Erfahrungsbericht Hessen-Massachusetts Exchange Program
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Erfahrungsbericht Hessen-Massachusetts Exchange Program Mein Auslandssemester an der University of Massachusetts A mherst Karol Koch Fachbereich Bauingenieurwesen Hochschule Darmstadt Spring Term 2021
Vorbemerkung Mein Auslandssemester im Springterm 2021 erfolgte innerhalb der Covid-19 Pandemie. Bedingt durch die außergewöhnliche Situation, war dies kein normales Auslandssemester. Im Bericht werde ich alles so beschreiben, wie ich es während meinen Aufenthalt erlebt habe. Der Normalzustand an der UMass und in den USA sieht natürlich anders aus. Bitte lest euch auch ältere Berichte durch, um davon einen Eindruck zu gewinnen. Wahl des Programms Seitdem ich im Bachelorstudium ein sehr schönes Auslandssemester in Schweden absolviert hatte, wollte ich während meines Masterstudiums ein weiteres Auslandssemester absolvieren. Da die Auswahl der Partneruniversitäten für Bauingenieure an der Hochschule Darmstadt leider sehr beschränkt ist, wurde ich auf das Hessen-Massachusetts-Exchange-Programm aufmerksam. Meine Entscheidung für die University Amherst viel vor allem aus der hohen akademischen Reputation und dem großen Studentenleben in Amherst. Vorbereitung Ich habe mich nach einigen Rücksprachen mit unserem International Office bereits im Sommer 2019 dafür entschieden mich für den Austausch im Fall Term 2020 zu bewerben. Für die Bewerbungsunterlagen habe ich einen IELTS Sprachtest in Frankfurt an Main absolviert und meine Professoren um Empfehlungsschreiben gebeten. Dazu kommt natürlich noch das eigene Bewerbungsschreiben. Auch diese Dinge haben bereits einiges an Zeit gekostet. Mit den vollständigen Unterlagen habe ich mich dann im November 2019 auf das Programm beworben und nach einem persönlichen Vorstellungsgespräch mit dem International Office der Hochschule Darmstadt kurz vor Weihnachten 2019 eine Zusage erhalten. Anfang 2020 konnte ich mich dann auch am Fachbereich in Massachusetts bewerben, dazu ist ein weiteres Motivationsschreiben erforderlich. Dazu kommen noch einige Formulare für das Visum. Mit dem International Office der UMass befand ich mich im stätigen Austausch und bekam bei allen Fragen geholfen. Im März 2020 bekam ich dann auch die Zusage von der UMass Amherst. Durch die aufkommende Pandemie war es leider für mich nicht möglich im Frühjahr 2020 ein US-Visum zu bekommen und im August 2020 in die USA zu reisen, wodurch ich meinen Auslandsaufenthalt auf 2021 verschieben musste. Im Juli 2020 erhielt ich dann mein neues DS-2019 Formular für das Springterm 2021 durch die UMass. Aufgrund der sinkenden Fallzahlen öffneten auch wieder die Konsulate, sodass ich ein Visum beantragen konnte. Für das Visum müssen einige Formulare ausgefüllt und zwei Gebühren bezahlt werden. Nach einem Vorort Termin im September 2020 erhielt ich schließlich mein Visum mit Corona Ausnahmegenehmigung. Ende Dezember musste ich dann noch meine Ausnahmegenehmigung auf Grund von nationaler Interessen für meine Einreise aus dem Schengenraum beantragen. Dazu war eine weitere E-Mail an das Konsulat erforderlich. (Die mit dem Visum erteilte Genehmigung gilt nur 30 Tage.) Nach dem Erhalt konnte ich im Januar 2021 in die USA einreisen.
