Industrieprojekte 2020 - Bachelor Wirtschaftsingenieurwesen - Ostschweizer Fachhochschule

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Industrieprojekte 2020 - Bachelor Wirtschaftsingenieurwesen - Ostschweizer Fachhochschule
Bachelor Wirtschaftsingenieurwesen

          Industrieprojekte 2020

Technik
Industrieprojekte 2020 - Bachelor Wirtschaftsingenieurwesen - Ostschweizer Fachhochschule
Editorial
    Geschätzte Leserin, geschätzter Leser

       Bereits zum fünften Mal zeigen unsere Studierenden      ihres Studiums angeeignet und wie sie diese an den
       mit eindrücklichen Ergebnissen, dass sich theore­       realen Pro­blemstellungen angewendet haben. Die
       tischer Wissenserwerb und praktische Arbeit hervor­     Berichte zeugen dabei auch von mentalen Hochs und
       ragend zu einer grösstmög­lichen Berufsbefähigung       Tiefs, vom grossen Engagement und dem Herzblut,
       kombinieren lassen. Zunehmend wächst nämlich der        das die Studierenden eingebracht haben.
       Vorwurf, dass Studien­abgängerinnen und Studien­
       abgängern die praktische Erfahrung im betrieblichen     Das Industrieprojekt steht exemplarisch für die
       Umfeld fehlt. Gleichwohl wird ein abgeschlossenes       Interdisziplinarität des Studiengangs. Es zeigt sehr
       Studium als Eintrittsticket für herausfordernde         anschaulich, dass nur ein Zusammenspiel un­
       Arbeitsstellen mit verantwortungsvollen Tätigkeiten     terschiedlicher Disziplinen und Perspektiven eine
       in Industrie und Wirtschaft ebenso vorausgesetzt.       ganzheitliche Adressierung einer kon­kreten Auf­
       Die Industrieprojekte sind unsere Antwort auf diesen    gabenstellung ermöglicht. Im Indus­trieprojekt
       Widerspruch, und unsere Studierenden zeigen, dass       haben die Studierenden gelernt, die vermittelten
       sie dieser Herausforderung gewachsen sind. Bereits      Grundkenntnisse, Werkzeuge und Methoden aus
       ab Studienstart geben wir ihnen die Gelegenheit,        den ­Ingenieur- sowie Wirtschaftswissenschaften,
       ihr im Unterricht erworbenes Wissen an realen Auf­      aber auch erworbene Sprach- und interkulturelle
       gabenstellungen anzuwenden und zu erproben.             Kompetenzen, auf neue, sich verändernde Gege­
                                                               benheiten anzupassen und damit agil zu bleiben.
       In kleinen Teams entwickeln die Studierenden            Insbeson­dere letztere Fähigkeit kann nur im tat­
       Lösungsansätze und Entscheidungsgrundlagen für          sächlichen Umgang mit realen Frage- und Problem­
       neue Produkte ihrer jeweiligen Auftraggeber. Über       stellungen erworben werden.
       insgesamt fünf Semester entstehen dabei Poten­
       zialanalysen, neue Produktkonzepte, technische          Ein grosses Dankeschön geht an die involvierten
       Entwürfe und erste Prototypen. Mit der Planung und      Dozierenden und Projektverantwortlichen der
       Vorbereitung der Serienfertigung wird das Projekt       ­beteiligten Unternehmen, welche die Studierenden
       abgeschlossen. Begleitet werden die Studierenden         zu diesen Höchstleistungen motiviert haben.
       dabei von ausgewiesenen Experten in verschiedenen
       Fachdisziplinen aus unserem Dozierenden-Team.
       Ziel dieser Unterstützung ist nicht primär, die Stu­
       dierenden vor Fehlern zu bewahren. Vielmehr werden
       sie ermutigt, Neues auszuprobieren, allenfalls zu
       scheitern und befähigt, daraus die richtigen Schlüsse
       zu ziehen.

       Mit dieser Broschüre zeigen wir Ihnen die Ergebnisse
       des kreativen Schaffens der Studierenden und den        Prof. Urs Sonderegger
       Weg, wie diese Resultate ent­standen sind. Anhand       Studiengangsleiter
       von Berichten über die Industrieprojekte, die in        BSc Wirtschaftsingenieurwesen
       ­diesem Jahr abgeschlossen wurden, können Sie
        den Lernprozess der Studierenden nachverfolgen.
        Auf eindrückliche Art und Weise wird sichtbar,
        ­welche Kompetenzen sich die angehenden Wirt­
         schaftsingenieurinnen und -ingenieure im Verlauf

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Industrieprojekte 2020 - Bachelor Wirtschaftsingenieurwesen - Ostschweizer Fachhochschule
Inhalt
Alles auf einen Blick

     6   Wirtschaftsingenieurwesen
         Kombination aus Denken und Machen

     9   Industrieprojekte
         Nahe an der Praxis

    10   ABA Amriswil
    12   Das Hocker-Regal

    14   Cresta
    16   Die Velovermieter

    18   EATON
    20   Die Zufriedenheitsmacher

    22   Konform AG
    24   Die Raumgestalter

    26   Leimholz Haag AG
    28   Der Alarmschlager

    30   Noventa AG
    32   Der Händetrockner

    34   Phoenix Mecano Komponenten AG
    36   Die Verpackungslösung

    38   Wagner AG
    40   Der Trinkbecher

    42   Weitere Industriepartner
Industrieprojekte 2020 - Bachelor Wirtschaftsingenieurwesen - Ostschweizer Fachhochschule
Wirtschaftsingenieurwesen
    Kombination aus Denken und Machen

    «Wirtschaft» und «Ingenieur» sind                                Der Ursprung des Studiengangs

    bekannte Begriffe – doch was ist ein                             Der Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen ist
    Wirtschaftsingenieur, eine Wirt­                                 in der Schweiz noch relativ jung. Im Sommer 2014
                                                                     ­wurde er an der damaligen FHS St.Gallen neu
    schaftsingenieurin? Die Erklärung                                 ­ein­geführt. Nun steht der fünfte Jahrgang vor dem
                                                                       ­Abschluss. Die Gründe für die Einführung dieses
    dafür scheint simpel: Wirtschafts­                                  neuen Studien­gangs liegen auf der Hand. Studien­
                                                                        gangsleiter Urs Sonderegger erklärt: «Die Anfor­
    ingenieurinnen und -ingenieure opti­                                derungen der Industrieunternehmen an ingenieur­
    mieren ganzheitliche Prozesse in                                    wissenschaftlich ausgebildete Fachkräfte haben
                                                                        sich verändert: Immer häufiger sind Expertinnen und
    der Industrie. Genauer: Sie analysie­                               Experten gesucht, die Ingenieurkompetenzen, be-
                                                                        triebswirtschaftliches ­Wissen, Sprachkenntnisse und
    ren bestehende Wertschöpfungs­                                      interkulturelle Kompetenzen in sich vereinen.» Das
                                                                        seien Fachkräfte, welche die technische und ökono­
    systeme eines Unternehmens und                                      mische Seite verstehen und miteinander kombi­
    sind dank ihres technischen und                                     nieren können. Doch wie werden Konstrukteure,
                                                                        Informatikerinnen oder Kaufleute zu Wirtschaftsinge­
    ­wirtschaftlichen Wissens in der Lage,                              nieurinnen und -ingenieuren ausgebildet?

     ­diese zu steuern, weiterzuentwickeln
                                                                     Steile Lernkurve dank ­Praxisbezugs
      oder gar neu zu konzipieren. Zu
      wenig konkret?                                                 «Der grösste Lerneffekt bei Studierenden wird da-
                                                                     durch erzeugt, dass man sie ins kalte Wasser wirft»,
                                                                     sagt Urs Sonderegger. Und genau das passiere
                                                                     in den frühen Semestern dieses Studien­gangs –
          Ein Beispiel: Der Industriepartner ABA Amriswil            mit dem Start des Industrieprojekts, das sich über
          wünschte sich eine Innovation im Bereich der Holz­         fünf Semester hindurchzieht. Sich mit fremden
          fertigung. Lars Heuberger, Christoph Huber, Dominik        Mitstudierenden zu formieren, in ein unbekanntes
          Ruckstuhl und Philipp Thalmann recherchierten              Unternehmen zu gehen, dieses auf Herz und Nieren
          und stiessen auf den Trend, fixe Arbeitsplätze für         zu prüfen und aus dem Fazit etwas zu entwickeln,
          Schülerinnen und Schüler abzuschaffen. Das inspirie­       das nicht nur ­innovativ, sondern auch umsetzbar ist,
          rte die vier Studierenden: Entstanden ist ein flexi­bles   braucht anfangs viel Mut. «Jede Gruppe kommt
          Hocker-Regal, das sich an modernen, dynamischen            innerhalb der Projektzeit mindestens ein Mal an ihre
          Unterrichtsmethoden orientiert (siehe Seite 8).            Grenzen», sagt Sonderegger. Das durch das Studium
                                                                     vermittelte fundierte Wissen und die Erfahrungen
          Die Studierenden des Wirtschaftsingenieurwesens            aus dem Industrieprojekt formen die Studierenden zu
          werden zu Denkerinnen und Machern zeitgleich               Persönlichkeiten, die flexi­bel auf Veränderungen
          ­ausgebildet – das Modul «Industrie­projekt» leistet       reagieren und dabei ganzheitlich erfassen sowie um-
           dazu einen essenziellen Beitrag.                          setzen können.

