Entwicklung der Windenergie im Wald - Ausbau, planerische Vorgaben und Empfehlungen für Windenergiestandorte auf Waldflächen in den Bundesländern ...

 
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Entwicklung der Windenergie im Wald - Ausbau, planerische Vorgaben und Empfehlungen für Windenergiestandorte auf Waldflächen in den Bundesländern ...
ANALYSE

Entwicklung der
Windenergie im Wald
Ausbau, planerische Vorgaben und Empfehlungen für
Windenergiestandorte auf Waldflächen in den Bundesländern
7. Auflage, 2022
Entwicklung der Windenergie im Wald - Ausbau, planerische Vorgaben und Empfehlungen für Windenergiestandorte auf Waldflächen in den Bundesländern ...
Impressum
© FA Wind, 2022
  7. Auflage (Stand: 14.4.2022)

Herausgeber:                                    Haftungsausschluss:
Fachagentur Windenergie an Land                 Die in dieser Broschüre enthaltenen Angaben
Fanny-Zobel-Straße 11 | 12435 Berlin            und Informationen sind nach bestem Wissen
                                                erhoben, geprüft und zusammengestellt. Eine
V.i.S.d.P.: Dr. Antje Wagenknecht               Haftung für unvollständige oder unrichtige An-
                                                gaben, Informationen und Empfehlungen ist
Die Fachagentur zur Förderung eines natur-      ausgeschlossen, sofern diese nicht grob fahrläs-
und umweltverträglichen Ausbaus der Wind-       sig oder vorsätzlich verbreitet wurden.
energie an Land e.V. ist ein gemeinnütziger
Verein. Er ist eingetragen beim Amtsgericht
Charlottenburg, VR 32573 B

Autoren:
Jürgen Quentin, Franziska Tucci

Zitiervorschlag:
FA Wind (2022): Entwicklung der Windenergie
im Wald - Ausbau, planerische Vorgaben und
Empfehlungen für Windenergiestandorte auf
Waldflächen in den Bundesländern, 7. Auflage,
Berlin
Entwicklung der Windenergie im Wald - Ausbau, planerische Vorgaben und Empfehlungen für Windenergiestandorte auf Waldflächen in den Bundesländern ...
Inhalt | 3

Inhalt
Vorwort ................................................................................................................................................ 6
Zusammenfassung ................................................................................................................................ 7
1. Vorbemerkung ................................................................................................................................. 8
    1.1 Rechtliche und landesplanerische Vorgaben ............................................................................... 8
    1.2 Datengrundlage ......................................................................................................................... 8
2. Der Wald in Deutschland.................................................................................................................. 9
    2.1 Definition von Wald ................................................................................................................... 9
    2.2 Vorherrschende Bestockungstypen............................................................................................. 9
    2.3 Naturnähe der Baumartenzusammensetzung ........................................................................... 10
    2.4 Lebensraum Wald .................................................................................................................... 10
    2.5 Waldumbau ............................................................................................................................. 11
    2.6 Eigentumsverhältnisse .............................................................................................................. 11
3. Flächeninanspruchnahme durch Windenergieanlagen .................................................................... 12
    3.1 Rechtliche Rahmenbedingungen .............................................................................................. 13
    3.2 Typischer Flächenbedarf ........................................................................................................... 14
4. Bundesweite Ausbausituation der Windenergie im Wald ................................................................ 16
5. Ausbausituation der Windenergie im Wald seit 2010 in einzelnen Bundesländern......................... 18
    5.1 Entwicklung in Baden-Württemberg ........................................................................................ 20
    5.2 Entwicklung in Bayern .............................................................................................................. 23
    5.3 Entwicklung in Brandenburg .................................................................................................... 26
    5.4 Entwicklung in Hessen ............................................................................................................. 30
    5.5 Entwicklung in Niedersachsen .................................................................................................. 33
    5.6 Entwicklung in Nordrhein-Westfalen ........................................................................................ 35
    5.7 Entwicklung in Rheinland-Pfalz ................................................................................................ 38
    5.8 Entwicklung im Saarland .......................................................................................................... 42
6. Situation der Waldflächennutzung in weiteren Bundesländern ........................................................... 45
    6.1 Berlin, Bremen, Hamburg ......................................................................................................... 45
    6.2 Mecklenburg-Vorpommern ...................................................................................................... 45
    6.3 Sachsen-Anhalt ........................................................................................................................ 45
    6.4 Sachsen ................................................................................................................................... 46
    6.5 Schleswig-Holstein ................................................................................................................... 46
    6.6 Thüringen ................................................................................................................................ 46
7. Fazit und Ausblick .......................................................................................................................... 48
Weiterführende Informationen ............................................................................................................ 49
Bildnachweis ....................................................................................................................................... 50
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4 | Inhalt

Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Windenergieanlagen im Kiefernforst ................................................................................ 7
Abbildung 2: Waldflächenanteile nach Bestockungstypen in Deutschland ........................................... 10
Abbildung 3: Waldflächen und deren Besitzverhältnisse in den Bundesländern ................................... 12
Abbildung 4: Planzeichnung der Flächeninanspruchnahme einer Windenergieanlage .......................... 13
Abbildung 5: Kranstellfläche und temporäre Montageflächen während des Anlagenaufbaus .............. 14
Abbildung 6: Größenvergleich der dauerhaften Waldflächeninanspruchnahme einer Anlage .............. 16
Abbildung 7: Neue Windenergieanlagen in deutschen Wäldern .......................................................... 18
Abbildung 8: Waldflächenanteile und mögliche Inanspruchnahme durch Windenergienutzung .......... 19
Abbildung 9: Waldflächenanteile in Baden-Württemberg nach Bestockungstypen .............................. 20
Abbildung 10: Waldflächenanteile in Baden-Württemberg nach Besitzverhältnissen ........................... 20
Abbildung 11: Anlage im Windpark Rauhkasten/Steinfirst, Ortenaukreis (Baden-Württemberg) .......... 22
Abbildung 12: Waldflächenanteile in Bayern nach Bestockungstypen .................................................. 23
Abbildung 13: Waldflächenanteile in Bayern nach Besitzverhältnissen ................................................. 23
Abbildung 14: Anlagenerrichtung im Windpark Brenntenberg, Landkreis Regensburg (Bayern) ........... 25
Abbildung 15: Waldflächenanteile in Brandenburg nach Bestockungstypen ........................................ 26
Abbildung 16: Waldflächenanteile in Brandenburg nach Besitzverhältnissen ....................................... 26
Abbildung 17: Repowerte Anlagen auf ehemaligen Tagebauflächen im Windpark Klettwitz,
              Landkreis Oberspreewald-Lausitz (Brandenburg) .......................................................... 27
Abbildung 18: Windpark Chransdorf West im Landkreis Oberspreewald-Lausitz (Brandenburg) .......... 28
Abbildung 19: Waldflächenanteile in Hessen nach Bestockungstypen ................................................. 30
Abbildung 20: Waldflächenanteile in Hessen nach Besitzverhältnissen ................................................ 30
Abbildung 21: Windpark im Gemeindewald Hohenahr, Lahn-Dill-Kreis (Hessen) ................................. 32
Abbildung 22: Waldflächenanteile in Niedersachsen nach Bestockungstypen ...................................... 33
Abbildung 23: Waldflächenanteile in Niedersachsen nach Besitzverhältnissen ..................................... 33
Abbildung 24: Waldflächenanteile in NRW nach Bestockungstypen .................................................... 36
Abbildung 25: Waldflächenanteile in NRW nach Besitzverhältnissen ................................................... 36
Abbildung 26: Windrad Lüdenscheid an der Versetalsperre, Märkischer Kreis (NRW) ........................... 38
Abbildung 27: Waldflächenanteile in Rheinland-Pfalz nach Bestockungstypen .................................... 39
Abbildung 28: Waldflächenanteile in Rheinland-Pfalz nach Besitzverhältnissen.................................... 39
Abbildung 29: Windpark Kandrich auf ehemals militärisch genutztem Standort im Landkreis
              Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) .................................................................................. 41
Abbildung 30: Waldflächenanteile im Saarland nach Bestockungstypen .............................................. 42
Abbildung 31: Waldflächenanteile im Saarland nach Besitzverhältnissen ............................................. 42
Abbildung 32: Windpark Oberthal im Umfeld des Feldspat Abbaugebiets Leißberg, Landkreis
              St. Wendel (Saarland) ................................................................................................... 44
Abbildung 33: Windpark Gebersreuth im Saale-Orla-Kreis (Ostthüringen) mit Anlagen im Wald ......... 47
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Inhalt | 5

