F TRAKSHITTAZ Woki nach Baku - Das Magazin des österreichischen Song Contest Clubs - OGAE Austria
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DAS FINDET IHR IN DIESER AUSGABE VON »REFLECTIONS« Einladung Eurocafé 5 Trackshittaz rocken den Song Contest 6 Teilnehmer Baku 2012 7 Das war Düsseldorf 2011 12 Österreich beim Song Contest 2011 16 Ergebnislisten Song Contest 2011 19 ESC-Internet-Berichte 2011 22 ESC-Medien-Berichte 2011 26 Unser Lieblingssong 1956-2000 30 Interview Hanne Krogh von den Bobbysocks 32 Engelbert – Englands letzte große Hoffnung? 36 OGAE International 39 Grand Prix d´Autriche 41 Die Vorentscheidungen in Österreich: 1995 und 1996 44 Euro-Song The Story 1981 48 Impressum 55
Liebe Freundinnen und Freunde, Es ist mal wieder soweit, der heurige Song Contest naht mit Riesenschritten Aserbaidschan?! Wir saßen voriges Jahr live in der wundervollen ESPRIT-Arena und konnten es kaum glauben…. Wir hatten im Finale die Plätze zwischen den Fans von Aserbaidschan und Irland. Zuerst jubel- ten wir über die Punkte für Österreich, dann wurden unsere Gesichter immer länger, als die Gruppe vor uns immer mehr zu jubeln begann. Ein kurzes Aufflackern noch, als wir von Deutschland die 12 Punkte beka- men, aber dann wieder Ratlosigkeit in den Augen der Österreicher. Aserbaidschan? Die Frage tauchte auf: Wo ist das genau? Wie heißt die Hauptstadt? Gibt es dort Häuser oder nur Beduinenzelte? Man sieht, der Mensch ist sehr oberflächlich und die meisten setzen sich nicht mit fremden Kulturen auseinander, wenn sie nicht dort ihren Urlaub verbringen oder dies für ihr Studium oder den Beruf benötigen. Ich schätze mich zwar nicht so oberflächlich ein, aber auch ich wusste nichts Genaues über dieses Land. Mittlerweile habt Ihr Euch sicherlich schon informiert und so manch´ Interes-santes herausgefunden. Auch werden die meisten von Euch bereits die Songs für heuer kennen. Ich muss gestehen, dass ich bis auf zwei Lieder noch keines angehört habe. Es sind dies der deutsche und der österreichische Beitrag. Zwei Vorentscheidungen, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten. In Deutschland hatte ich das Gefühl, die Vorentscheidung würde nie enden. Es war für mich eine ziemlich langweilige Veranstaltung und der Sieger stand grundsätzlich auch schon von Beginn an fest. In Österreich gab es auch zwei Favoriten und man konnte davon ausgehen, dass sich einer der beiden Beiträge durchsetzen wird. Ich hatte natürlich auch meine Präferenz, konnte aber mit beiden Songs gut leben. Ob sich unsere Trackshittaz mit dem Song »Woki mit deim Popo« ins Finale katapultie- ren werden ist zu hoffen. Ich wünsche es Ihnen und uns. Aber ich will Euch nicht länger mit meinem Gelaber über den heurigen Song Contest langweilen, mehr zu diesem Thema und was sich sonst noch voriges Jahr ereignet hat, könnt Ihr in dieser Ausgabe unserer Reflection nachlesen. -3-
Im Herbst 2011 hatten wir auch das große Finale unserer besten Song Contest Beiträge. Ich muss sagen, es war ein spannender Abend, an dem wir auch Malena Ernman begrüßen durften. Sie war ein Supergast und hat es sich auch nicht nehmen lassen, die Videos mit uns gemeinsam anzusehen und selbst auch zu bewerten, wobei natürlich die schwedischen Beiträge auch zu ihren Favoriten gezählt haben. Der Abend war wirklich gelungen und ich glaube, dass es jeder/m gefallen hat, die/der dabei war. Selbstverständlich findet Ihr auch das gesamte Wertungsergebnis in dieser Ausgabe. Auch möchte ich Euch noch informieren, dass wir die Zusammenarbeit mit unserem Homepage-Beauftragten beendet haben und eine neue Homepage auf die Beine gestellt haben. (www.ogae-austria.at) Sie steckt zwar noch in den Kinderschuhen, aber ich finde sie durchaus gelungen. Der Schwerpunkt liegt bei »Österreich beim Song Contest« und den Aktivitäten unseres Clubs. Ich würde mich freuen, wenn Ihr mal reinschaut und uns vielleicht Eure Meinung dazu mitteilt. Lob aber auch Kritik ist immer willkommen (Ersteres natürlich lieber...) Weiters möchte ich Euch gleich den Termin für unser 1. Clubtreffen 2012 bekannt geben: es ist dies Samstag, der 19. Mai. Vielleicht wollt Ihr Euch gleich den Tag vor- merken. Wir werden an diesem Abend wieder die Previews ansehen und nach Song Contest-Manier bewerten. Aber nun wünsche ich Euch noch viel Spaß beim Durchblättern dieser Ausgabe unserer Reflection und freue mich schon auf ein Wiedersehen im Mai. In diesem Sinne alles Liebe Euer René Der Song Contest 2012 im ORF Eurovisions Song Contest: Semifinale 1 (mit österreichischer Beteiligung) Dienstag, 22. Mai, ab 21.00 Uhr, ORF eins Eurovisions Song Contest: Semifinale 2 Donnerstag, 24. Mai, ab 21.00 Uhr, ORF eins Eurovision Song Contest Finale Samstag, 26. Mai, ab 21.00 Uhr, ORF eins Aktuelle Berichte stehen noch bis zum Finale am 26. Mai auf dem Programm von Chili, Seitenblicken und Hitradio Ö3. -4-
Einladung zum 1. Eurocafé 2012 ansehen der Previews bewerten in Songcontest-Manier plaudern mit Gleichgesinnten aufregen über die heurigen Songs freuen auf die Finalwoche in Baku Termin: 19. Mai 2012 Zeit: 19:00 Ort: Gasthaus zum Goldenen Ochsen - Oxen Rennweg 60, Ecke Steingasse 1030 Wien -5-
Trackshittaz rocken den Song Contest Am 24. Februar 2012 war es bei einem weiteren Anlauf endlich soweit und die ewig Zweiten »Trackshittaz« lösten das begehrte Ticket für die Teilnahme beim Song Contest. Nach der Euphorie des Vorjahres wurde der Ausscheidungsmodus heuer vereinfacht: Ö3 nomierte zehn Interpreten – deren musikalisches Spektrum möglichst jeden Geschmack treffen sollte –, die in einer großen Show zur Primetime um die Teilnahme beim größten Musikspektakel kämpfen durften. Per Telefon und SMS stimmten die ORF- ZuseherInnen ab und das Ergebnis war denkbar knapp: 51% stimmten in der Stichwahl zwischen den Trackshittaz und Conchita Wurst für die »Wokipopos«. Hoffentlich war es die richtige Entscheidung für Österreich und wir sind nicht beleidigt, wenn der Rest von Europa unseren Musikgeschmack nicht versteht! -6-
1. SEMIFINALE AM 22. MAI 2012 1 Montenegro 5 Albanien 9 Finnland Euro Neuro, Rambo Suus, Rona Nishliu När Jag Blundar, Pernilla Amadeus 2 Island 6 Rumänien 10 Israel Never Forget, Greta Salóme & Zaleilah, Mandinga Time, Izabo Jónsi 3 Griechenland 7 Schweiz 11 San Marino Aphrodisiac, Eleftheria Unbreakable, The Social Network Song, Eleftheriou Sinplus Valentina Monetta 4 Lettland 8 Belgien 12 Zypern Beautiful Song, Anmary Would You?, Iris La La Love, Ivi Adamou -7-
