STATISTIK UND POLITIK - WAS STUDIEN ÜBER DIE QUALITÄT DES BILDUNGSWESENS AUSSAGEN - AHS-GEWERKSCHAFT
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gymnasium STATISTIK und POLITIK Was Studien über die Qualität des Bildungswesens aussagen Die Zeitschrift der AHS-Gewerkschaft 62. jahrgang märz/april 2013 nr. 2 Fotos: Lilya / Sergey Nivens - Fotolia.com Gewerkschaft Öffentlicher Dienst
zugespitzt inhalt top thema 4 24? top thema statistik und politik Von Mag. Michael Zahradnik 4 8 Die Endlosdiskussion über ein neues Lehrer-Dienst- und Besoldungsrecht dauert zwar noch keine 24 Jahre; den- gut zu wissen noch hat man manchmal diesen Eindruck. Nun scheint Die wichtigsten Neue- 8 aber die Regierung wild entschlossen, dieses Problem rungen für 2013 noch vor den Wahlen zu lösen. Seit Langem fordert ja Von Mag. Dr. Eckehard Quin die Gewerkschaft, die Anfangsgehälter anzuheben und dafür die Gehaltskurve abzuflachen, und das unter Bei- Werbungskosten (teil 2) 11 behaltung der Lebensverdienstsumme. Letzteres vermisst Von Mag. Herbert Weiß man jedoch im ersten Regierungsangebot. Im Gegen- teil! Da versucht der Dienstgeber, die in Aussicht gestell- im focus 15 te Anhebung der Anfangsbezüge mit einer erhöhten Der leistungsstand Lehrverpflichtung zu koppeln. Dabei geistert die Zahl 24 unserer 10-jährigen herum. Bessere Arbeitsbedingungen und Entlastungen werden hingegen nur nebulos angedeutet. Im AHS- Von Mag. Gerhard Riegler 11 Bereich würde diese Erhöhung allen Lehrerinnen und Chancengleichheit? 18 Lehrern ein Plus von mindestens einer oder zwei Klassen Von Mag. Wolfgang bescheren. Schüpany Die Ministerin begründet eine Erhöhung der Lehrver- pflichtung mit dem höheren Anfangsbezug. Eine son- derbare Logik, wenn man die deutliche Reduktion der facts statt fakes 20 Lebensverdienstsumme verschweigt! Die Ex-Bankerin gibt Von Mag. Gerhard Riegler sich dafür quasi als Philanthropin, wenn sie meint, bei niedrigeren Endbezügen würden die Lehrerinnen und menschen 21 Lehrer eben längere Zeit mehr verdienen. („Österreich“, Auszeichnungen und 27. 12. 2012). Offenbar verlieren Menschen, die über ernennungen Jahre mit gigantischen Geldsummen jonglierten, jeden Bezug zur Realität. Neues Mitglied der Bun- desleitung 15 Auch die Idee, alle Lehrerinnen und Lehrer gleich zu ent- lohnen und schularten- bzw. fachspezifische Unterschie- de über ein Zulagensystem zu berücksichtigen, erscheint service 22 eher als gefährliche Drohung, wenn man bedenkt, dass z. B. das BIFIE im Rahmen der Standardüberprüfung in aktuelle seite 23 Deutsch für die Korrektur pro Schülertext einen Betrag „Schwach ausgeprägte von € 5,-- vorsieht. Das soll leistungsgerecht sein? Die Kompetenz" Verantwortlichen haben sichtlich keine Ahnung vom Von Mag. Dr. Eckehard Quin Zeitaufwand für sorgfältige Korrekturen. Will man junge Menschen so für den Beruf gewinnen? nachgeschlagen 24 Aber vielleicht wird ein PR-Berater der Ministerin noch empfehlen, die Arbeitszeiterhöhung als großzügige Geste zu präsentieren, da die 24 Stunden ja bloß pro Redaktionsschluss Woche und nicht pro Tag gelten sollen. Redaktionsschluss für die Nr. 3/2013: 5. April 2013 MP Beiträge bitte per E-Mail an office.ahs@goed.at 2 gymnasium
Sehr geehrte Frau Kollegin! Sehr geehrter Herr Kollege! editorial Am 11. Dezember 2012 wurden gleich drei Studien präsentiert: die Ergebnisse der Stan- dardtestungen in Mathematik auf der achten Schulstufe, TIMSS und PIRLS. Allein die letzten zwei umfassen zusammen rund 1.400 Seiten. Die Reaktionen darauf waren vorhersehbar und hatten – ebenso vorhersehbar – allerhand Skurriles zu bieten. So schlug etwa BZÖ-Chef Josef Bucher als Sofortmaßnahme eine Kür- zung der Bildungsausgaben um rund 60 % vor. Ich wende mich aber lieber ernsthafteren Betrachtungen zu und möchte einige beachtenswerte Punkte aus TIMMS und PIRLS her- ausgreifen: • Aus meiner Sicht nahezu banal, von der Politik aber ständig ignoriert: „Successful schools tend to be well-resourced.“ • In Österreich besuchen nur 33 % der SchülerInnen eine Schule, in der bei zumindest 90 % der MitschülerInnen die Erstsprache die Unterrichtssprache ist. Im internationalen Schnitt sind es rund 70 %, in Finnland sogar 85 %. • In kaum einem anderen Staat haben LehrerInnen mit so großen disziplinären Proble- men zu kämpfen wie in Österreich. • Finnlands Vorsprung entsteht ausschließlich im ersten Lebensjahrzehnt und nimmt wäh- rend der Sekundarstufe I ab. Dasselbe gilt auch für das traditionsreiche Gesamtschul- land England und für das von einem Böcke schießenden Landeshauptmann so heiß geliebte Italien. Wer die Leistung der finnischen SchülerInnen auf die Gesamtschule der 10- bis 14-Jährigen zurückführt, ist ahnungslos oder sagt bewusst die Unwahrheit. • Leistungsorientierung, hinter der alle Schulpartner stehen und die von allen getragen wird, führt zum Erfolg. Die genannten Fakten sind für Personen, die internationale Studien verfolgen, nicht grund- sätzlich neu. Viele PolitikerInnen und „ExpertInnen“ weigern sich aber, sie zur Kenntnis zu nehmen und daraus sinnvolle Handlungen abzuleiten. Dr. Günter Schmid, Gründer und langjähriger Leiter des Sir-Karl-Popper-Gymnasiums in Wien, forderte als Vorsitzender der Bildungsplattform Leistung & Vielfalt, endlich „den Reset-Button in der Bildungspolitik“ zu drücken und dort den Hebel anzusetzen, wo längst Die Redaktion „nicht nur mehr bloß der Schuh drückt, sondern der Hut brennt“. Und der Fachdidaktiker Werner Peschek, dessen Institut an der Entwicklung der Test-Items für die Standardtestun- wünscht gen mitgearbeitet hat, meinte in einem Interview: „Insbesondere ist zu fragen, ob der immense (finanzielle) Aufwand für die Testung von 80.000 Schülern gerechtfertigt ist oder frohe Ostern! ob man das Geld nicht für andere Maßnahmen wie Schul- und Unterrichtsentwicklung, Lehrer/innenweiterbildung oder Schulausstattung sinnvoller hätte einsetzen können.