Entwicklungsstörungen am Beispiel einer Essstörung (Anorexia Nervosa) - Seminararbeit verfasst von Tanja Dulhofer Individuelle Entwicklung ...

 
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Entwicklungsstörungen am Beispiel einer Essstörung (Anorexia Nervosa) - Seminararbeit verfasst von Tanja Dulhofer Individuelle Entwicklung ...
Entwicklungsstörungen am
Beispiel einer Essstörung
   (Anorexia Nervosa)

 Seminararbeit verfasst von Tanja Dulhofer

         Individuelle Entwicklung

               30 März 2021

        Pädagogische Hochschule Wien
Inhaltsverzeichnis
1     Was ist eine Essstörung? ................................................................................... 1

2     Anorexia Nervosa ............................................................................................. 1

    2.1      Fallbeispiel ......................................................................................................... 1

    2.2      Merkmale ........................................................................................................... 2

    2.3      Beschreibung von Anorexia Nervosa nach dem Diagnosemanual ICD 10 ............... 3

    2.4      Ursachen von Magersucht ................................................................................... 4

    2.5      Folgen von Anorexia Nervosa .............................................................................. 4

    2.6      Therapiemöglichkeiten von Anorexia Nervosa ..................................................... 5

3     Bulimia nervosa ................................................................................................ 5

4     Bezug auf die Volksschule ................................................................................. 6

5     Reflexion .......................................................................................................... 7

6     Literaturverzeichnis .......................................................................................... 8

7     Abbildungsverzeichnis ...................................................................................... 8
1 Was ist eine Essstörung?

Für Menschen, die eine Essstörung haben, hat das Essen eine missbräuchliche
Funktion. Sie versuchen ihre Probleme auf diese Art und Weise zu bewältigen. (Reich,
2003)

2 Anorexia Nervosa

Unter dem Begriff Anorexia Nervosa versteht man den Appetitverlust (Anorexia),
welcher aufgrund eines emotionalen Zustandes der Betroffenen Person entsteht
(Nervosa). Doch auf einige Personen, die von der Krankheit betroffen sind trifft dies
nicht zu, da sie eigentlich noch Appetit auf Essen haben. Sie versuchen diesen Appetit
zu unterdrücken, da sie Angst vor einer Gewichtszunahme haben. Umso weiter die
Krankheit fortgeschritten ist, umso größer ist das Verlangen immer mehr abzunehmen.

2.1 Fallbeispiel

Iris ist 16 Jahre alt. Sie ist ein Einzelkind und geht auf ein Gymnasium. Sie ist eine
ausgezeichnete Schülerin und das Verhältnis zu ihren Eltern ist auch gut. Sie war bis zu
ihrem 15. Lebensjahr ein normalgewichtiges Mädchen. Vor einem Jahr änderte sich
dies aber. Da viele in ihrer Freundesgruppe sich vegetarisch ernährten, tat sie dies
auch. Sogar ihre Mutter unterstütze sie dabei und stelle ihre Ernährung um. Sie spielte
damals aber noch nicht mit dem Gedanken abzunehmen, sie stellte ihre Ernährung nur
wegen den Tieren um. Iris Hobby war das Schwimmen, sie trainierte mehrmals die
Woche. Eines Tages meinte der Schwimmlehrer zu ein paar Mädchen, dass es ihrer
Figur gut tun würde 1-2 Kilos abzunehmen. Das war für Iris kein Problem, sie startete
mit ihrer Mutter eine Diät. Ihre Mutter beendete diese jedoch nach 2 Wochen. Iris
hingegen fand immer mehr Gefallen an ihrem „dünnen Ich“. Innerhalb von 4 Monaten
verlor sie 12 Kilo. Vorallem ihr Vater lobte sie und war stolz darauf, dass sie so viel
Durchhaltevermögen hatte. Er dachte sich in dem Moment, dass sie ihr Ziel erreicht
hatte und nun aufhören sollte. Dem war aber nicht so, von Zeit zu Zeit verlor sie immer

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mehr an Gewicht bis schließlich ihr ganzes Leben aus Kalorienzählen und Wiegen
bestand. Es wurde immer schlimmer, aber erst nach einem halben Jahr merkten ihre
Eltern, dass etwas nicht stimmt. Es war nicht leicht für ihre Eltern zu akzeptieren, dass
ihre Tochter eine Essstörung entwickelt hatte. Zum Glück läuteten die Alarmglocken
und kurz darauf schickten sie ihre Eltern ins Krankenhaus, indem sie zunächst aufgrund
ihres Gewichtes künstlich ernährt wurde. Anfangs war die Therapie nicht einfach, aber
nach einem halben Jahr Therapie ging es ihr
deutlich besser. Jetzt ist Iris 16 Jahre alt und ist
fast geheilt von der Magersucht. Es fällt ihr
noch immer nicht ganz leicht etwas Süßes zu
essen, aber sie ist bereit die Therapie weiter
fortzusetzten. Sie hofft, dass sie bald wieder
ein ganz normales Leben führen kann ohne               Abbildung 1 Magersucht (Fuchs, kein
dass sie ständig daran denken muss, was sie isst.                    Datum)
(Pott, 2000)