Tabellenverzeichnis
Tabelle 1:    Naturnähe der Baumartenzusammensetzung der Hauptbestockung .............................. 10
Tabelle 2:    Windenergieanlagen mit spezifischen Angaben zur Waldflächeninanspruchnahme ....... 15
Tabelle 3:    Regionale Verteilung der Windenergieanlagen auf Waldflächen in Deutschland ............ 17
Tabelle 4:    Ausbau der Windenergie im Wald in Baden-Württemberg ............................................ 21
Tabelle 5:    Ausbau der Windenergie im Wald in Bayern .................................................................. 24
Tabelle 6:    Ausbau der Windenergie im Wald in Brandenburg ........................................................ 28
Tabelle 7:    Ausbau der Windenergie im Wald in Hessen ................................................................. 31
Tabelle 8:    Ausbau der Windenergie im Wald in Niedersachsen ...................................................... 34
Tabelle 9:    Ausbau der Windenergie im Wald in Nordrhein-Westfalen ............................................ 37
Tabelle 10:   Ausbau der Windenergie im Wald in Rheinland-Pfalz ...................................................... 40
Tabelle 11:   Ausbau der Windenergie im Wald im Saarland .............................................................. 43
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6 | Vorwort

Vorwort
Der im April erschienene Bericht der Arbeits-      Gigawatt. Dafür ist bundesweit eine Flächenbe-
gruppe III „Klimawandel 2022: Minderung des        reitstellung im Umfang von wenigstens zwei
Klimawandels“ des Weltklimarats IPCC führt         Prozent des Landes erforderlich.
uns drastisch vor Augen, dass die globalen An-
                                                   Insbesondere in Bundesländern mit hohen An-
strengungen zur Minderung des anthropogenen
                                                   teilen an bewaldeten Arealen werden Forstflä-
Klimawandels weitaus mehr erhöht werden
                                                   chen auch weiterhin einen wesentlichen Bei-
müssen als bislang. Nur ein weltweiter „systemi-
                                                   trag zur Nutzung der Windenergie leisten. Aber
scher Wandel“ könne, so die Autoren, die
                                                   auch in den Mittelgebirgsregionen sind vermut-
schlimmsten Folgen der anhaltenden globalen
                                                   lich nicht ausreichend konfliktarme und wind-
Erwärmung noch abwenden. Noch lauter wird
                                                   höffige Standorte im Offenland verfügbar, so
der Ruf nach einem Systemwandel gegenwärtig
                                                   dass auch dort die Inanspruchnahme von
durch den russischen Angriffskrieg in der Ukra-
                                                   Waldflächen für die Energieerzeugung an Be-
ine und das daran gekoppelte Erfordernis der
                                                   deutung behalten dürfte.
Unabhängigkeit von fossilen Energieimporten.
                                                   Welche rechtlichen und planerischen Aspekte
Als einen entscheidenden Schlüssel für Kli-
                                                   bei der Standortsuche im Wald als auch der
maneutralität und Energieunabhängigkeit for-
                                                   Genehmigung von Windenergieanlagen zu be-
ciert die deutsche Bundesregierung den zügi-
                                                   rücksichtigen sind, ist Gegenstand der mittler-
gen Ausbau der Erneuerbaren Energien und
                                                   weile siebten Ausgabe unseres Hintergrundpa-
hat sich hierfür ehrgeizige Ziele gesetzt: Der
                                                   piers „Entwicklung der Windenergie im Wald -
Anteil der Erneuerbaren Energien am Brut-
                                                   Ausbau, planerische Vorgaben und Empfehlun-
tostromverbrauch soll bis 2030 auf mindestens
                                                   gen für Windenergiestandorte auf Waldflächen
80 Prozent steigen. Im Jahr 2035 soll die Strom-
                                                   in den Bundesländern“. Aufgezeigt wird darin
versorgung komplett aus regenerativen Energie-
                                                   auch die bisherige Entwicklung und der aktu-
quellen gedeckt werden. Die Stromerzeugungs-
                                                   elle Ausbaustand der Windenergienutzung auf
leistung der landgestützten Windenergieanlagen
                                                   Waldflächen in den einzelnen Bundesländern
soll bis 2030 verdoppelt werden – auf dann 115
                                                   bis Ende 2021.

                                                   Ich wünsche Ihnen eine informative Lektüre.
                                                   Ihre
                                                   Dr. Antje Wagenknecht,
                                                   Geschäftsführerin
                                                   Fachagentur Windenergie an Land
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Zusammenfassung | 7

Zusammenfassung
Die Analyse der Fachagentur Windenergie an        anlagen mit einer Gesamtleistung von 6,3 Gi-
Land (FA Wind) gibt einen Überblick über die      gawatt auf Waldflächen in Betrieb. Mehr als
Entwicklung und den aktuellen Ausbaustand         80 Prozent dieser Anlagen wurden seit 2010
der Windenergie auf Waldflächen in den ein-       errichtet, wobei die Verteilung des Anlagenbe-
zelnen Bundesländern in Deutschland. Ergän-       stands auf die einzelnen Regionen sehr unter-
zend werden politische Ziele und Vorgaben der     schiedlich ausfällt. Während im Norden
jeweiligen Landesraumordnung sowie Empfeh-        Deutschlands Waldstandorte für die Windener-
lungen der Bundesländer für Planungen an          gienutzung überwiegend durch die Landes-
Waldstandorten aufgeführt. Vorgaben der Län-      raumordnung ausgeschlossen sind, liegt im Sü-
der, in denen die Windenergienutzung auf          den und Westen die Zahl der Windturbinen in
Waldflächen derzeit nicht zulässig ist, werden    einzelnen Bundesländern meist im dreistelligen
ebenfalls kurz dargestellt.                       Bereich. In Ostdeutschland ist die Windenergie
                                                  im Wald vor allem in Brandenburg in nennens-
Nach Erhebungen der FA Wind waren Ende
                                                  wertem Umfang vertreten.
2021 in Deutschland fast 2.300 Windenergie-

Abbildung 1: Windenergieanlagen im Kiefernforst
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8 | Vorbemerkung

1. Vorbemerkung
Der Ausbau der Windenergie an Land leistet ei-      che für die Windenergienutzung einbezogen,
nen erheblichen Beitrag zur Erreichung der Ener-    da im Offenland nicht ausreichend geeignete
gieziele von Bund und Ländern. Im Offenland         Flächen zur Verfügung stehen. Insbesondere in
haben sich Windenergieanlagen (WEA) seit den        den Mittelgebirgsregionen befinden sich wind-
frühen1990er Jahren etabliert und werden dort       höffige Gebiete häufig auf bewaldeten Höhen-
oftmals auf landwirtschaftlich geprägten Flächen    zügen. Mittlerweile werden entsprechende Flä-
errichtet. Die technische Anlagenentwicklung in     chen – soweit politisch gewollt − regelmäßig
diesem Jahrtausend hat stetig wachsende Gene-       durch die Raum- und Bauleitplanung für die
ratorleistungen und Turmhöhen sowie schwach-        Windenergienutzung ausgewiesen. Auch die
windoptimierte Anlagentypen hervorgebracht.         Einhaltung von Abstandsvorgaben durch lan-
Moderne Binnenlandanlagen erreichen heute ty-       des- oder immissionsschutzrechtliche Bestim-
pischerweise Gesamthöhen zwischen 200 und           mungen ist durch die Nutzung von Waldstand-
250 Metern bei einer Generatorleistung von vier     orten vielerorts einfacher zu erfüllen. In waldär-
bis fünf Megawatt. Derartige Anlagendimensio-       meren Bundesländern ist der Wald hingegen
nen ermöglichen eine wirtschaftlich rentable        durch die Landesplanung als Ausschlussgebiet
Stromerzeugung auch über Baumkronen. In na-         gekennzeichnet und steht folglich der Wind-
hezu der Hälfte der Bundesländer werden ge-         energienutzung nicht zur Verfügung.
genwärtig auch Waldgebiete in die Flächensu-

