Ein Megatrend namens Brennstoffzelle - GLOBAL INVESTOR
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Ein Megatrend namens Brennstoffzelle Die Brennstoffzelle lässt sich als eine „permanent arbeitende Batterie“ beschreiben, die Wasserstoff beziehungsweise Bio- oder Erdgas in Strom und Wärme wandelt. Als Abfallprodukt entsteht Wasserdampf, da dem Wasserstoff Sauerstoff zugefügt wird und somit Energie produziert werden kann. Der Wasserstoff (H2) wird entweder aus fossilen Energieträgern gewonnen oder aber – und das ist die umweltschonendere Variante – durch „grünen Wasserstoff “, der via Elektrolyse aus regenerativen Energiequellen beispielweise Fotovoltaik und Windenergie gewonnen wird. Die Brennstoffzelle findet in sehr unterschiedlichen Produkten und Branchen neue Einsatzmöglichkeiten – angefangen von Brennstoffzellenkraftwerken bis hin zu allen Mobilitätsformen wie Kraft-, Schienen- oder Luftfahrzeuge. Brennstoffzellen werden auch in der Drohnentechnologie genutzt, da sie ein geringeres Gewicht auf die Waage bringen und dabei trotzdem längere Betriebszeiten vorweisen können.
Doch was ist ein Megatrend? Das Wort geht auf den US-amerikanischen Zukunftsforscher John Naisbitt zurück. Der Begriff beschreibt einen längerfristigen und tiefgreifenden Wandlungsprozess auf ökonomischer, politischer, sozialer oder technologischer Ebene. Bevor es jedoch zu einem umwälzenden neuen Megatrend kommt, muss eine neue Technologie erst einmal diverse Höhen und Tiefen in ihrer Entwicklung durchschreiten, dabei technologische Durchbrüche mit temporären Rückschlägen vereinen und Phasen der Hochstimmung mit denen der Resignation verbinden. Dies alles begleitet mit Stimmungen, die von kritisch, optimistisch über pauschal ablehnend bis
hin zur Euphorie reichen. Es lässt sich auch sagen: drei Schritte vor und zwei zurück. „The trend is your friend“ – bis der Zeitpunkt erreicht ist, wo ein Momentum den neuen Trend in Gang bringt. Dieser Zeitpunkt wird als Tipping Point bezeichnet. Die Dauer, bis sich ein neuer Megatrend in seinen Anfängen etabliert hat, kann durchschnittlich 15 Jahre in Anspruch nehmen. Ist der Tipping Point überschritten, geht es indes ganz schnell, weil viele Unternehmen der Branche, beteiligte Player wie auch die Medien bei dem neuen sich entwickelnde Markt und dessen Entwicklung dabei sein wollen und am Erfolg partizipieren möchten. Es winken neue Kunden, Aufträge und neue Märkte eröffnen sich. Es lässt sich schließlich viel Geld verdienen. Neue Investitionen verstärken zusätzlich die Eigendynamik. Was heißt das für die Brennstoffzellentechnologie? Zwischen den Jahren 2001 und 2003 kam es zu einer zwischenzeitlichen Euphorie an den Märkten, was dazu führte, dass Aktien von Branchengrößen wie beispielsweise Ballard Power Systems Inc. sehr hohe Bewertungen erreichten. Doch dem kurzfristigen Stimmungshoch folgte zugleich eine lange Phase der Ernüchterung. Diese reichte bis ins Jahr 2017 hinein. Eine Trendwende ist allerdings in Sicht, denn es kommt an allen Ecken und Kanten der technologischen Weiterentwicklung zu Erfolgsmeldungen. Dennoch geht es in den Diskussionen auch vielmals um Ressentiments und Widersprüche. Imaginäre Ängste gegenüber dem Element Wasserstoff schüren Zweifel an
