FÜR EINE TRAGFÄHIGE ZUKUNFT - DUZ Special
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HERAUSGEBER DIESER AUSGABE: TECHNIKER KRANKENKASSE UND LANDESVEREINIGUNG FÜR GESUNDHEIT UND AKADEMIE FÜR SOZIALMEDIZIN NIEDERSACHSEN e. V. FÜR EINE TRAGFÄHIGE ZUKUNFT DUZ SPECIAL NEUE PERSPEKTIVEN UND WEGE DES BETRIEBLICHEN UND STUDENTISCHEN BEILAGE ZUR DUZ // MAGAZIN FÜR GESUNDHEITSMANAGEMENTS AN WISSENSCHAFT UND HOCHSCHULEN GESELLSCHAFT
2 I DUZ SPECIAL TK INHALT 3 EDITORIAL 4 EINLEITUNG PSYCHOSOZIALE AUSWIRKUNGEN IM BLICK BEHALTEN | Von TATJANA PAECK und MAREIKE TIMMANN 6 HINTERGRUND: CORONA-SCHUTZSTANDARDS FÜR DIE HOCHSCHULEN DER TEUFEL STECKT WIE SO HÄUFIG IM DETAIL | Von DR. HANS-JOACHIM GRUMBACH 8 INTERVIEW: ARBEITS- UND GESUNDHEITSSCHUTZ PRAKTISCH UMGESETZT „DER GESUNDHEITSSCHUTZ MUSS FEST VERANKERT WERDEN“ | Interview mit URTE KETELHÖN 10 BEST PRACTICE AUS DEN HOCHSCHULEN 10 MIT STUDIERENDEN FÜR STUDIERENDE | Von DR. THORSTEN SCHULZ, NILS OLSON und BARBARA REINER 12 GESUNDE HOCHSCHULEN IN THÜRINGEN | Von ANDREA KRIEG 14 GESUNDHEIT IST FÜR ALLE WICHTIG – DER „HEALTHY CAMPUS BONN“ | Von DR. MANUELA PREUß, DR. PETER PREUß, DR. CHRISTINA DIEKMANN und DR. KATJA STÖVER 16 GEMEINSAM GESUND LEBEN, STUDIEREN UND ARBEITEN | Von PROF. DR. MED. EDGAR VOLTMER, KATHARINA PLETZ und DR. ANNA LENA WALTHER 18 STUDIERENDE IM DIGITALEN WANDEL UNTERSTÜTZEN | Von DR. MAX SPRENGER und CARMEN BRENDELBERGER 20 DIGITALISIERUNG DIGITALISIERUNG UND GESUNDHEITSFÖRDERUNG AN HOCHSCHULEN | Von SABINE KÖNIG, DR. BRIGITTE STEINKE und KATHRIN DUCHÊNE 22 STUDIE PANDEMIE SETZT STUDIERENDE UNTER ERHÖHTEN STRESS | Von PROF. DR. CHRISTIANE STOCK 23 IN EIGENER SACHE ENGAGIERT AN HOCHSCHULEN | Von BIANCA DAHLKE und DR. BRIGITTE STEINKE 24 IMPRESSUM
EDITORIAL I 3 LIEBE LESERINNEN UND LESER, eine tragfähige Zukunftsstrategie für eine Hochschule in eiten von Corona und dem allgemeinen Wandel – (wie) geht Z das? DR. SABINE VOERMANS, Wir freuen uns sehr, Ihnen das vierte DUZ Special im Namen LEITERIN GESUNDHEITSMANAGEMENT, der Techniker Krankenkasse (TK) und der Landesvereinigung TECHNIKER KRANKENKASSE für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersach- sen e. V. (LVG & AFS) vorstellen zu können. Diese Ausgabe zeigt auf, wie die Corona-bedingt eingeführten Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und zum Arbeits- schutz für eine zukunftsorientierte Strategie Ihrer Hoch- schule genutzt werden können. Zudem möchten wir Hoch- schulen ermutigen, die Bedeutung des Betrieblichen und Studentischen Gesundheitsmanagements herauszustellen und sich proaktiv für eine nachhaltige Verankerung bis hin zu einem Universitären Gesundheitsmanagement einzuset- zen. Denn tradierte und bewährte Rituale sowie feste Struk- turen werden in der Zukunft zu überdenken sein, Neues wird entstehen. Für die praktische Umsetzung enthält die Ausgabe hand- lungsorientierte Checklisten, Best-Practice-Beispiele und Hinweise zu Ansprechpartner*innen zur kollegialen Beratung. Die TK und die LVG & AFS haben mit Akteur*innen aus der Hoch- schullandschaft, dem Kompetenzzentrum Gesundheitsför- dernde Hochschulen, dem HIS-Institut für Hochschulent- wicklung e.V., den Wissenschaftler*innen und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung e.V. für dieses DUZ Special zusammengearbeitet. Und für diese gute Zusammenarbeit bedanken wir uns ganz herzlich bei allen. Viel Gewinn und Freude beim Lesen Dr. Sabine Voermans
4 I DUZ SPECIAL TK PSYCHOSOZIALE AUSWIRKUNGEN IM BLICK BEHALTEN DIE CORONA-PANDEMIE WIRKT SICH UMFASSEND AUF DIE ARBEIT GESUNDHEITSFÖRDERNDER HOCHSCHULEN AUS – SO DIE ERGEBNISSE EINER BLITZUMFRAGE BEI VERANTWORTLICHEN. EINE ZUSAMMENFASSUNG | Von TATJANA PAECK und MAREIKE TIMMANN Die Corona-Pandemie hat die Hochschulwelt auf den Kopf ge- die kurzfristige Umstellung auf digitale Angebote oder die ver- stellt. Hochschulen mussten schließen und ihren Lehr-, Arbeits- änderten und fehlenden Kontaktmöglichkeiten und Kommuni- sowie Wissenschafts- und Forschungsbetrieb teilweise oder kationswege mit den verschiedenen Statusgruppen der Hoch- ganz auf digitale Formate umstellen. Dies hat viele Hochschulen schule und dass Projekte und Termine auf unbestimmte Zeit vor große Herausforderungen gestellt und mancherorts wur- verschoben oder abgesagt wurden. den die bestehenden Lücken der Digitalisierung deutlich. Die Folgen für die Hochschulen sind komplexer als nur die direkten „Eigentlich sollte man meinen, gerade JETZT ist Auswirkungen innerhalb des eigenen Hochschulbetriebs. Das BGM-Zeit, aber die Lage ist zu akut, um jetzt lang- kulturelle, soziale und gesellschaftliche Leben wurde stark ein- fristige Projekte ins Leben zu rufen.“ (TN 18) geschränkt; Abstand, Hygiene und Social Distancing waren und sind plötzlich die Leitbegriffe für den Hochschulalltag. „Schwierige Erreichbarkeit der Mitarbeitenden“ (TN 19) „Wie können wir die Studierenden am besten erreichen? (TN 27) Um einen Einblick zu bekommen, inwiefern die Arbeit der Akteur*innen im Gesundheitsmanagement von der Corona- Als größten Handlungsbedarf identifizierten die Befragten die Pandemie betroffen ist und ob und wie die Einbindung in die Stärkung der psychosozialen Gesundheit. Als Gründe dafür wur- Pandemie-Bewältigung stattfindet, hat das Kompetenzzen- den unter anderem die Zunahme von psychischen Belastungen, trum Gesundheitsfördernde Hochschulen (KGH) im Früh- erhöhte Anforderungen an die Selbstorganisation und das Ar- jahr 2020 eine Blitzumfrage durchgeführt. Sie stellt eine beiten und Studieren mit gleichzeitigen Betreuungsaufgaben Momentaufnahme dar und richtete sich in erster Linie an genannt. Koordinator*innen im Gesundheitsmanagement von Hoch- schulen. Die Umfrage greift Fragestellungen zu den Auswir- „Psychische Belastungen durch die Krise nehmen kungen auf die eigene Arbeit, aktuellen Herausforderungen zu. Wie können diese erkannt werden und wie und Handlungsbedarfen sowie zur Rolle und Sichtbarkeit des kann man ihnen entgegenwirken?