Wirtschaften ohne Marktpreise? - Vom Unternehmensmodell Solidarische Landwirtschaft zu einer gemeinschaftsgetragenen Versorgungsökonomie ...
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Der kritische Agrarbericht 2021 Wirtschaften ohne Marktpreise? Vom Unternehmensmodell Solidarische Landwirtschaft zu einer gemeinschaftsgetragenen Versorgungsökonomie von Marius Rommel und Mona Knorr Die Bewegung der Solidarischen Landwirtschaft (Community Supported Agriculture – CSA) wächst dynamisch, inzwischen breitet sich die Idee der geteilten Verantwortung auch auf weitere Produkte wie Brot und Bier aus. Neue solidarische Handelsbeziehungen zum globalen Süden bauen sich ebenfalls auf. Doch nicht nur in der Landwirtschaft verbreitet sich das gemeinschaftsgetra- gene Unternehmensmodell: CSA inspiriert immer mehr Unternehmen anderer Versorgungsfelder, von Gastronomie über klassische Handwerksbetriebe bis hin zu Yoga-Studios. Aus CSA wird CSX. Nachfolgender Beitrag führt Beispiele eines neuen Wirtschaftens ohne Marktpreise auf. CSA-Betriebe, die in Deutschland auch als Solida Entlohnung. Verbraucher*innen gewinnen wieder- rische Landwirtschaft (SoLaWi) bezeichnet werden, um Teilhabemöglichkeiten und kommen als selbs- sind Zukunftslabore. Oder Störenfriede im besten termächtigte »Prosument*innen«3 nicht nur in den Sinne, weil sie sich der Logik maßlosen Größenwachs- Genuss hochwertiger Lebensmittel, sondern erfah- tums und systematischer Naturzerstörung widerset- ren auch die Produktion ihrer eigenen Lebensmittel zen. Wo das Gros landwirtschaftlicher Betriebe nach hautnah. Wird darüberhinaus die Höhe der einzelnen wie vor wächst oder weicht, gelingt derzeit ca. 300 Beiträge der Mitglieder in solidarischen Bieterrun- CSA-Betrieben1 jenseits ökonomischer Markt- und den4 ermittelt, entsteht nicht nur Solidarität zwischen Preiskoordination die Organisation lebendiger Aus- Verbraucher*innen und Erzeuger*innen, sondern tauschbeziehungen, stets mit einer minimalen räumli- auch innerhalb der Verbrauchergemeinschaft.5 chen Distanz zwischen Verbrauch und landwirtschaft- Ob als Co-Produzent*in auf dem Acker, in der licher Erzeugung. Zusammenwachsen statt Weichen, Communityarbeit oder der Organisation von Ver- so lautet ihr Geheimrezept fürs »Kleinerbleiben«. Für teilpunkten (Depots), die Teilhabemöglichkeiten für CSA-Betriebe sind nicht Geld, sondern gelingende Prosument*innen in einer SoLaWi sind vielfältig und Beziehungen die zentrale Währung im krisengeschüt- von Hof zu Hof unterschiedlich ausgeprägt. Je stär- telten 21. Jahrhundert. ker diese am Produktionsprozess partizipieren, desto mehr löst sich die Trennung zwischen Produktion Geteilte Verantwortung und Konsum auf. In einigen SoLaWi-Betrieben wer- den Betriebsmittel oder sogar die landwirtschaftliche CSA beschreibt im Kern die Teilung von Risiko Anbaufläche als Gemeinschaftsbesitz organisiert: und Verantwortung zwischen Erzeuger*innen und So sind Mitglieder beispielsweise einer SoLaWi-Ge- Verbraucher*innen.2 Statt der üblichen Bepreisung nossenschaft nicht mehr nur im übertragenen Sinne eines fertig produzierten Lebensmittels deckt eine Produzent*innen und Konsument*innen ihrer eige- Verbrauchergemeinschaft