Epidemiologisches Bulletin 46 2021 - Virchowbund

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                    ZU INFEKTIONSKRANKHEITEN UND PUBLIC HEALTH

    46 Epidemiologisches
  2021 Bulletin
18. November 2021

                    Infektionsschutz in Kitas und Schulen |
                    STIKO: 13. Aktualisierung der COVID-19-
                    Impfempfehlung
Epidemiologisches Bulletin          46 | 2021       18. November 2021                                                     2

  Inhalt

  Warum müssen wir Kinder vor einer SARS-CoV-2-Infektion schützen?                                                            3
  In der COVID-19-Pandemie führten die bisherigen Kontaktbeschränkungen zu gravierenden Einschränkun-
  gen des Kita- und Schulbetriebs. Da für Kinder unter 12 Jahren noch kein Impfstoff zugelassen ist, kann ein
  kontinuierliches Betreuungs- und Bildungsangebot in Kitas und Schulen ohne erhöhtes Infektions- und Er-
  krankungsrisiko nur unter Aufrechterhaltung von infektionspräventiven Maßnahmen gewährleistet werden.
  (Dieser Beitrag erschien online vorab am 2. November 2021.)

  Beschluss der STIKO zur 13. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung                                                      10
  Die STIKO empfiehlt für die COVID-19-Grundimmunisierung bei unter 30-Jährigen nur noch den mRNA-
  Impfstoff Comirnaty, da in dieser Altersgruppe das Risiko des Auftretens einer Myokarditis nach Impfung
  mit dem mRNA-Impfstoff Spikevax höher ist als mit Comirnaty. Ebenso wird empfohlen, Personen im Alter
  < 30 Jahren, die bereits eine 1. Impfstoffdosis Spikevax erhalten hatten, bei der 2. Impfung mit Comirnaty
  zu impfen. Bei Indikation zu einer Auffrischimpfung oder Optimierung der Grundimmunisierung in dieser
  Altersgruppe soll unabhängig vom zuvor verwendeten Impfstoff Comirnaty eingesetzt werden.

  Wissenschaftliche Begründung der STIKO zur Empfehlung, im Alter unter 30 Jahren ausschließlich
  Comirnaty zur COVID-19-Grundimmunisierung und Auffrischimpfung zu verwenden                                                 20
  Seit dem Frühjahr 2021 ist bekannt, dass im Zusammenhang mit der Anwendung der mRNA-Impfstoffe
  Comirnaty und Spikevax insbesondere bei Jungen und jungen Männern Myo- und/oder Perikarditiden auftre-
  ten können. Aufgrund dieser Berichte hat die STIKO ihre Empfehlung zur COVID-19-Impfung mit Spikevax
  und Comirnaty überprüft und auf der Basis aktueller Daten eine erneute Risiko-Nutzen-Analyse durchgeführt.

  Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten: 45. Woche 2021                                                   33

  Publikationshinweis: Aktuelles vom Journal of Health Monitoring                                                             36

  Impressum
  Herausgeber                                                      Allgemeine Hinweise/Nachdruck
  Robert Koch-Institut                                             Die Ausgaben ab 1996 stehen im Internet zur Verfügung:
  Nordufer 20, 13353 Berlin                                        www.rki.de/epidbull
  Telefon 030 18754 – 0
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  Redaktion                                                        die Meinung des Robert Koch-Instituts wider.
  Dr. med. Jamela Seedat
  Dr. med. Maren Winkler (Vertretung)                              Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons
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  Nadja Harendt (Redaktionsassistenz)
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  Claudia Paape, Judith Petschelt (Vertretung)                     ISSN 2569-5266
  E-Mail: EpiBull@rki.de

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  Warum müssen wir Kinder vor einer SARS-CoV-2-Infektion
  schützen?