der Technologie. Und das Thema Elektromobilität steht über allem. Viele Meinungen geben der Batterie den Vorzug, obwohl doch vieles für Kombinationsmodelle spricht. Tesla hat hier Akzente gesetzt und dies lässt sich ja an der Börsenbewertung von über 50 Milliarden US- Dollar ablesen. Es drängt sich mir die Frage auf, ob dem rein batteriebetriebenen Kfz oder doch der Mischform die Zukunft gehört? Elektromobilität ist nicht die Lösung Schlägt man die Zeitung auf, so hat man das Gefühl, dass die Elektromobilität in Ländern wie Deutschland ausschließlich batteriegetrieben ist. Mitnichten: Auch unter Nutzung von Wasserstoff, der mittels Brennstoffzelle in elektrische Energie gewandelt wird, lässt sich ein Elektromotor antreiben. Der Tankvorgang von H2 lässt sich in drei Minuten bewerkstelligen, statt längere Zeiten auf das Laden der Batterie mittels Steckdose zu warten. Zudem gibt es Kombinationsmodelle, wonach Energie aus der Batterie genutzt wird (kleiner Radius) und dann auf Wasserstoff (oder Benzin) umgestellt wird, wenn es um die Langstrecke geht. Parallel wird die Batterie im Gegenzug etwa durch Bremsvorgänge wieder geladen. Die reine Batterielösung ist gekoppelt an eine Reihe von Problemen, denn die Produktion ist zum Beispiel angewiesen auf seltene Metalle wie beispielsweise Kobalt. Dazu erschweren die langen Ladezeiten die Praktikabilität und die Entsorgung ist nach wie vor ein schwieriger Faktor. Für Autofahrer von erheblicher Bedeutung: Ein flächendeckendes H2- Tankstellennetz lässt sich wesentlich schneller verwirklichen, als es bei Stromladestationen der
Fall ist, die mehr Fläche benötigen. In Sachen Nachhaltigkeit bleibt zudem zweifelhaft, ob die Elektromobilität den Königsweg darstellt. In China, als dem größten Markt für batteriegetriebene Elektroantriebe, stammt der Löwenanteil des Stroms aus Kohlekraftwerken, was die Umweltbilanz stark beeinträchtigt. Die Nutzung von Wasserstoff bietet gleich zwei positive Eigenschaften. Zum einen kann die Elektrolyse mithilfe regenerativer Energiequellen grünen Wasserstoff schaffen, zum anderen dient dieser Wasserstoff als idealer Energiespeicher, bis es zur Rückverstromung mittels Brennstoffzelle kommt. Batterien reichen da in ihrer Menge und Kapazität bei Weitem nicht aus. Allein in Deutschland lassen sich 400.000 Kilometer Gasleitungen als Speicher nutzen, wenn der Wasserstoff mit Kohlenstoffdioxid zu Methan verbunden wird und einleitet. Es sprechen viele Gründe für die Brennstoffzelle. Der Druck von Ländern wie China und Japan gibt diesem Trend die notwendige Unterstützung, da damit natürlich alle Kfz-Hersteller – vor allem auch deutsche – gezwungen werden, massiv in die Elektromobilität zu investieren – aber nicht nur in rein batteriebetriebene Antriebssysteme. Was lässt sich daraus für die Börse und Unternehmen der BZ-Branche ableiten bzw. prognostizieren? Eine gute Börsenstory lebt von viel Fantasie, dem Momentum und natürlich dem schwierigsten Einflussfaktor – dem Timing. Die Börse ist ein Antizipationsmechanismus, der Zukunft vorausahnen und in die Kurse und deren Entwicklung im Vorwege –
bevor Fakten geschaffen sind – einspeist. So besagt eine der vielen Börsenweisheiten: „Buy on rumors – sell on facts“. Oder aber auch: „The early bird catches des wurm“. Wer wollte nicht gern in den Anfängen bei Apple, Google oder Facebook dabei gewesen sein, aber gradlinig – ich denke dabei an Apple – ging es nicht. Das Unternehmen musste eine schwierige Phase überbrücken, bis es dann dazu kam, dass ein neues Geschäftsmodell und das iPhone den Unternehmenswert auf einen der vordersten Plätze hievten. Börsennotierte Unternehmen der BZ-Branche liegen nicht nur sehr weit von ihren früheren Höchstkursen entfernt, sondern sind immer noch sehr günstig in Relation zu den mittlerweile eingetretenen technologischen Durchbrüchen und erzielten Meilensteinen. An der Börse hat dieser Megatrend noch nicht wirklich begonnen, aber die Ampeln haben eindeutig von Gelb auf Grün geschaltet.
