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Fachkraft 2020 Erhebung zur wirtschaftlichen und allgemeinen Lebenssituation der Studierenden in Deutschland für das Wintersemester 2012 Herausgegeben durch STUDITEMPS GmbH | Maastricht University Köln/Maastricht, November 2012 1
2 Fachkraft 2020
INHALT 1. Einleitung 4 1.1 Ausgangslage und Relevanz................................................................................ 6 1.2 Basisdaten zu den Befragten................................................................................ 9 1.3 Methodisches Vorgehen..................................................................................... 10 2. Ergebnisse 11 2.1 Studium............................................................................................................. 11 2.1.1 Fächerbelegung allgemein.................................................................. 11 2.1.2 Fächerbelegung nach Geschlecht........................................................ 13 2.1.3 Erworbene und angestrebte Abschlüsse............................................. 15 2.1.4 Selbsteinschätzung der beruflichen Perspektive................................. 16 2.1.5 Angestrebter beruflicher Status.......................................................... 18 2.1.6 Bereitschaft zu transnationaler Arbeitsmigration................................ 19 2.1.7 Fremdsprachkenntnisse im Vergleich................................................. 20 2.2 Jobsituation....................................................................................................... 22 2.2.1 Quantitative Joberfahrungen............................................................... 23 2.2.2 Nebenjobs mit Studienbezug.............................................................. 24 2.2.3 Zeitaufwand für die Arbeit.................................................................. 26 2.2.4 Verdienst und Stundenlohn................................................................ 27 2.2.5 Jobs mit Stundenlohn von 10 Euro und mehr...................................... 29 2.2.6 Stufung des studentischen Einkommens............................................ 30 2.2.7 Finanzielle Gesamtausstattung........................................................... 32 2.2.8 Motive für studentische Arbeit........................................................... 35 2.3 Zeitmanagement............................................................................................... 36 2.3.1 Allgemein........................................................................................... 37 2.3.2 Frauen vs. Männer.............................................................................. 37 2.3.3 Migrationshintergrund vs. kein Migrationshintergrund....................... 38 2.3.4 Bildungsausländer vs. Bildungsinländer.............................................. 39 2.3.5 BAföG-Empfänger vs. kein BAföG-Empfänger....................................... 40 2.3.6 Job vs. kein Job................................................................................... 40 2.3.7 Vergleich nach Studienabschluss....................................................... 41 3. Fazit und Ausblick 44 4. Anhang 46 4.1 Literaturverzeichnis............................................................................................ 46 4.2 Verzeichnis der Tabellen und Diagramme........................................................... 48 3
1. EINLEITUNG Das Studieren in Deutschland unterliegt einem des Deutschen Studentenwerks. Sie dient den grundlegenden Wandel. Diplom und Magister, bildungspolitischen Entscheidungsträgern als die neben dem Staatsexamen bisher maßgeb- argumentative Richtlinie und hat damit einen lichen universitären Abschlüsse, wurden im nicht unerheblichen Einfluss auf die finanzielle Zuge des Bologna-Prozesses mehrheitlich durch Versorgung der Universitäten durch die öffent- Bachelor und Master abgelöst. Hinzu kommt liche Hand. Es sei das Ziel, „rechtzeitig Hand- die Schulzeitverkürzung auf zwölf Jahre (G8), lungsbedarfe zu erkennen und gegebenenfalls welche den Universitäten auf absehbare Zeit korrigierend in diesen Prozess einzugreifen“1, den Zulauf doppelter Abiturjahrgänge aufbür- heißt es dazu in der 19. Ausgabe aus dem Jahr det. Und auch der von Schulabgängern in der 2009. Ähnliches gilt für den seit 2006 durch Vergangenheit gerne als Phase der beruflichen die Kultusministerkonferenz (KMK) und das Orientierung genutzte Zivildienst gehört seit Bundesministerium für Bildung und Forschung 2011 im Verbund mit dem Wehrdienst der Ver- (BMBF) veröffentlichten Bildungsbericht. Das gangenheit an. Politisch gewollte Konsequenz Gros der übrigen Untersuchungen widmet dieser Veränderungen ist auch die frühzeitigere sich Teilaspekten des studentischen Lebens in Verfügbarkeit junger Menschen am Arbeits- Deutschland, ohne dabei eine periodisch fort- markt, denn längst zeichnen sich in zahlreichen schreitende Kontextualisierung der analysierten Branchen demografisch bedingte Engpässe ab Sachverhalte anzustreben. Hieraus resultiert (Stichwort Fachkräftemangel). nun die Frage, ob die aktuellen wie zukünftigen Die somit erwirkte Dynamisierung der deut- Dynamiken und Problemfelder des Hochschul- schen Bildungslandschaft stellt alle beteiligten sektors mithilfe dieser Erhebungen adäquat Akteure vor große Herausforderungen und erfasst werden können. Um ein Beispiel zu wirft zugleich Fragen auf: Wie beispielsweise nennen: Zwar liefert die oben genannte Sozi- beeinflusst die zeitliche Straffung des neuer- alerhebung allumfassende Daten zur Lebenssi- dings gestuften Studiums das Zeitmanagement tuation der Studierenden, jedoch erscheint sie angehender Absolventen? Bleiben Spielräume lediglich in einem Turnus von drei Jahren. Eine für Nebenjobs und den Erwerb vorberuflicher auf Zeitnähe basierende Abbildung und Analy- Referenzen? Resultiert aus den Reformen eine se der zuletzt wirksam gewordenen Verände- erhöhte persönliche Belastung? Oder ist sogar rungen scheint hierdurch nicht gewährleistet von einer sich nicht nur punktuell, sondern (Stichwort Studentenansturm, vgl. Kapitel 1.1). ganzheitlich verändernden Lebenssituation der Es zeichnet sich daher Bedarf an einer hoch- Studierenden auszugehen? frequenten Beleuchtung der universitären Ge- samtlage ab, idealerweise semesteraktuell. Die wissenschaftliche Datenlage liefert hierzu Eine derart konzipierte Erhebung besitzt nach zwar eine Reihe fundierter Erkenntnisse, ist in Meinung der Autoren das Potenzial, den wis- der Summe jedoch überschaubar. Die umfang- senschaftlichen Kenntnisstand maßgeblich zu reichste zyklisch erscheinende Studie hierzu ist erweitern. die seit 1951 herausgegebene Sozialerhebung 1 Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.): Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in Deutschland 2009 – 19. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks durchgeführt durch HIS Hochschul- Informations-Service, Bonn/Berlin 2010, S. 3 4 Fachkraft 2020