“ Oder Foto: Photok.dk - Fotolia.com volkstümlicher ausgedrückt: Vom Wiegen allein wird die Sau nicht fett! Mag. Dr. Eckehard Quin, Vorsitzender der AHS-Gewerkschaft impressum gymnasium. Zeitschrift der AHS-Gewerkschaft in der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst. Herausgeber: Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, Fritz Neugebauer. Medieninhaber: Die GÖD Wirtschaftsbetriebe Ges. m. b. H., A-1010 Wien, Teinfaltstraße 7. Chefredaktion und für den Inhalt verantwortlich: Mag. Verena Nägele, 1090 Wien, Lackierergasse 7, Tel.: 01/405 61 48, Fax: 01/403 94 88, E-Mail: office.ahs@goed.at. Redakti- on, Produktion, Konzeption und Anzeigenverwaltung: Modern Times Media Verlagsges. m. b. H., 4020 Linz, Büro Wien: 1030 Wien, Lagergasse 6/35, Tel.: 01/513 15 50. Hersteller: Niederösterreichisches Pressehaus Druck- und Verlagsges. m. b. H., A-3100 St. Pölten, Gutenbergstraße 12. Verlagsort: Wien. Herstellungsort: St. Pölten. DVR-Nr.: 0046655. Namentlich gekennzeichnete Beiträge unterliegen der Verantwortung des Au- tors. Die Redaktion behält sich das Recht der Kürzung vor. Es wird darauf hingewiesen, dass alle Angaben in dieser Zeitschrift trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr erfolgen und eine Haftung des Herausgebers und Medieninhabers, der Redaktion oder der Autor/innen ausge- schlossen ist. Die Redaktion behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung in jedem technischen Verfahren und der Verbreitung sowie der Verwertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen der zum Abdruck gelangenden Beiträge sowie ihre Verwendung für andere Ausgaben vor. 3
top thema Mag. Michael Zahradnik, stv. Vorsitzender der AHS-Gewerkschaft michael.zahradnik@goed.at STATISTIK und POLITIK Ende 2012 wurden eine Menge Studien zum Bildungswesen veröffentlicht. Was solche Studien über die Qualität eines Bildungswesens aussagen können, welche Schlüsse man aus den Ergebnissen ziehen und welche Fehlschlüsse man lieber bleiben lassen sollte – damit setzt sich dieser Artikel auseinander. 1 OECD. Education at a glance. Hier zit. nach: oesterreich.orf.at/sto- ries/2546008/; 13.1.2013 4 gymnasium
Bildungsstudien überschwemmen uns. In den letzten deten Lehrer für AHS und berufsbildende mittlere und Monaten wurden etwa die Ergebnisse der ersten Bil- höhere Schulen (BMHS) erhalten nach 15 Dienstjahren dungsstandardtestungen in Mathematik (BIST), die flä- 65 Prozent vom durchschnittlichen Gehalt anderer chendeckend die Mathe-Kompetenzen von Öster- Akademiker.“1 reichs SchülerInnen der 8. Schulstufe messen, veröf- Meines Erachtens stimmt beides: Derzeit sind die Bil- fentlicht. Dazu gab es die internationalen Studien dungskosten in Österreich vergleichsweise eher hoch. PIRLS und TIMMS (messen die Naturwissenschaften/ Und dennoch verdient man als Akademiker in Nicht- Mathematikkentnisse bzw. das Lesekönnen der Zehn- Lehrer-Berufen vor allem in jungen Jahren deutlich jährigen). Jährlich erfreut uns auch die OECD mit ihrer besser. Das hat mit dem Senioritätsprinzip unserer Besol- Bildungsstudie „Education at a glance“. Und kürzlich dung zu tun. In Ehren ergraute PädagogInnen verdie- lieferte uns auch der „Nationale Bildungsbericht“ inter- nen bei uns das Zweieinhalbfache einer Junglehrkraft. essante Zahlen. In keinem anderen Land ist diese Spanne so groß. Und In Schlagzeilen zusammengefasst, werden meist folgen- das wird verstärkt durch 2 Fakten der österreichischen de Befunde (v)ermittelt: Zeitgeschichte: 1) mit der Bildungsexplosion der Kreisky- • Österreich gibt relativ viel Geld für sein Schulwesen Jahre und 2) mit den Pensionsreformen um die Jahr- aus. tausendwende. Erstere bescherte Österreich mehr als • Die Leistungen der SchülerInnen sind aber eher jede zweite höhere Schule – und dafür brauchte man durchschnittlich. damals viele junge LehrerInnen – zum Beispiel auch • Bildung vererbt sich in Österreich stark. mich. Dieser demographische „Lehrerbauch“ jener, die • SchülerInnen mit Migrationshintergrund gehören zu in den späten 70er und frühen 80er Jahren als billige den Bildungsverlierern. JunglehrerInnen ins System eingestiegen sind, wölbt sich Ich möchte diese Grob-Ergebnisse nicht in Zweifel zie- derzeit in den höheren und höchsten Gehaltsstufen. hen. An jeder dieser Aussagen ist etwas dran. Ähnliche Sprich: Derzeit haben wir sehr viele alte und deshalb Befunde erhalten wir in den letzten 15 Jahren immer teure LehrerInnen im System. Und das deutlich län- wieder. (Diese inzwischen „historischen Aussagen“ kön- ger als früher, denn die Pensionsreformen der letzten nen auch entlastend empfunden werden: Denn es 15 Jahre halten die teureren PädagogInnen länger im ist unserem Land dennoch in diesen Zeiten gelungen, Aktivstand. Und man könnte sie auch gar nicht weg- eines der reichsten EU-Länder zu werden und zu blei- schicken, weil man schon jetzt zu wenige Lehrkräfte hat. ben. Wobei etwa mich Ergebnisse wie „Das Kind eines Zusätzlich verteuern 2 Faktoren das österreichische Hacklers bleibt halt ein Hackler. Aber bei uns hat es Schulwesen: Wir haben durch die Teilung in Bundes- wenigstens einen Arbeitsplatz“ nicht wirklich zufrieden und Landeslehrer teure Parallelstrukturen in der Ver- stellen können.) waltung. Und wir haben im Pflichtschulbereich sehr Interessant sind aber vor allem zwei Fragen: Warum kleinteilige Strukturen: Jeder zweite Schulstandort hat ist das so, wie es ist? Und wie lassen sich Schwächen höchstens 4 Klassen. Davon die Hälfte nicht einmal verbessern? 4 Klassen. Das ist teuer. KOSTEN d e s S ch u l s y s t e m s QUALITÄT der Ausbil dun g Laut Nationalem Bildungsbericht gibt Österreich pro Grundsätzlich: Die Qualität kann, soll und muss gestei- Schüler oder Student rund 9000 Euro aus. (Ob das gert werden. Und zwar permanent. Die Welt wird genau so stimmt, lässt sich in diesem Mischmasch eher komplizierter, wir Lehrkräfte müssen unsere SchülerInnen schwer überprüfen, wird aber hier einmal geglaubt.) Ein morgen noch besser darauf vorbereiten, als wir das naheliegender und von manchen Medien gern nahe- gestern taten. gelegter Schluss wäre nun: Die LehrerInnen verdienen Aber es muss uns AHS-LehrerInnen auch erlaubt sein, in Österreich zu viel. darauf hinzuweisen, dass wir jedenfalls deutlich besser Dem widerspricht allerdings wieder die OECD – zumin- sind, als man glauben könnte, wenn man Zeitungen dest im Vergleich mit anderen akademischen Berufen: liest. Da könnte man nämlich den Eindruck bekommen, „Pädagogen werden in Österreich deutlich schlechter WIR wären das Problem. bezahlt als in anderen Bereichen tätige Akademiker Dass wir das nicht sind, zeigen z. B. die Ergebnisse der (...). So verdienen Lehrer in Österreich nach 15 Jahren neuen Standardtests in Mathematik. Ich nehme diese Berufserfahrung nur zwischen 58 und 65 Prozent des Studie heran, denn sie ist erstens brandneu, zweitens Gehalts anderer Akademiker. (....) In der Sekundarstufe nahezu flächendeckend und drittens werden die I, wo an der Hauptschule Lehrer mit PH-Abschluss und Ergebnisse der PISA-Studien nach den ersten beiden an der AHS-Unterstufe Pädagogen mit Uni-Abschluss Testungen, die auch die AHS als beste Ergebnisbringerin arbeiten, liegt das Einkommen bei 63 Prozent von auswies, nicht mehr nach Schularten getrennt veröf- jenem anderer Akademiker. Die an den Unis ausgebil- fentlicht. Die GymnasiastInnen der 4. Klassen erreichten 5