1. SEMIFINALE AM 22. MAI 2012 13 Dänemark 15 Ungarn 17 Moldau Should´ve Known Better, Sound Of Our Hearts, Lautar, Pasha Parfeny Soluna Samay Compact Disco 14 Russland 16 Österreich 18 Irland Party For Everybody, Woki Mit Deim Popo, Waterline, Jedward Buranovskiye Babushki Trackshittaz Die Halle Die Crystal-Hall ist eine brandneue Multiver- anstaltunghalle, deren Bau für den diesjährigen Song Contest in Angriff genommen wurde. Sie wurde am 16. April fertig- gestellt und wird an jedem der drei Abende ungefähr 16.000 Zuschauern Platz bieten. Sie liegt nahe des Fahnenplatzes in Baku. -8-
2. SEMIFINALE AM 24. MAI 2012 1 Serbien 5 Belarus 9 Slowenien Nije Ljubav Stvar, We Are The Heroes, Verjamem, Eva Boto Zeljko Joksimovic Litesound 2 F.Y.R. Macedonia 6 Portugal 10 Kroatien Crno I Belo, Vida Minha, Filipa Sousa Nebo, Nina Badric Kaliopi 3 Niederlande 7 Ukraine 11 Schweden You And Me, Joan Franka Be My Guest, Gaitana Euphoria, Loreen 4 Malta 8 Bulgarien 12 Georgien This Is The Night, Love Unlimited, I´m A Joker, Anri Jokhadze Kurt Calleja Sofi Marinova -9-
2. SEMIFINALE AM 24. MAI 2012 13 Türkei 15 Slovakei 17 Bosnien & Herzegowina Love Me Back, Don´t Close Your Eyes, Korake ti znam, Maya Sar Can Bonomo Max Jason Mai 14 Estland 16 Norwegen 18 Litauen Kuula, Ott Lepland Stay, Tooji Love Is Blind, Donny Montell Die Moderatoren Nargiz Eldar Leyla -10-
FINALE AM 26. MAI 2012 1 Vereinigtes Königreich 10 Italien 19 Spanien Love Will Set You Free, L`Amore E Femmina, Quédate Conmigo, Engelbert Humperdinck Nina Zilli Pastora Soler 9 Frankreich 13 Azerbeidschan 20 Deutschland Echo (You And I), Anggun When The Music Dies, Standing Still, Roman Lob Sabina Babayeva Die fehlenden Startnummern werden den Qualifikanten aus dem jeweiligen Semifinale zugelost. NARGIZ sammelte ihre sen speziellen Event zu Spirit des Song Contest an ersten Fernseherfahrungen präsentieren.« Millionen Menschen in mit 16 Jahren. Sie studier- ELDAR studierte Gesang der ganzen Welt weiterzu- te Recht in den USA und und Schauspiel. Aus einer tragen.« arbeitete daneben als bekannten Schauspieler- LEYLA ist ausgebildete Model. »Ich verfolge den familie stammend, wid- Musikerin und vom Beruf Song Contest seit vielen met er sich auch Kinopro- TV-Moderatorin. Sie war Jahren und ganz speziell jekten. Nach seinem bisher in alle Veranstaltun- seit Azerbeidschan daran Erfolg im Vorjahr, wird er gen in Zusammenhang mit teilnimmt. Als wir im Vor- heuer einer der Präsenta- dem Song Contest in ihrer jahr gewannen, war mir toren des Songcontest Heimat involviert. »Der klar, dass ich im Jahr 2012 sein. »Es ist ein außeror- Song Contest ist die größte ein Teil dieses Wettbe- dentliches Gefühl Teil des Veranstaltung, die es werbes sein will. Ich bin Song Contest zu sein. Ich schafft Menschen aller daher extrem stolz, dass freue mich als Moderator Anschauungen, Rassen und ich ausgewählt wurde die- den außerordentlichen Nationen zu vereinen.« -11-
Das war Düsseldorf 2011 »BESSER GEHT’S NICHT!« die ganze Zeit über positiv auf den Contest ausstrahlte. Ähnliches erlebte ich Mit diesem Satz ist alles gesagt. Denn was nur in Schweden. Überall in der Stadt sah die Stadt Düsseldorf und der NDR gebo- man freundliche Gesichter und die ten haben, war »ganz großes Kino«. Gab Einheimischen waren mehr als überrascht es vorweg doch nicht wenige kritische über dieses Großaufgebot von internatio- Stimmen, die über alles mögliche gemault nalen Besuchern. Ich glaube es ist ihnen haben: Na die Deutschen werden eine erst während des Bewerbes bewusst langweilige Show bieten, ist Düsseldorf geworden was für eine Auszeichnung es für so einen Event die richtige Stadt? ist den Song Contest austragen zu dürfen. Kann dort überhaupt Partystimmung auf- Voll Stolz haben sie die Fans über die kommen?..... Tage begleitet. Bei meinem mitterweile elften Besuch Sobald man an einer Straßenecke nach eines ESCs (das erste Mal war ich 2000 in dem Weg suchte, war jemand zur Stelle Stockholm live dabei) kann ich nur sagen, der einem sofort weiterhalf. Natürlich hat- dass dieser einer der besten des letzten ten wir den sprachlichen »Heimvorteil« Jahrzehnts (wenn nicht der Beste) war. und Nadine’s Song, den die Deutschen in Mag der technische Aufwand in Moskau ihr Herz schlossen, tat ein übriges dazu, sicher noch größer gewesen sein, so war dass man mit österreichischer Fahne in der Rheinmetropole doch eine ganz sofort umlagert wurde und Menschen andere herzliche Stimmung zu spüren, die allen Alters einen viel Glück für Nadine’s -12-
Die EspritArena wurde vom Fußballstadi- Der sehr werbewirksame Auftritt bei der on zur Song Contest Bühne umgebaut Pressekonferenz, natürlich mit Lederhose Auftritt wünschten. Das ist ja für einen Deutschland gegen Ukraine. österreichischen Song Contest Fan nicht Anschließend diente die »Lena Arena« unbedingt eine Situation die öfters vor- der Fortuna für drei Spiele als Heimstadi- kommt. Ich erinnere mich noch an vorher on. Danach wurde es wieder abgebaut – erwähnten Song Contest 2000 in Stock- einmalig in der Fußballgeschichte. holm als gerade die EU-Sanktionen gegen Erwähnenswert ist, dass Fortuna alle drei Österreich beschlossen wurden. Da traute Heimpartien in der Ausweichstätte ich mir nicht einmal dem Taxifahrer zu gewann. sagen aus welchem Land ich komme. Bereits vor dem ESC tat sich einiges in Zum technischen Aufwand ist zu sagen, Düsseldorf. Verschiedene Stadtteile wur- dass die EspritArena eigentlich als den Paten für teilnehmende Länder, die Fußballstadion dient und die Heimstätte nicht selten in Volksfesten mit ESC-Musik des Traditionsclubs Fortuna Düsseldorf endeten. Ein besonderes Highlight war (deutscher Meister 1933, Finalist im das Konzert »Grand Prix Classics« wel- Europacup der Pokalsieger 1976) ist. Um ches am 11. Mai in der Düsseldorfer die Kicker weiter ihre Heimpunkte sam- Tonhalle stattfand. Durch den unterhaltsa- meln zu lassen, hat man neben der Arena men Abend führte Ralph Morgenstern ein provisorisches Ausweichstadion mit (Schauspieler, Musiker und Moderator) 20.000 Sitzplätzen in der Rekordzeit von und bekennender Grand Prix Fan. 50 Tagen gebaut. Eingeweiht wurde die Musikalisch lieferten sich die ESC- Arena mit dem U17-Ländermatch Größen Johnny Loga, Katja Ebstein, Mary -13-