2.2 Merkmale

Um eine richtige Diagnose zu stellen, müssen einige Punkte beachtet werden, denn
nur weil eine Person dünn ist, bedeutet es nicht, dass sie an Magersucht leidet.
Zunächst muss bedacht werden, dass die Krankheit durch einen schleichenden Prozess
entsteht. Anfangs essen die Betroffenen nur etwas weniger, aber umso
fortgeschrittener die Krankheit ist, umso weniger Nahrung nehmen sie zu sich. Ein
Merkmal, welches sehr umstritten ist, ist der BMI (Bodymaßindex). Wenn eine Person
einen BMI unter 17.5 hat gilt sie als untergewichtig. Deswegen heißt es aber nicht,
dass alle Menschen unter einen BMI von 17.5 von der Essstörung betroffen sind. Das
Gewicht wird durch sehr viele verschiedene Faktoren beeinflusst wie beispielsweise
dem Stoffwechsel. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig nicht nur das Gewicht als
Merkmal von Magersucht zu betrachten. Erkrankte Essen oft nur sehr kleine Portionen
oder Erbrechen das zuvor gegessene wieder beziehungsweise nehmen ein

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Abführmittel ein. Wenn die Essstörung in Kombination mit Erbrechen auftritt, dann
spricht man auch von Bulimie. Betroffene können aber auch durch andere Wege ihr
Gewicht verlieren, wie beispielsweise durch das übermäßige betreiben von Sport. Die
Betroffenen haben so viel Angst davor zuzunehmen, dass sie immer mehr und mehr
abnehmen. Das hängt damit zusammen, dass sie eine falsche Selbstwahrnehmung
haben und oft stundenlang vor dem Spiegel stehen. Die Waage spielt ebenfalls eine
wichtige Rolle, denn viele der Betroffenen wiegen sich täglich mehrmals oder messen
ihren Bauchumfang ab. Oft sind sie sich aber bewusst, dass andere Leute in ihrem
Umfeld davon mitbekommen. Aus diesem Grund bekleiden sie sich oftmals mit weiter
Kleidung und Essen alleine, sodass die anderen es nicht wahrnehmen können.
(Hautzinger, Johnson, & Kring, 2019)

2.3 Beschreibung von Anorexia Nervosa nach dem
        Diagnosemanual ICD 10

Das Klassifikationssystem ICD-10 benötigt man, um verschiedene Krankheitsbilder zu
klassifizieren. Im Kapitel fünf werden die psychischen und die Verhaltungsstörungen
beschrieben, welche mit dem Buchstaben F gekennzeichnet sind. Zu diesen zählt man
auch die Magersucht (lateinisch Anorexia Nervosa). (Casper, Pjanic, & Westermann,
2018)

Da die Krankheit mit einem schwerwiegenden Gewichtsverlust in Verbindung steht
sind die Betroffenen, vorallem in einem fortgeschrittenen Stadium, oft sehr dünn. Sie
haben keine Fettschicht mehr und durch das wenige Essen auch keine Kraft, wodurch
sie an Muskelmasse verlieren. Dadurch werden die Knochen sehr stark sichtbar. Wie
zuvor schon erwähnt wird der Gewichtsverlust selbst herbeigeführt. Dies geschieht
laut dem ICD 10 durch Vermeidung von Speisen, welche viele Kalorien haben, durch
selbst herbeigeführtes Erbrechen oder Abführen, durch übertriebene körperliche
Aktivität oder durch das Verwenden von Appetitzüglern. Ein weiteres Kriterium ist die
verzögerte Pubertät. (Ogris, 2013)

