Unwetterschäden in der Schweiz 2020 - Hochwasser, Murgänge, Rutschungen und Sturzprozesse - WSL
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Unwetterschäden in der Schweiz 2020 Hochwasser, Murgänge, Rutschungen und Sturzprozesse Katharina Liechti, Alexandre Badoux von Gemeinden, Kantonen und vom Bund Zusammenfassung beigezogen. In den Schadenskosten wer- Im Jahr 2020 verursachten Hochwasser, Murgänge, Rutschungen und Sturzprozesse den sowohl versicherte Sach- und Perso schweizweit Schäden von knapp 40 Mio CHF. Damit rangiert das Jahr 2020 in der nenschäden (Gebäude- und Privatversiche 49-jährigen Datenreihe unter den zehn schadenärmsten Jahren. Die meisten rungen) als auch nicht versicherte und nicht Schadenskosten entstanden durch Hochwasser infolge Gewitter oder Dauerregen versicherbare Schäden berücksichtigt. In während der Sommermonate. Insbesondere die Region Luzern und das Tessin direkte Schäden, spätere Sanierungsmass waren mehrfach von beträchtlichen Unwetterschäden betroffen. Die verhältnis- nahmen und Folgeprojekte, Betriebsaus mässig geringe Schadenssumme für das Jahr 2020 ist einerseits witterungsbedingt, fallskosten sowie ideelle Schäden (z.B. ir doch es zeigte sich auch bei mehreren Ereignissen, dass die getroffenen Schutz reparable Schäden an Natur und Umwelt) massnahmen und erarbeiteten Schutzkonzepte greifen und sich damit die Investi werden hingegen nicht aufgenommen. Die tionen in den Schutz vor Naturgefahren auszahlen. seit vielen Jahren in dieser Fachzeitschrift publizierten jährlichen Unwetterschadens zahlen werden jeweils unter Berücksichti 1. Einleitung 2.1 Schadenskosten gung der Teuerung normalisiert. Abschätzungen zu Sach-, Infrastruktur-, Für das Jahr 2020 wurden Schäden Medien berichten regelmässig von Schä Wald- und Landwirtschaftsschäden sowie von knapp 40 Mio. CHF verzeichnet. Damit den, welche durch Naturgefahrenprozesse zu Interventionskosten beruhen grundsätz ist die Schadenssumme des Jahres 2020 verursacht werden. An der Eidgenössischen lich auf Informationen aus den Medien. halb so hoch wie 2019 (Liechti et al., 2020) Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Erfolgen dort keine monetären Angaben, und rangiert in der 49-jährigen Datenreihe Landschaft, WSL, werden diese Schadens werden die Schadenskosten auf Basis von unter den zehn schadenärmsten Jahren. informationen seit 1972 in einer Datenbank Erfahrungswerten abgeschätzt. Im Falle Der arithmetische Mittelwert über die ge- systematisch erfasst und analysiert. Diese von folgenschweren Ereignissen werden samte teuerungsbereinigte Datenreihe von lange Zeitreihe ermöglicht einen Vergleich zusätzliche Informationen von Versicherun 1972 bis 2019 liegt bei 299 Mio. CHF, der der Schäden in den letzten 49 Jahren. Im gen, Krisenstäben und amtlichen Stellen Median bei 95 Mio. CHF. vorliegenden Bericht werden die Auswer tungen der Ereignisse aus dem Jahr 2020 präsentiert (Kapitel 2) und die schaden reichsten Ereignisse in einem chronologi schen Jahresrückblick kurz beschrieben (Kapitel 3). 2. Erfassung und Auswertung von Unwetterschadensdaten Basierend auf Meldungen von rund 3400 Schweizer Printmedien sowie zusätzlichen Informationen aus dem Internet werden Schäden durch natürlich ausgelöste Hoch wasser, Murgänge, Rutschungen und (seit 2002) Sturzprozesse in die Datenbank auf genommen und analysiert. Schäden als Folge von Lawinen, Schneedruck, Erdbe ben, Blitzschlag, Hagel, Sturm und Trocken heit werden in den Auswertungen nicht be rücksichtigt. Im letzten Abschnitt des Arti kels werden einige dieser Schadensereig Bild 1: Jährliche Schadenssummen der verschiedenen Prozesse für die Periode nisse aus dem Jahr 2020 ohne Anspruch 1972 – 2020 (teuerungsbereinigt, Basis 2020). Arithmetisches Mittel (grün, 299 Mio. auf Vollständigkeit kurz beschrieben. CHF) und Median (rot, 95 Mio. CHF) sind mit horizontalen Linien gekennzeichnet. «Wasser Energie Luft» – 113. Jahrgang, 2021, Heft 2, CH-5401 Baden 79
2.2 Meteorologische Ursachen der Schadensprozesse Die Ursachen für die jeweiligen Schadens prozesse werden gemäss den vorherr schenden Witterungsverhältnissen in vier verschiedene Gruppen aufgeteilt (Bild 2, Bild 4 unten). Gewitter und intensive Regen: Rund 58 Prozent (23 Mio. CHF) der gesam- ten Schadenskosten des Jahres 2020 sind auf Gewitter und intensive Regenfälle zu rückzuführen. Dieser Anteil ist leicht grös- ser als der langjährige Durchschnitt (1972– 2019) von 46 Prozent. Die grössten Unwet terschäden infolge Gewitter ereigneten sich 2020 im Raum Luzern (26. Juni und 2. Juli). Dauerregen: Lang andauernde Niederschläge führten 2020 zu Schäden von gut 13 Mio. CHF. Dies ist gut dreimal so viel wie im Jahr 2019 und entspricht 33 Prozent der Gesamtschadens summe 2020 (langjähriges Mittel 48 Pro Bild 2: Anteile der verschiedenen Ur- Bild 3: Anteile der verschiedenen zent). Der grösste Teil davon entstand zwi- sachen der Schadensprozesse an den Schadensprozesse an den Gesamt schen dem 28. und 30. August im Tessin Gesamtkosten für die Periode 1972– kosten für die Periode 2002– 2019 und am östlichen Alpennordhang. 