6                                                                                                                              7
Industrieprojekte 2020 - Bachelor Wirtschaftsingenieurwesen - Ostschweizer Fachhochschule
Industrieprojekte
    Nahe an der Praxis

       Ein Industrieprojekt ist eine Lehr- bzw. Lernform,        2. Semester: Idee
       bei der technische und betriebswirtschaftliche
       Kenntnisse aus dem klassischen Unterricht in rea­         Ausgehend vom Potenzial identifizieren die Studie­
       len ­Aufgabenstellungen aus der Praxis angewendet         renden eine Idee eines Produkts oder einer Dienst­
       werden können. Die Abfolge des Industrieprojekts          leistung, welche entwickelt werden soll. Dabei
       orientiert sich an der Wertschöpfungskette von            orientieren sie sich an Fragestellungen wie: Womit
       industriell gefertigten Produkten oder Dienstleis­        kann ein formuliertes Kundenbedürfnis durch das
       tungen.                                                   Unternehmen abgedeckt werden? Wie sehen mög­
                                                                 liche Lösungen und Geschäftsmodelle aus?
       Im Rahmen der Industrieprojekte arbeiten die Stu­
       dierenden über fünf Semester intensiv mit Unter­          3. Semester: Entwurf
       nehmen aus dem industriellen Sektor zusammen.
       Die Studierenden entwickeln in Kleingruppen               Welche Faktoren beeinflussen die Produktent­
       Lösungsansätze und Entscheidungsgrundlagen                wicklung und wie müssen Entwicklung und Produkt
       von der Potenzialfindung über die Produktkonzep­          dokumentiert sein? Aus einer konkreten aber noch
       tion, den technischen Entwurf, den Bau und das            ungenauen Produktidee erarbeiten die Studierenden
       Testen von Prototypen bis zur Planung und Vor­            eine Produktdefinition in Form eines technischen
       bereitung der Serienfertigung.                            Entwurfs. Dieser wiederum bildet die Grundlage für
                                                                 den Go- bzw. ­No-Go-Entscheid zur Produktrealisie­
       Dabei werden sie von Dozierenden unterstützt, un­         rung.
       terschiedliche theoretische Ansätze ­anzuwenden.
       Das Ziel der Unterstützung liegt nicht primär in
       der Vermeidung von Fehlern. Die Studierenden wer­         4. Semester: Prototyp
       den vielmehr ermutigt, Neues auszuprobieren. Das
       Scheitern und die damit verbundene Fehlerkultur           Durch einen physischen Prototyp kann ein zu ent­
       gehören zum Konzept der Industrieprojekte. Durch          wickelndes Produkt frühzeitig überprüft werden.
       laufende Erkenntnisse und Erfahrungen erlangen            Für die Prototyp-Entwicklung müssen verschiedene
       die Studierenden letztendlich die gewünschte Be­          Faktoren wie Material, ­­Fertigungs- und Montage­
       rufsbefähigung.                                           verfahren geprüft werden. Die Prototyp-Herstellung
                                                                 muss dokumentiert werden. Auf der Grundlage der
                                                                 Entwürfe erstellen die Studierenden alle notwen­
       1. Semester: Potenzial                                    digen Unterlagen für die Herstellung und den Test
                                                                 des Prototyps.
       Die Studierenden recherchieren Markt, Umfeld und
       Eigenleistungen des Industriepartners. Sie halten
       langfristige Chancen und Risiken fest und suchen          5. Semester: Optimierung
       nach konkreten neuen Geschäftsfeldern oder
       Produk­ten für die weitere Zukunft. Die zentrale Frage,   Wie wird ein Prototyp präsentiert? Wie kann er
       die sich für dieses Semester stellt, lautet: Welche       serientauglich weiterentwickelt werden? Anhand
       neuen Kundenbedürfnisse soll das Unternehmen in           der angefertigten Herstellungsunterlagen wird der
       5 bis 15 Jahren mit geeigneten Lösungen befriedigen?      Prototyp nun fabriziert, montiert, getes­tet und
                                                                 angepasst. Es werden erste Optimierungen für die
                                                                 Serienfertigung vorgenommen und Kalkulationen
                                                                 zur Wirtschaftlichkeitsprüfung durchgeführt.

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Industrieprojekte 2020 - Bachelor Wirtschaftsingenieurwesen - Ostschweizer Fachhochschule
ABA Amriswil
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«Mit dem neuen Produkt aus dem           Das ganze Leben und mehr
Industrieprojekt begehen wir ein
neues Zeitalter in der Schul- und
Kinder­gartenmöblierung. Mobilität,
                                            Wer wir sind                                            Aktuelle Herausforderungen
Flexibilität und Multifunktionalität
sind Attribute des neuen Möbels             ABA wurde 1928 als Genossenschaft «Arbeitsheim          • Diversifikation in neue Geschäftsfelder und Inno­
                                            für Behinderte Amriswil» mit gemeinnützigem Zweck         vationen im Bereich Kindergartenmobiliar
für eine freie und dynamische Unter­        ­gegründet. Heute präsentiert sich unsere Institution   • Sicherung der einfachen bis zu komplexen Aufträ­
                                             als wirtschaftsnaher Sozialbetrieb mit einem viel­-      gen in den etablierten Leistungsbereichen
richtsgestaltung. Wir sind an der            ­fältigen Angebot an Arbeits-, Wohn- und Ausbil­       • Schrittweise Modernisierung der Anlagen und des
                                              dungsplätzen. An zentraler Lage in Amriswil bieten      Maschinenparks zur Erhaltung/Steigerung der
OST auf ein junges, engagiertes und           wir rund 150 Arbeitsplätze, gegen 100 Wohnplätze        Wettbewerbsfähigkeit
äusserst dynamisches Team getroffen.          sowie 20 Ausbildungsplätze für junge und ältere
                                              Menschen mit einer Behinderung. Gegen 220 An­
Wir haben uns gegenseitig inspiriert.»        gestellte mit und ohne Behinderung arbeiten bei       Deshalb sind wir Partner der OST
                                              ABA. Wir verstehen uns als moderne Organisation,
                                              die sich an den Bedürfnissen der Menschen mit         Wir suchen einen Wissenstransfer und neue ­Impulse
                                              Behinderung, der Kunden unserer Produktion sowie      für unsere Produktion. Die Entwicklung eines Neu­
                                              einer allgemeinen Öffentlichkeit ausrichtet.          produkts im Bereich Kindergartenmobiliar steht
                                                                                                    dabei im Fokus. Wir schätzen die partnerschaftliche
                                                                                                    Zusammenarbeit und das grosse Engagement.
                                            Was wir tun

                                            ABA bietet durch aktive Begleitung Arbeitsplätze
                                            für IV-Rentner/innen in den Arbeitsbereichen Dienst­
Daniel Brunner, Geschäftsleiter             leistung/Industrie, Metall/Industrie, Schreinerei,
                                            Gärtnerei und Küche. Das Spektrum unseres Ange­
                                            bots reicht von einfachen repetitiven Arbeiten bis
                                            hin zu komplexen Aufgaben für Eigenprodukte und
                                            Kundenaufträge. Wir montieren Bauteile, Baugrup­
                                            pen und Gehäuse, bestücken und konfektionieren
                                            Kabel, ­Elektroteile sowie Steuerungen und verar­
                                            beiten ­Rohre, Profile und Kleinteile aus Metall oder
                                            Kunststoff. In der Schreinerei und der Schweisserei
                                            ent­stehen Möbel für Kindergärten und Gärten,
                                            Spielsachen sowie Kundenprodukte in Serien. In
                                            Treibhäusern und im Freien produzieren wir Setzlinge
                                            und pflanzen Blumen, Gemüse sowie Kräuter an. In
                                            unserer modernen Grossküche werden täglich bis
                                            zu 140 Mittagessen zubereitet und externe Gastroan­
                                            lässe ausgerichtet.

