Entwicklung der Windenergie im Wald - Ausbau, planerische Vorgaben und Empfehlungen für Windenergiestandorte auf Waldflächen in den Bundesländern ...

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ANALYSE

Entwicklung der
Windenergie im Wald
Ausbau, planerische Vorgaben und Empfehlungen für
Windenergiestandorte auf Waldflächen in den Bundesländern
6. Auflage, 2021
Entwicklung der Windenergie im Wald - Ausbau, planerische Vorgaben und Empfehlungen für Windenergiestandorte auf Waldflächen in den Bundesländern ...
Impressum
© FA Wind, 2021
  6. Auflage (Stand: 23.09.2021)

Herausgeber:                                    Haftungsausschluss:
Fachagentur Windenergie an Land                 Die in dieser Broschüre enthaltenen Angaben
Fanny-Zobel-Straße 11 | 12435 Berlin            und Informationen sind nach bestem Wissen
                                                erhoben, geprüft und zusammengestellt. Eine
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                                                gaben, Informationen und Empfehlungen ist
Die Fachagentur zur Förderung eines natur-      ausgeschlossen, sofern diese nicht grob fahrläs-
und umweltverträglichen Ausbaus der Wind-       sig oder vorsätzlich verbreitet wurden.
energie an Land e.V. ist ein gemeinnütziger
Verein. Er ist eingetragen beim Amtsgericht
Charlottenburg, VR 32573 B

Autoren:
Jürgen Quentin, Franziska Tucci

Zitiervorschlag:
FA Wind (2021): Entwicklung der Windenergie
im Wald - Ausbau, planerische Vorgaben und
Empfehlungen für Windenergiestandorte auf
Waldflächen in den Bundesländern, 6. Auflage,
Berlin
Entwicklung der Windenergie im Wald - Ausbau, planerische Vorgaben und Empfehlungen für Windenergiestandorte auf Waldflächen in den Bundesländern ...
Inhalt | 3

Inhalt
Vorwort ................................................................................................................................................ 6
Zusammenfassung ................................................................................................................................ 7
1. Vorbemerkung ................................................................................................................................. 8
    1.1 Rechtliche und landesplanerische Vorgaben ............................................................................... 8
    1.2 Datengrundlage ......................................................................................................................... 8
2. Der Wald in Deutschland.................................................................................................................. 9
    2.1 Definition von Wald ................................................................................................................... 9
    2.2 Vorherrschende Bestockungstypen............................................................................................. 9
    2.3 Naturnähe der Baumartenzusammensetzung ........................................................................... 10
    2.4 Lebensraum Wald .................................................................................................................... 10
    2.5 Waldumbau ............................................................................................................................. 11
    2.6 Eigentumsverhältnisse .............................................................................................................. 11
3. Flächeninanspruchnahme durch Windenergieanlagen .................................................................... 12
    3.1 Rechtliche Rahmenbedingungen .............................................................................................. 13
    3.2 Typischer Flächenbedarf ........................................................................................................... 14
4. Bundesweite Ausbausituation der Windenergie im Wald ................................................................ 16
5. Ausbausituation der Windenergie im Wald seit 2010 in einzelnen Bundesländern.......................... 18
    5.1 Entwicklung in Baden-Württemberg ........................................................................................ 20
    5.2 Entwicklung in Bayern .............................................................................................................. 23
    5.3 Entwicklung in Brandenburg .................................................................................................... 26
    5.4 Entwicklung in Hessen ............................................................................................................. 31
    5.5 Entwicklung in Nordrhein-Westfalen ........................................................................................ 34
    5.6 Entwicklung in Rheinland-Pfalz ................................................................................................ 37
    5.7 Entwicklung im Saarland .......................................................................................................... 40
6. Situation der Waldflächennutzung in weiteren Bundesländern ....................................................... 43
    6.1 Berlin, Bremen, Hamburg ......................................................................................................... 43
    6.2 Mecklenburg-Vorpommern ...................................................................................................... 43
    6.3 Niedersachsen .......................................................................................................................... 43
    6.4 Sachsen-Anhalt ........................................................................................................................ 44
    6.5 Sachsen ................................................................................................................................... 45
    6.6 Schleswig-Holstein ................................................................................................................... 45
    6.7 Thüringen ................................................................................................................................ 46
7. Fazit und Ausblick .......................................................................................................................... 47
Weiterführende Informationen ............................................................................................................ 48
Bildnachweis ....................................................................................................................................... 49
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4 | Inhalt

Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Windenergieanlagen im Kiefernforst ................................................................................ 7
Abbildung 2: Waldflächenanteile nach Bestockungstypen in Deutschland ........................................... 10
Abbildung 3: Waldflächen und deren Besitzverhältnisse in den Bundesländern ................................... 12
Abbildung 4: Planzeichnung der Flächeninanspruchnahme einer Windenergieanlage .......................... 13
Abbildung 5: Kranstellfläche und temporäre Montageflächen während des Aufbaus einer WEA ......... 14
Abbildung 6: Größenvergleich der dauerhaften Waldflächeninanspruchnahme einer WEA ................. 16
Abbildung 7: Neue Windenergieanlagen in deutschen Wäldern .......................................................... 18
Abbildung 8: Waldflächenanteile und deren mögliche Inanspruchnahme durch WEA ......................... 19
Abbildung 9: Waldflächenanteile in Baden-Württemberg nach Bestockungstypen .............................. 20
Abbildung 10: Waldflächenanteile in Baden-Württemberg nach Besitzverhältnissen ........................... 20
Abbildung 11: Anlage im Windpark Rauhkasten/Steinfirst, Ortenaukreis ............................................. 22
Abbildung 12: Waldflächenanteile in Bayern nach Bestockungstypen .................................................. 23
Abbildung 13: Waldflächenanteile in Bayern nach Besitzverhältnissen ................................................. 23
Abbildung 14: Anlagenerrichtung im Windpark Brenntenberg, Landkreis Regensburg ........................ 25
Abbildung 15: Waldflächenanteile in Brandenburg nach Bestockungstypen ........................................ 26
Abbildung 16: Waldflächenanteile in Brandenburg nach Besitzverhältnissen ....................................... 26
Abbildung 17: Repowerte WEA auf ehemaligen Tagebauflächen im Landkreis Oberspreewald-Lausitz ..... 27
Abbildung 18: Windpark Chransdorf West im Landkreis Oberspreewald-Lausitz ................................. 28
Abbildung 19: Waldflächenanteile in Hessen nach Bestockungstypen ................................................. 31
Abbildung 20: Waldflächenanteile in Hessen nach Besitzverhältnissen ................................................ 31
Abbildung 21: Windpark im Gemeindewald Hohenahr, Lahn-Dill-Kreis ............................................... 33
Abbildung 22: Waldflächenanteile in NRW nach Bestockungstypen .................................................... 34
Abbildung 23: Waldflächenanteile in NRW nach Besitzverhältnissen ................................................... 35
Abbildung 24: Windrad Lüdenscheid an der Versetalsperre, Märkischer Kreis...................................... 36
Abbildung 25: Waldflächenanteile in Rheinland-Pfalz nach Bestockungstypen .................................... 37
Abbildung 26: Waldflächenanteile in Rheinland-Pfalz nach Besitzverhältnissen.................................... 37
Abbildung 27: Windpark auf ehemals militärisch genutztem Standort, Landkreis Bad Kreuznach ........ 39
Abbildung 28: Waldflächenanteile im Saarland nach Bestockungstypen .............................................. 40
Abbildung 29: Waldflächenanteile im Saarland nach Besitzverhältnissen ............................................. 40
Abbildung 30: Windpark Oberthal im Umfeld des Feldspat Abbaugebiets im Landkreis St. Wendel ....... 42
Abbildung 31: Windpark Gebersreuth im Saale-Orla-Kreis (Ostthüringen) ........................................... 46
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Inhalt | 5

