Einblicke 2020 - Zusammenrücken Offene Jugendarbeit während der Pandemie - Jugend.win
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Einblicke OFFENE JUGENDARBEIT 2020 WINTERTHUR Zusammenrücken Offene Jugendarbeit während der Pandemie
Inhalt Vorwort Die Corona-Pandemie überraschte uns im In der Krise zeigte sich, wie wertvoll eine gute 4 Vorwort letzten Jahr alle und forderte uns tüchtig he- Vernetzung aller Akteure und die Zusammen- raus. Auch die OJA war davon nicht ausge- arbeit mit Gremien auf kantonaler und natio- 6 MOJAWI nommen. Ihre Struktur mit zehn ehrenamtli- naler Ebene ist. Die professionelle Koordination chen Trägerschaften für insgesamt fünfzehn zwischen den Beteiligten durch die städtische 8 Jugendzentrum Gleis 1B Oberwinterthur Teams schien für den Krisenmodus nicht be- Kinder- und Jugendbeauftragte spielte dabei sonders geeignet. Doch während viele ehren- eine zentrale Rolle. Und nicht zuletzt möchte 10 Jugendinfo Winterthur amtlich geführte Vereine und Jugendver- ich die Arbeit der professionellen OJA-Teams bände ihre Angebote aussetzten, zeigten die würdigen: Ihre Fachlichkeit, Kreativität und 12 Jugendtreff Gutschick Teams der OJA Winterthur eine grosse Flexi- Motivation ermöglichte es, die Winterthurer bilität und passten ihre Angebote immer wie- Kinder und Jugendlichen so gut wie möglich 14 FC Tössfeld der den neuen Anforderungen und Einschrän- durch die schwierige Zeit zu begleiten. kungen sowie den Bedürfnissen der Kinder 16 Jugendarbeit Wülflingen und Jugendlichen an. Es ist mir ein Anliegen, mich bei all jenen zu bedanken, die im vergangenen Jahr unzähli- 18 Midnight Sport in Töss und Gutschick Möglich wurde dies dank der guten Vernet- ge Stunden in die Erstellung und Überarbei- Open Sunday in Töss, Gutschick und Sennhof zung und Zusammenarbeit zwischen der tung von corona-konformen Angeboten und OJA, den Schulen, den Verantwortlichen für Schutzkonzepten gesteckt haben, die sich 20 Jugendhaus Steinberggasse (Juhu) Sport- und Freizeitanlagen und der Stadt- flexibel und engagiert zum Wohl der Jugend polizei. Zudem war der Dachverband offene eingesetzt haben. Dank den Teams, den Trä- 22 Jugendtreff High Five Veltheim Kinder- und Jugendarbeit Schweiz während gerschaften und den städtischen, kantonalen der ganzen Zeit sehr aktiv: Er handelte im und nationalen Kooperationspartnern stand 23 Jugendarbeit St. Urban - Filmbrugg Lockdown im Frühling und nach jedem Lo- das Angebot der OJA Winterthur auch in die- ckerungsschritt mit den Verantwortlichen ser unsicheren Zeit auf einer stabilen Basis. 24 Jugendtreff Sternen Seen des BAG die Rahmenbedingungen im Inte- Vielen Dank dafür! resse der Jugendlichen aus und publizierte 26 Mädchenangebot Jugendtreff Töss jeweils sehr rasch neue Schutzkonzepte. Die Nicolas Galladé Okaj Zürich als kantonaler Dachverband be- Stadtrat, Vorsteher Departement Soziales sprach die Vorgaben jeweils mit den Zürcher Behörden und publizierte Musterkonzepte, die den Teams in Zusammenarbeit mit der Kin- der- und Jugendbeauftragten ermöglichten, auf ihre Verhältnisse angepasste Schutzkon- zepte zu erarbeiten. Die Bedeutung der Offenen Jugendarbeit wurde offiziell anerkannt, als sie im Novem- ber vom Bundesamt für Gesundheit und den kantonalen Behörden als soziale Institution eingestuft wurde, was ihre Möglichkeiten in der Begleitung von Kindern und Jugendlichen deutlich ausweitete.
Zusammenrücken Das OJA-Jahr 2020 begann mit vielen Plänen Die darauffolgende Woche war geprägt von Untereinander vernetzt durch einen Whats- und so wuselig, wie es sich für die Offene Ju- Absprachen mit den zwölf Trägerschaften. App Chat, schwärmten Mitarbeitende aller Die Teams sind gendarbeit gehört. In den offenen Turnhallen tummelten sich an den Wochenenden Kinder Durch die Schliessung der Trefflokale wurden die operativen Konzepte hinfällig. Für viele der Teams aus, um ihre Schützlinge im öffentli- chen Raum zu treffen. So konnten sie in der zusammengerückt, und Jugendliche, die Treffs waren gut be- ehrenamtlichen Vorstände wurde die Füh- ersten Phase grosse Ansammlungen von Ju- haben Verständnis sucht und das Juhu glich einem Bienenhaus. rungsaufgabe zur Überforderung, zumal sie gendlichen auflösen, damit Orte wie der Ska- Die Vorbereitungen für den Meitliaktionstag selbst oft im Rentenalter und von der Pande- tepark und Schulhausanlagen nicht geschlos- entwickelt für Anfang März, den Spielkiosk im Eulachpark und das Kuba 21 Projekt Kuba Stylez liefen mie verunsichert waren und ihre sehr partizi- pative Führung in der Krise weniger geeignet sen werden mussten. Einmal mehr wurden sie zudem zu Pulsnehmerinnen und Pulsnehmern aufsuchende und auf Hochtouren. war. Einige Trägerschaften fanden mit ihren in der jugendlichen Lebenswelt, konnten die digitale Jugendarbeit Als wir den Meitliaktionstag vom 7. März Teams sehr kreative Wege, die Kinder und Ju- gendlichen in ihren Quartieren zu begleiten. Jugendlichen weiterhin begleiten und auf ihre Bedürfnisse eingehen. So lösten die Teams und sich besser zwei Tage davor absagten, befürchteten wir Viele delegierten jedoch die operative Füh- Online-Schooling-Probleme, boten ruhige Ar- kennen und schätzen noch, überreagiert zu haben. Schliesslich sa- rung an die Kinder- und Jugendbeauftragte beitsplätze in leeren Trefflokalen an, halfen hen wir uns mit 130 enttäuschten Mädchen und gaben den OJA-Teams damit die Mög- bei Konflikten im Elternhaus und bei der Lehr- gelernt. und verärgerten Eltern konfrontiert. Als aber lichkeit, sich gemeinsam auf den grundsätz- stellensuche. der Bundesrat am 13. März die Schliessung lichen Auftrag zu besinnen und die Aufgaben der Volksschule verkündete, waren sich alle im Kontext der Pandemie zu definieren. Ab Ende März folgte eine anspruchsvolle Als Organisation hat die OJA von der Pande- Teams und Trägerschaften einig: Öffnungsphase