1.1 Rechtliche und landesplanerische Vorgaben
Genau wie im Offenland sind bei Windenergie-        Bei der Standortplanung besteht – neben der
planungen im Wald die Auswirkungen auf              Suche nach besonders windhöffigen Gebieten –
Mensch, Natur und Landschaft im Rahmen des          die Herausforderung, bereits bestehende Infra-
immissionsschutzrechtlichen Genehmigungspro-        strukturen wie Forstwege für die Zuwegung,
zesses zu prüfen sowie unvermeidbare Eingriffe      Verkabelung und Wartung der Anlagen zu nut-
auszugleichen oder zu ersetzen. Naturschutz-        zen, um Eingriffe in das Waldökosystem mög-
rechtliche Rahmenbedingungen ergeben sich           lichst gering zu halten.
aus dem Bundesnaturschutzgesetz sowie den
                                                    Dort wo der Bau und Betrieb von Windenergie-
Naturschutzgesetzen der Länder. Zusätzlich sind
                                                    anlagen im Wald zulässig ist, macht der Lan-
waldrechtliche Belange bei der Planung zu be-
                                                    desgesetzgeber zumeist Vorgaben für die Regi-
rücksichtigen. Im Bundeswaldgesetz sowie den
                                                    onal- und Bauleitplanung hinsichtlich Flächen-
jeweiligen Landeswaldgesetzen finden sich Vor-
                                                    kategorien, die z.B. aus naturschutzfachlicher
schriften zu Ersatzaufforstungen oder Aus-
                                                    Sicht für die Windenergienutzung nicht infrage
gleichsmaßnahmen bei der Umwandlung von
                                                    kommen oder Restriktionen unterliegen. In eini-
Wald in andere Nutzungsformen (hier Wind-
                                                    gen Ländern werden außerdem Empfehlungen
energienutzung). Auch Aspekte des Brandschut-
                                                    ausgesprochen, welche Waldflächen sich als
zes, welche grundsätzlich auf Vorkehrungen im
                                                    Standorte für die Windenergienutzung eignen.
Offenland aufbauen, werden im Anlagenzulas-
sungsverfahren auf Waldflächen abgehandelt.

1.2 Datengrundlage
Anlagenspezifische Daten zum Stand der Wind-        wurden eigene Recherchen auf Basis öffentlich
energienutzung auf Waldflächen wurden aus           zugänglicher Anlagenbestandsdatenbanken
vielfältigen Quellen recherchiert: In den meisten   der Länder durchgeführt. Neuanlagen ab dem
Fällen erfolgte die Datenabfrage bei den Landes-    Jahr 2015 basieren auf den Inbetriebnahme-
forstbehörden und/oder den ressortzuständigen       Meldungen in dem von der Bundesnetzagentur
Landesministerien. Wo dies nicht möglich war,
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Entwicklung der Windenergie im Wald | 9

geführten Marktstammdatenregister (MaStR). 1                 auch Anlagen, die vor 2010 errichtet wurden.
Seither werden Waldstandorte der jährlich neu                Stillgelegte Altanlagen sind, soweit sich dies er-
in Betrieb gegangenen Windenergieanlagen                     mitteln ließ, rausgerechnet. Nicht jeder Anla-
anhand von Karten und Satellitenbildern identi-              genlagenstandort, der kartographisch als Wald-
fiziert. Soweit Waldflächenkartenmaterial online             fläche ausgewiesen ist, ist auch zwingend mit
verfügbar ist, werden die Standorte darüber                  Bäumen bestockt, weshalb der Betrachter den
zusätzlich abgeglichen. Die so gewonnenen Er-                Waldstandort nicht immer zweifelsfrei als sol-
kenntnisse werden mit den Landesforstbehör-                  chen erkennt. Beispiele hierzu finden sich in
den bzw. Landesministerien rückgekoppelt.                    den weiteren Ausführungen.
Die gesammelten Informationen sind im Fol-                   Rechtliche und planerische Vorgaben für die
genden dahingehend aufbereitet, dass in den                  Verwirklichung von Windenergieprojekten im
Bundesländern, in denen die Windenergienut-                  Wald wurden den geltenden Landesentwick-
zung im Wald derzeit möglich ist, der jährliche              lungsplänen/-programmen, Windenergieerlas-
Zubau seit 2010 einzeln ausgewiesen wird.                    sen sowie Landeswaldgesetzen entnommen
Darüber hinaus wird der gesamte Anlagenbe-                   und ausgewertet. Ergänzend betrachtet wur-
stand zum Ende des Jahres 2021 angeführt.                    den zudem, soweit vorhanden, länderspezifi-
Dieser umfasst neben Anlagen, die zwischen                   sche Empfehlungen für die Windenergienut-
2010 und 2021 im Wald in Betrieb gingen,                     zung im Wald.

2. Der Wald in Deutschland

2.1 Definition von Wald
In Deutschland ist Wald im Sinne des Bundes-                 diesem dienende Flächen.
waldgesetzes (BWaldG) 2 jede mit Forstpflanzen
                                                             In der vorliegenden Analyse werden bewaldete
bestockte Grundfläche. Als Wald gelten auch
                                                             Flächen, die der Windenergienutzung zugäng-
kahlgeschlagene oder verlichtete Grundflä-
                                                             lich sind, sowohl mit dem Begriff „Wald“ als
chen, Waldwege, Waldeinteilungs- und Siche-
                                                             auch mit „Forst“ bezeichnet, wobei jeweils
rungsstreifen, Waldblößen und Lichtungen,
                                                             forstwirtschaftlich genutzte Waldflächen ge-
Waldwiesen, Wildäsungsplätze, Holzlagerplätze
                                                             meint sind.
sowie weitere mit dem Wald verbundene und

2.2 Vorherrschende Bestockungstypen
Mit einer Gesamtfläche von 11,4 Mio. Hektar                  Abbildung 2). Die häufigsten Laubbaumarten
(114.000 km²) ist etwa ein Drittel der Fläche                in Deutschland sind Buche und Eiche, bei den
Deutschlands mit Wald bedeckt. Den größten                   Nadelbäumen dominieren Kiefer und Fichte,
Anteil beim Waldbewuchs nehmen Nadel-                        wobei Kiefern vor allem im Norden und Osten
waldtypen mit Laubbeimischung ein (30 Pro-                   Deutschlands und Fichten im Süden und den
zent), gefolgt von reinen Nadelwäldern                       Mittelgebirgsregionen vorkommen. 3
(27 Prozent) und reinen Laubwäldern (22 Pro-
zent). Laubwälder mit Nadelbeimischung ste-
hen auf einem Fünftel des Bundesgebiets (siehe

1
  Seit Februar 2019 ist das MaStR als Webportal online un-   setz, auf dessen Basis die Bundesländer eigene Lan-
ter www.marktstammdatenregister.de.                          deswaldgesetze erlassen haben. Eine Übersicht hierzu bie-
2
  § 2 Abs. 1 BWaldG. Das Gesetz zur Erhaltung des Waldes     tet die FA Wind Themenseite „Waldrecht“ im Internet.
                                                             3
und zur Förderung der Forstwirtschaft ist ein Rahmenge-        Thünen-Institut (2012), Dritte Bundeswaldinventur 2012,
                                                             Kapitel 3.03 Baumartengruppe.
Entwicklung der Windenergie im Wald - Ausbau, planerische Vorgaben und Empfehlungen für Windenergiestandorte auf Waldflächen in den Bundesländern ...
10 | Entwicklung der Windenergie im Wald

                                  Waldflächenanteile in Deutschland
                       0,5%            nach Bestockungstypen

                                    22%                 reiner Laubwald
          30%
                                                        Laubwald mit Nadelbeimischung

