Entwicklung der Windenergie im Wald - Ausbau, planerische Vorgaben und Empfehlungen für Windenergiestandorte auf Waldflächen in den Bundesländern ...
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ANALYSE Entwicklung der Windenergie im Wald Ausbau, planerische Vorgaben und Empfehlungen für Windenergiestandorte auf Waldflächen in den Bundesländern 5. Auflage, 2020
Impressum © FA Wind, 2020 5. Auflage (Stand: 14.09.2020) Herausgeber: Haftungsausschluss: Fachagentur Windenergie an Land Die in dieser Broschüre enthaltenen Angaben Fanny-Zobel-Straße 11 | 12435 Berlin und Informationen sind nach bestem Wissen erhoben, geprüft und zusammengestellt. Eine V.i.S.d.P.: Dr. Antje Wagenknecht Haftung für unvollständige oder unrichtige An- gaben, Informationen und Empfehlungen ist Die Fachagentur zur Förderung eines natur- ausgeschlossen, sofern diese nicht grob fahrläs- und umweltverträglichen Ausbaus der Wind- sig oder vorsätzlich verbreitet wurden. energie an Land e.V. ist ein gemeinnütziger Verein. Er ist eingetragen beim Amtsgericht Charlottenburg, VR 32573 B Autoren: Jürgen Quentin, Franziska Tucci Zitiervorschlag: FA Wind (2020): Entwicklung der Windenergie im Wald - Ausbau, planerische Vorgaben und Empfehlungen für Windenergiestandorte auf Waldflächen in den Bundesländern, 5. Auflage, Berlin
Inhalt | 1 Inhalt Vorwort ................................................................................................................................................ 4 Zusammenfassung ................................................................................................................................ 5 1. Vorbemerkung ................................................................................................................................. 6 1.1 Rechtliche und landesplanerische Vorgaben ............................................................................... 6 1.2 Datengrundlage ......................................................................................................................... 6 2. Der Wald in Deutschland.................................................................................................................. 7 2.1 Definition von Wald ................................................................................................................... 7 2.2 Vorherrschende Bestockungstypen............................................................................................. 7 2.3 Naturnähe der Baumartenzusammensetzung ............................................................................. 8 2.4 Lebensraum Wald ...................................................................................................................... 8 2.5 Waldumbau ............................................................................................................................... 9 2.6 Eigentumsverhältnisse ................................................................................................................ 9 3. Flächeninanspruchnahme durch Windenergieanlagen .................................................................... 10 3.1 Rechtliche Rahmenbedingungen .............................................................................................. 11 3.2 Typischer Flächenbedarf ........................................................................................................... 12 4. Bundesweite Ausbausituation der Windenergie im Wald ................................................................ 14 5. Ausbausituation der Windenergie im Wald seit 2010 in einzelnen Bundesländern.......................... 16 5.1 Entwicklung in Baden-Württemberg ........................................................................................ 18 5.2 Entwicklung in Bayern .............................................................................................................. 21 5.3 Entwicklung in Brandenburg .................................................................................................... 23 5.4 Entwicklung in Hessen ............................................................................................................. 28 5.5 Entwicklung in Nordrhein-Westfalen ........................................................................................ 31 5.6 Entwicklung in Rheinland-Pfalz ................................................................................................ 34 5.7 Entwicklung im Saarland .......................................................................................................... 37 5.8 Entwicklung in Thüringen......................................................................................................... 39 6. Situation der Waldflächennutzung in weiteren Bundesländern ....................................................... 42 6.1 Berlin, Bremen, Hamburg ......................................................................................................... 42 6.2 Mecklenburg-Vorpommern ...................................................................................................... 42 6.3 Niedersachsen .......................................................................................................................... 43 6.4 Sachsen-Anhalt ........................................................................................................................ 44 6.5 Sachsen ................................................................................................................................... 44 6.6 Schleswig-Holstein ................................................................................................................... 45 7. Fazit und Ausblick .......................................................................................................................... 46 Weiterführende Informationen ............................................................................................................ 47 Bildnachweis ....................................................................................................................................... 48
2 | Inhalt Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Windenergieanlagen im Kiefernforst.............................................................................. 5 Abbildung 2: Waldflächenanteile nach Bestockungstypen in Deutschland .......................................... 8 Abbildung 3: Waldflächen und deren Besitzverhältnisse in den Bundesländern ................................. 10 Abbildung 4: Beispielzeichnung Waldflächeninanspruchnahme für Windenergieanlage .................... 11 Abbildung 5: Kranstellfläche und temporäre Montageflächen während des Anlagenaufbaus ........... 12 Abbildung 6: Größenvergleich dauerhafte Waldflächeninanspruchnahme durch WEA ...................... 14 Abbildung 7: Neue Windenergieanlagen in deutschen Wäldern ........................................................ 16 Abbildung 8: Waldflächenanteile und deren mögliche Inanspruchnahme durch WEA ....................... 17 Abbildung 9: Waldflächenanteile in Baden-Württemberg nach Bestockungstypen ............................ 18 Abbildung 10: Waldflächenanteile in Baden-Württemberg nach Besitzverhältnissen ........................... 18 Abbildung 11: Anlage im Windpark Rauhkasten/Steinfirst, Ortenaukreis............................................. 20 Abbildung 12: Waldflächenanteile in Bayern nach Bestockungstypen ................................................. 21 Abbildung 13: Waldflächenanteile in Bayern nach Besitzverhältnissen ................................................ 21 Abbildung 14: Anlagenerrichtung im Windpark Brenntenberg, Landkreis Regensburg ........................ 