Elsass-Gazette Nr. 140 April 2018 - Mitteilungsblatt Kulturverein Elsass-Freunde Basel - Kulturverein Elsass-Freunde-Basel
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Elsass-Gazette Nr. 140 April 2018 Mitteilungsblatt Kulturverein Elsass-Freunde Basel Association culturelle les amis de l’Alsace Bâle
Impressum Inhaltsverzeichnis Mitteilungsblatt Elsass-Gazette 2 Impressum Postadresse: Kulturverein Elsass-Freunde Basel, 3 Inhaltsverzeichnis Postfach 3405, CH 4002 Basel Internet: www.elsass-freunde-basel.ch 4–5 Leitartikel Irma Brantschen Sekretariat: Marianne Gloor 6–10 Bericht Generalversammlung Regula Adam Tel: +41 (0) 79 610 69 16 E-Mail: elsass.freunde@bluewin.ch 11–12 Das diesjährige Déjeuner Culinaire Regula Adam Redaktion: Irma Brantschen (Leitung) Rudolfstrasse 22, 4054 Basel 13 Historisches Plakat: „Nach dem grossen Fressen“ Tel: +41 (0) 61 273 64 21 14–17 Maréchal Foch: Vor hundert Jahren schlug E-Mail: ibrantschen@bluewin.ch seine grosse Stunde Peter Obrist Peter Obrist (Leitung) Aeschenvorstadt 48. CH-4051 Basel 18–20 Ausschreibung Erstaunliches am Oberrhein: Tel: +41 (0) 61 261 54 31 Sauriermuseum in Frick, Sammelgut in E-Mail: tsirbo@bluewin.ch Wallbach/D 27. April 2018 Dr. Hans-Jörg Renk Niederholzstrasse 45, CH-4125 Riehen 21–24 Ausschreibung Historisches, Kulinarisches Tel: +41 (0) 76 459 94 40 und Natur im nahen Elsass 25. Mai 2018 E-Mail: hj.renk@sunrise.ch 25–27 Ausschreibung Neuf-Brisach – Dampfbahn- Ursula Schmitt und Schifffahrt 24. Juni 2018 Schützenmattstrassse 35, CH-4051 Basel Tel. +41 (0) 61 274 02 47 28–31 Rückblick auf die Basler Fasnacht Peter Obrist E-Mail: uschmitt@bluewin.ch Gestaltung: Peter Birbaumer 32–34 Buchbesprechung: „Elsass FREI!“ von Fuchshagweg 22, CH-4103 Bottmingen Christelle Baldeck Ursula Schmitt Tel: +41 (0) 61 422 06 30 E-Mail: peter@birbaumer.ch 35–38 Wie weiter im Elsass? Hans-Jörg Renk Druck: Dietrich AG 39–40 Gérard Kielwasser zum 80. Geburtstag Pfarrgasse 11, CH-4019 Basel (10.4.2018) Ursula Schmitt Auflage: 500 Exemplare 41 Veranstaltungen: 35. Buchmesse in Saint-Louis 42 Bildernachweis Die nächste Ausgabe erscheint am 16. Juli 2018 43 Adressliste Redaktionsschluss: 27. Juni 2018 Titelseite: Christelle Baldeck, Autorin des Buches „Elsass FREI!“ 2 3
Leitartikel Liebe Elsass-Freundinnen, liebe Elsass-Freude Alles hat ein Ende, aber auch einen -Freunde rege am Vereinsleben teil- det. Die Gazette bleibt das Organ Wir sind gespannt und freuen uns Anfang….. nehmen und die Angebote und Be- von den Elsass-Freunden für die El- darauf. Und wir versichern Ihnen, ziehungspflege nutzen. sass-Freunde. Deshalb sollen in der dass Sie sich auch in Zukunft vier Mal So verabschiedete sich Regula Adam Gazette auch unsere Mitglieder zu im Jahr an der Elsass-Gazette mit als Redaktorin der Elsass-Gazette in Eine besondere Freude ist, dass die Wort kommen. Wir sind interessiert interessanten und anregenden Bei- der letzten Ausgabe. Nach über zehn neue Redaktionsleitung weiterhin an Ihren Meinungen und Rückmel- trägen freuen können. Jahren haben sie und ihr Mann Eric auf die Mitarbeit und Unterstützung dungen. Die Gazette-Redaktion hat die Funktion als Redaktionsleiterin / der langjährigen bewährten Redak- Irma Brantschen ab sofort eine eigene Mail-Adresse, Layouter der Elsass-Gazette in neue tionsmitglieder Ursula Schmitt und an welche Sie Beiträge, Fotos etc. Hände gelegt. Und nun halten Sie, Hans-Jörg Renk zählen darf, deren schicken können: liebe Elsass-Freundinnen und -Freun- fundierte und interessante Beiträge redaktion@elsass-freunde-basel.ch de, mit der aktuellen Ausgabe der stets eine grosse Bereicherung in der Elsass-Gazette den Anfang bzw. die Gazette sind und zu deren hohem erste Nummer unter der neuen Ga- Niveau beitragen. Die grafische Ge- zette-Redaktion in den Händen. staltung und das Layout wird neu Peter Birbaumer betreuen, der in Für die Gazette-Redaktionsleitung diesem Bereich ein grosses Know- zeichnen nun Peter Obrist und Irma how aus seiner früheren Tätigkeit als Brantschen verantwortlich, welche Grafiker hat. Er ist mit den dafür not- sich in einem Co-Präsidium diese Auf- wendigen technischen Geräten und gabe teilen. Peter Obrist ist als Mit- Programmen ausgestattet und wird glied des Vorstandes seit vielen Jah- diese Aufgabe ohne Kostenfolge für ren im Elsass-Verein aktiv tätig und den Verein machen! Wir freuen uns, engagiert, ich selbst habe – seitdem dass wir ihn dafür ab und zu als Gast ich nicht mehr berufstätig bin – an auf einem unserer Ausflüge begrüs mehreren Anlässen der Elsass-Freun- sen dürfen! de teilgenommen und auch bereits viele Mitglieder persönlich kennen Weshalb sollte etwas Bewährtes ge- gelernt. Ich habe grossen Respekt ändert werden? Deshalb wird auch vor den vielfältigen Aktivitäten des bei der Gazette nun nicht alles auf Vereins, schätze die sympathische den Kopf gestellt. Es gibt optisch ei- Ambiance und finde es grossartig, nige sanfte Retuschen, zum grossen wie aktiv die Elsass-Freundinnen und Teil sind diese der Technik geschul- Peter Birbaumer, Hans-Jörg Renk, Ursula Schmitt, Peter Obrist und Irma Brantschen 4 5
Generalversammlung in Saint-Louis Stadt, welche anfänglich als kleines Nest die letzte Station für das Pfer- de wechseln vor der Grenze war und sich heute als prosperierende Stadt Von Regula Adam mit über 20‘000 Einwohnern präsen- tiert. Dass er mehrheitlich Elsässisch Im l’Espace Loisirs in Saint-Louis fand den statuarischen Geschäften der spricht, freut uns besonders, und was am 15. März die Generalversamm- Generalversammlung kommen wir in er in lockerem Plauderton erzählt, ist lung der Elsass-Freunde statt. Nach den Genuss verschiedener kurzer BVB- hochinteressant und für viele neu: einem stimmungsvollen musikali- Videos. Unser bekanntes Mitglied schen Auftakt mit Oboe und Gitar- Edgar Zeidler, Präsident der AGATE, So etwa die Tatsache, dass nach der re unter der Leitung des Direktors erklärt darin auf Elsässisch Wissens- verlorenen Schlacht bei Waterloo der des Conservatoire napoleonische Offizier Louis Danzas de Musique et de um 1820 ein Speditionsunterneh- Danse de Saint- men gründete, das schliesslich welt- Louis, Thierry Be- weit tätig war. Apropos Spedition: noît, begrüsst Prä- In Saint-Louis werden am Autobahn- sident Dr. Robert Zoll täglich zwischen 2‘000 und 3‘000 Heuss die zahlreich Lastwagen abgefertigt! erschienen Mit- wertes auf unterhalt- glieder und Gäste. same Art, zum Betrieb Speziell willkom- der neuen Tramlinie 3 men geheissen von Basel nach Saint- werden unter an- Louis. Jocelyne Strau- deren, Jean-Marie mann, Präsidentin der Zoelle, Maire de „Societé d‘Histoire de Saint-Louis, und Jo- Saint-Louis“ gibt in celyne Straumann, ihrem Kurzreferat ei- Adjointe au Maire nen Überblick über die de Saint-Louis. Vor kommende Ausstel- lung „Geschichte des EuroAirports“, welche Mitte Mai im Rathaus in Saint-Louis eröffnet werden soll. Anschlies send referiert Bürger- meister Jean-Marie- Zoellé zum Thema „Das 3er-Tram – städ- tebaulicher Impuls für Saint-Louis“. Mit viel Herzblut beschreibt er die Geschichte der 6 7