EURO BOAT – ein Fan Event der Spitzenklasse auf dem neuesten Partyschiff. Mit jeder Menge Spass und Musik wurde bis in die frühen Morgenstunden gefeiert Roos, Nino de Angelo, Guildo Horn und statt. Als Liveacts traten Igor Cukrov aus Ingrid Peters einen Schlagabtauch auf Kroatien (ESC 2009), die Gruppe WIND höchstem Niveau. Dazu wurden sie vom aus Deutschland (ESC 1985, 87 und 92) großen WDR Rundfunkorchester beglei- auf. Weiters heizte Nicki French aus tet. Ein Leckerbissen nicht nur für Song Großbritannien (ESC 2000) die sowieso Contest Fans. schon tolle Stimmung noch weiter auf. Gelungen war auch die »Euro Boat«. Uns so feierten und tanzten über 1000 Be- Damit fand erstmalig ein offizieller sucher bis in die frühen Morgenstunden. Eurovision Fan Club Event auf dem Rhein Doch die Hauptrollen dieser zwei Wochen statt. An Bord des MS RheinFantasie, dem spielten natürlich die beiden Semifinales neuen Event-Schiff der KölnDüsseldorfer, und das große Finale am Samstag Abend. hieß die »EuroBoat« alle ESC-Begeister- Bereits am Dienstag Abend beim ersten ten willkommen. An Bord traf rheinische Halbfinale in der sehr beeindruckenden Feierfreude auf die einzigartige Atmos- EspritArena konnte man erahnen was sich phäre des Eurovision Song Contest und beim Finale am Samstag abspielen würde. präsentierte dabei allen Fans und Gästen Für uns Österreicher kam der große die beeindruckende Kulisse der Moment am Donnerstag mit Nadines Rheinmetropole Düsseldorf vom Wasser Antreten. Merklich mehr Zuschauer und aus. Das Event fand in Kooperation mit ein Meer aus rot-weiß-roten Fahnen ließ den deutschen Fanclubs Eurovision Club eine Gänsehautstimmung aufkommen wie Germany e.V. und OGAE Germany e.V. ich sie noch selten erlebte. Und als am -14-
Startreihenfolge Finale Ende des Abend endlich das Kuvert mit teten die drei durch die Show und die ÖSTERREICH geöffnet wurde, war der Stunden vergingen wie im Flug. Jubel – nicht nur im Österreich Corner – Wie immer war für jeden Geschmack grenzenlos. Anschließend konnten wir uns etwas dabei. Kürzeste Röcke, nackte Six- auf der Österreich Party die von der Öster- Packs, Windmaschinen, Sandreliefs, reichischen Handelskammer organisiert zerberstende Glasscheiben, Möchtegern- wurde (war genauso langweilig wie es Opernsänger, schräge Töne und Auftritte klingt), beruhigen. oder unsere große Ballade, die leider nicht Ja und dann kam der Abend auf den ein so weit vorne landete wie wir gehofft hat- jeder Fan ein Jahr lang hinfiebert. Und es ten. Mit dem Siegersong aus war ein Abend der Superlative. Azerbaidschan konnten alle mehr oder Ein besonderer Gag waren die mit weniger gut leben. Der zweite Platz von Perücken verkleideten Lenas die zur Italien war da für viele schon eine größere Eröffnung der Show ihren Siegersong von und positive Überraschung. Das – wie 2010 auf der Bühne zum Besten gaben. immer – überaus faire deutsche Publikum Besonders hervorheben muss man die ging bei jedem Song mit und bei Lenas Moderatoren Judith Rakers, Stefan Raab Auftritt kochte die Halle förmlich über. und allen voran die großartige Anke So gesehen würde ich mich sehr freuen Engelke. Ich kann nur sagen Danke Anke! wenn Deutschland bald wieder ein Finale Mit viel Witz und Humor und vor allem ausrichtet, denn besser geht’s nicht. sich selbst nicht so ernst nehmend, gelei- Text: Michael Weymayer, Fotos: Stefan Ball -15-
Österreich beim Song Contest 2011 Düsseldorf, Donnerstag 12.Mai 2011 kurz Nachdem Nadine in den Proben bisher nach 23:00 Uhr. Der Umschlag mit dem immer überzeugend gesungen hatte und sechsten Finalisten aus dem zweiten alles was vor dem Finale mit einer rot- Halbfinale wird geöffnet und das rot- weiß-roten Fahne (was wirklich nicht nur weiße Fahnenmeer des dänischen Österreicher waren) rumlief Zuspruch Fanblocks bricht in Jubelstürme aus. erhielt, waren die Erwartungen dieses Jahr Direkt dahinter sitzen die österreichischen auch entsprechend hoch. Nur: nach einem Fans und denen wird immer mulmiger. fehlerfreiem weiteren Auftritt von Nadine Nur noch vier Finaltickets sind zu verge- am entscheidenden Samstag Abend, blieb ben. Der »Außenseiter« Moldawien hat der erhoffte Punkteregen aus. Insgesamt schon einen Finalplatz belegt, dafür wur- reichten die zusammengesammelten 64 den die ehemalige Gewinnerin Dana Punkte gerade mal zu Rang 18 unter 25 International oder starke Kontrahenten Finalteilnehmern. Österreich hatte schon wie Schwedens »Popular« noch nicht auf- einmal das Pech trotz einer ziemlich gerufen. Doch schon als nächstes Land hohen Punktzahl relativ schlecht platziert verkündet Anke Engelke AUSTRIA und zu sein. 1995 reichten die 67 gerade ein- die rot-weiß-rote Eurovisionsseele wurde mal für Platz 13, während 2001 Platz 8 erlöst. Was schon fast als unmöglich galt damit drin gewesen wäre. wurde war: nach 2004 endlich wieder im In den letzten vier Jahren wäre man im Finale. Das war in diesem Moment so viel Finale mit der Punktzahl 64 auch immer Wert wie ein Sieg. zwei bis vier Plätze weiter oben gelandet. -16-
Auf der anderen Seite hätten Der niedrig ausgefallene Sieg und das Aserbaidschan 221 Punkte seit Einfüh- dicht gefasste Endergebnis dieses Jahr rung der Halbfinals, also seitdem immer war ein Ergebnis dessen, dass es keinen mindestens 36 Teilnehmer abstimmten, nie eindeutigen Favoriten gab, das Finalfeld zu einem Sieg geführt. Selbst 1994 und einigermaßen ausgeglichen besetzt und 1997, als je nur die 25 Teilnehmer sich Europa bei der Abstimmung so unei- abstimmten, hätte das bestenfalls nur zur nig wie selten war. Am häufigsten erhielt Silbermedaille gereicht. Im Schnitt bekam hier Schweden Punkte, nämlich aus 32 der Sieger vom Kaukasus nur 5,26 Punkte Ländern, dann erst kommen Aserbaid- von jedem der 42 Nichtgewinner und das schan und Italien mit 30 Einzelwertungen, ist der niedrigste Wert seit Einführung des gefolgt von Großbritannien, das aber nur jetzigen Wertungssystems anno 1975. Rang 11 belegte. Österreich belegt bei die- Dahinter folgen Griechenland 2005 (6,05), ser Zählweise zusammen mit Deutschland 2010 (6,47) und Russland Griechenland und Frankreich Platz 9; acht- 2008 (6,48). Zum Vergleich: den höchsten zehnmal standen diese drei jeweils in den Wert erzielte hier bisher das Vereinigte Wertungsrängen. Sieben Länder, die höher Königreich 1976 mit 9,65 Punkten je platziert sind, wurden mindestens einmal anderem Teilnehmer. Auch Deutschland weniger bepunktet. Es kam also auch 1982, das Vereinigte Königreich 1997, besonders auf die Höhe der einzelnen Norwegen 2009 und Irland 1994 kommen Wertungen an; zum Vergleich: Dänemark hier noch auf Werte von über 9,4. kam mit 19 Wertungen auf Platz 5. -17-
