ERNÄHRUNG IN DER C VID-19-PANDEMIE - ABTEILUNG ERNÄHRUNG, KONSUM UND MODE INSTITUT FÜR GESUNDHEITSWISSENSCHAFTEN
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© iStock.com/Lisovskaya ERNÄHRUNG IN DER C VID-19-PANDEMIE ABTEILUNG ERNÄHRUNG, KONSUM UND MODE INSTITUT FÜR GESUNDHEITSWISSENSCHAFTEN NICO ZÖLLER, PROF. DR. PETRA LÜHRMANN, DR. SUSANNE NOWITZKI-GRIMM
Die aktuelle COVID-19-Pandemie betrifft fast alle Bereiche der alltäglichen Lebensführung. Häufig tauchen Fragen zum Stellenwert der Ernährung auf, etwa welche Ernährung einen Schutz vor einer COVID-19-Infektion bieten kann, welche Bedeutung die Ernährung im Krank- heitsverlauf hat und wie sich das Ernährungsverhalten in der Pandemie verändert hat. Im Folgenden werden häufige Fragen zu dieser Thematik aufgegriffen und beantwortet. 1. Gibt es bestimmte Lebensmittel, die mich Gemüse und Obst - nimm „5 am Tag“ vor einer COVID-19 Infektion schützen? Genießen Sie mindestens 3 Portionen Ge- müse und 2 Portionen Obst am Tag. Zur Nein. Einzelne Lebensmittel können den bunten Auswahl gehören auch Hülsen- früchte wie Linsen, Kichererbsen und Boh- Körper nicht vor einer Virusinfektion schüt- nen sowie (ungesalzene) Nüsse. zen. Allerdings kann eine ausgewogene Ernäh- rung die Immunfunktion unterstützen. An- Vollkorn wählen hand der „10 Regeln der DGE“ – der Deut- Bei Getreideprodukten wie Brot, Nudeln, schen Gesellschaft für Ernährung (DGE) e.V. - Reis und Mehl ist die Vollkornvariante die ist eine gesundheitsfördernde Auswahl der beste Wahl für Ihre Gesundheit. Lebensmittel und Getränke leicht umzuset- Mit tierischen Lebensmitteln die Aus- zen. Gleichzeitig geben die Regeln Orientie- wahl ergänzen rung für einen gesundheitsfördernden Le- Essen Sie Milch und Milchprodukte wie Jo- bensstil. Diese Empfehlungen basieren auf ak- ghurt und Käse täglich, Fisch ein- bis zwei- tuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und mal pro Woche. Wenn Sie Fleisch essen, sind ohne großen Aufwand in den Alltag zu in- dann nicht mehr als 300 bis 600 g pro Wo- tegrieren. Folgt man den Empfehlungen, ent- che. halten Essen und Trinken neben den Haupt- nährstoffen genügend Vitamine, Mineral- Gesundheitsfördernde Fette nutzen Bevorzugen Sie pflanzliche Öle wie Rapsöl stoffe, Spurenelemente, Ballaststoffe und se- und daraus hergestellte Streichfette. Ver- kundäre Pflanzenstoffe, wodurch die Immun- meiden Sie versteckte Fette. Fett steckt funktion positiv beeinflusst werden kann. oft „unsichtbar“ in verarbeiteten Lebens- mitten wie Wurst, Gebäck, Süßwaren, DIE 10 REGELN DER DGE Fast-Food und Fertigprodukten. Lebensmittelvielfalt genießen Zucker und Salz einsparen Mit Zucker gesüßte Lebensmittel und Ge- Nutzen Sie die Lebensmittelvielfalt und es- tränke sind nicht empfehlenswert. Ver- sen Sie abwechslungsreich. meiden Sie diese möglichst und setzen Sie Wählen Sie überwiegend Zucker sparsam ein. Sparen Sie Salz und pflanzliche Lebensmittel. reduzieren Sie den Anteil salzreicher Le- bensmittel. Würzen Sie kreativ mit Kräu- tern und Gewürzen. 1
