Epidemiologisches Bulletin 48 2021 - RKI
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AKTUELLE DATEN UND INFORMATIONEN ZU INFEKTIONSKRANKHEITEN UND PUBLIC HEALTH 48 Epidemiologisches 2021 Bulletin 2. Dezember 2021 STIKO: 14. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung | Reiseassoziierte Infektionskrankheiten 2020
Epidemiologisches Bulletin 48 | 2021 2. Dezember 2021 2 Inhalt Beschluss der STIKO zur 14. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung 3 In der 14. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung empfiehlt die STIKO die COVID-19-Auffrischimpfung allen Personen im Alter ≥ 18 Jahren. Die Auffrischimpfung soll mit einem mRNA-Impfstoff erfolgen. Für Per- sonen < 30 Jahren und Schwangere ab dem 2. Trimenon wird ausschließlich der Einsatz von Comirnaty emp- fohlen. Hingegen sind für Personen im Alter ≥ 30 Jahren beide derzeit verfügbaren mRNA-Impfstoffe (Comir- naty und Spikevax) gleichermaßen geeignet. (Dieser Beitrag erschien online vorab am 29. November 2021.) Wissenschaftliche Begründung der STIKO zur Aktualisierung der Empfehlung der COVID-19-Auffrischimpfung mit einem mRNA-Impfstoff 15 Die STIKO empfiehlt eine COVID-19-Auffrischimpfung mit einem mRNA-Impfstoff allen Personen im Alter ≥ 18 Jahren. Das Ziel der Auffrischimpfung ist die Aufrechterhaltung des Individualschutzes sowie die Reduk- tion der Transmission von SARS-CoV-2 in der Bevölkerung. Beides trägt zu einer Verhinderung schwerer Erkrankungs- und Todesfälle und somit zu einer Entlastung des Gesundheitssystems in Deutschland bei. (Dieser Beitrag erschien online vorab am 29. November 2021.) Reiseassoziierte Krankheiten 2020 42 Im Jahr 2020 war die Zahl der dem RKI gemeldeten bzw. übermittelten Fälle von reiseassoziierten Infek tionskrankheiten wesentlich niedriger als in den Vorjahren. Ursache für diesen Rückgang waren die nach dem 1. Quartal aufgrund der COVID-19-Pandemie stark eingeschränkten Möglichkeiten für Auslandsreisen. Am Beispiel der Malaria werden einige Auswirkungen der eingeschränkten Fernreiseaktivitäten aufgezeigt. Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten: 47. Woche 2021 44 Monatsstatistik nichtnamentlicher Meldungen ausgewählter Infektionen: September 2021 47 Impressum Herausgeber Allgemeine Hinweise/Nachdruck Robert Koch-Institut Die Ausgaben ab 1996 stehen im Internet zur Verfügung: Nordufer 20, 13353 Berlin www.rki.de/epidbull Telefon 030 18754 – 0 Inhalte externer Beiträge spiegeln nicht notwendigerweise Redaktion die Meinung des Robert Koch-Instituts wider. Dr. med. Jamela Seedat Dr. med. Maren Winkler (Vertretung) Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Telefon: 030 18754 – 23 24 Namensnennung 4.0 International Lizenz. E-Mail: SeedatJ@rki.de Nadja Harendt (Redaktionsassistenz) Telefon: 030 18754 – 24 55 Claudia Paape, Judith Petschelt (Vertretung) ISSN 2569-5266 E-Mail: EpiBull@rki.de Das Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit.
Epidemiologisches Bulletin 48 | 2021 2. Dezember 2021 3 Mitteilung der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut Beschluss der STIKO zur 14. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung Aktualisierung vom 29. November 2021 Bei der Coronavirus Disease 2019-(COVID-19-) Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission werden. Eine Verkürzung des Impfabstandes auf (STIKO) handelt es sich um eine Indikationsimpf 5 Monate kann im Einzelfall bei Vorliegen empfehlung im Rahmen einer Pandemie. Die medizinischer Gründe oder bei ausreichenden STIKO nimmt kontinuierlich eine Bewertung des Impfkapazitäten erwogen werden. Nutzens und des Risikos der COVID-19-Impfung Wegen des höheren Risikos für einen schweren auf Basis der verfügbaren Daten sowohl für die All- Verlauf von COVID-19 und des verzögerten gemeinbevölkerung als auch für spezielle Zielgrup- Eintritts des gewünschten epidemiologischen pen vor. Sobald neue Impfstoffe zugelassen und Effekts einer reduzierten Transmission sollen verfügbar sind oder neue Erkenntnisse mit Einfluss ältere oder vorerkrankte Personen bei den auf diese Empfehlung bekannt werden, wird die Auffrischimpfungen bevorzugt berücksichtigt STIKO ihre COVID-19-Impfempfehlung aktualisie- werden, um diese Personen möglichst rasch gut ren. Die Publikation jeder Aktualisierung erfolgt im zu schützen und eine schnelle Entlastung der Epidemiologischen Bulletin (Epid Bull) und wird auf medizinischen Versorgungsstrukturen zu der Webseite des Robert Koch-Instituts (RKI) be- erreichen. Auch bisher Ungeimpfte sollen kannt gegeben. Ob es in Zukunft eine Standard vordringlich geimpft werden. impfempfehlung oder eine Indikationsimpfemp- Schwangeren soll unabhängig vom Alter ab dem fehlung geben wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt 2. Trimenon eine Auffrischimpfung mit dem noch nicht beurteilt werden. mRNA-Impfstoff Comirnaty angeboten werden, auch wenn für diese Gruppe bisher keine Daten In der hier vorliegenden 14. Aktualisierung zu einer Auffrischimpfung vorliegen. empfiehlt die STIKO die COVID-19-Auffrisch Personen, die eine Infektion mit dem Severe impfung allen Personen im Alter ≥ 18 Jahren. Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2 Die Auffrischimpfung soll mit einem mRNA- (SARS-CoV-2) durchgemacht und danach eine Impfstoff erfolgen. Für Personen < 30 Jahren Impfstoffdosis erhalten haben, sollen in der wird ausschließlich der Einsatz von Comirnaty Regel 6 Monate nach der vorangegangenen empfohlen. Hingegen sind für Personen im Impfung eine Auffrischimpfung erhalten. Alter ≥ 30 Jahren beide derzeit verfügbaren Personen, die nach COVID-19-Impfung mRNA-Impfstoffe (Comirnaty und Spikevax) (unabhängig von der Anzahl der Impfstoff gleichermaßen geeignet. dosen) eine SARS-CoV-2-Infektion durchge- Die COVID-19-Auffrischimpfung soll in der Regel macht haben, sollen im Abstand von 6 Monaten im Abstand von 6 Monaten zur letzten Impfstoff- nach Infektion ebenfalls eine Auffrischimpfung dosis der Grundimmunisierung durchgeführt erhalten.
