Die Feuchtgebiete der Insel Andros mit ihren Amphibien und hydrophilen Reptilien

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Die Feuchtgebiete der Insel Andros mit ihren Amphibien und hydrophilen Reptilien
©Österreichische Gesellschaft für Herpetologie e.V., Wien, Austria, download unter www.biologiezentrum.at

HERPETOZOA 8 (3/4): 135 - 144
Wien, 30. Jänner 1996

                Die Feuchtgebiete der Insel Andros
         mit ihren Amphibien und hydrophilen Reptilien
                            (Amphibia, Reptilia; Kykladen, Griechenland)

        Wetlands on the island of Andros, their amphibians and hydrophilous reptiles
                           (Amphibia, Reptilia; Cyclades, Greece)

                                        MARIO F. BROGGI

                                                   ABSTRACT
        The island of Andros (Greece, Cyclades) is abounded in water. The wetlands of the island are described, par-
ticularly the habitats of Mauremys caspica. Three threatened wetland areas - worth to be protected - were found, in-
cluding a remarkable marshland with black alder trees.

                                                 KURZFASSUNG
        Die Insel Andros (Griechenland, Kykladen) ist wasserreich. Es werden die Feuchtgebiete der Insel, im spezi-
ellen jene mit Mauremys caspica - Vorkommen, beschrieben. Drei schützenswerte, bedrohte Feuchtgebiete wurden
auf der Insel festgestellt, darunter eine bemerkenswerte Schwarzerlenau.

                                                  KEYWORDS
       Greece: Andros; Natrix natrix, Vipera ammodytes, Coluber caspius, Mauremys caspica, Bufo bufo, Rana
ridibunda; amphibians and reptiles in wetlands, conservation aspects

                                                EINLEITUNG
       Andros (Abb 1) ist die nördlichste In-               von Eichen und Wacholder bedeckt, was
sel der Kykladen und mit ca. 400 km2 Flä-                   für die Kykladen ungewöhnlich ist. Im Su-
che nach Naxos die zweitgrößte Insel die-                   den und Norden der Insel findet sich eine
ses Archipels. Sie ist durch über 30Q m                     ausgedehnte Poterium spinosum - Phryga-
tiefes Wasser von der Insel Euböa im Nor-                   na. Viele Hügelflanken sind extensiv von
den und durch eine nur 50 m tiefe Meeren-                   Schafen und Ziegen beweidet, wobei das
ge von der Insel Tinos im Süden getrennt.                   Land mit einem faszinierenden Flechtwerk
Andros ist gebirgig, seine Küsten fallen                    halbhoher Steinmauern, "Xirolithies" ge-
größtenteils steil zum Meer ab. In ihrer                    nannt, eingehagt ist. Architektonisch herr-
größten Ausdehnung ist die Insel 41 km                      sehen ziegel-gedeckte Giebeldächer wie auf
lang und 16 km breit, die höchste Erhe-                     dem Festland vor, dies als Indiz, daß die
bung ist mit 997 m ü. M. der Kouvari. Die                   Insel wasserreich und die Bevölkerung
Gesteine sind kristallin und hauptsächlich                  nicht auf kubische Hausformen angewiesen
schiefrig, einer regionalen Metamorphose                    ist, um das Regenwasser in Zisternen zu
entstammend, das Substrat reagiert sauer,                   sammeln. Andros besitzt viele Quellen, so-
Zwischen den Bergmassiven erstrecken                        daß alle wichtigen Orte mit Quellwasser
sich einige größere Täler, von denen sich                   über Leitungen versorgt werden können,
das größte an der Ostküste südöstlich der                   Die Inselbewohner sind überzeugt, daß es
Hauptstadt Andros befindet. Diese tief ein-                 eine unterseeische Süßwasserverbindung
geschnittenen Täler sind durchgehend in-                    zur ebenfalls wasserreichen Insel Euböa
tensiv kultiviert. Die umgebenden, trocke-                  gibt, da die Quellen auch nach langer
neren Hügel und Berge sind teils von Se-                    Trockenzeit sprudeln,
kundärmacchien mit Erdbeerbaum (Arbu-                             Die Insel wurde von vier Exkursi-
tus unedö) und Baumheide (Erica arbo-                       onsteilnehmern (Wilfried KAUFMANN,
rea), lokal mit waldähnlichen Beständen                     Louis JÄGER, Peter GOOP, Mario F.
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   BROGGI) aus dem Kreis der Botanisch-                 und April ausgesprochen windig, kühl und
   Zoologischen Gesellschaft Liechtenstein-             regnerisch waren.
   Sargans-Werdenberg vom 8. bis 19. April                    Diese kühle Witterung war für her-
   1995 besucht.                                        petologische Abklärungen sehr ungünstig.
        Die mittlere Jahrestemperatur auf               Die Exkursionen konzentrierten sich in der
   Andros beträgt ca. 18 °C, der Januar ist mit         Folge auf die Erkundung der Feuchtstruk-
   10,5 °C der kälteste Monat, der Juli mit             turen der Insel. Hierfür wurden die größten
   25,7 °C der wärmste (SCHREINER 1987).                Bäche der Insel vom Oberlauf bis zu den
   Der Februar 1995 soll auf der Insel mild             Mündungen stichprobenartig erkundet und
   gewesen sein, wogegen die Monate März                die meisten Mündungsbereiche begangen.