  Krankheitslast sowie Auswirkungen von Maßnah-             das von jüngeren Kindern ausgehende Transmis­
  men zur Eindämmung der Coronavirus Disease                sionsrisiko noch nicht abschließend quantifiziert
  2019-(COVID-19-)Pandemie sind sowohl in ver-              ist, ist es mittlerweile gesichert, dass Kinder für
  schiedenen Altersgruppen als auch in der Bevölke-         SARS-CoV-2 suszeptibel sind und auch innerhalb
  rung ungleichmäßig verteilt. In der COVID-19-             dieser Altersgruppe das Virus übertragen können.
  Pandemie führten die bisherigen Kontaktbeschrän-          Sie nehmen also am Transmissionsgeschehen
  kungen zu gravierenden Einschränkungen des re-            teil. 6 – 11 COVID-19-Ausbrüche treten sowohl in Kitas
  gulären Kindertagesstätten- (Kita-) und Schulbe-          als auch in Schulen auf.9,12 Im Herbst/Winter 2021/
  triebs. Diese Einschränkungen waren und sind für          2022 kann es aus folgenden Gründen zu höheren
  viele Kinder und deren Familien sowie für Betreu-         ­Inzidenzen als bisher bei Kindern kommen, wie dies
  ungs- und Lehrpersonal eine erhebliche Belas-              bereits zu beobachten ist: Zum einen wird das aktu-
  tung.1 – 4 Für Kinder ab dem Alter von 12 Jahren ste-      elle COVID-19-Infektionsgeschehen in Deutschland
  hen zugelassene und von der Ständigen Impfkom-             zu etwa 99% von der SARS-CoV-2-­Deltavariante
  mission (STIKO) empfohlene Impfstoffe zur Verfü-           ­dominiert.13 Diese Deltavariante weist eine höhere
  gung, aber 1) ist aktuell die Mehrzahl der 12- bis          Basisreproduktionszahl auf als die in den früheren
  18-Jährigen nicht geimpft, und 2) ist momentan für          Infektionswellen zirkulierenden Virus­varianten, sie
  rund 9 Millionen Kinder unter dem Alter von 12 Jah-         ist also ansteckender.14 Zum anderen wurden im ver-
  ren kein Impfstoff zugelassen. Zwar wurde für die           gangenen Herbst/Winter 2020/2021 weitreichende
  Altersgruppe 5 – 11 Jahre die Zulassung eines Impf-         bevölkerungsbezogene Maßnahmen ergriffen, die
  stoffes gerade beantragt,5 aber auch unabhängig von         das Infektionsgeschehen in der Gesamtbevölkerung
  der Option einer Impfung muss allen Kindern der             begrenzten. Aktuell spielt sich das Infektionsge-
  Besuch von Kita und Schule ermöglicht werden. Da-           schehen zunehmend in der ungeimpften und nicht-
  her plädieren wir für einen uneingeschränkten Zu-           immunisierten Bevölkerung ab, weshalb auch die
  gang zu diesen essenziellen Einrichtungen und ein           Altersgruppen der Kinder und Jugendlichen derzeit
  kontinuierliches Betreuungs- und Bildungsangebot            am stärksten betroffen sind: In der Kalenderwoche
  ohne ein höheres Infektions- und Erkrankungsrisi-           (KW) 42/2021 lag die 7-Tage-Inzidenz in den Alters-
  ko, was jedoch zu Zeiten der COVID-19-Pandemie              gruppen 0 – 4 Jahre bei 67/100.000, 5 – 9 Jahre bei
  nur unter Aufrechterhaltung von infektionspräven-           194/100.000 und 10 – 14 Jahre bei 237/100.000. In
  tiven Maßnahmen gelingen kann. Dazu gehört die              KW 41/2021 wurden in acht Landkreisen und ­einer
  Umsetzung etablierter Hygiene- und Infektions-              kreisfreien Stadt in der Altersgruppe der 10- bis
  schutzkonzepte, das Fernbleiben symptomatischer             19-Jährigen sogar I­ nzidenzen über 500/100.000 be-
  Kinder und Betreuender sowie Lehrender ebenso               richtet. Nicht nur die 7-Tage-Inzidenzen der gemel-
  wie ein vollständiger Immunschutz aller weiteren            deten SARS-CoV-2-Infektionen, welche durch un-
  Personen, in deren Obhut die Kinder leben und be-           terschiedliche Teststrategien beeinflusst werden
  treut werden. Wir sollten die COVID-19-Pandemie             können, sondern auch der starke Anstieg der Mel-
  dazu nutzen, diese essenziellen Einrichtungen jetzt         dungen von Ausbrüchen im Schulsetting sprechen
  und für die Zukunft sicherer zu gestalten.                  für eine Zunahme der Infektionen. Auch die Daten
                                                              der syndromischen Surveillance zur Gesamtsitua­
                                                              tion akuter respiratorischer Erkrankungen zeigen
  SARS-CoV-2-Infektionen bei Kindern                          einen deutlichen Anstieg bei Kindern im Kita- und
  Eine Transmission von Severe Acute Respiratory              Schulalter.15 Bei der Inzidenz der 0- bis 4-Jährigen
  Syndrome Coronavirus 2 (SARS-CoV-2) ist von und             ist zu beachten, dass im Gegensatz zu Schulkindern
  innerhalb jeder Altersgruppe möglich. Auch wenn             in keinem Bundesland eine Testpflicht für Kitakin-
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  der besteht, sodass hier von einer größeren Unterer-     der 4 bzw. 12 Wochen noch vorliegen. Am häufigs-
  fassung ausgegangen werden muss. Alle anderen            ten beschrieben sind Müdigkeit und schnelle Er-
  Altersgruppen weisen derzeit niedrigere 7-Tage-          schöpfung nach Belastung, Luftnot, Kopfschmerzen,
  Inzidenzen als Schulkinder im Alter von 5 – 14 Jah-      neurokognitive Symptome wie Gedächtnis- und
  ren auf 16 (Daten­stand: 27.10.2021).                    Konzentrationsstörungen, dysautonome Störungen
                                                           sowie kardiovaskuläre Symptome, aber auch Schlaf-
  SARS-CoV-2-Infektionen bei Kindern verlaufen, an-        störungen, Ängstlichkeit und depressive Verstim-
  ders als bei Erwachsenen, meist mild bzw. asympto-       mung.28 – 32
  matisch. Wenn auch selten, so treten schwere
  Krankheitsverläufe und Todesfälle ebenfalls bei Kin-     Derzeit ist ungeklärt, welche dieser Symptome ur-
  dern auf.17 – 20 Zudem können auch asymptomatisch        sächlich mit der SARS-CoV-2-Infektion in Zusam-
  infizierte Kinder nach einer akuten SARS-CoV-2-          menhang stehen, inwieweit sie zu bleibenden ge-
  Infektion die zwar seltene, aber schwere Folge­          sundheitlichen Einschränkungen im Alltag führen,
  erkrankung PIMS (Paediatric Inflammatory Multisys-       und welche Rolle vorbestehende psychische und kör-
  tem Syndrome)/MIS-C (Multisystem Inflammatory            perliche Gesundheitsprobleme für die Entwicklung
  Syndrome in Children) entwickeln.21 – 23 Bei zuneh-      von Langzeitfolgen spielen. Die Studienlage deutet
  mender SARS-CoV-2-Ausbreitung unter Kindern              darauf hin, dass zumindest ein Teil der Symp­tome
  könnte es im Winter zu einer hohen Zahl an Infek-        eine Folge der COVID-19-Erkrankung darstellt, ist
  tionen im Kindes- und Jugendalter kommen. Je             aber nicht eindeutig;34 – 38 manche Studien weisen
  mehr Kinder infiziert werden, desto höher würde          ­Limitationen im Hinblick auf den Einschluss großer,
  dann auch die Anzahl der schweren Krankheitsver-          bevölkerungsrepräsentativer Stichproben, die Aus-
  läufe ausfallen. Kinder mit Vorerkrankungen wä-           wahl der Kontrollgruppen und ausreichend lange
  ren hiervon stärker betroffen, ebenso Kinder aus          Nachbeobachtungszeiten auf.39 Aufgrund dieser he-
  Regionen mit niedrigerem sozioökonomischem                terogenen Datenlage kann das Ausmaß langfristiger
  Status.17,24 – 27                                         gesundheitlicher Folgen einer SARS-CoV-2-Infek­
                                                            tion derzeit nicht eindeutig bewertet werden. Solan-
  Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Risiko für          ge diese wichtige Frage nicht geklärt ist, sollten Kin-
  mögliche Langzeitfolgen einer SARS-CoV-2-Infek­           der der Gefahr einer Infektion nicht unnötig ausge-
  tion bei Kindern und Jugendlichen: Symptome, die          setzt werden.
  im Anschluss an eine SARS-CoV-2-Infektion über
  die akute Krankheitsphase hinaus anhalten oder            Zusätzlich zu den o. g. Ausführungen zur Krank-
  neu auftreten können. Eine große Kohortenstudie           heitslast kommt die Tatsache, dass bisher keine ge-
  weist auf der Grundlage von Gesundheitsversor-            zielte präventive oder kurative Therapie für Long
  gungsdaten darauf hin, dass nicht nur Erwachsene,        ­COVID zur Verfügung steht. Auch deshalb ist es
  sondern auch Kinder und Jugendliche von Langzeit-         wichtig, Kinder und Jugendliche vor möglichen lang­
  folgen nach SARS-CoV-2-Infektion betroffen sind.33        anhaltenden oder dauerhaften Konsequenzen einer
  Bislang existiert jedoch keine allgemein akzeptierte      SARS-CoV-2-Infektion bestmöglich zu schützen.
  klinische Falldefinition für Langzeitfolgen einer
  SARS-CoV-2-Infektion im Kindesalter. In aktuellen        Ein zusätzlicher Grund für allgemeine Infektions-
  Leitlinien wird von Long COVID gesprochen, wenn          schutzmaßnahmen ist die Reduktion von Infektio-
  Symptome über einen Zeitraum von 4 Wochen                nen durch weitere Atemwegserreger. Die Maßnah-
  ­hinaus anhalten oder auch danach neu auftreten,         men schützen nicht nur vor SARS-CoV-2-Infektio-