Am besten Wasser trinken Mit Ausnahme von Vitamin D lässt sich der Be- Trinken Sie rund 1,5 Liter jeden Tag. Am darf an den genannten Nähr- und Inhaltsstof- besten Wasser oder andere kalorienfreie fen über eine ausgewogene Lebensmittel- und Getränke wie ungesüßten Tee. Zuckerge- Getränkeauswahl decken. Die Deutsche Ge- süßte und alkoholische Getränke sind sellschaft für Ernährung (DGE) e.V. empfiehlt nicht empfehlenswert. als Basis eine Vielzahl an pflanzlichen Lebens- Schonend zubereiten mitteln wie Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Garen Sie Lebensmittel so lange wie nötig Hülsenfrüchte (z.B. Linsen, Kichererbsen, Kid- und so kurz wie möglich, mit wenig Was- neybohnen), Nüsse und pflanzliche Öle. Eine ser und wenig Fett. Vermeiden Sie beim solche pflanzenbetonte Ernährung weist zu- Braten, Grillen, Backen und Frittieren das sätzlich einen antientzündlichen Effekt im Or- Verbrennen von Lebensmitteln. ganismus auf, wohingegen der Konsum größe- rer Mengen an tierischen Lebensmitteln mit Achtsam essen und genießen Gönnen Sie sich eine Pause für Ihre Mahl- einer leicht proentzündlichen Wirkung assozi- zeiten und lassen Sie sich Zeit beim Essen. iert ist. Letztere wirkt sich negativ auf die Funktion des Immunsystems aus. Auf das Gewicht achten und in Bewe- Der Konsum von Alkohol schwächt das Im- gung bleiben munsystem zusätzlich und besitzt, entgegen Vollwertige Ernährung und körperliche vieler Mythen, keine virusabtötende Wirkung Aktivität gehören zusammen. Dabei ist im menschlichen Körper. nicht nur regelmäßiger Sport hilfreich, sondern auch ein aktiver Alltag, in dem Sie z.B. öfter zu Fuß gehen oder Fahrrad fah- ren. www.dge.de/fileadmin/public/doc/fm/10-Regeln-der- DGE.pdf Hauner, H. (2020). Wie ernähre ich mich am besten in Zeiten 2. Besteht ein Zusammenhang zwischen Er- der Corona-Pandemie? Mmw Fortschritte Der Medizin, nährung und Immunfunktion? 162(9), 57–60. https://doi.org/10.1007/s15006-020-0480-1 Iddir M, Brito A, Dingeo G, Fernandez Del Campo SS, Samouda H, La Frano MR, Bohn T. Strengthening the Im- Ja. Das, was wir essen und trinken, beein- mune System and Reducing Inflammation and Oxidative Stress through Diet and Nutrition: Considerations during the flusst die Versorgungslage des Körpers, unter COVID-19 Crisis. Nutrients. 2020; 12(6):1562. anderem mit essentiellen Nährstoffen. Für ei- https://doi.org/10.3390/nu12061562 nige ist dabei ein eindeutig günstiger Zusam- www.bzfe.de/ernaehrung/ernaehrungswissen/gesund- heit/das-immunsystem-staerken/ menhang mit der Immunfunktion beschrie- ben. Dazu zählen beispielsweise Vitamin C www.kenn-dein-limit.de/aktuelles/artikel/alkohol-und- corona/ und D, Zink und Selen, sowie Ballaststoffe, se- kundäre Pflanzenstoffe und Omega-3-Fett- säuren. 2
3. Schützt mich die Einnahme von Vitamin D 4. Sollte ich Nahrungsergänzungsmittel ein- vor einer COVID-19-Erkrankung? nehmen? Nein. Verschiedene Studien befassen sich Nicht generell.In den meisten Fällen ist die mit dem Zusammenhang zwischen einem un- Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln zureichenden Vitamin D-Status und einem er- nicht notwendig. Eine Ausnahme kann Vita- höhten Infektionsrisiko bzw. Risiko eines min D darstellen, wie unter Frage 3 darge- schweren Krankheitsverlaufs. Konkret wurde stellt. Aktuell werben viele Anbieter damit, ein positiver Effekt einer Vitamin D-Gabe auf dass ihr Produkt eine vorbeugende oder hei- die Entstehung und die Schwere des Verlaufs lende Wirkung auf eine COVID-19-Erkrankung von viralen Atemwegsinfektionen nachgewie- habe. Da es jedoch kein Nahrungsergänzungs- sen, allerdings nur bei bestehendem Vitamin mittel gibt, das eine derartige Wirkung besitzt, D-Mangel. handelt es sich hierbei um falsche Verspre- Die empfohlene Zufuhr an Vitamin D wird zu chungen bzw. Verbrauchertäuschung. ca. 80-90% durch Sonnenlicht in unserer Haut Das Bundesministerium für