Monsieur Zoellé betonte, wie wichtig erschienen, sie sind die Visitenkarten die Eröffnung des Flughafens Basel- des Vereins. Dem Redaktionsteam, Mülhausen unmittelbar nach dem Regula Adam, Ursula Schmitt, und Ende des Zweiten Weltkriegs war. Dr. Hans-Jörg Renk, sowie dem Ge- Was am 8. Mai 1946 mit der Einwei- stalter Dr. Eric Adam wird mit einem hung einer 1200 m langen Piste be- grossen Applaus gedankt, ebenso gann, ist heute ein erfolgreiches Un- dem Versandteam unter der Leitung ternehmen mit 6‘000 Arbeitsplätzen von Marianne Gloor. Da Regula und und 7 Millionen Fluggästen jährlich. Eric Adam aus dem Redaktionsteam zurücktreten, werden neu Irma Und schliesslich stellte er klar, dass Brantschen und Peter Obrist die Re- die Anbindung des EuroAirports an daktionskommission leiten. Dr. Eric die Tramlinie 3 eines der vorrangigen Adam wird für seine zehnjährige und Projekte auf seinem Schreibtisch ist. zeitaufwändige Arbeit als Gestalter gedankt und ein flüssiges Prä- Gegenüber dem Vorjahr hat sich der Der INTERREGIO-Wanderweg konn- sent überreicht. Als Mitgliederbestand um fünf Personen te am 10. November 2017 nach Über- neuer Gestalter wird erhöht, leider sind im vergangenen prüfung und Modernisierung wieder Peter Birbaumer Jahr sieben Mitglieder verstorben. eröffnet werden. Federführend da- vorgeschlagen, der Ende Jahr zählte unser Verein 446 bei war die Regio Basiliensis mit ei- pensionierte Fach- Mitglieder. ner Arbeitsgruppe, in welcher auch mann ist mit dem Robert Heuss und Rudi Niescher ver- Die vier Vorstandssitzungen konnten nötigen Wissen, treten waren. wiederum im Office de Tourisme du Geräten und Pro- Pays de Saint-Louis – Huningue im grammen ausgerüstet. Maison de Haut Alsace in Village-Neuf Jahresrechnung Unser Internetauftritt www.elsass- durchgeführt werden. Gérard Kiel- Die Jahresrechnung präsentiert sich freunde-basel.ch wird seit zehn Jah- wasser und Directeur Eric Lefebvre mit einem Gewinn. Der Verein steht In gewohnt speditiver Weise führt an- wird dafür herzlich gedankt. ren zuverlässig von unserem Mitglied schliessend der Präsident Dr. Robert Hugo Neuhaus betreut und stets ak- Der DreylandDichterweg ist noch Heuss durch den geschäftlichen Teil tualisiert. Seine grosse Arbeit wird immer nur am Wochenende durch- der Generalversammlung. gewürdigt und verdankt. gehend begehbar, da sich der Ab- Jahresbericht transport des Lindans per Schiff nach Holland weiter verzögert hat. Dank Zum Jahresbericht stellt er erfreut der Unterstützung der Basler Kanto- fest, dass die verschiedenen Anläs- nalbank sowie der IBA Basel konnte se sehr gut besucht waren (durch- die Broschüre zum Dichterweg mit auf einer gesunden finanziellen Ba- schnittlich 52 Personen pro Anlass). 1000 Exemplaren neu aufgelegt wer- sis. Dem Vorstand wird Décharge er- Beim Literarischen Abend wurde be- den. teilt. schlossen, die Zusammenarbeit mit dem Kulturforum Basel-Regio wei- Neu wird zu runden Geburtstagen Wahlen ter zu führen und die Eintrittspreise mit einer Glückwunschkarte – ge- zu vereinheitlichen. Wiederum sind zeichnet von unserer Künstlerin Der Präsident Dr. Robert Heuss und vier Elsass-Gazetten à je 44 Seiten Edgar Zeindler, Benjamin Schmid (BVB) Cornelia Ziegler – gratuliert. Kassier Hans-Ruedy Grünenfelder 8 9
werden mit Akklamation wieder ge- wählt. Neu in den Vorstand gewählt teressante Exkursionen (siehe Gazet- te Nr. 139, Seite 5 oder Agenda auf Das diesjährige „Déjeuner Culinaire“ wird Irma Branschten, sie wird an www.elsass-freunde.ch). Stelle von Regula Adam die Redakti- Kulinarischer Genuss im „Cheval Blanc“ in Diefmatten on der Elsass-Gazette verstärken. Der Vorstand wird in globo bestätigt. Von Regula Adam Mit Applaus werden die Revisoren Wie richtig liegt der selbe Vorliebe für leich- Hans-Ruedy Roth, Hans Schärer und Vorstand der Elsass- te, wenig umfängliche, Felix Drechsler gewählt. Freunde, im Jahres- feine Dinge umfasst, programm im Februar wie Zuckerwerk, Pastet- Budget auf eine Exkursion im chen etc. Die Näscherei Das Budget be- Freien zu verzichten ist eine zu Gunsten der wegt sich im bishe- und sich stattdessen Frauen und der ihnen rigen Rahmen. Der ausschliesslich kulinari- ähnlichen Männer ein- Vorstand wird dar- schen Genüssen hinzu- geführte Modification. auf achten, dass geben, was ebenfalls Wie man die Feinschme- die Veranstaltun- ein nicht zu unterschät- ckerei ansehen möge, gen kostende- zender Kulturevent sein stets verdient sie nur Lob ckend durchgeführt werden können. kann. Schon Brillant Sa- und Aufmunterung.“ Nach dem musikalischen Ausklang varin definierte in sei- Die Mitgliederbeiträge werden wird uns vom Verein ein reichhaltiger Wir sind froh, am spä- nem 1826 erschienen auf der bisherigen Höhe belassen: und köstlicher Apéro offeriert, dabei teren Vormittag am 8. Februar aus Buch (Deutsche Übersetzung 1865) CHF 50.00 für Einzelmitglieder und kann getrost auch ein zweites Gläs- dem Schneetreiben in den warmen „Physiologie des Geschmacks“ mit CHF 80.00 für Ehepaare lein Wein getrunken werden, denn Bus steigen zu können. Unser Ziel ist dem Untertitel physiologische Anlei- die Haltestelle der Tramlinie 3, wel- das Restaurant „Au Cheval Blanc“ in Jahresprogramm tung zum Studium der Tafelgenüsse, che direkt ins Herz von Basel fährt, Diefmatten, einem Elsässer Dorf, für die Feinschmeckerei wie folgt: Die kommenden geplanten neun An- ist nur einen Katzensprung vom einmal nicht am Fusse der Vogesen lässe versprechen vielfältige und in- Tagungsort entfernt. „Die Feinschmeckerei ist eine lei- gelegen, sondern an der Autobahn denschaftliche, überlegte und ge- Richtung Burgund, dies ist sicher kein w ohnheit smäs sige Vorliebe für Gegen- stände, welche dem Geschmacke schmei- cheln. Die Feinschme- ckerei ist ein Feind aller Excesse; wer sich betrinkt oder sich eine Unverdaulich- keit zuzieht, wird von der Liste gestrichen. Die Feinschmecke- rei begreift auch die Näscherei, welche die- Rudi Niescher, Patrick Schlienger, Robert Heuss 10 11