die Gesamtkosten des nen landwirtschaftlichen Produkte.6 In Deutschland Betriebes und erhält im Gegenzug anteilig die land- haben sich in den vergangenen Jahren bereits zehn wirtschaftlichen Erzeugnisse. Eine Garantie gibt es genossenschaftlich organisierte und teils sehr mit- nicht, Produktionsschwankungen oder Ernteausfälle gliederstarke SoLaWi-Betriebe gegründet7, und vie- werden von allen Verbraucher*innen solidarisch mit- le weitere SoLaWis sind über andere Rechtsformen getragen. Dies ermöglicht Erzeuger*innen betriebs- entweder in Teilen oder als gesamter Betrieb verge- wirtschaftliche Sicherheit und eine angemessene meinschaftet. 196
Regionalentwicklung CSA für andere landwirtschaftliche Güter solidarische Verbindungen entstehen können. – Ein Brückenschlag zwischen beiden Konzepten gelingt, Während SoLaWi-Betriebe in Deutschland aktuell wenn hiesige SoLaWi-Betriebe Teikei Kaffee oder das vor allem die Versorgung ihrer Mitglieder mit einer Olivenöl von Platanenblatt in ihre Ernteanteile integ- Vielzahl an landwirtschaftlichen Grundnahrungsmit- rieren oder die Verteilung im Rahmen ihrer Verteil- teln (Gemüse, Fleisch-, Milch- und Getreideproduk- punkte organisieren. te) übernehmen, erproben erste Unternehmungen die Umsetzung des Modells für einzelne Lebensmittel. An Von CSA zu CSX der Mosel gründete sich 2020 mit der CSVino8 eine SoLaWi für Wein, in der Nähe von Köln entstand die Inspiriert vom Erfolg des Konzeptes SoLaWi gründen Idee einer Solidarischen Imkerei9 und auch eigenstän- sich seit einigen Jahren auch außerhalb der Landwirt- dige Hühner-SoLaWis10 haben inzwischen Betriebe schaft gemeinschaftsgetragene Unternehmungen: mit Eiern, Suppenhühnern und Hähnen entwickelt. egal ob Bäckerei, Gesundheitszentrum, Fahrradwerk- Ein zentrales Element der SoLaWi ist die regionale statt, pädagogische Angebote, Yoga-Unterricht oder bzw. lokale Wertschöpfung und Verteilung. Diese er- Schneiderei – eine Wirtschaft ohne Marktpreise wird möglicht neben dem persönlichen Kontakt zwischen in verschiedenen Versorgungsbereichen (»CSX«) Produzent*innen und Konsument*innen Mitarbeit entwickelt und erprobt. Basierend auf den oben skiz- auf dem Betrieb und gegenseitigen Austausch. Spä- zierten Merkmalen einer CSA bildet das neue unter- testens bei Olivenöl, Kaffee, Tee, Zitrusfrüchten und nehmerische Selbstverständnis von Prosument*innen anderen Genussgütern stößt diese Ökonomie der kur- den Kern gemeinschaftsgetragener Unternehmungen, zen Wege an ihre Grenzen. Nichtsdestotrotz organi- verbunden mit der gemeinsamen Finanzierung der siert Platanenblatt seit 201211 die Verteilung von auf laufenden Kosten. Dabei werden die Betriebskosten Lesbos produziertem Olivenöl an Verbraucher*innen (das Budget) eines Jahres durch die Beiträge der Mit- in Deutschland als sog. »Erweiterte Solidarische Land- glieder für ein Wirtschaftsjahr unter den folgenden wirtschaft«, während ein Ernteanteil bei Andasol 12 seit sechs Prämissen verbindlich finanziert: direkte Bezie- 2016 Orangen, Zitronen, Oliven, Mandarinen und hungen, Transparenz, Beiträge statt Preise, Kosten- Avocados beinhaltet. Vor vier Jahren stellte sich mit deckung, Vorfinanzierung sowie