   ohne dass eine andere Erklärung dafür gefunden          nen, sondern auch vor anderen respiratorischen
   werden kann. Der ebenfalls verwendete Begriff Post      Virus­infektionen. Verdeutlichen lässt sich dies am
   COVID bezieht sich entsprechend auf einen Zeit-         Beispiel des humanen Respiratorischen Synzytial-­
   raum von mehr als 12 Wochen. Ähnlich wie bei Er-        Virus (RSV), das in Deutschland für viele Hospitali-
   wachsenen werden bei Kindern und Jugendlichen           sierungen bei Kleinkindern verantwortlich ist: Es
   eine Vielzahl verschiedener körperlicher, mentaler      wird seit KW 31/2021 wieder regelmäßig im Sentinel
   und psychischer Symptome berichtet, die jenseits        der Arbeitsgemeinschaft Influenza nachgewiesen.
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  Die RSV-Nachweise sind in den letzten Wochen               ländern sehr unterschiedlich und leider oft nur un-
  stark gestiegen und liegen deutlich über den Werten        zureichend implementiert. Dabei erlauben kluge
  der Vorjahre um diese Jahreszeit.15 Dies ist vermut-       Testkonzepte eine gezielteres und mit möglichst
  lich die Folge einer aufgrund von Kontaktbeschrän-         wenig Einschränkungen und Fehlzeiten verbunde-
  kungen ausgebliebenen RSV-Saison im Winter                 nes Quarantäne-Vorgehen.
  2020/2021. Da RSV hauptsächlich unter jungen
  Kindern im Vorschulalter zirkuliert, sollten im            Dass alle Räume, in denen sich Kinder mitunter
  Herbst/Winter 2021/2022 auch deshalb vor allem             stundenlang aufhalten, hinreichend gelüftet werden
  symptomatische Kitakinder konsequent zu Hause              müssen, ist schon lange Stand des Wissens.51,52 Es
  bleiben, um RSV-Übertragungen und potenziell               ist unter dem Aspekt der Raumlufthygiene sowohl
  schwere Verläufe bei den anderen Kitakindern und           für schlecht als auch gut zu lüftende Kita- und Klas-
  deren jüngeren Geschwistern zu verhindern.40 Auch          senräume dringend anzuraten, diese mit CO2-­
  Co-Infektionen von SARS-CoV-2 und RSV sowie an-            Sensoren/-Ampeln auszustatten, da das Lüften über
  deren Erregern sind beschrieben.41                         Fenster meist sehr subjektiv gehandhabt wird. Es
                                                             wird vielfach zu wenig, mitunter aber auch „zu viel“
                                                             gelüftet, wodurch in kalten Jahreszeiten die Akzep-
  Welche Schutzmaßnahmen stehen zur                          tanz dieser Maßnahme sinkt. Die aktuelle Situation
  Verfügung?                                                 bietet die Gelegenheit, hier einen nachhaltigen Fort-
  Eine konsequente Umsetzung der bekannten Kon-              schritt zu erreichen. Eine bessere Raumlüftung stei-
  zepte zur Infektionsprävention42 – 44 ist die Vorausset-   gert zudem die Aufnahmefähigkeit der Kinder, för-
  zung für einen kontinuierlichen Kitabetrieb und            dert den Lernerfolg, das Wohlbefinden und die Ge-
  Präsenzunterricht, ohne dass ein im Vergleich zum          sundheit.
  Alltagsleben deutlich erhöhtes Infektionsrisiko für
  Kinder besteht.45 Die Konzepte basieren auf einer          Die genannten Schutzmaßnahmen sollten über
  Multikomponenten-Strategie und beinhalten die              den Herbst/Winter 2021/2022 in allen Kitas und
  Kohortierung in möglichst kleinen definierten              Schulen aufrechterhalten bleiben. Ein weiterer wich-
  (Lern-)Gruppen (in Schulen möglichst mit konstan-          tiger Aspekt, um den Eintrag von SARS-CoV-2-
  ten Sitznachbarn), Lüftungskonzepte (ggf. unter            Infek­tionen in Schulklassen und Kita-Gruppen ge-
  Nutzung von Luftreinigern), die AHA+L-Regeln               nerell zu minimieren ist die Kokon-Strategie: Die
  (Abstand halten, Hygiene beachten, Alltag mit              Wahrnehmung des Impfangebots durch Erzie-
  ­Maske und Lüften), altersgerechte systematische           hungs- und Lehrpersonal sowie alle Personen im
   Testkonzepte und das altersadaptierte Tragen von          Haushalt (z. B. Eltern, Geschwister) und häuslichen
   Mund-Nasen-Schutz.46 Das Tragen von Mund-­                Umfeld der Kinder, für die eine STIKO-Empfeh-
   Nasen-Schutz in Schulen reduziert nachweislich            lung zur C  ­ OVID-19-Impfung besteht.53 Darüber
   deutlich die Zahl der Ausbrüche und pädiatrischen         ­hinaus ist das Risiko von Einträgen und Ausbrü-
   COVID-19-Fälle.47,48                                       chen in Kitas und Schulen grundsätzlich beträcht-
                                                              lich verringert, wenn eine niedrige Gesamtinzidenz
  Konsequente systematische s­ erielle Testungen re-          in der Bevölkerung vorliegt.
  duzieren das Transmissions­risiko durch prä- oder
  asymptomatisch infizierte Kinder. Bei der Test-
  durchführung empfiehlt das ­Robert Koch-Institut           Infektionsschutz und Betreuungs- und
  (RKI) für Kinder im Kita- und Grundschulalter              Bildungsauftrag gehören zusammen
  Lolli-Pool-PCR-Tests, da Antigentests für diese            Der Infektionsschutz darf nicht in Konkurrenz zur
  ­Altersgruppen nur unzureichend geeignet sind.             Offenhaltung von Bildungseinrichtungen stehen,
   Die Vor- und Nachteile der Verwendung von Anti-           sondern muss im Gegenteil als Voraussetzung für
   gentests, PCR- und Lolli-Pool-PCR-Tests sind hin-         einen kontinuierlichen Betrieb und die Offenhal-
   reichend publiziert.44,49,50 Altersgerechte Testkon-      tung verstanden werden: Kitas und Schulen sollen
   zepte in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen            geöffnet bleiben, aber es gilt sicher zu stellen, dass
   werden – insbesondere in Kitas – von den Bundes-          sie für Kinder eine möglichst sichere Umgebung
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  darstellen. Dort, wo dies nicht umgesetzt wird oder        heits- und Todesfällen, Gewalterfahrungen und so-
  nicht umgesetzt werden kann (z. B. aufgrund von            zialen Spannungen in der Familie bedacht werden.
  Personalmangel oder mangelnder Finanzierung
  von altersgerechten präventiven Testkonzepten),
  steigt das Infek­tionsrisiko.25                            Kitas und Schulen sollten nachhaltig
                                                             sicherer gestaltet werden
  Viele Untersuchungen belegen, dass Schließungen            Infektionsschutz für Kinder darf daher nicht bedeu-
  und Einschränkungen des Regelbetriebes von Bil-            ten, dass Kitas und Schulen proaktiv längerfristig
  dungs- und Gemeinschaftseinrichtungen (inklusive           geschlossen werden. Vielmehr müssen Kitas und
  Sportvereine und niederschwellige Angebote der             Schulen durch gute, altersgerechte Schutzkonzepte
  ­Jugendarbeit und Sozial­fürsorge) negative Konse-         effektiv vor dem Eintrag von SARS-CoV-2-Infektio-
   quenzen für einen erheblichen Anteil der Kinder           nen und Ausbrüchen geschützt und offengehalten
   und ihrer Familien haben.54 Dies gilt insbesondere        werden, ohne Kinder einem erhöhten Infektions­
   für Kinder aus ­sozial benachteiligten Familien, Fa-      risiko auszusetzen. Dadurch können auch krank-
   milien in wirtschaftlich prekärer Lebenssituation         heitsbedingte (reaktive) Schließungen und Ausfälle
   sowie für viele Familien mit Migrationshinter-            von Betreuung oder Unterricht minimiert werden.
   grund.55,56 Kinder und Jugendliche sind bislang           Kita- und Schulkinder können sich ihre Exposition
   stark durch das Pandemie­management belastet              nicht „aussuchen“: Familien mit Kindern, die in
   worden. Jetzt ist es eine gesamtgesellschaftliche und     Kitas betreut werden, sind meist aus beruflichen
   politische Aufgabe, die Solidarität der Kinder und        Gründen auf die Betreuung angewiesen; für Schul-
   Jugendlichen, die ihnen zum Schutz der älteren Be-        kinder besteht eine Schulpflicht. Wir sollten die
   völkerung vor schweren Infektionsverläufen/Todes-         ­COVID-19-Pandemie dazu nutzen, diese Einrichtun-
   fällen und zum Schutz vor einer Überlastung des            gen jetzt und für die Zukunft sicherer zu gestalten.
   Gesundheitssystems abverlangt wurde, zurückzu-
   geben: Ihnen ihr Recht auf Bildung und soziale Teil-      Betreuungs- und Bildungseinrichtungen sollten da-
   habe zu gewähren und sie gleichzeitig bestmöglich         bei unterstützt werden, die empfohlenen Schutz-
   vor einer SARS-CoV-2-Infektion zu schützen. Wir           maßnahmen umzusetzen. Dadurch kann, neben
   sollten auf den letzten Metern des Pandemiemara-          der Verringerung des Risikos für Infektionseinträge
   thons nicht nachlassen  – auch im Hinblick auf die        und Ausbrüche, auch die berechtigte Sorge von Kin-
   Perspektive, dass in absehbarer Zeit für besonders        dern und deren Eltern vor Ansteckungen beim Be-
   gefährdete Kinder unter 12  Jahren Impfstoffe zur         such einer Kita oder Schule genommen werden.
   Verfügung stehen werden.

