ES GEHT WIEDER LOS! SPIELPLANÜBERSICHT VON SEPTEMBER BIS DEZEMBER 2020 - Saarländisches ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
INHALT Gedanken zur neuen Spielzeit von 6 Christine Streichert-Clivot 8 Bodo Busse 12 Prof. Dr. Matthias Almstedt 4 Spielplanübersicht September bis Dezember 2020 15 Musiktheater 20 Ballett 23 Schauspiel | sparte4 | Junges Staatstheater 33 Karten, Service, Sicherheit 40 Impressum 2020 2021 1
WIR SIND WIEDER DA – MIT ALLEN SPIELSTÄTTEN! Am 6. September 2020 hebt sich im Großen Haus der Vorhang für Verdis »Il Trovatore«. Am 5. September 2020 eröffnen wir mit »Nora_Spielen!« Zu »Die Politiker« von Wolfram Lotz lädt die sparte4 am die Saison in der Alten Feuerwache. 18. September 2020 ein. 2
DA WAR DIE WELT NOCH IN ORDNUNG: Dieses Foto entstand am 13. Februar 2020. Corona schien noch in weiter Ferne – und keiner hätte gedacht, dass wir jemals die Saison vorzeitig beenden und zukünftig auf Sicherheitsabstand achten müssen. Dieses Bild sollte eigentlich in unserem großen neuen Spielzeitheft 2020/2021 veröffentlicht werden – doch das Virus stellte alle Planungen auf den Kopf ... Da sich derzeit Prozesse ständig verändern, hat sich das Team des Staatstheaters entschieden, die Veröffentlichung des gewohnten Spielzeitheftes zu verschieben und für die Spielplanpräsentation im Juni erst einmal eine Übersicht bis Ende des Kalenderjahres herauszugeben. Damit wollen wir dem Publikum den mit Abstand verlässlichsten Überblick geben. Und das Spielzeitmotto »Nachbarn« behalten wir bei: Denn in Zeiten von Corona ist gute Nachbarschaft wichtiger denn je. Hintere Reihe: Sébastien Rouland, Generalmusikdirektor | Thorsten Köhler, Leitung sparte4 | Bettina Bruinier, Schauspieldirektorin | Horst Busch, Chefdramaturg | Stijn Celis, Ballettdirektor Vordere Reihe: Bodo Busse, Generalintendant | Christine Streichert-Clivot, Ministerin für Bildung und Kultur des Saarlandes | Prof. Dr. Matthias Almstedt, Kaufmännischer Direktor (von links nach rechts) 3
PREMIEREN UND WIEDERAUFNAHMEN BIS DEZEMBER 2020 Datum Ort Seite Samstag NORA_SPIELEN! 5.9.2020 Schauspiel von Henrik Ibsen Alte Feuerwache 27 19:30 PREMIERE Sonntag IL TROVATORE DER TROUBADOUR 6.9.2020 Oper von Giuseppe Verdi Großes Haus 16 18:00 PREMIERE Samstag GLÜCK. EIN ABEND MIT SIEBEN GEWINNERN 12.9.2020 UND DEN BESTEN MOMENTEN IN ZEITLUPE Großes Haus 27 19:30 Eine revueartige Glücksjagd | URAUFFÜHRUNG Freitag DIE POLITIKER 18.9.2020 Sprechtext von Wolfram Lotz sparte4 28 20:00 PREMIERE Samstag TRÜFFEL TRÜFFEL TRÜFFEL 19.9.2020 Lustspiel von Eugène Labiche Alte Feuerwache 28 19:30 PREMIERE Donnerstag WEH DEM, DER AUS DER REIHE TANZT. SULZBACH 24.9.2020 Schauspiel nach dem Roman von Ludwig Harig | Saarland-Saga zweiter Teil Alte Feuerwache 29 19:30 WIEDERAUFNAHME Freitag GESPRÄCH MIT EINER STRIPPERIN 2.10.2020 Schauspiel von Jakob Nolte sparte4 29 20:00 URAUFFÜHRUNG Samstag SOUND & VISION 3.10.2020 Ballett von Stijn Celis Großes Haus 22 18:00 URAUFFÜHRUNG 4
Datum Ort Seite Samstag BOUCHES LES ROUGES EINE NATIONALOPER 17.10.2020 Musiktheater von Marius Schötz Alte Feuerwache 16 19:30 URAUFFÜHRUNG Samstag HAIR 24.10.2020 The American Tribal Love-Rock Musical Großes Haus 17 19:30 PREMIERE Freitag EINE KURZE CHRONIK DES KÜNFTIGEN CHINA 6.11.2020 Schauspiel von Pat To Yan Alte Feuerwache 30 19:30 EUROPÄISCHE ERSTAUFFÜHRUNG Sonntag DONKEY, DER SCHOTTE UND DAS PFERD, DAS SICH ROSI 6+ 8.11.2020 NANNTE Familienstück von Ariane von Graffenried und Großes Haus 30 17:00 Martin Bieri frei nach Cervantes | DEUTSCHE ERSTAUFFÜHRUNG Freitag AMADEUS 13.11.2020 Schauspiel von Peter Shaffer Großes Haus 31 19:30 WIEDERAUFNAHME FESTIVAL PRIMEURS Alte Feuerwache/ 18.11. – Festival für frankophone Gegenwartsdramatik Le Carreau, 32 21.11.2020 Festival d’écriture dramatique contemporaine de la Francophonie Forbach Samstag IM WEISSEN RÖSSL 5.12.2020 Singspiel von Ralph Benatzky Großes Haus 17 19:30 PREMIERE Sonntag WINTERREISE 13.12.2020 Ballett von Stijn Celis Alte Feuerwache 22 18:00 URAUFFÜHRUNG Weitere Vorstellungstermine: www.staatstheater.saarland 5
Liebe Theaterfreund*innen, Kunst und Kultur sind existentielle Bestandteile unseres gesellschaftlichen Lebens. Besonders in Zeiten von Krisen und physischer Distanz sind sie unverzichtbar – sie sind der Kitt unserer Gesellschaft. Wo ein Virus uns zwingt, Ab- stand zu nehmen, lassen Kunst und Kultur uns zusammen- rücken. Ein Theater kann die Welt immer neu erfinden. Wir alle haben erlebt, wie es ist, auf Abstand zu bleiben und auf eigentlich alltägliche Dinge zu verzichten, um uns und unsere Mitmenschen zu schützen. Plötzlich kommt ein Virus über alle Grenzen hinweg und verändert unser Leben von Grund auf – auch unser kulturelles. Wir müssen uns an diese Ausnahmesituation anpassen und neue Regeln beachten, vieles wird urplötzlich in Frage gestellt. Das fällt nicht immer leicht. Kunst und Kultur aktiv zu er- leben, war für uns in die Ferne gerückt, Theater, Museen und Opern mussten schließen, die Spielzeit am Saarlän- dischen Staatstheater ist schließlich vorzeitig beendet worden. Gleichzeitig haben wir erlebt, dass wir Kultur auch über digitale Wege erleben können. Dazu hat insbesondere auch das Team des Saarländischen Staatstheaters beige- tragen und uns online viele neue Einblicke in die Theater- welt ermöglicht. Das war großartig. Denn den Blick über Beschränkungen hinaus zu richten, neue Möglichkeiten und Chancen zu entdecken, ist gerade in einer Krisenzeit wichtig. 6
Kunst und Kultur auch weiterhin einem theaterhungrigen Ich bin mir sicher: An die vergangenen wie auch die Publikum zugänglich zu machen, neue Plattformen zu kommenden Monate werden wir uns lange erinnern. schaffen, auf denen sich Zuschauer*innen und Theater- Dazu gehören auch die Erfahrung der Solidarität unterei- schaffende austauschen können und darüber hinaus auch nander und das gute Gefühl, gemeinsam große Heraus- Menschen anzusprechen, die sich bisher eher wenig für forderungen bewältigt zu haben. Alle Beschäftigten im Theater interessiert haben – das ist ein großer Verdienst. Theater, ob vor oder hinter dem Vorhang, alle Freund*in- Dafür bin ich dem Saarländischen Staatstheater sehr nen des Theaters haben und werden dazu beitragen, dankbar. diese Ausnahmezeit für das Theater zu überwinden. Dafür danke ich Ihnen herzlich! Ein besonderer Dank für die Dennoch ist es für uns alle natürlich ein nicht zu ersetzen- gute Zusammenarbeit gebührt auch Generalintendant des Erlebnis, selbst ins Theater zu gehen, eine Aufführung Bodo Busse und Prof. Dr. Matthias Almstedt als Kaufmän- live mitzuerleben und uns darüber vor Ort mit anderen nischem Direktor. Das ist eine gute Basis, um gemeinsam Theaterfreund*innen auszutauschen. Die Atmosphäre nach vorne zu schauen und Neues zu wagen. des Theatersaals zu spüren und den Moment zu erleben, in dem sich der Vorhang öffnet – das ist ein besonderer Genuss. Wir haben uns lange danach gesehnt, in die Ge- sichter der Darsteller*innen blicken zu können und ihnen mit unserem Beifall zu danken, wenn der Vorhang gefallen Ihre ist. Jetzt ist es endlich wieder an der Zeit, dass wir Theater in seiner ganzen Vielfalt sehen, hören und spüren können. Christine Streichert-Clivot Auf die bevorstehende Spielzeit freue ich mich deshalb Ministerin für Bildung und Kultur des Saarlandes sehr. 7