“ (TN 28) Gesundheitsmanagements in der Corona-Pandemie auf. Insge- samt haben 66 Personen daran teilgenommen, welche mehr- „Bessere soziale Vernetzung ermöglichen für heitlich angaben, als Koordinator*in im Studentischen und/ Studierende mit Isolationstendenzen und entspre- oder Betrieblichen Gesundheitsmanagement an ihrer Hoch- chenden psychischen Gefährdungen.“ (TN 56) schule tätig zu sein. Wenig überraschend war die Bewertung „Für alle Mitgliedergruppen Vereinbarkeits- auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die eigene Arbeit. Diese wurde durchschnittlich mit einer 4,1 von 5 bewer- probleme Beruf und Privatleben.“ (TN 1) tet, wobei 1 „keine Auswirkungen“ und 5 „große Auswirkungen“ bedeutete. Die hohe Bewertung der Auswirkungen auf die ei- Zudem weisen die Ergebnisse der Umfrage darauf hin, dass gene Arbeit spiegelt sich in den erfragten Herausforderungen die Rolle und Sichtbarkeit des Gesundheitsmanagements an und Handlungsbedarfen sowie den Aussagen zur Rolle und Hochschulen oft noch unklar beziehungsweise ausbaufähig Sichtbarkeit des Gesundheitsmanagements wider. sind. Mehr als die Hälfte der Befragten wurde nicht in das Kri- senmanagement ihrer Hochschule einbezogen, obwohl die Besonders der Strukturaufbau und der Prioritätsverlust von ge- Akteur*innen aus dem Gesundheitsmanagement mit ihrem sundheitsrelevanten Themen wurden von vielen Befragten als ganzheitlichen Blick auf das Thema Gesundheit weiterführen- herausfordernd wahrgenommen. Dazu gehörten beispielsweise de Fragestellungen, Überlegungen und Lösungsstrategien für
EINLEITUNG I 5 DIE ERGEBNISSE DER BLITZUMFRAGE STEHEN ABRUFBEREIT UNTER: WWW.KOMPETENZZENTRUM-GESUNDE-HOCHSCHULEN.DE/CORONA DAS KGH AUF EINEN BLICK Das Kompetenzzentrum Gesundheitsfördernde Hochschulen (KGH) ist ein Kooperationsprojekt die Strategien zur Krisenbewältigung hätten einbringen kön- nen. Der Blick auf die Handlungsbedarfe für die Stärkung der der Landesvereinigung für Gesundheit Nieder- psychosozialen Gesundheit ist hier als ein Beispiel zu nennen. sachsen e. V. (LVG & AFS) und der Techniker Krankenkasse (TK). Gemeinsam mit Akteur*innen „BGM wird nicht einbezogen, als unwichtig aus Hochschulen möchte das KGH Betriebliches angesehen, Rolle des Gesundheitsmanage- Gesundheitsmanagement (BGM) und Studentisches ments noch unklarer als vorher.“ (TN 29) Gesundheitsmanagement (SGM) weiter auf- und „Gar nicht, höchstens als Bittstellerin.“ (TN 23) ausbauen und hierbei mit vielfältigen Aktivitäten und Angeboten unterstützen. Neben der Sensibilisierung „Der Infektionsschutz wird durch den Arbeits- und Gesundheitsschutz abgedeckt, wir vom BGM bringen und Kompetenzförderung tragen die Aktivitäten Aspekte zur psychischen Gesundheit ein. Diese Einbindung und Angebote zur Qualitätsentwicklung und des BGM erfolgte nicht automatisch.“ (TN 66) -sicherung sowie zur Vernetzung im Themenfeld gesundheitsfördernde Hochschulen bei. Darüber KRISE ALS CHANCE ZUR ERNEUERUNG NUTZEN hinaus versteht sich das KGH als Ort für die Bün- delung und Vermittlung von Wissen zum Thema. Trotz der zahlreichen neuen Herausforderungen und Hand- lungsbedarfe sowie der Situation zur Rolle und Sichtbarkeit des Die Aktivitäten und Angebote des KGH richten Gesundheitsmanagements an Hochschulen wurden zahlreiche sich in erster Linie an Koordinator*innen für BGM Angebote und Maßnahmen im Rahmen des Gesundheitsma- und/oder SGM an Hochschulen oder hochschul- nagements umgesetzt. Dazu zählen unter anderem: Tipps und nahen Institutionen, an wissenschaftliche Mitar- Hinweise für das Arbeiten und Studieren im Homeoffice und das beitende im Themenfeld gesundheitsfördernde mobile Arbeiten, Hinweise zum Aufbau von telefonischen Be- ratungsangeboten, Unterstützung bei psychischen Krisen und Hochschulen sowie interessierte Studierende. Seminarangebote zur Stärkung der mentalen Gesundheit oder Mit der Ausgestaltung unterschiedlicher Veran- zum Stressmanagement. Ein weiterer großer Anteil der Ange- staltungsformate zu spezifischen, innovativen bote ist auf den Themenschwerpunkt Bewegung ausgerichtet, wie etwa eine aktive Pausengestaltung oder Online-Sportkur- und praxisnahen Themen möchte das KGH se. Die meisten Angebote und Maßnahmen wurden in digitaler unter anderem für das Handlungsfeld „Gesund- Form umgesetzt und zur Verfügung gestellt, beispielsweise über heitsfördernde Hochschulen“ sensibilisieren, den Einsatz von Webseiten, E-Mails und Social-Media-Kanälen. Kompetenzen fördern sowie zur Vernetzung von Multiplikator*innen an Hochschulen beitragen. Das Die Corona-Pandemie zeigt eindrücklich, wie wichtig das The- KGH bietet hierbei verschiedene digitale sowie ma Gesundheit ist und dass die Virus-Eindämmung zur Quer- schnittsdimension allen politischen Handelns geworden ist. analoge Veranstaltungs- und Austauschformate an, In den nächsten Monaten und Jahren müssen die Hochschu- wie beispielsweise Fachtagungen und Seminare. len reflektieren, was die Corona-Pandemie für gesundheitsför- dernde Hochschulen bedeutet und welche Erfahrungen für die Weitere Informationen finden Sie unter: zukünftige Arbeit entscheidend sind. Denn jede Krise bietet die www.kompetenzzentrum-gesunde-hochschulen.de Chance, Gewohntes zu überdenken und neue Ideen und Ansätze zu erproben. Auch gesundheitsfördernde Hochschulen können diesen Umbruch als Chance für sich nutzen und die Erfahrun- gen aus der Zeit der Pandemie in ihre Arbeit einfließen lassen. Als ein erster weiterer Schritt zur Begleitung dieses Diskussi- TATJANA PAECK und MAREIKE TIMMANN ons- und Reflexionsprozesses führte das KGH – aufbauend auf arbeiten als Koordinator*innen des bundesweiten Kompetenz- den Ergebnissen einer Blitzumfrage im November und Dezem- zentrums Gesundheitsfördernde Hochschulen (KGH), einem ber 2020 – vertiefende qualitative Interviews mit verschiedenen Kooperationsprojekt der Landesvereinigung für Gesundheit Akteur*innen aus dem Gesundheitsmanagement an Hochschulen und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. und der durch. Im Fokus standen dabei Fragen zur Rolle und Sichtbar- Techniker Krankenkasse. keit sowie zur Weiterentwicklung des Gesundheitsmanagements. www.gesundheit-nds.de Die Ergebnisse der Interviews werden auf der Website des KGH veröffentlicht.