                                                        reiner Nadelwald
                                      20%
                                                        Nadelwald mit Laubbeimischung

                    27%                                 Laub-/Nadel-Mischwald mit gleichen Anteilen

Abbildung 2: Waldflächenanteile nach Bestockungstypen in Deutschland; Quelle: Bundeswaldinventur (2012)

2.3 Naturnähe der Baumartenzusammensetzung
Im Rahmen der dritten Bundeswaldinventur                          chen (heutige, potenziell natürliche Vegeta-
2012 4 wurde die Naturnähe der deutschen                          tion 5): 14,5 Prozent der Waldfläche wurden als
Wälder in der Hauptbestockung untersucht.                         sehr naturnah, 21,3 Prozent als naturnah ein-
Die Definition der Naturnähe gemäß Bundes-                        gestuft. Mehr als 40 Prozent der Wälder in
waldinventur bezieht sich ausschließlich auf die                  Deutschland weisen eine nur bedingte Natur-
Baumarten des Waldes. Für die Einschätzung                        nähe auf. Mehr als ein Fünftel des Waldes sind
der Naturnähe wurden die in deutschen Wäl-                        kulturbetont oder -bestimmt (siehe Tabelle 1).
dern gegenwärtig wachsenden Baumarten mit
denen der natürlichen Waldgesellschaft vergli-

Tabelle 1: Naturnähe der Baumartenzusammensetzung der Hauptbestockung; Quelle: Bundeswald-
           inventur (2012)

    Naturnähe der           sehr          naturnah         bedingt         kultur-      kultur-           Gesamt
    Baumartenzu-          naturnah                        naturnah         betont      bestimmt
    sammensetzung

    Absolute Fläche
                           1.576.749       2.314.727      4.396.427        779.588      1.778.948 10.846.440
    [in Hektar]

    Flächenanteil              14,5%           21,3%          40,5%           7,2%          16,4%          100,0%

2.4 Lebensraum Wald
Naturnahe Wälder, insbesondere struktur- und                      den Wald gebundene Tier- und Pflanzenarten
artenreiche Laub- und Laubmischwälder sowie                       auf. So sind bspw. fast alle der 25 in Deutsch-
ältere Nadelwaldbestände weisen in der Regel                      land vorkommenden Fledermausarten auf den
besonders hohe Habitateigenschaften für an

4                                                                 5
  Ergebnisse der Waldinventur des Jahres 2012 sind im              Die potenziell natürliche Vegetation ist der Pflanzenbe-
Internet veröffentlicht unter https://bwi.info.                   wuchs, der sich bei den gegenwärtigen Standortbedingun-
                                                                  gen ohne den Einfluss des Menschen entwickeln würde.
Entwicklung der Windenergie im Wald | 11

Wald als Lebensraum angewiesen. 6 Bei Planun-            Störungen oder Tötung und Verletzung − vor
gen an entsprechenden Standorten kann es da-             der Errichtung von Windenergieanlagen sorg-
her zu Zielkonflikten mit dem Natur- und Ar-             fältig zu untersuchen. Von besonderer Bedeu-
tenschutz kommen; Einschränkungen ergeben                tung sind hier Schutz- und Vermeidungsmaß-
sich – ebenso wie im Offenland – aus dem nati-           nahmen, die dazu dienen, Verbotstatbestände
onalen Naturschutzrecht. Zur Vermeidung von              abzuwenden. Bei der Umsetzung entsprechen-
Konflikten ist eine sorgfältige Standortprüfung          der Maßnahmen sollten Synergien mit forst-
wesentlich. Ebenso sind betroffene Arten und             wirtschaftlichen Aufforstungsverpflichtungen
Artengruppen − zum Schutz von Lebensräu-                 hinsichtlich der naturnahen Gestaltung von
men und zur Vermeidung von erheblichen                   Waldarealen hergestellt werden. 7

2.5 Waldumbau
Um klimawandelbedingte Risiken (wie Sturm-               könnte. Mit dem Umbau dieser Wälder in na-
ereignisse, Trockenheit, Hitzeperioden, Schäd-           turnähere Bestände wird gleichzeitig ein Bei-
lingsbefall) zukünftig besser zu streuen, wer-           trag zur Erhaltung bzw. Verbesserung der
den Wälder hierzulande zunehmend von forst-              (Wald-)Biodiversität geleistet. Zum Ausgleich
lichen Reinbeständen (meist Nadelholz) in                für Eingriffe in Natur und Landschaft sowie in
Mischbestände umgebaut. Dies bedeutet, dass              die Waldfläche werden auch im Rahmen von
längerfristig die Fläche naturferner Forste ab-          Windenergievorhaben Waldumbaumaßnah-
nehmen wird und dann nicht mehr für die                  men durchgeführt (siehe Kapitel 3.1).
Windenergieerzeugung zur Verfügung stehen

2.6 Eigentumsverhältnisse
Knapp die Hälfte des deutschen Waldes befin-             deutende Rolle. Auch im Wald winken Flächen-
det sich in privater Hand. Staatswald in Landes-         besitzern hohe Pachteinnahmen durch die Be-
besitz macht rund ein Drittel aus, Körperschafts-        reitstellung geeigneter Grundstücke für den Bau
wald nimmt etwa 20 Prozent ein. Dem Bund                 und Betrieb von Windrädern. Ein Teil der Bun-
gehören lediglich dreieinhalb Prozent der                desländer (Bayern, Baden-Württemberg, Hessen
Waldfläche in Deutschland. In den Bundeslän-             und Rheinland-Pfalz) stellen gezielt landeseigene
dern sind die Eigentumsverhältnisse sehr unter-          Waldflächen für die Windenergienutzung zur
schiedlich ausgeprägt. Abbildung 3 zeigt die             Verfügung. Baden-Württemberg, Hessen und
Waldflächenanteile nach Eigentumsarten in                Rheinland-Pfalz bieten darüber hinaus Beteili-
den Ländern.                                             gungsmodelle für Bürger und/oder Kommunen
                                                         im Umfeld von Planungen auf Landeswaldflä-
Bei der Suche nach Standorten für die Wind-
                                                         chen an (ausführlicher dazu in Kapitel 5).
energieerzeugung im Wald spielen – wie auch
im Offenland – Eigentumsverhältnisse eine be-

6                                                        7
 Hurst, J. et al. (2016), Fledermäuse und Windkraft im    Bundesamt für Naturschutz (2022), Themenseite Wind-
Wald - Naturschutz und Biologische Vielfalt, S. 21.      energie im Wald.
12 | Entwicklung der Windenergie im Wald

                                    22,8%          Waldflächen(anteile) in Deutschland
                                                           nach Eigentumsart
                       2.500.000                                                                        Privatwald
                                                                                                        Körperschaftswald

                                                                                                                                Anteil an gesamtdeutscher Waldfläche
                       2.000.000
                                                                                                        Staatswald (Land)
                                                                                                        Staatswald (Bund)
Waldfläche in Hektar

                                   12,0%                                                                Waldanteil [%]
                       1.500.000                                        10,5%
                                            9,9%

                                                          7,8%                  8,0%
                                                                                       7,4%
                       1.000.000
                                                                 4,9%                                4,7% 4,7%           4,8%

                        500.000                                                                                  1,5%
                                                                                              0,9%
                                                   0,1%

                              0

Abbildung 3: Waldflächen und deren Besitzverhältnisse in den Bundesländern; Quelle: Bundeswaldinventur (2012)

