Arbeitsmarktprogramm 2021 - des Jobcenters Landkreis Kronach - Gestärkt aus der Krise - Jobcenter Kronach
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Nur ein Gärtner weiß im Voraus, was ihm blüht. Impressum Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2021 Herausgeber: Jobcenter Landkreis Kronach -Geschäftsführung- Langer Steig 10 96317 Kronach Tel. 09261/5044-201 Mail: Jobcenter-LK-Kronach@jobcenter-ge.de Titelfoto: Kai-Marian Büttner Aufgrund der Corona-Pandemie können viele geplante Aktivitäten (u.U.) nur bedingt umgesetzt werden. Das Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2021 zeigt unser Bestreben vernünftige Lösungen zu finden, steht aber unter dem Vorbehalt des fak- tisch Möglichen. Der Verfasser bekennt sich zu den Prinzipien des Gender Mainstreamings. Bei der Ver- wendung von geschlechtsbezogenen Artikeln und Substantiven sind stets alle Ge- schlechter gemeint; lediglich aus Gründen der sprachlichen Vereinfachung und des Textflusses wird im Arbeitsmarktprogramm 2021 des Jobcenters Landkreis Kronach nur die männliche Sprachform verwendet. 2
Inhaltsverzeichnis Seite 1. Vorbemerkungen und Rückblick auf das Geschäftsjahr 2020 4 2. Rahmenbedingungen 2021 5 2.1 Das Jobcenter in Zeiten der Pandemie 6 2.2 Bundesweite Konjunkturentwicklung 2021 6 2.3 Konjunkturelle Entwicklung 2021 im Landkreis Kronach 8 2.4 Die Entwicklung der Bedarfsgemeinschaften und der erwerbsfähigen 13 Leistungsberechtigten im Landkreis Kronach 2.5 Kundenstruktur 16 3. Strategische Ausrichtung und Zielgruppen 2021 17 Geschäftspolitische Handlungsfelder 1) Langzeitleistungsbezug beenden; Generationenübergreifenden Leis- 20 tungsbezug vermeiden; Teilhabe von Menschen mit Behinderung verbes- sern 2) Beschäftigungschancen für Frauen und Alleinerziehende erhöhen 26 3) Junge Menschen an den Übergängen unterstützen 29 4) Wiedereinstieg älterer Arbeitsuchender fördern; 33 Speziell Hilfesuchende über 55 Jahre 5) Interne Potentiale zur Verbesserung der Ergebnisse nutzen 36 4. Ressourcen 39 4.1 Personalressourcen 39 4.2 Budget 41 4.2.1 Verwaltungskostenbudget 42 4.2.2 Eingliederungstitel 43 5. Steuerung über Ziele 51 5.1 Ziele 2021 47 6. Kommunale Leistungen für Bildung und Teilhabe 47 7. Kooperation und Netzwerke 48 7.1 Angebote nach §16a SGB II 49 7.2 Sonstige Netzwerke 50 Kleine Schritte sind besser als keine Schritte. 3
1. Vorbemerkungen und Rückblick auf das Geschäftsjahr 2020 Das Jobcenter ist im Landkreis Kronach der Arbeitsmarktdienstleister für die Betreuung, Akti- vierung, Qualifizierung und berufliche Integration der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten nach dem Sozialgesetzbuch II (SGB II). Mit diesem Arbeitsmarktprogramm legt das Jobcenter Landkreis Kronach seine geschäftspo- litischen Ziele und Schwerpunkte für das Jahr 2021 fest. Das Arbeitsmarktprogramm ist zu- gleich Informations- und Orientierungshilfe für die Beteiligten des regionalen Arbeitsmarktes und die Mitarbeiter des Jobcenters Landkreis Kronach. Es wird auf der Homepage des Job- centers (http://www.jobcenter-kronach.de) veröffentlicht und ist damit allen Interessierten, ins- besondere Kunden, Arbeitgebern und den weiteren Akteuren des örtlichen Arbeitsmarktes zu- gänglich. Auch im kommenden Jahr ist das gesamte Handeln des Jobcenters Landkreis Kronach darauf ausgerichtet dazu beizutragen, dass die Leistungsberechtigten ihren Lebensunterhalt unab- hängig von den Leistungen der Grundsicherung aus eigenen Kräften und Mitteln bestreiten können. Um dies zu erreichen, steht die bedarfsdeckende Arbeitsmarktintegration unserer Kunden 2021 ganz oben auf der Agenda. Rückblick auf 2020 Zu Beginn des Jahres 2021 schauen wir auf ein bewegtes Jahr 2020 zurück. Den Start ins neue Jahrzehnt hatten wir uns anders vorgestellt. Die Covid-19-Pandemie hat auch den Land- kreis Kronach mit großer Wucht getroffen. Trotz enorm schwieriger Rahmenbedingungen ist ein dramatischer Anstieg der Arbeitslosenzahlen ausgeblieben. Das haben wir vor allem der Kurzarbeit zu verdanken. „Arbeitsplätze retten“ – darauf lag und liegt das Hauptaugenmerk der Arbeitsmarktpolitik in der Corona-Krise im Jobcenter. Erfolge und Misserfolge, Licht und Schatten wechselten sich ab. Dank einer vorausschauenden und zielorientierten Finanzpla- nung, motivierten und engagierten Mitarbeitern, guten Netzwerkstrukturen und einer insge- samt noch positiven wirtschaftlichen Entwicklung im Landkreis Kronach konnte bei einigen Zielen ein gutes Ergebnis erzielt werden. Bei der Integrationsquote und der Entwicklung der Arbeitslosigkeit konnte das gesetzte Soll allerdings nicht erreicht werden. Durch die effiziente und schnelle Gewährung der finanziellen Leistungen konnte 2020 ein wesentlicher Beitrag für die Erhaltung des sozialen Friedens im Landkreis Kronach er- bracht werden: Die Arbeitslosenquote im Landkreis Kronach betrug Ende 2019 noch 3,1 %. Zum 31.12.2020 stehen 3,6 % zu Buche. Das niedrige Niveau der Vorjahre konnte 4
„coronabedingt“ nicht gehalten werden. Im Bereich des Jobcenters (SGB II) ist die Quote auf dem Vorjahreswert von 1,0 % auf 1,1 % nur geringfügig angestiegen. Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften hat sich erfreulicherweise im Jahresdurchschnitt um wiederum 4,3 % verringert. Mit 826 im Jahresdurchschnitt liegen wir damit deutlich unter dem Vorjahresergebnis von 863. Einen weiteren Einbruch gab es bei den Integrationen in Beschäftigung bzw. Ausbil- dung. Zum Jahresende 2019 hatte das Jobcenter Landkreis Kronach noch eine Integ- rationsquote von 32,6 % erreicht. Das Jahr 2020 beenden wir mit 26,7 %. Im Ist-Ist Vergleich ist die Quote um 17,7 % gesunken. Die Anzahl der Integrationen ist von 347 (Stand 31.12.2019) auf 268 im Dezember 2020 zurückgegangen. Der Bestand der Langzeitleistungsbezieher konnte signifikant gesenkt werden. Die Zahl der betroffenen Menschen konnte im Vorjahresvergleich um 4,3 % (Jahresdurch- schnittswert) von 638 auf nunmehr 594 gesenkt werden. Die Summe der Leistungen zum Lebensunterhalt (Indikator für die Entwicklung der Hil- febedürftigkeit) hat sich gut entwickelt und trotzt der Pandemie. Wir konnten den Vor- jahreswert um 3,8 % unterbieten (158.000 €). Dies gilt auch für die kommunalen Leis- tungen (Kosten der Unterkunft). Hier blieben wir um 4,9 % bzw. 135.160 € unter dem Wert des Vorjahres. Die Haushaltsmittel wurden vollständig (Investitionsquote 100 %) in Anspruch genom- men und zielgerichtet eingesetzt. Im Vordergrund stand die Integration in den ersten Arbeitsmarkt bzw. die Teilhabe am Arbeitsmarkt (öffentlich geförderte Beschäftigung). Die Thematik „Beendigung der Hilfebedürftigkeit“ konnten wir 2020 sehr gut bearbeiten und wir haben hier auch bemerkenswerte Erfolge erzielt. Konträr dazu entwickelte sich die Integ- rationsquote und der Abbau der Arbeitslosigkeit. Die Anzeichen für ein Ende der guten Jahre im Landkreis Kronach sind hier nicht mehr zu übersehen. Immer mehr Branchen und Unter- nehmen ziehen den Abbau von Arbeitsplätzen für das kommende Jahr ins Kalkül. Viele Zeichen stehen auf Rezession. Es mehren sich die Anzeichen, dass die Schwäche- phase anhält und die Konjunktur in Deutschland in einen Abschwung übergeht . 2. Rahmenbedingungen 2021 Bei der Erstellung des Arbeitsmarktprogramms ist das Jobcenter Landkreis Kronach von der Grundannahme ausgegangen, dass die Auswirkungen der Pandemie auch das Jahr 2021 noch wesentlich beeinflussen werden, ohne dass es jedoch zu einem exponentiellen Wachs- tum der Arbeitslosigkeit kommen wird. Auch die Zahl der Leistungsberechtigten wird nach die- ser Annahme nur leicht und kontinuierlich anwachsen. 5
