Epidemiologisches Bulletin 48 2021 - RKI

 
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   48 Epidemiologisches
 2021 Bulletin
2. Dezember 2021

                   STIKO: 14. Aktualisierung der
                   COVID-19-Impfempfehlung |
                   Reiseassoziierte Infektionskrankheiten 2020
Epidemiologisches Bulletin          48 | 2021       2. Dezember 2021                                                      2

  Inhalt

  Beschluss der STIKO zur 14. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung                                                      3
  In der 14. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung empfiehlt die STIKO die COVID-19-Auffrischimpfung
  allen Personen im Alter ≥ 18 Jahren. Die Auffrischimpfung soll mit einem mRNA-Impfstoff erfolgen. Für Per-
  sonen < 30 Jahren und Schwangere ab dem 2. Trimenon wird ausschließlich der Einsatz von Comirnaty emp-
  fohlen. Hingegen sind für Personen im Alter ≥ 30 Jahren beide derzeit verfügbaren mRNA-Impfstoffe (Comir-
  naty und Spikevax) gleichermaßen geeignet. (Dieser Beitrag erschien online vorab am 29. November 2021.)

  Wissenschaftliche Begründung der STIKO zur Aktualisierung der Empfehlung
  der COVID-19-Auffrischimpfung mit einem mRNA-Impfstoff                                                                      15
  Die STIKO empfiehlt eine COVID-19-Auffrischimpfung mit einem mRNA-Impfstoff allen Personen im Alter
  ≥ 18 Jahren. Das Ziel der Auffrischimpfung ist die Aufrechterhaltung des Individualschutzes sowie die Reduk-
  tion der Transmission von SARS-CoV-2 in der Bevölkerung. Beides trägt zu einer Verhinderung schwerer
  ­Erkrankungs- und Todesfälle und somit zu einer Entlastung des Gesundheitssystems in Deutschland bei.
   (Dieser Beitrag erschien online vorab am 29. November 2021.)

  Reiseassoziierte Krankheiten 2020                                                                                           42
  Im Jahr 2020 war die Zahl der dem RKI gemeldeten bzw. übermittelten Fälle von reiseassoziierten Infek­
  tionskrankheiten wesentlich niedriger als in den Vorjahren. Ursache für diesen Rückgang waren die nach
  dem 1. Quartal aufgrund der COVID-19-Pandemie stark eingeschränkten Möglichkeiten für Auslandsreisen.
  Am Beispiel der Malaria werden einige Auswirkungen der eingeschränkten Fernreiseaktivitäten aufgezeigt.

  Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten: 47. Woche 2021                                                   44

  Monatsstatistik nichtnamentlicher Meldungen ausgewählter Infektionen: September 2021                                        47

  Impressum
  Herausgeber                                                      Allgemeine Hinweise/Nachdruck
  Robert Koch-Institut                                             Die Ausgaben ab 1996 stehen im Internet zur Verfügung:
  Nordufer 20, 13353 Berlin                                        www.rki.de/epidbull
  Telefon 030 18754 – 0
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  Redaktion                                                        die Meinung des Robert Koch-Instituts wider.
  Dr. med. Jamela Seedat
  Dr. med. Maren Winkler (Vertretung)                              Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons
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  Nadja Harendt (Redaktionsassistenz)
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  Claudia Paape, Judith Petschelt (Vertretung)                     ISSN 2569-5266
  E-Mail: EpiBull@rki.de

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Epidemiologisches Bulletin      48 | 2021      2. Dezember 2021                                         3

  Mitteilung der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut
  Beschluss der STIKO zur 14. Aktualisierung
  der COVID-19-Impfempfehlung

  STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung
  Aktualisierung vom 29. November 2021

  Bei der Coronavirus Disease 2019-(COVID-19-)
  Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission                werden. Eine Verkürzung des Impfabstandes auf
  (STIKO) handelt es sich um eine Indikationsimpf­           5 Monate kann im Einzelfall bei Vorliegen
  empfehlung im Rahmen einer Pandemie. Die                   medizinischer Gründe oder bei ausreichenden
  ­STIKO nimmt kontinuierlich eine Bewertung des             Impfkapazitäten erwogen werden.
   Nutzens und des Risikos der COVID-19-Impfung              Wegen des höheren Risikos für einen schweren
   auf Basis der verfügbaren Daten sowohl für die All-       Verlauf von COVID-19 und des verzögerten
   gemeinbevölkerung als auch für spezielle Zielgrup-        Eintritts des gewünschten epidemiologischen
   pen vor. Sobald neue Impfstoffe zugelassen und            Effekts einer reduzierten Transmission sollen
   verfügbar sind oder neue Erkenntnisse mit Einfluss        ältere oder vorerkrankte Personen bei den
   auf diese Empfehlung bekannt werden, wird die             Auffrischimpfungen bevorzugt berücksichtigt
   STIKO ihre COVID-19-Impfempfehlung aktualisie-            werden, um diese Personen möglichst rasch gut
   ren. Die Publikation jeder Aktualisierung erfolgt im      zu schützen und eine schnelle Entlastung der
   Epidemiologischen Bulletin (Epid Bull) und wird auf       medizinischen Versorgungsstrukturen zu
   der Webseite des Robert Koch-Instituts (RKI) be-          erreichen. Auch bisher Ungeimpfte sollen
   kannt gegeben. Ob es in Zukunft eine Standard­            vordringlich geimpft werden.
   impfempfehlung oder eine Indikationsimpfemp-
                                                             Schwangeren soll unabhängig vom Alter ab dem
   fehlung geben wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt
                                                             2. Trimenon eine Auffrischimpfung mit dem
   noch nicht beurteilt werden.
                                                             mRNA-Impfstoff Comirnaty angeboten werden,
                                                             auch wenn für diese Gruppe bisher keine Daten
   In der hier vorliegenden 14. Aktualisierung               zu einer Auffrischimpfung vorliegen.
   empfiehlt die STIKO die COVID-19-Auffrisch­               Personen, die eine Infektion mit dem Severe
   impfung allen Personen im Alter ≥ 18 Jahren.              Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2
   Die Auffrischimpfung soll mit einem mRNA-                 (SARS-CoV-2) durchgemacht und danach eine
   Impfstoff erfolgen. Für Personen < 30 Jahren              Impfstoffdosis erhalten haben, sollen in der
   wird ausschließlich der Einsatz von Comirnaty             Regel 6 Monate nach der vorangegangenen
   empfohlen. Hingegen sind für Personen im                  Impfung eine Auffrischimpfung erhalten.
   Alter ≥ 30 Jahren beide derzeit verfügbaren               Personen, die nach COVID-19-Impfung
   mRNA-Impfstoffe (Comirnaty und Spikevax)                  (unabhängig von der Anzahl der Impfstoff­
   gleichermaßen geeignet.                                   dosen) eine SARS-CoV-2-Infektion durchge-
   Die COVID-19-Auffrischimpfung soll in der Regel           macht haben, sollen im Abstand von 6 Monaten
   im Abstand von 6 Monaten zur letzten Impfstoff-           nach Infektion ebenfalls eine Auffrischimpfung
   dosis der Grundimmunisierung durchgeführt                 erhalten.
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  Impfziele                                               Impfstoffe
  Das übergeordnete Ziel der COVID-19-Impfemp-            Für die Impfung gegen COVID-19 sind aktuell in
  fehlung der STIKO ist es, schwere Verläufe, Hospi-      der Europäischen Union (EU) vier Impfstoffe zuge-
  talisierungen und Tod sowie Langzeitfolgen durch        lassen. Es handelt sich dabei um zwei mRNA-Impf-
  COVID-19 in der Bevölkerung Deutschlands so weit        stoffe (Comirnaty der Firma BioNTech/Pfizer und
  wie möglich zu reduzieren.                              Spikevax der Firma Moderna; beide zugelassen ab
                                                          12 Jahren) sowie zwei Vektor-basierte Impfstoffe
  ▶▶ Insbesondere Menschen, die infolge von Alter         (Vaxzevria der Firma AstraZeneca und COVID-19
     oder Vorerkrankungen ein hohes Risiko haben,         Vaccine Janssen der Firma Janssen Cilag Interna­
     an COVID-19 schwer zu erkranken oder zu ver-         tional; beide zugelassen ab 18 Jahren). Bei keinem
     sterben, sollen durch die Impfung geschützt          dieser Impfstoffe handelt es sich um einen Lebend­
     werden.                                              impfstoff.
  ▶▶ Ziel der Impfung von Schwangeren und Stillen-
     den ist die Verhinderung schwerer ­COVID-19-         ▶▶ Unter Berücksichtigung der Empfehlung der
     Verläufe und von Todesfällen in dieser Gruppe           STIKO soll Comirnaty ab 12 Jahren, Spikevax ab
     sowie die Verhinderung von mütterlichen und             30 Jahren und Vaxzevria und COVID-19 Vacci-
     fetalen/neonatalen Schwangerschaftskompli-              ne Janssen ab dem Alter von 60 Jahren verwen-
     kationen durch eine SARS-CoV-2-Infektion.               det werden.
  ▶▶ Durch die Impfung von Kindern und Jugendli-          ▶▶ Für eine vollständige Grundimmunisierung
     chen ab 12 Jahren sollen COVID-19-Erkrankun-            sind bei den beiden mRNA-Impfstoffen jeweils
     gen und Hospitalisierungen in dieser Alters-            2 Impfstoffdosen notwendig.
     gruppe sowie denkbare Langzeitfolgen der             ▶▶ Die Grundimmunisierung mit einer 2-maligen
     SARS-CoV-2-Infektion verhindert werden. Zu-             Impfstoffdosis von Vaxzevria empfiehlt die
     sätzliches Ziel ist es, auch indirekte Folgen von       ­STIKO nicht mehr. Es wird empfohlen, nach
     SARS-CoV-2-Infektionen zu reduzieren, wie                1  Impfstoffdosis Vaxzevria 1 Impfstoffdosis eines
     z. B. Isolations- und Quarantänephasen. Die              mRNA-Impfstoffs zu verabreichen (heterologes
     STIKO spricht sich jedoch explizit dagegen aus,          Impfschema).
     dass der Zugang von Kindern und Jugendlichen         ▶▶ Die COVID-19 Vaccine Janssen ist für die
     zur Teilhabe an Bildung, Kultur und anderen              Grund­  immunisierung mit einer 1-maligen
     Aktivitäten des sozialen Lebens vom Vorliegen            Impfstoffdosis zugelassen. Allerdings emp-
     einer Impfung abhängig gemacht wird.                     fiehlt die STIKO hier eine Optimierung des
  ▶▶ Personen mit erhöhtem arbeitsbedingtem                   Impfschutzes durch 1 zusätzliche mRNA-Impf-
     SARS-CoV-2-Expositionsrisiko (berufliche Indi-           stoffdosis.
     kation) sollen prioritär geschützt werden.
  ▶▶ Die COVID-19-Impfung dient auch dem Ziel,            Das von der STIKO empfohlene Vorgehen zur
     die Transmission von SARS-CoV-2 in der ge-           Grundimmunisierung und Auffrischimpfung ist in
     samten Bevölkerung zu reduzieren. Insbeson-          Tabelle 1 und Tabelle 2 abgebildet. Zu Impfungen
     dere in Umgebungen mit einem hohen Anteil            von Personen mit Immundefizienz (ID) siehe
     vulnerabler Personen und/oder einem hohem            „Empfehlung zur COVID-19-Impfung von Perso-
     Ausbruchspotenzial soll durch die Impfung die        nen mit Immundefizienz“ weiter unten.
     Virustransmission weitgehend verhindert wer-
     den, um so einen zusätzlichen Schutz zu be-          Die STIKO empfiehlt für die Durchführung von
     wirken.                                              Auffrischimpfungen einen mRNA-Impfstoff zu ver-
  ▶▶ Die Impfung soll zusätzlich die Aufrechterhal-       wenden, auch wenn für die Grundimmunisierun-
     tung staatlicher Funktionen und des öffentlichen     gen nicht oder nicht mehr von der STIKO empfoh-
     Lebens unterstützen.                                 lene Impfschemata zur Anwendung gekommen
                                                          sind (s. Tab. 2).
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                                                      Grundimmunisierung                                            Auffrischimpfung ≥ 18 Jahre
      Personen­gruppe                                                  Impfstofftyp, bzw.   Impfabstand1                           Mindestabstand zur
                          1. Impfstoffdosis     2. Impfstoffdosis                                           3. Impfstoffdosis
                                                                       Impfschema             (Wochen)                             2. Impfstoffdosis
      ≥ 12 – 29-Jährige   Comirnaty             Comirnaty              mRNA                     3–6         Comirnaty
                          Comirnaty             Comirnaty              mRNA                     3–6         Comirnaty2
      ≥ 30 – 59-Jährige
                          Spikevax (100 µg)     Spikevax (100 µg)      mRNA                     4–6         Spikevax (50 µg)2,6
                          Comirnaty             Comirnaty              mRNA                     3–6         Comirnaty2
                          Spikevax (100 µg)     Spikevax (100 µg)      mRNA                     4–6         Spikevax (50 µg)2,6
                                                                       Heterologes
                          Vaxzevria             Comirnaty                                       ab 4        Comirnaty2
                                                                       Impfschema5
                                                                       Heterologes
                          Vaxzevria             Spikevax (100 µg)                               ab 4        Spikevax (50 µg)2,6
                                                                       Impfschema5                                                 in der Regel
      ≥ 60-Jährige                                                                                                                 6 Monate
                          COVID-19 Vaccine                             Heterologes
                                                Comirnaty                                       ab 4        Comirnaty2
                          Janssen3,4                                   Impfschema
                          COVID-19 Vaccine                             Heterologes
                                                Spikevax (100 µg)                               ab 4        Spikevax (50 µg)2,6
                          Janssen3,4                                   Impfschema
      Schwangere
                          Comirnaty             Comirnaty              mRNA                     3–6         Comirnaty
      jeden Alters
      Personen, die
                                                                                                            Comirnaty
      einen in der EU
                          Erneute Impfserie mit einem in der EU                                             (≥ 18-Jährige) oder
      nicht zugelasse-                                                                          ab 4
                          zugelassenen Impfstoff                                                            Spikevax (50 µg)
      nen Impfstoff
                                                                                                            (≥ 30-Jährige)6
      erhalten haben