3. Flächeninanspruchnahme durch Windenergieanlagen
Für den Bau und Betrieb von Windenergieanla-                                Ein weiterer Flächenanteil muss für die Bau-
gen im Wald müssen die dafür erforderlichen                                 phase gerodet werden und ist nach Abschluss
Flächen in eine andere Nutzungsform umge-                                   der Arbeiten, in der Regel innerhalb von zwei
wandelt werden. Meist werden diese dafür ge-                                Jahren, wieder aufzuforsten. Dazu zählen ins-
rodet. Teilweise werden aber auch Kahlflächen,                              besondere Flächen, die für Arbeits- und Monta-
die bspw. durch Stürme oder Schädlingsbefall                                getätigkeiten während der Anlagenerrichtung
entstanden sind, als Standorte für die Windener-                            erforderlich sind. Der Wegebau (Verbreiterung
gieerzeugung genutzt. Die Waldinanspruch-                                   bestehender bzw. Schaffung neuer Wege, Ver-
nahme ist dann zwar die gleiche, nur müssen                                 größerung von Kurvenradien) für die Anliefe-
weniger Bäume gefällt werden.                                               rung der Baumaterialien und Anlagenteile um-
                                                                            fasst dauerhafte sowie zeitweilige Waldum-
Ein Teil der Fläche ist über die gesamte Be-
                                                                            wandlungen.
triebszeit der Anlage frei von Baumbestand zu
halten (dauerhafte Waldumwandlung), so dass                                 Die nachfolgende Zeichnung (Abbildung 4) ver-
jederzeit Arbeiten an der Anlage, bspw. War-                                anschaulicht beispielhaft, welche Flächen an ei-
tungen oder der Austausch von Anlagenkom-                                   nem Anlagenstandort typischerweise vorüber-
ponenten, möglich sind. Dazu zählen insbeson-                               gehend und welche dauerhaft beansprucht
dere Flächen für das Fundament der Anlage so-                               bzw. gerodet werden.
wie für die Kranaufstellung und den Kranausle-
ger inklusive möglicher Hilfskranstellflächen.
Entwicklung der Windenergie im Wald | 13

                                                                               WEA

Abbildung 4: Planzeichnung der Flächeninanspruchnahme einer Windenergieanlage (WEA); Quelle: ABO Wind/LVGL (bearbeitet)

3.1 Rechtliche Rahmenbedingungen
Gemäß § 9 Bundeswaldgesetz darf Wald nur                        von Forstpflanzen statt Ersatzpflanzungen zu-
mit Genehmigung der nach Landesrecht zu-                        gelassen werden. 8 Insbesondere in waldreichen
ständigen Behörde in eine andere Nutzungsart                    Bundesländern können statt Ersatzaufforstun-
umgewandelt und dafür gerodet werden. Eine                      gen auch sonstige Schutz- und Gestaltungs-
Umwandlung kann auch für einen bestimmten                       maßnahmen, wie etwa ökologische Waldum-
Zeitraum genehmigt werden, bspw. die Dauer                      baumaßnahmen oder Waldrandgestaltungen,
des Windenergieanlagenbetriebs – in der Regel                   angeordnet werden. In Baden-Württemberg ist
20 bis 25 Jahre. Durch Auflagen im Genehmi-                     zudem der Erhalt schützenswerter Bestände als
gungsbescheid ist sicherzustellen, dass das                     Ausgleich für die Waldumwandlung möglich. 9
Grundstück innerhalb einer angemessenen Frist                   Entsprechende Maßnahmen werden teilweise
nach dem Nutzungsende ordnungsgemäß wie-                        auch in Ergänzung zu Erstaufforstungen beauf-
der aufgeforstet wird. Geregelt wird dies in                    lagt. Sie können in der Regel im Zuge der Ein-
den Waldgesetzen der Länder. In der Regel                       griffsregelung auch als Ausgleich für Eingriffe
muss im Ersatz für die umgewandelte Fläche                      der durch die Waldumwandlung verursachten
eine Erstaufforstung auf einer dafür geeigneten                 Beeinträchtigungen des Naturhaushalts und
Fläche mindestens im Verhältnis 1:1 erfolgen.                   des Landschaftsbilds nach Naturschutzrecht an-
Oft werden für die Aufforstung verschiedene                     gerechnet werden.
Baumarten der potenziellen natürlichen Vege-
                                                                Soweit die nachteiligen Wirkungen der Wald-
tation verwendet oder Baumarten gepflanzt,
                                                                umwandlung nicht ausgeglichen werden kön-
die besser mit klimawandelbedingten Verände-
                                                                nen, regeln einige Bundesländer, dass ein fi-
rungen zurechtkommen, also bspw. resistenter
                                                                nanzieller Ausgleich in Form einer Walderhal-
gegen längere Trockenheits- und Hitzeperioden
                                                                tungsabgabe zu zahlen ist. Diese Gelder sind
sind. So kann sich langfristig ein neuer, dem
                                                                an anderer Stelle für die Erhaltung des Waldes
Klimawandel besser angepasster Laub- oder
                                                                einzusetzen.
Laubmischwald entwickeln. In Nordrhein-West-
falen kann auch die flächendeckende Entwick-
lung von Wald durch die natürliche Ansamung

8                                                               9
    § 39 Abs. 3 Landesforstgesetz NRW idF v. 24.4.1980.             § 9 Abs. 3 Satz 2 Landeswaldgesetz BW idF v. 31.8.1995.
14 | Entwicklung der Windenergie im Wald

Temporär gerodete Waldflächen müssen nach                       der Regel verschiedene Baumarten gepflanzt,
Abschluss der Baustellenarbeiten innerhalb ei-                  um struktur- und artenreiche Wälder zu schaf-
ner vorgegebenen Frist wieder aufgeforstet                      fen, die widerstandsfähiger gegenüber klimati-
oder der natürlichen Sukzession überlassen                      schen Veränderungen sind. 10
werden. Für die Wiederaufforstung werden in

Abbildung 5: Kranstellfläche und temporäre Montageflächen während des Aufbaus einer Windenergieanlage

3.2 Typischer Flächenbedarf
Für die Frage, wie viel Waldfläche typischer-                   Unterlagen zu entnehmen, dass mit dem Vor-
weise für den Bau und Betrieb einer Windener-                   haben eine Waldumwandlung erforderlich ist
gieanlage gerodet werden muss, führte die FA                    und lagen dafür flächenbezogene Angaben
Wind im Frühjahr 2020 eine Umfrage unter                        vor, wurden diese Vorhaben ebenfalls in die
Windparkbetreibern und Projektentwicklern                       Berechnung der typischen Flächenbedarfe ein-
durch. Im Rahmen dessen wurde die Zahl der                      bezogen. Die Datenerhebung wurde seither
Anlagen und deren elektrische Leistung in                       sukzessive ergänzt bzw. aktualisiert. Anhand
Windparks im Wald, das Jahr der Genehmi-                        dieser Informationsquellen konnte für
gung und Inbetriebnahme, der Anlagenstand-                      963 Windenergieanlagen (3.173 MW), die auf
ort (Bundesland, Gemeinde, Gemarkung) sowie                     Waldflächen betrieben werden oder dort in
der Umfang der Waldflächen (in Quadratme-                       nächster Zeit realisiert werden sollen, der jewei-
ter), die dauerhaft sowie temporär von Baum-                    lige, individuelle Flächenbedarf ermittelt und in
bewuchs freizuhalten sind/waren, abgefragt.                     die folgende Auswertung einbezogen werden.
Ergänzend dazu wurden der FA Wind von Lan-
                                                                Die ältesten Anlagen der Stichprobe gingen
desforstbehörden vergleichbare, Windpark spe-
                                                                2010 in Betrieb, die jüngsten befanden sich
zifische Informationen zur Verfügung gestellt.
                                                                zum Erfassungszeitpunkt zumindest im fortge-
Zusätzlich wurden im UVP-Portal der Länder 11
                                                                schrittenen Genehmigungsverfahren (Phase der
veröffentlichte Projektunterlagen zu Windpark-
                                                                Öffentlichkeitsbeteiligung).
planungen, die eine Umweltverträglichkeitsprü-
fung erfordern, sowie im Internet zugängliche                   Davon waren 739 Anlagen im April 2022 in Be-
Genehmigungsbescheide gesichtet. War den                        trieb und 155 WEA immissionsschutzrechtlich