in kleinen, von immer wieder mie profitiert. Die Teams sind zusammenge- Die altbekannten OJA-Fragen wurden einmal angepassten Schutzkonzepten begleiteten rückt, haben Verständnis entwickelt für auf- 1. Wir werden unsere Angebote schliessen, mehr ganz bewusst gestellt: Schritten. Um in jeder Phase allen Spielraum suchende und digitale Jugendarbeit und sich solange die Schulen geschlossen sind. auszunutzen, sich zu koordinieren, Sicherheit besser kennen und schätzen gelernt. • Was heisst es nun, die Kinder, zu gewinnen sowie Ideen und Erfahrungen 2. Wir werden Wege finden, Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen auszutauschen, wurde der regelmässige OJA- Die folgenden Texte zeigen: Die OJA Winter- Jugendliche und junge Erwachsene zu begleiten? Video-Austausch eingeführt. thur ist so bunt und vielfältig wie eh und je. weiter zu begleiten. Sie ist aber auch besser vernetzt und gerüs- • Wie sieht nun ihre Lebenswelt aus? Damit hat es die OJA geschafft, in der Pan- tet, um ihre Gäste aus der Pandemie heraus Und so empfingen am Wochenende vor dem demie eine klare Linie und eine gemeinsame in die wohl veränderte Normalität zu beglei- Lockdown fünfzehn Teams ihre Gäste vor den • Wie erreichen wir sie? Strategie zu entwickeln, ohne die Individualität ten. Einmal mehr werden die Teams dabei Jugendlokalen, erklärten die Situation, be- der einzelnen Angebote zu verlieren. Entstan- Pulsnehmer sein, damit die Stadt so schnell sprachen, wie sie in Kontakt bleiben können • Wie erfahren wir, wie es ihnen geht, den sind digitale Kleingruppenspiele im Wald, wie möglich ein Bild davon hat, was Kinder, und tauschten Telefonnummern und Links was sie brauchen oder ob sie gar ein gemeinsames Sommerferienprogramm Jugendliche und junge Erwachsene nun brau- aus. Ihre Hauptbotschaft: Wir sind weiterhin gefährdet sind? inklusive Beratungs- und Bewerbungscoa- chen, um die Auswirkungen der Pandemie zu für euch da! ching sowie ein gemeinsamer Webauftritt. überwinden und aus ihr zu lernen. • Was brauchen sie, um aktiv, kreativ und gesund zu bleiben? Mireille Stauffer Kinder- und Jugendbeauftragte • Was brauchen sie, um dem Unterricht zu folgen und den Berufswahlprozess trotzdem zu meistern? • Was braucht ihr Umfeld, um diese Krise zu meistern? 4 5
MOJAWI Mojawi koordiniert die Aufsuchende Jugendarbeit Nach dem ersten Lockdown wurde schnell Eine klare Kennzeichnung sollte hier Abhilfe klar, dass die aufsuchende Jugendarbeit die schaffen. Ein Jugendarbeiter mit grafischem einzige Methode war, um mit den Jugendli- Talent zeichnete eine «Ausweis-Vorlage» mit chen real in Kontakt treten zu können. Unter dem OJA-Logo, jemand laminierte die «Aus- Beachtung wichtiger Vorsichtsmassnahmen weise» und eine dritte Person organisierte die wie dem Abstandhalten (damals waren noch Umhänger. Ein weiteres gemeinsames Projekt keine Schutzmasken erhältlich!) empfahl waren kleine Desinfektionsmittel-Flaschen auch der DOJ (schweizerischer Dachverband mit OJA-Kennzeichnung als «Give-Away» für Offene Jugendarbeit) das Aufsuchen (bzw. Jugendliche. die Streetwork). Rückblickend war dieses Enger-Zusammen- rücken in der Krise eine sehr positive Erfah- Zu Beginn ging es rung. Wo sonst im Alltag jeder zuerst sein oft um die Haltung, eigenes Gärtchen bzw. den einen Jugend- treff beackert, zwang uns die Pandemie zur mit der wir den engen Zusammenarbeit. Im Alltag und auch an den Wochenenden waren wir durch einen Jugendlichen im rege genutzten Chat verbunden. So halfen öffentlichen Raum A wir uns gegenseitig auf den Rundgängen aus, tauschten uns aus über Erlebtes und Gesprä- J gegenübertraten. OJA che mit den Jugendlichen und koordinierten O die Einsätze. Wir waren stets informiert, wel- cher Treff gerade was anbot, wo die Jugend- Nun standen die Winterthurer Jugendtreffs lichen Unterstützung bei Bewerbungen holen auf einmal vor der Herausforderung, ihre Kli- konnten oder wo ein Graffitiworkshop statt- entel draussen im öffentlichen Raum, also in fand. Durch den intensiven Informationsfluss ihrer eigenen Welt, zu besuchen. Die jahrelan- untereinander konnten wir die Kinder und Ju- ge Erfahrung der Mojawi in diesem Bereich gendlichen optimal informieren und gemein- war gefragt und daher übernahmen wir ger- sam begleiten - auf der Strasse und in den OJA ne die Koordination und fachliche Begleitung. Parks statt im Jugendtreff. Durch regelmässige Zoom-Meetings ent- Beat Sutter OJ stand ein Fachaustausch rund um die Aufsu- Mobile Jugendarbeit Winterthur chende Jugendarbeit, eine On-the-Job-Wei- terbildung oder vielleicht eher ein Crashkurs. Zu Beginn ging es oft um die Haltung, mit der wir den Jugendlichen im öffentlichen A Raum gegenübertraten. Wie konnten wir die Jugendlichen auf die Corona-Regeln sensi- bilisieren, ohne als (polizeilicher) Ordnungs- dienst wahrgenommen zu werden? 6
Jugendzentrum Gleis 1B Oberwinterthur Ein anspruchsvolles, aber auch lehrreiches Jahr Unsere Corona-Geschichte beginnt mit Dra- Im April meldeten sich plötzlich viele arbeits- Anfang Juni konnten wir endlich den Jugend- Das Jahr 2020 war für unser Team ein an- gan. Der Oberstufenschüler sprach uns Mitte lose junge Erwachsene bei uns. Sie brauchten treff wieder öffnen. Ebenfalls mit Schutz- spruchsvolles, intensives, aber auch lehrrei- Februar 2020 auf eine gefährliche Krankheit Hilfe. Die Schalter der Ämter waren geschlos- konzept und zum Bedauern der Gäste ohne ches Jahr. Wir haben gelernt, dass ein Team aus China an. Er habe Angst, dass die Seu- sen. Wer eine Dienstleistung brauchte, muss- Hot-Dogs und Süssigkeiten. Es kamen weni- mit guter Teamkultur auch schwierige Situati- che auch in die Schweiz komme. Unser Team te am Onlineschalter mit Kreditkarte bezahlen ger Jugendliche als erwartet, denn die be- onen meistern kann. In der Arbeit mit Kindern, reagierte, wie Erwachsene reagieren, wenn