23 Abbildung 15: Waldflächenanteile in Brandenburg nach Bestockungstypen........................................ 24 Abbildung 16: Waldflächenanteile in Brandenburg nach Besitzverhältnissen ....................................... 24 Abbildung 17: Repowerte Windenergieanlagen auf ehemaligen Tagebauflächen in Brandenburg ......... 25 Abbildung 18: Windpark Chransdorf West im Landkreis Oberspreewald-Lausitz ................................. 25 Abbildung 19: Waldflächenanteile in Hessen nach Bestockungstypen ................................................. 28 Abbildung 20: Waldflächenanteile in Hessen nach Besitzverhältnissen ................................................ 28 Abbildung 21: Windpark im Gemeindewald Hohenahr, Lahn-Dill-Kreis ............................................... 30 Abbildung 22: Waldflächenanteile in NRW nach Bestockungstypen .................................................... 31 Abbildung 23: Waldflächenanteile in NRW nach Besitzverhältnissen ................................................... 32 Abbildung 24: Windrad Lüdenscheid an der Versetalsperre, Märkischer Kreis ..................................... 33 Abbildung 25: Waldflächenanteile in Rheinland-Pfalz nach Bestockungstypen .................................... 34 Abbildung 26: Waldflächenanteile in Rheinland-Pfalz nach Besitzverhältnissen ................................... 34 Abbildung 27: Windpark Kandrich auf ehemals militärisch genutztem Standort in Rheinland-Pfalz ........ 36 Abbildung 28: Waldflächenanteile im Saarland nach Bestockungstypen ............................................. 37 Abbildung 29: Waldflächenanteile im Saarland nach Besitzverhältnissen............................................. 37 Abbildung 30: Windpark Oberthal im Umfeld des Feldspat Abbaugebiets im Landkreis St. Wendel ....... 38 Abbildung 31: Waldflächenanteile in Thüringen nach Bestockungstypen ............................................ 40 Abbildung 32: Waldflächenanteile in Thüringen nach Besitzverhältnissen ........................................... 40 Abbildung 33: Windpark Gebersreuth im Saale-Orla-Kreis .................................................................. 41
Inhalt | 3 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Naturnähe der Baumartenzusammensetzung der Hauptbestockung .............................. 8 Tabelle 2: Windenergieanlagen mit spezifischen Angaben zur Waldflächeninanspruchnahme ........ 13 Tabelle 3: Regionale Verteilung der Windenergieanlagen auf Waldflächen in Deutschland .......... 15 Tabelle 4: Ausbau der Windenergie im Wald in Baden-Württemberg........................................... 19 Tabelle 5: Ausbau der Windenergie im Wald in Bayern ................................................................ 22 Tabelle 6: Ausbau der Windenergie im Wald in Brandenburg ...................................................... 26 Tabelle 7: Ausbau der Windenergie im Wald in Hessen ............................................................... 29 Tabelle 8: Ausbau der Windenergie im Wald in Nordrhein-Westfalen .......................................... 32 Tabelle 9: Ausbau der Windenergie im Wald in Rheinland-Pfalz................................................... 35 Tabelle 10: Ausbau der Windenergie im Wald im Saarland ............................................................ 38 Tabelle 11: Ausbau der Windenergie im Wald in Thüringen ........................................................... 41
4 | Vorwort Vorwort Ende Februar dieses Jahres veröffentlichte das chen in Betracht gezogen. Zwar sind für die Er- Bundesministerium für Ernährung und Land- schließung entsprechender Standorte kleinflä- wirtschaft (BMEL) eine aktualisierte Bilanz zum chige Rodungen erforderlich. Der im Zuge des- Zustand der deutschen Wälder. Danach wur- sen zu schaffende Flächenausgleich bietet aber den im Herbst 2019 noch rund 180.000 Hektar gleichzeitig die Chance, einen Beitrag zum Um- Wald als zerstört eingeschätzt. Auf Grundlage bau der forstlichen Bestände in klimawandel- neuester Daten aus den Bundesländern wurde resilientere Wälder zu leisten. dieser Wert vom BMEL im Frühjahr 2020 auf In der fünften Auflage der Analyse »Entwick- 245.000 Hektar nach oben korrigiert. Zudem lung der Windenergie im Wald - Ausbau, pla- seien im Zeitraum 2018 bis 2019 rund 105 nerische Vorgaben und Empfehlungen für Mio. Kubikmeter Schadholz angefallen. Für Windenergiestandorte auf Waldflächen in den 2020 erwartet das Ministerium weitere 55 Mio. Bundesländern« zeigen wir, wie gewohnt, die Kubikmeter. weitere Entwicklung und den aktuellen Aus- Die Herausforderung für die Forstwirte ist nun baustand der Windenergienutzung auf Wald- zum einen, das mit Schädlingen befallene Holz flächen in den einzelnen Bundesländern bis so schnell wie möglich aus dem Wald zu schaf- Ende 2019 auf. Ebenso werden die aktuellen fen, damit die Kalamitäten in den Waldbestän- rechtlichen und landesplanerischen Vorgaben den eingedämmt werden. Zum anderen gilt es, dargestellt. Neu in dieser Auflage sind Erkennt- die Wälder für den Klimawandel besser zu nisse zum Umfang des typischerweise erforder- wappnen. Dazu müssten die kahl gewordenen lichen Flächenbedarfs für »Wald-Anlagen«. Waldflächen zeitnah mit verschiedenen stand- Diese stammen aus einer empirischen, bundes- ortgerechten Baumarten wieder aufgeforstet weiten Datenerhebung, in der wir für fast 900 werden, so dass die Wälder der Zukunft wider- Anlagen ermitteln konnten, wie viel Waldfläche standsfähiger gegen klimawandelbedingte Ext- dauerhaft sowie temporär für deren Betrieb ge- remwetterereignisse werden. Außerdem sollten rodet werden musste. Damit möchten wir wei- forstliche Monokulturen nach und nach in resi- terhin zu einer Versachlichung der Diskussio- lientere Bestände – also struktur- und artenrei- nen im Bereich Windenergie im Wald beitra- che Mischwälder, die mit den Veränderungen gen. In diesem Zusammenhang wird auch er- durch den Klimawandel besser zurechtkommen läutert, welcher Ausgleich für die Flächeninan- – umgebaut werden. Waldbesitzer werden spruchnahme gemäß den naturschutz- und dadurch aktuell vor große Herausforderungen waldrechtlichen Vorgaben geschaffen werden gestellt. Vielerorts fehlen schlicht Geld und Per- muss. Dieser erfolgt in der Regel durch die Auf- sonal, um die teilweise immensen Waldschä- forstung neuer Wälder an anderer Stelle, in- den zu beseitigen und gleichzeitig den Wald- folge dessen widerstandsfähige Mischwälder umbau voranzutreiben. entstehen können. Vielerorts werden die Ein- griffe in die Waldfläche für die Windenergie- Unterstützung könnte es hier durch die Wind- nutzung außerdem durch ökologische Wald- energienutzung geben: Für den Ausbau der kli- umbaumaßnahmen kompensiert, was wiede- mafreundlichen Energieerzeugungsform wer- rum der Anpassung der Wälder an den Klima- den seit einigen Jahren vermehrt auch Forstflä- wandel zu Gute kommt. In wünsche Ihnen eine informative Lektüre. Ihre Dr. Antje Wagenknecht, Geschäftsführerin Fachagentur Windenergie an Land
Zusammenfassung | 5 Zusammenfassung Die Analyse der Fachagentur Windenergie an dieser Anlagen wurden im letzten Jahrzehnt er- Land (FA Wind) gibt einen Überblick über die richtet, wobei die Verteilung des Anlagenbe- Entwicklung und den aktuellen Ausbaustand stands auf die einzelnen Regionen sehr unter- der Windenergie auf Waldflächen in den ein- schiedlich ausfällt. Während im Norden zelnen Bundesländern in Deutschland. Ergän- Deutschlands Waldstandorte für die Windener- zend werden politische Ziele und Vorgaben der gienutzung überwiegend durch die Landes- jeweiligen Landesraumordnung sowie Empfeh- raumordnung ausgeschlossen sind, liegt im Sü- lungen der Bundesländer für Planungen an den und Westen die Zahl der Windturbinen in Waldstandorten aufgeführt. Vorgaben der Län- einzelnen Bundesländern meist im dreistelligen der, in denen die Windenergienutzung auf Bereich. In Ostdeutschland ist die Windenergie Waldflächen derzeit nicht zulässig ist, werden im Wald vor allem in Brandenburg und in ge- ebenfalls kurz dargestellt. ringem Umfang in Sachsen vertreten. 2017 gingen zudem zwei Windräder in Thüringen Nach Erhebungen der FA Wind waren Ende auf Waldflächen in Betrieb. 2019 in Deutschland über 2.000 Windenergie- anlagen mit einer Gesamtleistung von 5,5 Gi- gawatt auf Waldflächen in Betrieb. 88 Prozent Abbildung 1: Windenergieanlagen im Kiefernforst