Anreise Mitte Januar 2021 flog ich mit Lufthansa von Frankfurt am Main nach Boston. In Boston verbrachte ich zwei Tage und nahm dann den Fernbus von Peter Pan nach Amherst. Der Bus hält sowohl im Stadtzentrum von Amherst als auch an der UMass. Dies ist eine sehr preisgünstige Variante. Allerdings ist die Abfahrt in Boston sehr früh, sodass eine Übernachtung in Boston in der Regel erforderlich ist. Es muss in Hartford Connecticut umgestiegen werden, gegebenenfalls auch in Springfield Massachusetts. Der nächste Flughafen an Amherst ist der Flughafen Bradley in Hartford Connecticut (BDL), dieser wird von Deutschland allerdings nicht direkt angeflogen, sodass man in den USA umsteigen müsste. Wohnsituation Bereits im Frühjahr 2020 begab ich mich auf Wohnungssuche, da ich noch Hoffnung hatte die Situation könnte sich verbessern. On-Campus Housing in den Lincoln Apartments, wie von einigen vorherigen Absolventen beschrieben, war in meinem Fall nicht mehr möglich, da die Gebäude abgerissen wurden. Alle Graduate-Studenten mussten sich eine Unterkunft Off-Campus suchen. Dazu verwendet man am besten das entsprechende Portal der Hochschule: University of Massachusetts Amherst | Off-Campus Housing Search (umass.edu) Dort bieten sowohl Vermieter und kommerzielle Wohnheime ihre Wohnungen an, aber ihr könnt auch nach potentiellen Mitbewohnern für eine WG suchen. Viele Vermieter möchten allerdings keine Mietverträge unter 12 Monate, was die Suche erheblich erschwert. Auch die Preise in Amherst haben es in sich. Auf diesem Portal fand ich schließlich auch meine Vermieterin, eine nette alte Dame, die Privat Zimmer an Studenten vermietet. Dort wohnte ich in ihrem Nachbarhaus zusammen mit zwei weiteren Studenten. Ich zahlte 950$ Miete pro Monat all inclusive. Achtet bei der Auswahl euerer Unterkunft darauf, dass die Unterkunft an einer der Busrouten zur UMass liegt. Abbildung 1: Meine Unterkunft etwas außerhalb im Südosten von Amherst
Studium Internationale Studierende im Graduate-Program müssen mindestens 9 Credits belegen. (In der Regel 3 normale Kurse.) Davon müssen mindestens 6 aus dem graduierten Bereich sein. Generell ist das Studium in den USA wesentlich zeitaufwendiger als in Deutschland, viele Kurse haben wöchentlich Hausaufgaben, die eine Menge Zeit kosten. Es erinnert teilweise eher an Schule, als an studieren in Deutschland. Die Kurse können online über das SPIRE Portal belegt werden. Wenn die Kurse Zugangsvoraussetzungen haben, könnt ihr die jeweiligen Professoren kontaktieren oder euch vom International Office helfen lassen. Innerhalb der ersten Vorlesungswochen könnt ihr die Kurse auch noch ändern (Add/Drop Period). Für die Anerkennung der Module in Deutschland schloss ich bereits vor dem Semesterbeginn ein Learning Agreement mit meiner Heimathochschule ab. CE-ENGIN 622 Geotechnical Materials Testing (4 Credits) In diesem Kurs werden Geotechnische Versuche im Labor durchgeführt und anschließend in der Form von Protokollen/Berichten ausgewertet. Es werden neben den einfachen Versuchen zur Klassifizierung des Bodens auch komplizierte Versuche durchgeführt. Auf Grund der Pandemie fand der Kurs leider online statt und es wurden nur alte Versuche ausgewertet. Der Kurs ist sehr anspruchsvoll und zeitaufwändig. Der Dozent stammt vom MIT und besitzt überragende Kenntnisse in seinem Bereich. Grundkenntnisse in Bodenmechanik und geotechnischen Versuchen sollten auf jeden Fall vorhanden sein. Zusätzlich zu den Abgaben gibt es zwei Klausuren in der Mitte und am Ende des Semesters. CE-ENGIN 693B S-Structures Seminar (1 Credit) Seminar in dem Doktoranden und Gastdozenten ihre Forschung präsentieren. Die Vorträge sind teilweise sehr anspruchsvoll, allerdings ist es nicht schlimm, wenn man mal einem Thema nicht folgen kann, da jede Woche ein neuer unabhängiger Inhalt präsentiert wird. Es ist kein Leistungsnachweis erforderlich. Die Vorträge fanden auf Grund der Pandemie vollständig online statt. CE-ENGIN 694A Geotech Seminar (1 Credit) Seminar in dem Doktoranden und Gastdozenten ihre Forschung präsentieren. Die Vorträge sind teilweise sehr anspruchsvoll, allerdings ist es nicht schlimm, wenn man mal einem Thema nicht folgen kann, da jede Woche ein neuer unabhängiger Inhalt präsentiert wird. Es ist kein Leistungsnachweis erforderlich. Die Vorträge fanden auf Grund der Pandemie vollständig online statt. ESL 125 Tech of Oral Comm (3 Credits) Sprachkurs mit dem Schwerpunkt auf Aussprache und freiem Vortragen. Ein sehr internationaler Kurs mit lockerer Atmosphäre und toller Dozentin. Es geht überwiegend um den sprachlichen Austausch in der Gruppe. Wöchentliche leichte Hausaufgaben (Mini Präsentationen), dafür keine Klausuren. Für 3 Credits vergleichsweise sehr geringer Arbeitsaufwand. UNIVRSTY 197INT International Student Success (1 Credit) Spezielles Seminar für internationale Studierende während der Coronazeit, kein regulärer Kurs. Es wird sich vor allem über tagesaktuelle Themen und das Wohlbefinden bzw. die geistige Gesundheit der Studierenden ausgetauscht. Kein Leistungsnachweis erforderlich.