oder sich mit mehrseitigen Papierformularen hördlich vorgeschriebene Kontaktdatenerfas- Jugendlichen und jungen Erwachsenen ha- Jugendliche sich fürchten: Bestimmt bleiben herumschlagen. Das überforderte unsere Kli- sung war bei den Jugendlichen nicht beliebt. ben wir mehr Zeit für persönliche Gespräche wir verschont. China ist ja weit weg und die entinnen und Klienten. Wir vereinbarten per- Trotzdem nutzten rund zwanzig Jugendliche gewonnen, weil Veranstaltungen annulliert Krankheit ist sicher nicht so ansteckend, wie sönliche Einzeltermine im Jugendzentrum. regelmässig die Möglichkeit, sich ausserhalb wurden. Und obwohl die digitalen Medien für man meint. Wenige Wochen später wurden in Insgesamt setzten wir im Jahr 2020 drei Mal von Schule und Familie zu treffen, Billard zu Jugendliche nach wie vor wichtig sind, haben der Schweiz alle Schulen, Läden und Freizeit- so viel Arbeitszeit für Beratungsgespräche spielen und Musik zu hören. wir in diesem Jahr auch gelernt, dass Whats- einrichtungen geschlossen, die Armee wurde ein wie im Vorjahr. App, Instagram und TikTok echte Begegnun- mobilisiert, in Italien starben Tausende und Mitte Juni begannen wir mit den Vorberei- gen nicht ersetzen können. auch unser Team hatte nun Angst. tungsarbeiten zur Eröffnung des Spielkiosks Im Jahr 2020 im Eulachpark. Eine anspruchsvolle Aufgabe! Wie die Zukunft unserer Offenen Kinder- und In der ersten Phase des sogenannten «Lock- downs» trafen wir uns regelmässig zu Team- setzten wir drei Mal Wie organisiert man einen Betrieb mit Hun- derten von Gästen im Alter von drei bis neun- Jugendarbeit nach Corona aussieht, wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Wir sitzungen. Es war uns wichtig, in der Krise so viel Arbeitszeit zig Jahren und hält alle vorgeschriebenen möchten nicht so schnell wie möglich zu den handlungsfähig zu bleiben. Wir erarbeiteten Schutzmassnahmen ein? Wir planten, bauten bisherigen Formen zurückkehren, sondern ge- ein Notfallkonzept und organisierten Stellver- für Beratungs- um, kauften Material und schrieben Schutz- meinsam mit den Kindern und Jugendlichen tretungen bei krankheitsbedingten Ausfällen. Mit kurzen Instagram-Clips informierten wir gespräche ein wie konzepte. Nach einer kurzen Sommerferi- enpause öffnete der Spielkiosk Eulachpark aus dem Quartier herausfinden, was es nun braucht. Die Welt und die Gesellschaft haben die Jugendlichen über den aktuellen Stand im Vorjahr. am 19. August 2020 seine Türen. Trotz vieler sich in den vergangenen Monaten stark ver- der Dinge. Im Jugendarbeitsteam entstand neuer Regeln verlief der Betrieb fast wie frü- ändert. Wenn wir den professionellen Ansatz in dieser Zeit eine Kultur der Achtsamkeit. Wir her. Fröhliche Kinder, zufriedene Eltern, coole einer «lebensweltorientierten Jugendarbeit» standen in telefonischem Kontakt und schau- Ende April fand mitten im «Lockdown» unse- Teenager – und ja, man stand jetzt halt ein- ernst nehmen, müssen wir die veränderte ten gut darauf, dass die Sorgen der einzel- re traditionelle Frühlingsputzwoche statt. Ein fach hinter gelben Bodenmarkierungen oder Welt in unsere Konzepte einbeziehen. nen Teammitglieder ernst genommen wer- Stück Normalität, das unserem Team, aber Plexiglasscheiben. Und man desinfizierte sich den. Forderungen nach medienwirksamem auch den teilnehmenden Jugendlichen, wohl die Hände. Einen kleinen Dämpfer gab es für Peter Marti «Krisenaktivismus» widersetzten wir uns so tat. Als am 11. Mai 2020 die Schulen wieder Team und Gäste mit der Einführung der Mas- Jugendarbeiter, Gleis 1B gut wie möglich. Uns war es wichtig, zuerst öffneten, organisierten wir zwei Mal in der kenpflicht. Aber auch diese Hürde meisterten hinzuhören und dort Hilfe anzubieten, wo sie Woche einen Mittagstisch. Unser Ziel war es, wir ohne grössere Probleme. Fast alle Gäste wirklich gebraucht wird. die Familien im Quartier zu entlasten. Um den hielten sich gut an die Schutzmassnahmen Mittagstisch durchzuführen, brauchten wir ein und wir mussten nicht – wie anfänglich be- Schutzkonzept und so begann im Jugendzen- fürchtet – «Coronapolizei» spielen. Weil es trum die Phase der Gummihandschuhe, Ple- so gut klappte, verlängerten wir die Spielki- xiglasscheiben und Desinfektionsmittel. Bald osksaison bis Ende Oktober. hingen auch bei uns an allen Wänden bunte Plakate in wöchentlich wechselnden Farben mit ausgeklügelten Piktogrammen. 8 9
Jugendinfo Winterthur Digitalisierte Jugendarbeit während der Pandemie Wir haben einen Plan Lockdown! Folgendes ist entstanden: OJA-Kommunikation Im Januar 2020 hatten wir bei der Jugendinfo Covid-19 hat diese Pläne vereitelt. Der Virus Die Jugendinfo sammelte fortlaufend die ak- einen Plan für das neue Jahr: digitale Kommu- hat das gewohnte Wechselspiel zwischen Telefonberatung und physische tuellen Öffnungszeiten und Angebote der OJA nikation nutzen, um Menschen zu vernetzen. digitaler Kommunikation und physischen Präsenz an der Wartstrasse und publizierte diese auf der Website, in der Kulturstifter bringt Jugendliche und Kultur- Begegnungen jäh unterbrochen. Was nun? Die Jugendinfo hat die Telefonpräsenz stark Jugendapp und in den Sozialen Medien. Ins- betriebe zusammen. IT-Kurse für Seniorinnen Während des Lockdowns hat die Jugendinfo erhöht. Seniorinnen und Senioren erreichten besondere in den Sommerferien 2020 hat die und Senioren durchgeführt von Jugendlichen intensiv mit anderen Jugendarbeitenden di- Claudia Reyes im Home-Office nach Möglich- Jugendinfo eine Kampagne für das Sommer- fördern den Generationendialog. Jugendliche gital nach Lösungen gesucht. Täglich trafen keit von Montag bis Freitag per Telefon an- programm der OJA durchgeführt für die Ju- und Politikerinnen und Politiker tauschen sich wir uns per Telefon, Zoom, Jitsi-Meet, Big- statt nur am Mittwoch und Donnerstag. Vor gendlichen, deren ursprüngliche Ferienpläne via Jugendapp und an persönlichen Treffen BlueButton, Whatsapp-Konferenzen, Skype allem für viele der Seniorinnen und Senioren ins Wasser fielen. aus. In den Jugendtreffs verknüpfen wir Be- usw. Entstanden sind Challenges, digitale war die Beratung per Telefon eine wichtige ziehungsarbeit mit Medienpädagogik. Ju- Beratung, Live-Streams und Treffen mit Ju- Stütze. Die Jugendlichen schätzten es zu- Waldspiel gendberatung findet per Chat statt und bei gendlichen per Video-Call. Die Jugendarbeit dem sehr, unter Einhaltung des Schutzkon- Der Wald hat in der aktuellen Situation bei komplexeren Problemen beraten wir Jugend- hat Flexibilität und Kreativität bewiesen. zepts auch persönlich bei uns vorbeikommen der Freizeitgestaltung von Jugendlichen an liche an der Wartstrasse. zu können. 