»TROTZ ABSTAND: WIR KOMMEN IHNEN GANZ NAH!« ERLEBEN SIE IHR SAARLÄNDISCHES STAATSTHEATER VON SEPTEMBER BIS DEZEMBER NEU Von Bodo Busse, Generalintendant Schon vor wenigen Jahren hat der deutsche Soziologe Heinz Bude festgestellt, dass, wer unsere heutige Ge- sellschaft verstehen wolle, die »Gesellschaft der Angst« in den Blick nehmen müsse. Ängste dienen deshalb als irrationale Grundlagen für politische Diskurse vor allem der extremen oder populistischen Lager, weil Ängste uns alle angehen und jeder für sich aus seinem persönlichen Erfahrungsraum Angst anders bestimmt. Angst kennt dabei ebenso wenig soziale Grenzen wie das neuartige Corona-Virus, das seit Beginn des Jahres 2020 überall in der Welt zum Inbegriff einer Weltgesellschaft in Angst geworden ist. Covid-19 hat die globale Angst noch diffe- renziert. Durch das Virus zeigt die Angst viele Gesichter. Oder: hinter der existentiellen Angst vor Infektion und Krankheit tauchen soziale, finanzielle, ökonomische, kultu- relle, geopolitische, religiöse und ökologische Ängste auf. KÖRPERLICHE DISTANZ HAT NICHTS MIT SOZIALER DISTANZ ZU TUN Und keine Angst ist unbegründet oder ließe sich zerstreu- en. Die von den Gesundheitsbehörden und Fachkollegien empfohlenen Hygienemaßnahmen haben außerdem eine ganze neue Angst-Dimension eingeführt: die Angst vor dem Anderen, dem unmittelbaren Gegenüber, der als potentieller Überträger einer Infektion nur in »sozialer Distanz« ungefährlich ist. Heinz Bude sieht die gesell- schaftspolitische Dimension der Angst schon vor der Covid-19-Pandemie: »Die Gesellschaftsmitglieder verstän- digen sich in Begriffen der Angst über den Zustand des Zusammenlebens: Wer weiterkommt und wer zurück- bleibt; wo es bricht und wo sich schwarze Löcher auftun; 8
was unweigerlich vergeht und was vielleicht doch noch MIT NEUEN FORMEN MITTEN INS HERZ bleibt. In Begriffen der Angst fühlt sich die Gesellschaft selbst den Puls.« Trotz großer Einschränkungen, die durch die notwendigen Distanz- und Hygienemaßnahmen bestehen, also durch Doch ein sinnvolles Zusammenleben in sozialer Distanz ist kleinere Besetzungen der Ensembles und des Saarlän- unmöglich, allein diese Begriffsprägung ist in sich wider- dischen Staatsorchesters sowie angepasste Spielweisen, sprüchlich und absurd. Wer sich sozial verhält, befindet können im Theater viele neue Formen der Repräsentation sich nicht in Distanz. Gerade in Angstzeiten ist Nähe nö- und des Austausches erprobt werden, denn das Theater tig, Zuwendung, solidarisches Miteinander und vielleicht ist immer ein Laboratorium für neue, kreative Ideen. sogar Trost. Auch Kunst und Kultur leben von zwischen- Ob wir nun Verdis packende, surreal-phantastische Oper menschlicher Nähe, Kontakt, vom gemeinschaftlichen »Il Trovatore« in einer bildgewaltigen Inszenierung des Erlebnis, von Berührung und Berührt-Werden. Körperliche jungen japanischen Regisseurs Tomo Sugao und in einer Distanz ist sicherlich wichtig, um das Infektionsgeschehen Fassung für Kammerorchester erleben, uns gemeinsam einzudämmen, aber das hat eigentlich nichts mit sozialer mit unserer Schauspieldirektorin Bettina Bruinier und ei- Distanz zu tun. nem spartenübergreifenden Ensemble auf die Suche nach dem Glück begeben oder uns das Staatsballett in einer Erleben Sie nun Ihr Saarländisches Staatstheater in den von Stijn Celis neu choreographierten großen Liebeser- Monaten September bis Dezember, also in der ersten klärung an die Musik mit purer Bewegung verzaubert: Hälfte der Spielzeit 2020/2021, zunächst einmal ganz neu Wir suchen in vielen neuen theatralischen Formen, auch als ein besonderes Theater zugleich der Nähe und der in Zeiten von Corona, Ihre Nähe und wollen Sie mitten ins Distanz. Wir erschaffen für Sie Räume sozialer Begegnung Herz treffen. trotz strenger Distanzregeln im Zuschauerbereich, auf der Bühne und im Orchestergraben. Auch wenn wir für Alle Produktionen haben wir neu für Sie für eine beson- eine gewisse Zeit einem Sicherheitskonzept folgen müs- dere Zeit erfunden oder entsprechend modifiziert. Auch sen, um Sie und alle Beschäftigten des Saarländischen die Wiederaufnahme der Erfolgsproduktion »Amadeus« Staatstheaters zu schützen, wollen wir ein Echo-Raum wird aufgrund der nötigen körperlichen Distanz ganz für Fragen, Ängste und Hoffnungen sein – aber natürlich neue Einblicke in das Seelenleben von Mozart und Salieri auch für unvergessliche Glückserfahrungen wie Liebe und bringen. Die Feuerwache und die sparte4 werden Sie Leidenschaft. Auch in Krisenzeiten ist sich das Theater mit neuen theatralischen Lösungen und Raumerlebnis- seiner Verantwortung für einen offen humanen Diskurs sen begeistern. Auch wenn wir vorerst bis 31. Dezember bewusst. 2020 in allen Spielstätten eine geringere Platzkapazität als sonst anbieten können, werden wir Sie sicherlich mit 9