Verantwortung und der deutschen Teikei-Gemeinschaft13 die erste Orga- Risiko teilen. nisation der Herausforderung, Überseegüter (Kaffee) Die Anwendung des CSA-Prinzips in anderen nach dem CSA-Prinzip nach Deutschland zu bringen. Wirtschaftsbereichen bringt diverse Herausforde- Ihr Ziel ist seitdem ein allumfassendes Gegenmodell rungen mit sich. So erschweren unter anderem eine zum globalisierten Welthandel zu entwickeln, das kapitalintensive Produktion, die zur Wettbewerbs- auch über bisherige Fairtrade-Initiativen hinausgeht. fähigkeit einen hohen Mengenausschuss benötigt, Im Jahr 2020 hat die Teikei-Coffee-Gemeinschaft sowie komplexe Wertschöpfungsketten und seltene 30 Tonnen Kaffee produzieren und mit dem Segel- oder nur einmalige Nachfrage (wie insbesondere bei schiff von Mexiko nach Deutschland bringen lassen. Gebrauchsgütern) die Übertragung des Modells.17 Teikei Coffee ist noch im Aufbau, verteilt jedoch Um auszuloten, welche Versorgungskontexte gemein- schon heute 61 Prozent ihres Kaffees vorfinanziert schaftsgetragen organisiert werden können und um über die Solidargemeinschaft, die zu gut einem Drittel bestehende CSX-Betriebsmodelle in ihrer Entwick- aus Einzelmitgliedern und zwei Dritteln in Gemein- lung zu unterstützen, gründete sich 2018 das CSX- schaften organisierten Mitgliedern besteht. Die rest Netzwerk aus Praktiker*innen, Berater*innen und lichen 39 Prozent verteilt die Gemeinschaft an Unver- Wissenschaftler*innen.18 packtläden und Cafés (19 Prozent) oder über den eige- nen Onlineprobiershop (20 Prozent), wo Interessierte CSX für das Lebensmittelhandwerk den Kaffee ein erstes Mal probieren können, um sich Brot und Gebäck haben eine längere Wertschöpfungs- dann der Gemeinschaft anzuschließen.14 kette, da außer Landwirt*innen auch Verarbeiter wie Solche Internationalen CSAs (ICSA)15 könnten Mühlen und Bäckereien beteiligt sind. Dennoch: in- langfristig einen entscheidenden Beitrag zur Ermächti- zwischen organisieren sich einige als »Solidarische Bä- gung kleinbäuerlicher Erzeuger*innen in den Ländern ckerei«.19 Pioniere wie das Backhaus der Vielfalt 20 in des globalen Südens leisten.16 Die größte Herausfor- Freiburg backen ausschließlich für eine Gemeinschaft derung ist gegenwärtig die Erprobung neuer Formen und ermöglichen so den Erhalt der Handwerkskunst der Kommunikation zwischen Konsument*innen sowie alter Getreidesorten. Sie stellen zudem sicher, und Erzeuger*innen, die sich nicht persönlich be- dass keine Lebensmittelverschwendung stattfindet und gegnen können. Dennoch zeigen ICSAs, dass auch Kreisläufe geschlossen werden. Auch die Beschaffung ohne geografische Nähe Verantwortung geteilt und der Rohwaren erfolgt nach dem CSA-Prinzip, indem 197
Der kritische Agrarbericht 2021 ein bestehender CSA-Betrieb als Lieferant nicht nach stets auch als Dienstleistung denkbar. Nutzen statt Getreidemenge, sondern über den Arbeitsaufwand Besitzen im Sinne der Sharing Economy ist die damit einer definierten Fläche bezahlt wird. Für die produ- verbundene Lösungsstrategie, um komplexe Güter zierten Backwaren gibt es eine Abnahmegarantie sei- CSX-kompatibel zu machen. Als Gemeinschaft einen tens der Gemeinschaft – und sie können