10.000 € und 20.000 € inves- chende Maßnahmen bei der Wärmedämmung (48,5 %) tieren mussten sowie weitere rund 29 % sogar zwischen und/oder beim Dach (47,8 %) realisiert zu haben. Beim 20.000 € und 50.000 € (vgl. W&W-Gruppe (2020)). Dach (35,3 %) und bei der Wärmedämmung (34,9 %) wird zugleich die geringste Notwendigkeit für eine Sanierung Gut die Hälfte (54 %) geht in der vorliegenden Befragung bzw. Modernisierung gesehen – wobei sich objektiv nicht davon aus, die notwendigen finanziellen Mittel nur zum feststellen lässt, ob eine Maßnahme tatsächlich nicht not- Teil aufbringen zu können; wobei der konkrete Umfang of- wendig ist. fenbleiben muss. Fast jedebzw. jeder Achte meint, sich er- forderliche Modernisierungsmaßnahmen eigentlich nicht 12 % sagen jedoch auch, dass Maßnahmen zur Wärme- leisten zu können. dämmung zwar erforderlich wären, aber nicht umgesetzt werden können bzw. sollen. Besonders hoch wird die vermutete Leistbarkeit von Mo- dernisierungsmaßnahmen von Befragten aus dünn be- Mit Blick auf die Anzahl der jeweils durchgeführten Maß- siedelten ländlichen Kreisen eingeschätzt. Dort haben nahmen wird deutlich, dass bereits ein Viertel der Befrag- 59,1 % keine Befürchtungen hinsichtlich einer Finanzie- ten alle genannten Maßnahmen (Dach, Wärmedämmung, rung – ungeachtet der insgesamt etwas geringeren Ein- Heizanlage, Fenster) in den letzten 20 Jahren durchge- künfte dieser Gruppe. Zu den möglichen Ursachen können führt und damit eine umfangreiche (energetische) Sanie- die auf dem Land weitverbreitete Selbst- bzw. Nachbar- rung vorgenommen hat. schaftshilfe ebenso gezählt werden wie die in diesen Re- gionen tendenziell niedrigeren Kosten für Handwerkerin- Knapp 14 % hat nur eine Maßnahme durchgeführt, wäh- nen bzw. Handwerker. rend 55 % angaben, 2 oder 3 Maßnahmen umgesetzt zu haben. Lediglich ein geringer Anteil (7 %) hat bislang in Die Umsetzung von Modernisierungs- und Sanierungs- keine der genannten Bereiche investiert und zehrt daher maßnahmen korreliert unmittelbar mit ihrer Leistbar- von der Substanz ihres Eigenheimes. keit durch die Haushalte. Grundsätzlich gilt, je höher das Haushaltseinkommen, umso höher ist die Wahrschein- Wie aus einer von der Wüstenrot & Württembergische in lichkeit der Durchführung einer der zuvor genannten Auftrag gegebenen Befragung vom Juli 2020 hervorgeht, Maßnahmen. So wollen/können Befragte mit geringem haben rund 60 % der Hauseigentümerinnen und -eigen- Einkommen häufiger keine Modernisierung vornehmen, tümer in den letzten 15 Jahren energetische Moderni- als Haushalte mit einem höheren Haushaltsbudget. Aller- sierungsmaßnahmen durchgeführt. Zudem denken rund dings schwächt sich dieser Zusammenhang ab einem be- 40 % darüber nach, dies in den nächsten zwei bis drei stimmten Einkommensniveau ab. Offenbar spielen dann Jahren umzusetzen (vgl. W&W-Gruppe (2020)). auch andere Faktoren für die Nicht-Bereitschaft eine vhw-Schriftenreihe Nr. 29 | 19
