Faustball im Fokus - strategie Zukunft des Schweizer Faustballsports 3t-Camps tenero Talent-Treff für Nachwuchsfaustballer - Swiss Faustball

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Faustball im Fokus - strategie Zukunft des Schweizer Faustballsports 3t-Camps tenero Talent-Treff für Nachwuchsfaustballer - Swiss Faustball
Faustball
Ausgabe 2020 swissfaustball.ch

                                                              im fokus

   der Sportverband

 Strategie                       3T-Camps Tenero        Portrait
 Zukunft des Schweizer           Talent-Treff für       Erste Frau als NLA-Coach
 Faustballsports                 Nachwuchsfaustballer   der Männer
Faustball im Fokus - strategie Zukunft des Schweizer Faustballsports 3t-Camps tenero Talent-Treff für Nachwuchsfaustballer - Swiss Faustball
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Faustball im Fokus - strategie Zukunft des Schweizer Faustballsports 3t-Camps tenero Talent-Treff für Nachwuchsfaustballer - Swiss Faustball
editorial                                              inhalt                                                       03

                                                       Editorial                                               3

                                                       Strategie – Zukunft des Schweizer Faustballsports      4–7

                                                       CFFN – Roman Mattle, der Unermüdliche                  8–9

                                                       3T-Camps Tenero –
                                                          Talent-Treff für Nachwuchsfaustballer             10–11

                                                       Faustball Kids Future – Ballschule als Einstieg      12–13

                                                       Herausforderung Vereinsalltag –
Liebe Leserinnen und Leser                                Gespräch mit vier Exponenten                      14–17

Die Faustball Weltmeisterschaft in Winterthur im       Seniorensport – Dem Faustball treu geblieben         18–19
vergangenen Jahr war ein absolutes Highlight
für unsere Sportart. Noch nie wurde Faustball so       Frauen Nationalteam – Generationengespräch           20–21
professionell vermarktet und erhielt medial so viel
                                                       Portrait – Erste Frau als NLA-Coach der Männer       22–23
Aufmerksamkeit wie in den knapp zwei Wochen
im letzten August. Diesen Schwung gilt es mitzu­
                                                       Swiss Faustball – CFFN / Faustball-WM im Rückblick     24
nehmen. Denn so toll die WM in Winterthur auch
war – es wartet viel Arbeit auf uns, wenn wir mit      Swiss Faustball – Nachwuchsförderpreis / Agenda        25
unseren fünf Nationalteams auch künftig an der
absoluten Weltspitze mithalten wollen. Und             Facts & Figures – Faustball 2019 in Zahlen           26–27
natürlich soll Faustball auch weiterhin als Breiten-
und Freizeitsport in der ganzen Schweiz gespielt
werden.

Um diese Ziele zu erreichen, arbeiten wir bei
Swiss Faustball mit Hochdruck gemeinsam mit den
Vereinen an der Umsetzung der Strategie 2022.          impressum
Ein wichtiger Bestandteil ist dabei die Nachwuchs­
arbeit. Dort setzt Swiss Faustball auf das FTEM-
Konzept von Swiss Olympic. FTEM steht dabei für
die vier Schlüsselbereiche «F» wie Foundation,         Herausgeber und Inhalt
«T» wie «Talent», «E» wie «Elite» und «M» wie          Swiss Faustball
«Mastery» und zeichnet so den Idealverlauf einer       Zentralpräsident: Franco Giori
sportlichen Karriere vom Nachwuchs bis hin zur         Paul Brandt-Strasse 5, 4600 Olten
Weltspitze. Zudem soll mit dem Projekt «Faustball      Mobile 079 330 70 70
Kids Future» eine breite Basis in den Vereinen         Tel. P 062 296 40 80
gelegt werden. Sowohl über die Strategie 2022, als     giori@swissfaustball.ch
auch das Nachwuchsprojekt berichten wir in diesem
                                                       Swiss Faustball Zahlungsverbindung:
Magazin.
                                                       IBAN CH85 0023 0230 5905 7506 Y
Auch in der zweiten Ausgabe von «Faustball im
                                                       Redaktion
Fokus» bieten wir einen spannenden Mix aus Hinter­
                                                       Fabio Baranzini
grundberichten, Portraits und Interviews rund um
                                                       Aarenaustrasse 22, 5000 Aarau
den Faustballsport in der Schweiz. Lassen Sie uns
                                                       Mobile 076 415 07 40
wissen, wie Ihnen die Lektüre gefallen hat. Über
                                                       media@swissfaustball.ch
einen kleinen finanziellen Zustupf an die Produktion
des Magazins würden wir uns sehr freuen. Zuerst
                                                       Weitere Publikation
wünschen wir Ihnen aber ein angenehmes Lesever­
                                                       www.swissfaustball.ch
gnügen – tauchen Sie ein in die faszinierende Welt
des Faustballs!
                                                       Layout
                                                       Hans Hofer
Sportliche Grüsse
                                                       Sonnenweg 19, 4492 Tecknau
                                                       Tel. 061 981 42 26
Swiss Faustball
                                                       hofer@swissfaustball.ch
Franco Giori, Zentralpräsident
                                                       Auflage
                                                       1300 Exemplare

                                                       Druck
                                                       Dietschi Print & Design AG, 4600 Olten

                                                       Titelbild
                                                       Zwei Teilnehmer der Ballschule in Ettenhausen
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04   strategie zukunft des schweizer faustballsports

     Leistungssport oder                                                                   mit Swiss Olympic zusammenzu­
                                                                                           arbeiten. Eine grosse Wende

