NORDTORGEBÄUDE UND ORANGERIE IM SCHLOSSPARK SANSSOUCI POTSDAM
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GRUßWORTE Wissenschaft braucht Lehr- und Lernorte. Davon kündet das fer- Wir freuen uns, dass insbesondere zum Jubiläumsjahr des tiggestellte Nordtorgebäude weithin sichtbar auf dem Campus 1.700-jährigen Bestehens jüdischen Lebens weitere wichti- am Neuen Palais. Es zeigt das breite Spektrum des studentischen ge Impulse aus unserem Land in die ganze Welt ausgehen. Die Lebens. Mit der Fertigstellung des Baus findet die Ausbildung der Einweihung ist auch ein Zeichen für die hervorgehobene Jüdischen Theologie wieder ein Zuhause in Potsdam. Rolle, die Berlin und Brandenburg heute für jüdisches Leben und Gelehrsamkeit spielen. Hierzulande ausgebildete Das Gebäude ist künftig die wichtigste jüdische Bildungseinrich- Rabbiner genießen weltweites Ansehen. tung unseres Landes. Zu verdanken ist das auch der Architektin Elisabeth Rüthnick, die mit dem historischen Bauwerk sehr Studiengangsabsolventinnen und -absolventen haben sensibel umgegangen ist. keine Schwierigkeiten, im In- und Ausland eine Anstellung zu finden. Zugleich wird hier der interreligiöse Dialog gepflegt und Das neue Domizil im Königlichen Hofgärtnerhaus und der damit ein wichtiger Beitrag zu gegenseitigem Verständnis und benachbarten Orangerie im Schlosspark Sanssouci ver- Toleranz geleistet. eint nunmehr die School of Jewish Theology, das Abraham- Das war auch ein großes Anliegen von Abraham Geiger. Das Geiger-Kolleg sowie das Zacharias-Frankel-College. Das umge- Land Brandenburg schafft hier die äußeren Bedingungen baute Nordtorgebäude wird damit zum neuen Bildungszentrum dafür, dass Wissenschaft sich entfalten kann. In diesem Sinne für alle künftigen Rabbinerinnen und Rabbiner sowie richteten wir das Nordtorgebäude und die Orangerie für das Kantorinnen und Kantoren in Potsdam und Brandenburg. Zentrum der jüdischen Lehre her. Wir wünschen der School of Jewish Theology, dem Abraham-Geiger-Kolleg und dem Das Land Brandenburg bietet fortan eine erstklassige Vermittlung Zacharias-Frankel-College, dass ihr Wirken reiche Frucht bringt. jüdischer Theologie. Kurze Wege verbinden die drei Institutionen. Wir sind gespannt auf die religiösen und wissenschaftlichen, aber So ist die Möglichkeit des direkten, gemeinsamen Austausches auch gesellschaftlichen Impulse, die künftig von diesem Ort aus- geschaffen. Das alles sind optimale Voraussetzungen, dass ange- gehen werden. hende jüdische Geistliche das Rüstzeug erhalten, das sie zu ihrem anspruchsvollen Amt befähigt und auf die Teilnahme zum intellek- tuellen Diskurs vorbereitet. Dr. Manja Schüle Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg Katrin Lange Ministerin der Finanzen und für Europa des Landes Brandenburg 2 3