Grafik 1 Grafik 2 top thema bei BIST im Österreich-Schnitt 600 Punkte. Das sind um der SchülerInnen aber auch nur irgend etwas geändert fast 20 % mehr als die gleichaltrigen PflichtschülerInnen hätte. Das sind halt die Tücken der Statistik. (504). Das ist nun sicher kein Grund, verächtlich auf Laut BIFIE-Statistik sitzen in der AHS 27.986 Kinder in 1.176 die KollegInnen von der Hauptschule zu blicken. Die Klassen. In den APS sitzen 53.373 Kinder in 2.898 Klassen. müssen ja zum Beispiel auch jene Kids unterrichten, die Man könnte daraus den falschen Schluss ziehen: Je es zu uns oder bei uns nicht schaffen. Die können nur höher die Klassenschülerzahl, desto besser die Ergeb- einen verschwindenden Teil selber an Sonderschulen nisse. Denn jene Gymnasialkinder, von denen im Schnitt abgeben. Die APS-KollegInnen leisten unter schwieri- 23,79 in einer Klasse sitzen, erzielen bessere Ergebnisse gen Bedingungen schwere Arbeit. als die PflichtschülerInnen mit nur 20,31 Kinder pro Klas- Aber in aller Unbescheidenheit: Aus diesen Zahlen lässt se. Dass hier kein kausaler Zusammenhang besteht, ist sich nun gar nicht herauslesen, dass WIR das Problem offensichtlich. Wer dazu (je nach Setting in den Ergeb- darstellen. Wenn die Standards übererfüllt werden, nissen durchaus divergierende) Studien braucht, erhält dann fast nur in unserem Bereich. Wenn sie nicht erfüllt bei Herbert Altrichter/Sonja Somerauer. Klassenschü- werden, dann fast nicht in unserem Bereich. Wenn lerzahl, Schülerleistungen und Unterrichtsqualität (Erzie- etwa eine gemeinsame Schule nach dem Best-prac- hung und Unterricht. Oktober 7-8, 2007) einen guten tice-Modell gestaltet werden sollte, dann müsste eine Überblick über die Forschungslage. Grob lässt sich diese solche wohl wie ein Gym aussehen. Am ehesten wie ein aber wohl am ehesten so zusammenfassen: Bei über 30 oberösterreichisches Gym – aber auch die Wiener AHS SchülerInnen verschlechtert sich die Lernqualität, bei bräuchte sich nicht zu verstecken (siehe nächste Seite). unter 20 verbessert sich diese. Fa l sch e S chl ü s s e Migration un d In tegration Es ließen sich aus BIST auch falsche Schlüsse ziehen. Das Migration ist ein wichtiger Faktor in der Schule. Das kann Wiener AHS-Ergebnis weist etwa mit 583 Punkten einen man mögen oder nicht, es ist aber so. Im Österreich- geringen Rückstand hinter den Gymnasien der meisten Schnitt schlägt der Migrationshintergrund bei BIST mit anderen Bundesländer auf, liegt auch deutlich hinter einem Minus von 67 Punkten zu Buche. In der APS mit Spitzenreiter Oberösterreich zurück. Nun hat aber Wien minus 68 Punkten, in der AHS mit minus 42 Punkten. (Es eine Besonderheit: Hier werden 54 % der Unterstufenkin- gibt aber auch gegenläufige Teilaspekte: So gehen der in der AHS beschult, mehr als doppelt so viele wie in SchülerInnen, die Polnisch, Tschechisch, Slowakisch den meisten anderen Ländern. oder Ungarisch als Umgangssprache sprechen, prozen- Jetzt könnte man daraus den Fehlschluss ziehen: Je tuell gesehen öfter ins Gymnasium als deutschsprachi- mehr Kinder in einer AHS unterrichtet werden, desto ge. Umgekehrt ist es bei türkischsprachigen Kindern.) schlechter das Ergebnis. Zwei Argumente dagegen: Vor allem Jugendliche mit türkischer Umgangsspra- Ich finde es bemerkenswert, dass es Wien (oder den che fallen auch häufig früh aus dem Bildungssystem: Wiener AHS) gelingt, deutlich mehr als die Hälfte der 17,6 %von ihnen sind nach Abschluss der Schulpflicht SchülerInnen auf einen Wert von 583 Punkten zu brin- nicht mehr im System. Und werden damit in Zukunft gen (Es macht schließlich einen Unterschied, ob man große Probleme haben und wahrscheinlich machen. die besten 15 % bewertet oder die besten 55 %.). Und Das heißt, es geht nicht primär um den Faktor Migra- würde man beispielsweise die 20 % schwächeren tion, sondern vor allem auch um den sozialen Status. Schüler aus den AHS-Ergebnissen weg- und den HS-/ Hier zeichnen sich halt manche Bevölkerungsgruppen NMS-Ergebnissen dazurechnen, dann würden sich die als besonders arm, besonders schulfern, besonders Wiener Zahlen noch deutlich verbessern. Und zwar in sprachschwach aus. Dafür können aber die Kinder am beiden Segmenten! Ohne dass sich an den Leistungen allerwenigsten. 6
In den letzten rund 20 Jahren gab es eine starke Zuwan- Grafik 3 derung. Diese war begründet mit einer starken Nach- frage nach Arbeitskräften im Billiglohnsektor – und dem top thema Bürgerkrieg in Jugoslawien. Diese Zuwanderung wurde je nach ideologischem Hintergrund als gut, belastend oder unausweichlich empfunden, fand aber jedenfalls statt. Heute haben mehr als 40 % der Wiener Volks- schulkinder einen Migrationshintergrund. Über 207.000 mehrsprachig aufgewachsene Kinder gehen derzeit in unsere Schulen. Auf diese Zuwanderung wurde auf 2 Arten reagiert. Der deutschtümelnde Reinrassler meinte, wenn man die Fremden alle heimschickte, dann wäre alles besser. Das ist nicht nur menschenverachtend, sondern angesichts der Zahlen schlicht dumm und unmöglich. Dagegen erklärte der rotgrüne Gutmensch meist pathetisch, man habe die Fremden eh lieb, die wären wenn man natürlich auch die Kevin Prohaskas, also auch kein Problem, ja sie dürfen geradezu keines sein. die auch nicht gerade schulaffinen Aborigines-Kids Dadurch wurde von dieser Seite her aber verschwie- aus Simmering oder Donaustadt, bei Bedarf im Kinder- gen, dass die Zuwandererkinder Probleme hatten. Und garten nachsozialisieren könnte. Ja, das kostet Geld. die LehrerInnen hat man mit den neuen Schwierig- Aber es zahlt sich aus. Es wäre echt christlich. Und echt keiten einfach allein gelassen. Guter Rat, aber keine sozialdemokratisch. Ressourcen, das war die längste Zeit die österreichische „Integrations-Politik“ für die Schulen. Denn im Gegen- TI MMS/PI RLS zug zum Anwachsen der Zuwandererkinder seit den Beide Studien besagen: Rund 20 % der Absolventen der 1990ern wurde das Geld in den Schulen immer weni- Volksschulen erreichen die zu erwartenden Leistungen ger. Ein Sparpaket jagte das andere, Unterrichtsstun- nicht. Auch hier ergibt sich ein großer Überschnei- den wurden gekürzt, Deutschstunden wurden weniger. dungsbereich mit dem Migrationsnachwuchs. Daher