2.1 Das Jobcenter in Zeiten der Pandemie Durch die Pandemie hat sich in der täglichen Arbeit des Jobcenters seit März 2020 viel ver- ändert. Wir beobachten intensiv die weitere Entwicklung sowie die Folgen durch das Corona- Virus. Die konkreten Auswirkungen sind derzeit nicht abschätzbar und zwingen uns auf Sicht zu fahren. Unsere Prämissen in Zeiten der Pandemie sind: Wir sind für unsere Kundinnen und Kunden (weiter) da. Dazu beraten wir je nach Bedarf und Anliegen telefonisch, digital oder persönlich (ter- miniert). Die Erreichbarkeit sollte mindestens bei 70 % liegen. Der Gesundheitsschutz unserer Kundinnen und Kunden und für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat für uns oberste Priorität. Die schnelle und existenzsichernde Leistungsgewährung für unsere Kundinnen und Kunden ist sichergestellt. Rückstände werden vermieden. Wir bringen weiterhin Menschen in Arbeit. Ein Schwerpunkt liegt bei Menschen mit erhöhtem Unterstützungsbedarf. Die vielfältigen Erfahrungen der Corona-Zeit werden auch zukünftig in die Arbeit des Jobcen- ters einfließen. Dazu gehören sowohl die Nutzung digitaler Möglichkeiten in ihrer gesamten Bandbreite, als auch der Einsatz von qualitativen Telefonberatungen bzw. Coachings. Einer- seits zeigte sich, dass manche Kundinnen und Kunden leichter über persönliche und berufliche Themen sprechen können, wenn dies digital oder fernmündlich geschieht. Andererseits wurde sehr deutlich, dass das persönliche Beratungsgespräch die entscheidende Grundlage einer erfolgreichen gemeinsamen Arbeit mit Kundinnen und Kunden ist und bleibt. Daran wollen wir auch festhalten. Wir sind offen für einen Methodenmix: Persönliche Beratungsgespräche und Präsenzveranstaltungen werden grundsätzlich um digitale und fernmündliche Angebote erwei- tert. 2.2 Bundesweite Konjunkturentwicklung 2021 Ende des Booms: Abwärtstrend am deutschen Arbeitsmarkt – erstmals nach 14 Jahren. Nach 14 Jahren Wachstum ist im Corona-Jahr 2020 die Zahl der Erwerbstätigen in Deutsch- land erstmals wieder zurückgegangen. 44,8 Millionen Menschen hatten im Jahresschnitt im Inland einen Arbeitsplatz oder waren selbstständig, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das waren 1,1 % weniger als 2019 und auch 0,2 % weniger als 2018. Der Statistik zufolge gingen insbesondere schlecht gesi- cherte Jobs verloren, während die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten häufig in Kurzar- beit geschickt wurden. Noch deutlicher als in den Vorjahren ging die Zahl der Selbstständigen und ihrer mithelfenden Angehörigen auf nun noch 4,0 Millionen zurück. 6
Bei den Dienstleistungen sank die Zahl der Beschäftigten besonders stark im Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe um 2,0 % sowie bei industrienahen Dienstleistern (-2,5 %) ein- schließlich der Leiharbeit. Zusätzliche Jobs gab es hingegen im Öffentlichen Dienst, Erziehung und Gesundheit. In der Industrie sank die Zahl der Erwerbstätigen in der Krise um 2,3 % auf rund 8,2 Millionen. Lichtblick war hier das Baugewerbe mit einem Anstieg um 0,7 %. In den 14 Jahren zuvor war die Zahl der Beschäftigten kontinuierlich gestiegen, wobei Zuwan- derung und eine stärkere Erwerbsbeteiligung der Inländer die demografischen Effekte einer alternden Gesellschaft mehr als ausgeglichen hatten. Zuwanderung war unter Corona-Bedin- gungen aber erschwert und das inländische Arbeitskräftepotential gilt als zunehmend ausge- schöpft. Steiniger Weg zurück zur „Normalität“ Das Vorkrisenniveau der Wirtschaftsleistung wird voraussichtlich erst wieder Ende 2021 erreicht. Erst Ende 2022 dürfte die deutsche Wirtschaft wieder normal ausgelastet sein. Die Corona-Krise hat auch am Arbeitsmarkt deutliche Spuren hinterlassen. Trotz massiver Kurzarbeit stieg die Zahl der Arbeitslosen im Jahresverlauf 2020 um 480.083. Die Arbeits- losenquote dürfte dieses und nächstes Jahr auf 5,9 % steigen. Die Konjunkturprogramme haben im Zusammenspiel mit den automatischen Stabilisa- toren dazu beigetragen, dass die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte selbst in der akuten Krisenphase insgesamt relativ stabil blieben. Dies führt zugleich dazu, dass der öffentliche Gesamthaushalt das laufende Jahr mit einem Rekorddefizit von 160,5 Mrd. Euro abschließen wird. Auch in den kommenden beiden Jahren bleiben die Fehlbeträge mit 133 Mrd. Euro (2021) und 92 Mrd. Euro (2022) gewaltig. Eckdaten der Prognose für Deutschland (Herbstprognose) (Veränderung in % gegenüber Vorjahr) 2019 2020 2021 Bruttoinlandsprodukt 0,6 -5,1 4,2 Konsumausgaben privater Haushalte 2,9 -5,6 4,5 Konsumausgaben des Staates 5,1 4,1 2,3 Exporte 1,7 -9,7 8,8 Importe 2,4 -8,7 6,8 Absolute Werte in Tsd./ Personen Erwerbstätige (Inland) 45.269 44.829 44.937 Arbeitslose (BA) 2.267 2.701 2.704 Arbeitslosenquote in % 5 5,9 5,9 Finanzierungssaldo des Staates (Mrd €) 52,5 -160,5 -133 7
2.3 Konjunkturelle Entwicklung 2021 im Landkreis Kronach Unternehmen brauchen langen Atem In Bezug auf die derzeitige Geschäftslage herrscht bei vielen Kronacher Betrieben gute Stim- mung. Die noch im Mai befürchtete starke Rezession traf die Wirtschaft letztendlich nicht ganz so massiv, so dass trotz rückläufiger Umsätze ein gewisser Optimismus messbar ist. 42 % der befragten Firmen geben eine gute Betriebssituation zu Protokoll, weitere 38 % eine befriedi- gende. Schlechte Geschäfte vermelden hingegen 20 %. Damit liegt die Einschätzung der Ge- schäftslage wieder deutlich im positiven Saldo. „Der Wirtschaftsraum Kronach ist stark aufge- stellt und beweist auch in der jetzigen Situation Stärke. Bereits vor der Pandemie wurden mit dem Lucas-Cranach-Campus und der Finanzhochschule wichtige Weichen für die Zukunft gestellt. Wir müssen uns jetzt dafür einsetzen, dass die aktuell guten Werte der Konjunkturbe- fragung kein Strohfeuer bleiben“, so der IHK-Vizepräsident Hans Rebhan. „Die Politik ist nun gefordert, mit Maß und Mitte durch die Pandemie zu steuern und die Unternehmen nicht im Regen stehen zu lassen.