Tabellenverzeichnis
Tabelle 1:    Naturnähe der Baumartenzusammensetzung der Hauptbestockung .............................. 10
Tabelle 2:    Windenergieanlagen mit spezifischen Angaben zur Waldflächeninanspruchnahme ....... 15
Tabelle 3:    Regionale Verteilung der Windenergieanlagen auf Waldflächen in Deutschland ............ 17
Tabelle 4:    Ausbau der Windenergie im Wald in Baden-Württemberg ............................................ 21
Tabelle 5:    Ausbau der Windenergie im Wald in Bayern .................................................................. 24
Tabelle 6:    Ausbau der Windenergie im Wald in Brandenburg ........................................................ 28
Tabelle 7:    Ausbau der Windenergie im Wald in Hessen ................................................................. 32
Tabelle 8:    Ausbau der Windenergie im Wald in Nordrhein-Westfalen ............................................ 35
Tabelle 9:    Ausbau der Windenergie im Wald in Rheinland-Pfalz ...................................................... 38
Tabelle 10:   Ausbau der Windenergie im Wald im Saarland .............................................................. 41
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6 | Vorwort

Vorwort
Die Nutzung von Waldflächen für die Stromer-     ab, so dass in Brandenburgs Wäldern auch wei-
zeugung mit Windenergieanlagen stand in den      terhin Flächen für die Windenergienutzung be-
vergangenen Monaten in gleich mehreren Bun-      ansprucht werden können.
desländern auf der politischen Agenda.
                                                 Eine behutsame Öffnung des Waldes wird der-
In Thüringen befasste sich zunächst ein Land-    zeit in Niedersachsen diskutiert. Das „Wind-
tagsausschuss im Sommer 2020 mit diesem          energieland Nr. 1“ hat sich weiterhin ambitio-
Thema, nachdem dort die Fraktionen der FDP       nierte Ausbauziele gesetzt und will bis 2030
und der CDU einen Antrag auf Änderung des        1,4 Prozent sowie ab 2030 2,1 Prozent der
Landeswaldgesetzes mit dem Ziel des Verbots      Landesfläche für die Windenergienutzung zur
der Waldumwandlung für die Windenergienut-       Verfügung stellen. Dafür braucht das Land zu-
zung gestellt hatten. Nach einem umfangrei-      sätzliche Flächen, für die künftig auch der Wald
chen Anhörungsverfahren folgte der Thüringer     in Blick genommen werden soll. Dieser ist bis-
Landtag letztlich der Beschlussempfehlung des    lang der Windenergie faktisch verschlossen ge-
Ausschusses und stimmte Mitte Dezember           blieben. Im Rahmen der Fortschreibung der
2020 der Änderung des Waldgesetzes zu. Seit-     Landesraumordnung soll der Wald – unter Be-
her ist dort die Errichtung von Windenergiean-   rücksichtigung seiner vielfältigen Funktionen
lagen im Wald nicht mehr zulässig. Die Landes-   und seiner Bedeutung für den Klimaschutz –
regierung muss nun prüfen, wie auch ohne die     künftig geöffnet werden.
Bereitstellung von Waldflächen für die Wind-
                                                 Diese und weitere rechtliche wie auch landes-
energienutzung die Klimaziele des Landes er-
                                                 planerische Aspekte sind Gegenstand der mitt-
füllt werden können. Eine Evaluierung ist im
Jahr 2023 vorgesehen.                            lerweile sechsten Ausgabe unserer Analyse
                                                 „Entwicklung der Windenergie im Wald - Aus-
Einen ähnlichen Gesetzentwurf mit dem Ziel ei-   bau, planerische Vorgaben und Empfehlungen
nes Verbots von Windenergieanlagen in Wäl-       für Windenergiestandorte auf Waldflächen in
dern brachte zum Jahreswechsel in Branden-       den Bundesländern“. Darin zeigen wir, wie ge-
burg die dortige BVB / FREIE WÄHLER Fraktion     wohnt, die bisherige Entwicklung sowie den
in den Landtag ein. Auch hier wurde mit einer    aktuellen Ausbaustand der Windenergienut-
zusätzlichen Schädigung des Waldes durch die     zung auf Waldflächen in den einzelnen Bun-
Errichtung von Windenergieanlagen argumen-       desländern bis einschließlich 2020 auf.
tiert. Der Brandenburger Landtag lehnte den
Gesetzentwurf allerdings mit großer Mehrheit     In wünsche Ihnen eine informative Lektüre.

                                                 Ihre

                                                 Dr. Antje Wagenknecht

                                                 Geschäftsführerin
                                                 Fachagentur Windenergie an Land
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Zusammenfassung | 7

Zusammenfassung
Die Analyse der Fachagentur Windenergie an        anlagen mit einer Gesamtleistung von 5,7 Gi-
Land (FA Wind) gibt einen Überblick über die      gawatt auf Waldflächen in Betrieb. Nahezu
Entwicklung und den aktuellen Ausbaustand         90 Prozent dieser Anlagen wurden im vergan-
der Windenergie auf Waldflächen in den ein-       genen Jahrzehnt errichtet, wobei die Verteilung
zelnen Bundesländern in Deutschland. Ergän-       des Anlagenbestands auf die einzelnen Regio-
zend werden politische Ziele und Vorgaben der     nen sehr unterschiedlich ausfällt. Während im
jeweiligen Landesraumordnung sowie Empfeh-        Norden Deutschlands Waldstandorte für die
lungen der Bundesländer für Planungen an          Windenergienutzung überwiegend durch die
Waldstandorten aufgeführt. Vorgaben der Län-      Landesraumordnung ausgeschlossen sind, liegt
der, in denen die Windenergienutzung auf          im Süden und Westen die Zahl der Windturbi-
Waldflächen derzeit nicht zulässig ist, werden    nen in einzelnen Bundesländern meist im
ebenfalls kurz dargestellt.                       dreistelligen Bereich. In Ostdeutschland ist die
                                                  Windenergie im Wald vor allem in Branden-
Nach Erhebungen der FA Wind waren Ende
                                                  burg sowie in geringem Umfang in Sachsen
2020 in Deutschland fast 2.100 Windenergie-
                                                  und in Thüringen vertreten.

Abbildung 1: Windenergieanlagen im Kiefernforst
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8 | Vorbemerkung

1. Vorbemerkung
Der Ausbau der Windenergie an Land leistet ei-      da im Offenland nicht ausreichend geeignete
nen erheblichen Beitrag zur Erreichung der Ener-    Flächen zur Verfügung stehen. Insbesondere in
gieziele von Bund und Ländern. Im Offenland         den Mittelgebirgsregionen befinden sich wind-
haben sich Windenergieanlagen (WEA) seit den        höffige Gebiete häufig auf bewaldeten Höhen-
frühen1990er Jahren etabliert und werden dort       zügen. Mittlerweile werden entsprechende Flä-
oftmals auf landwirtschaftlich geprägten Flächen    chen – soweit politisch gewollt −regelmäßig
errichtet. Die technische Anlagenentwicklung in     durch die Raum- und Bauleitplanung für die
diesem Jahrtausend hat stetig wachsende Gene-       Windenergienutzung ausgewiesen. Auch die
ratorleistungen und Turmhöhen sowie schwach-        Einhaltung von Abstandsvorgaben durch lan-
windoptimierte Anlagentypen hervorgebracht.         des- oder immissionsschutzrechtliche Bestim-
Moderne Binnenlandanlagen erreichen heute ty-       mungen ist durch die Nutzung von Waldstand-
pischerweise Gesamthöhen zwischen 200 und           orten vielerorts einfacher zu erfüllen. In waldär-
250 Metern bei einer Generatorleistung von vier     meren Bundesländern ist der Wald hingegen
bis fünf Megawatt. Derartige Anlagendimensio-       durch die Landesplanung als Ausschlussgebiet
nen ermöglichen eine wirtschaftlich rentable        gekennzeichnet und steht folglich der Wind-
Stromerzeugung auch über Baumkronen. In na-         energienutzung nicht zur Verfügung.
hezu der Hälfte der Bundesländer werden ge-
genwärtig auch Waldgebiete in die Flächensu-
che für die Windenergienutzung einbezogen,

