ENL-Projekt: Fischotterschutz in Thüringen-Lebensräume verbinden Lösungen aufzeigen Akzeptanz fördern - Deutsche Umwelthilfe eV
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ENL-Projekt: Fischotterschutz in Thüringen – Lebensräume verbinden Lösungen aufzeigen Akzeptanz fördern Sabine Stolzenberg (Deutsche Umwelthilfe) Maria Schmalz (FLUSS)
Überblick • Fischotter – Wer bist du? – ein kleiner Steckbrief • Der Fischotter in Thüringen • Warum ist Biotopverbund so elementar? • Modellprojekt Fischotter 2012-2015 • Folgeprojekt Fischotter seit 2016 • Erste Projektergebnisse • Brückenumbau: Beispiele
Steckbrief Fischotter • Längste heimische Marderart (bis 1,2 m) • Ca. 9-12 kg • Rüden größer und schwerer • Semiaquatische Lebensweise mit Anpassungen • Trächtigkeit 58-62 Tage • 1-4 Welpen, werden ca. 1 Jahr von Fähe geführt • Geschlechtsreife mit 18-24 Monaten • Über Populationsstruktur wenig bekannt • Alter: in der Natur durchschn. nur 3-5 Jahre, weniger als 15% älter als 10 Jahre • Einzelgänger, aber auch lockere Bindungen möglich • Kommunikation über Markierungen (Losung!)
Steckbrief Fischotter • Vorwiegend nacht- und dämmerungsaktiv • 2-3 Aktivitätszeiten pro Nacht, dazwischen Ruhephasen • Während Aktivitätszeiten lange Wanderungen möglich (bis zu 25 km pro Nacht) • Fähen mit Welpen deutlich weniger mobil • Wanderung nicht nur am Wasser, auch mehrere km über Land möglich • Territoriale Lebensweise • Nahrung: nach Angebot (Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel…)
Lebensraumansprüche • Alle Arten von Gewässern (Seen, Teiche, Flüsse, Bäche, Gräben, Meeresküste) und Feuchtgebiete • Entscheidend für Nutzung von Gewässern: • Nahrungsangebot, • Versteckmöglichkeiten, • Ausmaß der Störeinflüsse, • Naturnähe? • Erreichbarkeit
Fischotter in Thüringen • Ab 1974 galt Fischotter in Thüringen als ausgestorben • Ab 1996 „Neu-Nachweise“ in Thüringen • Ab 2001 Beginn Aufbau „Otter-Netz Thüringen“ mit Hilfe der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie und unter Einbeziehung ehrenamtlicher Helfer, jährliches Monitoring • 2013 Erhebungen im Rahmen des FFH-Monitorings (ausgewählte Bereiche) • 2012-2014 Erhebungen im Rahmen Modellprojekt Fischotter I (ABG, GRZ, NDH, SÖM, AP, KYF) • 2016-2017 Erhebungen im Rahmen des FFH-Monitorings (landesweite Erfassung) • 2017 Erhebungen im Rahmen Modellprojekt Fischotter II (UHK, EF, G, J, SOK, SLF, SM, HBN)
Fischotter in Thüringen Otter-Netz-Thüringen • Suche unter Brücken (ca. 4 Brücken pro UTM-10x10 km Quadrat,) • Brückenkataster (aktuell ca. 390 Brücken) • Brücken mit Uferrandstreifen/Bermen, gute Zugänglichkeit • Suche im Herbst/Winter (1 x im Jahr) • Als Nachweis nur Losung/Trittsiegel • Verwendete Datenbanken: multiBaseCS und Quantum-GIS • Daten ins FIS (Fachinformationssystem) Naturschutz der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie
Fischotter in Thüringen 2001 – Beginn Otter-Netz Thüringen MTB ohne Nachweis MTB mit Nachweis Quelle: Schmalz 2001 im Auftrag TLUG
Fischotter in Thüringen 2010/11 –Otter-Netz Thüringen MTB ohne Nachweis MTB mit Nachweis Quelle: Schmalz 2010 im Auftrag TLUG
Fischotter in Thüringen 2016/17 –Otter-Netz Thüringen MTB ohne Nachweis MTB mit Nachweis Quelle: Schmalz (2017) im Auftrag TLUG
Fischotter in Thüringen Entwicklung Nachweisdichte Thüringen 45 350 Anzahl kartierte Brücken 40 Anteil Pos. Stichproben 300 Anteil positive Stichproben [%] 35 Anzahl kartierte Brücken [n] 250 30 25 200 20 150 15 100 10 50 5 0 0 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
