Journal - Lebensgemeinschaft Eichhof

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Journal - Lebensgemeinschaft Eichhof
Dezember 2020 · Ausgabe Nr. 55   J o ur na l
                                   Menschen      Handwerk      Lebensfreude

                                   Weitere Themen:
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                                   Themenreihen:
                                   z Angehörigensprecherkreis
20 Jahre Eigenprodukte             z Mitarbeiterverein
                                   20 Jahre Haus 3
                                   Ein verbindendes Tanztheater
                                   Aus der Schreibwerkstatt
                                   Oh, wie bist du schön ...
Journal - Lebensgemeinschaft Eichhof
Menschen         Handwerk             Lebensfreude

 Inhaltsverzeichnis
           Grußwort von Georg Rothmann
           „ … der Schlüssel ist der Mensch … . . . . . . . . . . . . . 3
                                                                                Menschen

                                                                                Warum die Sterne über dem Eichhof
           Schwerpunkt: 20 Jahre Eigenprodukte                                  nun viel heller strahlen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
                                                                                Neues und Bewährtes
                                                                                aus dem Mitarbeiterverein . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
           Teilhabe am Arbeitsleben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
                                                                                Der Angehörigen-Sprecherkreis (ASK)  . . . . . . . . 24
           20 Jahre Eigenprodukte
           aus der Eichhof-Holz.Manufaktur . . . . . . . . . . . . . 10         Ein Umzug kommt selten allein  . . . . . . . . . . . . . . 26

           20 Jahre Eigenprodukte                                               20 Jahre Haus 3  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
           aus der Back.Manufaktur  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13    Wir treffen unseren Star!  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
           20 Jahre Eigenprodukte
           aus der Eichhof-Metall.Manufaktur . . . . . . . . . . . 14

           Blick über den Tellerrand:
           Was andere Werkstätten fertigen  . . . . . . . . . . . . .  16       Lebensfreude

                                                                                Ein verbindendes Tanztheater
                                                                                „Tanz liegt in der Luft“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
                                                                                Aus der Schreibwerkstatt:
           Handwerk                                                             Texte, Gedanken, Ideensplitter zu den Themen
                                                                                „Rollen“, „Rollenverhalten“ „Tanz“. . . . . . . . . . . . 34
                                                                                Oh, wie bist du schön ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
           Naturbetrachtungen –
           Was machen Tiere im Winter?  . . . . . . . . . . . . . . . 17        Jubiläen 2020 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

                       Menschen
                       Handwerk
                   Lebensfreude

 2                                                                                               Eichhof-Journal              · Nr. 55 · Dezember 2020
Journal - Lebensgemeinschaft Eichhof
Menschen         Handwerk         Lebensfreude

Grußwort von Georg Rothmann
„ … der Schlüssel ist der Mensch …
  Zu Beginn des Jahres 2000 begann die Werkstatt des Eichhofs mit ihrer Arbeit. Bis zu diesem
  Zeitpunkt besuchten die damaligen Bewohner*innen der Häuser 1 und 2 die umliegenden
  Werkstätten der Lebenshilfe. Fast zeitgleich zogen in den gerade fertiggestellten Häusern 3
  bis 6 vierzig neue Bewohner*innen ein, die ebenfalls ihre Tätigkeit in der neuen Werkstatt
  aufnahmen.

  Der Saalbau „Haus der Begegnung“ konnte noch nicht genutzt werden, stand aber fast fertig
  mitten im Dorf. Aus heutiger Sicht können wir uns kaum noch vorstellen welche Veränderung,
  aber auch welche Leistung dieser Entwicklungsschritt allen Beteiligten abverlangte.

  Der Wohnbereich verdreifachte sich innerhalb weniger Wochen und mit der Werkstatt ent-
  stand ein neuer Bereich. Mit einem Sprung war aus der kleinen Einrichtung ein mittelständi-
  ges Unternehmen geworden, dass bis Mitte 2000 ausschließlich im Ehrenamt organsiert und
  verantwortet wurde. Die neue Größe verlangte nach einer anderen Organisationsstruktur, klaren Verantwortlich-
  keiten und einer deutlichen Professionalisierung. Diese Zeit war ein Wendepunkt, der die Organisation noch viele
  Jahre beschäftigen sollte und große wirtschaftliche Krisen nach sich zog.

  Von Beginn an war die Herstellung von Eigenprodukten zentrales Konzept dieser Werkstatt. Es soll die durchgän-
  gige Teilhabe vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt ermöglichen und am Ende einem sichtbaren Kunden nützlich
  sein. Damit der Kunde sichtbar wird, sind die beiden Basare und der Bioladen ein wichtiger Faktor am Ende der
  Fertigung. In den ersten Jahren waren es auch die wesentlichen Vertriebswege der erstellten Produkte. Das hat
  sich in den letzten Jahren deutlich verlagert und andere Absatzwege sind hinzugekommen.

  Der Schlüssel für die Produktion ist der Mensch. Denn es können aus den jeweiligen Rohstoffen nur die Produkte
  erstellt werden, die von den Mitarbeiter*innen erarbeitet werden können. Und am Ende muss dieses Produkt den
  Wünschen und Vorstellungen des Kunden entsprechen. Dieser Spannungsbogen ist für die Fachkollegen*innen in
  den Arbeitsbereichen eine tägliche Herausforderung. Es verlangt eine besondere Fachkenntnis im jeweiligen Ge-
  werk, einer Kreativität für neue Produkte, ein besonderes Einfühlungs- und Planungsvermögen für die Zergliede-
  rung der notwendigen Arbeitsprozesse in möglichst leistbare Schritte und die erfolgreiche Suche nach Vertriebs-
  wegen. Neben der fachlichen Anleitung der Kollegen*innen mit Assistenzbedarf, kommen noch die Begleitung
  ihrer pflegerischen oder/und sozialen Bedürfnisse hinzu. Um innerhalb dieser Anforderungen möglichst flexibel
  arbeiten und reagieren zu können, ist jede Werkstattgruppe als kleines Unternehmen organsiert. Diese Form gibt
  den handelnden Mitarbeiter*innen vor Ort viel Freiraum, aber auch eine entsprechende Verantwortung.

  Wie oben kurz beschrieben, hatten auch die Wohngruppen der Häuser 3 bis 6 in diesem Jahr ihr 20-jähriges Ju-
  biläum. Geplant war dazu eine große gemeinsame Feier der vier Gruppen, die leider Corona-bedingt sehr klein
  ausfallen musste. Wie kreativ hier die Lösungen waren, können Sie am Artikel der Gruppe 3 erkennen.

  Ein weiterer wichtiger Bereich des Eichhofs hätte in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen gefeiert. Im „Haus der
  Begegnung“ organisieren wir seit rund 20 Jahren aus Spendenmitteln ein Kulturangebot nicht nur für uns, son-
  dern auch für die Menschen in der Region. Inzwischen hat sich unser Kulturprogramm in der Region
  etabliert und immer mehr Menschen außerhalb des Eichhofs nutzen dieses Infrastrukturangebot.
  Es entstehen auf diesem Weg Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung. Der
  Corona-Virus hat auch in unser Kulturprogramm heftig eingeschlagen. So konnten wir von unse-
  rem diesjährigen Programm nur eine Veranstaltung realisieren, alle weiteren Programmpunkte
  mussten wir mit schwerem Herzen absagen. Aber wir schauen zuversichtlich nach vorne, denn die
  Proben für das neue Theaterstück haben wir unter erschwerten Bedingungen inzwischen wieder-
  aufnehmen können. In diesem Eichhof-Journal stellen wir Ihnen das neue Projekt vor und hoffen
  auf eine Bühnenpräsentation im Herbst 2021. Die Künstler*innen freuen sich bereits jetzt auf den
  Applaus und über finanzielle Unterstützung.                                                      z

Eichhof-Journal   · Nr. 55 · Dezember 20203
Journal - Lebensgemeinschaft Eichhof
Menschen      Handwerk      Lebensfreude   Schwerpunkt: 20 Jahre Eigenprodukte

 Teilhabe
 am
 Arbeitsleben
 Grundsätzliche
 Überlegungen
 zum Angebot
 der Werkstatt

 von Klaus Kanonenberg

 Analog des Menschenbilds
 von Rudolf Steiner und in Anlehnung
 an das Leitbild der Gesamteinrichtung
 verfolgt die Lebensgemeinschaft
 Eichhof einen ganzheitlichen personen-
 zentrierten Ansatz, der sich an den
 individuellen Wünschen und Bedürfnissen
 des Einzelnen orientiert.
 Vor diesem Hintergrund werden
 persönliche und berufliche Perspektiven
 gemeinsam erarbeitet.

