INVESTIEREN NACHHALTIG - BIODIVERSITÄT - BIOLOGISCHE VIELFALT - Investment Zukunft
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Juni 2021 | Ausgabe 32 NACHHALTIG INVESTIEREN BIODIVERSITÄT – BIOLOGISCHE VIELFALT SEITE 04 DISKUSSION: BODENVERBRAUCH SEITE 10 UNTERNEHMENSSTIMMEN AUS DER LEBENSMITTELINDUSTRIE SEITE 18 Marketingmitteilung der Raiffeisen Kapitalanlage GmbH
T INHALT INHALT INHALT IMPRESSUM Medieninhaber: Zentrale Raiffeisen Werbung 1030 Wien, Am Stadtpark Herausgeber, erstellt von: Raiffeisen Kapitalanlage GmbH Mooslackengasse 12, 1190 Wien IMPRESSUM Für den Inhalt IMPRESSUM verantwortlich: Raiffeisen Kapitalanlage GmbH WORT 03 Medieninhaber: Zentrale Raiffeisen Werbung GELEITWORT Mooslackengasse 12, 1190 Wien Medieninhaber: Zentrale Raiffeisen Werbung 1030 Wien, Am Stadtpark 9 Hersteller: 1030 Druckerei Wien, Odysseus-Stavros Am Stadtpark 9 Vrachoritis Ges.m.b.H., PIEGEL IMPRESSUM WASSER – SPIEGEL 2325 Himberg EBENS 03 Herausgeber, erstellt von: Mooslackengasse 12, 1190 Wien Raiffeisen GELEITWORT Kapitalanlage UNSERES LEBENS GmbH Medieninhaber: Herausgeber, erstellt von: Raiffeisen Kapitalanlage GmbH WienZentrale Raiffeisen Verlagsort:Mooslackengasse 12, 1190 Werbung Wien AFTENS 03 Für den Inhalt verantwortlich: WASSER Mooslackengasse 12, 1190 Wien EDITORIAL Raiffeisen UND–WIRTSCHAFTENS SPIEGEL 1030 Kapitalanlage GmbHWien,Für Herstellungsort: Herausgeber, Amden Stadtpark Himberg Inhalt 9 verantwortlich: erstellt von: Raiffeisen Mooslackengasse 12, 1190 Raiffeisen Kapitalanlage GmbH Kapitalanlage Wien GmbH UNSERES LEBENS www.investment-zukunft.at Hersteller: Druckerei Odysseus-Stavros VrachoritisMooslackengasse Ges..m.b.H., 12, 1190 Hersteller: Wien Odysseus-Stavros Vrachoritis Ges..m.b.H., Druckerei www.rcm.at/nachhaltigkeit Für den Inhalt verantwortlich: Raiffeisen Kapitalanlage GmbH 2325 HimbergUND WIRTSCHAFTENS 2325 Himberg RIAL 04 Verlagsort: Wien 06 LEITARTIKEL EDITORIAL Mooslackengasse Newsletter-Registrierung 12, 1190 Verlagsort: Hersteller: Herstellungsort: WienWienunter newsletter.rcm.at Druckerei Odysseus-Stavros Vrachoritis Ges..m.b.H., Herstellungsort: Himberg Grundlegende inhaltliche Richtung: HimbergInformationen zu den AIGNER DIETER AIGNER 2325 Himberg 06 04 www.rcm.at/nachhaltigkeit EDITORIAL BIODIVERSITÄT Themenbereichen Investmentfonds, Wertpapiere, Kapitalmärkte und Verlagsort: Wien www.rcm.at/nachhaltigkeit Veranlagung; zusätzliche Angaben nach dem österreichischen Medien- Newsletter-Registrierung unter newsletter.rcm.atHerstellungsort: Himberg Newsletter-Registrierung unter newsletter.rcm.at gesetz entnehmen Sie bitte dem Impressum auf www.rcm.at. DIETER AIGNER EGIE 08 Grundlegende inhaltlicheVISION Richtung: UND Informationen STRATEGIE zu den Grundlegende inhaltliche Richtung: Informationen zu den www.rcm.at/nachhaltigkeit Projektkoordination: Mag.a Irene Fragner, Mag.a Sabine Macha 10 Themenbereichen Investmentfonds, RESEARCH Wertpapiere, Kapitalmärkte und Themenbereichen Newsletter-Registrierung Autoren: Mag. Klaus Glaser,unter Investmentfonds, Wertpapiere, Kapitalmärkte und Mag.a newsletter.rcm.at Pia Oberhauser, Andreas Perauer MSc, VISION Veranlagung; zusätzliche Angaben nach NACHHALTIGKEIT – VISION dem österreichischen Medien- Veranlagung; zusätzliche Angaben nach dem österreichischen Medien- 08 Mag. Wolfgang inhaltliche Pinner, Mag. Magdalena Quell, Dr. Alfred Strigl a VISION Sie gesetz entnehmen UNDbitteSTRATEGIE Grundlegende dem Impressum auf www.rcm.at. Richtung: gesetz entnehmen Sie bitte Informationen dem Impressum zu denauf www.rcm.at. FEISEN 10 + STRATEGIE BEI RAIFFEISEN DISKUSSION: Fotos: iStockphoto Investmentfonds, Themenbereichen (Cover, S. 05 – S.Wertpapiere, 09, S. 12, S. 16,Kapitalmärkte S. 20), Pia Morpurgo, und EMENT Projektkoordination: Sabine Macha ÖHV, Umweltbundesamt Veranlagung; Projektkoordination: zusätzliche (S. 10, Angaben S. 12), Sabine nach Maria-Noisternig Macha dem (S. österreichischen 22), Medien- NACHHALTIGKEIT CAPITAL– MANAGEMENT BODENVERBRAUCH VISION Autoren: Mag. Wolfgang Pinner, Dipl.-Ing. Dr.techn. Alfred Raiffeisen gesetz KAG Strigl, (S. 03, Autoren: entnehmen S.bitte Mag. Sie 05, S. 10,Impressum Wolfgang dem S. Pinner, 18, S. 24, S. 25) Dipl.-Ing. auf Dr.techn. Alfred Strigl, www.rcm.at. + STRATEGIE BEI RAIFFEISEN Mag. Pia Oberhauser, Mag. Klaus Glaser, Dr. Heinz Macher Grafik-Design: Mag.[WORX ] Multimedia Pia Oberhauser, Mag.Consulting Klaus Glaser, GmbH Dr. Heinz Macher CAPITAL 16 Fotos: iStockphoto 1, MANAGEMENT (S.INFO BOX: 4, 13, SDG 15(S. 3, Projektkoordination: 22), beigestellt Lektorat: Josef 6,7,9,16,21,25) Fotos:Weilguni Sabine Macha iStockphoto (S. 1, 4, 13, 22), beigestellt (S. 3, 6,7,9,16,21,25) IKEL 10 RESEARCHARTIKEL Grafik-Design: [WORX] Multimedia Consulting GmbH Autoren: Mag. Wolfgang Pinner, Grafik-Design: Redaktionsschluss: Mag. Pia Oberhauser, 01.Mag. [WORX Juni Klaus Dipl.-Ing. Dr.techn. ] Multimedia 2021 Glaser, Dr. Heinz Macher Alfred Strigl, Consulting GmbH UNTERNEHMENSSTIMMEN SER IST 18 Redaktionsschluss: 31.August 2018 WASSERFotos: Redaktionsschluss: ISTistiStockphoto (S. 1, 4, 13,31.August 2018(S. 3, 6,7,9,16,21,25) 22), beigestellt EBENS 10 Das ist10 RESEARCHARTIKEL AUS DER DIE QUELLE eine Marketingmitteilung LEBENS- der DES LEBENS Das eine Marketingmitteilung der Grafik-Design: [WORX] Multimedia Consulting GmbH Raiffeisen Kapitalanlage GmbH. Das ist eine Marketingmitteilung der Raiffeisen KapitalanlageMITTELINDUSTRIE GmbH. WASSER IST Raiffeisen Redaktionsschluss: Kapitalanlage 31.August 2018 GmbH. Raiffeisen Capital Management ist die Dachmarke der Unternehmen: -PROF. INTERVIEW – UNIV.-PROF. Raiffeisen Kapitalanlage GmbH 10 Raiffeisen16 DIE QUELLE Capital Management DES ist LEBENS die Dachmarke der Das Unternehmen: ist eine Raiffeisen Capital Marketingmitteilung Management der ist die Dachmarke der Unternehmen: HMUTZ 20 RaiffeisenUNTERNEHMEN DIGmbH Kapitalanlage DR. STEFAN IM FOKUS SCHMUTZ Raiffeisen Kapitalanlage Raiffeisen Immobilien Kapitalanlage Raiffeisen Kapitalanlage GmbH. GmbH GmbH RaiffeisenINTERVIEW Immobilien Kapitalanlage – UNIV.