Nachmittagsbetreuung kostete nun. Man frustrierte die scheinen mir auch hier dieselben Gründe vorzuliegen Lehrer durch Gehaltseinbußen, man verringerte das und dieselben Rettungsmaßnahmen sinnvoll. Angebot für die Kinder. Einsparen war das wichtigste Der so beliebte Hinweis, die frühe Trennung in der Credo der Bildungspolitik. (Mit Ausnahme der Senkung Sekundarstufe 2 wäre der Grund für die schlechten der Klassenschülerhöchstzahlen, soviel Fairness muss Leistungen, der greift hier voll ins Leere: Die hier getes auch sein.) Aber das reichte halt bei weitem nicht. teten Kinder besuchten alle eine gemeinsame Schule, Oder wie die „Salzburger Nachrichten“ zu den man- die Volksschule. Trotzdem haben wir fast auf die Kom- gelnden Integrationserfolgen meinten: „Daran ist nicht mastelle genau dieselbe Problemkohorte wie 4 Jahre nur die FPÖ schuld, sondern auch die Bundesregierung später. Das Problem entsteht früher. Und sollte wenn inklusive Schmied. Sie haben das Problem der Migran- irgend möglich noch früher beigelegt werden. tenkinder, ihre miesen Deutschkenntnisse und Schulno- ten nicht einmal ansatzweise gelöst.“2 P. S.: Mir sind „Migro-Kids“ ein ganz großes Anliegen. Ich Am menschlichsten und am einfachsten löst man die mag sie sehr. Ich unterrichte an einer Wiener Schule, sprachlichen Schwierigkeiten im dritten Lebensjahr. Hier an der rund 80 % der SchülerInnen einen Migrationshin- eignen sich die Kids im Kindergarten die Sprache mit tergrund haben. Aber davon haben nur wenige (vor etwas Hilfe im Rekordtempo an. Etliche Kindergarten- allem späte Quereinsteiger) ein schulisches Problem pädagoginnen haben mir das bestätigt: „Kriege ich deswegen. Für unsere Migro-Maturanten mussten und sie in der Krippe, mit 2, 3 Jahren, dann geht das fast müssen wir uns nicht genieren. Ich erinnere mich mit von selbst in einem halben Jahr. Bei den Fünfjährigen Stolz und Freude an Ini, Dejan, Eylim und die vielen kämpfen wir schon mehr.“ Das heißt, wenn man wirklich anderen tollen AbsolventInnen. Und ich weiß, vielen das Problem lösen und den Kindern echte Chancen- von euch geht es genau so. Denn heute besuchen gleichheit einräumen will, dann müsste man alle zur Ver- rund 30.000 Kinder mit Migrationshintergrund die AHS. fügung stehenden Ressourcen hier einsetzen. Hier lässt Mit großteils achtungsgebietenden Ergebnissen. Aber sich das Defizit an der Wurzel bekämpfen, schonend ich hätte halt gerne ein bisschen Hilfe seitens der Politik. für die Kinder, nachhaltig, spielerisch. Damit wären In den letzten 20 Jahren haben wir oft den Schwarzen auch die Diskussionen um „Deutsch-Vorschuljahr“ ver- Peter zugewiesen bekommen. Selten die benötigten sus „Keine Gettoklassen“ obsolet. Und die Frage einer Ressourcen und Rahmenbedingungen. n gemeinsamen Schule auf der Sekundarschule 1 verlöre wahrscheinlich viel von ihrem Schrecken. Vor allem, 2 Salzburger Nachrichten, 15. Jänner 2013 Glosse: par. „Selbst schuld am Ausländerwahlkampf“ 7
gut zu wissen Mag. Dr. Eckehard Quin, Vorsitzender der AHS-Gewerkschaft eckehard.quin@goed.at Die wichtigsten Neuerungen für 2013 Die Gewerkschaft konnte eine Reihe von Verbesserungen durchsetzen. „ Pa pa m o n at “ Teil zeitbeschäf tigun g f ür Person en Einem öffentlich Bediensteten ist auf sein Ansuchen in Leitun gsf un ktion en für den Zeitraum von der Geburt seines Kindes bis Ab 1. September 2013 ist es auch Personen in Lei- längstens zum Ende des Beschäftigungsverbotes der tungsfunktionen gestattet, die Lehrverpflichtung Mutter ein Urlaub unter Entfall der Bezüge (Karenzur- wegen der Betreuung eines Kindes (§ 50b BDG) zu laub) im Ausmaß von bis zu vier Wochen zu gewähren, reduzieren. Wird für einen Leiter1, einen Abteilungs- wenn er mit dem Kind und der Mutter im gemeinsa- vorstand, einen Fachvorstand oder einen Erzie- men Haushalt lebt. hungsleiter die Lehrverpflichtung herabgesetzt, ist Der Bedienstete hat Beginn und Dauer des Karenz eine geeignete Lehrperson mit der (dem Ausmaß urlaubes spätestens eine Woche vor dem voraus- der Herabsetzung entsprechenden) Vertretung des sichtlichen Geburtstermin bekanntzugeben und in Inhabers der Leitungsfunktion zu betrauen. weiterer Folge die anspruchsbegründenden sowie die anspruchsbeendenden Umstände darzulegen. Einer mit Leitungsaufgaben teilbetrauten Lehrper- Die Zeit des Karenzurlaubes ist in dienst-, besoldungs- son gebührt für die Dauer dieser Teilbetrauung eine und pensionsrechtlicher Hinsicht wie eine Karenz nach Vergütung. Diese ist nach den Bestimmungen über dem VKG zu behandeln. die Dienstzulage nach § 57 GehG (Direktorenzu- lage etc.) und dem Ausmaß der Teilbetrauung zu Pflegefreistellung bemessen. Ab sofort haben öffentlich Bedienstete auch Anspruch auf Pflegefreistellung für eigene Kinder, Fahrtkosten zuschuss wenn diese nicht im gemeinsamen Haushalt leben. Dem Bediensteten, der durch Erklärung beim Arbeit- Der Anspruch auf Pflegefreistellung wird außerdem geber ein Pendlerpauschale2 in Anspruch nimmt, auf die Begleitung von Kindern während eines sta- gebührt ab dem Tag der Abgabe dieser Erklärung tionären Aufenthalts derselben in einer Heil- und bei seiner Dienstbehörde ein Fahrtkostenzuschuss. Der Pflegeanstalt ausgedehnt, sofern das Kind das zehn- Fahrtkostenzuschuss beträgt seit 1. Jänner 2013 für te Lebensjahr noch nicht vollendet hat. jeden vollen Kalendermonat (in EUR): 8 gymnasium
gut zu wissen Anspruch auf das Abgeltun gen im Zusammen han g mit der einfache Fahrt- n euen Reif eprüf un g strecke über „kleine“ Pendler- „große“ Pendler- pauschale pauschale Alle hier genannten Vergütungen treten mit der flä- 2 km - 10,14 chendeckenden Einführung der neuen Reifeprüfung 20 km 18,63 40,23 in Kraft. Sie gelten auch, wenn das „Gesamtpaket“ durch Beschluss des SGA um ein Jahr vorverlegt wird, 40 km 36,84 70,02 was bis zur Drucklegung dieser Zeitung nur in einer 60 km 55,08 100,00 einzigen Schule geschehen ist. Prüfungstaxen, die im Folgenden nicht erwähnt werden, unterliegen keiner Veränderung. Anre ch n u n g v o n k ü ns t le r is c h e n Wenn im Rahmen von Schulversuchen nur Teile der Univ e r si t ä t sst u die n a l s V o r d ie ns t z e it e n neuen Reifeprüfung erprobt werden, gelten die bis- Lehrpersonen für Bildnerische Erziehung, Technisches herigen Bestimmungen – es gebührt also z. B. keinerlei Werken und Textiles Werken sowie für verwandte Abgeltung für den Schulversuch Vorwissenschaftliche Unterrichtsgegenstände an mittleren und höheren Arbeit (VWA), es gelten die derzeitigen Prüfungstaxen Schulen