USA - EU TTIP: Das Freihandelsabkommen Was kommt wirklich? - Arbeitskreis Internationale Landwirtschaft (AKIL) / Evangelisches Bauernwerk in ...

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USA - EU TTIP: Das Freihandelsabkommen Was kommt wirklich? - Arbeitskreis Internationale Landwirtschaft (AKIL) / Evangelisches Bauernwerk in ...
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TTIP: Das Freihandelsabkommen
           USA – EU
      Was kommt wirklich?
Arbeitskreis Internationale Landwirtschaft
  (AKIL) / Evangelisches Bauernwerk in
 Württemberg, Brot für die Welt, Global
                  Campus

     Hohenheim, 28. November 2014
USA - EU TTIP: Das Freihandelsabkommen Was kommt wirklich? - Arbeitskreis Internationale Landwirtschaft (AKIL) / Evangelisches Bauernwerk in ...
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Regel setzen für den Weltmarkt.
 Regulatorische Kooperation
           EU - USA
          Jürgen Knirsch
           Greenpeace
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Übersicht

1) Bilateraler (Agrar-) Handel
2) Transatlantische Regulierung à la TTIP:
   regulatorische Kooperation
3) Die Debatte, so wie sie aktuell geführt wird
   (mögliche Folgen einer transatlantischen
   Regulierung von Standards)
4) Die Debatte, so wie sie geführt werden sollte
5) Fazit
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1) Bilateraler (Agrar-) Handel
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Anteil des Agrarhandels am
gesamten Handel (in Prozent)
            Jahr    Importe    Exporte
global      2013                 9
EU - USA    2013      5          5,3
DE - USA    2013      5          1
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2) Transatlantische Regulierung à la
TTIP: regulatorische Kooperation
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„Welchen Einfluss wird TTIP auf die
Regulierung nehmen?“
„Regulierungsvorschriften sind Gesetze, die die
Menschen vor Gefahren für ihre Gesundheit,
Sicherheit, die Umwelt und für ihre finanzielle
Absicherung schützen. Die Europäische Union
plant, mithilfe der TTIP nach vernünftigen
Möglichkeiten zu suchen, um die gesetzlichen
Regelungen der EU und der USA kompatibler zu
gestalten und gleichzeitig den Schutz ihrer Bürger
und Bürgerinnen zu sichern“.
Europäische Kommission (September 2013)
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Um was geht es?
• Geltende Rechtsvorschriften sollten aneinander
  besser angepasst werden.
• Wenn zukünftig Rechtsvorschriften für neue
  Produkte erarbeitet oder für existierende
  Produkte aktualisiert werden, soll eine bessere
  Abstimmung erfolgen.
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Warum?
• Ausbau der Agrar-Exportmöglichkeiten auf beiden
  Seiten des Atlantiks.
• Generell verspricht man sich, dass aus dem
  Abbau von Bürokratie und einer besseren
  Koordination zwischen den Regulierungsstellen
  zwischen 2/3 und 4/5 der vorausgesagten TTIP-
  Wohlfahrtsgewinne kommen würden.
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Instrumente

• Harmonisierung (Angleichung verschiedener
  Vorschriften)
• Regulatorische Kooperation (Abstimmung
  zukünftiger Gesetzesvorhaben)
• Gegenseitige Anerkennung von Standards
  (Annahme einer substantiellen Äquivalenz)
• Anerkennung der Prüfkonformität (Anerken-
  nung der Prüfungsergebnisse unabhängiger Test-
  Institutionen im jeweils anderen Land)
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3) Die Debatte, wie sie aktuell geführt
wird
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Was wird mit Blick auf die
Landwirtschaft diskutiert?
Vor allem:

• Biotechnologie und Gentechnisch Veränderte
  Organismen (GVOs)
• Futterzusätze wie Ractopamin und
  Wachstumshormone
• Chlor-Hühnchen
• Pestizide (Gesetzgebung und Grenzwerte)
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Absenkung der Standards befürchten
die TTIP-Kritiker
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Risiko- oder Gefährdungsansatz?
• USA: Risiko-Ansatz (erst einmal zulassen und
  dann regulieren) – GRAS = „generally recognised
  as safe“ + Schadensersatz-Klagemöglichkeit

 versus

• EU: Gefährdungsansatz (verbieten - auch auf der
  Grundlage des Vorsorgeprinzips)
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EU-Vorschlag für eine Mega-Instanz:
„Regulatory Cooperation Council“
• „Regulatorische Kohärenz“ betrifft alle
  Wirtschaftssektoren und alle existierenden und
  geplanten Reglungsmaßnahmen auf beiden
  Seiten des Atlantiks, die einen Einfluss auf den
  internationalen Handel haben.
• Ein „Regulatorischer Kooperationsrat“ trifft sich
  mindestens zweimal im Jahr, um die
  „Regulatorische Kohärenz“ sicherzustellen.
EU-Vorschlag vom 2.12.2013.
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Alles nur Mythen oder German Angst,
sagen die TTIP-Befürworter
Ist es wahr, dass wir         Die grimmige Angst vor der
Qualitäts- und Sicherheits-   Chlorhuhn-Herrschaft
standards aufgeben?           Der Argwohn gegenüber dem
Unser hohes Schutzniveau in   Freihandelsabkommen mit
Europa steht nicht zur        den USA sitzt tief in Deutsch-
Debatte. Es geht um eine      land. Dabei ist er in keiner
Vereinfachung von Normen,     Weise gerechtfertigt.
nicht ums Streichen!          Vielmehr ist das Misstrauen
                              Ausdruck eines schwinden-
                              den Liberalismus.
                              Jacques Schuster in: Die Welt vom
Homepage der CDU              17.06.2014
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Beruhigungen der Politikerinnen und
der Politiker
„Wir werden keine Normen absenken in Europa bei
der Umwelt, bei[m]
Verbraucher[schutz].
Das garantieren wir“.

Cecila Malmström
EU-Handelskommissarin im
heute-Interview am 10.11.2014

http://www.heute.de/eu-handelskommissarin-malmstroem-im-interview-zu-ttip-transparenz-verbessern-35830046.html
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Klare Interessen der USA, ihrer
Konzerne und Lobbyverbände
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National Pork Producers Council &
North American Meat Association
• “Die Schweineproduzenten der USA werden kein
  anderes Ergebnis als die Aufgabe des EU-
  Verbotes für Ractopamin akzeptieren. Das
  Ractopamin-Verbot ist ein klarer Verstoß gegen
  die WTO Regeln.”
• “Das EU-Verbot von Hygiene-Maßnahmen [wie
  das Chlorbad] ist ein klarer Verstoß gegen die
  Regeln der WTO. Solche von der EU durch-
  geführten ungerechtfertigten Beschränkungen
  sollten umgehend eingestellt werden.”
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Nicht-tarifäre Handelshemmnisse
und Regulierungsfragen (USTR, 11. März 2014)
• „Wir versuchen, nicht-tarifäre Handelshemm-
  nisse, die die Möglichkeiten für US-Exporte
  verringern, einen Wettbewerbsvorteil für Produkte
  der EU schaffen oder sonst wie den Handel
  verfälschen, zu eliminieren oder reduzieren“.
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Zwischen-Fazit zu Standards