6 I DUZ SPECIAL TK DER TEUFEL STECKT WIE SO HÄUFIG IM DETAIL DIE PANDEMIE ERFORDERTE VON DEN HOCHSCHULEN, ÜBER NACHT AUF NOTBETRIEB UMZUSTELLEN UND ADÄQUATE SCHUTZMASSNAHMEN ZU ERGREIFEN. DIE NEUEN CORONA- SCHUTZSTANDARDS FÜR HOCHSCHULEN UND FORSCHUNGSEINRICHTUNGEN AUF DEM PRÜFSTAND | Von DR. HANS-JOACHIM GRUMBACH Die COVID-19-Pandemie und der mit ihr verbundene erste Lock- länger andauern würde als nach einem Brand, einem Unwetter down im Frühjahr 2020 haben die deutschen Hochschulen mit oder einem Blackout. Die Notfallpläne mussten auf Pandemie- einer sehr geringen Vorwarnzeit getroffen. Eine Hochschule bedingungen umgeschrieben werden und das in Echtzeit – zu- herunterzufahren, heißt nicht, einfach das Licht auszuschalten rückblickend betrachtet eine Meisterleistung, die die Teams in und abzuschließen. Insbesondere der Forschungsbetrieb in den den Hochschulen erbracht haben. Kritische Bereiche, die nicht natur- und ingenieurwissenschaftlichen Instituten beinhaltet ohne Risiko für Dritte einfach und/oder dauerhaft herunterge- Anlagen, Versuchsstände und Dauerexperimente, die man nicht fahren werden können, wurden identifiziert. Das Personal zur einfach abschalten kann, ohne dass es zu Schäden mit hohen Aufrechterhaltung dieser Infrastrukturen wurde in kleine, feste Folgekosten oder gar Gefahren für Mensch, Tier, Umwelt und und redundante Teams aufgeteilt, die sich gegenseitig nicht die Einrichtung selbst führt. Für derartige Szenarien halten die mehr physisch begegnen durften, damit im Fall einer Infekti- Hochschulen Notfallpläne vor – im Regelfall für Brandereignis- on in einem Team zumindest ein weiteres Teammitglied noch se oder Unwetter und deren Folgen wie Überflutungen, Teilver- zur Verfügung steht. Wer gerade keinen Notdienst vor Ort hatte luste der technischen Infrastruktur und/oder flächendeckende oder seine Arbeit mit dem Laptop am Küchentisch zumindest Stromausfälle. Auf diese konnte bei der Umstellung auf den in Maßen erledigen konnte, wurde ins Homeoffice geschickt. Pandemie-bedingten Notbetrieb zurückgegriffen werden. Den- noch war die Situation eine gänzlich andere, denn die Gefahr war nicht sicht-, riech- oder spürbar. Niemand wusste beim Aus- LOCKDOWN – UND DANN? bruch der Pandemie, ob er oder sie selbst oder jemand aus dem Team infektiös ist oder wie stark es einen selber treffen könn- Nach dem Herunterfahren stellte sich sehr bald die Frage, wie te. Die persönlichen Reaktionen reichten vom emotionsarmen man den Forschungs- und Lehrbetrieb unter diesen Bedingun- Funktionieren über Sorge bis hin zu Angst – jede dieser Reakti- gen wieder hochfahren kann. Recht schnell und mit hohem onen war für sich genommen verständlich und nachvollziehbar. Engagement, Ideenreichtum und Improvisationsgabe wur- den erste digitale Vorlesungsangebote geschaffen. Genauso Die Krisenstäbe der Hochschulen wurden einberufen und schnell wurde aber allen Beteiligten klar, dass ein rein digita- schnell war den meisten klar, dass der Notbetrieb deutlich ler Hochschulbetrieb nicht möglich ist. Für diejenigen, die für
HINTERGRUND: CORONA-SCHUTZSTANDARDS FÜR DIE HOCHSCHULEN I 7 WICHTIGE DOKUMENTE SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstandards (Hrsg. Bundesministerium für Arbeit und Soziales): www.baua.de/DE/Themen/Arbeitsgestaltung-im- Betrieb/Coronavirus/Arbeitsschutzstandard.html SARS-CoV-2-Schutzstandard für Hochschulen und Forschungseinrichtungen inklusive Muster- Gefährdungsbeurteilung (Hrsg. Sachgebiet Hochschulen und ihr Studium, ihre Lehre und/oder ihre Forschung zumindest in Teilen auf Infrastruktur der Hochschule in Gestalt von Bi- Forschungseinrichtungen der Deutschen bliothek, Laboren, Technikum, Werkstatt, Experimentierhalle, Gesetzlichen Unfallversicherung): Übungsraum, Atelier, Sporthalle, Studio und andere Räume vor www.dguv.de/corona-bildung/hochschulen/ Ort angewiesen sind, mussten Möglichkeiten zur Nutzung der Infrastruktur geschaffen werden. Hygiene, Abstand und Lüften index.jsp waren und sind die Grundprinzipien dabei. Forschungsarbeiten zur Übertragung und Ausbreitung von SARS-CoV-2 und deren www.dguv.de/corona-bildung/hochschulen/ Unterbindung fanden auf einmal „just in time“ mit hoher Prä- muster-gefaehrdungsbeurteilung/index.jsp senz in der Öffentlichkeit statt. Mit der Veröffentlichung des SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstan- dards durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales wurden erste formale Leitplanken gesetzt. Diese wurden durch Verwaltung und Studium sicher unter Pandemie-Bedingungen die sogenannten Branchenstandards durch die Unfallversiche- ausüben zu können, bedarf es neben hoher Kompetenz im Team rungsträger unter dem Dach der Deutschen Gesetzlichen Un- auch eines großen Engagements aller Beteiligten. Und nicht fallversicherung (DGUV) immer weiter verfeinert. Hierfür hat selten stehen formale Anforderungen aus der jeweils für das das Sachgebiet Hochschulen und Forschungseinrichtungen Bundesland gültigen Corona-Schutzverordnung oder Allge- (SG HSFE) der DGUV den SARS-CoV-2-Schutzstandard für Hoch- meinverfügung einer gleichermaßen sicheren wie pragmati- schulen und Forschungseinrichtungen veröffentlicht. Als we- schen Lösung entgegen. Hier hilft dann nur noch die Abstim- sentlichen Bestandteil enthält er die Muster-Gefährdungsbe- mung der Maßnahmen im Detail mit den zuständigen Behörden. urteilung (Muster-GBU) für den Schutz gegen die Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 in Hochschulen, inzwischen in Die platzgenaue Registrierung von Studierenden in Lehrver- der dritten Aktualisierung vom 4. Februar 2021. Diese prak- anstaltungen, Anbringung von Abstandsmarkierungen, Auf- tische Handlungshilfe für die Hochschulleitungen sowie die stellung von Desinfektionsmittelspendern, Einbahnstraßenre- weiteren verantwortlichen Personen in Forschung, Lehre und gelungen auf Fluren und Treppen, kontaktlose Buchleihe und Verwaltung haben Expert*innen aus dem Verein zur Pflege -rückgabe und vieles mehr muten nach einem Jahr schon wie und Weiterentwicklung des Arbeits-, Gesundheits- und Um- Routine an. Eine große Herausforderung stellen nach wie vor weltschutzmanagements e. V. gemeinsam mit dem SG HSFE die Lüftungskonzepte für alle Räume dar. Hier erweisen sich entwickelt. Die Muster-GBU dient als stabile Beurteilungs- insbesondere ältere Lüftungsanlagen, die zur anlageninternen grundlage für SARS-CoV-2-bedingte Gefährdungen und die Frostsicherung und zur Beheizung der Räume technisch auf ei- Ableitung entsprechender Schutzmaßnahmen für Sicher- nen gewissen Umluftanteil in der Zuluft angewiesen sind, als heit und Gesundheit der Beschäftigten und Studierenden. technische und nicht zuletzt auch finanzielle Herausforderung. Sie kann leicht auf die hochschul- bzw. standortspezifischen Bedingungen angepasst werden. Die für die Anpassung und Die Hoffnung auf Besserung im ersten Halbjahr 2021 aufgrund Umsetzung notwendige fachkundige Beratung soll durch die günstigerer Witterung und eines steigenden Anteils von ge- Fachkräfte für Arbeitssicherheit und die Betriebsärzt*innen impften Personen scheint begründet. Die in den Hochschulen vor Ort erfolgen, die zumeist auch Mitglied im Krisenstab der gesammelten Erfahrungen mit der Pandemie sollten im Nach- Hochschule sind. gang jedoch dringend in den ständig fortzuschreibenden Pan- demieplan der jeweiligen Hochschule einfließen. Der Teufel steckt aber wie so häufig im Detail und in der Art und Weise, wie die jeweiligen Verantwortlichen von der Hoch- schulleitung bis hin zu den einzelnen Vorgesetzten und Verant- wortlichen für Lehrveranstaltungen mit ihrer Verantwortung umgehen. Wer nur das Nötigste tut, um den formalen Vorgaben DR. HANS-JOACHIM GRUMBACH zu genügen, oder gar Schlupflöcher sucht, um vieles so wei- leitet das Sachgebiet Hochschulen und Forschungseinrichtungen termachen zu können wie bisher, gefährdet möglicherweise im Fachbereich Bildungseinrichtungen der Deutschen Gesetz- seine Mitarbeitenden und Studierenden. Wer hingegen alles lichen Unfallversicherung (DGUV). zusperrt und den Zutritt kategorisch verweigert, schießt über h.grumbach@unfallkasse-nrw.de das Ziel hinaus. Um passgenaue Lösungen zu entwickeln, die es erlauben, möglichst viele Tätigkeiten in Forschung, Lehre,