Die Höchstwertung »12 Punkte« erhielten geworden, während die Juries Nadine mit gleich 20 der 25 Finalisten, so viele wie 145 Punkten auf Platz fünf sahen. nie zuvor. Unter anderem hieß es fünfmal Kurioserweise führte die Eurovisions- Bosnien-Herzegowina, viermal Italien, arithmetik dazu, dass ausgerechnet die dreimal Aserbaidschan und zweimal beiden Beiträge aus Island und Litauen Schweden. Und erfreulicherweise auch die Plätze (19, 20) tauschten, bei denen sie einmal »Austria, twelve points«. Das hör- sich platzierungsmäßig einig waren. Die ten wir zwar auch in der Vergangenheit Musikexperten in den Juries wirbelten das schon (neun)mal, aber noch nie zuvor gab Televotingergebnis dieses Jahr also es die Höchstwertung aus Deutschland, gewaltig durcheinander. das dieses Jahr obendrein auch noch Ist das Ergebnis also wirklich so enttäu- Titelverteidiger und Gastgeber war. schend wie es auf den ersten Blick Alleine dieses Novum können sich erscheint? Andere gefühlte Dauerfinalis- Nadine und Thomas Rabitsch schon als ten wie Armenien oder die Türkei sind ja kleinen Erfolg anrechnen. sogar im Halbfinale hängen geblieben. Auf der anderen Seite täuscht der relativ Das Halbfinale hat Österreich mit 69 komfortable Punktevorsprung von 32 Punkten auf Platz sieben von 19 bzw. 36 Punkten vor den Zweit- und Bewerbern gemeistert, sogar knapp vor Drittplatzierten Italien und Schweden dem Rekordgewinner Irland mit den einen ungefährdeten Sieg vor. Aserbaid- hochgehandelten Zwillingen. Und dass schan gewann zwar das Televoting, aber Österreich ins Finale sollte, darin waren auch nur mit 223 Punkten und zwei sich Tele- und Juryabstimmung einig. Punkten Vorsprung vor Schweden. Italien Beim Televoting wären wir auf Platz 10 erreichte hier nur 99 Punkte und Rang 11. zwar nur noch so durchgerutscht, während Der Rückkehrer gewann aber die die Juries wieder gnädiger waren und Jurywertung mit 251 Punken deutlich vor Platz vier als angemessen ansahen. Aserbaidschan mit 182 Punkten. Außerdem: dreimal im Halbfinale antre- Schweden schaffte hier nur 109 Punkte ten und davon einmal ins Finale kommen und Rang 9. Die Kaukasier profitierten (1/3), es gibt auch hier schlechtere also davon, dass sich die Masse der Quoten. Auch hier zum Vergleich: zum Abstimmenden und die Juries dieses Jahr Beispiel Andorra (0/6), Belgien und nicht wirklich einig waren. Auch bei eini- Bulgarien (1/7), Niederlande (1/8), aber gen Teilnehmern zeigte sich das, zum auch noch andere. Beispiel bei Dänemark (TV 18, Jury 3), Insgesamt ist das Team aus Österreich mit Slowenien (22/4), Russland (8/25) und Platz 18 unter 43 Bewerbern also nicht abge- nicht zuletzt bei Österreich. Nach stürzt, es hat im Gegenteil viel Anerkennung Televoting wären wir vor der Schweiz und Respekt erfahren und sich insgesamt gerade mal Vorletzter mit 25 Punkten wirklich achtbar geschlagen. Stefan Ball -18-
Ergebnis Finale 2011 Gesamtergebnis Televoting Jurywertung Platz Punkte Land Platz Punkte Platz Punkte 1 221Aserbaidschan 1 223 2 182 2 189Italien 11 99 1 251 3 185Schweden 2 221 9 106 4 159Ukraine 4 168 7 117 5 134Dänemark 18 61 3 168 Bosnien- 6 125 Herzegowina 6 151 11 90 7 120Griechenland 3 176 14 84 8 119Irland 10 101 6 119 9 110Georgien 7 138 16 79 10 107Deutschland 9 113 10 104 11 100Großbritannien 5 166 22 57 12 97Moldau 12 98 15 82 13 96Slowenien 22 39 4 160 14 85Serbien 13 89 8 111 15 82Frankreich 15 76 11 90 16 77Russland 8 138 25 25 17 77Rumänien 14 79 13 86 18 64Österreich 24 25 5 145 19 63Litauen 20 55 20 66 20 61Island 19 60 19 72 21 57Finnland 21 47 17 75 22 53Ungarn 17 64 21 60 23 50Spanien 16 73 24 38 24 44Estland 23 32 18 74 25 19Schweiz 25 2 23 53 -19-
Ergebnis Halbfinale 1 Gesamtergebnis Televoting Jurywertung Platz Punkte Land Platz Punkte Platz Punkte 1 133Griechenland 1 154 8 74 2 122Aserbaidschan 2 124 2 109 3 103Finnland 3 111 5 86 4 100Island 6 79 3 104 5 81Litauen 11 52 1 113 6 74Georgien 5 90 13 51 7 72Ungarn 8 73 10 65 8 67Serbien 13 42 4 102 9 64Russland 4 93 16 31 10 55Schweiz 12 45 7 76 11 54Armenien 7 75 15 33 12 54Malta 18 24 6 84 13 47Türkei 10 54 12 58 14 47Albanien 13 42 11 61 15 41Kroatien 16 32 14 49 16 34San Marino 19 8 8 74 17 30Norwegen 9 56 17 29 18 22Portugal 15 39 19 6 19 18Polen 17 25 18 13 -20-
Ergebnis Halbfinale 2 Gesamtergebnis Televoting Jurywertung Platz Punkte Land Platz Punkte Platz Punkte 1 155Schweden 1 159 3 99 2 135Dänemark 4 115 2 129 3 112Slowenien 7 68 1 146 4 111Rumänien 3 121 5 85 Bosnien- 5 109 Herzegowina 2 131 11 65 6 81Ukraine 5 91 7 76 7 69Österreich 10 52 4 95 8 68Irland 6 78 10 66 9 60Estland 13 46 6 83 10 54Moldau 8 61 13 53 11 53Belgien 12 50 8 71 12 48Bulgarien 14 43 12 59 13 48Slowakei 16 40 8 71 14 45Weißrussland 9 54 15 38 15 38Israel 11 51 16 36 16 36Mazedonien 17 33 14 47 17 25Lettland 14 43 19 11 18 16Zypern 18 23 17 24 19 13Niederlande 19 17 18 22 -21-
ESC-Internet- Berichte 2011 Und jetzt: Kreuzigt sie! Sie hat mehr gegeben, als sie musste. Sie hat sich für dieses Land gequält, um unsere Hoffnungen zu erfüllen. Sie hätte es einfacher haben können, doch sie hat den schweren Weg gewählt. Gebt Lena Meyer-Landrut endlich, was sie verdient: Das Bundesverdienstkreuz. Sie hat es hinter sich, und sie hat Glück gehabt. Platz zehn beim Eurovision Song Contest in Düsseldorf ist das denkbar beste Ergebnis für Lena Meyer-Landrut: Wäre sie nicht in den Top Ten oder gar im letzten Drittel des Teilnehmerfeldes gelandet, wäre pseudomitleidige Häme über die junge Sängerin hereingebrochen: von »Lenas Tränen« hätten wir dann lesen dürfen, vom »Absturz einer Angehimmelten«, vom »peinlichen Pop-Flop«. Und selbstverständlich wäre auch die alte Diskussion wieder auf- geflammt, ob diese Frau überhaupt singen kann. Von ihrem Englisch ganz zu Schweigen. Noch schlimmer als das wäre nur ein Sieg gewesen. Deutschland nochmal im La-La-Lena-Taumel, verdammte Axt, das hätte man doch im Kopf nicht aus- gehalten – am wenigsten wohl Meyer-Landrut selbst. Schmacht-Pop schlägt Bürstenkopf Gewonnen haben den Eurovision Song Contest nicht die favorisierten Bürstenköpfe oder Heldentenöre, sondern der beste Song aus Aserbaidschan. Zu den Siegern zählt auch der NDR – die Mission ESC-Erneuerung ist gelun- gen. www.derspiegel.de -22-
