Pa:rkassәn September 2016 - Sparkassenzeitung
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September 2016 ['∫pa:rkassәn] seit 1906 Seite 6: START-UP-SPIRIT IN ÖSTERREICH: GESPRÄCH MIT „All I Need”-CFO Michael Horvath und ERSTE BANK OESTERREICH-CHEF THOMAS UHER Seite 12: Jobmotor Digitalisierung Seite 16: Kalorien aus der Datenleitung
Ausgabe 4/2016 ['∫pa:rkassәn] Inhalt 20 Illustration: istock.com Foto: Ian Ehm Eine geschichtsträchtige Zeitung. 6 Im Dienste der Sparkassen. Seit ihrem ersten Erscheinen im Jahr 1906 nimmt Foto: Ian Ehm die Österreichische Sparkassenzeitung die Rolle als Gedächtnis der Sparkassen ein. Sie ist zugleich ein unerschöpfliches Archiv an Artikeln und Meinungen und – mit kurzen zeitlichen Abständen, in denen sie nicht erschien – immer ein wichtiges Kommunika- tionsmittel zur Identitätsstiftung, zur Vermittlung wirtschaftlichen Wissens und recht- 12 licher Informationen gewesen. 14 Foto: istock.com im FOKUS LAND und Märkte WERTE 4 16 22 Kurznachrichten Kalorien aus der Datenleitung Eigener Chef aus der Wirtschaft Online-Bestellungen beim Supermarkt mit dem Mikrokredit werden zum Trend Finanzierungsmöglichkeit ECONOMY für FirmengründerInnen 6 18 „Wir finanzieren jeden Tag Die Pensionskassen können 24 sich sehen lassen Das Bauspardarlehen zwei Gründer“ VBV-Generaldirektor für Bildungsmaßnahmen – „all i need“-CFO Michael Horvath im Andreas Zakostelsky im Interview eine Investition in die Zukunft Impressum und Offenlegung gemäSS Mediengesetz: Bezeichnung des Mediums: Österreichische Sparkassenzeitung; Gespräch mit Erste-Chef Thomas Uher Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: Österreichischer Sparkassenverband, Am Belvedere 1, 1100 Wien, E-Mail: info@sv.sparkasse.at; Generalsekretär: Franz Portisch; Präsident: Gerhard Fabisch; 10 20 Finale Schnitzeljagd Chefredakteur: Armand Feka; MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Milan Frühbauer, Stephan Scoppetta, Bastian Kellhofer, Christian Prenger; 185 Millionen Euro für Start-ups Das neue Gesetzespaket Pokémon Go sprengt Rekorde 26 Redaktionsbeirat: Karin Berger, Christian Hromatka; Coverillustration: istock.com; Fünf Fragen an ... der Regierung Heinz Schuster, Produktion/Litho/Druck: Bernsteiner Media GmbH, Rautenweg 10, 1220 Wien, www.bernsteiner.at; Generaldirektor der s Versicherung Art Direktion/Gestaltung: Dina Gerersdorfer, www.gerersdorferdesign.at; Offenlegung gemäß § 5 ECG und gemäß § 25 Mediengesetz: http://www.sparkassenverband.at/de/Impressum 12 Jobmotor Digitalisierung Jobkiller und neue Arbeitsfelder 14 „Wir standen heftig unter Druck“ Tragbare Lösung der Bankensteuer ['∫pa:rkassәn] 2 ['∫pa:rkassәn] 3
im Fokus im Fokus Forum Flüchtlingsfonds der ERSTE Stiftung fördert Mitarbeiterideen Viele KollegInnen im österreichischen Sparkassensektor engagieren sich in ihrer Freizeit für andere – sei es im Sportverein, im Gemeinderat oder in der Pfarre. Seit letztem Jahr stellt die Integration von Menschen, die nach Verfolgung und Flucht zu uns gekommen sind, viele dieser Akteure vor neue Herausforderungen. Ehrenamt- lich etwas für andere zu tun bedeutet eben auch oft, etwas aus eigener Tasche oder aus kleiner Vereinskasse bezahlen zu müssen. Der Flüchtlingsfonds der ERSTE Stiftung wurde im Herbst letzten Jahres eingerichtet, damit genau diese Kolle- gInnen unkompliziert Geld für Integrationsprojekte – und damit für ein besseres Zusammenleben aller – auf- stellen können. Mit ganz unterschiedlichen Ideen, nachzulesen und anzuschauen auf www.weil-jeder-mensch- zaehlt.at, tragen sie nicht nur wesentlich zu einem besseren Miteinander in ihrer eigenen Nachbarschaft bei, Start-up-Trends: sondern auch zu einem sichtbaren Engagement des Sparkassensektors für das Gemeinwohl in Österreich. Der anhaltende Kampf um die Personalisierung Jedes Jahr werden neue Studien veröffentlicht, die die Bedeu- Wenn auch Sie eine konkrete Idee für ein Projekt haben, das Flüchtlingen dabei hilft sich in Österreich inte- tung der Personalisierung hervorstreichen und die KundInnen griert und willkommen zu fühlen, dann schauen Sie rein unter www.weil-jeder-mensch-zaehlt.at. Projekte an erste Stelle platzieren. Eine aktuelle Umfrage des IT-Unter- werden mit bis zu 3.500 Euro gefördert und die Anträge können online gestellt werden. 278.300 Euro wurden nehmens Pegasystems zeigt, dass Industriezweige mit großen bereits vergeben. Eine Jury aus Sparkassenverband, Caritas und ERSTE Stiftung entscheidet wöchentlich, wel- Customer-Service-Anteilen, speziell Retail-Banking und Tele- che Projekte förderungswürdig sind. Ihr Projekt für den mit insgesamt 500.000 Euro dotierten Fonds sollte bis kommunikation, stark im Hintertreffen sind. 60 Prozent der Ende November abgeschlossen bzw. abgerechnet sein. www.erstestiftung.org Foto und Illustrationen: istock.com Befragten gaben an, dass diese Bereiche zwar die Grundlagen richtig machten, aber noch sehr viel Luft nach oben bestehe. Editorial Viele etablierte Unternehmen neigen dazu, langsamer zu entwi- ckeln, weil sie zögern, alte Systeme zu verwerfen. Heute profi- tieren Start-ups von dieser Langsamkeit und gewinnen Markt- Liebe Leserin, lieber Leser! anteile mit ihrem Fokus auf Personalisierung. Nicht nur das, Start-ups personalisieren auch ihr Marketing und Branding, „Man sollte immer mit einem Problem starten, das man in der Welt lösen will, Mobile first um eine bestimmte Zielgruppe genauer anzusprechen. Laut der anstatt nur Geld machen oder einfach nur eine Firma haben zu wollen.“ Es ist keine Überraschung, dass Start-ups ihr Geschäft und Innovationsplattform VentureBeat haben 87 Prozent der Unter- ihre Produkte mit Blick auf mobile Geräte aufbauen, aber nehmen, die Web-Personalisierung ausführen, eine Erhöhung Dieser bemerkenswerte Satz stammt nicht von KritikerInnen der Start-up-Kultur, sondern vom Posterboy der Szene, 2016 rückt Mobile ganz in den Vordergrund. 2015 war das von mindestens fünf Prozent in ihren wichtigsten Kennzahlen Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, selbst. Seine berechtigte Kritik richtet sich an viele GründerInnen, die als klares Jahr, in dem die Anzahl an Handy-UserInnen schließlich jene erfahren. Um erfolgreich zu sein, werden Start-ups die Persona- Ziel nur eines haben: den Exit. Dass es auch anders geht und man an Start-ups nicht (mehr) vorbeikommt, zeigt das Beispiel an Desktop-UserInnen übertraf. Auch Mobile Messaging ist lisierung in diesem Jahr schneller vorantreiben als jemals zuvor. „all i need“ in Österreich. Im Interview auf Seite 6 diskutieren „all i need“-CFO Michael Horvath und Erste-Chef auf dem Vormarsch. WhatsApp hat allein fast eine Milliarde Thomas Uher über Prototypen, die richtige Einstellung und den Wirtschaftsstandort. NutzerInnen – und Facebook Messenger ist mit 800 Millio- nen monatlichen NutzerInnen dicht dahinter. Für Start-ups Dass Gründergeist, Mut und Innovationen nur selten von etablierten Konzernen ausgehen, ist eine