Eine Arbeitsstelle fürs Leben - kloster-menzingen
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Mein Arbeitsplatz Sie ist das Bindeglied zwischen weltlichen und geistlichen Anliegen: Cornelia Keller, Bereichsleite- rin Infrastruktur. Eine Arbeitsstelle fürs Leben Ihr Arbeitsort liegt umgeben von wunderschöner Natur in den alt- ehrwürdigen Mauern des Klosters Menzingen. Cornelia Keller, Be- reichsleiterin Infrastruktur, stellt seit vier Jahren die Schnittstelle zwischen dem weltlichen Gesche- hen und dem geistlichen Leben der Schwestern vom Heiligen Kreuz in einem vierköpfigen welt- lichen Gremium sicher. Seit zwei Jahren bestimmen die Erneue- rungsarbeiten der Klosteranlage Das Kloster Menzin- gen wandelt sich. unter der Bauleitung der Alfred Die Alfred Müller AG ist mit der Bauleitung Müller AG ihren Arbeitsalltag. der Erneuerungsar- beiten betraut. 34 | 35 Forum | N°70 | 2020
A m Morgen ist sie jeweils die Erste tern von Anfragen regelrecht überrollt im Haus. Cornelia Keller mag die wurden. Die jüngste Schwester ist 54 frühen Morgenstunden. Das ist die Jahre alt, die älteste 103. Ein stolzes Alter, Zeit, in der sie Ruhe hat, wo sie Bestellun- das die Frage aufwirft, ob es dem Leben gen auslösen und Mails beantworten kann, innerhalb der Klostermauern zu verdan- bevor es mit Sitzungen losgeht. Seit die ken sei. «Der Alltag der Schwestern ist grundlegenden Erneuerungsarbeiten der nicht mit dem weltlichen Leben vergleich- Klosteranlagen vor zwei Jahren begannen, bar. Sie kennen den Stress der Doppelbe- gleicht ihr Alltag einer einzigen Feuer- lastung nicht. Sie haben zwar die gleichen wehrübung. Dennoch liebt die sympathi- Sorgen wie wir, aber körperlich sind sie sche Allrounderin ihre Arbeit: «Es ist ein nicht denselben Stressoren ausgesetzt», Job fürs Leben. So einen gibt es kein zwei- erklärt Cornelia Keller. Jede Schwester hat tes Mal in der Schweiz», schwärmt sie. Sie eine Aufgabe und klare Ruhezeiten, Exer- führt rund 90 Mitarbeitende und ist für die zitien spielen eine grosse Rolle im Leben drei Häuser der Klosteranlage zuständig: der Schwestern. Die Tage sind getaktet, das Mutterhaus, das Pflegeheim St. Fran- der Lebensraum aufs Wesentliche ziskus und das Altersheim Maria vom Berg. beschränkt: Morgenmeditation und -gebet, Mit weiteren Liegenschaften ist die franzis- Mittagsruhe, Vesper. «Ab 7 Uhr abends kanische Gemeinschaft ein wichtiger glaubt man nicht mehr, dass noch jemand Arbeitgeber und Treiber der Wirtschaft in im Haus ist. Dann kehrt Ruhe ein, die Menzingen. Schwestern gehen dem nach, was ihnen wichtig ist», ergänzt Cornelia Keller. Im Ein visionäres Bauvorhaben Dorf trifft man die Schwestern oft an, nicht Zu gross ist das Kloster für die Gemein- alle in Ordenskleidung, sondern auch schaft geworden, die sich in den kommen- einige in Zivil. Nur ein kleines Silberkreuz den Jahrzehnten zu einer Kleingemein- zeugt von ihrer Zugehörigkeit zum Orden. schaft wandeln wird. Vorausschauend haben sich die Schwestern vom Heiligen Eine Zeit des Loslassens Die prachtvolle Kreuz vor Jahren über die Zukunft des Nach Beendigung der Bauarbeiten ist die neue Kirche erfreut Klosters Gedanken gemacht. Beraten von Provinzleitung in den Westtrakt direkt die Schwestern jeden Tag. den Spezialisten der Alfred Müller AG, neben der Kirche und dem Grab der Grün- haben sie sich für eine grundlegende derin, Mutter Bernarda, gezogen. Sie Erneuerung und Öffnung entschieden. Der besteht aus der Provinzoberin Schwester Westtrakt wurde renoviert und umfasst Antoinette Hauser sowie den drei Rätinnen, neu Wohn- und Arbeitsräume. In der Kir- die ihr zur Seite stehen. Alle Wohn-, che und an der Kuppel wurden Sanierun- Gebets-, Aufenthalts- und Nebenräume gen durchgeführt. Doch das ist erst der der Schwestern sowie die Büros der Ver- «Die Schwestern Anfang: Die ganze Anlage soll umgebaut waltung, Sitzungs- und Seminarräume fin- sind sehr weltoffene werden. Im südlichen Teil sind Mietwoh- nungen geplant, im östlichen werden den im Westtrakt Platz. Die Schwestern haben sich darauf gefreut, denn die Räume und innovative Räume für Gewerbe und Dienstleistungen sind