erfüllen die Erfordernisse für die Einreihung in für die schriftliche Matura auch beim Schulversuch zur L 2a 2 (l 2a 2) durch die erfolgreiche Ablegung der Zentralmatura etc. Reifeprüfung (Reife- und Diplomprüfung) und den VWA: Der Lehrperson gebührt für die kontinuierliche Erwerb eines Diplom- oder Mastergrades nach einem Betreuung der VWA im Verlauf der letzten Schulstufe einschlägigen künstlerischen Universitätsstudium. In je betreuter Arbeit eine Abgeltung in Höhe von 9,82 Foto: Yuri Arcurs – Fotolia.com der Vergangenheit gab es Meinungsverschiedenhei- Prozent des Gehalts der Dienstklasse V Gehaltsstufe 2. ten zwischen der Gewerkschaft und dem Dienstgeber (Derzeit wären das 229,95 €.) Dabei ist der Gehaltsan- über die Anrechnung der Studienzeiten für die Vor- rückung. Nun wird gesetzlich ausdrücklich sicherge- stellt, dass die vorgeschriebene Mindeststudiendauer 1 Personenbezogene Bezeichnungen umfassen gleichermaßen Personen männlichen und weiblichen Geschlechts. eines künstlerischen Studiums bei der Ermittlung des 2 Zum Pendlerpauschale siehe den Artikel „Fahrtkostenzuschuss und Pend- lerpauschale“ von Mag. Herbert Weiß in der Ausgabe Nr. 6/2012. Vorrückungsstichtages zu berücksichtigen ist. 9
satz der Dienstklasse V Gehaltsstufe 2 für September verhinderung durch andere wichtige, die Person des Jahres zugrunde zu legen, in dem das Schuljahr betreffende Gründe setzte eine mindestens einmona- beginnt, in dessen Verlauf die Betreuung stattfindet. tige Dienstleistung voraus. Die Abgeltung für die Betreuung der VWA gebührt Diese Wartefristen entfallen nun zur Gänze. Vorausset- im Fall des Betreuungswechsels aliquot der zunächst zung für den Anspruch auf Entgeltfortzahlung bleibt betreuenden und der die Betreuung fortsetzenden jedoch wie bei der Dienstverhinderung durch Unfall, Lehrperson in Abhängigkeit vom jeweiligen Zeitraum dass der Dienst angetreten wurde. ihrer aufrechten Bestellung zum Betreuer (Bestellungs- zeitraum) in der Betreuungsphase. Als Betreuungspha- Kl arstel l un g im Mutterschutz- se gelten die Kalendermonate September bis April des un d Väterkaren zgesetz betref f en d Schuljahres, in dessen Verlauf die Betreuung stattzufin- Vertragsl ehrer den hat. Für jeden vom Bestellungszeitraum erfass Beamte, deren Wochendienstzeit nach MSchG oder ten Kalendermonat in der Betreuungsphase gebührt VKG herabgesetzt ist, dürfen über die für sie maßge- je ein Achtel der Abgeltung. Im Falle des Wechsels bende Wochendienstzeit hinaus zur Dienstleistung nur während eines Monats gebührt der auf diesen Monat herangezogen werden, wenn die Dienstleistung zur entfallende Betrag den beiden Lehrpersonen anteilig Vermeidung eines Schadens unverzüglich notwendig entsprechend der jeweiligen Betreuungsdauer. ist und ein Bediensteter, dessen Wochendienstzeit Für die Korrektur der VWA einschließlich Präsentation nicht herabgesetzt ist, nicht zur Verfügung steht. Diese und Diskussion gebührte derzeit eine Prüfungstaxe in Bestimmung ist auf Lehrer nicht anzuwenden, deren der Höhe von 31,4 €. Auch bei diesem Betrag erfolgt Lehrverpflichtung um höchstens 25 % herabgesetzt ist. eine automatische Valorisierung. Diese Regelungen werden nun explizit auch auf Ver- Vorbereitung auf die mündliche Reifeprüfung: Der Lehr- tragsbedienstete ausgeweitet, womit klargestellt ist, person, die mit der Abhaltung von Unterrichtseinheiten dass auch Vertragsbedienstete bei Inanspruchnahme im Rahmen von Arbeitsgruppen zur Vorbereitung auf von Elternteilzeit nicht zu Mehrdienstleistungen heran- die mündliche Reifeprüfung betraut ist, gebührt für gezogen werden dürfen. jede gehaltene Unterrichtseinheit eine Abgeltung in Höhe von 2,5 Prozent des Gehalts der Dienstklasse V Mitw irkun gsrecht der Gehaltsstufe 2. (Derzeit wären das 58,54 €.) Person alvertretun g im Rahmen des Arbeitsgruppen dürfen pro Prüfungsgebiet der münd- „ Qual itätsman agemen ts“ lichen Reifeprüfung zum jeweiligen Haupttermin in der Im heurigen Schuljahr können Schulen freiwillig am Anzahl gebildet werden, die dem Ergebnis der Teilung „Qualitätsmanagement“ gem. § 18 Bundes-Schulauf- der Gesamtzahl der im Prüfungsgebiet zu betreuen- sichtsgesetz teilnehmen. Ab 1. September 2013 ist es den Prüfungskandidaten durch 20, gegebenenfalls an allen Schulen umzusetzen. aufgerundet auf die nächste ganze Zahl, entspricht. Im Rahmen des Qualitätsmanagements sind auf allen Die Arbeitsgruppen dürfen im Umfang von bis zu vier Ebenen der Schulverwaltung u. a. periodisch Entwick- Unterrichtseinheiten geführt werden. lungspläne zu erstellen und Zielvereinbarungen zu Prüfungstaxen: Für eine zentrale schriftliche Prüfung, treffen. eine Kompensationsprüfung und eine mündliche Teil- Seit 29. Dezember 2012 spricht § 9 Abs. 1 lit. p PVG prüfung wird jeweils 11,3 € bezahlt. Dieser Betrag ent- dem jeweils zuständigen Personalvertretungsorgan spricht der derzeitigen Abgeltung für die mündliche (PVO) ein Mitwirkungsrecht bei Entwicklungsplänen Teilprüfung. und Zielvereinbarungen gemäß § 18 Bundes-Schulauf- Das mit der neuen Reifeprüfung zusätzlich geschaffe- sichtsgesetz zu. ne Kommissionsmitglied, der fachkundige Beisitzer bei Aus dem Mitwirkungsrecht des zuständigen PVO, in Prüfungsgebieten der mündlichen Prüfung sowie bei der Regel des Dienststellenausschusses (DA), ergibt Kompensationsprüfungen, erhält 5,8 € Prüfungstaxe. sich aber auch eine Mitwirkungspflicht. Der DA ist spä- Auch die oben genannten Prüfungstaxen werden testens zwei Wochen vor der geplanten Durchführung automatisch valorisiert. der Maßnahme nachweislich davon in Kenntnis zu set- zen. Wenn der DA gem. § 10 PVG dagegen Einspruch Ve r b e sse r un g d e r E nt g e lt fo r t z a h l un g im erhebt, hat der Dienststellenleiter mit dem Ziel einer Kr a n kh e i t s fa ll Verständigung eingehend mit dem DA zu verhandeln. Nach der bisherigen Rechtslage hatten Vertrags- Kommt keine Verständigung über die Entwicklungsplä- bedienstete keinen Anspruch auf Fortzahlung des ne und Zielvereinbarungen zustande, haben, wenn es Monatsentgelts, wenn sie früher als 14 Tage nach der DA fordert, die darin vorgesehenen Maßnahmen Dienstantritt durch Krankheit an der Dienstleistung so lange zu unterbleiben, bis über die Angelegenheit verhindert sind. Die Fortzahlung im Falle einer Dienst- endgültig entschieden ist. n 10 gymnasium