Am Aktienmarkt gibt es Unternehmen, die es lohnt, genauer unter die Lupe zu nehmen. Wer auf den Zug Brennstoffzelle setzen will, kommt am Weltmarktführer Ballard Power Systems Inc. nicht vorbei. Das Unternehmen ist seit über 30 Jahren in der Entwicklung der Brennstoffzelle und ihren Anwendungen tätig. Über eine Milliarde US-Dollar hat Ballard mittlerweile in die Forschung gesteckt. Das Jahr 2017 könnte das erste Jahr in der Firmengeschichte sein, in dem die Gewinnschwelle überschritten und hohes Umsatz- und vor allem Ertragswachstum generiert wird. Damit wäre die Basis für steigende Aktienkurse gelegt. Das Unternehmen zeichnet sich dadurch aus, dass eine Reihe wichtiger strategischer Partnerschaften eingegangen wurden, produkt- und forschungsbezogen an führender Stelle der ganzen Branche arbeitet, gesunde
Bilanzverhältnisse vorweisen kann, gut gefüllte Auftragsbücher hat und geografisch wie projekt- und partnerbezogen perfekt diversifiziert ist. Das Unternehmen verfügt über ein starkes Standbein in China, wo es Brennstoffzellen-Stacks für Busse produziert. Damit erreicht es aussichtsreiche Skalierungseffekte und Wettbewerbsvorteile, womit nicht nur China, sondern der gesamte Weltmarkt kostengünstig bedient werden kann. Ballard setzt zudem auf Kooperationen: So beliefert das kanadische Unternehmen unter anderem das Partnerunternehmen Plug Power und forciert auch andere Partnerschaften. Ich setze dabei auf Toyota bzw. deren Tochter Toyota Tusho, zu denen auch der weltgrößte Gabelstaplerhersteller zählt. In Sachen Wasserstoff-Drohnen ist das Unternehmen durch die Tochter Protonex bestens aufgestellt. Ein weiterer Akteur ist FuelCell Energy. Das US- Unternehmen baut schlüsselfertige BZ-Kraftwerke, die Strom und Wärme (sowie Kälte) durch Umwandlung von Erdgas herstellen. Zudem verfügt das Unternehmen über wegweisende Technologien. Ein Beispiel dafür ist die Carbon-Capture-Technologie. Zu den Partnern gehören Schwergewichte wie der Ölkonzern ExxonMobil. Dieser betreibt mit FuelCell Energy ein Pilotprojekt. FuelCell Energy könnten aber auch bald Großaufträge winken. Japan hat ausgerufen, im Jahr 2020 eine „Hydrogen- Society“ sein zu wollen – just zum Zeitpunkt der dort ausgetragenen Olympischen Spiele. China legt weiter zu und bringt damit auch deutsche Autobauer unter Druck, sich durch Produktinnovationen einzubringen. Nebenschauplätze können von
Unternehmen wie Apple ausgehen, wenn ein derartiger Konzern BZ-Lösungen auf den Markt bringt, wird die ganze Welt die Technik verstärkt ins Visier nehmen und alle Unternehmen mitziehen, die bereits in diesem Entwicklungsfeld aktiv sind. //
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