  Es ist Konsens, dass bei der Analyse und Bewertung
  der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die
  Gesundheit der Bevölkerung nicht nur akute und
  besonders schwere, sondern auch längerfristige ge-
  sundheitliche Folgen berücksichtigt werden müs-
  sen. Hierzu zählen neben Langzeitfolgen einer
  SARS-CoV-2-Infektion auch indirekte Auswirkun-
  gen auf die körperliche und psychische Gesundheit
  durch besondere psychische Belastungen, sowie
  veränderte Lebens- und Versorgungsbedingungen
  im Verlauf des Pandemiegeschehens.57 Gerade bei
  Kindern und Jugendlichen müssen hier auch Reak-
  tionen auf Belastungen durch Kontaktbeschränkun-
  gen wie Kita- und Schulschließungen oder trauma-
  tische Erlebnisse im Zusammenhang mit Krank-
Epidemiologisches Bulletin         46 | 2021       18. November 2021                                                   7

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     Baeza-Flores G, Laveaga del Valle D, Roblero-             a)
                                                                    Prof. Dr. Lothar H. Wieler | b) Prof. Dr. Georg Häcker
     Hernandez A, Magaña-Cerino J, Torres-Hernandez
                                                               a)
     A, Ruiz-Quiñones J, Hellmich M, Asche-meier D,                 Präsident Robert Koch-Institut
                                                               b) 
     Lehmann C, Meyer M, T Weber L, Hünseler C,                     Präsident Deutsche Gesellschaft für Hygiene und
     Schega K, Kossow A, Wiesmüller G, Rybniker J,                  Mikrobiologie
     Dötsch J, Fätkenheuer G, Kaiser R, Klein F: Lolli-
                                                               Korrespondenz: President@rki.de
     Methode als Grundlage einer SARS-CoV-2-Surveil-
     lance in Kitas und Schulen. Epid Bull 2021;32:3-10.
  50 Seifried J BS, von Kleist M, Jenny MA, Antão E, Oh        Vorgeschlagene Zitierweise
     DY, Jung-Sendzik T, Broich K, Denkinger C, Barten-        Wieler LH, Häcker G: Warum müssen wir Kinder vor
     schlager T, Schaade L, Hamouda O, Mielke M:               einer SARS-CoV-2-Infektion schützen?
     Antigentests als ergänzendes Instrument in der
                                                               Epid Bull 2021;46:3 -9 | DOI 10.25646/9204
     Pandemiebekämpfung – Frequenz, Adhärenz und
     Testqualität sind entscheidende Faktoren für den          (Dieser Artikel ist online vorab am 2. November 2021
     Erfolg. Epid Bull 2021;17:3-14.                           erschienen.)
  51 Prather KA, Marr LC, Schooley RT, McDiarmid MA,
     Wilson ME, Milton DK: Airborne transmission of            Interessenkonflikt
     SARS-CoV-2. Science 2020; 370: 303-4.                     Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt
  52 Wells WF: Airborne Contagion and Air Hygiene: An          besteht.
     Ecological Study of Droplet Infections. Journal of
     the American Medical Association 1955; 159: 90-.
  53 Seifried J BS, Oh DY, Hauer B, Schaade L, Hamouda
     O, Mielke M: PCR-Testkapazitäten nutzen für Perso-
     nengruppen ohne Impfmöglichkeit: Serielles
Epidemiologisches Bulletin      46 | 2021      18. November 2021                                        10

  Mitteilung der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut
  Beschluss der STIKO zur 13. Aktualisierung
  der COVID-19-Impfempfehlung

  STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung
  Aktualisierung vom 18. November 2021