dem Musical »Hair« oder mit der urkomischen Operette Richard Wagners »Die Walküre« den geplanten »Ring »Im weißen Rössl« von Ralph Benatzky in der grandios des Nibelungen« zu schmieden beginnen, aufgrund der frechen, kleinen Fassung der Berliner »Bar jeder Vernunft« notwendigen Spielplanänderungen aber mit dem »1. Tag« von den Sitzen reißen. der Tetralogie, ohne jedoch die Gesamtkonzeption des Zyklus’ zu zerstören. Im Gegenteil: Durch die Verschie- Alle Produktionen, die wir in dieser ersten Spielzeitbro- bung um eine Spielzeit wird »Das Rheingold« als Urstoff schüre der Spielzeit 2020/2021 vorstellen, folgen auf der der ganzen mehrteiligen Geschichte eine ganz besonde- Bühne und im Zuschauerraum der dynamischen Entwick- re, immer wiederkehrende Bedeutung gewinnen. Auch lung aller Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen gegen eine grandiose Neuvertonung des »Macbeth« von William die Ausbreitung des neuartigen Corona-Virus. Aber auch Shakespeare ist in der Planung für Februar 2021: Wir deren Lockerungen! Sollten sich bis Ende Dezember die konnten uns die Rechte für die deutsche Erstaufführung behördlichen Sicherheitsauflagen ändern, werden wir der Oper »Macbeth Underworld« des zeitgenössischen schnell darauf reagieren, indem wir sowohl die Platzkapa- französischen Komponisten Pascal Dusapin sichern. Diese zität wieder erweitern als auch die Besetzungsgrößen aller und andere Spielplanhöhepunkte aller Sparten werden laufenden Produktionen neu bewerten. So können wir wir Ihnen in einem zweiten Spielzeitheft mit den schönen planerisch flexibel auf die Pandemie reagieren, also jeder- Fotos unserer Ensembles und ihren Nachbarn ankündi- zeit vom kreativ offenen »Corona-Modus« auf den Ihnen gen, welches voraussichtlich im Herbst 2020 erscheinen bisher vertrauten Theaterbetrieb mit voller Platzkapazität wird. in allen Spielstätten und den üblichen Besetzungsgrößen umstellen – oder, sollte es notwendig sein, auch umge- Egal ob Theater im »Corona-Modus« bis 31. Dezember kehrt bzw. für eine bestimmte Zeit im »Corona-Modus« 2020, im normalen Bühnenbetrieb ab 1. Januar 2021 – bleiben. oder mit einem verlängerten »Corona-Modus« in der zweiten Spielzeithälfte, wofür wir schon genug spannende PROGRAMM AB JANUAR ERSCHEINT IM HERBST Spielplan-Alternativen entwickelt haben: Das Saarländi- sche Staatstheater wird Ihnen in unsicheren und wech- Doch wir sind voller Optimismus. Für die zweite Spielzeit- selhaften Zeiten ein vielfältiges, künstlerisch verlässliches hälfte ab 1. Januar 2021 bis Ende der Spielzeit 2020/2021 und attraktives Theaterangebot aller Sparten anbieten. haben wir vorerst geplant, in den Normalbetrieb des Auch unser Generalmusikdirektor Sébastien Rouland hat Saarländischen Staatstheaters zu wechseln. Mit der mit seinem Team für das Saarländische Staatsorchester vollen Platzkapazität, Ihren Abonnements und dem Ihnen spannende Konzertprogramme in unterschiedlichen, vertrauten Kartenangebot haben wir einige Höhepunk- alternativen Besetzungsstärken für die verschiedenen te vorbereitet. Endlich können wir mit der Premiere von möglichen Szenarien erarbeitet. Freuen Sie sich neben 10
beliebten Werken der Romantik und der klassischen Mo- Gewerken und Abteilungsleitern, dem Betriebsbüro, derne auch auf Meisterwerke des Barocks und der Klassik. der Dramaturgie, der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Mit Sébastien Rouland haben wir für dieses Repertoire den Ensembles und künstlerischen Kollektiven, dem einen international gefragten Spezialisten, der sich mit Betriebsrat, dem Aufsichtsrat der Staatstheater GmbH, der »historisch informierten Aufführungspraxis« bestens den Medien, allen Partnern und Sponsoren sowie der auskennt. Saarländischen Ministerin für Bildung und Kultur, Frau Christine Streichert-Clivot: gemeinsam sind wir voller Auch wenn Aerosole momentan das Maß aller Dinge Geduld, Verständnis, Solidarität und mit vielen kreativen bestimmen und wir von behördlichen sowie versiche- Ideen durch diese schwierige Zeit gegangen. Gemeinsam rungsrechtlichen Auflagen geleitet sind: Wir brauchen haben wir richtige Entscheidungen für das Saarländische wieder frische Luft zum Atmen. Das Corona-Virus hat uns Staatstheater getroffen. Ohne Sie alle wäre auch dieses für einige Monate den Atem genommen. Schnuppern Sie Programm nicht zustande gekommen! also gelassen, voller Zuversicht, optimistisch und vor allem Mein Dank gilt auch Ihnen, liebes Publikum. Sie haben ohne Angst wieder Theaterluft an Ihrem Saarländischen uns voller Geduld und Verständnis auf diesem schwie- Staatstheater. rigen Weg bisher begleitet. Bitte halten Sie uns auch in Vielleicht ist ja auch ein Gedanke Theodor W. Adornos zu wechselvollen Zeiten die Treue! »den übertäubenden Wogen des Wagner’schen Orches- Und bleiben Sie gesund! ters« jenseits von Rausch und trügerischer Illusion das Gebot der Stunde in diesen Tagen der alles betäubenden Angst, vielleicht sollten wir in unserer Liebe zur Theater- kunst und zur Musik dem Mut des mythischen Sängers Orpheus folgen: »Indem es die Angst des hilflosen Menschen ausspricht, könnte es den Hilflosen, wie immer schwach und verstellt, Hilfe bedeuten, und aufs Neue ver- sprechen, was der uralte Einspruch der Musik versprach: Ohne Angst Leben.« GEMEINSAM DURCH DIESE SCHWIERIGE ZEIT Mein ganz persönlicher Dank gilt an dieser Stelle allen Mitarbeiter*innen des Saarländischen Staatstheaters, den künstlerischen und technischen Vorständen, allen 11
»WIR BRENNEN FÜR THEATER!« DAS BESTE REZEPT IN UNSICHEREN ZEITEN IST FLEXIBILITÄT Von Prof. Dr. Matthias Almstedt, Kaufmännischer Direktor Als Kaufmännischer Direktor des Saarländischen Staats- theaters beschäftigt man sich in der Regel mit nüchternen Zahlen, detaillierten Analysen, verlässlichen Einschätzun- gen und der spannenden Herausforderung, hohe künst- lerische Qualität und Wirtschaftlichkeit miteinander zu vereinen. Nie hätte ich jemals mit einem Virus gerechnet, wenn überhaupt, dann mit einem Computervirus ... Das Corona-Virus macht nun genaues Kalkulieren unglaublich kompliziert und so gut wie unmöglich. Es hat die Planun- gen der Spielzeit 2019/2020 völlig auf den Kopf gestellt und wird auch noch die kommende Spielzeit 2020/2021 mitbestimmen. Doch die Lust auf Fantasie und Kreativität bleibt bei uns ungebrochen. Wir brennen für Theater, unsere Künstler*innen sprühen vor Ideen; in einer Krise, in einer herausfordernden Situation ist die Kreativität glücklicher- weise besonders hoch. Unser Publikum kann sich also auf die kommende Spielzeit 2020/2021 freuen und auf uns vertrauen! Die Spielzeit wird – zumindest anfangs – besonders speziell, wir alle werden anderes Theater kennenlernen, als wir gewohnt sind, es wird neue span- nende Corona-angepasste Formate geben. Wir werden außergewöhnliches Theater erleben, das die Krise als Chance nutzt. Der römische Dichter Horaz prägte den Satz: »Schwierigkeiten bringen Talente ans Licht, die bei günstigeren Bedingungen schlummern würden.« In diesem Sinne machen wir Theater. Unsere Planungen sind sehr komplex, um den bestmöglichen Gesundheitsschutz für unsere Zuschauer*innen und natürlich auch für unsere rund 450 Beschäftigten zu gewährleisten. 12