“ Während sich die derzeitige Geschäftslage im Wirtschaftsraum Kronach deutlich verbessert hat, verharren die Erwartungen für 2021 im negativen Bereich. „Dass die Erwartungen weiter- hin schlecht eingeschätzt werden überrascht nicht wirklich. Die Infektionszahlen sind immer noch hoch und die Ungewissheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung ist nach wie vor groß. Entscheidend wird nun sein, welche Leitplanken die Politik in den kommenden Monaten setzt“, so Rebhan, der vor allem die zahlreichen exportorientierten Unternehmen am Wirtschafts- standort Kronach im Blick hat. „Besonders die in Kronach traditionell starke Automobilzuliefer- industrie sowie die Glasindustrie am Rennsteig leiden unter der generellen Unsicherheit auf den internationalen Märkten. Da ein Ende der Pandemie noch nicht absehbar ist, werden un- sere Unternehmen einen langen Atem brauchen.“ Das Vorkrisenniveau werde wohl erst Ende 2021 erreicht werden können. Der wohl wichtigste Faktor für die konjunkturelle Entwicklung 2021 ist der weitere Verlauf der Corona-Pandemie. Das ist die zentrale Unbekannte für das kommende Jahr und damit stehen und fallen alle Prognosen. Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung: In den letzten fünf Jahren ist die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im Landkreis Kronach moderat angestiegen. Dieser positive Trend konnte - bedingt durch die Corona-Pandemie - nicht fortgesetzt werden. Mit 25.574 sozialversicherungspflichtig Beschäf- tigten ist im Vergleich zu März 2019 mit 25.948 ein Rückgang von 1,4 % bzw. 374 Arbeitsplät- zen zu verzeichnen. Für 2021 zeichnet sich auch keine Trendwende ab. Die „fetten Jahre“ sind scheinbar vorbei. 8
Veränderung des Bestandes an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeits- ort im Landkreis Kronach gegenüber dem Vorjahr in Prozent (Stand März 2020) 4,0 3,0 2,0 1,0 0,0 -1,0 -2,0 -3,0 -4,0 -5,0 JC Kronach SGBII Typ Ie ø Bayern Deutschland Veränderung gegenüber den Vorjahresstichtagen 31. März 2020 31.Dez. 2019 30.Sep. 2019 Personengruppe Regionen 31. März 31. März 31. März 2019 2018 2017 1 2 3 4 5 6 JC Kronach 25.574 25.395 26.124 -1,4 -0,6 1,1 sozialversiche- SGBII Typ Ie ø 33.074 33.237 33.673 -0,4 0,7 2,7 rungspflichtig Beschäftigte Bayern 5.724.657 5.730.037 5.778.969 1,0 3,3 5,9 Deutschland 33.648.183 33.740.124 33.938.159 1,1 3,0 5,4 Die nachfolgenden Indikatoren und Strukturdaten setzen die wirtschaftliche Entwicklung im Landkreis Kronach in Relation zu den Zahlen des Freistaates Bayern (Stand 12/2020): LKR Kronach % Bayern % Beschäftigungsquote (insgesamt) 65,9 64,2 Beschäftigungsquote der Frauen 63,3 60,3 Entwicklung der Beschäftigung (2005-2019) 5,3 33,1 Tertiarisierungsgrad (Anteil DL-Sektor) 46,2 66,9 Bruttomonatsentgelt (Median 2020) 2.834 € 3.549 € Sozialvers.pfl. Beschäftigte im unteren Entgeltbereich 27,9 17,1 Beschäftigte mit hochkomplexen Tätigkeiten 17,6 27,6 SGB II-Quote 2,9 3,7 9
Die Entwicklung der Beschäftigung seit 2005 hat sich im Landkreis Kronach auf 5,3 % noch- mals leicht verbessert, liegt aber deutlich unter der bayerischen Entwicklung (33,1 %). Erfreu- lich ist die hohe Beschäftigungsquote der Frauen, die auch 2020 wieder leicht zugenommen hat. Der Tertiarisierungsgrad (46,2 %) verbessert sich langsam, liegt aber immer noch weit hinter dem Anteil Bayerns. Ein hoher Tertiarisierungsgrad zeigt auf, dass der Sektorenwandel hin zur Dienstleistungsgesellschaft weit fortgeschritten ist. Regionen, in denen der Dienstleis- tungssektor dominiert, sind von den Herausforderungen der Digitalisierung weniger betroffen als Regionen mit einer Dominanz des verarbeitenden Gewerbes. Der Median des Bruttomonatsentgelt liegt mit 2.834 € deutlich unter den bayerischen Durch- schnittszahlen. Die Einkommensunterschiede werden größer. Dies ist u.a. dem geringen Anteil der Beschäftigten mit hochkomplexen Tätigkeiten (17,6 %) und dem hohen Prozentsatz an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im unteren Entgeltbereich (27,9 %) geschuldet. Im Vorjahr betrug der Anteil noch 26,4 %. Eine Trendwende ist nicht erkennbar. Der Arbeitsmarkt im Landkreis Kronach Jobs retten – darauf liegt das Hauptaugenmerk der Arbeitsmarktpolitik in der Corona-Krise. Den Start ins neue Jahrzehnt haben wir uns anders vorgestellt. Die Covid-19-Pandemie hat auch den Landkreis Kronach mit voller Wucht getroffen. Die Wirtschaft ist in diesem Jahr um ungefähr fünf Prozent eingebrochen. Der Arbeitsmarkt hat sich allerdings weitgehend robust gezeigt. Hier ist das große Beben trotz enorm schwieriger Rahmenbedingungen ausgeblieben. Das haben wir vor allem der Kurzarbeit zu verdanken. Die Arbeitslosenzahlen im Landkreis Kronach haben 2020 um 237 Personen bzw. 19,25 % zugelegt. Der Arbeitsmarkt reagierte trotz umfassender Maßnahmen und Hilfspakete mit steigenden Arbeitslosenzahlen. Aber ge- messen an den tiefen Einschnitten der Wirtschaft ist der Tsunami am Kronacher Arbeitsmarkt dank durchdachter Entscheidungen ausgeblieben. 10
Überproportional aber krisentypisch wegen der Sozialauswahl bei den Entlassungen erhöhte sich die Jugendarbeitslosigkeit (+ 29,2 %), die Zahl der Langzeitarbeitslosen (+ 46,2 %) und die der Ausländer (+ 30,5 %). Die Arbeitslosenquote stieg im Jahresdurchschnitt um 0,6 Pro- zentpunkte auf nunmehr 3,8 % im Dezember 2020. Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit im SGB II-Bereich (Jobcenter) Die Arbeitslosenzahlen im Bereich des Jobcenters Landkreis Kronach (SGB II) haben sich 2020 im Jahresdurchschnitt um 26 bzw. 6,4 % erhöht. Die Arbeitslosigkeit ist somit das zweite Jahr in Folge gestiegen und von den sehr guten Zahlen des Jahres 2018 entfernen wir uns immer mehr. Die Welt verändert sich aktuell rasant. Das seit 2009 kontinuierlich andauernde Beschäftigtenwachstum wurde durch die Corona-Krise gestoppt, aber insgesamt hat der Ar- beitsmarkt auf die Krise relativ robust reagiert. Das Kurzarbeitergeld vermeidet eine höhere Arbeitslosigkeit und sichert kurzfristig Beschäfti- gung. Die Auswirkungen des neuerlichen Corona-Lockdowns im Dezember 2020 werden dadurch abgemildert. Ansonsten hätten wir auch im Jobcenter eine deutlich höhere Arbeitslo- senquote. Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist im Vorjahresvergleich deutlich zurückgegangen: Der Stellenbestand liegt mit 602 gemeldeten offenen Stellen landkreisweit unter dem Vorjahres- wert. Am rückläufigen Personalbedarf der Unternehmen macht sich der Lockdown bemerkbar, insbesondere in den betroffenen Branchen wie dem Handel und dem Gastgewerbe. 11