Epidemiologisches Bulletin 48 | 2021 2. Dezember 2021 4 Impfziele Impfstoffe Das übergeordnete Ziel der COVID-19-Impfemp- Für die Impfung gegen COVID-19 sind aktuell in fehlung der STIKO ist es, schwere Verläufe, Hospi- der Europäischen Union (EU) vier Impfstoffe zuge- talisierungen und Tod sowie Langzeitfolgen durch lassen. Es handelt sich dabei um zwei mRNA-Impf- COVID-19 in der Bevölkerung Deutschlands so weit stoffe (Comirnaty der Firma BioNTech/Pfizer und wie möglich zu reduzieren. Spikevax der Firma Moderna; beide zugelassen ab 12 Jahren) sowie zwei Vektor-basierte Impfstoffe ▶▶ Insbesondere Menschen, die infolge von Alter (Vaxzevria der Firma AstraZeneca und COVID-19 oder Vorerkrankungen ein hohes Risiko haben, Vaccine Janssen der Firma Janssen Cilag Interna an COVID-19 schwer zu erkranken oder zu ver- tional; beide zugelassen ab 18 Jahren). Bei keinem sterben, sollen durch die Impfung geschützt dieser Impfstoffe handelt es sich um einen Lebend werden. impfstoff. ▶▶ Ziel der Impfung von Schwangeren und Stillen- den ist die Verhinderung schwerer COVID-19- ▶▶ Unter Berücksichtigung der Empfehlung der Verläufe und von Todesfällen in dieser Gruppe STIKO soll Comirnaty ab 12 Jahren, Spikevax ab sowie die Verhinderung von mütterlichen und 30 Jahren und Vaxzevria und COVID-19 Vacci- fetalen/neonatalen Schwangerschaftskompli- ne Janssen ab dem Alter von 60 Jahren verwen- kationen durch eine SARS-CoV-2-Infektion. det werden. ▶▶ Durch die Impfung von Kindern und Jugendli- ▶▶ Für eine vollständige Grundimmunisierung chen ab 12 Jahren sollen COVID-19-Erkrankun- sind bei den beiden mRNA-Impfstoffen jeweils gen und Hospitalisierungen in dieser Alters- 2 Impfstoffdosen notwendig. gruppe sowie denkbare Langzeitfolgen der ▶▶ Die Grundimmunisierung mit einer 2-maligen SARS-CoV-2-Infektion verhindert werden. Zu- Impfstoffdosis von Vaxzevria empfiehlt die sätzliches Ziel ist es, auch indirekte Folgen von STIKO nicht mehr. Es wird empfohlen, nach SARS-CoV-2-Infektionen zu reduzieren, wie 1 Impfstoffdosis Vaxzevria 1 Impfstoffdosis eines z. B. Isolations- und Quarantänephasen. Die mRNA-Impfstoffs zu verabreichen (heterologes STIKO spricht sich jedoch explizit dagegen aus, Impfschema). dass der Zugang von Kindern und Jugendlichen ▶▶ Die COVID-19 Vaccine Janssen ist für die zur Teilhabe an Bildung, Kultur und anderen Grund immunisierung mit einer 1-maligen Aktivitäten des sozialen Lebens vom Vorliegen Impfstoffdosis zugelassen. Allerdings emp- einer Impfung abhängig gemacht wird. fiehlt die STIKO hier eine Optimierung des ▶▶ Personen mit erhöhtem arbeitsbedingtem Impfschutzes durch 1 zusätzliche mRNA-Impf- SARS-CoV-2-Expositionsrisiko (berufliche Indi- stoffdosis. kation) sollen prioritär geschützt werden. ▶▶ Die COVID-19-Impfung dient auch dem Ziel, Das von der STIKO empfohlene Vorgehen zur die Transmission von SARS-CoV-2 in der ge- Grundimmunisierung und Auffrischimpfung ist in samten Bevölkerung zu reduzieren. Insbeson- Tabelle 1 und Tabelle 2 abgebildet. Zu Impfungen dere in Umgebungen mit einem hohen Anteil von Personen mit Immundefizienz (ID) siehe vulnerabler Personen und/oder einem hohem „Empfehlung zur COVID-19-Impfung von Perso- Ausbruchspotenzial soll durch die Impfung die nen mit Immundefizienz“ weiter unten. Virustransmission weitgehend verhindert wer- den, um so einen zusätzlichen Schutz zu be- Die STIKO empfiehlt für die Durchführung von wirken. Auffrischimpfungen einen mRNA-Impfstoff zu ver- ▶▶ Die Impfung soll zusätzlich die Aufrechterhal- wenden, auch wenn für die Grundimmunisierun- tung staatlicher Funktionen und des öffentlichen gen nicht oder nicht mehr von der STIKO empfoh- Lebens unterstützen. lene Impfschemata zur Anwendung gekommen sind (s. Tab. 2).
Epidemiologisches Bulletin 48 | 2021 2. Dezember 2021 5 Grundimmunisierung Auffrischimpfung ≥ 18 Jahre Personengruppe Impfstofftyp, bzw. Impfabstand1 Mindestabstand zur 1. Impfstoffdosis 2. Impfstoffdosis 3. Impfstoffdosis Impfschema (Wochen) 2. Impfstoffdosis ≥ 12 – 29-Jährige Comirnaty Comirnaty mRNA 3–6 Comirnaty Comirnaty Comirnaty mRNA 3–6 Comirnaty2 ≥ 30 – 59-Jährige Spikevax (100 µg) Spikevax (100 µg) mRNA 4–6 Spikevax (50 µg)2,6 Comirnaty Comirnaty mRNA 3–6 Comirnaty2 Spikevax (100 µg) Spikevax (100 µg) mRNA 4–6 Spikevax (50 µg)2,6 Heterologes Vaxzevria Comirnaty ab 4 Comirnaty2 Impfschema5 Heterologes Vaxzevria Spikevax (100 µg) ab 4 Spikevax (50 µg)2,6 Impfschema5 in der Regel ≥ 60-Jährige 6 Monate COVID-19 Vaccine Heterologes Comirnaty ab 4 Comirnaty2 Janssen3,4 Impfschema COVID-19 Vaccine Heterologes Spikevax (100 µg) ab 4 Spikevax (50 µg)2,6 Janssen3,4 Impfschema Schwangere Comirnaty Comirnaty mRNA 3–6 Comirnaty jeden Alters Personen, die Comirnaty einen in der EU Erneute Impfserie mit einem in der EU (≥ 18-Jährige) oder nicht zugelasse- ab 4 zugelassenen Impfstoff Spikevax (50 µg) nen Impfstoff (≥ 30-Jährige)6 erhalten haben Tab. 1 | Von der STIKO empfohlene Impfstoffe und Impfabstände zur Grundimmunisierung und Auffrischimpfung von Immun- gesunden gegen COVID-19 (Stand: 29.11.2021) 1 Sollte der empfohlene Abstand zwischen der 1. und 2. Impfstoffdosis überschritten worden sein, kann die Impfserie dennoch fortgesetzt werden und muss nicht neu begonnen werden. 2 Für die Auffrischimpfung soll möglichst der mRNA-Impfstoff verwendet werden, der bei der Grundimmunisierung zur Anwendung kam. Wenn dieser nicht verfügbar ist, kann bei ≥ 30-Jährigen der jeweils andere mRNA-Impfstoff verwendet werden. Die STIKO betrachtet in der Altersgruppe ≥ 30 Jahre die beiden mRNA-Impfstoffe als gleichwertig. 3 Bisher ist die COVID-19 Vaccine Janssen nur in einem Ein-Dosis-Regime zugelassen. Zur klinischen Wirksamkeit und Sicherheit des Zwei-Dosis-Regimes (Phase 3-ENSEMBLE 2-Studie) gibt es bisher nur eine Pressemitteilung des Herstellers vom 21. September 2021. 4 Für dieses optimierte Grundimmunisierungsregime gibt es bisher keine publizierten Immunogenitäts-, Sicherheits- und Wirksamkeitsdaten. Die Empfehlung beruht auf immunologischer Plausibilität und der Analogie zur heterologen Vaxzevria/ mRNA-Impfung. 5 Für eine ausführliche Darstellung der Immunogenität, Sicherheit und Wirksamkeit dieses heterologen Impfregimes siehe 8. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung der STIKO. 6 Für die Auffrischimpfung von Personen mit Immundefizienz soll Spikevax in einer Dosierung von 100 µg verwendet werden (siehe 11. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung der STIKO). Schema der durchgeführten Grundimmunisierung Auffrischimpfung ≥ 18 Jahre Personengruppe 1. Impfstoffdosis 2. Impfstoffdosis 3. Impfstoffdosis Mindestabstand zur 2. Impfstoffdosis Vaxzevria Vaxzevria mRNA-Impfstoff Vektorbasierter Impfstoff Comirnaty (≥ 18-Jährige) ≥ 18-Jährige COVID-19 Vaccine Janssen Vaxzevria oder Spikevax (50 µg) in der Regel 6 Monate (≥ 30-Jährige)1,2,3 COVID-19 Vaccine Vaxzevria Janssen Tab. 2 | Vorgehen zur Auffrischimpfung gegen COVID-19 bei Impfschemata, die von den aktuellen STIKO-Empfehlungen zur Grundimmunisierung abweichen (Stand: 29.11.2021) 1 Im Alter von 18 – 29 Jahren soll nur Comirnaty eingesetzt werden. 2 In der Altersgruppe ≥ 30 Jahre betrachtet die STIKO die beiden mRNA-Impfstoffe als gleichwertig. 3 Für die Auffrischimpfung von Personen mit Immundefizienz soll Spikevax in einer Dosierung von 100 µg verwendet werden (siehe 11. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung der STIKO).