6 | Vorbemerkung 1. Vorbemerkung Der Ausbau der Windenergie an Land leistet ei- dass bei der Suche nach neuen Standorten für nen erheblichen Beitrag zur Erreichung der Ener- die Windenergienutzung zunehmend auch gieziele von Bund und Ländern. Im Offenland Waldflächen in den Fokus rücken. Insbesondere haben sich Windenergieanlagen (WEA) seit den in den Mittelgebirgsregionen befinden sich frühen1990er Jahren etabliert und werden dort windhöffige Gebiete häufig auf bewaldeten Hö- oftmals auf landwirtschaftlich geprägten Flächen henzügen. Mittlerweile werden entsprechende errichtet. Die technische Anlagenentwicklung in Flächen vermehrt durch die Raum- und Bauleit- diesem Jahrtausend hat stetig wachsende Gene- planung für die Windenergienutzung ausgewie- ratorleistungen und Turmhöhen sowie schwach- sen. Auch die Einhaltung von Abstandsvorgaben windoptimierte Anlagentypen hervorgebracht. durch landes- oder immissionsschutzrechtliche Moderne Binnenlandanlagen erreichen heute ty- Bestimmungen ist durch die Nutzung von Wald- pischerweise Gesamthöhen zwischen 200 und standorten vielerorts einfacher zu erfüllen. In 240 Metern bei einer Generatorleistung von vier waldärmeren Bundesländern ist der Wald hinge- bis fünf Megawatt. Derartige Anlagendimensio- gen durch die Landesplanung als Ausschlussge- nen ermöglichen eine wirtschaftlich rentable biet gekennzeichnet und steht folglich der Stromerzeugung auch über Baumkronen, so Windenergienutzung nicht zur Verfügung. 1.1 Rechtliche und landesplanerische Vorgaben Genau wie im Offenland sind bei Windenergie- Bei der Standortplanung besteht – neben der planungen im Wald die Auswirkungen auf Suche nach besonders windhöffigen Gebieten – Mensch, Natur und Landschaft im Rahmen des die Herausforderung, bereits bestehende Infra- immissionsschutzrechtlichen Genehmigungspro- strukturen wie Forstwege für die Zuwegung, zesses zu prüfen sowie unvermeidbare Eingriffe Verkabelung und Wartung der Anlagen zu nut- auszugleichen oder zu ersetzen. Naturschutz- zen, um Eingriffe in das Waldökosystem mög- rechtliche Rahmenbedingungen ergeben sich lichst gering zu halten. aus dem Bundesnaturschutzgesetz sowie den Dort wo der Bau und Betrieb von Windenergie- Naturschutzgesetzen der Länder. Zusätzlich sind anlagen im Wald zulässig ist, macht der Lan- waldrechtliche Belange bei der Planung zu be- desgesetzgeber zumeist Vorgaben für die Regi- rücksichtigen. Im Bundeswaldgesetz sowie den onal- und Bauleitplanung hinsichtlich Flächen- jeweiligen Landeswaldgesetzen finden sich Vor- kategorien, die z.B. aus naturschutzfachlicher schriften zu Ersatzaufforstungen oder Aus- Sicht für die Windenergienutzung nicht infrage gleichsmaßnahmen bei der Umwandlung von kommen oder Restriktionen unterliegen. In eini- Wald in andere Nutzungsformen (hier Wind- gen Ländern werden außerdem Empfehlungen energienutzung). Auch Aspekte des Brandschut- ausgesprochen, welche Waldflächen sich als zes, welche grundsätzlich auf Vorkehrungen im Standorte für die Windenergienutzung eignen. Offenland aufbauen, werden im Anlagenzulas- sungsverfahren auf Waldflächen abgehandelt. 1.2 Datengrundlage Anlagenspezifische Daten zum Stand der Wind- der Länder durchgeführt. Neuanlagen ab dem energienutzung auf Waldflächen wurden aus Jahr 2015 basieren auf den Inbetriebnahme- vielfältigen Quellen recherchiert: In den meisten Meldungen in dem von der Bundesnetzagentur Fällen erfolgte die Datenabfrage bei den Landes- geführten Marktstammdatenregister (MaStR). 1 forstbehörden und/oder den ressortzuständigen Seither werden Waldstandorte der jährlich neu Landesministerien. Wo dies nicht möglich war, in Betrieb gegangenen Windenergieanlagen wurden eigene Recherchen auf Basis öffentlich anhand von Karten und Satellitenbildern identi- zugänglicher Anlagenbestandsdatenbanken 1 Seit Februar 2019 ist das MaStR als Webportal online un- ter Marktstammdatenregiste.de.
Entwicklung der Windenergie im Wald | 7 fiziert. Soweit Waldflächenkartenmaterial on- mitteln ließ, rausgerechnet. Nicht jeder Anla- line verfügbar ist, werden die Standorte dar- genlagenstandort, der kartographisch als Wald- über zusätzlich abgeglichen. Die gewonnenen fläche ausgewiesen ist, ist auch zwingend mit Erkenntnisse werden mit den ressortzuständi- Bäumen bestockt, weshalb der Betrachter den gen Landesministerien und/oder Landesforstbe- Waldstandort nicht immer zweifelsfrei als sol- hörden abgeglichen. chen erkennt. Beispiele hierzu finden sich in den weiteren Ausführungen. Die gesammelten Informationen sind im Fol- genden dahingehend aufbereitet, dass in den Rechtliche und planerische Vorgaben für die Bundesländern, in denen die Windenergienut- Verwirklichung von Windenergieprojekten im zung im Wald derzeit möglich ist, der jährliche Wald wurden den geltenden Landesentwick- Zubau seit 2010 einzeln ausgewiesen wird. lungsplänen/-programmen, Windenergieerlas- Darüber hinaus wird der gesamte Anlagenbe- sen, themenspezifischen Leitfäden sowie Lan- stand zum Ende des Jahres 2019 angeführt. deswaldgesetzen entnommen und ausgewer- Dieser umfasst neben Anlagen, die zwischen tet. Ergänzend betrachtet wurden zudem, so- 2010 und 2019 im Wald in Betrieb gingen, weit vorhanden, länderspezifische Empfehlun- auch Anlagen, die vor 2010 errichtet wurden. gen für die Windenergienutzung im Wald. Stillgelegte Altanlagen sind, soweit sich dies er- 2. Der Wald in Deutschland 2.1 Definition von Wald In Deutschland ist Wald im Sinne des Bundes- diesem dienende Flächen. waldgesetzes (BWaldG) 2 jede mit Forstpflanzen In der vorliegenden Analyse werden bewaldete bestockte Grundfläche. Als Wald gelten auch Flächen, die der Windenergienutzung zugäng- kahlgeschlagene oder verlichtete Grundflä- lich sind, sowohl mit dem Begriff »Wald« als chen, Waldwege, Waldeinteilungs- und Siche- auch mit »Forst« bezeichnet, wobei jeweils rungsstreifen, Waldblößen und Lichtungen, forstwirtschaftlich genutzte Waldflächen ge- Waldwiesen, Wildäsungsplätze, Holzlagerplätze meint sind. sowie weitere mit dem Wald verbundene und 2.2 Vorherrschende Bestockungstypen Mit einer Gesamtfläche von 11,4 Mio. Hektar Abbildung 2). Die häufigsten Laubbaumarten (114.000 km²) ist etwa ein Drittel der Fläche in Deutschland sind Buche und Eiche, bei den Deutschlands mit Wald bedeckt. Den größten Nadelbäumen dominieren Kiefer und Fichte, Anteil beim Waldbewuchs nehmen Nadel- wobei Kiefern vor allem im Norden und Osten waldtypen mit Laubbeimischung ein (30 Pro- Deutschlands und Fichten im Süden und den zent), gefolgt von reinen Nadelwäldern Mittelgebirgsregionen vorkommen. 3 (27 Prozent) und reinen Laubwäldern (22 Pro- zent). Laubwälder mit Nadelbeimischung ste- hen auf einem Fünftel des Bundesgebiets (siehe 2 3 § 2 Abs. 1 BWaldG. Das Gesetz zur Erhaltung des Waldes Thünen-Institut (2012): Dritte Bundeswaldinventur 2012, und zur Förderung der Forstwirtschaft ist ein Rahmenge- Kapitel 3.03 Baumartengruppe. setz, auf dessen Basis die Bundesländer eigene Lan- deswaldgesetze erlassen haben. Eine Übersicht hierzu bie- tet die FA Wind Themenseite »Waldrecht« im Internet.