 4                                                                 Eichhof-Journal   · Nr. 55 · Dezember 2020
Journal - Lebensgemeinschaft Eichhof
Schwerpunkt: 20 Jahre Eigenprodukte                Menschen          Handwerk        Lebensfreude

                        Die Werkstatt der Lebensgemeinschaft Eichhof gGmbH         Alle Menschen, auch die von uns in der Werkstatt beglei-
                        versteht sich als Teil des ortsnahen Gemeinwesens. Es      teten besonderen Menschen, werden von den komplexen
                        gibt vielfältige Verbindungen und wechselseitige Be-       Wechselwirkungen zwischen medizinischen und biologi-
                        ziehungen in den Rhein-Sieg-Kreis und insbesondere zu      schen Gegebenheiten einerseits und den psychosozialen
                        den Gemeinden Much, Ruppichteroth, Neunkirchen-Seel­       und materiellen Umweltbedingungen andererseits geprägt.
                        scheid, Hennef und Waldbröl.
                                                                                   Entsprechend der jeweiligen Bedarfe streben wir eine
                                                                                   Begleitung auf Augenhöhe an, bei der Partizipation, Res-
                        Zielgruppe                                                 sourcen- und Personenorientierung gleichermaßen die
                                                                                   fundamentale Grundlage bilden.
                        Das Leistungsangebot richtet sich an erwachsene Men-
                        schen mit einer sogenannten geistigen Behinderung. Es
                        werden auch Menschen mit einer zusätzlichen körperli-      Arbeit als Ausdruck der Persönlichkeit
                        chen Behinderung aufgenommen. Das Angebot richtet
                        sich an Frauen und Männer, die aufgrund ihrer Einschrän-   Arbeit wird als eine möglichst sinnstiftende Tätigkeit
                        kungen nicht oder noch nicht auf dem allgemeinen Ar-       verstanden. Eine besondere Bedeutung kommt hier dem
                        beitsmarkt erwerbstätig sein können.                       Erleben der eigenen Selbstwirksamkeit zu. Das eigene

                        Verständnis von „Behinderung“                              Handeln in Bezug auf die Veränderung, Formung und Ge-
                                                                                   staltung des Werkstoffs zu erleben, bietet Erfüllung und
                        Jeder Mensch kann in seinem Leben vorübergehende           Zufriedenheit für die*den Handelnde*n. Selbst wenn der
                        oder dauerhafte Einschränkung seiner gesundheitlichen      Anteil an der Fertigung eines Produkts oder der durch-
                        Konstitution und dabei einen gewissen Grad der Behin-      geführten Dienstleistung für Außenstehende manchmal
                        derung erleben.                                            kaum wahrnehmbar erscheint, so kann er doch für das
                                                                                   Individuum von großem Wert sein. In diesem Zusam-
                        Jeder Mensch hat einen eigenen, unverrückbaren Wert,       menhang wurde sich bewusst für ursprüngliche Hand-
                        der, unabhängig von eventuellen Einschränkungen, in        werke entschieden. Das Formen von hartem Metall oder
                        gleichem Maße zu schätzen und in seinem Streben nach       Holz, von weichem warmem Wachs oder feuchtem kal-
                        Autonomie zu achten ist.                                   tem Ton, die Verarbeitung von Teig oder aus verschiede-
                                                                                   nen Lebensmitteln ein warmes Mittagessen zuzuberei-
                        Der Begriff „Menschen mit Behinderung“ ist eine allge-     ten, die Bearbeitung von schweren Böden, der Umgang
                        mein gültige Begriffsbestimmung und findet sich vor al-    mit Tieren, die Aufzucht von Nutz- und Zierpflanzen und
Fotos: Georg Rothmann

                        lem hier im sozialrechtlichen Kontext des für unsere Ar-   der Verkauf von Bioprodukten fordert nicht nur die unter-
                        beit maßgeblichen Sozialgesetzbuch (SGB) IX wieder. Die    schiedlichsten Fähigkeiten und Fertigkeiten. Die Tätigkeit
                        gewählte Vertretung der Werkstattbeschäftigten haben       spricht je nach Herausforderung auch unterschiedliche
                        diesen Begriff vor einigen Jahren abgelehnt. Sie möchten   Persönlichkeitsanteile an und bietet mannigfaltige Anrei-
                        vielmehr als besondere Menschen bezeichnet werden.         ze zu einer ganzheitlichen Entwicklung.

                        Eichhof-Journal    · Nr. 55 · Dezember 20205
Journal - Lebensgemeinschaft Eichhof
Menschen        Handwerk        Lebensfreude         Schwerpunkt: 20 Jahre Eigenprodukte

           Arbeitsprozesse sind in Teilen bewusst rhythmisch             Einbindung in das komplexe Leistungsangebot
           gestaltet. Sie orientieren sich an Jahreszeiten oder Ge-      der Lebensgemeinschaft Eichhof gGmbH
           gebenheiten von Produktions- und Vermarktungs­                und in die Region
           bedingungen. Vorhersehbarkeit schafft Sicherheit
           und Orientierung. Die Wertschöpfung in der Pro-               Eine weitere Besonderheit der Werkstatt ist in der räum-
           duktion, der gemeinsam mit den Werkstattbeschäf-              lichen und organisatorischen Nähe zu den Angeboten der
           tigten erlebte Prozess (vom Rohstoff bis zum verkaufs-        besonderen Wohnformen der Lebensgemeinschaft Eich-
           fertgen Produkt), stellt einen sinnstiftenden Wert an sich    hof gGmbH zu sehen.
           dar.
                                                                         Die meisten Werkstattbeschäftigten wohnen in fußläufi-
           Das hier beschriebene Verständnis unseres fachli-             ger Nähe zu ihrem Arbeitsplatz. Hier wird ein Lebensort
           chen Arbeitsansatzes, bietet den Werkstattbeschäf-            angeboten, der ein hohes Maß an persönlicher Autonomie
           tigten eine Vielzahl von Möglichkeiten, sich auf Tätig­       und Bewegungsfreiheit auch für Menschen bietet, die ein-
           keiten zu zentrieren. Dies trägt zur emotionalen Stabilität   geschränkt verkehrssicher und weniger orientiert sind.
           und somit auch zur Förderung des Selbstbewusstseins
           und des Selbstwertgefühls aller an der Produktion Betei-      Mittlerweile nutzt eine Reihe von Werkstattbeschäftig-
           ligten bei.                                                   ten unser Leistungsangebot, die aus der weiteren Region

           Der soziale Aspekt von Arbeit                                 um den Lebensort Eichhof kommen oder Werkstattbe-
                                                                         schäftigte entscheiden sich bewusst, außerhalb des ei-
           Als ein weiterer grundlegender Aspekt ist das Erleben         gentlichen Geländes zu leben.
           der eigenen Wirksamkeit, in Beziehung zu anderen Men-
           schen zu beschreiben. Viele der angebotenen Arbeits-          Zwischen den Wohnbetreuungsteams und der Werk-
           prozesse funktionieren nur dann, wenn man sich aufei-         statt gibt es eine, am Bedarf der einzelnen Werkstatt-
           nander verlassen kann, wenn ich mich selber in Bezie-         beschäftigten orientierte, Kooperation, die, insbeson-
           hung zum Gegenüber erlebe, auf dessen Kooperation ich         dere bei wenig oder nicht sprechenden Menschen, ein
           angewiesen bin beziehungsweise dieser mein Dazutun            vertieftes, ganzheitliches Verständnis ihrer Lebens­
           benötigt, um seine Arbeit auszuführen.                        umstände ermöglicht. Individuelle Prozesse, beson-
                                                                         ders bei krisenhaften Verläufen, können durch die
           Die Fähigkeit zur Kommunikation, sei es mit Worten,           enge Zusammenarbeit fachlich angemessener beglei-
           Lauten, Gesten oder Mimik, wird regelmäßig angeregt.          tet werden.
           Die vielfältige Einbindung in die Betriebsgemeinschaft
           kommt dem ursprünglichen menschlichen Bedürfnis               Folgerichtig ergibt sich aus dem personenzentrierten
           nach sozialer Bezogenheit entgegen.                           Leistungsangebot auch umfangreiche fachliche Unter-
                                                                         stützung zur Heranführung von Werkstattbeschäftigten
                                                                         an den allgemeinen Arbeitsmarkt, insofern sie uns den
                                                                         Auftrag dazu erteilen.

 6                                                                                  Eichhof-Journal    · Nr. 55 · Dezember 2020
Journal - Lebensgemeinschaft Eichhof
Schwerpunkt: 20 Jahre Eigenprodukte   Menschen   Handwerk   Lebensfreude

Die vielfältige Einbindung in die Betriebsgemeinschaft
kommt dem ursprünglichen menschlichen Bedürfnis
nach sozialer Bezogenheit entgegen.