                          ZUR HYDROGRAPHIE DER INSEL ANDROS

         Der Wasserreichtum ist im Vergleich            In den Felskolken kann sich das Wasser
   zu vielen anderen griechischen Inseln ein            wohl bis in den Sommer halten, was das
   besonderes Merkmal von Andros. Überall               Vorkommen des Seefrosches und der Kas-
   begegneten wir kleinen Wasserflächen.                pischen Sumpfschildkröte ermöglicht. An
   Besonders durch den Straßenbau hatten                den meisten dieser Fließgewässer kommt
   sich kleine Staubereiche, teils mit Wasser           der Flußuferläufer (Arctitis hypoleucos)
   gefüllte Entnahmestellen, gebildet. Das              vor. Die länger wasserführenden Bäche
   relativ verbreitete Vorkommen des Rohr-              sind von weitem durch die Galerie der Pla-
   kolbens (Typha domingensis) signalisierte,           tanen (Platanus orientalis), des Spanischen
   daß diese kleinen Stauwässer für eine län-           Rohres und des Oleanders (Nerium olean-
   gere Zeit des Jahres bestehen bleiben.               der) erkennbar. An den kurzen Unterläufen
         Die längsten Bäche der Insel sind              der Bäche dominiert die konkurrenzstarke
   rund 6 bis 7 Ion lang und besitzen ein Ein-          Platane. Weidengebüsche (Salix alba, S.
   zugsgebiet von maximal 25 km2. Viele                 purpurea) kommen vor, werden aber nie
   Bäche der Insel führten zur Zeit der April-          dominant. Der Oleander begleitet die Über-
   Begehungen durchgehend von den Quellen               schwemmungsbereiche der Bachstrukturen.
   bis zu den Mündungsbereichen Wasser,                 An den wenigen Stauwasserbereichen vor
   was für die Jahreszeit auf griechischen In-          den Mündungen gedeiht die Schwarzerle
   seln nicht die Regel ist. Einige der Bäche           (Alnus glutinosa), die sich in einem noch
   sollen in einigen Abschnitten sogar ganz-            zu beschreibenden Fall zu einem geschlos-
   jährig Wasser führen. Starkregen vor unse-           senen Schwarzerlenwald ausdehnt. Erst im
   rer Ankunft ließen sich an den Bäumen                eigentlichen Mündungsbereich stoßen Ta-
   und ihren Schlickmarken erkennen, die                mariskenbüsche (Tamarix parviflora) zur
   teils zwei bis drei Meter über den Boden             Artengarnitur dazu. In den Fällen, wo die-
   reichten. Ebenso waren die dichten, fluß-            se Unterläufe in Sandbuchten enden, war
   begleitenden Bestände des Spanischen Roh-            bei einigen der besuchten Bäche die direkte
   res {Ar undo don ax) von der Wasserwucht             Verbindung des Süßwassers zum Meer
   häufig stark beeinträchtigt.                         nicht mehr gegeben. Die auf griechischen
          Auf den Hochebenen auf rund 300 m             Inseln häufig zu beobachtende Strandwall-
   ü. M. fanden sich im Norden der Insel ver-           bildung (vgl. BROGGI 1994) wird durch
   schiedene Quellfluren. Ihre länger andau-            die Meeresströmung verursacht. Der Mün-
   ernde Schüttung war an der Ausprägung                dungsbereich der Bäche wird dabei durch
   der Pflanzenwelt erkennbar. Überraschend             die Küstenströmung mit Sand verlegt, die
   war hier das isolierte Vorkommen des See-            oberflächliche Verbindung zum Meer bei
   frosches, der in kleinen Exemplaren in den           mangelndem Süßwasserdruck unterbunden.
   häufig zu Brunnen ausgeweiteten Boden-               Vor allem in sandigen Buchten stauen sich
   vertiefungen beobachtet wurde.                       so die Bäche lagunenartig ein (Abb 2). Die-
         Durch ihre relativ starke Reliefener-          se kleinen und kleinsten stehenden Wasser-
   gie sind die Bachläufe unseren montanen              flächen sind von erhöhtem herpetologi-
   Fließwässern vergleichbar; das Bachbett              schen Interesse und bilden Trittsteine für
   verläuft zudem häufig auf Felsuntergrund.            migrierende Vogelarten.
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       Bei gehäuftem Vorkommen von                        ließ sich überdies ein größeres Stauwerk
 Quellaustritten wurden im kultivierten Be-               feststellen. In einer waalähnlichen Form
 reich einige offene Zisternen angelegt, so z.            (wie bei den Bewässerungsanlagen in
 B. im Tal von Andros, Ormos Korthiou                     Südtirol) wird einem Bach Wasser abge-
 und bei Kato Aprovato südlich von Vatsi.                 zapft und über einen längeren Bewässer-
 Diese offenen, eingefriedeten Wasserflä-                 ungskanal einem Wasserrückhaltebecken
 chen sind teils für Amphibien zugänglich                 zugeführt. Die wasserführenden Fließsyste-
 und werden als Laichplätze von Erdkröte                  me und der Teich sind vom Seefrosch und
 und Seefrosch genutzt. Im Tal von Gides                  der Kaspischen Sumpfschildkröte besiedelt.