Otter-Netz Thüringen Entwicklung Nachweisdichte in verschiedenen Flusseinzugsgebieten 80 100 Anzahl kartierte Brücken 90 70 Anteil positiver Srichproben [%] Anteil Pos. Stichproben 80 Anzahl kartierte Brücken [n] Werra 60 70 50 60 40 50 40 30 30 20 20 10 10 0 0 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 50 100,0 Anzahl kartierte Brücken [n] 45 90,0 Anzahl pos. Stichproben [%] Pleiße 40 80,0 35 70,0 30 60,0 25 50,0 20 40,0 Anzahl kartierte Brücken 15 30,0 10 20,0 Anteil Pos. 5 10,0 Stichproben 0 0,0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
Warum ist Biotopverbund so wichtig? © Illustrationen nach sandruschka
Biotopverbund und Fischotter • Unterschutzstellung aller Lebensräume des Fischotters nicht möglich • Gewässerschutz IST Otterschutz • Durch (überwiegend) lineare Reviere und Migrationsrouten Verbund von geeigneten (und ggfs. schützenswerten) Bereichen möglich • Unterbrechung von Migrationsrouten kann schwerwiegend sein
Biotopverbund und Fischotter • Barrierewirkung – Ungeeignete Brücken – Hohe Wehre mit Ufermauern – Extrem ausgebaute Gewässer – Verrohrungen in Stadtgebieten – Straßen durch Teichgebiete Barrierewirkung für viele weitere Arten (Fische, Wasservögel, Säugetiere (z. B. Wasserspitzmaus, Iltis, Dachs, Fuchs, Reh) • Folgen: – Zerschneidung von (linearen) Lebensräumen – Verlust von potenzieller Habitatfläche – Erhöhung der Mortalität
Biotopverbund und Fischotter
Biotopverbund und Fischotter • Ergebnisse DNA Analysen Ise (Aktion Fischotterschutz) • Ergebnisse bestätigen territoriales Verhalten der Art • Ise mit 40 Flusskilometern lediglich 3 Otterterritorien • 6000 ha pro Otter • + Biologie (Alter, Geschlechtsreife) Unterstreicht die Bedeutung der Vermeidung von Totfunden N=107 Proben 53% DNA extrahiert Studie: Fischotterschutz e.V.
Totfunde • Haupttodesursache tot aufgefundener Fischotter in Deutschland: Straßenverkehr • 50-80% Totfunde im Straßenverkehr, ca. 250 jährlich • Dunkelziffer vermutlich mind. 500 • Thüringen: 1999-2017: 14 Totfunde • 100 % Straßenverkehrsopfer, • davon 65 % an Brückenbauwerken Foto: M. Piontek
Biotopverbund und Fischotter • Warum ist Straßenverkehr so „tödlich“? • Warum sind Brücken ein Problem? Ungeeignete Brücken – Keine Bermen/Uferstreifen – Verschlossen durch Schütze etc. – Geringes Luftvolumen Nutzung durch Fischotter unsicher Verlassen des Gewässers Gefahr des Verkehrstodes – Gründe für dieses Verhalten weitgehend ungeklärt (semiaquatisch / Markierungsverhalten / Barrierewirkung Brückenwiderlager)
Modellprojekt • Modellprojekt zum Schutz des Fischotters vor Straßenverkehr – Träger: Deutsche Umwelthilfe e. V. – Auftragnehmer/Mitarbeit: Maria Schmalz, Flussbüro Erfurt – Fördermittel: ELER/ENL – Kooperation: TLUG, Umwelt- , Wasser-, Straßenbaubehörden – Laufzeit: 2012-2015 • Ergebnisse – Kartierung von 5 Landkreisen – Umbau von 17 ottergefährdenden Brücken – Leitfaden für Behörden und Planungsbüros – Öffentlichkeitsarbeit
Modellprojekt – Kartierung © Illustration nach sandruschka
Modellprojekt – Ergebnisse Gefährdungsgrad 400 57,8 % 350 300 Anzahl Brücken [n] 250 200 28,8 % 371 150 13,4 % 100 185 50 86 0 hoch mittel gering
Modellprojekt – Ergebnisse Gefährdung des Fischotters ( n= 642 Brücken) geringe Gefährdung mittlere Gefährdung hohe Gefährdung
Modellprojekt – Erfahrungen Vorgehensweise beim Umbau Auswahl der Brücke Erstes Gespräch mit zuständigen Behörden Vergabe an Planungsbüro Planung, ggfs. Hydraulischer/hydrologischer Nachweis Weitere Absprachen (Kommunen, UNB, Straßenbaubehörde etc.) Antrag auf Wasserrechtliche Genehmigung Ggfs. Abschluss einer Nutzungsvereinbarung mit Baulastträger (z. B. Landkreis) Ausschreibung und Vergabe an Baufirma Ökologische Baubegleitung Nach Fertigstellung Bauabnahme Erfolgskontrolle Dauer: 5-10 Monate
Modellprojekt – Beispiele
Modellprojekt – Beispiele 20 15 Anzahl Losungen 10 5 0 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
Modellprojekt – Beispiele
Modellprojekt – Beispiele Letzte Kontrolle: 18.3.17: 50 Losungen!!