1.1 Rechtliche und landesplanerische Vorgaben
Genau wie im Offenland sind bei Windenergie-        Bei der Standortplanung besteht – neben der
planungen im Wald die Auswirkungen auf              Suche nach besonders windhöffigen Gebieten –
Mensch, Natur und Landschaft im Rahmen des          die Herausforderung, bereits bestehende Infra-
immissionsschutzrechtlichen Genehmigungspro-        strukturen wie Forstwege für die Zuwegung,
zesses zu prüfen sowie unvermeidbare Eingriffe      Verkabelung und Wartung der Anlagen zu nut-
auszugleichen oder zu ersetzen. Naturschutz-        zen, um Eingriffe in das Waldökosystem mög-
rechtliche Rahmenbedingungen ergeben sich           lichst gering zu halten.
aus dem Bundesnaturschutzgesetz sowie den
                                                    Dort wo der Bau und Betrieb von Windenergie-
Naturschutzgesetzen der Länder. Zusätzlich sind
                                                    anlagen im Wald zulässig ist, macht der Lan-
waldrechtliche Belange bei der Planung zu be-
                                                    desgesetzgeber zumeist Vorgaben für die Regi-
rücksichtigen. Im Bundeswaldgesetz sowie den
                                                    onal- und Bauleitplanung hinsichtlich Flächen-
jeweiligen Landeswaldgesetzen finden sich Vor-
                                                    kategorien, die z.B. aus naturschutzfachlicher
schriften zu Ersatzaufforstungen oder Aus-
                                                    Sicht für die Windenergienutzung nicht infrage
gleichsmaßnahmen bei der Umwandlung von
                                                    kommen oder Restriktionen unterliegen. In eini-
Wald in andere Nutzungsformen (hier Wind-
                                                    gen Ländern werden außerdem Empfehlungen
energienutzung). Auch Aspekte des Brandschut-
                                                    ausgesprochen, welche Waldflächen sich als
zes, welche grundsätzlich auf Vorkehrungen im
                                                    Standorte für die Windenergienutzung eignen.
Offenland aufbauen, werden im Anlagenzulas-
sungsverfahren auf Waldflächen abgehandelt.

1.2 Datengrundlage
Anlagenspezifische Daten zum Stand der Wind-        wurden eigene Recherchen auf Basis öffentlich
energienutzung auf Waldflächen wurden aus           zugänglicher Anlagenbestandsdatenbanken
vielfältigen Quellen recherchiert: In den meisten   der Länder durchgeführt. Neuanlagen ab dem
Fällen erfolgte die Datenabfrage bei den Landes-    Jahr 2015 basieren auf den Inbetriebnahme-
forstbehörden und/oder den ressortzuständigen       Meldungen in dem von der Bundesnetzagentur
Landesministerien. Wo dies nicht möglich war,
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Entwicklung der Windenergie im Wald | 9

geführten Marktstammdatenregister (MaStR). 1                 auch Anlagen, die vor 2010 errichtet wurden.
Seither werden Waldstandorte der jährlich neu                Stillgelegte Altanlagen sind, soweit sich dies er-
in Betrieb gegangenen Windenergieanlagen                     mitteln ließ, rausgerechnet. Nicht jeder Anla-
anhand von Karten und Satellitenbildern identi-              genlagenstandort, der kartographisch als Wald-
fiziert. Soweit Waldflächenkartenmaterial online             fläche ausgewiesen ist, ist auch zwingend mit
verfügbar ist, werden die Standorte darüber                  Bäumen bestockt, weshalb der Betrachter den
zusätzlich abgeglichen. Die so gewonnenen Er-                Waldstandort nicht immer zweifelsfrei als sol-
kenntnisse werden mit den Landesforstbehör-                  chen erkennt. Beispiele hierzu finden sich in
den bzw. Landesministerien rückgekoppelt.                    den weiteren Ausführungen.
Die gesammelten Informationen sind im Fol-                   Rechtliche und planerische Vorgaben für die
genden dahingehend aufbereitet, dass in den                  Verwirklichung von Windenergieprojekten im
Bundesländern, in denen die Windenergienut-                  Wald wurden den geltenden Landesentwick-
zung im Wald derzeit möglich ist, der jährliche              lungsplänen/-programmen, Windenergieerlas-
Zubau seit 2010 einzeln ausgewiesen wird.                    sen sowie Landeswaldgesetzen entnommen
Darüber hinaus wird der gesamte Anlagenbe-                   und ausgewertet. Ergänzend betrachtet wur-
stand zum Ende des Jahres 2020 angeführt.                    den zudem, soweit vorhanden, länderspezifi-
Dieser umfasst neben Anlagen, die zwischen                   sche Empfehlungen für die Windenergienut-
2010 und 2020 im Wald in Betrieb gingen,                     zung im Wald.

2. Der Wald in Deutschland

2.1 Definition von Wald
In Deutschland ist Wald im Sinne des Bundes-                 diesem dienende Flächen.
waldgesetzes (BWaldG) 2 jede mit Forstpflanzen
                                                             In der vorliegenden Analyse werden bewaldete
bestockte Grundfläche. Als Wald gelten auch
                                                             Flächen, die der Windenergienutzung zugäng-
kahlgeschlagene oder verlichtete Grundflä-
                                                             lich sind, sowohl mit dem Begriff „Wald“ als
chen, Waldwege, Waldeinteilungs- und Siche-
                                                             auch mit „Forst“ bezeichnet, wobei jeweils
rungsstreifen, Waldblößen und Lichtungen,
                                                             forstwirtschaftlich genutzte Waldflächen ge-
Waldwiesen, Wildäsungsplätze, Holzlagerplätze
                                                             meint sind.
sowie weitere mit dem Wald verbundene und

2.2 Vorherrschende Bestockungstypen
Mit einer Gesamtfläche von 11,4 Mio. Hektar                  Abbildung 2). Die häufigsten Laubbaumarten
(114.000 km²) ist etwa ein Drittel der Fläche                in Deutschland sind Buche und Eiche, bei den
Deutschlands mit Wald bedeckt. Den größten                   Nadelbäumen dominieren Kiefer und Fichte,
Anteil beim Waldbewuchs nehmen Nadel-                        wobei Kiefern vor allem im Norden und Osten
waldtypen mit Laubbeimischung ein (30 Pro-                   Deutschlands und Fichten im Süden und den
zent), gefolgt von reinen Nadelwäldern                       Mittelgebirgsregionen vorkommen. 3
(27 Prozent) und reinen Laubwäldern (22 Pro-
zent). Laubwälder mit Nadelbeimischung ste-
hen auf einem Fünftel des Bundesgebiets (siehe

1
  Seit Februar 2019 ist das MaStR als Webportal online un-   setz, auf dessen Basis die Bundesländer eigene Lan-
ter: Marktstammdatenregister.de.                             deswaldgesetze erlassen haben. Eine Übersicht hierzu bie-
2
  § 2 Abs. 1 BWaldG. Das Gesetz zur Erhaltung des Waldes     tet die FA Wind Themenseite „Waldrecht“ im Internet.
                                                             3
und zur Förderung der Forstwirtschaft ist ein Rahmenge-        Thünen-Institut (2012): Dritte Bundeswaldinventur 2012,
                                                             Kapitel 3.03 Baumartengruppe.
Entwicklung der Windenergie im Wald - Ausbau, planerische Vorgaben und Empfehlungen für Windenergiestandorte auf Waldflächen in den Bundesländern ...
10 | Entwicklung der Windenergie im Wald

                                  Waldflächenanteile in Deutschland
                       0,5%            nach Bestockungstypen

                                    22%                 reiner Laubwald
          30%
                                                        Laubwald mit Nadelbeimischung

                                                        reiner Nadelwald
                                      20%
                                                        Nadelwald mit Laubbeimischung

                    27%                                 Laub-/Nadel-Mischwald mit gleichen Anteilen

Abbildung 2: Waldflächenanteile nach Bestockungstypen in Deutschland; Quelle: Bundeswaldinventur (2012)

2.3 Naturnähe der Baumartenzusammensetzung
Im Rahmen der dritten Bundeswaldinventur                          chen (heutige, potenziell natürliche Vegeta-
2012 4 wurde die Naturnähe der deutschen                          tion 5): 14,5 Prozent der Waldfläche wurden als
Wälder in der Hauptbestockung untersucht.                         sehr naturnah, 21,3 Prozent als naturnah ein-
Die Definition der Naturnähe gemäß Bundes-                        gestuft. Mehr als 40 Prozent der Wälder in
waldinventur bezieht sich ausschließlich auf die                  Deutschland weisen eine nur bedingte Natur-
Baumarten des Waldes. Für die Einschätzung                        nähe auf. Mehr als ein Fünftel des Waldes sind
der Naturnähe wurden die in deutschen Wäl-                        kulturbetont oder -bestimmt (siehe Tabelle 1).
dern gegenwärtig wachsenden Baumarten mit
denen der natürlichen Waldgesellschaft vergli-

