ZETT-RADAR ERHOLUNG AUF NIEDRIGEM NIVEAU - OHNE AUSSICHT AUF EINEN STABILEN AUFSCHWUNG NACH DEM SCHOCK
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ZeTT-RADAR ERHOLUNG AUF NIEDRIGEM NIVEAU – OHNE AUSSICHT AUF EINEN STABILEN AUFSCHWUNG NACH DEM SCHOCK Eine Analyse der Unternehmens- und Branchenentwicklungen in Thüringen
ZUM ZeTT-RADAR: Das ZeTT – Zentrum Digitale Transformation Thüringen analysiert im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) und des Thüringer Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie (TMASGFF) Trends im Wandel der Arbeit. Auf der Grundlage quartalsweise wiederholter Unternehmensbefragungen werden Frühindikatoren für die Entwicklung der Wirtschaft und zur Ermittlung des Beratungsbedarfes gewonnen. Insbesondere die Geschäftserwartungen, das Export- und Investitionsgeschehen sowie die Arbeits- und Personalentwicklung stehen im Fokus. Der ZeTT-Radar erscheint quartalsweise. Zur Methodik und Konzeption werden Informationen auf der Webseite www.zett-thueringen.de/zett-radar bereitgestellt. Dort finden sich auch die Hinweise auf die nächsten Befragungstermine sowie der Zugang zu detaillierteren Auswertungen. ANALYSEN UND TEXT: Christian Schädlich, Nóra Fülöp, Thomas Engel DESIGN UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Manfred Füchtenkötter ZeTT im Netz: www.zett-thueringen.de | twitter.com/ZentrumZeTT | forschung@zett-thueringen.de Herzlichen Dank an die Kolleginnen und Kollegen des ZeTT für die Diskussion und vielfältigen Anregungen zum Papier und zum ZeTT-Radar! © Jena, 07. Dezember 2020
ERHOLUNG AUF NIEDRIGEM NIVEAU Ohne Aussicht auf einen stabilen Aufschwung nach dem Schock Der externe Pandemie-Schock führte auch in Thüringen zu tiefen Umsatzeinbrüchen, ähnlich tief startete der ZeTT-Radar im Juni. Mittlerweile zeigt sich im dritten Quartal eine langsame Erholung der Geschäftssituation gesamt, allerdings lässt die erste Erschütterung in den Branchen unterschiedlich stark nach. An der Umfrage zum ZeTT-Radar beteiligten sich im Oktober 491 Thüringer-Unternehmen. Sie gaben Auskunft über ihre Wirtschaftslage im Vergleich zum gleichen Quartal 2019 und ihre Erwartungen für das nächste Quartal. Dies bildet die ZeTT-Trend-Linie (Abb. 1) ab, die von Juni bis September einen Anstieg um knapp 13 Prozent auf einen Indexwert von 75 verzeichnet (Tabelle 1). Trotz der Steigerung bleibt der ZeTT- Trend insgesamt in der Tiefe. Eine positiv bewertbare Wirtschaftssituation ist erst ab einem Indexwert über 100 erreicht. Getrieben wird der Anstieg des ZeTT-Trends vom verarbeitenden Gewerbe (Abb. 2), das von einem tiefen Niveau einen starken Anstieg um 37,8 Prozent verzeichnet (Tabelle I). Trotz des starken Anstieges verbleibt der Indexwert mit 67,1 als zweitniedrigster unterhalb der meisten anderen Wirtschaftszweige und Branchen und ist vor allem getragen von optimistischen Erwartungen in den kommenden drei Monaten. Jedoch ist das verarbeitende Gewerbe noch weit von einer guten Geschäftssituation, die eine bessere Lage als 2019 und ein positives Zukunftsbild bietet, entfernt. © ZeTT 10/20 ZETT-RADAR: GESCHÄFTSSITUATION 06/2020 10/2020 100,0 91,8 90,0 82,0 80,0 75,0 70,0 66,6 59,7 60,0 52,5 50,0 40,0 30,0 Trend Lage Erwartung Abb.1: ZeTT-Radar ¹ Die ZeTT-Trend-Linie verbindet Indexwerte, die sich aus den Lage- und Erwartungswerten in unterschiedlichen Bereichen der Geschäftstätigkeit (allgemeine Geschäftssituation, Export, Investitionen, digitale Investitionen) errechnen. Die Lagewerte drücken die Salden von Positiv- und Negativeinschätzungen der befragten Unternehmen im Vergleich des gleichen Quartals letzten Jahres aus, währenddessen Erwartungswerte die Prognose für das nächste Quartal anzeigen. Durch eine Berechnungsformel werden Indexwerte zwischen 0 und 200 erzeugt, wobei ein Wert über 100 anzeigt, dass die Einschätzungen überwiegend positiv sind, unter 100 sind sie mehrheitlich negativ und bei 100 gleichen sie sich aus. Zur Teilnahme und Methodik siehe: www.zett-thueringen.de. ZeTT-Radar-Umfrage 10/2020 1