  Bei der Coronavirus Disease 2019-(COVID-19-)
                                                             dieser Altersgruppe Comirnaty eingesetzt wer-
  Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission
                                                             den, und zwar unabhängig vom zuvor verwen-
  (STIKO) handelt es sich um eine Indikationsimpf­
                                                             deten Impfstoff. Wenngleich bezüglich der
  empfehlung im Rahmen einer Pandemie. Die
                                                             Impfung von Schwangeren bisher keine verglei-
  ­STIKO nimmt kontinuierlich eine Bewertung des
                                                             chenden Sicherheitsdaten für Comirnaty und
   Nutzens und des Risikos der COVID-19-Impfung
                                                             Spikevax vorliegen, empfiehlt die STIKO, dass
   auf Basis der verfügbaren Daten sowohl für die All-
                                                             Schwangeren unabhängig vom Alter bei einer
   gemeinbevölkerung als auch für spezielle Zielgrup-
                                                             COVID-19-Impfung Comirnaty ange­boten
   pen vor. Sobald neue Impfstoffe zugelassen und
                                                             werden soll.
   verfügbar sind oder neue Erkenntnisse mit Einfluss
   auf diese Empfehlung bekannt werden, wird die
   STIKO ihre COVID-19-Impfempfehlung aktualisie-           Impfziele
   ren. Die Publikation jeder Aktualisierung erfolgt im     Ziel der COVID-19-Impfempfehlung der STIKO ist
   Epidemio­logischen Bulletin (Epid Bull) und wird auf     es, schwere Verläufe, Hospitalisierungen und Tod
   der Webseite des Robert Koch-Instituts (RKI) be-         sowie Langzeitfolgen durch COVID-19 in der Bevöl-
   kannt gegeben. Ob es in Zukunft eine Standard­           kerung Deutschlands so weit wie möglich zu redu-
   impfempfehlung oder eine Indikationsimpfemp-             zieren.
   fehlung geben wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt
   noch nicht beurteilt werden.                             ▶▶ Insbesondere Menschen, die infolge von Alter
                                                               oder Vorerkrankungen ein hohes Risiko haben,
                                                               an COVID-19 schwer zu erkranken oder zu ver-
   In der hier vorliegenden 13. Aktualisierung emp-
                                                               sterben, sollen durch die Impfung geschützt
   fiehlt die STIKO, bei unter 30-Jährigen für die
                                                               werden.
   COVID-19-Grundimmunisierung nur noch den
                                                            ▶▶ Ziel der Impfung von Schwangeren und Stillen-
   mRNA-Impfstoff Comirnaty von BioNTech/
                                                               den ist die Verhinderung schwerer COVID-19-
   Pfizer einzusetzen, da in dieser Altersgruppe
                                                               Verläufe und von Todesfällen in dieser Gruppe
   das Risiko des Auftretens einer Myokarditis nach
                                                               sowie die Verhinderung von mütterlichen und
   Impfung mit dem mRNA-Impfstoff Spikevax
                                                               fetalen/neonatalen Schwangerschaftskomplika-
   von Moderna höher ist als mit Comirnaty.
                                                               tionen durch eine Infektion mit dem Severe
   Ebenso wird empfohlen, Personen im Alter
                                                               Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2
   < 30 Jahren, die bereits eine 1. Impfstoffdosis
                                                               (SARS-CoV-2).
   Spikevax erhalten hatten, bei der 2. Impfung mit
                                                            ▶▶ Durch die Impfung von Kindern und Jugend­
   Comirnaty zu impfen. Weiterhin soll bei Indika-
                                                               lichen ab 12 Jahren sollen COVID-19-Erkran-
   tion zu einer Auffrischimpfung oder zu einer
                                                               kungen und Hospitalisierungen in dieser Al-
   Optimierung der Grundimmunisierung in
                                                               tersgruppe sowie denkbare Langzeitfolgen der
Epidemiologisches Bulletin               46 | 2021          18. November 2021                                                                11

     SARS-CoV-2-Infektion verhindert werden. Zu-                           Impfstoffe (Comirnaty der Firma BioNTech/Pfizer
     sätzliches Ziel ist es, auch indirekte Folgen von                     und Spikevax der Firma Moderna; beide zugelassen
     SARS-CoV-2-Infektionen zu reduzieren, wie                             ab 12 Jahren) sowie 2 Vektor-basierte Impfstoffe
     z. B. Isolations- und Quarantänephasen. Die                           (Vax­zevria der Firma AstraZeneca und COVID-19
     STIKO spricht sich jedoch explizit dagegen aus,                       Vaccine Janssen der Firma Janssen Cilag Interna­
     dass der Zugang von Kindern und Jugendlichen                          tional; beide zugelassen ab 18 Jahren). Bei keinem
     zur Teilhabe an Bildung, Kultur und anderen                           dieser Impfstoffe handelt es sich um einen Lebend­
     Aktivitäten des sozialen Lebens vom Vorliegen                         impfstoff.
     einer Impfung abhängig gemacht wird.
  ▶▶ Personen mit erhöhtem arbeitsbedingtem                                ▶▶ Die STIKO empfiehlt die Verwendung von
     SARS-CoV-2-Expositionsrisiko (berufliche Indi-                           ­Comirnaty ab 12 Jahren, die Verwendung von
     kation) sollen prioritär geschützt werden.                                Spikevax ab 30 Jahren und die Verwendung der
  ▶▶ Verhinderung von Transmission sowie Schutz                                Impfstoffe Vaxzevria und COVID-19 Vaccine
     in Umgebungen mit hohem Anteil vulnerabler                                Janssen ab dem Alter von 60 Jahren.
     Personen und in solchen mit hohem Ausbruchs­                          ▶▶ Für eine vollständige Grundimmunisierung
     potenzial                                                                 sind bei den beiden mRNA-Impfstoffen und
  ▶▶ Die Impfung soll zusätzlich die Aufrechterhal-                            beim Impfstoff Vaxzevria jeweils 2 Impfstoff­
     tung staatlicher Funktionen und des öffentlichen                          dosen notwendig.
     Lebens unterstützen.                                                  ▶▶ Die COVID-19 Vaccine Janssen ist für die
                                                                               Grund­ immunisierung mit einer 1-maligen
  Impfstoffe                                                                   Impfstoffdosis zugelassen. Allerdings emp-
  Für die Impfung gegen COVID-19 sind aktuell in                               fiehlt die STIKO hier eine Optimierung des
  der Europäischen Union (EU) 4 Impfstoffe zugelas-                            Impfschutzes durch eine zusätzliche mRNA-
  sen (s. Tab. 1). Es handelt sich dabei um 2 mRNA-                            Impfstoffdosis.