Abbildung 2: Campus der UMass (Hörsaal, Kapelle, Bibliothek) im Februar 2021 Allgemeine Corona-Situation in den USA und an der UMass Amherst Als ich im Januar 2021 in die USA kam, hatte die USA gerade eine schwere Corona-Welle hinter sich. Dementsprechend waren die Leute dort sehr vorsichtig. Die meisten Meschen trugen auch draußen Maske und hielten sehr große Abstände. Geschäfte hatten allerdings durchgehend geöffnet und auch in einigen Restaurants konnte man weiterhin vor Ort essen. Die meisten Betriebe hatten jedoch ausschließlich auf zum Mitnehmen und Lieferservice umgestellt. Mit dem sehr raschen Fortschreiten der Impfkampagne in den USA ab April/Mai öffnete so gut wie alles wieder. Die Coronaregeln in einigen Staaten wurden bereits komplett aufgehoben. Insgesamt hat sich die Situation weitgehend normalisiert. Die Vorlesungen der Hochschule fanden fast ausschließlich online statt. Jeder Student konnte/musste sich zweimal pro Woche an der Uni testen lassen. Dazu verfügt die Uni über ein eigenes Testcenter mit kostenlosen PCR-Tests. Die Anmeldung erfolgt online. Auf der Website kann man dann auch seine Freigabe für den Campus, die Mensa, etc. vorzeigen. Seit Ende April können sich auch alle Studenten kostenlos in der Uni impfen lassen. Das nächste Semester soll somit wieder als Präsenzsemester stattfinden. Studienalltag/ Freizeitgestaltung Der Alltag, bzw. das Studentenleben Vorort waren auf Grund der Situation leider nicht so, wie man es sich von einem Auslandssemester wünscht. Gerade in den ersten Monaten hatte ich praktisch nur Kontakt zu meinen Mitbewohnern. Im Sprachkurs hatte ich zumindest online guten Kontakt zu anderen Studierenden. Auch vernetzte ich mich mit Hilfe des International Office mit anderen Studierenden aus Baden-Württemberg, aus Hessen war ich leider der einzige Programmteilnehmer. Des Weiteren waren die von mir belegten Module teilweise sehr zeitaufwändig, sodass ich gar nicht so viel Freizeit hatte. Die üblichen Sport- und Socialclubs, sowie die Campusaktivitäten fanden leider fast gar nicht statt. Meine Freizeit nutzte ich somit vor allem in der Natur, auf den vielen tollen Wanderwegen in und um Amherst. Beispiele hierfür sind Mount Tom, Mount Holyoke, Mount Norwottuck und Mount Sugarloaf. Auch der Norwottuck Rail Trail ist sehr zu empfehlen. Es besteht auch die Möglichkeit Mountainbike zu fahren.
Abbildung 3: Connecticut River, Aussicht vom Mount Holyoke, typische Landschaft der Region Ab April gingen die Fallzahlen runter die Regeln wurden etwas gelockert. Vereinzelt gab es Veranstaltungen der Student Union, die mit Coronatest und Voranmeldung besucht werden durften. Auch gab es öfter kostenloses Essen auf dem Campus. Zu meinem persönlichen Highlight zählte die College-Hockey Meisterschaft. Die Endrundenspiele wurden in der Student-Union gezeigt. Mit dem Gewinn des Titels (NCAA 1. Division National Champions) gab es dann auch eine (nicht ganz erlaubte) große Feier auf dem Campus. Am nächsten Tag wurde die Meistermannschaft mit Marching Band, Cheerleadern und vollem Programm auf dem Campus empfangen. Abbildung 4: Empfang der Ice-Hockey Meistermannschaft auf dem Campus
Kostenübersicht für 5 Monate Im Folgenden habe ich die Kosten meines 5-monatigen Aufenthalts an der UMass zusammengefasst. Dazu kamen auch noch andere Kosten wie z.B. Passbilder, neuer Reisepass, Bankgebühren, der Sprachtest, etc. Trotz des Stipendiums für die Studiengebühren müssen leider auch sehr hohe Kosten selbst getragen werden. Es gibt die Möglichkeit sich für ein PROMOS oder Fulbright Stipendium zu bewerben. Miete 4750 $ Studiengebühren & studentische KV 2600 $ Flüge 800 $ Visum inkl. Gebühren 380 $ Unterhalt/Versorgung 1500 $ Einrichtung 200 $ Reise KV 300 $ Mobiltelefon (SIM) 75 $ Gesamt: Ca. 10.600 $* *Ohne private Reisen in den USA Fazit Auf Grund der Umstände waren gerade die ersten Wochen/Monate nicht immer eine schöne Zeit für mich. Wenn man fast ausschließlich in einem 10m² Zimmer sitzt und online Vorlesungen besucht, fängt man schon an zu hinterfragen, ob man das nicht auch in Deutschland hätte tun können. Aber auch hieraus konnte ich etwas ziehen, da ich mich sehr intensiv aufs Lernen konzentrieren konnte, meine Mitbewohner besser kennengelernt habe und die Wanderwege direkt hinter meinem Haus erkunden durfte. Mit den mit der Zeit immer größeren Öffnungen wurde auch meine Zeit in Amherst immer besser und ich konnte schlussendlich noch viele tolle Dinge erleben. Das Studium an der UMass ist wirklich anspruchsvoll und ich denke, dass ich auch hier etwas mitnehmen konnte. Insgesamt ist ein Auslandssemester für mich auch einfach ein wichtiger Schritt in der Persönlichkeitsentwickelung da man seine Komfortzone einfach mal komplett verlässt und sich unbekannten Herausforderungen stellt. Somit ziehe ich trotz der Situation ein positives Fazit und denke, dass das im Normalfall sogar noch einmal deutlich besser sein sollte.
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