FAMILIEN-VOGELHAUS - HOLZWERKEN
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Familien-Vogelhaus
Vier Hände
voll zu tun
Stefan Böning
Wer mit Kindern ein Projekt in der
Werkstatt verwirklichen
will, sollte es so auswählen,
dass beide Seiten Freude daran
haben. Ein Vogelhaus ist ein geeig-
netes Projekt: Es ist ein nicht zu
K
schweres Vorhaben, inder sind neben Schule und Hob- das Vogelhaus über mehrere Tage verteilt
by heute vielen Reizen ausgesetzt, an ein bis zwei Stunden pro Tag. Es entste-
das ein Blickfang im Garten ist und deshalb gilt es, so ein gemeinsames hen dann auch die nötigen Trocken-Pausen
Projekt gut vorzubereiten. Kein Kind soll- für Leim, Farbe und Öl.
gleichzeitig ein hygienischer Futter- te beim ersten Mal allein mit einem Akku- Es ist sehr wichtig für die Mini-Holz-
Schrauber arbeiten. Auch das Gewicht der werker, dass sie das Gefühl haben, selber
platz für unsere heimischen Vögel Werkzeuge sollte kindgerechtes Arbeiten ein Vogelhaus zu bauen: Sie sollen mit
mit Holz ermöglichen. Leib und Seele bei der Sache sein. Anhand
in den Winter- Bevor Sie mit der gemeinsamen Arbeit von Zwischenfragen kann man testen, ob
beginnen, weisen Sie auf die Gefahren hin, dies auch so ist. Wenn Sie des Öfteren ge-
monaten. die in jeder Werkstatt lauern. Dies gilt wäh- meinsam werkeln, merken Sie, wie sie an-
rend der gesamten gemeinsamen Tätigkeit. fangen mitzudenken.
Denn nur, wer den Nachwuchs immer im Ein Beispiel: Der Leim ist angegeben,
Auge behält, wird ein schönes gemeinsames die Dübel sind eingetrieben und die Seiten
Erlebnis schaffen, das Kinder nie vergessen. an den Boden gesteckt, doch die Konstruk-
Sind Sie nicht sicher, inwieweit das Werk- tion wackelt, da sie noch nicht verspannt
zeug beherrscht wird, dann bauen Sie ein- ist. Frage: „Weißt du vielleicht, wie wir die
fach vorab einige Übungsstunden ein. Seiten fester an den Boden bekommen?“
Nur der Erwachsene kann einen gleich- Kommt keine Antwort, fragen Sie einfach
bleibenden Arbeitsfortschritt gewährleis- weiter nach: „Wir müssten pressen. Hast
ten. Dies ist gerade beim gemeinsamen Tun du nicht eine Idee?“ Wieder keine Antwort
sehr wichtig, da sich bei Kindern schnell – weiter fragen: „Warte mal, wie haben wir
ein Gefühl der Langeweile einstellt. Auch die Verleimung gestern gepresst?“ Sie se-
eine Überforderung sollte man vermeiden, hen, wie der Denkprozess einsetzt, und
sonst verlieren Kinder schnell die Motivati- wie das den Spaß am gemeinsamen Tun
on mitzuarbeiten. Am besten bauen Sie gleich mitbringt.
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Familien-Vogelhaus
Das Haus ist so konstruiert, dass der innenliegende Futterspeicher Gesamtansicht
nur so viel Futter freigibt, wie auch von den Vögeln verbraucht
wird. Der Futtervorrat wird nicht mit Vogelkot verunreinigt. Das
minimiert die Übertragung von Krankheiten.
Zum Nachfüllen des Futterspeichers ist das Dach abnehmbar.
Zwei Fenster aus Plexiglas ermöglichen den Einblick von außen,
ohne die Vögel beim Fressen zu stören. Auf einem Pfosten aus Ei-
chenholz, der in den Boden eingeschlagen wird, schrauben Sie am
Ende die handförmige Anflughilfe fest, auf der dann das Vogelfut-
terhaus angebracht wird. Das Häuschen kann aber auch hängend
im Baum oder auf der Veranda seinen Platz finden.