Epidemiologisches Bulletin 48 | 2021 2. Dezember 2021 6 Empfehlung für Personen ab 18 Jahren A) Personen im Alter ≥ 60 Jahren Die STIKO empfiehlt die Impfung gegen COVID-19 B) Personen im Alter ab 18 Jahren mit Grunderkrankungen, allen Personen ab 18 Jahren. Für einzelne Personen- die ein erhöhtes Risiko für schwere COVID-19-Verläufe haben, z. B. ▶▶ Angeborene oder erworbene Immundefizienz bzw. Immunsup- gruppen besteht aufgrund von Vorerkrankungen pression (z. B. HIV-Infektion, Z. n. Organtransplantation mit oder anderen Risikokonstellationen bei einge- immunsuppressiver Therapie) ▶▶ Autoimmunerkrankungen, inkl. rheumatologische Erkrankungen schränkten Impfkapazitäten eine besondere Indika- ▶▶ Chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen tion für eine bevorzugte Impfung (s. Tab. 3). ▶▶ Chronische Krankheiten der Atmungsorgane ▶▶ Chronische Lebererkrankungen, inkl. Leberzirrhose ▶▶ Chronische Nierenerkrankungen ▶▶ Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen Für die Impfung soll bei unter 30-Jährigen nur ▶▶ Chronische neurologische Erkrankungen Comirnaty eingesetzt werden, da in dieser Alters- ▶▶ Demenz oder geistige Behinderung ▶▶ Psychiatrische Erkrankungen gruppe das Risiko des Auftretens einer Myo-/Peri ▶▶ Stoffwechselerkrankungen, inkl. Adipositas mit Body Mass Index karditis nach Impfung mit Spikevax höher ist als (BMI) > 30 kg/m2 und Diabetes mellitus ▶▶ Trisomie 21 nach Comirnaty. Bei Personen ab 30 Jahren kann ▶▶ Krebserkrankungen unter immunsuppressiver, antineoplastischer einer der beiden zugelassenen mRNA-Impfstoffe Therapie (Comirnaty, Spikevax) verwendet werden, die die C) Frauen im gebärfähigen Alter, noch ungeimpfte Schwangere ab dem 2. Trimenon sowie noch ungeimpfte Stillende STIKO als gleichwertig betrachtet. Die Grundimmu- D) Kinder und Jugendliche im Alter von 12 – 17 Jahren mit nisierung kann bei ≥ 60-Jährigen auch mit einem Grunderkrankungen, die ein erhöhtes Risiko für schwere der beiden zugelassenen Vektor-basierten Impfstof- COVID-19-Verläufe haben ▶▶ Adipositas (> 97. Perzentile des BMI) fe (Vaxzevria, COVID-19 Vaccine Janssen) begonnen ▶▶ Angeborene oder erworbene Immundefizienz oder relevante Immunsuppression werden. ▶▶ Angeborene zyanotische Herzfehler (O -Ruhesättigung < 80 %) 2 und Einkammerherzen nach Fontan-Operation ▶▶ Chronische Lungenerkrankungen mit einer anhaltenden Die STIKO empfiehlt allen Personen, die bisher nur Einschränkung der Lungenfunktion unterhalb der 5. Perzentile, eine Dosis eines Vektor-basierten Impfstoffes erhal- definiert als z-Score-Wert < –1,64 für die forcierte Einsekunden kapazität (FEV1) oder Vitalkapazität (FVC). (Ein gut eingestelltes ten haben, ein heterologes Impfschema (d. h. 1. Imp- Asthma bronchiale ist hier nicht inkludiert). fung mit Vaxzevria oder der COVID-19 Vaccine Jans- ▶▶ Chronische Nierenerkrankungen ▶▶ Chronische neurologische oder neuromuskuläre Erkrankungen sen, gefolgt von 1 Dosis eines mRNA-Impfstoffs in ▶▶ Diabetes mellitus, wenn nicht gut eingestellt bzw. mit HbA1c- einem Abstand von mindestens 4 Wochen). Eine Wert > 9,0 % ▶▶ Schwere Herzinsuffizienz 2-malige Vaxzevria-Impfung (homologes Vax/Vax- ▶▶ Schwere pulmonale Hypertonie ▶▶ Syndromale Erkrankungen mit schwerer Beeinträchtigung Schema) schützt ebenfalls gut vor schweren Erkran- ▶▶ Trisomie 21 kungen und Tod infolge einer SARS-CoV-2-Infek ▶▶ Tumorerkrankungen und maligne hämatologische Erkrankungen tion (einschließlich der Delta-Variante), ist aber der E) BewohnerInnen von SeniorInnen- und Altenpflegeheimen sowie BewohnerInnen in Gemeinschaftsunterkünften (Alter: ≥ 12 Jahre) homologen mRNA-Impfung und der heterologen F) Enge Kontaktpersonen von Schwangeren oder Personen mit Impfung (Vax/mRNA) hinsichtlich Schutzdauer, einem Risiko für schwere COVID-19-Verläufe (Alter: ≥ 12 Jahre) Schutz vor Infektionen, Reduktion der Virusaus- G) Personen, die arbeitsbedingt besonders exponiert sind, engen scheidung und Hemmung der Transmission unter- Kontakt zu vulnerablen Personengruppen haben, oder Personen in Schlüsselpositionen, z. B. legen. ▶▶ Personal mit erhöhtem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungen ▶▶ Personal mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen in Die Altersbeschränkung für die Vektor-basierten medizinischen Einrichtungen ▶▶ Pflegepersonal und andere Tätige in der ambulanten und Impfstoffe erfolgte aufgrund der beobachteten stationären Altenpflege oder Versorgung von Personen mit thromboembolischen Ereignisse (s. Tab. 1). Demenz oder geistiger Behinderung ▶▶ Tätige in Gemeinschaftsunterkünften ▶▶ Medizinisches Personal im Öffentlichen Gesundheitsdienst Personen, die mit 1 Impfstoffdosis COVID-19 (ÖGD) ▶▶ LehrerInnen und ErzieherInnen Vaccine Janssen grundimmunisiert worden sind, ▶▶ Beschäftigte im Einzelhandel ▶▶ Beschäftigte zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit sollen zur Optimierung ihres Impfschutzes eine ▶▶ Personal in Schlüsselpositionen der Landes- und Bundesregie- weitere Impfung erhalten. rungen ▶▶ Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur ▶▶ Die Impfung soll mit einem der beiden zugelas- Tab. 3 | Personen mit besonderer Indikation für eine senen mRNA-Impfstoffe (heterologes Impf- COVID-19-Impfung (Die Gruppen und Vorerkrankungen sind nicht nach Relevanz geordnet.) Stand: 29.11.2021 schema) ab 4 Wochen nach der Janssen-Imp-
Epidemiologisches Bulletin 48 | 2021 2. Dezember 2021 7 fung erfolgen, wobei Spikevax erst ab dem Alter Jugendliche) zu minimieren und den Betrieb dieser von ≥ 30 Jahren und nicht bei Schwangeren ein- Einrichtungen so lange wie möglich aufrecht zu er- gesetzt werden soll. halten, sollten Eltern, LehrerInnen, ErzieherInnen ▶▶ Zur klinischen Wirksamkeit und Sicherheit sowie andere Betreuungspersonen von Kindern (Phase 3-Studiendaten) des homologen Zwei- und Jugendlichen das Impfangebot dringend wahr- Dosis-Regimes für die COVID-19 Vaccine Jans- nehmen. sen liegen bisher nur nicht publizierte, vorläu- fige Daten vor. Die STIKO wird diese Daten nach Verfügbarkeit bewerten. Bei positiver Be- Empfehlung für Schwangere und Stillende wertung wird es auch möglich werden, bei Per- Die STIKO empfiehlt allen ungeimpften Personen sonen im Alter ≥ 60 Jahren eine 2. Impfstoff im gebärfähigen Alter dringend die Impfung gegen dosis der COVID-19 Vaccine Janssen zur Opti- COVID-19, so dass ein optimaler Schutz vor dieser mierung des Impfschutzes ab 8 Wochen nach Erkrankung bereits vor Eintritt einer Schwanger- der 1. Janssen-Impfung zu verwenden. schaft besteht (s. Tab. 3). Empfehlung für Kinder und Jugendliche Noch ungeimpften Schwangeren wird die Impfung im Alter von 12 – 17 Jahren mit 2 