schlechtes Omen für un- ser Déjeuner Culinaire. Pinot Noir serviert. Sehr gut dazu passen Historisches Plakat Im Restaurant werden der vorzüglich zube- wir freundlich begrüsst. reitete Kartoffelgratin „Nach dem grossen Fressen“ Unsere Mäntel werden und die Gemüsegarni- in der Garderobe unter tur. Ein Früchte-Crum- einer Ausstellung von ble mit Honig Glacé verschiedenen antiken runden das Menu ab. Kochherden in Kleinfor- Zum Kaffee werden die mat aufgehängt. Zum Mignardises effektvoll Apéro trinken wir einen auf einer schwarzen prickelnden Kir crémant, Platte serviert. Speziell dazu wird unser Gau- erfreut bin ich über die men mit einer Trilogie Wahl des Weissweines: d’amuses bouches ge- es ist ein Pinot Blanc kitzelt, bestehend aus einem feinen Domaine Adam à Ammerschwihr (!). Erbsensüppchen, Crevetten an pikan- Zwischen den einzelnen Gängen ter Sauce und einer Gemüsemousse. gibt der Gastgeber und versierte Kü- Besonders erwähnenswert sind die chenchef Patrick Schlienger einen dazu gereichten Pains Maison, drei Überblick über die langjährige und kleine verschiedene schmackhafte, bewegte Familiengeschichte seines knusperige Brötchen. Die nachfol- Restaurationsbetriebes und seiner gende Terrine ist angereichert mit Ausbildung in den besten Häusern Würfeln vom Wildhasen und Reh, als Europas. Robert Heuss und Rudi Nie- Beilage kleine Salate mit marinierten scher haben es erneut verstanden, in Eierschwämmchen – köstlich! einem sympathischen Familienbetrieb Das Filet vom Rind aus dem Limousin in gediegener Ambiance ein feines wird mit einer Sauce von elsässischem Déjeuner Culinaire zu organisieren. 12 13
Maréchal Foch ten und damit den Schlieffen-Plan zum Scheitern brachten. Der Bewe- land seine Truppen von der Ostfront abziehen und nach Westen verschie- gungskrieg wandelte sich zu einem ben. Und nur drei Wochen später ver- Vor hundert Jahren schlug seine grosse Stunde vierjährigen Stellungskrieg mit Hun- suchte es mit einer überraschenden derttausenden von Toten und nur Offensive, das Kriegsglück doch noch Von Peter Obrist unbedeutenden Geländegewinnen. auf seine Seite zu zwingen. In der Geschichte unseres Landes men gehören sicher Joseph Joffre, Nach den Niederlagen in Artois Die Alliierten erkannten nun die gab es vier Generäle, doch so rich- Ferdinand Foch und Philippe Pétain, (1915) und an der Somme (1916) fiel Notwendigkeit eines gemeinsamen tig bekannt ist eigentlich nur der die alle drei im Ersten Weltkrieg Ge- General Foch beim französischen Oberbefehlshabers und übertrugen letzte: Henri Guisan, der Oberbe- schichte schrieben. Oberkommando in Ungnade. Seine am 3. April 1918 – also vor genau fehlshaber der Schweizer Armee im militärische Karriere schien abrupt zu 100 Jahren – dem gewieften Takti- Ferdinand Foch (1851-1929), geboren Zweiten Weltkrieg. Ganz anders bei enden. 1917 aber wurde er rehabili- ker Foch diese Verantwortung. Die im südfranzösischen Tarbes, durch- den Franzosen: Dort wimmelt es von tiert und folgte auf Philippe Pétain insgesamt fünf deutschen Vorstösse lief eine militärische Musterkarriere. Generälen, und ihre Namen sind in als Generalstabschef. scheiterten schliesslich; die Gegen- Nachdem er 22-jährig das 4. Infan- jeder noch so kleinen Stadt auf Stras offensive bei Villers-Cotterêts im Juli terie-Regiment als Artillerie-Offizier Das Jahr 1917 änderte die Kräftever- senschildern verewigt. Moment – so bedeutete den entscheidenden Wen- verlassen hatte, studierte er an der hältnisse unter den Kriegsgegnern: stimmt das zwar nicht: Aus manchen depunkt im Ersten Weltkrieg. Gene- École supérieure de guerre in Paris Mit dem Eintritt der USA zugunsten Generälen wurden nämlich „Maré- ral Foch wurde nach diesem Erfolg und wurde dort schliesslich selbst der Entente, mit dem Waffenstill- chaux“, was nicht nur zwei Sterne zum Marschall von Frankreich er- zum Professor für Strategie. Damit stand zwischen Deutschland und mehr an der Uniform bedeutete, nannt und koordinierte die Angriffe schien eine rein akademische Offi- Russland wieder zugunsten der sondern auch viel Ruhm und Ehre. der Verbündeten in der sogenann- zierslaufbahn vorgezeichnet, doch Mittelmächte. Als im März 1918 der Der Titel Marschall von Frankreich der herannahende Erste Weltkrieg ten Hunderttageoffensive, die den Separatfrieden von Brest-Litowsk existiert seit dem Mittelalter und machte alles anders. Krieg beendete. geschlossen wurde, konnte Deutsch- meint ursprüng- Foch übernahm lich den militäri- das Komman- schen Anführer do über das XX. der königlichen französische Ritterheere. Die- Truppenkorps , se höchste Aus- das 1914 an der zeichnung der erfolglosen Of- Fra nzö s i s c h e n fensive in Loth- Republik erhiel- ringen betei- ten vornehmlich ligt war. In der Generäle mit Marne-Schlacht grossen Ver- vom September diensten in den 1914 gehörte er beiden Welt- zu den franzö- kriegen, einige sischen Gene- von ihnen aber rälen, die den erst nach dem deutschen Vor- Tod. Zu den be- marsch stopp- kanntesten Na- Ferdinand Foch 14 15
Trotz dieser ehrenvollen Ernennung Der gleichnamige Rotwein gehört dem Weinliebhaber schmeckt. Er Foch – Marktgassa“. Mülhausen sind die militärischen Verdienste des zwar international nicht zu den ganz schätzt seine tiefdunkle Farbe und wertet immerhin seine Strasse zu Maréchals umstritten. Jüngere Histo- grossen, wird aber an verschiedenen die dezenten Brombeer- und Cassis- einer Avenue auf. Mitten im Zent- riker beschreiben ihn als energischen Orten auf der Welt hergestellt. Ur- Aromen in Nase und Gaumen. Ein rum der Stadt kommen die Avenue Organisator und motivierenden Feld- sprünglich vor allem in der Loire zu- kräftiger, gut strukturierter Rotwein, du Maréchal Joffre und die Avenue herrn, der aber von der strategischen hause, kennt man die Traube heute der Abwechslung in das Entwicklung in den vier Kriegsjahren genau so in Deutschland wie im Staat eintönige Blauburgunder- überholt worden ist. Für Foch blieben New York, in Kalifornien oder sogar Sortiment unserer Region die Artillerie und die Infanterie stets in Kanada. Die „Foch-Rebe“ gedeiht bringt und gut zu Pasta die entscheidenden Elemente auf nämlich gerade in kühleren Breiten- und anderen mediterranen dem Schlachtfeld; die neuen Waffen graden ganz vorzüglich, weshalb sie Gerichten passt. Panzer und Kampfflugzeuge kann- auch in unserer Gegend mehr und Zurück zu unseren Stras te er angeblich kaum. mehr anzutreffen ist. Ihre gute Wi- sennamen: derstandfähigkeit gegen Wetterkap- In Erinnerung geblieben ist er aber riolen und die hohe Resistenz gegen Ein Streifzug durchs an- vor allem als Vertreter der Alliierten, Pilzbefall erhöhen die Chance für grenzende Sundgau zeigt welcher im legendären Salonwagen eine ergiebige Traubenlese. Verschie- zwar unterschiedliche Er- von Compiègne die Unterzeichnung dene lokale Winzer verschneiden das gebnisse, aber ganz all- St. Louis-Neuweg: prächtiges Schild in des Waffenstillstands