     Freizeitsport?
                                                                                           brachte zudem der Einstieg der
                                                                                           «Mobi­ liar» als Leading-Sponsor,
                                                                                           wodurch erstmals TV-Produktionen
                                                                                           möglich wurden. Und nicht zuletzt
                                                                                           gelang es, Unihockey in den Schu-
                                                                                           len zu etablieren.
     Kaum eine Schweizer Mannschaft war in den letzten
     15 Jahren so erfolgreich wie das Männer Faustball-                                    Was geschah zeitgleich im Faust­
                                                                                           ball?
     Nationalteam. Aber auch kaum eine andere Sportart
                                                                                           Da den Nachwuchsspielern in den
     in der Schweiz musste im gleichen Zeitraum einen                                      Männerriegen oftmals aus Alters-
     Mitgliederrückgang in einem solch dramatischen Ausmass                                gründen die Mitgliedschaft ver-
     hinnehmen.                                                                            wehrt wurde, wurden immer mehr
                                                                                           eigene Untersektionen gegrün-
     Text I Fabio Baranzini und Max Meili Bilder I Fabio Baranzini                         det. Dies führte vielerorts zu einer
                                                                                           gewissen Entfremdung von den
                                                                                           Stammvereinen und Männerrie-
     Wie konnte das einer Sportart pas­              Max Meili, du hast in deiner Funk­    gen, verbunden mit dem Verlust
     sieren, die es punkto Attraktivität             tion als Marketingchef von Swiss      an «Faustball Know-How». Gleich-
     und Emotionalität jederzeit mit                 Faustball das Beispiel Unihockey      zeitig wurde die Nachwuchsförde-
     Weltsportarten wie Fussball oder                genauer analysiert, um zu verste­     rung in diesen Sektionen sträflich
     Tennis aufnehmen kann? Eines ist                hen, was in dieser Sportart anders    vernachlässigt.
     sicher: Wenn das Stadion voll ist               gelaufen ist als im Faustball. Was
     und der Funke auf das Publikum                  hat man im Unihockey anders ge­       Was muss man jetzt tun?
     überspringt wie in Aarau an der                 macht?                                Wir haben am Beispiel Unihockey
     ETF-Schlussfeier beim Länderspiel               Unihockey hat sich schon zu einer     gesehen, dass der richtige Mix von
     zwischen der Schweiz und Deutsch­               Zeit, als die Mitgliederzahlen noch   Erfolgsfaktoren eine entscheiden-
     land oder an der WM in Winter­                  deutlich tiefer waren als im Faust-   de Rolle spielt. Es braucht eine
     thur, kann man sich der Faszina­                ball, an Swiss Olympic orientiert     erfolgreiche Elite auf Vereins- und
     tion Faust­ball kaum entziehen. An              und vor allem im Nachwuchs- und       Nationalmannschaftsebene, sowie
     der Sportart selber kann der Mit­               im Ausbildungsbereich begonnen,       eine intensive Nachwuchsarbeit in
     gliederrückgang also nicht liegen.
     Aber woran dann?
           Schaut man sich die Stärken
     und Schwächen, sowie die internen
     und externen Einflussfaktoren der
     Strategie 2022 von Swiss Faustball
     an, werden viele Gründe genannt:
     Mangel an Ausbildnern, Überlas­
     tung von Spielern, Funktionären
     und Coaches, grosser Zeitaufwand,
     hohe gesellschaftliche und beruf­
     liche Anforderungen, Konkurrenz
     durch trendige Sportarten, zu we­
     nig wirksame Öffentlichkeitsarbeit
     etc. Aber Hand aufs Herz: Vieles
     gilt auch für weitaus erfolgreichere
     Sportarten wie zum Beispiel Uniho­
     ckey. Dort klagt man über dieselben
     Probleme, ist aber in den 80er- und
     90er-Jahren trotzdem gewachsen.
Faustball im Fokus - strategie Zukunft des Schweizer Faustballsports 3t-Camps tenero Talent-Treff für Nachwuchsfaustballer - Swiss Faustball
den Vereinen mit einem nationalen         Welche Folgen hätte ein Ent­          Richtig. Bei einem solchen Auf-
Förderkonzept und eine umfassen-          scheid zu Gunsten des Leistungs­      wand müssen auch die Spiele bes-
de Öffentlichkeitsarbeit. Das sind        sports?                               ser vermarktet werden. Wenn sich
genau die drei Schwerpunkte, auf          Kürzlich wurde ein Team von           nur fünfzig bis achtzig Zuschauer
die auch Swiss Faustball mit seiner       17-jährigen Curlern zu ihrem Trai-    an einer Nationalliga A Runde ein-
Strategie 2022 setzt. Aus diesem          ningsumfang befragt. Ihre Antwort:    finden und keinen Eintritt bezahlen
Grund hat der Zentralvorstand die         Vier Eistrainings, eine Kraft- und    müssen, reicht das weder finanziell,
drei Projektgruppen Elite, Nach-          eine Mentaleinheit pro Woche bei      noch erzielt man Wirkung über die
wuchs und Öffentlichkeitsarbeit/          einer Arbeitszeitreduktion von 30     Faustballkreise hinaus. An nam­
Sponsoring priorisiert und letztlich      Prozent. Das wäre in etwa die Rich-   hafte Sponsorenbeiträge ist so
auch bewilligt.                           tung, die auch im Faustballsport      nicht zu denken. Der Erfolg der
                                          eingeschlagen werden müsste.          Faustballspiele an der ETF-Schluss-
Schauen wir die drei Projektgrup­         Doch es geht nicht nur um den         feier und der WM in Winterthur
pen kurz an. Wo besteht bei der           Trainingsumfang, sondern auch         zeigt den Weg: Es braucht einen
Elite Handlungsbedarf?                    um Qualität und Intensität. Man       Unterhaltungsrahmen rund um die
Es ist unbestritten, dass die Elite als   müsste sich Gedanken zu Spe-          Faustballspiele, der die Leute an-
Visitenkarte des Sports gefördert         zialcoaches für Angriff, Abwehr,      zieht.
werden soll. Doch wo zieht man            Zuspiel, Taktik, mentale Kompetenz
die Grenze? Für die einen muss der        und Athletik machen. Es bräuchte      Wie soll das umgesetzt werden?
Leistungsgedanke an der Spitze            mehr Hilfsmittel wie Videoanalyse,    Die heutige Struktur und die Finan-
deutlich ausgeprägter werden. Die         Fitnessmessgeräte und Statistiken     zen der Elitevereine und von Swiss
anderen können sich Faustball als         über das Spielverhalten. Der In-      Faustball können das nicht stem-
reinen Freizeitsport vorstellen – so      formationsaustausch zwischen Ver-     men. Dafür braucht es neue Struk-
wie das heute in der Nationalliga         einen, Stützpunkten und Kadern        turen und Kooperationen. Klar ist
A grösstenteils der Fall ist. Diese       muss intensiver werden. Auch die      aber: Es braucht eine Veränderung,
Grundsatzfrage gilt es rasch zu klä-      Ausbildung der Trainerinnen und       die Schritt für Schritt erfolgen muss.
ren, denn davon hängt die Art und         Trainer braucht mehr Beachtung.       Das setzt einen festgelegten und
Weise der Nachwuchs- und Leis-                                                  entschiedenen Plan sowie den nö-
tungsförderung sowie die Vertei-          Da stellt sich sogleich die Frage,    tigen Durchsetzungs- und Durch-
lung der Ressourcen ab.                   wie das finanziert werden soll.       haltewillen voraus.
Faustball im Fokus - strategie Zukunft des Schweizer Faustballsports 3t-Camps tenero Talent-Treff für Nachwuchsfaustballer - Swiss Faustball
06   strategie zukunft des schweizer faustballsports