Mär, die gern und bedeutet diese Verschiebung auf Mobile, dass sie in Zukunft oft erzählt wird. Was allerdings stimmt, ist, dass es fast immer Start-ups sind, die bahnbrechende Neuerungen auf den noch mehr darauf eingehen als bisher. Marketing-Teams Markt bringen. Das liegt vor allem daran, dass ihre Strukturen flexibler sind. Dazu brauchen sie aber auch Hilfe und werden mobile Geräte noch stärker anvisieren und Werbung die richtige Infrastruktur. Das Start-up-Paket der Regierung soll GründerInnen das Leben erleichtern – den Artikel mit Schwerpunkt auf Video und rasch erfassbare Inhalte dazu finden Sie auf Seite 10. kreieren. Marketingabteilungen weltweit werden heuer 51 Prozent ihres digitalen Werbebudgets für mobile Geräte aus- Eine weitere Eigenschaft, die Start-ups auszeichnet: Sie ignorieren bestehende Marktmechanismen und denken ein- geben. Erwartet wird für 2016 ein Anstieg von 40,2 Prozent Zahlen, fach alles neu. Eine Revolution steht im Lebensmittelhandel bevor. Online-Shopping gewinnt weiter an Popularität zum vergangenen Jahr, und dass Werbung am Handy erst- mals die Mehrheit der Werbeausgaben ausmachen wird. Daten, – immer mehr Zustelldienste, Ketten und Start-ups beziehen Position (Seite 16). Fakten Was ein neues Unternehmen ausmacht, sind allerdings die Menschen dahinter. Und das ist in der Regel ein Typ Mensch, der seine Vision lebt, nach vorn schaut und keine Zeit verplempert. So wie der Unternehmer Mario Lazzer, 30 der sich mithilfe eines Mikrokredits seinen Traum von eigenen Restaurants erfüllte – zu lesen auf Seite 22. Vor Jahren wurde mit der Gründung des Vereins Schönes Lesevergnügen wünscht Ihnen zur Förderung eines österreichischen wissenschaftlichen Datennetzes (ACONET) an der TU Wien der Grundstein das ['∫pa:rkassәn] Redaktionsteam für das österreichische Internet gelegt. ['∫pa:rkassәn] 4 ['∫pa:rkassәn] 5
ECONOMY ECONOMY Von Stephan Scoppetta „Wir finanzieren Sparkassenzeitung: Nach langem Warten hat die Bundes- regierung ein Start-up-Paket veröffentlicht. Es sind Maß- nahmen wie zum Beispiel eine Erleichterung bei den Lohn- derinnen und Gründer, mit den Sparkassen sind es sogar sechs bis acht täglich. jeden Tag zwei Gründer“ nebenkosten, Kreditgarantien, Förderungen und vieles mehr geplant. Wie gut ist das Paket aus Ihrer Sicht gelungen? Michael Horvath: Ich bin schon sehr lange in der Start-up- Gerade in den letzten Jahren kommt immer wieder die For- derung nach Deregulierung des Bankenmarktes auf, um die Wirtschaft noch besser fördern zu können. Schließen Sie sich Szene und ich muss sagen, das ist ein Riesenschritt. Alles, der Forderung an? Thomas Uher, Vorstandsvorsitzender der Erste Bank Österreich und Michael Horvath, CFO des Bio- und Fairtrade- was junge Unternehmen stärkt, ist wertvoll. Als Start-up Uher: Natürlich würde uns eine Deregulierung helfen, aber Grünteegetränke-Herstellers „all i need“ über das neue Start-up-Paket der Bundesregierung, Finanzierungsmöglichkeiten habe ich immer folgende Herausforderungen: Zuerst brau- das ist heute eine Illusion, der ich mich nicht hingeben will. für Start-ups und Start-up-Spirit in Österreich. che ich ein gutes Produkt oder eine Idee mit Alleinstel- Es würde derzeit schon reichen, das Regulierungstempo zu lungsmerkmal. Dann brauche ich ein gutes Team. Worum drosseln und mal jene Regelungen zur Wirkung kommen sich letztendlich immer alles dreht, ist das Geld. Besonders zu lassen, die bereits verabschiedet wurden. Man sollte sich in der Seed- und Start-up-Phase ist eine Finanzierung das anschauen, ob die neuen Regelungen wirklich das bringen, schwierigste Thema. Hat man den „Break-even“ erreicht, was man sich erwartet hat, und dann kann man ja nach- wird es einfacher. Dann bist du auch interessant für den justieren. restlichen Kapitalmarkt. Wie erklären Sie sich diesen Boom im GründerInnen- und Thomas Uher: Es ist ein guter Anfang, und was man jetzt Start-up-Bereich trotz Krise? auf keinen Fall tun sollte, ist, das Haar in der Suppe zu su- Horvath: In den letzten Jahren hat sich einfach sehr viel chen. Man muss schauen, wie das in der Praxis wirkt. Dann verändert. Durch die Digitalisierung ist es einfacher gewor- gilt es alle Maßnahmen auszuprobieren um in ein bis zwei den, Produkte zu entwickeln, zu testen und in einen globa- Jahren bei Bedarf nachjustieren zu können. Wichtig ist len Markt zu bringen. Heute wächst man zusätzlich auch aber, dass wir jetzt nicht alles zerreden und raunzen. Freu- mit einem ganz anderen Denken auf. Hieß es früher noch, en wir uns einfach darüber, dass das Glas dreiviertelvoll ist. geh in eine Bank, da wirst du immer gut verdienen und hast einen sicheren Job, so hat die Jugend von heute einen viel Grundsätzlich sind wir also auf dem richtigen Weg? größeren Drang sich selbst zu verwirklichen. Horvath: Ich finde schon. Die ganze Start-up-Landschaft hat sich in den letzten fünf Jahren extrem verändert. Und Uher: Das Internet hat gerade im technologischen Bereich es gibt jetzt Personen, die das sehen und auch unterstützen. zu einem echten Umbruch geführt. War es noch Anfang Gerade Innovation ist für den Standort Österreich extrem der 90er-Jahre unmöglich ein Produkt in Österreich zu wichtig. Gerade jetzt, wo medial Angst vor der Digitalisie- entwickeln und morgen in New York anzubieten, so ist das rung erzeugt wird, sollte man nicht immer nur fragen, wie heute gelebte Realität. Wenn ein heimisches Unternehmen viele Jobs gehen verloren, sondern wie viele Arbeitsplätze eine neue App entwickelt, kann diese über App-Stores welt- kann man schaffen, wenn man junge und innovative Unter- weit vertrieben werden. Das sind die Chancen der Globali- nehmen fördert. sierung. Was in Österreich aber auch zu einem Start-up- Boom geführt hat, war, dass wir einige Erfolgsgeschichten Wo sehen Sie hier Ihre Rolle als Bank? wie zum Beispiel Runtastic vorweisen können. Dadurch ist Uher: In einer frühen Unternehmensphase ist es für eine die Großwetterlage freundlicher geworden und motiviert Bank aufgrund der derzeitigen Überregulierung, die eine die Bundesregierung auch zum Handeln. Kreditvergabe und das Eingehen von Risiko dramatisch er- schwert, nicht so einfach zu finanzieren. Besteht nur eine Herr Horvath, Sie haben sich mit „all i need“, einem vega- erste Idee, Skizze oder Prototyp, ist eine Kreditfinanzierung nen Grüntee-Getränk, nicht gerade ein einfaches Feld für eine wirklich schwierig, aber wir helfen hier unseren jungen Neugründung ausgesucht? Unternehmen mit fundierter Beratung. Unsere Berate- Horvath: Das stimmt. Bei einem Getränk wie „all i need“, rinnen und Berater wissen, welche alternativen Finanzie- das nur mit hochwertigsten Inhaltsstoffen arbeitet, muss rungsmöglichkeiten es gibt und welche Förderungen bezie- man Rohstoffe weltweit kaufen, mindestens 250.000 Dosen hungsweise Garantien möglich sind. Es gilt, den richtigen abfüllen, damit man sie überhaupt bedrucken lassen kann. Mix aus Beratung, Förderungen und Garantien gerade in Zudem braucht es ein Lager, eine entsprechende Logistik einer frühen Phase zu finden, und das gelingt uns sehr gut. und natürlich auch ein gutes Team. Das alles kostet viel Jeden Tag finanzieren wir in der Erste Bank zwei Grün- Geld und gerade am Anfang ist das nicht einfach aufzu- Fotos: Ian Ehm ['∫pa:rkassәn] 6 ['∫pa:rkassәn] 7