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2.4 Ursachen von Magersucht

Es gibt einige Faktoren, die das Auslösen einer Magersucht begünstigen können. Es
kann sowohl genetische Auslöser geben, aber auch jene die von außen beeinflusst
werden. Schwierigkeiten mit den Eltern oder mit den Freunden zählen hier zwar auch
dazu, aber die zwischenmenschlichen Beziehungen sind oft nichtmals der Auslöser. In
vielen Fällen ist das Verhältnis zwischen den Kindern und den Eltern sehr gut. Vielmehr
zählen Faktoren wie ein geringes Selbstwertgefühl oder seelisch stark belastende
Ereignisse, wie ein Todesfall in der Familie, zu den häufigeren Ursachen. Vor allem in
der Pubertät ist das Risiko einer Erkrankung am höchsten, da sich viele in dieser Zeit
mit anderen vergleichen. Das führt dazu, dass sie so aussehen wollen wie ihre
Vorbilder. Außerdem kann eine Magersucht durch genetische Faktoren auftreten,
denn wenn Magersucht in der Familie häufiger vorkommt, dann könnte dies die
Wahrscheinlich einer Essstörung erhöhen. (Wollenschläger, 2000)

2.5 Folgen von Anorexia Nervosa

Eine Magersucht kann schwerwiegende Folgen haben, eine fortgeschrittene
Magersucht kann sogar bis zum Tod führen. Eine der häufigsten Folgen, welche meist
schon in einem frühen Stadium aufritt, ist das Ausbleiben der Menstruation, da eine
Blutarmut eintreten kann. Es ist aber durchaus möglich, dass dies nicht auf alle
Erkrankten zutrifft. Weitere leichte Auswirkungen sind beispielsweise das Austrocknen
der Haut oder das spröde werden der Nägel. Außerdem kommt es oft zum Haarausfall
oder zu einer Entwicklung eines Haarflaums am ganzen Körper. Schwerwiegende
Folgen sind zum Beispiel Probleme mit dem Magen-Darm-Trakt oder mit den Nieren.
Betroffene haben oftmals einen niedrigen Blutdruck und eine niedrige Herzfrequenz.
Oft ändern sich auch die Elektrolytewerte, welche sehr wichtig sind für unseren
Hirnstoffwechsel. Es tritt oft Müdigkeit beziehungsweise Schwäche ein. In einem
fortgeschrittenen Stadium kann dies eine Todesursache sein.

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2.6 Therapiemöglichkeiten von Anorexia Nervosa

Ein wichtiges Ziel zur Behandlung von Magersucht ist die Gewichtszunahme, aber die
Heilung durch eine Psychotherapie ist noch viel wichtiger. Viele der Betroffenen
werden am Anfang künstlich ernährt, um sie außer Lebensgefahr zu bringen. Die
Therapie ist ein langer Prozess, da die Gewichtszunahme aufgrund der psychischen
Belastung nur sehr langsam erfolgen kann. Ein sehr häufiges Problem ist, dass viele
wieder rückfällig werden, da sie während der Therapie zwar zunehmen, aber sobald sie
wieder zu Hause sind fällt es ihnen schwer diese Diät weiter zu führen. Für
Außenstehende wirkt es so als wäre die Therapie erfolgreich gewesen. Außerdem ist
die Selbstmordrate sehr hoch. Auch während der Therapie wenden die Betroffenen
Tricks an, um nicht so viel essen zu müssen. Betroffene Erbrechen öfters heimlich oder
machen Sport, obwohl sie eigentlich schlafen sollten. Während der ganzen Therapie
werden die Betroffenen sehr oft gewogen, aber auch hier gibt es Möglichkeiten, wie
beispielsweise das viele Wasser trinken vor dem Wiegen, um den Therapeutinnen und
Therapeuten mehr Gewicht vorzutäuschen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass ein
Vertrauen zwischen beiden Parteien besteht, weil nur so kann einem Betroffenen
geholfen werden. (Vieten, 2007)

3 Bulimia nervosa

Bulimia nervosa (Bulimie) ist eine der häufigsten abgewandelten Formen von
Magersucht. Die Betroffenen verzichten so lang auf ihr Essen bis sie
Heißhungerattacken bekommen und nehmen auf Grund dessen in kurzer Zeit sehr viel
Nahrung zu sich. Der Unterschied zur Magersucht ist, dass Betroffene nicht auf das
Essen verzichten wollen und meistens nicht stark untergewichtig sind. Sie Essen oft
sogar mehr als ein Mensch, der sich ausgewogen und gesund ernährt. Da sie nach der
Nahrungsaufnahme ein schlechtes Gewissen haben und große Schuldgefühle haben,
führen Betroffene gezieltes Erbrechen herbei oder verwenden Abführmittel. So
wiederholt sich der Kreislauf und den Betroffenen fällt es schwer diesem zu
entkommen.