   Alters-                                 Grundimmunisierung                                                   Auffrischimpfung
   gruppe
             1. Impfstoffdosis    2. Impfstoffdosis        Impfstofftyp,          Impfabstand1   3. Impfstoffdosis2       Mindestabstand zur
   (Jahre)
                                                         bzw. Impfschema            (Wochen)                          2. Impfstoffdosis (Monate)
    ≥ 12        Comirnaty            Comirnaty                mRNA                    3–6           Comirnaty               in der Regel 6
    ≥ 30     Spikevax (100 µg)    Spikevax (100 µg)           mRNA                    4–6        Spikevax (50 µg)6
                                                                                                                            in der Regel 6
    ≥ 60         Vaxzevria           Comirnaty        Heterologes Impfschema5         ab 4          Comirnaty               in der Regel 6
    ≥ 60         Vaxzevria        Spikevax (100 µg)   Heterologes Impfschema  5
                                                                                      ab 4       Spikevax (50 µg)6
                                                                                                                            in der Regel 6
    ≥ 60        COVID-19             Comirnaty        Heterologes Impfschema5         ab 4          Comirnaty               in der Regel 6
             Vaccine Janssen3,4
    ≥ 60        COVID-19          Spikevax (100 µg)   Heterologes Impfschema5         ab 4       Spikevax (50 µg )6         in der Regel 6
             Vaccine Janssen3,4
     alle    Impfung mit einem in der EU nicht zugelassenen Impfstoff.                ab 4        Comirnaty oder            in der Regel 6
             Empfehlung: erneute Impfserie mit einem in der EU zugelassenen                      Spikevax (50 µg )6
             Impfstoff

  Tab. 1 | Von der STIKO empfohlene Impfstoffe und Impfabstände zur Grundimmunisierung und Auffrischimpfung gegen
  COVID-19 von Immungesunden (Stand: 18.11.2021)
  1 Sollte der empfohlene Abstand zwischen der 1. und 2. Impfstoffdosis überschritten worden sein, kann die Impfserie dennoch
  fortgesetzt werden und muss nicht neu begonnen werden. 2 Für die Auffrischimpfung soll möglichst der mRNA-Impfstoff
  verwendet werden, der bei der Grundimmunisierung zur Anwendung kam. Wenn dieser nicht verfügbar ist, kann der jeweils
  andere mRNA-Impfstoff verwendet werden. 3 Bisher ist die COVID-19 Vaccine Janssen nur für eine 1-malige Dosierung zugelas-
  sen. Zur klinischen Wirksamkeit und Sicherheit des Zwei-Dosis-Regimes (Phase 3-ENSEMBLE 2-Studie) gibt es bisher nur eine
  Pressemitteilung des Herstellers vom 21. September 2021. 4 Für dieses optimierte Grundimmunisierungsregime gibt es bisher
  keine publizierten Immunogenitäts-, Sicherheits- und Wirksamkeitsdaten. Die Empfehlung beruht auf immunologischer
  Plausibilität und der Analogie zur heterologen Vaxzevria/mRNA-Impfung. 5 Für eine ausführliche Darstellung der Immunogeni-
  tät, Sicherheit und Wirksamkeit dieses heterologen Impfregimes siehe 8. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung der
  STIKO. 6 Für die Auffrischimpfung von Personen mit Immundefizienz soll Spikevax in einer Dosierung von 100 µg verwendet
  werden (siehe 11. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung der STIKO).
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  Empfehlung für Personen ab 18 Jahren                      A) Personen im Alter ≥ 60 Jahren
  Die STIKO empfiehlt die Impfung gegen COVID-19            B) Personen im Alter ab 18 Jahren mit Grunderkrankungen,
  für alle Personen ab 18 Jahren. Für einzelne Perso-       die ein erhöhtes Risiko für schwere COVID-19-Verläufe haben, z. B.
                                                            ▶▶ Angeborene oder erworbene Immundefizienz bzw. Immunsup-
  nengruppen besteht aufgrund von Vorerkrankungen              pression (z. B. HIV-Infektion, Z. n. Organtransplantation mit
  oder anderen Risikokonstellationen eine besondere            immunsuppressiver Therapie)
                                                            ▶▶ Autoimmunerkrankungen, inkl. rheumatologische Erkrankungen
  Indikation für die bevorzugte Impfung (s. Tab. 2).        ▶▶ Chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen

                                                            ▶▶ Chronische Krankheiten der Atmungsorgane

                                                            ▶▶ Chronische Lebererkrankungen, inkl. Leberzirrhose

  Für die Impfung soll bei unter 30-Jährigen nur Co-        ▶▶ Chronische Nierenerkrankungen

                                                            ▶▶ Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
  mirnaty eingesetzt werden, da in dieser Altersgrup-       ▶▶ Chronische neurologische Erkrankungen

  pe das Risiko des Auftretens einer Myo-/Perikarditis      ▶▶ Demenz oder geistige Behinderung

                                                            ▶▶ Psychiatrische Erkrankungen
  nach Impfung mit Spikevax höher ist als nach Co-          ▶▶ Stoffwechselerkrankungen, inkl. Adipositas mit Body Mass Index

  mirnaty. Bei Personen über 30 Jahren kann einer der          (BMI) > 30 kg/m2 und Diabetes mellitus
                                                            ▶▶ Trisomie 21
  beiden zugelassenen mRNA-Impfstoffe (Comirnaty,           ▶▶ Krebserkrankungen unter immunsuppressiver, antineoplastischer

  Spikevax) verwendet werden. Die Grundimmunisie-              Therapie

  rung kann bei ≥ 60-Jährigen auch mit einem der bei-       C) Frauen im gebärfähigen Alter, noch ungeimpfte Schwangere ab
                                                            dem 2. Trimenon sowie noch ungeimpfte Stillende
  den zugelassenen Vektor-basierten Impfstoffe (Vax-
                                                            D) Kinder und Jugendliche im Alter von 12 – 17 Jahren mit
  zevria, COVID-19 Vaccine Janssen) erfolgen. Die Al-       Grunderkrankungen, die ein erhöhtes Risiko für schwere
  tersbeschränkung erfolgte aufgrund der beobachte-         COVID-19-Verläufe haben
                                                            ▶▶ Adipositas (> 97. Perzentile des BMI)

  ten thromboembolischen Ereignisse (s. Tab. 1).            ▶▶ Angeborene oder erworbene Immundefizienz oder relevante

                                                               Immunsuppression
                                                            ▶▶ Angeborene zyanotische Herzfehler (O -Ruhesättigung < 80 %)
                                                                                                        2
  Personen, die mit 1 Impfstoffdosis COVID-19 Vac-             und Einkammerherzen nach Fontan-Operation
                                                            ▶▶ Chronische Lungenerkrankungen mit einer anhaltenden
  cine Janssen grundimmunisiert worden sind, sollen            Einschränkung der Lungenfunktion unterhalb der 5. Perzentile,
  zur Optimierung ihres Impfschutzes eine weitere              definiert als z-Score-Wert < –1,64 für die forcierte Einsekunden­
                                                               kapazität (FEV1) oder Vitalkapazität (FVC). (Ein gut eingestelltes
  Impfung erhalten.                                            Asthma bronchiale ist hier nicht inkludiert).
                                                            ▶▶ Chronische Nierenerkrankungen

                                                            ▶▶ Chronische neurologische oder neuromuskuläre Erkrankungen

  ▶▶ Die Impfung soll mit einem der beiden zugelas-         ▶▶ Diabetes mellitus, wenn nicht gut eingestellt bzw. mit HbA1c-

     senen mRNA-Impfstoffe (heterologes Impf-                  Wert > 9,0 %
                                                            ▶▶ Schwere Herzinsuffizienz

     schema) ab 4 Wochen nach der Janssen-Imp-              ▶▶ Schwere pulmonale Hypertonie