durch die Traubengut mit der Regent-Traube gemein wird dem hoch- langweiliger Einfamilienhaus-Idylle deutschen Regierungsvertreter ent- und stellen so eine Cuvée her, die dekorierten französischen gegennahm. In den darauffolgen- Maréchal wenig Respekt den Friedensverhandlungen zeig- entgegengebracht. In Hü- te er eine unversöhnliche Haltung ningen etwa gibt es auf und wollte „die Türen gegenüber dem Stadtplan eine Rue Deutschland schliessen, damit deut- du Maréchal Foch, das ent- sche Truppen niemals mehr franzö- sprechende Strassenschild sischen Boden betreten könnten“. sucht man aber vergebens. Wäre es nach Foch gegangen, hätten In St. Louis dagegen ist an die Alliierten 1918 nicht am Rhein der Ortsgrenze zu Blotz- stehen bleiben, sondern bis tief ins heim ein Neubau-Quartier Herz Deutschlands hineindringen entstanden mit lauter sollen. „militärischen“ Strassen- Sierentz: wenig schmeichelhafte Übersetzung Sein kompromissloser Ton gefiel namen. Nicht weniger als ins Elsässerdütsch den Menschen im kriegsversehrten sieben französische Maré- Frankreich – gerade auch den Elsäs- chaux fungieren hier als Namensge- du Maréchal Foch zusammen und er- sern mit ihrer traditionellen Antipa- ber, darunter natürlich auch unser innern an die zwei bekannten fran- thie gegenüber dem Nachbarn im Monsieur Foch – aber halt nur als ei- zösischen Truppenführer im Ersten Osten. Maréchal Foch war populär ner von vielen und erst noch in the Weltkrieg, die gegensätzlicher nicht und angesehen. Der Colmarer Eu- middle of nowhere! hätten sein können. gène Kuhlmann (1858-1932) ging Sierentz übersetzt den Strassenna- Ruhm ist vergänglich – aber immer- 1921 sogar so weit, seine acht Jahre Den Schönenbucher „Maréchal Foch“ men despektierlich in „Viehwag“ hin der Wein hat überlebt! zuvor gezüchtete Traubensorte in gibt es bei der Familie Bubendorf und in Cernay heisst es einfach „Rue „Maréchal Foch“ umzubenennen. (www.rebbau-bubendorf.ch) 16 17
Erstaunliches am Oberrhein: Zwei von fünf in Europa gefundenen Raubtiersaurier haben ihren Fundort nennen einen äusserst aktiven Vul- kanismus in Indien als mögliche Ur- Sauriermuseum in Frick, Sammelgut in in der Tongrube von Frick! Vor etwa sache. Und wieder andere schreiben 230 Millionen Jahren war das Fricktal das Verschwinden der Dinosaurier Wallbach/D (und grosse Teile Europas) von einem ihrer verlangsamten Artbildungsra- flachen Meer bedeckt. Sande, Tone te zu, die ihnen verunmöglichte, auf und Kalke wurden abgelagert. Als Katastrophen zu reagieren und sich Ausschreibung von Christine und Robert Heuss sich vor etwa 90 Millionen Jahren Af- zu erholen. Was immer auch schuld rika gegen Europa bewegte, wurden sein mag: Der grosse positive Effekt Datum: Freitag 27. April 2018 die Alpen gefaltet und Mitteleuropa war, dass dieses kosmische Ereignis Besammlung: 08:30 Uhr, Bushalt Meret Oppenheim-Strasse, hinter über den Meeresspiegel gehoben. die Entstehung der Menschheit er- dem Bahnhof möglicht hat. Abfahrt: 08:45 Uhr Etwa 65 Millionen Jahre sind es her, Ankunft: ca. 18:00 Uhr in Basel, Meret Oppenheim-Strasse seit ein Meteorit mit einem Durch- Seit mehr als 100 Jahren wird in Reiseleitung: Christine und Robert Heuss messer von 10 km auf der Insel Yuca- Frick Rohmaterial für Backsteine und Teilnehmerzahl: 26 – 50 Personen tan/Mexiko einschlug und das globale Dachziegel gewonnen. 1961 wur- Kosten: CHF 90.– Aussterben der Dinosaurier bewirk- den Saurierknochen geborgen, vie- Anmeldeschluss: Montag, 16. April 2018 te. Das zumindest ist eine Theorie der le Grabungen folgten. Frick wurde Wissenschafter in aller Welt. Andere zur bedeutendsten Saurierfundstelle Das vollständige Skelett des Plateosaurus 2006 wurde in Frick der erste Raub- Suche kein weiterer Raubsaurier, bis saurier aus der Trias-Zeit (vor 200 auf den letzten Sommer, als ein sen- bis 250 Millionen Jahren) gefunden. sationeller weiterer Fund gemacht Seither wurden 40 bis 50 Mal Reste wurde: ein zweiter Raubtiersaurier, von pflanzenfressenden Plateosauri- etwa 24 Millionen Jahre älter als der ern gefunden, aber trotz intensiver erste, wurde ausgegraben. Das Golf-Restaurant Rickenbach auf der Hotzenwalder Höhe 18 19
Historisches, Kulinarisches und Natur im nahen Elsass Ausschreibung von Gérard Kielwasser und Hans-Jörg Renk Datum: Freitag 25. Mai 2018 Besammlung: 09:15 Uhr, Bushalt Meret Oppenheim-Strasse, hinter dem Bahnhof Abfahrt: 09:30 Uhr Ankunft: ca. 18:00 Uhr in Basel, Meret Oppenheim-Strasse Reiseleitung: Gérard Kielwasser, Hans-Jörg Renk und Robert Heuss Teilnehmerzahl: 26 – 50 Personen Kosten: CHF 85.– Anmeldeschluss: Freitag, 4. Mai 2018 „Zum Wegwerfen viel zu schade“ – Impression aus dem Bauernhaus in Am Vormittag besuchen wir im Rat- Amis du Patrimoine» über die Ge- Wallbach. haus von Saint-Louis die Ausstellung schichte des EuroAirports, der heute der dortigen «Société d’Histoire-Les nicht mehr wie in seinen Anfangs- in Europa. Das seit 1991 unter dem viel zu schade“ gesammelt, aufgear- zeiten auf dem Territorium von Schulhaus in Frick beheimatete Sau- beitet und in seiner geräumigen Bau- Blotzheim, sondern seit einer riermuseum zeigt ein vollständiges ernhausscheune liebevoll ausgestellt. Gemeindereform vor genau Skelett des Dinosauriers Plateosau- 60 Jahren auf demjenigen von rus. Wir besuchen dieses sehr lohnen- Darunter befinden sich wahre Trou- Saint-Louis liegt. Ihre Grund- de Museum nach einem Kaffeehalt vaillen. Lassen Sie sich überraschen! lage ist die Sammlung, die der im Platanenhof in Frick. 95-jährige Werner von Arx in Nach einem Abschiedstrunk sind wir Zum Mittagessen sind wir im Golf- etwa um 18 Uhr wieder in Basel. jahrzehntelanger Arbeit in sei- Restaurant Rickenbach, auf der Hot- nem Hangar 112 zusammen- zenwalder Höhe gelegen, luftig und gestellt hat. Sie wird jetzt zum mit freier Sicht. Im Preis inbegriffen sind: ersten Mal ausserhalb des Flug- Busfahrt hafens einer breiteren Öffent- Eine herrliche Fahrt durch Wälder, lichkeit vorgestellt und umfasst an Dörfern und Wiesen vorbei führt Kaffee / Gipfeli zahlreiche Objekte, Dokumente uns nach Wallbach, unten am Rhein, und Fotos aus der über 100jäh- Museumsbesuche wo uns ein kleines Schmuckstück er- rigen Geschichte der Luftfahrt wartet: Ein Museum in einem Bau- Mittagessen inkl. Getränke in unserer Region und der über ernhaus mit Sammelgut, das den 70-jährigen des Flughafens Ba- Abschiedstrunk: Wein / Mineralwas- Weg alles Irdischen gehen sollte. Der sel-Mulhouse. ser und kleines Zvieri in der Samm- ehemalige Planierraupenfahrer Erich lung von Wallbach Basel spielte aber schon 1738 Thomann hat seit 1965 Gegenstände unter dem Motto: „Zum Wegwerfen Organisation, Trinkgelder eine wichtige Rolle in der Flie- gerei, denn sein Bürger Da- 20 21