8 I DUZ SPECIAL TK „DER GESUNDHEITSSCHUTZ MUSS FEST VERANKERT WERDEN“ IN DER PANDEMIE SIND GESUNDHEITSMANAGER*INNEN BESONDERS GEFORDERT. DAMIT SIE ADÄQUAT AGIEREN UND REAGIEREN KÖNNEN, IST ES JEDOCH NOTWENDIG, IHREN AUFGABENBEREICH ZU STÄRKEN UND INSTITUTIONELL BESSER ZU VERORTEN. WARUM DAS NOTWENDIG IST UND WIE DIES ERFOLGEN KANN, ERLÄUTERT URTE KETELHÖN | Interview: VERONIKA RENKES absehbar, welche psychischen und physischen Folgen die Krise für uns Menschen hat. Die Dimensionen, die fehlende soziale Interaktion und Bewegungsmangel haben werden, können wir heute noch nicht absehen. Was erschwert die Arbeit der Gesundheitsmanager*innen, wo URTE KETELHÖN gibt es insbesondere institutionelle Hürden? ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Geschäftsbereich Hochschul Die Akteur*innen im Gesundheitsmanagement haben damit zu infrastruktur des HIS-Institutes für Hoch- kämpfen, dass es im Umgang mit der Corona-Pandemie zwar schulentwicklung e.V. (HIS-HE) in Hannover. um den Schutz der Gesundheit geht, sie selbst aber teilweise nur sekundär in die Entscheidungsprozesse einbezogen wer- www.his-he.de den. Der Arbeitsschutz, zum dem Fachkräfte für Arbeitssicher- heit und Betriebsärzt*innen zählen, steht im Vordergrund. Ziel muss es sein, dass diese Akteur*innen zukünftig mehr integrativ zusammenarbeiten. Die strukturelle Auseinandersetzung mit dem Gesundheitsma- nagement steht derzeit an vielen Hochschulen nicht im Vorder- Frau Ketelhön, welche Rolle übernehmen Gesundheits grund. Die Prioritäten haben sich verschoben. Projekte, Termi- manager*innen an den Hochschulen in der aktuellen Krise ne, Bedarfserhebungen für die Analyse mussten verschoben und warum ist dies auch für die Zukunft wichtig? werden. Für die strukturelle Auseinandersetzung mit Gesund- heitsmanagement fehlen derzeit Ressourcen, auch seitens der Die Themen Sicherheit und Gesundheit gehören zusammen Leitungsebene. Aktuell müssen viele Ad-hoc-Entscheidungen und sind untrennbar. Die Gesundheitsmanager*innen haben getroffen werden, wie ein notwendiger Präsenzbetrieb für die sehr schnell auf die Pandemie und deren Folgen reagiert. Im Studierenden, aber auch die Arbeitsorganisation in den Fach- Vordergrund standen Maßnahmen wie bewegungsfördernde bereichen und der Verwaltung gestaltet werden können. Häufig Angebote im Rahmen von Online-Kursen, aber auch die Un- ist in diesen Fragen nicht die Hochschule/der Krisenstab auf terstützung für gesundheitsgerechtes Arbeiten im Homeoffice das BGM/SGM zugegangen, sondern umgekehrt. Hier ist ein und im digitalen Hörsaal. Themen wie Work-Life-Balance und Umdenken in den Hochschulen voranzutreiben: Gesundheits- Vereinbarkeit von Familie und Beruf haben eine besondere Rolle management als Unterstützer und Dienstleister. Es handelt sich gespielt. Über die körperliche Gesundheit – mit Angeboten zum dabei nicht um ein „On-top-Thema“, sondern ist integrativer Beispiel zu Bewegung und Ergonomie – hinaus geht es auch um Bestandteil, um Ressourcen effektiv einzusetzen. Das Ziel ist, die psychosoziale Gesundheit. Gerade in einer Krise, in der die die Gesundheit der Studierenden und Beschäftigten langfristig Menschen mit vielen neuen Herausforderungen und Ungewiss- und nachhaltig zu schützen, um deren Leistungs- und Studier- heiten umgehen müssen, ist dies wichtig. Zurzeit ist noch nicht fähigkeit zu erhalten und sicherzustellen.
INTERVIEW: ARBEITS- UND GESUNDHEITSSCHUTZ PRAKTISCH UMGESETZT I 9 Wie sollten Betriebliches und Studentisches Gesundheitsma Welche Kommunikationsstrukturen haben sich bewährt? nagement an den Hochschulen organisiert und integriert sein, um schnell, flexibel und nachhaltig Maßnahmen durchzufüh Eine aktuelle Herausforderung ist, den Kontakt innerhalb der ren und Angebote zu installieren? Steuerungs- und Arbeitskreise und zu den jeweiligen Status- gruppen zu halten. Digital kann sicherlich vieles schon trans- Nur wenn der Gesundheitsschutz fest in den Strukturen verankert formiert werden, aber eben nicht alles. Gerade die sozialen ist, kann er seine Unterstützung auch leisten. Beim Gesundheits- Beziehungen und informellen Gespräche leiden. Die Nutzung management geht es um Verhaltens- und Verhältnisprävention. digitaler Medien und sozialer Netzwerke für die Kommunikation Dabei gilt: Gesundheitsmanagement ist eine Querschnittsaufga- innerhalb des Gesundheitsmanagements und was für welche be. Um adäquat auf die Notwendigkeiten in einer Krise reagieren Zielgruppe der „beste Weg“ ist, wird mehr in den Mittelpunkt zu können, muss es strukturell eingebunden sein. Die Rolle der treten. Über das Thema Kommunikation und wie diese unter Gesundheitskoordinator*innen im System Hochschule stärker zu veränderten Rahmenbedingungen besser gelingen kann, wird verankern, wird weiterhin eine zent- man sich an den Hochschu- rale Aufgabenstellung sein. Durch die len verstärkt auseinander- Verschiedenartigkeit der jeweiligen „FÜR DIE STRUKTURELLE setzen müssen. Daneben wird Hochschuleinrichtungen wird es je- es weiterhin die sehr wichti- doch keinen allgemeingültigen Weg AUSEINANDERSETZUNG MIT gen Kommunikationswege geben. Und wichtig: Es geht in der der direkten Ansprache und Krise nicht nur darum, vorhandene GESUNDHEITSMANAGEMENT des persönlichen Gesprächs analoge Formate in eine Online-Ver- geben – unabhängig vom ge- sion zu übertragen. Darüber hinaus FEHLEN DERZEIT RESSOURCEN, wählten Medium. sollten Kompetenzen und die Selb- storganisation in der Digitalisierung AUCH SEITENS DER Das „sich Einbringen“ in die gestärkt werden, um die Online-For- LEITUNGSEBENE“ relevanten Kreise und Netz- mate einzusetzen und zu nutzen. werke – wer ist wo aktiv, wo „sitzen“ die Treiber*innen in- Wie sollten Online-Formate in die Präventions- und Krisenstra nerhalb der Hochschule, wer kann Unterstützer*in sein? – wird tegie und in eine neue, flexibler agierende Hochschulstruktur weiterhin zentraler Eckpfeiler der Kommunikation sein. Denn mit eingebunden werden? Gesundheitsmanagement ist keine „One-wo*man-Aktion“. Es dockt sich immer an die vorhandenen Strukturen an. Sicher- Eine flexibler agierende Hochschulstruktur in einer digitalen lich wäre es auch gut, neue Netzwerke zu bilden, aber aufgrund Welt, verbunden mit den Themen der Gesundheitsförderung, der Überlastung der Akteur*innen, ist es empfehlenswert, erst- wird eine Deinstitutionalisierung mit sich bringen. Das heißt, mal an vorhandene Hochschulnetzwerke anzuknüpfen, um dass die Nutzung der flexiblen und digitalen Angebote nicht die „Scheu“ vor noch mehr neuen Projekten und Aufgaben mehr