Eichhof-Journal   · Nr. 55 · Dezember 20207
Journal - Lebensgemeinschaft Eichhof
Menschen   Handwerk   Lebensfreude   Schwerpunkt: 20 Jahre Eigenprodukte

                                          Diese Erwachsenenbildung orientiert sich
                                              an den individuellen Lernbedürfnissen
                                und Lebenssituationen der Werkstattbeschäftigten.

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Journal - Lebensgemeinschaft Eichhof
Schwerpunkt: 20 Jahre Eigenprodukte                Menschen         Handwerk        Lebensfreude

Erwachsenenbildung                                         1. Die Beschäftigten

Während der Werkstattzeit stehen den Werkstattbe-          Sie haben vor allem durch ihr Verhalten aber auch durch
schäftigten Angebote zur Persönlichkeitsentwicklung zur    aktive Beiträgen aufgezeigt, an welcher Stellen das An-
Verfügung. Dies sind zum Beispiel: künstlerische Euryth-   gebot differenziert, erweitert und angepasst werden
mie, Psychomotorik, Reiten, Lesen/Rechnen/Schreiben,       musste. Auf schlechte Qualität in ihrer Begleitung haben
Schwimmen oder Chor.                                       sie unmittelbar reagiert und so maßgeblich den Weg ge-
                                                           wiesen.
Diese Erwachsenenbildung (EB) orientiert sich an den in-
dividuellen Lernbedürfnissen und Lebenssituationen der     2. Die Fachkräfte
Werkstattbeschäftigten. Dabei sollen die Inhalte grund-
sätzlich nicht von denen allgemeiner Erwachsenenbil-       Durch ihre wertvolle alltägliche praktische Arbeit
dung abweichen, sondern thematisch um solche ergänzt       sind die Fachkräfte in der arbeitspädagogischen Be-
werden, die eine besondere Relevanz für Menschen mit       gleitung diejenigen, die die hier skizzierten Überlegun-
sogenannter geistiger Behinderung besitzen. Die EB         gen mit Leben erfüllen. Ohne ihre Erfahrungen und ihre
dient nicht ausschließlich der Qualifizierung oder Kom-    hohe Bereitschaft, diese in die Fortentwicklung der
petenzerweiterung. Vielmehr umfasst sie viele Berüh-       Werkstatt einfließen zu lassen, wäre das Leistungs-

rungspunkte menschlicher Interessen, die zur Vorstel-      spektrum nicht auf dem qualitativ hochwertigen, heu-
lung und Verwirklichung eines „guten Lebens“ beitragen     tigen Stand.
können beziehungsweise die individuelle Lebenszufrie-
denheit erhöhen.                                           3. Die Gesellschaft

Über die hier beschriebene bereichsübergreifende EB,       Globale und nationale gesellschaftliche Entwicklungsdy-
führt jede Werkstatt regelmäßig bereichsinterne Maß-       namik findet sich sowohl im Diskurs auf fachlicher Ebene,
nahmen zur EB durch. Diese sind verpflichtend und ver-     als auch in der sich fortlaufenden Veränderung gesetz­
mitteln handwerksspezifische Kenntnisse wie zum Bei-       licher Vorgaben wieder. Beide Ebenen bedingen sich ge-
spiel Werkstoffkunde, Arbeitssicherheit, Bezeichnung       genseitig. Beispielhaft ist hier die UN-Behindertenrecht-
verschiedener Werkzeuge und deren Anwendung.               konvention, die personenzentriete Hilfeplanung oder die
                                                           aktuellen Änderungen des SGB IV und XII zu nennen.

Abschließende Betrachtung                                  Die Werkstatt der Lebensgemeinschaft Eichhof gGmbH
                                                           hat durch die hier skizzierte besondere Ausrichtung,
Auf der zurückliegenden Wegstrecke der 20-jährigen Ge-     zweifelsohne ein Alleinstellungsmerkmal in der Region.
schichte der Werkstatt, gab es im Wesentlichen drei Ebe-   Eine hohe Dialogbereitschaft nach innen und außen
nen, auf der entscheidende Impulse zur Weiterentwick-      wird die Erhaltung von Bewährtem und dessen sinnvolle
lung des Leistungsangebots gegeben wurden:                 Weiter­entwicklung eine gute Grundlage bieten.      z

Eichhof-Journal    · Nr. 55 · Dezember 20209
Journal - Lebensgemeinschaft Eichhof
Menschen       Handwerk        Lebensfreude       Schwerpunkt: 20 Jahre Eigenprodukte

 20 Jahre Eigenprodukte
 aus der Eichhof-Holz.Manufaktur
 „Originale mit Wiedererkennungswert“
 von Hubert Schumacher

           In diesem Jahr kann die Holz.Manufaktur stolz
           auf nun schon 20 Jahre Eigenproduktion zurückblicken.
           1999 hatte ich das Model zur Einrichtung
           der Holzwerkstatt erstellt und den Gründern
           des Eichhofs vorgestellt.

           Entsprechend konnte der Plan im Jahr 2000 so umgesetzt
           und in der Holz.Manufaktur, die damals noch Schreinerei
           hieß, gestartet werden.

           Anfang des Jahres 2000 haben ein damaliger Kollege
           und ich gemeinsam mit zehn Kolleg*innen mit Assistenz­
           bedarf begonnen, Produkte aus Holz zu entwickeln.

           Das Ziel war von Anfang an, nachhaltige Produkte mit
           einem ganz eigenen Stil zu fertigen – nichts von der
            Stange, eben ein Original „Lebensgemeinschaft Eich-      der zehn Mitarbeiter*innen wirkte nach seinen Fähig-
           hof“ mit Wiedererkennungswert. Bereits in den An-         keiten mit. Der erste Baum hängt noch heute in der Holz.
           fängen, als noch kein Maschinenpark zur Holzverar­        Manufaktur und erinnert immer wieder an die erste Zeit
           beitung vorhanden war, wurden die unverkennbaren          und die ersten Arbeiten
           Lebensbäume als Gemeinschaftsarbeit gefertigt. Jeder-     in der Schreinerei.

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Schwerpunkt: 20 Jahre Eigenprodukte                 Menschen          Handwerk        Lebensfreude

Die Wälder in der Umgebung liefern uns rund 90 Prozent     für Design eingetragen. Hervorzuheben ist zudem, dass
der Hölzer, die hier zu „Originalen“ verarbeitet werden.   unsere Eichhof-Holzspielzeuge seit vielen Jahren TÜV-
Überwiegend kommt Erlenholz zum Einsatz, manchmal          geprüft und mit dem CE-Kennzeichen versehen sind.
Buche, die wenn notwendig dazu gekauft wird. Daraus
entstehen dann rund 50 Produkte wie besondere Insek-       „Material aus der Natur – mit Herzblut zum Unikat“, dies
tenhotels mit Naturschieferdächern, die Spielzeuge „Da-    ist uns und den Mitarbeitern ein wichtiger Punkt, um sich
ckel Bodo“ und „Schnecke Urmel“ für Kinder zum Nach-       mit der Arbeit zu identifizieren. Zur Zeit fertigen wir aus
ziehen, Buchstützen, Lebensbäume, Frühstücks- und          alten Eichenzaunpfählen, die seit über 30 Jahren im Ein-
Schneidebretter, um nur einiges aus dem individuellen      satz waren, wieder neue Artikel, die zum Teil noch die
Sortiment zu nennen. Andere besondere Baumarten, wie       Zeichen der Zeit tragen. Auch besondere Wurzeln oder
Kirsche, Nussbaum, Esche oder Apfel werden u. a. zu hüb-   Schwemmhölzer sind immer eine willkommene Basis für
schen Schmuckschatullen und Holzkugeln verwandelt.         die Holzarbeiten in der Manufaktur. Die Menschen die
                                                           dort arbeiten, lieben ihre Tätigkeit und sind genauso be-
Die Lichtkrippe, die immer wieder mit ihrem Licht- und     geistert wie unsere Kunden über immer neue Ideen und
Schattenspiel verzaubert, ist als Muster beim Patentamt    Kreationen.