                                                                                                                                                          11
Industrieprojekte 2020 - Bachelor Wirtschaftsingenieurwesen - Ostschweizer Fachhochschule
Das Hocker-Regal
     und das fixe Lernpult verschwindet

     Die Corona-Pandemie wirbelte den                                Vom Garten in die Schule                                  Die angehenden Wirtschaftsingenieure, die allesamt
                                                                     «Den Hocker können                                        das Studium in Teilzeit absolvieren, sehen grosses
     Zeitplan des Industrieprojekts                                  auch Primarschüler tragen»                                Potenzial in ihrem Industrieprojekt. «Das Hocker-­
     ­ziemlich durcheinander. Doch die                               Am Anfang des Industrieprojekts stand allerdings
                                                                                                                               Regal ist ein Möbelstück, das sich an den ­zukünftigen
                                                                                                                               Formen des Schulunterrichts orientiert», sagt
      vier Studierenden wussten zu                                   eine andere Idee. Der Industriepartner, das Arbeits­      ­Dominik Ruckstuhl. Seit Anfang dieses Schuljahrs
                                                                     heim für Behinderte Amriswil (ABA), ist als wirt­          testet eine Primarklasse mit 22 Schülerinnen und
      ­improvisieren. Entstanden ist in                              schaftsnaher Sozialbetrieb in den verschiedensten          Schülern ein komplettes Hocker-Regal. Dabei wird
                                                                     Bereichen tätig, unter anderem in der Schreinerei,         der Einsatz im laufenden Schulbetrieb sowie die
       ­Zusammenarbeit mit ihrem Indu-                               Gastronomie und Gärtnerei. «Nach ersten Trend­             Integration des Regals in den Unterricht beobachtet
        strie­partner ABA ein flexibles                              analysen haben wir vor allem Potenzial im Urban
                                                                     Gardening gesehen», blickt Lars Heuberger zurück.
                                                                                                                                und dokumentiert. Die ersten Feedbacks der Lehr­
                                                                                                                                personen seien sehr positiv, freuen sich die Vier.
        Hocker-Regal, das sich an modernen                           Doch der Industriepartner wollte etwas Neues und           Das lässt die coronabedingten Schwierigkeiten im
                                                                     Innovatives im Bereich Holzfertigung. Die Projekt­         Frühling fast ein wenig vergessen.
        Unterrichts­methoden orientiert.                             gruppe recherchierte weiter, auch im Bereich mo­
                                                                     derne Unterrichtsformen und stiess dabei auf
                                                                     das Churer Schulmodell, das vorsieht, Schulzimmer
                                                                     radikal umzubauen und fixe Arbeitsplätze für die
           Es war Frühling und das vierte Semester wenige            Schülerinnen und Schüler abzuschaffen. Das inspi­
           Wochen alt. Die vier angehenden Wirtschaftsinge­          rierte die vier Studierenden zum Bau eines Hocker-
           nieure Lars Heuberger, Christoph Huber, Dominik           Regals für einen dynamischen Unterricht. Zusammen
           Ruckstuhl und Philipp Thalmann hatten den Entwurf         mit dem Industriepartner wurde entschieden, die
           ihres Industrieprojekts, ein Hocker-Regal, das in         Idee auf Stufe Primarschule weiterzuverfolgen.
           modernen Unterrichtsformen zum Einsatz kommen
           soll, kon­kretisiert und steckten inmitten der Planung,   Das Regal setzt sich aus mehreren Einheiten zu­
           eine Einheit dieses Regals einem ersten Test zu           sammen, die jeweils aus einem Hocker und zwei
           ­unterziehen. Der Muster-Hocker samt zweier Rako-         Rako-Kisten bestehen. Das Herzstück ist der Hocker.
            Kisten war gebaut und bereit, von Primaschülerin­        «Er ist etwa zweieinhalb Kilogramm schwer und
            nen und -schülern auf dessen Funktion, Design und        34 Zentimeter hoch und kann so gut auch von den
            Handhabung zu prüfen. «Aus Zeit- und Kostengrün­         Primarschülerinnen und -schülern getragen werden»,
            den wollten wir nicht zuerst das ganze Regal bauen       sagt Philipp Thalmann. Die Rako-Kisten dienen als
            und testen, sondern lediglich eine Schülereinheit,       Stauraum. Die eine befindet sich auf dem Boden der
            damit wir allfällige Anpassungen direkt am Funk­         Einheit, die andere auf der Ablage. Die Anzahl Einhei­
            tionsmuster hätten machen können», sagt Dominik          ten pro Regal ist frei wählbar, das heisst, es kann auf
            Ruckstuhl.                                               jede Klasse individuell angepasst werden.

           Doch dann kam die Corona-Pandemie und die
           Studierenden mussten improvisieren. In die Schulen        Ein Projekt mit Zukunft
           konnten sie mit ihrem Hocker nicht mehr, da diese         «Regal orientiert sich an künftigen
           geschlossen wurden. Auf die Testreihe wollten sie         ­Schulmodellen»
           dennoch nicht verzichten. So entschieden sie, den
           Muster-Hocker mit Kindern aus dem privaten Umfeld         Während den Sommermonaten wurde das Hocker-
           und ausserhalb des Schulunterrichts auszuprobieren.       Regal als Prototyp gemäss Konstruktionsplänen
           Die Tests mit den Funktionsmustern seien sehr auf­        und Mengenliste der Studierenden von Mitarbeiten­
           schlussreich gewesen und hätten wichtige Erkennt­         den des Industriepartners gefertigt. «Da die Holz­
           nisse geliefert, sagt Christoph Huber. «Besonders das     verarbeitung eine Kernkompetenz des Unterneh­
           Gewicht des Hockers war für das weitere Vorgehen          mens ist, besteht das Hocker-Regal vorwiegend aus
           wichtig.» Gerne wären die Studierenden noch vor den       Holz», sagt Lars Heuberger. ABA könne mit dem
           Sommerferien mit einem kompletten Hocker-Regal            Produkt ein neues Standbein aufbauen. Dies, ohne
           zu den Schulen gegangen und hätten gewusst, ob die        grosse zusätzliche Investitionen zu tätigen, da das
           Einbindung ihres Prototyps in den Schulalltag gelingt.    Regal nahe am bisherigen Leistungsangebot liege.
           Doch Corona wirbelte ihren Zeitplan durcheinander.        «Wird die Nachfrage allerdings grösser, sind sicher­
           Der Test musste bis nach den Sommerferien warten.         lich mehr Investitionen nötig.»                           Lars Heuberger, Christoph Huber,
                                                                                                                               Dominik Ruckstuhl und Philipp Thalmann
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Industrieprojekte 2020 - Bachelor Wirtschaftsingenieurwesen - Ostschweizer Fachhochschule
Cresta
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«Es war eine Freude zu sehen, wie sich    Wir bauen die Velos!
das Produkt zu einem Mobilitäts­
konzept entwickelte. Neue Ideen und
­Entwicklungen wurden stetig ein­
                                             Wer wir sind                                             Aktuelle Herausforderungen
 gebracht und bieten uns als Hersteller
 neue Denkansätze, um die Velo­              Cresta ist eine Schweizer Velomarke, die aus der
                                             Marke Mako hervorging und durch das Schweizer
                                                                                                      Die steigende Nachfrage nach E-Bikes und die somit
                                                                                                      steigende Komplexität am Velo mit den elektroni­
 branche sowie die Mobilität zukunfts­       Traditionsunternehmen Komenda AG produziert              schen digitalen Bauteilen bedingt eine stetige Weiter­
                                             wird. Als St.Galler Firma sind wir die älteste bis       entwicklung der Produktion, des Vertriebs und des
 fähiger zu machen.»                         heute produzierende Schweizer Velofabrik in Fami­        Fachhandels. Darüber hinaus stellen Digitalisierung,
                                             lienbesitz. Die Firma wurde im Jahr 1898 gegründet       neue Mobilitätskonzepte, B2B2C-Konzepte und
                                             – bereits kurz nach der Erfindung des Velos. Die Velos   -Kommunikation sowie steigende Mobilität mit dem
                                             werden ausschliesslich auf dem Schweizer Markt           Velo die gesamte Velobranche vor enorme Umbrü­
                                             ­vertrieben. Der Bau unseres heutigen Standorts          che. Es müssen laufend neue Konzepte entwickelt
                                              in St.Gallen mit Produktion und Vertrieb unter einem    werden, um den Anforderungen der aktuellen Zeit
                                              Dach erfolgte 1970. Die Rahmenfabrikation wurde         gerecht zu werden. Wir haben bereits 2009 einen
                                              1973 nach Sirnach verlegt, die Montage blieb in         ersten Online-Konfigurator initiiert, bei dem Endkun­
                                              St.Gallen. 2001 wurde die ehemalige Alpa Werke AG       den sich ihr individuelles Velo konfigurieren und in
                                              in Sirnach übernommen.                                  Echtzeit mit gewünschter Farbe und Design anschau­
                                                                                                      en können.
Andreas Fuss
Head of Digital Business                     Was wir tun
                                                                                                      Deshalb sind wir OST-Partner
                                             Die Komenda AG ist nicht nur Hersteller der bekann­
                                             ten Schweizer Velomarke Cresta, sondern auch der         Die Kooperation mit der Fachhochschule ermöglicht
                                             Velomarken Ibex und Bergstrom. Konzeption und            uns, Inputs von Studierenden und Dozierenden zu
                                             Engineering der Marken erfolgt in St.Gallen und das      erhalten. Durch die produktive Zusammenarbeit ent­
                                             Assembling in Sirnach TG. Über die Veloherstellung       steht ein Netzwerk zwischen Hochschule und Unter­
                                             hinaus sind wir Importeur der Velomarken Giant           nehmen, bei dem wir als kleines KMU vom Know-how
                                             und Liv sowie diverser Zubehörmarken wie Brooks,         und neuen Ideen profitieren.
                                             Topeak und Met. Der Vertrieb erfolgt ausschliess­-
                                             lich über den Velofachhandel. Darüber hinaus
                                             lancierten wir einen B2C-Onlineshop in Zusammen­
                                             arbeit mit weiteren Distributoren und dem statio­
                                             nären Fachhandel. Auf www.veloplace.com können
                                             Endverbraucher aus den über 20.000 Artikeln der
                                             Grosshändler auswählen und ihre Artikel nach Hause
                                             oder zu ihrem Händler liefern lassen.