VORWORT Ein denkwürdiges Treffen im brandenburgischen Wissen- genauestens einzuhaltenden Auflagen des Denkmalschutzes um- schaftsministerium bildete den Auftakt dieses herausragenden gesetzt. Die Beteiligten bewiesen ein hohes Maß an Kompromiss- Projektes. Es ging um die Unterbringung des Abraham-Geiger- bereitschaft und reichlich Kreativität bei der Realisierung dieses Kollegs (AGK) in einem denkmalgeschützten Gebäude im architektonischen Kleinods. Park Sanssouci. Klein aber fein, im Zwischenbau untergebracht, fand sich Platz für Rabbiner Prof. Dr. Walter Homolka, Rektor des AGK, war gekom- eine Synagoge. Gekonnt wurde ein Kunstwerk in die Architektur men. Er brachte eine Schokoladentorte mit – der Guss verziert integriert. Ein stilisierter Dornbusch schmückt die Glasfront der mit einem Foto der Ostfassade des Hofgärtnerhauses, des erhoff- Orangerie wie selbstverständlich und schafft Farbenspiel ten zukünftigen Sitzes des AGK. Die Torte war schnell verzehrt. Bis und Licht. zum eigentlichen Startschuss des Projektes dauerte es noch viele Dem Wunsch nach einer repräsentativen Heimstadt für das Abra- Besprechungen, Verhandlungen, Untersuchungen und Planungen ham-Geiger-Kolleg, dem Zacharias-Frankel-College und dem Insti- bis dieses Meisterwerk wieder aus dem Dornröschenschlaf tut für Jüdische Theologie konnte entsprochen werden. Es ist ein geweckt werden konnte. Ensemble von Haus und Hof, von Innenwelt und Außenraum ent- standen, das die jüdischen Bildungseinrichtungen in einem sehr Nach dem die grundsätzlichen Überlegungen zum Raumpro- gelungenen architektonischen Rahmen unter einem Dach vereint. gramm und den Nutzungen abgestimmt waren, wurde ein Archi- Dafür gilt allen Beteiligten großer Dank, die mit Engagement und tektenwettbewerb durchgeführt. Enthusiasmus bei der Sache waren. Diese Leidenschaft wird die Das Büro Rüthnick Architekten konnte mit dem Konzept für die zukünftigen Studierenden und Lehrenden in diesen Räumen in- Neu- und Umgestaltung der Orangerie überzeugen. Außer- spirieren und sich in ihrem Wirken weiterentfalten. dem hatte das Büro reichliche Erfahrungen mit dem Zwillings- gebäude, dem sogenannten Südtorgebäude, gesammelt. Norbert John Während der Baudurchführung wurde in enormer Detailarbeit Technischer Geschäftsführer des BLB a. D. aus dem Bestand das Mögliche und aus dem Raumprogramm das Elisabeth Rüthnick Machbare herausgekitzelt und unter Beachtung der strengen und Architektin 4 Aufnahme von © euroluftbild.de/Bernd Clemens 2020 5
Entwurfskonzept zur ehemaligen Orangerie, Verbindungsbau und Nordtorgebäude UND IN DER MITTE SCHLÄGT DAS HERZ Revitalisierung des Nordtorgebäudes Am Neuen Palais Jürgen Tietz Der Neue Flügel am Schloss Charlottenburg bildete den Auftakt. Ihm folgte Schloss Sanssouci als ebenso private wie elegante Fingerübung. Das Neue Palais in Potsdam aber stellt den krönenden Abschluss des schwungvollen preußischen Rokokos unter Friedrich II., dem Großen, dar. Ein Schloss von erlesener Schönheit, so machtvoll und repräsen- tativ, wie es sich nach den gewonnenen Schlesischen Kriegen für eine aufstrebende Europäische Macht gehörte. Ein Gesamtkunst- werk, das heute Teil des Weltkulturerbes der UNESCO ist und in sich selbst ein eindrucksvolles Ensemble bildet: Es umfasst die mächtige Dreiflügelanlage des Palais samt Ehrenhof, die geschwungenen Kolonnaden sowie die symmetrisch platzier- ten mächtigen Communes. Alles entworfen nach dem Motto, groß, größer, Potsdam. Selbst