Dosen des mRNA-Impfstoffs Comirnaty ab Die STIKO empfiehlt für alle 12 – 17-Jährigen die dem 2. Trimenon empfohlen. Wenn die Schwanger- COVID-19-Impfung mit 2 Dosen des mRNA-Impf- schaft nach bereits erfolgter Erstimpfung festge- stoffs Comirnaty im Abstand von 3 – 6 Wochen (s. stellt wurde, sollte die Zweitimpfung erst ab dem Tab. 1). Für die Impfung soll nur Comirnaty einge- 2. Trimenon durchgeführt werden. Darüber hinaus setzt werden, da in dieser Altersgruppe das Risiko empfiehlt die STIKO ungeimpften Stillenden die des Auftretens einer Myo-/Perikarditis nach Imp- Impfung mit 2 Dosen eines mRNA-Impfstoffs, wo- fung mit Spikevax höher ist als nach Comirnaty. Die bei bei unter 30-Jährigen nur Comirnaty eingesetzt Impfung erfordert eine ärztliche Aufklärung unter werden soll, da in dieser Altersgruppe das Risiko Berücksichtigung des Nutzens und des Risikos, die des Auftretens einer Myo-/Perikarditis nach Imp- auch für die betroffenen Kinder und Jugendlichen fung mit Spikevax höher ist als nach Comirnaty. verständlich sein muss. Bereits 2-mal geimpften Schwangeren soll unab- Kinder und Jugendliche, die aufgrund einer Vorer- hängig vom Alter ab dem 2. Trimenon eine Auf krankung ein erhöhtes Risiko für einen schweren frischimpfung mit dem mRNA-Impfstoff Comirnaty COVID-19-Verlauf (s. Tab. 3) haben, sollen bevorzugt angeboten werden, auch wenn für diese Gruppe berücksichtigt werden. Gleiches gilt für Kinder und bisher keine Daten zu einer Auffrischimpfung vor- Jugendliche ab 12 Jahren, in deren Umfeld sich An- liegen. gehörige oder andere Kontaktpersonen mit hoher Gefährdung für einen schweren COVID-19-Verlauf befinden, die selbst nicht geimpft werden können Empfehlungen zur Auffrischimpfung oder bei denen anzunehmen ist, dass auch nach Die STIKO empfiehlt eine COVID-19-Auffrischimp- Impfung kein ausreichender Schutz besteht (z. B. fung allen Personen im Alter ≥ 18 Jahren. Ziel der Menschen unter immunsuppressiver Therapie). Auffrischimpfung ist die Aufrechterhaltung des Individualschutzes sowie die Reduktion der Trans- Für Jugendliche, die arbeitsbedingt entweder ein er- mission von SARS-CoV-2 in der Bevölkerung. Bei- höhtes Expositionsrisiko aufweisen oder engen des trägt zu einer Verhinderung schwerer Erkran- Kontakt zu vulnerablen Personengruppen haben, kungs- und Todesfälle und somit zu einer Entlas- besteht eine berufliche Impfindikation (s. Tab. 3, Ab- tung des Gesundheitssystems in Deutschland wäh- schnitt G). rend der aktuellen wie auch möglichen nachfol- genden Infektionswellen bei. Dieser zuletzt ge- Um Viruseinträge in Gemeinschaftseinrichtungen nannte epidemiologische Effekt ist nicht kurzfristig (Schulen und andere Einrichtungen für Kinder und zu erreichen.
Epidemiologisches Bulletin 48 | 2021 2. Dezember 2021 8 Unabhängig davon, welcher Impfstoff bei der Die STIKO empfiehlt die COVID-19-Auffrischimp- Grundimmunisierung verwendet wurde, soll für fungen in der Regel im Abstand von 6 Monaten zur die Auffrischimpfung ein mRNA-Impfstoff einge- letzten Impfstoffdosis der Grundimmunisierung setzt werden: durchzuführen. Eine Verkürzung des Impfabstan- ▶▶ Für Personen < 30 Jahren wird ausschließlich des auf 5 Monate kann im Einzelfall, bei Vorliegen der Einsatz von Comirnaty empfohlen. medizinischer Gründe, oder bei ausreichenden ▶▶ Hingegen sind für Personen im Alter ≥ 30 Jah- Impfkapazitäten erwogen werden. ren beide derzeit verfügbaren mRNA-Impfstof- fe (Comirnaty und Spikevax) gleichermaßen ge- Wegen des höheren Risikos für einen schweren Ver- eignet. lauf von COVID-19 und des verzögerten Eintritts ▶▶ Comirnaty ist für die Auffrischimpfung in der- des gewünschten epidemiologischen Effekts einer selben Dosierung wie für die Grundimmunisie- reduzierten Transmission sollen ältere oder rung zugelassen. Spikevax ist für die Auffrisch vorerkrankte Personen bei den Auffrischimpfungen impfung von Immungesunden in der halben bevorzugt berücksichtigt werden, um diese Perso- Dosierung (50 µg) zugelassen. nen möglichst rasch gut zu schützen und eine ▶▶ Für die Auffrischimpfung soll möglichst der schnelle Entlastung der medizinischen Versor- mRNA-Impfstoff verabreicht werden, der bei gungsstrukturen zu erreichen. Auch bisher Unge der Grundimmunisierung zur Anwendung ge- impfte sollen vordringlich geimpft werden. kommen ist. Wenn dieser nicht verfügbar ist, kann auch der jeweils andere mRNA-Impfstoff Folgenden Personen soll prioritär eine Auffrisch eingesetzt werden. impfung angeboten werden: ▶▶ Personen im Alter von ≥ 70 Jahren Hinsichtlich der Begründung des Impfabstandes ▶▶ BewohnerInnen und Betreute in Einrichtungen und der Durchführung der Auffrischimpfung sind der Pflege für alte Menschen. Aufgrund des er- folgende Aspekte zu bedenken: höhten Ausbruchspotenzials sind hier Bewoh- ▶▶ Auf der Basis aller derzeit verfügbaren Daten ist nerInnen und Betreute jeglichen Alters einge- festzustellen, dass immungesunde Personen schlossen. durch die COVID-19-Impfstoffe vor schweren ▶▶ Personen mit einer ID (Details siehe unten Erkrankungsverläufen für mindestens 6 Mona- „Empfehlung zur COVID-19-Impfung von Per- te anhaltend gut geschützt sind. Im höheren Al- sonen mit Immundefizienz“) ter und bei Personen mit ID sieht man etwas ▶▶ Pflegepersonal und andere Tätige, die direkte frühzeitiger einen deutlich nachlassenden Impf- Kontakte mit mehreren zu pflegenden Perso- schutz vor schweren Erkrankungsverläufen. nen haben, in Einrichtungen der Pflege für ▶▶ Mit zunehmendem Zeitabstand zur Grundim- (i) alte Menschen oder (ii) für andere Menschen munisierung können sich auch Geimpfte mit mit einem erhöhten Risiko für schwere SARS-CoV-2 infizieren und dann das Virus ent- COVID-19-Verläufe weder ohne eigene Symptome oder im Rahmen ▶▶ Personal in medizinischen Einrichtungen mit einer milden Erkrankung weitergeben. Eine direktem PatientInnenkontakt Auffrischimpfung kann die SARS-CoV-2-Über- tragung von infizierten Geimpften auf andere Personen, die eine SARS-CoV-2-Infektion durchge- Personen deutlich reduzieren. macht und danach 1 Impfstoffdosis erhalten haben, ▶▶ Aufgrund der gegenwärtig eingeschränkten sollen in der Regel 6 Monate nach der vorangegan- Impfkapazitäten erscheint eine generelle Ver- genen Impfung eine Auffrischimpfung erhalten. kürzung des Impfabstands auf unter 6 Monate aktuell nicht durchführbar. Zur Maximierung Personen, die nach COVID-19-Impfung (unabhän- des Effekts der Impfung auf die Krankheitslast gig von der Anzahl der Impfstoffdosen) eine SARS- sollen zuerst Risikopersonen eine Auffrisch CoV-2-Infektion durchgemacht haben, sollen im impfung erhalten. Abstand von 6 Monaten nach Infektion ebenfalls eine Auffrischimpfung erhalten.