gut zu wissen Mag. Herbert WeiSS, Vorsitzender-Stellvertreter und Besoldungsreferent herbert.weiss@goed.at Werbungskosten Teil 2: Arbeitskleidung – Doppelte Haushaltsführung In diesem Teil der Serie möchte ich einige Aufwendungen nennen, von denen man gemeinhin annimmt, dass sie Werbungskosten darstellen, was leider nicht immer der Fall ist. ARBEITSKLEIDUNG : instrumente von Musiklehrern1 (allerdings meist mit Es können nur die Kosten für typische Berufs- oder einer sehr langen Nutzungsdauer versehen – z. B. bei Arbeitsschutzkleidung geltend gemacht werden einem neuen Klavier zum Preis von EUR 7.300,00 mit (z. B. Arbeitsmäntel). Kosten für Kleidung, die üblicher- mindestens 20 Jahren; Ausgaben für Instrumente, weise auch privat getragen wird (z. B. Sportkleidung, die als Antiquitäten anzusehen sind, gelten nicht als Turnschuhe), können nicht abgeschrieben werden. Werbungskosten) und Schulsoftware (z. B. Notenpro- Die Reinigungskosten für die steuerlich anerkannte gramme, Formelschreib- und -zeichenprogramme). Arbeitskleidung können nur bei außergewöhnlicher Sportgeräte wie z. B. Schi sind nur dann absetzbar, beruflicher Verschmutzung abgesetzt werden, wenn wenn sie ausschließlich beruflich verwendet werden. dafür die Rechnung einer Reinigungsfirma vorliegt. Das trifft üblicherweise nur bei Berufssportlern zu. Die Ausschließlichkeit kann unter Umständen aber auch Foto: Bernd Leitner – Fotolia.com ARBEITSM ITTEL UND WE R K Z EUGE : durch die Verwahrung in der Schule nachgewiesen Darunter fallen Wirtschaftsgüter, die überwiegend zur werden, was wiederum durch die Direktion bestätigt Ausübung einer Berufstätigkeit verwendet werden. werden kann. Dazu gehören Arbeitsmaterialien (natürlich nur in einem glaubwürdigen Rahmen) wie Papier, Kugel- 1 Personenbezogene Bezeichnungen umfassen gleichermaßen Personen schreiber, Disketten, CD-Rohlinge oder Videokasset- weiblichen und männlichen Geschlechts. ten. Absetzbar sind weiters Taschenrechner, Musik- 11
Computer gehören auch zu dieser Gruppe von Wer- ner 2003 grundsätzlich von einer Nutzungsdauer von bungskosten. Aufwendungen im Zusammenhang mit mindestens drei Jahren auszugehen ist. Eine einmal der Anschaffung eines Computers einschließlich des gewählte Nutzungsdauer kann nicht geändert wer- Zubehörs (z. B. CD-Rohlinge, Drucker, Modem, Scan- den. ner) sind Werbungskosten, soweit eine berufliche Ver- PC, Bildschirm und Tastatur stellen eine Einheit dar, wendung eindeutig feststeht (kein Aufteilungsverbot). nicht jedoch Maus, Drucker oder Scanner, die als Bei Computern, die in der Wohnung des Steuerpflichti- eigenständige Wirtschaftsgüter anzusetzen sind und gen aufgestellt sind, sind die berufliche Notwendigkeit – soweit die Anschaffungskosten EUR 400 nicht über- und das Ausmaß der beruflichen Nutzung vom Steuer- steigen – als geringwertige Wirtschaftsgüter sofort pflichtigen nachzuweisen oder glaubhaft zu machen. abgeschrieben werden können. Eine Aufteilung in einen beruflichen oder privaten Anteil ist gegebenenfalls nach entsprechenden Fest- ARBEITS ZIMMER: stellungen im Schätzungsweg vorzunehmen. Die Aufwendungen für ein Arbeitszimmer sind für Bei dieser Schätzung ist angesichts der breiten Einsatz- Lehrer nicht absetzbar. Abzugsfähige Ausgaben lie- möglichkeiten von Computern ein strenger Maßstab gen nämlich nur dann vor, wenn das Arbeitszimmer anzuwenden. Dabei ist unter anderem zu berück- nahezu ausschließlich beruflich genutzt wird und den sichtigen, ob das Gerät von in Ausbildung stehenden Mittelpunkt der gesamten beruflichen Tätigkeit bildet. Familienangehörigen des Steuerpflichtigen für Ausbil- Nur wenn dieses Arbeitszimmer erforderlich ist UND dungszwecke verwendet wird oder inwieweit Internet fast ausschließlich beruflich genutzt wird UND nicht im anschlüsse verwendet werden, für die keine berufli- Wohnungsverband liegt (z. B. eigene Mietwohnung), che Notwendigkeit besteht. Bei der Schätzung ist das können die entstehenden Kosten (Miete, Strom etc.) Parteiengehör zu wahren. Auf Grund der Erfahrungen und die Einrichtung des Arbeitszimmers steuerlich gel- des täglichen Lebens ist davon auszugehen, dass tend gemacht werden. die private Nutzung eines beruflich verwendeten, im Haushalt des Steuerpflichtigen stationierten Compu- AUS- UND FO RTBILDUNGSKOSTEN : ters mindestens 40 % beträgt. Wird vom Steuerpflich- Aufwendungen für Bildungsmaßnahmen sind als Wer- tigen eine niedrigere private Nutzung behauptet, ist bungskosten abzugsfähig, wenn sie Kosten für Fortbil- dies im Einzelfall konkret nachzuweisen bzw. glaubhaft dung, Ausbildung im verwandten Beruf oder Umschu- zu machen. lung darstellen. Die Aufwendungen für die Anschaffung eines Com- Fortbildungskosten dienen dazu, im jeweils ausgeüb- puters sind ggf. über die Absetzung für Abnutzung ten Beruf auf dem Laufenden zu bleiben, um den abzuschreiben, wobei für Anschaffungen ab 1. Jän- jeweiligen Anforderungen gerecht zu werden. Merk- 12 12 gymnasium
gut zu wissen mal beruflicher Fortbildung ist es, dass sie der Ver- Der Begriff „Umschulung“ setzt – ebenso wie Aus- und besserung der Kenntnisse und Fähigkeiten im bisher Fortbildung – voraus, dass der Steuerpflichtige eine ausgeübten Beruf dient. Tätigkeit ausübt. Wurde bereits ein Beruf ausgeübt, Ausbildungskosten sind Aufwendungen zur Erlangung hindert eine eingetretene Arbeitslosigkeit, unabhän- von Kenntnissen, die eine Berufsausübung ermögli- gig davon, ob Arbeitslosengeld bezogen wurde oder chen. Die Abzugsfähigkeit von Ausbildungskosten ist nicht, die Abzugsfähigkeit von Umschulungskosten nur dann gegeben, wenn ein Zusammenhang mit der nicht. Als berufliche Tätigkeit gilt jede Tätigkeit, die ausgeübten oder einer damit verwandten Tätigkeit zu Einkünften führt (d. h. auch Hilfstätigkeiten oder vorliegt. Maßgebend ist die konkrete Einkunftsquelle fallweise Beschäftigungen). Auch wenn die berufliche (z. B. konkretes Dienstverhältnis, konkrete betriebli- Tätigkeit in einem Kalenderjahr erst nach Anfallen von che Tätigkeit), nicht ein früher erlernter Beruf oder Aufwendungen begonnen wird, können absetzbare ein abstraktes Berufsbild oder eine früher ausgeübte Umschulungskosten vorliegen. Absetzbar sind in die- Tätigkeit. sem Fall alle Umschulungskosten, die im Kalenderjahr Steht eine Bildungsmaßnahme im Zusammenhang des Beginns der beruflichen Tätigkeit anfallen. mit der bereits ausgeübten Tätigkeit, ist eine Unter- Beispiel: Beginn eines Medizinstudiums im Oktober scheidung in Fort- oder Ausbildung nicht erforderlich, 2010 und Aufnahme einer Tätigkeit als Taxifahrer im weil in beiden Fällen Abzugsfähigkeit gegeben ist. Februar 2011. Die Studienkosten können ab dem Jahr Aus- und Fortbildungskosten