die beiden flankierenden Torgebäude, das nördliche für den Hofgärtner, das südliche für den Kastellan, geben sich nach außen hin weit repräsentativer als es für ihre profane Nutzung eigent- lich hätte sein müssen. Entstanden ist das weitläufige Ensemble zwischen 1763 und 1769 nach Entwürfen von Johann Gottfried Büring, Jean Laurent Legeay und Carl von Gontard. In diesem bedeutenden Umfeld weiterbauen zu dürfen, bedeutet Ehre und Verpflichtung in einem. Denn natürlich fordert der Welterbestatus des Ensembles, so behutsam, so denkmalgerecht wie möglich mit dem vorgefundenen Ge- bäudebestand umzugehen. Zugleich befanden sich beide Torgebäude vor Sanierung und Umbau in keinem sonder- lich guten baulichen Zustand. Bröckelnder Putz und deutliche Abnutzung kennzeichneten das Erscheinungsbild beider Häuser. Insofern ebneten die neuen Nutzungen und die damit verbundene Instandsetzung beiden historischen Baudenkmalen den Weg in den langfristigen Erhalt. Gut, dass mit Rüthnick Architek- ten aus Berlin ein Büro beauftragt wurde, für das die Aus- einandersetzung mit dem gebauten Bestand ein vertrautes Terrain bedeutet. 6 7
Planung | Südansicht, von links nach rechts: ehemalige Orangerie, Verbindungsbau, Nordtorgebäude Orangerie Verbindungsbau/Synagoge Nordtorgebäude Erneuerung Dacheindeckung mit Biberschwanzziegeln +12,055 Aufnahme Biberschwanzziegel Ergänzung / Erhalt / Austausch 33,59° 35,34° +7,755 Treppe als Fluchtweg aus Fallrohr OG westlicher Anbau offen Erneuerung Dacheindeckung Schieferbedachung +6,465 Blind- Blind- Blind- Blind- Blind- fenster fenster fenster fenster fenster +5,94 +5,79 Blind- Blind- Blind- Blind- Blind- Blind- Blind- +4,435 fenster fenster fenster fenster fenster fenster fenster Wiederherstellung +4,06 Blindfenster Attikazone / Mezzaningeschoss Rundbogenfenster +3,06 D +2,635 +2,84 5 +2,25 +1,82 AS AS reversibel AS AS reversibel Blind- Blind- FW FW fenster fenster 355 Blind- Blind- Blind- Blind- fenster fenster fenster fenster 2,02 Nachstömöffnung Einfriedung Rauchabzug OK Sockel +0,03 Bestand -0,09 -0,29 32,89 (bei 34.00 m ü. NHN) -0,51 Hauptzugang Gebetsraum Verformung Fassade Hauptzugang Pfosten-Riegel-Fassade über Verformung Fassade Instandsetzung Sockel ca. 5 cm (gemäß Aufmaß Institut für Judische Windfang als Rahmenkonstruktion ca. 15 cm (gemäß Aufmaß Seitenfeld verglast (fest) und 16.11.2016) Theologie verschweißt und an Sturz montiert 16.11.2016) vorgelagertes, bewegliches opakes Element Beleuchtungstyp gemäß Bemusterung OK 8 9
Bestandszeichnung des Nordtorgebäudes von 1928. Im Schnitt durch den Ostflügel (mittlere Zeichnung) ist die (heute noch vorhandene) Sparrenlage des bauzeitlichen Pultdaches gut zu erkennen. © W I N T E R F U C H S Bauforschung GbR, Quelle: SPSG, GK II (1) 01949 Im Südtorgebäude, das die Architekten bereits 2010/13 sanierten, entstand mit dem Besucherzentrum für das Neue Palais ein neues Entree für das gesamte Areal. Das 2017/21 sanierte Nordtorgebäude, dem sich einst eine lang- gestreckte Orangerie anschloss, dient dagegen künftig als Heimat für das Abraham-Geiger-Kolleg als Ausbildungsseminar für Rabbi- ner und