niel Bernoulli legte mit seiner Ent Mann, der dort in den Anfangsjahren deckung der Hydrodynamik deren als Stagiaire arbeitete, machte seinen wissenschaftliche Grundlage. Ein Namen später in den USA zu einer halbes Jahrhundert später über- Marke, die noch heute zu den «top flog der Franzose Jean-Pierre Blan- brands» des Flugzeugbaus gehört: chard die Stadt als erster mit einem Willam Edward Boeing. mit Gas gefüllten Ballon. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts landeten die Die «Aviatik»-Fabrik wurde nach Schweizer Flugpioniere Theodor Real dem Kriegsausbruch 1914 nach Frei- und Oskar Bider mit ihren Flugzeu- burg i. B. und später nach Leipzig ver- gen in der Ebene von St. Jakob. Ihren legt, aber Habsheim diente weiter als definitiven Auftrieb erhielt die Flie- Luftwaffenstützpunkt, wo u. a. ein gerei in unserer Region 1910 mit der gewisser Hermann Göring stationiert Eröffnung der Flugzeugfabrik «Avi- war. Die Deutschen errichteten wäh- 2. Mai 1946 : Die erste Landung einer zweimotorigen DC3 auf der provisorischen Piste Gleich nach dem Krieg entstanden hinderte seine Durchführung. Nach 1920 zwei zivile Flugplätze in unserer dem Krieg war diese Lösung nicht Region, das Sternenfeld in Birsfelden mehr praktikabel, weil die Flugzeuge und der Flugplatz in Lörrach-Tumrin- in der Zwischenzeit viel grösser ge- gen, der allerdings nur fünf Jahre in worden waren. So einigte man sich Betrieb war. Das Sternenfeld wurde auf ein Terrain weiter nördlich, bei hingegen zu einer eigentlichen Dreh- Blotzheim, wo schon 1945 eine gelö- scheibe des Luftverkehrs und bedien- cherte Metallpiste aus Kriegsbestän- te 1926 bereits sieben Fluggesell- den gelegt wurde, auf der 1946 das schaften. Seine Zukunft war jedoch erste Flugzeug landete – das “Wun- begrenzt, denn das Baselbiet plante der von Blotzheim” war Wirklichkeit dort den heutigen Birsfelder Hafen. geworden. Ein Film aus jener Zeit, der Also schaute man sich nach Alternati- in der Ausstellung gezeigt wird, hält ven um und wurde nach mehreren Va- diese Pionerzeiten fest. rianten, die aus verschiedenen Grün- 1949 wurde der Staatsvertrag zwi- den nicht in Frage kamen, zwischen schen Frankreich und der Schweiz als Allschwil und Burgfelden fündig. Das atik» in Mülhausen-Burtzwiller, die rend des Krieges weitere Flugplätze juristische Grundlage für den binati- Aufnahmegebäude hätte auf schwei- für die deutsche Luftwaffe schon vor in der Elsässischen Rheinebene, einen onalen Flugplatz abgeschlossen,1952 zerischem und die Piste auf französi- dem Ersten Weltkrieg hunderte von davon bei Häsingen, dort wo heute die Piste mit Festbelag versehen, die schem Territorium liegen sollen. Flugzeugen herstellte. «Aviatik» war die Hangars der Jet Aviation stehen – Zollfreistrasse gebaut und 1970 das zu jener Zeit eines der grössten Flug- eine Art kriegerische Vorwegnahme Kurz vor Kriegsausbruch 1939 einig- erste eigentliche Aufnahmegebäu- zeugwerke der Welt und ein junger des heutigen EuroAirports… ten sich Frankreich und die Schweiz de eröffnet. Die stellvertretende auf dieses Projekt, aber der Krieg ver- Bürgermeisterin von Saint-Louis und 22 23
Neuf-Brisach – Dampfbahn- und Schifffahrt Ausschreibung von Hugo Neuhaus-Gétaz Unser Juni-Ausflug führt uns am Morgen nach Neuf-Brisach in die Vauban-Festungsstadt. Am Nachmittag werden wir mit der Ried- Dampfbahn dem Rhein entlang fahren und anschliessend auf dem Rhein eine Schifffahrt geniessen. Datum: Sonntag, 24. Juni 2018 Besammlung: 08:00 Uhr, Bushalt Meret Oppenheim-Strasse, hinter dem Bahnhof Abfahrt: 08:15 Uhr Ankunft: 19:15 Uhr in Basel, Meret Oppenheim-Strasse Reiseleitung: Carmen und Hugo Neuhaus-Gétaz Teilnehmerzahl: maximal 58 Personen Kosten: CHF 90.– Anmeldeschluss: Montag, 4. Juni 2018 Präsidentin der Société d’Histoire, Blanc» in der Spargel-Metropole Vil- Die Festung Neuf-Brisach Jocelyne Straumann, die uns an der lage-Neuf, besuchen im Rahmen der Generalversammlung einen ersten «Confrérie de l’Asperge» ein Spargel- Neuf-Brisach ist aussergewöhnlich Vorgeschmack der Ausstellung gab, feld, bevor Direktor Philippe Knibiely und aus dem Nichts erbaut! wird uns empfangen und uns zusam- uns in die Schönheit und Vielfalt der Neuf-Brisach, die besterhaltene Fes- men mit Werner von Arx und dem Petite Camargue einführen wird. Ehe tungsstadt von Vauban. ehemaligen Crossair-Piloten André wir uns auf den Heimweg machen, Neuf-Brisach, ein Glücksstern. Goepfert, dem Koordinator der Aus- lassen wir den Tag bei einem kühlen Die Unesco hat am 07. Juli 2008 stellung, durch diese führen. Glas Elsässer oder Mineralwasser so- zwölf Befestigungsanlagen des fran- wie Gugelhopf Revue passieren. Nach zösischen Militärarchitekten Vauban Zum Mittagessen fahren wir in das aus dem 17. Jhdt. in die Liste des diesem Abschiedstrunk sind wir etwa renommierte Restaurant «Le Cheval Weltkulturerbe aufgenommen. um 18 Uhr wieder in Basel. Im Preis inbegriffen sind: Dazu gehört auch der achtzackige Stern der Befestigung des elsässi- Busfahrt schen Neuf-Brisach (1697), das in der Kaffee / Gipfeli wohl, dass Ludwig XIV. als Symbol elsässischen Rheinebene, östlich von seines Ruhms und seiner Stärke im Museumsbesuche Colmar, liegt. Bis zur Mitte des 17. Herzen dieses Landes den Bau einer Mittagessen inkl. Getränke Jahrhunderts ist dessen historisches Festungsstadt veranlasste. Abschiedstrunk: Wein / Mineralwas- Schicksal aufs Engste mit demjeni- ser und kleines Zvieri gen seiner Nachbarn auf dem ande- Beim Ausflug vom 24. Juni wollen wir ren Rheinufer verflochten (Breisach). in das Reich Vauban’s eintreten. Die Organisation, Trinkgelder Der Lauf der Geschichte wollte es Stadt und die intakten Festungswäl- 24 25