Kurzarbeit hat das Jahr geprägt Nie gab es mehr Kurzarbeit als 2020 Anfang 2020 diskutierte man noch über die hohen Rücklagen der Bundesagentur für Arbeit. 26 Milliarden Euro hatten sich aus den Beiträgen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie Arbeitgebern angehäuft. Und dann kam die Corona-Pandemie – und mit ihr ein nie da gewesenes Ausmaß an Kurzarbeit in Deutschland. Ein Fünftel aller Beschäftigten war betrof- fen. Im April 2020 steigt die Zahl der Unternehmen auf einen historischen Höchststand: Ca. 610.000 Firmen und mehr als sechs Millionen Beschäftigte sind betroffen. Kurzarbeit schafft die Möglichkeit, dass Unternehmen nach der Krise mit ihren Fachkräften wieder voll durch- starten können. Das Instrument ist zwar sehr teuer, aber die Alternative Massenarbeitslosigkeit wäre für den Staat und die Gesellschaft mittelfristig noch viel teurer. Von Mai bis September 2020 sank die Zahl dann wieder spürbar, da sich der Arbeitsmarkt wieder stabilisiert hatte. Ab Oktober 2020 und auch im November nahm die Zahl der Kurzar- beitsmeldungen über alle Branchen hinweg wieder erheblich zu. Betroffen sind auch weiterhin so gut wie alle Wirtschaftsbereiche, auch alle Regionen, aber abhängig von den jeweiligen Corona-Schutzmaßnahmen. Eine Analyse des ifo-Instituts zeigt, dass vor allem Arbeitnehme- rinnen und Arbeitnehmer im industriestarken Bayern von der arbeitsmarktpolitischen Maß- nahme betroffen sind. Dort haben immer noch 14 % der Beschäftigten aus konjunkturellen Gründen die Arbeitszeit reduziert. Im August waren es 18 %. Tabelle 6: Kurzarbeiter, kurzarbeitende Betriebe und Kurzarbeiterquote - Kreise - (Konjunkturelles Kurzarbeitergeld) April 2020 bis Juli 2020, Datenstand: Dezember 2020 Die grau hinterlegten Zahlen entsprechen den aktuellen Hochrechnungen Betriebe Kurzarbeiter K J Kreise Juli 2020 (HR4) Juni 2020 Mai 2020 April 2020 Juli 2020 (HR4) Juni 2020 Mai 2020 April 2020 u l 1 2 3 4 5 6 7 8 Insgesamt 327.197 412.538 536.285 609.682 3.295.977 4.452.285 5.714.842 5.995.429 09461 Bamberg, Stadt 401 535 755 866 10.398 12.369 14.837 13.840 09462 Bayreuth, Stadt 409 536 666 743 4.257 6.449 8.325 8.645 09463 Coburg, Stadt 239 293 375 425 5.610 5.525 6.090 6.064 09464 Hof, Stadt 268 336 428 512 2.564 3.698 4.315 4.462 09471 Bamberg 401 521 685 812 3.935 5.736 7.053 7.284 09472 Bayreuth 321 410 564 646 3.357 3.600 4.118 8.859 09473 Coburg 354 433 509 589 4.281 5.802 6.755 6.298 09474 Forchheim 384 487 682 771 3.036 4.098 5.148 5.123 09475 Hof 386 486 564 668 6.237 8.033 8.669 7.771 09476 Kronach 346 411 489 565 5.075 5.401 6.412 6.576 09477 Kulmbach 293 355 448 504 2.348 3.138 4.094 4.320 09478 Lichtenfels 268 346 431 503 4.620 5.920 6.497 6.298 09479 Wunsiedel i.Fichtelgebirge 363 442 564 630 6.678 7.636 8.399 7.837 Im Landkreis Kronach haben im April 2020 rund 565 Betriebe Kurzarbeit angemeldet. Exakt 6.576 Menschen waren von der Kurzarbeit betroffen. Im Juli 2020 meldeten 346 Betriebe für 12
immer noch 5.075 Beschäftigte Kurzarbeit an. Kumuliert haben von April 2020 bis Dezember 2020 insgesamt 1.051 Betriebe für 15.194 Beschäftigte Kurzarbeit beantragt. Mit einer Kurzarbeiterquote von über 20 % erreicht der Landkreis Kronach hier einen Spitzen- wert in Bayern. Die Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg hat im Jahresverlauf 2020 insgesamt 145.304.205 € für das konjunkturelle Kurzarbeitergeld und für die Erstattung der Sozialversi- cherungsbeiträge im Agenturbezirk Bamberg-Coburg ausgegeben. Diese Summe macht die Dimension der Maßnahme deutlich und hat natürlich mit dazu beigetragen, dass die Rücklage der Agentur zum Jahresende aufgebraucht ist. 2.4 Die Entwicklung der Bedarfsgemeinschaften und der erwerbsfähigen Leistungsbe- rechtigten im Landkreis Kronach In § 1 Abs. 2 SGB II wird der gesetzliche Auftrag umschrieben. Demnach soll die Grundsiche- rung für Arbeitsuchende die Eigenverantwortung von erwerbsfähigen Leistungsberechtigten stärken und dazu beitragen, dass sie ihren Lebensunterhalt unabhängig von der Grundsiche- rung aus eigenen Mitteln und Kräften bestreiten können. An der Entwicklung der Bedarfsgemeinschaften und der Summe der ausgezahlten Leistun- gen kann man folglich ablesen, wie erfolgreich wir unseren gesetzlichen Auftrag erfüllen und wie wir einen nachhaltigen Beitrag zur Bekämpfung der Armut im Landkreis Kronach leisten. LU in € ohne Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften ist im Jahresdurchschnitt 2020 im Vorjahresvergleich deutlich zurückgegangen. Mit 826 Bedarfsgemeinschaften liegen wir deutlich (-37 BG’s) unter dem Vorjahreswert. Wir konnten damit die Hilfebedürftigkeit um 4,3 % senken und wir sind 13
dem gesetzlichen Auftrag gerecht geworden. Dies ist umso bemerkenswerter, da mit dem So- zialschutz-Paket der Bundestag vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie wichtige und rich- tige Vereinfachungen beim Zugang zur Grundsicherung für Arbeitsuchende und den lebens- unterhaltssichernden Leistungen der Sozialhilfe auf den Weg gebracht hat. Die Vermögens- freibeträge wurden gravierend erhöht, Einkommensprüfungen erleichtert und die tatsächlichen Wohnkosten werden übernommen. Durch die Corona-Pandemie sind viele Menschen auf Un- terstützung angewiesen, weil sich durch den Verlust des Arbeitsplatzes, ausbleibende Auf- träge bei Selbstständigen, Kurzarbeit usw. die Lebenssituation einschneidend verändert hat. An der Entwicklung der Antragsstellungen kann dies 2020 abgelesen werden. Entwicklung der Antragsstellungen im Jobcenter Landkreis Kronach Die aktuelle Situation verschärft die wirtschaftlichen und sozialen Probleme vieler Betroffener. Das Existenzminimum ist nicht mehr in allen Fällen gesichert und der Lebensunterhalt muss mit staatlichen Leistungen sichergestellt werden. Die deutliche Zunahme der Antragsstellun- gen im März (85) und April (118) macht dies deutlich. Mit dem 2. Lockdown ab November 2020 nahmen die Antragsstellungen erneut zu. Dass wir trotz der Zunahme der Antragsstellungen unsere Bedarfsgemeinschaften senken konnten, ist aller Ehren wert. Einen ähnlichen Verlauf hat 2020 auch die Entwicklung der erwerbsfähigen Leistungsberech- tigten (eLB) im Jobcenter genommen. 14
Region im Überblick RII_70000 Bestand ELB Jahresdurchschnittswert Jobcenter Kronach Berichtsmonat Dezember 2020 Ist-Ist VJ in % 1.LS Ist JC Coburg, Stadt 2,1 1.805 JC Kronach -5,1 1.004 JC Bamberg -3,0 1.705 JC Lichtenfels -0,1 1.277 JC Coburg 1,1 1.761 JC Forchheim 2,4 1.901 JC Bamberg, Stadt 3,6 2.477 Diagrammende Diagrammende In unserem Agenturbezirk haben wir im Vorjahresvergleich mit -5,1 % den höchsten prozen- tualen Rückgang und mit 1.004 auch die wenigsten erwerbsfähigen Leistungsberechtigten. Unsere Maßnahmen und Konzepte greifen. Das Armutsrisiko für die Landkreisbevölkerung sinkt weiter. Die gute Entwicklung zeigt sich auch bei den Jahresfortschrittswerten der erwerbsfähigen Leis- tungsberechtigten mit einem Leistungsbezug von über 24 Monaten. Mit einem Minus von 6,3 % konnte der ohnehin schon niedrige Bestand bei dieser schwierigen Personengruppe weiter reduziert werden. Region im Überblick RII_70280 Bestand ELB Leistungsbezug über 24 Monate Jahresdurchschnittswert Jobcenter Kronach Berichtsmonat Dezember 2020 Ist-Ist VJ in % 1.LS Ist JC Coburg, Stadt -5,0 901 JC Coburg -1,3 869 JC Forchheim -2,8 956 JC Lichtenfels -3,5 630 JC Bamberg, Stadt -4,2 1.156 JC Kronach -6,3 480 JC Bamberg -7,1 742 Diagrammende Diagrammende 15