Tabelle 1: Naturnähe der Baumartenzusammensetzung der Hauptbestockung; Quelle: Bundeswald-
           inventur (2012)

    Naturnähe der           sehr          naturnah         bedingt         kultur-      kultur-           Gesamt
    Baumartenzu-          naturnah                        naturnah         betont      bestimmt
    sammensetzung

    Absolute Fläche
                           1.576.749       2.314.727      4.396.427        779.588      1.778.948 10.846.440
    [in Hektar]

    Flächenanteil              14,5%           21,3%          40,5%           7,2%          16,4%          100,0%

2.4 Lebensraum Wald
Naturnahe Wälder, insbesondere struktur- und                      den Wald gebundene Tier- und Pflanzenarten
artenreiche Laub- und Laubmischwälder sowie                       auf. So sind bspw. fast alle der 25 in Deutsch-
ältere Nadelwaldbestände weisen in der Regel                      land vorkommenden Fledermausarten auf den
besonders hohe Habitateigenschaften für an

4                                                                 5
  Ergebnisse der Waldinventur des Jahres 2012 sind im              Die potenziell natürliche Vegetation ist der Pflanzenbe-
Internet veröffentlicht unter https://bwi.info.                   wuchs, der sich bei den gegenwärtigen Standortbedingun-
                                                                  gen ohne den Einfluss des Menschen entwickeln würde.
Entwicklung der Windenergie im Wald | 11

Wald als Lebensraum angewiesen. 6 Bei Planun-            Konflikten empfiehlt das Bundesamt für Natur-
gen an entsprechenden Standorten kann es da-             schutz, bevorzugt intensiv forstwirtschaftlich
her zu Zielkonflikten mit dem Natur- und Ar-             genutzte Waldflächen, insbesondere Fichten-
tenschutz kommen; Einschränkungen ergeben                und Kiefernmonokulturen, als Standorte für die
sich, ebenso wie im Offenland, aus dem natio-            Windenergieerzeugung zu prüfen. 7
nalen Naturschutzrecht. Zur Vermeidung von

2.5 Waldumbau
Um klimawandelbedingte Risiken (wie Sturm-               könnte. Mit dem Umbau dieser Wälder in na-
ereignisse, Trockenheit, Hitzeperioden, Schäd-           turnähere Bestände wird gleichzeitig ein Bei-
lingsbefall) zukünftig besser zu streuen, wer-           trag zur Erhaltung bzw. Verbesserung der
den Wälder hierzulande zunehmend von forst-              (Wald-)Biodiversität geleistet. Zum Ausgleich
lichen Reinbeständen (meist Nadelholz) in                für Eingriffe in Natur und Landschaft sowie in
Mischbestände umgebaut. Dies bedeutet, dass              die Waldfläche werden auch im Rahmen von
längerfristig die Fläche naturferner Forste ab-          Windenergievorhaben Waldumbaumaßnah-
nehmen wird und dann nicht mehr für die                  men durchgeführt (siehe Kapitel 3.1).
Windenergieerzeugung zur Verfügung stehen

2.6 Eigentumsverhältnisse
Knapp die Hälfte des deutschen Waldes befin-             deutende Rolle. Auch im Wald winken Flächen-
det sich in privater Hand. Staatswald in Landes-         besitzern hohe Pachteinnahmen durch die Be-
besitz macht rund ein Drittel aus, Körperschafts-        reitstellung geeigneter Grundstücke für den
wald nimmt etwa 20 Prozent ein. Dem Bund                 Bau und Betrieb von Windrädern. Ein Teil der
gehören lediglich dreieinhalb Prozent der                Bundesländer (Bayern, Baden-Württemberg,
Waldfläche in Deutschland. In den Bundeslän-             Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland) stel-
dern sind die Eigentumsverhältnisse sehr unter-          len gezielt landeseigene Waldflächen für die
schiedlich ausgeprägt. Abbildung 3 zeigt die             Windenergienutzung zur Verfügung. Baden-
Waldflächenanteile nach Eigentumsarten in                Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz bie-
den Ländern.                                             ten darüber hinaus Beteiligungsmodelle für
                                                         Bürger und/oder Kommunen im Umfeld von
Bei der Suche nach Standorten für die Wind-
                                                         Planungen auf Landeswaldflächen an (ausführ-
energieerzeugung im Wald spielen, ebenso wie
                                                         licher dazu in Kapitel 5).
im Offenland, Eigentumsverhältnisse eine be-

6                                                        7
 Hurst, J. et al. (2016): Fledermäuse und Windkraft im    Bundesamt für Naturschutz (2011): Windkraft über Wald,
Wald - Naturschutz und Biologische Vielfalt, S. 21.      Positionspapier.
12 | Entwicklung der Windenergie im Wald

                                    22,8%          Waldflächen(anteile) in Deutschland
                                                           nach Eigentumsart
                       2.500.000
                                                                                                        Privatwald

                                                                                                                                Anteil an gesamtdeutscher Waldfläche
                                                                                                        Körperschaftswald

                       2.000.000                                                                        Staatswald (Land)
                                                                                                        Staatswald (Bund)
Waldfläche in Hektar

                                   12,0%                                                                Waldanteil [%]
                       1.500.000                                        10,5%
                                            9,9%

                                                          7,8%                  8,0%
                                                                                       7,4%
                       1.000.000
                                                                 4,9%                                4,7% 4,7%           4,8%

                        500.000                                                                                  1,5%
                                                                                              0,9%
                                                   0,1%

                              0

Abbildung 3: Waldflächen und deren Besitzverhältnisse in den Bundesländern; Quelle: Bundeswaldinventur (2012)

3. Flächeninanspruchnahme durch Windenergieanlagen
Für den Bau und Betrieb von Windenergieanla-                                Ein weiterer Flächenanteil muss für die Bau-
gen im Wald müssen die dafür erforderlichen                                 phase gerodet werden und ist nach Abschluss
Flächen in eine andere Nutzungsform umge-                                   der Arbeiten, in der Regel innerhalb von zwei
wandelt werden. Meist werden diese dafür ge-                                Jahren, wieder aufzuforsten. Dazu zählen ins-
rodet. Teilweise werden aber auch Kahlflächen,                              besondere Flächen, die für Arbeits- und Monta-
die bspw. durch Stürme oder Schädlingsbefall                                getätigkeiten während der Anlagenerrichtung
entstanden sind, als Standorte für die Windener-                            erforderlich sind. Der Wegebau (Verbreiterung
gieerzeugung genutzt. Die Waldinanspruch-                                   bestehender bzw. Schaffung neuer Wege, Ver-
nahme ist dann zwar die gleiche, nur müssen                                 größerung von Kurvenradien) für die Anliefe-
weniger Bäume gefällt werden.                                               rung der Baumaterialien und Anlagenteile um-
                                                                            fasst dauerhafte sowie zeitweilige Waldum-
Ein Teil der Fläche ist über die gesamte Be-
                                                                            wandlungen.
triebszeit der Anlage frei von Baumbestand zu
halten (dauerhafte Waldumwandlung), so dass                                 Die nachfolgende Zeichnung (Abbildung 4) ver-
jederzeit Arbeiten an der Anlage, bspw. War-                                anschaulicht beispielhaft, welche Flächen an ei-
tungen oder der Austausch von Anlagenkom-                                   nem Anlagenstandort typischerweise vorüber-
ponenten, möglich sind. Dazu zählen insbeson-                               gehend und welche dauerhaft beansprucht
dere Flächen für das Fundament der Anlage so-                               bzw. gerodet werden.
wie für die Kranaufstellung und den Kranausle-
ger inklusive möglicher Hilfskranstellflächen.
Entwicklung der Windenergie im Wald | 13

                                                                               WEA

Abbildung 4: Planzeichnung der Flächeninanspruchnahme einer Windenergieanlage (WEA); Quelle: ABO Wind/LVGL (bearbeitet)