Dampflokomotiven, die alten Eisen- An der Haltestelle Sans-Souci ver- bahnwagen und die Werkstätten. lassen wir den Zug und steigen am Danach setzt der Zug seine Fahrt in Rheinseitenkanal in das Schiff. Das Richtung Norden durch das Elsässi- Schiff fährt in Richtung Süden (rhein- sche Ried fort. aufwärts). Im Rheinhafen, in Höhe des Depots, verlassen wir das Schiff. In Fahrtrichtung links sind die Vo- Wir steigen wieder in den Dampfzug, gesen zu sehen – in Fahrtrichtung der uns in den Bahnhof Volgelsheim rechts erkennt man den Rhein- zurückbringt. seitenkanal und den Kaiserstuhl. Tagesprogramm le werden uns ein beeindruckendes diger Führung zu Fuss die ausladen- Bild des vollkommensten Verteidi- de Anlage aus rotem Sandstein erfor- gungssystems des 17. Jahrhunderts schen und werden so den einmaligen vermitteln. So wollen wir unter kun- Charme der Festung entdecken. Dampfbahn und Schiff im Elsass Die Reise beginnt am historischen Anschliessend fahren wir mit dem Bahnhof in Volgelsheim. Zuerst ha- Dampfzug durch das Rheinhafenge- ben wir die Gelegenheit, eine kleine biet und erreichen das Depot der Ausstellung im Bahnhofsgebäude zu Dampfbahnfreunde. Während eines besuchen. Aufenthaltes besichtigen wir die Wir werden am Morgen nach rund Nach dem Essen fahren wir zum alten einer Stunde Fahrt und dem obliga- Bahnhof Volgelsheim. Nachdem wir ten Kaffeehalt die Festung Neuf-Bri- uns dort etwas umgesehen haben, sach erreichen und in zwei Gruppen beginnt um 15 Uhr die Dampfzugs- besuchen. Die Fremdenführer/innen fahrt. Beim Umsteigen vom Zug auf werden in Gewändern des 17. Jhdt. das Schiff ist ein kurzer Spaziergang auftreten. über einen Feldweg hinauf auf den Damm des Rheinseitenkanals not- Die Führung in Neuf-Brisach dauert wendig. rund 2 Stunden und ist grösstenteils im Freien. Empfohlen dazu sind an- Auf der Schifffahrt am Nachmittag gepasste Kleidung, Kopfbedeckung, besteht die Möglichkeit, etwas zu Sonnenschutz und gute Schuhe. trinken und zu essen. Währung: €. Das Mittagessen werden wir im Um 17:45 Uhr werden wir wieder am Restaurant ‚Le Caballin (le Ranch)‘ Bahnhof Volgelsheim sein, um dann auf der Ile du Rhin in Vogelgrün ein- die Heimfahrt anzutreten, so dass wir nehmen. gegen 19 Uhr in Basel sein sollten. 26 27
Rückblick auf die Basler Fasnacht beschäftigte. Unter dem Titel „Les Millionaires de Saint Louis“ erklärt Mir hänn firs Elsass Sympathie, das kann is niemerts näh. der Dichter der Lälli-Clique das Ge- Als Noochbere vom Oberrhyy Das Elsass als Sujet-Lieferant schenk an die Stadt Saint-Louis fol- gendermassen: wänn Nochberhilf mir gää. Von Peter Obrist Jahr für Jahr dienen Begebenheiten Drissigdöisig Frontaliers kemme jede aus unserem westlichen Nachbarland Däj als Sujet für Basler Cliquen und Gug- un bringe Schwyzer Franka hei. genmusiken. Für die Güete Bonjour Se traje bi an d’prospérité Clique ist es sogar fast eine Pflicht, wu de partout, ja iwerall, kasch gseh: Boigrescht, Wulkekratzer schiesse in Himmel Waje däm Herzog & De Meuron- Fimmel. Als Gegeleischtungg bringt d’Stadt am Rhi Tonne vo Boidrack uf d’Hägemer Deponie! So fislet dr Glüwes flott rinn un rüss – Per Dreier-Tramway oder Distribus. D’Gränze spränge, dr Echange kultivierà – dr Girny fraid’s, dr Hampe ka schmierà. „Dr Echange kultivierà“ – dazu trägt die Tramverbindung nach St. Louis natürlich einen wesentlichen Teil bei. Wer aber geglaubt hat, dass die neue 3er-Tramlinie und das ominöse Millionengeschenk der diesjährige Die Goldplombe als Zeichen des wachsenden Sujet-Renner werden würde, sieht Wohlstands bei der „Güete Bonjour Clique“ sich getäuscht. Vielleicht ist die gan- ze Angelegenheit halt doch zuwenig bei der Sujet-Suche einen Blick über lustig, um herzhaft darüber zu spot- die Grenze zu werfen, denn schliess- ten. Unter den Stammcliquen und lich schreibt sie ihren Zeedel auf Alten Garden fand sich nur ein Zee- elsässisch. Zum Sujet „Gränzelos ver- del, der sich mit dem dubiosen Ge- bunde – d’Cheque-sch es?“ tönt das schäft zwischen Herrn Wessels und Die Rückseite der Lälli AG-Laterne: Es gibt Grund zum Feiern, dann so: den elsässischen Behördevertretern schliesslich ist man eben Millionär geworden. 28 29
Doch wo sy Kassesturz dien mache Si, dä het de Elsässer für e Hört das uff, das blöde Lache … Suppegnoche Wo isch dä Stutz? Es git ai Puff, e Drammverbindig nach Paris im Roothuus in sinn alli muff. versproche! Do luegt är lang und dumm in d’Lyt, Dass es neben der Anbindung der denn vo däm Pulver waiss är nyt! Dreier-Tramlinie ans Elsass in Frank- Do schreyt dr aint: “Mir leehn nit reich auch noch Präsidentschafts- lugg, wahlen gab, ging wegen der Wes- dä Stutz, dä hole mir ys zrugg!!“ sels-Turbulenzen fast vergessen. Zumindest d’Syydiaane erinnerten Das schwache Gedächtnis unseres sich an dieses Ereignis und äusserten Baudirektors mag mit ein Grund sein sich durchaus lobend zur Wahl vom für die unklaren Abläufe im Dreier- letzten Mai: Millionengeschäft. Dass auch zu viel Alkohol eine Rolle gespielt haben Dass dä Macron z’Franggryych ääne könnte – diese Vermutung lässt zu- so guet reüssiert, mindest der Schnitzelbangg-Vers liggt zem groosse Dail von Dr. FMH zu. Der stadtbekannte Hausarzt hatte nämlich im vergange- an synere Frau, wo in regiert. nen Jahr einen beunruhigenden Tele- S isch als Bresidänt halt braggtisch, Eine stolze Elsässerin führt die Tambouren der Lälli AG an. fonanruf aus St. Louis erhalten: wenn du au am Oobe Die Wagisse haben sich eine goldene Nase verdient. Doggter FMH - giete Bonjour, jeh dr bi Sache, wo de nit verstoosch, Solch grosszügiges Handeln weckt Unter dem Sujet-Titel „Mer hole’s Maire vo Saint Louis isch dra dy Leerere kaasch frooge. aber leicht Begehrlichkeiten: zrugg“ sinnen sie auf Revanche; zu- ych söll dr Wessels go hole, är haig z erst aber beschreiben sie, wie es zu vyl Edelzwigger gha. Die „Güete Bonjour Clique“ be- S ganz Elsass fyylt sich dief beriehrt sitzt den Cheque, der das ominöse diesem unseligen Geschäft über- vo däre Spändenaggzioon haupt kommen konnte: Millionen- und wartet durchuus ungeniert Geschäft von Zmitts in dr Nacht, so um die zwai, Baudirektor jetzt uff die näggschti Million. schlyycht aine umme ganz elai. Wessels mit Und aus den Zweizeilern auf der wit- Är het e Gugge in dr Hand den elsässi- zigen Lampe der alten Lälli lernen und däppelet zum Velostand. schen Nach- wir: Schnappt sich sy Velo und stramplet barn regelt. schnäll Ce fameux million, ça je crois, est arrivé sur la voie 3. Richtig Franggryych, kennsch en, gäll? Glaubsch im Baudep syne Draim Im Elsass äne – kurz und knapp – Waggst s’Gäld in Basel uff de Baim. Git är e Million de Waggis ab. Gar nicht erfreut über die Machen- Am andre Daag – s fallt ihm nit schaften des Basler Baudirektors zei- schwär, gen sich die Rhyhafe-Waggis Basel. grinst är brait, als wenn nyt wär … 30 31