Bereits durchgeführte, geplante, nicht erforderliche/nicht geplante Maßnahmen (in % aller Befragten, n = 757) Dach 47,8 13,2 35,3 2,4 Wärmedämmung 48,5 9,8 34,9 4,9 Fenster 69,7 5,5 22,2 1,5 Heizanlage 70,3 11,8 13,6 3,6 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% In den letzten 20 Jahren gemacht Ist geplant Ist nicht nötig Wäre nötig, wird aber nicht gemacht Weiß nicht Abbildung 13: Umgesetzte und nicht durchgeführte Maßnahmen am Haus in den letzten 20 Jahren, nach Bereichen, in %, Quelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der Befragung 11.11. - 30. 12.2019, N=757 Rolle, über die nur spekuliert werden kann. Zu nennen mittleren und höheren Einkommen hinsichtlich einer Mo- wären der technisch-organisatorische Aufwand, die Ein- dernisierungsabsicht. Insbesondere bei der Heizungsan- schätzung geringer Rest-Nutzungszeiten oder alternative lage besteht über alle Einkommensklassen hinweg, eine Konsumwünsche. hohe Bereitschaft für Modernisierungsmaßnahmen (17,2 % aller Befragten gaben an, Maßnahmen in diesem Be- Im Bereich Wärmedämmung ist der Anteil jener beson- reich weder bereits gemacht zu haben, noch solche zu pla- ders groß, die weder eine Modernisierung durchgeführt nen.). Lediglich die unterste Einkommensklasse fällt hier haben noch eine solche planen (40,2 % aller Befrag- ein wenig ab, in der 27,1 % der Befragten eine ablehnende ten) – und zwar auch unter den Befragten mit höherem Haltung gegenüber entsprechenden Maßnahmen zeigten. Einkommen (32 % der Befragten aus der höchsten Ein- kommensklasse). Etwas höher fällt die Bereitschaft im Schließlich dürften auch strukturelle Markthemmnisse Zusammenhang mit einer Dacherneuerung aus. Dabei dazu führen, dass ältere Eigenheimbesitzer nicht wie zeigen 37,8 % keine Absicht, entsprechende Maßnah- erforderlich oder gewünscht Umbau- oder Modernisie- men am Dach umzusetzen (unterste Einkommensklasse: rungsmaßnahmen umsetzen können. Ursächlich hierfür 45,9 %, oberste Einkommensklasse 28,0 %). können u. a. Informationsdefizite bei älteren Eigenheim- besitzerinnen und -besitzern hinsichtlich der öffentlichen Sowohl bei der Heizungsanlage als auch bei den Fenstern Fördermöglichkeiten oder ein erschwerter Zugang zu nö- bestehen lediglich geringe Unterschiede zwischen den tigen Bankdarlehen sein. 20 |
Modernisierung/Sanierung nach Bereichen und Einkommen in %: Antwort: „Habe ich weder gemacht, noch plane ich es“, in % 60,0 50,6 50,0 45,4 45,9 42,0 44,0 40,2 40,0 37,8 39,6 35,9 37,8 31,8 36,6 32,0 30,0 32,7 32,1 26,8 28,0 26,2 27,1 23,9 21,4 24,0 18,9 20,0 16,7 20,6 17,0 17,2 14,4 14,4 10,0 12,2 12,8 0 unter 1.500 € 2.000 € 2.500 € 3.000 € 3.500 € Keine Antwort alle Befragten 1.500 € bis 1.999 € bis 2.499 € bis 2.999 € bis 3.499 € und mehr „Einkommen“ Dach Wärmedämmung Fenster Heizanlage Abbildung 14: Nicht durchgeführte und nicht vorgesehene Modernisierungen nach Bereichen und Haushaltseinkommen, in %, Quelle: vhw-Sinus-BefragungQuelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der Befragung 11.11. - 30. 12.2019, N=757 Modernisierungsmaßnahmen/Sanierungen sind mit Kosten verbunden. Gehen Sie davon aus, Kosten einer notwendigen Modernisierungsmaßnahme oder Sanierung problemlos tragen zu können?, in % Städtischer Kreis 25,9 58,7 14,7 Ländlicher Kreis 26,2 55,7 16,4 mit Verdichtungsansätzen Dünn besiedelter 59,1 36,4 4,5 ländlicher Kreis zusammen 31,9 54,0 13,3 0% 20% 40% 60% 80% 100% Ja, ich kann es mir gut leisten Teils Nein, ich kann es mir eigentlich nicht leisten Weiß nicht/keine Angabe Abbildung 15: Einschätzung der Leistbarkeit von Modernisierungsmaßnahmen nach siedlungsstrukturellem Kreistyp, in %, Quelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der Befragung 11.11. - 30. 12.2019, N=757 vhw-Schriftenreihe Nr. 29 | 21