     Die Alternative wäre, Faustball       auch mit der Freizeitvariante leis-    auch die Grossen, wenn die Klei-
     nur noch als Freizeitsport zu be­     ten. Darum kommen die Vereine          nen nicht endlich erwachen.
     treiben. Was würde das bedeu­         nicht herum. Gerade die Elite­
     ten?                                  vereine tun also gut daran, sich den   Was ist in diesem Bereich ge­
     Dann muss man sich ernsthaft          Entscheid sehr gut zu überlegen.       plant?
     überlegen, die Unterstützung für                                             Eine Massnahme ist das Projekt
     die Nationalkader drastisch zu re-    Wenn wir gerade beim Nach­             «Kids Future», das in diesem Jahr
     duzieren. Weshalb sollten Verbän-     wuchs sind: Welche Herausforde­        neuen Schub erhalten soll. Viel
     de, Vereine und der Staff Zeit und    rungen stehen da an?                   wird dabei von den Botschaftern
     Energie aufwenden, damit einige       Ohne Nachwuchs stirbt der Faust-       abhängen, die aktiv auf die Vereine
     ihrem Hobby nachgehen können?         ballsport. Zwischen 2002 und 2016      zu­gehen sollen. Eigentlich darf es
     Die Nationalkader geniessen heute     hat sich die Anzahl Nachwuchs-         keine einzige Spielleiterversamm-
     – gemessen an den Möglichkeiten       teams beinahe halbiert. Zudem          lung ohne Botschafter mit einem
     – viele Annehmlichkeiten wie Phy-     gibt es immer mehr weisse Flecken      entsprechenden Traktandum ge-
     siotherapie, ärztliche Betreuung,     ohne Mannschaften auf der Schwei-      ben. Zudem bieten sich Meister­
     Verpflegung und Unterkunft bei        zer Faustball-Landkarte. Dieser        schaftsrunden aller Ligen und
     internationalen Anlässen. Zudem       Trend muss dringend gestoppt und       Schulen als Werbeplattformen an.
     werden sie durch den CFFN finan-      gekehrt werden. Das geht nur über      Weitere Ideen soll die Projekt-
     ziell unterstützt. Diese Ressourcen   die Förderung des Nachwuchses.         gruppe «Nachwuchs» im Rahmen
     könnte man anders nutzen.             Und dafür müssen die besten Leute      der Strategie 2022 liefern. Daran
                                           in den Vereinen eingesetzt werden.     wird bereits gearbeitet.
     Aber auch wenn man sich für die       Viele Elitevereine haben das längst
     Freizeitvariante entscheidet, löst    begriffen und leisten hervorragen-     Je breiter der Nachwuchs, desto
     dies das Problem der Nachwuchs­       de Arbeit. Leider ist die Dringlich-   ausgeglichener die Spitze. Reicht
     arbeit und der Öffentlichkeits­       keit des Problems bei den kleineren    es also, einfach möglichst viel
     arbeit nicht.                         Vereinen kaum angekommen. Hier         Nachwuchs zu rekrutieren?
     Richtig. Die Anstrengungen in die-    müssen wir ein Umdenken herbei         Nein, der Nachwuchs muss vor
     sen beiden Bereichen muss man         führen. Auf lange Sicht verhungern     allem gut betreut werden. Die Jun-
Faustball im Fokus - strategie Zukunft des Schweizer Faustballsports 3t-Camps tenero Talent-Treff für Nachwuchsfaustballer - Swiss Faustball
strategie zukunft des schweizer faustballsports                               07

gen kommen irgendwann an eine
Verzweigung, wo sie sich entschei-
den, ob sie Faustball als Leistungs-
sport oder als Hobby betreiben
wollen. Letztere dürfen auf keinen
Fall verloren gehen. Denn genau
diese Spieler tragen in Zukunft die
Vereine. Auch die Eltern sollten
miteinbezogen werden. Möglicher-
weise treten die einen oder ande-
ren sogar dem Verein bei, helfen
mit oder beginnen, Faustball zu
spielen.