an die Organisationsstruktur der Einrichtung gebunden abzubauen. ist, wie von Dr. Arne Göring auf dem Kongress „Sport Gesundheit Digital“ an der TU Kaiserslautern formuliert wurde. Gesundheit ist ein Hauptthema in der Gesellschaft und für das Individuum. Das ist ein hochattraktives Handlungsfeld. Für die richtige Nut- zung der digitalen Angebote und Möglichkeiten ist eine Kom- petenzentwicklung notwendig. Das wird eine neue Aufgabe in MENTOR*INNENPROGRAMM der Verhaltens- und Verhältnisprävention an Hochschulen sein. Hier eine neue Normalität mitzugestalten – das ist ein zentrales MIT REFLEXIONSINSTRUMENT Ziel der Gesundheitsförderung. Mit Unterstützung der Techniker Krankenkasse hat das HIS-HE gemeinsam mit sechs Hochschulen Mit welchen neuen Themen müssen sich Gesundheitsmana ein Reflexions- und Entwicklungsinstrument für ger*innen auseinandersetzen? Hochschulen entwickelt. Das Instrument ist eine In der Präventionsstrategie geht es bei den Themen Home strukturierte Zusammenstellung von Fragen und office und mobiles Arbeiten für die Beschäftigten und digitale Qualitätskriterien, mit dessen Hilfe Hochschulen Lehre für die Studierenden zusätzlich um die Analyse, welche systematisch ihren Status quo des Gesundheits- anderen und neuen Belastungen entstehen (können) und wie managements ermitteln und Entwicklungspoten- präventiv darauf reagiert werden kann. Wie müssen mobi- ziale identifizieren können. Aktuell erfolgt eine les Arbeiten und digitale Lehre gestaltet werden? Diese Frage Erweiterung um Aspekte aus dem studentischen kann nicht allein vom Gesundheitsmanagement beantwor- tet werden, sondern muss immer im Zusammenwirken mit Gesundheitsmanagement. Die Hochschulen können der gesamten Hochschule erfolgen. Wie die Beschäftigten das Instrument in Eigenregie einsetzen, sich dabei und Studierenden erreicht werden können, wenn sie nicht aber von erfahrenen Hochschulakteur*innen mehr auf dem Campus vor Ort sind, sondern in der heimi- (= Mentor*innen) begleiten lassen. schen Wohnung – das wird eine neue Herausforderung für die Gesundheitsmanager*innen werden. Damit gehen auch Fra- Mehr Informationen: https://bit.ly/37lzD0T gen nach der Identifikation mit der Hochschule und das damit verbundene Engagement im Gesundheitsmanagement einher.
10 I DUZ SPECIAL TK MIT STUDIERENDEN FÜR STUDIERENDE DAS PROJEKT TUM4HEALTH – STUDENTISCHES GESUNDHEITSMANAGEMENT DER TECHNISCHEN UNIVERSITÄT MÜNCHEN (TUM) | Von DR. THORSTEN SCHULZ, NILS OLSON und BARBARA REINER Die Technische Universität München (TUM) setzt sich seit 2017 Hochschulleitung wichtig. Um eine nachhaltige Implementie- mit der Techniker Krankenkasse als externem Partner dafür rung zu erreichen, muss das Thema SGM auf allen Hochschul ein, ein systematisches Gesundheitsmanagement für Studie- ebenen nicht nur bekannt sein, sondern es muss mitgetragen rende zu initiieren und einen gesundheitsfördernden Lebens- und gefördert werden. Wie gut dies gelingt, wurde auch extern raum Hochschule zu gestalten. Mit dem Projekt TUM4Health erkannt: Die an der TUM entstandenen Strukturen, Strategien wurde ein zunächst pragmatischer Ansatz an der Fakultät für und Inhalte wurden kürzlich mit dem „Exzellenz Zertifikat“ im Sport- und Gesundheitswissenschaften in ein nachhaltig aus- Rahmen des Corporate Health Awards 2020 ausgezeichnet. gerichtetes und programmatisches Studentisches Gesund- heitsmanagement (SGM) überführt, das auch strukturell an der Hochschule verankert ist. CORONA HEBT MITMACHBEREITSCHAFT DER STUDIERENDEN Eine gesunde „Study-Work-Life-Balance“ zu finden, fällt vie- len Studierenden schwer, weshalb sich TUM4Health zwei Mit Ausbruch der Corona-Pandemie und der damit einher- Ziele setzt: Zum einem mit einem ganzheitlichen Präventi- gehenden Umstellung auf hybride Veranstaltungen wurden onsansatz die Physis und Psyche der aktuell 45 356 einge- auch neue Strukturen und Arbeitsabläufe im SGM benötigt. schriebenen TUM-Studierenden zu stärken und zum anderen Dabei haben sich mit der raschen Digitalisierung vieler An- durch gezielte Einzelmaßnahmen spezifischen Belastungs- gebote auch neue Chancen gezeigt. So hat sich die interdis- faktoren zu begegnen. Dabei haben sich insbesondere die ziplinär ausgerichtete Arbeitsgruppe TUM4Health vor Coro- Partizipation der Studierenden, die Vernetzung bestehender na beispielsweise alle 14 Tage am Lehrstuhl für Präventive universitärer Strukturen bzw. Synergien verschiedener Ak- Pädiatrie getroffen. Die engagierten Studierenden waren zu teure sowie der nationale und internationale Austausch von diesem Zeitpunkt fast ausschließlich Studierende der Fakul- Hochschulakteur*innen als wichtige Elemente für eine erfolg- tät für Sport- und Gesundheitswissenschaften. Seit Frühjahr reiche und nachhaltige Implementierung eines SGMs gezeigt. 2020 trifft sich die Arbeitsgruppe nun wöchentlich online und hat in dieser Zeit großen Zulauf von intrinsisch motivier- Schon durch den dezentralen Campus der TUM muss TUM- ten Studierenden aller TUM-Standorte erhalten. In diesen 4Health flexibel und bedarfsorientiert auf die Bedürfnisse besonderen Zeiten ist es vielen Studierenden ein Anliegen, von Studierenden unterschiedlicher Fakultäten und Stand- sich zu engagieren – hier explizit für die Gesundheitsför- orte eingehen. Das SGM ist an der Fakultät für Sport- und derung – und die eigenen Ressourcen gewinnbringend in Gesundheitswissenschaften am Lehrstuhl für Präventive Pä- die Gemeinschaft einzubringen. Der verstärkte interdiszi- diatrie professoral verankert. Das Steuerungsgremium be- plinäre Austausch und die unterschiedlichen Erfahrungen steht aus Mitarbeiter*innen des Lehrstuhls für Präventive der Studierenden aus den diversen Fakultäten ermöglichen Pädiatrie, Vertreter*innen der Fakultätsleitung, des zentralen TUM4Health einen noch tieferen Einblick in die Bedürfnisse Hochschulsports und der Techniker Krankenkasse sowie Stu- aller TUM-Studierenden, weshalb die virtuellen Treffen auch dierenden unterschiedlichster Fakultäten und Gremien (z.B. in Zukunft beibehalten werden. Fachschaften, AStA, Vertreter*innen studentischer Gesund- heit). Es hat sich als handlungsfähige Gruppe etabliert. Paral- Die Angebote von TUM4Health stützen sich nicht nur auf lel wurden verschiedene Arbeitskreise und Expertengruppen die Expertise der Projektleitung und die Wünsche einzel- mit unterschiedlichsten Akteur*innen aus Wissenschaft und ner Studierender, sondern auf umfangreiche Erkenntnisse Serviceeinrichtungen der TUM gebildet bzw. vernetzt, um die aus (aktuellen) Umfragen und medizinischen Check-ups zur Gesundheit der TUM-Familie bestmöglich voranzubringen. Für Beurteilung der körperlichen und mentalen Gesundheit der die Verstetigung der geschaffenen Strukturen ist neben dem Studierenden. Die seit 2017 regelmäßig durchgeführte medi- internen Austausch mit der Dekanin der Fakultät für Sport- zinische Diagnostik hat sich als anerkanntes Alleinstellungs- und Gesundheitswissenschaften, Prof. Dr. Renate Oberhoffer- merkmal des SGM an der TUM bewiesen und wird von den Fritz, insbesondere die regelmäßige Kommunikation mit der Studierenden sehr gut angenommen und evaluiert. Zudem