TEIL 2: DIE BEFRAGUNG Zusammenleben und Zusammenhalt in der Nachbarschaft Zu den wichtigen Faktoren für eine positive Zukunft der Städten. Der Rückgang jüngerer Menschen in der Nach- älteren Einfamilienhausgebiete zählen die Wahrnehmung barschaft wird – wie erwartet – besonders häufig (zu 25 %) der nachbarschaftlichen Umfelder und des sozialen Zu- von Befragten in dünn besiedelten ländlichen Räumen be- sammenhalts. Gefragt wurde nach der Entwicklung der obachtet. sozialen Zusammensetzung der Nachbarschaft, den Kontakten und dem Verhältnis zu den Nachbarinnen und Auf einer Skala von 1 (häufige Kontakte) bis 5 (kaum Kon- Nachbarn sowie nach ihrer Sicht auf die künftige Entwick- takte) sollten die Befragten die Kontakthäufigkeit mit den lung des Zusammenhalts. Menschen in ihrer Nachbarschaft einordnen. Deutliche Unterschiede bei sehr häufigen Kontakten zeigten sich Fast drei Viertel der Befragten in allen Strukturräumen zwischen den Strukturräumen, mit Befragten aus länd- berichten von einer insgesamt sehr gemischten Nachbar- lich-verdichteten Räumen als Spitzenreiter. Nur etwa 3 % schaft – zumindest im Hinblick auf Haushaltstypen und haben so gut wie keinen Nachbarschaftskontakt. Dass die Altersgruppen. wahrgenommene Kontakthäufigkeit im räumlichen Um- feld bei den Älteren besonders hoch ist, kann einerseits Gleichwohl werden unterschiedliche Entwicklungen auf die veränderte Kontaktwahrnehmung und den einge- wahrgenommen. Ein Drittel der Befragten berichtet vom schränkten Aktivitätsraum zurückgeführt werden, deckt Wegbrechen langjähriger Nachbarinnen und Nachbarn, sich insgesamt aber mit ähnlichen Befragungen (vgl. In- jede bzw. jeder Zehnte von Zugewanderten aus anderen nofact (2019)). „Hat sich die Zusammensetzung der Nachbarschaft verändert?“ „Ja“, nach Strukturräumen, in %, n = 757 Hier leben immer weniger 30,8 meiner langjährigen 34,2 Nachbarn 27,7 Hier leben jetzt viele 11,7 Zugewanderte aus 9,8 anderen Städten 12,1 Hier leben immer 19,5 weniger junge 16,1 Menschen 25,4 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 Städtische Kreise Ländliche verdichtete Gebiete Dünn besiedelte Gebiete Abbildung 16: Einschätzung der Entwicklung der Zusammensetzung der Nachbarschaft, nach siedlungsstrukturellen Kreistypen, in %, Quelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der Befragung 11.11. - 30. 12.2019, N=757 22 |
Kontakthäufigkeit zu den Nachbarn... in %, nach Strukturräumen (Skala 1 bis 5) 50,0 40,0 30,0 48,7 20,0 34,4 36,5 31,8 30,1 32,9 23,1 10,0 20,1 12,4 7,5 6,2 6,9 2,9 2,6 3,6 0,0 Ich habe häufig 2 3 4 Ich habe kaum Kontakt zu meinen Kontakt zu meinen Nachbarn Nachbarn Städtische Kreise Ländliche verdichtete Gebiete Dünn besiedelte Gebiete gesamt in % Abbildung 17: Kontakthäufigkeit zu Menschen in der Nachbarschaft, skaliert (häufige bis kaum Kontakte), nach siedlungsstrukturellen Kreistypen, in %, Quelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der Befragung 11.11. - 30. 