Wenn man von Nachwuchs und
Breite spricht, darf man die Trä­
gerverbände und deren Turnver­
eine nicht vergessen.
Das stimmt. Denn für den Faustball
sind die Turnvereine ein wichtiges
Reservoir an Spielerinnen und Spie-
lern. Zudem bildet das Turnen eine
nahezu perfekte Grundlage für die
Körperschulung. Die Turnverbände
sind sich leider kaum bewusst, wie
sehr sie punkto Publikumswirkung
vom Faustball profitieren könnten,
wenn sie ihn entsprechend för-
dern würden. Das Länderspiel an
der ETF-Schlussfeier und die WM         bestehen sollte, wurde bereits er-     zeitschriften kaum Platz ein. Das
müssten ihnen eigentlich die Au-        wähnt.                                 hat langfristig fatale Auswirkungen,
gen geöffnet haben. Immerhin ist                                               verliert doch Faustball in den Turn-
Faustball immer noch stark in den       Wo steht man im Faustball in           vereinen und ihren Untersektionen
Turnverbänden integriert und tritt      Sachen Öffentlichkeitsarbeit?          stetig an Beachtung. Dabei wäre
international auch in deren Namen       Verbandsseitig wird geschickt mit      Faustball eine ideale spielerische
auf.                                    Social Media und den digitalen         Ergänzung zum Turnbetrieb. Eine
                                        Medien umgegangen und auf der          zweite direkte Auswirkung auf die
Sprechen wir zum Schluss noch           Webseite werden sehr viele Nach-       fehlende Resonanz in den Medien
über Öffentlichkeitsarbeit und          richten publiziert. Auch von den       spürt Swiss Faustball im Sponso-
Sponsoring. Wozu dient die Öf­          NLA-Klubs pflegen die meisten          ring. Ohne entsprechende media-
fentlichkeitsarbeit überhaupt?          einen guten Internetauftritt und       le Gegenleistung sind Sponsoren
Ein wichtiger Faktor bei der Ak-        mindestens eine Social Media-          nicht bereit, Geld oder andere
quise von neuen Mitgliedern und         Präsenz. Allerdings wird damit         Leistungen im nötigen Ausmass zu
Sponsoren ist der regionale Be-         praktisch ausschliesslich die eigene   investieren. Findet sich doch eine
kanntheitsgrad des Vereins. Und         Faustball-Community erreicht.          Firma, die etwas springen lässt,
der hängt mit der Öffentlichkeits-                                             muss man eher von Mäzenatentum
arbeit zusammen. So gesehen be-         Wie steht es denn um die Aussen­       sprechen.                         n
steht Öffentlichkeitsarbeit nicht nur   wahrnehmung?
aus der Bedienung aller Kommu-          Ausserhalb unserer Community
nikationskanäle, sondern auch aus       werden wir leider kaum wahrge-
der Durchführung einer attrakti-        nommen. Bestes Beispiel: Selbst
ven Meisterschaftsrunde. Dass ein       unsere Trägerverbände räumen
solcher Anlass nicht nur aus Sport      dem Faustball in ihren Verbands-
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08   cffn roman mattle – der unermüdliche

     Sein Handballer-
     Herz schlägt für den
     Faustballsport
     Völlig unverhofft ist Roman Mattle vor mehr als 30 Jah-
     ren mit dem Faustballsport in Kontakt gekommen. Heute
     ist er Präsident des Gönnervereins Club der Freunde der
     Schweizer Nationalmannschaften (CFFN), der für die fünf
     Schweizer Faustball-Nationalteams enorm wichtig ist.

     Text und Bilder I Fabio Baranzini

     Eigentlich hat Roman Mattle so          sind ein Volk, das unglaublich stolz
     gar nichts mit Faustball am Hut.        ist auf seinen Sport. Die Leute reis­
     Er ist Handballer durch und durch       sen sich auf Deutsch gesagt den
     und hat zu seinen besten Zeiten in      Arsch auf für ihren Sport und das
     der Nationalliga B gespielt. Doch       praktisch immer ehrenamtlich. Als
     1986 ändert sich das. Mattle, der       ich das gesehen habe, war mir so­
     mit seinem Handball-Teamkolle­          fort klar: Diesen Sport und diese
     gen Patrick Wirth ein Reisebüro         Leute will ich unterstützen.»
     führt, wird über einen Bekannten              Seit den Weltmeisterschaf­
     angefragt, ob er nicht die Reise für    ten in Argentinien 1986 ist Roman
     die Schweizer Faustballer an die        Mattle mit seinem Reisebüro der
     WM in Argentinien übernehmen            offizielle Organisator der Reisen
     könnte. Quasi notfallmässig, da         für die Schweizer Faustballfans.
     der ursprüngliche Reiseveranstalter     Jedes grosse Turnier hat er be­
     Konkurs gegangen war.                   sucht. Unterkunft, Verpflegung,         von Swiss Faustball, Charly Ray­
           Ein Glücksfall für die Schwei­    Tagesprogramm und Tickets für die       mann, entstand die Idee, einen
     zer Faustballszene wie sich rück­       Faustballspiele organisiert er für      Gönnerverein ins Leben zu rufen.
     blickend festhalten lässt. Denn ob­     die Leute. «Diese Reisen mit den        «Die Idee kam im Rahmen der
     wohl Roman Mattle zum damaligen         Schweizer Faustballfans sind für        WM in Chile 1992 auf. Wir nannten
     Zeitpunkt noch nie ein Faustball­       mich eine richtige Herzensange­         den Verein Club der Freunde der
     spiel gesehen und auch niemanden        legenheit geworden. Wir können          Faustball Nationalmannschaften.
     aus der Faustballszene gekannt hat,     Leute mitnehmen, die sonst nie          Damit wollen wir explizit alle fünf
     übernahm er die Reiseleitung nach       Länder wie Taiwan oder Chile be­        Nationalteams der Schweiz fördern
     Argentinien. Und er war sofort vom      reist hätten. Im Kreis der Faustball­   – nicht nur die A-Nationalteams»,
     Faustball-Virus infiziert. «Ich war     fans ist aber genau das möglich»,       erklärt Mattle.
     hellbegeistert von diesem Spiel. Es     sagt Mattle.
     ist so einfach zu verstehen, aber so                                             «Wir wollen so viel Geld wie
     schwierig zu spielen. Das ist absolut   Mehr als 300 Mitglieder                 möglich für unsere fünf National­
     faszinierend», so Mattle.               Doch der leidenschaftliche Faust­         mannschaften auftreiben.»
                                             ballfan wollte noch mehr. Er wollte
     Stolze Faustballer                      nicht nur etwas für die Fans machen,         Im Club der Freunde der
     Doch fast noch mehr als der Sport       sondern auch für die Spieler der        Faust­
                                                                                          ball Nationalmannschaften –
     haben es Roman Mattle die Faust­        Nationalmannschaft. Gemeinsam           kurz CFFN – kann man sowohl als
     baller angetan. «Die Faustballer        mit dem damaligen Präsi­      denten    Einzelperson, wie auch als Unter­
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cffn roman mattle – der unermüdliche                   09