BEST PRACTICE AUS DEN HOCHSCHULEN I 11 fand im Wintersemester 2019/20 durch den TUM Gesund- heitssurvey eine große Umfrage statt, die zielgenaue und standortabhängig passende sowie maßgeschneiderte Prä- ventionsprogramme an allen TUM-Standorten ermöglicht. Nur selten konnte bisher ein SGM an deutschen Hochschulen sein Angebot gezielt auf so viele Studierendenstimmen auf- bauen (n>4700 mit Beteiligung aller 15 Fakultäten). Hiermit Die Vernetzung mit anderen Hochschulen und Organisationen kann zukünftig ein speziell auf identifizierte vulnerable Grup- wird von TUM4Health als Garant zur internen und externen pen ausgerichtetes Angebot erarbeitet werden, das erkannte Wahrnehmung und damit als wichtiger Erfolgsfaktor gesehen. Risikofaktoren reduziert bzw. protektive Faktoren stärkt. Ein Eine nationale und internationale Verknüpfung ermöglicht Beispiel hierfür ist ein Programm zur Stressreduktion bei den vertieften Erfahrungsaustausch. Durch die Beteiligung an Frauen mit geringem Studienengagement. der Initiative des adh und der TK „Bewegt studieren – Studie- ren bewegt“ findet ein wichtiger Austausch mit Akteur*innen verschiedener deutscher Hochschulen zur Bewegungsförde- BEDARFE UND WOHLBEFINDEN rung der Studierenden statt. Außerdem ist TUM4Health als WERDEN REGELMÄSSIG ABGEFRAGT Vertreter der TUM seit 2020 Partner des Erasmus+ Projekts „Mind, Body, Boost“, das sich auf europäischer Ebene mit Lö- Zudem wurden im Frühjahr und Winter 2020 Blitzumfragen sungen zur Förderung von physischer und psychischer Ge- (n>1000) sowohl zu aktuellen Themen als auch zum Wohlbe- sundheit der Studierenden widmet. finden von Studierenden in Zeiten des Lockdowns durchge- führt. So sollen die Studierenden die Chance haben, auch ihre Ergänzt werden die großen Projekte mit semesterbegleiten- momentanen Stimmungen zu verbalisieren, sodass immer den Aktionstagen und Mitmachaktionen sowie der gesund- ein aktuelles und bedarfsgerechtes, passendes Angebot zur heitsfördernden Informationsvermittlung über studentische Verfügung gestellt werden kann. Im Wintersemester 2020/21 Kanäle. Hierbei haben sich z.B. unsere Instagramkanäle und wurden deshalb digitale Angebote zur Bewegungsförderung, Facebookgruppen als wichtiges Medium gezeigt, die Hoch- Entspannung, Achtsamkeit und zu gesunder Ernährung ent- schule mit aktiver Beteiligung der Studierenden zu einem ge- wickelt. Viele der Angebote können die Studierenden direkt sundheitsfördernden Lebensraum zu entwickeln. auf der Homepage www.tum4health.de abrufen und nutzen. Wie etwa Stay-at-home-Tipps von Studierenden für Studieren- Ein passendes Fazit für die erfolgreiche Etablierung eines SGM de oder unser neustes Angebot ab März 2021– eine 28-Tage- an einer Hochschule ist aus unserer Sicht ein altbekanntes Challenge zur Stärkung der mentalen Gesundheit. Zitat: Tue Gutes und rede darüber! Als Schlüssel für die qualitativ hochwertigen Angebote hat sich dabei die Verankerung des SGM in der Lehre gezeigt. Studierende können nun in teils interdisziplinären Teams DR. THORSTEN SCHULZ Beiträge zur Gesundheitsförderung leisten und eigene Pro- ist Leiter des Studentischen Gesundheitsmanagements jekte unter Supervision umsetzen. Ein Beispiel hierfür ist TUM4Health. die Entwicklung einer App zur Förderung von Bewegung im Studienalltag durch die Einbindung weiterer Akteur*innen NILS OLSON und BARBARA REINER wie der Professur für Digital Health. Die Verankerung des sind die Projektkoordinator*innen des Studentischen Gesund- Projekts an einer wissenschaftlichen Einrichtung mit der heitsmanagements TUM4Health. Möglichkeit, diese mit aktueller Forschung und Lehre zu verknüpfen, hat sich als wichtiger Schlüsselfaktor für den www.tum4health.de bisherigen Erfolg des Projekts gezeigt.
12 I DUZ SPECIAL TK GESUNDE HOCHSCHULEN IN THÜRINGEN DAS AUSTAUSCHFORUM „VON HOCHSCHULE FÜR HOCHSCHULE“ ENGAGIERT SICH FÜR GESUNDE ARBEITS- UND STUDIENBEDINGUNGEN FÜR RUND 50 000 STUDIERENDE UND 11 000 BESCHÄFTIGTE | Von ANDREA KRIEG Die Idee von gesundheitsfördernden Netzwerken gibt es schon › politische Impulse zu setzen und eine aktive Mitarbeit sehr lange. Beispiele sind der bundesweite Arbeitskreis Ge- in der Thüringer Landesgesundheitskonferenz sowie bei sundheitsfördernde Hochschulen, die Arbeitsgemeinschaft der Umsetzung des Präventionsgesetztes. Suchtprävention und Gesundheitsförderung an bayerischen Universitäten und Hochschulen (AGSG) oder der Arbeitskreis Gesundheitsfördernde Hochschulen Südwest. Inspiriert von DIE ARBEIT IM AUSTAUSCHFORUM diesen Initiativen und von der Vision eines gemeinsamen Miteinanders ist unter der Dachmarke „Gesunde Hochschu- Thematische Arbeitstreffen: Die Arbeitstreffen sind ein len in Thüringen“ das Austauschforum „Von Hochschule für wichtiger Baustein des Austauschforums. Gerade der Mix aus Hochschule“ entstanden. Die Techniker Krankenkasse ist interner und externer Expertise sowie aus den verschiedenen Förderer, fachlicher Experte, Impulsgeber und Begleiter des Sichtweisen der unterschiedlich aufgestellten Hochschu- Austauschforums. len bereichert den Austausch und unterstützt Partizipation. Neun von zehn Thüringer Hochschulen sowie das Studieren- Schwerpunkte sind: „Universitätsentwicklung und Gesund- denwerk Thüringen sind 2017 dem Austauschforum beige- heit“, „Kommunikation und Digitalisierung im Gesund- treten. Die Teilnehmer*innen zeichnen sich im Besonderen heitsmanagement“, „Gesund ins digitale Zeitalter – neue dadurch aus, dass neben den Gesundheitskoordinator*innen Herausforderungen und Chancen für Betriebliches Gesund- der einzelnen Hochschulen regelmäßig auch Mitglieder der heitsmanagement (BGM) an Hochschulen“ sowie „Universi- Hochschulleitungen und des Personalmanagements vertreten täres Gesundheitsmanagement (BGM/SGM)“. sind und dass es enge Verbindungen zur Thüringer Landes- präsidentenkonferenz sowie zur Thüringer Landesgesund- Thematische Unterarbeitsgruppen: Sehr früh hat sich ge- heitskonferenz gibt. zeigt, dass die Themen im Austauschforum zwar sichtbar, aber übergreifend nicht zufriedenstellend bearbeitet wer- Ziele des Austauschforums sind: den können. In bedarfsorientierten hochschulübergrei- fenden Arbeitsgruppen werden deshalb Themen von den › ein konkurrenzfreier hochschulübergreifen- Fachexpert*innen der Hochschulen aufgegriffen und mit der Austausch zum Thema Gesundheitsförderung/ Unterstützung durch externe Expertise und dem Format der Gesundheitsmanagement an Thüringer Hoch- kollegialen Fallberatung bearbeitet. So arbeitet beispiels- schulen sowie zu Erfahrungen, Instrumenten und weise die AG Betriebliches Eingliederungsmanagement Best-Practice-Beispielen, sehr kontinuierlich an verschiedenen Fachthemen. In ei- ner Arbeitsgruppe wurde ein Kodex „Gesunde Hochschulen › die Gesundheitsförderung als wichtiges Hochschul in Thüringen“ erarbeitet. Dieser Kodex soll als Leitlinie zur thema in und zwischen den Hochschulen zu stärken, Entwicklung von Strategien und Vorgehensweisen zur För- gemeinsame Fachtagungen der Hochschulangehörigen derung von Wohlbefinden und Gesundheit aller Interessen- und übergreifender Austausch, gruppen und Organisationseinheiten an den Hochschulen Thüringens dienen. Er ist als eine Selbstverpflichtung der › der Austausch zu hochschulübergreifenden Netzwerken Unterzeichner*innen geplant und soll die Hochschulen da- wie Gleichstellung und Diversität und mit hochschul rin unterstützen, Handlungsfelder für ein nachhaltiges Ge- nahen Organisationen in Thüringen, sundheitsmanagement zu definieren und zu gestalten. Der überwiegende Teil der Hochschulen hat den Kodex bereits › Impulse zu geben zur Implementierung von Maßnahmen, schon in ihren Präsidien verabschiedet.