2019 (teuerungsbereinigt) und für 2020. (teuerungsbereinigt) und für 2020 (bis 2001 wurden Sturzprozesse in der Schneeschmelze und Regen: zugeordnet werden. Der Anteil liegt 11 Datenbank nicht erfasst). Die Kombination von Schneeschmelze Prozent unter dem langjährigen Mittelwert und Regen verursachte 2020 nur wenig (1972–2019). Eine Differenzierung der Schä 2.4 Räumliche Verteilung und Schaden. Die 1,3 Mio. CHF entsprechen gut den verursacht durch Oberflächenabfluss Ausmass der Schäden 3 Prozent der Gesamtschäden. Dieser An und Gerinneausuferungen auf der Basis Falls ein Unwetterereignis mehrere Gemein teil liegt leicht über dem langjährigen Mittel. von Medienberichten ist sehr schwierig. den betrifft, wird jeweils für jede Gemeinde Oberflächenabfluss spielt aber vor allem ein Datensatz erstellt. Für den Schadens Unbekannte oder andere Ursachen: in Siedlungsgebieten bei intensiven Nieder schwerpunkt, beziehungsweise den Ort Rund 6 Prozent der Gesamtkosten konn- schlagsereignissen eine wichtige Rolle. des am besten lokalisierbaren Schadens ten nicht eindeutig einem bestimmten Wit Eine grobe Abschätzung für das Jahr 2020 jeder betroffenen Gemeinde, werden die terungsverhältnis zugeordnet werden. Da ergab, dass Oberflächenabfluss für 45–50 Koordinaten ermittelt. In Bild 4 (oben) sind bei handelt es sich zu einem Drittel um Prozent der Schadenskosten der Kategorie die Schadensorte, -prozesse und -ausmas Rutschungen und zu zwei Drittel um Sturz Hochwasser/Murgänge verantwortlich und se gemäss der in Tabelle 1 beschriebenen ereignisse. bei weiteren 15 – 20 Prozent als Nebenpro Kategorien für das Jahr 2020 dargestellt. zess beteiligt war. Bild 4 (unten) veranschaulicht die damit ver 2.3 Schadensprozesse bundenen meteorologischen Ursachen. Die erfassten Schadensprozesse werden in Rutschungen: Eine Häufung der Unwetterschäden gab drei Kategorien eingeteilt, wobei die Gren In dieser Kategorie werden sämtliche Arten es im Jahr 2020 hauptsächlich im Raum zen zwischen diesen Kategorien fliessend von Rutschungsprozessen erfasst, die sich Luzern und im Kanton Tessin. Beide Regio sein können (Bild 3 und Bild 4 oben). ausserhalb des unmittelbaren Gewässer nen waren mehrfach betroffen. In der Re bereichs ereignen. Der Anteil der Schäden gion Luzern sorgten die heftigen Gewitter Hochwasser /Murgänge: dieser Kategorie liegt mit knapp 4 Mio. CHF am 26. Juni und 2. Juli für zahlreiche Über In dieser Ereigniskategorie werden finan- bei 10 Prozent der Jahresschadenssumme. schwemmungen mit vereinzelt massiven zielle Schäden erfasst, die durch stehen- Dies ist leicht mehr als der langjährige Schäden. Die grössten wurden in der Stadt des oder fliessendes Wasser hervorge Durchschnitt (7 Prozent). Luzern, in Emmen LU und Ruswil LU ver- rufen werden. Sie umfasst Murgänge so zeichnet. Im Kanton Tessin beliefen sich die wie durch Oberflächenabfluss und über Sturzprozesse: Schadenskosten 2020 auf gut 10 Mio. CHF. die Ufer getretene Gewässer verursachte Dieser Kategorie werden Schäden zuge Davon entstanden 20 Prozent durch die Ge Überschwemmungen. Solche Ereignisse ordnet, die durch Steinschlag, Fels- oder witterniederschläge vom 7. Juni und 60 Pro können Geschiebe und/oder Schwemm Bergsturz entstehen. Rund 8 Prozent der zent durch den mit Gewittern durchsetzten holz mitführen und zu Übersarungen und Gesamtschäden wurden 2020 von Sturz Dauerregen vom 28. und 29. August. Verhält Übermurungen führen. Mit 33 Mio. CHF prozessen verursacht, das ist bedeutend nismässig geringe Schadenskosten waren konnte der grösste Teil der Schäden des mehr als der langjährige Mittelwert (2002 – bei den sehr ausgiebigen Niederschlägen Jahres 2020 (82 Prozent) dieser Kategorie 2019) von 1 Prozent. im Tessin Anfang Oktober zu verzeichnen. 80 «Wasser Energie Luft» – 113. Jahrgang, 2021, Heft 2, CH-5401 Baden
2.5 Jahreszeitliche Verteilung der Schäden Die Schadenskosten entstanden im Jahr 2020 hauptsächlich in den drei Sommer monaten (82 Prozent), wie dies auch im Vor jahr (97 Prozent) der Fall war. Am stärksten betroffen war dabei der Monat Juli, gefolgt vom August und vom Juni (Bild 5). Schäden entstanden auch im Oktober (11 Prozent), während in den restlichen Monaten nur ge- ringe Kosten zu verzeichnen waren. Bild 5: Monatliche Anteile der Schadens- kosten für das Jahr 2020 (Gesamtkos ten ca. 40 Mio. CHF). Die Kreuze geben die monatlichen Anteile der teuerungs bereinigten Schäden (alle Prozesse) für die Periode 1972–2019 an. Im Juni entstand der grösste Teil der Schä Bild 4: Oben: Ort, Ausmass und Prozesstyp der Schadensereignisse im Jahr 2020. den am 26. durch die Überschwemmun Unten: Ort, Jahreszeit und meteorologische Ursache