Bibliotheken mit Vorstellungskraft

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Bibliotheken mit Vorstellungskraft
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      Bibliotheken mit Vorstellungskraft
     SAB-Reise 2017: Rob Bruijnzeels und Joyce Sternheim vom Ministry of Imagination führten zu besonderen Bibliotheken

     Die SAB-Reise führt Bibliothekarin-
     nen und Bibliothekare alle zwei Jahre
     ins Ausland und dort in sehenswerte
     Bibliotheken. lm Herbst 2017 ging es
     nach Gent und in die Region um Rot-
     terdam.

     Mit dem Car reisten die 19 Teilneh-
     merinnen und Teilnehmer der SAB-
     Reise in Richtung Norden - Gelegen-
     heit, sich schon während der Fahrt
     näher kennenzulernen und sich das
     eine oder andere Hörbuch zu Ge-
     müte zu führen. In Rotterdam wurde
     die Gruppe von Rob Bruijnzeels und
     Joyce Sternheim willkommen geheis-
     sen. Die beiden Bibliothekare sind Teil
     des Ministry of Imagínatìon, eines Kol-   • Sechs Bibliotheken in drei Tagen: Die SAB-Reisegruppehatte ein volles Programm. (Foto: Simone von Lerber)
     lektivs, das Bibliotheken in ihrer Wei-
     terentwicklung begleitet. Zum Kollek-     ten Programmation die Menschen dazu                    Eine Bibliothek sollte die Besucherin-
     tiv gehören zudem ein Architekt, ein      bringen, gemeinsam mit anderen nach                    nen und Besuche zur gemeinsamen Su-
     Programmgestalter und zwei Desig-         Deutungen, Kontexten und Hinter-                       che nach Kontexten, Deutungen und
     ner. Rob.Bruijnzeels und Joyce Stern-     gründen zu suchen. Rob Bruijnzeels                     Hintergründe animieren und das vor-
     heim begleiteten die Gruppe während       und Joyce Sternheim plädieren dafür,                   handene Wissen so anbieten, dass aus
     der drei intensiven Tage und konnten      die Dinge auf eine neue Art anzuge-                    Wissen Verstehen werden kann. Das
     viel Hintergrundwissen weitergeben.       hen, zu experimentieren, seine sichere                 Ministry of imagination sieht den Über-
     Sie hatten im Vorfeld auch den Kontakt    Umgebung zu verlassen und sich et-                     gang, vor dem die Bibliotheken sich
     zu den Bibliotheken in Tilburg, Amers-    was auszudenken, das es noch nicht                     befinden, nicht primär als einen Über-
     foort, Gent, Gouda, Schiedam und Spij-    gibt. Dass in solchen Prozessen nicht                  gang zur digitalen Bibliothek, sondern
     kenisse hergestellt und der Gruppe aus    immer alles rund läuft, dass Experi-                   zu einer Bibliothek, in der Kollektion
     der Schweiz so die Türen geöffnet. Mit    mente scheitern, gehört dazu. Das Mi-                  und Fachwissen anders eingesetzt wer-
     Gouda und Schiedam waren zwei Bi-         nistry of imagination ist überzeugt,                   den. Die Bestände sollen so präsentiert
     bliotheken auf dem Programm, bei de-      dass nur so eine wahre Weiterentwick-                  und mit Programmangeboten ergänzt
     nen das Ministry oflmagination bei der    lung stattfinden kann. Vielerorts sehen                werden, dass Besucherinnen und Be-
     Neuausrichtung beratend zur Seite ge-     die beiden Bibliothekare heute die Ge-                 sucher sich inspirieren lassen können.
     standen war. Artikel zu den einzelnen     fahr, dass Bibliotheken zu austausch-                  Zudem sollen Nutzerinnen und Nutzer
     Bibliotheken sind auf den folgenden       baren und gefallsüchtigen «dritten Or-                 animiert werden, ihr Wissen, ihre Er-
     Seiten des Hefts zu finden.               ten» werden, an denen es vor allem um                  kenntnisse zu teilen und so neue Infor-
                                               einen guten Kaffee und einen ange-                     mationen zu schaffen. Um dies zu ver-
     Die Medien stehen im Zentrum              nehmen Aufenthalt geht. Sie suchen                     deutlichen, haben Rob Bruijnzeels und
                                               in den Bibliotheken hingegen vielmehr                  Joyce Sternheim ein neues Wort kre-
     Rob Bruijnzeels und Joyce Stern-          eine Verbindung zwischen den ange-                     iert. Sie fordern die Menschen auf, zu
     heim stellten während der Reise auch      botenen Aktivitäten und dem Bestand.                   «bíbliotheken» - zu handeln, mitzuwir-
     das Ministry of Imagination und des-                                                             ken, zu spielen statt zu konsumieren.
     sen Philosophie vor. «Bibliotheken        Die Menschen sollen «bibliotheken»                     Die Kundinnen und Kunden werden
     mit Vorstellungskraft», so lautet das                                                            zu Produzenten, Experten, Designern,
     Motto. Interessant aus Schweizer Sicht:   Bibliotheken seien in einer Zeit des                   Kollegen. Sie werden aktiv. Eines ist si-
     Die Medien spielen in den Bibliothe-      Mangels entstanden, so Rob Bruijn-                     cher: Die Gäste aus der Schweiz lies-.
     ken nach wie vor eine grosse Rolle -      zeels. Kultur und Information waren                    sen sich von den Ideen des Ministry of
     eine Bibliothek ohne Bücher? Unvor-       einem kleinen Teil der Gesellschaft vor-               imagination inspirieren.
     stellbar. Das Ministry of Imagination     behalten. Heute hingegen herrscht ein
     stellt das Medium, die Sammlung, ins      Überangebot an Information. Je mehr                    Katia Röthlin,
     Zentrum und will mit einer geschìck-      Informationen, desto geringer ihr Wert.                stv. Geschäftsführerin SAB/CLP