               nehmen Mitglied werden. Mittler­
               weile zählt der Club bereits mehr als
               300 Mitglieder. Eine stolze Anzahl.
               Und sie bringen Jahr für Jahr ei­
               nen äusserst wichtigen finanziellen
               Zustupf in die Kasse der Schweizer
               Nationalmannschaften. «Wir wollen
               so viel Geld wie möglich für unsere
               fünf Nationalmannschaften auftrei­
               ben. Aus diesem Grund arbeiten
               wir auch alle komplett unentgelt­
               lich. Wir haben keine Sitzungs­
               gelder und auch keine Fahrtenent­
               schädigung», sagt Mattle.

               Im Natitrikot aufgelaufen
               Werbung für den CFFN machen
               Roman Mattle und seine Mitstreiter,
               indem sie an allen grossen Faust­
               ballevents in der Schweiz präsent
               sind – natürlich immer in den offizi­
               ellen Tenüs des CFFN. «So können
               wir auf uns und unsere Sache auf­
               merksam machen», so Mattle, der
               mit seinen CFFN-Mitgliedern an
               allen grossen Schweizer Turnieren
               mindestens ein Team stellt. Auch
               Handballer Mattle steht dabei aufs
               Faustballfeld. «Ich kann laufen und
               habe ein wenig Ballgefühl, aber ich
               bin weit davon entfernt, ein guter
               Faustballer zu sein», sagt er la­
               chend.
                    Trotzdem hat ihn Nationaltrai­
               ner Oliver Lang 2018 beim Freund­
               schaftsspiel zwischen der Schweiz
               und Deutschland als Dankeschön
               für sein riesiges Engagement zu
               Gunsten des Schweizer Faust­
               ballsports im Trikot der Schweizer
               Nationalmannschaft auflaufen und
               das Spiel eröffnen lassen. Ein mehr
               als verdientes Geschenk für den
               leidenschaftlichen      Faustballfan
               Roman Mattle.                      n

                hinweis
                Weitere Informationen zum «Club der
                Freunde der Faustball-Nationalmann­
                schaften (CFFN) stehen zur Verfügung
                auf www.cffn.ch.
Faustball im Fokus - strategie Zukunft des Schweizer Faustballsports 3t-Camps tenero Talent-Treff für Nachwuchsfaustballer - Swiss Faustball
10   3T-Camps Tenero talent-treff für nachwuchsfaustballer

     «Die Camps waren                                                              professionell wird in dieser Woche
                                                                                   definitiv gearbeitet. Die U18-Natio­

     jedesmal ein riesen
                                                                                   nalteams der Schweiz haben einen
                                                                                   Physiotherapeuten dabei, absol­

     Highlight für mich»
                                                                                   vieren spezifische Athletiktrainings,
                                                                                   die richtige Ernährung ist ein The­
                                                                                   ma und auch Mentaltrainings ge­
                                                                                   hören zum festen Bestandteil der
     In den «3T»-Camps in Tenero lernen die besten ­Schweizer                      Trainingswoche.
     Nachwuchsfaustballer, was es heisst, professionell zu                               «Genau dank solchen Trai­
                                                                                   nings lernen unsere Nachwuchs­
     arbeiten. Und sie bekommen die Chance, mit ihren Idolen
                                                                                   talente, dass Faustballsport auf
     auf demselben Feld zu trainieren.                                             Spitzenniveau viel mehr ist, als ein­
                                                                                   fach ein, zwei Mal pro Woche im
                                                                                   Verein zu trainieren. Wer ganz vor­
                                                                                   ne mithalten will, der muss bereit
     Text und Bilder I Fabio Baranzini                                             sein, viel zu investieren», so Kunz.
                                                                                   Das Investment der Nachwuchs­
                                                                                   kräfte ist auch nötig, denn die inter­
     Zwei Mal im Jahr organisiert Swiss     die U18-Nationaltrainer Fabio Kunz     nationale Konkurrenz schläft nicht.
     Olympic mit dem Bundesamt für          (Männer) und Daniel Gübeli (Frau­      Deutschland, Österreich und Bra­
     Sport und dem Centro Sportivo          en) übergeben.                         silien leisten auch im Nachwuchs­
     in Tenero die «Talent Treff Tene­                                             bereich hervorragende Arbeit. Ent­
     ro»-Camps – kurz «3T». Teilnahme­      Grosses Engagement                     sprechend ist auch Swiss Faustball
     berechtigt sind Verbände, die ein      ist gefragt                            gut beraten, in den eigenen Nach­
     professionelles Leistungssportkon­     Fabio Kunz ist ein «alter Hase», was   wuchs zu investieren.
     zept vorweisen können und deren        die Faustball-Trainingswoche in Te­
     Nachwuchstalente mit einer natio­      nero angeht. Zuerst war er als Spie­   Training mit dem Idol
     nalen Swiss Olympic Talent Card        ler vier Mal selber mit dabei – auch   Und genau das machen sie auch. In
     ausgestattet sind. Seit 15 Jahren      bei der ersten Ausgabe 2005 – und      der Trainingswoche in Tenero sind
     erfüllt auch Swiss Faustball diese     jetzt als Trainer. «Diese Camps sind   nämlich nicht nur die jeweiligen
     Richtlinien und daher dürfen jeweils   für uns die perfekte Gelegenheit,      Nationaltrainer mit dabei, sondern
     im Mai die beiden U18-National­        um unseren jüngsten National­          immer auch mehrere Spieler aus
     teams der Männer und Frauen an         spielern aufzuzeigen, was es heisst,   der A-Nationalmannschaft. Bei der
     den «3T»-Camps teilnehmen.             professionell zu arbeiten.» Und        letzten Ausgabe waren es Raphael

        «Dass wir bei diesen Camps
       dabei sein dürfen, ist genial.»