Die STUDITEMPS GmbH hat deshalb in Koope- Antizipation sich anbahnender Problemfelder ration mit dem Fachbereich Education Econo- des hochschulpolitischen Sektors. Für Unter- mics der Maastricht University eine Studien- nehmen und Wirtschaftsverbände kann die Stu- reihe initiiert, die in kurzen Intervallen (fortan dienreihe in Zukunft Detailinformationen über jeweils zu Semesterbeginn) den Status quo des die allgemeine Lage der studentischen Klientel studentischen Lebens in Deutschland erfassen sowie deren Bedürfnisse und Erwartungen lie- und eine Vergleichsanalyse ausgewählter As- fern. Schließlich stehen Studierende einerseits pekte dieses Komplexes vornehmen soll. Im Fo- als flexible Arbeitskräfte, andererseits als früh- kus stehen dabei drei Bereiche: (1) allgemeine zeitig zu bindende Perspektivkräfte im Fokus Studiensituation, (2) Jobsituation und (3) stu- der personellen Entscheidungsträger. dentisches Zeitmanagement. Mittels aktueller Daten zu Jobsituation und Zeit- Die angestrebte Periodizität der Studie ermög- budget der Studierenden erhalten Wirtschafts- licht es weiterhin, neben einer langfristig avi- akteure die Möglichkeit, ihre Bedarfe mit der sierten Vergleichsanalyse auch auf sich kurz- Verfügbarkeit von Arbeitskräften besser in Ein- fristig ergebende Fragestellungen reagieren klang bringen zu können und Rekrutierungs- und punktuell eingehen zu können. Mittels der strategien an die jeweilige Lage anzupassen. so gewonnenen Erkenntnisse sollen sich fortan Die in diesem Paper aufgeführten statistischen Tendenzen und Problemlagen des Bildungssek- Erhebungen besitzen rein deskriptiven Charak- tors frühzeitiger als zuletzt erkennen bezie- ter. Sie dienen einer ersten Orientierung für alle hungsweise antizipieren lassen. Interessierten und als Beispiel für die inhaltli- Folglich ist es ein zentraler Beitrag dieser Studi- che Ausrichtung und das Design der fortan pe- enreihe, die bestehende Datenlage um wichti- riodisch erscheinenden Studie. Diese soll dann ge, insbesondere zeitkritische Komponenten zu zukünftig, basierend auf einer umfassenden ergänzen und den Akteuren des hochschulpo- Datenmenge, eine wissenschaftlich fundierte, litischen Diskurses auf Basis semesteraktueller präzise und aktuelle Analyse der Dynamiken Befragungsdaten mehrwertige Analysen zu lie- des Hochschulsektors im Allgemeinen und der fern. Bildungspolitische Zielsetzungen können studentischen Lebens- und Arbeitssituation im so schnellstmöglich mit den daraus erwachsen- Speziellen liefern. den Konsequenzen für Studierende und Univer- sitäten abgeglichen werden. Ferner soll für Studierende ein Orientierungs- rahmen geschaffen werden, anhand dessen die eigene Studiensituation hinterfragt und einge- schätzt werden kann. Ein Kernaspekt liegt auch hier in der frühzeitigen individuellen Ansprechpartner STUDITEMPS Ansprechpartner Maastricht University Stephan Hartmann Philipp Seegers stephan.hartmann@studitemps.de p.seegers@maastrichtuniversity.nl Michael Thiel michael.thiel@studitemps.de Einleitung 5
1.1 AUSGANGSLAGE UND RELEVANZ ke von 40 Prozent.3 Impliziert wird hier einmal „Wir müssen die Bildungsrepublik Deutschland mehr, wie hoch problematisch eine perspekti- werden“2, forderte Bundeskanzlerin Angela vische Unterversorgung der hiesigen Wirtschaft Merkel (CDU) Mitte 2008 im Rahmen der Vorlage mit qualifizierten Fachkräften sei. des Zweiten Nationalen Bildungsberichts durch die Kultusminister der Länder und deklarierte Aktuell offenbart der Blick in die Statistik ein damit gleichsam den Ausbau des Bildungssek- anderes Bild. Noch im Jahr 2008 übersprang tors zur zentralen politischen Aufgabe. Dem besagte Studienanfängerquote erstmals die zugrunde liegt ein gewachsener Problemdruck, 40-Prozent-Marke und wuchs fortan bis 2012 ausgelöst zuvorderst durch das Spannungs- auf rund 55 Prozent an. Verantwortlich hierfür verhältnis zwischen nationaler demografischer sind laut dem Vierten Nationalen Bildungsbe- Entwicklung und sich international zuspitzen- richt (2012) neben der allgemein steigenden den ökonomischen Verteilungskämpfen. In der Bildungsbeteiligung vor allem vorübergehende Bewertung der Ausgangslage herrscht Konsens Faktoren wie die aus der G8-Reform resultie- auf breiter gesellschaftlicher Ebene: Aufgrund renden doppelten Abiturjahrgänge und die seit der Überalterung wird sich Deutschland in den 2011 vollzogene Aussetzung von Wehrpflicht kommenden Jahrzehnten nur auf Basis erheb- und Zivildienst. In der Konsequenz übertrifft licher Anpassungen am globalisierten Markt der Zuwachs an Neueinschreibungen 2011 (+ behaupten können, was die konsequente Aus- 517.000 Studierende) und 2012 (+ 493.000 Stu- schöpfung der Potenziale des Bildungssektors dierende) die bereits positive Entwicklung der unabdingbar macht. Vorjahre nochmals beträchtlich. Zum Vergleich: Die Summe der in beiden Jahren registrierten Analog dazu geht aus dem Bildungsbericht des Immatrikulationen beträgt 1,01 Millionen und Jahres 2008 hervor, die Bundesrepublik habe liegt damit um rund 180.000 Ersteinschreibun- im internationalen Vergleich (noch immer) zu gen oberhalb der diesbezüglichen Addition für wenige Studierende: So lag die Studienanfän- die Jahre 2008 (+ 397.000 Studierende) und 2009 gerquote für den Altersjahrgang 2007 mit knapp (+ 424.000 Studierende). Die nachfolgende Ta- 37 Prozent unterhalb der politischen Zielmar- belle verdeutlicht den Zeitverlauf seit 2000. 2 Nationaler Bildungsbericht – Merkel ruft „Bildungsrepublik“ aus (12. Juni 2008), in: Frankfurter Allgemeine Zei- tung online. 3 Autorengruppe Bildungsberichterstattung (Hrsg.): Bildung in Deutschland 2008 – Ein indikatorengestützter Be- richt mit einer Analyse zu Übergängen im Anschluss an den Sekundarbereich I, Bielefeld 2008, S. 7. 4 Autorengruppe Bildungsberichterstattung (Hrsg.): Bildung in Deutschland 2012 – Ein indikatorengestützter Be- richt mit einer Analyse zur kulturellen Bildung im Lebenslauf, Bielefeld 2012, S. 8 und S. 128. 6 Fachkraft 2020