                                                            ▶▶ Syndromale Erkrankungen mit schwerer Beeinträchtigung
     fung erfolgen, wobei Spikevax erst ab dem Alter        ▶▶ Trisomie 21

     von ≥ 30 Jahren und nicht bei Schwangeren ein-         ▶▶ Tumorerkrankungen und maligne hämatologische Erkrankungen

     gesetzt werden soll.                                   E) BewohnerInnen von SeniorInnen- und Altenpflegeheimen sowie
                                                            BewohnerInnen in Gemeinschaftsunterkünften (Alter: ≥ 12 Jahre)
  ▶▶ Zur klinischen Wirksamkeit und Sicherheit
                                                            F) Enge Kontaktpersonen von Schwangeren oder Personen mit
     (Phase 3-Studiendaten) des homologen Zwei-             einem Risiko für schwere COVID-19-Verläufe (Alter: ≥ 12 Jahre)
     Dosis-Regimes für die COVID-19 Vaccine Jans-           G) Personen, die arbeitsbedingt besonders exponiert sind, engen
     sen liegen bisher nur nicht publizierte, vorläu-       Kontakt zu vulnerablen Personengruppen haben, oder Personen
                                                            in Schlüsselpositionen, z. B.
     fige Daten vor. Die STIKO wird diese Daten             ▶▶ Personal mit erhöhtem Expositionsrisiko in medizinischen

                                                               Einrichtungen
     nach Verfügbarkeit bewerten. Bei positiver Be-         ▶▶ Personal mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen in

     wertung wird es auch möglich werden, bei Per-             medizinischen Einrichtungen
                                                            ▶▶ Pflegepersonal und andere Tätige in der ambulanten und
     sonen im Alter ≥ 60 Jahren eine 2. Impfstoff­             stationären Altenpflege oder Versorgung von Personen mit
     dosis der COVID-19 Vaccine Janssen zur Opti-              Demenz oder geistiger Behinderung
                                                            ▶▶ Tätige in Gemeinschaftsunterkünften
     mierung des Impfschutzes ab 8 Wochen nach              ▶▶ Medizinisches Personal im Öffentlichen Gesundheitsdienst

     der 1. Janssen-Impfung zu verwenden.                      (ÖGD)
                                                            ▶▶ LehrerInnen und ErzieherInnen

                                                            ▶▶ Beschäftigte im Einzelhandel

                                                            ▶▶ Beschäftigte zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit
  Wenn vor oder nach einer verabreichten COVID-19           ▶▶ Personal in Schlüsselpositionen der Landes- und Bundesregie-

  Vaccine Janssen-Impfstoffdosis eine labordiagnos-            rungen
                                                            ▶▶ Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur
  tisch gesicherte Infektion aufgetreten ist, wird der-
  zeit keine weitere Impfung mit einem mRNA-Impf-           Tab. 2 | Personen mit besonderer Indikation für eine
  stoff oder der COVID-19 Vaccine Janssen empfoh-           COVID-19-Impfung (Die Gruppen und Vorerkrankungen sind
                                                            nicht nach Relevanz geordnet.) Stand: 18.11.2021
  len.
Epidemiologisches Bulletin      46 | 2021       18. November 2021                                          13

  Die STIKO empfiehlt allen Personen, die bisher nur         Einrichtungen so lange wie möglich aufrecht zu er-
  eine Dosis eines Vektor-basierten Impfstoffes erhal-       halten, sollten Eltern, LehrerInnen, ErzieherInnen
  ten haben, ein heterologes Impfschema (d. h. 1. Imp-       sowie andere Betreuungspersonen von Kindern
  fung mit Vaxzevria oder der COVID-19 Vaccine Jans-         und Jugendlichen das Impfangebot dringend wahr-
  sen, gefolgt von einer Dosis eines mRNA-Impfstoffs         nehmen.
  in einem Abstand von mindestens 4 Wochen). Eine
  2-malige Vaxzevria-Impfung (homologes Vax/Vax-
  Schema) im empfohlenen Intervall schützte bisher           Empfehlung für Schwangere und Stillende
  ebenfalls gut vor schweren Erkrankungen und Tod            Die STIKO empfiehlt allen ungeimpften Personen
  infolge einer SARS-CoV-2-Infektionen (einschließ-          im gebärfähigen Alter dringend die Impfung gegen
  lich der Delta-Variante), ist aber der homologen           COVID-19, so dass ein optimaler Schutz vor dieser
  mRNA-Impfung und der heterologen Impfung                   Erkrankung bereits vor Eintritt einer Schwanger-
  (Vax/mRNA) hinsichtlich Schutzdauer, Schutz vor            schaft besteht (s. Tab. 2).
  Infektionen, Reduktion der Virusausscheidung und
  Hemmung der Transmission unterlegen.                       Noch ungeimpften Schwangeren wird die Impfung
                                                             mit 2 Dosen des mRNA-Impfstoffs Comirnaty ab
                                                             dem 2. Trimenon empfohlen. Wenn die Schwanger-
  Empfehlung für Kinder und Jugendliche                      schaft nach bereits erfolgter Erstimpfung festge-
  im Alter von 12 – 17 Jahren                                stellt wurde, sollte die Zweitimpfung erst ab dem
  Die STIKO empfiehlt für alle 12 – 17-Jährigen die          2. Trimenon durchgeführt werden. Darüber hinaus
  COVID-19-Impfung mit zwei Dosen des mRNA-                  empfiehlt die STIKO ungeimpften Stillenden die
  Impfstoffs Comirnaty im Abstand von 3 – 6 Wochen           Impfung mit 2 Dosen eines mRNA-Impfstoffs wo-
  (s. Tab. 1). Die Impfung erfordert eine ärztliche Auf-     bei bei unter 30-Jährigen nur Comirnaty eingesetzt
  klärung unter Berücksichtigung des Nutzens und             werden soll, da in dieser Altersgruppe das Risiko
  des Risikos, die auch für die betroffenen Kinder und       des Auftretens einer Myo-/Perikarditis nach Imp-
  Jugendlichen verständlich sein muss.                       fung mit Spikevax höher ist als nach Comirnaty.