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Bibliotheken mit Vorstellungskraft
Hier wird die Bibliothek neu erfunden
SAB-Reise 2017, Bibliotheek Midden-Brabant, Tilburg: Von der Mission, Menschen, Organisationen und
Informationsquellen zusammenzubringen

Die Bibliothek in Tilburg steckt mitten
im Prozess für einen Bibliotheksneubau
und entwickelt neue Formate mit einer
Bibliothek ohne Bücher.

Wir starten unsere Bibliothekstour in
Tilburg, einer 80 Kilometer südöstlich
von Rotterdam gelegenen, modernen
Universitäts- und Industriestadt. Be-
kannt ist Tilburg als Produktionsstätte
des Elektroautokonzerns Tesla Motors.
Die Zentralbibliothek in der Stadtmitte
ist die grösste öffentliche Bibliothek in
Nordbrabant. Sie steht 336000 Bra-
bantern aus den Gemeinden Tilburg,
 Goirle, Hilvarenbeek, Lohn an Zand,
 Oisterwijk und Waalwijk zur Verfü-
 gung. Sie verzeichnet eine halbe Mil-
lion Besucherinnen und Besucher
jährlich, ist täglich von 9 bis 21 Uhr
 geöffnet und verfügt über 600 000 Me-
 dien. Gratis-WLAN und ein Café sind
 genauso selbstverständlich wie die
Möglichkeit der Online-Einschrei-
 bung und kostenlos buchbare Stu-
 dienschränke für die 30 000 Studie-
 rende.

3D-Drucker und E-Learning

 Seit 2013 bietet die Bibliothek mit ei-
 nem Digital Lab Makerspace-Ange-
bote an, um Hemmschwellen gegen-
über neuen Technologien abzubauen.
Eine Coding-Roadshow, Robotik-
Programme, Game-Design, program-            wie Alphabetisierungskurse, spezielle    dien inklusive Katalogisaten, aber auch
 mierbare 3D-Drucker oder YR-Brillen        Dienstleistungen für Schulen oder        der Bezug von anderen Produkten und
 stehen vom Newcomer bis zum Tech-          E-Learning-Angebote.                     Dienstleistungen sind üblich. Alle auf
 nik-Nerd jeder Altersgruppe und für                                                 der SAE-Reise besuchten Bibliotheken
jedes Kompetenzlevel offen. Sponso-         Zentralisierung als Pluspunkt            kaufen ihre Medien zu einem sehr ho-
 ren wie der lokale Media-Markt, frei-                                               hen Anteil ausleihfertig bei dem Bi-
 willige und Fab Labs unterstützen die      Die Zentralbibliothek hat 16 Filialen.   bliotheksdienstleister NBD Biblion ein.
 nichtbibliothekarischen Mitarbeiten-       Ein wichtiger Teil ist das Erbringen     Optimiert ist auch der Prozess der Aus-
 den. In Zusammenarbeit mit ande-           von zentralen Dienstleistungen hin-      leihe und Rückgabe durch RFID. «Das
 ren Partnern fokussiert die Biblio-        ter den Kulissen. Unterstützung erhal-   spart Ressourcen und schafft Kapazi-
 thek, neben den klassischen Medien,        ten die Bibliotheken beispielweise in    täten für andere Dienstleistungen», er-
 auf kompetenzfördernde Bildungsan-         den Bereichen Marketing und Öffent-      klärte Peter Kook, Bibliotheksdirektor
 gebote im Bereich der Aus- und Wei-        lichkeitsarbeit, Personal und Organi-    von Tilburg.
 terbildung, Persönlichkeitsentwick-        sation, Bestandsmanagement und Me-
 lung und des lebenslangen Lernens:         dienbezug sowie bei der Entwicklung      lm ehemaligen Eisenbahn-Viertel
 «Buchstarts-Veranstaltungen, Kurse,        von Innovation und neuen Angebo-
 vergleichbar mit denen der Migres-         ten. Das Outsourcen von administrati-    Inspiration, Schöpfung und Beteili-
 Klubschule, sind genauso zu fmden          ven Tätigkeiten und der Bezug von Me-    gung ist die Vision der Bibliothek:

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reiche. Lokalisiert ist er ausserhalb, im   • Connect people lokal und vor Ort zur
                                           ehemaligen Eisenbahn-Gelände in ei-           Förderung des Austauschs und der
                                           ner «forbidden city area», die eher an        Integration
                                           eine brachliegende Industrieoase er-        • Place to be zum Wohlfühlen und als
                                           innert als an eine innovative Biblio-          Ort der Freizeitgestaltung
                                           thek der Zukunft mit Werkstattcha-          Entstehen soll eine offene Bibliothek.
                                           rakter. Gestartet wurde vor vier Jahren     Lichtdurchf!utet und gläsern, die den
                                           ohne Bücher und mit dem Ziel, Men-          Charmedes historischenEisenbahn-Vier-
                                           schen, Organisationen und Informati-        tels und der traditionellen Textilindustrie
                                           onsquellen zusammenzubringen. Ent-          architektonischund inhaltlich widerspie-
                                           wickelt hat sich ein dynamischer und        gelt. Offen von 8 bis 24 Uhr für alle bíl-
                                           inspirierender Ort zum Treffen, Ent-        dungsnahen und -fernen Brabanter.
                                           decken, Kreieren und Entspannen. In
                                           der Kennismakerij finden regelmäs-          Bibliothek als Stadtentwicklerin
                                           sig Vorträge, Diskussionen und Prä-
                                           sentationen statt. Professionelle Bi-       Die benötigten 30 Mio. Euro werden
                                           bliothekarinnen und Bibliothekare           primär über Stiftungen und Fundrai-
                                           gibt es hier nicht.                         sing fmanziert, zu einem kleineren Teil

                                           • Die Zentralbibliothek
                                           in der Stadtmitte bie-
                                           tet mit einem Digital
                                           Lab Makerspace-Ange-
                                           bote an.
                                           (Foto: Walter Süess)

                                                                                                                           _'(-.
                                         • De Kennismakerij                                                                ••
                                         im ehemaligen Eisen-
                                         bahn-Viertel ist
                                         das Versuchslabor
                                         für die 2018 neu ge-
                                         plante Bibliothek.
                                         (Foto: Christi Göth)

«Alle Midden-Brabanter verdienen die       Auch für bildungsferne Brabanter            durch die Gemeinden. Von Vorteil ist,
Chance, ein Teil der Gesellschaft zu                                                   so Kook, dass Bibliotheken als Instru-
sein und die Möglichkeit, ihre Talente     Peter Kook möchte aus der jetzigen «old     ment der Städteplanung gesehen wer-
entfalten zu können» Dazu braucht es       fashioned» Bibliothek einen neuen Typ       den und für Investoren attraktiv sind.
Zugang zu Wissen, einen Ort zur Ko-        Bibliothek schaffen. Sein Slogan: «Re-      Das Prinzip bottom-up steht im Vor-
Kreation, der Wissenproduktion,   zum      design, rebuild, renew und reduce the       dergrund, aber auch der Ansatz, sich
persönlichen Austausch, Möglichkei-        old», um in einer sich verändernden         auf die Leute zu konzentrieren, die et-
ten zur aktiven Beteiligung sowie Ge-      Gesellschaft die Rolle der Bibliothek       was verändern und bewegen wollen.
schichten, welche die Menschen be-         neu zu definieren. Er umschreibt fünf       Trotzdem können sich nicht alle Mit-
wegen und ihre Phantasie anregen.          Schwerpunkte:                               arbeitenden mit der neuen Rolle der
Mit dieser Mission blickt die Biblio-      • Empower people, um Menschen zu            Bibliothek identifizieren. Fluktuation
thek zuversichtlich in die Zukunft           befähigen, an der Gesellschaft zu         und Kündigungen sind nicht ausge-
und hat innovative und grosse Pläne          partizipieren                             schlossen.
für das kommende Jahr: De Kennis-          • Increase talents durch Zusammenar-
makerij ist das Versuchslabor für die        beit mit Kooperationspartnern             Jasmin Leuze,
2018 neu geplante Bibliothek. Entwi-       • Create new Know-how durch Ver-            Bibliotheksbeauftragte Kanton Aargau
ckelt wurde der Prototyp interdiszi-         knüpfung von Medienbeständen und
plinär durch unterschiedliche Fachbe-        menschlichen Wissensträgern               www.bibliotheekmb.nl

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Bibliotheken mit Vorstellungskraft
Und mittendrin ein wundersamer Garten
SAB-Reise 2017, Bibliotheek Schiedam: Das Herzstück ist ein grüner Innenhof

«Wenn du einen Garten und dazu noch
eine Bibliothek hast, wird es dir an
nichts fehlen.» Diese Worte von Cicero
wurde in der «ersten grünen Bibliothek
der Niederlande», wie sich die Medio-
thek in Schiedam nennt, ganz prak-
tisch umgesetzt.