TABELLE 1: NEUEINSCHREIBUNGEN IN DEUTSCHLAND VON 2000 BIS 20125 JAHR STUDIENANFÄNGER VERÄNDERUNG ABSOLUT STUDIENANFÄNGERQUOTE 2000 314.956 --- 33,5 % 2001 344.830 29.874 36,1 % 2002 358.946 14.116 37,1 % 2003 377.504 18.558 38,9 % 2004 358.870 -18.634 37,1 % 2005 356.076 -2.794 37,0 % 2006 344.967 -11.109 35,7 % 2007 361.459 16.492 37,1 % 2008 396.800 35.341 40,3 % 2009 424.273 27.473 43,0 % 2010 444.719 20.446 45,2 % 2011 518.748 72.171 54,0 % 2012 492.674 -26.074 54,7 % Auch die Gesamtzahl der Studierenden bleibt lionen gelegen. Damit ergibt sich für die Zeit hiervon nicht unbetroffen. Laut dem Statisti- zwischen beiden angeführten Bildungsberich- schen Bundesamt sind in Deutschland zum ten eine völlig veränderte Problemlage: Stand Wintersemester 2012/13 rund 2,5 Millionen Stu- zunächst der schiere Mangel an Studenten im dentinnen und Studenten immatrikuliert. Dies Fokus der Bildungspolitik, ist es nun die Be- entspricht gegenüber 2,025 Millionen Einschrei- wältigung der erheblich gestiegenen Zahl von bungen zum WS 2008/09 einer Steigerung von Studienanfängern. Diese Umkehr der Situation 475.000 Personen (+19 %). Zuvor hatte die Zahl wirkt umso schlagender, wenn man sich vor der Studierenden in Deutschland ab dem WS Augen führt, dass zwischen beiden Szenarien 2003/04 annähernd konstant bei etwa 2 Mil- lediglich vier Jahre liegen. 5 Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Bildung und Kultur – Schnellmeldungsergebnisse der Hochschulstatistik zu Studierenden und Studienanfänger/-innen (Wintersemester 2012/2013), Wiesbaden 2011, S. 11. 6 Autorengruppe Bildungsberichterstattung (Hrsg.): Bildung in Deutschland 2012, S. 124. Einleitung 7
DIAGRAMM 1: GESAMTZAHL DER STUDIERENDEN IN DEUTSCHLAND (WS 02/03 BIS WS 11/12)7 in Millionen 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 /11 /12 /04 /05 /06 /07 /08 /09 /10 /12 10 11 03 04 05 06 07 08 09 11 WS WS WS WS WS WS WS WS WS WS In der Summe machen die vorangegangenen im Handelsblatt offen auf Fehlkalkulationen Ausführungen deutlich, welch unmittelbaren im Hochschulwesen hin: „Für 2013 hatten wir und erheblichen Einfluss die Reformpolitik der 420.000 Anfänger erwartet, stattdessen waren letzten Jahre auf die Partizipation junger Men- es 2011 bereits 520.000“8. Im Zuge des aktu- schen an universitären Bildungsmöglichkeiten ellen Ansturms seien erhebliche finanzielle genommen hat. So weist Horst Hippler, Präsi- Nachbesserungen zur Schaffung bedarfsgerech- dent der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), ter Studienplätze unumgänglich. Die Rede ist 7 Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Bildung und Kultur, S. 11. 8 „Die Wirtschaft braucht Persönlichkeiten“ – Interview mit HRK-Präsident Horst Hippler (29. Juli 2012), in: Handelsblatt online. 8 Fachkraft 2020
von fünf bis sieben Milliarden Euro bis 2017/18. Als präferierte Wohnform der befragten Studie- SPIEGEL Online zufolge erwartet die HRK bis renden liegen nahezu paritätisch in Front die 2020 inzwischen 750.000 mehr Studienanfänger, „Wohngemeinschaft“ (33,3 %) und die „eigene als dies in einer Prognose aus dem Jahr 2009 Wohnung“ (32,5 %). Bei „Eltern oder Verwand- avisiert worden war.9 An dieser Stelle zeigt sich ten“ leben rund 18 Prozent der Befragten, es die Berechtigung der eingangs aufgeworfenen folgt mit 12 Prozent das Studentenwohnheim. Frage nach der Notwendigkeit von Datenaktu- 3,6 Prozent gaben als Wohnform „zur Untermie- alität im Hochschulwesen. Hieraus bezieht die te bei Privatleuten“ an. geplante Studienreihe einen erheblichen Teil Die Angaben zum Familienstand sind wie folgt: ihrer Relevanz. 3,5 Prozent der Befragten sind verheiratet, 51,8 Prozent leben in einer festen Partnerschaft, die restlichen 44,7 Prozent befinden sich nicht in Aus den zurückliegenden Reformen im Bil- einer (festen) Beziehung. Entsprechend hoch dungsbereich resultierten binnen weniger Jahre ist (noch) die Kinderlosigkeit, sie gilt für 97,4 umfangreiche statistische Veränderungen. Der Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. seitens der Bildungspolitik ursprünglich diag- 14,5 Prozent gaben an, einen Migrationshinter- nostizierte Mangel an Hochschülern ist einem grund zu haben (heißt: mindestens ein Eltern- gleichsam problematischen Ansturm von Stu- teil ohne deutschen Pass). Außerdem handelt dierenden gewichen. es sich bei 28,8 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer um BAföG-Empfänger. Die größte Gruppe der im Rahmen dieser Erhe- 1.2 BASISDATEN ZU DEN BEFRAGTEN bung Befragten kommt aus Nordrhein-Westfa- 56 Prozent der Rücksendungen entfallen auf len (21,8 %), gefolgt von Bayern (15,8 %). Am weibliche Teilnehmer, 44 Prozent auf männli- geringsten war die Teilnahme in Bremen (1,1 %) che. Das Durchschnittsalter der Befragten liegt und dem Saarland (0,6 %). Bezogen auf die Par- bei 23,7 Jahren. Als Mindestalter wurden 17 Jah- tizipation in einzelnen Städten dominieren die re, als Maximalalter 40 Jahre registriert. Rund Metropolen: Spitzenreiter ist Berlin mit fast 12 80 Prozent gaben an, die Studienberechtigung Prozent der zurückgesendeten Fragebögen. Es über die allgemeine Hochschulreife erworben folgen München (7,1 %), Köln (5,6 %), Hamburg zu haben, weitere 12 Prozent über die Fach- (5 %) und Frankfurt am Main (3,5 %). hochschulreife. 9 HRK warnt vor Studentenansturm (24. Juli 2012), in: SPIEGEL Online. Einleitung 9
1.3 METHODISCHES VORGEHEN Repräsentativität und Rücklaufquote Zum Zweck der Datenerhebung bediente sich Die vorliegende Erhebung ist zunächst reprä- die STUDITEMPS GmbH im September 2012 erst- sentativ für das hauseigene Netzwerk der mals des hauseigenen Netzwerks mit bundes- STUDITEMPS GmbH, abzulesen beispielsweise weit rund 280.000 online registrierten Studie- an der hohen Übereinstimmung der Variablen renden. Eingeleitet wurde die Befragung durch Geschlechterverteilung, Belegung von Studien- einen 5.000 Kontakte und fünf aufeinander fol- fächern und angestrebter Abschlussart. Darü- gende Tage umfassenden Test, durch den neben ber hinaus konnten statistische Parallelen zur der (1) inhaltlichen Akzeptanz der Befragung Gesamtheit der Hochschülerinnen und Hoch- durch die Zielgruppe selbst der (2) bestmögli- schüler in Deutschland nachgewiesen werden, che Zeitpunkt für den bevorstehenden Versand beispielsweise mit Bezug zu studentischen Ne- der Hauptuntersuchung geprüft werden sollte. benjobs. So gaben im Rahmen der vorliegenden Anhand der hieraus gewonnenen Erkenntnisse Erhebung rund 82 Prozent der Befragten an, fand die Haupterhebung am 09. Oktober 2012 (irgendwann) schon einmal in einem Neben- mithilfe der online-basierten Zusendung des job gearbeitet zu haben, 18 Prozent vernein- Fragebogens an insgesamt 170.000 Studierende ten dies. Ähnliche Befunde zeigten sich in der statt. Am 16. Oktober, exakt eine Woche später, Sozialerhebung des Studentenwerks aus dem wurde einmalig eine Erinnerungs-Mail versen- Jahr 2009. det. Zudem deutet die Registrierung im Netzwerk von STUDITEMPS nicht zwingend auf eine akute Fragebogen Jobsuche