-PROF.GmbH Raiffeisen Salzburg RaiffeisenInvest GmbH Kapitalanlage GmbH Immobilien L NR. 6 16 Raiffeisen18Salzburg Invest KapitalanlageSDG-GOAL GmbH NR. Raiffeisen 6 Capital RaiffeisenManagement Salzburg ist dieKapitalanlage Invest Dachmarke GmbH der Unternehmen: DI DR. STEFAN SCHMUTZ Rechtlicher Hinweis Raiffeisen Kapitalanlage GmbH EWER- 22 Rechtlicher Hinweis INSIDE NACHHALTIGKEITSBEWER- Veranlagungen in Fonds sind mit höheren Risiken verbunden, bis hin zu Kapitalverlusten. Raiffeisen Die vorliegendeImmobilien Kapitalanlage Rechtlicher Hinweis Information wurde erstellt GmbH und gestaltet von der Raiffeisen Kapitalanlage- Veranlagungen in Fonds sind mit 18 Die vorliegende InformationSDG-GOALhöheren Risiken verbunden, bis hin zu Kapitalverlusten. Veranlagungen in Fonds sind mit höheren Risiken verbunden, bis hin zu Kapitalverlusten. NR. 6 Raiffeisen Gesellschaft wurde erstellt und gestaltet von der Salzburg Raiffeisenm. Invest b. H., Wien, Kapitalanlage- Kapitalanlage Österreich GmbH („Raiffeisen Capital Management“ bzw. „Raiffeisen WASSER 20 m. b. H.,TUNG DES THEMAS WASSER KAG“). Die bzw. Die vorliegende Information wurde erstellt und gestaltet von der Raiffeisen Kapitalanlage- darin„Raiffeisen enthaltenen Angaben dienen, trotz sorgfältiger Recherchen, lediglich der 22 Gesellschaft KLIMASCHUTZ DURCH Wien, Österreich („Raiffeisen Capital Management“ Rechtlicher unverbindlichen Gesellschaft m. b. H., Wien, Österreich („Raiffeisen Capital Management“ bzw. „Raiffeisen HinweisInformation, basieren auf dem Wissensstand der mit der Erstellung betrau- NACHHALTIGKEITSBEWER- KAG“). Die darin enthaltenen Angaben dienen, trotz sorgfältiger WISSENSCHAFT, FORSCHUNG Recherchen,KAG“). Veranlagungen lediglich Dieder in Fonds darin enthaltenen Angaben dienen, trotz sorgfältiger Recherchen, lediglich der sind mitAusarbeitung höheren Risiken verbunden, bis hin vonzu Kapitalverlusten. FOKUS 22 Information, unverbindlichen UNTERNEHMEN basieren IM FOKUS auf dem Wissensstand derten mitPersonen zum der Erstellung Zeitpunkt betrau- der unverbindlichen und können Information, basieren auf demjederzeit Wissensstandderder Raiffeisen mit der KAG Erstellung betrau- TUNG Die ohnevorliegende Information wurde erstelltwerden. und gestaltet Jeglichevon der Raiffeisen Kapitalanlage- 20 ten Personen zum DES THEMAS Zeitpunkt WASSER der Ausarbeitung und können jederzeit weitere von Benachrichtigung der Raiffeisen ten geändert KAGzum Zeitpunkt Personen der Ausarbeitung Haftung der jederzeit und können Raiffeisen KAG von derimRaiffeisen KAG UND ENTWICKLUNG Gesellschaft Zusammenhang m. b.mit ohne weitere Benachrichtigung geändert werden. Jegliche Haftung der Raiffeisen H.,dieser ohne KAG Wien, Unterlage, Österreichinsbesondere („Raiffeisen Capital Management“ betreffend Aktualität, bzw. „Raiffeisen Richtigkeit oder im Benachrichtigung geändert werden. Jegliche Haftung der Raiffeisen KAG im weitere KAG“). Die darin Vollständigkeit, enthaltenen Angaben ist ausgeschlossen. Ebensodienen, stellen trotz sorgfältiger allfällige Prognosen Recherchen, lediglicheiner bzw. Simulationen der 22 Zusammenhang mit dieser Unterlage, insbesondere betreffend Aktualität, Richtigkeit UNTERNEHMEN IM FOKUS unverbindlichen oder mit dieser Unterlage, insbesondere betreffend Aktualität, Richtigkeit oder Zusammenhang Information,inbasieren auf dem Wissensstand der mit der Erstellung künftige betrau- PLAN 25 Vollständigkeit, 24 früherenVERLUST Wertentwicklung AN EU-AKTIONSPLAN ist ausgeschlossen. Ebenso stellen BIODIVERSITÄT in dieser früheren allfällige Prognosen ten bzw. Wertentwicklung Simulationen Personen Information keinen verlässlichen Indikator zum Wertentwicklungen ohne einer istdieser Vollständigkeit, Zeitpunkt dar. für künftige früheren Information ausgeschlossen. keinenstellen Ebenso verlässlichen allfällige Indikator Prognosenfürbzw. der Ausarbeitung und können jederzeit von der Raiffeisen KAG Simulationen einer Wertentwicklung in dieser Information keinen verlässlichen Indikator für künftige weitere Benachrichtigung geändert Wertentwicklungen dar. Die Inhalte dieser Unterlage stellen Wertentwicklungen weder werden. dar. Jegliche ein Angebot, eineHaftung derVerkaufsempfehlung Kauf- oder Raiffeisen KAG im Zusammenhang mit dieserdar. Unterlage, insbesondere betreffend Aktualität, Richtigkeit Anla- oder SS ZUM ABRISS ZUM noch eine Anlageanalyse Sie dienen insbesondere nicht dazu, eine eine individuelle SPLAN 25 25 Die Inhalte dieser Unterlage stellen weder ein Angebot, EU-AKTIONSPLAN noch eine Anlageanalyse dar. EU-TAXONOMIE eine Kauf- oder ge- oder Sie dienen insbesondere nicht dazu, EU-AKTIONSPLAN Verkaufsempfehlung Vollständigkeit, Die Inhalte dieser ist ausgeschlossen. eine sonstige früherenstehen Beratung individuelle Wertentwicklung Anla- zu Unterlage ersetzen. stellen Ebenso Sollten weder ein stellen allfällige Sie Interesse Angebot, Prognosen an einem Kauf- oder Verkaufsempfehlung bzw. konkreten Simulationen noch eine Anlageanalyse dar. Sie dienen insbesondere nicht dazu, eine individuelle Anla- in dieser Information keinen verlässlichen einer Produkt Indikator fürvorkünftige ge- oder sonstige Beratung zu ersetzen. Sollten Sie Interesse anhaben, einem konkreten wiroder ge- Ihnen Produktgerne sonstige neben BeratungIhrem Bankbetreuer zu ersetzen. zurSie Sollten Verfügung, InteresseIhnen an einemeinem konkreten Produkt Wertentwicklungen allfälligen Erwerb den dar. Prospekt bzw. die Informationen für Anleger gemäß § 21 AIFMG zur haben, stehen wir Ihnen gerne neben Ihrem Bankbetreuer zur Verfügung, Ihnen haben,vor stehen einem wir Ihnen gerne neben Ihrem Bankbetreuer zur Verfügung, Ihnen vor einem ABRISS ZUM Die Inhalte dieser Information allfälligen Erwerb den Prospekt bzw. die Informationen für Anleger gemäß § 21 zu Unterlage Jede übermitteln. AIFMG Erwerb allfälligen zur stellen weder ein konkrete Angebot, eine Veranlagung sollteKauf- erst oder nach Verkaufsempfehlung einem Beratungsge- den Prospekt bzw. die Informationen für Anleger gemäß § 21 AIFMG zur ONDS 26 gespräch26 noch eine Anlageanalyse dar. Sie dienen insbesondere nicht dazu, eine individuelle Anla- EU-AKTIONSPLAN Information zu NACHHALTIGE übermitteln. Jede konkreteFONDS spräch und Veranlagung sollte erst nach einem ge- der oder sonstige Besprechung Beratungs- Information Beratung bzw. Durchsicht des Prospektes bzw. der Informationen zu übermitteln. Jede konkrete Veranlagung sollte erst nach einem zu ersetzen. Sollten Sie Interesse an einem konkreten Produkt für Beratungs- NACHHALTIGE und der Besprechung FONDS bzw. Durchsicht des Prospektes Anleger bzw. dergemäß § 21 Informationen gespräch AIFMG und erfolgen. fürder Besprechung bzw. Durchsicht des Prospektes bzw. der Informationen für haben, stehen wir Ihnen gerne neben Ihrem Bankbetreuer zur Verfügung, Ihnen vor einem Anleger gemäß § 21 AIFMG erfolgen. Es wird ausdrücklichAnlegerdarauf gemäßhingewiesen, § 21 AIFMGdass Wertpapiergeschäfte zum Teil hohe Risiken in erfolgen. allfälligen sich zum bergenErwerbdie densteuerliche Prospekt bzw. die Informationen für AnlegerVerhältnissen gemäß § 21 AIFMG zur Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Wertpapiergeschäfte Teil und hohe Es wird Risiken in Behandlung ausdrücklich von den persönlichen darauf hingewiesen, dass Wertpapiergeschäfte abhängt und zum Teil hohe Risiken in Information zu übermitteln. Jede