           «Wir können eine Woche un­
     ter optimalen Bedingungen mit 30
     bis 40 Nachwuchstalenten arbeiten
     und uns auf die jeweils bevorste­
     henden Grossanlässe vorbereiten»,
     sagt Hanspeter Brigger, bis Ende
     2019 Chef Leistungssport von
     Swiss Faustball. Er war es, der 2005
     dafür gesorgt hat, dass Swiss Faust­
     ball Teil der «3T»-Familie geworden
     ist. Die ersten Camps hat er noch
     selber geleitet, danach hatte er die
     Rolle des Koordinators übernom­
     men und die Leitung der Camps an
3T-Camps Tenero talent-treff für nachwuchsfaustballer                                     11

                                                                             ist auch eine Herausforderung für
                                                                             mich, eine Woche lang jeden Tag
                                                                             mit demselben Team zusammenzu­
                                                                             arbeiten.»

                                                                             Austausch mit anderen
                                                                             Sportarten
                                                                             Das Camp in Tenero ist für die jun­
                                                                             gen Faustballer aber nicht nur we­
                                                                             gen den optimalen Trainingsbedin­
                                                                             gungen wichtig, sondern auch weil
                                                                             sie mit Nachwuchstalenten aus an­
                                                                             deren Sportarten in Kontakt kom­
                                                                             men und sich austauschen können.
                                                                             «Es ist cool, dass wir andere junge
                                                                             Sportler kennen lernen. In dieser
                                                                             Woche haben wir auch die Mög­
                                                                             lichkeit, selber andere Sportarten
                                                                             auszuprobieren. Das ist eine schö­
Schlattinger, Malik Müller und Joël         Schlattinger selber kennt die­   ne Abwechslung», findet Corinne
Fehr, die im Tessin dabei waren        ses Gefühl. Auch er durfte vor elf    Stäheli, die letztes Jahr zum zwei­
und täglich Trainings geleitet oder    Jahren mit seinem damaligen Vor­      ten Mal zum U18-Nationalteam ge­
mit den Nachwuchstalenten mit­         bild trainieren. Daran erinnert er    hörte.
trainiert haben. «Es ist schon etwas   sich noch gut. «Die Camps in Te­            Ein Aspekt, den auch Hans­
Besonderes, dass wir Spieler aus       nero waren jedes Mal ein riesen       peter Brigger als wichtig erachtet.
der A-Nationalmannschaft dabei         Highlight für mich», so Schlattin­    «Das Aufeinandertreffen und Ken­
haben, die uns in den Trainings vie­   ger. Entsprechend musste er auch      nenlernen der anderen Sportler
le wertvolle Tipps geben können»,      nicht lange überlegen, als er von     und Sportarten ist eine Bereiche­
sagt Angreifer Pascal Kupper, der      Hanspeter Brigger angefragt wur­      rung für unsere Athletinnen und
bereits zum dritten Mal am «3T»        de, ob er denn in Tenero als Leiter   Athleten. Ich bin überzeugt, dass
-Camp teilnimmt. «Ich freue mich       dabei sein möchte. «Ich finde es      die Camps in Tenero prägend sind
besonders, dass Raphael Schlattin­     super, gemeinsam mit den Jun­         für unseren Nachwuchs und Per­
ger dabei ist. Er ist mein Idol und    gen trainieren zu können. Ich will    spektiven aufzeigen, was im Faust­
von ihm kann ich natürlich sehr viel   ihnen etwas zeigen und meine          ball alles möglich ist, wenn profes­
lernen.»                               Erfahrungen weitergeben. Aber es      sionell gearbeitet wird.»         n
12   faustball kids future ballschule als einstieg

     Voller Einsatz für den                                                        davon sind Eltern von Kindern, die
                                                                                   bei uns Faustball spielen. Dass die

     Nachwuchs
                                                                                   Eltern aktiv miteinbezogen wer­
                                                                                   den, ist absolut zentral und hilft uns
                                                                                   extrem», sagt Elmar Bonetti. Aus
                                                                                   den Eltern der Faustball-Kids ist in
                                                                                   Ettenhausen sogar eine Plausch­
                                                                                   mannschaft entstanden, die einmal
                                                                                   pro Woche trainiert.
     Mit dem nationalen Förderprogramm «Faustball Kids
     Future» will Swiss Faustball die sinkenden Zahlen im                          Botschafter sollen aktiv
     Nachwuchsbereich stoppen. Wir haben mit dem neuen                             werden
     Programmleiter Cornel Kuhn das Juniorentraining in                            Cornel Kuhn verfolgt das P
                                                                                                            ­rojekt
     Ettenhausen besucht.                                                          in Ettenhausen mit grossem In­
                                                                                   teresse. Er ist seit Ende des
                                                                                   letzten Jahres der Leiter des
     Text und Bilder I Fabio Baranzini                                             nationalen   Nachwuchförderpro­
                                                                                   gramms «Faustball Kids Future».