Kantoren sowie für das Institut für Jüdische Theologie der Universität Potsdam. Wie bei jeder Intervention im gebauten Bestand galt es auch beim Nordtorgebäude für die künftige universitäre Nutzung eine klu- ge Balance zwischen Erhaltung und Erneuerung zu finden. Eine Balance, die einem Baudenkmal nicht einfach oktroyiert werden kann, sondern die sich aus seinem jeweils überlieferten Zustand, der Bausubstanz, den Anforderungen der Denkmalpflege und nicht zuletzt den Vorstellungen der künftigen Nutzer herleitet. Die beiden Torgebäude eint ihre rechteckige Grunddisposition. Sie sind um einen Innenhof errichtet, so dass eine Dreiflügeligkeit angedeutet wird. Die drei Bögen einer Arkadenstellung mit Säu- len stehen dem Schloss gegenüber und markieren samt schma- ler Vorhalle den bemerkenswert repräsentativen historischen Eingang. Rustika, tiefe Fensterleibungen sowie ein kräftig vorkra- gendes Gesims fügen sich zur abwechslungsreichen skulpturalen Formenvielfalt des späten Barocks. Die Bauforschung ergab, dass ein zunächst wellenförmig aus- geführter oberer Gebäudeabschluss wohl schon bald nach seiner Fertigstellung vermutlich aufgrund von Baumängeln durch die heutige Lösung ersetzt wurde, bei der ein durch Ochsenaugen rhythmisiertes Attikageschoss das Haus bekrönt. Insgesamt war das Haus des Hofgärtners etwas besser über die Zeit gekommen als sein südliches Pendant. So galt es, die kleinen Um- und Anbauten im gepflasterten Hof zu bewahren, die sich ma- lerisch gruppieren und auf knappem Raum vor- und zurückschwin- gen. Die historischen Türen zum Hof blieben erhalten und wurden nach innen um zusätzliche Flügel ergänzt, um den technischen Anforderungen an Sicherheit und Wärmedämmung zu genügen. 10 11
Historische Dachziegel Innenhof des Nordtorgebäudes mit neuer zur Wiederverwendung gelagert Dachdeckung unter Verwendung der alten Dachziegel 12 13
Das Nordtorgebäude und die Orangerie von der Parkseite (Südostansicht) vor und nach der Instandsetzung 14 15
Synagoge | Kunstinstallation „Der Kreislauf des Lebens“ der südkoreanischen Künstlerin SEO Rechts: Visualisierung mit Blick auf den geschlossenen Toraschrein Lichtplanung: Büro Undunkel Ein Spalierbaum und ein eckiger Brunnen aus Cortenstahl sind die einzigen sichtbaren Zutaten der Gegenwart. Die Farbigkeit der Fassade wurde nach historischem Befund im Zusammenklang mit dem Südtorgebäude in einem rötlich zarten Ocker wiederhergestellt. Zentrale Herausforderung im Kolleg-Gebäude war es, die notwendige bauliche Ertüchtigung und die benötigte technische Aufrüstung für die neue Nutzung mit den denkmalpflegerischen Vorgaben formal und ästhetisch in Einklang zu bringen. Daher fiel die Entscheidung, Einbauten und Installationen soweit wie mög- lich auf dem Putz zu verlegen, um so die Eingriffe in die Substanz des Baudenkmals zu minimieren. Die historischen Fenster wurden dafür innen durch aufwendig eingepasste neue Fenster ergänzt. Sie übernehmen sämtliche Anforderungen an Wärmeschutz und Sicherheit. Hinter dem Ensemble deutet ein etwas tiefer liegendes geleg- tes Areal den ursprünglichen Schlossgraben an (Guba und Sgard