Mit der politischen Absicht, einen Bei-
trag zur Wiederbelebung des Zentrums
des Städtchens zu leisten, wurde die Bi-
bliothek im Juni 2015 eröffnet. Sie be-
findet sich in einem Gebäude, das aus
dem Jahr 1792 stammt und zu den
Denkmälern der Schiedamer Gin-In-
dustrie gehört. Die ehemalige Getreide-
börse (Korenbeurs) besass ursprünglich
einen offenen Innenhof. Dieser ist von
einem gewölbten Laubengang umge-
ben. Erst im 20. Jahrhundert wurde das
Atrium mit einem Glasdach überdeckt.
Wenn man heute durch die grosse Holz-
tür in den Innenhof tritt, befindet man
sich unvermittelt in einem wundersa-
 men Garten mit verschiedenen Palmen,
Bäumen, Sträuchern und Kräutern. Die
 Sonnenstrahlen, die durchs Glasdach
 ihren Weg ins Innere suchen, wärmen
 an diesem eher kühlen Septembermor-
 gen nicht nur den Körper, sondern auch       • Die ehemalige Getreidebörse besass ursprünglich einen offenen Innenhof, der im 20. Jahrhundert mit
 das Herz. Sie verstärken mein Gefühl,        einem Glasdach überdeckt wurde. (Foto: Maja Mores)
 mich in einer Wohlfühloase befinden.
 Dass es in diesem Raum im Sommer             Ein Kubus, aus dem Pflanzen wachsen,                  in das klassische Gebäude ein. Hier fin-
 heiss und im Winter kühl sein kann,          dient als Zeitschriften-Gestell. Wer sich             den die verschiedenen Benutzergruppen
 wie uns erklärt wird, ist gut vorstellbar.   völlig entspannen will, legt sich am bes-             ihre Medien. In der gemütlichen Kinder-
                                              ten auf eine der zwei bequemen, kunst-                eçke, die mit Spielsachen einladend ein-
                                              grasbedeckten Sonnenliegen, schaut                    gerichtet ist, fühlen sich die Kleinen so-
Bibliothekar oder Gärtner?
                                              dabei in den Himmel und hört über                     fort zuhause. Neben der Medienausleihe
Lässig und fröhlich zwischen Eingang          Kopfhörer ein Musikstück, das aus der                 bilden verschiedene Aktivitäten und Be-
und den Stufen zum Garten sitzt der           Niederländischen Musikbibliothek ge-                  gegnungsmöglìchkeiten den Schwer-
Bibliotheksleiter Jan van Bergen auf          streamt werden kann. Eine gute Tasse                  punkt der Arbeit dieses neuen Hauses,
einem Barhocker an der Infothek und           Kaffee gibt es in der einladenden Cafe-               das sieben Tage die Woche geöffnet ist.
heisst uns willkommen. Auf dem Bo-            teria gleich links vom Eingang.                       Die Schiedamer dürfen mit Recht. stolz
den direkt neben ihm steht die grüne                                                                 sein auf ihre einzigartige Gartenbiblio-
Giesskanne, die in diesem Garten nicht                                                              thek. Sie erreichte dieses Jahr den zwei-
                                              Gibt es auch Bücher?
fehlen darf. In der Mitte lädt der grosse,                                                           ten Platz im Niederländischen Ranking
hölzerne Lesetisch zum Zeitungslesen          Ja natürlich! In den Arkaden rund um                   der besten Bibliotheken. Aber unter uns
ein. Auffallend ist der ungewöhnliche         den Garten befindet sich auf zwei Eta-                 gesagt: «Ik vind de Bibliotheek Schiedam
Leuchter, der aus unzähligen Gin-Glä-         gen die Sammlung. Die Gestelleund Kis-                 de beste van Nederland. - Jij ook?»
sern konstruiert wurde, entworfen von         ten aus recyceltem Industriekarton, zu-
Rob Brujzeels. Er war mit seinem Team         sammengehalten von orangefarbenen                     Annemarie Pfister-Burgherr,
vom Ministry of Imagination für die           Spanngurten, nehmen die Geschichte                    Mitglied SAE Regionalvorstand
Planung dieser Bibliothek zuständig.          des Orts auf und passen sich harmonisch               Deutschschweiz

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Bibliotheken mit Vorstellungskraft
Imposanter Bau, gemütliches Ambiente
SAB-Reise 2017,        Het Eemhuis, Amersfoort: gebaut aus Eiche, Glas, Sichtbeton - und genopptem Metall