seitens der Studierenden hin. Denn Die 60 Fragen umfassende Erhebung entstand vielmehr handelt es sich hierbei um eine Platt- in Kooperation mit dem Fachbereich Education form, die für Studierende mit allgemeinem Economics der Maastricht University. Rund 65 Interesse am Themenfeld Studium und Arbeit Prozent der Fragen waren durch einzelne Klicks von hohem Interesse ist. Dies zeigt sich unter zu beantworten, weitere 35 Prozent bedurften anderem in der Vermittlungsstruktur des Unter- der händischen Eingabe in Textfelder. Inhaltlich nehmens, die primär auf die telefonische oder fokussierte sich der Fragebogen auf sechs Be- online-basierte Rückmeldung an registrierte standteile: Studierende im Falle passender Jobangebote abzielt. Heißt: Eine Reduzierung der Stichpro- » Allgemeine Fragen zum Studium be dieser Erhebung auf Studierende mit aus- » Zeiteinteilung und Finanzierung schließlich aktuellem Jobbedarf ist mit hoher » Arbeiten neben dem Studium Wahrscheinlichkeit nicht gegeben. » Erwartungen an den Jobeinstieg Der Rücklauf dieser Befragung lässt sich bis zum Erhebungsende am 27. Oktober 2012 auf » Auslandsaufenthalt etwa 7,3 Prozent beziffern. Anders ausgedrückt: » Persönliche Angaben Von insgesamt 170.000 angeschriebenen Perso- nen kamen 12.412 korrekt ausgefüllte Frage- bögen retour. Rund 50 Prozent der Befragten bestätigten zudem unmittelbares Interesse, an einer Fortführung der Untersuchung im Folge- semester erneut teilnehmen zu wollen. 10 Fachkraft 2020
2. ERGEBNISSE In diesem Bereich werden die Ergebnisse der 1. Wirtschaftswissenschaften (19,3 %) vorliegenden Erhebung für die drei Hauptkate- 2. Ingenieurwissenschaften (14,9 %) gorien (1) Studium, (2) Jobsituation, (3) Zeitma- 3. Sozial- und Geisteswissenschaften (13,2 %) nagement dargestellt und punktuell analysiert. 4. Sprach- und Kulturwissenschaften (10,2 %) 2.1 STUDIUM Die im Studium eingeschlagenen Fachrichtun- Dies sind zugleich die einzigen Fachrichtungen gen sind ein wesentlicher Indikator für die im zweistelligen Prozentbereich. Schlusslichter zeitversetzte Verfügbarkeit von Absolventen sind Psychologie (2,4 %) und Mathematik (2,1 am Arbeitsmarkt in den jeweiligen Branchen. %). Zudem gaben 26 Prozent der Studierenden Vor dem Hintergrund des drohenden Fachkräf- an, ein Zweitfach belegt zu haben. Prozentual temangels ist anzunehmen, dass gerade die- sind hier im Spitzenbereich Parallelen zur zuvor jenigen Berufszweige mit drohenden oder sich dargestellten Wahl der Hauptfächer erkennbar – bereits konkret abzeichnenden Engpässen ein jedoch in abgeänderter Reihenfolge: steigendes Interesse an statistischen Befunden 1. Sprach- und Kulturwissenschaften (22 %) zur Beliebtheit einzelner Studiengänge mitbrin- 2. Sozial- und Geisteswissenschaften (20,6 %) gen dürften. 3. Wirtschaftswissenschaften (15,1 %) 2.1.1 FÄCHERBELEGUNG ALLGEMEIN Einleitend gaben 90 Prozent der Studierenden Dagegen fallen die Ingenieurwissenschaften an, auch im anschließenden Wintersemester bei der Wahl des Zweitfachs deutlich ab, sie 2012/13 an derselben Hochschule verbleiben zu kommen lediglich auf 4,3 Prozent. Legt man wollen, Wechselabsicht bekundeten 5,1 Prozent im Vergleich dazu die im Zuge des drohenden der Befragten. Die übrigen 4,9 Prozent gaben Fachkräftemangels als richtungsweisend klassi- an, das Studium im Sommersemester 2012 be- fizierten MINT-Fächer10 als Maßstab an, ergibt enden zu wollen. Fast 60 Prozent der Teilneh- sich folgendes Bild: Insgesamt belegte im Som- menden verteilten sich zum Zeitpunkt der Be- mersemester 2012 fast jeder dritte Befragte im fragung auf vier Studiengänge. Dabei handelt Hauptfach einen diesem Bereich zugehörigen es sich um: Studiengang. Rund die Hälfte davon entfällt auf die Ingenieurwissenschaften (14,9 %), gefolgt 10 MINT = Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik Ergebnisse 11
von Naturwissenschaften (8,7 %), Informatik Studienfach die Naturwissenschaften mit 5,7 (5,6 %) und Mathematik (2,1 %). Im Nebenfach Prozent, der Minimalwert lässt sich für Mathe- haben fast 20 Prozent der Befragten einen die- matik festhalten (3,8 %). ser Studiengänge belegt, wobei hier die prozen- tuale Aufteilung laut Tabelle 2 deutlich homo- gener ist. Zum Vergleich: Den Maximalwert im MINT-Bereich erreichen mit Blick auf das zweite TABELLE 2: PROZENTUALE FÄCHERBELEGUNG IM HAUPT- UND NEBENFACH FACHRICHTUNG HAUPTFACH 2. FACH WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN 19.4 % 15.1 % INGENIEURWISSENSCHAFTEN 14.9 % 4.3 % SOZIAL- UND GEISTESWISSENSCHAFTEN 13.2 % 20.6 % SPRACH- UND KULTURWISSENSCHAFTEN 10.2 % 22.6 % NATURWISSENSCHAFTEN 8.7 % 5.7 % ERZIEHUNGSWISSENSCHAFTEN 5.6 % 6.5 % INFORMATIK 5.6 % 5.6 % MEDIEN UND KOMMUNIKATIONSWISSENSCHAFTEN 5.0 % 4.8 % MEDIZIN / GESUNDHEITSWISSENSCHAFTEN 4.9 % 1.0 % RECHTSWISSENSCHAFT, JURA 4.9 % 2.8 % KUNST / MUSIK 3.2 % 4.2 % PSYCHOLOGIE 2.4 % 3.6 % MATHEMATIK 2.1 % 3.8 % 12 Fachkraft 2020
2.1.2 FÄCHERBELEGUNG NACH GE- fragten belegt wurden, auf weiblicher Seite hin- SCHLECHT gegen lediglich von 7,5 Prozent. Damit liegt in Der Vergleich nach Geschlecht offenbart für die diesem Fall ein Verhältnis von annähernd 4:1 Belegung im Hauptfach eine Reihe nennens- vor – und damit ein höherer Wert als bei der werter Unterschiede, die analog zu weiteren zuvor dargestellten Fächerdominanz auf weib- wissenschaftlichen Befunden die Tendenz einer licher Seite. Selbiges gilt für den Bereich Infor- sich an klassischen Bildungsmustern orientie- matik, in dem auf männlicher Seite 9,1 Prozent renden Wahl von Studienrichtung und Berufs- rund 2,5 Prozent weiblichen Studierenden ge- ziel erkennen lassen.11 genüberstehen. In zwei weiteren MINT-Fächern ist ein vergleichbares Ungleichgewicht nicht So überwiegt bei Frauen im Vergleich zu Männern bzw. weniger stark ausgeprägt – Mathematik im Sommersemester 2012 die Fachbelegung in und Naturwissenschaften. Während im Fachbe- den Bereichen Sprach- und Kulturwissenschaf- reich Mathematik nur von einer eingeschränk- ten (14 % vs. 5.1 %), Erziehungswissenschaften ten männlichen Dominanz gesprochen werden (7.6 % vs. 2.7 %) und Psychologie (3 % vs. 1 kann (2,6 % vs. 1,9 %), gibt es im Bereich der %) – allesamt im Verhältnis von annähernd 3:1. Naturwissenschaften sogar ein leichtes Überge- Hinzu kommen bei abgeschwächter Ungleich- wicht auf weiblicher Seite (9 % vs. 9,1 %).13 heit die Sozial- und Geisteswissenschaften (14.8 Reduziert man die Perspektive in der Analyse % vs. 10.7 %) oder beispielsweise Kunst/Musik auf die kumuliert männliche und weibliche Par- (3.9 % vs. 2,4 %). Diese Disparität bestätigt die tizipation an Fächern aus dem MINT-Bereich, vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales lassen