2020 hatte die Jugendinfo daher Bedeutung gewonnen. Wie sollten sich Ju- Das grosse digitale Gähnen mehr Besucher*innen als in anderen Jahren. gendliche im Wald richtig verhalten? Wo sind Gefolgt ist aber bald Ernüchterung. Rein di- die schönsten Ecken? In der smartphone-ge- Während des gitale Treffen sind ein armseliger Ersatz für Nachbarschaftshilfe steuerten Schnitzeljagd lernten die Spielen- Lockdowns hat die persönliche Begegnungen. Nachhaltig Be- ziehungen zu pflegen ist digital anstrengend Ergänzend zur Jobbörse hat die Jugendinfo im Frühling in Kooperation mit der Pro Senec- den in Gruppen auf unterhaltsame Weise den Winterthurer Wald kennen. Sie konnten dank Jugendinfo intensiv und meist nicht nachhaltig. Erst in der Wech- tute eine Vermittlungsplattform für freiwilli- Smartphone selbstständig die Spielstationen selwirkung mit dem «echten» Leben kann di- ge Jugendliche lanciert. Jugendliche erledig- im Lindberg-Wald besuchen. Vor Ort lernten sie mit anderen gitale Kommunikation ihr Potenzial entfalten. ten für Seniorinnen und Senioren und andere spielerisch den Wald, die Pflanzen und die Tiere Jugendarbeitenden Digitalisiert physische Angehörige von Risikogruppen kostenlos die Einkäufe. Dies war insbesondere vor der Ein- und ihre Gewohnheiten und Beürfnisse kennen. Für Schulklassen bot die Jugendinfo Begleitung digital nach Begegnungen ermöglichen führung der Maskenpflicht in den Lebensmit- an. 18 Klassen haben davon profitiert. Lösungen gesucht. Bald fand daher ein Umdenken statt. Wir setzten digitale Mittel nicht mehr als Ersatz telgeschäften ausserordentlich wichtig. Hier zeigte sich eindrücklich, dass viele Jugendli- Rafael Freuler für reale Treffen ein. Stattdessen nutzten wir che während der Pandemie etwas Nützliches Jugendinfo Winterthur digitale Formate für Covid-19-kompatible beitragen und sich für die Risikogruppe im reale Begegnungen sowie für Angebote, die freiwilligen Rahmen engagieren wollten. Nor- auf die sozialen Herausforderungen der Pan- male Sackgeldjobs waren mit Schutzkonzept demie reagieren. ebenfalls möglich. 10 11 Illustration: Waldspiel im Jugendapp
Jugendtreff Gutschick Raus aus dem Quartier Das Gutschick-Team hat in dieser schwieri- Das Projekt ist eine wertvolle Art, die Lebens- gen Zeit aus der Not eine Tugend gemacht. welt der Kinder, Jugendlichen und Familien zu Eigentlich entstand die Idee des Projekts erweitern und die Eltern mit ins Boot zu neh- «Raus aus dem Quartier» schon vor der Pan- men. Über einen WhatsApp-Gruppenchat demie. In einem von der Stadtentwicklung ge- werden die Eltern mit Infos und Bildern in das leiteten Analyseprozess wurde uns allen klar, Projekt einbezogen, manchmal begleiten sie dass viele Kinder, Jugendliche und Familien uns auch. die Stadt, den Kanton und die Schweiz kaum kennen. Der Gutschick ist ihre Lebenswelt, da- rüber hinaus ist ihnen die Schweiz so fremd, Wie im Winter der dass schon eine Lehrstelle in einem anderen Stadtkreis nur zögernd angenommen wird. kürzeste Tag einmal Um den Kindern, Jugendlichen und Familien zu Ende gehen muss Perspektiven ausserhalb des Quartiers auf- zuzeigen, sammelten wir Ideen unter dem Titel und die Sonne «Raus aus dem Quartier». Als wir nach dem Lockdown im Mai zunächst nur mit Kleingrup- einen neuen Weg pen bis fünf Kinder oder Jugendliche arbeiten einschlägt, so durften, bekam «Raus aus dem Quartier» plötzlich Flügel. müssen auch unsere Wege manchmal Wir machten es uns zur Aufgabe, den Kin- dern aus der Unter- und Mittelstufe mit Akti- die Richtung ändern. vitäten im Aussenbereich und weg von ihrem gewohnten Umfeld Abstand zu ihrem Alltag und Erfahrungen ausserhalb ihres Quartiers «Raus aus dem Quartier» ist keine klassische zu ermöglichen. In Zusammenarbeit mit einer Offene Jugendarbeit, sondern eine gezielte Naturheilpädagogin und ihren Eseln konnte Intervention mit enormem Potenzial. Wie im ein buntes Programm für die Kinder auf die Winter der kürzeste Tag einmal zu Ende ge- Beine gestellt werden. Mit den Eseln ergrün- hen muss und die Sonne einen neuen Weg den die Kinder die Wälder und die Natur auf einschlägt, so müssen auch unsere Wege eine andere Art. Jeweils einmal pro Woche manchmal die Richtung ändern. am Mittwochnachmittag machen wir mit den Kindern und Jugendlichen mit unterschied- Mehmet Dagli lichsten Fortbewegungsmitteln Ausflüge, sei Jugendtreff Gutschick es mit den Velos in den Eulachpark, zu Fuss den Eschenbergwald entdecken oder mit dem Zug an den Rheinfall. Auch in Zürich waren die Kinder, um im WOW-Museum von Illusio- nen verzaubert zu werden und an der Limmat zu picknicken. 12 Illustration: WOW-Museum, Zürich