8 | Entwicklung der Windenergie im Wald Waldflächenanteile in Deutschland 0,5% nach Bestockungstypen 22% reiner Laubwald 30% Laubwald mit Nadelbeimischung reiner Nadelwald 20% Nadelwald mit Laubbeimischung 27% Laub-/Nadel-Mischwald mit gleichen Anteilen Abbildung 2: Waldflächenanteile nach Bestockungstypen in Deutschland; Quelle: Bundeswaldinventur (2012) 2.3 Naturnähe der Baumartenzusammensetzung Im Rahmen der dritten Bundeswaldinventur chen (heutige, potenziell natürliche Vegeta- 2012 4 wurde die Naturnähe der deutschen tion 5): 14,5 Prozent der Waldfläche wurden als Wälder in der Hauptbestockung untersucht. sehr naturnah, 21,3 Prozent als naturnah ein- Die Definition der Naturnähe gemäß Bundes- gestuft. Mehr als 40 Prozent der Wälder in waldinventur bezieht sich ausschließlich auf die Deutschland weisen eine nur bedingte Natur- Baumarten des Waldes. Für die Einschätzung nähe auf. Mehr als ein Fünftel des Waldes sind der Naturnähe wurden die in deutschen Wäl- kulturbetont oder -bestimmt (siehe Tabelle 1). dern gegenwärtig wachsenden Baumarten mit denen der natürlichen Waldgesellschaft vergli- Tabelle 1: Naturnähe der Baumartenzusammensetzung der Hauptbestockung; Quelle: Bundeswald- inventur (2012) Naturnähe der sehr naturnah bedingt kultur- kultur- Gesamt Baumartenzu- naturnah naturnah betont bestimmt sammensetzung Absolute Fläche 1.576.749 2.314.727 4.396.427 779.588 1.778.948 10.846.440 [in Hektar] Flächenanteil 14,5% 21,3% 40,5% 7,2% 16,4% 100,0% 2.4 Lebensraum Wald Naturnahe Wälder, insbesondere struktur- und den Wald gebundene Tier- und Pflanzenarten artenreiche Laub- und Laubmischwälder sowie auf. So sind bspw. fast alle der 25 in Deutsch- ältere Nadelwaldbestände weisen in der Regel land vorkommenden Fledermausarten auf den besonders hohe Habitateigenschaften für an 4 5 Ergebnisse der Waldinventur des Jahres 2012 sind im Die potenziell natürliche Vegetation ist der Pflanzenbe- Internet veröffentlicht unter https://bwi.info. wuchs, der sich bei den gegenwärtigen Standortbedingun- gen ohne den Einfluss des Menschen entwickeln würde.
Entwicklung der Windenergie im Wald | 9 Wald als Lebensraum angewiesen. 6 Bei Planun- Konflikten empfiehlt das Bundesamt für Natur- gen an entsprechenden Standorten kann es da- schutz, bevorzugt intensiv forstwirtschaftlich her zu Zielkonflikten mit dem Natur- und Ar- genutzte Waldflächen, insbesondere Fichten- tenschutz kommen; Einschränkungen ergeben und Kiefernmonokulturen, als Standorte für die sich, ebenso wie im Offenland, aus dem natio- Windenergieerzeugung zu prüfen. 7 nalen Naturschutzrecht. Zur Vermeidung von 2.5 Waldumbau Um klimawandelbedingte Risiken (wie Sturm- könnte. Mit dem Umbau dieser Wälder in na- ereignisse, Trockenheit, Hitzeperioden, Schäd- turnähere Bestände wird gleichzeitig ein Bei- lingsbefall) zukünftig besser zu streuen, wer- trag zur Erhaltung bzw. Verbesserung der den Wälder hierzulande zunehmend von forst- (Wald-)Biodiversität geleistet. Zum Ausgleich lichen Reinbeständen (meist Nadelholz) in für Eingriffe in Natur und Landschaft sowie in Mischbestände umgebaut. Dies bedeutet, dass die Waldfläche werden auch im Rahmen von längerfristig die Fläche naturferner Forste ab- Windenergievorhaben Waldumbaumaßnah- nehmen wird und dann nicht mehr für die men durchgeführt (siehe Kapitel 3.1). Windenergieerzeugung zur Verfügung stehen 2.6 Eigentumsverhältnisse Knapp die Hälfte des deutschen Waldes befin- deutende Rolle. Auch im Wald winken Flächen- det sich in privater Hand. Staatswald in Landes- besitzern hohe Pachteinnahmen durch die Be- besitz macht rund ein Drittel aus, Körperschafts- reitstellung geeigneter Grundstücke für den wald nimmt etwa 20 Prozent ein. Dem Bund Bau und Betrieb von Windrädern. Ein Teil der gehören lediglich dreieinhalb Prozent der Bundesländer (Bayern, Baden-Württemberg, Waldfläche in Deutschland. In den Bundeslän- Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland) stel- dern sind die Eigentumsverhältnisse sehr unter- len gezielt landeseigene Waldflächen für die schiedlich ausgeprägt. Abbildung 3 zeigt die Windenergienutzung zur Verfügung. Baden- Waldflächenanteile nach Eigentumsarten in Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz bie- den Ländern. ten darüber hinaus Beteiligungsmodelle für Bürger und/oder Kommunen im Umfeld von Bei der Suche nach Standorten für die Wind- Planungen auf Landeswaldflächen an (ausführ- energieerzeugung im Wald spielen, ebenso wie licher dazu in Kapitel 5). im Offenland, Eigentumsverhältnisse eine be- 6 7 Hurst, J. et al. (2016): Fledermäuse und Windkraft im Bundesamt für Naturschutz (2011): Windkraft über Wald, Wald - Naturschutz und Biologische Vielfalt, S. 21. Positionspapier.