2.5 Kundenstruktur Grundsätzlich lassen sich die 1.010 erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in vier Statusgrup- pen einteilen (Stand: 05.01.2021): 1.010 eLb´s stehen dem Arbeitsmarkt derzeit nicht 229 zur Verfügung (v.a. §10 SGB II z.B. Mutter mit 22,7 %erziehend Kind unter 3 J., Schüler, Lehrling…) 121 mit Einkommen aus svpfl. Beschäftigung 12,0 % oder selbständiger Erwerbstätigkeit 194 Teilnahme an arbeitsmarktpolitischen 19,2 % Eingliederungsmaßnahmen, arbeitsunfähig Status arbeitslos 466 46,1 % Ein Blick auf die Veränderungen in der Struktur der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten zeigt: Vielen Personen reicht das Erwerbseinkommen nicht zum Lebensunterhalt; sie müs- sen ergänzende Leistungen der Grundsicherung beantragen. Im vergangenen Jahr ist der Wert trotz Pandemie auf 12,0 % gesunken. Die Gruppe der Arbeitslosen hat deutlich zugenommen. Der Grund dafür ist die Kurz- arbeit, die Integrationen verhindert und die Zahl der Arbeitslosen im SGB II erhöht. Fehlende Qualifizierungs- und Aktivierungsmaßnahmen tragen ebenso dazu bei. Die Gruppe der Personen, die dem Arbeitsmarkt aktuell nicht zur Verfügung steht, be- wegt sich auf gleichbleibendem Niveau: 2015 lag der Anteilswert noch bei 23,6 %, 2020 bei 22,7 %. Im Fokus steht bei dieser Gruppe die Sicherung des Lebensunterhalts. Die Zahl der Teilnehmer an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen oder öffentlich geför- derter Beschäftigung ist 2020 (coronabedingt) zurückgegangen. Eine Zunahme ist insbesondere bei Personen mit längerfristigen Erkrankungen und der sogenannten fehlenden Verfügbarkeit (wiederholte Pflichtverletzung, stationärer Auf- enthalt, fehlende Mitwirkung) feststellbar. Auf diese Veränderung der Struktur unserer Kunden müssen wir uns zukünftig einstellen und die notwendigen Maßnahmen treffen. 16
3. Strategische Ausrichtung, operative Schwerpunkte und Zielgruppen 2021 - Geschäftspolitische Handlungsfelder und Umsetzungsstrategien - Unsere Schwerpunkte sind seit Jahren von hoher Kontinuität geprägt und unsere Umsetzungs- strategien waren erfolgreich. Deshalb setzen wir weiterhin auf die nachhaltige Integration in Erwerbstätigkeit, die Bekämpfung von Langzeitleistungsbezug und die bedarfsgerechte Qualifizierung als Beitrag zur Fachkräftesicherung. Unsere Strategien und Maßnahmen müssen sich aber an der veränderten Kundenstruktur und den Marktchancen orientieren und daher kontinuierlich angepasst werden. Im Jahr 2021 werden wir weiterhin intensiv an der Vermeidung von Grundsicherungsbiogra- phien arbeiten. Es gilt, neue und innovative Ansätze gemeinsam mit unseren Partnern zu tes- ten; daher werden wir uns neben dem ESF-Projekt „Bedarfsgemeinschafts-Coaching“ um eine weitere ESF-Maßnahme bemühen. Die dargestellten Einschätzungen des Arbeitsmarktes und des Kundenpotentials im SGB II ist Basis für die strategische Ausrichtung des Jobcenters Landkreis Kronach. Alle Schwerpunkte und Maßnahmen werden auch 2021 darauf ausgerichtet, Hilfebedürftigkeit zu beenden bzw. zu reduzieren, Menschen in Arbeit zu bringen und den Langzeitleistungsbezug nachhaltig zu verringern. Im Fokus steht ein ganzheitlicher Integrationsansatz. Die Bedarfsgemeinschaft/Fa- milie ist als Ganzes zu betrachten und zu stärken. Wir möchten – im Rahmen unserer finanzi- ellen Möglichkeiten - Aspekte wie, Ausbildung und Qualifizierung (Bildung und Teilhabe), den Übergang Schule – Beruf (Jugendberufsagentur), aber auch eine angemessene Wohnraum- versorgung in unsere Arbeit mit einbeziehen. Den Erfolg der strategischen Ausrichtung im Jobcenter Landkreis Kronach messen wir 2021 auch wieder am Rückgang der passiven Leistungen (§ 1 Abs. 2 Satz 1 SGB II). Deshalb liegt ein wesentlicher Aspekt auf den bedarfsdeckenden Integrationen, deren Anteil wir auch 2021 wieder steigern wollen. Im vergangenem Jahr ist dies sehr gut ge- lungen. 17
Region im Überblick GII_81070 Anteil bedarfsdeckende Integrationen *1 Jahresfortschrittswerte Jan 2020..Dez 2020 Jobcenter Kronach Berichtsmonat Dezember 2020 Ist-Ist VJ in % 1.LS Ist JC Coburg, Stadt 6,2 50,0 JC Kronach 8,1 58,9 JC Lichtenfels 6,2 57,0 JC Bamberg -3,5 60,1 JC Bamberg, Stadt -6,5 51,6 JC Forchheim -8,4 47,7 JC Coburg -15,9 47,9 Diagrammende Diagrammende *1 Timelag 6 Monate Der Anteil der bedarfsdeckenden Integrationen ist um +8,1 % gestiegen. 58,9 % unserer ge- samten Integrationen sind bedarfsdeckend. Dies ist der höchste Anstieg in unserem Agentur- bezirk. Die Richtung stimmt, die Maßnahmen haben 2020 gegriffen und wir sind auf dem rich- tigen Weg. Für 2021 sind folgende operative Handlungsfelder und Zielgruppen vorgesehen: Handlungsfeld 1: Handlungsfeld 2: Langzeitleistungsbezug beenden/ Generationenübergreifenden Leis- Beschäftigungschancen für Frauen tungsbezug vermeiden/ und Alleinerziehende erhöhen Teilhabe von Menschen mit Behin- derung verbessern Handlungsfeld 3: Handlungsfeld 4: Junge Menschen an den Übergän- Wiedereinstieg älterer Arbeitsu- gen unterstützen chender fördern, speziell Hilfesu- chende über 55 Jahre Handlungsfeld 5: Interne Potentiale zur Verbesserung der Ergebnisse nutzen 18
Veränderung der Zielgruppen 2021 Der örtliche Beirat hat für 2021 eine Veränderung der Zielgruppen beschlossen: Migrantinnen und Migranten (Flüchtlinge), Ergänzer (Kunden mit Erwerbseinkommen) und Alleinlebende bzw. Single-BG’s sind keine autonomen Zielgruppen mehr. Sie sind Segment der Zielgruppen Langzeitbezieher, Alleinerziehende, junge Menschen (unter 25 Jahre), ältere Arbeitsuchende (über 55 Jahre) und Menschen mit Behinderungen. Unsere Integrationsmaßnahmen und Förderangebote gel- ten komplett auch für die drei o.g. Zielgruppen. Migrantinnen und Migranten In den letzten Jahren ist die Zahl der geflüchteten Menschen in unserer Betreuung dank der guten Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt, aber auch durch effiziente Sprachkurse und sehr erfolgreiche Integrationsbemühungen des Jobcenters deutlich zurückgegangen. Region im Überblick RII_70015 Bestand ELB Asyl/Flucht*1 Jahresdurchschnittswert Jobcenter Kronach Berichtsmonat Dezember 2020 Ist-Ist VJ in % 1.LS Ist JC Coburg, Stadt -5,0 361 JC Kronach -25,5 129 JC Bamberg -24,3 337 JC Coburg -18,1 243 JC Lichtenfels -13,5 186 JC Bamberg, Stadt -7,3 444 JC Forchheim -6,9 443 Diagrammende Diagrammende *1 Berücksichtigt w erden die acht zugangsstärksten Asyl-Herkunftsländer (Staatsangehörigkeiten: Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia, Syrien) 2020 konnte die Zahl der erwerbsfähigen und bedürftigen Migrantinnen und Migranten um 44 auf nunmehr 129 gesenkt werden. Mit einem Rückgang von 25,5 % erreichen wir im Ist-Ist- Vergleich den prozentual höchsten Rückgang im Agenturbezirk. Von den verbleibenden 129 erwerbsfähigen Migrantinnen und Migranten sind: - 40 Kunden nach § 10 Abs.2 SGB II (Arbeit nicht zumutbar, da Kind unter 3 Jahren, Ausbildung, Sprachkurs…), - 41 Kunden sind arbeitsuchend (Ergänzer, Schüler…), - 6 Aufstocker mit ALG I und - 6 Kunden sind über 55 Jahre. 19