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Abbildung 2 Kreis der Bulimie (Orgis, 2013)

Außerdem kann das häufige Erbrechen schwerwiegende Folgen haben. Es kann den
Zahnschmelz angreifen und durch die Magensäure kann sich die Speiseröhre
entzünden. Außerdem können in Bezug mit dem Erbrechen Herzrhythmusstörungen
auftreten. (Attia & Walsh, 2020)

4 Bezug auf die Volksschule

Wie zuvor schon erwähnt merken die Eltern oft nicht einmal, dass ihr Kind aufeinmal
weniger isst oder immer mehr an Gewicht verliert. Umso wichtiger ist es für
Lehrpersonen einen guten Blick auf die Kinder zu werfen. Natürlich ist es wichtig zu
erwähnen, dass Kinder in der Volksschule nicht so sehr von Essstörungen betroffen
sind als jene in einer AHS oder einer NMS. Trotzdem ist es möglich, dass ein Kind
vorzeitig in die Pubertät kommt. Aus diesem Grund sollte ein Lehrer sich zumindest ein
bisschen über Essstörungen informieren, um gegebenfalls eine Erkrankung zu
erkennen. Lehrperson sind zwar nicht dazu verpflichtet eine Diagnose oder dergleichen
zu erstellen, aber wenn ein Kind Auffälligkeiten zeigt, dann könnte die Lehrperson
zumindest eine Vermutung aufstellen und mit dem Kind ein Gespräch vereinbaren. Ein
Beispiel wäre, wenn ein Kind nie eine Jause mit nimmt und auch ein deutlicher
Gewichtsverlust zu erkennen ist. Es muss sich natürlich nicht gleich um eine
Magersucht handeln, die Eltern könnten das Kind beispielsweise auch vernachlässigen,
aber deswegen ist ein Gespräch sehr wichtig. Es ist auch von Vorteil sich bestimmte
Dinge zu notieren, da man so besser argumentieren kann, wieso das Kind eventuell
Hilfe benötigt. Man sollte aber immer sehr vorsichtig mit dem Thema umgehen, da
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man nie weiß wie ein Kind reagiert. Deswegen ist es sicher von Vorteil, wenn man sich
mit Schulpsychologinnen und Psychologen in Kontakt setzt.

5 Reflexion

Zusammengefasst lässt sich feststellen, dass mit dem Thema sehr vorsichtig
umgegangen werden muss. Ich persönlich wurde auch schon öfters mit dem Thema
konfrontiert. Aus diesem Grund kann ich sagen, dass man nicht einfach eine Person
nur weil sie dünn ist und nicht so viel isst als magersüchtig bezeichnen sollte. Ich kann
mich noch gut an die Zeit erinnern, als meine Schulärztin meinte, dass ich nicht auf die
Schiwoche mitfahren darf, wenn ich nicht mehr esse. Sie wusste aber nicht, dass ich
einfach nur einen schnellen Stoffwechsel habe und deswegen sehr dünn war.
Außerdem bin ich in dieser Zeit auch viel gewachsen. Letztendlich bin ich dann zum
Arzt gegangen, welcher meiner Schulärztin bestätigt hat, dass mit mir alles in Ordnung
ist. Deswegen sollten Lehrpersonen auch sehr vorsichtig sein und niemals sagen, dass
jemand magersüchtig ist. Viel wichtiger ist es gute Gespräche zu führen, denn nur so
kann jemandem wirklich geholfen werden.

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6 Literaturverzeichnis

Attia, E., & Walsh, T. (Juni 2020). MSD Manual. Abgerufen am 24. März 2021 von
         https://www.msdmanuals.com/de/heim/psychische-
         gesundheitsstörungen/essstörungen/bulimia-nervosa

Casper, F., Pjanic, I., & Westermann, S. (2018). Klinische Psychologie. Wiesbaden:
         Springer.

Fuchs, U. (kein Datum). Praxis für inneres Erleben . Abgerufen am 29. März 2021 von
         https://www.muenchen-heilpraktiker-psychotherapie.de/blog-
         2/essstoerung/magersucht-anorexia-nervosa.html

Hautzinger, Johnson, & Kring. (2019). Klinische Psychologie. Weinheim: Beltz Verlag.

Ogris, B. (17. April 2013). Essstörungen: Ursachen und Folgen von Anorexie und
         Bulimie. Graz.

Pott, D. E. (Oktober 2000). Essstörungen. Köln.

Reich, G. (2003). Familientherapie der Essstörungen . Göttingen: Hogrefe Verlag .

Vieten, M. (2007). Fallbuch Pflege. Stuttgart: Georg Thieme Verlag.

Wollenschläger, E. (2000). Magersucht . Marburg: Tectum Verlag .

7 Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Magersucht (Fuchs, kein Datum) ...................................................................
Abbildung 2 Kreis der Bulimie (Orgis, 2013) .......................................................................

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