EIN SPIELPLAN FÜR ALLE EVENTUALITÄTEN und die Verdi-Oper »Il Trovatore«. Neben dem Lustspiel »Trüffel, Trüffel, Trüffel« macht sich Schauspieldirektorin Eines scheint für uns klar: Das beste Rezept in unsicheren Bettina Bruinier auf die Suche nach dem »Glück«. Im Zeiten ist Flexibilität! Deswegen haben wir einen ganz Ballett werden uns Ballettdirektor Stijn Celis und seine besonderen Spielplan entwickelt, der die verschiedenen Tänzer*innen auf eine musikalische Reise mit elektrisieren- Szenarien A, B und C vorsieht. Wir sind also für alle den Solo-Darbietungen mitnehmen. Eventualitäten gerüstet, zumal wir zwischen den einzelnen MUSIKTHEATER Szenarien flexibel hin- und herwechseln können. VORVERKAUF BEGINNT IM AUGUST • A bedeutet einen normalen Theaterbetrieb in allen Um die Planungssicherheit bei einer eingeschränkten Sitz- Kunstsparten mit Ausnutzung der vollen Platzkapazität platzkapazität zu gewährleisten, mussten wir uns schweren unserer Spielstätten. Herzens dazu entschließen, die Abonnements bis Ende • B steht für einen beschränkten Bühnenbetrieb mit redu- Dezember 2020 auszusetzen. Deshalb haben wir uns für zierten Besetzungen auf der Bühne und im Orchester- unsere Abonnent*innen etwas ganz Besonderes einfallen graben sowie mit einer sehr beschränkten Platzkapazität lassen: Sie bekommen ab dem 18. August 2020 (eine in den Zuschauersälen nach den Auflagen der gelten- Woche früher als das reguläre Publikum) die Möglichkeit, den Schutzkonzepte. sich ihre Karten zu Abo-Konditionen zu sichern. • Im »Worst Case« haben wir noch Plan C, den improvi- sierten Spielbetrieb. Der Kartenverkauf für alle Theaterfans beginnt dann ab dem 24. August 2020. Einige Sitzreihen im Großen Haus Wir haben uns im Moment für Plan B entschieden – auf werden wir wohl ausbauen müssen, um die Sicherheits- dieser Grundlage basiert auch dieses Spielzeitheft, das abstände perfekt umzusetzen. Wir werden aber in allen wir bewusst erst bis einschließlich Dezember 2020 ausge- Spielstätten so planen, dass Paare oder Familien mög- richtet haben. Sollte sich die Corona-Situation so verbes- lichst zusammensitzen können. Um dies zu ermöglichen, sern, dass ein ganz normaler Betrieb (so wie wir ihn alle müssen wir jede Bestellung einzeln bearbeiten und leider kennen) wieder möglich ist, können wir beispielsweise im die Möglichkeit der direkten Saalplanbuchung in unserem Januar 2021 auf Plan A umsteigen. Im Extremfall müssen Webshop vorerst abstellen: Wir weisen die konkreten wir auf Plan C umschalten, den total improvisierten Spiel- Plätze zu. Selbstverständlich können Reservierungen auch betrieb, den wir dann immer kurzfristig ankündigen. weiterhin telefonisch oder persönlich in der Theaterkasse erfolgen. Mit Plan B können wir fast alles spielen, was wir uns für (Mehr dazu auf Seite 34) die Spielzeit vorgenommen haben: das Musical »Hair« 13
IN DER KRISE SIND WIR ENG ZUSAMMENGERÜCKT Einfach unvergleichlich und unglaublich unterstützend war die Reaktion unserer Zuschauer*innen. Ihr Zuspruch und In der Krise hat sich etwas gezeigt, das sich nicht berech- Ihre Geduld haben uns beflügelt und Mut gemacht! In nen lässt und mich mit großer Dankbarkeit erfüllt: Wir sind zahlreichen E-Mails und Telefongesprächen haben Sie uns alle noch enger zusammengerückt – die Theaterleitung, Ihre Solidarität bekundet, viele von Ihnen auch eine hohe die Sparten- und Abteilungsleiter*innen, der Betriebsrat Spendenbereitschaft gezeigt. Dafür möchte ich mich im und die Beschäftigten! Die anfängliche Ohnmacht ist Namen von uns allen im Theater herzlich bedanken! ziemlich schnell großer Energie, Motivation und kreativer Schaffenskraft gewichen. Gemeinsam sind wir stark, wir werden eine unvergessliche Theater-Saison erleben! Wir freuen uns, Sie bald wieder- Hinter den Kulissen wurde eifrig geplant, es wurden zusehen! Bleiben Sie gesund! unzählige Gespräche geführt, es wurde beratschlagt, ständig wurden aktuelle Informationen zu Hygiene- und Sicherheitsstandards eingeholt. Es gab offene Gespräche mit allen Beteiligten, wie wir mit dieser Situation am besten umgehen und unser Haus auch künftig trotz Co- rona-Krise künstlerisch und wirtschaftlich auf Kurs halten. Die saarländische Bildungs- und Kulturministerin Christine Streichert-Clivot und ihr Ministerium wie auch alle Be- teiligten aus dem Ministerium für Finanzen und Europa haben sich in der Krise als faire und zuverlässige Partner erwiesen. Das hat uns motiviert und gestärkt! Herzlichen Dank dafür! 14
MUSIKTHEATER 15
Musiktheater IL TROVATORE DER TROUBADOUR Oper von Giuseppe Verdi in einer Fassung für Kammerorchester | Dichtung von Salvatore Cammarano und Leone Emanuele Bardare | In italienischer Sprache mit deutschen und französischen Übertiteln Premiere: Sonntag, 6. September 2020, 18:00 Uhr, Großes Haus Auch wenn wir uns pandemiebedingt aus der chorischen Opulenz der wahrlich verzwickten Handlung des »Il Trovatore« auf das Innenleben der Figuren, den Bruderzwist im Politischen wie im Persönlichen zwischen Graf Luna und dem Troubadour Manrico, zurückziehen, wird dies nicht minder spannend. Die Zigeunerin Azucena, welche um ein dunkles Geheimnis der Herkunft der Brüder weiß, führt uns durch die seelischen Kammern aller Figuren und enthüllt letztlich eine grauenvolle Wahrheit. Verdis Kaleidoskop suggestiver Bilder voll hinreißender Musik und vokaler Brillanz garantiert Gänsehautmomente. Musikalische Leitung Sébastien Rouland | Inszenierung Tomo Sugao | Bühnenbild Julius Theodor Semmelmann | Kostüme Carola Volles | Dramaturgie Renate Liedtke BOUCHES LES ROUGES EINE NATIONALOPER z te4 u Ga r spa st Musiktheater von Marius Schötz Uraufführung: Samstag 17. Oktober 2020, 19:30 Uhr, Alte Feuerwache In der Opernentwicklung »bouches les rouges« versuchen die Beteiligten der Produktion nach einer neuen Form von Gruppe zu suchen, die sich gegen die Erfüllungsideologie der konservativen Musiktheaterproduktion stellt. Dazu ste- hen die Beteiligten selbst und deren Spaß im Zentrum. Aus Gesprächen werden Songs und Arien erstellt, die Kompo- sitionen dienen den Texten und werden in Kooperation mit den Sänger*innen entwickelt. Alle Beteiligten werden auf ihre Wünsche befragt und dort, wo sich die Wünsche widersprechen, entsteht unsere Kommunikation, wie eine innere Erfahrung, ein großes Fest. Vor dem Studium der Regie an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« studierte Marius Schötz Komposition und Gesang in Frankfurt am Main und Stuttgart. Die Studio-Oper »bouches les rouges – eine Nationaloper« entsteht als Auftragsarbeit für die sparte4 des Saarländischen Staatstheaters. Inszenierung und Komposition Marius Schötz | Bühnenbild Robin Metzer | Kostüme Florian Kiehl | Dramaturgie Frederike Krüger 16