ECONOMY ECONOMY treiben. Vor fünf Jahren waren wir aber der absolute Ear- sitäre Spin-offs, nicht zuletzt deshalb, weil es dort wirklich Gerade in Österreich gibt es einige sehr reiche Unternehmer- Horvath: Das Problem ist die Verwaltung der vielen kleine- ly Mover, und der Trend zur gesunden Ernährung stand aktiv gefördert wird. Und haben Österreicherinnen oder familien und Stiftungen. Sind diese an Start-up-Beteiligun- ren Investorinnen und Investoren. Wir haben mit Crowd- gerade am Anfang. Heute kommen in diesem Segment Österreicher Erfolg, dann verkaufen sie aus meiner Sicht gen nicht interessiert? investing rund 600 tolle Investorinnen und Investoren ge- ständig neue Produkte im Supermarktregal hinzu. Früher zu früh und der wirkliche Erfolg wird dann im Ausland Uher: In Österreich gibt es sogar extrem viel Kapital. Wir funden, aber die muss man als kleines Unternehmen dann konnte man zwischen Wasser, überzuckerten Limonaden gemacht. Ein österreichisches Google oder Facebook ist haben sehr reiche Stiftungen in diesem Land. Aber es wer- auch richtig betreuen. Wenn man einen Fonds mit 10.000 und Light-Produkten mit Aspartam wählen. Aus diesem unrealistisch, aber heimische GründerInnen verkaufen oft den bevorzugt Zinshäuser gekauft und es wird nicht in jun- Investorinnen und Investoren auflegt, muss man auch eine Mangel heraus wollten wir etwas produzieren, das gesund bereits bei einem Wert von fünf bis zehn Millionen und in ge Unternehmen investiert. Doch mit der geplanten Inves- entsprechende Kommunikationsplattform haben, um diese ist und gut schmeckt. Das Risiko war natürlich groß, aber der zweiten großen Kapitalgeberrunde beginnt die wirkli- titionsförderung bis 250.000 Euro besteht eine Chance, dass auch entsprechend servicieren zu können. mit der richtigen Beratung und den richtigen Partnern ist che unternehmerische Erfolgsgeschichte. Hier müssen wir man an diese Gruppe der Investoren wieder herankommt. auch das zu schaffen. etwas tun, aber dafür braucht es einen funktionierenden Ihre Vision für die Zukunft im Markt rund um die Start-ups? Kapitalmarkt und den haben wir derzeit nicht. Könnte nicht eine Bank als Intermediär zwischen kapital- Uher: Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mit den Maß- Hatten Sie auch Kontakt mit dem Gründercenter der Erste kräftigen InvestorInnen und Start-ups fungieren? nahmen vom Juni und den Maßnahmen der nächsten zwölf Bank und Sparkassen? Horvath: Das Thema Refinanzierung ist ab einem gewissen Uher: Das können wir aus juristischen Gründen nur teil- bis 24 Monate in Österreich einen attraktiven Günder- und Horvath: Ja, unseren Berater kennen wir schon sehr lange. Punkt in Österreich wirklich schwierig. Auf der einen Seite weise. Wir können unsere Kundinnen und Kunden zu Ver- Start-up-Standort aufbauen können. Und es wird uns auch Das Gründercenter ist wirklich toll, denn das Team dort ist gibt es keine funktionierende Börse und auf der anderen anstaltungen einladen, wenn zum Beispiel ein größerer in Zukunft gelingen, diese Unternehmen mittel- und lang- gut informiert und hat uns von Anfang an wirklich sehr gut Seite kaum Investoren, die auch Volumina über 30 Millio- Fonds aufgelegt wird. Wir können Kundinnen und Kunden fristig in Österreich zu halten, damit sie hier Arbeitsplätze beraten. Bis heute vertrauen wir auf seine Expertise. Auch nen Euro stemmen können. Die wenigen, die es gibt, sind aber nicht zu „moral hazard“ einladen. Geht das Investment schaffen und zu einem neuen wirtschaftlichen Aufschwung unser Betreuer in der Filiale steht uns von Beginn an mit dann Anlaufstelle für alle, und es wird mittlerweile wirklich in das Start-up gut, habe ich gewonnen, geht es schief, dann beitragen. Rat und Tat zur Seite und ist eine sehr große Stütze. schwierig an diese Investoren überhaupt heranzukommen. klage ich die Bank wegen eines Beratungsfehlers. Die Bank Oft werden auch ausländische Partnerinnen und Partner an kann hier nur am Rande eine Rolle spielen. Weil wir aber Wie sehen Sie die Zukunft von all i need? Wir stehen beim Gründerboom erst am Anfang. Wo bräuchte Bord geholt, weil sie einfach über die entsprechende Erfah- unseren Beitrag leisten wollen, haben wir uns zum Beispiel Horvath: Wir sind in ein paar Jahren ein global erfolgrei- es zusätzliche Impulse? rung in Märkten wie zum Beispiel den USA verfügen. Aus als einzige Bank mit mehreren Millionen Euro am Grün- ches Produkt mit einer starken Marke. 2017 werden wir be- Uher: Im internationalen Vergleich bedarf es in Österreich Österreich heraus ist das einfach nicht mehr zu bewältigen. derfonds der aws beteiligt. Was in Zukunft aber auch helfen reits den Break-even erreichen. In Deutschland starten wir noch einer engeren Verzahnung zwischen Wissenschaft könnte, sind die Mittelstandsfinanzierungsgesellschaften, gerade sehr erfolgreich und ich gehe davon aus, dass wir beziehungsweise Forschung und Unternehmertum. Wir die ja ebenfalls im Rahmen des Start-up-Pakets bearbeitet uns in den nächsten fünf Jahren auch am US-Markt etab- haben in vielen Bereichen wirklich tolles Know-how, aber werden. Ich glaube, wir brauchen in Zukunft einfach meh- liert haben werden. noch nutzen wir das viel zu wenig und denken zu wenig rere Speedinvests mit kleineren Stückelungen, damit auch übergreifend. Amerikanische Unis haben viel mehr univer- kleinere Investorinnen und Investoren einsteigen können. ['∫pa:rkassәn] 8 ['∫pa:rkassәn] 9
ECONOMY ECONOMY Von Stephan Scoppetta 185 Millionen Euro KMU-Finanzierungspaket: Die Finanz- und Wirtschaftskrise erschwerte vor allem Einreichung erfolgt „online“ über die aws-Fördermanage- rInnen. Bezugsfähig sind natürliche und juristische Per- für Start-ups Seed-Finanzierungen: Die aws-PreSeed- und aws-Seed-Finanzierungen sind kleinen und mittelständischen Unternehmen die Auf- nahme eines Bankkredits. Das KMU-Finanzierungspa- ket soll Abhilfe schaffen: Finanzierungsgesellschaften für sonen, ausgenommen sind aber Fonds. Als Beteiligungen gelten zudem nur Investitionen in das Eigenkapital. Diese Maßnahme gilt befristet auf drei Jahre und wird rechtzeitig schon heute eine große Unterstützung für heimische Start- Klein- und Mittelbetriebe sollen Gelder von InvestorInnen vor Auslaufen auf ihre Wirksamkeit oder allfällige Verlänge- Nach dem Kanzlerwechsel werden nun neue Akzente ge- ups. Bis 2018 sollen nun zusätzlich 20 Millionen Euro in bündeln und sich damit in Unternehmen einkaufen. Das rung geprüft. setzt: Neo-Kanzler Christian Kern (SPÖ) hat die Zeichen Seed-Finanzierungen – das ist die Finanzierung eines KMU-Finanzierungspaket