10 | Entwicklung der Windenergie im Wald 22,8% Waldflächen(anteile) in Deutschland nach Eigentumsart 2.500.000 Privatwald Körperschaftswald Staatswald (Land) Anteil an gesamtdeutscher Waldfläche 2.000.000 Staatswald (Bund) Waldfläche in Hektar 12,0% Waldanteil [%] 1.500.000 10,5% 9,9% 7,8% 8,0% 1.000.000 7,4% 4,9% 4,7% 4,7% 4,8% 500.000 1,5% 0,9% 0,1% 0 Abbildung 3: Waldflächen und deren Besitzverhältnisse in den Bundesländern; Quelle: Bundeswaldinventur (2012) 3. Flächeninanspruchnahme durch Windenergieanlagen Für den Bau und Betrieb von Windenergieanla- Ein weiterer Flächenanteil muss für die Bau- gen im Wald müssen die dafür erforderlichen phase gerodet werden und ist nach Abschluss Flächen in eine andere Nutzungsart umgewan- der Arbeiten, in der Regel innerhalb von zwei delt werden. Meist werden diese dafür gerodet. Jahren, wieder aufzuforsten. Dazu zählen ins- Teilweise werden aber auch Kahlflächen, die besondere Flächen, die für Arbeits- und Monta- bspw. durch Stürme entstanden sind, als Stand- getätigkeiten während der Anlagenerrichtung ort für die Windenergieerzeugung genutzt. Die erforderlich sind. Der Wegebau (Verbreiterung Waldinanspruchnahme ist dann zwar die glei- bestehender bzw. Schaffung neuer Wege, Ver- che, nur müssen weniger Bäume gefällt werden. größerung von Kurvenradien) für die Anliefe- rung der Baumaterialien und Anlagenteile um- Ein Teil der Fläche ist über die gesamte Be- fasst dauerhafte sowie zeitweilige Waldum- triebszeit der Anlage frei von Baumbestand zu wandlungen. halten (dauerhafte Waldumwandlung), so dass jederzeit Arbeiten an der Anlage, bspw. War- Die nachfolgende Zeichnung (Abbildung 4) ver- tungen oder Austausch von Anlagenkompo- anschaulicht beispielhaft, welche Flächen an ei- nenten, möglich sind. Dazu zählen insbeson- nem Anlagenstandort typischerweise vorüber- dere Flächen für das Fundament der Anlage so- gehend und welche dauerhaft beansprucht wie für die Kranaufstellung und den Kranausle- bzw. gerodet werden. ger inklusive möglicher Hilfskranstellflächen.
Entwicklung der Windenergie im Wald | 11 WEA Abbildung 4: Planzeichnung der Flächeninanspruchnahme einer Windenergieanlage (WEA); Quelle: ABO Wind/LVGL (bearbeitet) 3.1 Rechtliche Rahmenbedingungen Gemäß § 9 Bundeswaldgesetz darf Wald nur von Forstpflanzen statt Ersatzpflanzungen zu- mit Genehmigung der nach Landesrecht zu- gelassen werden. 8 Insbesondere in waldreichen ständigen Behörde in eine andere Nutzungsart Bundesländern können statt Ersatzaufforstun- umgewandelt und dafür gerodet werden. Eine gen auch sonstige Schutz- und Gestaltungs- Umwandlung kann auch für einen bestimmten maßnahmen, wie etwa ökologische Waldum- Zeitraum genehmigt werden, bspw. die Dauer baumaßnahmen oder Waldrandgestaltungen, des Windenergieanlagenbetriebs – in der Regel angeordnet werden. In Baden-Württemberg ist 20 bis 25 Jahre. Durch Auflagen im Genehmi- zudem der Erhalt schützenswerter Bestände als gungsbescheid ist sicherzustellen, dass das Ausgleich für die Waldumwandlung möglich. 9 Grundstück innerhalb einer angemessenen Frist Entsprechende Maßnahmen werden teilweise nach dem Nutzungsende ordnungsgemäß wie- auch in Ergänzung zu Erstaufforstungen beauf- der aufgeforstet wird. Geregelt wird dies in lagt. Sie können in der Regel im Zuge der Ein- den Waldgesetzen der Länder. In der Regel griffsregelung auch als Ausgleich für Eingriffe muss im Ersatz für die umgewandelte Fläche der durch die Waldumwandlung verursachten eine Erstaufforstung auf einer dafür geeigneten Beeinträchtigungen des Naturhaushaltes und Fläche im Verhältnis mindestens 1:1 erfolgen. des Landschaftsbildes nach Naturschutzrecht Oft werden für die Aufforstung verschiedene angerechnet werden. Baumarten der potenziellen natürlichen Vege- Soweit die nachteiligen Wirkungen der Wald- tation verwendet oder Baumarten gepflanzt, umwandlung nicht ausgeglichen werden kön- die besser mit klimawandelbedingten Verände- nen, regeln einige Bundesländer, dass ein fi- rungen zurechtkommen, also bspw. resistenter nanzieller Ausgleich in Form einer Walderhal- gegen längere Trockenheits- und Hitzeperioden tungsabgabe zu zahlen ist. Diese Gelder sind sind. So kann sich langfristig ein neuer, dem an anderer Stelle für die Erhaltung des Waldes Klimawandel besser angepasster Laub- oder einzusetzen. Laubmischwald entwickeln. In Nordrhein-West- falen kann auch die flächendeckende Entwick- Temporär gerodete Waldflächen müssen nach lung von Wald durch die natürliche Ansamung Abschluss der Baustellenarbeiten innerhalb ei- ner vorgegebenen Frist wieder aufgeforstet 8 9 § 39 Abs. 3 Landesforstgesetz NRW idF v. 24.04.1980. § 9 Abs. 3 Satz 2 Landeswaldgesetz BW idF v. 31.08.1995.
12 | Entwicklung der Windenergie im Wald oder der natürlichen Sukzession überlassen fen, die widerstandsfähiger gegenüber klimati- werden. Für die Wiederaufforstung werden in scher Veränderungen sind. 10 der Regel verschiedene Baumarten gepflanzt, um struktur- und artenreiche Wälder zu schaf- Abbildung 5: Kranstellfläche und temporäre Montageflächen während des Aufbaus einer Windenergieanlage 3.2 Typischer Flächenbedarf Für die Frage, wie viel Waldfläche typischer- Angaben vor, wurden diese Vorhaben ebenfalls weise für den Bau und Betrieb einer Windener- in die Berechnung der typischen Flächenbedarfe gieanlage gerodet werden muss, führte die FA einbezogen. Wind im Frühjahr 2020 eine Umfrage unter Anhand dieser Informationsquellen ließen sich Windparkbetreibern und Projektentwicklern für 887 Windenergieanlagen (2.873 MW), die durch. Im Rahmen dessen wurde die Zahl der auf Waldflächen betrieben werden oder dort in Anlagen und deren elektrische Leistung in nächster Zeit realisiert werden sollen, der jewei- Windparks im Wald, das Jahr der Genehmi- lige, individuelle Flächenbedarf ermitteln und in gung und Inbetriebnahme, der Anlagenstand- die folgende Auswertung einbeziehen. ort (Bundesland, Gemeinde, Gemarkung) sowie der Umfang der Waldflächen (in Quadratme- Die ältesten Anlagen der Stichprobe gingen ter), die dauerhaft sowie temporär von Baum- 2010 in Betrieb, die jüngsten befanden sich bewuchs freizuhalten sind / waren, abgefragt. zum Erfassungszeitpunkt zumindest im fortge- Ergänzend dazu wurden der FA Wind von Lan- schrittenen Genehmigungsverfahren (Phase der desforstbehörden vergleichbare, Windpark spe- Öffentlichkeitsbeteiligung). zifische Informationen zur Verfügung gestellt. 652 Anlagen davon waren im Herbst 2020 in Zusätzlich wurden im sog. UVP-Portal der Län- Betrieb, 109 WEA immissionsschutzrechtlich der 11 veröffentlichte Projektunterlagen zu genehmigt und weitere 126 WEA befanden Windparkplanungen, die eine Umweltverträg- sich im Anlagenzulassungsverfahren. lichkeitsprüfung erfordern, sowie im Internet zugängliche Genehmigungsbescheide gesich- Tabelle 2 zeigt die Waldflächen pro Windener- tet. War den Unterlagen zu entnehmen, dass gieanlage, die gemäß dieser Stichprobe typi- mit dem Vorhaben eine Waldumwandlung er- scherweise beansprucht werden. Daraus wird forderlich wird und lagen dazu flächenbezogene ersichtlich, dass im Mittel 0,47 Hektar (ha) über 10 11 Weitere Informationen zu Ausgleichs- und Ersatzmaß- Siehe Webportal www.UVP-Verbund.de. nahmen im Wald siehe FA Wind (2017): Windenergie im Wald. Good Practice / Lessons learned - 16 gute Beispiele.