„Elsass FREI!“ Elsass, als eine Liebe zu einer Region, die sich von anderen Regio- Eine spannende Geschichte, geschrieben von einer nen unterscheidet, die ungewöhnlichen Frau nicht besser, sondern einfach anders ist. Sie Von Ursula Schmitt fühle sich in erster Li- nie als Elsässerin und Die von Präsident François Hollande vehementen Widerstand aus und an- erst in zweiter Linie als 2014 beschlossene und von der fran- gesichts der drohenden Fusion zeigte Französin. Sie erzählt zösischen Nationalversammlung am sich das Elsass trotz parteipolitischen von ihrer Liebe zur 17. Dezember 2014 endgültig verab- Differenzen einiger, als es bisher war. elsässischen Sprache. schiedete Territorialreform löste im Man hoffte, wie schon oft in Frank- Sie selbst spricht nicht Elsass eine Welle des Protests aus. reich, durch den Druck der Stras se elsässisch, wie viele Aus den bisher 22 wurden 13 neu eine Änderung herbeizuführen. ihrer Altersgenossen, zugeschnittene Regionen. Die Regie- obwohl diese Sprache Der Slogan „Elsass frei!“ wurde von rung verspricht sich von der Reform ihre eigentliche Mut- den Gegnern der neuen Grossregion Effizienzgewinne, klarere Zuständig- tersprache wäre. lanciert, und Christelle Baldeck wähl- keiten und im europäischen Kontext te ihn zum Titel ihres Buches, in dem Die Autorin wurde wettbewerbsfähigere Regionen. sie über ihr fast zweijähriges Engage- 1976 in Pfastatt an Im Elsass löste die Zwangsfusion mit ment für ein freies Elsass schreibt. der Peripherie von Lothringen und Champagne-Ardenne Mülhausen geboren. Ebenfalls Gegnerin der Fusion, be- schloss sie aktiv zu werden und auf Sie habe das Elsass, ihre Art und Weise für ein freies El- in dem nur Schmitt, sass zu kämpfen. Sie gründete die Muller, Schneider usw. „Alsaciennes unies“, einen Zusam- lebten, nicht gekannt menschluss von Frauen, die durch ihre und empfinde deshalb gemeinsamen Auftritte der Unab- Christelle Baldeck betont, dass sich auch keine Sehnsucht nach jenem hängigkeitsbewegung Aufmerksam- „Les Alsaciennes unies“ mit ihren Elsass, auch wenn das viele Autono- keit verschafften. Die Elsässer Zeitung Manifestationen nicht auf eine misten nicht gerne hören würden. L’Alsace, für die sie in Saint-Louis als Trachtenvereinigung reduziert sehen Ihre Klassenkameraden und Freunde Korrespondentin arbeitet, widmete möchten, es gehe ihnen immer um hiessen zwar auch Schmitt, Meier, ihr im Oktober 2014 die Titelseite. Zu- die gleichen Forderungen: mehr Au- Muller, und Schneider, aber ebenso sammen nahmen sie an zahlreichen tonomie, Unterricht elsässischer Ge- Boukorsa, Giovinazzo, To Van, Bou- Manifestationen teil. Mit der Schlupf- schichte an den Schulen und Haupt- anaka, Vandjour, Azzouz, Nguyen kàpp (Coiffe) als Markenzeichen zeig- unterricht in elsässischer Sprache. usw. ten sie sich u.a. vor dem Conseil Régi- Während fast zwei Jahren kämpfte Ihre Offenheit gegenüber anderen onal d’Alsace oder vor der Assemblée Christelle Baldeck für ihr Elsass, ge- Ethnien wurde ihr auch vorgewor- Nationale in Paris. Die Kommentare gen die Unterdrückung einer Region, fen. Aus ihrer Sicht unverständlich, zu ihren Auftritten reichten von „ah gegen einen Beschluss, den sie als denn es bedeute nicht zwingend c’est super ce que vous faites les fil- empörend und ungerecht empfand. einen Verlust der eigenen Identität, les“ bis zu „les folles à coiffe“. Dabei betont sie ihre Liebe zu einem sondern eher das Gegenteil. 32 33
Von einer Alge rienreise sind ihr Wie weiter im Elsass? vor allem ein Auf- enthalt in der Von einer abgelehnten zu einer auferlegten Fusion Kabylei, einer in Nordost-Algerien Von Hans-Jörg Renk lebenden Fraktion Dieser Tage sind fünf Jahre vergan- völkerungsreicheren Bas-Rhin domi- der Berber und de- gen, seit die Elsässer Stimmbürgerin- niert zu werden, welcher mit 67 % Ja ren Suche nach kul- nen und Stimmbürger die Fusion der stimmte; für die Fusion wäre jedoch tureller Identifika- Parlamente (Conseils départemen- die Zustimmung beider Departemen- tion in Erinnerung taux) des Unterelsass (Bas-Rhin) und te notwendig gewesen. Die Elsässer geblieben. Durch Oberelsass (Haut-Rhin) zu einem ein- konnten damals nicht ahnen, dass sie diese Erfahrung zigen regionalen Parlament („Conseil weniger als drei Jahre später Teil ei- wurde sie ange- d’Alsace“) in einem Referendum ab- ner viel grösseren Fusion werden wür- regt, sich mit ihrer lehnten. Die Vorlage, die zum Ziel hat- den, diesmal aber ohne Referendum eigenen Identität te, die Stellung des Elsass gegenüber und ohne Konsultation, geschweige auseinanderzuset- Paris zu stärken, scheiterte an der zu denn Zustimmung der lokalen Behör- zen. geringen Wahlbeteiligung (35 %) und den: die Zusammenlegung des Elsass Überhaupt fühlt dem Nein von 56 % des Haut-Rhin, mit Lothringen und der Champagne- sie sich sehr an- wo man befürchtete, durch den be- Ardenne zur Grossregion Grand Est. gezogen vom Maghreb. Gast- freundschaft, An- teilnahme und die Einfachheit, mit der die Maghre- biner dem Leben begegnen, erlebt sie als Bereicherung ihrer elsässi- Aus innerer Überzeugung und mit schen Kultur. Mut hat Christelle Baldeck sich in ihrem Buch „Elsass FREI!“ zu ih- Der Umschlag des Buches erinnert rer Liebe zum Elsass bekannt. Es ist etwas an die 1930er Jahre, aber sein zweisprachig, französisch, mit einer Inhalt ist keineswegs nationalistisch elsässischen Übersetzung von Jean- oder gar rassistisch, und auch sei- Noël Kempf. Mit zahlreichen Photos ne Autorin ist alles andere als eine und Zeichnungen illustriert ist es eine rechtslastige Extremistin. Im per- unterhaltsame Lektüre für Elsass- sönlichen Gespräch zeigt sich eine Freunde. sympathische junge Frau, die bei al- lem Engagement für das Elsass wohl Elsass FREI! von Christelle Baldeck, abgewogen und differenziert argu- Herausgeber Yoran Embanner Seit dem 1. Januar 2016 ist Grand Est eine der 13 neuen Regionen Frankreichs mentiert. 143 Seiten, € 11.00. und zählt rund 5,5 Millionen Einwohner. Verwaltungssitz ist Strassburg. 34 35
Über die Frage, ob das Elsass eine ei- dass das Elsass weiterhin Bestandteil sätzlich erleichtert wurde: Brigitte könnte, und dies ausdrücklich im gene Region hätte bleiben können, des Grand Est bleibt. Die Idee eines Klinkert, die seit dem vergangenen Kontakt mit den lokalen Behörden. wenn das Referendum vom 7. April Spezialstatuts mit zusätzlichen Kom- Herbst an der Spitze Conseil dépar- Paris hat offenbar wenigstens in die- 2013 anders ausgegangen wäre, ge- petenzen – die Macron aber nicht temental du Haut-Rhin steht und ihr sem Punkt die Lehren aus der Regio- hen die Meinungen bis heute ausei- definierte – fand im Elsass breite Zu- ebenso neuer Kollege aus dem Bas- nalfusion gezogen... nander. Sie ist durch die seitherigen stimmung, selbst unter Gegnern der Rhin, Frédéric Bierry, ziehen am glei- Ereignisse überholt, nicht aber die Fusion von 2013, aber über die Frage, chen Strang. Sie sind der Meinung, Fusion der beiden Departemente. ob das Angebot des Präsidenten trotz dass eine alleinige Fusion der bei- Diese hat neue Aktualität erlangt, der damit verbundnen Bedingung den Departemente nicht ausreicht, nachdem sie Präsident Emmanuel anzunehmen sei, herrscht alles ande- sondern dass eine künftige „Entité Macron Ende Oktober des vergan- re als Einigkeit. Laut Umfragen sind alsacienne“ wesentliche Kompe- genen Jahres bei einer Rede vor den zwar über 80 % der