Eichhof-Journal    · Nr. 55 · Dezember 202011
Menschen        Handwerk       Lebensfreude        Schwerpunkt: 20 Jahre Eigenprodukte

           Darüber hinaus werden in unserer Werkstatt kleine Auf-      Verkaufsfläche für die Eichhof-Artikel aus den verschie-
           tragsarbeiten, wie zum Beispiel Verpackungstätigkeiten      denen Manufakturen im Eichhof-Bioladen erweitert, um
           durchgeführt. Diese bereichern den Arbeitsalltag und zu-    das vielfältige Angebot der Werkstattbereiche zu prä-
           dem bieten sie eine gut leistbare, zusätzliche Beschäfti-   sentieren.
           gung und Einnahme.
                                                                                                    ➥
                                                                       Auf unserer Internetseite ( https://www.eichhof.org)
           Seit einigen Jahren arbeite ich nun mit Marco Placke zu-    sind Produkte der Holz.Manufaktur zu sehen und auf
           sammen und vor einigen Wochen kam Jan Wagner ins            Wunsch telefonisch bestellbar. Eine enge Zusammen­
           Team dazu. Gemeinsam sind wir Ansprechpartner der           arbeit pflegen wir mit der Online-Plattform „Entia“ – Gutes
           Holz.Manufaktur, in der mittlerweile 16 Kolleg*innen mit                                                  ➥
                                                                       aus Manufakturen. In deren Internet-Shop ( entia.de),
           Assistenzbedarf aus der Lebensgemeinschaft beschäf-         wird eine Vielzahl unserer wunder­
           tigt sind.                                                  schönen „Originale mit
                                                                       Wiedererkennungswert“
           Gerade auch der Verkauf unserer Produkte ist in Zeiten      angeboten und kann dort
           von Corona nicht einfacher geworden und so wurde die        online bestellt werden. z

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Schwerpunkt: 20 Jahre Eigenprodukte                  Menschen         Handwerk        Lebensfreude

20 Jahre Eigenprodukte
aus der Back.Manufaktur
von Thomas Zucker

Als ich gebeten wurde einen Bericht für diese Ausgabe des Eichhof-Journals,       Auch daher kann ich als Eichhof­
mit der Überschrift „20 Jahre Eigenprodukte Bäckerei“ zu schreiben,               bäcker sagen, unsere Backwaren
geriet ich ins Grübeln. Was ist damit gemeint: „Eigenprodukte“?                   sind alles Eigenprodukte.

                                                                                  Unsere Eigenprodukte haben aber in
Im Duden gibt es das Wort Eigenpro-     Getreide, das gemahlen, geschrotet        den letzten 20 Jahren schon einige
dukt nicht. Nur das Wort eigen und      oder gequetscht sein kann. Ferner ist     Veränderungen erfahren. Als wir im
Produkt die wie folgt definiert sind:   eine Schüttflüssigkeit, meist Wasser      Januar 2000 starteten, haben wir erst
                                        oder Milch und noch eine Lockerungs-      einmal mit „klassischen“ Backwaren
Eigen: jemandem selbst gehörend;        art vonnöten. Es gibt die biologische     einer konventionellen Bäckerei be-
einer Sache zugehörend.                 (Hefe, Sauerteig), physikalische (Blät-   gonnen. Es gab Brötchen, Graubrot
                                        terteig, Brandteig) und die chemische     und Plundergebäck. Im Herbst des
Produkt: etwas, was (aus bestimm-       (Backpulver, Natron) Lockerung. So-       gleichen Jahres besuchte ich dann
ten Stoffen hergestellt) das Ergebnis   mit hat man das Grundgerüst zusam-        zum ersten Mal ein Fachgruppentref-
menschlicher Arbeit ist; Erzeugnis.     men und kann nach Belieben weitere        fen der Demeter-Bäcker in Hamburg.
                                        Zutaten zugeben wie zum Beispiel          Kurz darauf, am 15. November, sind
Wenn ich das so lese, kann ich ei-      Salz, Ölsaaten, Produkte pflanzlichen     wir Demeter-Vertragspartner ge-
gentlich mit gutem Gewissen sagen,      oder tierischen Ursprungs. Hieraus        worden und haben seitdem nur noch
dass all unsere Backwaren Eigen­        entwickeln/kombinieren alle Bäcker        Demeter-Getreide verarbeitet. Das
produkte sind. Wir backen täglich       unter der Beachtung gesetzlicher Vor-     Brot konnten wir seitdem in unserem
unsere Backwaren nach unseren           schriften ihre Rezepte.                   Dorfladen als Demeter-Brot ausloben
Rezepten frisch und verarbeiten,                                                  und verkaufen. Im Frühjahr 2010 kam
wie schon im letzten Eichhofjournal     Ferner sind die Herkunft und Qua-         dann die Umstellung des restlichen
beschrieben, keine Convenience-         lität der Zutaten, die Intensität und     Sortiments auf Bioqualität. So haben
Produkte, Halbfertig­
                    produkte oder       die Dauer der Teigknetung, die Teig­      sich auch in den Jahren die Rezeptu-
Vormischungen. Also sind alle unsere    temperatur, Teigreifezeiten, Back­        ren verändert, sind neue Backwaren
Backwaren unsere Eigenprodukte.         temperatur, Backdauer und die Ofen-       hinzugekommen oder welche wieder
                                        art, Parameter die die Qualität und den   aus dem Sortiment verschwunden.
Obwohl, kann man dies Eigenproduk-      Geschmack einer Backware beeinflus-
te nennen? Backwaren haben mehr         sen. Daher schmeckt zum Beispiel ein      Zum Schluss möchte ich noch kurz
oder minder die gleichen Bestand-       Roggenmischbrot mit identischen In-       drei Produkte vorstellen, die viel-
teile und die gleichen Verarbeitungs-   haltsstoffen aus zwei verschiedenen       leicht den Begriff Eigenprodukt am
weisen. Der größte Teil besteht aus     Bäckereien unterschiedlich.               besten symbolisieren:

                     1.                                         2.                                    3.
        Unser Dinkelsaaten-Brot:                      Unser Toskana-Brot:                         Unser
              Es ist Dinkelvollkorn-              Ein klassisches Ciabatta Brot               Eichhofkeks:
              brot mit einem hohen            mit über 20-stündiger Abstehzeit,            Ein klassischer
               Anteil an Ölsaaten. Durch        das durch Zugabe von Kräutern              Mürbeteig mit
               lange Ruhephasen und           ein aromatisches Brot wird und sich          hohem Butter-
               einen hohen Anteil an           besonders gut für                         anteil. Sein von uns
                Flüssigkeit entsteht ein       Fondue, Büffets                           ent­wickeltes Design macht ihn einzig-
                sehr schmackhaftes            und Grillabende                             artig, ist somit unser Produkt, das
                und gut verträgliches              eignet.                                  die Vorraus­stellung des Wortes
                Brot, das lange                                                                    „Eigen“ am meisten
                frisch bleibt.                                                                         verdient hat.

Eichhof-Journal    · Nr. 55 · Dezember 202013
Menschen        Handwerk       Lebensfreude       Schwerpunkt: 20 Jahre Eigenprodukte

 20 Jahre Eigenprodukte
 aus der Eichhof-Metall.Manufaktur

                            von Josef Steimel                        Mit dem erlangten Wissen haben wir eine kleine Markt­
                                                                     erkundung betrieben, um nicht schöne Produkte herzu-
                            Bereits vor 20 Jahren, als die Metall-   stellen, die aber keiner braucht. So bauten wir langsam
                            werkstatt ihre Arbeit aufnahm, galt      eine Produktpalette auf, die wir über den Eichhof-Biola-
                            der Grundsatz, überwiegend Eigen-        den, externe Verkaufsstellen sowie Märkte und Basare
                            produkte aus den Rohmaterialien          vertreiben.
                            Kupfer und Eisen zu erstellen.
                            Dank einer Hospitation bei den           In den Manufakturen des Eichhofs legen wir Wert darauf,
                            Troxler Werkstätten, die bis zur         eigene Produkte vom Rohstoff bis zum fertigen Objekt
                            Eigenständigkeit der Werkstatt           herzustellen. Für die Fertigung der unterschiedlichen Pro-
           für behinderte Menschen (WfbM) des Eichhofs                          dukte wird der gesamte Herstellungsprozess
           unsere Kooperationswerkstätten waren,                                          im Vorfeld in einzelne Arbeitsschritte
           konnte ich eine Reihe von Anregungen                                                  gegliedert, die den Fähigkeiten
           mitnehmen, die wir in unsere Erst­                                                      der Kolleg*innen mit Assis­
           produktion mit einbauen konnten.                                                                 tenzbedarf gerecht

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Schwerpunkt: 20 Jahre Eigenprodukte                 Menschen          Handwerk      Lebensfreude

                                           werden. So können auch in der Metall.Manufaktur Men-          Produktpalette erweitern können. So ist eine Vielfalt an
                                           schen mit Unterstützungsbedarf die unterschiedlichen,         Gartendekorationen wie diverse Gartenstecker, Rank-
                                           aufeinander aufbauenden Arbeitsprozesse während der           gitter und Rosenbögen entstanden, um nur einige der
                                           Erstellung eines Produkts erkennen und sich als Teil des      umgesetzten Produktideen zu nennen. Spezielle Kun-
                                           Wertschöpfungsprozesses erleben. Die geordnete Reihung        denaufträge konnten ebenfalls in den Arbeitsalltag inte-
                                           von Tätigkeiten erleichtert die Teilhabe an Arbeitsprozes-    griert werden, die das eine oder andere Mal auch zu Op-
Fotos: weerayut/stock.adobe.com; Eichhof