Landschaftsarchitekten). Ein schmaler Durchgang führt zwischen Orangerie und Torhaus zurück auf die Vorderseite mit einem kleinen Platz samt Sitzbank und Baum. Dort befindet sich auch ein auf den ersten Blick un- scheinbarer kleiner Bauteil, ein ehemaliges Stallgebäude, das sich erst von innen als das eigentliche neue Herzstück dieses kleinen Ensembles zu erkennen gibt. Es handelt sich um die neue Synagoge die von den Architekten zwischen Orangerie und Torhaus in den Bestand eingefügt wurde. Es ist ein Raum von berückend schlichter Klarheit. Durch eine Holz- tür gelangen die Besucher vorbei an einem Reinigungsbecken aus Kunstwerkstein in den Raum. Jeweils zwei Reihen mit kubischen hellen Holzbänken bieten Platz für bis zu 50 Gläubige. Die Schmal- seite am Synagogeneingang nimmt das skulpturale Aluminium- relief „Der Kreislauf des Lebens“ der südkoreanischen Künstlerin SEO (Seo Su-gyeong) auf. Ihm gegenüber befindet sich am ande- ren Ende des kleinen Raums der weiße Schrein für die Thorarollen. 18 19
Innenansichten mit Sichtbeton des Haus im Haus Grundriss und Querschnitt der ehemaligen Orangerie mit der zukünftigen Nutzung für das Institut für jüdische Theologie Seine Türen, die zur Seite geschoben werden können, zeigen einen aus schmalen Lichtbändern stilisierten Chanukka- Leuchter. Seine schmalen Lichtstreifen werden an der Decke weitergeführt und erzeugen so ein räumliches Kontinuum. Das Zentrum des Raumes aber wird durch die Bima gebildet. Sie besteht aus einem hellen Lichtbeton, dessen feines Lineament durch Punkte gebildet wird, die leuchten können. Auf der Bima liegt ein leicht schräg gestelltes hölzernes Lesepult auf. Da der fugenlose Terrazzo des Bodens die gleiche Farbigkeit wie die Bima besitzt, scheinen beide ineinander zu verschmelzen. Ohnehin bezaubert der Synagogenraum durch seine ebenso gedämpfte wie lichte Farbregie und verfügt so über eine ganz eigene, harmonisch-feierliche Atmosphäre. Dazu tragen auch die hellen Baumwollvorhänge vor den Fenstern bei, die den ruhigen Charakter abrunden und zugleich die Assoziation an die biblische Zeltmetapher wachrufen. Den betont zurückhaltenden Interventionen am Torhaus steht die tiefergreifende Neuinterpretation der Orangerie gegenüber, die das Institut für Jüdische Theologie der Universität GK Verkleidung F30 Potsdam aufnimmt. Die Orangerie ergänzte das Hofgärtnerhaus ursprünglich auf in den Dachschrägen (dampf- u. luftdicht) OK First Bestand +12,075 90 einer Länge von rund 50 Metern. DDR-zeitlich wurde der 43,1° 40,3° Lamellenfenster Sparren 10/20 1,265 flächenbündig, Rauchabzug- u. Dachbinder Kerto Q 4x6, 9x50 cm Lüftungsöffnung (z.B. Lacker) Bau deutlich eingekürzt. Seine einst verglaste Südfassade je Element ca. 2,10 m² freier Querschnitt Pfette HEB 200 Pfette 16/32 OK First Neubau +10,81 Aufzug wurde geschlossen, um das Haus als Turnhalle nutzen zu 4,17 F30 3, Schachtkopfhöhe: 2,70 m über OKF GK Schachtgrube: 0,50 m unter OKF 00 Akustik- (z. B. synergy Thyssen Krupp) OKR 9,23 decke können. Angesichts dieser massiven Veränderungen, durch F3 10 1,09 3,945 92 5 0 0 F3 F3 1, 0 6,845 6,845 OK Traufe Neubau +8,53 2,00 