Ernährung und synthetisiert, während ca. 10-20% über die Landwirtschaft (BMEL) stellt außerdem klar, Nahrung aufgenommen werden. Sie selbst dass Nahrungsergänzungsmittel generell können etwas für Ihre Vitamin D-Versorgung keine präventive oder heilende Wirkung auf tun, indem Sie sich täglich mindestens eine Erkrankungen haben und demnach Werbe- halbe Stunde im Freien bewegen und 1-2x pro aussagen, auch bezüglich COVID-19, gesetz- Woche fettreichen Seefisch, z.B. Lachs, He- lich verboten sind. Studienergebnisse, die von ring, Thunfisch oder Makrele essen. einer positiven Wirkung bestimmter Pflanzen, Da von Mitte Oktober bis Mitte April die Ei- Vitaminen oder Mineralstoffen auf das Infek- gensynthese von Vitamin D in Deutschland tionsrisiko bzw. den Krankheitsverlauf berich- oftmals kritisch ist, kann es bei Personen, die ten, wurden aus Untersuchungen zu anderen sich nicht ausreichend im Freien aufhalten, zu Viruserkrankungen abgeleitet. einem Vitamin D-Mangel kommen. In diesem www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilun- Fall ist eine Supplementierung in Höhe des Re- gen/DE/2020/051-coronavirus-nahrungsergaenzungsmit- tel.html ferenzwertes (20 µg bzw. 800 IE pro Tag) sinn- www.klartext-nahrungsergaenzung.de/wissen/lebensmit- voll. Die Einnahme sollte in Absprache mit tel/nahrungsergaenzungsmittel/coronanahrungsergaen- dem Arzt/der Ärztin erfolgen, welche/r im zungsmittel-das-tun-die-behoerden-54073 Vorfeld den Vitamin D-Status mithilfe einer www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/auswaeh- len-zubereiten-aufbewahren/coronavirus-was-koennen-nah- Blutuntersuchung bestimmen kann. rungsergaenzungsmittel-45640 www.dge.de/uploads/media/DGE_Fachinfo_VitaminD_CO- VID-19_Stand_Januar_2021.pdf 3
5. Hat mein Ernährungszustand einen Ein- Die Mechanismen hinter diesen Ergebnissen fluss auf das Infektionsrisiko / den sind vielfältig, jedoch spielen chronische Ent- Krankheitsverlauf? zündungsreaktionen im Organismus, die unter anderem vom Fettgewebe ausgehen, dabei Ja. Zusammenfassend wirken sich sowohl eine Schlüsselrolle. Mangel- als auch Überernährung negativ auf das Infektionsrisiko und den Krankheitsverlauf Berechnung des Body-Mass-Index (BMI): von Infektionskrankheiten aus. Körpergewicht in Kilogramm Mangelernährung bzw. Unterversorgung so- Körpergröße in Metern x Körpergröße in Metern wohl an Energie als auch an Nährstoffen be- trifft häufig ältere Personen und geht mit ei- Einteilung des BMI (modifiziert nach WHO, ner verminderten Immunfunktion einher. Bei 2000) einer langfristig einseitigen Lebensmittel- und Getränkeauswahl, wie beispielsweise bei Se- Kategorie BMI kg/m2 nior*innen durch das Phänomen der spezi- Untergewicht < 18,5 fisch sensorischen Sättigung oder bei Perso- Normalgewicht 18,5 - 24,9 nen, die aufgrund von Ernährungstrends eine Übergewicht > 25 einseitige Lebensmittelauswahl treffen, kön- Präadipositas 25 - 29.9 nen trotz ausreichender Energieaufnahme Nährstoffmängel bestehen. Dies trifft ebenso Adipositas Grad I 30 - 34,9 auf Personen zu, die bevorzugt zu Fastfood, Adipositas Grad II 35 - 39,9 Süßigkeiten und Süßgetränken greifen. Adipositas Grad III > 40 WHO (2000). Obesity: preventing and managing the global Bei einer langfristigen Überernährung, bei der epidemic. WHO Technical Report Series 894, Genf die aufgenommene Energiemenge den Ener- Poly, T. N., Islam, M. M., Yang, H. C., Lin, M. C., Jian, W.-S., gieverbrauch übersteigt, kann es zur Entste- Hsu, M.