    DIE HERPETOFAUNA DER FEUCHTSTRUKTUREN VON ANDROS (Abb. 1)
       BEUTLER & FROR (1980) unter-                                          Erdkröte,
 suchten die Amphibien und Reptilien der                           Bufo bufo (LINNAEUS, 1758)
 Nordkykladen auf sechs Forschungsreisen,
 wobei sie im Herbst 1974 und Frühling                           BOETTGER (1888) weist die Erdkrö-
 1977 Andros besammelten. Sie geben für                    te erstmals für Andros (bei Kouwari - wohl
 die Insel das Vorkommen von zwei Am-                      nördlich von Gavrion) nach, BIRD (1935)
 phibien- und elf Reptilienarten an. Danach                sammelte zwei Exemplare, WERNER
 umfaßt die Herpetofauna von Andros als                    (1737, 1938) und WETTSTEIN (1957) ge-
 hydrophile Elemente die Erdkröte, den                     ben sie ohne genauen Fundort an. BEUT-
 Seefrosch, die Kaspische Sumpfschildkröte                 LER & FROR (1980) berichten von 10
 und die Ringelnatter.                                     Exemplaren bei Menites, gesammelt am 8.
       Für Andros ist die in der Ägais sonst               und 9. 5. 1977, und einem Fundort zwi-
 häufige Wechselkröte nicht nachgewiesen.                  schen Stavropeda und Paleopolis. Sie stel-
 Nach BEUTLER & FROR (1980) ist sie für                    len die Vorkommen in der Region zur No-
 die Nordkykladen nur von Syros belegt.                    minatrasse (vergi, aber auch WETTSTEIN
 Ebenso fehlen Nachweise des Laubfro-                      1957).
 sches, der Europäischen Sumpfschildkröte                        Die Erdkröte dürfte auf dem wasser-
 und der Würfelnatter, die auf dem benach-                 reichen Andros sowohl im Bereich der
 barten Tinos sowie auf Euböa vorkommen,                   Mündungen wie auch in den höheren La-
 das alle diese Arten und die Wechselkrö-                  gen verbreitet vorkommen, wie unsere Be-
 te beherbergt (BOETTGER 1888; BIRD                        obachtungen andeuten (Abb 1):
 1935, WERNER 1938).
                                                                   - westliche Einfahrt nach Gavrion, entlang der
                                                           Landstraße, Graben und Bach, der innerhalb der Ort-
           Ringelnatter, Natrix natrix                     schaft zum Meer fuhrt: Kaulquappen (9. April 1995),
              (LINNAEUS, 1758)                                     - Südeinfahrt von Ormos Korthiou, nahe dem
                                                           Mündungsbereich des Hauptbaches: Oberfahrene Erd-
                                                           kröte (10. April 1995),
       Die Ringelnatter, von BIRD (1935)                           - Zisterne entlang der Landstraße bei Kapparia
 ohne genauen Fundort für die Insel ange-                  im oberen Tal vor Ormos Korthiou: Kaulquappen (17.
 geben und von BEUTLER & FROR (1980)                       April 1995),
 bei Menites gesammelt, konnte von uns                             - bei Ano Aprovato, in quellreichem Gebiet:
                                                           frisch überfahrene Erdkröte (sehr großes, warziges Ex-
 nicht beobachtet werden. Insgesamt kamen                  emplar, KRL 16 cm) (18. April 1995).
 nur drei Schlangenbeobachtungen zustan-
 de, und zwar mit einer Sandotter [Vipera                            Seefrosch, Rana ridibunda
 ammodytes (LINNAEUS, 1758)] beim Klo-                                    PALLAS, 1771
 ster Agios Nikolaos und mit einer Pfeil-
 natter [Coluber caspius GMELIN, 1789]                          Die Zuordnung der Grünfrösche von