konkrete Veranlagung sollte erst von nachInformationen einem Beratungs- 26 27 sich bergen und die steuerliche Behandlung von den persönlichen NACHHALTIGE künftigen RAIFFEISEN-ESG-SCORE FONDS künftigen gespräch Daten, Änderungen unterworfen sein kann. Die Vervielfältigung Änderungen Verhältnissen und von insbesondere sich der abhängt bergen künftigendie Informationen unterworfen Besprechung und oder Verwendung Änderungen sein kann. und die steuerliche bzw. Durchsicht unterworfen Die Vervielfältigung Behandlung des von Texten,sein von den persönlichen Prospektes Textteilen kann. Die bzw. oder der Informationen Bildmaterial von Vervielfältigung oder abhängt und Verhältnissen für aus Informationen dieser oder CORE 27 Daten, insbesondere die Verwendung von Texten,ESG-SCORE Anleger Unterlage, Textteilen oder gemäßbedarf Bildmaterial § 21 Daten, derAIFMG aus vorherigen dieser insbesondere erfolgen.Zustimmung der Raiffeisen die Verwendung Kapitalanlage von Texten, Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Wertpapiergeschäfte zum Teil hohe Risiken in Unterlage, bedarf der vorherigen Zustimmung der Raiffeisen Kapitalanlage GmbH. TextteilenGmbH. Unterlage, bedarf der vorherigen Zustimmung der Raiffeisen Kapitalanlage GmbH. oder Bildmaterial aus dieser sich bergen und die steuerliche Behandlung von den persönlichen Verhältnissen abhängt und künftigen Änderungen unterworfen sein kann. Die Vervielfältigung von Informationen oder 27 ESG-SCORE Daten, insbesondere die Verwendung von Texten, Textteilen oder Bildmaterial aus dieser Unterlage,gedruckt bedarf der vorherigen Zustimmung der Raiffeisen Kapitalanlage GmbH. nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des österreichischen Umweltzeichens, des österreichischen Umweltzeichens, Druckerei Odysseus Stavros Vrachoritis GmbH, UW-Nr. 830 Druckerei Odysseus Stavros Vrachoritis GmbH, UW-Nr. 830 INHALT INHALT gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des österreichischen Umweltzeichens, Druckerei Odysseus Stavros Vrachoritis GmbH, UW-Nr. 830 INHALT
EDITORIAL Mag. (FH) Dieter Aigner Geschäftsführer der Raiffeisen KAG, zuständig für Fondsmanagement und Nachhaltigkeit Liebe Leserinnen und Leser, ohne Biodiversität, so die Wissenschaft, größere Eingriff des Menschen zerstör t Auch in Österreich ist die Liste der be- gibt es keine Zukunft für uns Menschen. ein über Millionen Jahre feingeschliffe- drohten Ar ten viel zu lange und Jahr für Denn die Qualität von Luft, Wasser und nes und ausbalancier tes System, das zu Jahr wird viel zu viel Boden verbraucht. Ak- Nahrung hängt unabänderlich von einer einem gesunden und nachhaltigen Plane- tuell liegen wir, was den Flächenverbrauch hohen biologischen Vielfalt ab. Doch es ten beiträgt – oder beigetragen hat. Die betrifft, bei rund zehn Hektar pro Tag. Vom scheint so, als wollten wir den hohen Wer t Konsequenzen lassen sich in den fast täg- Zielwer t 2,5 Hektar sind wir weit entfernt von Biodiversität, die auf sehr komplexen lichen Berichten zu Überschwemmungen, – doch erstmals hat es dieser Wer t in ein Systemen und Wechselwirkungen basiert Trockenheit, Vermurungen etc. weltweit Regierungsprogramm geschafft. und die die Erde vor Milliarden Jahren verfolgen. überhaupt erst bewohnbar gemacht hat, In dieser Ausgabe möchten wir Sie, un- einfach nicht erkennen. Mit dem fruchtbaren Boden sterben auch sere Leserinnen und Leser, für das The- viele Pflanzen- und Tierar ten aus. Auf der ma Biodiversität sensibilisieren. Wir alle Wider besseres Wissen zerstör t der Roten Liste der International Union for können einen Beitrag leisten. Die meis- Mensch ökologische Systeme und be- Conservation of Nature and Natural Re- ten Wildtiere werden getötet, weil Land ansprucht den Boden für wir tschaftli- sources stehen 37.500 bedrohte Ar ten, für Rinder, Soja, Palmöl und die Produk- chen Profit (wir reden hier nicht von das sind 28 % aller für die Bewer tung he- tion von Holz und Leder gerodet wird. der Grundversorgung). Der Verlust an rangezogenen Spezies, 26 % der Säuge- Die meisten von uns konsumieren diese fruchtbarem Boden schreitet so in gro- tiere, 41 % der Amphibien und 14 % aller Produkte gedankenlos. Nachhaltig kon- ßem Umfang voran: Jahr für Jahr ver- Vogelar ten. Einige Wissenschaftler gehen sumieren und bewusster mit Ressourcen schlechter t sich global gesehen die Qua- davon aus, dass das sechste Massenaus- umzugehen und dabei beispielsweise we- lität der Erdoberfläche in einem Ausmaß sterben in der Erdgeschichte bereits be- niger Fleisch zu essen, könnte dabei schon von mehreren Millionen Hektar. Jeder gonnen hat. etwas bewirken. EDITORIAL 03
BIODIVERSITÄT BIOLOGISCHE VIELFALT Mehr über das nachhaltige Entwicklungsziel SDG 15 auf Das Leben im anthropogenen (menschengemachten) Zeitalter bedeutet den Seiten 16–17 und unter für die meisten Spezies dieser Erde nichts Gutes. Die Vielfalt an Arten und www.investment-zukunft.at/kategorie/ die Stabilität von Ökosystemen ist durch den Menschen immer stärker sustainable-development-goals/ bedroht. Die immer weniger nachhaltigen Lebens- und Verhaltensmuster von zunehmend mehr Menschen führen zu einer spürbaren Verschlechte- rung der Umfeldbedingungen aller Tiere und vieler Menschen auf unserem Planeten. Die Frage stellt sich, ob der Mensch noch Teil des Ökosystems Erde ist oder er und seine Handlungen nur mehr im Widerspruch zur Natur stehen. Ein Erhalt von funktionierenden Ökosyste- später trat die Convention on Biological men als Basis für die biologische Vielfalt un- Diversity, das Übereinkommen über die serer Welt ist daher das Ziel von nachhaltig biologische Vielfalt (CBD) – ein internati- denkenden Menschen und Investoren und onales Umweltabkommen – in Kraft. Ak- wird auch von der internationalen Staaten- tuell haben 196 Staaten unterzeichnet. Mit gemeinschaft immer mehr als große Her- zwei Protokollen, dem Cartagena-Protokoll ausforderung für die Zukunft erkannt. und dem Nagoya-Protokoll existieren zwei völkerrechtlich verbindliche Abkommen Der Begriff Biodiversität oder biologische zur Umsetzung der Ziele der CBD. Das Vielfalt bezeichnet die Vielfalt des Lebens, Cartagena-Protokoll regelt den grenzüber- anders gesagt, die Variabilität verschiedener schreitenden Verkehr von gentechnisch lebender Organismen in Ökosystemen an veränderten Organismen, während das Land und im Meer. Biodiversität beschreibt Nagoya-Protokoll die Aichi-Ziele für den damit einerseits die Vielfalt zwischen den weltweiten Artenschutz festgelegt hat. Die Arten und andererseits die Vielfalt der Aichi-Ziele besagten, dass bis 2020 der Ver- Ökosysteme selbst sowie die genetische lust an natürlichen Lebensräumen halbiert Vielfalt. Ein nachhaltiger Umgang mit der werden sollte, die Überfischung der Welt- biologischen Vielfalt der Erde ist eine Grund- meere gestoppt und 17 % der Landfläche voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit von respektive 10 % der Meere unter Schutz Menschen, Fauna und Flora. gestellt werden sollten. Die Jahre 2011 bis 2020 waren von den Vereinten Nationen Ausführliche Informationen zum Das Thema Biodiversität erhielt erstmals zur „Dekade der Biodiversität“ proklamiert Thema finden Sie weiters unter durch die Umweltkonferenz 1992 in Rio worden. Im September 2020 wurde be- ourworldindata.org/biodiversity de Janeiro eine breite Aufmerksamkeit und kannt, dass die Aichi-Biodiversitätsziele nicht gesellschaftspolitische Bedeutung. Ein Jahr erreicht werden konnten. 04 LEITARTIKEL