3.1 Rechtliche Rahmenbedingungen
Gemäß § 9 Bundeswaldgesetz darf Wald nur                        von Forstpflanzen statt Ersatzpflanzungen zu-
mit Genehmigung der nach Landesrecht zu-                        gelassen werden. 8 Insbesondere in waldreichen
ständigen Behörde in eine andere Nutzungsart                    Bundesländern können statt Ersatzaufforstun-
umgewandelt und dafür gerodet werden. Eine                      gen auch sonstige Schutz- und Gestaltungs-
Umwandlung kann auch für einen bestimmten                       maßnahmen, wie etwa ökologische Waldum-
Zeitraum genehmigt werden, bspw. die Dauer                      baumaßnahmen oder Waldrandgestaltungen,
des Windenergieanlagenbetriebs – in der Regel                   angeordnet werden. In Baden-Württemberg ist
20 bis 25 Jahre. Durch Auflagen im Genehmi-                     zudem der Erhalt schützenswerter Bestände als
gungsbescheid ist sicherzustellen, dass das                     Ausgleich für die Waldumwandlung möglich. 9
Grundstück innerhalb einer angemessenen Frist                   Entsprechende Maßnahmen werden teilweise
nach dem Nutzungsende ordnungsgemäß wie-                        auch in Ergänzung zu Erstaufforstungen beauf-
der aufgeforstet wird. Geregelt wird dies in                    lagt. Sie können in der Regel im Zuge der Ein-
den Waldgesetzen der Länder. In der Regel                       griffsregelung auch als Ausgleich für Eingriffe
muss im Ersatz für die umgewandelte Fläche                      der durch die Waldumwandlung verursachten
eine Erstaufforstung auf einer dafür geeigneten                 Beeinträchtigungen des Naturhaushalts und
Fläche im Verhältnis mindestens 1:1 erfolgen.                   des Landschaftsbilds nach Naturschutzrecht an-
Oft werden für die Aufforstung verschiedene                     gerechnet werden.
Baumarten der potenziellen natürlichen Vege-
                                                                Soweit die nachteiligen Wirkungen der Wald-
tation verwendet oder Baumarten gepflanzt,
                                                                umwandlung nicht ausgeglichen werden kön-
die besser mit klimawandelbedingten Verände-
                                                                nen, regeln einige Bundesländer, dass ein fi-
rungen zurechtkommen, also bspw. resistenter
                                                                nanzieller Ausgleich in Form einer Walderhal-
gegen längere Trockenheits- und Hitzeperioden
                                                                tungsabgabe zu zahlen ist. Diese Gelder sind
sind. So kann sich langfristig ein neuer, dem
                                                                an anderer Stelle für die Erhaltung des Waldes
Klimawandel besser angepasster Laub- oder
                                                                einzusetzen.
Laubmischwald entwickeln. In Nordrhein-West-
falen kann auch die flächendeckende Entwick-
lung von Wald durch die natürliche Ansamung

8                                                               9
    § 39 Abs. 3 Landesforstgesetz NRW idF v. 24.04.1980.            § 9 Abs. 3 Satz 2 Landeswaldgesetz BW idF v. 31.08.1995.
14 | Entwicklung der Windenergie im Wald

Temporär gerodete Waldflächen müssen nach                       um struktur- und artenreiche Wälder zu schaf-
Abschluss der Baustellenarbeiten innerhalb ei-                  fen, die widerstandsfähiger gegenüber klimati-
ner vorgegebenen Frist wieder aufgeforstet                      scher Veränderungen sind. 10
oder der natürlichen Sukzession überlassen
werden. Für die Wiederaufforstung werden in
der Regel verschiedene Baumarten gepflanzt,

Abbildung 5: Kranstellfläche und temporäre Montageflächen während des Aufbaus einer Windenergieanlage

3.2 Typischer Flächenbedarf
Für die Frage, wie viel Waldfläche typischer-                   mit dem Vorhaben eine Waldumwandlung er-
weise für den Bau und Betrieb einer Windener-                   forderlich ist und lagen dafür flächenbezogene
gieanlage gerodet werden muss, führte die FA                    Angaben vor, wurden diese Vorhaben ebenfalls
Wind im Frühjahr 2020 eine Umfrage unter                        in die Berechnung der typischen Flächenbe-
Windparkbetreibern und Projektentwicklern                       darfe einbezogen. Die Datenerhebung wurde
durch. Im Rahmen dessen wurde die Zahl der                      seither sukzessive ergänzt bzw. aktualisiert.
Anlagen und deren elektrische Leistung in
                                                                Anhand dieser Informationsquellen konnten für
Windparks im Wald, das Jahr der Genehmi-
                                                                908 Windenergieanlagen (2.954 MW), die auf
gung und Inbetriebnahme, der Anlagenstand-
                                                                Waldflächen betrieben werden oder dort in
ort (Bundesland, Gemeinde, Gemarkung) sowie
                                                                nächster Zeit realisiert werden sollen, der jewei-
der Umfang der Waldflächen (in Quadratme-
                                                                lige, individuelle Flächenbedarf ermittelt und in
ter), die dauerhaft sowie temporär von Baum-
                                                                die folgende Auswertung einbezogen werden.
bewuchs freizuhalten sind/waren, abgefragt.
Ergänzend dazu wurden der FA Wind von Lan-                      Die ältesten Anlagen der Stichprobe gingen
desforstbehörden vergleichbare, Windpark spe-                   2010 in Betrieb, die jüngsten befanden sich
zifische Informationen zur Verfügung gestellt.                  zum Erfassungszeitpunkt zumindest im fortge-
Zusätzlich wurden im sog. UVP-Portal der Län-                   schrittenen Genehmigungsverfahren (Phase der
der 11 veröffentlichte Projektunterlagen zu                     Öffentlichkeitsbeteiligung).
Windparkplanungen, die eine Umweltverträg-
                                                                690 Anlagen davon waren im September 2021
lichkeitsprüfung erfordern, sowie im Internet
                                                                in Betrieb, 132 WEA immissionsschutzrechtlich
zugängliche Genehmigungsbescheide gesich-
tet. War den Unterlagen zu entnehmen, dass

10                                                              11
  Weitere Informationen zu Ausgleichs- und Ersatzmaß-                Siehe Webportal www.UVP-Verbund.de.
nahmen im Wald siehe FA Wind (2017), Windenergie im
Wald. Good Practice/Lessons learned - 16 gute Beispiele.
Entwicklung der Windenergie im Wald | 15

genehmigt und weitere 86 WEA befanden sich                     pro WEA. Der Median liegt bei 0,44 ha. Eine
im Anlagenzulassungsverfahren.                                 zusätzliche Waldfläche von durchschnittlich
                                                               0,40 ha pro Anlage (Median 0,33 ha) wird
Tabelle 2 zeigt die Waldflächen pro Windener-
                                                               während der Dauer der Bauphase temporär be-
gieanlage, die gemäß dieser Stichprobe typi-
                                                               ansprucht. Hier reicht die Spannbreite von 0 ha
scherweise beansprucht werden. Daraus wird
                                                               bis 1,88 ha pro WEA. 12 Zusammen betrachtet
ersichtlich, dass im Mittel 0,46 Hektar (ha) über
                                                               liegt der Flächenumfang, der für den Bau und
den gesamten Betriebszeitraum von Baumbe-
                                                               späteren Betrieb einer Windenergieanlage (zeit-
wuchs freizuhalten sind. Die Spannbreite der
                                                               weilig) erforderlich ist, unter einem Hektar Wald.
Werte bewegt sich von 0,04 ha bis 1,28 ha

Tabelle 2: Windenergieanlagen mit spezifischen Angaben zur Waldflächeninanspruchnahme;
           Datenerhebung FA Wind

 Anlagenstandorte             Erfasste       Windpark-          Ø Waldflächen-
 im Wald                      Anlagen         größe           inanspruchnahme
                                                             pro Anlage [in Hektar]
                                                             dauerhaft      temporär
 Baden-Württemberg                   131      1 - 16 WEA       0,63 ha         0,27 ha
 Bayern                               71      1 - 16 WEA       0,35 ha         0,32 ha
 Brandenburg                         251      1 - 29 WEA       0,31 ha         0,62 ha
 Hessen                              213      1 - 12 WEA       0,53 ha         0,33 ha
 Nordrhein-Westfalen                  84        1 - 7 WEA      0,44 ha         0,31 ha
 Rheinland-Pfalz                     122      1 - 17 WEA       0,54 ha         0,36 ha
 Saarland                             36        2 - 5 WEA      0,54 ha         0,32 ha
 Gesamt                              908      1 - 29 WEA       0,46 ha        0,40 ha

Zur Veranschaulichung des Flächenumfangs,                      Für die Kranstellfläche neben der Anlage sind
der über den gesamten Betriebszeitraum der                     etwa 0,15 ha Fläche dauerhaft frei zu halten,
Windturbine beansprucht wird, ist in der fol-                  um jederzeit Wartungs-/Reparaturarbeiten
genden Grafik die dauerhafte Waldumwand-                       durchführen zu können. Der restliche Flächen-
lungsfläche (0,46 ha) maßstäblich auf die inter-               anteil umfasst insbesondere die Zuwegung im
nationale Standardgröße 13 eines Fußballfelds                  Wald, die über den gesamten Betriebszeitraum
projiziert. Von dieser Fläche werden etwa                      der Anlage auf Fahrzeugbreite ausgebaut blei-
0,05 ha durch das Anlagenfundament (in Ab-                     ben muss (dieser Anteil ist in der blau schraf-
bildung 6 vollflächig blau markiert) versiegelt.               fierten Fläche berücksichtigt).