     Es ist viel los an diesem Dienstag­    neunten Altersjahr in der Ballschule        «Jeder Botschafter hat
     abend in der Turnhalle in Etten­       trainieren. «Einmal pro Woche trai­      die Aufgabe, einen Verein zu
     hausen. Kurz nach halb fünf rennen     niert diese Gruppe verschiedenste               motivieren und
     20 Kids quer durch die Halle und       Ballsportarten. Im Zentrum stehen           aktiv zu unterstützen.»
     schlagen gegen Faustbälle. Das         das Werfen und Fangen», erklärt
     U10-Training beginnt allerdings        Bonetti. Rund 80 Prozent der Kids,     Die Grundidee dieses Programms
     erst ein paar Minuten später. Elmar    die in der Ballschule trainieren,      sieht vor, den starken Rückgang der
     Bonetti freut sich über die vielen     wechseln danach in die U10-Kate­       Nachwuchsteams – fast 50 Prozent
     faustballbegeisterten Kids. Der frü­   gorie der Faustballer.                 in den letzten 10 Jahren – zu stop­
     here Nationalspieler ist mitverant­          Das Konzept ist ein voller Er­   pen. «Wir wollen wieder eine brei­
     wortlich dafür, dass in Ettenhausen    folg. Mittlerweile spielen in Etten­   te Basis mit mehr Teams und mehr
     so viele Kinder und Jugendliche        hausen gar so viele Kinder Faust­      Vereinen aufbauen», sagt Kuhn.
     Faustball spielen, wie schon lange     ball, dass das Hauptproblem darin            Sein Ansatz: Regionale Bot­
     nicht mehr. 60 sind es an der Zahl.    besteht, genügend Trainer zu fin­      schafter sollen aktiv auf Vereine
           Rückblende: Vor fünf Jahren      den. «Wir brauchen elf Leiter. Vier    und Männerriegen zugehen und
     sah die Situation ganz anders aus.
     Es gab bloss noch ein oder zwei
     Nachwuchsteams und rund 20 Kids
     über alle Altersstufen verteilt, die
     Faustball spielten. «Wir hatten den
     Nachwuchs total vernachlässigt»,
     sagt Elmar Bonetti. Eine Situation,
     die für ihn nicht tragbar war. «Ich
     habe im Faustball extrem schöne
     Zeiten erlebt und das will ich an­
     deren Kindern ermöglichen», be­
     schreibt er seine Motivation, warum
     er das Amt des Nachwuchschefs
     übernommen und ein neues Pro­
     gramm auf die Beine gestellt hat.

     Ballschule als Einstieg
     Dieses sieht vor, dass die Kids ab
     dem Kindergarten bis zu ihrem
faustball kids future ballschule als einstieg                                    13

Das sagen die Kids

«Mir gefällt es am besten, wenn
ich am Schlag spielen darf. Wenn
ich den Ball gut treffe, erwischt ihn
der Gegner nicht mehr so schnell.»
Giuliana (9)

                                        sie dazu bringen, die Nachwuchs­       Präsenz beim Vorzeigen im Schul­
                                        arbeit wieder aufzunehmen oder         sport reicht.»
                                        neu zu lancieren. «Jeder Botschaf­
                                        ter hat die Aufgabe, einen Verein      Botschafter gesucht
                                        oder eine Männerriege zu moti­         Derzeit ist Cornel Kuhn auf der
                                        vieren, im Nachwuchsbereich aktiv      Suche nach weiteren Botschaf­
                                        zu werden und sie beim Aufbau          tern. Es sind dies Leute wie Elmar
                                        vollumfänglich und sehr individuell    Bonetti, die den nötigen Elan ha­
                                        zu unterstützen», erklärt Kuhn. «Die   ben, um sich in der Nachwuchs­
«Fürs Faustball braucht man den
ganzen Körper – nicht nur die Beine     Vereine können einen Support er­       arbeit zu engagieren und Erfahrung
oder die Arme. Das mag ich. Zudem       warten, der von kleinen Dingen wie     mitbringen. Denn in einem Punkt
gefällt mir, dass es ein Teamsport      Mail-Vorlagen, Werbematerial oder      sind sich Bonetti und Kuhn einig:
ist.» Aaron (11)
                                        Trainingsprogrammen bis hin zur        «Die Kids sind auch heute noch fürs
                                                                               Faustball zu begeistern. Aber dafür
                                                                               brauchen wir gute Leiterinnen und
                                                                               Leiter, die für die Kids ein Vorbild
                                                                               sind.»                             n

                                                                                hinweis
                                                                                Weitere Informationen sind unter
«Wir haben coole Trainer und das                                                www.swissfaustball.ch/faustball-kids-
Training macht Spass. Am liebsten                                               future.html zu finden.
spiele ich am Schlag. Auf den Ball
hauen und punkten – das gefällt mir                                             Fragen und weitere Auskünfte können
                                                                                per Mail bei kidsfuture@swissfaustball.ch
am besten.» Nadja (11)
                                                                                eingeholt werden.
14   herausforderung vereinsalltag gespräch mit vier exponenten

     «Ich würde die
     Hallenmeisterschaft
     abschaffen»
     Welches sind die grössten Herausforderungen der
     Vereine? Wie steht es um die Nachwuchsarbeit? Und wie
     läuft es im Meisterschaftsbetrieb? Um die aktuelle
     Situation im Schweizer Faustballsport aus verschiedenen
     Perspektiven zu beleuchten, hat Swiss Faustball eine
     illustre Diskussionsrunde zusammengetrommelt.