FC Tössfeld Zeit und Präsenz neu denken Der FC Tössfeld wurde im letzten Jahr, wie Zunächst versuchten wir es mit einer Whats- Seit sich nun die Coronaregeln eingespielt Mitten in der Krise hat der FC Tössfeld im alle anderen im Freizeitbereich, von der Coro- App-Gruppe mit mit allen Trainerinnen, Trai- haben und nicht mehr wöchentlich neue Sommer 2020 einen neuen Präsidenten erhal- nakrise überrascht. Damit entstanden neue nern und Vorstandsmitgliedern. Immer wieder Vorgaben auf uns zukommen, nutzen wir ten. Martin Zgraggen löste den langjährigen Aufgaben und andere Ansprüche. Für einen wechselnde Schutzkonzepte brauchten ein die Zoomsitzungen, um Themen zu bespre- Präsidenten Thomas Dürsteler ab und über- nur durch Freiwillige geführten Verein war engmaschigeres Controlling. Die Trainerin- chen, die schon vor Corona unter den Nägeln nahm mitten im Lockdown das Zepter. Gleich- das eine enorme Herausforderung, zumal die nen und Trainer mussten die Tracing-Listen brannten. Der Vereinsvorstand, die Trainerin- zeitig zitterten wir alle und waren erleichtert, Kommunikation ohne physische Treffen funk- und Meldungen von Coronafällen weiterge- nen und Trainer und ich als Troubleshooter als der Gemeinderat den Bau unseres neuen tionieren musste. Wir hätten nun einfach alles ben. Das bewährte sich aber nicht, denn die sind dadurch näher zusammengerückt. Wir Garderobengebäudes bewilligte. absagen können, wie es viele Freiwilligenor- Verantwortlichen konnten den Frust, die Wut besprechen Probleme und Unsicherheiten, ganisationen aus Überforderung taten, aber und die Verständnisfragen der Trainings- helfen einander aus, verstehen die Sichtwei- das kam für uns nicht in Frage. leitenden auf diesem Weg nicht genügend sen der anderen und wie Regeln zustande Wir alle waren Die Corona-Massnahmen haben sich in ge- abfangen. kommen. Allen ist klar, welche Aufträge wer gerade für den FC Tössfeld bearbeitet, jede erleichtert, als der wissen Phasen wöchentlich geändert, die Also begann ich, eine wöchentliche Zoomsit- und jeder kann mir schnell sagen, wo Hilfe Gemeinderat den freiwillige Arbeit, aber auch das Privatleben zung einzuberufen. Schnell bürgerte es sich gebraucht wird: Kinder und Jugendliche, die beanspruchten viel mehr Aufmerksamkeit, ein, dass sich alle ganz selbstverständlich plötzlich nicht mehr ins Training kommen, El- Bau unseres neuen weil überall die gewohnten Abläufe fehlten. Die Krise musste zuerst verstanden und täg- einloggten, einfach von da, wo sie sich gera- de befanden: die einen daheim beim Kochen tern, welche die Beiträge nicht bezahlen kön- nen, Mannschaften, die eine ungute Dynamik Garderobengebäudes lich bewältigt und die Corona-Massnahmen oder beim Kinder hüten, auf der Heimfahrt entwickeln und Trainingsleitende, die aus per- bewilligte. und die neuen Regelungen an die zuständigen von der Arbeit im Stau, im parkierten Auto sönlichen Gründen ausfallen oder weniger Trainer, Trainerinnen und Eltern weitergeleitet oder beim Einkaufen... Alle nahmen an diesen leistungsfähig sind. Eine fortlaufende und in- werden. Wir standen neuen Zeitdimensionen Zoomsitzungen teil. tensive Kommunikation ist der Schlüssel für Es war eine intensive Zeit, die wir meisterten, gegenüber und alle anderen Themen ausser so manches Problem. weil wir alle zusammen den Kindern unbe- Corona bekamen eine tiefere Priorität. Wir dingt weiterhin Trainings ermöglichen woll- mussten Wege finden, um rasch und effizient Eine fortlaufende ten und weil der Austausch im Verein nun für zu kommunizieren und allen neuen Herausfor- derungen gerecht zu werden. und intensive alle Parteien besser funktioniert. Neben allen Einschränkungen hat uns Corona mit den Kommunikation ist Zoom-Meetings eine neue Perspektive eröff- net, um Zeit und Präsenz neu zu denken und der Schlüssel für so zu definieren. manches Problem. Mehmet Dagli Projekt FC Support So schafften wir es durch all die Restriktionen und Lockerungsschritte, den Jugendlichen und Kindern weiterhin einen Trainingsbetrieb anzu- bieten. Wir konnten die Trainerinnen und Trai- ner dabei dicht begleiten, ihnen Sicherheit ver- mitteln und fortlaufend von den Erfahrungen aller profitieren. 14 15
Jugendarbeit Wülflingen Kleine Lichtblicke per Briefpost Regen tropft auf meinen mit Briefen vollge- packten Rucksack. Ob der Inhalt wohl schon Social Distancing «Alle Angebote der Villa YoYo, der reformier- ten Kirche und des Familienvereins fallen in Mit diesem an aufgeweicht und die Druckertinte verschmiert ist Pflicht und nächster Zeit aus. Und da ihr nicht zu uns und für sich sehr ist? Weiter geht die Fahrt rund um Wülflin- gen und Veltheim, denn noch heute müssen doch müssen wir kommen könnt, kommen wir, in Form eines Überraschungsbriefs, jede Woche zu euch.» altmodischen und alle Briefe bei den Kindern und Jugendlichen zusammenrücken. So heisst es im ersten Schreiben an die jungen völlig analogen ankommen. In diesem Moment bemerke ich, Menschen aus Wülflingen und Umgebung. dass ich schon zum zweiten Mal an der glei- Über hundert Briefe sind es, die wöchentlich Konzept treffen wir chen Strassenecke vorbeifahre. Es ist doch nicht so leicht, den Fahrradkurier in einem Ich starre auf das Mosaik im Bildschirm, be- stehend aus vier hellen Köpfen, die mir alle zusammengestellt werden. Jeder Brief ent- hält jeweils eine Geschichte, eine Bastel- und den Nerv der Zeit. fremden Quartier zu spielen. etwas ratlos erscheinen. Trotzdem sind nun Kochidee, ein Rätsel und eine Spielidee, die Ideen gefragt an dieser ersten Onlinesitzung aber dem jeweiligen Alter der Kinder und Ju- Die Post aus Wülflingen geht nach sechs Brie- Vier Wochen zuvor: Der Bundesrat verhängte der Jugendarbeit in Wülflingen. Social Dis- gendlichen angepasst sind. Uns ist es wichtig, fen zu Ende. Was als spontaner Versuch be- die Notlage und verkündete den Lockdown. tancing ist Pflicht und doch müssen wir zu- dass der Inhalt der Briefe nicht nur konsumiert ginnt, mit den jungen Menschen der Gemein- Wir erinnern uns wohl alle an den März des sammenrücken. Welch ein Widerspruch und wird, sondern dass er vor allem Kreatives und de in Kontakt zu bleiben, entwickelt sich zu letzten Jahres, als sich das Leben in weiten was für eine Herkulesaufgabe! Gilt