Epidemiologisches Bulletin 48 | 2021 2. Dezember 2021 9 Die Zulassung der Auffrischimpfung gilt ab 18 Jah- Allen Personen mit ID soll in der Regel 6 Monate ren. Eine Auffrischimpfung kann in Einzelfällen bei nach einer COVID-19-Grundimmunisierung (ho- beruflicher Indikation (z. B. Tätigkeit im SeniorIn- mologes oder heterologes Impfschema) eine Auf nenheim oder Krankenhaus) auch bei Jugendlichen frischimpfung mit einem mRNA-Impfstoff angebo- erwogen werden. ten werden. Für die Auffrischimpfung soll in der Regel der mRNA-Impfstoff verabreicht werden, der Wann und für wen ggf. in Zukunft nach der ersten bei der Grundimmunisierung zur Anwendung ge- Auffrischimpfung weitere Auffrischimpfungen kommen ist. Wenn dieser nicht verfügbar ist, kann empfohlen werden, kann derzeit noch nicht gesagt auch der jeweils andere mRNA-Impfstoff einge- werden. setzt werden. Für Personen ab 12 Jahren mit ID ist Comirnaty als 3. Impfstoffdosis zugelassen. Die Do- sierung (30 μg) für die Auffrischimpfung ist diesel- Empfehlung zur COVID-19-Impfung von be wie für die Grundimmunisierung. Spikevax ist Personen mit Immundefizienz (ID) für die 3. Impfstoffdosis von PatientInnen mit ID Immunsupprimierende oder immunmodulierende mit der für die Grundimmunisierung verwendeten Therapien können prinzipiell auch bei einer anste- Dosierung (100 μg) ab einem Alter von 12 Jahren henden Impfstoffgabe weitergeführt werden. Emp- zugelassen; die STIKO empfiehlt den Einsatz des fehlenswert für den bestmöglichen Impferfolg ist Impfstoffs jedoch erst ab dem Alter von 30 Jahren eine möglichst geringe Immunsuppression zum (siehe oben). Zeitpunkt der Impfung. So sollte z. B. der Impfzeit- punkt in die Mitte der Verabreichungsintervalle der Bei schwer immundefizienten Personen mit einer immunsupprimierenden oder immunmodulieren- erwartbar stark verminderten Impfantwort (s. Tab. 4) den Medikation gelegt werden. Bei geplanter anti- kann die 3. Impfstoffdosis bereits 4 Wochen nach neoplastischer Therapie („Chemotherapie“) soll die der 2. Impfstoffdosis als Optimierung der primären Impfung mindestens 2 Wochen vor deren Beginn Impfserie verabreicht werden. Über den Zeitpunkt erfolgen, um eine suffiziente Immunantwort zu er- einer Auffrischimpfung nach der primären Impf möglichen. Eine Handreichung findet sich in den serie bestehend aus 3 Impfstoffdosen muss bei die- Anwendungshinweisen der STIKO zum Impfen bei sen Personen im Einzelfall entschieden werden (sie- verschiedenen Erkrankungen mit ID und unter im- he auch 11. Aktualisierung der COVID-19-Impfemp- munsuppressiver Therapie. fehlung der STIKO). Bisher ungeimpfte Personen mit einer ID sollen zu- Eine serologische Antikörpertestung wird nicht nächst eine Impfserie mit einem mRNA-Impfstoff grundsätzlich empfohlen. Der Wert, der einen fort- erhalten (bestehend aus 2 Impfstoffdosen im Ab- bestehenden Schutz bedeutet und damit eine stand von 3 – 6 [Comirnaty] bzw. 4 – 6 Wochen [Spike 3. Impfstoffdosis unnötig machen würde, ist nicht vax in der Dosierung 100 μg]). Bei Personen < 30 Jah- bekannt. ren empfiehlt die STIKO aufgrund des höheren Myo-/Perikarditisrisikos, welches bei der Impfung Lediglich bei schwer immundefizienten Personen mit Spikevax in dieser Altersgruppe beobachtet wur- mit einer erwartbar stark verminderten Impfant- de, ausschließlich die Verwendung von Comirnaty. wort (s. Tab. 4) soll frühestens 4 Wochen nach der 2. Impfstoffdosis UND frühestens 4 Wochen nach Personen mit einer ID, die bisher als 1. Impfstoff der 3. Impfstoffdosis jeweils eine serologische Un- dosis einen Vektor-basierten Impfstoff (Vaxzevria tersuchung auf spezifische Antikörper gegen das oder COVID-19 Vaccine Janssen) erhalten haben, sol- SARS-CoV-2-Spikeprotein erfolgen (Gesamtprotein, len derzeit als weitere Impfstoffdosis einen mRNA- S1-Untereinheit oder Rezeptorbindungsdomäne). Impfstoff (im Alter < 30 Jahre nur Comirnaty) im Die Blutentnahme für die erste Antikörpermessung Abstand von > 4 Wochen erhalten. kann am selben Termin durchgeführt werden, an dem die 3. Impfstoffdosis verabreicht wird; in die- sem Fall wird das Antikörperergebnis für die Gabe
Epidemiologisches Bulletin 48 | 2021 2. Dezember 2021 10 Überprüfung Weiteres COVID-19-mRNA- der Impfantwort Vorgehen bezgl. Therapie bzw. Grunderkrankung Grundimmunisierung vor und ≥ 4 Wochen der COVID-19- (2 Impfstoffdosen) nach der Immunisierung 3. Impfstoffdosis Therapien ohne relevante Einschränkung der Impfantwort (Beispiele) Apremilast, Dimethylfumarat, Glatirameracetat, Typ I Interferon (IFN-β)1 Systemische, kurzzeitige (< 2 Wochen) Glukokortikoidtherapie mit niedriger Dosierung (Erwachsene: < 10 mg Prednisolonäquivalent/Tag, Kinder: < 0,2mg Prednisolonäquivalent/kg KG/Tag) Niedrig-potente Immunsuppressiva: Methotrexat (MTX): (Erwachsene: ≤ 20 mg/Wo; Kinder: ≤ 15 mg/m2 KOF/ Woche), Ciclosporin (Kinder und Erwachsene: ≤ 2,5 mg/kg KG/Tag), Auffrischimpfung Leflunomid (Erwachsene: ≤ 20 mg/Tag, Kinder: ≤ 0,5 mg/kg KG/Tag), Ja nach in der Regel Nein Azathioprin (< 3 mg/kg KG/Tag) 6 Monaten JAK-Inhibitoren, z. B. Tofacitinib (Erwachsene: ≤ 5 –10 mg/Tag) Einige niedrig-potente Biologika (z.B. Anti-TNF [Infliximab] bei niedriger Dosierung [≤ 3 mg/kg KG alle 8 Wochen]; Antikörper gegen IL-1 [z.B. Canakinumab], IL-6R [z.B. Toculizumab], IL-17A [z.B. Secukinumab], IL-23 [z.B. Risankizumab]; Anti-B-Lymphozyten-Stimulator [anti-BLyS/ BAFF; Belimumab] Erkrankungen, die von sich aus zu keiner relevanten Einschränkung der Impfantwort führen (Beispiele) Autoimmunkrankheiten (unbehandelt): z. B. rheumatoide Arthritis, Systemischer Lupus Erythematodes, Multiple Sklerose Auffrischimpfung Ja nach in der Regel Nein Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen 6 Monaten HIV-Infektion mit > 200 CD4-Zellen und ohne nachweisbare Viruslast Therapien mit relevanter Einschränkung der Impfantwort (Beispiele) Systemische Glukokortikoidtherapie mit intermediärer Dosierung (10 – 20 mg Prednisolonäquivalent/Tag, > 2 Wochen) oder hoher Dosierung (> 1 mg Prednisolonäquivalent/kg KG/Tag, > 2 Wochen) oder i. v. Stoßtherapie mit sehr hohen Dosen (z. B. 10 – 20 mg/kg KG/Tag Prednisolon-Äquivalent über 3 – 5 Tage in monatlicher Wiederholung) Optimierung der MTX: Erwachsene: > 20 mg/Woche; Kinder: > 15 mg/m2 KOF/Woche primären Impfserie durch zusätzliche Azathioprin (≥ 3 mg/kg KG/Tag) Ja Ja Impfstoffdosis im Cyclophosphamid Abstand ≥ 4 Wochen Mycophenolat-Mofetil Biologika mit schwerer immunsuppressiver Wirkung (z. B. Biologika mit B-Zell-depletierender Wirkung wie anti-CD20- Antikörper [Ocrelizumab, Rituximab]; CTLA4-Ig [Abatacept] Fingolimod) Erkrankungen, die direkt oder infolge der notwendigen Therapie mit einer relevanten Einschränkung der Impfantwort einhergehen (Beispiele) Schwere primäre (angeborene) Immundefekte Z. n. Transplantation eines soliden Organs Optimierung der Z. n. Stammzelltransplantation (mit noch unvollständiger Rekonstitution) primären Impfserie Ja durch zusätzliche Ja HämodialysepatientInnen Impfstoffdosis im Abstand ≥ 4 Wochen Krebserkrankungen unter immunsuppressiver, antineoplastischer Therapie HIV-Infektion mit ≤ 200 CD4-Zellen und/oder nachweisbarer Viruslast Tab. 4 | COVID-19-mRNA-Impfung und Kontrolle der SARS-CoV-2-Spikeprotein-Antikörper bei PatientInnen mit Immundefizienz in Abhängigkeit des erwarteten Impfansprechens. Orientierende Einordnung der erwarteten Impfantwort infolge häufiger Erkrankungen bzw. häufig verwendeter Therapeutika mit unterschiedlich starker immunsuppressiver Wirkung (der Grad der Immundefizienz ist nicht nur vom Arzneimittel, sondern auch von patientInneneigenen Faktoren abhängig). Die Aufzählung in der Tabelle ist nicht abschließend, sondern hat beispielhaften Charakter. kg = Kilogramm; KG = Körpergewicht; KOF = Körperoberfläche; 1 Die suppressive Wirkung dieser Substanzen auf die Immunantwort nach anderen Impfungen ist nach gegenwärtiger Studienlage variabel oder – wie im Falle der COVID-19-mRNA-Impfung – noch nicht untersucht, weswegen hier eine Auffrischimpfung nach 6 Monaten empfohlen wird.