Somit verbleiben noch 36 Migranten, die aktuell für eine Arbeitsmarktintegration in Frage kom- men. Von einer Zielgruppenbetreuung wird deshalb zukünftig abgesehen und die Vermittlung erfolgt im regulären Tagesgeschäft. Gleiches gilt für die ehemaligen Zielgruppen „Ergänzer“ und „Single-BG’S“. Handlungsfeld 1: Langzeitleistungsbezug beenden / Generationenübergreifenden Leistungsbezug vermei- den / Teilhabe von Menschen mit Behinderung verbessern „Schwierigkeiten und Probleme gehören zu jedem Leben. Die Herausforderung besteht darin, tragfähige Lösungen zu finden.“ Durch die Förderung sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung versuchen wir im Handlungsfeld 1 den Langzeitbezug zu beenden: Der wirksamste Ansatz Langzeitarbeitslosigkeit zu reduzieren ist, sie gar nicht erst entstehen zu lassen. Eine schnelle und nachhaltige Vermittlung in Ausbildung oder Arbeit sollte deshalb das primäre Ziel sein. Gelingt dies nicht, versuchen wir über geförderte Beschäftigungsmög- lichkeiten, auch langzeitarbeitslosen Menschen ohne realistische Chance auf dem allgemei- nen Arbeitsmarkt eine Perspektive zu bieten. Wir werden unsere Vermittlungsbemühungen im SGB II intensivieren und durch bewerberorientierte Arbeitgeber-Ansprache ergänzen. Die neuen Fördermöglichkeiten § 16e und § 16i SGB II bieten hierfür einen guten Einstieg. Aller- dings sind wir im ersten Jahr (2019) schon an die Grenze unserer finanziellen Möglichkeiten gestoßen. Ohne zusätzliche finanzielle Haushaltsmittel können weitere Förderungen 2021 nicht mehr umgesetzt werden. Unser beschäftigungsorientiertes Fallmanagement wollen wir durch Fokussierung auf bestimmte Teilinitiativen (Sucht, Psyche…) zur Reduzierung des Langzeitleistungsbezuges nutzen. - Langzeitleistungsbezieher (LZB) Als Langzeitleistungsbezieher werden erwerbsfähige Leistungsberechtigte, die in den vergan- genen 24 Monaten mindestens 21 Monate hilfebedürftig waren, bezeichnet. Im Landkreis Kronach stellt sich im Dezember 2020 der Abbau des Langzeitleistungsbezuges wie folgt dar: 20
Region im Überblick RII_71000 Bestand der Langzeitleistungsbeziehenden Jahresdurchschnittswert Jobcenter Kronach Berichtsmonat Dezember 2020 Ist-Ist VJ in % 1.LS Ist JC Coburg, Stadt -5,9 1.103 JC Bamberg -7,7 941 JC Kronach -7,1 594 JC Lichtenfels -6,7 753 JC Bamberg, Stadt -5,5 1.437 JC Forchheim -4,1 1.145 JC Coburg -2,9 1.045 Diagrammende Diagrammende 2020 ist es dem Jobcenter wiederum gelungen den Anteil der LZB‘s um beachtliche 7,1 % zu senken. Im Dezember 2020 lag die absolute Zahl bei 594 und damit um 45 niedriger als im Vorjahr. Unsere erfolgreiche Integrationsarbeit und das zielorientiert eingesetzte Maßnahme- paket tragen hier Früchte. Die Zielgruppe der Langzeitleistungsbezieher ist heterogen. Alle potentiellen Zielgruppen finden sich in diesem Kundenkreis wieder. Es können deshalb grund- sätzlich alle Strategien und Maßnahmen für den Kundenkreis eingesetzt werden. Professionelle Beratung und Betreuung Eine professionelle Beratung ist der Schlüssel zur Integration von Kunden mit komplexen Handlungsbedarfen. Fast alle Integrationsfachkräfte des Jobcenters haben erfolgreich an der Qualifizierung zum beschäftigungsorientierten Fallmanagement teilgenommen. Durch die Fortbildung soll der Beratungs- und Integrationsprozess neu strukturiert und gestaltet werden. Der Grundgedanke ist der ganzheitliche Ansatz, die Kundenbetreuung unabhängig von der Anzahl oder Schwere der Vermittlungshemmnisse als zu steuernden Prozess zu definieren: „Jeder Kunde ist ein Einzelfall“. Mit weiterführenden Qualifizierungsmaßnahmen wollen wir die Beratung weiter voranbringen. Über eine verstärkte Aktivierung (Arbeitsgelegenheiten, Instrumentenmix, kommunale Eingliederungsmaßnahmen) soll durch individuelle Beratungs- und Betreuungsleistungen eine Stabilisierung und Motivierung der LZB´s erreicht werden und die Beschäftigungsfähigkeit deutlich verbessert werden. Eine enge Begleitung der Arbeitslosen während der Maßnahme und häufiges Feedback über den Leis- tungsstand sind notwendig, damit die LZB´s von der Förderung profitieren. 21
Öffentlich geförderte Beschäftigung Für bestimmte Personengruppen ist es selbst bei guter Konjunktur kaum möglich, vom Auf- bau der Beschäftigung zu profitieren. Können vorrangige Instrumente eine unmittelbare In- tegration in den Arbeitsmarkt nicht unterstützen, kann die Zuweisung in Arbeitsgelegenheiten oder die Förderung von Arbeitsverhältnissen in Betracht gezogen werden. Viele Kunden finden seit Jahren keine Arbeit. Gesucht werden Fachkräfte und im Helferbereich leistungsfähige und flexible Mitarbeiter. Menschen mit geringer Qualifikation und gesundheit- lichen Einschränkungen haben oft nur geringe Integrationschancen. Entweder sind die Quali- fikationsanforderungen zu hoch oder die Arbeitgeber wollen Langzeitarbeitslose selbst für Hel- fertätigkeiten nicht einstellen, weil sie ihnen nichts zutrauen. Eine gezielte bewerberorientierte Arbeitgeberansprache, Lohnkostenzuschüsse und Coaching, wie vorgesehen, können dabei helfen. Sozial ist, was gesellschaftliche Teilhabe schafft – das ist seit Jahren unser Auftrag und unser Selbstverständnis. Für „Teilhabe“ in unserer Gesellschaft steht vorrangig: Arbeit, ich werde gebraucht, ich bringe mich ein, ich bekomme etwas zurück. Für viele Menschen, die sich seit Jahren im Hartz-IV-System befinden, ob arbeitslos oder unterbeschäftigt, ist dies un- ter dem Druck sich stetig und teilweise rasant verändernder Arbeitswelten ein Versprechen mit geringer Aussicht auf Einlösung. Viele Langzeitleistungsbezieher verfügen über Ressourcen und Entwicklungspotentiale, die es über individuelle und sozial ausgerichtete Angebote zu nutzen gilt. „Soziale Teilhabe“ ge- hört auch in das familiäre Umfeld der Betroffenen. Vor allem Kinder aus "Arbeitslosen"-Haus- halten bedürfen besonderer Hilfen, soll die Langzeitarbeitslosigkeit nicht an nachfolgende Ge- nerationen vererbt werden („Hartz-IV-Karrieren“ vermeiden). Deshalb werden wir auch 2021 die öffentlich geförderte Beschäftigung wieder in den Fokus nehmen. Wir werden - soweit es unsere finanziellen Möglichkeiten erlauben - ca. 300.000 € in die öffentlich geförderte Beschäf- tigung investieren. Dies ist und bleibt ein Schwerpunkt unserer Arbeit. Region im Überblick EII_90123 Anzahl der Eintritte in öffentlich geförderte Beschäftigung Jahresfortschrittswerte Jan 2020..Dez 2020 Jobcenter Kronach Berichtsmonat Dezember 2020 Ist-Ist VJ in % 1.LS Ist JC Coburg, Stadt -44,0 42 JC Kronach -17,0 137 JC Bamberg, Stadt -42,0 47 JC Coburg -59,4 26 JC Bamberg -100,0 JC Forchheim -100,0 JC Lichtenfels 0,0 42 Diagrammende Diagrammende 22
