FÜR DEN BAU SCHLICHTERSPRUCH
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
In den frühen Morgenstunden des 3. September hat der Schlichter gesprochen. Nach mehreren Monaten intensiver Verhand- lungen und Blockadehaltung der Arbeitgeber hat er einen Vorschlag gemacht, der den Tarifkonflikt am Bau beenden soll. Jetzt liegt es an der IG BAU, aber auch an den Arbeitgebern, über die Annahme dieses Schiedsspruchs zu entscheiden. Erst wenn alle drei Verbände den Schiedsspruch angenommen haben, ist die Tarifrunde beendet. Lehnt einer der drei Verbände den Schlichterspruch ab, heißt es: „alles wieder auf Anfang.“ Gefundene Kompromisse sind dann weg und müssen wieder neu erkämpft werden. > Inhalte des Schlichterspruchs Die gekündigten Tarifverträge werden rückwirkend zum Arbeitsverhältnis (Nachwirkung). Wechselt man aber den Arbeitsplatz, haben sie keine Wirkung mehr. Und der Chef > 1. Mai 2020 wieder in Kraft gesetzt. Sie haben eine Laufzeit bis kann mit neuen Arbeitsverträgen die Arbeitsbedingungen 30. Juni 2021. Das ist eine Laufzeit von insgesamt 14 Monaten verschlechtern. Ein Neuabschluss bedeutet also gleichzeitig – zum Vergleich: 2018 hatten die Tarifverträge eine Laufzeit Sicherheit. von 26 Monaten. Einkommenserhöhungen Dass die Tarifverträge wieder abgeschlossen werden ist Die Löhne und Gehälter steigen am 1. Oktober 2020 deutsch- wichtig. Denn wenn sie gekündigt sind, behalten sie zwar landweit um 0,5 Prozent. Dabei handelt es sich um den ihre Gültigkeit für Gewerkschaftsmitglieder in ihrem jetzigen symbolischen Einstieg in die Wegezeitentschädigung. Damit 2
müssen die Arbeitgeber auch finanziell zeigen, dass sie bereit Zur Erinnerung: Die Arbeitgeber hatten nach drei Verhand- sind, das Thema der Wegezeitentschädigung anzupacken. lungsrunden noch immer eine Nullrunde gefordert. In der Schlichtung hatten sie beim ersten Termin erst spät in der Spätestens mit der November-Abrechnung gibt es eine Nacht erstmals 1 Prozent angeboten. Sie hatten Angst vor Corona-Prämie in Höhe von 500 Euro NETTO. Nähere Infos der Konjunkturdelle, die sie wegen Corona und ausfallenden dazu gibt es im Abschnitt „Corona-Prämie“. Aufträgen erwarten. > > Außerdem haben sie bis zuletzt auf die niedrige Inflation hin- Die Löhne und Gehälter steigen zudem am 1. Januar 2021 um gewiesen (Juli: -1 Prozent; August: 0 Prozent) Sie bewerten 2,2 Prozent im Osten und 2,1 Prozent im Westen und in Berlin. daher den Vorschlag des Schlichters, bezogen auf die reale Lohnsteigerung und die Kaufkraft, deutlich höher. Auszubildende erhalten ab 1. Januar 2021 im ersten Ausbil- dungsjahr eine Erhöhung von 40 Euro pro Ausbildungsmonat, Wegezeitentschädigung im zweiten Ausbildungsjahr 30 Euro pro Ausbildungsmonat Ein erster, wenn auch symbolischer Einstieg, ist uns gelungen. und im dritten Ausbildungsjahr eine Erhöhung von 20 Euro je Aber: die Verhandlungen gehen schon im Oktober 2020 weiter. Ausbildungsmonat. Insgesamt ergibt sich daraus eine Lohnerhöhung Denn dann wird es bis Ende Juni 2021 moderierte Spitzen- von 2,7 bzw. 2,6 Prozent. gespräche geben. Was sperrig klingt, hat aber eine echte 3