Taken by Baku Auch das große Finale von Düsseldorf war rundum gelungen und konnte auch beim Publikum zuhause punkten: 13,83 Millionen Zuschauer sahen das Finale in Düsseldorf, das war nach NDR-Angaben ein Marktanteil von 49,3 Prozent. Nur im vergangenen Jahr saßen in Deutschland noch etwa 900 000 Menschen mehr vor dem Fernseher. Damit war der diesjährige Grand Prix der dritterfolg- reichste der vergangenen 25 Jahre. Nur im Lena-Jahr 2010 und im Guildo- Horn-Jahr 1998 sahen mehr Menschen zu. Zugleich war der Düsseldorfer Grand Prix das meistgesehene Fernsehprogramm dieses Jahres. Kein Wunder, dass Thomas Schreiber, ARD-Teamchef für den »Eurovision Song Contest« sagte: »Auf nach Baku - wir wollen uns den Pokal zurückholen!« Der Erfolg hatte sicherlich auch etwas mit den Moderatoren zu tun, auf jeden Fall mit Anke Engelke. Sie war so gut wie immer und damit die herausragen- de Gastgeberin Deutschlands. Besser kann man eine solche Show nicht mode- rieren. Auch Stefan Raab lief endlich zu einer – seiner – Höchstform auf, und bei der »Nachrichtensprecherin« Judith Rakers schien ein Knoten geplatzt zu sein. Fast konnte man meinen, sie habe Spaß am Moderieren gefunden. Allerdings durfte sie auch bei einem der schönsten Momente des Abends im Mittelpunkt stehen: »Mrs. Rakers, tear down this wall«, rief Stefan Raab sei- ner Kollegin in Anlehnung an den berühmten Satz des amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan vor 23 Jahren an der Berliner Mauer zu. Dass die Gewinner Ell & Nikki der Green-Room-Beauftragten Judith Rakers nach der Punktevergabe einfach davon liefen, damit hätten die Verantwortli- chen eigentlich rechnen können. Bei der Generalprobe hatten die vermeintli- chen Sieger, einige freiwillige Helfer spielten nur zu gerne die Statisten, noch brav gewartet, bevor sie gemessenen Schritts die Treppen hinab und die Stufen zur Bühne wieder hinauf gingen, angeleitet von – Judith Rakers. Das sympa- thische Duo aus der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku aber kannte kein Halten. Die beiden rannten ihrer Trophäe entgegen, als befürchteten sie, ein anderes Land könnte ihnen den Sieg doch noch streitig machen. www.faz.de -23-
1. Der Unterhaltungsdino lebt 2. Deutschland kann Show 3. Anke Engelke im Moderations-Olymp 4. Düsseldorf in einer Liga mit Oslo und Moskau 5. Lena hat es allen gezeigt 6. Zwei sympathische Sieger 7. Hoffnung für die Grand-Prix-Zukunft Deutschlands Das trällernde Sommermärchen Am Ende gewann dann doch wieder eine ziemliche Schnulze; aber immerhin gab es eine recht breite stilistische Vielfalt, vom fürchterlich x-beliebigen spa- nischen Urlaubsliedchen, über schmetternden Tenorgesang, verrückten molda- wischen Rock bis zu Jazz aus Italien. Auch Lenas »Taken by a stranger« konn- te sich sehen lassen, war für diese Art Show aber vermutlich etwas zu sperrig und zu wenig herzenswarm. Ein paar Ohrwürmer – etwa »Lipstick« von den hibbeligen irischen Zwillingen »Jedwards« – waren dabei, aber es gab auch Pseudo-Gothic oder Lieder, bei denen vor allem die fliegenden Fönwellen der Sängerinnnen überzeugten. www.stern.de Psychedelischer Pomp Groß geplant, groß gespielt, groß gewonnen: Beim Eurovision Song Contest siegt Grabbeltisch-Pop aus Aserbaidschan – vor allem aber die schwindelerre- gend perfekte Show. Und Lena? Die erreicht ihr selbstgestecktes Ziel um Haaresbreite. Auf die Höchstwertung Douze Points kam Lena mit ihren Silberfischchen nicht ein einziges Mal. Mit gerade mal 107 Punkten wurde sie Zehnte in einem Feld von 25 und erreichte damit so gerade noch das von ihr selbst gesteckte Klassenziel. »Top Ten wäre schön«, hatte sie vorher gesagt und damit den Erwartungsrahmen bewusst weit gesteckt. -24-
Im Fernsehinterview redet Lena nach der großen Show wie ein Politiker nach einer Wahl. »Es geht mir phantastisch«, sagt sie. Sie sei zufrieden und super- happy. Was man halt als Medienprofi so sagt, wenn man es gerade vor 13,83 Millionen Zuschauern nur mit Ach und Krach über die Fünfprozenthürde geschafft hat und erkennen muss, dass man mit Unterkühltheit beim traditio- nell auf Gefühlsbombast angelegten ESC kaum weit kommt www.sueddeutsche.de Sieg der beeindruckenden Durchschnittlichkeit Den 56. Eurovisions-Gesangswettbewerb gewann Ell/Nikki, ein ungleiches Duo aus Aserbaidschan, vor Italien und Schweden. Österreichs Kandidatin Nadine Beiler klatschte auf dem 18.Platz auf. Jetzt maulen wieder alle. Die ehemaligen Sowjetrepubliken hätten sich gegen- seitig den Goder gekrault, die Skandinavier gepackelt, die Balkanbewohner einander völlig ungeniert die Punkte zugeschanzt. Und Österreich? Wegen des sich schon abzeichnenden Unheils wurde doch tatsächlich die Tradition lust- voll gelebter Intimfeindschaft mit Deutschland gebrochen. Fette zehn Punkte wurden über die Nordgrenze geschickt. Und die Deutschen praktizierten eben- falls Höflichkeit gegen den Feind. Zwölf Punkte für Nadine Beilers leicht ver- zitterte Performance, da war so mancher Song-Contest-Aficionado sprachlos. Dass sowohl Portugal wie Frankreich Spanien mit Höchstwertungen eindeck- ten, hatte tiefere Gründe. Pauschaltourismusclub-Diseuse Lucia Pérez attak- kierte mit »Que Me Quiten Lo Bailado«. Das sich so harmlos gebende Liedchen war von ideologischer Brisanz. Übersetzt trällerte Pérez nämlich: »Ich hatte Spaß, was kümmert mich der Rest«. Da war sie wieder, die Idee des Südens: faulenzen, schön sein und sich erotisch ganz viel umtun. Das war gar nicht mehrheitsfähig. Drittvorletzter Platz. www.diepresse.at Dietmar Dellanoi -25-
ESC-Medien- Berichte 2011 Der Standard: Ann and Pat schämen sich fremd Immerhin aber wurde mit dieser – gemeint ist die Ballade aus Aserbaidschan – aus der Hitparade der mittleren 1970er-Jahre ins Heute gebeamten Schmachtschnulze der alte und vom Untergang bedrohte Trash-Faktor des ESC hochgehalten. Österreich erreichte mit Nadine Beiler und ihrer nicht und nicht im Gedächtnis haf- ten bleibenden Whitney-Houstonerei »The Secret Is Love« den verdienten 18. Platz. -26-
Kurier: Kleines Licht, großes Interesse Ell und Nikkis verwechselbares Pop-Liebeslied »Running scared« war in einem favoritenfreien Jahr wohl der kleinste gemeinsame Nenner. Die Wasserleiche des Abends: Deutschlands blass geschminktes Fräulein Lena wurde – u. a. mit zehn Punkten aus Österreich – auf Platz zehn gewählt. Gute Unterhaltung (Kommentar): Beim Song Contest geht es genauso wenig ums Singen, wie es bei »Dancing Stars« ums Tanzen geht. Beides sind einfach Fernsehshows, die ihr Publikum unterhalten sollen. Und wie jeder, der schon einmal zugeschaut hat, weiß, kann ein schlechtes Lied viel unterhaltsamer sein als ein gutes (und ein schlechter Tänzer viel unterhaltsamer als ein guter). Die Presse (vor dem ESC): L’Europe, douze points Der Songcontest hat wahrscheinlich mehr für die Einigung Europas getan als fünfzehn Rettungsschirme und 597 Direktiven der EU-Kommission zusam- men. Und so können Sie heute wählen zwischen dem Tzatziki-Rap aus Griechenland, der »Kechtup-Song«-Coverversion aus Spanien, den Klaus- Nomi-Zwillingen aus Irland, den Sieben Zwergen aus Moldawien, den drallen Backgroundsängerinnen aus Slowenien, der Celine Dion aus Ungarn, der Lena aus Deutschland und der männlichen Nicole aus Finnland. Leider nicht mehr zur Verfügung stehen: die Black-Eyed-Peas aus Lettland, die bulgarische Pink, die Waka-waka-Girls aus Norwegen, die Arbeiterbrigade aus Portugal und jene weißrussischen Sängerinnen, die von Alexander Lukaschenko anscheinend gezwungen wurden, »I love Belarus« zu singen (und das gar nicht einmal schlecht). -27-