Epidemiologisches Bulletin 48 | 2021 2. Dezember 2021 11 der 3. Impfstoffdosis nicht abgewartet. Eine 2- oder ihres Alters und ihrer Entwicklung die erforder- mehrmalige Messung ermöglicht bei initial fehlen- liche Einsichts- und Entscheidungsfähigkeit be- der oder niedriger Antikörperantwort die Beobach- sitzen, ist auch ihr Wille zu berücksichtigen, so- tung eines ggf. einsetzenden Impferfolgs (Antikör- dass ein Konsens zwischen den Minderjährigen perdynamik). Sollten nach der 3. Impfstoffdosis sowie den zur Einwilligung Berechtigten vorlie- unverändert sehr niedrige oder keine spezifischen gen sollte. In Fällen von widersprüchlichen Ein- Antikörper messbar sein, sind die betroffenen Pati stellungen der gemeinsam Sorgeberechtigten entInnen über den möglicherweise fehlenden Im- ist bei gerichtlichen Auseinandersetzungen in munschutz aufzuklären. der Regel davon auszugehen, dass dem/der Sorgeberechtigten die Entscheidungsbefugnis Für Personen ohne ausreichenden Immunschutz übertragen wird, der/die die Impfung befür- ist die Einhaltung von Abstands- und Hygiene wortet (s. hierzu auch OLG Frankfurt a.M., Be- regeln besonders wichtig. Es gilt in besonderer Wei- schluss v. 17.08.2021, Az. 6 UF 120/21). se auf eine umfassende Impfung aller Kontaktper- ▶▶ Bei der Impfung sind die Anwendungshinwei- sonen hinzuwirken. Über das weitere Vorgehen bei se in den Fachinformationen zum jeweiligen diesen PatientInnen muss individuell entschieden Impfstoff sowie die veröffentlichten Rote-Hand- werden. Briefe zu beachten. ▶▶ Auch bei sehr alten Menschen oder Menschen Bei Personen mit ID, die eine gesicherte SARS- mit progredienten Krankheiten, die sich in ei- CoV-2-Infektion durchgemacht haben, muss im nem schlechten Allgemeinzustand befinden, Einzelfall entschieden werden, ob eine 1-malige muss die Impffähigkeit gegeben sein. Bei die- Impfstoffdosis ausreicht oder eine vollständige sen Gruppen sollte ärztlich geprüft werden, ob Impfserie verabreicht werden sollte. Dies hängt ihnen die Impfung empfohlen werden kann. maßgeblich von Art und Ausprägung der ID ab. ▶▶ Die Impfung ist strikt intramuskulär (i. m.) und keinesfalls intradermal, subkutan oder intravas- Kontaktpersonen von Personen mit ID sollen unbe- kulär (i. v.) zu verabreichen. Bei PatientInnen dingt vollständig geimpft sein (dies gilt auch für an- unter Antikoagulation soll die Impfung eben- dere Impfungen, z. B. gegen Influenza) und sollten falls i. m. mit einer sehr feinen Injektionskanüle im Umgang mit schwer immundefizienten Perso- und einer anschließenden festen Kompression nen auf konsequentes Tragen eines medizinischen der Einstichstelle über mindestens 2 Minuten Mund-Nasen-Schutz achten. erfolgen. ▶▶ Zwischen COVID-19-Impfungen und der Ver- Engen Haushaltskontaktpersonen (≥ 18 Jahren) von abreichung anderer Totimpfstoffe muss kein schwer immundefizienten Personen (s. Tab. 4) soll Impfabstand eingehalten werden. Sie können eine Auffrischimpfung mit einem mRNA-Impfstoff auch zeitgleich gegeben werden. Zu Impfun- in der Regel 6 Monate nach der primären COVID-19- gen mit Lebendimpfstoffen soll hingegen ein Impfserie angeboten werden, insbesondere, wenn Mindestabstand von 14 Tagen vor und nach je- die Person mit der schweren ID nicht oder nicht aus- der COVID-19-Impfung eingehalten werden. reichend auf die COVID-19-Impfung angesprochen ▶▶ Es besteht keine Notwendigkeit, vor Verabrei- hat. chung einer COVID-19-Impfung das Vorliegen einer akuten asymptomatischen oder (uner- kannt) durchgemachten SARS-CoV-2-Infektion Hinweise zur praktischen Umsetzung labordiagnostisch auszuschließen. ▶▶ Es ist nicht empfohlen vor der Verabreichung Durchführung der Impfung der Auffrischimpfung mittels serologischer An- ▶▶ Eine COVID-19-Impfung setzt eine sorgfältige tikörpertestung zu prüfen, ob weiterhin ein Aufklärung der zu impfenden Person bzw. des Schutz vor COVID-19 besteht. Der Wert, der für Vorsorgebevollmächtigten oder Sorgeberechtig- das Individuum einen Schutz vor Erkrankung ten voraus. Bei Minderjährigen, die aufgrund anzeigt, ist nicht bekannt. Sicherheitsbedenken
Epidemiologisches Bulletin 48 | 2021 2. Dezember 2021 12 für eine Auffrischimpfung bei noch bestehen- b) Da bei einer serologisch bestätigten Infektion1 der Immunität gibt es nicht. keine sichere Aussage über den Infektionszeit- ▶▶ Sollte der empfohlene maximale Abstand zwi- punkt getroffen werden kann, soll die notwen- schen der 1. und 2. Impfstoffdosis überschritten dige einzelne Impfstoffdosis bereits ab 4 Wo- worden sein, kann die Impfserie dennoch fort- chen nach der Labordiagnose gegeben werden. gesetzt werden und muss nicht neu begonnen c) Bei Personen mit ID, die eine SARS-CoV-2- werden. Infektion durchgemacht haben, muss im Ein- ▶▶ Eine akzidentelle COVID-19-Impfung im 1. Tri- zelfall entschieden werden, ob eine 1-malige menon der Schwangerschaft ist keine Indika Impfstoffdosis zur Grundimmunisierung aus- tion für einen Schwangerschaftsabbruch. Eine reicht oder eine vollständige Impfserie verab- COVID-19-Impfung von Stillenden ist bei un- reicht werden sollte. Dies hängt maßgeblich kompliziertem Verlauf auch im Wochenbett von Art und Ausprägung der ID ab. möglich. d) Personen ≥ 18 Jahre, die nach SARS-CoV-2 ▶▶ Personen, die im Ausland bereits mit nicht in Infektion bereits 1-malig geimpft wurden, sol- der EU zugelassenen COVID-19-Impfstoffen len zur Aufrechterhaltung des Schutzes eine geimpft wurden, benötigen gemäß aktueller Auffrischimpfung im Abstand von 6 Monaten Rechtslage und unter Berücksichtigung der zur vorangegangenen Impfung erhalten. altersentsprechenden Impfempfehlungen eine e) Für das Vorgehen zur Grundimmunisierung erneute Impfserie (s. Tab. 1), um in der EU den und Auffrischimpfung bei Personen, die bereits Status als Geimpfte zu erlangen. Die Impfserie vor einer SARS-CoV-2-Infektion geimpft wur- soll in einem Mindestabstand von ≥ 28 Tagen den, siehe Tabelle 5. Bei Personen, die mehrere begonnen werden. In solchen Fällen sollen die SARS-CoV-2-Infektionen durchgemacht haben, zu impfenden Personen darauf hingewiesen muss im Einzelfall in Abhängigkeit vom Vorlie- werden, dass vermehrte lokale und systemische gen einer ID, dem Alter, der Zeitpunkte der In- Reaktionen auftreten können. Die impfenden fektionen und den Lebensumständen (z. B. ÄrztInnen werden gebeten, auf das Auftreten BewohnerInnen von SeniorInnenheimen) über verstärkter Impfreaktionen aktiv zu achten und das weitere Vorgehen entschieden werden. diese ggf. an das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) zu melden. Verhalten nach der COVID-19-Impfung und mögliche unerwünschte Wirkungen Impfung von Personen, die eine gesicherte ▶▶ Im Allgemeinen wird eine Nachbeobachtungs- SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht haben zeit nach der COVID-19-Impfung von mindes- Die derzeit verfügbaren klinischen und immunolo- tens 15 Minuten empfohlen. Längere Nachbeob- gischen Daten belegen eine Schutzwirkung für achtungszeiten (30 Minuten) sollten vorsichts- mindestens 6 – 10 Monate nach überstandener halber bei bestimmten Risikopersonen einge- SARS-CoV-2-Infektion. halten werden, z. B. bei Personen mit schweren kardialen oder respiratorischen Grunderkran- a) Personen, die eine durch PCR-Testung gesi- kungen oder mit stärkeren oder anaphylakti- cherte1 SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht schen Reaktionen auf Impfungen in der Anam- haben, sollen 1 COVID-19-Impfstoffdosis in der Regel 6 Monate nach der Infektion erhalten (s. Tab. 5). Die Gabe der 1-maligen Impfstoffdo- 1 Der Nachweis einer gesicherten, durchgemachten sis ist bereits ab 4 Wochen nach dem Ende der SARS-CoV-2-Infektion kann durch direkten Erregernach- weis (PCR) zum Zeitpunkt der Infektion oder durch den COVID-19-Symptome möglich, wenn z. B. eine Nachweis von spezifischen Antikörpern erfolgen, die Exposition gegenüber neu aufgetretenen Virus- eine durchgemachte Infektion beweisen. Die labordiag- varianten anzunehmen ist, gegen die eine nostischen Befunde sollen in einem nach der Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung labora- durchgemachte SARS-CoV-2-Infektion alleine toriumsmedizinischer Untersuchungen (RiLiBÄK) keinen längerfristigen Schutz vermittelt (im- arbeitenden oder nach DIN EN ISO 15189 akkreditierten mune escape-Varianten). Labor erhoben worden sein.
Epidemiologisches Bulletin 48 | 2021 2. Dezember 2021 13 SARS-CoV-2-Infektions- bzw. COVID-19-Impfanamnese Weiteres Vorgehen 1. Ereignis 2. Ereignis Grundimmunisierung Auffrischimpfung (≥ 18-Jahre) Bei PCR-Nachweis 1 Impfstoffdosis in der 1 Regel 6 Monate2 nach Infektion; SARS-CoV-2-Infektion – Bei serologischem Nachweis1 1 Impfstoffdosis im Abstand von 4 Wochen zur Labordiagnose 1 Impfstoffdosis ≥ 4 Wochen (serologische Diagnose) SARS-CoV-2-Infektion bzw. > 6 Monate2 Comirnaty (≥ 18-Jährige) (PCR-basierte Diagnose) Keine weitere Impfstoffdosis zur Grundimmunisierung notwendig oder Spikevax (50 µg) nach Infektion (≥ 30-Jährige) im Abstand von 2 Impfstoffdosen nach einem in der Regel 6 Monaten zur SARS-CoV-2-Infektion von der STIKO empfohlenem vorangegangenen Impfstoff- Impfschema dosis oder zur vorangegan Bei PCR-Nachweis1 1 Impfstoffdosis in der genen Infektion (je nachdem, SARS-CoV-2-Infektion Regel 6 Monate2 nach Infektion; welches Ereignis zuletzt 1 Impfstoffdosis aufgetreten ist) < 4 Wochen nach Impfung Bei serologischem Nachweis1 1 Impfstoffdosis im Abstand von 4 Wochen zur Labordiagnose SARS-CoV-2-Infektion Keine weitere Impfstoffdosis zur 1 Impfstoffdosis ≥ 4 Wochen nach Impfung Grundimmunisierung notwendig 2 Impfstoffdosen SARS-CoV-2-Infektion Tab. 5 | Empfehlung zur Durchführung der Grundimmunisierung und Auffrischimpfung nach durchgemachter SARS-CoV-2- Infektion bei Immungesunden 1 Der Nachweis einer gesicherten, durchgemachten SARS-CoV-2-Infektion kann durch direkten Erregernachweis (PCR) zum Zeitpunkt der Infektion oder durch den Nachweis von spezifischen Antikörpern erfolgen, die eine durchgemachte Infektion beweisen. Die labordiagnostischen Befunde sollen in einem nach der Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssiche- rung laboratoriumsmedizinischer Untersuchungen (RiLiBÄK) arbeitenden oder nach DIN EN ISO 15189 akkreditierten Labor erhoben worden sein. 2 Impfung bereits ab 4 Wochen nach dem Ende der COVID-19-Symptome möglich (s. o.). nese. Maßgeblich für diese Entscheidungen ▶▶ Nach der Impfung mit den mRNA-Impfstoffen sind die Angaben der Person selbst sowie die sind in seltenen Fällen Myo-/Perikarditiden auf- ärztliche Einschätzung des Gesundheitszu- getreten. Betroffen waren bisher überwiegend stands. männliche Kinder und Jugendliche sowie junge ▶▶ Es ist ratsam, in den ersten Tagen nach einer Männer (siehe auch Kapitel 5.3 in der 9. Aktua- Impfung außergewöhnliche körperliche Belas- lisierung der COVID-19-Impfempfehlung der tungen und Leistungssport zu vermeiden. STIKO). Die Komplikationen traten größtenteils ▶▶ Nach den Zulassungen von Comirnaty, Spike- in den ersten 14 Tagen nach der 2. Impfstoff vax, Vaxzevria und COVID-19 Vaccine Janssen dosis auf. Entsprechende Warnhinweise wur- sind einzelne schwerwiegende, allergische den in die Fachinformationen von Comirnaty Unverträglichkeitsreaktionen aufgetreten. Nach und Spikevax aufgenommen. Die Erkrankun- der derzeitigen Datenlage ist ein generell erhöh- gen verliefen meist mild. Treten nach der Imp- tes Risiko für schwerwiegende unerwünschte fung mit einem mRNA-Impfstoff Atemnot, Wirkungen für Personen mit vorbekannten Rhythmusstörungen oder Brustschmerzen auf, allergischen Erkrankungen bei Impfung mit sollen die Betroffenen umgehend ärztliche Hilfe mRNA-Impfstoffen nicht anzunehmen, sofern in Anspruch nehmen. Über theoretisch denk keine Allergie gegen einen Inhaltsstoff der je- bare Spätfolgen einer solchen Myokarditis kön- weiligen Vakzine vorliegt (z. B. Polyethylengly- nen zurzeit keine Aussagen gemacht werden. kol im Falle der COVID-19-mRNA-Impfstoffe). ▶▶ Tritt nach einer Impfung mit einem mRNA- Zur weiteren Information wird auf die „Empfeh- Impfstoff eine Myo- oder Perikarditis auf, sollte lung zur Coronaimpfung für Allergikerinnen in der Regel auf die Verabreichung weiterer und Allergiker“ des PEI und das Flussdiagramm Impfstoffdosen verzichtet werden. Eine erneu- zum Vorgehen bei positiver Allergieanamnese te Impfung mit einem mRNA-Impfstoff oder vor COVID-19-Impfung verwiesen. einem anderen COVID-19-Impfstoff kann im
Epidemiologisches Bulletin 48 | 2021 2. Dezember 2021 14 Einzelfall erwogen werden, wenn ein hohes beginnende und dann anhaltende Kopfschmer- i ndividuelles Risiko für einen schweren zen klagen oder punktförmige Hautblutungen COVID-19-Verlauf bzw. ein hohes individuelles auftreten. Weitere Informationen und Hinwei- Infektionsrisiko vorliegt. se zur Diagnostik und Therapie findet man in ▶▶ Sehr seltene Fälle von Thrombosen in Kombi- der Stellungnahme der Gesellschaft für Throm- nation mit Thrombozytopenien sind 4 – 21 Tage bose- und Hämostaseforschung (GTH). nach der Impfung mit Vaxzevria aufgetreten ▶▶ Für die Meldungen von über das übliche Maß (sog. Thrombose mit Thrombozytopenie Syn- hinausgehenden Impfreaktionen und -kompli- drom [TTS], vormals Vakzine-induzierte im- kationen soll das etablierte Verfahren verwendet munthrombotische Thrombozytopenie [VITT]). werden (siehe Kapitel 4.9 „Impfkomplikationen Aufgefallen sind vor allem Hirnvenenthrombo- und deren Meldung“ in den STIKO-Impfemp- sen (sogenannte Sinus venosus Thrombosen; fehlungen 2020/2021; Meldeformular