es doch, Interaktionelles beinhaltet. So können uns die einem erfolgreichen Projekt. Ein Projekt, das Teilen des Okzidents grundlegend veränderte. das Herzstück unserer Arbeit, nämlich den di- Kinder beispielsweise Zeichnungen und Briefe nur in der Gemeinschaft entstehen konnte. rekten und persönlichen Kontakt mit den Ju- zukommen lassen, die dann an Senioren ge- Allein deshalb erreichte es die Beweglichkeit, gendlichen, zu ersetzen. Verschiedene Ansät- schickt werden – als kleiner Lichtblick, wenn um in diesen Zeiten den Spagat zwischen ze werden diskutiert und wieder verworfen. man zuhause bleiben soll. Die knapp zwei- physischer Distanz und menschlicher Nähe Doch gemeinsam entsteht aus der Ratlosig- hundert Kinder und Jugendliche bekommen zu schaffen. keit ein Projekt, das stetig wächst und später Handfestes und nicht noch mehr digitalen Früchte tragen wird. Überfluss. Ich, als Praktikant der Jugendar- Janosch Keller beit, werde zum Velokurier, der jeden Brief bei Praktikant, Jugendarbeit Wülflingen jedem Wetter austrägt. Mit diesem an und für sich sehr altmodischen und völlig analogen Konzept treffen wir den Nerv der Zeit. Kinder schreiben uns zurück, Eltern rufen an, um uns zu danken und auf den Rundgängen im öf- fentlichen Raum treffen wir Jugendliche, die sich schon freuen auf die nächste Jugi-Post. 16 17
Midnight Sport in Töss und Gutschick Open Sunday in Töss, Gutschick und Sennhof Offene Turnhallen Das Jahr 2020 startete gut und wir hatten Die Teams, bestehend aus ein bis zwei Pro- bis zum 7. März 2020 Normalbetrieb. Danach jektleitenden, einem Senior Coach und fünf erreichte Covid-19 auch uns und wir waren bis sieben Junior Coaches, rückten in dieser gezwungen, die Türen zu schliessen. Was da- Zeit näher zusammen und stellten sich fle- nach kam, war stetiges Abtasten… Was dür- xibel und zuverlässig den stetig wechseln- fen wir? Wann dürfen wir, zu welchen Bedin- den Arbeitsverhältnissen vor Ort: Altersbe- gungen und für welche Zielgruppe dürfen wir schränkung unter 16 Jahre, Durchsetzen der aufmachen? Dies war dann Woche für Wo- Maskentragepflicht, Hygienemassnahmen in che unsere Herausforderung: Schutzkonzept der Halle, fortlaufende Schutzkonzeptanpas- überprüfen, überarbeiten, alle Junior Coaches sungen und reduzierter Einlass von maximal und Teilnehmende wieder neu instruieren... vierzig Personen von Mai bis Juli. Wegen der Pandemie mussten wir Speziale- Wir waren stetig vents, beispielsweise das Tössemer Fussball- bemüht, den Kindern turnier, die Schulung der Junior Coach Teams oder auch alle Teamanlässe, absagen oder und Jugendlichen verschieben. Dieses spezielle und anspruchs- volle Jahr 2020 war deshalb sehr ruhig, die so viel Raum für Anzahl Teilnehmer und Teilnehmerinnen be- Bewegung, stimmt durch die zahlenmässige Beschrän- kung erlaubter Personen in der Halle und nicht Begegnung und durch das Interesse der Teilnehmenden. Die Sport zu bieten, wie Kinder und Jugendlichen, denen wir Einlass gewähren konnten, freuten sich und schätz- wir durften. ten es sehr, einen Platz zum Spielen und Verweilen zu haben. So war die Stimmung friedlich und es kam zu keinen nennenswer- Wir, also die Projektleitenden, Senior Coa- ten Zwischenfällen unter den Kindern und Ju- ches und Junior Coaches, waren stetig be- gendlichen. müht, den Kindern und Jugendlichen so viel Raum für Bewegung, Begegnung und Sport Die Midnight- und Open-Sunday-Teams freu- zu bieten, wie wir durften. Wir passten unsere en sich auf die nächste hoffentlich unbe- Schutzkonzepte immer wieder an und auch schwerte Saison. die Jüngsten oder die Rebellischsten unserer Junior Coaches trugen konsequent und ohne Besnik Karakushi Murren Masken. So schafften wir es, trotz der Midnight Sport Töss beiden Lockdowns in Töss an 16 statt wie normalerweise an 24 Abenden zu öffnen und in Gutschick und in Sennhof an 15 statt 18 Nachmittagen oder Abenden. 18 Illustration: Coaches, Midnight Sports Töss
Jugendhaus Steinberggasse (Juhu) «Wir sind nun alle Farbige» «Was ist los? Wo sind die Jugendlichen?» Wir hingegen setzten um, was uns der Juhu- Wir hielten telefonischen Kontakt zu den Ju- Kurz: Wie alle passten auch wir uns immer Natürlich war es dem guten alten Juhu- Geist in seiner Weisheit empfohlen hatte. Und gendlichen. Fragten nach, wie es ihnen geht wieder an, so gut es eben ging. Doch es gibt Geist aufgefallen, dass seit Tagen was nicht dies mit dem Ziel, möglichst den Kontakt mit und ob sie Unterstützung bräuchten. Und im nichts Schlimmeres als ein Jugendhaus ohne stimmte. So lebt er doch seit über fünfzig den Jugendlichen zu halten. Wir machten Sinne des Juhu-Geistes passten wir auch un- oder mit nur wenigen Jugendlichen. So möge Jahren in den altehrwürdigen Mauern der Rundgänge in der Innenstadt. So kam es, dass sere Angebote an. So schufen wir «Büroplät- doch der Berg bald wieder zum Propheten Steinberggasse 31. Er war besorgt. Das merk- wir in der Nähe des Bahnhofs eine kleine Grup- ze». Dies im Wissen, dass nicht alle Jugend- kommen. ten wir an seiner Stimme. «Covid-19, lieber pe Juhu-Stammgäste gemütlich beim Feier- lichen zu Hause über eine gute technische Juhu-Geist. Die Pandemie macht uns Men- abendbier trafen. Sie sind alle in einer Lehre. Infrastruktur für Homeoffice verfügen. Ein Team schen das Leben verdammt schwer im Mo- Jugendlicher nutzte das Angebot, um an den Jugendhaus Winterthur ment.» «Zum Glück bin ich kein Mensch.» Schulstunden der Berufsschule per Videochat Falsche Antwort im falschen Moment. «Spar «Mein Betrieb ist teilnehmen zu können. Er hatte im Juhu eine dir bitte deine zynischen Bemerkungen. Hilf uns lieber beim Nachdenken, was wir tun geschlossen. Ich viel bessere Verbindung als zu Hause. sollen», fordern wir ihn auf. «Kennt ihr Fran- habe einen Tag pro Wir boten auf Wunsch Einzelgespräche an cis Bacon?», fragt der