Weil für den Neubau der Bibliothek                    nicht weniger staunen. Ein lichtdurch-
in der Altstadt Amersfoorts kein Platz                fluteter Raum, in dem mir zunächst vor
vorhanden war, wurde sie Teil eines                   allem die vielen Arbeitsplätze auf den
Stadtplanungsprojekts auf dem neu                     ansteigenden Stufen und das helle Holz
zu gestaltenden Eemplein. Rund um                     der Böden und der Regale ins Auge
den weiten und lebendigen Platz sind                  stachen.
ein Lebensmittelladen, ein Kinokom-
plex und der Media Markt die Nach-                    Für Menschen, nicht für Bücher
barn des Het Eemhuis. Die Bibliothek                  gebaut
teilt sich das futuristisch anmutende
Gebäude mit verschiedenen Kooperati-                 Über die breite Treppe gelangten wir
onspartnern.                                         nach ganz oben, wo der dreieckige
                                                     Innenraum in einem Spitz zusam-
                                                      menläuft und sich das Bistro befin-
Es ist wohl vielen Leserinnen und Le-                 det. Bis dorthin hatte sich jede und
sern bekannt, dass Bibliotheken in                   jeder aus unserer Gruppe schon einen
den Niederlanden keine Stiefkinder                    ersten Überblick verschafft, und zu
sind. Das zeigt sich an ihren zentra-                 einem ausgezeichneten Kaffee durf-
len Standorten, den oft imposanten                   ten wir der Einführung des Biblio-
Gebäuden und nicht zuletzt auch an                   theksleiters lauschen. Neben Eiche
den Zahlen, seien das fmanzielle Mit-                wurden Sichtbeton und Glas für den
tel, Bibliotheksbesucher oder die An-                Bau eingesetzt; die Decke im gros-
zahl Anlässe. Wir näherten uns dem                   sen zentralen Raum glitzert feierlich,
Het Eemhuis über den neuen Platz, und                weil sie aus dem erwähnten genopp-
wie automatisch griff ich zu meinem                  ten Metall besteht. Die vielen und vor-
Smartphone, um die Fassade mit ihren                 bildlich ausgestatteten Arbeitsplätze
grob genoppten, metallenen Überbau-                  gewähren einen guten Blick in den
ten zu fotografieren. Die ersten Schritte            Raum. Sie werden auf ihrer Vorder-
innerhalb des Gebäudes liessen mich                  seite im Erdgeschoss als Reservations-

• Auch der Autor des Artikels griff wie automatisch zu seinem Smartphone, um die Fassade mit ihren   • Die vielen und vorbildlich ausgestatteten Arbeitsplätze gewähren'
grob genoppten, metallenen Überbauten zu fotografieren. (Foto: Jasmin Leuze)

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Bibliotheken mit Vorstellungskraft
gestell zur Selbstbedienung und wei-                     massiver Eiche, erzeugt nämlich zu-
                                                         ter oben als Bücherregale genutzt. Die                   sammen mit den Büchern eine warme
                                                         restlichen Medien sind rund um die-                      und wohnliche Stimmung. Allerdings
                                                         sen Raum in den Galerien und einem                       fehlt jegliche Flexibilität: Weder die
                                                         weiten Raum aufgestellt. Dort konnte                     Regale noch die Kinosessel im Ver-
                                                         es einem ob der vielen und vollen Re-                    anstaltungsraum lassen sich verschie-
                                                         gale auch etwas eng vorkommen, al-                       ben. Offenheit und Beweglichkeit ge-
                                                         lerdings fmden sich im ganzen Ge-                        hören trotzdem ins Het Eemhuis, denn
                                                         bäude Sitz- und Liegegelegenheiten                       die Bibliothek teilt sich das Gebäude
                                                         für Jung und Alt. Wünscht man sich                       mit drei kleineren Geschwistern, was
                                                         für sein Zuhause frischen Wind, ste-                     dem Innenleben zusätzliche Lebendig-
                                                         hen auch Gemälde mit Rahmen zur                          keit verleiht. Neben dem Museum für
                                                         Ausleihe bereit.                                         moderne Kunst im Erdgeschoss finden
                                                                                                                  sich in den obersten beiden Stockwer-
                                                         Kunstmuseum, Regionalarchiv                              ken das kleine Regionalarchiv und die
                                                         und Musikschule                                          Kunst- und Musikschule, zu welcher
                                                                                                                  ebenfalls ein Café mit Zugang zur be-
                                                         Neben der Hauptstelle gibt es im Kreis                   grünten Dachterrasse gehört. Amers-
                                                         Amersfoort zwei kleinere Zweigstel-                      foort war fürs Auge ein Besuch wert;
                                                         len und in der Region Eemland vier                       ob die Bibliothek auch durch inno-
                                                         weitere Bibliotheken. Im Het.Eemhuis                     vative Projekte überzeugt, lässt sich
                                                         rechnete die Bibliotheksleitung mit                      nach diesem Rundgang nur schwer sa-
                                                         rund 450 000 Besuchern pro Jahr, was                     gen. So oder so ist klar, dass die Be-
                                                         aber um mehr als das Doppelte über-                      völkerung das Het Eemhuis ins Herz
                                                         troffen wurde. Offenbar zogen der im-                    geschlossen hat.
                                                         posante Bau und das gemütliche Am-
                                                         biente sehr viele Neugierige und vor                     Lukas Hefti,
                                                         allem Wiederholungsbesucher an. Das                      Bibliotheksbeauftragter
                                                         Mobiliar, vieles davon ebenfalls aus                     Kanton Thurgau

:n guten Blick   in den Raum.   (Foto:   Jasmin Leuze)   • Statt der erwarteten 450000 Besucherinnen und Besucher pro Jahr kommen mehr als doppelt so viele
                                                         - auch junge, wie ein Blick in die Kinderabteilung zeigt. (Foto: Christi Göth)

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Bibliotheken mit Vorstellungskraft
Ein Bücherberg mit einer Mission
SAB-Reise 2017, De Boekenberg, Spijkenisse: Eine Bibliothek zum Staunen

Die äussere Hülle der Bibliothek von
Spijkenisse ist einer Scheune nach-
empfunden, wie sie in den alten nie-
derländischen Dörfern üblich waren.
Hier traf man sich, um landwirt-
schaftliche Produkte einzulagern, um
zu handeln - und sicher auch, um zu
tratschen. Ein lebendiges Bild für
eine Bibliothek! Aus der Scheune wurde
ein architektonischer Hingucker.