Die Antworten der Geschäftsführer in Bau und Handwerk (Abb. 3) ergeben einen negativen Trend, mit einer leichten Abwärtsbewegung von -4,9 Prozent (Tabelle I). Im Vergleich mit den anderen Wirtschaftszweigen und Branchen weisen Bau- und Handwerk mit 85,7 den zweithöchsten Indexwert auf. Als positiv stellt sich die Aufwärtsbewegung der Geschäftslage heraus, d. h. weniger Unternehmen geben an, dass die Lage schlechter als letztes Jahr ist, während die Erwartungen für das vierte Quartal – auch saisonbedingt - drastisch sinken (Abb. 4). © ZeTT 10/20 GESCHÄFTSSITUATION: VERARBEITENDES © ZeTT 10/20 GESCHÄFTSSITUATION: BAU- UND HANDWERK GEWERBE 06/2020 10/2020 06/2020 10/2020 100,0 94,3 120,0 118,5 90,0 110,0 80,0 100,0 67,1 86,5 70,0 63,9 90,1 90,0 60,0 85,7 48,7 80,0 50,0 84,9 43,7 40,0 70,0 34,9 65,4 30,0 60,0 Trend Lage Erwartung Trend Lage Erwartung Abb. 2: ZeTT-Radar verarbeitendes Gewerbe Abb. 3: ZeTT-Radar Bau und Handwerk Die Stimmung innerhalb des Dienstleistungssektors (ohne IT-Branche) (Abb. 4) verschlechterte sich: Der ZeTT-Trend verzeichnete einen Abstieg um knapp -8 Prozent (Tabelle I), mit einem Indexwert von 66,9 erreichte er den niedrigsten Wert unter den Wirtschaftszweigen und Branchen. © ZeTT 10/20 GESCHÄFTSSITUATION: DIENSTLEISTUNG © ZeTT 10/20 GESCHÄFTSSITUATION: IT-BRANCHE 06/2020 10/2020 06/2020 10/2020 120,0 120,0 120,9 110,0 110,0 101,2 102,1 100,0 100,0 88,1 88,9 90,0 85,2 90,0 83,3 80,0 80,0 76,6 72,7 70,0 66,9 70,0 58,6 60,0 60,0 50,4 50,0 50,0 Trend Lage Erwartung Trend Lage Erwartung Abb. 4: ZeTT-Radar Dienstleistungen ohne IT Abb. 5: ZeTT-Radar IT-Branche Überraschend ist der negative ZeTT-Trend in der Thüringer IT-Branche (Abb. 5), dieser sinkt um -12 Prozent. Die Geschäftsführer signalisieren mit einem Indexwert von 88,9 eine sich verschlechternde Situation. Einerseits wurde die Geschäftslage im Juli von weniger Unternehmen als schlechter im Vergleich zum zweiten Quartal 2019 beschrieben, andererseits signalisierten viel mehr Unternehmen positive Erwartungen. ZeTT-Radar-Umfrage 10/2020 2
Für das zweite Quartal war der Indexwert deshalb mit 101,2 im positiven Bereich. Unter den Wirtschaftszweigen und Branchen weist die IT mit ihrem Trendwert (88,9) dennoch den Höchstwert aus. Außerdem blicken im Oktober mehr IT-Unternehmen positiv (als negativ) in die Zukunft (Tabelle I). Tabelle I (Veränderungsrate in Prozent) Abb. 1: Abb. 2: Abb. 3: Abb. 4: Abb.: IT- Gesamt verarbeitendes Baugewerbe Wirtschaft Gewerbe und Handwerk 06/2020 66,6 48,7 90,1 72,7 101,2 10/2020 75,0 67,1 85,7 66,9 88,9 +12,6% +37,8% -4,9% -7,97% -12,1% Verbesserter Außenhandel behaftet mit hohen Risiken Unter den befragten Unternehmen exportieren mehrheitlich die im verarbeitenden Gewerbe. Eine Erho- lung, ebenfalls von sehr niedrigem Niveau, ist mit Blick auf die Exporte (Abb. 6) in dieser Branche deut- lich zu erkennen. Der Export-Trend stieg im dritten Quartal um 27,4% Prozent (Tabelle II). Trotz einer relativen Verbesserung verbleibt der Export-Trend mit 68,9 Indexpunkten im Bereich der negativen Ein- schätzungen. © ZeTT 10/20 EXPORT-RADAR: VERARBEITENDES GEWERBE 06/2020 10/2020 90,0 85,0 82,6 80,0 75,0 68,9 70,0 65,0 62,7 60,0 56,3 54,1 55,0 50,0 46 45,0 40,0 Trend Lage Erwartung Abb.6: Export-Radar verarbeitendes Gewerbe Tabelle II (Veränderungsrate Export-Radar) Indexvergleich Abb. 6 Export im verarbeitenden Gewerbe Export-Trend 06/2020 54,1 10/2020 68,9 Veränderungsrate in Prozent 27,4% ZeTT-Radar-Umfrage 10/2020 3