                                           sen und fördert dadurch die Motivation bis zur Vollendung     timierung unserer Produkte beigetragen haben oder uns
                                           des Produkts, bei dem der Wert der Arbeit für jeden sicht-    zu neuen Produktideen inspiriert haben. Somit haben wir
                                           bar geworden ist. Für „jeden“ meint in diesem Fall auch die   das Glück, unsere Kunden auch wechselseitig als
                                           Käufer unserer Eigenprodukte, die uns Ihre Wertschätzung      aktive Partner entlang der Wertschöpfungsket-
                                           und Anerkennung für die geleistete und nachvollziehbare       te zu erleben.
                                           Arbeit entgegenbringen.
                                                                                                         Als Team der Metall.Manufaktur haben wir noch
                                           Neben der Herstellung unterschiedlicher Kerzenhalter in       viele Ideen für ansprechende und umsetzbare
                                           Form und Material haben wir im Laufe der Jahre unsere         Produkte und blicken optimistisch in die Zukunft.z

                                           Eichhof-Journal     · Nr. 55 · Dezember 202015
Menschen        Handwerk       Lebensfreude

 Blick über den Tellerrand:
 Was andere Werkstätten fertigen
 von Michael Ziegert

 Arbeit, die Sinn ergibt – das ist ein wesentliches Ziel der Werkstatt auf dem Eichhof. Wenn die Mitarbeiter*innen
 mit Assistenzbedarf den Werdegang über mehrere Arbeitsschritte vom Rohmaterial zum fertigen Produkt
 nachvollziehen können, dann erfüllt dies mit Freude. Und erst recht, wenn die Ergebnisse auch Käufer*innen
 finden, denn wie Götz Werner, Gründer der dm-Märkte, sagt: „Umsatz ist der Applaus des Kunden.“

                    ➊                                  ➋                                ➌                                     ➍

           Welche Produkte in einer Werkstatt angefertigt wer-         hochwertigem Einband versehen, ausgestattet mit in
           den, hängt von den unterschiedlichen Fähigkeiten der        Siebdruck angefertigten Umschlagpapieren inklusive
           Beteiligten ab, ebenso aber auch vom individuellen Ge-      Goldfarbe.
           schmack. Die selbst erdachten und gefertigten Dinge
           werden als „Eigenprodukte“ bezeichnet, und diese gibt       Den Hörsinn trainiert ein originelles Spiel der Karl-
           es von vielen Werkstätten für Menschen mit Behinde-         Schubert-Gemeinschaft in Filderstatt. Das „Lauschwun-
           rung (WfbM) in Deutschland.                                 der“ (➎+➏) enthält eine Vielzahl von Dosen, von de-
                                                                       nen paarweise immer zwei den gleichen Inhalt haben.
           Einige Beispiele für schöne Eigenprodukte aus anderen       Ohne sie zu öffnen gilt es nun, die Paare zu finden.
           Werkstätten will ich Ihnen auf dieser Seite vorstellen.
                                                                       Wie man alltägliche Gegenstände anspruchsvoll neu „er-
           Die Troxler-Werkstätten in Wuppertal haben eine Leder-      finden“ kann, zeigt der Topfuntersetzer „Déjà vu“ (➐)
           Werkstatt. Hier wird auch erkennbar, dass die Werkstät-     der Sozialtherapeutischen Siedlung Bühel. Aus vielen fi-
           ten stets auf gutes Ausgangsmaterial achten, denn es        ligranen Holzstücken wird er zusammengesetzt.
           wird ausschließlich deutsches, naturgegerbtes Leder
           verwendet. Im vielfältigen Sortiment finden sich Hosen-     Die Lebens- und Arbeitsgemeinschaft Lautenbach hat
           träger (➊) mit stabilen Endstücken bis hin zu farbenfreu-   sich der Keramik verschrieben. Es gibt praktische Dinge,
           digen Damen-Handtaschen (➋+➌).                              wie etwa Esshilfen, aber auch sehr dekorative Kerzen-
                                                                       leuchter (➑) mit floralen Mustern.
                                                                                                                                    Fotos: Michael Ziegert

           Aus der Papier-Werkstatt der Herman-Jülich-Werk­
           gemeinschaften östlich von Hamburg stammen wun-             Die Produkte erhalten Sie natürlich vor Ort, viele der ge-
           derbar altmodische Hefte (➍), die sich als Tagebücher       nannten Werkstätten bieten die Produkte aber auch on-
           oder für Skizzen und Bilder nutzen lassen. Sie sind mit     line an, etwa über eigene Online-Shops.                 z

                      ➎                                ➏                                         ➐                            ➑

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Menschen          Handwerk         Lebensfreude

                           Naturbetrachtungen
                           Was machen Tiere im Winter?
                           von Bernhard Umbach

                                                                                                                  Der Sommer ist vorbei, es wird kälter, windig und regnerisch.
                                                                                                                          Die dicken Pullover werden aus dem Schrank geholt
                                                                                                                                           und die Heizung wird angeschaltet.
                                                                                                                         Aber wie schützen sich eigentlich Tiere vor der Kälte?
                                                                                                                                                                   Fotos: Georg Rothmann

                           Manche Tiere fliegen vor der Kälte davon, manche ver-                               für Vogelschutz in Bayern (LBV) zum „Vogel des Jahres“
                           schlafen den Winter, wiederum andere legen sich ein di-                             2020 gekürt worden.
                           ckes Winterkleid aus Federn oder Fell zu.
                                                                                                               Andere Vögel, wie der Singschwan, kommen aus Gebie-
                           Viele Vögel fliegen in den Süden, wo es wärmer ist. Ei-                             ten, in denen es im Winter noch viel kälter wird als hier,
                           nige fliegen sehr weit, wie auch die Turteltaube. Sie                               zum Beispiel aus Sibirien in Russland, ganz im Norden.
                           verbringt nur die warmen Sommermonate bei uns und                                   Sie überwintern bei uns, denn im Unterschied zu dort,
                           überwintert in Afrika, südlich der Sahara. Dabei legt sie                           wo sie herkommen, ist es ihnen bei den Temperaturen
                           für eine Strecke über 4.000 km zurück. Die Turteltaube                              im Winter hier selbst bei unter minus 10 Grad noch
                           ist vom Naturschutzbund NABU und dem Landesbund                                     kuschelig warm.
© NABU, Michael Wimbauer

                                                                                       © NABU, Kathy Büscher

                                                                      Turteltaube                                                                        Singschwäne

                           Eichhof-Journal    · Nr. 55 · Dezember 202017
Menschen        Handwerk        Lebensfreude

                                                                         © NABU, Kathy Büscher
                                                           Admiral

                                                                                                                                                                                      Foto: Bernhard Umbach
                                                                                                                                                              © NABU, Kathy Büscher
                                                                                                   Wechsel des
                                                                                                   Federkleids
                                                                                                   bei Kohlmeisen-
                                                                                                   Jungvögeln

           Aber nicht nur Vögel, auch Schmetterlinge, wie der Distel­                            Im Laufe eines Jahres haben sich die Federn der Vögel
           falter oder auch der Admiral machen sich auf die lange                                abgenutzt. Im Herbst bekommen viele Vögel daher
           Reise und sogar manche Fledermausarten. Die meisten                                   neue Federn; man sagt, „sie kommen in die Mauser“.
           Tiere bleiben jedoch hier und haben sich dem Leben im                                 Die alten Federn fallen aus, und man kann sie auf der
           Winter angepasst.                                                                     Erde liegen sehen. Im Winter haben die Vögel dann ein
                                                                                                 neues, dichtes Federkleid, das sie gut gegen die Kälte
           Viele Vögel sehen auch bei Eis und Frost sehr wohlgenährt                             schützt.
           aus. Das täuscht jedoch. Wenn Vögel frieren, müde oder
           krank sind, kann bei den meisten ein Verhalten beobach-                               Von der Reifemauser spricht man bei Vogelarten, die
           tet werden, das als „aufplustern“ bezeichnet wird. Dabei                              nach dem Schlüpfen noch ein Jungvogelgefieder bekom-
           werden die Federn aufgestellt und greifen locker in ein-                              men. Ihr eigentliches Federkleid entwickeln sie erst mit
           ander, so dass zwischen ihnen Luftpolster entstehen. Luft                             dem Aufwachsen.
           ist ein schlechter Wärmeleiter. So kann der Körper nicht so
           leicht auskühlen. Daunenjacken, die viele Menschen im                                 Auch das Fell vieler Tiere erneuert sich im Winter. Es ist
           Winter tragen, funktionieren nach dem gleichen Prinzip.                               sehr viel länger und dichter als das Fell im Sommer, damit
                                                                                                 das Tier gegen die Kälte geschützt wird. Das Fell hat oft
           Nur die Füße der Vögel ragen aus dem Federkleid hervor.                               auch eine andere Farbe: Rehe zum Beispiel bekommen
           Warum erfrieren die Füße nicht? Im Laufe der Evolution                                ein Winterfell, dass sich deutlich vom Sommerfell unter-
           hat sich ein Wärmetauschsystem entwickelt: Das warme                                  scheidet: Statt rotbraunen Farbtönen im Sommer, mit de-
           Blut, dass von Herzen kommt, hat bei Vögeln eine Tem-                                 nen das Tier im belaubten Wald gut getarnt ist, passen
           peratur von rund 40 Grad. Es fließt ganz nah am eiskalten                             sich die Rehe der winterlichen Umgebung mit unschein-
           Blut vorbei, dass von den Zehen zum Herzen geht und                                   baren graubraunen Tönen an.
           gibt ihm einen Teil seiner Wärme ab. Dadurch kühlt sich
           das warme Blut zwar erheblich ab, verhindert aber, dass                               Andere Tiere ziehen sich in ihre Winterquartiere zurück
           das kalte Blut, dass von den Zehen kommt, in den Adern                                und ruhen sich aus. Hier wird zwischen Winterschlaf,
           einfriert.                                                                            Winterruhe und Winterstarre unterschieden.
                                                                         © NABU, Kathy Büscher