  Tab. 1 | Von der STIKO empfohlene Impfstoffe und Impfabstände zur Grundimmunisierung und Auffrischimpfung von Immun-
  gesunden gegen COVID-19 (Stand: 29.11.2021)
  1 Sollte der empfohlene Abstand zwischen der 1. und 2. Impfstoffdosis überschritten worden sein, kann die Impfserie dennoch
       fortgesetzt werden und muss nicht neu begonnen werden.
  2 Für die Auffrischimpfung soll möglichst der mRNA-Impfstoff verwendet werden, der bei der Grundimmunisierung zur
       Anwendung kam. Wenn dieser nicht verfügbar ist, kann bei ≥ 30-Jährigen der jeweils andere mRNA-Impfstoff verwendet
       werden. Die STIKO betrachtet in der Altersgruppe ≥ 30 Jahre die beiden mRNA-Impfstoffe als gleichwertig.
  3    Bisher ist die COVID-19 Vaccine Janssen nur in einem Ein-Dosis-Regime zugelassen. Zur klinischen Wirksamkeit und
       Sicherheit des Zwei-Dosis-Regimes (Phase 3-ENSEMBLE 2-Studie) gibt es bisher nur eine Pressemitteilung des Herstellers
       vom 21. September 2021.
  4    Für dieses optimierte Grundimmunisierungsregime gibt es bisher keine publizierten Immunogenitäts-, Sicherheits- und
       Wirksamkeitsdaten. Die Empfehlung beruht auf immunologischer Plausibilität und der Analogie zur heterologen Vaxzevria/
       mRNA-Impfung.
  5    Für eine ausführliche Darstellung der Immunogenität, Sicherheit und Wirksamkeit dieses heterologen Impfregimes siehe
       8. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung der STIKO.
  6    Für die Auffrischimpfung von Personen mit Immundefizienz soll Spikevax in einer Dosierung von 100 µg verwendet werden
       (siehe 11. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung der STIKO).

                            Schema der durchgeführten Grundimmunisierung                                  Auffrischimpfung ≥ 18 Jahre
      Personengruppe
                          1. Impfstoffdosis               2. Impfstoffdosis           3. Impfstoffdosis           Mindestabstand zur 2. Impfstoffdosis
                          Vaxzevria                       Vaxzevria
                          mRNA-Impfstoff                  Vektorbasierter Impfstoff   Comirnaty (≥ 18-Jährige)
      ≥ 18-Jährige        COVID-19 Vaccine Janssen        Vaxzevria                   oder Spikevax (50 µg)       in der Regel 6 Monate
                                                                                      (≥ 30-Jährige)1,2,3
                                                          COVID-19 Vaccine
                          Vaxzevria
                                                          Janssen

  Tab. 2 | Vorgehen zur Auffrischimpfung gegen COVID-19 bei Impfschemata, die von den aktuellen STIKO-Empfehlungen zur
  Grundimmunisierung abweichen (Stand: 29.11.2021)
  1 Im Alter von 18 – 29 Jahren soll nur Comirnaty eingesetzt werden.
  2 In der Altersgruppe ≥ 30 Jahre betrachtet die STIKO die beiden mRNA-Impfstoffe als gleichwertig.
  3 Für die Auffrischimpfung von Personen mit Immundefizienz soll Spikevax in einer Dosierung von 100 µg verwendet werden
       (siehe 11. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung der STIKO).
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  Empfehlung für Personen ab 18 Jahren                       A) Personen im Alter ≥ 60 Jahren
  Die STIKO empfiehlt die Impfung gegen COVID-19             B) Personen im Alter ab 18 Jahren mit Grunderkrankungen,
  allen Personen ab 18 Jahren. Für einzelne Personen-        die ein erhöhtes Risiko für schwere COVID-19-Verläufe haben, z. B.
                                                             ▶▶ Angeborene oder erworbene Immundefizienz bzw. Immunsup-
  gruppen besteht aufgrund von Vorerkrankungen                  pression (z. B. HIV-Infektion, Z. n. Organtransplantation mit
  oder anderen Risikokonstellationen bei einge-                 immunsuppressiver Therapie)
                                                             ▶▶ Autoimmunerkrankungen, inkl. rheumatologische Erkrankungen
  schränkten Impfkapazitäten eine besondere Indika-          ▶▶ Chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen

  tion für eine bevorzugte Impfung (s. Tab. 3).              ▶▶ Chronische Krankheiten der Atmungsorgane