Mag. Wolfgang Pinner Leiter Sustainable and Responsible Investment bei der Raiffeisen KAG Grafik: Zeitleiste der Abkommen 1992 Umweltkonferenz 2000 Cartagena-Protokoll Rio de Janeiro Regelung des grenzüberschreitenden Verkehrs von gentechnisch veränderten Organismen 1993 Konvention über biologische Vielfalt Nagoya-Protokoll 2010 Convention on Biological Diversity (CBD) tritt in Kraft Festlegung der Aichi-Ziele 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Quelle: Raiffeisen KAG, Mai 2021 Grafik: Fünf strategische Aichi-Ziele Bekämpfung der Ursachen Reduktion der Belastungen für für den Verlust von Arten- die Artenvielfalt und vielfalt Förderung nachhaltiger Nutzungsformen Bessere Um- setzung von Artenschutz Verbesserung durch der Artenvielfalt Planung, durch den Schutz Wissens- von Ökosystemen management und der gene- und Kapazitäts- tischen Vielfalt aufbau Verstärkung der Vorteile durch Artenvielfalt und Ökosystem- dienstleistungen Quelle: Aichi Biodiversity Targets 2010, Grafik: Raiffeisen KAG, Mai 2021 LEITARTIKEL 05
BIODIVERSITÄT Biodiversität im Zusammenhang mit der Vielfalt der Arten, Gene und Ökosysteme steht in Wechselwirkung mit der Gesund- heit des Menschen. Gesunde und intakte Ökosysteme sind eine wesentliche Grundla- ge für die menschliche Gesundheit. Sie sor- gen für saubere Luft und Trinkwasser, bieten gesunde Nahrung und Basis für Arzneimittel. Weitere Aspekte der Biodiversität sind der Schutz vor Naturgefahren und das Angebot von Erholungs- und Erfahrungsraum, beide sind für die menschliche Psyche und das Wohlbefinden wesentlich. BODENVERBRAUCH IN ÖSTERREICH Biodiversität und Bodenverbrauch stehen im klaren Widerspruch zueinander. Auf Basis der Daten des Österreichischen Umweltbundes- amtes wurden in Österreich bis zum Jahr 2019 insgesamt 5.729 km² an Boden verbraucht. Diese Flächeninanspruchnahme entspricht 7 % der Landesfläche und 18 % des Dauer- siedlungsraumes. Die Bezeichnung „Bodenver- brauch“ bedeutet, dass biologisch produktiver Boden durch Verbauung und Versiegelung für Siedlungs- und Verkehrszwecke verloren geht. Die Definition umfasst auch intensive Erholungsnutzungen, Deponien, Abbauflächen, Kraftwerksanlagen und ähnliche Intensiv- nutzungen. Bodenversiegelung bedeutet, dass Boden luft- und wasserdicht abgedeckt wird, wodurch Regenwasser nicht oder nur unter erschwerten Bedingungen versickern kann. 06 LEITARTIKEL
„ Der Rückgang der biologischen Vielfalt lag zwischen 1970 und 2016 bei 68 %. Die negativen Wirkungen der Bodenver- siegelung umfassen neben der Gefährdung der biologischen Vielfalt auch verschiedene andere Aspekte, wie den Verlust der bio- logischen Funktionen, einen Prozess, der KAUSALER ZUSAMMEN- HANG ZWISCHEN KLIMA- WANDEL UND ABNAHME DER BIODIVERSITÄT Bis vor einigen Jahrzehnten standen die NACHHALTIG INVESTIEREN | Juni 2021 | Ausg. 32 zur Messung biologischer Vielfalt, er ba- sier t auf Trends in der weltweiten Popula- tion von verschiedenen Spezies von Wir- beltieren. Der Index wurde vom WWF und dem UNEP Weltüberwachungszent- schwer rückgängig gemacht werden kann. unbedachte oder gezielte Ausrottung von rum für Naturschutz entwickelt. Basis des Mit der Bodenversiegelung geht auch der Spezies und die Übernutzung an der Spitze Living Planet Index ist die Entwicklung von Verlust der Produktivität einher, da die meis- der Gründe für eine Abnahme von Biodi- fast 21.000 Populationen von fast 4.000 ten Siedlungen in Regionen mit fruchtbarem versität. Mittlerweile führt die Veränderung Wirbeltierar ten. Aus dem aktuellen Re- Ackerland liegen. Außerdem ergeben sich oder Zerstörung ganzer Ökosysteme zu por t aus dem Jahr 2020 geht hervor, dass ein erhöhtes Hochwasserrisiko, der Verlust einem in der Historie bisher beispiellosen der Rückgang der biologischen Vielfalt der Staubbindung und Hitzeeffekte, da bei Artenrückgang. Ein wesentlicher Grund für zwischen 1970 und 2016 bei 68 % lag. versiegeltem Boden kein Wasser verduns- den Verlust von Biodiversität ist die fort- ten kann. schreitende Änderung der Landnutzung. NEUN ÖKOLOGISCHE Wälder werden abgeholzt und natürliche GRENZEN Der wachsende Bodenverbrauch bedeu- Ökosysteme umgestaltet, um den Umfang Auch die neun Belastungsgrenzen des Pla- tet, dass sich der Umfang an Österreichs landwirtschaftlich genutzter Flächen zu er- neten beschäftigen sich mit dem Thema produktiven Böden verringer t, wobei der höhen. Neben der Waldvernichtung sind Biodiversität. In ihrem Konzept über die jährliche Verlust im Zeitraum 2001 bis Gewässerverschmutzung, Verbauung von ökologischen Grenzen der Erde hat die 2019 gemäß Umweltbundesamt zwischen Flüssen, Zersiedelung und Versiegelung Universität von Stockholm neun Gren- 38 km² und 104 km² schwankte. Ab dem von Flächen Ursachen, die den Lebens- zen unseres Planeten definiert und Zu- Jahr 2009 war eine Verlangsamung des raum vieler Arten vernichten. Folgen des kunftsszenarien bezüglich der globalen Trends erkennbar, der aktuelle Mittelwer t Verlustes an Biodiversität sind Klimaände- Umweltveränderungen gezeichnet. Diese über drei Jahre liegt bei 44 km², was in rungen, erhöhte Stickstoffbelastung in den Belastungsgrenzen der Erde (oft als „Plane- etwa der Größe von Eisenstadt entspricht. Gewässern über Kunstdünger, die Einfüh- tare Grenzen“ bezeichnet) umfassen neben Dabei liegt der versiegelte Anteil zwi- rung von invasiven Arten und die Erhöhung dem Verlust an Biodiversität den Ozon- schen 32 % und 41 % des jährlichen Bo- der Konzentration von Kohlendioxid in der abbau der Stratosphäre, die Einbringung denverbrauchs. Das Regierungsprogramm Atmosphäre. Es zeigt sich, dass ein kausaler neuartiger Substanzen (wie Mikroplastik, 2020–2024 sieht eine deutliche Verringe- Zusammenhang zwischen der Abnahme Nanomaterial oder radioaktiven Abfall), rung des Bodenverbrauchs vor, der jährli- von Biodiversität und dem Phänomen des den Klimawandel, die Übersäuerung der che Zuwachs soll bis 2030 auf 9 km² pro Klimawandels existiert. Ozeane, den Süßwasserverbrauch, die Jahr sinken. Übrigens gilt auf EU-Ebene nicht nachhaltige Landnutzung, atmosphäri- die Vereinbarung, bis zum Jahr 2050 einen LIVING PLANET INDEX sche Aerosole und biochemische Kreisläu- Nettolandverbrauch von null zu erreichen. Der Living Planet Index ist ein Indikator fe (vor allem die Anreicherung der Ozeane LEITARTIKEL 07