Das wünschte man sich in der Gemeinde
Spíjkenisse in der Nähe von Rotterdam,
als sie vor einigen Jahren in einer na-
tionalen Umfrage zur unbeliebtesten
Wohngemeinde des Landes erkoren
wurde: Etwas Verbindendes und Schö-
nes musste her, etwas Besonderes. So
kam man auf eine neue Bibliothek, dort,
                                             • Die Bücherregale
wo früher die Dorfscheune gestanden          formen einen Berg:
hatte, als SpijkenissesBevölkerung noch      Spiralförmig   schrauben
kleiner als die heutigen 80000 Einwoh-       sich die Bestände bis
nerinnen und Einwohner war.                  zur Spitze nach oben.
                                             (Foto: Jasmin Leuze)

Ein Stararchitekt am Werk
                                             einen Wärmespeicher enthält. Der ganze        bliothek von Spijkenisse ist gleichzei-
Beauftragt mit dem Bau wurde der Ar-         Bau ist ökologisch ausgeklügelt - bis auf     tig eine Dorfscheune, ein Glashaus, ein
chitekt Winy Maas, der heute mit sei-        die Glashülle. Ihre Reinigung ist eine        Bücherberg und eine Pyramide. Etwas
nem Büro MVRDVzu den Topshots sei-           mehrtägige Prozedur, für die nachträg-        viele Metaphern, zum Teil auch wider-
ner Zunft zählt. Die Idee der Scheune        lich ein Gerüst mit Leitern angebracht        sprüchlich. Die Bibliothekwirkt für mich
nahm er mit der Glashülle auf. Innen         wurde. Vieles ist im Berginnern verbor-       jedenfalls älter als fünf Jahre, das Kon-
drin aber steht de Boekenberg - der Bü-      gen. Büros, Sitzungszimmer, Räume für          zept wie aus einer früheren Zeit.
cherberg, der eine Bibliothek ist. Hier      Lesungen, Workshops und die Koope-
gilt «inside out»: Was normalerweise in-     rationspartner: Schachclub, Umwelt-           Eine lebendige Bibliothek - trotz
nen ist, ist aussen, die Bücherregale for-   schutzbehörde und Denkmalpflege sind          der Architektur
men den Berg.Erschlossenwird er durch        regelmässig fürs Publik.um da. Es gibt
Treppen, Gänge und Plätze, die eben-         ein Café, der Bücherberg lässt sich für       Im Vordergrund steht die Architektur.
falls an der Aussenseiteliegen. Spiralför-   Anlässe mieten. Bald soll ein italieni-       Aber die Bibliothek Spijkenisse ist trotz-
mig schrauben sich die Bestände bis zur      sches Restaurant im Parterre einziehen.       dem sehr lebendig! Bei unserem Besuch
Spitze nach oben. Wer genau hinschaut,                                                     wuselt der Bücherberg vor Besucherin-
erkennt, dass nur in der normalen Regal-     ... oder doch eine Pyramide?                  nen und Besuchern, viele Räume sind
höhe aktuelle Bestände stehen. Der Rest                                                    offen und genutzt. Das Programm zum
ist Deko: ausgeschiedeneBücher, die un-      Mit dem spiralförmigen Aufbau und den         Fünf-Jahre-Jubiläum ist umfangreich
ter Lichteinfluss schon bläulich wurden.     verborgenen Kammern, die bei geschlos-        und bunt. Über 100 Freiwillige enga-
Der Bücherberg ist fünf Jahre alt.           senen Türen gut getarnt sind, hat das         gieren sich für ihre Bibliothek, mit Schu-
                                             Ganze etwas von einer Pyramide. So-           len arbeitet man eng zusammen. Und die
Der Bücherberg als Glashaus...               gar der Lift fügt sich so diskret ein, dass   Besucherzahl steigtjährlich, 2016 waren
                                             er erst beim zweiten Hìngucken sichtbar       es schon fast 190000. Also hat sich der
Staunend bleibt man am Eingang ste-          ist. Rätselhaft wirkt der Bücherberg, la-     Wunsch der Gemeinde erfüllt: Der Bü-
hen. Das Gerüst des Bücherbergs ist          byrinthisch, massiv. Seltsam die vielen       cherberg ist eben doch eine Dorfscheune!
schwarz, rezyklierte Blumentöpfe bil-        weissen Gipsfiguren, die überall in den
den das Material für die Regale. Dahinter    Regalen verteilt sind. Zur optischen Auf-     Christi Göth, Winterthurer Bibliotheken,
erkennt man roten Ziegel, der wiederum       lockerung bei all der Strenge? Die Bi-        Marketing und Kommunikation