soll einen modernen und flexib- der Zeit erkannt und sich noch vor dem Sommer mit dem Unternehmens im Anfangsstadium – gesteckt werden. len steuerlichen Rahmen für KMU-Finanzierungsgesell- Förderung von Lohnnebenkosten: Koalitionspartner ÖVP auf ein Start-up-Paket verständigt. schaften und deren InvestorInnen schaffen. Die maximale Das Thema Lohnnebenkosten ist ein Dauerbrenner in Ös- Ab 2017 will die Bundesregierung im Lauf von drei Jahren Mehr Kredit mit aws-Garantien: Beteiligungshöhe wird von 1,5 auf 15 Millionen Euro pro terreich. Jetzt sollen zumindest Start-ups eine Erleichterung beachtliche 185 Millionen Euro in die Start-ups pumpen. Die Stärkung des aws-Garantieangebots hilft Start-ups sich Zielgesellschaft und Beteiligungszeitraum erhöht. bekommen. Start-ups schaffen im Schnitt bereits im ersten Zusätzlich sollen 100 Millionen Euro an Garantien für die günstige Kredite von Banken zu holen. Grund: Übernimmt Jahr der Gründung mehr als zwei Jobs und sind damit be- Startphase von innovativen neuen Unternehmen aufge- die Förderbank des Bundes eine Garantie, fällt es auch einer Steuer- schäftigungsintensiver als die Masse der Neugründungen. wendet werden. Damit sollen 1.000 neue Start-ups entste- Bank angesichts der strengen Regularien leichter, dem je- zuckerl In Zukunft werden Lohnnebenkosten (Dienstgeberbei- hen und 10.000 bis 15.000 Jobs geschaffen werden. Obwohl weiligen Unternehmen einen Kredit zu geben. Schon heute für In- träge) für drei MitarbeiterInnen für drei Jahre mit einem noch an der legistischen Umsetzung gefeilt wird und man übernimmt die aws Garantien im Ausmaß von rund 200 vesto- Gesamtvolumen von rund 100 Millionen Euro gefördert. sich auch auf eine Start-up-Definition einigen muss, sind Millionen Euro. Dieses Volumen soll nun um weitere 100 rInnen: Die Förderung verringert sich dabei jährlich um ein Drit- alle politischen Proponenten sicher, dass man das Paket bis Millionen Euro aufgestockt werden. Das soll Innovations- Auf tel. Das neue Förderungsprogramm für Lohnnebenkosten Anfang 2017 auf Kurs hat. Doch was ist im Start-up-Paket und Wachstumsprojekte mit einem Volumen von insge- Ebene von innovativen Start-ups wird durch die Austria Wirt- eigentlich drin? Die Sparkassenzeitung zeigt, wo der Hebel samt 350 Millionen Euro möglich machen. Zudem sollen der schaftsservice GmbH (aws) ab 1. Jänner 2017 abgewickelt. angesetzt werden soll: durch diese Maßnahme 9.000 Jobs geschaffen werden. KMU- Die aws fördert dabei die nachweislich bezahlten Dienst- Finan- geberbeiträge einmal jährlich. Die anwendbaren Kriterien Spin-offs der Universitäten: Patent- zie- und die Definitionen dieses Förderprogramms des Bundes- Spezielle Gründungs-Fellowships sollen in Zukunft Wis- scheck für rungsge- ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft senschaftlerInnen, aber auch StudentInnen mit innovativen Start-ups: sellschaft und des Bundesministerums für Verkehr, Innovation und Ideen die Gründung eines Unternehmens aus Universitä- In Zu- werden eine Technologie werden im Einvernehmen mit dem Finanzmi- ten und anderen Einrichtungen erleichtern. Zum Beispiel kunft sollen Steuerneutrali- nisterium entwickelt. sollen Gehaltskosten finanziert oder es soll der Zugang zu Start-ups und tät von Veräu- akademischen Infrastrukturen ermöglicht werden. For- GründerInnen in ßerungsgewin- One-Stop-Shop-Gründungsprozess: scherInnen sollen sich auf die Umsetzung ihrer Idee kon- Österreich mehr nen und -verlusten für Acht Tage dauert laut EU-Kommission in Österreich die zentrieren können. Die Vergabe des Förderprogramms soll Sicherheit für ihre den Finanzierungsbereich Gründung einer GmbH. Damit liegt Österreich im EU-Ver- durch ein Board mit WirtschaftsvertreterInnen aus dem Ri- Ideen, Technologien, Marken und Produkte bekommen. sowie eine Gebührenbefreiung gleich auf den hinteren Plätzen, denn im EU-Schnitt dauert sikokapitalbereich erfolgen. Fünf Millionen Euro pro Jahr das nur 3,4 Tage. Um Bürokratie abzubauen und Verfahren sind über einen Zeitraum von drei Jahren für dieses Pro- Im Juni, vor der Sommerpause, sorgte die Bundesregierung für eine Überraschung in der Start-up-Szene. Im Rahmen eines eigens geschnürten zu beschleunigen, soll ein One-Stop-Shop mit sämtlichen gramm vorgesehen. Damit sollen rund 50 ForscherInnen Start-up-Pakets will sie ab 2017 mit zusätzlichen 185 Millionen Euro Österreich zum Gründerland machen. Behörden geschaffen werden. GründerInnen sollen in Zu- ihre Projekte verwirklichen können. Doch was dürfen Start-ups wirklich erwarten? kunft nicht mehrere Behördengänge absolvieren müssen, sondern nötige Daten und Formulare über ein einheitliches 24-h-Quickcheck: Start-ups sollen nun eine Gutschrift von 10.000 Euro für f estgelegt. InvestorInnen in die KMU-Finanzierungsgesell- Unternehmensserviceportal bekommen. Eine Taskforce Die Wartezeiten bei FFG- und aws-Förderungen sollen Leistungen der Patentämter bekommen. Mit der Gutschrift schaft sind bei Ausschüttungen bis 15.000 Euro steuerbe- dazu ist bereits eingerichtet. durch diese Maßnahme reduziert werden. Wer einen An- sind 80 Prozent der Leistung abgedeckt, die restlichen 20 freit. Das sollte vor allem private KapitalgeberInnen mobi- trag auf einen Quickcheck stellt, soll innerhalb von 24 Stun- Prozent sind vom Start-up selbst zu bezahlen. Mit dem lisieren und jene Unternehmen erreichen, die wachsen und Start-up-Visum/Rot-WeiSS-Rot-Karte: den eine verlässliche Rückmeldung erhalten, ob das Projekt Gutschein kann man sich zum Beispiel beraten lassen, ob Arbeitsplätze schaffen wollen. Die bereits bestehende Regelung für Selbständige soll nun Chancen auf eine Förderung hat. man ein Produkt oder eine Marke überhaupt patentieren auch für Start-ups gelten: Dabei erhalten Antragsteller eine lassen kann. Risikokapitalprämie: Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung – eine Rot-Weiß- Extrageld für den aws Business Angel Fonds: Um den österreichischen Risikokapitalmarkt anzukurbeln Rot-Karte – für selbständige Tätigkeit in Österreich für ein Mit dem 2013 gegründeten Fonds wurden schon bisher „Provisional Application” nach US-Vorbild: gibt es ebenfalls ein neues Förderprogramm. Mit dem „Zu- Jahr, mit Verlängerungs-Option unter bestimmten Voraus- Technologie-Investments ausgewählter Business Angels Start-ups können schon bald beim Patentamt auch noch schuss Risikokapitalprämie“ der aws sollen Beteiligungen setzungen. Zudem soll es mit Inkrafttreten des Start-up- verdoppelt. Die vorhandenen 22,5 Millionen Euro sind nicht völlig ausgereifte Ideen oder Technologien hinterle- durch InvestorInnen mit insgesamt 15 Millionen Euro ge- Pakets eine flexible Zulassung qualifizierter Fachkräfte aus Illustrationen: istock.com aber bereits aufgebraucht und nun soll der Fonds um wei- gen, wodurch sich das Start-up auf die weitere Entwicklung fördert werden. InvestorInnen, die kumuliert bis zu 250.000 Drittstaaten im Rahmen des Rot-Weiß-Rot-Karten-Sys- tere fünf Millionen 2016 und 2017 aufgestockt werden. Zu- und die Vermarktungsmöglichkeiten konzentrieren kann. Euro Geschäftsanteile an jungen, innovativen Start-ups tems geben. Hier wird nun auch der Bedarf an Program- sammen mit den Co-Investments durch Business Angels Die Entscheidung, ob ein Patent dann tatsächlich angemel- erwerben, können bis zu maximal 20 Prozent des Betei- miererInnen in die Mangelberufsliste aufgenommen. stehen damit weitere 20 Millionen Euro zur Verfügung. det wird, erfolgt erst dann, wenn die wirtschaftliche Trag- ligungsbetrags von der aws rückerstattet bekommen. Die fähigkeit der Idee absehbar ist. ['∫pa:rkassәn] 10 ['∫pa:rkassәn] 11