                                                                                                                                                               15
Industrieprojekte 2020 - Bachelor Wirtschaftsingenieurwesen - Ostschweizer Fachhochschule
Die Velovermieter
     das Rundum-Sorglos-Paket
     für Unternehmen
     Drei angehende Wirtschaftsingenieu­                           eine App – aufgebaut werden, über die Mitarbeitende       Herausforderungen gab es auch in anderen Phasen
                                                                   die dem Unternehmen zur Verfügung stehenden               des Industrieprojekts. «Wir haben uns bei der
     re haben für ihren Industriepartner                           Velos reservieren sowie Schäden unkompliziert             Ideenfindung am Anfang etwas schwergetan», sagt
     ein Konzept erarbeitet, das Unterneh­                         melden können. «Solche Servicemeldungen werden
                                                                   dann an einen vordefinierten Händler weitergeleitet,
                                                                                                                             Noah Grüter. Dazu kam, dass das vierte Teammitglied
                                                                                                                             nach zwei Semestern ausstieg und sie seither noch
     men animieren soll, Velos für ihre                            der die Aufträge übernimmt und erledigt, sodass           zu dritt sind. Im finalen Semester waren sie sogar
                                                                   das Velo schnellstmöglich wieder einsatzbereit ist»,      nur zu zweit vor Ort. Ihre Studienkollegin Rominga
     Mitarbeitenden zu mieten – ohne sich                          sagt der Student.                                         Büchler absolvierte dieses in Madrid und arbeitete
                                                                                                                             von dort aus am Projekt mit. «Mit den neuen Medien
     dabei um Reparaturen oder Wartun­                             Die Studierenden sehen den Mehrwert ihrer «Velo-          und einer guten Organisation ist dies heutzutage
     gen kümmern zu müssen. Die Idee                               Box» für den Industriepartner unter anderem in
                                                                   der übers ganze Jahr gesehenen gleichmässigeren
                                                                                                                             jedoch kein Problem mehr», sagt Tino von Pritzbuer.
                                                                                                                             «Wir waren in ständigem Austausch, so dass alle
     schafft Mehrwert für alle Beteiligten.                        Auslastung der Produktion, in der Erweiterung des         Projektmitglieder stets den Überblick hatten.»
                                                                   Angebots sowie der verstärkten Markenpräsenz.
                                                                   Zwischenhändler hätten eine regelmässigere und
                                                                   besser planbare Einnahmequelle und könnten neue
           Es war während der Präsentation von ersten Projekt­     Kunden gewinnen, und für die Unternehmen, die
           ideen als Komenda-CEO Dirk Kurek Komenda zur            ihren Mitarbeitenden Velos zur Verfügung stellten,
           Gruppe stiess und sagte, dass dies alles schön und      wäre es ein Imagegewinn und ihre Attraktivität als
           gut töne, und dann fragte, ob die Ideen auch machbar    Arbeitgeber würde steigen, da sie auch dem weltwei­
           seien. «Wir wussten im ersten Moment nicht, was         ten Trend der Nachhaltigkeit folgen würden.
           wir darauf antworten sollten», erinnert sich der
           ange­hende Wirtschaftsingenieur Noah Grüter, der
           zusammen mit seinen Kommilitonen Rominga                Erkenntnisse aus erstem Test
           Büchler und Tino von Pritzbuer das Industrieprojekt     «Ihnen war wichtiger, dass es ein E-Bike ist»
           für die Komenda AG betreut. «Wir hatten zu jenem
           Zeitpunkt vor allem mit Ideen gespielt und uns noch     Ob das Konzept auch in der Praxis funktioniert, zeigte
           keine Gedanken über die Machbarkeit gemacht.»           ein erster Test, den die drei Studierenden im vierten
           Doch die Frage des CEO liess die Studierenden nicht     Semester mit der Industrie- und Handelskammer
           mehr los und half ihnen schliesslich, sich im Ideen­    St.Gallen-Appenzell (IHK) durchführen konnten. Der
           findungsprozess auf jenes Projekt zu fokussieren, in    Industriepartner stellte hierfür zwei Fahrräder zur
           dem sie und ihr Industriepartner das grösste Poten­     Verfügung. «Der Pilotversuch war für uns wichtig, um
           zial für eine erfolgreiche Umsetzung sahen.             weitere Erkenntnisse und Daten wie Kundennutzen,
                                                                   Aufwand oder Preisbereitschaft für eine marktfähige
                                                                   Lösung zu gewinnen», sagt Noah Grüter. Die Rück­
           Unternehmen erhalten Sorglos-Paket                      meldungen der IHK seien sehr gut gewesen, ein Inte­
           «Nicht mit platten Reifen herumärgern»                  resse am Konzept bestehe durchaus. Eine Erkenntnis
                                                                   war auch, dass die Mitarbeitenden nicht besonders
           Das Konzept ihres Veloverleihs, das unter dem Titel     wert darauflegten, stets das neuste Modell zur Ver­
           «Veflow» läuft, basiert auf der Grundidee, Velos        fügung zu haben. «Ihnen war wichtiger, dass es ein
           samt eines «Rundum-Sorglos-Pakets» an Unterneh­         E-Bike ist, da sie ungern in verschwitzten Kleidern zur
           men zu vermieten. Dabei konzentrieren sie sich          Arbeit erscheinen», resümiert der angehende Wirt­
           ausschliesslich auf E-Bikes. «Firmen, die Fahrräder     schaftsingenieur.
           mieten, sollen sich nicht mit platten Reifen und
           kaputten Gangschaltungen herumärgern oder um            Der Unfall einer IHK-Mitarbeiterin, bei welcher
           Reparaturen und Wartungen kümmern müssen»,              sie unverletzt blieb, aber das E-Bike einen ­Total-
           erklärt Tino von Pritzbuer das Prinzip. «Sie zahlen     schaden erlitt, forderte von den Studierenden
           dafür, jederzeit eine von ihnen ausgewählte Anzahl      ­schnelles ­Handeln. «Für uns war es eine wichtige
           Velos zur Verfügung zu haben.» Lediglich Schäden         und interessante Erfahrung. Sie zeigt, dass auch
           oder sonstige Servicearbeiten müssten gemeldet           ein gut durch­gedachter Plan von der Praxis über den
           werden. Dafür soll eine Plattform – eine Website oder    Haufen geworfen werden kann.»