Geist. Bacon? Speck? und konkrete Unterstützung, zum Beispiel Grübeln im Team. «Er war ein englischer Jurist Woche Schule über bei den Hausaufgaben. Und wir schufen eine und Philosoph. Im Jahr 1625 schrieb er den Essay ‹Of Boldness›.» Der Juhu-Geist macht Videokonferenz.» «Jobbörse» für Arbeiten, die im Haus zu er- ledigen waren. Ein beliebtes Angebot, um sich es immer gerne spannend. «Es ist wirklich ein Sackgeld zu verdienen. nicht der geeignete Moment für so Spielchen, lieber Geist.» «Gut, ich sage es euch, ich bin Ahmed als Koch: «Mein Betrieb ist geschlos- ja nett. Im Essay ist zu lesen: ‹If the mountain sen. Ich habe einen Tag pro Woche Schule Doch es gibt nichts will not come to Mohammed, Mohammed will go to the mountain›. Denkt darüber nach und über Videokonferenz.» Valon hingegen arbei- tet auf dem Bau. Er lernt den Beruf als Hei- Schlimmeres als ein lasst den Kopf nicht hängen. Ich melde mich zungsinstallateur: «Bei uns ist es gar nicht Jugendhaus ohne wieder.» Und weg war er. möglich, den Sicherheitsabstand einzuhal- ten», beklagt er sich. Valon ist verunsichert. oder mit nur wenigen «Kennt ihr Francis Es steht in seinem Gesicht geschrieben. Si- mon macht seine Lehre in einer Metallbear- Jugendlichen. Bacon?», fragt der beitungsfirma. Die ganze Belegschaft ist in feste Teams eingeteilt worden, um die Kon- Geist. Bacon? Speck? takte zu reduzieren. Und jede Gruppe ist mit verschiedenfarbigen Badges versehen wor- Grübeln im Team. den. «Alle dürfen nur mit Gleichfarbigen zu- sammen sein, alle Andersfarbigen sind strikt zu meiden», erzählt uns der junge Mann und grinst breit über sein stark pigmentiertes Ge- sicht. Lachend fügt er hinzu: «Wir sind jetzt alle Farbige.» 20 21
Jugendtreff High Five Veltheim Jugendarbeit St. Urban - Filmbrugg Jugendarbeit im Gärtli Hungrig nach Begegnung Nach einer zweimonatigen Zwangspause Besagtes Gärtli hat einiges zu bieten: Pizza- Soll ein Feuerzeug, eine alte Fotokamera oder Dass wir das Treffen per Zoom geplant hat- durften wir im Juni endlich wieder analog und Ofen, Grillstelle, Hängematte usw. Und zu un- eine Sekte eine wichtige Rolle im Film spielen? ten, bedauerte eine Mutter sehr. Sie fragte uns live Jugendarbeit betreiben. serem Vorteil finden die Corona-Viren keine Rund fünfzig Jugendliche und junge Erwach- an, ob es nicht möglich wäre, in Kleingruppen guten Bedingungen, um sich zu verbreiten. sene suchten in Gruppen je fünf Gegenstände in separaten Räumen zusammenzukommen oder Personen, und dies waren die drei Favo- und dann die Ergebnisse online zu teilen. Denn Durch einen So verbrachten wir die Sommersaison mit riten, die nach der ersten Abstimmung vorne die Jugendlichen seien sehr hungrig nach Be- glücklichen Zufall Meitli- und Ladiestreff die erste Zeit vor allem im Gärtli. Die Girls waren alle happy, dass sie lagen. Schlussendlich machte die alte Fotoka- mera das Rennen. Drei Filmteams begannen gegnungen und lebhaftem Austausch. Doch weil das erste Vorbereitungstreffen davon konnten wir in ein sich wieder treffen durften. Wir hatten auch nun, den roten Faden ihrer Geschichte rund lebt, dass sich Teilnehmende und Leitende immer etwas zu tun: Gärtnern, grillieren, spie- um die alte Kamera zu spinnen. Eigentlich ein mischen und gemeinsam die Weichen für die schönes Gärtli len, quatschen… Nach zwei Monaten ohne ganz normaler Start für unser Videoprojekt Drehbücher stellen, waren uns leider die Hän- direkt neben der Schule gab es für die Girls schliesslich auch einiges zu besprechen und aufzuarbeiten. Am Filmbrugg, doch etwas war anders: Alles ge- schah online. de gebunden. Gruppen mit Teilnehmenden über der Altersgrenze von fünfzehn Jahren Villa Erb auf dem Feuer mit Schlangenbrot kamen die Gesprä- liessen die damaligen Schutzmassnahmen Wolfensberg che immer schnell in Gang. Dass wir das nicht zu. ausweichen. Das Gärtli entpuppte sich als super Ort, um Treffen per Zoom Die zum Teil im Wochentakt ändernden Re- wieder in die analoge Arbeit mit den Jugend- geln forderten eine hohe Flexibilität bei der lichen einzusteigen. Sogar nach den Herbstfe- geplant hatten, Gestaltung der weiteren Anlässe und kurzfris- Doch zu Beginn herrschte noch eine gewisse rien konnten wir es noch ein bisschen nutzen, tiges Umorganisieren. Das Leitungsteam traf Unsicherheit. Inwieweit sollten wir uns über- da die Temperaturen ein Weilchen angenehm bedauerte eine sich mehrmals mit unterschiedlichen Online- haupt in Innenräumen aufhalten? Was wäre ein geeigneter Ort, um wieder anzufangen? blieben. Mutter sehr. Tools. Den Regiekurs konnten wir dank einer kleineren Gruppe und grösseren Räumen in Durch einen glücklichen Zufall konnten wir in Pamela Blöchliger Präsenz durchführen. Die Lockerung für das ein schönes Gärtli direkt neben der Villa Erb Jugendtreff High Five Veltheim Alter bis zwanzig Jahre ermöglichte einen auf dem Wolfensberg ausweichen. Filmabend zum Thema «alte Fotokamera» mit Begegnungen vor Ort. Und am zweiten Das Gärtli wird von der Kirchgemeinde ge- Vorbereitungstreffen besprachen die drei pachtet und durch eine Gruppe junger Er- Filmteams in getrennten Räumen mit separa- wachsener betrieben. Wir von der Jugendar- ten Zugängen ihre Drehbücher und Kostüme. beit dürfen es mitbenutzen, was sich immer Doch die grosse Frage ist noch offen: Dür- sehr unkompliziert gestaltet. fen wir über die Auffahrtsbrücke in Stäfa die Dreharbeiten durchführen und übernachten? Sind endlich wieder die intensiven Begegnun- gen möglich, die ein Lager bietet? Falls nicht, werden wir eine Lösung finden, die das Beste aus der Situation macht. Es bleibt spannend – im realen Leben wie auch im Film. Armin Soliva Jugendtreff Oase Seen 22 23