sich folgende Erkenntnisse festhalten: (BAS) festgestellte ungleiche Geschlechterver- Insgesamt waren im Sommersemester 2012 teilung im MINT-Bereich12 und weist vor dem über 47 Prozent der männlichen Studierenden Hintergrund des drohenden Fachkräftemangels in den Fächern Mathematik, Informatik, Natur- auf ein grundlegendes bildungspolitisches Pro- wissenschaften und Ingenieurwissenschaften blem hin. Besonders ausgeprägt ist die Abwei- eingeschrieben. Demgegenüber stehen auf chung im Bereich der Ingenieurwissenschaften, weiblicher Seite lediglich 20 Prozent, mehr- die zum Sommersemester 2012 auf männlicher heitlich im Bereich der Naturwissenschaften. Seite im Hauptfach von 26,7 Prozent der Be- Auf männlicher Seite überwiegen, wie bereits 11 Europäische Kommission (Hrsg.): Traditionelle Rollenbilder bestimmen weiterhin Bildungserfolg (07. Juni 2010): „Viele junge Männer und Frauen entscheiden sich noch immer für Berufe, die traditionelle Geschlech- terrollen widerspiegeln. [...] Auch in Deutschland folgt die Studienfachwahl oft traditionellen Mustern: der Anteil der weiblichen Hochschulabsolventen im Bereich Gesundheit und Soziales betrug 2007 fast 75 Prozent [...], im Ingenieur- und Bauwesen jedoch nur knapp 18 Prozent [...].“ 12 Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Hrsg.): Fachkräftesicherung – Ziele und Maßnahmen der Bun- desregierung, Berlin 2011, S. 22. 13 Ob und inwiefern dies auf eine sozusagen intern naturwissenschaftliche Ungleichverteilung in den Berei- chen Physik, Chemie und Biologie zurückzuführen ist, wird an dieser Stelle nicht näher erörtert. Ergebnisse 13
erwähnt, die ingenieurwissenschaftlichen Stu- Die Liste der am häufigsten belegten Stu- diengänge. diengänge führen (1) Wirtschaftswissen- Im Gegensatz zu den MINT-Fächern haben wirt- schaften, (2) Ingenieurwissenschaften, (3) schaftswissenschaftliche Studiengänge für bei- Sozial- und Geisteswissenschaften sowie (4) de Geschlechter eine hohe Relevanz. Sie domi- Sprach- und Kulturwissenschaften an. Die nieren auf weiblicher Seite mit 18,6 Prozent der geschlechtlichen Unterschiede bei der Fä- Teilnehmerinnen, wohingegen sie auf männli- cherbelegung lassen in Summe Tendenzen cher Seite gleich hinter den Ingenieurwissen- einer Orientierung an traditionellen Rollen- schaften rangieren (20,5 %). Der Blick auf die mustern erkennen. geschlechtsbezogene Belegung in den Neben- fächern offenbart ein den zuvor dargestellten Ergebnissen vergleichbares Gesamtbild und soll daher an dieser Stelle nicht vertieft werden. TABELLE 3: PROZENTUALE FÄCHERBELEGUNG IM HAUPTFACH NACH GE- SCHLECHT HAUPTFACH MÄNNLICH WEIBLICH ERZIEHUNGSWISSENSCHAFTEN 2.7 % 7.6 % INFORMATIK 9.1 % 2.5 % INGENIEURWISSENSCHAFTEN 26.7 % 7.5 % KUNST / MUSIK 2.4 % 3.9 % MATHEMATIK 2.6 % 1.9 % MEDIEN UND KOMMUNIKATIONSWISSENSCHAFTEN 3.5 % 5.9 % MEDIZIN / GESUNDHEITSWISSENSCHAFTEN 3.1 % 6.0 % NATURWISSENSCHAFTEN 9.0 % 9.1 % PSYCHOLOGIE 0.9 % 3.0 % RECHTSWISSENSCHAFT, JURA 3.8 % 5.4 % SOZIAL- UND GEISTESWISSENSCHAFTEN 10.7 % 14.8 % SPRACH- UND KULTURWISSENSCHAFTEN 5.1 % 14.0 % WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN 20.5 % 18.6 % 14 Fachkraft 2020
2.1.3 ERWORBENE UND ANGESTREB- schrittweise vollzogenen Ablösung der tradi- TE ABSCHLÜSSE tionellen Studiengänge Diplom und Magister Das Durchschnittsalter der Teilnehmerinnen durch die international vergleichbaren Grade und Teilnehmer dieser Erhebung liegt bei 23,7 Bachelor und Master. Jahren, folglich verfügen rund zwei Drittel der Mit Blick auf die vorliegende Erhebung dient Befragten noch über keinen universitären Ab- dies zugleich als Begründung für die gewachse- schluss. Spitzenreiter der bereits erworbenen ne Marginalisierung von Diplom und Magister akademischen Grade ist der bundesweit inzwi- bei der Frage nach dem nächsten angestrebten schen flächendeckend eingeführte Bachelor mit Abschluss. Lediglich 4 Prozent der Befragten ga- 18,4 Prozent. Es folgen mit Abstand Diplom (2,1 ben hier das Diplom an, 1,5 Prozent das Magis- %), Staatsexamen (1,8 %) und Master (1,5 %). ter-Studium. Von höherer Relevanz ist hingegen Bezogen auf die Teilnehmerinnen und Teilneh- das traditionelle Staatsexamen, das von rund mer der vorliegenden Erhebung dürfte sich 11 Prozent der Befragten angestrebt wird.15 Auf der Prozentsatz derjenigen Studierenden ohne dem Weg zum Master befinden sich dagegen 16 bisherigen Abschluss angesichts der durch- Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. schnittlich absolvierten Semesterzahl von 5,1 innerhalb der kommenden 12 Monate deutlich Die Frage nach dem höchsten angestrebten Ab- reduzieren. Denn 62 Prozent der Befragten stre- schluss verdeutlicht, dass das Bachelor-Studi- ben als nächsten akademischen Grad den Ba- um (9,5 %) mehrheitlich als Durchgangsstati- chelor an, dessen Regelstudienzeit von sechs on zu Master (56 %) und Promotion (12,1 %) Semestern laut einer Untersuchung des Sta- gesehen wird. Das Staatsexamen folgt mit 8,8 tistischen Bundesamtes im Prüfjahr 2010 von Prozent, Diplom und Magister stehen dagegen wiederum 60 Prozent der Studierenden einge- mit 3,5 und 1,6 Prozent am Ende der statis- halten wurde14. tischen Erfassung. Überdies beantworteten 4,8 Prozent der Studierenden die Frage nach dem Gleichzeitig stellt dies den Höchstwert aller höchsten angestrebten Grad mit der Option durch die Wiesbadener Behörde verglichenen „kein Abschluss“. Ob dies tendenziell auf un- Abschlüsse dar. Der Master-Studiengang folgt überwindbare Schwierigkeiten bei der Bewälti- hier mit 48 Prozent und rangiert damit ebenfalls gung der universitären Agenda oder aber das deutlich vor dem traditionellen Diplom, das le- Vorhandensein einer Art „Plan B“ für das indivi- diglich 20 Prozent der Prüflinge in der Regel- duelle berufliche Fortkommen zurückzuführen studienzeit beendeten. Dies kommt zunächst ist, bleibt im Rahmen dieser Erhebung unbe- einer Bestätigung der bildungspolitischen Ziel- antwortet. Dies soll durch eine weitere Option setzung gleich, die mit dem Bologna-Beschluss „noch nicht sicher“ im Verlauf der kommenden erfolgte: die frühzeitigere Verfügbarkeit jun- Befragungen präzisiert werden. ger Absolventen am Arbeitsmarkt anhand der Das Gros der Befragten hat noch keinen Abschluss und strebt zunächst den Bachelor an. Als finalen Schritt der akademischen Ausbildung favorisiert die Mehrheit den Master. Das bedeutet folglich: Der Bachelor wird seitens der Studierenden mit lediglich eingeschränkter Akzeptanz als vollwerti- ger Abschluss wahrgenommen. 14 Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Pressemitteilung 174/12: 2010 – 39% aller Hochschulabschlüsse in der Re- gelstudienzeit erworben, Wiesbaden 2012. 15 Bundesministerium für Bildung und Forschung: Die Umsetzung der Bologna-Reformen in Deutschland (08. August.2012). Ergebnisse 15