                                                                                                                             Tino von Pritzbuer und Noah Grüter
16                                                                                                                                                                                 17
Industrieprojekte 2020 - Bachelor Wirtschaftsingenieurwesen - Ostschweizer Fachhochschule
EATON
                                                                                                                                       Industriepartner:

«In einer VUCA-Welt, in welcher wir       We make what matters work.
uns als Unternehmen, aber auch
als Privatperson befinden, ist es wich­
tig, nüchterne und losgelöste Denk­
                                             Wer wir sind                                            Aktuelle Herausforderungen
weisen zu entwickeln, um rasch neue
Ansätze zu versuchen und anzupa­             EATON entwickelt und produziert Lösungen für
                                             ­Energiemanagement in Sektoren wie Industrie,
                                                                                                     Als Teil eines global aufgestellten Unternehmens
                                                                                                     sind wir sehr stark in einer Matrixorganisation ein­
cken. Dadurch kann ein Mehrwert für           Gebäude, Fahrzeugindustrie, Luftfahrt und Elektro­     gebunden. Dies ermöglicht eine weite Sichtweise
                                              mobilität. Als global tätiges Unternehmen erzielen     über verschiedene Divisionen und Kundensegmente
das Unternehmen, aber auch für die            wir einen Umsatz von USD 21 Mrd und beschäftigen       von EATON, jedoch sind ebenso Entscheidungen
                                              97 000 Mitarbeitende. Wir verfolgen das Ziel, durch    und Prioritäten innerhalb dieser Matrix abzugleichen.
Mitarbeitenden geschaffen werden.             den Einsatz unserer Energiemanagement-Techno­          Eine grosse Chance sehen wir in der zunehmenden
Dies ermöglicht uns das Industriepro­         logien und -Dienstleistungen für mehr Lebensqualität
                                              zu sorgen und die Umwelt zu schützen. Nachhaltige
                                                                                                     Digitalisierung und Vernetzbarkeit von Produkten.
                                                                                                     Hier haben wir als «Automatisierer» im Konzern eine
jekt perfekt.»                                Lösungen helfen unseren Kunden, Energie sicherer,      sehr gute Expertise und dadurch optimale Stellung,
                                              effizienter und zuverlässiger zu nutzen. Die Divi­     um die globale Ausrichtung des Unternehmens
                                              sion «Industrial Controls and Protection Division»     massgeblich mitzugestalten.
                                              ist ­spezialisiert auf Lösungen für das Schalten und
                                              Schützen elektrischer Energie, sowie Automatisie­
                                              rungslösungen für den Maschinenbau.                    Deshalb sind wir OST-Partner^

                                                                                                     Als Unternehmen mit Wurzeln in der Ostschweiz
                                             Was wir tun                                             ist es für uns wichtig, lokal Fach- und Führungskräfte
                                                                                                     zu fördern. Seit rund 2 Jahren arbeiten wir mit der
                                             Seit rund 30 Jahren ist das Team spezialisiert auf      Fachhochschule zusammen. Dies ermöglicht uns
Sebastian Kuster,                            industrielle Touch-Panels und Steuerungen. Kern der     neue externe Sichtweisen und Blickwinkel. So kön­
Manager Operations                           Entwicklung dieser Gerätefamilien sind Embedded         nen wir auch ausserhalb unseres Tagesgeschäfts
                                             Systeme (Linux) sowie auch das Visualisierungs-Tool     interessante Projekte und Studien umsetzen, welche
                                             «GALILEO», mit welchem die Endkunden Visuali­           nicht zum Kerngeschäft zählen.
                                             sierungen auf den Touch-Panels kundenspezifisch
                                             gestalten können. Die Produktion der Geräte und
                                             Produkte, bei externen Produktionen und Werken,
                                             wird durch Online-Systeme gesteuert und überwacht.
                                             Diese Systeme werden in St.Gallen entwickelt und
                                             stetig mit neuen Technologien ausgebaut.

                                                                                                                                                              19
Die Zufriedenheitsmacher
     mehr Effektivität durch
     angenehmere Atmosphäre
     Eine neue Raumgestaltung, ein                                  Mitarbeitende in Planung miteinbezogen                  Corona warf sie zurück
                                                                    «Sie sind es, die den Raum nachher nutzen»              «Umgang mit Pandemie hatte
     ­Gemba-Walk und eine Flowtime:                                                                                         ganz eigene Tücken»
      Mit diesen drei Teilprojekten wollen                          Der Industriepartner stellte dem Projektteam einen
                                                                    Raum zur Umgestaltung im Untergeschoss des              Die Corona-Pandemie warf die angehenden Wirt­
      die angehenden Wirtschaftsinge­                               Firmensitzes zur Verfügung. Bevor die Studierenden      schaftsingenieure zwar in ihrem Zeitplan zurück,
                                                                    aber mit der Planung beginnen konnten, wurde ein        doch sie liessen sich nicht entmutigen. Als sich die
      nieure Malek Hadjadj, Fabian Streb                            Workshop mit den Mitarbeitenden durchgeführt. «Sie      Situation im Frühsommer etwas «normalisierte»
                                                                    sollten die Chance haben, den Raum mitzugestalten,      und die Mitarbeitenden wieder an ihren Arbeits­
      und Max Wiencirz die Zufriedenheit                            da sie es sind, die ihn nachher nutzen werden», sagt    platz zurückkehrten, gaben die drei doppelt Gas und
      der Mitarbeitenden ihres Indu­                                Max Wiencirz. Die Anforderungen an den neuen
                                                                    Raum waren hoch: Zum einen sollte er einen kreati­
                                                                                                                            holten das Versäumte in den Semesterferien nach.
                                                                                                                            So konnten auch die beiden anderen Teilprojekte,
      striepartners, der Firma Eaton in                             ven Arbeitsbereich darstellen, der die Mitarbeiten­     der Gemba-Walk und die Flowtime, weiterentwickelt
                                                                    den in erster Linie von ihrem «normalen» Arbeitstag     werden. Beim Gemba-Walk geht es darum, dass die
      St.Gallen, erhöhen.                                           distanziert und sie damit auf neue kreative Lösungen    Vorgesetzten den Arbeitsplatz der Mitarbeitenden
                                                                    bringt. Zum anderen wurde gewünscht, dass er ein        kennenlernen, um ein besseres Verständnis für deren
                                                                    sozialer Ort ist, wo sich Mitarbeitende treffen, aus­   Arbeit und das Umfeld, in der diese verrichtet wird,
                                                                    tauschen oder sogar Tischtennis oder Billard spielen    zu bekommen. «Damit sollen Probleme auf den Tisch
           Zufriedene Mitarbeitende sind eine wertvolle Res­        können, um Abwechslung in ihren beruflichen All-        kommen und gelöst werden, um die Zufriedenheit am
           source für die Unternehmen und wichtig, um deren         tag zu bringen. Aus einem zweiten, etwas kleineren      Arbeitsplatz zu steigern», sagt Malek Hadjadj. Das­
           Produktivität zu steigern - auch für den weltweit        Raum sollte eine Ruhe-Oase als Rückzugsort für          selbe Ziel hat auch die Flowtime. Mit verschiedenen
           tätigen Konzern Eaton mit seiner Niederlassung           die Mitarbeitenden entstehen. Dort könnten sie          Massnahmen wie «einen halben Tag frei» oder «Tage
           in der Stadt St.Gallen. Die Studierenden Malek           beispiels­weise Yoga ausüben oder ungestört arbei­      ohne Meeting» soll künftig vermieden werden, dass
           Hadjadj, Fabian Streb und Max Wiencirz hatten für        ten. «Grundsätzlich geht es darum, die Mitarbei­        die Mitarbeitenden zu häufig während ihrer Tätigkeit
           ihren Industriepartner in den ersten drei Semestern      tenden in ihrem beruflichen Alltag zu unterstützen,     unterbrochen werden respektive zu gestresst sind.
           verschiedene Ideen gesammelt und Konzepte ent­           kreativer werden zu lassen und gleichzeitig einen
           wickelt, wie die Zufriedenheit der Mitarbeitenden        Teamspirit mit sozialem Treffpunkt und Spielen zu       «Der Umgang mit der Corona-Pandemie hatte seine
           erhöht werden kann. Sie waren sich über das weitere      generieren», so der Student.                            ganz eigenen Tücken. Doch wir haben viel gelernt
           Vorgehen einig. «Motiviert sind wir in diesem Frühling                                                           und sind als Team weiter zusammengewachsen»,
           ins vierte Semester gestartet und auch gut voran­        Um all die Anforderungen erfüllen zu können, ent-       sagt Fabian Streb. Mittlerweile sind die drei soweit,
           gekommen», sagt Fabian Streb. Die drei Teilprojekte      schied sich das Projektteam für flexible Möbel.         dass sie ihrem Industriepartner, wie zu Projektbeginn
           Raumgestaltung, Gemba-Walk und Flowtime wurden           Sie sollten von mindestens zwei Personen verscho­       abgemacht, am Ende des fünften Semesters eine
           im Team aufgeteilt, so dass sich jedes Mitglied um       ben werden können, um den Raum mühelos um­              Tool-Box mit Instrumenten wie Fragebogen, Check­
           eines kümmern konnte.                                    gestalten und für Workshops, Mitarbeiteranlässe         liste und Guidelines für eine bessere Mitarbeiter­
                                                                    oder Meetings nutzen zu können. Es gibt eine Lounge     zufriedenheit überreichen können.
           Doch die Corona-Pandemie machte den Vollzeit-­           mit Sofa und Sessel, einen Billard-Tisch sowie eine
           Studierenden einen Strich durch die Rechnung: Zwei       Bar mit Hocker, Kühlschrank und Kaffeemaschine.
           der drei Teilprojekte – der Gemba-Walk und die           Im Erholungsraum stehen ein Sitzsack, eine Yoga-
           Flowtime – mussten wegen dem Lockdown und der            Matte und eine Hängematte zur Verfügung. Eine erste
           bundesrätlichen Empfehlung an die Arbeitgebenden,        Umfrage bei den Mitarbeitenden hat laut Projekt­-
           ihre Mitarbeitenden ins Homeoffice zu schicken,          team gezeigt, dass die Mitarbeitenden sehr zufrieden
           unterbrochen werden. Ausserdem wurde die Zusam­          sind mit dem neuen Raum und ihn auch rege nutzen.
           menarbeit mit dem Industriepartner schwieriger,
           da der Austausch nur noch in digitaler Form statt­
           finden konnte. «Einzig die Raumgestaltung konnten
           wir vorantreiben, wenn auch unter erschwerten
           Bedingungen», erzählt Malek Hadjadj.