VN (vor dem ESC): »Stefan Raab hat den Song Contest entstaubt« Kritik übt (George) Nussbaumer am Wahlsystem – es sei undurchsichtig und manipulierbar. Besonders gute Chancen räumt der Musiker in diesem Jahr der Schweizer Vertreterin Anna Rossinelli mit ihren eingängigen Song »In love for a while« ein. Auch bei Lena »müsste Platz drei drein sein.« Nadine Beilers Song hält er für konservativ und gleichzeitig gewagt: »Das Lied beginnt a capella – da muss jeder Ton getroffen werden.« VN(Das i-Tüpfle) I ha vom EuroWischnKontescht uf a Sepp Forcher umgschalta. Döt ischt alls echt. -28-
Tiroler Tageszeitung: Kein Sieg nach Punkten Und auch die deutsche Medienlandschaft wollte nicht ganz verstehen, warum das »kleine Mädchen mit der großen Stimme und der historischen Frisur« nur vom Gastgeberland mit zwölf Punkten belohnt worden war. »Das habt ihr nicht verdient«, tröstete dann auch gegen zwei Uhr Früh ein quirliger Reporter aus Köln die etwas betrübt dreinblickende Österreich-Fanecke. Beim Song Contest herrscht selten europäischer Einklang Es loht sich, dabei zu sein, Flagge zu zeigen, sein Bestes zu geben und für sein Land Sympathiepunkte zu sammeln. Wer hätte gedacht, dass plötzlich ganz Europa auf Deutschland fliegt? Lena Meyer-Landrut machte es möglich – mit Natürlichkeit und Frische. Prädikate, die auch auf Nadine Beiler zutreffen, doch Österreich muss sich wohl erst wieder in die Eurovisions-Familie zurückkämpfen. Zu oft hatte man den Event belächelt und durch den Kakao gezogen – das spricht sich herum. Dietmar Dellanoi -29-
Unser Lieblings Anlässlich des letzten Clubtreffens am 22. Oktober 2011 wurde auch der Lieblingssong des OGAE Austria ermit- telt. Besonders stolz sind wir darauf, dass Malena Ernman, die 2009 Schweden beim ESC mit »La Voix” ver- treten hat, an diesem Abend bei uns weil- te und auch an der Wertung teilgenom- men hat. Sie schien den Abend sehr zu geniessen und gab sich sehr auskunfts- freudig und gesellig. Wir bedanken uns bei Manfred Wally, der den Kontakt hergestellt hat und Malena in bewährter Weise betreut hat. Ein großer Dank auch an Werner -30-
song 1956-2000 Hinterer, der wie immer die Technik an 6. Frida Boccara, Un Jour, Un Enfant diesem Abend fest im Griff hatte. 7. Abba, Waterloo 8. Natasha St. Pier, Je N´Ai Que Mon Àme Hier das Ergebnis in Titeln ausgedrückt: 9. Carola, Invincible 1. Patricia Kaas, Et S´ill Fallait Le Faire 10. Vania, Senhora Do Mar 2. Danijela, Neka mi ne svane 11. Carola, Främling 3. Celine Dion, Ne partez pas sans moi 12. Mary Roos, Aufrecht gehen 13. Anne-Marie David, Tu Te Reconnaîtras 14. Marie Myriam, L´oiseau Et L´enfant 15. Vicky Leandros, Apres toi 16. Isabel Conde, Vuelve Conmigo 17. France Gall, Poupée De Cire, Poupée De Son 18. Wencke Myhre, Ein Hoch der Liebe 4. Maribelle, Ik hou van jou 19. Sergio Dalma, Bailar pegados 5. Mia Martini, Rapsodia 20. Gigliola Cinquetti, Non ho l´étà -31-
Hanne Krogh (von den La det swinge ... la det Norwegen, Trondheim, Rockheim M.T.: Wie kommt es, dass Sie nahezu per- Museum (06.11.2011) fekt Deutsch sprechen? H.K.: Teilweise habe ich Deutsch schon in Markus Tritremmel: Sehr geehrte Frau der Schule unterrichtet bekommen, teil- Krogh, ich bin sehr erfreut, Sie heute als weise habe ich die Sprache dann nach Überraschungsgast bei der Verleihung der unserem Sieg mit »La det swinge« als Norwegischen »Hall of Fame«- »Bobbysocks« (Anm.: Platz 1 mit 123 Auszeichnungen zu treffen. Punkten beim Eurovision Song Contest in Hanne Krogh: Ja, ich halte die Laudatio Göteborg 1985) sehr gut brauchen und für Wencke Myhre, die ja eine der fünf auch üben können. PreisträgerInnen sein wird. Ich denke M.T.: Sie haben ja insgesamt drei Mal bei auch, dass ich ihr damit eine große Freude der Eurovision teilgenommen. Gehen wir machen kann, und ich habe natürlich auch in das Jahr 1971 zurück. Sie sangen – sofort zugesagt, hierher zu kommen. weniger erfolgreich – von der Bedeutung des Glücks im Alltagsleben (Anm.: »Lykken er«, nur Platz 17 von 18 Teilnehmern mit 65 Punkten). H.K.: Ja, sagen wir mal so, geschadet hat mir der Auftritt zumindest nicht. Über- haupt muss man sagen, dass in Norwegen schlechte Platzierungen beim Eurovisionswettbewerb leichter hinge- nommen werden, weil wir eben so oft ganz hinten lagen. So hat es einem Jahn Teigen auch nicht geschadet, keinen einzigen Punkt zu erhalten (Anm.: mit dem Titel »Mil etter mil« 1978). Hanne Krogh beim spontanen Interview Ich kann mich übrigens auch noch sehr gut mit Markus Tritremmel an die deutsche Version von »Lykken er« -32-
Bobbysocks) rock´n´roll! er« erinnern, die dann ja trotzdem veröf- fentlicht wurde und nur »Glück« betitelt wurde. … (beginnt zu singen) Glück ist immer wo du bist Weil das Glück so einfach ist Glück ist nicht Millionen besitzen, die dir nichts nützen Glück ist für dich viel mehr Glück ist wenn ein Lied erklingt Glück ist wenn ein Vogel singt Glück ist miteinander zu lachen, lustig sich machen Alles ist Glück für dich Komm und schau dich nur um Auf der Welt sind tausend schöne Dinge ausgestellt Sie gehören dir, wenn’s dich freut Dein Glück ist doch nur eine Kleinigkeit Usw. usw. (lacht) Bezaubernde Hanne unterm Schirm beim M.T.: Wow, der Text sitzt ja noch immer, ersten Antreten im Jahr 1971 als wäre der Titel erst gestern aufgenom- men worden. H.K.: Das war nicht gerade meine eigene H.K.: Gelernt ist eben gelernt. So sagt Idee, aber da ich sowieso schon einen hin- man doch, oder? teren Startplatz zugelost bekommen hatte, M.T.: Wie kam es dazu, dass Sie die wollte man mich eben besonders in Szene ganze Zeit Ihres Auftritts einen setzen – und zwar mit besagtem Schirm. Sonnenschirm als Utensil auf der Bühne Es dürfte die Idee von Arne Bendiksen in Dublin benutzten? (Anm.: Bendiksen hatte jahrelang das -33-