10                                                              11
  Weitere Informationen zu Ausgleichs- und Ersatzmaß-                Siehe Webportal www.UVP-Verbund.de.
nahmen im Wald siehe FA Wind (2017), Windenergie im
Wald. Good Practice/Lessons learned - 16 gute Beispiele.
Entwicklung der Windenergie im Wald | 15

genehmigt. Weitere 69 Windturbinen befan-                    pro WEA. Der Median liegt bei 0,44 ha. Eine
den sich im Anlagenzulassungsverfahren.                      zusätzliche Waldfläche von durchschnittlich
                                                             0,43 ha pro Anlage (Median 0,34 ha) wird
Tabelle 2 zeigt die Waldflächen pro Windener-
                                                             während der Dauer der Bauphase temporär be-
gieanlage, die gemäß dieser Stichprobe typi-
                                                             ansprucht. Hier reicht die Spannbreite von 0 ha
scherweise beansprucht werden. Daraus wird
                                                             bis 1,66 ha pro WEA. 12 Zusammen betrachtet
ersichtlich, dass im Mittel 0,46 Hektar (ha) über
                                                             liegt der Flächenumfang, der für den Bau und
den gesamten Betriebszeitraum von Baumbe-
                                                             späteren Betrieb einer Windenergieanlage (zeit-
wuchs freizuhalten sind. Die Spannbreite der
                                                             weilig) erforderlich ist, unter einem Hektar Wald.
Werte bewegt sich von 0,04 ha bis 1,28 ha

Tabelle 2: Windenergieanlagen mit spezifischen Angaben zur Waldflächeninanspruchnahme;
           Datenerhebung FA Wind

     Anlagenstandorte        Erfasste       Windpark-         Ø Waldflächen-
     im Wald                 Anlagen         größe          inanspruchnahme
                                                           pro Anlage [in Hektar]
                                                           dauerhaft      temporär
     Baden-Württemberg             148      1 - 16 WEA       0,62 ha         0,31 ha
     Bayern                          71     1 - 16 WEA       0,35 ha         0,32 ha
     Brandenburg                   251      1 - 29 WEA       0,31 ha         0,64 ha
     Hessen                        236      1 - 18 WEA       0,53 ha         0,36 ha
     Nordrhein-Westfalen             97       1 - 7 WEA      0,44 ha         0,46 ha
     Rheinland-Pfalz               124      1 - 17 WEA       0,53 ha         0,36 ha
     Saarland                        36       2 - 5 WEA      0,54 ha         0,32 ha
     Gesamt                        963      1 - 29 WEA       0,46 ha        0,43 ha

Zur Veranschaulichung des Flächenumfangs,                    Für die Kranstellfläche neben der Anlage sind
der über den gesamten Betriebszeitraum der                   etwa 0,15 ha Fläche dauerhaft frei zu halten,
Windturbine beansprucht wird, ist in der fol-                um jederzeit Wartungs-/Reparaturarbeiten
genden Grafik die dauerhafte Waldumwand-                     durchführen zu können. Der restliche Flächen-
lungsfläche (0,46 ha) maßstäblich auf die inter-             anteil umfasst insbesondere die Zuwegung im
nationale Standardgröße 13 eines Fußballfelds                Wald, die über den gesamten Betriebszeitraum
projiziert. Von dieser Fläche werden etwa                    der Anlage auf Fahrzeugbreite ausgebaut blei-
0,05 ha durch das Anlagenfundament (in Ab-                   ben muss (dieser Anteil ist in der blau schraf-
bildung 6 vollflächig blau markiert) versiegelt.             fierten Fläche berücksichtigt).

12
  Etwas niedrigere Werte ermittelte ein vom Bundeswirt-      0,31 ha pro WEA (Spanne 0,09 bis 0,99 ha) temporär ge-
schaftsministerium gefördertes Forschungsvorhaben, in        rodet; Reichenbach (2015), Bau- und Betriebsmonitoring
dem Windenergieprojekte aus dem Zeitraum 2003 bis            von Windenergieanlagen im Wald, S. 199.
                                                             13
2014 betrachtet wurden. Danach wurden in der untersuch-         Laut dem UEFA-Handbuch für Qualitätsstadien (S. 46)
ten Stichprobe (216 WEA) im Mittel 0,35 ha pro WEA           muss bei europäischen Wettbewerben die Spielfläche eines
(Spanne 0,14 bis 0,71 ha) dauerhaft und durchschnittlich     Fußballfelds 105 m lang und 68 m breit sein (= 0,71 ha).
                                                             Diese Dimension wurde für die Grafik angesetzt.
16 | Entwicklung der Windenergie im Wald

                                              Ø 0,46 Hektar
                                     dauerhafte Waldumwandlungsfläche
                                     pro Windenergieanlage

Abbildung 6: Größenvergleich der dauerhaften Waldflächeninanspruchnahme einer Windenergieanlage; Quelle: FA Wind

Ende 2021 standen in bundesdeutschen Wäl-                       förderung in Deutschland abbaggert. 14
dern 2.274 Windenergieanlagen. Legt man die-
                                                                Am Rande sei noch bemerkt, dass die Waldflä-
sen Anlagen den durchschnittlichen Flächenbe-
                                                                che in Deutschland wächst: Nach Datenlage
darf von 0,46 ha zugrunde, errechnet sich dar-
                                                                des Umweltbundesamtes 15 nahm im Zeitraum
aus eine Gesamtfläche von rund 1.050 ha
                                                                2016 bis 2020 die als Waldfläche definierte Flä-
Wald, die von Windenergieanlagen bean-
                                                                che um 496 km² zu. Das entspricht einem
sprucht werden. Zum Vergleich: Eine Fläche
                                                                durchschnittlichen jährlichen Flächenzuwachs
dieser Größe wurde in der Vergangenheit etwa
                                                                von 9.920 ha.
alle 17 Monate im Zuge der Braunkohlen-

4. Bundesweite Ausbausituation der Windenergie im Wald
Nach unseren Erhebungen waren Ende 2021 in                      Bundesländer fällt sehr heterogen aus, wie Ta-
Deutschland 2.274 Windenergieanlagen – und                      belle 3 veranschaulicht. Während in Nord-
damit acht Prozent des gesamten Anlagenbe-                      deutschland Waldstandorte für die Windener-
stands – auf Waldflächen in Betrieb. Diese ver-                 gie fast gänzlich tabu sind, liegt in den Bundes-
fügen über eine elektrische Gesamtleistung von                  ländern im Süden und Westen die Zahl der
6.262 Megawatt (MW), was elf Prozent der                        Windturbinen im Wald meist im dreistelligen Be-
insgesamt installierten Windenergieleistung in                  reich. In Ostdeutschland ist bislang in Branden-
Deutschland entspricht. 16 89 Prozent der Anla-                 burg, in sehr geringem Umfang auch in Sach-
gen im Wald wurden seit 2010 errichtet. Die                     sen und in Thüringen die Windenergie im Wald
Verteilung des Anlagenbestands innerhalb der                    vertreten.

14                                                              15
  Das UBA (2021), Flächenverbrauch für Rohstoffabbau,             UBA (2021), Struktur der Flächennutzung in Deutschland.
                                                                16
ermittelte im Zeitraum 2010 bis 2020 einen täglichen Flä-         Bezugsgröße ist der Gesamtbestand am 31.12.2021 von
chenverbrauch durch die deutsche Braunkohlenförderung           28.245 WEA mit 55.982 MW Leistung gemäß Markt-
von Ø 2,01 ha. Daraus errechnet sich ein Flächenverbrauch       stammdatenregister (MaStR) zum Auswertungsstand
von 1.047 ha innerhalb von 521 Tagen bzw. 17,1 Monaten.         1.2.2022.
Entwicklung der Windenergie im Wald | 17

Tabelle 3: Regionale Verteilung der Windenergieanlagen auf Waldflächen in Deutschland
           (Stand Ende 2021); Datenerhebung FA Wind

     Windenergieanlagen-             Anlagen       Leistung         davon seit 2010 errichtet
     bestand im Wald                                 [MW]
                                                                 Anlagen      Leistung      Anteil
                                                                               [MW]         [WEA]

     Baden-Württemberg                     357           1.028       308            943        86%

     Bayern                                297            793        284            771        96%

     Berlin                                    -             -          -              -             -

     Brandenburg                           458           1.240       363          1.050        79%

     Bremen                                    -             -          -              -             -

     Hamburg                                   -             -          -              -             -

     Hessen                                472           1.350       463          1.337        98%