-H., & Jack Li, Y.-C. (2021). Obesity and Mortality Among Patients Diagnosed With COVID-19: A Systematic Re- hung von Adipositas (siehe Infokasten) kom- view and Meta-Analysis. Frontiers in Medicine, 8. https://doi.org/10.3389/fmed.2021.62004 men. In einer aktuellen Untersuchung, welche die Ergebnisse mehrerer Studien zusammen- fasste, konnte bestätigt werden, dass das Sterblichkeitsrisiko im Zuge einer COVID-19- Erkrankung mit dem Grad der Adipositas an- steigt. Dieser Zusammenhang verstärkte sich nochmals deutlich bei Menschen über 65 Jah- ren. 4
6. Worauf kann ich bezüglich meiner Ernäh- 7. Kann ich mich über Lebensmittel mit CO- rung achten? VID-19 anstecken? Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Zusammenfassend unterscheiden sich die Er- gibt es derzeit keine nachgewiesenen Fälle ei- nährungsempfehlungen in der aktuellen Situ- ner COVID-19-Infektion durch den Verzehr ation nicht von den allgemein gültigen Emp- kontaminierter Lebensmittel. Schmierinfekti- fehlungen der Deutschen Gesellschaft für Er- onen über Oberflächen, wie beispielsweise nährung (DGE) e.V. Eine kritische Reflexion Lebensmittelverpackungen, können zwar als der eigenen Lebensmittel- und Getränkeaus- Übertragungsweg nicht ausgeschlossen wer- wahl mit entsprechenden Anpassungen, ver- den, jedoch gibt es hierfür bisher keine ein- knüpft mit den Regeln 9 „Achtsam essen und deutigen Belege. genießen“ und 10 „Auf das Gewicht achten und in Bewegung bleiben“, ist auf jeden Fall www.bfr.bund.de/de/kann_das_neuartige_coronavi- rus_ueber_lebensmittel_und_gegenstaende_uebertra- eine sinnvolle Strategie im Hinblick auf die gen_werden_-244062.html Vermeidung von Übergewicht, Adipositas oder ggf. Mangelernährung. Zudem unterstüt- 8. Welche Hygiene-Regeln sollte ich im Um- zen Sie mit einer ausgewogenen Ernährung gang mit Lebensmitteln unbedingt beach- auch ihre körpereigenen Abwehrkräfte. Nut- ten? zen Sie hierfür die regionale Lebensmittelviel- falt und greifen Sie zu möglichst gering verar- Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat beiteten Produkten. Gehen Sie mit energie- fünf elementare Regeln formuliert, um die Le- dichten Lebensmitteln und Getränken wie z.B. bensmittelsicherheit im Privathaushalt zu er- Süßigkeiten, zuckergesüßten Getränken und höhen. Konkret soll hiermit das Risiko einer In- fettreichen Snacks sparsam und genussvoll fektion mit Krankheitserregern minimiert um. Schränken Sie außerdem Ihren Alkohol- werden. konsum ein. Mit einer eher pflanzenbetonten Ernährung leisten Sie zudem einen Beitrag zur Diese Regeln lauten: nachhaltigeren Ernährung. Auf Sauberkeit achten: Hände regel- mäßig waschen, benutzte Küchenge- räte nach Gebrauch gründlich reinigen. Rohe- und gekochte Lebensmittel ge- www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Ministe- rium/Beiraete/agrarpolitik/wbae-gutachten-nachhaltige- trennt verarbeiten: Fleisch, Fisch und ernaehrung.pdf;jsessio- nid=9984BB974C2D313F7AFCB971D5C38E7D.inter- Eier im Rohzustand nicht mit Lebens- net2832?__blob=publicationFile&v=3 mitteln in Kontakt bringen, die roh ge- www.eatforum.org/eat-lancet-commission/ gessen werden (z.B. Salat). Obst- und Gemüse vor dem Verzehr gründlich waschen. 5