 auf der Halbinsel Akr. Kourouni bei Kypri;               Andros zu R. ridibunda erfolgt in der vor-
 eine dritte verblieb ohne Arterkennung.                  liegenden Arbeit mangels besseren Wis-
 Wegen der mißlichen Wetterlage waren die                 sens, erscheint aber seit der Abtrennung
 Schlangen-Aktivitäten wohl minimal, da-                  von R. balcanica (SCHNEIDER & al.,
 mit entfielen die sonst häufigen Nachweise               1993) und R. levantina (SCHNEIDER &
 von überfahrenen Exemplaren.                             al., 1992) höchst zweifelhaft.
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        ERHARD (1858) erwähnt den See-                             Auf Andros kommt die Kaspische
  frosch erstmalig für Andros, BOETTGER                      Sumpfschildkröte in den größeren Strand-
  (1888) gibt den ersten präzisen Fundort                    lagunen vor, hier allerdings in meist klei-
  (bei Phellos) an, BIRD (1935) bezeichnet                   nen Populationen. Erstaunlicherweise wan-
  den Seefrosch ohne neue Fundortangaben                     dert sie aber - wie auf den größeren klein-
  als "extremly abundant on Andros". Es                      asiatischen Inseln auch - weit in die Bäche
  überrascht deshalb, daß BEUTLER &                          hinauf (BROGGI 1994). So konnte sie bei
  FROR (1980) den Seefrosch selbst nicht                     Aladino, im Tal von Andros, etwa fünf
  feststellen konnten und sich auf eine An-                  Kilometer von der Mündung entfernt beob-
  gabe aus dem Nachlaß von K. F. BUCH-                       achtet werden (Abb. 3, 4). Der Wasser-
  HOLZ beziehen.                                             reichtum der Insel im allgemeinen und die
         Tatsächlich erwies sich der Seefrosch               abgedichteten Kolke der Bäche im speziel-
  als verbreitet und nicht selten und war vom                len, ermöglichen ihr hier offenbar in doch
  Mündungsbereich der Bäche in den Rück-                     eher suboptimalen Lebensräumen ein Fort-
  staulagunen über die zahlreichen Bäche,                    kommen, während zahlreiche Kleinpopu-
  wenigen Zisternen bis hinauf auf die Hoch-                 lationen in der griechischen Inselwelt sonst
  ebenen auf der ganzen Insel nachweisbar.                   sehr gefährdet erscheinen BROGGI (1994).
  Es wird angenommen, daß er an wärmeren                           Die Sumpfschildkröten finden im kla-
  Tagen noch weitaus häufiger auch über sei-                 ren Wasser und in den felsigen Bachstruk-
  nen Ruf festgestellt werden könnte. Das                    turen kaum Unterschlüpfe und konnten
  wasserreiche Andros bietet ihm mehr Le-                    leicht aufgelesen werden. Die Tiere wurden
  bensraum als sonst auf griechischen Inseln                 wegen der Möglichkeit des Vorkommens
  möglich. Es konnten folgende Fundorte                      der Europäischen Sumpfschildkröte {Emys
  festgehalten werden (Abb. 1):                              orbicularis), die von Euböa nachgewiesen,
                                                             für Tinos wahrscheinlich aber irrtümlich
          - Westliche Straßeneinfahrt von Gavrion, auf-      angegeben ist (ERHARD 1858; BEDRIA-
  gestautes Gelände, Bach sowie Wassergraben im Sied-
  lungsbereich (9. April 1995),                              GA 1882; BOETTGER 1888; BEUTLER
          - Quellstandort und Brunnenvertiefungen auf        & FROR 1980), genauer beobachtet. Dabei
  dem Plateau bei Kalivari und Varidi, weitab von anderen    zeigte sich, daß bei älteren Exemplaren die