m Büro 3,35 Schwingfenster die kaum noch originale barocke Bausubstanz überliefert flächenbündig Flur OK Traufe Bestand +7,82 (z.B. Lacker) 2,00 2,26 995 2,00 58 10 1,56 Dämmung neu 20 cm Sparren 10/20 OKFF +6,33 war, durfte die ehemalige Orangerie weit stärker durch die 31 11 OKR 6,22 Fassade: 12,165 12,165 Pfosten-Riegel 20 Architekten neuinterpretiert werden als das Hofgärtnerhaus. F30 F30 Stahl / Glas F3 0 Flur UKR 6,02 AD li. 20 cm 25 OK Traufe Bestand +5,23 G 3,14 ST 68 Sonnenschutz: 49 RS 16 1 / 2 drehbare Lamellen, Flur 19 Büro Pufferzone motorisch betrieben je ca. 75 x 314 cm 2,50 F 765 (bxh) 2,04 1,96 2,26 Fenster: Mit ihrem Entwurf greift Elisabeth Rüthnick das 6,50 86 OKFF +3,27 Neu OKFF +3,27 flächenbündig, 11 OKFF +3,16 OKR 3,16 10 bodentief 11 OK Traufe +3,02 20 Thema der Orangerie auf. Eine weite neue Glasfassade F30 Fassade: 21 5,32 18 STG Akustikdecke li. 20 cm UKR 2,96 Festverglasung mit 25 186 / 256 Brüstung u. Sitz- F30 bänken im erinnert an die historische Nutzung als Pflanzenhaus. 3,215 HAR Seminarraum Selbstlernbereich Windfang 3,34 ELT Zugänge: Glastüren 3,02 F 2,78 OKFF -0,07 58 10 OKG -0,09 ±0,00 = 31,82 ü NHN Schlanke Lamellenschwerter mit anthrazitfarbenen Rah- 34 18 18 31 OKG -0,09 OKR -0,38 men und Holzlamellen sorgen vor der Glasfront für den OKR -0,25 25 25 -0,59 15 18 2 50 25 ca. -0,85 40 25 25 Doppelboden UKR -0,50 50 5 notwendigen Sicht- und Sonnenschutz. UKR -0,63 5 5 -0,74 UKF ca. -1,22 UKF -1,33 95 UKF ca.-1,40 UKR Aufzug -0,47 MHGW = 29.8 üNHN UKF ca. -2,09 20 Schnitt D-D (Orangerie) 21 ALLGEMEIN
Ehemalige Orangerie: Außenaufnahme vor und nach dem Umbau und der Herrichtung 22 23
Kunst am Bau | Siegreicher Wettbewerbsentwurf von Eva Leitolf mit dem Titel „This is not a Thornbush.“ Rendering: Joseph Thanhäuser Zugleich bietet die Glasfassade Raum für die Farbflächen der Ar- beit „This is not a Thornbush“ der Künstlerin Eva Leitolf. Thematisiert wird die Vision Moses vom brennenden Dornbusch auf dem Berg Horab. Dort erhielt er von Gott den Befehl, das Volk Israel aus Ägypten zu führen. Leitolfs Arbeit übersetzt das Motiv des Dornbusches in großformatige farbige „Pixel“ von grün über gelb bis rot. Indem die Architekten das neue betonsichtige, dreigeschos- sige Institutsgebäude nach dem Konzept einer Haus-im-Haus- Konstruktion in die gläserne Hülle eingestellt haben, schaffen sie für die Farbfelder im Zusammenklang mit den Lamellen eine wunderbare Reflexionsfläche. So überlagern sich die wandern- den Schatten und flirrenden Farbflächen der Glasfassade im mit- täglichen Sonnenlicht auf der inneren Fassade des eingestellten Institutsgebäudes. Zu den Kunstgriffen der Architekten gehört es zudem, dass sie das neue Volumen nicht einfach parallel zur gläsernen Außenhaut eingefügt haben. Stattdessen präsentiert es sich leicht schräg versetzt. So entsteht ein spannungsvoller Zwi- schenraum, ein haushoher Wintergarten, mit dem das alte archi- tektonische Thema des Glashaues eine zeitgemäße Interpretation erfährt. Die Ziegel des Fußbodens erinnern dabei ebenfalls an die historische Nutzung. Zugleich entsteht so eine reizvolle Aufent- haltszone