BIODIVERSITÄT mit Phosphor und Entnahme von Stickstoff tungsgrenze überschritten, es sind dies der aus der Atmosphäre). Aus Sicht der Wissen- Klimawandel, biochemische Kreisläufe, Land- schaftler ist in bereits vier Fällen die Belas- nutzung und der Biodiversitätsverlust. Grafik: Planetare Grenzen Klimakrise Ozeanversauerung Verschmutzung durch Chemikalien (noch nicht umfassend berechnet) Ozonloch Partikelverschmutzung (noch nicht umfassend berechnet) Stick- stoff- kreislauf Phosphor- kreislauf Artensterben Abholzung und Süßwasserverbrauch andere Landnutzungs- änderungen Quelle: Grafik Raiffeisen KAG, Mai 2021 nach „Visuelle Darstellung der Sichere planetare Belastungsgrenze – ökologischen Belastungsgrenzen ,planetary boundaries‘ nach Johan Rockström nach Einschätzung der Autoren et al. 2009“ via Wikimedia Commons Beobachtung bis 2009 – 08 LEITARTIKEL
NACHHALTIG INVESTIEREN | Mai 2021 | Ausg. 32 FAZIT & NACHHALTIGKEITS- falt innerhalb einer Art und andererseits der Biodiversität ist ein wesentlicher Fak- BEWERTUNG: die biologische Vielfalt der Lebensräume tor für das menschliche Wohlbefinden. Biodiversität stellt in der Nachhaltigkeits- oder Ökosysteme von Relevanz. Auf Län- bewertung auf Unternehmensebene wie derebene ist das Thema Biodiversität mit G (Governance): auf Staatenebene ein Positivkriterium dar einer Einschätzung der Artenvielfalt – mit Staaten, aber auch Unternehmen müssen und wird auch in den Zielen für Nachhalti- Bezug auf Säugetiere, Brutvögel, Reptilien Sorge tragen für den Erhalt der Biodiver- ge Entwicklung mit SDG 13 (Maßnahmen und Fische – ein eigener Punkt der Nach- sität. Das auf Staatenebene geschlossene zum Klimaschutz) und SDG 14 (Leben un- haltigkeitsanalyse. Übereinkommen über die biologische Viel- ter Wasser) abgebildet. falt ist ein wichtiger erster Schritt in Rich- S (Social): tung des Erhalts der Artenvielfalt. E (Environment): Biologische Vielfalt gilt als wichtige Biodiversität und damit verbunden die Grundlage für das menschliche Wohler- Fazit: Artenvielfalt sind ein stark umweltbe- gehen. Die Natur stellt dem Menschen Für Raiffeisen Capital Management ist Bio- zogenes Thema, es geht um den Erhalt verschiedenste Ressourcen zur Verfü- diversität ein wesentliches Zukunftsthema. möglichst vieler Pflanzen- und Tierarten. gung, wie Nahrung, Brennmaterial und Insbesondere bei Investments in Staatsan- Dabei sind einerseits die genetische Viel- Baustoffe. Auch der psychische Aspekt leihen nimmt es eine wichtige Rolle ein. Mögliche Maßnahmen zum Erhalt von Biodi- versität sind die Schaffung von Schutzgebie- ten, die Vorbeugung bezüglich der Ausdeh- nung invasiver Arten, die Miteinbeziehung von Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fi- scherei in Konzepte zum Erhalt von Biodiver- sität sowie die Schaffung starker Institutionen, die den Erhalt der Biodiversität und die nach- haltige Nutzung von Ökosystemen unter- stützen und internationalen Abkommen zur Umsetzung verhelfen. Wesentlich erscheint auch die Information der Öffentlichkeit über den Nutzen der Erhaltung von Biodiversität. Biologische Vielfalt erhalten bedeutet auch die Förderung einer nachhaltigen Ausrich- tung der Landwirtschaft, die Anpassung und eine Einschränkung der Zunahme der Nähr- stoffniveaus in Wasser und Boden. LEITARTIKEL 09
Virtuelle Round-Table-Diskussion Moderation durch Mag. (FH) Dieter Aigner, über den Bodenverbrauch in Geschäftsführer der Raiffeisen KAG Österreich und die notwendigen Maßnahmen, diesen zu reduzieren. Dr. Kurt Weinberger Vorstandsvorsitzender Österreichische Hagelversicherung Frau Prokop, das aktuelle Regierungspro- Österreich haben, ist – bis auf wenige ille- gramm von Türkis-Grün verspricht „Gesunde gale Bauten – komplett legal. Der gesamte Böden und eine zukunftsfähige Raumord- Prozess findet innerhalb des Rechtsrah- nung“. Wie schaut es mit dem Bodenver- mens statt, der vieles erlaubt, etwa in der brauch in Österreich aus? Können Sie uns Raumordnung und bei der Wohnbauför- einen kurzen Überblick verschaffen? derung. Hier muss angesetzt werden, was Gundula Prokop: Wir liegen derzeit bei politisch betrachtet keine Selbstläufer sind. Mag. (FH) Matthias Marhold etwas mehr als zehn Hektar Flächeninan- Es ist schwierig, mit strengen Forderungen Geschäftsführer der Raiffeisen Immobilien KAG spruchnahme pro Tag. Im Jahr sind das etwa hinauszugehen. 40 Quadratkilometer. Die Zahlen sind seit 2010 erfreulicherweise rückläufig. Aber na- Wo findet der größte Bodenverbrauch statt? türlich verbrauchen wir immer noch viel Gundula Prokop: Unsere Wohlstandsge- zu viel an Boden. Ziel wäre es, nicht mehr sellschaft hat wesentlichen Anteil am Bo- als 2,5 Hektar pro Tag zu verbrauchen, also denverbrauch. Statistisch betrachtet ist die neun Quadratkilometer pro Jahr. Das wol- Inanspruchnahme von Bauflächen für Woh- len wir bis 2030 erreichen. Neu ist, dass nungen und Geschäfte am größten. Danach Univ.-Prof. DI Sibylla Zech in in dies erstmals explizit in einem Regierungs- folgen die Betriebsflächen, die seit 2013 Institut für Raumplanung, programm steht, denn in dieser Deutlichkeit aber eine stark rückläufige Tendenz zeigen. Technische Universität Wien wurde das noch nie so festgelegt. Auch der Bodenverbrauch für den Straßen- bau, der auf Platz drei liegt, geht insgesamt Welche Strategien gibt es, dieses Ziel zu er- leicht zurück. Erst dann folgen Erholungs- reichen? und Abbauflächen sowie der von der Bahn Gundula Prokop: Derzeit wird an einer beanspruchte Boden. bundesweiten Bodenstrategie gearbeitet. Darin – das kann ich schon vorwegneh- Frau Zech, Raumordnung ist Ländersache. DI Gundula Prokop in men – wird auf zwei wesentliche Ziele fo- Welche Probleme ergeben sich daraus aus Expertin für Boden im kussiert: erstens auf den besseren Schutz Ihrer Sicht? Umweltbundesamt von Freiflächen, also landwirtschaftlichen Sibylla Zech: Wir haben neun Ländergeset- Vorrangflächen und Naturschutz-Vorrang- ze in Österreich, die die Raumplanung re- flächen, und zweitens auf die Reaktivierung geln. Das ist grundsätzlich nicht anders als von Brachflächen. Das größte Problem ist in anderen Staaten. Auch in Deutschland allerdings, dass der Bund hier wenige Kom- gibt es für jedes Bundesland ein eigenes petenzen und damit Durchgriffsrechte hat. Raumordnungsgesetz und in der Schweiz Der Bodenverbrauch, den wir derzeit in die Raumplanungsgesetze der Kantone. 10 ROUND-TABLE-DISKUSSION