dadurch zu Waschsalonanbieter zu tragen, reduziert die Anzahl angenehmen Arbeitszeiten produziert werden. Neben notwendiger Waschmaschinen insgesamt. Außerdem der gesteigerten Attraktivität des Berufes wirken auch (über)kompensiert die eingesparte Zeit für Waschen, alle anderen Veränderungen den Zentralisierungs- Aufhängen, Trocknen, Zusammenlegen den Aufwand und Industrialisierungsprozessen der Branche entge- des Wäschetransports. Ein gemeinschaftsgetragener gen. Ähnliche Überlegungen führten bereits 2012 zur Mobilitätsanbieter ermöglicht den Mitgliedern auf Gründung der gemeinschaftsgetragenen Vagabund viele unterschiedliche Fahrzeugtypen je nach Nut- Brauerei in Berlin, die inzwischen im siebten Jahr pa- zungsanspruch zeitlich begrenzt zugreifen zu können. rallel zum Barbetrieb für den lokalen Kiez läuft.21 Selbiges gilt z. B. für Werkzeuge und Gartengeräte. Großes Potenzial beinhaltet auch die gemeinschafts- CSX für Dienstleistungen getragene Instandhaltung von Gebrauchsgütern. So Die Anwendung des Prinzips im Dienstleistungssek- existiert bereits in Marburg eine solidarisch finanzier- tor ist besonders dort einfach, wo Dienstleistungen te Radwerkstatt 27, Projekte wie das Mabon-Kollektiv 28 regelmäßig gebraucht werden und nicht rivalisieren, beschäftigen sich mit der Reparatur von Kleidung. sprich durch die Nutzung einzelner nicht weniger werden. Erste Unternehmer*innen organisieren ge- Vertrauensbasierte Versorgungssysteme meinschaftsgetragene Angebote wie Yoga22 und Wald- abenteuer für Familien23. Ihre Erfahrungen sind auf Wer den CSX-Gedanken zu Ende denkt, erkennt: Die Gruppenangebote in Bereichen wie Sport, Kultur und Einzelbetrachtung reicht nicht aus, um die großen Bildung übertragbar. Ein gemeinschaftsgetragenes Herausforderungen zu lösen. Zielführend erscheint Gesundheitszentrum in Darmstadt24 zeigt, dass auch vielmehr ein Fokus auf gesamte regionale und mul- Raumnutzung solidarisch organisiert werden kann. tifunktionale Versorgungssysteme, in welchen sich Dort, wo Dienstleistungen individuell immer wie- unterschiedliche transformative Wirtschaftsformen29 der neu erbracht werden müssen, ist der Abschied von ergänzen, gegebenenfalls in Lieferbeziehungen zuein- Stundensätzen und Preislisten voraussetzungsvoller. ander treten und gemeinsame Angebote entwickeln.30 Dies gelingt, wenn ein*e Grafikdesigner*in ein festes Wenngleich CSX-Unternehmensmodelle noch rar Stundenkontingent mit dafür notwendigem Budget gesät sind, bergen sie doch das Potenzial, solche Ver- von einer Nutzergemeinschaft finanzieren lässt und sorgungssysteme gemeinschaftsgetragen zu gestalten. diese Stunden von den Mitgliedern flexibel nach Be- Ausgehend von bereits bestehenden SoLaWi-Ab- darf nachgefragt werden oder wenn ein*e Friseur*in holorten für die Ernteanteile könnten sich nachbar- sich und gegebenenfalls die laufenden Kosten eines schaftliche Verteilstrukturen verschiedener gemein- Friseursalons ausfinanzieren lässt und eine Mitglie- schaftsgetragener Unternehmen bilden. Die Initiative dergemeinschaft Haarschnitte und Rasuren selbst- Stadt, Land, Beides in der Metropolregion Nürnberg organisiert abruft. Erste Projekte nähern sich dieser etwa bringt