  Feuchtgebietsstrukturen (9. April 1995),
          - Quellstandort an der Landstraße bei Chartes      Längsstreifung allmählich verblaßt und
  im Nordwesten der Insel (9. April 1995),                   dann dieses leicht erkennbare Unterschei-
          - Ormos Vitaliou mit drei Bachmündungen,           dungsmerkmal gegenüber Emys verschwin-
  dort in einem Schilf-Rieselfeld, in den Bachunterläufen,   det. Es wurden folgende Beobachtungen
  aber auch in die höheren Lagen dieser Bäche hinauf-
  wandemd, so auch bei Agia Marina rund 3 km oberhalb        gemacht (Abb. 1):
  des Mündungsbereiches (12. April 1995),
          - Ormos Ateni, großes Arundo donax-Fe\d mit                - Unterlauf des Baches bei Steni, ein Exemplar
  größeren Wasserflächen (14. April 1995),                   (8. April 1995).
          - Mittellauf des Baches südlich von Ateni,                 • Ormos Zorkos, unterhalb eines starken Mä-
  Bach und Bewässerungsgraben zu einem Stauteich (14.        anders im Bach, ca. 1 km von der Mündung: 5 Exem-
  April 1995),                                               plare, semiadult bis adult (9. April 1995),
          - Ormos Vori im Bereich der Schwarzerlenau                 - Bach bei Gides, 3-4 km von der Mündung
  (14. April 1995),                                          entfernt: 4 Exemplare bei Agia Marina, auf einem Ab-
          - Zaganiaris, Oberlauf des Baches, der nach        schnitt von ca. 100 m Länge. Dort auch Süßwasserkrab-
  Andros fließt (15. April 1995),                            ben und Seefrösche (11. April 1995),
          - Resttümpel in einem ausgetrockneten Bach                 - Ormos Fellou, in einem ca. 30 m langen be-
  südlich von Kypri (16. April 1995),                        netzten Rest eines Bach-Unterlaufes, kurz vor dem
          - Tümpel in Ormos Moni am Südende der Insel        Meer: 11 Exemplare beieinander, sich sonnend. (12.
  (17. April 1995),                                          April 1995),
          - in Zisternen von Ano Aprovato, ca. 300 m. ü.             - Ormos Pissolimionas, westlich von Vassamia,
  M. (18. April 1995).                                       30-40 m lange Restwasserfläche im Bachunterlauf vor
                                                             dem Meer: 4 Exemplare, ( 12. April 1995),
                                                                     • Aufgestauter Bach südlich Andros, nahe dem
           Kaspische Sumpfschildkröte                        untersten Brückchen: 4 Exemplare sich sonnend (13.
           (Mauremys caspica rivulata                        April 1995),
            VALENCIENNES, 1833)                                      - Der gleiche Bach, ca. 5 km oberhalb seiner
                                                             Mündung bei Aladino, nahe einer mittelalterlichen
       WERNER (1937) gibt die Flußmün-                       Rundbrücke: 12 Exemplare (15. April 1995),
                                                                     - Ormos Ateni, breiteres Mündungstal mit gro-
  dung südlich von Andros als Fundort an,                    ßer Wasserfläche: viele Exemplare (14. April 1995),
  BEUTLER & FROR (1980) sahen 4 Ex-                                  - Bach südlich von Ateni, rund 4 km oberhalb
  emplare im benachbarten Steni.                             der Mündung: viele Sumpfschildkröten, an einem Kolk
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                Die Feuchtgebiete der Insel Andros mit ihren Amphibien und hydrophilen Reptilien        139