                                                             ▶▶ Chronische Lebererkrankungen, inkl. Leberzirrhose

                                                             ▶▶ Chronische Nierenerkrankungen

                                                             ▶▶ Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
  Für die Impfung soll bei unter 30-Jährigen nur             ▶▶ Chronische neurologische Erkrankungen

  Comirnaty eingesetzt werden, da in dieser Alters-          ▶▶ Demenz oder geistige Behinderung

                                                             ▶▶ Psychiatrische Erkrankungen
  gruppe das Risiko des Auftretens einer Myo-/Peri­          ▶▶ Stoffwechselerkrankungen, inkl. Adipositas mit Body Mass Index

  karditis nach Impfung mit Spikevax höher ist als              (BMI) > 30 kg/m2 und Diabetes mellitus
                                                             ▶▶ Trisomie 21
  nach Comirnaty. Bei Personen ab 30 Jahren kann             ▶▶ Krebserkrankungen unter immunsuppressiver, antineoplastischer

  einer der beiden zugelassenen mRNA-Impfstoffe                 Therapie
  (Comirnaty, Spikevax) verwendet werden, die die            C) Frauen im gebärfähigen Alter, noch ungeimpfte Schwangere ab
                                                             dem 2. Trimenon sowie noch ungeimpfte Stillende
  STIKO als gleichwertig betrachtet. Die Grundimmu-
                                                             D) Kinder und Jugendliche im Alter von 12 – 17 Jahren mit
  nisierung kann bei ≥ 60-Jährigen auch mit einem            Grunderkrankungen, die ein erhöhtes Risiko für schwere
  der beiden zugelassenen Vektor-basierten Impfstof-         COVID-19-Verläufe haben
                                                             ▶▶ Adipositas (> 97. Perzentile des BMI)

  fe (Vaxzevria, COVID-19 Vaccine Janssen) begonnen          ▶▶ Angeborene oder erworbene Immundefizienz oder relevante

                                                                Immunsuppression
  werden.                                                    ▶▶ Angeborene zyanotische Herzfehler (O -Ruhesättigung < 80 %)
                                                                                                         2
                                                                und Einkammerherzen nach Fontan-Operation
                                                             ▶▶ Chronische Lungenerkrankungen mit einer anhaltenden
  Die STIKO empfiehlt allen Personen, die bisher nur            Einschränkung der Lungenfunktion unterhalb der 5. Perzentile,
  eine Dosis eines Vektor-basierten Impfstoffes erhal-          definiert als z-Score-Wert < –1,64 für die forcierte Einsekunden­
                                                                kapazität (FEV1) oder Vitalkapazität (FVC). (Ein gut eingestelltes
  ten haben, ein heterologes Impfschema (d. h. 1. Imp-          Asthma bronchiale ist hier nicht inkludiert).
  fung mit Vaxzevria oder der COVID-19 Vaccine Jans-         ▶▶ Chronische Nierenerkrankungen

                                                             ▶▶ Chronische neurologische oder neuromuskuläre Erkrankungen

  sen, gefolgt von 1 Dosis eines mRNA-Impfstoffs in          ▶▶ Diabetes mellitus, wenn nicht gut eingestellt bzw. mit HbA1c-

  einem Abstand von mindestens 4 Wochen). Eine                  Wert > 9,0 %
                                                             ▶▶ Schwere Herzinsuffizienz

  2-malige Vaxzevria-Impfung (homologes Vax/Vax-             ▶▶ Schwere pulmonale Hypertonie

                                                             ▶▶ Syndromale Erkrankungen mit schwerer Beeinträchtigung
  Schema) schützt ebenfalls gut vor schweren Erkran-         ▶▶ Trisomie 21

  kungen und Tod infolge einer SARS-CoV-2-Infek­             ▶▶ Tumorerkrankungen und maligne hämatologische Erkrankungen

  tion (einschließlich der Delta-Variante), ist aber der     E) BewohnerInnen von SeniorInnen- und Altenpflegeheimen sowie
                                                             BewohnerInnen in Gemeinschaftsunterkünften (Alter: ≥ 12 Jahre)
  homologen mRNA-Impfung und der heterologen
                                                             F) Enge Kontaktpersonen von Schwangeren oder Personen mit
  Impfung (Vax/mRNA) hinsichtlich Schutzdauer,               einem Risiko für schwere COVID-19-Verläufe (Alter: ≥ 12 Jahre)
  Schutz vor Infektionen, Reduktion der Virusaus-            G) Personen, die arbeitsbedingt besonders exponiert sind, engen
  scheidung und Hemmung der Transmission unter-              Kontakt zu vulnerablen Personengruppen haben, oder Personen
                                                             in Schlüsselpositionen, z. B.
  legen.                                                     ▶▶ Personal mit erhöhtem Expositionsrisiko in medizinischen

                                                                Einrichtungen
                                                             ▶▶ Personal mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen in

  Die Altersbeschränkung für die Vektor-basierten               medizinischen Einrichtungen
                                                             ▶▶ Pflegepersonal und andere Tätige in der ambulanten und
  Impfstoffe erfolgte aufgrund der beobachteten                 stationären Altenpflege oder Versorgung von Personen mit
  thromboembolischen Ereignisse (s. Tab. 1).                    Demenz oder geistiger Behinderung
                                                             ▶▶ Tätige in Gemeinschaftsunterkünften

                                                             ▶▶ Medizinisches Personal im Öffentlichen Gesundheitsdienst

  Personen, die mit 1 Impfstoffdosis COVID-19                   (ÖGD)
                                                             ▶▶ LehrerInnen und ErzieherInnen
  ­Vaccine Janssen grundimmunisiert worden sind,             ▶▶ Beschäftigte im Einzelhandel

                                                             ▶▶ Beschäftigte zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit
   sollen zur Optimierung ihres Impfschutzes eine
                                                             ▶▶ Personal in Schlüsselpositionen der Landes- und Bundesregie-

   weitere Impfung erhalten.                                    rungen
                                                             ▶▶ Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur

  ▶▶ Die Impfung soll mit einem der beiden zugelas-         Tab. 3 | Personen mit besonderer Indikation für eine
     senen mRNA-Impfstoffe (heterologes Impf-               COVID-19-Impfung (Die Gruppen und Vorerkrankungen sind
                                                            nicht nach Relevanz geordnet.) Stand: 29.11.2021
     schema) ab 4 Wochen nach der Janssen-Imp-
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     fung erfolgen, wobei Spikevax erst ab dem Alter        Jugendliche) zu minimieren und den Betrieb dieser
     von ≥ 30 Jahren und nicht bei Schwangeren ein-         Einrichtungen so lange wie möglich aufrecht zu er-
     gesetzt werden soll.                                   halten, sollten Eltern, LehrerInnen, ErzieherInnen
  ▶▶ Zur klinischen Wirksamkeit und Sicherheit              sowie andere Betreuungspersonen von Kindern
     (Phase 3-Studiendaten) des homologen Zwei-             und Jugendlichen das Impfangebot dringend wahr-
     Dosis-Regimes für die COVID-19 Vaccine Jans-           nehmen.
     sen liegen bisher nur nicht publizierte, vorläu-
     fige Daten vor. Die STIKO wird diese Daten
     nach Verfügbarkeit bewerten. Bei positiver Be-         Empfehlung für Schwangere und Stillende
     wertung wird es auch möglich werden, bei Per-          Die STIKO empfiehlt allen ungeimpften Personen
     sonen im Alter ≥ 60 Jahren eine 2. Impfstoff­          im gebärfähigen Alter dringend die Impfung gegen
     dosis der COVID-19 Vaccine Janssen zur Opti-           COVID-19, so dass ein optimaler Schutz vor dieser
     mierung des Impfschutzes ab 8 Wochen nach              Erkrankung bereits vor Eintritt einer Schwanger-
     der 1. Janssen-Impfung zu verwenden.                   schaft besteht (s. Tab. 3).