SoLaWis für verschiedenste landwirt- Logik bereits an. So trägt das Solidarische Handwerk schaftliche Erzeugnisse (Gemüse, Eier, Milchprodukte Textil in Herzberg inzwischen im fünften Jahr gemein- usw.) an zentralen Abholorten zusammen.31 Weiter- schaftlich eine Schneidermeisterin und plant bereits gedacht könnten Depots, die jetzt schon »wesentlich weitere Handwerksdienstleistungen wie Reparaturen mehr für ihre Umgebung [leisten] als ›nur‹ ein Ab- nach diesem Prinzip zu organisieren.25 holort zu sein«32, zu lebendigen Nahversorgungszen- tren ausgebaut werden: nämlich dort, wo Gemüseab- CSX für Gebrauchsgüter holung, Nutzung von Co-Working-Arbeitsplätzen, Für Gebrauchsgüter mit hohem Kapitalbedarf, kom- flexible Besprechungs- und Gruppenräumen für Ver- plexen Wertschöpfungsketten sowie geringer Nach- anstaltungen jeglicher Art, Car- und Bikesharing, Re- fragekontinuität erfordert die Gründung gemein- paraturdienstleistungen und andere Unternehmun- schaftsgetragener Unternehmungen neues Denken gen kombiniert werden. und Kreativität. Die Produktion von Waschmaschi- Spannende Impulse könnten auch von der Bewe- nen, Autos und Laptops lässt sich wohl schwerlich gung rund um food-coops, food-hubs und koopera als CSX umsetzen, da sie sowohl in der Produktion tiven Supermärkten33 ausgehen, durch die sich größe- komplex als auch in der Anschaffung zu langfristig re Gemeinschaften sukzessive eine solidarische Ver- sind. Doch da alle Produkte letztlich »Nutzungs sorgungsstruktur aufbauen. Denkbar ist, dass diese erfüllungsmaschinen« 26 darstellen, sind sie als solche Supermärkte quasi als Kopfstruktur Verarbeitungs 198
Regionalentwicklung Anmerkungen betriebe wie Metzgereien oder Bäckereien überneh- 1 Aktuelle Daten können auf der Seite des Netzwerks Solidarische men und damit Wertschöpfungsketten solidarischer Landwirtschaft unter www.solidarische-landwirtschaft.de und regionaler organisieren. abgerufen werden. Dieses Netzwerk versteht sich als Bewe- Die Stärke solcher Wertschöpfungsräume liegt auf gung, basisdemokratische Organisation und Verband und hat mittlerweile drei Büros in Deutschland. der Hand: Unter anderem steigert ein hoher Grad an 2 K. Strüber: Lebensmittel bekommen ihren Wert zurück. Die Versorgungssouveränität die Krisenfestigkeit gegen- b undesweite Bewegung der Solidarischen Landwirtschaft über Störungen wie der Covid-19-Pandemie. Gleich- (SoLaWi). In: Der kritische Agrarbericht 2020, S. 343–347. zeitig erhöhen Beteiligungsoptionen die Attraktivität 3 Prosument*in ist ein Kofferwort aus Produzent*in und und Entfaltung lebenswerter, vitaler Regionen.34 Nicht Konsument*in. 4 Die Funktionsweise Solidarischer Finanzierungsrunden bzw. Bie- zuletzt minimieren intelligente Produktionsverfahren terrunden erläutert das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft ökologische Folgekosten, erschließen Reduktionspo- unter www.solidarische-landwirtschaft.org/mitmachen/ tenziale und erbringen gezielt Ökosystemleistungen.35 das-bieterrundenverfahren. In Zukunft bedarf es mehr Räume zum Ausprobie- 5 N. Paech et al.: Das Wirtschaftsprinzip der kleinen Einheiten ren, Begleitforschung und nicht zuletzt geförderte – Resilienz durch gemeinschaftsgetragene Versorgungs- strukturen am Beispiel Solidarischer Landwirtschaftsbetriebe Gründungen. So könnte die Wirtschaftsförderung (SoLawi). In: Haushalt in Bildung und Forschung 4/2020 [im 4.0 36 gemeinschaftsgetragene Gründungen finanziell Erscheinen]. unterstützen, gezielte Beratungs- und Vermittlungs- 6 S. Scholl: Das Kartoffelkombinat – eine Erfolgsgeschichte. In: konzepte entwickeln und Kontakt zu unterstützenden Der kritische Agrarbericht 2020, S. 348. 