• Massiver Druck auf v.a. die EU-Standards, aber
  nicht nur von Seiten der US-Industrie. Auch die
  europäische Industrie nutzt die Gunst der Stunde,
  um unliebsame Standards loszuwerden.
• Die Idee eines „regulatorischen Kooperations-
  rats“, der zukünftig die Kompatibilität der
  Standards sicherstellen soll, schürt
  Befürchtungen bezüglich der Eingriffstiefe,
  demokratischen Legitimation und Transparenz
  dieser neuen Struktur.
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3) Die Debatte, so wie sie geführt
werden sollte
a) „Gold“-Standards müssen multilateral gesetzt
   werden.
b) Auswirkungen auf den globalen Süden sind
   auszugleichen.
c) Nicht nur die Produkte, sondern auch ihre
   Entstehungsweise müssen betrachtet werden:
   Weg von der reinen Betrachtung der ppms
   (parts per million) hin zu den PPMs (Process
   and production methods).
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a) Wer setzt die “Gold”-Standards?
„Ein grundlegendes Ziel von TTIP ist es, einem
dem 21. Jahrhundert entsprechenden Rahmen
einvernehmlicher Standards zu schaffen, die
unsere Interessen und Werte widerspiegeln – und
zwar nicht nur für die EU und die USA, sondern für
das gesamte internationale Handelssystem.“ John
B. Emerson, US-Botschafter (SZ, 10.05.2014)
“If we do not [seek joint leadership], others will“.
Karel de Gucht, Ex-handelskommisar (10.10.2013)
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„Gold“-Standards und die
Welthandelsorganisation (WTO)
• Schon seit Jahren gibt es in den Fachgremien der
  WTO, die sich um Gesundheits- und
  Verbraucherschutzstandards (SPS) sowie um
  Normen und Kennzeichnungen (TBT) kümmern,
  eine hitzige Debatte über die Standards der
  Industrienationen.
• Ein Umgehen der WTO durch Freihandelsab-
  kommen wie TTIP wird diese Debatte nicht
  vereinfachen.
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b) Berücksichtigung der TTIP-Folgen
für den globalen Süden
Diskutiert werden bisher vor allem:
• Weniger Exporte für den globalen Süden durch
  die Umlenkung von Warenströmen
• Erhöhung der Standards für Exportprodukte
• Nichtprofitieren von Ursprungsregeln (niedrigere
  Zölle)
• Schwächung der multilateralen Ebene
  (Umgehung der WTO)
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c) Ist die alleinige Betrachtung von
Produktstandard noch zeitgemäß?
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Die vergessene Debate über Process
and production methods (PPMs)
“[A]n open trading system, which does not provide
for distinctions between products produced
sustainably and those produced unsustainably, is
unacceptable from an environmental perspective.”

 Konrad von Moltke (1998): International Institute
for Sustainable Development (IISD)
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Noch zeitgemäß…? Kohärent?

Weitere Belege
• TTIP-Mandat der EU: „Präambel und allgemeine
  Grundsätze“ sowie das Kapitel zu „Handel und
  nachhaltige Entwicklung“
• Rio+20: The future we want
• Entscheidung des Berufungsinstanz bei WTO-
  Streitfällen (Appellate Body) im Mai 2012 im
  Streitfall US-Tuna II (Mexico)
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EU Mandat: Präambel und allgemeine
Grundsätze
Es wird darin unter anderem Bezug genommen auf
- gemeinsame Werte in Bereichen wie Menschenrechte,
  Grundfreiheiten, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit,
- das Engagement der Vertragsparteien für eine nach-
  haltige Entwicklung und den Beitrag des internationalen
  Handels zu einer nachhaltigen Entwicklung in ihrer
  wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Dimension,
  einschließlich der wirtschaftlichen Entwicklung, der
  produktiven Vollbeschäftigung und menschenwürdiger
  Arbeit für alle sowie des Schutzes und der Erhaltung der
  Umwelt und der natürlichen Ressourcen
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Die grimmige Chlorhuhn-Herrschaft
führte zum Tod von Jose Navarro
• Foto USDA poultry inspector Jose Navarro.
  (COURTESY OF NAVARRO FAMILY), siehe:

 http://www.washingtonpost.com/politics/at-
 chicken-plants-chemicals-blamed-for-health-
 ailments-are-poised-to-
 proliferate/2013/04/25/d2a65ec8-97b1-11e2-
 97cd-3d8c1afe4f0f_story.html
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5) Fazit

• Die Befürchtungen, dass Standards abgesenkt
  werden, haben weiterhin ihre Berechtigung.
• Sogenannte Gold-Standards können nicht allein
  von zwei Handelspartnern bestimmt werden.
• Die Auswirkungen auf andere Handelspartner
  (insbesondere auf die Entwicklungsländer)
  müssen berücksichtigt werden.
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Fazit [2]