der Schadensereignisse im gen infolge Gewitter im Raum Luzern und Jahr 2020 (Kartengrundlage: BFS GEOSTAT / Bundesamt für Landestopographie). am 7. durch Überflutungen nach Starkregen im Tessin, insbesondere im Malcantone und der Region Lugano. Auch im Juli sorg Ereigniskategorie Beschreibung Schadenskosten ten überwiegend Überschwemmungen in- Geringes Ausmass Einzelne lokale Schäden, deren Wirkung vorübergehend ist und < 0,4 Mio. CHF folge Gewitter für Schäden. So traf es am 2. die unschwer behoben werden können erneut die Region Luzern, insbesondere Mittleres Ausmass Grössere, möglicherweise über längere Zeit wirksame Schäden 0,4 bis 2 Mio. CHF die Stadt Luzern, Ruswil LU und Emmen oder mehrere geringe Schäden LU. Durch dieses Unwetterereignis ent- Starkes Ausmass Schwer und nachhaltig beschädigte oder gar zerstörte Objekte > 2 Mio. CHF standen fast 60 Prozent der Schäden im und Kulturflächen bzw. viele geringe und/oder mittlere Schäden Juli und 20 Prozent der Gesamtschadens sowie Ereignisse mit Todesfällen summe 2020. Am 22. waren vor allem das Tabelle 1: Ereigniskategorien und deren geschätzte Schadenskosten pro westliche Wallis sowie die Kantone Freiburg Gemeinde (vgl. Bild 4). und Bern betroffen. Im August entstanden die grössten Schäden Ende des Monats Von den fast 460 Einträgen in der Unwet hatten ein starkes Ausmass. Dies waren durch die anhaltenden mit Gewittern durch terschadens-Datenbank für das Jahr 2020 die Schäden, welche in der Stadt Luzern setzten Regenfälle, die am 28. und 29. das waren gut 94 Prozent mit geringen Schä am 2. Juli entstanden und ein tragischer gesamte Tessin erfassten und dann am den verbunden (0,01–0,4 Mio. CHF), gut 5 Unglücksfall in Finhaut VS am 14. Oktober, 30. und 31. auf den östlichen Alpennordhang Prozent wiesen mittlere Schäden auf (0,4 – wo eine Person in ihrem Auto von einem übergriffen. Am 3. Oktober brachte das 2 Mio. CHF) und lediglich zwei Ereignisse Steinschlag tödlich getroffen wurde. Tief «Brigitte» enorme Regenmengen und «Wasser Energie Luft» – 113. Jahrgang, 2021, Heft 2, CH-5401 Baden 81
Orkanböen über die Schweiz. Im westlichen 3.1 Januar war sehr mild und im letzten Monatsdrittel Tessin fielen zum Teil mehr als 400 mm Re Der Januar 2020 war geprägt von mehre- brachte die Bise eine starke Abkühlung und gen in 24 Stunden. Auch im Kanton Uri und ren Hochdrucklagen, welche oberhalb von Tagesmitteltemperaturen unter dem Ge Wallis fielen grosse Regenmengen. In An 1000 m ü. M. für viele Sonnenstunden und frierpunkt. Die Niederschlagsmengen be- betracht der Niederschlagsmengen hiel den drittwärmsten Januar seit Messbe fanden sich verbreitet bei 60 – 90 Prozent ten sich die Schäden allerdings in Grenzen. ginn sorgten. Der Monat war in der ganzen der Norm, erreichten gebietsweise aber Schweiz sehr niederschlagsarm und auf 100 –150 Prozent. 3. Chronologischer Jahres der Alpennordseite gebietsweise der son- Im März wurde eine Handvoll Ereignis rückblick über die Ereignisse nigste seit über 100 Jahren. Er endete al- se mit geringen Schäden registriert. So trat lerdings stürmisch. in Schüpfen BE am 1. der Chuelibach we Witterung des Jahres 2020: Schäden waren im Januar nur für die gen einer Schwemmholzverklausung über Im Jahr 2020 waren zehn Monate über Gemeinde Glarus zu verzeichnen, wo sich die Ufer. Eine grössere Rutschung ereig durchschnittlich warm. Im landesweiten am 31. im Klöntal aus den Hängen des nete sich am 4. im Lorzentobel bei Baar Mittel lag die Temperatur 1,5 °C höher als Löntschborts ein Steinschlag löste und ZG. Am orographisch linken Ufer der Lorze in der Normperiode 1981–2010 und somit zur mehrmonatigen Sperrung eines Ab rutschte ein Hang ins Bachbett und ver- war es 2020 gleich warm wie 2018, dem schnittes des Löntschwanderwegs führte. sperrte es. Mit Baggern wurde der Fliess wärmsten Jahr seit Messbeginn 1864. Die querschnitt wieder frei gemacht und ein Jahresniederschläge lagen verbreitet bei 3.2 Februar Schutzdamm für den Lorzentobelweg er- 80–100 Prozent der Normwerte. Die Februartemperatur lag in der ganzen richtet. Eine weitere Rutschung am 6. ver- Das Jahr 2020 begann mit dem mil- Schweiz über dem Durchschnitt. Auf der sperrte die Strasse zwischen Rumeling desten Winter seit Messbeginn 1864 und Alpensüdseite wurde mit einem Monats und Inden VS. Da der Hang nicht zur Ruhe lag mit einem landesweiten Durchschnitt mittel von 8,1 °C ein deutlicher Februar kam, musste der Abschnitt bereits am 9. von 0,7 °C knapp 3 °C über der Norm 1981– rekord verzeichnet, welcher 4 °C über der erneut gesperrt werden. Leukerbad VS war 2010. Auf der Alpensüdseite waren zudem Norm von 1981 – 2010 lag. Die anhaltende, währenddessen via Albinen erreichbar. In der Januar und Februar sehr niederschlags ausgeprägte Niederschlagsarmut, mit Davos GR ereignete sich am 19. ein Fels arm. Auf der Alpennordseite war der Feb Summen von verbreitet unter 10 