Entwicklung der Windenergie im Wald | 13 den gesamten Betriebszeitraum von Baumbe- während der Dauer der Bauphase temporär be- wuchs freizuhalten sind. Die Spannbreite der ansprucht. Hier reicht die Spannbreite von 0 ha Werte bewegt sich von 0,04 ha bis 1,28 ha bis 1,88 ha pro WEA. 12 Zusammen betrachtet pro WEA. Der Median liegt bei 0,45 ha. Eine liegt der Flächenumfang, der für den Bau und zusätzliche Waldfläche von durchschnittlich späteren Betrieb einer Windenergieanlage (zeit- 0,40 ha pro Anlage (Median 0,33 ha) wird weilig) erforderlich ist, unter einem Hektar Wald. Tabelle 2: Windenergieanlagen mit spezifischen Angaben zur Waldflächeninanspruchnahme; Datenerhebung FA Wind Anlagenstandorte Erfasste Windpark- Ø Waldflächen- im Wald Anlagen größe inanspruchnahme pro Anlage [in Hektar] dauerhaft temporär Baden-Württemberg 131 1 - 16 WEA 0,63 ha 0,27 ha Bayern 71 1 - 16 WEA 0,35 ha 0,32 ha Brandenburg 239 1 - 29 WEA 0,33 ha 0,61 ha Hessen 213 1 - 12 WEA 0,53 ha 0,34 ha Nordrhein-Westfalen 84 1 - 7 WEA 0,44 ha 0,31 ha Rheinland-Pfalz 113 1 - 17 WEA 0,54 ha 0,35 ha Saarland 36 2 - 5 WEA 0,54 ha 0,32 ha Gesamt 887 1 - 29 WEA 0,47 ha 0,40 ha Zur Veranschaulichung des Flächenumfangs, Für die Kranstellfläche neben der Anlage sind der über den gesamten Betriebszeitraum der etwa 0,15 ha Fläche dauerhaft frei zu halten, Windturbine beansprucht wird, ist in der fol- um jederzeit Wartungs-/Reparaturarbeiten genden Grafik die dauerhafte Waldumwand- durchführen zu können. Der restliche Flächen- lungsfläche (0,47 ha) maßstäblich auf die inter- anteil umfasst insbesondere die Zuwegung im nationale Standardgröße 13 eines Fußballfeldes Wald, die über den gesamten Betriebszeitraum projiziert. Von dieser Fläche werden etwa der Anlage auf Fahrzeugbreite ausgebaut blei- 0,05 ha durch das Anlagenfundament (in Ab- ben muss (dieser Anteil ist in der blau schraf- bildung 6 vollflächig blau markiert) versiegelt. fierten Fläche berücksichtigt). 12 13 Etwas niedrigere Werte ermittelte ein vom BMWi geför- Laut den FIFA Richtlinien (FIFA Quality Programme for dertes Forschungsvorhaben, in dem Windenergieprojekte Football Turf – Handbook of Requirements, S. 24) muss bei aus dem Zeitraum 2003 bis 2014 betrachtet wurden. internationalen Wettbewerben die Spielfläche des Fußballfel- Danach wurden in der untersuchten Stichprobe (216 WEA) des 100 bis 110 m lang und 64 bis 75 m breit sein. Gemäß im Mittel 0,35 ha pro WEA (Spanne 0,14 bis 0,71 ha) Wikipedia ist wg. der in Leichtathletikstadien umlaufenden dauerhaft und durchschnittlich 0,31 ha pro WEA (Spanne 400 m Laufbahn eine Größe von 105 x 68 m (= 0,71 ha) 0,09 bis 0,99 ha) temporär gerodet; Reichenbach, M. et al. üblich. Diese Dimension wurde für die Grafik angesetzt. (2015): Bau- und Betriebsmonitoring von Windenergieanla- gen im Wald, S. 199.
14 | Entwicklung der Windenergie im Wald Ø 0,47 Hektar dauerhafte Waldumwandlungsfläche pro Windenergieanlage Abbildung 6: Größenvergleich der dauerhaften Waldflächeninanspruchnahme einer Windenergieanlage; Quelle: FA Wind Ende 2019 standen in bundesdeutschen Wäl- Am Rande sei noch bemerkt, dass die Waldflä- dern 2.020 Windenergieanlagen. Legt man die- che in Deutschland wächst: Nach Datenlage sen Anlagen den durchschnittlichen Flächenbe- des Umweltbundesamtes 15 nahm im Zeitraum darf von 0,47 ha zugrunde, errechnet sich dar- 2000 bis 2018 die als Waldfläche definierte Flä- aus eine Gesamtfläche von 953 ha Wald, die che um 1.231 km² zu. Das entspricht einem Ende 2019 von Windenergieanlagen bean- durchschnittlichen jährlichen Flächenzuwachs sprucht wurden. Eine Fläche dieser Größe von 6.839 ha. wurde in der Vergangenheit etwa alle 15 Mo- nate im Zuge der Braunkohleförderung in Deutschland abbaggert. 14 4. Bundesweite Ausbausituation der Windenergie im Wald Nach Erhebungen der FA Wind waren Ende Anlagenbestands innerhalb der Bundesländer 2019 in Deutschland 2.020 Windenergieanla- fällt sehr heterogen aus, wie Tabelle 3 veran- gen – und damit sieben Prozent des gesamten schaulicht. Während in Norddeutschland Wald- Anlagenbestands – auf Waldflächen in Betrieb. standorte für die Windenergie fast gänzlich Diese verfügen über eine elektrische Gesamt- tabu sind, liegt in den Bundesländern im Süden leistung von 5.450 Megawatt (MW), was zehn und Westen die Zahl der Windturbinen im Wald Prozent der insgesamt installierten Windener- meist im dreistelligen Bereich. In Ostdeutschland gieleistung in Deutschland entspricht. 16 85 Pro- ist bislang in Brandenburg, in geringem Um- zent der Anlagen im Wald wurden zwischen fang in Sachsen und seit 2017 auch in Thürin- 2010 und 2018 errichtet. Die Verteilung des gen die Windenergie im Wald vertreten. 14 15 Das UBA (2019), Flächenverbrauch für Rohstoffabbau, UBA (2019), Struktur der Flächennutzung in Deutschland. 16 ermittelte im Zeitraum 2010 bis 2017 einen täglichen Flä- Bezugsgröße ist der Gesamtbestand am 31.12.2019 von chenverbrauch durch die deutsche Braunkohlenförderung 29.456 WEA mit 53.912 MW Leistung, der vom Bundes- von Ø 2,128 ha. Daraus errechnet sich ein Flächenver- verband WindEnergie Ende Januar 2020 veröffentlicht brauch von 953 ha innerhalb von 448 Tagen bzw. 14,7 wurde. Monaten.