                                                                                                                     SAB/CLP INFO 01/18
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Bibliotheken mit Vorstellungskraft
Interaktion· ist nicht nur Lippenbekenntnis
SAB-Reise 2017, Bibliothek De Krook, Gent: Kultur-,                Kompetenz- und Innovationszentrum

Nach zehnjähriger Planung öffnete im               Michaël Borremans - eines einheimi-                   für Nano- und Mikroelektronik), die
Frühjahr 2017 die ultramoderne Bi-                 schen zeitgenössischen Künstlers - ein-               Universität Gent sowie der Lokalsender
bliothek De Krook in Gent ihre Tore,               zulassen; sich im Café ohne reizüberflu-              Urtgent.fm gemeinsam Dienstleistun-
entworfen und gebaut von den preis-                tende Kulisse angeregt auszutauschen;                 gen an, entwickeln Neues. Durch diese
gekrönten Architekturbüros Coussee                 sich mit Gleichgesinnten in den Kreativ-              fruchtbare Zusammenarbeit gewinnt
8: Goris (Flandern) sowie N RCR Ar-                labors mit Innovationen und Technolo-                 die Bibliothek an Stellenwert, wird
qu itectes (Katalonien). Nebst zukunfts-           gien wie 3D-Druck und Virtual Reality                 gleichsam zum «Balkon der Stadt».
weisender Teclmologie punktet dieses               zu beschäftigen; sich in lernfreundlicher             Trotz sorgfältiger, grosszügiger und
architektonische Kunstwerk als Ort der             Umgebung dem Studium zu widmen;                       zukunftsgerichteter Planung und ent-
Begegnung, Vernetzung und Innovation               sich vom vielfältigen Veranstaltungs-                 sprechender Konzepte bestätigte der
- die neue Landmark in Gent!                       und Schulungsangebot im Mehrzweck-                    Direktor des De Krook, dass sie noch
                                                   raum bereichern zu lassen; sich beim                  mit einigen Problemen zu kämpfen ha-
                                                   Stöbern in auffallend niedriger Ge-                   ben: Ein Teil des Personals hat sich
Das monumentale Gebäude, welches das               räuschkulisse von den Medien in halb-                 trotz intensiver Schulung noch nicht
historische Zentrum mit dem Kunstvier-             hohen, flexiblen Regalen ansprechen zu                mit der neuen Vermittlungsrolle an-
tel verbindet, empfängt die Besucher be-           lassen ... Beeindruckend ist, wie die per-            gefreundet; die elektronische Bücher-
reits im Eingangsbereich mit riesigen              sonalisierten Printbestände dem Kunden                transportanlage steigt aus unerfindli-
Flatscreens, auf denen grafisch opti-              - unter anderem über Touchscreens an                  chen Gründen immer wieder aus; die
mal aufbereitete Inhalte (Veranstaltun-            den Regalen - zugänglich gemacht wer-                 WC-Anlagen sind viel zu klein konzi-
gen, Kurzinformationen des Hauses/der              den: Mittels Antippen von Alterskatego-               piert; die Infrastruktur (Arbeitsplätze,
Region, Empfehlungen usw.) angezeigt               rie, Geschlecht, Ausbildungsstand, Genre              Steckdosen, PC usw.) hält dem Besu-
und in die sozialen Medien eingebunden             usw. wird einem eine Auswahl auf sich                 cheransturm kaum stand - statt der er-
werden; die Interaktion mit den Kun-               zugeschnittener, verfügbarer und nach                 warteten 3 500 Besucherinnen und Be-
den ist hier nicht nur Lippenbekenntnis.           Aktualität geordneter Titel angeboten.                sucher pro Tag kommen aktuell doppelt
                                                   Die persönliche Hilfestellung durch die               so viele-; das Leitsystem im Gebäude
Wegweisendes Bibliotheks-                          Bibliothekarinnen bei der Mediensuche                 muss optimiert werden; die partner-
                                                   ist aber trotzdem gewährleistet.                      schaftliche Zusammenarbeit steht auf
konzept
                                                                                                         wackligen Beinen, sprich: muss inten-
Die ruhig gehaltene Farbskala in den               Partnerschaftliche Zusammen-                          siviert werden ... Fazit: eine wegwei-
hallenartigen Räumlichkeiten - beìge-,             arbeit                                                sende Bibliothek mit Kinderkrankhei-
braunfarbene Töne überwiegen - wir-                                                                      ten, für die es aber Rezepte gibt!
ken anfänglich etwas düster und befrem-            Unter dem Dach des De Krook bieten
dend, schaffen aber genau die richtige             neben der Stadtbibliothek auch das                    Benita Imstep],
Atmosphäre, um sich auf die Kunst von              IMEC (Flämisches Forschungszentrum                    Mediathck. Wallis - Brig