Musiktheater HAIR The American Tribal Love-Rock Musical | Buch und Texte von Gerome Ragni und James Rado | Musik von Galt MacDermot | Deutsche Dialoge von Nico Rabenald | In deutscher und englischer Sprache Premiere: Samstag, 24. Oktober 2020, 19:30 Uhr, Großes Haus »Hair« hatte mit seiner Uraufführung 1967 das Theaterleben am Broadway gehörig aufgemischt und ist auch in Zeiten von Corona aktueller denn je: Peace! Love! Freedom! »Hair« drückte der Pop-Kultur seinen Stempel auf. Es ging um freie Liebe, Rauschgiftkonsum und Kriegsdienstverweigerung, um Menschen, die ihre Meinung sagen und sich für Frieden und Toleranz einsetzen. In rasend schnell wechselnden episodenhaften Szenen – von einer Handlung kann man kaum reden – feiert diese bunte Revue ihren Protest gegen das Establishment, und die langen Haare der Hippies oder »Freaks« wie sie sich nennen, sind das Zeichen ihrer Abgrenzung. Musikalische Leitung Achim Schneider | Inszenierung Maximilian von Mayenburg | Choreographie Eleonora Talamini | Bühnenbild Tanja Hofmann | Kostüme Ralph Zeger | Dramaturgie Renate Liedtke IM WEISSEN RÖSSL Singspiel in drei Akten (frei nach dem Lustspiel von Oskar Blumenthal und Gustav Kadelburg) | Buch von Hans Müller und Erik Charell | Musik von Ralph Benatzky | Gesangstexte von Robert Gilbert | In der Fassung der »Bar jeder Vernunft« Premiere: Samstag, 5. Dezember 2020, 19:30 Uhr, Großes Haus »Im Salzkammergut, da ka’mer gut lustig sein!« Was braucht man dieser Tage mehr als ein bisschen Heiterkeit? Das denken sich auch die Gäste aus dem hohen Norden, wenn sie von der alpinen Idylle am Wolfgangsee träumen. Aber oh weh! Das Reisen? Damals wie leider auch heute: schwierig! Zusammen singen, tanzen, lieben und necken? Na aber nur mit entsprechendem Abstand. Gott sei Dank bleibt da immer noch die Musik, die über alle Probleme und Sorgen hinwegtrösten kann. Jedes Stück ein Treffer, Ohrwürmer sind garantiert. Und wenn es dieses Jahr schon nicht ins Salzkammergut geht, so kommt das Salzkammergut eben zu uns. Mit all seinem Charme, seinem bissigen Humor, der Sehnsucht und der Hoffnung, dass am Ende doch alles gut wird. Am Saarländischen Staatstheater wird Michael Schachermeier zum »Wiederholungstäter«: Er begeisterte das Publikum bereits mit seinen fantasiereichen und humorvollen Inszenierungen von »Die kleine Meerjungfrau« und »Amadeus«. Musikalische Leitung Stefan Neubert | Inszenierung Michael Schachermaier | Bühnenbild Karl Fehringer, Judith Leikauf | Kostüme Alexander Djurkov Hotter | Dramaturgie Frederike Krüger 17
»MUSIK IST DIE TIEFSTE ESSENZ DER MENSCHLICHEN SEELE« MUSIK BESITZT DIE KRAFT, DIE GEMEINSCHAFT ZU STÄRKEN Von Sébastien Rouland, Generalmusikdirektor Wir leben in einer Zeit, in der nichts mehr so scheint, wie es einmal war. Von einem Tag auf den anderen hat sich unsere Welt verändert – plötzlich ist alles anders. Doch genau das ist auch eine Chance, unseren Theaterbetrieb und das musikalische Repertoire neu zu betrachten. Theater und Musik sind immer auch ein Abbild des jewei- ligen gesellschaftlichen Zustands, gleichzeitig kann und soll die Musik dazu beitragen, die Gesellschaft zu fördern und zu fordern, in dem man auf vieles, was war, mit einem anderen Blick schaut. Der Schock des globalen Ausnahmezustands hat uns einmal mehr vor Augen geführt, dass die Kunst und insbesondere die Musik fundamental wichtige und treue Begleiterinnen sind. In diesen Zeiten, in denen sowohl Einsamkeit als auch Furcht und Trauer unter Umständen überwiegen können, durften wir neuerlich erleben, wie machtvoll die Musik ist, wie sie Trost und Zuversicht spen- den kann, wie sie Freude, Hoffnung und Verbundenheit ausdrückt. Die Musik ist weit mehr als ein zu stillendes Grundbedürfnis, für mich ist sie die tiefste Essenz der menschlichen Seele. TROTZ DISTANZ: MUSIK VERBINDET Es ist mir ein besonderes Anliegen, dass Sie in diesen Zei- ten des Verzichts und der Einschränkung zum Wohle der Gemeinschaft weiterhin Theater erleben, das verzaubert und berührt. Ich wünsche mir, dass unser Theater für Sie ein Ort ist, an dem Sie – zumindest für den Moment – den Sorgen und Ängsten des Alltags leichter begegnen kön- nen. Wir tun alles in unserer Macht Stehende, damit Sie 18
KONZERTHIGHLIGHTS BIS DEZEMBER 2020 1. SINFONIEKONZERT und alle beteiligten Künstlerinnen und Künstler unseres 25. und 26. Oktober 2020, Congresshalle Hauses sich sicher und gut aufgehoben fühlen können. Sébastien Rouland (Dirigent), Beatrice Berrut (Klavier) Und so freue ich mich sehr, dass Generalintendant Bodo Georg Friedrich Händel Busse und ich uns letztlich entschieden haben, zur Er- »Wassermusik«, 2. Suite D-Dur und 3. Suite G-Dur öffnungspremiere an Verdis »Il Trovatore« festzuhalten. Wolfgang Amadeus Mozart Nun sind wir als Kunstschaffende dazu angehalten, das Klavierkonzert A-Dur KV 488 Werk mit gänzlich anderen Augen und vor allem Ohren Leoš Janáček Idyll für Streichorchester neu zu betrachten. Sie dürfen sich auf eine »Saarbrücker Fassung« dieses Repertoire-Klassikers freuen, in der wir die musikalische Essenz des Werks auf eine kammermusi- 2. SINFONIEKONZERT kalische Fassung komprimieren. 22. und 23. November 2020, Congresshalle Sébastien Rouland (Dirigent), Ich bin fest davon überzeugt, dass Musik die Kraft besitzt, Wolfgang Mertes, Timothy Braun (Violine) unsere Gemeinschaft zu stärken und unsere Kräfte zu Benjamin Britten Simple Symphony op. 4; bündeln, um mit neuem Mut und neuer Perspektive aus Les illuminations op. 18 dieser Zeit hervorzugehen. Durch die Musik können wir Antonio Vivaldi »Die vier Jahreszeiten« op. 8: uns auch in den Momenten größter Distanz miteinander »Der Frühling«; »Der Sommer« verbunden fühlen. Die größte Motivation für uns Künstle- Astor Piazzolla »Las Estaciones Porteñas« (»Die vier rinnen und Künstler ist es, bald wieder vor Ihnen, unserem Jahreszeiten«): »Der Frühling«; »Der Sommer« Publikum, spielen zu dürfen. Ich freue mich darauf, Ihnen die Früchte unserer kreativen und ideenreichen Arbeit präsentieren zu dürfen und Ihnen einmal mehr zu bewei- 3. SINFONIEKONZERT sen, wie vielfältig und abwechslungsreich unser musikali- 20. und 21. Dezember 2020, Congresshalle scher Schatz – in Saarbrücken und der Welt – ist. Maxime Pascal (Dirigent), Christian Schmitt (Orgel), Benjamin Jupé (Violoncello) À bientôt! Ralph Vaughan Williams Serenade in a-Moll Antonín Dvořák »Waldesruhe« op. 68 Nr. 5 (aus: »Aus dem Böhmerwalde« für Violoncello und Orchester) Francis Poulenc Konzert für Orgel, Streicher und DAS AUSFÜHRLICHE KONZERTPROGRAMM Pauke g-Moll VERÖFFENTLICHEN WIR ENDE JUNI. WWW.STAATSTHEATER.SAARLAND 19