                                                                                                                            Max Wienciz, Malek Hadjadj
                                                                                                                            und Fabian Streb
20                                                                                                                                                                                  21
Konform AG
                                                                                                                                     Industriepartner:

«Gemeinsam Ideen zum Blühen              über 20 Jahre kreativ,
­bringen ist das verbindende Element
 in jedem Arbeitsprozess. Ob beim        innovativ und authentisch.
 ersten Gedankenaustausch im
                                            Wer wir sind                                            Aktuelle Herausforderungen
 Sitzungs­zimmer oder bei Detailfragen
 vor Ort in der Werkstatt – der Dialog      Unsere Denk- und Produktionswerkstatt in Arbon
                                            und Wetzikon funktioniert wie ein Schwamm und
                                                                                                    Wir arbeiten in der LiveCom-Branche und kommu­
                                                                                                    nizieren mit visuellen Mitteln im dreidimensionalen
 auf gleicher Augenhöhe zählt               bietet viel Platz für Raum, Objekt und Dekoration.      Bereich. Kommunikationsformen sind ständig im
                                            Mit weit geöffneten Türen saugen wir alles Neue und     Wandel und unsere individuellen Bedürfnisse ändern
 und führt zur gewünschten Qualitäts-­      Wissenswerte auf, was uns und unsere Produkte           sich aufgrund globaler Einflüsse mit zunehmender
                                            ­weiterbringt und besser macht. Im Gegenzug             Geschwindigkeit. Darauf reagieren wir auch bei
 Optimierung.»                               bedienen wir unsere Kunden mit einer fast grenzen­     Konform. Wir beobachten den Markt, analysieren
                                             los breiten Dienstleistungspalette im Bereich der      diesen und schärfen dabei unseren Blick. Mit unserer
                                             dreidimensionalen Kommunikation. Seit 22 Jahren        Firmengrösse, mit viel Flexibilität und der einzig­
                                             kreiert unser 35-köpfiges Team mit viel Herzblut und   artigen Vielfalt an Gewerken sehen wir unseren
                                             handwerklichem Können aussergewöhnliche                Wett­bewerbs-Vorteil in der Qualität unserer Arbeit.
                                             Raum­botschaften mit nachhaltigem Erlebniswert.        Fokussiert auf unsere Kernkompetenzen und auf
                                                                                                    eine hohe Kundenzufriedenheit bündeln wir unsere
                                                                                                    Kräfte und streben nach dem Besten.
                                            Was wir tun

                                            Wir bieten alles aus einer Hand und vereinen auf        Deshalb sind wir OST-Partner
François Pause,                             einzigartige Weise Beratung, Konzept- und Design­
Leiter Projektentwicklung                   entwicklung, Planung und Produktion unter einem         Wir lieben die Arbeit im Team - sowohl innerhalb
und Geschäftsführer
                                            Dach. Hier arbeiten Spezialistinnen und Spezialisten    unserer Firma sowie auch ausserhalb, zusammen
                                            aus acht Disziplinen Hand in Hand. Unsere 4000 m²       mit unseren Kunden. Die Möglichkeit, jungen
                                            grosse Produktionshalle bietet unter anderem            Menschen die Chance zu geben, aktiv ihr Wissen
                                            Platz für eine modern eingerichtete Schreinerei, eine   und ihre Sichtweise in unser Unternehmen ein­
                                            Metall- und Textilwerkstatt und ein Lackier- und        zubringen, begeisterte uns von Anfang an. Die
                                            Spritzwerk. Mit besonderem Stolz erwähnen wir die       Stu­dierenden konnten auf diese Weise wertvolle
                                            speziell eingerichteten Studios und Ateliers für        Erfahrungen für ihre berufliche Weiterentwicklung
                                            unsere Kreativschaffenden. Bereichern doch unser        sammeln und Konform profitierte von wertvollen
                                            Team neben Schreiner, Schlosser und Lackierer auch      neuen Impulsen. Viele spannende Aussenansichten
                                            künstlerisch tätige Objektbauer, Polydesignerinnen      werden helfen, uns auf kreative Weise auch in
                                            3D, Floristen, Theater- und Kulissenmaler sowie         Zukunft vor Betriebsblindheit zu schützen.
                                            Elektrokinetiker.

                                                                                                                                                           23
Die Raumgestalter
     mit einem Klick zur neuen Wohnoase

     Wer seine Wohnung umgestalten                                Studierende arbeiten beim Wohnkonzept mit              Konzept entwickelt und den Spezialisten von
                                                                 «Sie bringen frischen Ideen-Wind»                       Konform zur Herstellung und Lieferung der Einrich­
     möchte, aber keine Zeit hat, sich                                                                                   tungsgegenstände geschickt. «Die Studierenden,
     in Möbelhäusern umzuschauen, soll                           Das Projektteam hat die Website mittels der kosten­
                                                                 pflichtigen Software Jimdo erstellt. Allerdings sind
                                                                                                                         die hauptsächlich aus der Richtung Architektur,
                                                                                                                         Design und Innenausstattung kommen, haben wir
     sich künftig bequem von zu Hause                            deren Funktionsmöglichkeiten limitiert, deshalb         bewusst dazwischen geschalten, um ihnen die
                                                                 wurde mit verschiedenen anderen Webdienstleistern       Möglichkeit geben zu können, ihr erlerntes Wissen
     aus Inspiration von Studierenden und                        zusammengearbeitet. Auf der übersichtlich gestal­       anzuwenden», sagt Simon Zahner. «Damit wollen wir
                                                                 teten Startseite finden sich Hauptmenüpunkte wie        frischen Ideen-Wind hineinbringen und uns zudem
     Expertenwissen holen können. Vier                           «Über uns», «News» und «Community», unter denen         von der Konkurrenz abheben, die zwar Ähnliches
     angehende Wirtschaftsingenieure                             die Benutzerinnen und Benutzer mehr Informationen
                                                                 über die «Raumfabrik» und ihr Angebot finden. Nebst
                                                                                                                         bietet, aber vorwiegend mit erfahrenen Designern
                                                                                                                         arbeitet.»
     haben für ihren Industriepartner eine                       der Erstellung der funktionsfähigen Website ging
                                                                 es für die Studierenden auch darum, einen detaillier­
     virtuelle Plattform geschaffen.                             ten Prozessflussplan zu modellieren. Dabei wurden       Gute Zusammenarbeit
                                                                 sämtliche Schritte des Bearbeitungsablaufes fest-       «Offen und auf Augenhöhe kommuniziert»
                                                                 gehalten; vom Ausfüllen des Fragbogens auf Seiten
                                                                 der Kundschaft über die Erarbeitung des individu­       Die angehenden Wirtschaftsingenieure loben die
           Ein grosses helles Wohnzimmer, zwei Sofas, viele      ellen Wohnkonzepts durch Studierende und Designer       ­Zusammenarbeit mit dem Industriepartner. «Es wur­
           Bücher und ein loderndes Feuer im Kamin: Die          bis hin zur Auslieferung aller Einrichtungsgegenstän­    de immer offen und auf Augenhöhe kommuniziert»,
           Startseite von www.raumfabrik24.ch macht gleich       de von Spezialisten der Firma Konform. «Mit dem          sagt Fabian Gartmann, «obwohl dies in der Corona-­
           auf den ersten Blick klar, worum es auf der Website   Prozessflussplan werden die Interaktionen zwischen       Krise nicht immer ganz einfach war». Aber gerade
           geht, nämlich ums Wohnen und Wohlfühlen. Statt        Kunden, Unternehmen und Designer sichtbar»,              der Lockdown habe gezeigt, dass sich Unternehmen
           stundenlang in Möbelhäusern herumzuirren, soll        sagt Simon Zahner.                                       kreative Alternativen suchen müssen, fügt Elias Wüst
           man künftig mit ein paar wenigen Klicks bequem von                                                             an. «Hier sehen wir gerade bei der Firma Konform,
           zu Hause aus die eigene Wohnung nach individu-        Scrollt man auf der Startseite etwas weiter nach         die wegen den vielen abgesagten Veranstaltungen
           ellen Wünschen umgestalten können. Die vier           unten, wird einem anhand eines Videos in weniger         stark unter der Krise litt, grosses Potenzial mit der
           angehenden Wirtschaftsingenieure Rico Baumann,        als zwei Minuten verständlich erklärt, wie das Ganze     indi­viduellen Raumgestaltung übers Internet.»
           Fabian Gartmann, Elias Wüst und Simon Zahner          funktioniert. «Wir haben bewusst auf das Medium
           haben die Website für ihren Industriepartner, die     Film gesetzt, da sich die meisten Menschen von einer
           Firma Konform, entwickelt.                            kurzen Videosequenz eher angesprochen fühlen,
                                                                 als von einem langen Text», sagt Fabian Gartmann.
           Konform hat den Studierenden bei der Wahl ihres       Wer sich für eine individuelle Raumgestaltung
           Industrieprojektes viel Freiraum gelassen. «Es gab    interessiert, muss auf der Website zunächst einen
           lediglich die Vorgabe, dass es etwas sein sollte,     Fragebogen ausfüllen. Dabei geht es in erster Linie
           das ins Portfolio des Unternehmens passt und womit    darum, die eigenen Präferenzen wie Lieblings­
           während des ganzen Jahres Aufträge generiert          material, favorisierter Einrichtungsstil oder bevor­
           werden können», sagt Elias Wüst. Nach einer ersten    zugte Farben zu definieren. Daraufhin kontaktiert die
           Potenzial- und Trendanalyse landeten die Studieren­   Firma Konform den Kunden oder die Kundin und
           den ziemlich rasch beim Thema Rauminnenarchi­         macht einen Termin für die Ausmessung des Raums
           tektur. Was sich daraus machen lässt, erarbeiteten    ab, den es umzugestalten gilt. Die Daten werden
           sie in den darauffolgenden Semestern. In Zusammen­    auf einer internen Plattform hochgeladen und aus-
           arbeit mit dem Industriepartner wurden verschie­      gewählten Studierenden, die in dieser Dienstleistung
           dene Ideen entwickelt und weiterverfolgt, manchmal    von zentraler Bedeutung sind, vorgelegt. Diese
           wieder umgekrempelt und dann verfeinert – bis         erstellen verschiedene Raumkonzepte, die dann mit
           schliesslich das Konzept der individuellen Raumein­   der Kundschaft und den Designern von Konform
           richtung per Website feststand.                       besprochen werden. Gemeinsam wird das finale