Prozent der sturz am Seehorn. Dabei lösten sich etwa ruar mit drei Winterstürmen turbulent und Norm, führte hier zu grosser Waldbrandge 10000 m3 Geröll und Erdmaterial und ent- so lagen die Niederschlagsmengen hier fahr. Im Norden lag die Niederschlagssum wurzelten dutzende Bäume des Schutz bei 150–200 Prozent gegenüber der Norm. me dagegen verbreitet über dem Durch waldes. Der verschüttete Forstweg blieb Der Frühling 2020 war ausgesprochen son- schnitt. Am 3./4., 10. und 13. /14. Februar das ganze Jahr gesperrt. nig, mild und trocken. Die Niederschlags zogen Winterstürme über die Schweiz, wo summen erreichten verbreitet nur 50 – 70 bei der Sturm «Sabine» zur Monatsmitte 3.4 April Prozent der Norm und lagen gebietsweise am stärksten war. Anhaltendes Hochdruckwetter führte im sogar bei 30 Prozent und weniger. Der Som Im Zusammenhang mit dem Winter April zu einem Niederschlagsdefizit von 50 mer 2020 endete, nach zwei moderaten sturm «Petra» kam es zu einigen Unwetter Prozent gegenüber der Norm und verbreitet Hitzewellen Ende Juli und Anfang August, schäden. Am 3. ereignete sich nach inten- zu Temperaturen und Sonnenscheindauern mit einem Unwetter am 28. und 29. August. siven Regenfällen in Eischoll VS eine Hang im Rekordbereich. Dabei fielen im Tessin und den angrenzen mure, welche auf eine Strasse und die Gemeldet wurden zwei Sturzereignisse, den Gebieten vielerorts 200 bis 250 mm Steuerungskabine der Skiliftstation nieder die geringen Schaden verursachten, aber Niederschlag, was an einigen Stationen ging. Gleichentags kam es im Wallis in den zu längeren Verkehrsunterbrüchen führten. über der durchschnittlichen Augustmenge Regionen Saas- und Mattertal zu Stein Ein Steinschlag einige hundert Meter nach lag. Am 29. und 30. breiteten sich die Stark schlägen, was zu Strassensperrungen führ der Ausfahrt des Bahnhofs Göschenen UR niederschläge auf den östlichen Alpennord te. Ebenfalls aufgrund der Regenfälle lös- führte am 4. zu einem zweitägigen Unter hang aus. Mildes, sonniges und trockenes ten sich am 4. in Ergisch VS ca. 100 m3 Fels bruch des Bahnbetriebs von und nach Wetter herrschte über grosse Teile des und gingen auf eine Strasse nieder, die Andermatt UR. Am Morgen des 9. ereig Septembers und im November. Dagegen daraufhin für zwei Tage gesperrt blieb. In nete sich in der Gemeinde Bagnes VS zwi- war der Oktober geprägt durch die Stark Jenaz GR trafen am 4. Regen- und Schmelz schen Sembrancher und Vens ein Stein niederschläge zum Monatsbeginn. In den wasser auf gefrorene Böden, was an ver- schlag/Rutsch von ca. 150 m3. Obwohl die Alpen verzeichneten mehrere Messstatio schiedenen Orten zu flachgründigen Rut Sturzmasse die Strasse dank dem Schutz nen die zweit- bis vierthöchsten Tages schungen und kleineren Überschwem wald nicht erreichte, blieb die Strecke bis summen seit über 100 Jahren. Der Winter mungen führte. In Eschenbach SG wurde zum 14. gesperrt. Betroffen war auch der startete Anfang Dezember mit Schnee bis Mitte Monat im Aabachtobel der kantona- Bahnverkehr. ganz in den Süden (25 cm in Lugano) und le Wanderweg wegen Felsabbrüchen ge- 40– 100 cm in den Alpen. Nach weiteren sperrt. Weitere Abbrüche später im Jahr 3.5 Mai Niederschlägen lag die Schneehöhe Mitte liessen bisher keine Öffnung zu. Der Mai war der zwölfte Monat in Folge Dezember in weiten Teilen der Alpen über mit einer Monatsmitteltemperatur über der Norm (MeteoSchweiz, 2021). 3.3 März der Norm (1981–2010). Die Niederschlags Die Beschreibungen des monatlichen Im ersten Monatsdrittel fiel in weiten Teilen summen lagen in weiten Teilen des Lan Wettergeschehens, jeweils zu Beginn der des Landes täglich Niederschlag. Die des bei 70 –100 Prozent des üblichen Wer folgenden Abschnitte, basieren auf den mo Schneefälle bis in tiefe Lagen Anfang des tes. natlichen Klimabulletins von MeteoSchweiz Monats beendeten im Tessin eine 70-tägige Am Abend des 4. löste sich aufgrund (MeteoSchweiz, 2020). Trockenperiode. Das zweite Monatsdrittel der Schneeschmelze und der ergiebigen 82 «Wasser Energie Luft» – 113. Jahrgang, 2021, Heft 2, CH-5401 Baden
Regenfälle der Vortage in Evolène VS kurz für Überschwemmungen und Rutschun die Strassen standen kniehoch unter Was vor dem Tunnel de la Garde ein Felspaket gen. Besonders betroffen waren mehrere ser (Bild 6). Auch in Ruswil waren die Schä von 200 m3 und blockierte die Strasse mit Ortsteile in der Gemeinde Sigriswil BE. Die den erheblich. Hier sorgten mehrere aus- Felsmaterial und Bäumen. Das Felspaket schwersten Verwüstungen ereigneten sich ufernde Bäche für 35 Einsätze der Feuer zerbrach beim Aufprall auf die Strasse in in Gunten, wo der Alebach über die Ufer trat wehr. Betroffen waren unter anderem Kel Stücke und beschädigte die talseitige Fahr und viel Schutt und Geröll ins Dorf brachte. ler, Parterrewohnungen und Gewerbebe bahn schwer. Ein Block von der Grösse Dies führte zu grossen