ECONOMY ECONOMY Informations- und petenzen auch technisches Wissen zu den Voraussetzungen in Kommunikationstechnologien (IKT) Pflege- und Gesundheitsberufen. Die Abläufe in Gesundheits- IKT nehmen eine Vorreiterrolle bei der Umsetzung der Digi- einrichtungen werden bereits mittels moderner Informations- talisierung ein. Bis 2020 will die Branche 40.000 neue Arbeits- und Kommunikationstechnik optimiert. Ein weiteres Ziel ist, plätze schaffen. „Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 28 dass ÄrztInnen, Krankenhauspersonal und viele andere Be- Prozent des österreichischen Wirtschaftswachstums in der schäftigte in Gesundheitsberufen bald miteinander vernetzt Vergangenheit direkt auf den Einsatz und die Verwendung von sind. IK-Technologien zurückgehen. Über 15.000 Unternehmen sind im IKT-Bereich tätig und sichern dabei mehr als 100.000 Breitbandausbau als Turbo Arbeitsplätze“, heißt es von der Wirtschaftskammer. Alleine Einen wesentlichen Bestandteil der Digitalisierung stellt der in Österreich gibt es schon heute einen Mangel an mehr als Ausbau der digitalen Infrastruktur und die Unterstützung des 3.000 IKT-Fachkräften. Die Zukunft gehört Berufen wie Soft- Ausbaus von Hochgeschwindigkeitsnetzen dar. Technologien ware-EntwicklerIn, System-AdministratorIn, Wirtschaftsin- wie Social Media, mobile Apps, Big Data, Cloud, aber auch ein formatikerIn, IT-AnwendungsberaterIn, ProgrammiererIn, verändertes Kundenverhalten stehen heute im Mittelpunkt der NachrichtentechnikerIn, EDV-SystemtechnikerIn, Kommuni- digitalen Transformation. Die Breitband-Milliarde des Infra- kationstechnikerIn, IT-ManagerIn, QualitätsmanagerIn oder strukturministeriums, die sich derzeit in der Ausschreibungs- Foto: iStock.com AnalystIn. phase befindet, könnte laut einer Studie des Wifo zusätzlich bis zu 1,2 Milliarden Euro an verbundener Wertschöpfung brin- MechatronikerIN gen und 14.700 Beschäftigte auslasten. Mechatronik ist die Schnittstelle zwischen Mechanik, Elek- Von Stephan Scoppetta tronik und Informatik. MechatronikerInnen sorgen dafür, Neben Industrie und Produktion bietet das schnelle Internet Jobmotor Digitalisierung dass die verschiedenen technischen Systeme perfekt zusam- auch eine Chance für den Handel. Doch dieser scheint die Digi- menarbeiten und alles störungsfrei funktioniert. Speziell bei talisierung etwas zu verschlafen. „Nur 30 Prozent der Handels- der Optimierung von Produkten und Fertigungsprozessen unternehmen sehen derzeit in der Nutzung von digitalen Ver- Die Angst vor der Digitalisierung geht um: Sie sei der große Jobkiller und Arbeitsplatzvernichter in den nächsten Jah- gilt Mechatronik als einer der wichtigsten Innovationstreiber. triebskanälen für die Kundenbetreuung eine Chance“, erklärt ren. Oft wird aber vergessen, dass sich durch die Digitalisierung viele neue Berufsfelder auftun. Wer heute die Weichen Egal, ob man eine Lehre absolviert hat oder AbgängerIn einer CSC-Geschäftsführer Dietmar Kotras. „60 Prozent nehmen stellt, gehört zu den GewinnerInnen von morgen. Universität ist, als MechatronikerIn hat man beste Karriere- sich die Erstellung einer digitalen Agenda erst in den nächs- chancen in den unterschiedlichsten Branchen. Die Speziali- ten zwölf Monaten vor. Damit hat der Handel im Vergleich zu Foto: Jürgen Hammerschmid sierungsmöglichkeiten reichen von der Kunststoff- oder Um- anderen Branchen noch massiven Aufholbedarf.“ Doch ob es Die Digitalisierung lässt in der Arbeitswelt keinen Stein auf Chancen für die Zukunft welttechnik und Elektromaschinentechnik über Maschinen-, um die Wartung und Aktualisierung der Website geht, um den dem anderen. Die Anforderungsprofile an Mitar- Die Telekommunikations- und IT-Branche boomt. Computer- Werkzeug- und Anlagenbau, Automatisierungstechnik, Schie- Social-Media-Auftritt, einen Online-Shop, das Kassensystem beiterInnen werden sich stark verändern: Be- SpezialistInnen werden in Zukunft ebenso nachgefragt sein nenfahrzeugbau, die Automobilbranche, Luft- und Raum- oder die Warenwirtschaft, ExpertInnen für Digitales werden stimmte Formen der Arbeit werden bald wie Fachkräfte in den Bereichen Robotics oder Mechatronik. fahrzeugbau, Feinmechanik, Optik bis hin zur Medizinischen künftig ein fixer Bestandteil der Unternehmen sein. überflüssig sein, Routinetätigkeiten, vor al- Komplexere Dienstleistungen und innovative Serviceangebote Technik, Orthopädie und Zahntechnik. lem in der industriellen Produktion oder sind gesucht. Aber auch bestehende Berufsprofile werden sich Für Technikaffine bieten sich hier gut be- in der Verwaltung, werden zukünftig verändern und weiterentwickeln. Gerade komplexe und krea- zahlte Jobs mit Zukunftspotenzial. wegfallen. Was jedoch nicht heißt, dass es tive Aufgaben können nicht von Computern und Robotern er- insgesamt weniger Jobs geben wird. Denn ledigt werden. Gewinner der Digitalisierung werden auch die Gesundheitsberufe durch die Digitalisierung werden neue Berufe im Gesundheitswesen sein. Das heißt: Auch in Zukunft Digitale Technologien und E-Health-Kon- Berufsbilder mit großem Zukunftspoten- braucht es Menschen auf dem Arbeitsmarkt. Was für quali- zepte werden oft als Innovationsmotor für zial entstehen. „77 Prozent der heimischen fizierte, gut ausgebildete ArbeitnehmerInnen hervorragende ein modernes Gesundheitswesen genannt. Dietmar Kotras, General Unternehmen gehen davon aus, dass sich der Jobchancen garantiert. Wichtig ist jedoch, rechtzeitig auf die- Doch der Faktor Mensch ist und bleibt Manager CSC Österreich: Wettbewerb im Zuge der Digitalisierung be- sen Wandel zu reagieren, denn ohne Digitalkompetenz kommt hier wichtig. Die Digitalisierung wird die „77 Prozent der reits verändert hat. Nun gilt es die Chancen man im Berufsleben künftig nicht mehr aus. Und die Unter- Nachfrage nach akademischen und Assis- heimischen Unternehmen zu nutzen und die Risiken zu managen“, sagt nehmerInnen müssen durch laufende Weiterbildungsmaßnah- tenz-Berufen im Gesundheitswesen weiter gehen davon aus, dass sich der Wettbewerb im Zuge Dietmar Kotras, General Manager der auf men dafür sorgen, dass die MitarbeiterInnen immer auf dem anheizen. ÄrztInnen, Krankenschwestern der Digitalisierung bereits Technologie-Consulting spezialisierten CSC aktuellen Stand der digitalen Entwicklung sind. Doch gerade und -pfleger, AltenpflegerInnen, Hebam- verändert hat. Nun gilt es Österreich. im Erwerb dieses technischen Know-hows sehen 42 Prozent men und Geburtshelfer sind nicht durch die Chancen zu nutzen der von CSC befragten heimischen Unternehmen die größte Roboter oder Computer zu ersetzen. Doch und die Risiken zu Hürde für die Umsetzung von Digitalisierungsprojekten. in Zukunft zählt neben den sozialen Kom- Quelle: CSC Österreich managen.“ ['∫pa:rkassәn] 12 ['∫pa:rkassәn] 13