unterscheiden sich von 2011 als Umschulungskosten abgesetzt werden. der Umschulung dadurch, dass sie nicht „umfassend“ Da ein Pensionist keine Erwerbstätigkeit ausübt, sind sein müssen, somit auch einzelne berufsspezifische Bildungsmaßnahmen jedweder Art (Fortbildung, Aus- Bildungssegmente als Werbungskosten abzugsfähig bildung, Umschulung) grundsätzlich nicht als Wer- sind. Ob eine Tätigkeit mit der ausgeübten Tätigkeit bungskosten absetzbar. Davon ausgenommen ist ein verwandt ist, bestimmt sich nach der Verkehrsauffas- Frühpensionist, der nachweist oder glaubhaft machen sung2. Von einer verwandten Tätigkeit ist auszugehen, kann, dass er die Bildungsmaßnahme zum beruflichen wenn die Tätigkeiten (Berufe) üblicherweise gemein- Wiedereinstieg absolviert und somit tatsächlich auf sam am Markt angeboten werden (z. B. Friseurin und die Ausübung eines anderen Berufs abzielt. Kosmetikerin, Dachdecker und Spengler) oder die Im Rahmen der Umschulung ist es nicht erforderlich, Tätigkeiten im Wesentlichen gleich gelagerte Kennt- dass der Steuerpflichtige seine bisherige Tätigkeit auf- nisse oder Fähigkeiten erfordern (z. B. Fleischhauer gibt. Die angestrebte Tätigkeit muss aber zur Sicherung und Koch, Elektrotechniker und EDV-Techniker). Eine des künftigen Lebensunterhaltes dienen oder zumin- wechselseitige Anrechnung von Ausbildungszeiten ist dest zu einem wesentlichen Teil beitragen. Dabei sind ein Hinweis für das Vorliegen von verwandten Tätig- Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung sowie aus keiten. Kapitalvermögen nicht zu berücksichtigen. Von einem Zusammenhang mit der ausgeübten oder Aufwendungen des Steuerpflichtigen selbst im Zusam- verwandten Tätigkeit ist dann auszugehen, wenn die menhang mit Umschulungsmaßnahmen, die aus durch die Bildungsmaßnahme erworbenen Kennt- öffentlichen Mitteln (AMS) oder von Arbeitsstiftungen nisse in einem wesentlichen Umfang im Rahmen der gefördert werden, sind immer als Werbungskosten ausgeübten (verwandten) Tätigkeit verwertet wer- abzugsfähig. Aufwendungen für einzelne Kurse oder den können. Bei Bildungsmaßnahmen zum Erwerb Kursmodule für eine nicht verwandte berufliche Tätig- grundsätzlicher kaufmännischer oder bürotechnischer keit sind nicht abzugsfähig (z. B. Aufwendungen für Kenntnisse (z. B. Einstiegskurse für EDV, Erwerb des den Besuch eines einzelnen Krankenpflegekurses, der europäischen Computerführerscheins, Buchhaltung) für sich allein keinen Berufsumstieg sicherstellt). Derar- ist stets von einem Zusammenhang mit der jeweils aus- tige Aufwendungen sind nur abzugsfähig, wenn sie geübten (verwandten) Tätigkeit auszugehen. Derarti- Aus- oder Fortbildungskosten darstellen. ge Kenntnisse sind von genereller Bedeutung für alle Berufsgruppen, sodass in diesen Fällen die Prüfung, ob Typische Aus- und Fortbildungskosten für Lehrer: eine konkrete Veranlassung durch den ausgeübten Kurskosten (Kursbeitrag), Kosten für die Arbeitsunter- Beruf erfolgt, zu entfallen hat. lagen, Fahrtkosten, Nächtigungskosten und allenfalls Ab der Veranlagung 2003 sind Aufwendungen für Tagesgelder, und zwar für die ersten fünf Tage, wenn Umschulungsmaßnahmen dann abzugsfähig, wenn der Kurs nicht am Wohnort oder Arbeitsort stattfindet. sie derart umfassend sind, dass sie einen Einstieg in Ersetzt der Arbeitgeber einen Teil dieser Kosten, kann eine neue berufliche Tätigkeit ermöglichen, die mit der bisherigen Tätigkeit nicht verwandt ist und auf 2 Unter „Verkehrsauffassung“ versteht man die überwiegende Meinung der eine tatsächliche Ausübung eines anderen Berufes Allgemeinheit zur Bewertung eines juristischen Sachverhalts. abzielen. 13
natürlich nur die Differenz als Werbungskosten geltend DOPPELTE HAUSHALTSFÜHRUNG gemacht werden. Sprachkurse sind dann absetzbar, UND FAMILIENHEIMFAHRTEN: wenn man die Sprache im Beruf braucht. Nur die Wer eine Wohnung in der Nähe des Arbeitsplatzes Kurskosten können als Werbungskosten berücksichtigt braucht, weil der Familienwohnsitz zu weit weg ist, werden, nicht aber Fahrt- und Aufenthaltkosten etwa um täglich nach Hause zu fahren (jedenfalls bei beim Besuch eines Sprachkurses im Ausland. einer Entfernung von mehr als 120 km), kann die Auf- Aufwendungen für Studienreisen gehören nur dann zu wendungen für diese Wohnung als Werbungskosten den Berufsfortbildungskosten, wenn sie eindeutig von geltend machen. Das sind insbesondere Aufwen- Privatreisen abgegrenzt werden können. Das gilt dann dungen für eine zweckentsprechende angemietete als gegeben, wenn die Planung und Durchführung Wohnung (Hotelzimmer) des Steuerpflichtigen am der Reise entweder im Rahmen einer lehrgangsmäßi- Dienstort (Mietkosten und Betriebskosten) einschließ- gen Organisation oder in einer anderen Weise erfolgt, lich der erforderlichen Einrichtungsgegenstände. Die die den beruflichen Anlass einwandfrei erkennen durchschnittlichen Kosten einer Hotelunterkunft (je lässt. Die erworbenen Kenntnisse müssen einigerma- nach örtlichen Gegebenheiten maximal EUR 2.200 ßen konkret im Beruf verwertbar sein. Das Programm monatlich) dürfen dabei aber nicht überschritten selbst muss auf eine Berufsgruppe zugeschnitten sein, werden. In diesem Zusammenhang ist auch auf die sodass es für Berufsfremde nicht von Interesse ist. Häufigkeit der auswärtigen Nächtigungen Bedacht Das Tagesprogramm schließlich muss, orientiert an zu nehmen. Bei Eigentumswohnungen ist zu prüfen, der Normalarbeitszeit, durchschnittlich acht Stunden ob nicht die berufliche Veranlassung durch private täglich betragen. Liegen diese Voraussetzungen vor, Gründe (z. B. Vermögensschaffung, künftige Wohn- sind alle im Zusammenhang mit der Studienreise ste- vorsorge für Angehörige) überlagert wird. Steht die henden Kosten (Fahrt- und Aufenthaltskosten, Teilnah- berufliche Veranlassung im Vordergrund, können megebühren etc.) als Werbungskosten absetzbar. Bei die Abnutzung (1,5 % pro Jahr) sowie die diesbezüg- Studienreisen mit gemischtem Programm zählen hin- lichen Betriebskosten abgesetzt werden. Aufwen- gegen nur eindeutig abgrenzbare Fortbildungskosten dungen für Familienheimfahrten können bis zu EUR als Werbungskosten (z. B. Teilnahmegebühren). 