BEST PRACTICE AUS DEN HOCHSCHULEN I 13 Fachtagungen: Einmal jährlich findet eine Fachtagung der Thüringer Hochschulen statt. Interessierte Hochschulange- hörige tauschen sich zu verschiedenen Aspekten der Gesund- heitsförderung an Hochschulen aus. Ziel der Fachtagung ist BESONDERHEITEN IN ZEITEN VON CORONA der kollegiale Austausch sowie die Schaffung von Partizipation und Vertrauen. Zwei bereits abgehaltene Fachtagungen hatten Für ein Netzwerk, dessen Arbeitsgrundlagen im vertrauens- die Themen „Arbeitswelt Hochschule: Status quo, Trends und vollen gemeinsamen Arbeiten liegen, ist es besonders schwie- Herausforderungen“ sowie „Arbeit 4.0 – Gesund Arbeiten im rig, nur digital zu arbeiten. Gleichwohl ist es gelungen, einen Wandel der Arbeitswelt“ zum Gegenstand. sehr intensiven Austausch zu erhalten. Viele der Mitglieder des Austauschforums sind auch Mitglieder der Krisenstäbe an ihren Hochschulen, sodass hier ein intensiver Austausch BESONDERHEITEN DES AUSTAUSCHFORUMS stattgefunden hat, vor allem bei der Einrichtung der Krisen- stäbe. Fragen können jederzeit in das Forum eingebracht 1. Die aktive Teilnahme von Mitgliedern aus Hochschullei- werden und die Mitglieder stehen dazu sehr schnell in einem tungen: Dies bietet die Möglichkeit eines vielseitigen Bli- vertrauensvollen Austausch. So hat das Forum die Themen ckes auf das Gesundheitsthema, setzt aber gegenseitiges „Herausforderungen des Gesundheitsmanagements in unge- Vertrauen und Wertschätzung voraus. wissen Krisenzeiten sowie Digitale Gesundheitsförderung“ in einem im Oktober 2020 stattgefundenen Arbeitstreffen be- 2. Die neutrale und faire Haltung der Techniker Kranken- sprochen. Konkret wurden Fragen diskutiert wie: Welche An- kasse (TK): Es geht um das Thema Gesundheit und Ge- gebote könnten/sollten Hochschulen ihren Mitarbeiter*innen sundheitsförderung an Hochschulen. Die TK ist Förderer, und Studierenden zur Verfügung stellen, damit das Lernen bietet fachliche Expertise und Begleitung. und Arbeiten, aber auch der allgemeine Umgang mit der Kri- se leichter fällt? Wie können Formate aussehen und welche 3. Die Funktion als Koordinationsstelle und interaktives In- Kommunikationswege sind hier sinnvoll? Welche Gesund- formationszentrum: Das Austauschforum ist die Schnitt- heitskompetenzen müssen besonders gefördert werden, um stelle zu den Mitgliedshochschulen und zu den externen die Krise gesund zu bewältigen? übergreifenden Netzwerken; es fungiert als Ansprech- partner bei Fragen und Problemen und bündelt Informa- Unser bisheriges Fazit: Die verschiedenen Expertisen der am tionen aus den vielfältigen Tagungen und Konferenzen Forum beteiligten vier Universitäten, fünf Fachhochschulen für die Mitgliedshochschulen. und der Dualen Hochschule sowie die Zusammensetzung des Teilnehmerkreises aus Mitgliedern von Hochschulleitungen, 4. Die enge Verbindung zur Thüringer Landespräsidenten- Gesundheitskoordinator*innen und dem Thüringer Studie- konferenz (TLPK) und zur Thüringer Landesgesundheits- rendenwerk ermöglichen fundierte Diskussionen und zeigen konferenz: Seit 2017 ist die Landespräsidentenkonferenz realisierbare Umsetzungswege auf. Mitglied der Landesgesundheitskonferenz. Die Projekt- leiterin des Austauschforums wurde von der TLPK in die Thüringer Landesgesundheitskonferenz sowie in ihre ANDREA KRIEG Unterarbeitsgruppen entsandt und vertritt dort das The- ist Leiterin der Stabsstelle Campus-Familie, ma Gesundheit an Hochschulen. Das Setting Hochschule Diversitätsbeauftragte und Projektleiterin des Austausch wurde in der Arbeitsgruppe „Gesund arbeiten und leben“ forums an der T echnischen Universität Ilmenau. der Landesgesundheitskonferenz etabliert.
14 I DUZ SPECIAL TK GESUNDHEIT IST FÜR ALLE WICHTIG – „HEALTHY CAMPUS BONN“ UNIVERSITÄRES GESUNDHEITSMANAGEMENT AN DER UNIVERSITÄT BONN | Von DR. MANUELA PREUß, DR. PETER PREUß, DR. CHRISTINA DIEKMANN und DR. KATJA STÖVER „Ob Studierende, Mitarbeitende oder Forschende – Gesund- der Maßnahmen überprüft. Denn nur ein kontinuierlicher, heit ist für alle Universitätsangehörigen eine wesentliche langfristiger Prozess kann ein nachhaltiges, gesundes Stu- Voraussetzung für erfolgreiches Lernen und Arbeiten. Da- dien- und Arbeitsumfeld schaffen. rum verfolgen wir eine umfassende universitäre Gesund- heitsstrategie, mit der wir das Thema auch zum Teil unserer universitären Kultur machen“, erklärt Prof. Dr. Michael Hoch, ERFOLGSFAKTOREN FÜR UGM – PARTIZIPATION UND Rektor der Universität Bonn, warum das ganzheitliche Uni- MOTIVATION DER UNIVERSITÄTSMITGLIEDER FÖRDERN versitäre Gesundheitsmanagement (UGM) für unsere Uni- versität so relevant ist. Wichtige Voraussetzung für den Erfolg des UGM ist die Ein- bindung der Beschäftigten und Studierenden in die Entwick- Das Leitbild von Healthy Campus Bonn (HCBN) „Gemeinsam lung und Gestaltung des UGM. Unsere Erfahrungen zeigen: gesund studieren, forschen und arbeiten“ steht für ein ganz- Die Partizipation kann in Präsenz und in digitaler Form gut heitliches Universitäres Gesundheitsmanagement, das sich erreicht werden. Erfolgreich waren hier unter anderem: an alle Mitglieder der Universität richtet. Das UGM ist in der Stabsstelle Personalentwicklung und Karriere angesiedelt › Durchführung einer umfassenden Beschäftigtenbefra- und fester Bestandteil des Hochschulentwicklungsplans. gung: Hierzu wurde vorab ein Workshop im Pilotbereich Durch die Kooperation mit der Techniker Krankenkasse der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) durchge- konnte der Ausbau des UGM noch intensiver vorangetrie- führt. Der im Workshop erarbeitete Slogan „Wir im Mit- ben werden. Um alle wichtigen Akteur*innen in den Aufbau- telpunkt: Team – Arbeit – Wohlbefinden“ und ein daraus prozess des UGM von Anfang an mit einzubinden, wurden entwickeltes Logo führten zu einer hohen Identifikati- im Auftrag des Rektorats sowohl eine Steuerungsgruppe für on und zur erfolgreichen Einbindung der Beschäftigten Beschäftigte als auch eine für Studierende gegründet. Damit (Rücklaufquote 79 Prozent). Aktuell befindet sich die Be- wurden frühzeitig: fragung in Welle 2 von 5 und wir erwarten eine anhaltend hohe Resonanz. › alle wichtigen Akteur*innen in die Prozessentwicklung eingebunden, › Integration der Studierenden bei der Ausgestaltung des Zertifikatsprogramms „Gesundheitskompetenz in Studi › wegweisende Inhalte