ECONOMY ECONOMY Mehr als drei Milliarden Euro zahlten Österreichs Banken seit 2011 allein als „Bankensteuer“ an den Fiskus. Unabhän- gig von der jeweiligen Ertragslage. Eine Eigenmittelbelastung, die vor allem die Erste Group substanziell getroffen hat. Nun ist es im Sommer dieses Jahres endlich zu einer politischen Lösung gekommen. Vorstandschef Andreas Treichl, vehementester Mahner gegen die ebenso konfiskatorische wie strukturell standortschädliche Steuerlast, resümiert den jahrelangen Kampf für eine tragbare Lösung. Sparkassenzeitung: Wie hart und anstrengend war das Boh- Wie bewerten Sie den Sinneswandel? ren des dicken Brettes Bankensteuer? Treichl: Ich habe stets darauf hingewiesen, dass die Banken- Andreas Treichl: Es war ein schönes Stück Arbeit in einem steuer diametral dem übergeordneten Ziel – nämlich die mühsamen politischen Überzeugungsprozess. Denn die Er- Eigenkapitalkraft des finderinnen und Erfinder dieser Bankensteuer auf der Seite Finanzsektors zu stär- der Sozialdemokratie waren der Meinung, das sei in ganz ken – zuwiderläuft. Europa die im Umfang größte und gleichzeitig fiskalisch ge- Sie war überdimen- rechteste Antwort auf die Finanzkrise. Die hielten das für ein sioniert und hatte sozialdemokratisches Vorzeigemodell in Richtung Europa. den Charakter einer beinharten Substanz- Und die vom bürgerlichen Koalitionspartner gestellten Finanz- besteuerung. Darüber ministerInnen? hinaus haben wir als „WIR Treichl: Die hatten einen recht unterschiedlichen – gelegent- Banken die Standort- lich auch durchaus skurrilen – Zugang zu dem Problem. Das gefahr schon unmit- Spektrum reichte dabei von dem Bemühen, andere Sekto- telbar im Nacken ge- ren auf Kosten der Sparkassen zu entlasten, über offen ge- spürt und der Politik zeigte Gleichgültig- vor Augen geführt. STANDEN keit bis zum Ansatz, eigentlich könnten Nach den Ereig- die Banken nach einer nissen rund um die Reform alle noch ein Bank Austria geschah bisschen mehr zahlen. zweierlei: Unsere In- HEFTIG Es herrschte damals vestorInnen haben bei mir das beklem- naturgemäß immer mende Gefühl, keinen dringlicher die Frage Gesprächspartner zu gestellt, ob es denn haben, der auf die noch Sinn mache so viele Aktiva in Österreich zu halten. Wir UNTER komplexen Zusam- standen da heftig unter Druck. Andererseits zeigte sich, dass menhänge eingeht. vor allem die sich abzeichnende Gefährdung des Finanz- standortes Österreich die Bundesregierung zu einem Um- Erst Finanzminister denken bewogen hat. Schelling und auch DRUCK“ Bundeskanzler Kern Die Abschlagszahlung von einer Milliarde ist ja nicht unbe- haben die Brisanz des trächtlich. Deshalb habe ich auch bei der Präsentation der Themas erkannt und Halbjahresergebnisse gesagt: Der Staat hat nicht schlecht ver- waren bereit, zu einer handelt. konstruktiven Lösung Das Interview führte mit uns zu kommen. Wie sind die Auswirkungen auf das Verhandlungsergebnis Milan Frühbauer Der amtierende Fi- vom Juli dieses Jahres? nanzminister hat die Bedeutung leistungsfähiger Banken im Treichl: Umfassend und vor allem auch international sehr harten internationalen Wettbewerb klar erkannt. Außerdem positiv. Das geht sehr schnell. Die Investoren sehen wieder sind ihm die standortpolitischen Implikationen sehr be- mehr Möglichkeiten zur Kapitalstärkung, und die Rating- wusst. Agenturen haben ihre Bewertungen sofort deutlich verbes- sert. Das Bohren dicker Bretter hat sich gelohnt, doch es hät- te aus unserer Sicht nicht so lange dauern müssen. Fotos: Ian Ehm ['∫pa:rkassәn] 14 ['∫pa:rkassәn] 15
LAND und MÄRKTE LAND und MÄRKTE Vom Sofa zur Burger-Versorgung: Mjam zählt mit seiner Plattform zu jenen Online-Lieferdiensten, die immer mehr zur Boom-Branche avancieren. aus erledigen, eine Ausweitung ist in Planung. Vorne dabei ist E-Business bestenfalls in den Kinderschuhen. Komplexe auch Billa mit seiner virtuellen Anlaufstelle. Hier vermeldet Logistik und niedrige Margen lassen die Akteure bislang Kalorien aus Rewe eine zumindest imposant klingende Umsatzerhöhung von 130 Prozent seit dem Vorjahr. Die im Netz getätigten Käufe machen ungefähr so viel aus wie vier durchschnittliche zurückschrecken. „Food Commerce wird vor allem urban stattfinden, und das noch länger. Es wäre möglich, via E-Mail beim lokalen Händler zu bestellen. Für große Ketten jedoch Filialen im Jahr umsetzen. lohnen sich Aktivitäten in dem Bereich eher nicht“, analy- der Datenleitung „Eine steigende Zahl von Kundinnen und Kunden nutzt diesen Kanal. Hier wird ein Mehrwert erkannt“, sagt Rewe-Spreche- siert Unternehmensberaterin Karoline Simonitsch. Was Rewe offenbar anders bewertet: Die in den entsprechen- Von Christian Prenger rin Ines Schurin, die gleichzeitig auf die Sensibilität der Mate- den Billa-Filialen bestückten Warenkörbe werden landes- rie verweist: „Diese Waren können nicht wie Bücher, Kleidung weit zugestellt. Ein anderes rurales Signal sendet Mjam. Die oder Möbel in einen Karton gepackt und versandt werden. Restaurants dieses zentralen Web-Lieferservices seien strikt Die wichtigste Aufgabe ist die Einhaltung der Kühlkette. urban orientiert, verdeutlicht Marketing-Managerin Vikto- Lebensmittel haben eine emotionale Komponente, die Kun- ria Reitlinger: „Die großen Ketten unserer Plattform liefern dInnen müssen ihren LieferantInnen noch mehr vertrauen.“ derzeit in Wien und planen eine Ausdehnung nur für große österreichische Städte.