306 monatlich (ein Zwölftel des höchstmöglichen Sind die beruflich veranlassten Reiseabschnitte klar jährlichen Pendlerpauschales3) als Werbungskosten und einwandfrei von privat veranlassten Reiseab- abgesetzt werden. schnitten trennbar, können die anteiligen Aufwendun- Verheiratete oder in eheähnlicher Gemeinschaft gen für Verpflegung und Unterkunft als Werbungskos Lebende können diese Werbungskosten auf Dauer ten geltend gemacht werden. geltend machen, wenn beide Partner steuerlich Das Aufteilungsverhältnis für die Fahrtkosten ergibt relevante Einkünfte beziehen. Ist der Partner nicht sich aus dem Verhältnis der ausschließlich beruflich berufstätig, können sie für eine Dauer von zwei veranlassten Aufenthaltstage zu den übrigen Auf- Jahren beansprucht werden. Bei Alleinstehenden ist enthaltstagen. Die Tage der Hin- und Rückreise sind die doppelte Haushaltsführung mit sechs Monaten neutral zu behandeln und fließen in diese Berechnung befristet. nicht ein. Pauschale Tages- und Nächtigungsgelder Bei einem verheirateten oder in eheähnlicher (Diäten) können nur für jeden rein betrieblich veran- Gemeinschaft lebenden Dienstnehmer sind bei Gel- lassten Aufenthaltstag als Werbungskosten abgesetzt tendmachung der Kosten einer doppelten Haushalts- werden. führung grundsätzlich die Kosten von wöchentlichen Ist eine Trennung zwischen beruflicher/betrieblicher Familienheimfahrten zu berücksichtigen. Bei einem und privater Veranlassung der Reise nicht möglich, alleinstehenden Steuerpflichtigen wird grundsätz- so sind die Reiseaufwendungen weiterhin zur Gänze lich das monatliche Aufsuchen des Heimatortes als nicht abzugsfähig. Wurde allerdings eine Dienstreise ausreichend angesehen. Voraussetzung ist, dass der vom Arbeitgeber angeordnet, gilt sie als fremdbe- alleinstehende Steuerpflichtige an diesem Heimatort stimmt. In diesem Fall besteht ein Anspruch auf unein- über eine Wohnung verfügt. Der Besuch der Eltern ist geschränkte Abzugsfähigkeit der Reiseaufwendun- nicht als Familienheimfahrt zu werten. gen, selbst wenn anlässlich der Reise auch private Sind wöchentliche bzw. monatliche Familienheim- Unternehmungen stattfinden. fahrten mit Rücksicht auf die Entfernung (insbe- sondere ins Ausland) völlig unüblich, so ist nur eine geringere Anzahl von Familienheimfahrten steuerlich absetzbar. 3 Der Wert gilt seit 1. Jänner 2011. Für den Zeitraum 2008 bis 2010 galt der n Wert EUR 281. (Fortsetzung folgt in der nächsten Ausgabe.) 14 gymnasium
im fokus Mag. Gerhard Riegler, Vorsitzender des Zentralausschusses und Mitglied der Bundesleitung Der Leistungsstand gerhard.riegler@goed.at unserer 10-Jährigen Beobachtungen aus den PIRLS 2011- und TIMSS 2011-Ergebnissen1 (Teil 1) Foto: lassedesignen - Fotolia.com 1 Folgende drei Studien wurden von der „International Association Wie bei PISA sind bei den 10-Jährigen die AsiatInnen weltweit for the Evaluation of Educational Achievement (IEA)“ am 11. Dezem- ber 2012 veröffentlicht: voran, und Finnlands SchülerInnen erzielen europaweit die besten • IEA, „PIRLS 2011 – International Results in Reading“ (2012); im Folgenden als „IEA, PIRLS 2011“ Leistungen. Der Leistungsvorsprung der finnischen SchülerInnen ist zitiert. • IEA; „TIMSS 2011 – International auf der vierten Schulstufe enorm und schmilzt während der Se- Results in Mathematics“ (2012), im Folgenden als „IEA, TIMSS-M 2011“ zitiert. kundarstufe I. Deshalb ist es grotesk, wenn Finnland penetrant als • IEA, „TIMSS 2011 International Results in Science“ (2012); im Argument für die Gesamtschule strapaziert wird. PolitikerInnen und Folgenden als „IEA, TIMSS-NaWi 2011“ zitiert. Am selben Tag veröffentlichte das „ExpertInnen“, die es trotzdem tun, beweisen ihre Immunität gegen- BIFIE den Bericht „PIRLS & TIMSS 2011 - Schülerleistungen in Lesen, über Daten und Fakten. Mathematik und Naturwissenschaft in der Grundschule - Erste Ergebnis- se“ (2012), den ich im Folgenden als „BIFIE, PIRLS & TIMSS 2011“ zitiere. 15
Foto: lassedesignen - Fotolia.com A kt u e l l st e F in nl a n d -D at e n : 1. den Bildungsressourcen im Elternhaus Finnland hat bei TIMSS 2011 sowohl auf der vierten als 2. der Sprachförderung vor dem Schuleintritt auch auf der achten Schulstufe teilgenommen. 3. der Lesefreude der Eltern • In Mathematik erzielten Finnlands SchülerInnen 4. der Sprache der vierten Schulstufe 545 Punkte, die der achten Schulstufe 514, also 31 Punkte weniger.2 1 . Bil dun gsressourcen im Eltern haus 6 : • In den Naturwissenschaften erreichten Finnlands Im internationalen Mittel erreichen 10-Jährige, denen SchülerInnen der vierten Schulstufe 570 Punkte, im Elternhaus „many resources“ zur Verfügung stehen, die der achten Schulstufe 552, also immerhin 18 beim Lesen um 123 Punkte mehr als die 10-Jährigen, Punkte weniger.3 bei denen es nur „few resources“ sind. Das ist eine Die finnischen SchülerInnen verlieren von dem enorm Differenz, die den Einfluss aller anderen Faktoren in großen Vorsprung, den sie nach ihrem ersten Lebens- den Schatten stellt. jahrzehnt aufweisen, von der fünften bis zur achten Die vier skandinavischen Staaten, die an PIRLS teil- Schulstufe etwa ein halbes Lernjahr. Dasselbe gilt genommen haben (Finnland, Schweden, Dänemark für den traditionsreichen Gesamtschulstaat England und Norwegen), zeichnen sich durch besonders hohe sowie Italien, in dessen Gesamtschulsystem sich zuletzt Bildungsressourcen im Elternhaus aus: Unter den 45 der Tiroler Landeshauptmann und seine Bildungslan- PIRLS-Teilnehmern belegen sie die Plätze 1 (Norwe- desrätin verliebt haben.4 gen), 3 (Schweden), 4 (Dänemark) und 7 (Finnland). In Skandinavien wird den Kindern von ihren Eltern ein D e r fa m i l i ä r e B a c k g r o u n d e n t s c h e idet bildungsförderndes Ambiente geboten, das nicht nur m e h r a l s a l le s a nd e r e : europaweit, sondern weltweit herausragt. Für Österreichs 10-Jährige gilt: „In Lesen und Mathe- In Skandinavien sind mehr als doppelt so viele Kinder matik liegt die Gruppe der Kinder mit Eltern, die in ihrem Elternhaus von vielen Bildungsressourcen maximal einen Pflichtschulabschluss haben, etwa 80 umgeben, als dies für Österreich der Fall ist. Unsere Punkte zurück; in Naturwissenschaft sind es sogar rund 10-Jährigen landen bezüglich der Bildungsressourcen 100 Punkte.“5 in ihrem Elternhaus zwischen Slowenien und Russland Die PIRLS 2011- und die beiden TIMSS 2011-Studien im weltweiten Mittelfeld. belegen neuerlich nicht nur für Österreich, sondern Im internationalen Mittel haben 36 % der 10-Jäh- für alle Staaten, dass die Leistungen der SchülerInnen rigen zumindest einen Elternteil, der ein gehobe- sehr stark vom sozioökonomischen Status ihrer Familie nes berufliches Niveau7 aufweist. In Finnland sind es abhängen, nämlich von 50 %(in Dänemark 57 %, in Schweden 59 % und in 16 gymnasium
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