Körner-Hütte vom Nachwuchs-Holzwerker
Unser Vogelhaus besteht aus vier Seiten: Zwei Seiten bilden einen
Trichter, in den später das Futter gefüllt wird. Die beiden anderen
senkrechten Seiten halten die Trichter-Platten. Diese Seiten wer-
den mit zwei dreieckigen Platten aufgedoppelt, um die Trichter-
Seiten zu halten. Das Dach besteht aus zwei durch eine Lärchen-
Seitenteil,
holz-Leiste verbundenen Platten. Die 15°-Schräge lässt Regen
um 90°
gezielt abtropfen. So funktioniert „konstruktiver Holzschutz“: An-
fallende Nässe gelangt nicht in die Konstruktion, sondern sie wird gekippt
gezielt abgeleitet.
Auf der Bodenplatte des Häuschens werden zwei weitere Lär-
che-Leisten befestigt. Sie begrenzen den Futteraustritt. Alle Teile
werden gedübelt und mit wasserfestem Leim verbunden.
Sind alle Teile bezeichnet, werden zwei Bohrschablonen (siehe
Zeichnung rechts) angefertigt. Sie bestehen aus je einer neun und
einer 15 Millimeter dicken und mindestens 35 Millimeter breiten
Hartholzleiste (bei Bohrerlänge 30 Millimeter und bei Einsatz eines
6-x-30er-Holzdübels). Sie sind sehr einfach an der Ständerbohrma-
schine zu bohren. Damit schaffen Sie schnell ein wirkungsvolles
Mittel, um passgenaue Dübelverbindungen auszuführen. Gleichzei-
tig haben Sie einen Tiefenanschlag.
Trichterplatte Seitenteil
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Familien-Vogelhaus
1 › Bevor der Nach-
wuchs Hand anlegen
kann, heißt es: vorbe-
reiten. Beide Seiten
und die Trichter-Platten
kommen jeweils ein-
mal spiegelverkehrt vor.
Schneiden Sie alle Teile
nach der Materialliste
zu. An den Trichter-
Platten wird unten eine
15°-Schräge ange-
schnitten.
1
2 › Setzen Sie für die
zwei Bohrschablonen
neun 6-mm-Bohrungen
im Abstand von 32
mm. Schneiden Sie
dann eine 19 Millime-
ter dicke (Bohrtiefe 11 4
mm) und eine 9 mm
dicke Leiste zu. Die 4 › Die Trichterplatten werden an den beiden
erste ist für die Seiten, senkrechten Seiten aufgeleimt. Wenn die ge-
die zweite für den Bo- naue Position angerissen ist, kann der Junior-
den gedacht. Erklären Holzwerker die Zwingen ansetzen. Diese Auf-
Sie Ihrem Helfer die doppelungen sind doppelt wichtig: sie halten
Schablonen. später die Plexiglasscheiben und die Trichter-
Platten am Platz.
2
3 › So wird präzises
Bohren in der gleichen
Tiefe zum Kinderspiel:
Schablone einfach mit
Schraubzwingen auf
eine plane Unterlage
spannen. Damit die
richtigen Bohrungen
ausgeführt werden, 5
klebt auf den Bohrun- 5 › Das aufgedoppelte Seitenteil wird in drei Teile geschnitten. Das mittlere
gen, die nicht benötigt Teil ersetzt das (um die Nuten größere) Plexiglas. Je nach Alter und Diszip-
werden, Klebeband. lin kann das Kind aus sicherer Entfernung zuschauen. Alle Ohren in
3 der Werkstatt werden jetzt mit einem Gehörschutz bedeckt.
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Familien-Vogelhaus
Bohrschablonen
Material-Check
Bauteil Anzahl Länge Breite Materialstärke Material
1. Seite 2 220 250 15 Sperrholz/Birke
2. Boden 2 300 250 15 Sperrholz/Birke
3. Trichterplatte 2 129 182 15 Sperrholz/Birke
4. Trichterseite 2 300 109 6 Sperrholz/Birke
5. Trichterseite 2 300 143 6 Sperrholz/Birke
6. Dachplatte 2 390 280 6 Sperrholz/Birke
7. Dachplatte 2 390 138 6 Sperrholz/Birke
8. Firstleiste 2 300 20 20 Lärche
9. Futter-Begrenzungsleiste 4 300 12 22 Lärche
10. Fenster 4 192 45 4 Plexiglas
11. Bohrschablone 2 288 19 15 Eiche
12. Bohrschablone 4 288 9 15 Eiche
6 › Mit abgesenktem Sägeblatt werden die acht Millimeter tiefen und fünf Millimeter breiten
Nuten für die Plexiglasscheiben gesägt. Sie verlaufen im Seitenteil, nicht in der Aufdoppe-
lung. Die Scheiben laufen bis auf den Boden durch und werden zum Schluss verschraubt.