“ Spezielle Mehrwegboxen Für die Herstellung guter Beziehungen legt sich die Branche Mjam gehört gleichzeitig zu jenen aufstrebenden Online- ins Zeug. Was keineswegs nur die Auswahl geschulter Mit- Diensten, die Couch Potatoes, gestressten ManagerInnen arbeiterInnen betrifft, die sogar angesichts einer Wohnung oder Hausfrauen und -männern mit Kids die Speisenzube- im 8. Stock ohne Aufzug nicht kapitulieren. Viel Arbeit wird reitung ersparen. Es sind AnbieterInnen mit meist blumigen auch in Hardware investiert, beweist der deutsche Online- Namen wie foodora, Willessen, Netkellner, habhunger oder Supermarkt AllyouneedFresh mit seinen speziellen Mehr- bierher. Kutschiert wird zwischen Spaghetti, asiatischen Nu- Foto: Mjam wegboxen. Diese verfügen über bis zu fünf verschiedene deln, Burgern oder Schnitzeln so ziemlich alles, was hung- Temperaturzonen, werden an der Wohnungstür geöffnet, die rige Mägen begehren. Frühstückskorb von KundInnen erhalten ihre Ware und die ZustellerInnen neh- Hausbrot.at: Rund 13.000 Geringes Interesse bei den KonsumentInnen, logistische Problemzonen: Bislang galt der Food-Markt als trister Neben- men besagte Transportmittel wieder mit. KundInnen haben bislang die schauplatz des Online-Geschäfts. Jetzt folgt der nächste Versuch, für schmackhafte Umsätze zu sorgen. Online-Variante der Absolut frische Produkte sind aber nur ein Argument – Ge- morgendlichen Versorgung Von einem wirtschaftlichen Gala-Dinner konnten die Ma- Globaler Energieschub schwindigkeit wird ebenso zum Trumpf im Wettbewerb. Es erprobt. cher bislang nur träumen. Die Realität präsentierte sich Deshalb geht jetzt ein neuer Energieschub durch die globale sind Zauberworte wie „Same Day Delivery“, die Verbrauche- vielmehr als Saure-Gurken-Zeit: So gut wie alle Versuche, Sphäre des E-Food. Immer mehr Zustelldienste, Ketten und rInnen an Land ziehen sollen. Ein Big Player der Netzwelt, Foto: Hausbrot via Internet Nahrungsmittel an die KundInnen zu bringen, Start-ups beziehen Position, um die Sache mit der Rech- der in nahezu jeder Industrie zur Attacke bläst, geht vorerst endeten als veritabler Flop. Inmitten des boomenden Web- ner-Ernährung doch noch wirtschaftlich schmackhaft zu in Deutschland in die Nahrungs-Offensive: Drohnen befin- Geschäfts erwies sich E-Food als digitales Brachland mit der machen. Der Kraftakt kommt nicht von ungefähr: Online- den sich nicht im Einsatz, trotzdem dreht Amazon wie üblich Lizenz zum nachhaltigen Verpulvern hoher Summen. Shopping gewinnt weiter an Popularität – warum sollte das intensiv an der strategischen Schraube. Die Chance auf positive Resonanz beim zahlenden Publi- nicht für dieses Geschäftsfeld gelten. kum scheint gegeben, belegt Hausbrot.at. Das digitale Früh- KonsumentInnen zeigten bisher kaum Begeisterung über die Das Spezialservice „Prime Now“ verspricht nach dem Start stücksservice der connect724 GmbH haben in Wien, Möd- Option, Erdäpfel, Käse oder Mineralwasser via Klick zu er- Wer möchte in der Wartehalle sitzen, während der Zug in Berlin jetzt auch in München ultraschnelle Verrichtung im ling, Perchtoldsdorf und Brunn am Gebirge nach eigenen werben. Die umsatzhemmende Überlegung vieler Verbrau- plötzlich in Richtung Goldmine düst. Eine Studie der Ma- Dienste der KäuferInnen. Langes WWWarten ist damit out, Angaben rund 13.000 KundInnen ausprobiert, über 2.000 cherInnen wirkte durchaus einleuchtend: Warum lange auf nagementberatung A.T. Kearney macht Mut – demnach or- KundInnen erhalten gewünschte Lebensmittel innerhalb nur Lieferungen werden wöchentlich abgewickelt. Die Argu- den Lieferanten warten, wenn der nächste Supermarkt fünf dern die VerbraucherInnen in Österreich, Deutschland und einer Stunde oder innerhalb eines wählbaren Fensters von mente, die zum Umstieg von der Bäckerei ums Eck auf die Minuten entfernt ist. Zudem mangelte es nicht selten am der Schweiz Lebensmittel immer öfter via Web. Dennoch zwei Stunden zwischen 8:00 und 24:00 Uhr. Der Mindest- Datenautobahn bewegen sollen, liegen auf der Hand: Neben Vertrauen, ob der Bote tatsächlich imstande war, die Ware warnt A.T.-Kearney-Experte Mirko Warschun vor großem bestellwert beträgt 20 Euro, die Zustellung binnen zwei Stun- dem Faktor Convenience soll die morgendliche Zeiterspar- unbeschadet zu liefern. Jubel: „Zweifelsfrei wächst die Marktdurchdringung für On- den erfolgt gratis, innerhalb einer Stunde fallen 6,99 Euro an. nis KundInnen überzeugen. line-Food-Retailing. Das resultiert aber in erster Linie aus Wem das noch nicht genügt, der wird außerdem ökologisch Eine Einstellung mit Folgen: Für Europa schätzen Exper- Probekäufen. Ein deutlich geringerer Teil der Verbrauche- zum Kauf motiviert. Als Verpackung dienen Papiersäcke Leicht möglich, dass bald mehr VerbraucherInnen Semmeln tInnen einen Online-Marktanteil im einstelligen Prozentbe- rinnen und Verbraucher hat den Kanal in sein regelmäßiges oder wiederverwendbare Isoliertaschen für gekühlte und von der Gartentüre holen oder in Sachen Bierlogistik bei reich. Was angesichts hoher Kosten für Logistik und Marke- Verhalten integriert.“ gefrorene Ware. Unhandliche Produkte wie Getränkekisten ihrem Supermarkt durchklicken. Trotz der vorerst schmalen ting nicht unbedingt auf Chancen für bestens gefüllte Kassen kommen ohne Zusatzverpackung an. Perspektive auf Gewinne. Karoline Simonitsch: „Momentan hinweist. Viele potenzielle MitspielerInnen winkten bislang Der Herausforderung, Supermarkt-BesucherInnen in digita- sind solche Services flächendeckend noch kaum rentabel. auch deshalb ab, weil sie der Verdrängungswettbewerb in der le StammkundInnen zu verwandeln, stellt sich in Österreich Ländliche Kinderschuhe Doch es ist ein Trend, dem sich HändlerInnen keinesfalls ent- realen Welt genügend Geld kostet – einen Sinneswandel der nicht zuletzt die Rewe Group. Seit Juni können in Wien und Über solche Annehmlichkeiten würden sich auch viele Use- ziehen können. Immer mehr Menschen kaufen online und Kundschaft versäumen will jedoch auch niemand. Umgebung KundInnen von Merkur ihre Einkäufe vom Sofa rInnen in ländlichen Gebieten freuen. Dort aber steckt das wollen auch Lebensmittel jederzeit an jedem Ort bestellen.“ ['∫pa:rkassәn] 16 ['∫pa:rkassәn] 17
LAND und MÄRKTE LAND und MÄRKTE Sparkassenzeitung: Wie geht es einem institutionellen An- bieten Portallösungen, interaktive Kundenkommunikation, „DIE leger in einer so lang anhaltenden Niedrigstzinsphase? Andreas Zakostelsky: Es kommt zu einer systematischen Umverteilung zugunsten der öffentlichen Hand und zu- oder Services wie einen Vorsorgekalkulator. Die VBV hat ja auch eine Vorsorgekasse nach dem Modell PENSIONS- lasten des Mittelstandes. Umso wichtiger ist daher das pro- fessionelle Management in der zweiten Säule der Eigenvor- sorge. Denn bei den Institutionellen geht es um eine sehr der Abfertigung neu? Zakostelsky: Auch dort sind wir als Marktführer stark verankert. Mein Ziel ist es, die Mitarbeitervorsorge ins- KASSEN langfristige Veranlagung, also meist um 30 bis 40 Jahre. Aber die Performance gesamt als Brücke zur nachhaltigen Altersvorsorge auszu- bauen. Gleichsam auch als Brücke zwischen den KÖNNEN steht unter Druck? Zakostelsky: Sie kann sich durchaus sehen gesellschaftspolitischen Gruppen. In den Mit- arbeitervorsorgekassen SICH SEHEN lassen. In den Jahren 2013 bis 2015 erzielten sind österreichweit mitt- lerweile 8,3 Milliarden LASSEN“ wir eine Durchschnitts- Euro angespart, aber rendite von 5,93 Pro- es könnten mehr sein, zent jährlich, seit 2011 denn die Mittelabflüsse liegt das Ergebnis im- bei Wechsel des Arbeit- Der neue Generaldirektor der VBV-Gruppe, merhin bei 4,15 Pro- gebers sind noch immer Andreas Zakostelsky, sieht die Bedeutung der zent pro anno. In den beträchtlich. zweiten Säule der Altersvorsorge stark wachsen. vergangenen 26 Jahren, Er ortet ein Umdenken bei den Berechtigten und also seit dem Bestehen Da gibt es seit Jahren eine auch – wenn auch zaghafter – in der Politik. der Pensionskassen in