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  Ormos PissoUmionas

         OrmosFellou

                Legende:
                  O Kaspische Sumpfschildkröte
                  A Seefrosch
                  Q Erdkrote

                                    5km

                       Abb. 1: Die Insel Andros (Griechenland, Kykladen) mit den Fundorten von
                          Mauremys caspica (O), Rana ridibunda (A) und Bufo bufo (D).
                       Fig. 1 : The island of Andros (Greece, Cyclades) including locality records of
                            Mauremys caspica (O), Rana ridibunda (A) and Bufo bufo (D).
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   auf Fels 13 Exemplare sich sonnend, auf 100 m Länge     rungsgraben sowie im Stauteich. Im Entwässerungsgra-
   rund 20 Exemplare. Sumpfschildkröten finden sich auch   ben wurde ein juveniles Exemplar mit einer Carapaxlän-
   im nahen, rund 20 Meter höher liegenden Entwässe-       ge von 2,5 cm gefunden (14. April 1995).

                          DREI BEMERKENSWERTE FEUCHTGEBIETE

         Es werden nachfolgend die drei be-                        Feuchtgebiet von Ormos Ateni
   merkenswertesten Feuchgebiete auf Andros                                  (Abb. 6)
   mit indikatorischer Beschreibung ihrer Na-
   turwerte dargestellt. Die Situation für Fluß-                 Diese Feuchtstruktur im Nordosten
   auen wird in Griechenland ganz allgemein                der Insel befindet sich im Mündungsbe-
   als dramatisch erachtet (JERRENTRUP &                   reich des Baches, welcher bei der kleinen
   LOSING 1991). Feuchtstrukturen sind auf                 Ortschaft Ateni vorbeifließt und der Bucht
   den griechischen Inseln von Natur aus sel-              ihren Namen gibt. Das Tal öffnet sich
   ten, aus herpetologischer Sicht wie für die             gegen den Mündungsbereich und ist von
   migrierende Vogelwelt sind sie von hervor-              extensiv genutztem Grünland mit Orchis
   ragender Bedeutung. Selbst kleinste Struk-              laxiflora - Wiesen (insgesamt fünf Bestän-
   turen erweisen sich meist als reichhaltig.              de von je 30-50 Exemplaren) und Arundo
                                                           donax - Feldern geprägt. Eine massive
             Feuchtwiesen bei Gavrion                      Strandwallbildung mit einer ausgeprägten
                     (Abb. 5)                              Stranddünenflora staut das Bachwasser zu-
                                                           rück. In ihm lebt eine Sumpfschildköten-
         Nahe dem nordwestlichen Ortsrand                  Population und der Seefrosch.
   von Gavrion staut die nach Norden füh-                        Am 14. April 1995 konnten der
   rende Landstraße das Wasser und ermög-                  Grünschenkel, der Flußuferläufer und wei-
   licht im Frühling die Existenz einer Flach-             tere Limikolen, im unteren Talbereich ab-
   wasserzone von ca. 600 m2 Fläche. Die                   wechselnd je eine männliche und weibliche
   während des Aufenthaltes leicht schwin-                 Rohrweihe beobachtet werden.
   dende Flachwasserzone beherbergte zahl-                       Die Feuchtgebietsabfolgen sind hier