Schäden an einem triebe. Weitere Schadensmeldungen kamen eines kleinen Chalets stürzte weiter den Mehrfamilienhaus und zur Blockierung der unter anderem aus Emmen, Neuenkirch, Abhang hinunter, zerriss auf seinem Weg Kantonsstrasse. Rothenburg und Eschenbach. eine Hochspannungsleitung und räumte Am Nachmittag des 26. zog ein hefti- In Schiers GR im Schraubachtobel Schutznetze und Bäume aus dem Weg. ges Gewitter über die Region Luzern und lösten sich Anfang des Jahres 15000 bis Zwei Blöcke von 30 und 60 t mussten vor das angrenzende Aargauer Freiamt. Bei 20000 m3 Fels, worauf der Forstweg /Sagen dem Abtransport auf der Fahrbahn ge- der Kantonspolizei Luzern gingen 130 Not weg gesperrt wurde. Am 14. Juli kam es sprengt werden. Die Stelle wird seit Jahren rufe ein, vor allem aus Emmen, Rothenburg, zu einem weiteren Felssturz von 3000 bis beobachtet und das installierte Warnsys Luzern, Malters, Hohenrain und Hämikon. 5000 m3 Material, welcher die Sagenweg tem funktionierte einwandfrei. Die Instand Es handelte sich hauptsächlich um über- brücke komplett zerstörte. stellung belief sich auf über 1 Mio. CHF. In flutete Keller, Tiefgaragen und Strassen Am 22. zogen erneut heftige Gewitter Sisikon UR löste ein Murgang im Gumpisch unterführungen. Die Gebäudeversicherung über die Schweiz und sorgten vor allem in tal am 5. die Sperrung der Axenstrasse aus. Luzern verzeichnete kantonsweit über 500 den Regionen Bern, Berner Oberland, Mehrere hundert Kubikmeter Material waren betroffene Gebäude und eine Schadens Gantrisch, Schwarzsee, Unter- und Mittel in Bewegung und beschädigten den Ablenk summe von mehr als 4 Mio. CHF. wallis sowie vereinzelt in der Ostschweiz damm, das Rückhaltenetz und die Warnan für Schäden. In Jaun FR wurde eine Familie lage. Da die Strasse keinen Schaden nahm, 3.7 Juli in ihrem Auto vom hochgehenden Ober konnte die Verbindung nach der Reparatur Der Juli war wechselhaft, aber trotz meh- bach überrascht. Das Fahrzeug wurde von der Warnanlage bereits tags darauf wie- rerer Störungen und Gewitterlagen in vie- den mitgeführten Geschiebemassen einge der freigegeben werden. In Melano TI kam len Gebieten niederschlagsarm und über- schlossen aber glücklicherweise nicht mit es am 9. und 17. und im benachbarten durchschnittlich sonnig. So fielen in Basel- gerissen. Die REGA brachte die Familie un Maroggia TI am 17. zu Rutschungen. Binningen im ganzen Monat nur 5,6 mm verletzt ins Tal. Im Kanton Wallis rückten Regen, was ein neuer Rekord darstellt. die Feuerwehren zu 46 Einsätzen aus. Ge 3.6 Juni Deutlich mehr Niederschlag fiel am zen meldet wurden Unterbrüche von Verkehrs Die ersten beiden Monatsdrittel waren tief tralen und östlichen Alpennordhang. Hier wegen aufgrund von Steinschlägen, Mur druckbestimmt und es fiel verbreitet reich- betrug die Niederschlagssumme 70 –100 gängen und Hochwasser. Überschwemmte lich Niederschlag. Im letzten Monatsdrittel Prozent der Norm. Keller gab es vor allem in Fully, Charrat, setzte der Hochsommer ein. Am 28. und Heftige Gewitter am 1. und 2. führten Vétroz, Sion und Les Agettes. In der Ge 29. brachte eine weitere Kaltfront noch- vor allem im Kanton Luzern zu erheblichen meinde Salvan VS kam es zu einem Mur mals ergiebige Niederschläge. So lag die Problemen. Am 2. kam es unter anderem gang im Torrent de la Meude, welcher die Durchschnittstemperatur im Bereich der im Würzenbachquartier in Luzern zu Hoch Kantonsstrasse des Vallon de Van unter Norm und die Niederschlagssummen ver- wasserschäden, weil der Gerlisbergbach 150 m3 Schutt begrub. Drei Personen, wel- breitet deutlich darüber. ausuferte. In einem Mehrfamilienhaus wur- che von den Massen eingeschlossen wur- Im Kanton Tessin verursachten am 7. den mehrere Wohnungen verwüstet und den, konnten unbeschadet gerettet werden. mehrere Gewitter beträchtliche Schäden. An einigen Messstationen betrugen die Tagessummen des Niederschlags deutlich über 100 mm. Es gingen 400 Anrufe bei der kantonalen Alarmzentrale ein, 350 davon kamen aus dem Malcantone und dem Valle del Vedeggio. So war die Feuerwehr von Caslano unterstützt von den umliegenden Feuerwehren 15 Stunden an 90 Einsatz orten beschäftigt. Es handelte sich vor allem um überschwemmte Keller und Strassen sowie um einige Rutschungen. In Paradiso TI beschädigte eine Hangmure ein Wohn gebäude und versperrte dessen Zugang. Eine Person wurde deshalb evakuiert. Am 13. führten Gewitter vor allem im Raum Freiburg und im Raum St. Gallen / Rheintal zu überschwemmten Kellern und Strassen. In Tafers FR rutschte Material eines Seitenhangs in den Gottéron, wurde Bild 6: Heftige Gewitter am 1. und 2. Juli 2020 führten in der Region Luzern zu mobilisiert und beschädigte eine Fisch erheblichen Problemen, so auch an der Haldenstrasse beim Verkehrshaus in zucht. Heftige Regenfälle sorgten am 17. Luzern. (Foto: Feuerwehr Stadt Luzern). «Wasser Energie Luft» – 113. Jahrgang, 2021, Heft 2, CH-5401 Baden 83