  Empfehlung für Kinder und Jugendliche                     Noch ungeimpften Schwangeren wird die Impfung
  im Alter von 12 – 17 Jahren                               mit 2 Dosen des mRNA-Impfstoffs Comirnaty ab
  Die STIKO empfiehlt für alle 12 – 17-Jährigen die         dem 2. Trimenon empfohlen. Wenn die Schwanger-
  COVID-19-Impfung mit 2 Dosen des mRNA-Impf-               schaft nach bereits erfolgter Erstimpfung festge-
  stoffs Comirnaty im Abstand von 3 – 6 Wochen (s.          stellt wurde, sollte die Zweitimpfung erst ab dem
  Tab. 1). Für die Impfung soll nur Comirnaty einge-        2.  Trimenon durchgeführt werden. Darüber hinaus
  setzt werden, da in dieser Altersgruppe das Risiko        empfiehlt die STIKO ungeimpften Stillenden die
  des Auftretens einer Myo-/Perikarditis nach Imp-          Impfung mit 2 Dosen eines mRNA-Impfstoffs, wo-
  fung mit Spikevax höher ist als nach Comirnaty. Die       bei bei unter 30-Jährigen nur Comirnaty eingesetzt
  Impfung erfordert eine ärztliche Aufklärung unter         werden soll, da in dieser Altersgruppe das Risiko
  Berücksichtigung des Nutzens und des Risikos, die         des Auftretens einer Myo-/Perikarditis nach Imp-
  auch für die betroffenen Kinder und Jugendlichen          fung mit Spikevax höher ist als nach Comirnaty.
  verständlich sein muss.
                                                            Bereits 2-mal geimpften Schwangeren soll unab-
  Kinder und Jugendliche, die aufgrund einer Vorer-         hängig vom Alter ab dem 2. Trimenon eine Auf­
  krankung ein erhöhtes Risiko für einen schweren           frischimpfung mit dem mRNA-Impfstoff Comirnaty
  COVID-19-Verlauf (s. Tab. 3) haben, sollen bevorzugt      angeboten werden, auch wenn für diese Gruppe
  berücksichtigt werden. Gleiches gilt für Kinder und       bisher keine Daten zu einer Auffrischimpfung vor-
  Jugendliche ab 12 Jahren, in deren Umfeld sich An-        liegen.
  gehörige oder andere Kontaktpersonen mit hoher
  Gefährdung für einen schweren COVID-19-­Verlauf
  befinden, die selbst nicht geimpft werden können          Empfehlungen zur Auffrischimpfung
  oder bei denen anzunehmen ist, dass auch nach             Die STIKO empfiehlt eine COVID-19-Auffrischimp-
  Impfung kein ausreichender Schutz besteht (z. B.          fung allen Personen im Alter ≥ 18 Jahren. Ziel der
  Menschen unter immunsuppressiver Therapie).               Auffrischimpfung ist die Aufrechterhaltung des
                                                            ­Individualschutzes sowie die Reduktion der Trans-
  Für Jugendliche, die arbeitsbedingt entweder ein er-       mission von SARS-CoV-2 in der Bevölkerung. Bei-
  höhtes Expositionsrisiko aufweisen oder engen              des trägt zu einer Verhinderung schwerer Erkran-
  Kontakt zu vulnerablen Personengruppen haben,              kungs- und Todesfälle und somit zu einer Entlas-
  besteht eine berufliche Impfindikation (s. Tab. 3, Ab-     tung des Gesundheitssystems in Deutschland wäh-
  schnitt G).                                                rend der aktuellen wie auch möglichen nach­fol-
                                                             genden Infektionswellen bei. Dieser zuletzt ge-
  Um Viruseinträge in Gemeinschaftseinrichtungen             nannte epidemiologische Effekt ist nicht kurzfristig
  (Schulen und andere Einrichtungen für Kinder und           zu erreichen.
Epidemiologisches Bulletin     48 | 2021      2. Dezember 2021                                          8

  Unabhängig davon, welcher Impfstoff bei der             Die STIKO empfiehlt die COVID-19-Auffrischimp-
  Grundimmunisierung verwendet wurde, soll für            fungen in der Regel im Abstand von 6 Monaten zur
  die Auffrischimpfung ein mRNA-Impfstoff einge-          letzten Impfstoffdosis der Grundimmunisierung
  setzt werden:                                           durchzuführen. Eine Verkürzung des Impfabstan-
  ▶▶ Für Personen < 30 Jahren wird ausschließlich         des auf 5 Monate kann im Einzelfall, bei Vorliegen
      der Einsatz von Comirnaty empfohlen.                medizinischer Gründe, oder bei ausreichenden
  ▶▶ Hingegen sind für Personen im Alter ≥ 30 Jah-        Impfkapazitäten erwogen werden.
      ren beide derzeit verfügbaren mRNA-Impfstof-
      fe (Comirnaty und Spikevax) gleichermaßen ge-       Wegen des höheren Risikos für einen schweren Ver-
      eignet.                                             lauf von COVID-19 und des verzögerten Eintritts
  ▶▶ Comirnaty ist für die Auffrischimpfung in der-       des gewünschten epidemiologischen Effekts einer
      selben Dosierung wie für die Grundimmunisie-        reduzierten Transmission sollen ältere oder
      rung zugelassen. Spikevax ist für die Auffrisch­    vorerkrankte Personen bei den Auffrischimpfungen
      impfung von Immungesunden in der halben             bevorzugt berücksichtigt werden, um diese Perso-
      Dosierung (50 µg) zugelassen.                       nen möglichst rasch gut zu schützen und eine
  ▶▶ Für die Auffrischimpfung soll möglichst der          schnelle Entlastung der medizinischen Versor-
      mRNA-Impfstoff verabreicht werden, der bei          gungsstrukturen zu erreichen. Auch bisher Unge­
      der Grundimmunisierung zur Anwendung ge-            impfte sollen vordringlich geimpft werden.
      kommen ist. Wenn dieser nicht verfügbar ist,
      kann auch der jeweils andere mRNA-Impfstoff         Folgenden Personen soll prioritär eine Auffrisch­
      eingesetzt werden.                                  impfung angeboten werden:
                                                          ▶▶ Personen im Alter von ≥ 70 Jahren
  Hinsichtlich der Begründung des Impfabstandes           ▶▶ BewohnerInnen und Betreute in Einrichtungen
  und der Durchführung der Auffrischimpfung sind              der Pflege für alte Menschen. Aufgrund des er-
  folgende Aspekte zu bedenken:                               höhten Ausbruchspotenzials sind hier Bewoh-
  ▶▶ Auf der Basis aller derzeit verfügbaren Daten ist        nerInnen und Betreute jeglichen Alters einge-
      festzustellen, dass immungesunde Personen               schlossen.
      durch die COVID-19-Impfstoffe vor schweren          ▶▶ Personen mit einer ID (Details siehe unten
      Erkrankungsverläufen für mindestens 6 Mona-             „Empfehlung zur COVID-19-Impfung von Per-
      te anhaltend gut geschützt sind. Im höheren Al-         sonen mit Immundefizienz“)
      ter und bei Personen mit ID sieht man etwas         ▶▶ Pflegepersonal und andere Tätige, die direkte
      frühzeitiger einen deutlich nachlassenden Impf-         Kontakte mit mehreren zu pflegenden Perso-
      schutz vor schweren Erkrankungsverläufen.               nen haben, in Einrichtungen der Pflege für
  ▶▶ Mit zunehmendem Zeitabstand zur Grundim-                 (i) alte Menschen oder (ii) für andere Menschen
      munisierung können sich auch Geimpfte mit               mit einem erhöhten Risiko für schwere
      SARS-CoV-2 infizieren und dann das Virus ent-           COVID-19-Verläufe
      weder ohne eigene Symptome oder im Rahmen           ▶▶ Personal in medizinischen Einrichtungen mit
      einer milden Erkrankung weitergeben. Eine               direktem PatientInnenkontakt
      Auffrischimpfung kann die SARS-CoV-2-Über-
      tragung von infizierten Geimpften auf andere        Personen, die eine SARS-CoV-2-Infektion durchge-
      Personen deutlich reduzieren.                       macht und danach 1 Impfstoffdosis erhalten haben,
  ▶▶ Aufgrund der gegenwärtig eingeschränkten             sollen in der Regel 6 Monate nach der vorangegan-
      Impfkapazitäten erscheint eine generelle Ver-       genen Impfung eine Auffrischimpfung erhalten.
      kürzung des Impfabstands auf unter 6 Monate
      aktuell nicht durchführbar. Zur Maximierung         Personen, die nach COVID-19-Impfung (unabhän-
      des Effekts der Impfung auf die Krankheitslast      gig von der Anzahl der Impfstoffdosen) eine SARS-
      sollen zuerst Risikopersonen eine Auffrisch­        CoV-2-Infektion durchgemacht haben, sollen im
      impfung erhalten.                                   Abstand von 6 Monaten nach Infektion ebenfalls
                                                          eine Auffrischimpfung erhalten.
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  Die Zulassung der Auffrischimpfung gilt ab 18 Jah-       Allen Personen mit ID soll in der Regel 6 Monate
  ren. Eine Auffrischimpfung kann in Einzelfällen bei      nach einer COVID-19-Grundimmunisierung (ho-
  beruflicher Indikation (z. B. Tätigkeit im SeniorIn-     mologes oder heterologes Impfschema) eine Auf­
  nenheim oder Krankenhaus) auch bei Jugendlichen          frischimpfung mit einem mRNA-Impfstoff angebo-
  erwogen werden.                                          ten werden. Für die Auffrischimpfung soll in der
                                                           Regel der mRNA-Impfstoff verabreicht werden, der
  Wann und für wen ggf. in Zukunft nach der ersten         bei der Grundimmunisierung zur Anwendung ge-
  Auffrischimpfung weitere Auffrischimpfungen              kommen ist. Wenn dieser nicht verfügbar ist, kann
  empfohlen werden, kann derzeit noch nicht gesagt         auch der jeweils andere mRNA-Impfstoff einge-
  werden.                                                  setzt werden. Für Personen ab 12 Jahren mit ID ist
                                                           Comirnaty als 3. Impfstoffdosis zugelassen. Die Do-
                                                           sierung (30 μg) für die Auffrischimpfung ist diesel-
  Empfehlung zur COVID-19-Impfung von                      be wie für die Grundimmunisierung. Spikevax ist
  Personen mit Immundefizienz (ID)                         für die 3. Impfstoffdosis von PatientInnen mit ID
  Immunsupprimierende oder immunmodulierende               mit der für die Grundimmunisierung verwendeten
  Therapien können prinzipiell auch bei einer anste-       Dosierung (100 μg) ab einem Alter von 12 Jahren
  henden Impfstoffgabe weitergeführt werden. Emp-          zugelassen; die STIKO empfiehlt den Einsatz des
  fehlenswert für den bestmöglichen Impferfolg ist         Impfstoffs jedoch erst ab dem Alter von 30 Jahren
  eine möglichst geringe Immunsuppression zum              (siehe oben).
  Zeitpunkt der Impfung. So sollte z. B. der Impfzeit-
  punkt in die Mitte der Verabreichungsintervalle der      Bei schwer immundefizienten Personen mit einer
  immunsupprimierenden oder immunmodulieren-               erwartbar stark verminderten Impfantwort (s. Tab. 4)
  den Medikation gelegt werden. Bei geplanter anti-        kann die 3. Impfstoffdosis bereits 4 Wochen nach
  neoplastischer Therapie („Chemotherapie“) soll die       der 2. Impfstoffdosis als Optimierung der primären
  Impfung mindestens 2 Wochen vor deren Beginn             Impfserie verabreicht werden. Über den Zeitpunkt
  erfolgen, um eine suffiziente Immunantwort zu er-        einer Auffrischimpfung nach der primären Impf­
  möglichen. Eine Handreichung findet sich in den          serie bestehend aus 3 Impfstoffdosen muss bei die-
  Anwendungshinweisen der STIKO zum Impfen bei             sen Personen im Einzelfall entschieden werden (sie-
  verschiedenen Erkrankungen mit ID und unter im-          he auch 11. Aktualisierung der COVID-19-Impfemp-
  munsuppressiver Therapie.                                fehlung der STIKO).