tatsächlich wunderschön – hell und entstehen. Die Schwestern wollen der modern. Dennoch war der Schritt mit viel Frauena und haben Nachwelt eine gute Lösung hinterlassen. Wehmut verbunden. Die restlichen schon immer in die «Sie sind sehr weltoffene und innovative Schwestern sind in andere Häuser der Frauen und haben schon immer in die Klostergemeinschaft gezogen. Nur knapp Zukunft gedacht.» Zukunft gedacht», bestätigt Cornelia Keller. einen Drittel an Möblierungen konnten sie Die Projektentwicklung und die Bauleitung mitnehmen. Sie mussten loslassen und dar- verantwortet die Alfred Müller AG. Eng ist auf vertrauen, dass ihre geliebten Objekte auch die Zusammenarbeit mit der kanto- an einen guten Ort kommen. Zum Beispiel nalen Denkmalpflege, denn die Klosteran- eine Monstranz, ein kostbar verziertes lage gilt als schützenswert. Behältnis für die Altarssakramente, welche sich auf die Reise in die Slowakei zum Erz- Ein Leben in Ruhe bischof machte. Cornelia Keller ist ein zen- Nach Ostern sind die Schwestern, die noch trales Bindeglied zwischen den Schwes- spezielle Aufgaben betreuen und eine tern und der Bauleitung. Während der Arbeit übernehmen können, umgezogen. Phase des Umzugs hat sie mit jeder Insgesamt 131 leben aktuell auf dem Platz Schwester ein Einzelgespräch geführt, um Menzingen. Zu den besten Zeiten waren es herauszufinden, wie sie ihr Zimmer einrich- über 500. Damals, als der Orden nach sei- ten möchte, was ihr wichtig ist. «Die ner Gründung im Jahr 1844 den Frauen zu Schwestern entscheiden mit, es ist ihr einer Ausbildung verhalf und die Schwes- Zuhause. Sie sind meine Arbeitgeberinnen.
Mein Arbeitsplatz Nichtsdestotrotz bin ich auch für die unglaublich Freude an der Kirche und dass Mit dem neuen Sicherheit zuständig und kann manchmal sie die Orgel wiederhaben. An vieles müs- Glaslift im Treppen- nicht jedem Wunsch nachkommen», erklärt sen sie sich aber noch gewöhnen. haus trifft Modernes sie ihre schwierige Aufgabe. auf Historisches. Zeit für Besinnung Herausforderungen und schöne Cornelia Keller hat alles, was sie kann, von Überraschungen der Pike auf gelernt. Und das ist viel. Die Thomas Odermatt, der Geschäftsführer gelernte Köchin mit Erfahrung in der Hotel- des Klosters Menzingen, und Cornelia Kel- lerie hat nach einer Weiterbildung im ler haben nach den Bedürfnissen der Bereich Facility Management in einem Schwestern gehandelt, so gut sie konnten. berufsbegleitenden Studium in Bern eine Nicht immer eine einfache Aufgabe, denn Stelle als Geschäftsleitungsmitglied in die Denkmalpflege hat die Bauarbeiten mit einem Langzeitheim im Luzerner Seetal Auflagen erschwert. Der Westtrakt wurde übernommen und so den Baubereich ken- bis auf das Dachgeschoss komplett ausge- nengelernt. Ihr breit abgestütztes Wissen höhlt, das ganze Tragwerk wurde ersetzt. und ihr vernetztes Denken kommen ihr Als Tragkonstruktion dienen neue Holzbal- jetzt zugute. Aber wahrscheinlich sind es ken. Diese ins bestehende Mauerwerk ein- die menschlichen Qualitäten, die ihr den zubauen, war eine ziemliche Herausforde- Balanceakt zwischen Weltlichem und rung. «Was, wenn es einmal brennen sollte? Geistlichem so gut gelingen lassen. Nach Wir hatten keine Brandmelder. Das waren der intensiven Bauzeit freut sie sich auf schwierige Arbeiten. Die Experten der Al– Ferien und Rückzug. Zuvor will sie aber mit fred Müller AG haben das ausgezeichnet ihren Mitarbeitenden für die Schwestern gemeistert und einen Topjob gemacht», noch einen lauschigen Sitzplatz mit alten erinnert sich Cornelia Keller und ergänzt: Säulen bauen. Ihren Arbeitgeberinnen, die «Mit Unterstützung der Architekten und die Natur und Blumen so sehr lieben. Und vor allem der drei Baufachleute haben wir dann freut sie sich auf Ruhe. Für sich und immer gute Lösungen gefunden. Die Che- die Schwestern. Damit die Atmosphäre im mie hat gestimmt, und ich war sehr froh, Kloster endlich wieder ist, wie sie sein dass sie vor Ort waren. Ohne sie wäre alles sollte: andächtig und still. noch schwieriger geworden», lobt Cornelia Keller die Mitarbeitenden des Generalun- Text Monika Mingot ternehmens, die fast schon ein