                                                                                                                         Fabian Gartmann, Simon Zahner
                                                                                                                         und Elias Wüst
24                                                                                                                                                                                25
Leimholz Haag AG
                                                                                                                                       Industriepartner:

«Die spannenden und intensiven            Ihr Partner für Holzhandel
­Diskussionen mit den Studierenden
 ­haben uns wertvolle Denkanstösse        in der Schweiz
  gegeben – weit über das Thema
                                             Wer wir sind                                              Aktuelle Herausforderungen
  ­hinaus. Für uns war die Zusammen­
   arbeit mit der OST eine gewinn­           Alles begann 1998 als Einmannbetrieb und entwickel­
                                             te sich in den letzten 22 Jahren zu einem der füh­
                                                                                                       Mit dem Neubau in Steinach im Jahr 2013 haben
                                                                                                       sich viele neue Möglichkeiten eröffnet. Sei dies
   bringende Investition in die Zukunft      renden Leimholzanbieter der Schweiz: die Leimholz         mit dem Hochregallager, in welchem über 3000 m3
                                             Haag AG. Eines der Erfolgsrezepte: Seit über 22 Jah­      Holz ge­lagert werden, oder mit der hervorragenden
   unseres Unternehmens.»                    ren werden handwerkliche Traditionen mit Innova­          In­frastruktur, welche es zulässt, auch zukünftig
                                             tionen verknüpft. Die Leimholz Haag AG in Steinach        immer wieder Mehrwerte für die Kunden zu erzeugen.
                                             gehört zu den schweizweit führenden, innovativen          Zurzeit steht ein grösseres Projekt vor dem Ab­
                                             Unternehmen im Handel und der Weiterverarbeitung          schluss: die Einführung des neuen Produkts «Integra
                                             von verleimtem Qualitätsholz. Ein wichtiger Erfolgs­      – der ­Bodenständige». Die Leimholz Haag AG hat
                                             faktor bilden die 16 Mitarbeiter, die mit ihrer grossen   den bekannten Dielenboden weiterentwickelt. Zu
                                             Fachkompetenz den Kunden jederzeit gerne beraten.         oft wurden Zwischenböden und Decken wieder ver­
                                                                                                       kleidet, weil die Optik nicht den Idealvorstellungen
                                                                                                       entsprochen hat. Damit macht Integra jetzt Schluss.
                                             Was wir tun                                               Astlöcher und Harzgallen sowie andere Fehlstellen
                                                                                                       werden vor Ort veredelt und machen die Oberfläche
Peter Haag,                                  Zusammen mit verlässlichen Lieferanten und Part­          ruhiger. Zudem werden noch feinere Oberflächen
Inhaber und Geschäftsführer                  nern aus dem In- und Ausland erfüllen die Produkte        angeboten, da Integra gehobelt, gebürstet oder ge­
                                             der Leimholz AG die modernsten Sicherheits-Stan­          schliffen erhältlich ist.
                                             dards und werden im konventionellen Holzbau wie
                                             auch im konstruktiven, anspruchsvollen Ingenieur­
                                             holzbau eingesetzt. Gerne verbindet die Leimholz          Deshalb sind wir OST-Partner
                                             Haag AG stolze Handwerkstradition mit neuzeitlicher
                                             Innovation – das macht die Firma einzigartig.             Für die Leimholz Haag AG ist Innovation sehr wichtig
                                                                                                       und wir sind offen für Inputs aus jeder Richtung.
                                                                                                       Die Studierenden der OST bringen der Leimholz Haag
                                                                                                       AG frischen Wind und eine andere Sicht der Dinge –
                                                                                                       deshalb ist diese Kooperation sehr erfolgreich. Die
                                                                                                       Zusammenarbeit ist stets auf einem hohen Niveau
                                                                                                       und sehr angenehm. Wir erhoffen uns für die Zukunft
                                                                                                       weitere Projekte, welche für unsere Kunden Mehr­
                                                                                                       werte schaffen. Dies ist das Bestreben der Leimholz
                                                                                                       Haag AG.