BALLETT 20
»DIE EREIGNISSE DER LETZTEN WOCHEN HABEN MICH TIEF BERÜHRT« CHOREOGRAPHIEN, DIE DAS NEUE ZUSAMMENGEHÖRIGKEITSGEFÜHL REFLEKTIEREN Von Stijn Celis, Ballettdirektor Als Mitte März, nachdem wir gerade das dritte Tanzfes- tival Saar höchst erfolgreich durchgeführt hatten – mit unserer Premiere »Future World« –, schlagartig die Theater schließen mussten, konnte keiner ahnen, was die Schutzmaßnahmen gegen das Corona-Virus alles mit sich bringen würden. Die Tatsache, dass sich das Virus wie ein Buschfeuer über die Welt ausbreitete, machte deutlich, wie sehr wir im Theaterbereich – und überhaupt in der Wirtschaft, aber auch auf der persönlichen Ebene – mit- einander verbunden sind. Seitdem konnte ich erkennen, dass wir über ein gewaltiges Potential an Widerstandsfä- higkeit verfügen. Es hat mich tief berührt, die Fähigkeiten der Menschen mitzuerleben, gegen solch eine lebensge- fährdende Bedrohung wie das neue Virus anzugehen. Während des Shutdowns hatte ich Zeit, über die Bedeu- tung meines künstlerischen Tuns nachzudenken und wie wohl der Bühnentanz aussehen könnte unter der Auflage, Abstand zu anderen Menschen zu halten. Wie die meisten habe ich viele Filme und Serien geschaut, habe gelesen und Musik gehört, mich per Videoschaltung mit Freunden und Familienangehörigen unterhalten; ich habe aufwen- dig gekocht, gesungen, und ab und an schrieb ich mir etwas in mein Notizbuch: Ideen für ein neues Ballett unter den Einschränkungen der Pandemiebekämpfung. Und ich fühlte, dass die Menschen tatsächlich zusammenge- rückt waren und sich wohl doch mehr Gedanken um ihre Zukunft auf diesem Planeten machten. Die beiden Ballette, die ich im Herbst choreographieren künstlerische: über einen neuen Dialog mit unseren werde, sind ebenfalls eine Reflexion, natürlich eine Mitmenschen und unserer Umwelt. 21
Ballett SOUND & VISION Ballett von Stijn Celis Uraufführung: Samstag, 3. Oktober 2020, 18:00 Uhr, Großes Haus Unter den Auflagen zur Verhinderung einer weiteren Ausbreitung des Corona-Virus muss der Bühnentanz neue Wege gehen. In einer Zeit, in der Abstandhalten das Gebot der Stunde ist, kann Ballettdirektor Stijn Celis nicht anders, als diese Beschränkungen für seine Kunst zu berücksichtigen. Deshalb schaut seine neue Choreographie – zu unterschied- lichen Stücken der Pop- und Unterhaltungsmusik – auf Solo, Duett und kleine Formationen (ohne Körperkontakt) und beschäftigt sich mit den Empfindungen der Kompaniemitglieder während der Phase strenger Ausgangsbeschränkun- gen im März und April. Auf jeden Fall ein Stück, das die besonderen Umstände als Herausforderung und Anstoß für einen kreativen Umgang begreift. Choreographie Stijn Celis | Bühnenbild Sebastian Hannak | Kostüme Laura Theiss WINTERREISE Ballett von Stijn Celis | Mit Live-Musik: Sung Min Song (Tenor), Salomón Zulic del Canto (Bariton) Uraufführung: Sonntag, 13. Dezember 2020, 18:00 Uhr, Alte Feuerwache »Fremd bin ich eingezogen / Fremd zieh’ ich wieder aus.« So beginnt der vielleicht berühmteste Liederzyklus der Musikgeschichte, Franz Schuberts »Winterreise«. Es sind Worte eines Wanderers, der nirgendwo zu Hause ist, immer weiterzieht. Der Wanderer könnte auch ein Tänzer sein – viele Tänzer sind fern ihrer Heimat tätig, moderne Kunst- nomaden, meist auf dem Sprung nach einem besseren Engagement. Er könnte ebensogut ein Choreograph sein, dessen Los es ist, für einige Wochen mal hier, mal dort zu leben, um ein neues Werk zu kreieren. Ballettdirektor Stijn Celis hört den 24 Liedern von Schuberts Zyklus genau zu, um die feinen Stimmungen in Bewegung zu übertragen, um Wilhelm Müllers zu Herzen gehende Texte durch Gesten und Motionen in ihrer Wirkung zu bereichern. Es wird mit Sicherheit eine Reise, die alle zu sich selbst führt. Choreographie Stijn Celis | Bühnenbild Sebastian Hannak | Kostüme Markus Maas 22
SCHAUSPIEL SPARTE4 -81*(6 STAATSTHEATER 23
WAS FÜR EIN ABENTEUER: ENDLICH WIEDER THEATER! Chefdramaturg Horst Busch im Gespräch mit Bettina Bruinier (Schauspieldirektorin), Luca Pauer (Leiterin Junges Staatstheater) und Thorsten Köhler (Leiter sparte4) Auch dieses gemeinsame Foto von Schauspieldirektorin Bettina Bruinier, sparte4-Leiter Thorsten Köhler und Chefdramaturg Horst Busch auf dem roten Sofa entstand noch im Februar, vor der prekären Corona-Zeit. Um Ihnen, liebes Publikum, trotz der besonderen Umstän- Neustart zu markieren, haben wir teilweise Titel geändert de einen vielfältigen und abwechslungsreichen Spielplan und neue Projekte in den Spielplan aufgenommen. zu präsentieren, möchten wir Ihnen bis Dezember dieses Neben den zahlreichen Neuproduktionen, darunter Ur- Jahres im Schauspiel insgesamt zehn Produktionen zei- und Europäische Erstaufführungen, soll es aber auch ein gen. Doch wie erzählt man von menschlichen Begegnun- Wiedersehen mit Titeln der vergangenen Spielzeit geben, gen mit Sicherheitsabständen? Wie verändert sich der denn einige Inszenierungen wurden durch den Shutdown Text, die Gestik, die Mimik und die Körperlichkeit der nur kurz gespielt oder kamen erst gar nicht zur Premiere. Künstler? Wird es in der sogenannten »neuen Normalität« Uns allen steht eine Reise mit unbekanntem Ausgang be- auch ein neues Schauen, ein neues Zu-Hören geben? Wie vor! Was für ein Abenteuer! Was für eine Chance für neue werden Sie als Publikum jetzt Theater erleben? Um einen Erfahrungen und Erlebnisse! Endlich wieder Theater! 24