12                                                             13
   Etwas niedrigere Werte ermittelte ein vom BMWi geför-          Laut den FIFA Richtlinien (FIFA Quality Programme for
dertes Forschungsvorhaben, in dem Windenergieprojekte          Football Turf – Handbook of Requirements, S. 24) muss bei
aus dem Zeitraum 2003 bis 2014 betrachtet wurden.              internationalen Wettbewerben die Spielfläche des Fußball-
Danach wurden in der untersuchten Stichprobe (216 WEA)         felds 100 bis 110 m lang und 64 bis 75 m breit sein. Ge-
im Mittel 0,35 ha pro WEA (Spanne 0,14 bis 0,71 ha)            mäß Wikipedia ist wg. der in Leichtathletikstadien umlau-
dauerhaft und durchschnittlich 0,31 ha pro WEA (Spanne         fenden 400 m Laufbahn eine Größe von 105 x 68 m (=
0,09 bis 0,99 ha) temporär gerodet; Reichenbach, M. et al.     0,71 ha) üblich. Diese Dimension wurde für die Grafik an-
(2015), Bau- und Betriebsmonitoring von Windenergieanla-       gesetzt.
gen im Wald, S. 199.
16 | Entwicklung der Windenergie im Wald

                                               Ø 0,46 Hektar
                                      dauerhafte Waldumwandlungsfläche
                                      pro Windenergieanlage

Abbildung 6: Größenvergleich der dauerhaften Waldflächeninanspruchnahme einer Windenergieanlage; Quelle: FA Wind

Ende 2020 standen in bundesdeutschen Wäl-                       Deutschland abbaggert. 14
dern 2.086 Windenergieanlagen. Legt man die-
                                                                Am Rande sei noch bemerkt, dass die Waldflä-
sen Anlagen den durchschnittlichen Flächenbe-
                                                                che in Deutschland wächst: Nach Datenlage
darf von 0,46 ha zugrunde, errechnet sich dar-
                                                                des Umweltbundesamtes 15 nahm im Zeitraum
aus eine Gesamtfläche von 957 ha Wald, die
                                                                2004 bis 2019 die als Waldfläche definierte Flä-
Ende 2020 von Windenergieanlagen bean-
                                                                che um 959 km² zu. Das entspricht einem
sprucht wurden. Eine Fläche dieser Größe
                                                                durchschnittlichen jährlichen Flächenzuwachs
wurde in der Vergangenheit etwa alle 15 Mo-
                                                                von 6.393 ha.
nate im Zuge der Braunkohlenförderung in

4. Bundesweite Ausbausituation der Windenergie im Wald
Nach Erhebungen der FA Wind waren Ende                          der Bundesländer fällt sehr heterogen aus, wie
2020 in Deutschland 2.086 Windenergieanla-                      Tabelle 3 veranschaulicht. Während in Nord-
gen – und damit siebeneinhalb Prozent des ge-                   deutschland Waldstandorte für die Windener-
samten Anlagenbestands – auf Waldflächen in                     gie fast gänzlich tabu sind, liegt in den Bundes-
Betrieb. Diese verfügen über eine elektrische                   ländern im Süden und Westen die Zahl der
Gesamtleistung von 5.672 Megawatt (MW),                         Windturbinen im Wald meist im dreistelligen Be-
was gut zehn Prozent der insgesamt installier-                  reich. In Ostdeutschland ist bislang in Branden-
ten Windenergieleistung in Deutschland ent-                     burg, in geringem Umfang auch in Sachsen
spricht. 16 89 Prozent der Anlagen im Wald                      und in Thüringen die Windenergie im Wald
wurden im vergangenen Jahrzehnt errichtet.                      vertreten.
Die Verteilung des Anlagenbestands innerhalb

14                                                              15
  Das UBA (2021), Flächenverbrauch für Rohstoffabbau,             UBA (2020), Struktur der Flächennutzung in Deutschland.
                                                                16
ermittelte im Zeitraum 2010 bis 2019 einen täglichen Flä-         Bezugsgröße ist der Gesamtbestand am 31.12.2020 von
chenverbrauch durch die deutsche Braunkohlenförderung           28.042 WEA mit 54.558 MW Leistung gemäß Markt-
von Ø 2,073 ha. Daraus errechnet sich ein Flächenver-           stammdatenregister (MaStR) zum Meldestand 08.02.2021.
brauch von 957 ha innerhalb von 462 Tagen bzw. 15,2
Monaten.
Entwicklung der Windenergie im Wald | 17

Tabelle 3: Regionale Verteilung der Windenergieanlagen auf Waldflächen in Deutschland
           (Stand Ende 2020); Datenerhebung FA Wind

                                                                      davon seit 2010 errichtet
     Windenergieanlagen-
                                       WEA               MW                                   Anteil
     bestand im Wald                                               WEA            MW
                                                                                              [WEA]
     Baden-Württemberg                     334           921,1        280          831,6        83,8%

     Bayern                                297           793,0        284          771,2        95,6%

     Berlin                                   –               –          –              –              –

     Brandenburg                           327           891,3        302          832,6        92,4%

     Bremen                                   –               –          –              –              –

     Hamburg                                  –               –          –              –              –

     Hessen                                456       1.292,4          447        1.279,5        98,0%

     Mecklenburg-Vorpommern                   –               –          –              –              –

     Niedersachsen                            6           16,4           6          16,4      100,0%

     Nordrhein-Westfalen                     93          246,6         71          213,7        76,3%

     Rheinland-Pfalz                       467       1.232,7          381        1.063,5        81,6%

     Saarland                                75          222,5         75          222,5      100,0%

     Sachsen                                 29           50,3           –              –        0,0%

     Sachsen-Anhalt                           –               –          –              –              –

     Schleswig-Holstein                       –               –          –              –              –

     Thüringen                                2            6,0           2            6,0     100,0%

     Gesamt                              2.086       5.672,2        1.848        5.236,9        88,6%

Im Bundesländervergleich standen Ende 2020                        deutschen Wäldern errichtet wurde. Der zuletzt
die meisten Windräder in Rheinland-Pfalz (467)                    starke Rückgang beim Windenergieausbau ins-
auf Waldflächen, gefolgt von Hessen (456) und                     gesamt – 2019 war das ausbauschwächste
Baden-Württemberg (334). In Brandenburg wa-                       Jahr, 2020 das zweitschwächste seit 20 Jah-
ren es 327 und in Bayern 297 Windturbinen, die                    ren 17 – spiegelte sich auch im Forst wider: Im
sich über Baumkronen drehten.                                     vergangenen Jahr wurden dort 66 Neuanlagen
                                                                  (225 MW) in Betrieb genommen – was 16 Pro-
Den bislang stärksten Zubau im Wald gab es in
                                                                  zent des Gesamtzubaus entspricht. Die jährli-
den Jahren 2016 und 2017 in denen jeweils
                                                                  chen Zubauwerte ab 2010 sind Abbildung 7 zu
rund 1.000 MW neue Windenergieleistung in
                                                                  entnehmen.