   reiche wandernde Wasservögel, vor allem                 äußerst vielfaltig und mit ca. 25 ha relativ
   Limikolen.                                              großflächig. Nahe dem Mündungsbereich
          In der Beobachtungszeit wurden so u.             werden bereits Ferienhäuser gebaut, womit
   a. festgestellt: Teichhuhn, Grünschenkel,               sich eine Gefährdung des Feuchtgebietes
   Teich- und Waldwasserläufer, Flußuferläu-               abzeichnet.
   fer, Silber-, Grau- und Seidenreiher (ca. 30
   Exemplare), zehn Sichler, Kleines Sumpf-                       Schwarzerlenau von Ormos Von
   huhn, Flußregenpfeifer und Bekassine.                                     (Abb. 7)
          In der abgrenzenden Trockenmauer
   fanden sich zahlreiche Ägäische Nacktfin-                      Vom zentralen Inselteil bei Arnas
   gergeckos, Cyrtodactyluskotschyi (STEIN-                führt eine schlechte Piste in das Gebiet von
   DACHNER, 1870) und Kykladeneidech-                      Neratzia in die im Nordosten der Insel
   sen, Podarcis erhardü (BEDRIAGA, 1882).                 liegende Bucht von Vori. Das entlegene
   Am Rande der Flachwasserzone konnte die                 Tal ist kaum kultiviert und nur extensiv
   Johannisechse, Ablepharus kitaibelii (BEB-              genutzt. Der Talbach wird von Platanen
   RON & BORY, 1833) beobachtet werden.                    flankiert. Erst knapp einen Kilometer vor
   Im Wasser fanden sich zahlreiche Seefrö-                dem Meer erweitert sich das Tal und wird
   sche.                                                   größtenteils von einer Baumbestockung
         Die umgebenden Flächen werden als                 eingenommen. Diese besteht zum dominie-
   Rinderweiden genutzt. Südlich der Land-                 renden Anteil von rund 90 Prozent aus
   straße erstreckt sich eine Feuchtwiese mit              Schwarzerlen (Alnus glutinosa). Die über-
   Orchis laxißora. Die Drainage der Feucht-               flutete Au besitzt eine Länge von knapp
   struktur wäre hier leicht möglich und da-               einem Kilometer und weitet sich trichter-
   mit der zumindest saisonal hohe Naturwert               förmig gegen den Mündungsbereich bis
   zerstört.                                               rund 200 Meter auf. Die ganze Waldbe-
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                Die Feuchtgebiete der Insel Andros mit ihren Amphibien und hydrophilen Reptilien              141

            Abb. 2: Ormos Zorkos (Griechenland, Kykladen, Andros). Bach mit Strandwallbildung. Der
                    Süßwasserrückstau wird von der hydrophilen Herpetofauna genutzt.
       Fig. 2: Ormos Zorkos (Greece, Cyclades, Andros). Brook with estuary bank. The backwater reservoir is
                                utilized by amphibians and hydrophilous reptiles.

      Abb. 3: Bach bei Aladino (Griechenland, Kykladen, Andros), 4 bis S km vor seiner Mündung bei Andros.
            Fig. 3: Brook at Aladino (Greece, Cyclades, Andros), 4 to 5 km from its mouth near Andros.
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           Abb. 4: Bach bei Aladino (Griechenland, Kykladen, Andros) mit sonnenden Mauremys caspica rivulata.
              Fig. 4: Brook near Aladino (Greece, Cyclades, Andros) with basking Mauremys caspica rivulata.