  Bisher ungeimpfte Personen mit einer ID sollen zu-       Eine serologische Antikörpertestung wird nicht
  nächst eine Impfserie mit einem mRNA-Impfstoff           grundsätzlich empfohlen. Der Wert, der einen fort-
  erhalten (bestehend aus 2 Impfstoffdosen im Ab-          bestehenden Schutz bedeutet und damit eine
  stand von 3 – 6 [Comirnaty] bzw. 4 – 6 Wochen [Spike­    3. Impfstoffdosis unnötig machen würde, ist nicht
  vax in der Dosierung 100 μg]). Bei Personen < 30 Jah-    bekannt.
  ren empfiehlt die STIKO aufgrund des höheren
  Myo-/Perikarditisrisikos, welches bei der Impfung        Lediglich bei schwer immundefizienten Personen
  mit Spikevax in dieser Altersgruppe beobachtet wur-      mit einer erwartbar stark verminderten Impfant-
  de, ausschließlich die Verwendung von Comirnaty.         wort (s. Tab. 4) soll frühestens 4 Wochen nach der
                                                           2. Impfstoffdosis UND frühestens 4 Wochen nach
  Personen mit einer ID, die bisher als 1. Impfstoff­      der 3. Impfstoffdosis jeweils eine serologische Un-
  dosis einen Vektor-basierten Impfstoff (Vaxzevria        tersuchung auf spezifische Antikörper gegen das
  oder COVID-19 Vaccine Janssen) erhalten haben, sol-      SARS-CoV-2-Spikeprotein erfolgen (Gesamtprotein,
  len derzeit als weitere Impfstoffdosis einen mRNA-       S1-Untereinheit oder Rezeptorbindungsdomäne).
  Impfstoff (im Alter < 30 Jahre nur Comirnaty) im         Die Blutentnahme für die erste Antikörpermessung
  Abstand von > 4 Wochen erhalten.                         kann am selben Termin durchgeführt werden, an
                                                           dem die 3. Impfstoffdosis verabreicht wird; in die-
                                                           sem Fall wird das Antikörperergebnis für die Gabe
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                                                                                                          Weiteres
                                                                                 COVID-19-mRNA-                              der Impfantwort
                                                                                                       Vorgehen bezgl.
   Therapie bzw. Grunderkrankung                                                Grundimmunisierung                         vor und ≥ 4 Wochen
                                                                                                       der COVID-19-
                                                                                 (2 Impfstoffdosen)                              nach der
                                                                                                       Immunisierung
                                                                                                                            3. Impfstoffdosis

   Therapien ohne relevante Einschränkung der Impfantwort (Beispiele)

   Apremilast, Dimethylfumarat, Glatirameracetat, Typ I Interferon (IFN-β)1

   Systemische, kurzzeitige (< 2 Wochen) Glukokortikoidtherapie mit
   niedriger Dosierung (Erwachsene: < 10 mg Prednisolonäquivalent/Tag,
   Kinder: < 0,2mg Prednisolonäquivalent/kg KG/Tag)

   Niedrig-potente Immunsuppressiva:
   Methotrexat (MTX): (Erwachsene: ≤ 20 mg/Wo; Kinder: ≤ 15 mg/m2 KOF/
   Woche), Ciclosporin (Kinder und Erwachsene: ≤ 2,5 mg/kg KG/Tag),                                    Auffrischimpfung
   Leflunomid (Erwachsene: ≤ 20 mg/Tag, Kinder: ≤ 0,5 mg/kg KG/Tag),                    Ja             nach in der Regel          Nein
   Azathioprin (< 3 mg/kg KG/Tag)                                                                         6 Monaten

   JAK-Inhibitoren, z. B. Tofacitinib (Erwachsene: ≤ 5 –10 mg/Tag)

   Einige niedrig-potente Biologika (z.B. Anti-TNF [Infliximab] bei niedriger
   Dosierung [≤ 3 mg/kg KG alle 8 Wochen]; Antikörper gegen IL-1
   [z.B. Canakinumab], IL-6R [z.B. Toculizumab], IL-17A [z.B. Secukinumab],
   IL-23 [z.B. Risankizumab]; Anti-B-Lymphozyten-Stimulator [anti-BLyS/
   BAFF; Belimumab]

   Erkrankungen, die von sich aus zu keiner relevanten Einschränkung der Impfantwort führen (Beispiele)

   Autoimmunkrankheiten (unbehandelt): z. B. rheumatoide Arthritis,
   Systemischer Lupus Erythematodes, Multiple Sklerose                                                 Auffrischimpfung
                                                                                        Ja             nach in der Regel          Nein
   Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
                                                                                                          6 Monaten
   HIV-Infektion mit > 200 CD4-Zellen und ohne nachweisbare Viruslast

   Therapien mit relevanter Einschränkung der Impfantwort (Beispiele)

   Systemische Glukokortikoidtherapie mit intermediärer Dosierung
   (10 – 20 mg Prednisolonäquivalent/Tag, > 2 Wochen) oder hoher
   Dosierung (> 1 mg Prednisolonäquivalent/kg KG/Tag, > 2 Wochen) oder
   i. v. Stoßtherapie mit sehr hohen Dosen (z. B. 10 – 20 mg/kg KG/Tag
   Prednisolon-Äquivalent über 3 – 5 Tage in monatlicher Wiederholung)
                                                                                                        Optimierung der
   MTX: Erwachsene: > 20 mg/Woche; Kinder: > 15 mg/m2 KOF/Woche                                       primären Impfserie
                                                                                                       durch zusätzliche
   Azathioprin (≥ 3 mg/kg KG/Tag)                                                       Ja                                         Ja
                                                                                                       Impfstoffdosis im
   Cyclophosphamid                                                                                          Abstand
                                                                                                          ≥ 4 Wochen
   Mycophenolat-Mofetil

   Biologika mit schwerer immunsuppressiver Wirkung
   (z. B. Biologika mit B-Zell-depletierender Wirkung wie anti-CD20-
   Antikörper [Ocrelizumab, Rituximab]; CTLA4-Ig [Abatacept] Fingolimod)

   Erkrankungen, die direkt oder infolge der notwendigen Therapie mit einer relevanten Einschränkung der Impfantwort einhergehen (Beispiele)

   Schwere primäre (angeborene) Immundefekte

   Z. n. Transplantation eines soliden Organs
                                                                                                        Optimierung der
   Z. n. Stammzelltransplantation (mit noch unvollständiger Rekonstitution)                           primären Impfserie
                                                                                        Ja             durch zusätzliche           Ja
   HämodialysepatientInnen                                                                             Impfstoffdosis im
                                                                                                      Abstand ≥ 4 Wochen
   Krebserkrankungen unter immunsuppressiver, antineoplastischer Therapie