     Mecklenburg-Vorpommern                    -             -          -              -             -

     Niedersachsen                            6            16           6            16      100%

     Nordrhein-Westfalen                   102            278          80           245        78%

     Rheinland-Pfalz                       475           1.267       389          1.097        82%

     Saarland                                76           226          76           226      100%

     Sachsen                                 27            50           0             0         0%

     Sachsen-Anhalt                            -             -          -              -             -

     Schleswig-Holstein                        -             -          -              -             -

     Thüringen                                4            14           4            14      100%

     Gesamt                              2.274           6.262     1.973          5.700        87%

Im Bundesländervergleich standen Ende 2021                       deutschen Wäldern installiert wurde. Der zu-
die meisten Windräder in Rheinland-Pfalz (475)                   letzt erhebliche Rückgang beim Windenergie-
auf Waldflächen, dicht gefolgt von Hessen (472)                  ausbau insgesamt – 2019 war das ausbau-
und Brandenburg (458). In Baden-Württemberg                      schwächste Jahr, 2020 das zweitschwächste
waren es 357 und in Bayern 297 Windturbinen,                     seit 20 Jahren 17 – spiegelte sich auch im Forst
die sich über Baumkronen drehten.                                wider: Im vergangenen Jahr wurden dort 88
                                                                 Neuanlagen (335 MW) in Betrieb genommen –
Den bislang stärksten Zubau im Wald gab es in
                                                                 was knapp 18 Prozent des Gesamtzubaus ent-
den Jahren 2016 und 2017, in denen jeweils
                                                                 spricht. Die jährlichen Zubauwerte ab 2010 sind
rund 1.000 MW neue Windenergieleistung in
                                                                 Abbildung 7 zu entnehmen.

17
  Siehe dazu auch FA Wind, Ausbausituation der Wind-
energie an Land im Jahr 2019 sowie Ausbausituation der
Windenergie an Land im Jahr 2020.
18 | Entwicklung der Windenergie im Wald

                              Ausbau der Windenergie im Wald in Deutschland
                                                                                23%               22%

                                                                       1.038
                                                      20%

                                                                                     993
                                                                                                              18%                   18%
                                                                                            18%                          16%
                                    15%
                                                14%

                                                           767
                                               658
             11%        11%

                                                                                                 534
                                   453

                                                                               368

                                                                                                                                   339
                                                                                           327
    3%                                                           274
                       274

                                                     241

                                                                                                                        225
            204

                                                                                                       173

                                                                                                             172
                                         161                                                                                  66
 45

                             114                                                                                   50
      22          88                                                                                                                     89

  2010       2011      2012        2013        2014         2015        2016         2017        2018        2019       2020       2021
           Neu installierte Leistung [MW]                  Zahl der Neuanlagen                   Anteil am Gesamtzubau [MW]

Abbildung 7: Neue Windenergieanlagen in deutschen Wäldern; Quelle: FA Wind

5. Ausbausituation der Windenergie im Wald seit 2010
   in einzelnen Bundesländern
Die Nutzung von Waldstandorten für die Wind-                                   nutzung zugänglich zu machen. Bisher kom-
energie ist derzeit in sechs Bundesländern zuläs-                              men Windenergieanlagen im Wald dort nur auf
sig: Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg,                                   Forstflächen in Betracht, die „mit technischen
Hessen, Rheinland-Pfalz sowie im Saarland.                                     Einrichtungen oder Bauten vorbelastetet“ sind
                                                                               (siehe Kapitel 5.5). Bislang stehen dort nur
Zwei weitere Länder erlauben den Betrieb von
                                                                               sechs Windturbinen, davon wurden drei Anla-
Windenergieanlagen auf Forstflächen nur aus-
                                                                               gen im Jahr 2018 auf einer militärisch vorge-
nahmsweise: In Nordrhein-Westfalen dürfen
                                                                               prägten Fläche in Betrieb genommen.
Waldbereiche für die Windenergienutzung der-
zeit nur in Anspruch genommen werden, wenn                                     In Sachsen stehen in geringem Umfang Wind-
dafür der Bedarf nachgewiesen wird und dieser                                  energieanlagen im Wald, die allerdings zu Zei-
nicht außerhalb von Waldbereichen realisierbar                                 ten genehmigt und errichtet wurden, als die
ist (siehe Kap. 5.6). In Niedersachsen steht der                               dortige Landesraumordnung diesbezüglich
Wald gemäß Landes-Raumordnungsprogramm                                         keine Einschränkungen machte.
(LROP-VO 2017) bislang nur eingeschränkt für
                                                                               In Thüringen wurden im vergangenen Jahr
die Windenergienutzung zur Verfügung. Das
                                                                               zwei Windräder auf Forstflächen in Betrieb ge-
Raumordnungsprogramm wird derzeit fortge-
                                                                               nommen, die dort noch vor der Änderung des
schrieben und sieht eine Öffnung des Waldes
                                                                               Landeswaldgesetzes genehmigt wurden.
vor, um weitere Standorte der Windenergie-
Entwicklung der Windenergie im Wald | 19

                                 Waldflächenanteile in den Bundesländern
                                         [Anteil an der Landesfläche]

                       Hessen                                                                          42,3%
               Rheinland-Pfalz                                                                         42,3%
                     Saarland                                                                     39,9%
          Baden-Württemberg                                                                    38,4%
         Brandenburg + Berlin                                                                37,2%
                       Bayern                                                                36,9%
                    Thüringen                                                          34,0%
                      Sachsen                                                28,9%
          Nordrhein-Westfalen                                             26,7%
               Sachsen-Anhalt                                           26,0%
                Niedersachsen                                          25,3%
     Mecklenburg-Vorpommern                                         24,1%             Wind im Wald zulässig
                                                                                        Wind im Wald eingeschränkt
           Hamburg + Bremen                  11,9%
                                                                                        zulässig
            Schleswig-Holstein              11,0%                                     Wind im Wald unzulässig

Abbildung 8: Waldflächenanteile und deren mögliche Inanspruchnahme im Rahmen der Windenergienutzung (Stand 04/2022).
             Waldflächen in Brandenburg/Berlin bzw. Hamburg/Bremen werden in der Bundeswaldinventur zusammen ausge-
             wiesen; Quelle Waldflächenanteile: Bundeswaldinventur (2012)

Die Errichtung von Windenergieanlagen auf                      gen landespolitischen und -planerischen Vorga-
Waldflächen ist in Bremen, Hamburg, Mecklen-                   ben für Windenergievorhaben in Wäldern dar-
burg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt,                      gestellt. Ausführungen hinsichtlich planerischer
Schleswig-Holstein und in Thüringen aufgrund                   Einschränkungen auf Waldflächen erfolgen le-
entsprechender Vorgaben des Landesgesetzge-                    diglich zu waldspezifischen Flächenkategorien
bers nicht zulässig, wobei die Ausschlusskrite-                (wie etwa den Schutzkategorien „Erholungs-
rien in den Ländern unterschiedlich geregelt                   wald“ oder „alte Laubholzbestände ab 120
sind. In Berlin besteht zwar kein planungsrecht-               Jahren“). Weitere allgemeingültige Ausschluss-/
licher Ausschluss, faktisch wurden dort bisher                 Restriktionskriterien, die sich aus dem deut-
aber keine Windenergieanlagen auf Waldflä-                     schen Naturschutzrecht und den Windenergie-
chen errichtet (vgl. dazu Kapitel 6.1).                        erlassen der Länder ergeben, werden nicht ge-
Im Folgenden werden die Entwicklungen des                      sondert betrachtet, da hier die gleichen Vorga-
Ausbaus der Windenergienutzung im Wald in                      ben wie bei Planungen im Offenland gelten. 18
den einzelnen Bundesländern sowie die jeweili-

18
  Ausführlich dazu FA Wind (2017), Windenergienutzung
und Schutzgebiete.
20 | Entwicklung der Windenergie im Wald

5.1 Entwicklung in Baden-Württemberg

Mit 1,3 Mio. Hektar Wald ist in Baden-Würt-                       Laubwälder mit Nadelbeimischung, 35 Prozent
temberg mehr als ein Drittel (38,4 Prozent) der                   Nadelwälder mit Laubbeimischungen und 21
Landesfläche bewaldet. Ein Fünftel des Baum-                      Prozent sind reine Nadelwälder.
bestands sind reine Laubwälder, 23 Prozent