• Das monumentale Gebäude verbindet das historische Zentrum mit dem Kunstviertel. (Foto: Jasmin Leuze)

SAB/CLP INFO 01/18                                                                                                                            33
Bibliotheken mit Vorstellungskraft
Mit wenig Geld viel erreicht
 SAB-Reise 2017, Stadtbibliothek Gouda: in der ehemaligen Chocolade Fabriek

                                                                                                          • Auf der grossen
                                                                                                           Holzsitztreppe,   die in
                                                                                                           den oberen Stock führt,
                                                                                                          steht ein Schild:
                                                                                                          «Warnung: Kinder, die
                                                                                                           hier herumspringen,
                                                                                                          werden an.den Zirkus
                                                                                                          verkauft.»
                                                                                                           (Foto: Jasmin Leuze)

ln der Käsestadt wird Gastfreundschaft    können auch ein Abendessen mit einen       Menschen. Die Buchsicherung wurde
gross geschrieben und ein erfolgrei-      guten Glas Wein eingenommen oder lo-       abgeschafft, Regeln gibt es so wenige
cher Mix aus alten und neuen Biblio-      kale Spezialitäten gekauft werden.         wie nötig und nur positiv formulierte.
thekstugenden praktiziert.                                                           Auf der grossen Holzsitztreppe, die in
                                          Aus der Not eine Tugend gemacht            den oberen Stock führt, steht ein Schild:
                                                                                     «Warnung: Kinder, die hier herumsprin-
Wir treffen am Mittag in der ehemali-      Vor einigen Jahren wurden der Biblio-     gen, werden an den Zirkus verkauft»
 gen Schokoladenfabrik in Gouda ein.       thek 50 Prozent der Mittel gekürzt. In-
 Links hinter dem Eingang wartet eine      folgedessen musste diese ihr Konzept      Hauseigenes Radiostudio
lange gedeckte Tafel aus schönen al-       grundlegend anpassen. Die Folge wa-
 ten Holzbrettern auf uns, wo wir mit      ren die Schliessung der Hauptbibliothek   In der oberen Etage befmden sich nebst
Käse- und Fleischplatten, knusprigem       und der drei Filialen und die Eröffnung   den Sachbüchern das Stadtarchiv und
Brot und der traditionellen Buttermilch    einer neuen, zentralen Bibliothek, die    eine Druckwerkstatt, wo handwerkli-
verköstigt werden. Wir fühlen uns so-      2015 zur besten niederländischen Bi-      che Druckerzeugnisse hergestellt wer-
fort willkommen. In der Stadtbibliothek   bliothek gewählt wurde. Mit minima-        den können. Eine Lokalradiostation
gehen Restaurant und Bibliothek naht-     len Mitteln wurde in der alten Scho-       sendet mehrmals pro Woche aus dem
los ineinander über, vermischen sich      koladenfabrik aus den 1970er-Jahren        hauseigenen Studio. Es wird mit Ver-
sogar. Die Atmosphäre ist daher quir-     eine attraktive Bibliothek eingerichtet,   einen und Organisationen zusammen-
lig und lebendig, aber nicht unange-      die vor Leben nur so sprüht. Geschickt     gearbeitet, Workshops und Litera-
nehm laut; die ruhigeren Ecken sind im    wurde bei der Einrichtung mit dem in-      cy-Programme werden durchgeführt,
Obergeschoss zu finden. Direkt hinter     dustriellen Look gespielt, ohne dass das   Roboter programmiert oder im Sommer
den Restauranttischen befinden sich die   Ganze auch nur im entferntesten kühl       ein Gartenfest oder ein Open-Air-Kino
Rückgabestationen, an denen die Kun-      wirkt: Die Buchpräsentationsmöbel be-      mit Bierbänken vor der Bibliothek or-
den ihre Medien selber zurückbuchen       stehen aus übereinandergestapelten Pa-     ganisiert. Und trotzdem steht das Buch
und anschliessend verkehrt herum in       lettenböden, die Restaurantstühle sind     als Basis von Wissen und Kreativität im
hübsche, hinten offene Regale stellen.    zusammengewürfelt, und die Arbeitska-      Zentrum. Inspirieren, Partizipieren und
Von der Eingangsseite gesehen, ergibt     binen im Obergeschoss sind umgebaute       Kreieren sind hier nicht nur Schlag-
dies eine inspirierende Sammlung von      Schiffscontainer mit eingesetzten Glas-    worte. Man spürt, wie nah bei der Be-
eben zurückgegebenen Medien, die di-      wänden. Doch alles an dieser Biblio-       völkerung diese Bibliothek ist.
rekt wieder ausgewählt werden können.     thek wirkt einladend. Die Gastfreund-
Die Zeitschriften laden zum gemütlichen   schaft zieht sich durch das ganze Haus,    Barbara Nabulon,
Lesen bei Kaffeeund Kuchen ein, aber es   der Grundsatz ist: Wir vertrauen den       Kornhausbibliotheken Bern

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