12.2019, N=757 Welche Entwicklungen machen Ihnen die meisten Sorgen? Antwort: Fehlender Zusammenhalt in der Nachbar- schaft – Nach Kontakthäufigkeit, in % Ich habe häufig Kontakt 8,3 zu meinen Nachbarn 2 10,8 3 17,1 4 32,7 Ich habe kaum Kontakt 44,4 zu meinen Nachbarn Gesamt 13,9 0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0 40,0 45,0 Abbildung 18: Zukunftssorge vor fehlendem Zusammenhalt in der Nachbarschaft nach Kontakthäufigkeit zu Menschen in der Nachbarschaft, in %, Quelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der Befragung 11.11. - 30. 12.2019, N=757 Auch das Verhältnis zu den Menschen in der Nachbar- Insbesondere unter jenen Befragten, die von nur wenigen schaft wird von einer breiten Mehrheit als freundlich und Kontakten zu den Nachbarinnen und Nachbarn berich- hilfsbereit eingestuft; nur jede bzw. jeder Dreißigste be- ten, beschreiben mehr als die Hälfte das Verhältnis (sehr) wertet das Verhältnis als schwierig oder konfliktgeladen. negativ. Strukturräumlich sind Kontakthäufigkeit und ein vhw-Schriftenreihe Nr. 29 | 23
positives Verhältnis in den ländlich verdichteten Räumen chung (15 %) etwas häufiger genannt als eine Stärkung am häufigsten anzutreffen. (11 %). Insgesamt bewerten fast 90 % der befragten Seniorinnen Nur jede bzw. jeder siebte Befragte macht sich Sorgen und Senioren den Zusammenhalt in der Nachbarschaft über den künftigen Zusammenhalt, wobei zwischen den als sehr gut (31 %, ländliche Räume: 39 %) oder überwie- Altersgruppen nur geringe Unterschiede in dieser Frage gend gut (58 %). bestehen; allein die 75- bis 79-Jährigen weichen mit knapp 20 % Sorgen nach oben ab. Bei den Befragten, die in eher 80 % meinen, der Zusammenhalt sei unverändert geblie- zentralen Lagen wohnen, ist diese Sorge bei 15 % anzu- ben. 7 % der Befragten nehmen eine Verbesserung wahr, treffen, bei jenen in peripheren Lagen nur bei 10 %. während knapp 12 % eine Verschlechterung empfinden. Entscheidend für eine negative Zukunftserwartung beim Befragt, wie sich die eigene Verbundenheit mit Nachbar- Zusammenhalt sind die derzeitige Kontakthäufigkeit und schaft und Umgebung entwickelt habe, meinen drei Vier- das aktuelle Verhältnis zu den Menschen in der Nachbar- tel, diese sei gleich geblieben während jeweils 12 % von schaft. Erneut zeigt sich somit die hohe Bedeutung sozia- einer Verstärkung oder Abschwächung berichten. Nur bei ler Kontakte für den Zusammenhalt in Gesellschaft und Befragten aus städtischen Kreisen wird eine Abschwä- Quartier. 24 |
TEIL 2: DIE BEFRAGUNG Wohnumfeld und Infrastruktur Ebenso von hoher Bedeutung für die Zukunftsaussichten und allgemeiner Zustand des Wohnviertels von einer brei- der älteren Einfamilienhausgebiete und für den öffentli- ten Mehrheit als sehr gut oder überwiegend gut beurteilt. chen und privaten Handlungsbedarf ist die Bewertung der allgemeinen Situation und der relevanten Versorgungs- Nur 2,5 % (Wohnviertel) bis 4,8 % (Sicherheit) empfinden und Verkehrsinfrastruktur durch die Bewohnenden. Um die Situation als (überwiegend) schlecht. Für die große Lage und Erwartungen zu erfassen, wurde sowohl nach Mehrheit hat sich in den letzten Jahren in diesen Berei- dem aktuellen Zustand als auch nach der Entwicklung in chen nichts Gravierendes verändert. den letzten Jahren sowie nach entsprechenden Zukunfts- sorgen und Veränderungswünschen gefragt. n Fragen der empfundenen Sicherheitslage meinen