2020 hatten wir - bedingt durch die Pandemie - 17,0 % weniger Eintritte in die öffentlich geför- derte Beschäftigung. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen konnten wir immer noch 137 Kunden eine Beschäftigungsmöglichkeit anbieten. Dies wollen wir auch 2021 fortführen. Das Jobcenter setzt hier wieder einen Schwerpunkt und möchte für seine marktfernen, mit multiplen Vermittlungshemmnissen belasteten Kunden, sinnstiftende am Markt orientierte und im öffentlichen Interesse liegende Arbeiten organisieren und anbieten. Nutzung des § 16 d SGB II Arbeitsgelegenheiten (AGH) Zugunsten Älterer sowie Jugendlicher, für die eine direkte Integration in den ersten Arbeits- markt nicht mehr in Betracht kommt, sollen Möglichkeiten zur würdigen Teilhabe an der Ge- sellschaft geschaffen werden. Das Jobcenter Landkreis Kronach wird deshalb die ihm zur Ver- fügung stehenden Mittel zur Schaffung von öffentlich geförderten Beschäftigungen vollumfäng- lich nutzen. Eine Möglichkeit bieten die Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung (AGH- MAE). Sie dienen aber nicht nur der sozialen Teilhabe, sondern können auch langfristig eine Brücke in den regulären Arbeitsmarkt bilden. Das Jobcenter Landkreis Kronach wird 2021 ca. 120 AGH-Plätze vorhalten, um damit den Wiedereinstieg zu ermöglichen. Nutzung des § 16e SGB II "Eingliederung von Langzeitarbeitslosen" Durch einen möglichst einfach zu handhabenden erhöhten Lohnkostenzuschuss, ergänzt durch die richtige Arbeitgeberansprache und eine ganzheitliche beschäftigungsbegleitende Betreuung gelingt es, die Beschäftigungschancen von Langzeitarbeitslosen auf dem allgemei- nen Arbeitsmarkt zu verbessern und zu stabilisieren. Gefördert werden Arbeitsverhältnisse mit Personen, die trotz intensiver Unterstützung seit mindestens zwei Jahren arbeitslos sind. Der Zuschuss zum Arbeitsentgelt (tariflich oder ortsüblich) beträgt 75 % im ersten und 50 % im zweiten Jahr. Während der Förderdauer findet eine ganzheitliche beschäftigungsbegleitende Betreuung (Coaching) statt. Im Fokus stehen vor allem Geringqualifizierte, Ältere und gesund- heitlich Beeinträchtigte. 2019 konnten wir 17 Eintritte über § 16 e SGB II umsetzen. Insgesamt haben wir 154.000 € für den Lohnkostenzuschuss ausgegeben. Mit 23,8 % ist dies ein beacht- licher Teil unseres Eingliederungstitels. 2020 konnten wir aufgrund der fehlenden Haushalts- mittel leider keine neuen Kunden mehr fördern. Dies ist schlecht für uns und schade für unsere Kunden. 23
Nutzung des § 16i SGB II "Teilhabe am Arbeitsmarkt“ Arbeit bedeutet Teilhabe. Einen größeren finanziellen Freiraum, einen geregelten Arbeitsall- tag, ein größeres Selbstwertgefühl und die Gewissheit, einen sinnvollen Beitrag zur Gemein- schaft zu leisten, sind eng mit der Teilhabe am Arbeitsmarkt verbunden. Deshalb hat sich das Jobcenter Landkreis Kronach mit dem Teilhabechancengesetz das Ziel gesetzt, auch denje- nigen Menschen eine Perspektive auf eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu bie- ten, die aufgrund eines langen Leistungsbezugs nur wenig Chancen auf eine Beschäftigungs- aufnahme haben. Ein Kernelement dabei ist die Schaffung eines „Sozialen Arbeitsmarkts“, dessen Grundlagen mit §16i SGB II „Teilhabe am Arbeitsmarkt“ gelegt wurden. Das neue Angebot ist 2019 und 2020 sehr erfolgreich bearbeitet worden. Das Gelingen hängt stark davon ab, wie im Jobcenter die für das neue Regelinstrument zentralen Säulen umgesetzt werden – Arbeitgeberakquise, Teilnehmerauswahl und Coaching. In allen drei Bereichen ist dies gut gelungen: Maßnahmeeintritte Ausgaben gesamt § 16i SGBII (2019+2020) incl. PAT Deutschland ge 40.843 677.667.566 € RD Bayern 2.750 41.029.180 € Bamberg-Coburg 157 2.269.367 € JC Coburg Stadt 20 289.708 € JC Coburg 30 423.804 € JC Kronach 41 444.601 € JC Lichtenfels 4 152.328 € JC Bamberg Stadt 32 462.559 € JC Bamberg 10 155.114 € JC Forchheim 20 341.254 € Im Agenturbezirk Bamberg-Coburg konnten wir für 41 Menschen „Teilhabe“ anbieten. Das Teilhabechancengesetz weist in die richtige Richtung. Für das Jobcenter Landkreis Kronach war von Anfang an klar, dass es sinnvoller ist, Arbeit statt Arbeitslosigkeit zu bezahlen. Trotz der eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten möchten wir 2021 die laufenden § 16i-Maß- nahmen fortführen und für zehn weitere Langzeitbezieher neue Maßnahmen anbieten. Mit dem Instrument "Teilhabe am Arbeitsmarkt" möchten wir arbeitsmarktfernen Langzeitleis- tungsbeziehern wieder eine Perspektive zur Teilhabe am Arbeitsmarkt eröffnen. Denn trotz der guten konjunkturellen Entwicklung in Deutschland und der rückläufigen Arbeitslosenzahl in den vergangenen Jahren gibt es nach wie vor eine zahlenmäßig bedeutsame Gruppe von arbeitsmarktfernen Kunden, die ohne besondere Unterstützung keine realistische Chance auf Aufnahme einer passenden Beschäftigung haben. Zur Zielgruppe gehören Personen, die über 24
25 Jahre alt sind, in mindestens sechs der letzten sieben Jahre Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts nach dem SGB II bezogen haben und in dieser Zeit nicht oder nur kurzzeitig beschäftigt waren. Einen Schwerpunkt legen wir dabei auf Leistungsberechtigte, die wegen gesundheitlicher Ein- schränkungen besonderer Förderung bedürfen. Im Fokus sollen aber auch Menschen sein, die mit Kindern in einer Bedarfsgemeinschaft leben. Die Förderung erreicht hier nicht nur die Langzeitleistungsbezieher selbst, die eine Perspektive erhalten und Struktur im Alltag gewin- nen, sondern zugleich die im Haushalt lebenden Kinder, die erfahren und vorgelebt bekom- men, dass Beschäftigung eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielt (Vermeidung von Sozial- hilfekarrieren). Eltern, die Geld verdienen und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, vermitteln Kindern am ehesten das Vertrauen, die Zukunft zu meistern. Denn Kinder leiden nicht unter berufstätigen Eltern, Kinder leiden unter Armut. Teilhabe von Menschen mit Behinderung Im Jobcenter Landkreis Kronach werden aktuell 132 schwerbehinderte Menschen betreut, da- von sind 65 arbeitslos. Im Fokus steht für 2021, alle Möglichkeiten zur Nutzung des Fachkräf- tepotentials von Rehabilitanden und schwerbehinderten Menschen in enger Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit auszuschöpfen. Die zur Verfügung stehenden Instrumente sind früh- zeitig und wirksam einzusetzen. Durch die Qualifizierung unserer Vermittlungsfachkräfte im Bereich Fallmanagement erhof- fen wir uns eine weitere Verbesserung der Betreuung. Region im Überblick RII_79000 Bestand ELB SB Jahresdurchschnittswert Jobcenter Kronach Berichtsmonat Dezember 2020 Ist JC Coburg, Stadt 155 JC Kronach 132 JC Lichtenfels 135 JC Coburg 169 JC Bamberg 170 JC Forchheim 175 JC Bamberg, Stadt 223 Diagrammende Diagrammende Beibehalten werden wir die Förderung von Menschen mit Behinderungen bei Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik (Schwerpunkt Arbeitgeberförderung; erweiterter Eingliederungszu- schuss…). Die Zusammenarbeit mit den regionalen Netzwerken (Reha-Team der Agentur für 25