Eurovisionsgeschick Norwegens gelenkt lichkeit, da sich ja sowieso Misserfolg an und vor allem seine beiden Schützlinge Misserfolg – betreffend die norwegischen Wencke Myhre und Kirsti Sparboe zu Teilnahmen beim Grand Prix – gereiht beträchtlichem Starruhm verholfen.) hatte. Uns war die Konkurrenz sehr egal, gewesen sein, der ja selber viel Erfahrung was doch sehr bemerkenswert war. mit dem Bewerb an sich besaß. Wir sollten schlussendlich auch Recht M.T.: Und wer war 1971 Ihr persönlicher behalten, indem wir beide Deutschland Favorit? die höchsten Siegeschancen einrechneten. H.K.: Also, für mich hätte es nur eine »Für alle« von der Gruppe »Wind«, eine Siegerin gegeben: … Katja Ebstein mit wunderschöne Melodie, wurde dann auch »Diese Welt«. Severine war schon auch in nur knapp von uns geschlagen. Ordnung, aber ihr Lied (Anm.: »Un banc, M.T.: Was passierte unmittelbar nach une arbre, une rue«) hatte wohl keine dem Sieg? großartige Botschaft. – Ganz im H.K.: Glauben Sie mir, die Resonanz in Gegensatz zum deutschen Beitrag! unserer Heimat hier war gewaltig. Noch M.T.: Wer war denn dann 1985 im heute wissen die Leute, wo sie an jenem Vorfeld für Sie persönlich der größte Abend waren, als Norwegen endlich zum Konkurrent? ersten Mal siegreich in der Eurovision H.K.: Im Großen und Ganzen waren war. Bettan (Anm.: Elisabeth Andreassen) und M.T.: Es ist auch bemerkenswert, dass ich relativ entspannt. Es gab ja keinerlei Sie und Elisabeth Andreassen, obwohl Druck seitens der norwegischen Öffent- Sie sich dann bereits nach drei Jahren 1985 gemeinsam mit Elisabeth Andreassen beim größten Erfolg als Bobbysocks -34-
beruflich wieder trennten, immer noch ab H.K.: Lassen wir das lieber. (lacht) … und zu gemeinsam Konzerte geben und Okay, wir wussten schon, dass wir nicht sichnoch immer blendend verstehen. Ist um den Sieg mitkämpfen, dafür war die das nur mein Eindruck, den ich in Oslo Konkurrenz – allein schon durch Carola während der Austragung des Eurovision aus Schweden (Anm: der dritte schwedi- Song Contest 2010 bekommen habe, oder sche Sieg mit »Fångad av en stormvind«) ist da wirklich noch immer dieselbe – zu groß. Harmonie von 1985 zwischen Ihnen bei- M.T.: Frau Krogh, vielen Dank für das den zu spüren? spontane Interview, und ich wünsche H.K.: Durch den Sieg mit »La det swin- Ihnen noch einen schönen Abend und ge« bin ich mit Bettan sowieso ein Leben eine gelungene Laudatio hier in lang mehr oder weniger verbunden – ob Trondheim. Markus Tritremmel ich nun will oder nicht. Und es ist nun mal eine Tatsache, wir ver- stehen uns noch immer prächtig. Das ist auch keine Selbstverständlichkeit nach all den Jahren im Showgeschäft! M.T.: Und 1991 waren Sie wieder mit dabei, diesmal als eines der vier Gruppenmitglieder von »Just 4 Fun«. Was versprachen Sie sich von dem Titel »Mrs. Thompson«. und 2010 verstehen sie sich noch immer gleich gut (anlässlich des ESC in Oslo) -35-
Engelbert - Love Englands letzte große Die Beatles waren verstört: Elf Singles er den vollen Namen offiziell nicht füh- hatten sie in Folge auf Platz eins der briti- ren. Die Erben des Komponisten schen Charts platziert, die zwölfte schei- Engelbert Humperdinck hatten ihm die terte an einem »komischen Kerl« mit Verwendung des Künstlernamens gericht- deutschem Namen. lich untersagt, zumal keinerlei verwandt- Ein ähnliches Husarenstück wie es schaftliche Beziehungen bestehen. Engelbert Humperdinck 1967 mit dem Engelberts Vater diente in der britischen Schmachtsong »Please, Release Me« Armee in Indien, das damals zum schaffte, erhoffen sich die britischen Britischen Empire gehörte, und war im Eurovision-Song-Contest-Strategen von damaligen Madras stationiert, als Arnold dem Schnulzen-Veteran in Baku im Jahre George Dorsey (der spätere Engelbert) 2012. Engelbert soll die Niederlagenserie 1936 als eines von zehn Geschwistern britischer Interpreten beim Eurovision geboren wurde. Mitte der 1940er Jahre Song Contest endgültig beenden. zog die Familie wieder in das Vereinigte Engelbert Humperdinck heißt mit bürger- Königreich, genauer gesagt nach lichem Namen Arnold Dorsey. Er hatte Leicester um. Bereits mit elf Jahren anfangs seiner Karriere in den Sechziger begann Engelbert das Saxophonspiel zu Jahren den Namen des berühmten deut- erlernen und stellte so sein musikalisches schen Komponisten der Spätromantik, der Talent unter Beweis. für seine Märchenoper »Hänsel und Er arbeitete zunächst in einer Fabrik in Gretel« weltberühmt ist, angenommen, Leicester. Mit 17 Jahren nahm er in einem weil er schlichtweg fand, dass er lustig Pub an einem Gesangswettbewerb teil und klingt. Der Anlass für die Wahl dieses präsentierte sich dabei als Imitationstalent. Namens war somit nicht dessen Mitte der 1950er Jahre siedelte er in die Berühmtheit, sondern die Skurrilität des Vereinigten Staaten. Nach seiner endgülti- Namens an sich. gen Umbenennung begann Engelberts Anmerkung am Rande: In Deutschland, imposante Weltkarriere, die bis heute wo er seit jeher nur unter dem anhält. Immerhin erhielt Engelbert bislang Künstlernamen »Engelbert« auftritt, darf 68 Goldene und 26 Platin-Schallplatten. -36-
will set you free Hoffnung? Im Jahr 1973 trat er in einer Fernseh- Version des Nummer-1-Hits »You're My Showreihe – einer britisch-deutschen Heart, You're My Soul« von Modern Koproduktion – zusammen mit Marlène Talking. Dieser Titel wurde jedoch nicht Charell (die bis heute unvergessene als Single ausgekoppelt. Als Singles Moderation des Grand Prix 1983 in erschienen von diesem Album »Red München durch Marlène Charell ist bis Roses For My Lady«, »Only A Lonely heute – an Pannen – unerreicht) auf. Child« und »I Wanna Rock You In My Im Jahr 1983 sah man ihn in der Serie Wildest Dreams«. Die Zusammenarbeit »Fantasy Island«, wo er den schüchternen mit Dieter Bohlen war – trotz des Erfolges Sänger Bob Smith spielt. Im Jahr 1989 – nach nur einem Album beendet. nahm Engelbert, der in den 1980er-Jahren mit Jack White zusammenarbeitete, das Engelbert beim Eurovision Song Album »Ich denk an dich« mit Dieter Contest 2012: Bohlen auf. Engelbert sang auch eine Obwohl Engelberts letzter Top-Ten-Hit in -37-