Jugendtreff Sternen Seen Auf geänderte Bedürfnisse schnell reagiert Januar und Februar Durchschnittlich Herbst – Zwischenzeitlicher Die Stimmung Ja, es gab auch im Jahr 2020 Zeiten, in de- Normalbetrieb nach erstem Lockdown nen wir noch nichts von Corona wussten. In besuchten über Ziemlich rasch lief der Betrieb nach dem Lock- kippte an einigen den ersten zweieinhalb Monaten wies noch nicht viel auf die kommenden ausserordentli- vierzig Jugendliche down und den schrittweisen Öffnungen im Frühling wieder zum gewohnten Szenario an. Tagen von chen Herausforderungen hin. Durchschnittlich den Jugendtreff Erfreulich war, dass sich unsere Besuchenden ausgelassen und besuchten über vierzig Jugendliche den Ju- gendtreff – der Sternen pulsierte, und wie! Die – der Sternen vielfältig zusammensetzten. Von ganz klein (frühes Primarschulalter) bis zu den Älteren fröhlich zu hitzig zeigte sich nicht nur an den hohen Besucher- pulsierte, und wie! (Berufslehre) suchte uns eine durchmischte und überdreht. zahlen, sondern auch in der Besuchsintensität Gruppe von Mädchen und Jungen auf. Die und in den Ansprüchen der Jugendlichen an Jugendlichen zeigten sich sehr erfreut, dass den Treff. Wir kochten, backten und assen mit mit der Offenen Jugendarbeit ein Angebot Im Verlaufe des Herbsts nahm diese Intensi- den Jugendlichen Mittag- und Abendessen besteht, welches sie trotz der vielen Ein- tät zu. Die Stimmung kippte an einigen Tagen und führten Mittwochnachmittag-Program- schränkungen doch noch nutzen dürfen. Das von ausgelassen und fröhlich zu hitzig und me durch. Die Jugendlichen sprachen mit uns führte zu einem vollen, teils übervollen Treff. überdreht. Intervenieren ist in solchen Situa- über ihre Probleme, ihre Wünsche an den Ju- Die Lebendigkeit forderte uns als Team na- tionen nicht ganz einfach: Auf der einen Seite gendtreff, ihre Vorstellungen. Sie vertrauten türlich auch heraus. So zeigt sich bald nach wollen wir den Freiraum bieten, der Jugend- sich uns an und wir konnten mit ihnen Lösun- Wiederaufnahme des Normalbetriebs, dass liche in ihrer Persönlichkeitsentwicklung för- gen suchen, sie in Konflikten unterstützen, vor allem die Freitagabende nicht mehr allei- dert und wir freuen uns, wenn Jugendliche indem wir vermittelten. Auch einige Projekte ne zu stemmen sind. gemeinsam tanzen, rappen, ihre Zeit verbrin- waren in Planung. gen. Dass dabei Reibung und Spannung ent- steht, ist normal und gut so. Auf der anderen Nur – wie wir alle wissen – sollte es anders Seite ist es unsere Aufgabe, dysfunktionales kommen als geplant. Aber Offene Jugendar- Verhalten von eben diesen natürlichen Aus- beit zeichnet sich aus durch Flexibilität und einandersetzungen zu trennen. So mussten die Fähigkeit, auf besondere Ereignisse und wir immer öfters eingreifen, indem wir Ju- ändernde Bedürfnisse schnell zu reagieren. gendliche voneinander trennten, Treffverbote verhängten und notfalls sogar die Polizei ein- schalteten. Denn zu den harmlosen Neckerei- en kamen leider auch unerwünschte Handlun- gen wie Gewalt gegen Mensch und Mobiliar, Littering, Mobbing, Alkohol- oder Drogenkon- sum. Ob diese Geister im Zusammenhang mit Covid-19 geweckt wurden, ist schwer zu sagen. Was wir aber aus der Perspektive des Jugendtreffs feststellen konnten: Die Stim- mung unter den Jugendlichen ist ausser- gewöhnlich angespannt. Manuel Reutimann Jugendtreff Sternen Seen 24 25
Mädchenangebot Jugendtreff Töss Töss tanzt weiter Nach dem ersten Lockdown im März 2020 Der geschützte Rahmen dieses reinen Mäd- lagen alle Kinder- und Jugendangebote auf chenangebots unterstützt Mädchen und Eis. Im Mai 2020 hielten wir dies in Töss nicht junge Frauen in ihrer Einzigartigkeit und gibt mehr aus. Glücklicherweise konnte das Tanz/ der Tanz- und Bewegungspädagogin Maria Yoga/Hip-Hop-Angebot für Mädchen sehr Rommel die Möglichkeit, mädchen- und frau- schnell wieder aufgenommen und fast wie enspezifische Themen aufzugreifen. In einer gewohnt weitergeführt werden. Da der Ju- lockeren freudigen Atmosphäre entstehen gendtreff Töss genug gross ist und über viele tragende und vertrauensvolle Verbindungen Räume verfügt, konnten im Tanztraining die unter den Mädchen und zur Tanzlehrerin, die Covid-Massnahmen mit der Abstandsrege- auch im gemischten Jugendtreff arbeitet. lung eingehalten und pflichtbewusst umge- setzt werden. Die Mädchen füllten statt des Tanzraums einfach alle Räume mit Tanz, Be- Tanzend in allen wegung und Lebensfreude. Herzlichen Dank an die Kirchenpflege der Reformierten Kirche Jugi-Räumen Töss, die ihnen das ermöglich hat. hielten sich die Girls Damit das Training auf allen Ebenen seine fit, stärkten ihr Wirkung entfalten kann, muss es regelmä- Immunsystem und Druck: mattenbach.ch ssig stattfinden. Die Mädchen müssen weder dafür bezahlen noch irgendwelche anderen Selbstvertrauen, Aufnahmebedingungen oder Verpflichtungen erfüllen. Jede Woche heisst es «Hereinspa- fanden Halt und ein ziert!» für alle Tössemer Girls zwischen acht offenes Ohr. und vierzehn Jahren. Nach einem Warm-up mit Yogaübungen und Stretching können sie sich mit Krafttraining richtig auspowern, da- Vor allem in dieser unsicheren und chaoti- nach folgt das Tanzen als Kernelement. Die schen Zeit war diese Oase aus Bewegung Gestaltung: resortstudio.ch Mädchen lernen Hip-Hop-Moves, Freestyle und Begegnung, diese Mischung aus Spass und Streetdance, kreieren mit oder ohne und Vertrauen der beste Weg, die Mädchen Unterstützungen spielerisch und ohne Leis- in Töss zu begleiten. Tanzend in allen Jugi- tungsdruck ihre eigenen Choreografien und Räumen hielten sich die Girls fit, stärkten ihr bekommen den Raum, um sie zu präsentieren. Immunsystem und Selbstvertrauen, fanden Halt und ein offenes Ohr. Unser Schutzkon- zept beinhaltet eben nicht nur Distanz, Mas- ken, Tracinglisten und Hygiene, sondern auch die erweiterten Coronaregeln wie soziale Kontakte, Sorgfalt füreinander, Lebensfreun- de und Humor. © OJA Winterthur Christian Rigling Jugendtreff Töss 26
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