Arbeit, Reha-Träger, Selbsthilfeeinrichtungen…) werden wir im Bedarfsfall intensivieren. Alle Maßnahmen stehen aber auch hier unter dem Vorbehalt unserer finanziellen Möglichkeiten. Bei der Kontaktaufnahme zu Arbeitgebern unterstützen unsere Fallmanager/-innen mit Infor- mationen zu speziellen Fördermöglichkeiten bzw. sprechen diese auch direkt an. Für Men- schen mit Behinderung ist ggf. eine höhere und längere Förderung des Eingliederungszu- schusses möglich. Da auch bei dieser Kundengruppe die Teilhabe am Arbeitsleben eine wichtige Rolle spielt, beraten unsere Integrationsfachkräfte hier ebenfalls zu den Fördermöglichkeiten nach dem Teilhabechancengesetz. Region im Überblick RII_89000 Anteil Bestand ELB SB - an Bestand ELB Gesamt Jahresdurchschnittswert Jobcenter Kronach Berichtsmonat Dezember 2020 Ist-Ist VJ in % 1.LS Ist JC Coburg, Stadt 4,8 8,6 JC Lichtenfels -5,9 10,6 JC Coburg -1,1 9,6 JC Bamberg, Stadt 1,5 9,0 JC Forchheim 5,0 9,2 JC Bamberg 7,4 9,9 JC Kronach 9,6 13,2 Diagrammende Diagrammende Der Anteil der schwerbehinderten Menschen am gesamten Kundenbestand ist mit 13,2 % auf- fallend hoch. Auch im Vorjahresvergleich haben wir mit 9,6 % den höchsten Zugang aller Job- center im Agenturbezirk. Hier müssen wir 2021 ansetzen und eine Lösung anstreben. Über Probebeschäftigungen, Maßnahmen bei einem Arbeitgeber und eine intensive Nutzung des Eingliederungszuschus- ses für Schwerbehinderte versuchen wir einen erfolgversprechenden Weg zu finden. Denn Inklusion lohnt sich – sie ist ein Gewinn für die Unternehmen, für die Menschen mit Behinde- rungen und zur Sicherung des Fachkräftebedarfs. 26
Handlungsfeld 2 Beschäftigungschancen für Frauen und Alleinerziehende erhöhen Die Beauftragte für Chancengleichheit (BCA) wird bei der Planung des Arbeitsmarktpro- grammes beratend eingebunden. Ein Aufgabenschwerpunkt ist die Mitwirkung bei der Ent- wicklung von geschäftspolitischen Konzepten des Jobcenters zur Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt. Die BCA unterstützt bei den Fragen zum Wiedereinstieg in den Beruf, zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie, zum Thema Frauenförderung und insbeson- dere zur Unterstützung Alleinerziehender. Die BCA kooperiert als Netzwerkpartner mit ver- schiedenen externen Partnern wie Frauengruppen, kirchlichen Trägern, psychosozialen Ein- richtungen, Frauenberatungsstellen und sonstigen Beratungsstellen. Ziel ist es, die gleichbe- rechtigte Teilhabe von Frauen und Männern am Erwerbsleben sicherzustellen. Aktuell betreut das Jobcenter Landkreis Kronach 151 Alleinerziehende. Das heißt, 18,3 % der zu betreuenden Bedarfsgemeinschaften sind Alleinerziehende. Die berufliche und persönliche Situation von Alleinerziehenden stellt hinsichtlich der Integration in das Erwerbsleben und der Sicherung der sozialen Teilhabe besondere Herausforderungen an das Jobcenter Landkreis Kronach: Hilfe beenden Unsere BCA und die Integrationsfachkräfte (IFK) müssen den Blick auf die unterschiedlichen Bedarfslagen der Alleinerziehenden richten. Vielfältige Problemfelder wie zum Beispiel die Betreuung minderjähriger Kinder Organisation des Alltages psychische Probleme Wohnsituation Schuldenproblematik Behördengänge müssen thematisiert und bearbeitet werden. Unser Ziel ist die berufliche und soziale Stärkung alleinerziehender Menschen über eine nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt. Die Anzahl der hilfebedürftigen Alleinerziehenden konnte im Vergleich zum Vorjahr um 16 Bedarfsgemein- schaften bzw. 9,9 % verringert werden. Im Vergleich mit den anderen Jobcentern des Agen- turbezirks ist dies eine erfreuliche Entwicklung, die wir 2021 ausbauen wollen. Allerdings ist die Integrationsquote im Vorjahresvergleich von 20,4 % auf 17,4 % deutlich gesunken. Hier gibt es durchaus Nachholbedarf. 27
Region im Überblick RII_70022 Bestand ELB Alleinerziehende Jahresdurchschnittswert Jobcenter Kronach Berichtsmonat Dezember 2020 Ist-Ist VJ in % 1.LS Ist JC Coburg, Stadt 1,4 265 JC Kronach -9,9 151 JC Coburg -6,3 251 JC Lichtenfels -6,1 200 JC Forchheim -5,1 251 JC Bamberg, Stadt -4,9 348 JC Bamberg 3,5 271 Diagrammende Diagrammende Unser Clearing- und Neukundenprozess soll den Alleinerziehenden Wege aufzeigen, wie sie ohne SGB II-Leistungen ihren Lebensunterhalt sicherstellen können. Ein wichtiger Schritt ist hier eine Beratung in Richtung vorrangiger Leistungen (Unterhalt, UVG, Wohngeld, KIZ …) Notwendige Qualifizierungen haben hier stattgefunden. Teilhabe von Kindern stärken Nach den Kita- und Schulschließungen in 2020 es wichtig, die Eltern soweit als möglich über die jeweils neuen Sachstände zu ihren Betreuungs- und Unterstützungsmöglichkeiten für ihre Kinder zu informieren. Die Betreuungsberatung für Kitakinder und die Beratung zur Vermei- dung von coronabedingten Überlastungssituationen in den Familien stand oft im Vordergrund. Ziel war es neue Beschäftigungschancen zu eröffnen, um damit die Lebenssituation und ge- sellschaftliche Teilhabe für Alleinerziehende, die von Ausgrenzung und Armut bedroht sind, zu verbessern. Beruflicher Wiedereinstieg (mit VHS und Gleichstellungsstelle Landratsamt) Viele Frauen unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit, um ihre Kinder zu erziehen oder ihre Eltern zu pflegen. Dieses Engagement können wir als Gesellschaft gar nicht hoch genug schätzen. Doch wer nach längerer Unterbrechung wieder ins Berufsleben zurückkehren möchte, merkt schnell, dass der Wiedereinstieg leichter gesagt, als getan ist. Hier wollen wir ansetzen und Hilfe anbieten. Für 2021 planen wir zusammen mit der Volkshochschule Kronach und der Gleichstellungsstelle des Landratsamtes eine Maßnahme zum beruflichen Wiedereinstieg für Alleinerziehende und Frauen. Mit dem Projekt sollen Frauen in ihrer Berufs- und Lebenspla- nung nach einer Familienphase bzw. beruflichen Auszeit unterstützt werden. Es soll ihnen helfen, sich neu zu orientieren, sich zu motivieren und die für sie richtigen Entscheidungen zu 28
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