Entwicklung der Windenergie im Wald | 15 Tabelle 3: Regionale Verteilung der Windenergieanlagen auf Waldflächen in Deutschland (Stand Ende 2019); Datenerhebung FA Wind davon seit 2010 errichtet Windenergieanlagen- WEA MW Anteil bestand im Wald WEA MW [WEA] Baden-Württemberg 330 910,0 275 818,0 83,3% Bayern 291 766,3 278 744,5 95,5% Berlin – – – – – Brandenburg 320 865,6 295 806,9 92,2% Bremen – – – – – Hamburg – – – – – Hessen 434 1.220,8 425 1.207,9 97,9% Mecklenburg-Vorpommern – – – – – Niedersachsen 6 16,4 6 16,4 100,0% Nordrhein-Westfalen 89 236,0 67 203,1 75,3% Rheinland-Pfalz 452 1.181,1 366 1.011,9 81,0% Saarland 67 197,6 67 197,6 100,0% Sachsen 29 50,3 – – 0,0% Sachsen-Anhalt – – – – – Schleswig-Holstein – – – – – Thüringen 2 6,0 2 6,0 100,0% Gesamt 2.020 5.450,0 1.781 5.012,2 88,2% Im Bundesländervergleich standen Ende 2019 samt starke Rückgang beim Windenergieaus- die meisten Windräder auf Waldflächen in bau – 2019 war das ausbauschwächste Jahr Rheinland-Pfalz (452), gefolgt von Hessen (434) seit 1998 17 – zeigte sich auch im Forst: Hier und Baden-Württemberg (330). In Brandenburg wurde ein Fünftel des Jahreszubaus (50 WEA, waren es 320 und in Bayern 291 Windturbinen, 172 MW) in Betrieb genommen. Der prozentu- die sich über Baumkronen drehten. ale Anteil der »Wald-Anlagen« am jährlichen Gesamtzubau liegt dennoch (seit 2015) nahezu Den bislang stärksten Zubau im Wald gab es in konstant bei rund 20 Prozent. Die jährlichen den Jahren 2016 und 2017 in denen jeweils Zubauwerte ab 2010 sind Abbildung 7 zu ent- rund 1.000 MW neue Windenergieleistung in nehmen. deutschen Wäldern errichtet wurde. Der insge- 17 Siehe dazu auch FA Wind (2020): Ausbausituation der Windenergie an Land im Jahr 2019.
16 | Entwicklung der Windenergie im Wald Ausbau der Windenergie im Wald in Deutschland 23% 21% 1.016 1.014 18% 18% 19% 15% 731 12% 11% 10% 576 528 445 5% 359 334 264 253 215 78 200 171 172 39 158 50 86 105 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Neu installierte Leistung [MW] Zahl der Neuanlagen Anteil am Gesamtzubau [MW] Abbildung 7: Neue Windenergieanlagen in deutschen Wäldern; Quelle: FA Wind 5. Ausbausituation der Windenergie im Wald seit 2010 in einzelnen Bundesländern Die Nutzung von Waldstandorten für die Wind- gänglich zu machen. 19 Bisher kommen Wind- energie ist derzeit in acht Bundesländern zuläs- energieanlagen im Wald dort überhaupt nur in sig: Baden-Württemberg, Bayern, Branden- Betracht, wenn im Offenland nicht ausreichend burg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland sowie Flächen zur Verfügung stehen und die Forst- in Thüringen. In Nordrhein-Westfalen dürfen fläche »mit technischen Einrichtungen oder Waldbereiche für die Windenergienutzung seit Bauten vorbelastetet« ist (siehe Kapitel 5.3). Juli 2019 nur noch in Anspruch genommen Bislang stehen dort nur sechs Windturbinen, werden, wenn dafür der Bedarf nachgewiesen davon wurden drei Anlagen im Jahr 2018 auf wird und dieser nicht außerhalb von Waldbe- einer militärisch vorgeprägten Fläche in Betrieb reichen realisierbar ist. genommen. In Niedersachsen soll der Wald gemäß Landes- In Sachsen stehen in geringem Umfang Wind- Raumordnungsprogramm (2012) bisher nicht energieanlagen im Wald, die allerdings zu Zei- für die Windenergienutzung in Anspruch ge- ten genehmigt und errichtet wurden, als die nommen werden. 18 Dessen Öffnung wird aktu- dortige Landesraumordnung diesbezüglich ell von der Landesregierung aber diskutiert, um keine Einschränkungen machte. weitere Standorte der Windenergienutzung zu- 18 Vgl. Kap. 4.2. Ziff. 04 Satz 8 LROP Niedersachsen. Die kunft der Windenergie in Niedersachsen«, in der es ein ei- Regelung wurde im Jahr 2012 eingeführt. genes Kapitel »Windenergie im Wald behutsam ermögli- 19 Siehe Pressemitteilung Nds. Umweltministerium v. chen« gibt. 10.03.2020 zur Abschlusserklärung »Runder Tisch zur Zu-
Entwicklung der Windenergie im Wald | 17 Waldflächenanteile in den Bundesländern [Anteil an der Landesfläche] Hessen 42,3% Rheinland-Pfalz 42,3% Saarland 39,9% Baden-Württemberg 38,4% Brandenburg + Berlin 37,2% Bayern 36,9% Thüringen 34,0% Sachsen 28,9% Nordrhein-Westfalen 26,7% Sachsen-Anhalt 26,0% Wind im Wald zulässig Niedersachsen 25,3% Wind im Wald eingeschränkt Mecklenburg-Vorpommern 24,1% zulässig Flächenausweisung in der Hamburg + Bremen 11,9% künftigen Regionalplanung Schleswig-Holstein 11,0% Wind im Wald unzulässig Abbildung 8: Waldflächenanteile und deren mögliche Inanspruchnahme durch WEA (Stand 08/2019). Waldflächen in Branden- burg/Berlin bzw. Hamburg/Bremen werden in der Bundeswaldinventur zusammen ausgewiesen; Quelle Waldflä- chenanteile: Bundeswaldinventur (2012) Die Errichtung von Windenergieanlagen auf den einzelnen Bundesländern sowie die jeweili- Waldflächen findet in Berlin, Bremen, Hamburg, gen landespolitischen und -planerischen Vorga- Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen- ben für Windenergievorhaben in Wäldern dar- Anhalt, Schleswig-Holstein und in der Regel gestellt. Ausführungen hinsichtlich planerischen auch in Niedersachsen aufgrund entsprechender Einschränkungen auf Waldflächen erfolgen le- Vorgaben des Landesgesetzgebers bislang diglich zu waldspezifischen Flächenkategorien nicht statt, wobei die Ausschlusskriterien in den (wie etwa den Schutzkategorien »Erholungs- Ländern unterschiedlich geregelt sind. In Berlin wald« oder »alte Laubholzbestände ab 120 besteht zwar kein planungsrechtlicher Aus- Jahren«). Weitere allgemeingültige Ausschluss- schluss, faktisch wurden dort bisher aber keine /Restriktionskriterien, die sich aus dem deut- Windenergieanlagen auf Waldflächen errichtet schen Naturschutzrecht und den Windenergie- (vgl. dazu Kapitel 5.1). erlassen der Länder ergeben, werden nicht ge- Im Folgenden werden die Entwicklungen des sondert betrachtet, da hier die gleichen Vorga- Ausbaus der Windenergienutzung im Wald in ben wie bei Planungen im Offenland gelten. 20 20 Ausführlich dazu FA Wind (2017): Windenergienutzung und Schutzgebiete.