NACHHALTIG INVESTIEREN | Juni 2021 | Ausg. 32 LAND DER ÄCKER, „ ZUKUNFTSREICH? Aber im Unterschied zu Deutschland und Der Bund kann einiges tun. – Sehen Sie das aus dieser Steuerquelle lukriert, und das ist der Schweiz gibt es in Österreich kein Rah- auch so, Herr Weinberger? völlig kontraproduktiv. Denn so wird immer mengesetz des Bundes. Und wir sehen, dass Kurt Weinberger: Der Bund hat in der mit Arbeitsplätzen argumentiert. Aber was man sich in diesen Ländern, wo der Bund Raumordnungsthematik keine Kompeten- nützen die Arbeitsplätze, wenn das Leben gewisse Durchgriffsrechte hat, leichter tut – zen. Das ist in der Bundesverfassung so in der Gemeinde nicht mehr lebenswert wenn es beispielsweise um das Zweitwoh- festgelegt. Die Bundesverfassung regelt die ist? Hier muss ein Umdenken stattfinden. nungswesen geht. In diesen Ländern gibt es Zuständigkeit der Raumordnung im Artikel Es kann nicht nur um Arbeitsplätze gehen, auch Institutionen, die sich um die Raum- 118 B-VG, diese ist im Wirkungsbereich der sondern es muss auch um eine intakte Na- ordnung kümmern, wie beispielsweise das Gemeinde angesiedelt. Das heißt, für jede tur gehen, denn von Beton kann bekanntlich Amt für Raumentwicklung in der Schweiz, Flächenwidmungsplanabänderung ist die keiner abbeißen. das unter anderem auch Strategien für Gemeinde zuständig, was formalrechtlich Förderprogramme entwickelt. Solche Insti- zwar von den jeweiligen Ämtern der Lan- tutionen gibt es auch in Deutschland. Das desregierung genehmigt werden muss, doch ist etwas ganz Wichtiges und da ist man in in der Regel ist das leider nur eine Formsa- Österreich steht im Österreich jetzt auch bemüht, derartige In- che. Der Bund hat nur sogenannte Fachpla- EU-Naturschutz-Ran- stitutionen aufzubauen. nungskompetenzen, wenn es um Flächen für den Straßenbau, die Eisenbahn und den Berg- king mittlerweile auf Sie hegen die Hoffnung, dass sich der Bund bau geht. Die Zuständigkeit liegt ansonsten dem vorletzten Platz. künftig stärker einbringen wird? bei den Gemeinden, und das ist verfassungs- Sibylla Zech: Ja, das zeigt sich auch im ak- rechtlich leider so gut wie nicht abänderbar, tuellen Baukulturreport der Regierung, der da man hier eine Zweidrittelmehrheit im derzeit ausgearbeitet wird. Dabei geht es Nationalrat bräuchte, die man realistischer- Welchen Anteil hat die Landwirtschaft an der um städte- und ortsbauliche Entwicklun- weise nicht bekommen wird. Bodenversiegelung? gen. Es geht um das Thema Bodensparen, Kurt Weinberger: Der Landwirtschaft wird aber auch um die Einbindung der Zivilge- Wo könnte man ansetzen? oft die Schuld an der abnehmenden Biodi- sellschaft in derartige Projekte. Der Bund Kurt Weinberger: Man müsste zum einen versität gegeben. Aber Fakt ist, dass Öster- kann schon einiges tun in Österreich. Und der Genehmigungspflicht der Länder mehr reich die höchste jährliche Verbauungsrate, alleine die Tatsache, dass es die genannte Zähne geben und zum anderen die Steuer- das dichteste Straßennetz, die höchste Su- Strategie geben wird, ist ein Zeichen dafür, gesetzgebung ändern. Die Kommunalsteuer, permarktfläche pro Kopf etc. Europas hat. dass sich der Bund künftig nicht mehr so die auf Gemeindeebene eingehoben wird Das alles hat Auswirkungen auf die Umwelt. vornehm zurückhalten möchte. Auch die und auf Basis der lohnabhängigen Beschäf- Österreich steht im EU-Naturschutz-Ran- Länder und Gemeinden geben mit ihren tigten in der Gemeinde berechnet wird, king daher mittlerweile auf dem vorletzten Förderprogrammen eine entsprechende steuert falsch. Jetzt muss jeder Bürgermeis- Platz. Das muss man sich einmal vor Augen Richtung vor. ter schauen, dass er seine Einnahmen auch halten. Rund 80 % der bewerteten Arten ROUND-TABLE-DISKUSSION 11
Mag. (FH) Dieter Aigner im Gespräch mit Mag. (FH) Matthias Marhold, DIin Gundula Prokop, Dr. Kurt Weinberger und Univ.-Prof.in DIin Sibylla Zech und Lebensräume in Österreich sind in kei- betrifft, so entstehen dort, wo Urbanisie- nem guten Zustand und so hat sich der Be- rung stattfindet, wo Menschen in die Städte stand der Artenvielfalt in der Fauna in den strömen, entsprechende Bauten, Büro- und letzten 30 Jahren um 70 % reduziert. Auch Gewerbeentwicklungsprojekte. Wobei das im Klimaindex verliert Österreich von Jahr Thema der Wohnraumentwicklung im städ- zu Jahr Plätze. Uns fehlt das Sensorium da- tischen Bereich differenziert zu sehen ist. für, was der Boden ist. Der Boden braucht Das Thema Nachhaltigkeit ist aber auf jeden nicht uns, sondern wir brauchen den Boden. Fall auch in unserer Branche angekommen. Er ist unsere Lebensgrundlage, er sichert Das zeigt sich alleine in umfassenden Geset- die Lebensmittelversorgung, er bietet Er- zen, Verordnungen und Initiativen – sowohl holungs- und Lebensraum für Mensch und auf internationaler als auch auf nationaler Tier und trotzdem töten wir diesen Lebens- Ebene. Jeder Investor beschäftigt sich heute raum in einem Rekordtempo. Von den drei mit dem Thema. Wir tun das schon etwas volkswirtschaftlichen Produktionsfaktoren länger und achten bei unseren Investments Boden, Arbeit und Kapital spielt der Boden auf ein möglichst nachhaltiges Vorgehen. So heute in der Gewichtung leider keine Rolle sind wir zum Beispiel dabei, unser gesamtes mehr. Er wurde einfach durch das Kapital er- Portfolio gemäß DGNB-Standard zu zerti- setzt – eine völlige Fehlentwicklung. fizieren, und setzen uns Ziele, die Nachhal- tigkeit der Objekte in den kommenden Jah- Am Stadtrand von Wien schießen großvolu- ren laufend zu verbessern. Darüber hinaus mige Bauten aus dem Boden und angeblich wird jedes neue Investment im Hinblick auf rückt Wien auch immer stärker in den Fokus Nachhaltigkeit ebenfalls einer entsprechen- großer internationaler Investmentfirmen. Wie den Prüfung unterzogen. stellt sich das Thema aus der Sicht eines Im- mobilieninvestors dar? Gibt es in Bezug auf Wo kann man hier ansetzen? Nachhaltigkeit überhaupt Handlungsspiel- Matthias Marhold: Beispielsweise in Bezug raum in der Branche? Wird jetzt – im Sinne auf Verdichtung. Gerade vor kurzem haben der Verdichtung – in die Höhe gebaut? wir ein Projekt auf einem bereits versie- Matthias Marhold: Es gibt einen Handlungs- gelten Grundstück mit vier Wohneinheiten spielraum, aber am Ende muss man schon gekauft. Dort sollen jetzt 45 Wohneinheiten so ehrlich sein, dass wir als Immobilienent- entstehen. So etwas wird schon in der Pla- wickler ergebnisgesteuert sind. Hier einen nung berücksichtigt und der Trend in diese Bogen zu spannen, ist die große Kunst, die Richtung setzt sich fort – natürlich auch nicht immer gelingt. Was die Bauprojekte durch Normen und Vorschriften getrieben. 12 LAND DER ÄCKER, ZUKUNFTSREICH?