17
  Siehe dazu auch FA Wind, Ausbausituation der Wind-
energie an Land im Jahr 2019 sowie Ausbausituation der
Windenergie an Land im Jahr 2020.
18 | Entwicklung der Windenergie im Wald

                                  Ausbau der Windenergie im Wald in Deutschland

                                                                                          23%                 21%

                                                                                 1.016

                                                                                               1.014
                                                                      19%                              18%                18%
                                                                                                                                     16%
                                         15%

                                                                731
                                                      12%
                  11%
                                  10%

                                                    576

                                                                                                             528
                                        445

      5%
                                                                                         360           334
                                                                      264
                            253

                                                                                                                                    225
                                                          215
                 200
     78

                                                                                                                   171                    66

                                                                                                                         172
          39                                  158                                                                              50
                       86         105

     2010         2011      2012        2013        2014        2015              2016          2017         2018        2019       2020
               Neu installierte Leistung [MW]             Zahl der Neuanlagen                          Anteil am Gesamtzubau [MW]

Abbildung 7: Neue Windenergieanlagen in deutschen Wäldern; Quelle: FA Wind

5. Ausbausituation der Windenergie im Wald seit 2010
   in einzelnen Bundesländern
Die Nutzung von Waldstandorten für die Wind-                                weitere Standorte der Windenergienutzung zu-
energie ist derzeit in sieben Bundesländern zu-                             gänglich zu machen. 19 Bisher kommen Wind-
lässig: Baden-Württemberg, Bayern, Branden-                                 energieanlagen im Wald dort überhaupt nur in
burg, Hessen, Rheinland-Pfalz sowie im Saar-                                Betracht, wenn im Offenland nicht ausreichend
land. In Nordrhein-Westfalen dürfen Waldbe-                                 Flächen zur Verfügung stehen und die Forstflä-
reiche für die Windenergienutzung seit Juli                                 che „mit technischen Einrichtungen oder Bau-
2019 nur noch in Anspruch genommen wer-                                     ten vorbelastetet“ ist (siehe Kapitel 6.3). Bis-
den, wenn dafür der Bedarf nachgewiesen                                     lang stehen dort nur sechs Windturbinen, da-
wird und dieser nicht außerhalb von Waldbe-                                 von wurden drei Anlagen im Jahr 2018 auf ei-
reichen realisierbar ist.                                                   ner militärisch vorgeprägten Fläche in Betrieb
                                                                            genommen.
In Niedersachsen sollte der Wald gemäß Lan-
des-Raumordnungsprogramm (LROP-VO 2017)                                     In Sachsen stehen in geringem Umfang Wind-
bislang nicht für die Windenergienutzung in                                 energieanlagen im Wald, die allerdings zu Zei-
Anspruch genommen werden. 18 Das Raumord-                                   ten genehmigt und errichtet wurden, als die
nungsprogramm wird derzeit fortgeschrieben                                  dortige Landesraumordnung diesbezüglich
und sieht eine Öffnung des Waldes vor, um                                   keine Einschränkungen machte.

18                                                                          19
  Vgl. Kap. 4.2. Ziff. 04 Satz 8 der LROP-VO Niedersachsen                    Vgl. Verordnung zur Änderung der Verordnung über das
idF v. 26.09.2017.                                                          LROP-VO Niedersachsen, Kap. 4.2. Ziff. 06.
Entwicklung der Windenergie im Wald | 19

                                 Waldflächenanteile in den Bundesländern
                                         [Anteil an der Landesfläche]

                       Hessen                                                                           42,3%
               Rheinland-Pfalz                                                                          42,3%
                     Saarland                                                                      39,9%
          Baden-Württemberg                                                                     38,4%
         Brandenburg + Berlin                                                                 37,2%
                       Bayern                                                                 36,9%
                    Thüringen                                                           34,0%
                      Sachsen                                                 28,9%
          Nordrhein-Westfalen                                             26,7%
               Sachsen-Anhalt                                            26,0%
                Niedersachsen                                           25,3%
     Mecklenburg-Vorpommern                                          24,1%             Wind im Wald zulässig
                                                                                         Wind im Wald eingeschränkt
           Hamburg + Bremen                   11,9%
                                                                                         zulässig
            Schleswig-Holstein              11,0%                                      Wind im Wald unzulässig

Abbildung 8: Waldflächenanteile und deren mögliche Inanspruchnahme durch WEA (Stand 03/2020). Waldflächen in Branden-
             burg/Berlin bzw. Hamburg/Bremen werden in der Bundeswaldinventur zusammen ausgewiesen; Quelle Waldflä-
             chenanteile: Bundeswaldinventur (2012)

Die Errichtung von Windenergieanlagen auf                       gen landespolitischen und -planerischen Vorga-
Waldflächen ist in Bremen, Hamburg, Mecklen-                    ben für Windenergievorhaben in Wäldern dar-
burg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen,                        gestellt. Ausführungen hinsichtlich planerischen
Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und in Thü-                  Einschränkungen auf Waldflächen erfolgen le-
ringen aufgrund entsprechender Vorgaben des                     diglich zu waldspezifischen Flächenkategorien
Landesgesetzgebers nicht zulässig, wobei die                    (wie etwa den Schutzkategorien „Erholungs-
Ausschlusskriterien in den Ländern unterschied-                 wald“ oder „alte Laubholzbestände ab 120
lich geregelt sind. In Berlin besteht zwar kein                 Jahren“). Weitere allgemeingültige Ausschluss-/
planungsrechtlicher Ausschluss, faktisch wurden                 Restriktionskriterien, die sich aus dem deut-
dort bisher aber keine Windenergieanlagen auf                   schen Naturschutzrecht und den Windenergie-
Waldflächen errichtet (vgl. dazu Kapitel 6.1).                  erlassen der Länder ergeben, werden nicht ge-
Im Folgenden werden die Entwicklungen des                       sondert betrachtet, da hier die gleichen Vorga-
Ausbaus der Windenergienutzung im Wald in                       ben wie bei Planungen im Offenland gelten. 20
den einzelnen Bundesländern sowie die jeweili-

20
  Ausführlich dazu FA Wind (2017), Windenergienutzung
und Schutzgebiete.
20 | Entwicklung der Windenergie im Wald

5.1 Entwicklung in Baden-Württemberg
Mit 1,3 Mio. Hektar Wald ist in Baden-Würt-                       Laubwälder mit Nadelbeimischung, 35 Prozent
temberg mehr als ein Drittel (38,4 Prozent) der                   Nadelwälder mit Laubbeimischungen und 21
Landesfläche bewaldet. Ein Fünftel des Baum-                      Prozent sind reine Nadelwälder.
bestands sind reine Laubwälder, 23 Prozent

                           Waldflächenanteile in Baden-Württemberg
                                    nach Bestockungstypen
                    0,5%

                               20%                  reiner Laubwald

      35%                                           Laubwald mit Nadelbeimischung

                                                    reiner Nadelwald
                                    23%
                                                    Nadelwald mit Laubbeimischung

                  21%                               Laub-/Nadel-Mischwald mit gleichen Anteilen

Abbildung 9: Waldflächenanteile in Baden-Württemberg nach Bestockungstypen; Quelle: Bundeswaldinventur (2012)

Die Eigentümerstruktur der Waldflächen in Ba-                     werden, während 36 Prozent sich in privater
den-Württemberg zeigt, dass 40 Prozent des                        Hand befindet. Das Land besitzt fast ein Viertel
Waldes von Körperschaften des öffentlichen                        des Waldes, der Bund hält weniger als ein Pro-
Rechts, wie Gemeinden und Städte, gehalten                        zent der Waldfläche in Baden-Württemberg.