         Abb. 5: Feuchtgebiet nordwestlich von Gavrion (Griechenland, Kykladen, Andros) mit Seidenreiher {Egretta
               garzettä), Braunem Sichler {Plegadis falcinellus) und Stelzenläufer {Himantopus himantopus).
      Fig. 5: Wetland north-west of Gavrion (Greece, Cyclades.Andros) with Little Egret {Egretta garzettä), Glossy Ibis
                          {Plegadis falcinellus) and Black-winged Stilt {Himantopus himantopus).
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                 Die Feuchtgebiete der Insel Andros mit ihren Amphibien und hydrophilen Reptilien                 143

                Abb. 6: Ormos Ateni (Griechenland, Kykladen, Andros) mit Stranddünen, Lagunen
                                     und weiteren Feuchtgebietsabfolgen.
             Fig. 6: Ormos Ateni (Greece, Cyclades, Andros) with estuary bank, backwater reservoirs
                                          and other wetland structures.

      Abb. 7: Ormos Von (Griechenland, Kykladen, Andros). Feuchtgebietsabfolge mit lagunenartigem Rückstau;
                                    Sumpfwiesen und Erlenau im Hintergrund.
     Fig. 7: Ormos Vori (Greece, Cyclades, Andros). Succession of dififerent wetland types with lacunary backwater,
                            swampy meadows and black alder marshes in the background.
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   Stockung dürfte rund 10 ha ausmachen.                      laxiflora [in den Verbreitungskarten von
         Die nähere Begehung zeigte, daß es                   DELFORGE (1994) nicht angegeben]. Im
   sich um eine echte, durchgängig überflu-                   Sumpfgebiet ließen sich der Nachtreiher
   tete Au handelt, wie wir sie noch auf keiner               und mehrere Limikolenarten beobachten.
   griechischen Insel antrafen. Im flächigen                  Für ziehende Vogelarten ist von Bedeu-
   Uberflutungsbereich wird die Platane von                   tung, daß die Vori-Au nur rund 300 km
   der Schwarzerle abgelöst, ihr beigemischt                  vom Nestos-Delta entfernt liegt (JERREN-
   finden sich Weidengebüsche sowie Röh-                      TRUP & RESCH 1989).
   richte mit Spanischem Rohr und Schilf. In                         Die Schwarzerlenau vor Ormos Vori
   der Krautschicht kommen Equisetum ma-                      stellt ein Juwel dar, deren aktuelle Existenz
   ximum, Sparganium erectum sowie Iris                       wohl in der Abgeschiedenheit begründet
   pseudacorus vor, die sonst auf der Insel                   liegt. Eine bessere Erschließung müßte die-
   nicht gesehen wurden. Dem Haupttal fließt                  se Naturwerte gefährden. Schon heute wird
   kurz vor der Mündung auf der linken Seite                  beidseits des Mündungsbereiches Land-
   ein weiterer Bach zu, der den untersten                    wirtschaft betrieben (Planierungen auf der
   Talabschnitt versumpfen läßt. Diese Ebene                  orographisch linken Seite, Großviehweide
   ist mit Tümpeln (u. a. mit Potamogeton                     mit Stall auf der rechten Seite im Seiten-
   natans) und Tamariskenbeständen über-                      tal). Diese Au sollte vegetationskundlich
   säht. Im Gebiet rufen die Nachtigall und                   wie auch hinsichtlich ihrer Tierwelt noch
   der Blaßspötter, im vorliegenden feuchten                  genauer untersucht und als solche erhalten
   Wiesengelände wachsen hunderte Orchis                      werden.

                                                      LITERATUR

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          EINGANGSDATUM: 26. Juni 1995                                 Verantwortlicher Schriftleiter: Heinz Grillitsch

         AUTOR: Dr. Ing. Mario F. BROGGI, Broggi und Partner AG, Ingenieure und Planer, im Bretscha 22, FL-
   9494 Schaan, Fürstentum Liechtenstein.
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