NACHHALTIG INVESTIEREN | Juni 2021 | Ausg. 32 In Graz entwickeln wir aktuell ein Projekt, Matthias Marhold: Die Spekulationen und nehmer mehr als 11.000 Euro verdiene, wo ein mehrgeschossiges Wohngebäude der hohe Leerstand sind ein ganz massives bin ich sofor t in der Lohnsteuerprogres- mit 134 Wohnungen auf einem innerstäd- Problem, nicht nur in Wien, sondern auch in sion mit 20 %, und diese Menschen be- tischen Grundstück errichtet wird. Dieses vielen anderen Städten und Ländern, dem kommen bei Altwidmungen Millionener- wurde bislang für einen eingeschossigen man gesamthaft entgegenwirken muss. Die träge so gut wie steuerfrei! Bei späteren Autoservice genutzt. Wir setzen Nachhaltig- Immobilien KAG kommt als Investor da Widmungen sind es 30 %, was richtig war, keitsmaßnahmen vom Bodenaustausch über aber aus einer anderen Ecke. Wir legen doch diese Schieflage gibt es noch immer. Errichtung einer Photovoltaikanlage auf dem großen Wert darauf, dass die Wohnungen Dach bis hin zu einem Mobilitätskonzept für vermittelt und genutzt werden. Gundula Prokop: Ich muss Herrn Wein- alle Mieter mit der Stadt Graz. Ich bin über- berger völlig recht geben. Wenn Sie heu- zeugt, dass es im Bereich Nachhaltigkeit zu Kur t Weinberger : Laut Schätzungen des te als Investor zum Beispiel einen neuen „ massiven Änderungen kommen wird. Fakt Umweltbundesamtes haben wir in Öster- Supermarkt bauen wollen, bekommen Sie ist, dass sich die Branche in einem Wandel reich ca. 40.000 Hektar an leerstehenden ein einwandfreies Betriebsgrundstück zu befindet, stark getrieben durch institutionel- Immobilien. Das ist eine Fläche so groß einem günstigen Preis und können Ihre le Investoren, die über entsprechendes Ka- wie Wien. Hier muss man Anreize schaf- Immobilie dor t entwickeln, wie Sie wol- pital verfügen. Wenn wir uns anschauen, was fen, damit Altbestände revitalisier t und len. Wenn Sie aber ein innerstädtisches hier in Österreich, und da vor allem in Wien, wieder in den wir tschaftlichen Nutzen Grundstück nehmen, dann müssen sie passiert, dann sind die großen Projekte sehr gebracht werden. Auf der anderen Seite mit diversen Auflagen hinsichtlich Form, stark von institutionellem Geld getrieben. zerstören wir die Natur, damit einige we- Lärmschutz und vielem mehr rechnen. So- Das sind aber genau die, die jetzt sehr stark nige profitieren können. Den Preis dafür lange die Innenentwicklung umständlicher verpflichtet werden, Maßnahmen und Akti- bezahlen aber die Gesellschaft und künf- ist als die Außenentwicklung, wird sich der vitäten zu setzen. tige Generationen. Ich spreche hier auch Trend nicht ändern. Bis Jahresende soll es bewusst das Thema der Gewinne aus Im- eine Anreizförderung für industrielle und Gundula Prokop: Ich glaube, die Angst, mobilienverkäufen an. Wenn Bauland vor gewerbliche Brachflächen geben. Ich hof- dass in Wien nur noch Hochhäuser gebaut 1987 gewidmet wurde, dann bezahlt der fe, dass das ein Impuls sein wird. Aber da werden, um den hohen Wohnraumbedarf Grundeigentümer beim Verkauf nur 4,2 % muss noch viel mehr passieren. Auch bei zu stillen, ist unbegründet. Man muss hier des Er trages an Steuern. Wo gibt es das der Wohnbauförderung könnte man an- schon sehr stark trennen zwischen dem denn noch? Wenn ich heute als Dienst- setzen. tatsächlichen Wohnbedarf und Investitions- projekten. Denn gebaut wird überall dort, wo die Grundstückspreise sehr hoch sind. Diese Bauten werden dann aber nicht sehr Es geht da um 700.000 leerstehende Woh- effizient genutzt, weil sie eben ganz einfach Spekulationsobjekte sind. nungen in Österreich ohne Hauptwohnsitz. ROUND-TABLE-DISKUSSION 13
ROUND- TABLE- DISKUSSION Sibylla Zech: Der Leerstand im baulichen zehn Jahren – zumindest bei großen Projekten Bestand hat wirklich eine enorme Dimen- – damit angefangen. Langfristig wäre es eine sion. Es geht da um 700.000 leerstehende Lösung, wenn Versiegelung kompensiert wer- Wohnungen in Österreich ohne Haupt- den müsste. Dann würde man sich automa- wohnsitz. Das ist bei insgesamt 4,9 Millionen tisch überlegen, ob und wie viel Parkplatzflä- Wohnungen eine gigantische Anzahl. Wir che man wirklich braucht. Vielleicht wird dann haben in vielen Gemeinden 30 bis 40 % auch kompakter gebaut. Das wäre letztlich der Baulandreserven, die oft in günstiger zent- beste Hebel für einen sparsamen Umgang mit raler und gut erschlossener Lage vorliegen. Grund und Boden. Der Umgang mit Bestandswidmungen ist ein massives Problem. Es ist in den letzten Sibylla Zech: In Hinblick auf die Raum- Jahren noch viel schwieriger geworden, weil struktur gibt es zwei Bereiche mit starkem die Eigentümer Lobbying betreiben und die Handlungsdruck: die angesprochenen Han- Raumordnungsgesetze schwächer gewor- delsagglomerationen an den Stadträndern den sind. Bei den Neuwidmungen gibt es und die großflächigen Einfamilienhausge- viele Instrumente, die man einsetzen kann, biete. Bei Handelsagglomerationen braucht um eben auch zu einer vernünftigen Dichte es restriktive Vorgaben seitens der Länder zu kommen – zumindest beim Wohnen und in den Raumordnungs- und Baugesetzen. bei der Mischnutzung. Im Gewerbe schaut Die jüngeren Landesentwicklungsprogram- es nicht so gut aus. Ich sehe da schon auch me etwa in Oberösterreich zeigen, dass die eine Verantwortung bei den Banken, Inves- Gesetze und Verordnungen langsam mehr titionen in Liegenschaften nur dann zu fi- Zähne bekommen. In Niederösterreich ist nanzieren, wenn diese einen ökologischen Ähnliches in Ausarbeitung. Hier braucht es und sozialen Mehrwert schaffen. Dadurch eine restriktive Haltung, da kommen wir könnten auch die Banken dazu beitragen, mit Förderungen allein nicht weiter. Bei den das verdichtete Bauen und das Revitalisie- großflächigen Einfamilienhausgebieten geht ren ehemaliger Industrieflächen zu fördern. es um maßvolles Verdichten. Oft leben nur noch ein oder zwei Personen in einem gro- Welche möglichen Anreizsysteme halten Sie – ßen Haus, sodass die Erhaltung von Haus in die Runde gefragt – für erfolgversprechend? und Garten kaum mehr zu schaffen ist. Da Gundula Prokop: Anreize werden nicht ausrei- ist eine soziale Ausdünnung im Gange und chen. Langfristig betrachtet, müssen wir eine es geht auch um die Frage, wie diese Ein- Situation erreichen, wo der Bodenverbrauch familienhausgebiete transformiert werden kompensiert werden muss. In Deutschland hat können. Das ist ein baulicher, aber auch ein man mit der Kompensationsverordnung vor sozialer Prozess. Das braucht Begleitung. Es 14 LAND DER ÄCKER, ZUKUNFTSREICH?