7 Die aktuelle Entwicklung von SoLaWi-Genossenschaften ist Partnern herstellen, die bei der Gründung und Ent- deren Netzwerkwebsite zu entnehmen: www.solawi-genossen- wicklung dienlich sein können. schaften.de. Um beantworten zu können, ob sich gemeinschafts- 8 CSVino von Jan-Philipp Bleeke: www.jpbwinemaking.com. getragene Unternehmen und Systeme wirklich lang- 9 Solidarische Imkerei Authentico: www.authentico.de/solawi/. fristig durchsetzen können und wo sie zukünftig in 10 MiMoHuEsSolawi: www.instagram.com/mimohuesolawi. 11 Solidarisches Olivenöl Platanenblatt: www.platanenblatt.de. Kombination mit anderen transformativen Ansätzen 12 Solidarische Landwirtschaft Andasol: www.andasol.eu. entwickelt werden sollten, bedarf es weiterer Pionier- 13 Teikei-Netzwerk: www.teikei.global. projekte, aber auch transdisziplinärer Forschung und 14 Teikei Community Supported Coffee: www.teikeicoffee.org. Unterstützung von Gründer*innen, die sich aufma- 15 Marlon Rommel: Developing a concept of the International Com- chen, Zukunftslabore zu sein. Oder eben Störenfriede. munity Supported Agriculture in order to foster sustainability in global food systems. Lüneburg 2019. 16 E. Puille: Empowerment of smallholder farmers in alternative food networks. Lüneburg 2019. Folgerungen & Forderungen 17 Marius Rommel: Zukunftsfähige Wirtschaftsgemeinschaften (CSX): Übertragung der CSA-Logik auf andere Versorgungs ■ Die Bewegung der Solidarischen Landwirtschaft felder. Oldenburg 2018. 18 CSX-Netzwerk: www.gemeinschaftsgetragen.de oder Community Supported Agriculture CSA wächst 19 S. Löbbering: Zukunftsfähige Wirtschaftsgemeinschaften – Über- und greift bereits auf das Lebensmittelhandwerk wie tragung des Community Supported Agriculture-Ansatzes (CSA) auch auf andere Wirtschaftsbereiche und auf den auf das Bäckerhandwerk (CSB). Münster 2018. Dienstleistungssektor über. 20 Backhaus der Vielfalt: www.backhausdervielfalt.de. 21 Vagabund-Brauerei: www.vagabundbrauerei.com. ■ Es braucht künftig mehr Räume zum Ausprobieren! 22 Ein Jahr in Yoga: www.nadine-stalpes.de. Es braucht Reallabore in Dörfern, Städten und Nach- 23 Ausgebüxt Familie Trier: www.ausgebuext.info/ausgebuext- barschaften, um die Potenziale gemeinschaftsge- familie-trier/. tragener Versorgungssysteme erproben zu können. 24 Gesundheitszentrum Happy Place: www.happyplacedarmstadt. Dafür könnte die Kommunalpolitik gemeinschafts- de. 25 SolHawe Herzberg: www.engagiertestadt.de/2016/11/25/solida- getragene Nahversorgungszentren fördern, welche risches-handwerk/. – M. Rommel: Solidarisches Handwerk – gleichermaßen als multifunktionale Depots für Wege zu einer Ökonomie der Nähe. In: Oya-Magazin 48 (2018), Produkte und Dienstleistungen wie als kulturelle S. 66–68. Begegnungsräume fungieren. 