für das UGM entschieden, um und Beruf“: Ziel ist es, fortlaufende Module zu ent wickeln, die die individuelle Gesundheitskompetenz stärken › alle Bedarfe und Expertisen durch universitätsinterne und eine überfachliche Qualifizierung für das spätere Be- Vernetzung berücksichtigt, rufsleben ermöglichen. Die curriculare Einbindung dieser Module in die einzelnen Fakultäten ist geplant. Studie- › Doppelstrukturen vermieden, rende unterschiedlicher Studiengänge und Fakultäten erarbeiteten im Rahmen einer digitalen Fokusgruppe › alle gesundheitsbezogenen Themen im UGM gebündelt. mithilfe der Design-Thinking-Methode zahlreiche Ideen zur möglichen Gestaltung dieser Module. Die angewende- Um die Beanspruchungen, Ressourcen und Belastungen al- te Methode bot einen besonderen Anreiz zur Teilnahme, ler Beschäftigten und Studierenden zu erfahren, die für ein sodass das Format trotz der Corona-bedingten digitalen ganzheitliches UGM wichtig sind, haben wir nach dem Pu- Übersättigung erfolgreich durchgeführt werden konnte. blic Health Action Cycle quantitative und qualitative Ana- Da die Universität Bonn kein übergeordnetes Schlüssel- lysen zur Erfassung der Ausgangssituation durchgeführt. qualifikationszentrum besitzt, ist eine gute Vernetzung Daraus konnten wir bedarfsgerechte verhaltens- und ver- des Universitären Gesundheitsmanagements in den Fa- hältnispräventive Maßnahmen ableiten und umsetzen. In kultäten durch gezielte Ansprache der Stakeholder*innen einer abschließenden Evaluation wird dann die Wirksamkeit sehr wichtig.
BEST PRACTICE AUS DEN HOCHSCHULEN I 15 UNIVERSITÄRES GESUNDHEITSMANAGEMENT "HEALTHY CAMPUS BONN" SG M UG M BG M Partzipation ermöglichen interne Fokusgruppen Vernetzung durchführen Beschäftigte befragen Lehrende als Kommunikation Schnittstelle Externe gestalten Partner Curriculum Angebote Gesundheit schaffen n arbeite en und n, forsch studiere nsam gesund Gemei Foto: ©Volker Lannert Healthy Campus Studierendenbefragung Auftrag Rektorat zum UGM Betriebliche Gesundheitsförderung Zusammenführung BGF & Studierendenbefragung Etablierung des UGM ... 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 ... Studierende Steuerungsgruppen Beschäftigte UNIVERSITÄRES GESUNDHEITS Prorektorin für Studium und Lehre Kanzler MANAGEMENT – MIT ALLEN Sprecher der Fakultätskonferenz Arbeitsschutz STAKEHOLDER*INNEN GUT VERNETZT AStA Betriebsärztlicher Dienst Beauftragte für Studierende mit Behin- Jugend- und Auszubildendenvertretung derung oder chronischer Erkrankung Mitarbeiter- und Konfliktberatung Die Studierendenschaft der Bonner Universität, Zentrale Studienberatung Organisationsentwicklung vertreten durch das Studierendenparlament Familienbüro Personalräte Hochschulkommunikation Personaldezernat (SP), forderte eine Partizipation direkt bei uns Hochschulsport Personalentwicklung & Karriere ein, was auf eine gut funktionierende Vernet- Zentrale Gleichstellungsbe- Schwerbehindertenvertretung zung zurückzuführen ist. So hat das SP mit auftragte Familienbüro einem aktuellen Beschluss den Aufbau ei- Hochschulkommunikation Hochschulsport ner Ernährungsberatung für Studierende an zentrale Gleichstellungs- Healthy Campus Bonn (HCBN) herangetragen. beauftragte Gemeinsam arbeiten wir nun am bedarfsge- Das Universitäre Gesundheitsmanagement der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn rechten Ausbau des Themenschwerpunkts „Ernährung“. Außerdem ist als Antwort auf die Ergebnisse einer Studierendenbefragung zum digitalen Semester ein temporäres fächerüber- greifendes Qualifizierungsangebot entstanden, in dem auch Gesundheitsmanagements. Eine zielgruppenspezifische wir unsere Angebote für Studierende (etwa Vortragsreihen, Steuerungsgruppe ist für die Prozessentwicklung von SGM Workshops) platzieren können. Dies spiegelt sehr gut wider, und BGM genauso unerlässlich wie die Vernetzung aller re- wie wertvoll ein gut funktionierendes Netzwerk ist, um schnell levanten Akteur*innen und Stakeholder*innen. Die Verknüp- gemeinsam Maßnahmen umsetzen zu können. fung vom SGM und BGM erfolgt an den vorhandenen Schnitt- stellen zwischen Studierenden und Beschäftigten. Im UGM Seit 2014 hat der Hochschulsport mit HCBN die aktive Bewe- muss der Blick über den Tellerrand des ausschließlich ziel- gungspause „Pausenexpress – PX für Beschäftigte und PX für gruppenspezifischen Denkens hinausgehen: Die Zielgruppen Studierende“ erfolgreich an der Universität etabliert. Dadurch begegnen sich täglich bei der Arbeit, Forschung und beim konnten ab Sommersemester 2020 allen Lehrenden PX-Videos Studium und stehen in Beziehung zueinander. Dies gilt es auf- zur Verfügung gestellt werden. Der Pausenexpress kann auch zunehmen, zu nutzen und zusammenzuführen für ein nach- als Livestream für Lehrveranstaltungen und von Beschäftig- haltig erfolgreiches Universitäres Gesundheitsmanagement. ten genutzt werden. Dies ermöglicht es den Lehrenden, den PX zur aktiven Pausengestaltung für sich selbst zu nutzen und zugleich in ihre Lehre zu integrieren und damit die Studie- renden zu einem gesundheitsförderlichen Pausenverhalten DR. MANUELA PREUß anzuregen. Dieses Beispiel zeigt, dass im Studentischen Ge- arbeitet an der Universität Bonn und leitet dort Healthy Cam- sundheitsmanagement (SGM) ebenso wie im Betrieblichen pus Bonn, das Universitäre Gesundheitsmanagement (UGM), Gesundheitsmanagement (BGM) über die zielgruppenspezi- verortet im Bereich Personalentwicklung & Karriere. fische Fokussierung hinausgedacht werden muss. Eine Schu- lung der Lehrkräfte und eine Curriculumsentwicklung „Ge- DR. PETER PREUß sundheitskompetenz in Studium und Lehre“ ist für Lehrende leitet den Hochschulsport der Uni Bonn. ein wichtiges Handlungsfeld. DR. CHRISTINA DIEKMANN ist im Bereich Healthy Campus Bonn als Koordinatorin UGM UNSERE ERFAHRUNGEN – BGM UND SGM MÜSSEN (Zielgruppe Studierende) tätig. GEMEINSAM VERORTET WERDEN DR. KATJA STÖVER Gesundheit als Wert in der Universitätskultur zu veran- ist im Bereich Healthy Campus Bonn als Koordinatorin UGM kern, ist ein wichtiger Grundpfeiler für eine intrinsisch (Zielgruppe Beschäftigte) tätig. motivierte, gesunde Universität. Die gemeinsame Veror- tung von BGM und SGM ist eine wichtige Voraussetzung für www.healthy-campus.uni-bonn.de die Entwicklung eines gut funktionierenden Universitären
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