                                                                                                                                                              27
Der Alarmschlager
     damit Schnee nicht zur Gefahr wird

     Es wäre eine revolutionäre Innova­                                Noch einer ist seit Anfang dabei                           verschiedenen Tests immer wieder überprüft, um
                                                                       «Die vielen Wechsel waren nicht einfach»                   ­allfällige Fehler am Prototyp frühzeitig zu ­erkennen
     tion für den sonst eher traditionellen                                                                                        und keine zusätzlichen Kosten zu verursachen.
     Holzbau: Drei angehende Wirtschafts­                              Die Firma Leimholz Haag AG ist ein schweizweit
                                                                       bekanntes, innovatives Unternehmen im Bereich
                                                                                                                                   Parallel zur Entwicklung des Prototyps erarbeiteten
                                                                                                                                   die angehenden Wirtschafsingenieure auch ein
     ingenieure haben zusammen mit                                     Ingenieurholzbau. Die Idee, ein derartiges kompaktes        ­Geschäftsmodell, mit dem das neue Produkt erfolg­
                                                                       Modul für die Holzgebäude-Kundschaft zu konstruie­           reich auf dem Markt lanciert werden soll.
     ihrem Industriepartner, der Leimholz                              ren, war denn auch schnell geboren und die Pro­
                                                                       jektgruppe machte sich rasch an die Detail-Arbeiten.       Die Zusammenarbeit mit dem Industriepartner habe
     Haag AG, ein Modul mit eingebautem                                Allerdings war das anfängliche Vierer-Team in der          sehr gut funktioniert, so Christian Alther, der wie
     Sensor entwickelt, das an Holzträgern                             Zwischenzeit zu einer Dreier-Gruppe geschrumpft
                                                                       und Igor Jovanovic ist noch der einzige, der seit
                                                                                                                                  seine beiden Kommilitonen das Studium in Teilzeit
                                                                                                                                  absolviert. «Die Verantwortlichen waren offen und
     befestigt wird und bei zu grosser                                 Beginn dabei ist. Die beiden anderen Studierenden          direkt, haben das eine oder andere auch kritisch
                                                                       stiessen im dritten respektive vierten Semester zum        hinterfragt, was für uns sehr lehrreich war.» Die
     ­Belastung Alarm schlägt.                                         Team. Sie mussten sich zuerst ins Projekt einlesen.        grösste Schwierigkeit bestand für die drei darin, sich
                                                                       «Die vielen Wechsel waren für uns alle nicht einfach»,     in die Materie Holz hineinzudenken. «Wir kommen
                                                                       sagt Igor Jovanovic. Doch die Zusammenarbeit im            alle aus der Maschinenbau-Branche und haben
                                                                       Team funktioniere mittlerweile sehr gut.                   etwas Zeit ­gebraucht, uns mit dem Holzbau vertraut
           Nasser Schnee und grosse Regenmengen können                                                                            zu machen», sagt er. «Doch ich glaube, wir haben
           zur Gefahr für Hausdächer werden. In der Vergangen­         Zentraler Teil des Industrieprojekts war die Erarbei­      ein innovatives Projekt mit viel Mehrwert für die
           heit kam es schon vor, dass Dächer von Turnhallen,          tung eines Konzepts, das die Biegungen und Defor­          Holzbau-Kundschaft schaffen können.» Falls es den
           Hallenbädern, Häusern oder Garagen unter der                mationen in Abhängigkeit zur Feuchtigkeit misst, die       Durchbruch schaffe, so der Student, wäre es eine
           schweren Last von Schnee und Regen eingestürzt              bei einer Lasteinwirkung im Sattelträger entstehen         revolutionäre Innovation für den sonst eher traditio­
           sind. Damit solche tragischen Unglücke künftig nicht        und das gleichzeitig alarmiert, falls die Belastung zu     nellen Holzbau.
           mehr passieren, haben die angehende Wirtschafts­            gross wird. Die Ergebnisse und Erkenntnisse am Ende
           ingenieurin Sabrina Sonderegger und ihre beiden             des zweiten Semesters waren seitens Industriepart­
           Studienkollegen Christian Alther und Igor Jovanovic         ner jedoch «eher unbefriedigend» und das Projekt­
           in Zusammenarbeit mit ihrem Industriepartner,               team musste nochmals umdenken. Im darauffolgen­
           der Leimholz Haag AG, eine Art Frühwarnsystem               den Semester entwickelte es weitere Vorschläge und
           entwickelt.                                                 stellte diese dem Industriepartner an einem Review-
                                                                       Meeting vor. Die Firma Leimholz Haag AG entschied
           Dieses System ist ein kompaktes Modul für Holz-­            sich für die Messung mittels Dehnung (DMS), welche
           Träger mit eingebautem Sensor, der die Biegung und          auch der Favorit der Projektgruppe war und für die
           Deformation am Sattelträger analysiert und über­            schliesslich ein Prototyp entwickelt wurde.
           wacht. «Dabei wird die Feuchtigkeit am Holzkonst­
           rukt gemessen und der Deformation gegenüber­
           gestellt», sagt Christian Alther. Damit werde der           Belastung und Feuchtigkeit endlich messbar
           Grenzbereich der Belastung am Sattelträger erkannt.         «Grosser Mehrwert für Holzbau-Kundschaft»
           «Die Kundinnen und Kunden können so sehen, wie
           stark ihr Dach bereits belastet ist und ob sie allenfalls   Bei dieser Überwachungsmethode werden die
           etwas unternehmen müssen, um das Risiko eines               ­DMS-Sensoren nicht direkt aufs Holz geklebt, son­
           Einsturzes zu vermindern», fügt Igor Jovanovic hinzu.        dern auf ein homogenes Trägermaterial, das dann
           Wird eine hohe Belastung erreicht, dann wird dies            am Holz festgeschraubt wird. «Dieses Material weist
           durch die Sensoren erfasst und es können gezielt             einen grösseren elastischen Bereich auf als Holz und
           Massnahmen eingeleitet werden.                               bewegt sich gleichmässig mit der Verformung des
                                                                        Holzträgers», sagt Sabrina Sonderegger. Die Holz­
                                                                        feuchtigkeit soll jede halbe Stunde gemessen wer­
                                                                        den. «Sobald die Werte in einen kritischen Bereich
                                                                        gelangen, verkürzen sich die Intervalle», sagt sie. Bei
                                                                        der vertikalen Verformung des Sattelträgers sieht
                                                                        das Projektteam einen Messintervall von ­mehreren
                                                                        Sekunden vor, da sich die Belastung schlagartig
                                                                        ändern kann. Die Funktionen wurden im Rahmen von

                                                                                                                                  Igor Jovanovic, Christian Alther
                                                                                                                                  und Sabrina Sonderegger
28                                                                                                                                                                                         29
Noventa AG
                                                                                                                                 Industriepartner:

«Die Arbeit mit den Studierenden    Ihre Idee. Unsere Motivation.
hat mir von Anfang an viel Spass
gemacht. Die Begeisterung für das
Projekt war spürbar und das Team
                                       Wer wir sind                                             Aktuelle Herausforderungen
hat sich auch von Rückschlägen
nicht entmutigen lassen.»              Unsere Leidenschaft für Produkte ist in der ganzen
                                       Welt zu Hause, doch ihr Ursprung liegt in der Schweiz.
                                                                                                Wir widmen uns digitalen Technologien, rüsten uns
                                                                                                für die Generation Z und sorgen für motivierte
                                       Mit 700 Mitarbeitenden ist die inhabergeführte           Mitarbeitende. Diese Ausrichtung wird unsere Wett-
                                       Noventa Gruppe nicht nur international erfolgreich,      bewerbsfähigkeit an allen Standorten nicht nur
                                       sondern ragt vor allem durch ein vielfältiges Dienst­    erhalten, sondern spürbar verbessern. Durch Trans-
                                       leistungsangebot heraus. Unsere Kunden profi­tieren      formation zur intelligenten Netzwerkorganisation
                                       von unserer Innovationskraft und Know-how in             mit dezentraler Verantwortung schaffen wir einen
                                       Produktdesign, Produktentwicklung, Werkzeugbau,          echten Mehrwert für jeden Mitarbeitenden. Daraus
                                       Kunststofftechnik und Gerätemontage. Unser Er­-          entsteht eine einzigartige Unternehmenskultur –
                                       folg gründet auf Fleiss, Innovation und Mitarbei­        eine auf Motivation und Leidenschaft basierende
                                       tenden, die sich mit Herzblut für Lösungen einset­       Mutkultur.
                                       zen, die überzeugen und Mehrwert bieten. Neben
Dieter Marxer,                         dem Schweizer Hauptsitz gehören zur Noventa
Mitglied der Geschäftsleitung          ­Gruppe Standorte in Thailand und Rumänien sowie         Deshalb sind wir OST-Partner
                                        die ­Gesellschaften Noventa Tooling AG, Noventa
                                        ­Consulting AG und LaPreva AG.                          Seit vielen Jahren pflegen wir kontinuierlichen Aus­
                                                                                                tausch mit der Fachhochschule. Wir arbeiten eng
                                                                                                zusammen für Entwicklungsprojekte, um neue Pro­
                                       Was wir tun                                              duktinnovationen umzusetzen oder neue Tätigkeits­
                                                                                                felder zu erschliessen. Ausserdem empfangen wir
                                       «Wir sind überzeugt: Geht nicht, gibt’s nicht. Wir       regelmässig Studierende, um ihnen effiziente Abläufe
                                       begeistern uns für kreative Lösungen und inno­vative     und schlanke Produktionslösungen am praktischen
                                       Konzepte. Und wir lieben die Herausforderung.»           Beispiel aufzuzeigen. Wir freuen uns, auf diesem Weg
                                       ­Diesem Motto getreu entwickeln und fertigen wir         immer wieder junge Talente kennenzulernen.
                                        für unsere Kunden technische Baugruppen und
                                        kom­plette Geräte – elektronische Intelligenz inklu­
                                        sive. Dazu zählen unter anderem LaPreva und Laufen
                                        Dusch-WCs, SKROSS® Reiseadapter sowie unter­
                                        schiedliche Geräte und Komponenten für die Marken
                                        Bernina, CWS, Kärcher, V-ZUG usw. Noventa Tooling
                                        bietet in Widnau hochwertige Dienstleistungen
                                        in Werkzeugbau und mechanischer Bearbeitung,
                                        während Noventa Consulting Unternehmen aus un­
                                        terschiedlichen Branchen dank schlanker ­Pro­zesse
                                        zu mehr Wettbewerbsfähigkeit verhilft.

                                                                                                                                                       31
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