   HIV-Infektion mit ≤ 200 CD4-Zellen und/oder nachweisbarer Viruslast

  Tab. 4 | COVID-19-mRNA-Impfung und Kontrolle der SARS-CoV-2-Spikeprotein-Antikörper bei PatientInnen mit Immundefizienz
  in Abhängigkeit des erwarteten Impfansprechens. Orientierende Einordnung der erwarteten Impfantwort infolge häufiger
  Erkrankungen bzw. häufig verwendeter Therapeutika mit unterschiedlich starker immunsuppressiver Wirkung (der Grad der
  Immundefizienz ist nicht nur vom Arzneimittel, sondern auch von patientInneneigenen Faktoren abhängig). Die Aufzählung in
  der Tabelle ist nicht abschließend, sondern hat beispielhaften Charakter.
  kg = Kilogramm; KG = Körpergewicht; KOF = Körperoberfläche; 1 Die suppressive Wirkung dieser Substanzen auf die
  Immun­antwort nach anderen Impfungen ist nach gegenwärtiger Studienlage variabel oder – wie im Falle der
  COVID-19-mRNA-Impfung – noch nicht untersucht, weswegen hier eine Auffrischimpfung nach 6 Monaten empfohlen wird.
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  der 3. Impfstoffdosis nicht abgewartet. Eine 2- oder             ihres Alters und ihrer Entwicklung die erforder-
  mehrmalige Messung ermöglicht bei initial fehlen-                liche Einsichts- und Entscheidungsfähigkeit be-
  der oder niedriger Antikörperantwort die Beobach-                sitzen, ist auch ihr Wille zu berücksichtigen, so-
  tung eines ggf. einsetzenden Impferfolgs (Antikör-               dass ein Konsens zwischen den Minderjährigen
  perdynamik). Sollten nach der 3. Impfstoffdosis                  sowie den zur Einwilligung Berechtigten vorlie-
  ­unverändert sehr niedrige oder keine spezifischen               gen sollte. In Fällen von widersprüchlichen Ein-
   Antikörper messbar sein, sind die betroffenen Pati­             stellungen der gemeinsam Sorgeberechtigten
   entInnen über den möglicherweise fehlenden Im-                  ist bei gerichtlichen Auseinandersetzungen in
   munschutz aufzuklären.                                          der Regel davon auszugehen, dass dem/der
                                                                   Sorgeberechtigten die Entscheidungsbefugnis
  Für Personen ohne ausreichenden Immunschutz                      übertragen wird, der/die die Impfung befür-
  ist die Einhaltung von Abstands- und Hygiene­                    wortet (s. hierzu auch OLG Frankfurt a.M., Be-
  regeln besonders wichtig. Es gilt in besonderer Wei-             schluss v. 17.08.2021, Az. 6 UF 120/21).
  se auf eine umfassende Impfung aller Kontaktper-          ▶▶     Bei der Impfung sind die Anwendungshinwei-
  sonen hinzuwirken. Über das weitere Vorgehen bei                 se in den Fachinformationen zum jeweiligen
  diesen PatientInnen muss individuell entschieden                 Impfstoff sowie die veröffentlichten Rote-Hand-
  werden.                                                          Briefe zu beachten.
                                                            ▶▶     Auch bei sehr alten Menschen oder Menschen
  Bei Personen mit ID, die eine gesicherte SARS-                   mit progredienten Krankheiten, die sich in ei-
  CoV-2-Infektion durchgemacht haben, muss im                      nem schlechten Allgemeinzustand befinden,
  Einzelfall entschieden werden, ob eine 1-malige                  muss die Impffähigkeit gegeben sein. Bei die-
  Impfstoffdosis ausreicht oder eine vollständige                  sen Gruppen sollte ärztlich geprüft werden, ob
  Impfserie verabreicht werden sollte. Dies hängt                  ihnen die Impfung empfohlen werden kann.
  maßgeblich von Art und Ausprägung der ID ab.              ▶▶     Die Impfung ist strikt intramuskulär (i. m.) und
                                                                   keinesfalls intradermal, subkutan oder intravas-
  Kontaktpersonen von Personen mit ID sollen unbe-                 kulär (i. v.) zu verabreichen. Bei PatientInnen
  dingt vollständig geimpft sein (dies gilt auch für an-           unter Antikoagulation soll die Impfung eben-
  dere Impfungen, z. B. gegen Influenza) und sollten               falls i. m. mit einer sehr feinen Injektionskanüle
  im Umgang mit schwer immundefizienten Perso-                     und einer anschließenden festen Kompression
  nen auf konsequentes Tragen eines medizinischen                  der Einstichstelle über mindestens 2 Minuten
  Mund-Nasen-Schutz achten.                                        erfolgen.
                                                            ▶▶     Zwischen COVID-19-Impfungen und der Ver-
  Engen Haushaltskontaktpersonen (≥ 18 Jahren) von                 abreichung anderer Totimpfstoffe muss kein
  schwer immundefizienten Personen (s. Tab. 4) soll                Impfabstand eingehalten werden. Sie können
  eine Auffrischimpfung mit einem mRNA-Impfstoff                   auch zeitgleich gegeben werden. Zu Impfun-
  in der Regel 6 Monate nach der primären COVID-19-                gen mit Lebendimpfstoffen soll hingegen ein
  Impfserie angeboten werden, insbesondere, wenn                   Mindestabstand von 14 Tagen vor und nach je-
  die Person mit der schweren ID nicht oder nicht aus-             der COVID-19-Impfung eingehalten werden.
  reichend auf die COVID-19-Impfung angesprochen            ▶▶     Es besteht keine Notwendigkeit, vor Verabrei-
  hat.                                                             chung einer COVID-19-Impfung das Vorliegen
                                                                   einer akuten asymptomatischen oder (uner-
                                                                   kannt) durchgemachten SARS-CoV-2-Infektion
  Hinweise zur praktischen Umsetzung                               labordiagnostisch auszuschließen.
                                                            ▶▶     Es ist nicht empfohlen vor der Verabreichung
  Durchführung der Impfung                                         der Auffrischimpfung mittels serologischer An-
  ▶▶ Eine COVID-19-Impfung setzt eine sorgfältige                  tikörpertestung zu prüfen, ob weiterhin ein
     Aufklärung der zu impfenden Person bzw. des                   Schutz vor COVID-19 besteht. Der Wert, der für
     Vorsorgebevollmächtigten oder Sorgeberechtig-                 das Individuum einen Schutz vor Erkrankung
     ten voraus. Bei Minderjährigen, die aufgrund                  anzeigt, ist nicht bekannt. Sicherheitsbedenken
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     für eine Auffrischimpfung bei noch bestehen-          b) Da bei einer serologisch bestätigten Infektion1
     der Immunität gibt es nicht.                             keine sichere Aussage über den Infektionszeit-
  ▶▶ Sollte der empfohlene maximale Abstand zwi-              punkt getroffen werden kann, soll die notwen-
     schen der 1. und 2. Impfstoffdosis überschritten         dige einzelne Impfstoffdosis bereits ab 4 Wo-
     worden sein, kann die Impfserie dennoch fort-            chen nach der Labordiagnose gegeben werden.
     gesetzt werden und muss nicht neu begonnen            c) Bei Personen mit ID, die eine SARS-CoV-2-
     werden.                                                  Infektion durchgemacht haben, muss im Ein-
  ▶▶ Eine akzidentelle COVID-19-Impfung im 1. Tri-            zelfall entschieden werden, ob eine 1-malige
     menon der Schwangerschaft ist keine Indika­              Impfstoffdosis zur Grundimmunisierung aus-
     tion für einen Schwangerschaftsabbruch. Eine             reicht oder eine vollständige Impfserie verab-
     COVID-19-Impfung von Stillenden ist bei un-              reicht werden sollte. Dies hängt maßgeblich
     kompliziertem Verlauf auch im Wochenbett                 von Art und Ausprägung der ID ab.
     möglich.                                              d) Personen ≥ 18 Jahre, die nach SARS-CoV-2
  ▶▶ Personen, die im Ausland bereits mit nicht in            Infektion bereits 1-malig geimpft wurden, sol-
     der EU zugelassenen COVID-19-Impfstoffen                 len zur Aufrechterhaltung des Schutzes eine
     geimpft wurden, benötigen gemäß aktueller                Auffrischimpfung im Abstand von 6 Monaten
     Rechtslage und unter Berücksichtigung der                zur vorangegangenen Impfung erhalten.
     ­altersentsprechenden Impfempfehlungen eine           e) Für das Vorgehen zur Grundimmunisierung
      erneute Impfserie (s. Tab. 1), um in der EU den         und Auffrischimpfung bei Personen, die bereits
      Status als Geimpfte zu erlangen. Die Impfserie          vor einer SARS-CoV-2-Infektion geimpft wur-
      soll in einem Mindestabstand von ≥ 28 Tagen             den, siehe Tabelle 5. Bei Personen, die mehrere
      begonnen werden. In solchen Fällen sollen die           SARS-CoV-2-Infektionen durchgemacht haben,
      zu impfenden Personen darauf hingewiesen                muss im Einzelfall in Abhängigkeit vom Vorlie-
      werden, dass vermehrte lokale und systemische           gen einer ID, dem Alter, der Zeitpunkte der In-
      Reaktionen auftreten können. Die impfenden              fektionen und den Lebensumständen (z. B.
      ÄrztInnen werden gebeten, auf das Auftreten             Bewoh­nerInnen von SeniorInnenheimen) über
      verstärkter Impfreaktionen aktiv zu achten und          das weitere Vorgehen entschieden werden.
      diese ggf. an das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) zu
      melden.                                              Verhalten nach der COVID-19-Impfung und
                                                           mögliche unerwünschte Wirkungen
  Impfung von Personen, die eine gesicherte                ▶▶ Im Allgemeinen wird eine Nachbeobachtungs-
  SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht haben                     zeit nach der COVID-19-Impfung von mindes-
  Die derzeit verfügbaren klinischen und immunolo-            tens 15 Minuten empfohlen. Längere Nachbeob-
  gischen Daten belegen eine Schutzwirkung für                achtungszeiten (30 Minuten) sollten vorsichts-
  mindestens 6 – 10 Monate nach überstandener                 halber bei bestimmten Risikopersonen einge-
  SARS-CoV-2-Infektion.                                       halten werden, z. B. bei Personen mit schweren
                                                              kardialen oder respiratorischen Grunderkran-
  a)   Personen, die eine durch PCR-Testung gesi-             kungen oder mit stärkeren oder anaphylakti-
       cherte1 SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht              schen Reaktionen auf Impfungen in der Anam-
       haben, sollen 1 COVID-19-Impfstoffdosis in der
       Regel 6  Monate nach der Infektion erhalten
       (s. Tab. 5). Die Gabe der 1-maligen Impfstoffdo-    1 		 Der Nachweis einer gesicherten, durchgemachten