6
8 › Nun werden die Dü-
7 › Einfache Tätigkei- belverbindungen, be-
ten wie das Schleifen ginnend mit dem Bo-
sind kleinen Holzwer- den, vorbereitet. Erst
kerinnen und Holzwer- Leim in die Bohrungen
kern oft aus dem Werk- des Bodens angeben,
Unterricht bekannt und dann die Holzdübel (6
werden mit viel Elan x 30 mm) eintreiben.
ausgeführt. Sind die Danach Leim in den
Schnittkanten von Ih- Bohrungen der Seiten
nen gefast, übernimmt ange-ben und zusam-
der Nachwuchs das menbauen. Gemeinsam
Schleifen. Dann wird die Zwingen ansetzen
verleimt. und den Winkel prüfen.
7 8
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9 › Die Bohrungen in
den Seiten werden mit
einem Senker bearbei-
tet. Dies erleichtert die
Leimangabe. Der Leim
wird nur im Bereich der
Senkung angegeben. Er
fließt in das Bohrloch
und benetzt alle Bohr-
Bereiche. Außerdem
nimmt die Senkung
den überschüssigen,
herausquellenden Leim 12 › Gleich als erstes
auf. wird am nächsten Tag
unter Zuhilfenahme ei-
9 nes Brettes die zweite
Hälfte des Daches ver-
leimt.
12
10 › Gemeinsam werden
die Seiten an den Bo-
den gesteckt, sobald
der Leim angegeben
ist. Der Baufortschritt
wird sichtbar, wenn die
Zwingen angesetzt
sind. Das Prüfen der
Winkel gehört selbst-
verständlich dazu.
10
11 › Nun wird auch die
Firstleiste mit der kür-
zeren der beiden Dach-
platten verleimt. Das
Projekt und die Holz- 13
werker können nun bis 13 › Nach dem Verschrauben der Trichterseiten
zum nächsten Tag ru- ist der Futtervorratstrichter gut zu sehen. Die
hen. beiden Trichterseiten kommen an ihren Platz.
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16
16 › Nun wird die An-
flughilfe angefertigt.
Sie ist aus etwa 60
Zentimeter langem
Lärchenholz. Die abge-
zeichnete Hand des
Helfers ziert beide
Enden.
14
14 › Auch die Begrenzungsleisten werden nun
an den Boden des Futterhauses geleimt. Sie
begrenzen den Austritt des Vogelfutters, sodass
nur so viel Futter nachrutscht, wie auch ver-
braucht wird.
15 17
15 › Während sich das Kind um die farbliche 17 › Beim Sägen mit der Band- oder Stichsäge
Gestaltung des Daches kümmert, schneiden sollten die kleinen Holzwerker nur zusehen.
Sie an der Kreissäge das Plexiglas zu. Wer ein Aber die Schnittkanten werden selbst bearbei-
Sägeblatt mit hoher Zähnezahl und negati- tet. Die doppelhändige Anflughilfe wird mit ei-
vem Spanwinkel einsetzt, kann Plexiglas an ner Schraube mittig im Boden verschraubt. Zeit
der Tischkreissäge schneiden. für eine gemeinsame Pause.
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18 › Dreimal wird die Oberfläche mit Leinöl behandelt. Terpentinersatz
wird als Verdünnung zugegeben: Tragen Sie das Öl beim ersten Auftrag
mit 50 %iger, beim zweiten mit 25 %iger, und beim dritten Mal ohne Ver-
dünnung auf. Nach 30 Minuten das überschüssige Öl mit einem Lappen
abtragen. Den Lappen danach unbedingt in Wasser tauchen, es besteht
sonst Selbstentzündungsgefahr!
19 › Ist die letzte Öl-
schicht getrocknet,
werden die Plexiglas-
Scheiben in die Nuten
auf beiden Seiten ge-
schoben und auf Höhe
des Bodens mit einer
Schraube fixiert. Boh-
ren Sie das Plexiglas
mit einem Bohrer im
Schraubendurchmesser
vor, damit es nicht
reißt.
19
20 › Jetzt kann es nach
draußen gehen: Sind
die Körner im Haus,
muss der richtige Platz
im Garten bestimmt
werden, damit mög-
lichst viele Vögel, die
hier überwintern, Zu-
gang, oder besser: Zu-
flug haben.
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