TABELLE 4: PROZENTUALER VERGLEICH DER ABSCHLUSSARTEN (STATUS QUO UND PERSPEKTIVE) BEREITS ANGESTREBT ANGESTREBT ERWORBEN NÄCHSTER HÖCHSTER BACHELOR 18.4 % 62.0 % 9.5 % DIPLOM 2.1 % 4.0 % 3.5 % MAGISTER 0.5 % 1.5 % 1.6 % MASTER 1.5 % 16.0 % 55.9 % PROMOTION 0.1 % 1.1 % 14.1 % STAATSEXAMEN 1.8 % 11.0 % 8.8 % ANDERER ABSCHLUSS 11.0 % 0.9 % 1.8 % KEIN ABSCHLUSS 64.6 % 3.4 % 4.8 % 2.1.4 SELBSTEINSCHÄTZUNG DER gegebenen Zeitpunkt nicht an eine perspekti- BERUFLICHEN PERSPEKTIVE venreiche berufliche Zukunft glauben, wobei 4 Ungeachtet der wirtschaftlichen Probleme in Prozent dieser Gruppe die pessimistischste Ka- Teilen des Euro-Raumes und den damit ver- tegorie „stimme nicht zu“ wählten. bundenen Gefahren für die deutsche Wirtschaft16 Der Blick auf einzelne Studiengänge verdeut- werden die Jobchancen im Anschluss an den licht jedoch, wie unterschiedlich die Jobchan- akademischen Abschluss von den Studierenden cen je nach Fachrichtung gesehen werden. mehrheitlich positiv gesehen. So stimmte der Die Befragten aus dem Bereich Medizin / Ge- Aussage „Meine Jobchancen nach dem Studium sundheitswissenschaften blicken hier am opti- sind gut“ etwa ein Viertel der Befragten zu17, mistischsten in die Zukunft: Rund 55 Prozent weitere 38 Prozent schränkten mit „stimme beurteilten die Aussage in uneingeschränkter eher zu“ lediglich punktuell ein. Damit gehen Form mit „stimme zu“. Daneben ließen sich rund 63 Prozent der Teilnehmenden von einem auch für Ingenieurwissenschaften (41,7 %), tendenziell unproblematischen Übergang in das Mathematik (41,3 %) und Informatik (39,9 %) spätere Berufsleben aus. Dem stehen lediglich weit überdurchschnittlich positive Jobaussich- 14 Prozent der Befragten gegenüber, die zum ten erfassen. Erheblich pessimistischer sehen 16 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (Hrsg.): Schlaglichter der Wirtschaftspolitik – Monats- bericht November 2012, Berlin 2012, S. 32: Der Bericht sieht die Eurozone am Rande einer leichten Rezessi- on. Zwar sei die deutsche Wirtschaft weiterhin robust, allerdings habe sich die Stimmung bei den Unterneh- men verschlechtert. Weiterhin werden „erhebliche Abwärtsrisiken für die Konjunktur“ festgestellt. 17 Zur Auswahl standen: (1) Stimme nicht zu, (2) Stimme eher nicht zu, (3) Neutral, (4) Stimme eher zu, (5) Stimme zu. 16 Fachkraft 2020
dagegen angehende Absolventinnen und Ab- im Verlauf der Folgestudien näher analysiert solventen im Bereich der Sprach- und Kultur- werden. wissenschaften den bevorstehenden Übergang Die nachfolgende Tabelle fasst die positive in den Beruf, hier stimmten lediglich 11 Pro- Selbsteinschätzung der Befragten zusammen. zent der Aussage „Meine Jobchancen nach dem Es zeigt sich, dass auch in der Summe der Studium sind gut“ voll und ganz zu. Ähnlich beiden Antwortmöglichkeiten „stimme eher niedrige Werte ließen sich für Studierende in zu“ und „stimme zu“ die Befragten aus dem den Sozial- und Geisteswissenschaften (11,4 Bereich Medizin den Spitzenplatz belegen, ge- %), dem Bereich Kunst / Musik (14,2 %) oder folgt von den MINT-Fächern Mathematik, Inge- rechtswissenschaftlichen Studiengängen (16,2 nieurwissenschaften und Informatik. Kunst / %) festhalten. Musik sowie Sprach- und Kulturwissenschaften schneiden in der Addition am schlechtesten ab. Vergleicht man die Selbsteinschätzung der Job- chancen männlicher und weiblicher Studieren- der, sind ebenfalls deutliche Unterschiede fest- stellbar: 33 Prozent der männlichen Befragten sehen dem Jobeinstieg uneingeschränkt positiv entgegen, auf weiblicher Seite sind es lediglich 20 Prozent. Dieser signifikante Unterschied soll TABELLE 5: PROZENTUALE SELBSTBEINSCHÄTZUNG ZUR AUSSAGE „MEINE JOBCHANCEN NACH DEM STUDIUM SIND GUT“ STIMME EHER ZU STIMME ZU GESAMT MEDIZIN 29.0 % 55.4 % 84.4 % MATHEMATIK 37.8 % 41.3 % 79.1 % INGENIEURWISSENSCHAFTEN 36.45 % 41.7 % 78.3 % INFORMATIK 37.0 % 39.9 % 76.9 % PSYCHOLOGIE 45.0 % 27.0 % 72.0 % WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN 45.1 % 24.4 % 69.5 % ERZIEHUNGSWISSENSCHAFTEN 43.6 % 23.6 % 67.2 % NATURWISSENSCHAFTEN 37.9 % 24.8 % 62.8 % RECHTSWISSENSCHAFT, JURA 44.5 % 16.2 % 60.7 % MEDIENWISSENSCHAFTEN 37.8 % 16.7 % 54.5 % SOZIAL- UND GEISTESWISSENSCHAFTEN 35.4 % 11.4 % 46.9 % KUNST / MUSIK 29.7 % 14.2 % 43.9 % SPRACH- UND KULTURWISSENSCHAFTEN 30.8 % 11.0 % 41.9 % Ergebnisse 17
Die insgesamt positive Wahrnehmung der in- Männliche Studierende sehen dem Jobeinstieg dividuellen Berufschancen ist dabei nicht nur optimistischer entgegen als weibliche. Bezogen an die Fächerwahl, sondern auch an bereits auf die einzelnen Fächer überwiegt eine posi- gemachte Joberfahrungen geknüpft. Rund 41 tive Selbstwahrnehmung bei (1) Medizin, (2) Prozent der Befragten sehen in der richtigen Mathematik, (3) Ingenieurwissenschaften und Wahl des Nebenjobs einen Vorteil für den spä- (4) Informatik. teren Berufseinstieg. Gestützt wird dies durch die Frage nach der individuellen Motivation für 2.1.5 ANGESTREBTER BERUFLICHER einen Job neben dem Studium. Hier stimmten STATUS der Aussage „...um praktische Erfahrungen und Weniger konkret konnte hingegen die Frage Kontakte zu sammeln“ über 50 Prozent der Be- nach dem angestrebten beruflichen Status im fragten zu, lediglich 27 Prozent beantworteten Anschluss an das Studium beantwortet wer- diese Aussage mit „nein“. den. Die meisten Stimmen (37,2 %) entfielen hier auf die Option „noch nicht sicher“, was Dennoch wird der Nebenjob über den akade- ursächlich auf das recht frühe akademische mischen Abschluss hinaus mehrheitlich nicht Stadium zurückzuführen sein dürfte, in dem als beruflich vertiefenswert bzw. ausbaubar sich die Befragten zum Zeitpunkt der Erhebung angesehen: Der Aussage „Mein Nebenjob ist mehrheitlich befanden (= rund 65 Prozent noch für mich später auch in Vollzeit vorstellbar“ ohne Abschluss, vgl. Tabelle 4). Dagegen ist ein stimmten lediglich 6,4 Prozent uneingeschränkt Beruf im Angestelltenverhältnis für 29,7 Prozent zu. Weitere 8,3 Prozent entschieden sich für die fest avisiert, gefolgt von der Beamtenlaufbahn Option „stimme eher zu“ (14,7 % gesamt). Im (12,6 %) und dem Status Unternehmer(in), wo- Vergleich dazu gaben in Summe der Antwortop- für sich im Rahmen dieser Befragung 11,8 Pro- tionen „stimme nicht zu“ und „stimme eher zent entschieden. Eine freiberufliche Tätigkeit nicht zu“ 65 Prozent an, der Aussage nicht zu- wird von lediglich 8,7 Prozent der Befragten stimmen zu können (vgl. dazu Kapitel 2.2.2). angestrebt. 18 Fachkraft 2020