Voller Fragen und Ideen hat unsere Schauspieldirekto- Wo ende ich? Wo ziehen wir Grenzen? Wo grenzen wir rin Bettina Bruinier sich entschlossen, ein ganz neues uns ab? Von uns? Von Anderen? Und ist nicht ALLES, Projekt zu wagen. Unter dem wunderbaren Titel »Glück« was »Nicht-Ich« ist, schon Nachbarschaft? Wir grenzen erarbeitet sie einen besonderen, spartenübergreifenden an so viel. Unsere direkte Umgebung ist Einflussbereich, Theaterabend. Bettina, wo soll die Reise hingehen? wirkt sich aus, auf uns, unser Leben, unseren Weg. Und im Blickwinkel der Einflussnahme ist die gesellschaftliche Wir hatten bereits an »Der große Gatsby« geprobt, in Kaste des Politikers natürlich eine ungemein interessante, dem das Streben nach Glück ebenfalls Thema war, aber ebenso wie die der Stripperin oder die des Influencers unsere Version war mit den Abstandsregelungen, wie sie oder die des Opernsängers. Da wäre demnach Ich, und jetzt für die Theater vorliegen, nicht mehr realisierbar. Zu- dann wäre da das Nicht-Ich, also alles und jeder Andere, viel Berührung, Tanz und Schweiß. Wir mussten neu den- und beide Sphären bergen in sich die Chance, eine bes- ken. Auf unseren Schauspielsitzungen sprachen wir viel sere Welt zu schaffen. über die »gesamtgesellschaftliche Musterunterbrechung«, was sie bedeutet und was für Chancen sie birgt. Auf gute Nachbarschaft! Nachbarschaft vertieft sich, wo So entstand die Idee zu hinterfragen, was unser Leben wir miteinander sprechen, in Dialog treten, uns kennenler- aus- und lebenswert macht, was die Voraussetzungen nen. Wir freuen uns aufs Gespräch. für ein »glückliches Leben« sind, in welchen Zusammen- hängen wir den Begriff gebrauchen und wann wir uns als Luca Pauer ist nicht nur mit Thorsten Köhler für die »glücklich« bezeichnen. Hinzu kam, dass es mir wichtig Künstlerische Leitung der sparte4 verantwortlich, vorkam, unserem Publikum direkter und persönlicher sondern auch für das Programm Junges Staatstheater. zu begegnen, die reduzierte Platzzahl und exklusivere Unter den aktuellen Bedingungen den Kontakt zu Ju- Zuschauersituation zu nutzen, um einen gemeinsamen gendlichen und zu den Schulen des Saarlandes zu halten Abend voller »Glück« zu gestalten, und im Kreieren des und zu pflegen, ist wahrlich nicht leicht. Was ist dir und Abends zu zeigen, wie wir mit dem Publikum spielen und den Theaterpädagoginnen Johanna Knauf (Musiktheater denken können. Besonders freue ich mich, auch mit zwei und Konzert) und Anna Arnould-Chilloux (Schauspiel und Kollegen*innen aus dem Musiktheater arbeiten zu dürfen. Tanz) besonders wichtig? Thorsten, auch du und Luca, ihr habt euch für die Wir sehen unsere Hauptaufgabe darin, Theater ganz sparte4 ebenfalls viel vorgenommen. Zwei Uraufführun- nah an Menschen heran zu bringen und engen Kontakt gen und ein Stück mit dem Titel »Die Politiker«. Warum zu den Künstlern*innen und Kunstwerken herzustellen. gerade diese Stücke? Theater ist ein Ort der unterschiedlichen Sichtweisen, der »Alles-darf-sein-Mentalität« und vor allem ein Ort der Das bezaubernd vage Spielzeitmotto »Nachbarn« lädt emotionalen Berührung. In dieser besonderen Zeit des ja zunächst mal zur Definition ein: Wo beginnt die Nach- Abstandhaltens muss man nicht auf emotionale Berüh- barschaft? Und im Umkehrschluss muss man sich fragen: rung und Austausch verzichten. Völlig neue Möglichkeiten 25
Schauspiel FÜR KINDER UND JUGENDLICHE WORKSHOPS, WEBINARE UND VIELES MEHR Ihr Kontakt zum Jungen Staatstheater Telefon (06811) 3092-248 Luca Pauer Leitung Junges Staatstheater l.pauer@staatstheater.saarland Johanna Knauf Theaterpädagogin für Musiktheater und Konzert j.knauf@staatstheater.saarland Anna Arnould-Chilloux Theaterpädagogin für Schauspiel und Tanz a.arnould@staatstheater.saarland Theater jungen Menschen ganz nah bringen will Luca Pauer, die Leiterin des Jungen Staatstheaters. der künstlerischen Teilhabe entstehen. Sei es kreatives Schreiben, Webinare, Theater vor Ort, Videointerviews oder Workshops in großen Räumen, wir haben eine Men- ge Ideen, wie wir unseren Spielplan ganz nah an unsere Zuschauer*innen bringen wollen. Wenden Sie sich gerne an uns (Kontakt siehe Infokasten). Wir werden eine Form finden, die Theater erfahrbar macht! 26
Schauspiel NORA_SPIELEN! Schauspiel von Henrik Ibsen | Aus dem Norwegischen übersetzt von Hinrich Schmidt-Henkel Premiere: Samstag, 5. September 2020, 19:30 Uhr, Alte Feuerwache »Eine Tochter soll ihren alten, todkranken Vater nicht schonen dürfen? Eine Frau soll ihrem Mann nicht das Leben retten dürfen?«, fragt Nora ihren Gläubiger, denn mit dem Aufstieg ihres Ehemannes zum Bankdirektor scheinen die alten Geldsorgen der Vergangenheit anzugehören. Stolz erzählt Nora der Jugendfreundin von all ihren Heldentaten: Wie sie heimlich Geld lieh, um eine notwendige Kur ihres Mannes zu finanzieren und wie großartig jetzt ihr Familien- leben doch ist. Alles muss glänzen im trauten Heim! Komme, was wolle. Doch was ist der Preis für dieses glückliche Leben? Gibt es ein Entkommen aus dem schönen Schein? Henrik Ibsens »Nora« so gelesen, ist weniger die Geschichte einer weiblichen Emanzipation als vielmehr ein meisterhaftes Spiel mit den fragwürdigen Idealen und Konventionen einer Gesellschaft, die denkt, mit Geld alles regeln zu können. Und das schon vor der Corona-Krise! Inszenierung Schirin Khodadian | Bühnenbild und Kostüme Carolin Mittler | Musik Katrin Vellrath | Dramaturgie Horst Busch nfos anf GLÜCK. EIN ABEND MIT SIEBEN GEWINNERN UND ?I n or mache DEN BESTEN MOMENTEN IN ZEITLUPE er@ dern: ksritt gluectstheater. sta a nd Mit saarla Eine revueartige Glücksjagd Uraufführung: Samstag, 12. September 2020, 19:30 Uhr, Großes Haus Dieser Abend wird Sie glücklicher machen. Entschuldigung: Glücklicher?, fragen Sie sich. Was wird denn hier voraus- gesetzt! Dass hier jeder glücksbedürftig ist? Dass hier niemand weiß, wie’s eigentlich geht? – Na bitte: da stehen wir (Menschheit). Und fragen uns: Ist Glück der Weg, ist es das Ziel? Geht Glück ohne Unglück und ist es die Kunst das Glas halbvoll statt halbleer zu sehen, die uns zu Glücksrittern macht? Das musikalisch-spielerische Projekt »Glück« ist ein Schauspiel-Auftakt der anderen Art – persönlicher, fragmentarischer, vielstimmiger als ein geschlossener Dramen- text. Mal ernst, mal mit Humor wird abgetastet, was uns das Allerteuerste ist: das glückende Leben. Angefragt: Brecht, Precht, Horx, Haikus und Fortuna, Lausund, Kricheldorf und Zeh, Fragebögen, Flaschendrehen und Fitz. Äh, Witz. Und Gevatter Tod. Eine revueartige, spartenübergreifende Glücksjagd im besten Sinne! Inszenierung Bettina Bruinier | Bühnenbild Volker Thiele | Kostüme Justina Klimczyk | Musik Achim Schneider | Video Leonard Koch | Choreographie Lili M. Rampre | Dramaturgie Bettina Schuster-Gäb 27