                                                                                                                                                              © Pixabay

                                                    Schwanzmeise

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Menschen          Handwerk        Lebensfreude
© NABU, Bernd Kunz

                                                                                      © NABU, Thomas Hinsche
                                                                    Igel im Laub                                                                      Fuchs im Schnee

                        Einen tiefen Winterschlaf macht zum Beispiel der Igel.                                 die Winterschläfer. So wie auch das Eichhörnchen. Da
                        Schon ab Mitte Oktober wird das Nahrungsangebot                                        es im Winter nicht so tief schläft, wie der Igel, wacht es
                        knapp. Daher frisst sich das Tier im Herbst ein Fett-                                  zwischendurch auf, und hat dann Hunger. Daher sam-
                        polster an, vom dem es dann den ganzen Winter über                                     melt es im Herbst eifrig Nüsse, Eicheln und Bucheckern
                        zehrt und zieht sich dann in sein Winterquartier zurück.                               und vergräbt sie an verschiedenen Stellen im Boden,
                        Am liebsten hat er dafür einen Totholzhaufen mit Reisig                                um im Winter einen Vorrat zu haben. Es ist allerdings
                        und Laub. Ab Mitte November verschlafen die meisten                                    gar nicht so leicht bei der Kälte alle Verstecke wieder-
                        Igel die Jahreszeit mit kurzen Unterbrechungen bis März                                zufinden. Ein Teil der Vorräte bleibt daher im Boden und
                        oder April.                                                                            wächst dann manchmal zu großen Bäumen und Sträu-
                                                                                                               chern heran.
                                                 Auch die Weinberg­schnecke hält
                                                  Winterschlaf. Sie versteckt sich                             Es gibt auch Tiere, die die Kälte dadurch überstehen,
                                                   unter Laub oder gräbt sich ein                              dass sie, wenn es sehr kalt wird, in eine Winterstarre
                                                                 Loch in die Erde.                             fallen. Fische und Frösche gehören dazu. Man bezeich-
                                                                         Dann ver-                             net sie als wechselwarme Tiere, da sie im Unterschied
                                                                       schließt sie                            zu den warmblütigen Tieren ihre Körpertemperatur nicht
                                                                     ihr Häuschen                              selber steuern können. Die Temperatur des Blutes ist ab-
                                                                        mit einem                              hängig von der Außentemperatur. Bei Kälte kühlen die
                                                                        Deckel aus                             Tiere aus, werden träge, und fallen dann, wenn die Tem-
                                                                          Kalk und                             peraturen noch stärker zurückgehen, in eine Kältestarre,
                                                                      schläft dann                             aus der sie erst im Frühjahr wiedererwachen. Deshalb
                        Foto: Bernhard Umbach                   bis zum Frühling.                              suchen sie vorher Verstecke und geschützte Gebiete auf,
                                                                                                               um diese lange Zeit gut zu überstehen. Fische gehen am
                        Manche Tiere verkriechen sich auch, machen aber                                        liebsten dorthin wo das Wasser noch am wärmsten ist,
                        keinen Winterschlaf. Sie halten Winterruhe. Auch bei                                   nämlich am Grund des Sees. Die Schleie gräbt sich sogar
                        der Winterruhe schlafen die Tiere, aber nicht so fest wie                              dort ein.
© NABU, Mirco Bormuth

                                                                                      © NABU, Kathy Büscher

                                                                                                                 Grasfrosch im Schnee

                           Eichhörnchen

                        Eichhof-Journal         · Nr. 55 · Dezember 202019
Menschen        Handwerk        Lebensfreude

           So haben Tiere im Lauf der Zeit viele unterschiedliche

                                                                                                                                     Fotos: Bernhard Umbach
           Methoden entwickelt, um den Winter zu überstehen.
           Trotzdem brauchen sie gerade im Winter unsere Hilfe.

           Man kann zum Beispiel den eigenen Garten tierfreund-
           lich gestalten. Wichtige Nahrung im Winter sind Beeren
           und Früchte an Hecken. Auch bieten Hecken den Tieren
           einen Rückzugsort. Sie sollten daher erst dann zurückge-
           schnitten werden, wenn der Winter vorbei ist und es im
           Frühjahr wieder genug andere Nahrung gibt.

           Vögel freuen sich auch über ein Futterhaus, Wildbienen über
           ein Wildbienenhaus und Igel über einen Totholzhaufen.

                                                                           Insektenhotel der Eichhof-Holz.Manufaktur

                                                                                              Ungeschnittene Hecke auf dem Eichhof

           Besonders in dieser Jahreszeit ist es wichtig, den Wild-      des Winters fehlen kann. Beim Waldspaziergang sollte
           tieren Ruhe zu gönnen. Denn jedes Mal, wenn sie aufge-        man daher auf den ausgewiesenen Wegen bleiben und
           schreckt werden, müssen sie ihren Kreislauf hochfahren        Hunde an die Leine nehmen. So können wir den Tieren
           und verbrauchen dadurch viel Energie, die ihnen im Lauf       helfen gut durch den Winter zu kommen.            z

   Quellen und weitere Informationen:
   ➥ Wer überwintert wo im Garten? – NABU
   ➥ Tiere im Winter: Dem Winter trotzen | BR Wissen
   ➥ Tierische Überlebensstrategien: Von Winterschlaf bis Winterruhe | radioWissen | Bayern 2 | Radio | BR.de

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Menschen           Handwerk         Lebensfreude

                         Warum die Sterne
                         über dem Eichhof
                         nun viel heller strahlen

                                                von Michael Ziegert

                                                       „Gab es gestern bei Euch einen Stromausfall?“
                                                       Diese Frage wurde seit Sommer immer mal            Die neue Beleuchtung strahlt ihr
                                                       wieder an uns gestellt, wenn Menschen              warmes Licht nur noch nach unten
                                                       am Abend oberhalb des Eichhofs die Straße          und erleuchtet so die Wege.
                                                       entlanggefahren waren. Denn es fehlte das
                         bekannte überaus helle Licht, in dem der Eichhof zuvor stets erstrahlte.
                         Tatsächlich ist alles in bester Ordnung, wir haben aber neue Lampen              sentlichen Punkten besser ist als die
                         installiert, die viele Vorteile haben.                                           zuvor genutzten Leuchten. Die neuen
                                                                                                          Lampen strahlen nur nach unten auf
                                                                                                          die Straßen und Wege des Eichhofs.
                         Als die Gründer*innen den Eichhof in     in Much ansonsten wirklich prächtig     Das ist für die Bewohner*innen, die
                         den 1990er Jahren planten, war der       ist – deutlich weniger schön zu sehen   ihr Zimmer in der Nähe einer solchen
                         Begriff „Lichtsmog“ noch unbekannt.      ist. Auch die Vögel stört das helle     Laterne haben, viel angenehmer. Au-
                         Dass die kugelförmigen Straßenleuch-     Licht in der Nacht.                     ßerdem sparen die moderneren LED-
                         ten weit in den Himmel strahlten, er-                                            Lampen Strom, weil das Licht oben-
                         schien als schöner Effekt. Das gelbe     Nach vielen Überlegungen und Re-        drein auch dimmbar ist. Und sie irritie-
                         Licht hingegen war gut gewählt: Es       cherchen haben wir uns nun im Som-      ren die Tiere erheblich weniger. Und
                         soll weniger Insekten anziehen als       mer für ein intelligentes LED-Licht     nun sehen wir auch viel mehr Sterne
                         weißes Licht. Ein gelber Lichterschein   entschieden, dass in mehreren we-       über dem Eichhof als je zuvor.        z
                         ließ darum den Eichhof am Abend
                         über viele Jahre schon aus weiter Fer-
                         ne den Eichhof gut erkennen. Der helle
                         Schein war gerade bei diesigem oder
                         nebligem Wetter weit zu sehen.
Fotos: Michael Ziegert