2.1.6 BEREITSCHAFT ZU TRANSNATI- zahl – die durch Zuwanderung ja nur begrenzt ONALER ARBEITSMIGRATION kompensiert werden kann – das ökonomische Für die ökonomische Leistungsfähigkeit Wachstum insgesamt absinken werde; manche Deutschlands ist die viel zitierte Frage nach den vermuten, dass mit dem zunehmenden Alter Fach- und Führungskräften in den kommenden der Erwerbstätigen die Dynamik, die Innovati- Dekaden von elementarer Bedeutung. Eine Spe- onsfähigkeit der Wirtschaft leiden werde – sehr zifizierung hierzu liefert Daniela Kolodziej: zum Nachteil Deutschlands im internationalen Wettbewerb mit Ländern, die weniger stark al- „Ein Fachkräftemangel […] in Deutschland lässt tern oder schrumpfen.“ 19 sich bereits heute […] ablesen, allerdings kann er nicht immer wissenschaftlich präzise für die Wesentlicher bildungspolitischer Eckpfeiler zur einzelnen Berufsfelder beschrieben werden. […] Eindämmung dieser Problematik ist die opti- Es deutet jedoch vieles darauf hin, dass sich in mierte universitäre Ausbildung inländischer den kommenden Jahren ein Fachkräftemangel Potenziale, was den Verbleib derselben über im mittleren und hohen Qualifikationsniveau das Studium hinaus jedoch zwingend voraus- einstellen kann, wenn nicht mit verschiede- setzt. Umso problematischer erweist sich in nen Maßnahmen einer solchen Entwicklung diesem Zusammenhang die bei Studierenden entgegengewirkt wird. […] So sollen einerseits in Deutschland festzustellende Bereitschaft, im die Potentiale der vorhandenen inländischen Anschluss an den akademischen Abschluss im Arbeitskräfte stärker ausgeschöpft und ande- Ausland zu arbeiten. Für etwa 80 Prozent der rerseits bürokratische Hürden für die Zuwande- Befragten stellt dies eine ernstzunehmende Op- rung qualifizierter Fachkräfte aus dem Ausland tion dar. Gestützt wird diese hohe Bereitschaft abgebaut werden.“18 zu transnationaler Arbeitsmigration durch ein Gutachten des Sachverständigenrates deut- Dem zugrunde liegt ein gewachsener Prob- scher Stiftungen für Integration und Migration lemdruck, zuvorderst ausgelöst durch das Span- aus dem Jahr 2011, demzufolge auch immer nungsverhältnis zwischen gesellschaftlicher Al- mehr junge Spitzenkräfte mit Migrationshinter- terung und sich zuspitzenden wirtschaftlichen grund (und hier besonders diejenigen, die in Verteilungskämpfen auf internationaler Ebene. Deutschland aufgewachsen sind), die Bundes- Jürgen Kocka schreibt hierzu: republik nach dem Studium dauerhaft verlas- „Mit seriöseren Argumenten sagen Ökonomen sen.20 voraus, dass mit abnehmender Erwerbstätigen- 18 Kolodziej, Daniela: Fachkräftemangel in Deutschland – Statistiken, Studien und Strategien, in: Deutscher Bundestag (Hrsg.), Infobrief WD 6 – 3010-189/11, Berlin 2012, S. 30 f. 19 Kocka, Jürgen: Chancen und Herausforderungen einer alternden Gesellschaft, in: Staudinger, Ursula / Häf- ner, Heinz (Hrsg.): Schriften der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Buch 18): Was ist Alter(n)? Neue Antworten auf eine scheinbar einfache Frage, Berlin/Heidel- berg 2008, hier fehlt die Seitenangabe! 20 Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (Hrsg.): Migrationsland 2011 – Jahresgutachten 2011 mit Migrationsbarometer, Berlin 2012, S. 42: „In der Altersgruppe von 30 bis 35 Jahren wanderten 2009 sowohl ausländische als auch deutsche Staatsangehörige häufiger ab als zu. Damit verlas- sen im Saldo gerade die Personen Deutschland, die für den Arbeitsmarkt am wichtigsten sind: junge Men- schen mit einer qualifizierten Ausbildung und aktueller Berufserfahrung.“ Ergebnisse 19
2.1.7 FREMDSPRACHKENNTNISSE IM tegorie nicht annähernd erreichter Wert. Weite- VERGLEICH re 40 Prozent beurteilten ihre Sprachkenntnisse Wesentliche Voraussetzung für eine berufliche als „gut“, gefolgt von „Grundkenntnissen“ (7,5 Orientierung ins Ausland ist die individuelle %) und „Muttersprachler“ (1,6 %). Lediglich Sprachkompetenz. Selbige wird nachfolgend 0,3 Prozent gaben an, über keinerlei Englisch- dargestellt für: kenntnisse zu verfügen. Setzt man voraus, dass bereits die Kategorie „gute Kenntnisse“ die Er- » Englisch fordernisse einer unproblematischen bzw. zeit- » Französisch nahen sprachlichen Integration im jeweiligen » Spanisch Zielland abdeckt, könnten für das englischspra- » Chinesisch chige Ausland über 90 Prozent der Befragten grundsätzlich von Interesse sein – und umge- » Russisch kehrt. Englisch ist die Welt- und Wirtschaftssprache Die Bereitschaft zu transnationaler Arbeitsmig- Nummer Eins. Rund 1,5 Milliarden Menschen ration ist bei den befragten Studierenden groß beherrschen sie, darunter 375 Millionen Mut- (und problematisch mit Blick auf den sich ab- tersprachler (=25 % der weltweiten Sprecher zeichnenden Mangel an Fachkräften). Die als sind Muttersprachler). Im Rahmen dieser Un- hoch einzustufende Sprachkompetenz im Eng- tersuchung gaben 51,2 Prozent der Befragten lischen ist als wichtiger Indikator für die Prak- an, über fließende Englischkenntnisse zu verfü- tikabilität dieser Migrationsbereitschaft anzuse- gen, ein in allen übrigen Sprachen für diese Ka- hen. DIAGRAMM 2: SELBSTAUSKUNFT ZU ENGLISCHEN SPRACHKENNTNISSEN Muttersprachler Fließend Gut Grundkenntnisse Keine Kenntnisse 20 Fachkraft 2020
Französisch ist die fünftmeist gesprochene gegen gaben 39 Prozent an, im Französischen Sprache der Welt, mit 79 Millionen Mutter- über „keine“ Sprachkenntnisse zu verfügen. sprachlern und 370 Millionen Sprechern gesamt Den in dieser Kategorie alle anderen Sprachen (21 % Muttersprachler). Im Gegensatz zur eng- übertreffenden Spitzenwert erreichte die Frage lischen Sprache wird sie unter den Befragten nach den „Grundkenntnissen“: 43 Prozent ver- dieser Untersuchung von lediglich 4 Prozent orteten sich in dieser Kategorie. fließend gesprochen. Weitere 2,2 Prozent sind Muttersprachler, sodass sich die Summe der Teilnehmer mit perfektem bzw. ausgezeichne- tem Sprachniveau auf 6,2 Prozent beläuft. Da- DIAGRAMM 3: SELBSTAUSKUNFT ZU FRANZÖSISCHEN SPRACHKENNTNISSEN Muttersprachler Fließend Gut Grundkenntnisse Keine Kenntnisse Als viertgrößte Sprache der Welt wird Spanisch über „gute Kenntnisse“ und in Summe ledig- von 330 Millionen Muttersprachlern und ins- lich 3,6 Prozent über perfekte/ausgezeichnete gesamt 420 Millionen Menschen gesprochen Kenntnisse (davon 2,3 % „fließend“ und 1,3 % (79 % Muttersprachler). Dennoch rangiert sie „Muttersprachler“). Perspektivisch deutet sich in der Relevanz der in Deutschland Studieren- für den deutschen Bildungsbereich jedoch eine den etwas hinter dem Französischen, wofür als Relevanz-Erhöhung der spanischen Sprache Begründung zunächst die größere geografische an. So berichtete ZEIT ONLINE im September Entfernung der Bundesrepublik zu Spanien 2012 über sich deutlich erhöhende Zahlen von anzunehmen ist. 26,6 Prozent der Befragten Deutschlernern in Spanien und weiteren südeu- verfügen über „Grundkenntnisse“, 6,7 Prozent ropäischen Staaten, registriert durch das Goe- Ergebnisse 21