des PEI. SVT). Aber auch andere thrombotische Ereig- Regelmäßige Berichte des PEI zur Sicherheit nisse wie Mesenterialvenenthrombosen und von COVID-19-Impfstoffen sind hier zu finden. Lungenembolien sind berichtet worden. Einzel- ne Fälle waren auch kombiniert mit erhöhter Postexpositionelle Impfung und Gerinnungsaktivität oder Blutungen im ganzen Transmissionsrisiko Körper. Auch nach Anwendung der COVID-19 ▶▶ Aktuell ist nicht bekannt, ob nach SARS-CoV-2- Vaccine Janssen sind in den USA sehr seltene Exposition durch eine postexpositionelle Imp- Fälle von TTS überwiegend bei jüngeren Ge- fung der Verlauf der Infektion günstig beein- impften aufgetreten. Entsprechende Warnhin- flusst oder die Erkrankung noch verhindert weise wurden in die Fachinformationen der bei- werden kann. den Impfstoffe aufgenommen. Die STIKO ▶▶ Postmarketing- und Real-Life-Studien haben ge- empfiehlt die Impfung mit den beiden Vektor- zeigt, dass die Virusausscheidung bei Perso- basierten Impfstoffen Vaxzevria und COVID-19 nen, die sich trotz einer abgeschlossenen Impf- Vaccine Janssen nur für Menschen im Alter serie mit SARS-CoV-2 infiziert haben, reduziert ≥ 60 Jahre (für das empfohlene Impfschema ist. Es muss jedoch davon ausgegangen wer- siehe s. Tab. 1), da in dieser Altersgruppe auf- den, dass Menschen nach entsprechender Ex- grund der ansteigenden Letalität einer position trotz Impfung mit oder ohne nachfol- COVID-19-Erkrankung die Nutzen-Risiko- gende Krankheitssymptome infiziert werden Abwägung eindeutig zu Gunsten der Impfung können, dabei SARS-CoV-2 ausscheiden und ausfällt (siehe auch Kapitel 7.2.1.1 in der entsprechend infektiös sein können. Daher ist 4. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfeh- auch bei Geimpften auf bekannte Hygienemaß- lung der STIKO). nahmen und Kontaktreduzierung zu achten. Mit den genannten Vektor-basierten Impfstof- fen Geimpfte sollten darüber aufgeklärt wer- den, dass sie bei Symptomen wie starken an- haltenden Kopfschmerzen, Kurzatmigkeit, Ständige Impfkommission (STIKO) Beinschwellungen, anhaltenden Bauchschmer- beim Robert Koch-Institut zen, neurologischen Symptomen oder punkt- Korrespondenz: STIKO-Geschaeftsstelle@rki.de förmigen Hautblutungen umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen sollten. ÄrztInnen sollten auf Anzeichen und Symptome einer Vorgeschlagene Zitierweise Ständige Impfkommission: Thromboembolie in Kombination mit einer Beschluss der STIKO zur 14. Aktualisierung Thrombozytopenie achten, wenn sich Pati der COVID-19-Impfempfehlung entInnen vorstellen, die kürzlich mit Vektor- basierten COVID-19-Impfstoffen geimpft wur- Epid Bull 2021;48:3 -14 | DOI 10.25646/9326 den. Dies gilt insbesondere, wenn PatientIn- (Dieser Artikel ist online vorab am 29. November nen über später als 3 Tage nach der Impfung 2021 erschienen.)
Epidemiologisches Bulletin 48 | 2021 2. Dezember 2021 15 Wissenschaftliche Begründung der STIKO zur Aktualisierung der Empfehlung der COVID-19-Auffrischimpfung mit einem mRNA-Impfstoff 1. Hintergrund................................................ 15 1. Hintergrund 2. Impfziele..................................................... 16 Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat im Sep- 3. Epidemiologie von COVID-19 und tember und Oktober 2021 in der 11. und 12. Aktuali- Impfquoten in Deutschland....................... 16 sierung ihrer Coronavirus Disease 2019-(COVID-19-) 3.1. SARS-CoV-2-Fallzahlen, Impfempfehlung erste Empfehlungen zur Auf Hospitalisierungen und Todesfälle............ 16 frischimpfung gegeben. Mit dem Ziel, schwere Ver- 3.2. Auslastung der Intensivstationen.............. 17 läufe und Tod durch COVID-19 in der Bevölkerung 3.3. Impfquoten auf Basis des Digitalen Deutschlands so weit wie möglich zu reduzieren, Impfquotenmonitorings (DIM)................. 19 wurde zuerst die Auffrischimpfung für Menschen mit Immundefizienz, Personen ≥ 70 Jahre sowie für 4. Schutzdauer nach Grundimmunisierung BewohnerInnen und Betreute in Einrichtungen der oder SARS-CoV-2-Infektion........................ 19 Pflege für alte Menschen empfohlen. Nach Einschät- 4.1. Studien zur Schutzdauer zung der STIKO ist die Auffrischimpfung in diesen nach COVID-19-Impfung............................ 19 Bevölkerungsgruppen besonders dringlich, da der 4.2. COVID-19-Impfdurchbrüche in Schutz durch die Grundimmunisierung – insbeson- Deutschland................................................ 23 dere im hohen Alter – mit der Zeit nachlässt und für 4.3. Studien zur Schutzdauer nach die Prävention schwerer COVID-19-Verläufe durch durchgemachter SARS-CoV-2-Infektion..... 23 die dominierende Delta-Variante von SARS-CoV-2 eine effiziente Immunantwort notwendig ist. Des 5. Reduktion der Transmission durch Weiteren empfahl die STIKO eine Auffrischimpfung COVID-19-Impfstoffe.................................. 25 auch für das Personal in medizinischen Einrichtun- gen, für Pflegepersonal und andere Tätige in Einrich- 6. Impact der Auffrischimpfung..................... 27 tungen der Pflege, da dort sowohl die Expositions 6.1. Impact auf Basis von epidemio- gefährdung und auch der Anteil vulnerabler Perso- logischen Studien aus Israel...................... 27 nen besonders hoch ist, so dass auch eine SARS- 6.2. Impact der Auffrischimpfung auf Basis CoV-2-Transmission unbedingt vermieden werden von Modellierungsergebnissen.................. 29 muss. Eine Auffrischimpfung soll entsprechend der Zulassung bei immunkompetenten Personen in der 7. Verfügbare Impfstoffe für die Regel sechs Monate nach Abschluss der Grundim- Auffrischimpfung........................................ 30 munisierung erfolgen. Die konkreten Empfehlun- 7.1. Comirnaty (BioNTech/Pfizer)..................... 30 gen zur Auffrischimpfung für Personen mit Immun 7.2. Spikevax (Moderna)................................... 31 defizienz wurden bereits in der 11. Aktualisierung der 7.2.1. Immunogenität (Wildtypstamm COVID-19-Impfempfehlung der STIKO ausführlich Wuhan und VOC Delta)............................. 32 dargestellt. 7.2.2. Sicherheit.................................................... 33 7.3. Heterologe Auffrischimpfung mit Seit Mitte Oktober 2021 ereignet sich in Deutsch- mRNA-Impfstoffen..................................... 34 land die 4. SARS-CoV-2-Infektionswelle der Pande- mie. Die exponentiell ansteigenden Infektionszah- 8. Akzeptanz der Auffrischimpfung............... 36 len führten bereits Anfang November 2021 zu einer 9. Fazit und Impfempfehlung......................... 36 hohen Auslastung der Intensivstationen. Betroffen Literatur...................................................... 39 sind neben ungeimpften Erwachsenen insbesonde-
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