Durcherhitzen: Besonders Fleisch, Ge- 9. Wie hat sich das Ernährungsverhalten der flügel, Eier und Meeresfrüchte or- deutschen Bevölkerung in der COVID-19- dentlich erhitzen (70 °C Kerntempera- Pandemie verändert? tur), um potenzielle Krankheitserreger unschädlich zu machen. Die COVID-19-Pandemie und der sogenannte Lagertemperatur beachten: Mikroor- Lockdown haben vielfältige Einflüsse auf den ganismen vermehren sich gut zwischen Alltag der Menschen. Wie die veränderten Be- 5 und 60°C. Gekochtes Essen deshalb dingungen des Alltags auf das Essverhalten zügig herunterkühlen, im Kühlschrank wirken ist sehr unterschiedlich und stark von lagern und baldmöglich verzehren. den jeweiligen Lebensumständen abhängig (z.B. Arbeits-, Familien- und Wohnsituation). Auf die Wasser- und Lebensmittel- Während ein Teil der Bevölkerung von einer qualität achten: Trinkwasser (Lei- gesundheitsbewussteren Ernährungsweise als tungswasser ist in der Regel geeignet) für die Verarbeitung verwenden, Le- vor der Pandemie berichtet, hat sich das Er- bensmittel aus sicheren Produktions- nährungsverhalten bei anderen verschlech- quellen beziehen, keine verdorbenen tert oder auch gar nicht verändert. Mehrheit- Lebensmittel verarbeiten. lich wird während der Pandemie häufiger in den eigenen Haushalten selbst zubereitet, Neben diesen elementaren Regeln sollte im und Mahlzeiten werden häufiger gemeinsam Umgang mit Lebensmitteln und während der mit der Familie eingenommen. Daneben wird Nahrungszubereitung nochmals besonderes von vermehrtem „Snacken“ berichtet. Das be- Augenmerk auf die Händehygiene gelegt wer- trifft aber sowohl den Obst- und Gemüsekon- den. Weiterhin sind die Hände von Mund, sum als auch den Verzehr von Süßigkeiten und Nase und Augen fernzuhalten und man sollte Knabbereien. Zudem scheint durch die COVID- nicht auf Lebensmittel / Speisen husten oder 19-Pandemie ein größeres Bewusstsein für niesen. Für die normale Reinigung ist die Ver- eine gesundheitsfördernde Ernährung und für wendung haushaltsüblicher Reinigungsmittel die regionale Herkunft von Lebensmitteln ent- im standen zu sein. Privathaushalt weiterhin ausreichend. Die unterschiedlichen Tendenzen in den ver- Schließlich stellt regelmäßiges schiedenen Bevölkerungsgruppen deuten Lüften der Räume eine weitere auch darauf hin, dass sich die sozialen Un- wichtige Maßnahme dar. gleichheiten bei den Gesundheitschancen weiter verschärft haben, insbesondere bei www.infektionsschutz.de/coronavirus/alltag-in-zeiten-von- Kindern. So zeigt sich in einer aktuellen Unter- corona/hygiene-beachten.html suchung (Koletzko et al. 2021) von 1.000 Fami- www.who.int/foodsafety/publications/consumer/ma- lien mit Kindern, dass Kinder aus bildungsfer- nual_keys.pdf neren Familien in der Pandemie ein 2,5fach höheres Risiko für eine Gewichtszunahme 6
haben als Kinder aus privilegierteren Familien. Versuchen Sie, sich diese Zusammenhänge Besonders betroffen waren dabei Kinder im bewusst zu machen und passen Sie Ihr Essver- Schulalter. halten den veränderten Rahmenbedingungen des Alltages an. Probieren Sie Neues aus und Ammar et al. 2020. Effects of COVID-19 Home Confinement bleiben Sie gelassen! on Eating Behaviour and Physical Activity: Results of the ECLB-COVID19 International Online Survey. Nutrients 2020, 12, 1583; doi:10.3390/nu12061583 Lührmann P, Carlsohn A. Ernährung und Ernährungsverhalten – ein wichtiges Feld der Prävention und Gesundheitsförde- Jordan 2020. Gesundheitsverhalten und COVID-19: Erste Er- rung In: Mohokum M, Tiemann M (Hrsg.) Prävention und Ge- kenntnisse zur Pandemie. Journal of Health Monitoring · sundheitsförderung, Springer Reference Pflege Therapie Ge- 2020 5(S8). DOI 10.25646/7054 sundheit, 2019, DOI 