• Wer bei TTIP bei der Regulierung von Standards
  nur Produktstandards meint, der zementiert nicht-
  nachhaltige Anbau- und Herstellungsprozesse!
• Nicht nur im Kontext von TTIP, CETA & Co
  sollten wir die Herstellungsprozesse nicht nur mit
  im Auge haben, sondern auch verändern!
• Um dies zu ermöglichen, sollten wir dafür Sorge
  tragen, dass TIPP und CETA nicht zum Zuge
  kommen können. Stoppen wird TTIP und CETA!
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

      juergen.knirsch@greenpeace.de

             Greenpeace e.V.
           Hongkongstraße 10
             20457 Hamburg
         Telefon 040 / 306 18 393
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Copyrights Fotos & Abbildungen

• Folie 4: Europäische Kommission, DG Trade, siehe:
  http://ec.europa.eu/trade/policy/eu-position-in-world-trade/
• Folien 11, 14, 18: © Greenpeace Austria
• Folie 26: 'Toxic Glamour' Fashion Shoot in China, ©
  Lance Lee / Greenpeace
35

Quellen [1]
•   Folie 7: Europäische Kommission: Die Transatlantische Handels- und
    Investitionspartnerschaft (TTIP) Regulierungsfragen. September 2013.
    http://trade.ec.europa.eu/doclib/docs/2013/september/tradoc_151788.pdf
•   Folie 15: EU-Vorschlag vom 2.12.2013.
    http://corporateeurope.org/sites/default/files/ttip-regulatory-coherence-2-12-
    2013.pdf
•   Folie 11: TTIP Mythen auf der Homepage der CDU. http://www.cdu.de/ttip/
•   Folie 16: Jacques Schuster: Die grimmige Angst vor der Chlorhuhn-
    Herrschaft. Die Welt vom 17.06.2014.
    http://www.welt.de/debatte/kommentare/article129183149/Die-grimmige-
    Angst-vor-der-Chlorhuhn-Herrschaft.html bzw. http://www.welt.de/129183149
36

Quellen [2]
•   Folie 19: National Pork Producers Council: Response to USTR request for
    comments on TTIP (2013-05-10),
    http://www.regulations.gov/contentStreamer?objectId=09000064812e5e67&di
    sposition=attachment&contentType=pdf
•   Folie 19: North American Meat Association: Response to USTR request for
    comments on TTIP (2013-05-10),
    http://www.regulations.gov/contentStreamer?objectId=09000064812db8e5&di
    sposition=attachment&contentType=pdf
•   Folie 20: USTR: U.S. Objectives, U.S. Benefits In the Transatlantic Trade and
    Investment Partnership: A Detailed View (11 March 2014).
    http://www.ustr.gov/about-us/press-office/press-releases/2014/March/US-
    Objectives-US-Benefits-In-the-TTIP-a-Detailed-View
37

Quellen [3]
•   Folie 23: Karel De Gucht, European Trade Commissioner: Transatlantic
    Trade and Investment Partnership (TTIP) – Solving the Regulatory Puzzle.
    SPEECH/13/801 - The Aspen Institute Prague Annual Conference / Prague,
    Czech Republic, 10 October 2013.
    http://trade.ec.europa.eu/doclib/docs/2013/october/tradoc_151822.pdf
•   Folie 27: Konrad von Moltke: Reassessing ‘Like Products’. Paper presented
    www.un.org/.../rio20_outcome_document_complet
•   Folie 28: TTIP-Verhandlungsmandat (deutsche Fassung)
    http://www.bmwi.de/DE/Presse/pressemitteilungen,did=662344.html bzw.
    kommentierte Fassung http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/S-T/ttip-
    mandatkommentiert,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true.p
    df bzw. unkommentierte Fassung
    http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/S-T/ttip-
    mandat,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true.pdf
38

Quellen [4]

•   Folie 28: The Future we want.
    www.un.org/.../rio20_outcome_document_complet
•   Folie 28: Gregory Shaffer: The WTO Tuna-Dolphin II Case: United States —
    Measures Concerning the Importation, Marketing and Sale of Tuna and Tuna
    Products. University of California, Irvine School of Law, November 16, 2012.
    In: American Journal of International Law, Issue 1, 2013 - Minnesota Legal
    Studies Research Paper No. 12-62. Electronic copy available at:
    http://ssrn.com/abstract=2176863 or at
    https://de.scribd.com/doc/168892855/The-WTO-Tuna-Dolphin-II-Case
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