       sis ist bereits ab 4 Wochen nach dem Ende der              SARS-CoV-2-Infektion kann durch direkten Erregernach-
                                                                  weis (PCR) zum Zeitpunkt der Infektion oder durch den
       COVID-19-Symptome möglich, wenn z. B. eine                 Nachweis von spezifischen Antikörpern erfolgen, die
       Exposition gegenüber neu aufgetretenen Virus-              eine durchgemachte Infektion beweisen. Die labordiag-
       varianten anzunehmen ist, gegen die eine                   nostischen Befunde sollen in einem nach der Richtlinie
                                                                  der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung labora-
       durchgemachte SARS-CoV-2-Infektion alleine
                                                                  toriumsmedizinischer Untersuchungen (RiLiBÄK)
       keinen längerfristigen Schutz vermittelt (im-              arbeitenden oder nach DIN EN ISO 15189 akkreditierten
       mune escape-Varianten).                                    Labor erhoben worden sein.
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     SARS-CoV-2-Infektions- bzw. COVID-19-Impfanamnese                                   Weiteres Vorgehen
   1. Ereignis                2. Ereignis                   Grundimmunisierung                               Auffrischimpfung (≥ 18-Jahre)
                                                            Bei PCR-Nachweis 1 Impfstoffdosis in der
                                                                             1

                                                            Regel 6 Monate2 nach Infektion;
   SARS-CoV-2-Infektion                     –
                                                            Bei serologischem Nachweis1 1 Impfstoffdosis
                                                            im Abstand von 4 Wochen zur Labordiagnose
                              1 Impfstoffdosis ≥ 4 Wochen
                              (serologische Diagnose)
   SARS-CoV-2-Infektion       bzw. > 6 Monate2                                                               Comirnaty (≥ 18-Jährige)
                              (PCR-basierte Diagnose)       Keine weitere Impfstoffdosis zur
                                                            Grundimmunisierung notwendig                     oder Spikevax (50 µg)
                              nach Infektion                                                                 (≥ 30-Jährige) im Abstand von
                              2 Impfstoffdosen nach einem                                                    in der Regel 6 Monaten zur
   SARS-CoV-2-Infektion       von der STIKO empfohlenem                                                      vorangegangenen Impfstoff-
                              Impfschema                                                                     dosis oder zur vorangegan­
                                                            Bei PCR-Nachweis1 1 Impfstoffdosis in der        genen Infektion (je nachdem,
                              SARS-CoV-2-Infektion          Regel 6 Monate2 nach Infektion;                  welches Ereignis zuletzt
   1 Impfstoffdosis                                                                                          aufgetreten ist)
                              < 4 Wochen nach Impfung       Bei serologischem Nachweis1 1 Impfstoffdosis
                                                            im Abstand von 4 Wochen zur Labordiagnose
                              SARS-CoV-2-Infektion          Keine weitere Impfstoffdosis zur
   1 Impfstoffdosis
                              ≥ 4 Wochen nach Impfung       Grundimmunisierung notwendig
   2 Impfstoffdosen           SARS-CoV-2-Infektion

  Tab. 5 | Empfehlung zur Durchführung der Grundimmunisierung und Auffrischimpfung nach durchgemachter SARS-CoV-2-
  Infektion bei Immungesunden
  1 Der Nachweis einer gesicherten, durchgemachten SARS-CoV-2-Infektion kann durch direkten Erregernachweis (PCR) zum
    Zeitpunkt der Infektion oder durch den Nachweis von spezifischen Antikörpern erfolgen, die eine durchgemachte Infektion
    beweisen. Die labordiagnostischen Befunde sollen in einem nach der Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssiche-
    rung laboratoriumsmedizinischer Untersuchungen (RiLiBÄK) arbeitenden oder nach DIN EN ISO 15189 akkreditierten Labor
    erhoben worden sein.
  2 Impfung bereits ab 4 Wochen nach dem Ende der COVID-19-Symptome möglich (s. o.).