Perspektive. Anders als bei der Expertenkommission vor zwei Die Wegezeit ist jetzt gesetzt. Und genau das dokumentiert Jahren verabredet, können die Arbeitgeber die Gespräche die Regelung im Lohn-/Gehaltstarifvertrag. nicht mehr blockieren oder verzögern. Wie der Weg aussehen könnte, hat der Schlichter in seinem Dafür wird der Schlichter sorgen. Er wird nicht nur die Ter- Schiedsspruch beschrieben: mine und Inhalte für die Gespräche festlegen, sondern auch Es geht um reale Zeiten und Entfernungen. Daran soll sich > > am Ende des Verfahrens einen konkreten Vorschlag machen, eine Regelung für die Fallgruppen orientieren, die bisher wie die Wegezeitentschädigung gestaltet wird. Der Schlichter nicht geregelt sind. Nach Möglichkeit soll diese Regelung im kann dann auch mit seiner Autorität diese Gespräche und Bundesrahmentarifvertrag (BRTV) bzw. Rahmentarifvertrag damit den Prozess moderieren. (RTV) geregelt werden. Die Regelungen könnten dann auch für alle gelten. Wenn es zu keiner Einigung kommt, bleibt es uns unbenom- men, erneut Verhandlungen zur Wegezeitentschädigung Wenn die Arbeitgeber diesen Schiedsspruch annehmen, zu führen. Wichtig ist, dass wir jetzt das Verfahren und die haben sie sich auch dazu bekannt und wir können daran zukünftigen Regelungen zur Wegezeitentschädigungen auf festhalten. rechtlich sichere Füße stellen. Damit ist ein Teil der Arbeit geberstrategie zur Blockade der Verhandlungen überwunden. 4
Corona-Prämie Moderierte Spitzengespräche Alle Beschäftigten erhalten spätestens mit der Auszahlung Tarifverträge entstehen nicht durch unsere Forderungen, des November-Entgelts eine Corona-Prämie: sondern durch einen gemeinsamen Kompromiss. Alle Arbeitnehmer*innen 500 Euro NETTO Kompromisse zu finden, das war mit den Arbeitgebern in den Auszubildende 250 Euro NETTO vergangenen Jahren fast nicht mehr möglich. Teilzeitbeschäftigte erhalten die Prämie anteilig > > Beschäftigte in Altersteilzeit unabhängig von der Arbeits- Weitere strittige Themen, die auch in diesen moderierten zeitverteilung erhalten 250 Euro NETTO Spitzengesprächen gelöst werden sollen, sind moderne, Für jeden Monat zwischen April und November 2020 zukunftsfähige Regelungen zur Mindesturlaubsvergütung, ohne Vergütungsanspruch reduziert sich die Prämie um den Erschwerniszuschlägen und den Mindestlöhnen. jeweils ein Achtel. Anders als bei den 2018 vereinbarten In diesen Gesprächen muss auch geklärt werden, wie die Einmalzahlungen, ist für den Anspruch nun nicht mehr ein Angleichung Ost an West bis Ende 2022 erfolgt. Stichtagsmonat wichtig. Wir nehmen den Schlichter Prof. Dr. Rainer Schlegel beim Die Arbeitgeber haben bis zuletzt versucht, die Prämie bei Wort. Er weiß um seine hohe Verantwortung. 200 Euro für die Beschäftigten zu belassen. 5