the-Institut21. Um 80 Prozent sei die Nachfrage 50 Prozent22, wodurch Arbeits- und Bildungsmi- nach Deutschkursen in Spanien ab 2010 gestie- gration in wirtschaftlich bessergestellte Staaten gen, heißt es in dem Artikel. Hintergrund: Die als individuelle Option im Leben junger Men- Jugendarbeitslosigkeit liegt hier derzeit bei über schen an Gewicht zu gewinnen scheinen. DIAGRAMM 4: SELBSTAUSKUNFT ZU SPANISCHEN SPRACHKENNTNISSEN Muttersprachler Fließend Gut Grundkenntnisse Keine Kenntnisse Russisch ist weltweit gesehen die siebtgrößte nen). Die Zahl der Sprecher beträgt weltweit Sprache. 165 Millionen Muttersprachlern ste- 1,1 Milliarden (= 90 % Muttersprachler). An den hen hier 275 Millionen Sprecher gegenüber (= deutschen Hochschulen spielt Chinesisch ledig- 60 % Muttersprachler). Unter den Befragten be- lich eine untergeordnete Rolle. Trotz der welt- finden sich über 4 Prozent „Muttersprachler“, wirtschaftlich stark gestiegenen Relevanz der in dieser Kategorie der Spitzenwert im Vergleich Sprache verfügen 96,4 Prozent der Teilnehmer aller fünf untersuchten Sprachen. Weitere 1,6 über „keine“ Sprachkenntnisse (Höchstwert al- Prozent gaben „gute Kenntnisse“ an, rund 88 ler untersuchten Sprachen in dieser Kategorie). Prozent verweisen demgegenüber auf keinerlei Über Grundkenntnisse verfügen 2,3 Prozent der Sprachkenntnisse. Befragten, alle übrigen Angaben liegen deutlich unterhalb der Ein-Prozent-Marke. Chinesisch rangiert in der Liste der weltgröß- ten Sprachen hinter dem Englischen auf dem 2.2 JOBSITUATION zweiten Platz, hat jedoch die mit Abstand größ- Die Jobsituation angehender Absolventinnen te Zahl an Muttersprachlern (rund 980 Millio- und Absolventen hat angesichts der zeitlichen 21 Noack, Rick: Ohne Deutsch kein Job (14. September 2012), in: Die Zeit online. 22 Jugendarbeitslosenquote in den EU-Ländern September 2012 (Oktober 2012). 22 Fachkraft 2020
Straffung des Studiums durch Bachelor und Nachwuchskräfte gelegen sein dürfte. Master zweifelsfrei an Komplexität hinzuge- wonnen. So zeigt der Blick auf die Zeitbudgets 2.2.1 QUANTITATIVE JOBERFAHRUN- der Studierenden, dass universitärer Mehrauf GEN wand wochentags und auch am Wochenende Zum Status quo: Die Teilnehmerinnen und Teil- tendenziell zu Lasten von Arbeits- und Freizeit nehmer dieser Studie gaben an, bis zum Zeit- geht (vgl. Kapitel 2.3). punkt der Befragung im Durchschnitt 2,3 Ne- benjobs absolviert zu haben. Dabei weisen 17,9 Dementsprechend begründeten rund 42 Pro- Prozent keinerlei Joberfahrung auf, das Gros der zent der im Zuge dieser Erhebung Befragten Befragten gibt einen einzigen bisherigen Job an. ihre fehlenden Nebenjoberfahrungen mit einer Auch zeigt sich, dass weibliche Studierende im „zu großen Belastung“ durch die Hochschul- Durchschnitt über (etwas) mehr Nebenjober- Agenda (weiblich = 46,9 %; männlich = 35,6 %). fahrung verfügen. Dies verdeutlicht die gerin- Dies zu verfolgen, ist eine der zentralen Ziel- gere Prozentzahl der für die Kategorie „ohne setzungen dieser periodisch wiederkehrenden bisherige Joberfahrung“ gemachten Angaben Publikation, zumal den Branchen und Unter- – sie liegt auf weiblicher Seite bei 17 Prozent. nehmen vor dem Hintergrund der demografisch Demgegenüber gaben 20,2 Prozent der männli- ungünstigen Rahmenbedingungen an einer chen Befragten an, über keinerlei Joberfahrung immer früheren Einbindung perspektivreicher zu verfügen. DIAGRAMM 5: SELBSTAUSKUNFT ZUR ANZAHL DER BISHERIGEN JOBS % der Befragten 30 25 20 15 10 5 0 0 Jobs 1 Job 2 Jobs 3 Jobs 4 Jobs 5 Jobs Ergebnisse 23
Die Studierenden mit Joberfahrung arbeiteten 2.2.2 NEBENJOBS MIT STUDIENBE- dieser Befragung zufolge überwiegend und ZUG „regelmäßig im selben Job“ (44,8 %). Auf die Rund ein Drittel der Teilnehmenden gab an, im Option „flexibel in wechselnden Jobs“ verwie- Sommersemester 2012 einen Nebenjob mit ei- sen 25,6 Prozent, wohingegen 29,6 Prozent der nem direkten inhaltlichen Bezug zum Studium Befragten mit Joberfahrung beide Möglichkeiten ausgeübt zu haben, für weitere 6 Prozent gilt wahrnahmen. dies mit Bezug zu einer bereits absolvierten Zur ebenfalls abgefragten Jobaktualität ist ein- Ausbildung. Diese Gruppe soll im Zuge der leitend zu sagen, dass über 80 Prozent der Teil- folgenden Erhebungen besondere Berücksich- nehmerinnen und Teilnehmer zum Zeitpunkt tigung erfahren. Es wird zu prüfen sein, ob die der Beantwortung angaben, in den vorangegan- studienfachnahe Jobwahl Auswirkungen auf genen sechs Monaten einer bezahlten Tätigkeit den Stundenlohn, die Zukunftsperspektive etc. nachgegangen zu sein. Dies deckt sich mit den hat. Es bietet sich hier ein Vergleich mit der nachfolgend unter Punkt 2.2.8 im Detail darge- Gruppe der Studierenden an, deren Job keinen stellten Motiven für das Jobben und der sich inhaltlichen Bezug zu Studium oder Berufsaus- daraus ergebenden Relevanz des Themas Ar- bildung aufweist (diese Gruppe macht in die- beit im Leben junger Studierender. Die Gruppe ser Erhebung 60 Prozent der Befragten aus). ohne jegliche Jobaktivität in den zurückliegen- den sechs Monaten gab in lediglich 3,9 Prozent Gegenüber dieser prozentualen Gewichtung der Fälle an, Gelderwerb sei in diesem Zeitraum konnten sowohl für den Vergleich „Mann vs. nicht erforderlich gewesen. Frau“ als auch für den Vergleich „Migrations- Das Gros von 9,4 Prozent sah aufgrund der zu hintergrund vs. kein Migrationshintergrund“ hohen Studienbelastung keinen Spielraum für keine erwähnenswerten Unterschiede festge- das Jobben. Zudem fällt das Nichtfinden eines stellt werden. Hingegen offenbart der Blick auf Jobs als Begründung für temporäre Arbeitslo- die einzelnen Fachrichtungen zum Teil erheb- sigkeit kaum ins Gewicht. Lediglich 3,2 Prozent liche Abweichungen, wobei im Folgenden le- der Befragten gaben dies an, was im Umkehr- diglich auf die prozentuale Gewichtung der Ne- schluss als Anzeichen für eine in Deutschland benjobs mit Bezug zum Studium eingegangen sehr ausgeprägte Struktur von studentischen werden soll. Den diesbezüglichen Spitzenwert Verdienstmöglichkeiten verstanden werden erreichen die Studierenden aus dem Bereich darf. Wer als Student arbeiten möchte, so die der Medienwissenschaften (44,9 %), gefolgt Quintessenz der erhobenen Daten, wird mit ho- von Erziehungswissenschaftlern (41 %) und In- her Wahrscheinlichkeit fündig werden. formatikern (37,9 %). Am Ende rangieren Natur- wissenschaftler (25,9 %) und Juristen (23,6 %). 24 Fachkraft 2020
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