26 F. Schmidt-Bleek: Das MIPS-Konzept. Weniger Naturverbrauch – ■ CSX braucht gezielte transdisziplinäre Forschungs- mehr Lebensqualität durch Faktor 10. München 2000. 27 Radwerkstatt Radau: www.radau-marburg.de. arbeit zwischen Universitäten und Akteur*innen der 28 Mabon-Kollektiv: www.communitysupported.org/mabon- Praxis. kollektiv/. ■ Der Bekanntheitsgrad ist für die weitere Entwicklung 29 BMBF-Forschungsprojekt nascent der Universitäten Siegen und gemeinschaftsgetragener Unternehmungen inner- Oldenburg: www.nascent-transformativ.de. halb und außerhalb der Landwirtschaft entschei- 30 S. Gothe: Die Region als Wertschöpfungsraum. Über die neue Rolle der Verbraucherinnen und Verbraucher bei der regio- dend und muss durch gezielte und professionelle nalen Versorgung mit Lebensmitteln. In: Der kritische Agrar Öffentlichkeitsarbeit gefördert werden bericht 2018, S. 319–32. 31 Stadt, Land, Beides: www.stadt-land-beides.de. 199
Der kritische Agrarbericht 2021 32 K. Strüber: Lebensmittel bekommen ihren Wert zurück. Die bun- gionalen Versorgung mit Lebensmitteln. In: Der Kritische Agrar- desweite Bewegung der Solidarischen Landwirtschaft (SoLa- bericht 2018, S. 319–323. Wi). In: Der kritische Agrarbericht 2020, S. 343–347. X Ulf Hahne: Neue Ländlichkeit? Zukunftsoptionen der ländlichen 33 Beispiele für gemeinschaftsgetragene Supermärkte sind POT Entwicklung. In: Der kritische Agrarbericht 2011. München, Zürich (www.pot.ch/), Supercoop Berlin (www.supercoop.de/) S. 151–158. oder das Food Hub München (www.foodhub-muenchen.de). 34 U. Hahne: Neue Ländlichkeit? Zukunftsoptionen der ländlichen Entwicklung. In: Der kritische Agrarbericht 2011, S. 151–158. 35 Ökosystemleistungen: Indem landwirtschaftliche Praxis z. B. regenerativ auf die Steigerung von Artenvielfalt, Aufbau von Marius Rommel Humus, Speicherung von CO2 usw. ausgerichtet wird. Nachhaltigkeitsökonom im Forschungs 36 U. Hahne und M. Kopatz: Wirtschaftsförderung 4.0 – auch ein projekt nascent an der Universität Siegen und Thema für ländliche Regionen. In: Der kritische Agrarbericht Geschäftsführer des Regionalentwicklungs 2018, S. 190–194. büros Werkstatt Zukunftsland. marius.rommel@uni-siegen.de Das Thema im Kritischen Agrarbericht www.nascent-transformativ.de X Klaus Strüber: Lebensmittel bekommen ihren Wert zurück. Die bundesweite Bewegung der Solidarischen Landwirtschaft Mona Knorr (SoLaWi). In: Der kritische Agrarbericht 2020, S. 343–347. Unternehmerin, Netzwerkerin und Beraterin für X Simon Scholl: Das Kartoffelkombinat – eine Erfolgsgeschichte. Crowdfunding und gemeinschaftsgetragene In: Der kritische Agrarbericht 2020, S. 348. Unternehmen, Vorständin WirGarten e.V. – System X Ulf Hahne und Michael Kopatz: Wirtschaftsförderung 4.0 – auch zur Gründung Solidarischer Landwirtschaften. ein Thema für ländliche Regionen. In: Der kritische Agrarbericht 2018, S. 190–194. mona.knorr@gemeinschaftsgetragen.de X Stefan Gothe: Die Region als Wertschöpfungsraum. Über die www.monaknorr.de neue Rolle der Verbraucherinnen und Verbraucher bei der re- www.gemeinschaftsgetragen.de © Simone Naumann 200
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