Schauspiel DIE POLITIKER Sprechtext von Wolfram Lotz Premiere: Freitag, 18. September 2020, 20:00 Uhr, sparte4 Kontaktbeschränkung, Ausgangssperre, Grenzschließung – in Zeiten der Krise wird der Einfluss, den Politiker auf unser Leben ausüben, spürbar. Wolfram Lotz beschäftigt sich in seinem 2019 uraufgeführten Text mit dieser Spezies, stellt ihre mediale Omnipräsenz der Selbstisolation des Schreibenden gegenüber. Dabei postuliert er den Selbstwert des künstlerischen Prozesses: »Wenn wir schreiben«, so Lotz, »fordern wir eine Autonomie von der Welt! Darüber sollten wir uns im Klaren sein. Wenn wir schreiben, so schreiben wir nicht einfach die Welt ab (wie sollte das überhaupt gehen), sondern wir entwerfen Vorschläge, Änderungen, Forderungen, indem wir die Welt nicht sehen, wie sie ist, sondern wie sie für uns ist, und wie sie sein könnte, wenn man uns lassen würde, oder wie sie nicht wäre, niemals.« Dieses »Propa- gieren der Fiktion«, wie Lotz es nennt, ist hochpolitisch und nicht erst in Corona-Zeiten bedenkenswert. Inszenierung Mark Reisig | Bühnenbild und Kostüme Viviane Niebling | Musik David Rimsky-Korsakow | Dramaturgie Simone Kranz TRÜFFEL TRÜFFEL TRÜFFEL Lustspiel von Eugène Labiche | Aus dem Französischen übersetzt und bearbeitet von Tobias Haberkorn Premiere: Samstag, 19. September 2020, 19:30 Uhr, Alte Feuerwache »Mir ist ganz schwindlig von der gesellschaftlichen Höhe, die ich so langsam erreiche!«, gesteht Monsieur Malingear seiner Frau im Kampf um den sozialen Aufstieg oder sollte man sagen, gegen einen gefürchteten Abstieg? Denn im Haushalt des Arztes ohne Patienten muss sparsam gewirtschaftet werden, will man über die Runden kommen. Doch wenn es um die Verheiratung der Tochter geht, protzt man, wo man nur kann, denn schließlich machen es die anderen auch. Als sich dann tatsächlich die Schwiegereltern in spe ankündigen, gibt es kein Halten mehr. Man gaukelt eine florierende Arztpraxis vor, mietet sich eine Loge in der Oper, choreographiert jeden gesellschaftlichen Auftritt wie einen Staatsakt. Doch der Höhepunkt der schönen Hochstapelei soll ein Mehrgänge-Menü mit Trüffeln werden, ob- wohl man sich bei den gestiegenen Preisen eigentlich schon das einfachste Gemüse nicht mehr leisten kann. Inszenierung Julia Prechsl | Bühnenbild Birgit Leitzinger | Kostüme Olivia Rosendorfer | Musik Tommy Finke | Dramaturgie Horst Busch 28
Schauspiel z WEH DEM, DER AUS DER REIHE TANZT. SULZBACH te4 u Ga r spa st Schauspiel nach dem Roman von Ludwig Harig | Saarland-Saga zweiter Teil Textfassung Bettina Bruinier und Simone Kranz Wiederaufnahme: Donnerstag, 24. September 2020, 19:30 Uhr, Alte Feuerwache In seinem Roman »Weh dem, der aus der Reihe tanzt« hat der 1927 in Sulzbach geborene Autor Ludwig Harig aus der Perspektive eines sich erinnernden Erwachsenen seine Kindheit und Jugend beschrieben. Die familiäre und schulische Umgebung, der Wunsch, dazu zu gehören, ließen ihn zum begeisterten Hitlerjungen werden. Aus der Perspektive der Gegenwart versucht Harig in seinem 1990 erschienen Roman, die Indoktrination des NS-Regimes zu verstehen und sein Verhalten zu begreifen. Die Saarbrücker Bearbeitung nimmt diese Perspektive auf. Sie zeichnet einige der herausragenden Kapitel nach und verknüpft sie mit Zeitzeugenberichten und dokumentarischem Filmmaterial aus dem heutigen Sulzbach. Die Inszenierung wird so zum Bestandteil der über mehrere Spielzeiten angelegten Saarland-Saga, die sich mit Orten der Region und ihrer Historie auseinandersetzt. Inszenierung Bettina Bruinier | Bühnenbild und Kostüme Elisabeth Vogetseder | Film Alexej Hermann, Eike Weinreich | Dramaturgie Simone Kranz GESPRÄCH MIT EINER STRIPPERIN Schauspiel von Jakob Nolte Uraufführung: Freitag, 2. Oktober 2020, 20:00 Uhr, sparte4 Der Tierpfleger Ivan Trinko bestellt die Stripteasetänzerin Helene Tulpig in den Vogelpark, in dem er arbeitet. Die anfangs freundliche Unterhaltung eskaliert schnell. Was folgt, lässt sich durchaus mit der hohen Kunst des Striptease vergleichen: ein Spiel der steten Andeutung, ein Ringen und Ziehen um Bedeutung, ein absurder Tanz, in dem Sprache von Sinn und Inhalt von Logik befreit wird. Es geht um Kommunikation und unser (mitunter gestörtes) Miteinander. Die Pointe eines Strips ist klar: Die letzte Hülle fällt. Nur ist es bei Jakob Nolte nicht der Slip, der lasziv abgestreift wird, sondern der Usus dessen, was Theater sein sollte, und so den Blick freigibt auf ein grandioses Vehikel für zwei schamlose Schauspieler! Inszenierung Miriam Lustig | Bühnenbild und Kostüme Katja Kammann | Dramaturgie Gesa Oetting 29
Schauspiel EINE KURZE CHRONIK DES KÜNFTIGEN CHINA Schauspiel von Pat To Yan | Deutsch von John Birke Europäische Erstaufführung: Freitag, 6. November 2020, 19:30 Uhr, Alte Feuerwache »Anpassungsfähigkeit ist zum Überleben das Wichtigste.« In unserer globalisierten Welt scheint China einerseits ein unmittelbarer Nachbar, anderseits noch immer ein befrem- dendes Land voller Gefahren zu sein. In dem wundersam surrealen Traum-Stück des 1975 in Hongkong geborenen Theaterautors Pat To Yan ist China ein Synonym für Welt und die Zeit immer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zugleich. So erzählt ein Mann seine Geschichte in dem Bewusstsein, dass man nur so in Erinnerung bleibt. Es ist die Geschichte einer Reise in unruhigen Zeiten. Geheimnisvolle Figuren treten auf und erzählen von Liebe, Opferbereit- schaft, Veränderung und Anpassung. Ein Stück voller fantastischer Zeit- und Realitätsverschiebungen. Ein Theatertext, der sich liest wie ein chinesischer Blade Runner und schon vor der Corona-Krise auf unseren Spielplan kam! Inszenierung Moritz Schönecker | Bühnenbild Benjamin Schönecker | Kostüme Veronica Bleffert | Musik Kiko Faxas | Choreographische Mitarbeit Zufit Simon | Dramaturgie Horst Busch DONKEY, DER SCHOTTE UND DAS PFERD, 6+ DAS SICH ROSI NANNTE Familienstück mit Musik für Kinder ab 6 Jahren von Martin Bieri und Ariane von Graffenried, frei nach dem Roman von Miguel de Cervantes Deutsche Erstaufführung: Sonntag, 8. November 2020, 17:00 Uhr, Großes Haus Es gibt Geschichten, die sind so wunderbar, dass wir sie gerne an unsere Kinder weitergeben. Ein solcher Stoff ist der berühmte Ritterroman »Don Quijote«, den Martin Bieri und Ariane von Graffenried für große und kleine Zuschauer neu erzählt haben. Die Hauptakteure sind dabei der Esel Donkey und das Pferd, das sich Rosie nannte. Die beiden leben im Stall von Herrn Ritter, der aber leider immer vergesslicher wird und ohne seine zupackende Haushaltshilfe Sancha Pančić nicht mehr auskommt. Herrn Ritters Tochter Antonia will ihn deswegen in eine Seniorenresidenz umsiedeln, was auch für Donkey und Rosi das Ende ihrer Freiheit bedeuten würde. Und dabei plant Rosi doch eine Karriere als Zirkus- künstlerin! Gemeinsam mit Herrn Ritter und Frau Pančić und begleitet von viel Musik nehmen die Tiere Reißaus. Inszenierung Bettina Bruinier | Bühnenbild und Kostüme Elisabeth Vogetseder | Musik Walfried Böcker | Video Leonard Koch | Dramaturgie Simone Kranz 30
Sie können auch lesen