konkrete Forderung an ihrer derzeitigen Form, den Gesetzgeber. Geht da lag die Rendite bei 5,58 etwas weiter? Das Interview führte Milan Frühbauer Prozent jährlich. Na- Zakostelsky: Unser Vor- türlich bleiben wir von schlag ist ja bekannt: Marktturbulenzen – wie Die Verlängerung der jenen im ersten Halbjahr „Liegedauer“ auf zehn 2016 – nicht verschont. Aber wir haben bis zum Ende des Jahre. Das würde die Veranlagungsergebnisse deutlich ver- zweiten Quartals ein Plus von 0,22 Prozent erzielt. In An- bessern und mehr längerfristiges Denken bei den Berech- betracht der bereits länger anhaltenden Zinspolitik sind das tigten bringen. Was die Politik betrifft, so hat da schon ein im Vergleich zu anderen Veranlagungsformen überdurch- Nachdenkprozess begonnen. Aber die Verwirklichung von schnittliche Ergebnisse, die eine private Veranlagung nur finanzpolitischen und kapitalmarktpolitischen Anliegen an sehr schwer erreichen kann. Man sollte aber Altersvorsor- die Politik geht bekanntlich nicht in einem Schwung. Es ge-Produkte nie über die Performance definieren. geht jedoch wieder aufwärts. Die Lösung zur Bankensteuer steht, und auf Regierungsebene wird anerkannt, dass der Sehen das die KundInnen ebenso? Finanzplatz Österreich zusätzliche Impulse braucht. Zakostelsky: Ich orte durchaus ein wachsendes Bewusst- Andreas Zakostelsky ist seit diesem sein für die notwendige Längerfristigkeit in der Betrach- Ende August haben wir dazu eine Studie von Prof. Chris- Frühjahr Vorstandsvorsitzender der tungsweise. Es geht nicht um Prozentpunkte allein, es geht tian Keuschnigg über eine Wachstumsstrategie für den Fi- VBV-Gruppe und weiterhin Obmann um die lebenslange Pensionsleistung in einer Zeit, in der nanzplatz Österreich vorgelegt, und Ende des Jahres gibt es des Fachverbandes der Pensionskas- die drohende Versorgungslücke im Alter immer mehr wieder eine Enquete im Parlament, an der alle Vorsorge- sen in der WKÖ. Der profunde Menschen nachdenklich stimmt. Anbieter des Landes wieder in den Dialog mit den Verant- Kapitalmarktkenner ist Abgeordneter wortlichen treten werden. zum Nationalrat und ÖVP-Vorsorge- Mittlerweile verwalten die Pensionskassen ein Kapitalvo- sprecher. Die VBV vereinigt lumen von 20 Milliarden Euro. Die VBV hält gegenwärtig Weitere Vorstellungen betreffen die steuerliche Absetzbar- Pensionskasse, Mitarbeitervorsorge- einen Marktanteil von rund einem Drittel. Dabei sind wir keit von Mitarbeiterbeiträgen in die Pensionskassen und kasse und weitere Service-Unterneh- Marktführer und auch Qualitätsführer. In der Kundenbe- deren explizite Verankerung in den Kollektivverträgen. men der Altersvorsorge unter Fotos: Daniel Hinterramskogler einem Dach. treuung gehen wir ähnliche Wege wie die Erste Bank. Wir Hier könnten die Sozialpartner ein wichtiges Signal setzen. ['∫pa:rkassәn] 18 ['∫pa:rkassәn] 19
LAND und MÄRKTE LAND und MÄRKTE Pokémon Go stellte die Innovationskraft des zuletzt kriselnden japanischen Spieleherstellers Nintendo eindrucksvoll unter Beweis. Kaum ein Smartphone-Spiel hat bislang die Massen so elektrisiert wie die Suche nach den Comic-Tierchen. Von Bastian Kellhofer Eine Analyse. Schnitzeljagd Der Hype um „Pokémon Go“ reißt langsam ab. Als Wiene- Dem Pokémon-Erfinder Nintendo dürfte die Aufregung rIn musste man sich im Hochsommer nur für eine Stun- nur recht sein. Der Konsolenhersteller hat mit dieser App de in den Stadtpark setzen, dann sah man den Schwarm, den Sprung in die Smartphone-Welt gewagt, und der ist bewaffnet mit Smartphone und portablem Ladegerät, den ihm geglückt. Innerhalb weniger Tage verdoppelte sich der Kopf zur Brust geneigt, auf der Jagd nach den kleinen Aktienwert des Gaming-Riesen, der Unternehmenswert Monstern die Sehenswürdigkeiten abklappern. Mittler- stieg auf 38 Milliarden Euro. In den vergangenen Wochen weile flacht die weltweite Begeisterung ein wenig ab. Nach pendelte sich der Kurs allerdings wieder ein. Dennoch: übereinstimmenden Berichten sank die Userzahl im Au- Für den letztens schwächelnden Giganten der 80er- und gust um 12 Millionen auf 33 Millionen Menschen. Auch 90er-Jahre ein wohltuender Erfolg. Auch der Produzent die Verweildauer in der App und die Download-Rate neh- des Spiels, Niantic, konnte in den ersten Monaten nach men wieder irdische Dimensionen an. Ziel des Spiels ist es, Veröffentlichung rund 200 Millionen Euro lukrieren. Pro die 151 Pokémons einzufangen. Versteckt sind sie in Parks, UserIn verdient die Firma im Schnitt 25 Cent. Und das, in Bahnhöfen und an Flüssen. obwohl die Server in den ersten Wochen regelmäßig vor Überlastung zusammenbrachen und das Spiel Das Spiel kam punktgenau zur richtigen nicht vernünftig gestartet werden konn- Zeit: Die 90er-Jahre erleben in Mode, te. Niantic-Gründer John Hanke Musik und Kunst ein Revival. End- wehrte sich auch verbissen gegen zwanzigerInnen, die in den 90er- Vorwürfe, dass sensible Nutzer- Jahren Pokémon am Gameboy daten über Aufenthaltsort und gespielt haben, machen aus IP-Adressen an dritte Partei- nostalgischen Gründen einen en weitergegeben wurden. gewaltigen Teil der Zielgrup- Doch erst Ende August pe aus, ebenso wie Cosplay- wurden Schnittstellen aus Teenager, die der japanischen dem Spiel verbannt, vor- Comic-Kultur verfallen sind. her flossen Daten unge- hindert auf die Server von Diabolisch undurchsichtigen Tracking- Zur Blütezeit der App wur- Firmen. den Pikachu und Konsorten in den quasi-religiösen Status erho- Harry Potter ben: Der Bischof der sizilianischen wartet schon Diözese Noto bezeichnete die App als Die Aktien der beiden verantwort- „diabolisch“, da sie zur Entfremdung aber- lichen Firmen werden – trotz der Ein- tausender junger Menschen beitrage. Es gab brüche – auch in Zukunft begehrt bleiben. einen veritablen Aufschrei wegen JägerInnen in der KZ- Nintendo hat die Lizenzen für dutzende Helden. Die Gedenkstätte Auschwitz, und in Bangkok gingen Son- Klempner-Brüder Mario & Luigi, Zelda, Donkey Kong und Illustration und Foto: istock.com dereinheiten auf Streife, die SpielerInnen fotografieren der rosarote Kirby zogen in den 90ern Millionen in ihren und melden, falls das Spiel in „unachtsamer“ Weise ge- Bann und warten nur auf ihre Premiere am Smartphone. spielt werden sollte. Es kam in letzter Zeit vermehrt zu Aus dem Umfeld von Niantic hört man, dass bereits laut schweren Verkehrsunfällen durch abgelenkte Fußgän- über eine Umsetzung der Harry-Potter-Reihe nachgedacht gerInnen und PKW-LenkerInnen. In Taipeh legten Tau- wird – auch ein Megaseller in der analogen Welt. sende für mehrere Stunden die Innenstadt lahm, weil ein seltenes Pokémon in der Nähe der Hauptverkehrs- straße erschienen war. In den USA stürzten SpielerInnen in Schluchten, brachen in Häuser ein oder zogen sich Kopfverletzungen zu, weil sie gegen Schilder, Bäume und Wände rannten. Breit beobachtet von den internationalen Medien. ['∫pa:rkassәn] 20 ['∫pa:rkassәn] 21
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