Mit der Moderation des Schlichters sollen die nun strittigen Wie geht es nun weiter? Punkte mit den Spitzen der Arbeitgeberverbände und unserer Der nun vorliegende Schlichterspruch ist kein Tarifergebnis. IG BAU bearbeitet werden. Ein Weglaufen, Verschieben In den nächsten Tagen werden unsere Gremien weiter darü- oder Verweigern von Arbeitgeberseite ist also nicht mehr ber beraten. Am Ende müssen wir eine Entscheidung treffen. möglich. Folgen einer Ablehnung > > Die Ergebnisse werden in einem schriftlichen Vorschlag vorgelegt. Über diesen werden die Tarifvertragsparteien dann Wenn wir den Schiedsspruch ablehnen, sind alle vorher entscheiden. beschriebenen Punkte vom Tisch. Um unsere Forderung durchzusetzen, müssen wir dann in einen mehrwöchigen Mit diesem Weg hätten wir dann alle Mittel und Wege zu bundesweiten Arbeitskampf gehen. Im Bauhandwerk und in einem zukunftssicheren Kompromiss ausgereizt. Soweit der Bauindustrie. unsere Punkte nicht vernünftig umgesetzt würden, könnten wir dann die Verhandlungen für gescheitert erklären und in einem rechtssicheren Arbeitskampf für einen eigenständigen Tarifvertrag eintreten. 6
Und dafür ist eine wichtige Grundlage, dass alle, die für Es geht nicht nur um die vorbildliche Beteiligung in einigen eine Ablehnung des Schiedsspruches sind, jetzt ihre Firmen Kolonnen und Abteilungen, sondern darum, was in den Firmen streikbereit melden. insgesamt passiert. Übrigens spiegelt die Blockadehaltung der Arbeitgeber bei Folgen der Annahme den Verhandlungen und auch in der Schlichtung natürlich Wenn wir den Schiedsspruch annehmen, gilt eine Ein > > nicht die tatsächliche wirtschaftliche Lage wieder. Das muss kommens-Erhöhung von insgesamt 2,6 Prozent im Westen auch allen Nicht-Mitgliedern klar sein, die jetzt am lautesten und 2,7 Prozent im Osten. Die Ausbildungsvergütungen jammern. steigen um 20 bis 40 Euro und es gibt spätestens mit der November-Abrechnung eine Corona-Prämie in Höhe von Gute Tarifverträge gibt es nicht wegen guter Leistung oder 500 Euro. wegen guter Wirtschaftsdaten. Es geht um Macht in den Betrieben. Und unsere Macht müssen die Firmeninhaber und Außerdem wird ab Oktober in den moderierten Spitzenge- ihre Verbände spüren – durch viele (neue) Mitglieder und sprächen über die Wegezeit und weitere Themen weiterver- entsprechende Aktivitäten im Betrieb und Teilnahmezahlen handelt. bei unseren Veranstaltungen. 7
Stärke bringt Erfolg: Gemeinsam sind wir mächtig! 1,15 Prozent Beitrag – Werde Teil unserer 100 Prozent Leistung starken Gemeinschaft www.igbau.de > Mitglied werden Außerdem beginnt die Vorbereitung der Tarifrunde 2021 schon in diesem Herbst. Auch dann wird es um mehr Einkom- men gehen. Und wenn bis zum 15. Juni 2021 keine Ergebnisse bei der Wegezeitentschädigung stehen, auch darum. Die Teilnahme an den Mitgliederversammlungen ist der erste Impressum > Schritt dazu. Denn am Ende geht es nicht nur darum, dass Herausgeberin: Ihr für Eure verlässliche und sichere Leistung Euren gerech- IG Bauen-Agrar-Umwelt ten Anteil bekommt. Es geht um Macht. Und darum, wie wir Bundesvorstand gemeinsam mächtig gute Tarifverträge umsetzen können. Vorstandsbereich Bauwirtschaft – Baustoffindustrie Abteilung Bauwirtschaft Und das ist in jedem Jahr und in jeder Tarifrunde unser Ziel: Olof-Palme-Straße 19 gemeinsam mächtig sein. Und dabei kommt es auf alle in 60439 Frankfurt am Main allen Betrieben an. Gestaltung: Werbeagentur Zimmermann GmbH www.zplusz.de September 2020 8
Sie können auch lesen