                         Schon seit vielen Jahren aber war
                         uns bewusst, dass der angestrahlte
                         Himmel auch unschöne Effekte hat.
                         Nicht nur, dass ringsum der Ster-
                         nenhimmel – der in klaren Nächten        Alte Beleuchtung …                      … und die neue Beleuchtung

                         Eichhof-Journal     · Nr. 55 · Dezember 202021
Menschen        Handwerk        Lebensfreude        Themenreihe: Gremien

 Neues und Bewährtes
 aus dem Mitarbeiterverein
 „In einer echten Gemeinschaft wird aus vielen Ich ein Wir“
 von Julia Röhrig

 Der österreichische Psychiater, Psychotherapeut und Neurologe Erwin Ringel bringt es auf Punkt:
 In einer Gemeinschaft verbinden sich Individuen in einem „Wir-Gefühl“ zu einem größeren Ganzen.
 Und das macht die Tätigkeit in der Lebensgemeinschaft Eichhof zu mehr als einem Arbeitsplatz …

           Die Lebensgemeinschaft Eichhof           In regelmäßigen gemeinsamen Vor-       throposophisch orientierten Sozial-
           wird als gemeinnützige Gesellschaft      standssitzungen und Gesellschafter-    therapie“ erleben durften.
           gleichberechtigt von zwei Gesell-        versammlungen werden die grund-
           schaftern getragen:                      legenden Themen besprochen und         Teilgenommen haben interessierten
                                                    richtungsweisende Entscheidungen       Vereinsmitglieder, die nach diesem
           Dem Freundeskreis Lebensgemein-          getroffen. Die Vereine werden von      gelungenen Nachmittag die Anre-
           schaft Eichhof e. V. und dem Mitar-      jeweils fünf gewählten Vorstands-      gungen in ihre verschiedensten Tä-
           beiterverein für die Lebensgemein-       mitgliedern vertreten. Beide Vereine   tigkeitsbereiche innerhalb der Ge-
           schaft Eichhof e. V.                     haben jeweils ein Stimmrecht.          meinschaft weitertragen werden.

           Im Freundeskreis sind Menschen mit       Neben der Tätigkeit im gewählten       In diesem Jahr waren kollegiale Be-
           Assistenzbedarf und deren Angehö-        Vorstand sind Mitglieder des Mitar-    gegnungen aufgrund der Corona-
           rige organisiert. Anfänglich gab es      beitervereins in verschiedene Gre-     pandemie nur begrenzt möglich, und
           zwei Vereine (Elterninitiativen), die    mien und Arbeitskreise der Gemein-     geplante Treffen des Vereins muss-
           das Ziel hatten, ein anthroposophisch    schaft entsandt, um dort die Mitar-    ten ausfallen. Umso wertvoller war
           geprägtes Dorf zu gründen, in dem        beitenden zu vertreten.                es, dass die Fortbildung unter Ein-
           ihre Töchter und Söhne leben kön-                                               haltung der Hygiene- und Abstand-
           nen. 1993 haben die beiden Vereine       Mitarbeiter*innen des Eichhofs ha-     regelungen im Hotel FIT stattfinden
           vereinbart, gemeinsam ihre Ziele zu      ben so die Möglichkeit, Mitverant-     konnte.
           verfolgen und gründeten die dama-        wortung für die Gemeinschaft zu
           lige Gesellschaft für Sozialtherapie     übernehmen in der sie tätig sind.      In der Hoffnung, dass es wieder
           Eichhof mbH, deren Gesellschafter                                               möglich sein wird, möchten wir, ne-
           die beiden ehemaligen Vereine wa-        Wir orientieren uns als Gemeinschaft   ben den Aktivitäten als Gesellschaf-
           ren. Die Mitglieder der Gesellschaft     an der von Rudolf Steiner entwickel-   ter, im nächsten Jahr gern verschie-
           sammelten die notwendigen Mittel         ten Anthroposophie, insbesondere       den Möglichkeiten, schaffen sich
           und kauften den Eichhof. Auf dem         dem ganzheitlichen Menschenbild.       einzubringen:
           Gelände wurde dann nach und nach
           die Lebensgemeinschaft Eichhof auf-      Dem Mitarbeiterverein ist es ein An-   Dazu planen wir einen regelmäßigen
           gebaut. Aus den beiden ursprüng-         liegen, die Auseinandersetzung mit     „Stammtisch“ zum Kennenlernen und
           lichen Gründerkreisen entwickelte        der Anthroposophie als Grundlage       lockeren Austausch, Mitgliedertref-
           sich der Gründerkreis e. V., der zum     unserer Tätigkeit zu fördern. So ha-   fen zur gemeinsamen Arbeit an in-
           jetzigen Freundeskreis e. V. wurde.      ben wir in den vergangenen Jahren      haltlichen Themen, einen Abend für
                                                    verschiedene Dozent*innen zu The-      alle Mitarbeiter*innen des Eichhofs
           Im Jahr 2005 wurde die Hälfte der Ge-    men rund um die Anthroposophie         in Form eines Grillabends oder Ähn-
           sellschaftsanteile an den Mitarbeiter-   eingeladen.                            lichem, sowie weitere Fortbildungen
           verein übertragen. Seitdem gestalten                                            zu anthroposophischen Themen.
           die beiden Vereine Freundeskreis e. V.   In diesem Jahr gestaltete Andrea
           und Mitarbeiterverein e. V. auf Ebene    Kron-Petrovic (Sozialtherapeutin und   Neben der Jahresplanung für das
           der Gesellschafter gemeinsam mit         Heimleiterin von Porta e. V.) einen    2021 wurde in diesem Jahr turnus-
           der Geschäftsführung die struktu-        Nachmittag mit uns, an dem wir         mäßig ein neuer Vorstand gewählt.
           relle Fortentwicklung des Eichhofs.      Impulse zum „Wesentlichen in an­

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Themenreihe: Gremien                Menschen           Handwerk         Lebensfreude
                        Foto: Eva Jöckel                                                                                                   Die neu gewählten Vorstandsmitglieder

                                                     Der neu gewählte Vorstand setzt sich zusammen aus:
Fotos: Georg Rothmann

                                                     Julia Röhrig,             Felix Herwig,             Birgit Tandy,             Monique Maus,             Melanie Bors,
                                                     Vorsitzende               stellv. Vorsitzender      Schatzmeisterin           stellv. Schatzmeisterin   Schriftführerin

                                                     Wir danken Doris Sieben, Rudi Schind-       ges Engagement im Vorstand des             dazu entschieden bei dieser Wahl
                                                     ler und Josef Steimel für ihr jahrelan-     Mitarbeitervereins. Sie hatten sich        nicht erneut anzutreten. Sie werden
                                                                                                                                            dem neuen Vorstand aber beratend
                                                                                                                                            zur Seite stehen und sind weiterhin
                                                                                                                                            in verschiedenen Arbeitskreisen für
                                                                                                                                            den Mitarbeiterverein tätig.

                                                                                                                                            Wer Interesse an (Mit)Arbeit im Mit-
                                                                                                                                            arbeiterverein hat kann uns gerne
                                                                                                                                            schreiben: mfv@eichhof.org.

                                                                                                                                            Post erreicht uns auch über unse-
                        Foto: Anja Seuthe-Blümling

                                                                                                                                            ren Briefkasten an der Verwaltung,
                                                                                                                                            Haus 8. In der Verwaltung finden in-
                                                                                                                                            teressierte Kolleg*innen auch unse-
                                                                                                                                            ren Info-Flyer / Antrag zur Mitglied-
                                                                                                                                            schaft.

                                                     Zum Dank für die langjährige ehrenamtliche Tätigkeit im Vorstand des Mitarbeiter-      Und nicht zuletzt freuen wir uns auch
                                                     vereins erhielten Doris Sieben und Rudi Schindler einen Blumenstrauß. Josef Steimel    über persönliche Gespräche zu Anre-
                                                     wurde bereits im letzten Jahr gebührend verabschiedet.                                 gungen, Fragen, Wünschen …         z

                                                     Eichhof-Journal      · Nr. 55 · Dezember 202023
Menschen       Handwerk          Lebensfreude    Themenreihe: Gremien

                           Der Angehörigen-Sprecherkreis
                           (ASK)
                           von Johannes Altmann

           Ein wichtiges Organ der Mitbestimmung in der            Die Delegierten verstehen sich als Unterstützer der be-
           Lebensgemeinschaft Eichhof ist der Angehörigen-         treuten Menschen der Lebensgemeinschaft Eichhof und
           Sprecherkreis. Um seine Aufgaben zu beschreiben,        behandeln für diese wichtigen Fragen. Durch ihren Ein-
           ist es am einfachsten, die Teile der Geschäftsordnung   satz wollen sie als Wahrnehmungsorgan Änderungs- und
           heranzuziehen, die für Außenstehende die grund­         Verbesserungsbedürfnisse erfassen sowie Rat- und Im-
           legenden Informationen bereithalten.                    pulsgeber sein.