Elsässer für ei- tenzen übernehmen muss, die jetzt versammelten Elsässer Politikern in nen Austritt aus dem Grand Est, aber beim Grand Est liegen, u.a. bei der Strassburg zur Voraussetzung einer weil Macron nicht bereit ist, darüber Wirtschaft und beim Tourismus. Der grösseren Autonomie in einer „En- zu verhandeln, neigen manche Elsäs- Grand Est wird zwar nach dem über- tité alsacienne à statut particulier“ ser Politiker aus taktischen Gründen raschenden Rücktritt seines ersten erklärte. Macron verknüpfte dieses dazu, den Verbleib in der ungelieb- Präsidenten Philippe Richert wiede- Angebot jedoch mit der Bedingung, ten Grossregion wenigstens für die rum von einem Elsässer präsidiert, nächsten Jahre als dem ehemaligen Bürgermeister von kleineres Übel in Mülhausen Jean Rottner, aber das Kauf zu nehmen, heisst nicht, dass die Verhandlungen in der Hoffnung, mit ihm einfacher sein werden, denn dass sich nach den er wird an seinen auch nicht unbe- Regionalwahlen grenzten regionalen Kompetenzen von 2021 eine festhalten wollen. Die Elsässer müs- Diese Entwicklungen haben auch die günstigere Lage sen also mit zwei Partnern verhan- erfreuliche Folge, dass die Elsässer ergibt. deln, dem Grand Est und der Zent- lebhafter denn je über ihre Zukunft ralregierung, welche für so wichtige diskutieren, und zwar nicht nur die Die negative Er- Bereiche wie Erziehung und Bildung, Politiker, sondern auch die soge- fahrung des Refe- die Sprachenfrage sowie die grenz- nannte Zivilgesellschaft, denn die rendums von 2013, überschreitende Zusammenarbeit zu- elsässische Identität beschränkt sich das zum Teil auch ständig ist. Deshalb haben Klinkert ja nicht nur auf politische Institutio- an persönlichen und Bierry bereits mehrmals gemein- nen. So hält zum Beispiel derzeit die Rivalitäten unter sam in Paris vorgesprochen, darunter 2010 vom Schriftsteller Pierre Klein Politikern scheiter- bei Ministerpräsident Edouard Philip- gegründete „Initiative citoyenne te, hat im Elsass zu pe. Dieses Rendez-vous zeigte einen alsacienne (ICA) im ganzen Elsass einer Annäherung ersten Erfolg, denn Philippe beauf- Diskussionsabende ab, an welchen der Standpunkte tragte Anfang Februar den Präfekten jeweils vor allem Bürgerinnen und geführt, die durch des Bas-Rhin, der gleichzeitig „Préfet Bürger aus vielen Lebensbereichen einen Generatio- de Région“ für den ganzen Grand Est das Wort ergreifen. An einer solchen nenwechsel an der ist, bis Ende Juni Ideen auszuarbeiten, Veranstaltung im „Triangle“ von Hü- Spitze der beiden Sie demonstrieren Einigkeit: Die Spitzen der Politik im wie das Elsass innerhalb dieser Gross- ningen nahmen Mitte Januar gegen Departemente zu- Bas-Rhin und Haut-Rhin region zu mehr Autonomie kommen 100 Personen teil. Für viele von ihnen 36 37
war es eine Gelegenheit, ihren Frust über das Verschwinden der „Région standen. Die Resignation nach dem gescheiterten Referendum von 2013 Gérard Kielwasser zum 80. Geburtstag Alsace“ loszuwerden, aber es fehlte und der Regionalreform von 2016 auch nicht an Ideen, wie eine grösse- scheint langsam einem neuen Selbst- 10. April 2018 re Selbständigkeit aussehen könnte, bewusstsein zu weichen, das auch in wobei wegen der Nähe zur Schweiz der Dialekt-Kolumne unseres Förder- Von Ursula Schmitt und zu Deutschland die Zweispra- mitglieds Yves Bisch aus der Tageszei- „Ein jedes Ding ist, je nachdem wie Er wird 1938 als Jüngstes von vier Kin- chigkeit und die grenzüberschreiten- tung „L’Alsace“ vom 24. Februar 2018 man es betrachtet, ein Wunder oder dern in Sierentz geboren. Nach dem de Zusammenarbeit im Vordergrund zum Ausdruck kommt. ein Hindernis, ein Alles oder ein Schulbesuch in Bartenheim und Mül- Nichts, ein Weg oder eine Sorge.“ hausen absolviert er einen 28 mona- Fernando Pessoa tigen Militärdienst, davon verbringt Elsassischer Unwohl Die Gazette Nr. 140 erscheint gerade er acht Monate in Algerien. rechtzeitig, um unserem Vizepräsi- 1960 kehrt Gérard wieder nach Bar- Von Yves Bisch denten aus dem Elsass, Gérard Kiel- tenheim zurück und wird Mitarbeiter A Umfrog meh ! ‘S ìsch jo lobenswart ma vo dr Grossa Region, ìsch zwààr wasser, zu seinem 80. Geburtstag der EDF im Kraftwerk von Marckols- fer Meinungsstìchproba bi dr Beväl- a Leesungàfàng, àwer wenn do nìt gratulieren zu können. heim (Electricité de France SA, einer kerung z’màcha. Doch dr Tàg wo dr entsprachenda Verwàltungkompe- staatlich dominierten Elekt- Wìlla vo da Befrogta ìn Kàuif gnum- tanza ìn’s Hochzittkärbla kämma, rizitätsgesellschaft). ma wìrd, kà ma a wiss Kritz ìn’s Kàmi ìsch dàs nur kàlter Kàffee. Er ist beruflich erfolgreich mola, mìr sìnn do nìt ìn dr Schwitz. Wenn’s nur dia wara wo d Befrogta und bekleidet bis zu seiner Un àss etliga ewer eimol vo da Wulka mìt ewer 80 % bevorzugt hann, wìe Pensionierung (1993) eine kèija, ìsch o kè Wunder. Ma frogt sìch Wìrtschàftliga un Touristischa Ent- Stelle im Kader der EDF. nur ìn wàs fer a Walt unsera elsas- wìcklung (95 %), Berüafüssbìldung sischa Gwählta un unsera sognann- (92 %), Verkehrmìttel (88 %), Kültür Wieder zurück in Barten- ta Intelligenzija lawa, fer bstandig un Zweisprochigkeit (87 %), Zam- heim, wird er dort 1995 zum Stìchproba brücha fer z’feschtstella maàrwet mìt da ditscha un schwitzer 1er Adjoint au Maire von àss nur a kleina Mìnderheit, schiins Nochber (87 %), Unterrìcht (84 %). Bartenheim gewählt, ein 10 % vo da Elsasser, zfrìda sìnn mì- Selig dia wo do drà glàuiwa. A Mol Amt, das er während 13 Jah- tem Grossa Oschta. Bi dana, wo dàs meh wara mìr uns Elsasser mìtma ren inne hat. nìt gspiirt hann, ìsch Hopfa un Màlz miahjsàm erreichta Minimum z’frìda Ebenfalls 1995 wird er zum verlora. stella. Oder wara mr fer amol àg- Präsidenten der Société nahm ewerràscht ? Tràuija andlig d’Histoire von Bartenheim Sowìeso wìssa àlla àss ìm Momant amol unsera Vertrater uff dr Tìsch und Umgebung gewählt. a Üsstrìtt üssgschlossa ìsch, dr Präsi- klopfa, un wenn’s o a pàriser Tìsch Seit seinem Rücktritt nach dant hàt Àngscht dàs kännt ìn ànde- ìsch. Ànschtàtt ìmmer nur a Schuld- 22 Jahren ist er Ehrenpräsi- ra Gegenda Àregunga ga, sozesàga abuckel süacha sìch d Frog stella : dent des Vereins. a àsteckenda Krànkhet wara. Ìn dara Wàs kà ìch fer s Elsàss màcha, un nìt Hìnsìcht ìsch dr Ufftràg vom Präfakt 2006 wird er auf Vorschlag nur wàs kà s Elsàss fer mìch màcha ? klàr wìe Quallawàsser. von André-Paul Weber als Denn wo a Wìlla ìsch, ìsch o a Wag, D Departement vom Unter- un Ower un wenn’s o nur a heimliger elsassi- Vertreter des Elsass zum Vi- elsàss zammaschliassa, àwer ìm Ràm- scher Faldwag ìsch. zepräsidenten unseres Ver- eins gewählt. 38 39
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