Engelbert nämlich bereits 76 Jahre alt sein. Das Lied, das Engelbert am 26. Mai in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku zu Besten geben wird heißt: »Love will set you free«. Der Komponist ist Sacha Skarbek, der auch schon erfolgreich mit James Blunt zusammengearbeitet hat. In Engelberts Trophäenschrank stehen – wie bereits zuvor erwähnt – 68 goldene und über 26 Platin-Schallplatten sowie ein Golden Globe. Er hat über die Jahre mehr als 150 Millionen Platten verkauft. Allein sein Superhit »Release Me« – die Easy- Listening-Version eines alten Country- Songs – verkaufte sich zu besten Zeiten 85.000 Mal am Tag. Dass er durchaus noch up-to-date sein kann, bewies er mit dem Stück »Lesbian Seagull« – als Mit17 startete Engelberts Karriere mit der Titellied für den Film der Comic-Kultserie Teilnahme an einem Gesangswettbewerb »Beavis and Butt-Head«. Und auch dafür erhielt er Platin! Markus Tritremmel Großbritannien nun 42 Jahre zurückliegt, hat Engelbert seine Karriere nie beendet. Dass der Vater von vier Kindern und Großvater von neun Enkeln sich im hohen Alter von 76 Jahren nochmals in einen so großen Wettbewerb, wie die Eurovision, stürzt, wurde in Großbritannien dennoch als große Überraschung gewertet. »Ich bin aufgeregt und bereit, loszule- gen«, sagte der in Indien geborene Brite, nachdem er von der BBC bei einem inter- nen Entscheid ausgewählt worden war. Eine öffentliche Abstimmung wie in frü- heren Jahren hat es diesmal nicht gegeben. Engelbert ist somit der direkte Nachfolger der Boyband »Blue«, die im vergangenen Jahr für Großbritannien mit dem Beitrag »I can« den etwas bescheidenen Platz elf belegt hatte. Er wird der älteste Soloteilnehmer sein, der jemals in einem Grand-Prix-Finale stand – am Abend des In den 80er Jahren arbeitete Engelbert mit Eurovision Song Contest in Baku wird Jack White und Dieter Bohlen zusammen -38-
OGAE International Was bedeutet OGAE? Ausgeschrieben heisst das l’ORGANISATION GÉNÉRALE DES AMATEURS DE L’EUROVISION. Und was war OGAE International bisher? Überall im Eurovisionsgebiet haben sich im Laufe der Zeit Song-Contest-Fan-Vereine gegründet. Der erste entstand 1984 in Finnland und über 30 weitere folgten dem bis heute; es gibt sogar einen »Rest of the World«, der für all die Länder von Island bis Australien zuständig ist, in denen es keinen eigenen Club gibt, neuerdings auch wieder für den Libanon, dessen Club sich mangels eigener Teilnahme (seit dem gescheiterten Versuch 2005 gibt es dort wohl keine Ambitionen mehr) und Mitglieder vor kurzem aufgelöst hat. OGAE Austria wurde 1999 in Wien registriert und hat momen- tan über 140 Mitglieder. Einen richtigen Dachverband für all diese Vereine unterschiedlichster Rechtsform gab es bisher aber nicht. Die Vereinspräsidenten oder deren Vertreter trafen sich einmal jährlich am jeweiligen Austragungsort und ent- schieden über verschiedenste Punkte. Dazu gab es einen gewählten Sekretär, quasi einen Chefkoordinator. Da dies alles aber eben ohne einen richtig offi- ziellen Rahmen ablief, wurde bereits vor ein paar Jahren beschlossen eine richtige Dachorganisation mit einem festen Statutenwerk auszuarbeiten, um nach außen geschlossen auftreten zu können. In Düsseldorf lag dies dann vor und wurde beschlossen. Der nächste Schritt war dann die Registrierung. Die erfolgte am 12. Juli 2011 in der Polizeipräfektur von Paris unter dem Namen »l’ORGANISATION GÉNÉRALE DES AMATEURS DE L’EUROVISION INTERNATIONAL«, kurz OGAE International. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 26 der bisheri- gen Clubs, die sich gemeldet hatten, als Mitglieder registriert. OGAE Austria gab seine Anmeldung urlaubsbedingt dann am 22. Juli ab. Wir werden dann wohl im September zusammen mit ein paar anderen Vereinen, z. B. dem por- tugiesischem, offiziell als Mitglied in Paris eingetragen werden. -39-
Je Land kann nur ein Verein Mitglied werden. Bevor diese Regelungen schon vor Jahren für den bisherigen Dachverband eingeführt wurde, gab es nur zwei Länder mit zwei Clubs, Dänemark und Deutschland. Die dänischen haben aber inzwischen fusioniert, so dass Deutschland das einzige Land mit zwei OGAE International-Mitgliedern ist. Nur OGAE Poland kann nicht beitreten, was aber am nationalen Recht liegt, wird von den bisherigen Aktivitäten (z. B. Second Chance Contest oder Vergabe des Fankarten-Kontingents) bestimmt nicht ausgeschlossen werden. Geführt wird der Verband von einem gewählten Verband; das Präsidium setzt sich seit der Wahl in diesem Sommer wie folgt zusammen: Präsidentin: Maiken Mäemets (Finnland) Sekretär: Alexandros Liapis (Griechenland) Schatzmeister: Mathieu Kroon Guitiérrez (Frankreich/Spanien) ordentliche Mitglieder: Miran Cvetko (Slowenien) Adrian Refalo (Malta) Stellvertreter Simon Bennett (Vereinigtes Königreich) Klaus Woryna (Deutschland) OGAE Austria dankt dem neuen Präsidium für ihr Engagement und wünscht viel Erfolg bei der Arbeit. René Kern, Stefan Ball -40-
Grand Prix d’Autriche Wie bereits seit Mitte der 90er Jahre wurde auch 2011 der traditionsreiche Club- Wettbewerb Grand Prix d’Autriche ausgetragen. Dabei kann jedes Clubmitglied ein Lied seiner Wahl (Ausnahme: es darf kein Eurovisionslied oder eine Coverversion eines Eurovisionsliedes oder ein bereits eingereichter Beitrag in den Bewerb gesendet werden). Ihr findet die komplette Wettbewerbshistorie auch auf unserer Homepage www.ogae-austria.at. Hier könnt ihr mittels einer tollen Suchfunktion ganz einfach sehen, ob ein Lied bereits eingereicht wurde und wer die erfolgreichsten Teilnehmer bisher waren. Grand Prix d’Autriche 2011 Das Voting zum Grand Prix d’Autriche 2011 war doch recht eindeutig, konnten sich der Platz 1 (»Maledetta Primavera« gesungen von Loretta Goggi, eingereicht vom Grazer Markus Tritremmel) und Platz 2 (»Keep smiling« von Wencke Myhre, einge- reicht von Peter K. Seibold aus Stuttgart) mit deutlichem Abstand zu den übrigen Liedern am Wertungstableau absetzen. Beide Erfolgsnummern des diesjährigen Wettbewerbes sind übrigens Kompositionen des San Remo Festivals der 80er Jahre, denn auch hinter Wencke Myhres Beitrag versteckt sich der Italo-San-Remo-Schlager »Non voglio mica la luna« von Fiordaliso. Bemerkenswert war, dass nur zwei Beiträge (von 26 Titeln im Finale) vergeblich auf die begehrten 8, 10 oder 12 Punkte warten mussten. 16 Lieder und damit eindeutig über 50% der eingereichten Titel bekamen schlussend- lich zumindest einmal die Top-Wertung 12. Der Siegertitel 2011 »Maledetta Primavera« wurde insgesamt viermal mit der Höchstpunkteanzahl 12 bewertet, wei- -41-
tere sieben Titel erhielten zwei Mal die Top-Wertung, und acht weitere Teilnehmer bekamen immerhin einmal die 12 Punkte zugewiesen. Interessanterweise wurde der drittplatzierte Titel im Endrang (»Aber die Liebe bleibt« von Nana Mouskouri, einge- reicht von Friederike Kern aus Graz) kein einziges Mal von den Teilnehmern auf Platz 1 gesetzt. Das Endresultat des Grand Prix d'Autriche 2011 nach 26 Wertungen: Rang Teilnehmer Interpret Song Pkt 01 Markus Tritremmel Loretta Goggi Maledetta Primavera 143 02 Peter Seibold Wencke Myhre Keep Smiling 102 03 Friedericke Kern Nana Mouskouri Aber die Liebe bleibt 77 04 Roland Putz Elisa Tovati & Tom Dice Il nous faut 67 05 Bernd Wochele Siw Malmkvist Nur die Zeit hat Zeit 66 06 René Kern Carmela Corren Have You Ever 66 07 Christian Weiss Helene Boksle & Kurt N. Ge meg handa di venn 65 08 Sascha Mutavdzic Wynonna Judd I Will Testify To Love 61 -42-
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