Über den südlichen Teil des Kantons Genf zog am Abend des 13. ein heftiges Gewitter mit sehr starkem Wind. Grosser Schaden entstand vor allem durch Windwurf, aber auch durch Überschwemmungen infolge Oberflächenabfluss und überlasteter Ka nalisationen. So leisteten die Feuerwehren der Stadt Genf und von zwölf weiteren um liegenden Gemeinden über 240 Einsätze. Auch am 16. und 17. sorgte Gewitterregen vor allem in den Kantonen Bern und Solo thurn für Schäden. Die grössten entstan den in Kandersteg BE am Abend des 16., als sich im Bereich Zilfuri ein Murgang er- eignete und den Sulgraben und das Zilfuri bächli über die Ufer treten liess. Dabei kam es zu Überschwemmungen in Wohn quartieren. In einem Ferienhaus wurden vier Personen von den Wassermassen über- rascht. Die Parterrewohnung erlitt einen Totalschaden, die Feriengäste kamen mit dem Schrecken davon. Am 28. und 29. fielen im Tessin und in den angrenzenden Gebieten des Kantons Graubünden massive mit Gewittern durch setzte Niederschläge. In weiten Teilen des Tessins kam es zu Überschwemmungen, Rutschungen und Steinschlägen. In Bissone mussten am 28. drei Häuser evakuiert werden, nachdem sich eine Hangmure er- eignete. Weitere Rutschungen sowie über schwemmte Keller und Strassen gab es auch in der Region Lugano, hier waren vor allem die Dörfer entlang des Vedeggio be- troffen. In Avegno wurde am 29. aufgrund Bild 7: Hangmure in Alabardia (Gemeinde Gambarogno) am 29. August 2020. der starken Regenfälle das Trinkwasser ver (Foto: Ufficio dei corsi d’acqua, Dipartimento del territorio, TI). schmutzt. Auch in Gordola waren am 29. erhebliche Schäden zu verzeichnen. Meh 3.8 August strasse in Guttannen BE von einem Mur rere Bäche traten über die Ufer. Ein Stras Die Niederschlagsmengen blieben in vie- gang aus dem Karlistutzchälen verschüttet. senstück wurde dabei mitgerissen, wo- len Gebieten, trotz gelegentlich heftiger Sie konnte nach Räumungsarbeiten am 4. durch etwa zwei Dutzend Personen von Gewitter, bis ins letzte Monatsdrittel unter- wieder freigegeben werden. der Umwelt abgeschnitten wurden. Etliche durchschnittlich. Die massiven Regenfälle Starke Regenfälle am Nachmittag des 3. Häuser waren von Überschwemmungen zum Monatsende führten jedoch verbreitet führten in der Stadt Luzern erneut zu über betroffen und Zufahrten durch Rutschun zu einem deutlichen Niederschlagüber schwemmten Strassen. Auf einigen Stras gen blockiert. Im Valle del Carcale beschä schuss. senabschnitten im Würzenbachquar tier digten Rutschungen eine wichtige Quell Am Abend des 1. verursachte ein hef- reichte das Wasser den Autos bis zur Küh fassung und Zufahrtswege. Ein weiterer tiges Gewitter Schäden in mehreren Dör lerhaube. Die Schäden hielten sich jedoch Schwerpunkt der Unwetterschäden be- fern der Ajoie. In Vendlincourt JU fielen verglichen mit jenen im Juli stark in Gren fand sich in der Gemeinde Gambarogno innert 20 Minuten 50 mm Regen, worauf zen. In der Nacht auf den 4. lösten die an- TI (Bild 7). Hier mussten sieben Häuser eva die Rue de l’Eglise im Ortszentrum 30 cm dauernden Regenfälle im Klöntal (Gemein kuiert werden. Darunter eine stattliche alte unter Wasser stand und Keller überflutet de Glarus) zwei Murgänge aus, welche die Villa am Lago Maggiore, deren Fundament wurden. Daneben hinterliess das Unwetter Pragelpassstrasse meterhoch verschütte von einem Bach unterspült und dadurch auch abgedeckte Dächer und verwüstete ten. In Ennetbürgen NW ereignete sich unbewohnbar wurde. Bei der Ortschaft Kulturen. ebenfalls am 4. eine Hangmure und ver- Piazzogna brachte ein Bach viel Geschiebe Am 2. zog ein starkes Gewitter über fehlte ein Haus nur knapp. Aus der Nord und Schwemmholz, sodass ein Durchlass die Ostschweiz. Es kam zu Erdrutschen, flanke des Ortstocks ob Braunwald GL unter den Bahngeleisen verklauste. Ein Zug Bäche traten über die Ufer und Strassen löste sich auf dem Gemeindegebiet von fuhr daraufhin in die auf den Geleisen ab- wurden überflutet. Besonders betroffen Muotathal SZ ein Felspaket von rund gelagerten Massen aus Schlamm, Schutt waren Abtwil (Gemeinde Gaiserwald SG), 15000 m3. Schäden gab es keine, doch der und Schwemmholz und musste abge St. Gallen Stadt und Goldbach SG. Am Wanderweg Rieter-Ort-Bergeten wurde schleppt werden. Der Bahnbetrieb konnte selben Tag wurde auch die Grimselpass für 2020 geschlossen. am 31. wieder aufgenommen werden. 84 «Wasser Energie Luft» – 113. Jahrgang, 2021, Heft 2, CH-5401 Baden