Modellprojekt – Brückenumbau Kurzfilm: Die Kunst einen Fischotter auf den rechten Weg zu leiten! https://www.youtube.com/watch?v=sX6WG-r1Mo0&feature=youtu.be
Modellprojekt – Handlungsleitfaden Planungshilfe Bermenbau • Für Straßenbau-, Wasser-, Naturschutzbehörden, Planungs-, Ingenieur-, Landschaftsplanungsbüros • Konkrete Hinweise für den Umbau von Bestandsbrücken • Planungskommunikation erhältlich unter: http://www.duh.de/uploads/tx_duhdownloads/Handlungsleitfaden_Fischotter- Brueckenumbau_Ansicht.pdf
Folgeprojekt © Stephan Gunkel
Folgeprojekt – Ziele Ziele • Datengrundlage verbessern (Kartierung von 7 weiteren Landkreisen und 3 Städte, Circa 1000 weitere Brücken kartieren) • Umbau weiterer 10 Brücken • Fachdialog und Beratung von Entscheidungsträgern • Politanalyse: Wie handhaben andere Länder den Umbau von Bestandsbrücken?
Folgeprojekt – Projektstand Alte und neue Umsetzungsräume © Illustrationen nach sandruschka Bermeneinweihung in Greußen am 17.03.2017
Folgeprojekt – Ergebnisse Darstellung der kartierten Brücken nach Gefährdung für den Otter n=1038 Brücken 20% 56% 24% Gefährdungsgrad gering Gefährdungsgrad mittel Gefährdungsgrad hoch
Folgeprojekt – Ergebnisse 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Ortsstraße, Kreisstraße Landesstraße Bundesstraße Autobahn Gleis Nebenstraße, Feldwege Gefährdungsgrad hoch 32 53 89 23 6 Gefährdungsgrad mittel 62 56 91 37 1 5 Gefährdungsgrad gering 168 113 175 96 13 17
Folgeprojekt – Ergebnisse Absolute Zahlen der Querungen mit mittlerem Risiko Autobahn; 1 Gleis; 5 Ortsstraße, Bundesstraße; 37 Nebenstraße, Feldwege; 62 Absolute Zahlen der Querungen Landesstraße; 91 Kreisstraße; 56 Gleis; 6 mit hohem Risiko Autobahn; 0 Ortsstraße, Nebenstraße, Bundesstraße; 23 Feldwege; 32 Kreisstraße; 53 Landesstraße; 89
Folgeprojekt – Ergebnisse
Folgeprojekt – Ergebnisse
Folgeprojekt – in Planung
Folgeprojekt – in Planung • 4 Brücken in Planung • Aga4 (G), Gera 16 (EF), Gemdenbach 5 (J)
Brückenumbau: Und so sieht`s aus! Ausführungsvarianten • Einfacher Laufsteg, Sondervariante: Schwimmberme • Varianten aus Lockermaterial • Kies, Sand • Steinschüttung aus Wasserbausteinen Feste Varianten Foto: A. Weber • Betonberme • Aus Wasserbausteinen gemauerte Berme Trockentunnel Foto: Schmalz
Anforderungen an Querungshilfe © Illustrationen nach sandruschka
Betonberme/gemauerte Berme
Berme als Steinschüttungen
Öffentlichkeitsarbeit • Messe „Reiten Jagen Fischen“, Fest des Waldes und der Jagd • Infomaterialien für: Kinder, breite Öffentlichkeit und Fachpublikum, Natura 2000 Stationen, Gemeinden in denen wir umbauen
https://www.duh.de/otter/
Öffentlichkeitsarbeit www.otterside.de jetzt online! © Illustrationen nach sandruschka
http://www.otterside.de/spiel/
Öffentlichkeitsarbeit www.otterside.de Otterspiel ab 14.02.2018 © Illustrationen nach sandruschka
Spielergebnis
Noch Fragen? Kontakt: Deutsche Umwelthilfe e.V. Sabine Stolzenberg stolzenberg@duh.de Maria Schmalz maria.schmalz@fluss-im-netz.de Dieses Projekt wird unterstützt durch das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz und finanziert aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und des Freistaates Thüringen.
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