     nese. Maßgeblich für diese Entscheidungen                          ▶▶ Nach der Impfung mit den mRNA-Impfstoffen
     sind die Angaben der Person selbst sowie die                          sind in seltenen Fällen Myo-/Perikarditiden auf-
     ärztliche Einschätzung des Gesundheitszu-                             getreten. Betroffen waren bisher überwiegend
     stands.                                                               männliche Kinder und Jugendliche sowie junge
  ▶▶ Es ist ratsam, in den ersten Tagen nach einer                         Männer (siehe auch Kapitel 5.3 in der 9. Aktua-
     Impfung außergewöhnliche körperliche Belas-                           lisierung der COVID-19-Impfempfehlung der
     tungen und Leistungssport zu vermeiden.                               STIKO). Die Komplikationen traten größtenteils
  ▶▶ Nach den Zulassungen von Comirnaty, Spike-                            in den ersten 14 Tagen nach der 2. Impfstoff­
     vax, Vaxzevria und COVID-19 Vaccine Janssen                           dosis auf. Entsprechende Warnhinweise wur-
     sind einzelne schwerwiegende, allergische                             den in die Fachinformationen von Comirnaty
     ­Unverträglichkeitsreaktionen aufgetreten. Nach                       und Spikevax aufgenommen. Die Erkrankun-
      der derzeitigen Datenlage ist ein generell erhöh-                    gen verliefen meist mild. Treten nach der Imp-
      tes Risiko für schwerwiegende unerwünschte                           fung mit einem mRNA-Impfstoff Atemnot,
      Wirkungen für Personen mit vorbekannten                              Rhythmusstörungen oder Brustschmerzen auf,
      ­allergischen Erkrankungen bei Impfung mit                           sollen die Betroffenen umgehend ärztliche Hilfe
       mRNA-Impfstoffen nicht anzunehmen, sofern                           in Anspruch nehmen. Über theoretisch denk­
       keine Allergie gegen einen Inhaltsstoff der je-                     bare Spätfolgen einer solchen Myokarditis kön-
       weiligen Vakzine vorliegt (z. B. Polyethylengly-                    nen zurzeit keine Aussagen gemacht werden.
       kol im Falle der COVID-19-mRNA-Impfstoffe).                      ▶▶ Tritt nach einer Impfung mit einem mRNA-
       Zur weiteren Information wird auf die „Empfeh-                      Impfstoff eine Myo- oder Perikarditis auf, sollte
       lung zur Coronaimpfung für Allergikerinnen                          in der Regel auf die Verabreichung weiterer
       und Allergiker“ des PEI und das Flussdiagramm                       Impfstoffdosen verzichtet werden. Eine erneu-
       zum Vorgehen bei positiver Allergieanamnese                         te Impfung mit einem mRNA-Impfstoff oder
       vor COVID-19-Impfung verwiesen.                                     einem anderen COVID-19-Impfstoff kann im
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     Einzelfall erwogen werden, wenn ein hohes               beginnende und dann anhaltende Kopfschmer-
     i ndividuelles Risiko für einen schweren
     ­                                                       zen klagen oder punktförmige Hautblutungen
     ­COVID-19-Verlauf bzw. ein hohes individuelles          auftreten. Weitere Informationen und Hinwei-
      Infektionsrisiko vorliegt.                             se zur Diagnostik und Therapie findet man in
  ▶▶ Sehr seltene Fälle von Thrombosen in Kombi-             der Stellungnahme der Gesellschaft für Throm-
      nation mit Thrombozytopenien sind 4 – 21 Tage          bose- und Hämostaseforschung (GTH).
      nach der Impfung mit Vaxzevria aufgetreten          ▶▶ Für die Meldungen von über das übliche Maß
      (sog. Thrombose mit Thrombozytopenie Syn-              hinausgehenden Impfreaktionen und -kompli-
      drom [TTS], vormals Vakzine-induzierte im-             kationen soll das etablierte Verfahren verwendet
      munthrombotische Thrombozytopenie [VITT]).             werden (siehe Kapitel 4.9 „Impfkomplikationen
      Aufgefallen sind vor allem Hirnvenenthrombo-           und deren Meldung“ in den STIKO-Impfemp-
      sen (sogenannte Sinus venosus Thrombosen;              fehlungen 2020/2021; Meldeformular des PEI.
      SVT). Aber auch andere thrombotische Ereig-            Regelmäßige Berichte des PEI zur Sicherheit
      nisse wie Mesenterialvenenthrombosen und               von COVID-19-Impfstoffen sind hier zu finden.
      Lungenembolien sind berichtet worden. Einzel-
      ne Fälle waren auch kombiniert mit erhöhter         Postexpositionelle Impfung und
      Gerinnungsaktivität oder Blutungen im ganzen        Transmissionsrisiko
      Körper. Auch nach Anwendung der COVID-19            ▶▶ Aktuell ist nicht bekannt, ob nach SARS-CoV-2-
      Vaccine Janssen sind in den USA sehr seltene           Exposition durch eine postexpositionelle Imp-
      Fälle von TTS überwiegend bei jüngeren Ge-             fung der Verlauf der Infektion günstig beein-
      impften aufgetreten. Entsprechende Warnhin-            flusst oder die Erkrankung noch verhindert
      weise wurden in die Fachinformationen der bei-         werden kann.
      den Impfstoffe aufgenommen. Die STIKO               ▶▶ Postmarketing- und Real-Life-Studien haben ge-
      empfiehlt die Impfung mit den beiden Vektor-           zeigt, dass die Virusausscheidung bei Perso-
      basierten Impfstoffen Vaxzevria und COVID-19           nen, die sich trotz einer abgeschlossenen Impf-
      Vaccine Janssen nur für Menschen im Alter              serie mit SARS-CoV-2 infiziert haben, reduziert
      ≥ 60 Jahre (für das empfohlene Impfschema              ist. Es muss jedoch davon ausgegangen wer-
      siehe s. Tab. 1), da in dieser Altersgruppe auf-       den, dass Menschen nach entsprechender Ex-
      grund der ansteigenden Letalität einer                 position trotz Impfung mit oder ohne nachfol-
      COVID-19-Erkrankung die Nutzen-Risiko-                 gende Krankheitssymptome infiziert werden
      Abwägung eindeutig zu Gunsten der Impfung              können, dabei SARS-CoV-2 ausscheiden und
      ausfällt (siehe auch Kapitel 7.2.1.1 in der            entsprechend infektiös sein können. Daher ist
      4. Aktua­lisierung der COVID-19-Impfempfeh-            auch bei Geimpften auf bekannte Hygienemaß-
      lung der STIKO).                                       nahmen und Kontaktreduzierung zu achten.
      Mit den genannten Vektor-basierten Impfstof-
      fen Geimpfte sollten darüber aufgeklärt wer-
      den, dass sie bei Symptomen wie starken an-
      haltenden Kopfschmerzen, Kurzatmigkeit,                    Ständige Impfkommission (STIKO)
      Beinschwellungen, anhaltenden Bauchschmer-                 beim Robert Koch-Institut
      zen, neurologischen Symptomen oder punkt-
                                                                 Korrespondenz: STIKO-Geschaeftsstelle@rki.de
      förmigen Hautblutungen umgehend ärztliche
      Hilfe in Anspruch nehmen sollten. ÄrztInnen
      sollten auf Anzeichen und Symptome einer                   Vorgeschlagene Zitierweise
                                                                 Ständige Impfkommission:
      Thrombo­embolie in Kombination mit einer
                                                                 Beschluss der STIKO zur 14. Aktualisierung
      Thrombozytopenie achten, wenn sich Pati­
                                                                 der COVID-19-Impfempfehlung
      entInnen vorstellen, die kürzlich mit Vektor-
      basierten COVID-19-Impfstoffen geimpft wur-                Epid Bull 2021;48:3 -14 | DOI 10.25646/9326
      den. Dies gilt insbesondere, wenn PatientIn-               (Dieser Artikel ist online vorab am 29. November
      nen über später als 3 Tage nach der Impfung                2021 erschienen.)
Epidemiologisches Bulletin                     48 | 2021             2. Dezember 2021                                            15

  Wissenschaftliche Begründung der STIKO zur Aktualisierung
  der Empfehlung der COVID-19-Auffrischimpfung mit einem
  mRNA-Impfstoff

  1.   Hintergrund................................................          15   1. Hintergrund
  2.   Impfziele.....................................................       16   Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat im Sep-
  3.   Epidemiologie von COVID-19 und                                            tember und Oktober 2021 in der 11. und 12. Aktuali-
       Impfquoten in Deutschland.......................                     16   sierung ihrer Coronavirus Disease 2019-(COVID-19-)
  3.1. SARS-CoV-2-Fallzahlen,                                                    Impfempfehlung erste Empfehlungen zur Auf­
       Hospitalisierungen und Todesfälle............                        16   frischimpfung gegeben. Mit dem Ziel, schwere Ver-
  3.2. Auslastung der Intensivstationen..............                       17   läufe und Tod durch COVID-19 in der Bevölkerung
  3.3. Impfquoten auf Basis des Digitalen                                        Deutschlands so weit wie möglich zu reduzieren,
       Impfquotenmonitorings (DIM).................                         19   wurde zuerst die Auffrischimpfung für Menschen
                                                                                 mit Immundefizienz, Personen ≥ 70 Jahre sowie für
  4.   Schutzdauer nach Grundimmunisierung                                       BewohnerInnen und Betreute in Einrichtungen der
       oder SARS-CoV-2-Infektion........................                    19   Pflege für alte Menschen empfohlen. Nach Einschät-
  4.1. Studien zur Schutzdauer                                                   zung der STIKO ist die Auffrischimpfung in diesen
       nach COVID-19-Impfung............................                    19   Bevölkerungsgruppen besonders dringlich, da der
  4.2. COVID-19-Impfdurchbrüche in                                               Schutz durch die Grundimmunisierung – insbeson-
       Deutschland................................................          23   dere im hohen Alter – mit der Zeit nachlässt und für
  4.3. Studien zur Schutzdauer nach                                              die Prävention schwerer COVID-19-Verläufe durch
       durchgemachter SARS-CoV-2-Infektion.....                             23   die dominierende Delta-Variante von SARS-CoV-2
                                                                                 eine effiziente Immunantwort notwendig ist. Des
  5.      Reduktion der Transmission durch                                       Weiteren empfahl die STIKO eine Auffrischimpfung
          COVID-19-Impfstoffe..................................             25   auch für das Personal in medizinischen Einrichtun-
                                                                                 gen, für Pflegepersonal und andere Tätige in Einrich-
  6.   Impact der Auffrischimpfung.....................                     27   tungen der Pflege, da dort sowohl die Expositions­
  6.1. Impact auf Basis von epidemio-                                            gefährdung und auch der Anteil vulnerabler Perso-
       logischen Studien aus Israel......................                   27   nen besonders hoch ist, so dass auch eine SARS-
  6.2. Impact der Auffrischimpfung auf Basis                                     CoV-2-Transmission unbedingt vermieden werden
       von Modellierungsergebnissen..................                       29   muss. Eine Auffrischimpfung soll entsprechend der
                                                                                 Zulassung bei immunkompetenten Personen in der
  7.     Verfügbare Impfstoffe für die                                           Regel sechs Monate nach Abschluss der Grundim-
         Auffrischimpfung........................................           30   munisierung erfolgen. Die konkreten Empfehlun-
  7.1. Comirnaty (BioNTech/Pfizer).....................                     30   gen zur Auffrischimpfung für Personen mit Immun­
  7.2. Spikevax (Moderna)...................................                31   defizienz wurden bereits in der 11. Aktualisierung der
  7.2.1. Immunogenität (Wildtypstamm                                             ­COVID-19-Impfempfehlung der STIKO ausführlich
         Wuhan und VOC Delta).............................                  32    dargestellt.
  7.2.2. Sicherheit....................................................     33
  7.3. Heterologe Auffrischimpfung mit                                           Seit Mitte Oktober 2021 ereignet sich in Deutsch-
         mRNA-Impfstoffen.....................................              34   land die 4. SARS-CoV-2-Infektionswelle der Pande-
                                                                                 mie. Die exponentiell ansteigenden Infektionszah-
  8.      Akzeptanz der Auffrischimpfung...............                     36   len führten bereits Anfang November 2021 zu einer
  9.      Fazit und Impfempfehlung.........................                 36   hohen Auslastung der Intensivstationen. Betroffen
          Literatur......................................................   39   sind neben ungeimpften Erwachsenen insbesonde-
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