Bild 8: Die hochgehende Reuss wurde am 3. Oktober über die Entlastungsanlage bei Altdorf auf die Autobahn A2 abgeleitet. (Foto: Valentin Luthiger). 3.9 September Gebieten gab es zu Monatsbeginn massi- standen keine grossen Schäden. In Realp Der September war mild und sonnig. Die ve Starkniederschläge mit 1-Tagessummen UR wurde die Zuleitung zu einem Trink ersten beiden Monatsdrittel blieben in von verbreitet 100 bis 250 mm. Gegen Ende wasserreservoir an mehreren Stellen durch weiten Teilen der Schweiz sehr nieder Oktober brachte ein Wintereinbruch in den einen Murgang beschädigt. Die Instand schlagsarm. Gegen Ende Monat erfolgte Ostalpen lokal mehr als 50 cm Schnee bis stellungsarbeiten waren aufwendig und ein markanter Wetterumschwung, beglei in mittlere Lagen. dauerten an, sodass die Bewohner noch tet von kräftigen Regenfällen und Schnee Das Tief «Brigitte» brachte bis am Vor Mitte Oktober das Wasser abkochen muss bis auf 1000 m ü. M. mittag des 3. Rekordregen und Orkanböen ten. Auch im Kanton Glarus führten viele Im September wurden nur wenige Un über die Schweiz. Im westlichen Tessin Gewässer Hochwasser. So erreichte der wetterschäden registriert. Der Monat be- fielen zum Teil mehr als 400 mm Regen in Diesbach in Diesbach und Bettschwanden gann jedoch am 1. nicht unspektakulär mit 24 Stunden, und auch im Südwallis und im einen Pegel vier Meter über der Norm. Er einem Felssturz in Sils im Engadin GR. Kanton Uri fielen grosse Regenmengen. brachte enorm viel Geschiebe, wovon Etwa 10 000 m3 Gestein stürzten aus dem Die Schäden hielten sich jedoch ange- 20 000 m3 im Bereich der Kantonsstrasse Gratbereich des Piz Lagrev. Während der sichts der riesigen Niederschlagssummen abgelagert wurden. Das rasche Handeln grösste Teil der Sturzmasse in den Ge in Grenzen. In Gudo TI und Cugnasco TI der Feuerwehr verhinderte, dass sich die röllhalden liegenblieb, sprangen und roll- füllten hochgehende Bäche Rückhalte Geschiebemassen durch die Dörfer wälz- ten drei Blöcke bis ins Tal hinunter. Ein becken mit Geschiebe. Mehrere zehn- ten und Personen oder Häuser zu Scha rund 22 m3 grosser Block kam kurz vor der tausend Kubikmeter Kies und Geröll muss den kamen. Vorsorglich wurden 13 Perso Malojastrasse zu stehen, zwei etwa 1 m3 ten weggeräumt werden. In Bellinzona TI nen evakuiert. Die meisten Alpenpässe in grosse Blöcke überquerten die Strasse und wurde unter anderem eine Entsorgungs den Kantonen Tessin, Uri und Wallis blie landeten im Bachbett der Ova da la Roda. stelle überflutet. Öl, welches das Wasser ben, meist aufgrund von Rutschungen Die Malojastrasse blieb zwischen Plaun verschmutzte, wurde von der Feuerwehr oder Steinschlägen, vorübergehend ge- da Lej und Sils Baselgia aus Sicherheits abgesaugt. Der Pegel des Lago Maggiore sperrt. Bei Camedo (Gemeinde Borgnone gründen bis am Abend des 2. gesperrt. stieg innert weniger Stunden um zwei Me TI), wo am 3. mit 421 mm die grösste Nie Ein weiterer Felssturz beschädigte am 9. ter an. Dadurch wurden in Locarno TI die derschlagssumme gemessen wurde, lös- die Bahninfrastruktur zwischen Pontresina Seepromenade und Strassen in Seenähe ten sich am 7. etwa 2000 m3 Gesteins- und GR und Bernina Suot, die Strecke war je- überschwemmt. Da das Gebiet aber schon Erdmaterial, wovon die Hälfte auf die Tran doch nur kurz unterbrochen. Geringe Schä am Vortag geräumt wurde, gab es keine sitstrasse des Centovalli niederging (Titel den infolge Über schwemmungen nach grossen Schäden. Im Kanton Uri bewähr bild). Die Instandstellungs- und Sicherungs Gewitterregen gab es am 16. in Vissoie VS ten sich die Investitionen in den Hochwas arbeiten waren aufwendig und eine teil- und am 23. in St. Gallen. serschutz. Die hochgehende Reuss zwi- weise Öffnung mit alternierendem Verkehr schen Attinghausen und Flüelen wurde war erst am 29. wieder möglich. Die Bahn 3.10 Oktober über die Autobahn A2 abgeleitet (Bild 8). verbindung durchs Centovalli war hinge Der Oktober war in weiten Teilen des Lan Dadurch kam es zu Verkehrsunterbrüchen, gen nicht betroffen. des kühl und sehr niederschlagsreich. Auf grossflächige Überschwemmungen konn- In Finhaut VS löste sich am 14., wohl durch der Alpensüdseite und den angrenzenden ten jedoch verhindert werden und es ent- eine Kombination der ergiebigen Regen «Wasser Energie Luft» – 113. Jahrgang, 2021, Heft 2, CH-5401 Baden 85
fälle der Vortage und der ersten beiden am 8. ein Steinschlag die Morschacher grössten Schäden. Die Böenspitzen lagen Frostnächte, ein 0,5 m3 grosser Felsblock strasse. Um die Strasse während den Räu auch im Flachland verbreitet zwischen 110 und traf auf der Kantonsstrasse kurz vor mungs- und Instandstellungsarbeiten we- und 130 km/h und sorgten für abgedeckte der Ortschaft Finhaut einen Personenwa nigstens einspurig wieder freigeben zu Dächer und Verkehrsunterbrüche wegen gen. Der Autolenker, der alleine unterwegs können, wurde eine 25 m lange Galerie mit Windwurfs. Ende Februar sorgte schliess- war, wurde dadurch getötet. Weitere Sturz Ablenkwirkung erstellt. Eine weitere Rut lich das Sturmtief «Bianca» in der Ost ereignisse ereigneten sich gegen Ende schung in Schwanden GL am 9. versperr schweiz für weitere Schäden. Monat. So kollidierte am 26. in Sils im te die Niederentalstrasse und somit die Die Unwetter vom 21. und 22. Juli sorg