                                                                   Der ASK setzt sich zusammen aus je einem Delegierten
                                                                   der einzelnen stationären Wohngruppen, (nach dem
             Aus der Präambel                                      BundesTeilHabeGesetz (BTHG) heißt das nun „besondere
                                                                   Wohnform“) des Betreuten Wohnens und der der Eich-
              „… Seit dem Beginn der Lebensgemeinschaft Eich-      höfler von außerhalb (Evas). Diese werden mit einfacher
              hof im Jahr 1996 gibt es den Elternsprecherkreis     Mehrheit von den anwesenden betreuten Menschen und
              (heute Angehörigensprecherkreis). Seine Mitglie-     deren Angehörigen / gesetzlichen Betreuern gewählt.
              der (die Delegierten) verleihen den Interessen,      Kandidieren können Angehörige oder gesetzliche Be-
              Wünschen und Nöten der betreuten Menschen            treuer der betreuten Menschen.
              und deren An­gehörigen Ausdruck, soweit diese es
              nicht selbst können.“                                Die Delegierten werden für Dauer von drei Jahren ge-
                                                                   wählt. Eine Wiederwahl ist möglich.

 Angehörigensprecher*innen der Häuser 1 bis 11, des ambulant Betreuten
  1                         2                         3                        4                          5

                                                                                                                             Fotos: privat

  11                        12                        13                       14                        15

 24                                                                           Eichhof-Journal    · Nr. 55 · Dezember 2020
Themenreihe: Gremien             Menschen           Handwerk        Lebensfreude

     Bei vorzeitigem Ausscheiden wählt die Gruppe einen             Im ASK werden Themen behandelt, die im Prinzip alle
     Nachfolger für die Restzeit der Wahlperiode.                   Belange der betreuten Menschen oder ihrer Angehöri-
                                                                    gen betreffen, wie zum Beispiel Betreuung bei Kranken-
     Der ASK wählt aus seinen Reihen jeweils für die Dauer          hausaufenthalten / Notfällen, Betreuungssituation im
     von drei Jahren eine oder zwei Beauftragte/n.                  Rentenalter als Thema der nahen Zukunft, gesunde Er-
                                                                    nährung, Inklusion im Umfeld … Aktuell will sich der ASK
     Er tagt jeweils vor dem Eichhofkreis oder nach Bedarf auf      mit dem Thema „Freizeitgestaltung“ befassen. Hier wird
     Einladung des*der Beauftragten.                                es weniger um die Art der Freizeitgestaltung gehen, als
                                                                    vielmehr um die Betreuungssituation bei Freizeitaktivitä-
     Die Delegierten sorgen für regelmäßige gemeinschaft-           ten und um die Frage, ob und wie eine individuelle Frei-
     liche Treffen der betreuten Menschen, ihrer Angehöri-          zeitgestaltung des / der einzelnen Betreuten ermöglicht
     gen / gesetzlichen Betreuerinnen und der für sie Verant-       werden kann und welche konkreten Fragen und Proble-
     wortung tragenden Mitarbeiter.                                 me es zurzeit gibt.

     Der ASK kann themenbezogen die Leitung Wohnen, die             In den letzten beiden Sitzungen wurde dank des Ein­
     Leitung Werkstatt sowie die Geschäftsführung zu seinen         satzes von Hilmar von der Recke mit Erfolg erprobt, wie
     Treffen einladen.                                              ASK-Sitzungen unter Corona-Bedingungen als „Zoom-
                                                                    Konferenz“ stattfinden können.
     Der ASK informiert die Geschäftsführung und / oder die
     Vorstände des Freundeskreises und des Mitarbeiterver-          Allerdings sind die Mitglieder auch froh, wenn sie sich zur
     eins (Gesellschafter) über Wünsche, Anregungen oder            nächsten Sitzung wieder einmal „real“ gegenübersitzen
     Feststellungen. Er wünscht sich von diesen eine Stellung-      können – eventuell im „Corona-Zelt“ vor dem Haus der
     nahme in angemessener Frist.                                   Begegnung.

     Die Mitglieder der Geschäftsleitung und die Vorstands-         Zurzeit hat der ASK zwei Beauftragte. Dies sind Sabine
     vorsitzenden der Gesellschafter können sich zu den ASK-        Gratzfeld und Johannes Altmann.                     z
     Sitzungen auch von sich aus anmelden, um ihnen wichti-
     ge Themen anzusprechen.

Wohnens (BeWo) und der Evas
 6                              7                            8                          9                            10

     1   Angehörigensprecherin Haus 1: Katja Dick                       9   Angehörigensprecher Haus 9: Dietmar Kuhl
     2   Angehörigensprecherin Haus 2: Ute Coco                         10 Angehörigensprecherin Haus 10: Ulrike Frfr. von Lepel
     3   Angehörigensprecherin Haus 3: Monika Groell                    11 Angehörigensprecherin Haus 11: Sabine Gratzfeld
     4   Angehörigensprecherin Haus 4: Astrid Zander                    12 Angehörigensprecher Haus 11 Johannes Altmann
     5   Angehörigensprecherin Haus 5: Ellen Genenger-Kothen            13 Angehörigensprecherin BeWo: Stephanie de Vries
     6   Angehörigensprecherin Haus 6: Sabine Frfr. von der Recke       14 Angehörigensprecherin Trainingswohnungen: Gabriele Rijntjes
     7   Angehörigensprecherin Haus 7: Petra Brenner                    15 Angehörigensprecherin Evas: Ursula Wasel-Ziegert
     8   Angehörigensprecherin Haus 8: Waltraud Junker

     Eichhof-Journal       · Nr. 55 · Dezember 202025
Menschen        Handwerk        Lebensfreude

                             Ein Umzug kommt selten allein
                             von Annette Brittner

           Alles begann damit, dass ein Bewoh-       Tatendrang sind und gerne etwas        ­­
                                                                                            innen  aus Haus 8 nach Haus 4 um-
           ner aus Haus 8 vom Eichhof wegge-         unternehmen, was aufgrund der          ziehen zu lassen und umgekehrt.
                                                                                            ­
           zogen ist und der Wohnplatz für eine      Konstellation der Gruppenstruktur      Viele Gründe bestärkten die Mit­
           Neuaufnahme zur Verfügung stand.          nicht immer möglich war. Das en-       arbeiter*innen in ihrem Entschluss:
           Allerdings stellte sich schnell heraus,   gagierte Betreuerteam hatte sich
           dass die junge Frau, die einziehen        bereits viele Gedanken zu dieser       Die Bewohner, die in ihrer Mobili-
           sollte, nicht in die Wohngruppe pas-      Thematik gemacht, erlebte es doch      tät eingeschränkter sind, würden in
           sen würde. Die Bewohner*innen von         eine große Spannbreite zwischen        Haus 4 einziehen, in dem das Erd-
           Haus 8, bis vor einigen Jahren alle       den sehr agilen Bewohnern und de-      geschoss von der Gruppe bewohnt
           sehr aktiv, sind größtenteils nur noch    nen, die mehr Ruhe benötigten und      wird, gleich gegenüber dem Haus
           eingeschränkt mobil. Sie genießen         weniger Interesse an großen Aktio-     der Begegnung. Dies kann man von
           Aktivitäten in unmittelbarer Nähe,        nen zeigten. Über Umzüge einzelner     dort ohne große Unterstützung auf
           haben ein größeres Ruhebedürfnis          Bewohner*innen war bereits nach-       kurzem Weg barrierefrei erreichen,
           und für die Begleitung in der Pflege      gedacht worden, die passende Lö-       unter der Woche zum Mittagessen,
                                                                                                                                  Fotos Georg Rothmann

           wird zunehmend mehr Zeit benötigt.        sung aber noch nicht gefunden.         zum Eichhofkreis und zu anderen
                                                                                            Veranstaltungen. Das Betreuerteam
           Etwas anders gestaltete sich die          Nach reiflicher Überlegung unter den   von Haus 8, das mit viel Engagement
           Entwicklung in Haus 4. Hier lebten        Teamleitungen entstand die kühne       und Kompetenz die Pflege leistet,
           eher jüngere Menschen, die voller         Idee, den Großteil der Be­ woh­ner*-   würde aufgrund der baulichen Ge-

 26                                                                                Eichhof-Journal    · Nr. 55 · Dezember 2020
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