10.1007/978-3-662-55793-8_77-1 Berthold Koletzko, Christina Holzapfel, Ulrike Schneider, Hans Methfessel B, Oliva Guzmán R, Lührmann P. Bedürfnisbefrie- Hauner. Lifestyle and Body Weight Consequences of the digung durch Essen und Trinken. Haushalt in Bildung und For- COVID-19 Pandemic in Children: Increasing Disparity. Ann schung 1, 105-136, 2020, DOI 10.3224/hibifo.v9i1.07 Nutr Metab 2021. DOI: 10.1159/000514186 10. Essen und Trinken – mehr als Energie- und Nährstoffaufnahme Die oben beschriebenen Empfehlungen zur Lebensmittel- und Getränkeauswahl bzw. Energie- und Nährstoffzufuhr sind eine gute 11. Wo finde ich fundierte weiterführende Orientierung. Sie sind jedoch nicht dazu da, Informationen? täglich aufs Gramm genau erreicht zu werden. Denn Essen und Trinken, die Mahlzeiten, sind Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt nicht nur Voraussetzung für die körperliche Antworten auf häufig gestellte Fragen von Gesundheit. Sie dienen darüber hinaus auch Verbraucher*innen, Behörden und Betrieben der Befriedigung weiterer grundlegender psy- zu den Themen Ernährung und Lebensmittel- chischer und sozialer Bedürfnisse. Menschen sicherheit bezüglich der COVID-19-Pandemie werden bei der Nahrungsbeschaffung, der Zu- www.who.int/teams/nutrition-and-food-sa- bereitung und dem Verzehr von unterschied- fety/covid-19 lichen Motiven geleitet und investieren dabei Zeit, Geld und andere Ressourcen. Besonders Das Robert Koch Institut (RKI) stellt umfang- deutlich wurde dies im sogenannten Lock- reiche Informationen über das Corona-Virus, down der letzten Monate. Gerade in Krisen- die Impfungen und die aktuelle Situation in zeiten helfen Essen und Trinken bzw. Mahlzei- Deutschland bereit ten, den Alltag zu strukturieren und geben so- www.rki.de/covid-19 mit Halt. Essen schafft zudem Vertrauen und Zugehörigkeit und kann unabhängig von der ernährungsphysiologischen Qualität einen Beitrag zum Wohlbefinden leisten. 7
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Auf- Beim Landeszentrum für Ernährung klärung (BZgA) beleuchtet anschaulich und Baden-Württemberg finden Sie vielfältige In- umfassend wichtige Themenfelder wie Infek- formationen und ernährungsbezogene Ange- tionsschutz, Impfen, häusliche Quarantäne bote des Landes uvm. www.landeszentrum-bw.de www.infektionsschutz.de/coronavirus/ Die Verbraucherzentrale bietet vielfältige In- Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) formationen und Materialien rund um Bera- nimmt Stellung zu wichtigen Fragen zur Über- tung, Bildung und Marktbeobachtung an, tragung von COVID-19 auch im Bereich Ernährung und Lebensmittel www.bfr.bund.de/de/kann_das_neuar- www.verbraucherzentrale.de tige_coronavirus_ueber_lebensmit- tel_und_gegenstaende_uebertragen_wer- den_-244062.html Das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) in- formiert anschaulich und verständlich zu ver- schiedenen Themen aus den Bereichen Ernäh- rung, Lebensmittel und nachhaltigem Konsum www.bzfe.de Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) stellt unter anderem auch Antworten zu relevanten Fragestellun- gen zum Thema COVID-19 zur Verfügung www.bmel.de/SharedDocs/FAQs/DE/faq- corona-virus/FAQ-corona-virus_List.html Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) e.V. gibt wissenschaftlich fundierte Fachinformationen und Stellungnahmen, bei- spielsweise zum Thema Vitamin D und CO- VID-19, heraus www.dge.de 8
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