Domleschg GR ein Personenzug mit Stein Zufahrt zur Luftseilbahn Kies-Mettmen. ten nicht nur für Hochwasserschäden. Im blöcken, welche sich aus einem Hang ge- Aufgrund der anhaltenden Geländebewe Meschlerwald bei Susten VS entfachte am löst und auf den Schienen abgelagert hat gungen wurde mit einer längeren Sper 21. ein Blitz einen Waldbrand. Die Air Zer ten. Die Lok und zwei Passagierwagen ent rung gerechnet. In Eschenbach SG kam matt flog mehrere Rotationen, um das gleisten. Die etwa 30 Fahrgäste konnten es im Aabachtobel schon im Februar zu Feuer zu löschen. Auch am 22. verursach alle unverletzt evakuiert werden. Felsabbrüchen von gut 200 m3. Am 10. ten Blitzschläge grosse Schäden. So ge- brachen dann an derselben Stelle weitere riet in Signau BE ein Bauernhof in Brand, 3.11 November 3000 bis 5000 m3 Fels los und stürzten auf in Emmetten NW kam es zu einem Dach Der November war in der ganzen Schweiz den gesperrten Wanderweg und in den stockbrand in einem Einfamilienhaus und sehr mild und sonnig. Weit unter dem lang darunter fliessenden Bach. in Ramsen SH brannte ein Dachstock ei jährigen Durchschnitt blieben auch die nes unbewohnten Hauses. Niederschlagssummen. 4. Schäden durch weitere Das Gewitter am Abend des 13. Au Im November wurde einzig in der Ge Naturgefahrenprozesse gust brachte in Genf fast 100 Bäume zu meinde Berg SG ein Hangrutsch regist- Fall. Viele Pärke waren auch Tage später riert. Dieser verschüttete einen Wander Der Winter 2019 /20 war ein ruhiger Lawi noch geschlossen und die Aufräumarbei weg auf einer Länge von 8 m. Das Material nenwinter. Insgesamt wurden 124 Scha ten dauerten mehrere Wochen. Am 22./23. konnte weggeräumt und der Weg instand denlawinen verzeichnet. Drei davon gin- September zogen zwei starke Gewitter gestellt werden. gen auf geöffnete Skipisten nieder und zellen über die Region St. Gallen, wobei erfassten neun Personen, wovon drei Per es am 22. abends auf einem Fussballplatz 3.12 Dezember sonen Verletzungen davontrugen. 27 Sach in Abtwil zu einem Blitzeinschlag kam, bei Gleich mit dem meteorologischen Winter schadenlawinen führten zu 18 verschüt dem 14 Personen verletzt wurden. beginn kam der erste Schnee. Einige Orte teten Verkehrswegen (Skipisten, Strassen, Die Schweizerische Hagel-Versiche verzeichneten für den Dezember neue Brücke), zehn Such- oder Räumungsaktio rungs-Gesellschaft vermeldete 2020 ein Höchstwerte der 2-Tages-Neuschneesum nen ohne Personenschaden und einem hagelarmes Schadenjahr. Lokale Hagel men. Im Gegensatz zum November war kleinen Waldschaden. Gebäudeschäden gewitter ereigneten sich erst Mitte bis Ende der Dezember sehr sonnenarm. wurden gar keine registriert (Trachsel et al., Juni (VD, BE, JU, BL, AG, LU, TG). Weitere Im Dezember ereigneten sich einige 2020). Hagelschäden kamen in der zweiten Juli Sturzereignisse und Rutschungen. In Gudo Das Jahr 2020 war von mehreren Stür hälfte (VD, NE, FR, BE, LU, ZH, SG) dazu. TI lösten sich am 5. im Bereich Sasso men gekennzeichnet. Am 28. Januar zog Grande Fels- und Erdmassen. Die Blöcke das Sturmtief «Lolita» über die Schweiz Danksagung erreichten die Via Mondò und eine Trink und sorgte für zahlreiche Feuerwehrein wasserversorgung wurde beschädigt. Grös sätze und Verkehrsunterbrüche haupt- Wir bedanken uns beim Bundesamt für sere Gebäudeschäden gab es keine, aus sächlich wegen umgestürzter Bäume. Der Umwelt, BAFU, für die langjährige und Sicherheitsgründen wurden jedoch vor- Februar zeigte sich besonders stürmisch. massgebliche Unterstützung bei der Er sorglich zwei Häuser evakuiert und die In der ersten Monatshälfte fegten die fassung der Unwetterschäden und für die Strasse bis auf Weiteres gesperrt. Unter Stürme «Petra» (3. / 4.), «Sabine» (10. / 11.) wertvollen Kommentare zum Manuskript halb von Morschach SZ auf dem Gemein und «Tomris» (13.) über die Schweiz. Das sowie Norina Andres für die fachliche Be degebiet von Ingenbohl SZ verschüttete Orkantief «Sabine» hinterliess dabei die ratung. Quellen: Autoren: Liechti K., Badoux, A. 2019: Unwetterschäden in der Dr. Katharina Liechti, Eidg. Forschungsanstalt WSL, Schweiz 2019. Rutschungen, Murgänge, Hochwasser Zürcherstrasse 111, CH-8903 Birmensdorf, und Sturzereignisse. Wasser Energie Luft, 112. kaethi.liechti@wsl.ch Jahrgang, 2020, Heft 2: 85–92 Dr. Alexandre Badoux, Eidg. Forschungsanstalt WSL, MeteoSchweiz 2020: Klimabulletin Januar bis Dezember Zürcherstrasse 111, CH-8903 Birmensdorf, 2020. Zürich alexandre.badoux@wsl.ch MeteoSchweiz 2021: Klimabulletin Jahr 2020. Zürich Trachsel J., Zweifel B., Techel F., Marty C., Stucki, T. 2020: Schnee und Lawinen in den Schweizer Alpen. Hydrologisches Jahr 2019/20. WSL Ber. 101: 76 S Schweizerische Hagel-Versicherungs-Gesellschaft 2021: Schweizer Hagel, Geschäftsbericht 2020 86 «Wasser Energie Luft» – 113. Jahrgang, 2021, Heft 2, CH-5401 Baden
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