Exportierende Unternehmen schauen mit Sorge auf die Pandemie-Entwicklung im Ausland Anfang Oktober waren noch wenige Länder von Corona-Schließungen betroffen. Erste Anzeichen einer zweiten Welle waren bereits zu erkennen, die Geschwindigkeit der erneuten Ausbreitung der Pandemie und die gegen sie eingesetzten Maßnahmen waren noch unklar. Trotz der schwer einschätzbaren Lage rechneten bereits über drei Viertel der Befragten im verarbeitenden Gewerbe schon sicher oder teilweise mit Corona-Schließungen in den Ländern ihrer Handelspartner. © ZeTT 10/20 Verarbeitendes Gewerbe: Ist in den Ländern Ihrer Handelspartner eine Corona-Schließung bereits im Gange oder im 4. Quartal zu erwarten? 52,9% 26,5% 20,6% nein teilweise ja Abb.7: Corona-Schließung in den Ländern der Handelspartner © ZeTT 10/20 Die Exporte werden im 4. Quartal im Vergleich zum 3. Quartal: 97,4% 78,6% 78,9% 21,1% 14,3% 7,1% 0,0% 0,0% 2,6% eher steigen nicht verändert eher sinken Wie würde sich infolge eines Lock-Downs bei Ihren Handelspartnern Ihre Geschäftssituation im 4. Quartal verändern? eher verbessern nicht verändern eher verschlechtern Abb.8: Exporterwartung und Lockdown bei den Handelspartnern ZeTT-Radar-Umfrage 10/2020 4
Im Falle eines Lockdowns bei ihren Handelspartnern würde sich bei den exportierenden Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe die Geschäftssituation dramatisch verschlechtern. Die bisher positiven Exporterwartungen kehren sich in schlechte Geschäftsaussichten um. Selbst bei den Unternehmern, die von einer stabilen Lage für die kommenden drei Monate ausgehen, geben ebenfalls knapp 80 Prozent eine Verschlechterung ihrer Geschäftssituation im Falle eines Lockdowns bei ihren Handelspartnern an. Über ein Viertel der Unternehmen von einem No-Deal-Brexit betroffen Eine weitere Gefahr für das Außenhandelsgeschäft verbirgt sich in einem ungeregelten Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU. Im Jahr 2018 wurden Güter im Wert von rund 940 Millionen Euro nach Großbritannien exportiert.2 Das Vereinigte Königreich lag auf Platz fünf der wichtigsten Handelspartner Thüringens. Über jedes vierte befragte Unternehmen (28 Prozent) geht von einer Verschlechterung der Geschäftssituation bei einem No-Deal-Brexit aus, während 69 Prozent der Befragten keine Veränderungen durch einen ungeregelten EU-Austritt Großbritanniens erwarten. © ZeTT 10/20 Bei einem ungeregelten Brexit (No Deal) würde sich die Geschäftssituation Ihre Betriebes: 69% 28% 3% verbessern nicht verändern verschlechtern Abb.9: Geschäftssituation im Fall eines ungeregelten Brexit 2 vgl. Landesamt für Statistik Thüringen unter: https://statistik.thueringen.de/webshop/webshop.asp?wargr=2&kat=7&ukat=32 ZeTT-Radar-Umfrage 10/2020 5
Zusammenfassung und Ausblick: Wir beobachten einen schwachen Aufschwung gegenüber dem Frühjahr, aber keinen wirtschaftlichen Aufbruch. Dafür ist das erreichte Niveau an Umsätzen und Wirtschaftskraft in den einzelnen Branchen noch zu niedrig. Mit Blick auf den ZeTT-Radar-Trend lässt sich eine geringe Verbesserung der Stimmung bei den befragten Geschäftsführern erkennen. Sie liegt allerdings immer noch im negativen Bereich und wird vor allem vom verarbeitenden Gewerbe geprägt. Sein überdurchschnittlicher Einbruch im Frühjahr ist noch lange nicht ausgeglichen. Sein überdurchschnittliches Wachstum der letzten Wochen verleiht der Gesamtentwicklung einen leichten Aufwärtstrend. Mit Blick auf die anderen Wirtschaftszweige und die Außenhandelsbewertung, insbesondere auf den ungeregelten Brexit sind die Aussichten jedoch eher trübe. Die zunehmend verlängerte Pandemie-Ausnahmesituation steigert die Erwartung für das Aufkommen existenzieller Problemlagen (siehe: ZeTT-Sonderauswertung 10/2020). ZeTT-Radar-Umfrage 10/2020 6
ZeTT-Radar-Umfrage 10/2020
Arbeit und Leben Thüringen DGB/VHS ZeTT – Zentrum Digitale Transformation Thüringen Ziegelmühlenweg 1 | 07743 Jena + 49 (0)3641-945529 forschung@zett-thueringen.de www.zett-thueringen.de Das Projekt „ZeTT–Zentrum Digitale Transformation Thüringen“ wird im Rahmen der Förderrichtlinie „Zukunftszentren – Unterstützung von KMU, Beschäftigten und Selbständigen bei der Entwicklung und Umsetzung innovativer Gestaltungs- ansätze zur Bewältigung der digitalen Transformation“ durch das Bundesministe- rium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert. Weiterer Förderer:
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