bisschen Fotos Selina Meier/Alfons Gut zur «Familie» gehörten. Eine Verbunden- heit, die fehlen wird. Immer wieder gab es auch schöne ECKPUNKTE Überraschungen während der Bauarbeiten. Zum Beispiel die Kassettendecke aus Kloster Menzingen bemalten Schieferplatten, die freigelegt und restauriert wurde. Cornelia Keller ist Die Schwestern vom Heiligen begeistert: «In der ursprünglichen Kapelle Kreuz (besser bekannt als Menzinger hatten wir eine dunkle Kassetten-Holzde- Schwestern) sind eine franziskanische cke. Nicht wirklich schön anzusehen. Nach Gemeinschaft von Frauen, die ihr der Öffnung der Decke kam eine wunder- Leben nach dem Evangelium ausrich- schöne Decke zum Vorschein, grosse Plat- ten. Die Gründung erfolgte im Oktober ten bemalt mit einer Art Margeriten. 1844 in Menzingen ZG durch den Traumhaft!» Nun ziert die ursprüngliche Kapuzinerpater Theodosius Florentini bemalte Kassettendecke den Kirchenvor- und Mutter Bernarda Heimgartner «Mit Unterstützung raum und die Kapelle im EG. Cornelia Keller ist begeistert vom Resultat der Arbeiten. zusammen mit zwei Mitschwestern. Seit den Anfängen hatte die der Architekten Erst recht, weil sie alle Überlegungen Gemeinschaft zum Ziel, sich im Schul- und der drei dahinter kennt. Wunderschön findet sie dienst und in sozialen Tätigkeiten ein- den Raum der Stille. Aber auch das Trep- zusetzen. Deshalb lebten die Schwes- Baufachleute penhaus mit dem neuen Glaslift, wo Alt auf tern nicht in einem «geschlossenen haben wir immer Modern trifft. Die Schwestern haben Kloster», sondern in kleinen Gemein- schaften, mitten unter den Menschen. gute Lösungen Die Menzinger Schwestern haben – heute allerdings stark reduziert – Nie- gefunden.» Erhalten Sie einen Einblick ins Kloster im Video derlassungen in der Deutschschweiz, auf alfred-mueller.ch/forum in der Romandie und im Tessin. 36 | 37 Forum | N°70 | 2020
DAVID HOSSLI Eine komplexe Gebäudeerneuerung Was ist das Interessante daran, ein ausserge- wöhnliches Gebäude wie das Kloster Menzingen zu renovieren? Das Interessante ist die Komplexität, die dieses Projekt mit sich bringt. Die Arbeiten finden beispielsweise im Umfeld eines laufenden Klosterbetriebs statt, den es zu berücksichtigen gilt. Das ist nicht alltäglich und da- her auch sehr reizvoll. Hinzu kommen die Vorgaben der Denkmalpflege, die wir einzuhalten haben. Was zeichnet die Alfred Müller AG aus, um einen solchen Auftrag ausführen zu können? Wir waren schon immer in der Gebäudeerneuerung tätig und haben vor rund 25 Jahren für diesen Bereich eine eigene Abteilung geschaffen. In dieser Zeit konn- ten wir uns viel Wissen zu den Themen Sanierung und Der frisch renovierte Saal ist bereit für Werterhaltung von Gebäuden aneignen. Dadurch ist das neue Ordens- die Alfred Müller AG in der Lage, Aufträge in einem museum. komplexen Umfeld auszuführen. Ich denke da bei- spielsweise an die Umbauten diverser Bankfilialen. Inwiefern unterscheidet sich dieser Auftrag von anderen? Grundsätzlich ist jeder Auftrag einzigartig. Sei es das Projekt an sich oder die damit verbundenen Men- schen, welche uns begleiten. Das Spezielle bei dieser Aufgabe war, dass wir das Gebäude von innen heraus komplett neu gebaut haben. Von der ursprünglichen Bausubstanz sind nur noch die Aussenwände und das Dach übrig, innen ist alles bis auf die Tragkonstruktion der Aussenwände neu. Sie können sich vorstellen, dass dieses Vorgehen hohe Anforderungen an die Sta- tik des Gebäudes stellte. Wie stehen Sie persönlich dazu, dass die Alfred Müller AG ein Kloster renoviert? Ich finde diesen Auftrag eine tolle Sache, insbesonde- Die neuen Zimmer re auch für unsere Mitarbeitenden. Sowohl in der Pla- der Schwestern sind schlicht gehalten und nung als auch in der Realisation sind sie mit sehr inter- modern. essanten Aufgaben betraut, die das Salz in der Suppe sind. Vor dem Kloster traf ich schon auf Angestellte, die ihrem Umfeld stolz die Resultate unserer Arbeiten ge- zeigt haben. Das war für mich natürlich schön zu sehen und zeigt, dass es sich um ein aussergewöhnliches Projekt handelt. Interview Kevin Blättler | Foto Martin Rütschi
Sie können auch lesen