für die Nutzer. Zu diesem lichten Zwischenraum sind auch die meisten Büros und Seminarräume orientiert. Auf der Rückseite des Haues füh- ren Treppen in die oberen Geschosse empor. In den Räumen, die zu dem Zwischenraum orientiert sind, durchläuft der Blick eine mehrfache Schichtung. Sie führt über die Glasfront mit dem abs- trahierten Dornbusch und den Lamellen zu den benachbarten Com- munes und weiter hinaus in die Schlösserlandschaft. Mit dem Abraham-Geiger-Kolleg im Gärtnerhaus, der kleinen Synagoge und dem Institut für jüdische Theologie entsteht aus der Hand von Rüthnick Architekten ein baulicher Dreiklang am Rand des Ensembles des Neuen Palais, der die historischen Schichten des Torhauses und der Orangerie mit ihrer neuen Nutzung ver- webt und zugleich mit einer zeitgenössischen architektonischen Interpretation erfolgreich fortschreibt. 24 25
Innenraumimpressionen | Haus im Haus in der ehemaligen Orangerie (links und rechts) und Synagoge (Mitte) 26 27
Baustellenimpressionen | v. l. n. r. Instandsetzung und Sanierung des Nordtorgebäudes, Errichtung des Haus im Haus in der Orangerie, Montage der Glasfassade mit bedruckten Folien zwischen den Gläsern der Kunst am Bau 28 29
PROJEKTDATEN Standort Am Neuen Palais 14469 Potsdam Auftraggeber Brandenburgischer Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB) im Auftrag des Landes Brandenburg Architekten Rüthnick Architekten Machbarkeitsstudie 2011 - 2013 Wettbewerb 2014/15, 1. Preis, mit anschließendem Verhandlungsverfahren Planungsbeginn 2015 Realisierung 2017 - 2021 Tag der Widmung im Mai 2018 Richtfest im Juni 2019 Kunst am Bau Wettbewerb: Siegerentwurf Eva Leitolf, 2019 Kunst in der Synagoge: Künstlerin SEO, 2019 Fertigstellung: Nordtorgebäude März 2021 Orangerie Oktober 2021 BGF Nordtorgebäude und Synagoge: 1781 m2 BGF Orangerie: 805 m2 Baukosten: 13,5 Mio. EUR 30 31
PROJEKTBETEILIGTE Auftraggeber Brandenburgischer Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB) im Auftrag des Landes Brandenburg Nutzer Abraham-Geiger-Kolleg, Institut für jüdische Theologie Universität Potsdam, Zacharias-Frankel-College Planung und Objekt- überwachung Rüthnick Architekten Denkmalpflegerische Betreuung Pro Denkmal GmbH Bauforschung Winterfuchs Bauforschung GbR Außenanlagen guba + sgard Landschaftsarchitekten Tragwerksplanung BfB Büro für Baukonstruktionen GmbH Haustechnik Kofler Energies Ingenieurgesellschaft mbH Elektrotechnik Hellplan Ingenieurgesellschaft für Elektro- und Gebäudetechnik mbH Bauphysik Ingenieurbüro Axel C. Rahn GmbH Lichtplaner UNDUNKEL 32 33
HERAUSGEBER Brandenburgischer Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB) Rüthnick Architekten AUTOR Jürgen Tietz UMSCHLAGFOTO Kevin Fuchs BILDER, WENN NICHT ANDERS ANGEGEBEN Rüthnick Architekten Kevin Fuchs S. 12-13, S. 15, S. 21, S. 28-30 Dimitri Bohl S. 17-18, S. 23, S. 26-27, S. 34 Maro Niemann S. 32-33 Dr. Bauers S. 20 Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung der Herausgeber unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung. © 2021 BLB und Rüthnick Architekten 34 35
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