                           Waldflächenanteile in Baden-Württemberg
                                    nach Bestockungstypen
                    0,5%

                               20%                  reiner Laubwald

      35%                                           Laubwald mit Nadelbeimischung

                                                    reiner Nadelwald
                                    23%
                                                    Nadelwald mit Laubbeimischung

                  21%                               Laub-/Nadel-Mischwald mit gleichen Anteilen

Abbildung 9: Waldflächenanteile in Baden-Württemberg nach Bestockungstypen; Quelle: Bundeswaldinventur (2012)

Die Eigentümerstruktur der Waldflächen in Ba-                     werden, während 36 Prozent sich in privater
den-Württemberg zeigt, dass 40 Prozent des                        Hand befindet. Das Land besitzt fast ein Viertel
Waldes von Körperschaften des öffentlichen                        des Waldes, der Bund hält weniger als ein Pro-
Rechts, wie Gemeinden und Städte, gehalten                        zent der Waldfläche in Baden-Württemberg.

                         Waldflächenanteile in Baden-Württemberg
                                    nach Eigentumsart
                     0,5%

                                                                   Staatswald (Bund)
                                24%
         36%                                                       Staatswald (Land)

                                                                   Körperschaftswald

                                                                   Privatwald
                           40%

Abbildung 10: Waldflächenanteile in Baden-Württemberg nach Besitzverhältnissen; Quelle: Bundeswaldinventur (2012)
Entwicklung der Windenergie im Wald | 21

Windenergieanlagen im Wald bis zum Inbe-                      Verbraucherschutz und der Anstalt öffentli-
triebnahmejahr 2015 wurden anhand der                         chen Rechts Forst Baden-Württemberg
Standortmarkierungen auf Satellitenbildern des                (ForstBW) abgeglichen.
Umwelt-Daten und -Kartendiensts (UDO) der
                                                              Die Auswertung der selektierten Daten zeigt,
Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Na-
                                                              dass Ende 2019 in Baden-Württemberg 330
turschutz Baden-Württemberg (LUBW) 19 identi-
                                                              Anlagen mit 910 MW Leistung auf Waldflä-
fiziert. Die Standortkoordinaten der Neuanlagen
                                                              chen standen (vgl. Tabelle 4). Dies entspricht
ab dem Jahr 2016 entstammen dem MaStR. An-
                                                              44 Prozent des gesamten Anlagenbestands. 20
lagen, die erkennbar auf bewaldeten Forstflä-
                                                              In Bezug auf die Kapazität wird über die Hälfte
chen verortet sind, wurden als Windenergie im
                                                              (57 Prozent) der Erzeugungsleistung in Baden-
Wald klassifiziert und mit den Erkenntnissen
                                                              Württemberg auf Waldflächen betrieben.
des Ministeriums für Ländlichen Raum und

Tabelle 4: Ausbau der Windenergie im Wald in Baden-Württemberg; eigene Berechnungen
           auf Datenbasis LUBW, MaStR, MLRBW/ForstBW

     Neue Windenergieanlagen     Anlagen Leistung davon im Staatswald
     im Wald (Baden-Württemberg)           [MW]
                                                  Anlagen Leistung
                                                              [MW]

     2010                                          1         2,3

     2011                                          1         2,3

     2012                                          0         0,0

     2013                                          7       22,0

     2014                                          5       12,5

     2015                                         42      116,2

     2016                                         91      248,4            6        17,3

     2017                                       103       330,0           47       163,5

     2018                                         24       79,7            6        18,6

     2019                                          3       10,4            3        10,4

     2020                                          5       13,6            2         4,7

     2021                                         26      105,9           15        62,3

     Summe 2010-2021                            308       943,0

     Bestand (Ende 2021)                        357      1.028,0        100        308,0

Im vergangenen Jahrzehnt wurden rund 300                      2020 entsprechen die fünf auf Forstflächen er-
Neuanlagen in Wäldern errichtet. Den stärksten                richteten Windturbinen 42 Prozent aller Neuan-
Zubau gab es im Jahr 2017, in dem 103 Wind-                   lagen in Baden-Württemberg. 21 Die 26 Wald-
turbinen im Wald in Betrieb gingen. Im Jahr                   Anlagen im vergangenen Jahr entsprechen 93
                                                              Prozent des landesweiten Zubaus.

19                                                            20
  Der Umwelt-Daten- und Kartendienst der LUBW wies               Der Anlagenbestand in Baden-Württemberg umfasste
zum damaligen Abfragezeitpunkt 444 Windenergieanla-           Ende 2021 nach Auswertung des Registers 767 WEA mit
genstandorte zum Stichtag 31.12.2015 in Baden-Württem-        1.701 MW Gesamtleistung.
                                                              21
berg aus.                                                        Gemäß MaStR gingen im Jahr 2021 in Baden-Württem-
                                                              berg 28 WEA mit 114,3 MW Leistung in Betrieb.
22 | Entwicklung der Windenergie im Wald

Landespolitische und -planerische Vorgaben für Windenergie im Wald
Seit 2011 unterstützt die Landesregierung die                    für Vorranggebiete weiterhin Beachtung. Auch
Ausweisung von Waldflächen für die Wind-                         die nach Landeswaldgesetz (LWaldG 24) ge-
energienutzung. Um den Ausbau weiter voran-                      schützten Bann- und Schonwälder bleiben für
zutreiben, hat sich die seit Mai 2021 amtie-                     die Windenergie weiterhin unzugänglich. Wei-
rende Regierung im Koalitionsvertrag 22 zum                      tere nach LWaldG geschützte Flächenkategorien
Ziel gesetzt, die Voraussetzungen für bis zu                     (Bodenschutzwälder, Schutzwälder gegen
1.000 neue Windenergieanlagen im Staatswald                      schädliche Umwelteinwirkungen sowie durch
sowie auf weiteren Landesflächen zu schaffen.                    Rechtsverordnung bestimmte Erholungswälder)
Dafür wurden – wie im Koalitionsvertrag ver-                     unterliegen gewissen Restriktionen. Deren Be-
einbart − Vergabeverfahren vereinfacht und                       lange sind bei der Planung von Windenergiean-
alle windhöffigen Standorte werden auf ihre                      lagen zu berücksichtigen und mit den übrigen
Eignung hinsichtlich der Windenergienutzung                      öffentlichen und privaten Belangen, wie etwa
geprüft. Mit Bezug auf die Nutzung von Wald-                     dem öffentlichen Interesse an der Windenergie-
standorten finden die im Windenergieerlass des                   nutzung, abzuwägen.
Jahres 2012 23 festgelegten Ausschlussbereiche

Abbildung 11: Anlage im Windpark Rauhkasten/Steinfirst, Ortenaukreis (Baden-Württemberg)

Nutzung von Waldflächen in öffentlicher Hand
Die Anstalt öffentlichen Rechts Forst Baden-                     landeseigener Waldflächen. Im Zuge einer Ver-
Württemberg (ForstBW) unterstützt die Aus-                       marktungsoffensive werden regelmäßig Ange-
bauziele der Landesregierung für die Wind-                       botsverfahren durchgeführt. 25
energie durch die Verpachtung geeigneter,

22
   Koalitionsvertrag (2021-2026) zwischen Bündnis 90/Die         gemäß Schreiben des Umweltministeriums v. 18.2.2019
Grünen und CDU in Baden-Württemberg, S. 24.                      weiterhin als Orientierungshilfe bei Windenergieplanungen.
23                                                               24
   Windenergieerlass Baden-Württemberg v. 9.5.2012, Ka-             Waldgesetz für Baden-Württemberg idF v. 31.8.1995.
                                                                 25
pitel 4.; Der Erlass trat am 9.5.2019 außer Kraft, dient aber       Weitere Informationen zur Windenergie im Landesforst
                                                                 Baden-Württemberg sind auf deren Webseite verfügbar.
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