dabei 13 %, diese habe sich verschlechtert während nur 3,6 % Neben der bereits genannten Bewertung des Zusammen- eine Verbesserung wahrnehmen. Überdurchschnittlich halts wurden auch die Bereiche Sicherheit, Sauberkeit häufig berichten Befragte aus städtischen Kreisen und Ländl. Dünn Zustand der Infrastruktur, Prognos- Städtische Kreise mit besiedelte Ausge Alle Antwort: „Weniger zufrieden/ Gebiet: Risiken* Kreise Verdicht. ländliche glichen* Befragten unzufrieden“, in % Chancen* ansatz Kreise Öffentliche Einrichtungen 5,2 4,7 2,9 6,3 4,4 2,5 4,5 (Kindergärten, Grünanlagen usf.) Nahversorgung 24,4 18,7 24,9 23,8 23,6 18,9 22,9 ÖPNV-Anbindung 19,8 17,1 23,7 21,3 18,3 26,2 20,2 Medizinische Versorgungs 17,5 17,1 15,6 16,9 20,4 16,4 19,0 einrichtungen Kulturelles Angebot, Freizeit, 16,2 16,6 16,2 18,1 20,0 13,1 18,5 Kneipen und Cafés Kirchen, Vereine und Verbände 2,3 3,1 3,5 2,5 4,4 0,8 3,4 Arbeitsplätze für die Menschen 16,9 18,7 28,3 11,3 16,4 38,5 18,9 vor Ort Anbindung an Autobahn/ 4,9 7,3 5,8 1,9 5,9 8,2 5,4 Fernstraßen Tabelle 1: Wenig Zufriedene/Unzufriedene mit der Infrastruktur nach Bereichen und Kreistypen, in %, Quelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der Befragung 11.11. - 30. 12.2019, N=757 vhw-Schriftenreihe Nr. 29 | 25
Was müsste getan werden, um ihre persönliche Situation in Ihrem Wohnumfeld zu verbessern? (Zustimmung, in %) (mehr) Möglichkeiten 28,5 zur Nahversorgung (Bessere) Gesundheitsversorgung/ 25,9 medizinische Versorgung Sanierung von Straßen 22,9 und anderer Infrastruktur (mehr) Orte zum Treffen 15,3 mit Nachbarn Ausbau/Schaffung von 14,5 kulturellen Angeboten (Bbessere) Anbindung zu 13,6 Nachbargemeinden (Bessere) Möglichkeiten für nachbar- schaftlichen Austausch mit Gleich 10,2 gesinnten (mehr soziale Interaktion) Ausbau/Schaffung von 5,2 Grünflächen/Parks Nichts davon 30,8 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 Abbildung 19: Verbesserungsbedarf Infrastruktur nach Bereichen, in %, Quelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der Befragung 11.11. - 30. 12.2019, N=757 „Was müsste getan werden, Ländl. Dünn um Ihre persönliche Situation Städtische Kreise mit besiedelte Prognos: Ausge Insgesamt Risiken in Ihrem Wohnumfeld zu Kreise Verdicht. ländliche Chancen glichen verbessern?“ ansatz Kreise (mehr) Möglichkeiten 28,5 26,3 28,5 32,9 25,0 31,2 23,0 zur Nahversorgung (Bessere) Gesundheitsversor- 25,9 20,5 30,6 23,7 21,3 28,6 21,3 gung/medizinische Versorgung Sanierung von Straßen und 22,9 24,7 10,4 34,1 12,5 23,6 33,6 anderer Infrastruktur (mehr) Orte zum Treffen mit 15,3 16,2 11,4 16,2 13,8 14,9 18,9 Nachbarn Ausbau/Schaffung von 14,5 9,7 10,9 16,2 15,0 15,4 10,7 kulturellen Angeboten (Bessere) Anbindung zu 13,6 13,0 10,4 15,0 11,3 14,5 13,1 Nachbargemeinden (Bessere) Möglichkeiten für nachbarschaftlichen Austausch 10,2 10,7 6,2 12,1 7,5 10,1 13,9 mit Gleichgesinnten (mehr soziale Interaktion) Ausbau/Schaffung von 5,2 4,5 4,7 7,5 3,8 5,5 5,7 Grünflächen/Parks Nichts davon 30,8 31,2 32,6 31,8 35,0 30,1 27,9 Tabelle 2: Verbesserungsbedarf der Infrastruktur nach Bereichen und Strukturräumen der Befragten, in %, Quelle: vhw-Sinus-Befragung, Durchführung der Befragung 11.11. - 30. 12.2019, N=757 26 |
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