  Kinder und Jugendliche, die aufgrund einer Vorer-
  krankung ein erhöhtes Risiko für einen schweren            Empfehlungen zur Auffrischimpfung
  COVID-19-Verlauf (s. Tab. 2) haben, sollen bevor-          Folgenden Personen soll eine Auffrischimpfung an-
  zugt berücksichtigt werden. Gleiches gilt für Kin-         geboten werden:
  der und Jugendliche ab 12 Jahren, in deren Umfeld          ▶▶ Personen im Alter von ≥ 70 Jahren
  sich Angehörige oder andere Kontaktpersonen mit            ▶▶ BewohnerInnen und Betreute in Einrichtun-
  hoher Gefährdung für einen schweren COVID-19-                  gen der Pflege für alte Menschen. Aufgrund
  Verlauf befinden, die selbst nicht geimpft werden              des erhöhten Ausbruchspotenzials sind hier
  können oder bei denen anzunehmen ist, dass auch                BewohnerInnen und Betreute jeglichen Alters
  nach Impfung kein ausreichender Schutz besteht                 eingeschlossen.
  (z. B. Menschen unter immunsuppressiver Thera-             ▶▶ Personen mit einer Immundefizienz (ID) (De-
  pie).                                                          tails siehe unten „Empfehlung zur COVID-19-
                                                                 Impfung von Personen mit Immundefizienz“)
  Für Jugendliche, die arbeitsbedingt entweder ein er-       ▶▶ Pflegepersonal und andere Tätige, die direkte
  höhtes Expositionsrisiko aufweisen oder engen                  Kontakte mit mehreren zu pflegenden Personen
  Kontakt zu vulnerablen Personengruppen haben,                  haben, in Einrichtungen der Pflege für (i) alte
  besteht eine berufliche Impfindikation (s. Tab. 2,             Menschen oder (ii) für andere Menschen mit
  Abschnitt G).                                                  einem erhöhten Risiko für schwere COVID-19-
                                                                 Verläufe
  Um Viruseinträge in Gemeinschaftseinrichtungen             ▶▶ Personal in medizinischen Einrichtungen mit
  (Schulen und andere Einrichtungen für Kinder und               direktem PatientInnenkontakt
  Jugendliche) zu minimieren und den Betrieb dieser
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  Unabhängig davon, welcher Impfstoff bei der              stand von 3 – 6 [Comirnaty] bzw. 4 – 6 Wochen [Spike-­
  Grund­immunisierung verwendet wurde, soll für die        vax in der Dosierung 100 μg]). Bei Personen < 30
  Auffrischimpfung ein mRNA-Impfstoff eingesetzt           Jahren empfiehlt die STIKO aufgrund des höheren
  werden. Bei Personen < 30 Jahren empfiehlt die           Myokarditisrisikos, welches bei der Impfung mit
  ­STIKO aufgrund des höheren Myokarditisrisikos           Spikevax in dieser Altersgruppe beobachtet wurde,
   nach der Anwendung von Spikevax ausschließlich          ausschließlich die Verwendung von Comirnaty.
   Comirnaty. Comirnaty ist für die Auffrischimpfung
   in derselben Dosierung wie für die Grundimmuni-         Personen mit einer ID, die bisher als 1. Impfstoff­
   sierung zugelassen. Spikevax ist für die Auffrisch­     dosis einen Vektor-basierten Impfstoff (Vaxzevria
   impfung von Immungesunden in der halben Dosis           oder COVID-19 Vaccine Janssen) erhalten haben,
   (50 µg) zugelassen. Für die Auffrischimpfung soll       sollen derzeit als weitere Impfstoffdosis einen
   möglichst der mRNA-Impfstoff benutzt werden, der        ­mRNA-Impfstoff (im Alter < 30 Jahre nur Comirnaty)
   bei der Grundimmunisierung zur Anwendung ge-             im Abstand von > 4 Wochen erhalten.
   kommen ist. Wenn dieser nicht verfügbar ist, kann
   auch der jeweils andere mRNA-Impfstoff eingesetzt       Allen Personen mit ID soll in der Regel 6 Monate
   werden.                                                 nach einer COVID-19-Grundimmunisierung (ho-
                                                           mologes oder heterologes Impfschema) eine Auf­
  Die Auffrischimpfung soll in der Regel 6 Monate          frischimpfung mit einem mRNA-Impfstoff angebo-
  nach der aus 2 Impfstoffdosen bestehenden Grund­         ten werden. Für die Auffrischimpfung soll in der
  immunisierung verabreicht werden. Personen, die          Regel der mRNA-Impfstoff benutzt werden, der bei
  vor oder nach der COVID-19-Impfung eine labor­           der Grundimmunisierung zur Anwendung gekom-
  diagnostisch gesicherte SARS-CoV-2-Infektion             men ist. Wenn dieser nicht verfügbar ist, kann auch
  durchgemacht haben, wird derzeit keine Auffrisch­        der jeweils andere mRNA-Impfstoff eingesetzt wer-
  impfung empfohlen. Das gilt auch für Personen            den. Für Personen ab 12 Jahren mit ID ist Comirnaty
  nach Impfung mit der COVID-19 Vaccine Janssen.           als 3. Impfstoffdosis zugelassen. Die Dosierung
                                                           (30 μg) für die Auffrischimpfung ist dieselbe wie für
                                                           die Grundimmunisierung. Spikevax ist für die
  Empfehlung zur COVID-19-Impfung von                      3. Impfstoffdosis von PatientInnen mit ID mit der
  Personen mit Immundefizienz (ID)                         für die Grundimmunisierung verwendeten Dosie-
  Immunsupprimierende oder immunmodulierende               rung (100 μg) ab einem Alter von 12 Jahren zugelas-
  Therapien können prinzipiell auch bei einer anste-       sen, sollte jedoch aufgrund des höheren Myokardi-
  henden Impfstoffgabe weitergeführt werden. Emp-          tisrisikos nur bei Personen im Alter von ≥ 30 Jahren
  fehlenswert für den bestmöglichen Impferfolg ist         und nicht bei Schwangeren verwendet werden.
  eine möglichst geringe Immunsuppression zum
  Zeitpunkt der Impfung. So sollte z. B. der Impfzeit-     Bei schwer immundefizienten Personen mit einer
  punkt in die Mitte der Verabreichungsintervalle der      erwartbar stark verminderten Impfantwort (s. Tab. 3)
  immunsupprimierenden oder immunmodulieren-               kann die 3. Impfstoffdosis bereits 4 Wochen nach
  den Medikation gelegt werden. Bei geplanter anti-        der 2. Impfstoffdosis als Optimierung der primären
  neoplastischer Therapie („Chemotherapie“) soll die       Impfserie verabreicht werden. Über den Zeitpunkt
  Impfung mindestens 2 Wochen vor deren Beginn             einer Auffrischimpfung nach der primären Impf­
  erfolgen, um eine suffiziente Immunantwort zu er-        serie bestehend aus 3 Impfstoffdosen muss bei die-
  möglichen. Eine Handreichung findet sich in den          sen Personen im Einzelfall entschieden werden (sie-
  Anwendungshinweisen der STIKO zum Impfen bei             he auch 11. Aktualisierung der COVID-19-Impfemp-
  verschiedenen Erkrankungen mit ID und unter im-          fehlung der STIKO).
  munsuppressiver Therapie.
                                                           Eine serologische Antikörpertestung wird nicht
  Bisher ungeimpfte Personen mit einer ID sollen zu-       grundsätzlich empfohlen. Der Wert, der einen fort-
  nächst eine Impfserie mit einem mRNA-Impfstoff           bestehenden Schutz bedeutet und damit eine 3. Impf-
  erhalten (bestehend aus 2 Impfstoffdosen im Ab-          stoffdosis unnötig machen würde, ist nicht bekannt.
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