NACHHALTIG INVESTIEREN | Juni 2021 | Ausg. 32 „„ gibt spannende Modelle, etwa von Häuser- pooling, Gassenclubs oder Quartiersbera- tung. Mit maßvoller Nachverdichtung innen kann der Druck auf die „grüne Wiese“ drau- ßen reduziert werden. Jeder, der Naturkapital zerstört und Lebens- raum vernichtet, sollte eine Abgabe bezahlen müssen. Kurt Weinberger: Allein in den letzten 25 Jahren haben wir 150.000 Hektar aus der landwirtschaftlichen Fläche heraus- genommen und verbaut. 150.000 Hektar! Das ist so viel wie die gesamte Agrarflä- steuern auf dem Weg des Finanzausgleichs an die Gemeinden verteilt und an gewisse Erfolgsparameter gebunden. Auch die Tat- sache, dass Straßenbauten grundsteuerfrei sind, zeigt, wie verrückt das gesamte Sys- tem ist. Hier bräuchte es mehr Gerechtig- keit. Jeder, der Naturkapital zerstört und Lebensraum vernichtet, sollte eine Abgabe zahlen müssen. Das wird den Immobilienin- vestoren natürlich nicht gefallen, weil sie nur auf die Maximierung ihrer Gewinne aus sind. Aber das alles geht zulasten künftiger Generationen und das ist grob fahrlässig. Nur daran zu glauben, dass wir alle Gutmen- schen sind, wird unsere Kinder- und Enkel- inanspruchnahme von 2,5 Hektar pro Tag nicht erreichen. Kaum geht ein Schlupfloch auf, wird dieses genutzt, um wieder zu op- timieren. Ich glaube, es wird nicht möglich sein, die Kompetenzen auf Gemeindeebene zu lassen. Das ist ein verlorener Kampf. Am Ende des Tages ist der Bürgermeister davon getrieben, seine Gemeinde zu entwickeln, und wird im Zweifel Gewerbefläche wid- men, weil die Steuern gebraucht werden. Es braucht ganz klare Vorgaben. Nur daran zu glauben, dass wir alle Gutmenschen sind, wird unsere Kinder- und Enkel-Generation in ein Desaster treiben. Kurt Weinberger: Wenn sich in einem markt- wirtschaftlichen System die Moral nicht rech- net, findet sie offensichtlich nicht statt. Die Gesellschaft muss unmoralisches Verhalten, wie die Zerstörung der Natur, bestrafen. Das Primat der Ökonomie vor der Ethik ist da- che des Burgenlands. Was wir brauchen, ist her grundsätzlich zu diskutieren, denn das ist ein Maßnahmenmix. Auch wenn der Bund Generation in ein ohne Sanktionen. Der Boden ist ein Wunder- beim Thema Fläche nichts zu sagen hat, Desaster treiben. werk. Der Boden ist Leben. Und jeder, der könnte er zumindest die besten Agrarflä- Boden zerstört, zerstört auch das Leben, das chen unter Schutz stellen. Das bedeutet, sich im Boden befindet – 8 Milliarden Lebe- dass man dort nicht bauen kann. Natür- Matthias Marhold: Das Thema wird mit sehr wesen in jeder Hand voll Erde. Als Familien- lich ist das ein deutlicher Eigentumseingriff. vielen Emotionen diskutiert, weil jeder be- vater wünsche ich mir, dass die Kinder auch Aber im Sinne des öffentlichen Interesses troffen ist. Meiner Meinung nach braucht künftig in der Bundeshymne „Land der Äcker, die Lebensmittelversorgungssicherheit zu es sowohl Anreize als auch Sanktionen. Von zukunftsreich“ singen können, und nicht garantieren wäre bundesverfassungsrecht- der Spieltheorie kennen wir das Thema „Land ohne Äcker, zukunftslos“. Das müssen lich durchaus argumentierbar. Die zweite Egoismus. Der Mensch ist ein Egoist, der sich wir in die Denke der Entscheidungsträger Maßnahme betrifft die Kommunalsteuer. gerne zulasten anderer optimiert. Und ohne dieses Landes hineinbekommen und wir Diese Steuer gehört auf Bundesebene stringente Vorgaben und Sanktionen wer- dürfen nicht nachgeben. Wir haben alle eine eingehoben und dann wie andere Bundes- den wir das Ziel einer maximalen Flächen- Verantwortung für künftige Generationen. * Neue Grundschulen Redaktionelle Bearbeitung: Mag.a Pia Oberhauser ROUND-TABLE-DISKUSSION 15
NACHHALTIGES ENTWICKLUNGSZIEL 15 (SDG 15): Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen 16 SDG 15
Nachhaltig Investieren NACHHALTIG | Dezember INVESTIEREN 2021 | Ausg. 26 | Juni 2019 32 Die Natur ist von entscheidender Bedeutung für unser aller Über- Zwischen 2010 und 2015 verlor die Welt 32 Millionen Hektar leben: Sie versorgt uns mit Sauerstoff, reguliert unser Wetter, be- Waldfläche. Aufgrund von Dürre und Versteppung gehen jedes Jahr fruchtet unsere Pflanzen, produziert Lebensmittel, Futtermittel 12 Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, 23 pro Minute, und Fasern. Aber sie steht unter zunehmendem Stress, hat doch verloren. der Einfluss des Menschen fast 75 Prozent der Erdoberfläche verändert, wodurch Natur und Tierwelt in eine immer kleinere Dies hat die Unversehrtheit von terrestrischen Lebensräumen Region des Planeten abgedrängt und auch das Risiko von Zoonose- weltweit um 30 Prozent im Vergleich zu einem unbeeinflussten Aus- krankheiten – etwa aktuell Covid-19 – erhöht werden. gangszustand verringert. Obwohl Schutzgebiete heute 15 Prozent der Land- und Süßwassergebiete und 7 Prozent der Meeresgebiete Wälder bedecken 30 Prozent der Erdoberfläche und sind für die umfassen, sind sie nur ein Teil der für die biologische Vielfalt wich- Ernährungssicherheit, den Kampf gegen den Klimawandel und den tigen Gebiete und noch nicht vollständig ökologisch dargestellt Schutz der biologischen Vielfalt von entscheidender Bedeutung. sowie effektiv oder angemessen verwaltet. DIE BIS 2030 FESTGELEGTEN ENTWICKLUNGSZIELE DER UN ZUM THEMA „LEBEN AN LAND“, WIE SIE AUCH IN DIE AGENDA 2030 FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNG DER ÖSTERREICHISCHEN BUNDESREGIERUNG AUFGENOMMEN SIND (LEICHT GEKÜRZT): ü Wiederherstellung und nachhaltige Nutzung der ü Dringend Maßnahmen ergreifen, um der Wilderei Land- und Binnensüßwasser-Ökosysteme und ihrer und dem Handel mit geschützten Pflanzen- und Tierarten Dienstleistungen, insbes. der Wälder, der Feuchtgebiete, ein Ende zu setzen und dem Problem des Angebots der Berge und der Trockengebiete, gewährleisten.** illegaler Produkte aus wildlebenden Pflanzen und Tieren und der Nachfrage danach zu begegnen.* ü Nachhaltige Bewirtschaftung aller Waldarten fördern, die Entwaldung beenden, geschädigte Wälder wieder- ü Maßnahmen einführen, um das Einbringen invasiver herstellen und die Aufforstung und Wiederaufforstung gebietsfremder Arten zu verhindern, ihre Auswirkungen weltweit beträchtlich erhöhen.** auf die Land- und Wasserökosysteme deutlich zu redu- zieren, prioritäre Arten kontrollieren oder beseitigen.** ü Wüstenbildung bekämpfen, die geschädigten Flächen und Böden einschließlich der von Wüsten- ü Ökosystem- und Biodiversitätswerte in die natio- bildung, Dürre und Überschwemmungen betroffenen nalen und lokalen Planungen, Entwicklungsprozesse, Flächen sanieren und eine Welt anstreben, in der die Armutsbekämpfungsstrategien und Gesamtrechnungs- Landverödung neutralisiert wird. systeme einbeziehen.** ü Erhaltung der Bergökosysteme einschließlich ihrer ü Finanzielle Mittel aus allen Quellen für die Erhaltung biologischen Vielfalt sicherstellen, um ihre Fähigkeit zur und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt und Erbringung wesentlichen Nutzens für die nachhaltige der Ökosysteme aufbringen und deutlich erhöhen.* Entwicklung zu stärken. ü Erhebliche Mittel für die Finanzierung einer nach- ü Umgehende und bedeutende Maßnahmen ergreifen, haltigen Bewirtschaftung der Wälder aufbringen und um die Verschlechterung der natürlichen Lebensräume den Entwicklungsländern geeignete Anreize zum Zweck zu verringern, dem Verlust der biologischen Vielfalt ein der Walderhaltung und Wiederaufforstung bieten.* Ende zu setzen und bis 2020 die bedrohten Arten zu schützen und ihr Aussterben zu verhindern.* ü Die weltweite Unterstützung von Maßnahmen zur Bekämpfung der Wilderei und des Handels mit ü Die ausgewogene und gerechte Aufteilung der sich aus geschützten Arten verstärken, unter anderem durch der Nutzung der genetischen Ressourcen ergebenden Vor- die Stärkung der Fähigkeit lokaler Gemeinwesen, teile und den angemessenen Zugang zu diesen Ressourcen Möglichkeiten einer nachhaltigen Existenzsicherung fördern, wie auf internationaler Ebene vereinbart.* zu nutzen.* * Diese Ziele haben keinen Zeitrahmen ** bis 2020 Verweise: un.org/sustainabledevelopment/biodiversity SDG 15 17 sustainabledevelopment.un.org bundeskanzleramt.gv.at/themen/nachhaltige-entwicklung-agenda-2030
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