18 | Entwicklung der Windenergie im Wald 5.1 Entwicklung in Baden-Württemberg Mit 1,3 Mio. Hektar Wald ist in Baden-Würt- Laubwälder mit Nadelbeimischung, 35 Prozent temberg mehr als ein Drittel (38,4 Prozent) der Nadelwälder mit Laubbeimischungen und 21 Landesfläche bewaldet. Ein Fünftel des Baum- Prozent sind reine Nadelwälder. bestands sind reine Laubwälder, 23 Prozent Waldflächenanteile in Baden-Württemberg nach Bestockungstypen 0,5% 20% reiner Laubwald 35% Laubwald mit Nadelbeimischung reiner Nadelwald 23% Nadelwald mit Laubbeimischung 21% Laub-/Nadel-Mischwald mit gleichen Anteilen Abbildung 9: Waldflächenanteile in Baden-Württemberg nach Bestockungstypen; Quelle: Bundeswaldinventur (2012) Die Eigentümerstruktur der Waldflächen in Ba- werden, während 36 Prozent sich in privater den-Württemberg zeigt, dass 40 Prozent des Hand befindet. Das Land besitzt fast ein Viertel Waldes von Körperschaften des öffentlichen des Waldes, der Bund hält weniger als ein Pro- Rechts, wie Gemeinden und Städte, gehalten zent der Waldfläche in Baden-Württemberg. Waldflächenanteile in Baden-Württemberg nach Eigentumsart 0,5% Staatswald (Bund) 24% 36% Staatswald (Land) Körperschaftswald Privatwald 40% Abbildung 10: Waldflächenanteile in Baden-Württemberg nach Besitzverhältnissen; Quelle: Bundeswaldinventur (2012) Windenergieanlagen im Wald bis zum Inbe- Standortmarkierungen auf Satellitenbildern des triebnahmejahr 2015 wurden anhand der Umwelt-Daten und -Kartendienstes (UDO) der
Entwicklung der Windenergie im Wald | 19 Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Na- Die Auswertung der selektierten Daten zeigt, turschutz Baden-Württemberg (LUBW) 21 identi- dass Ende 2019 in Baden-Württemberg 330 fiziert. Die Standortkoordinaten der Neuanlagen Anlagen mit 910 MW Leistung auf Waldflä- ab dem Jahr 2016 entstammen dem MaStR. An- chen standen (vgl. Tabelle 4). Dies entspricht lagen, die erkennbar auf bewaldeten Forstflä- 45 Prozent des gesamten Anlagenbestands. 22 chen verortet sind, wurden als Windenergie im In Bezug auf die Kapazität wird über die Hälfte Wald klassifiziert und mit Erkenntnissen des (59 Prozent) der Erzeugungsleistung in Baden- Ministeriums für Ländlichen Raum und Ver- Württemberg auf Waldflächen betrieben. braucherschutz und der Anstalt öffentlichen Rechts Forst Baden-Württemberg (ForstBW) ab- geglichen. Tabelle 4: Ausbau der Windenergie im Wald in Baden-Württemberg; eigene Berechnungen auf Datenbasis LUBW, BNetzA, MLRBW/ForstBW davon im Neue Windenergieanlagen WEA MW Staatswald im Wald (Baden-Württemberg) WEA MW 2010 1 2,3 2011 2 4,3 2012 0 0,0 2013 7 22,0 2014 3 7,8 2015 41 115,3 2016 91 248,4 8 23,3 2017 103 328,0 47 163,5 2018 24 79,7 6 18,6 2019 3 10,4 3 10,4 Summe 2010-2019 275 818,0 Bestand (Ende 2019) 330 910,0 In vergangenen Jahrzehnt wurden 275 Neuan- entsprechen die drei auf Forstflächen errichte- lagen in Wäldern errichtet. Den stärksten Zu- ten Windturbinen 60 Prozent aller Neuanlagen bau gab es im Jahr 2017, in dem 103 Windtur- in Baden-Württemberg. 23 binen im Wald in Betrieb gingen. Im Jahr 2019 21 Der Umwelt-Daten- und Kartendienst der LUBW wies einer Gesamtleistung von 1.550 MW; vgl. Deutsche Wind- zum Abfragezeitpunkt (Februar 2016) 444 Windenergiean- Guard (2020) Status des Windenergieausbaus an Land - lagenstandorte zum Stichtag 31.12.2015 in Baden-Würt- Jahr 2019, S. 7. 23 temberg aus. Laut MaStR gingen 2019 in Baden-Württemberg 5 WEA 22 Der Anlagenbestand in Baden-Württemberg umfasste mit 17,3 MW Leistung in Betrieb. Ende 2019, nach Angabe von WindGuard, 730 WEA mit
20 | Entwicklung der Windenergie im Wald Landespolitische und -planerische Vorgaben für Windenergie im Wald Im Jahr 2011 vereinbarten die Regierungspar- (LWaldG 25) geschützte Bann- und Schonwälder teien von Bündnis 90/Die Grünen und SPD in bleiben »für die Planung von Windenergiestan- Baden-Württemberg, die bestehende Hand- dorten tabu«. 26 Weitere nach LWaldG ge- habe von Windenergieanlagen im Staatswald schützte Flächenkategorien (Bodenschutzwäl- zu verändern, damit geeignete Standorte aus- der, Schutzwälder gegen schädliche Umweltein- gewiesen werden können. Die seit Mai 2016 wirkungen sowie durch Rechtsverordnung be- regierende Koalition aus Bündnis 90/Die Grü- stimmte Erholungswälder) unterliegen gewissen nen und CDU will den prosperierenden Wind- Restriktionen. Deren Belange sind bei der Pla- energieausbau in Baden-Württemberg in den nung von Windenergieanlagen zu berücksichti- kommenden Jahren fortsetzen. Mit Bezug auf gen und mit den übrigen öffentlichen und priva- die Nutzung von Waldstandorten wird im Koa- ten Belangen, wie etwa dem öffentlichen Inte- litionsvertrag betont, dass die im Windenergie- resse an der Windenergienutzung, abzuwägen. erlass des Jahres 2012 24 festgelegten Aus- schlussbereiche für Vorranggebiete weiterhin Beachtung finden. Nach dem Landeswaldgesetz Abbildung 11: Anlage im Windpark Rauhkasten/Steinfirst, Ortenaukreis (Baden-Württemberg) Nutzung von Waldflächen in öffentlicher Hand Die Anstalt öffentlichen Rechts Forst Baden- Flächen für Windenergieerzeugung resultieren- Württemberg (ForstBW) unterstützt die Aus- den Einnahmen den Standortkommunen sowie bauziele der Landesregierung für die Wind- teilweise benachbarten Kommunen zu Gute energie durch die Verpachtung geeigneter, lan- kommen zu lassen«. Darüber soll die Wert- deseigener Waldflächen. 27 In diesem Zusam- schöpfung vor Ort gestärkt werden. Pachtzah- menhang strebt die Landesregierung an, »Teile lungen auf staatlichen Flächen sollen zudem der aus der Verpachtung von landeseigenen begrenzt werden. 28 24 26 Windenergieerlass Baden-Württemberg v. 09.05.2012, Koalitionsvertrag (2016-2021) zwischen Bündnis 90/Die Kapitel 4.; Der Erlass trat am 09.05.2019 außer Kraft, dient Grünen und CDU in Baden-Württemberg, S. 50. 27 aber gemäß Schreiben des Umweltministeriums v. Weitere Informationen zur Windenergie im Landesforst 18.02.2019 weiterhin als Orientierungshilfe bei Windener- Baden-Württemberg sind auf deren Webseiten verfügbar. 28 gieplanungen. Vgl. Fn. 26. 25 Waldgesetz für Baden-Württemberg idF v. 31.08.1995.
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