                         Waldflächenanteile in Baden-Württemberg
                                    nach Eigentumsart
                     0,5%

                                                                   Staatswald (Bund)
                                24%
         36%                                                       Staatswald (Land)

                                                                   Körperschaftswald

                                                                   Privatwald
                           40%

Abbildung 10: Waldflächenanteile in Baden-Württemberg nach Besitzverhältnissen; Quelle: Bundeswaldinventur (2012)
Entwicklung der Windenergie im Wald | 21

Windenergieanlagen im Wald bis zum Inbe-                         Verbraucherschutz und der Anstalt öffentli-
triebnahmejahr 2015 wurden anhand der                            chen Rechts Forst Baden-Württemberg
Standortmarkierungen auf Satellitenbildern des                   (ForstBW) abgeglichen.
Umwelt-Daten und -Kartendiensts (UDO) der
                                                                 Die Auswertung der selektierten Daten zeigt,
Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Na-
                                                                 dass Ende 2019 in Baden-Württemberg 330
turschutz Baden-Württemberg (LUBW) 21 identi-
                                                                 Anlagen mit 910 MW Leistung auf Waldflä-
fiziert. Die Standortkoordinaten der Neuanlagen
                                                                 chen standen (vgl. Tabelle 4). Dies entspricht
ab dem Jahr 2016 entstammen dem MaStR. An-
                                                                 44 Prozent des gesamten Anlagenbestands. 22
lagen, die erkennbar auf bewaldeten Forstflä-
                                                                 In Bezug auf die Kapazität wird über die Hälfte
chen verortet sind, wurden als Windenergie im
                                                                 (57 %) der Erzeugungsleistung in Baden-Würt-
Wald klassifiziert und mit den Erkenntnissen
                                                                 temberg auf Waldflächen betrieben.
des Ministeriums für Ländlichen Raum und

Tabelle 4: Ausbau der Windenergie im Wald in Baden-Württemberg; eigene Berechnungen
           auf Datenbasis LUBW, BNetzA, MLRBW/ForstBW

                                                                       davon im
     Neue Windenergieanlagen
                                             WEA         MW           Staatswald
     im Wald (Baden-Württemberg)
                                                                      WEA    MW

     2010                                         1        2,3

     2011                                         2        4,3

     2012                                         0        0,0

     2013                                         7       22,0

     2014                                         3        7,8

     2015                                       41       115,3

     2016                                       91       248,4          8     23,3

     2017                                      103       328,0         47   163,5

     2018                                       24        79,7          6     18,6

     2019                                         3       10,4          3     10,4

     2020                                         5       13,6          2      4,7

     Summe 2010-2020                           280       831,6

     Bestand (Ende 2020)                       334       921,1         85   245,7

Im vergangenen Jahrzehnt wurden 280 Neuan-                       entsprechen die fünf auf Forstflächen errichte-
lagen in Wäldern errichtet. Den stärksten Zu-                    ten Windturbinen 42 Prozent aller Neuanlagen
bau gab es im Jahr 2017, in dem 103 Windtur-                     in Baden-Württemberg. 23
binen im Wald in Betrieb gingen. Im Jahr 2020

21                                                               22
  Der Umwelt-Daten- und Kartendienst der LUBW wies                  Der Anlagenbestand in Baden-Württemberg umfasste
zum damaligen Abfragezeitpunkt 444 Windenergieanla-              Ende 2020 nach Auswertung des Registers 752 WEA mit
genstandorte zum Stichtag 31.12.2015 in Baden-Württem-           1.630 MW Gesamtleistung.
                                                                 23
berg aus.                                                           Gemäß MaStR gingen 2020 in Baden-Württemberg
                                                                 12 WEA mit 37,3 MW Leistung in Betrieb.
22 | Entwicklung der Windenergie im Wald

Landespolitische und -planerische Vorgaben für Windenergie im Wald
Seit 2011 unterstützt die Landesregierung die                    werden. 24 Mit Bezug auf die Nutzung von
Ausweisung von Waldflächen für die Wind-                         Waldstandorten finden die im Windenergieer-
energienutzung. Um den Ausbau weiter voran-                      lass des Jahres 2012 25 festgelegten Ausschluss-
zutreiben, hat sich die seit Mai 2021 amtie-                     bereiche für Vorranggebiete weiterhin Beach-
rende Regierung im Koalitionsvertrag zum Ziel                    tung. Auch die nach Landeswaldgesetz
gesetzt, die Voraussetzungen für bis zu 1.000                    (LWaldG 26) geschützten Bann- und Schonwälder
neue Windenergieanlagen im Staatswald sowie                      bleiben für die Windenergie weiterhin unzu-
auf weiteren Landesflächen zu schaffen. Dafür                    gänglich. Weitere nach LWaldG geschützte Flä-
sollen Vergabeverfahren vereinfacht und alle                     chenkategorien (Bodenschutzwälder, Schutzwäl-
windhöffigen Standorte auf ihre Eignung hin-                     der gegen schädliche Umwelteinwirkungen so-
sichtlich der Windenergienutzung geprüft wer-                    wie durch Rechtsverordnung bestimmte Erho-
den. Beim Landesforst (ForstBW) sollen Res-                      lungswälder) unterliegen gewissen Restriktio-
sourcen für die Vermarktungsoffensive von                        nen. Deren Belange sind bei der Planung von
Windenergiestandorten bereitgestellt und auf                     Windenergieanlagen zu berücksichtigen und mit
bereits identifizierten Potenzialflächen im                      den übrigen öffentlichen und privaten Belangen,
Staatswald „schnellstmöglich weitere Wind-                       wie etwa dem öffentlichen Interesse an der
kraftstandorte zur Vermarktung“ gebracht                         Windenergienutzung, abzuwägen.

Abbildung 11: Anlage im Windpark Rauhkasten/Steinfirst, Ortenaukreis (Baden-Württemberg)

Nutzung von Waldflächen in öffentlicher Hand
Die Anstalt öffentlichen Rechts Forst Baden-                     bauziele der Landesregierung für die Wind-
Württemberg (ForstBW) unterstützt die Aus-                       energie durch die Verpachtung geeigneter, lan-
                                                                 deseigener Waldflächen. 27

24
   Koalitionsvertrag (2021-2026) zwischen Bündnis 90/Die         18.02.2019 weiterhin als Orientierungshilfe bei Windener-
Grünen und CDU in Baden-Württemberg, S. 24.                      gieplanungen.
25                                                               26
   Windenergieerlass Baden-Württemberg v. 09.05.2012,               Waldgesetz für Baden-Württemberg idF v. 31.08.1995.
                                                                 27
Kapitel 4.; Der Erlass trat am 09.05.2019 außer Kraft, dient        Weitere Informationen zur Windenergie im Landesforst
aber gemäß Schreiben des Umweltministeriums v.                   Baden-Württemberg sind auf deren Webseite verfügbar.
Entwicklung der Windenergie im Wald | 23

5.2 Entwicklung in Bayern
Die Fläche Bayerns ist mit 2,6 Mio. Hektar Wald                    durch Laubwälder mit Nadelbeimischung be-
bedeckt, womit der Freistaat die größte Wald-                      stockt. Den größten Flächenanteil (40 Prozent)
fläche unter den 16 Bundesländern aufweist.                        im Freistaat machen Nadelwälder mit Laubbei-
Der Waldanteil an der Landesfläche beträgt rund                    mischungen aus. 29 Prozent der bayerischen
37 Prozent. Ein Zehntel des Baumbestands sind                      Wälder bestehen ausschließlich aus Nadelhölzer.
reine Laubwälder, 21 Prozent der Fläche sind

                                   Waldflächenanteile in Bayern
                     0,5%            nach Bestockungstypen

                           10%

                                                       reiner Laubwald

                                                       Laubwald mit Nadelbeimischung
       40%                            21%
                                                       reiner Nadelwald

                                                       Nadelwald mit Laubbeimischung

                         29%                           Laub-/Nadel-Mischwald mit gleichen Anteilen

Abbildung 12: Waldflächenanteile in Bayern nach Bestockungstypen; Quelle: Bundeswaldinventur (2012)

Bei den Besitzverhältnissen zeigt sich, dass über                  Freistaat Bayern, zwei Prozent dem Bund. Die
die Hälfte des Waldes (56 Prozent) in Bayern in                    restlichen 12 Prozent des Waldes liegen in
Privateigentum ist. 30 Prozent gehören dem                         kommunaler Hand.

                                   Waldflächenanteile in Bayern
                         2%            nach Eigentumsart

                                                                         Staatswald (Bund)

                                    30%                                  Staatswald (Land)
        56%
                                                                         Körperschaftswald

                                                                         Privatwald
                                  12%

Abbildung 13: Waldflächenanteile in Bayern nach Besitzverhältnissen; Quelle: Bundeswaldinventur (2012)

Die Anzahl der Windenergieanlagen im Wald                          fragt. Die jährlichen Neuanlagen ab 2015 wur-
wurde beim Bayerischen Staatsministerium für                       den anhand der Geokoordinaten der im MaStR
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten abge-                        erfassten Windturbinen mittels Satellitenbildern
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