     Text und Bilder I Fabio Baranzini

     Das Treffen findet während des          kommen Teams aus zehn, zwölf
     Final4-Turniers in Jona statt. Auf      Nationen zu uns. Das ist genial.
     dem Center Court duellieren sich
     Diepoldsau und Rickenbach-Wilen         Pinchera: Als kleiner Junge bin ich
     um den Finaleinzug. Wenige Me­          ans Grenzlandturnier gegangen,
     ter daneben setzen wir uns im klei­     weil ich die Brasilianer spielen se-
     nen Büroraum des Clubhauses an          hen wollte. Wenn du mit denen
     einen Tisch. Mit dabei sind Martin      zwei, drei Worte wechseln konntest,
     Grögli (Präsident TSV Jona), Remo       warst du unglaublich stolz. Das war
     Pinchera (Sportchef Faustball Wid­      für mich eine riesige Motiva­   tion,
     nau), Michael Suter (Präsident STV      irgendwann selber mal an diesem
     Oberentfelden) und Daniel Gübeli        Turnier mitspielen zu können. Das
     (U18-Nationaltrainer Frauen). Fast      ist für die Jungen heute noch im-
     90 Minuten diskutieren wir über         mer so. Darum sind diese Turniere
     die Herausforderungen im Vereins­       so wichtig für unseren Sport.
     alltag, die Nachwuchsarbeit, die
     Bedeutung der grossen internatio­       Aber es ist auch ein grosser Auf­       Faustball ist es schwierig, Sponso-
     nalen Turniere in der Schweiz und       wand, ein solches Turnier zu orga­      ren zu finden. Da ist das Grenzland-
     über Möglichkeiten, wie der natio­      nisieren.                               turnier natürlich Gold wert.
     nale Meisterschaftsbetrieb aufge­
     wertet werden könnte.                   Grögli: Absolut. Bei uns muss der       Gübeli: Habt ihr nie Probleme,
                                             ganze Verein mithelfen, damit wir       genügend Helfer zu finden? Bei
     Mit dem Obersee Masters in Jona         das Turnier stemmen können. Da-         uns im Verein ist das immer eine
     und dem Grenzlandturnier in             für haben wir einen fixen Helfer-       Herausforderung.
     Widnau finden in einer ­Woche           plan, damit jeder weiss, was er zu
     zwei der weltweit grössten und          tun hat. Bevor ich Präsident wurde,     Grögli: Da haben wir auch zu
     tradi­tionsreichsten   Faust­ball­      habe ich 20 Jahre lang das Festzelt     kämpfen. Wir versuchen, die Ter-
     turniere in der Schweiz statt.          aufgestellt.                            mine sehr früh bekannt zu geben,
     Welche Bedeutung haben diese                                                    aber es wird immer schwieriger. Vor
     Turniere für den Schweizer Faust­       Pinchera: Wir machen das am             20 Jahren haben viele im Verein
     ballsport?                              Grenzlandturnier sehr ähnlich. Die      ihre Ferien um das Obersee Mas-
                                             Organisation ist aber jedes Jahr        ters herumgeplant. Heute haben
     Grögli: Diese Turniere sind elemen-     ein Kraftakt. Trotzdem lohnt es sich    insbesondere die Jungen viele an-
     tar fürs Faustball in der Schweiz. Da   für uns vor allem auch finanziell. Im   dere Verpflichtungen.
herausforderung vereinsalltag gespräch mit vier exponenten                                                15

Suter: Das stellen wir auch fest. In   Gunsten des Vereins. Denn das ist
derselben Woche wie eure beiden        nicht selbstverständlich.               internationale
Turniere ausgetragen werden, fin-                                              turniere in der schweiz
den die Streetparade und das Hei-      Gübeli: Das ist so. Wenn ich das        In der Schweiz finden jedes Jahr
                                                                               mehrere internationale Turniere
tere Open Air statt. Da haben wir      mit meiner Aktivzeit vergleiche,        statt. Die grössten beiden sind das
vereinsintern immer Diskussionen,      gibt es heute neben dem Faustball       Obersee Masters in Jona und das
                                                                               Grenzlandturnier in Widnau. Jedoch
wo die Prioritäten gesetzt werden.     viel mehr Möglichkeiten, um sport-      sind alle Turniere – egal ob Abend­
                                       lich aktiv zu sein. Der Stellenwert     turniere oder mehrtägige Events – für
                                                                               den Schweizer Faustballsport enorm
Grögli: Wir versuchen unsere Ver-      des Faustballs ist gesunken.            wichtig. Die Schweizer Teams können
einsmitglieder mit «Goodies» bei                                               sich bei diesen Wettkämpfen mit der
                                                                               internationalen Konkurrenz messen
der Stange zu halten. Sie bekom-       Suter: Ich glaube, es ist eine Fra-     und die Nachwuchsspieler/innen se­
men beispielsweise alle fünf Jahre     ge, wie die Prioritäten gesetzt wer-    hen die weltbesten Faustballer/innen
                                                                               in Aktion, was eine wichtige Motiva­
einen neuen Trainingsanzug und         den. Aber es ist schon so, dass der     tionsspritze für eine künftige Karriere
Polohsirts. Und es gibt jedes Jahr     Faust­ballsport bei vielen nicht mehr   sein kann.
einen Galabend, an den alle Mit-       an erster Stelle steht.                 Diese Turniere bieten auch allen
                                                                               Faust­ballinteressierten die Möglich­
glieder inklusive Partner einge­                                               keit, internationalen Spitzenfaustball
laden werden. Einfach, um Danke        Was hat diese Entwicklung, die          aus nächster Nähe zu verfolgen.
zu sagen für das Engagement zu         ja nicht nur im Faustball zu be­
16   herausforderung vereinsalltag gespräch mit vier exponenten

                                                                                  ein solcher Event allenfalls ein
                                                                                  ­Ansatz?

                                                                                  Grögli: Das kann ich mir absolut
                                                                                  vorstellen. Warum macht man bei-
                                                                                  spielsweise nicht an den Final4-
                                                                                  Turnieren einen Apéro für die ehe-
                                                                                  maligen Nationalspieler, der von
                                                                                  Swiss Faustball finanziert wird?

                                                                                  Suter: Allenfalls könnte man das
                                                                                  mit dem CFFN-Apéro kombinieren.
                                                                                  Dann kämen die Leute noch enger
                                                                                  miteinander in Kontakt.

                                                                                  Als letztes grosses Thema möch­
                                                                                  te ich auf den Meisterschaftsbe­
                                                                                  trieb eingehen. Da werden immer
                                                                                  wieder Stimmen laut, die finden,
     obachten ist, sondern im Sport         Suter: Wenn man das systema-          dass der Terminkalender zu über­
     ganz generell, für Konsequenzen        tisch machen will, dann muss es       laden ist.
     im Vereinsalltag?                      von oben kommen. Swiss Faust-
                                            ball müsste die dafür notwendigen     Suter: Diesbezüglich bin ich ein
     Pinchera: Unser Hauptproblem           Strukturen aufgleisen und das Pro-    Radikaldenker. Wir haben ­     immer
     sind die Leiter im Nachwuchs. Wir      jekt begleiten. Wenn die Vereine so   mehr Termine ausserhalb des
     hatten in diesem Sommer 60 Kids,       einen Anstoss bekommen, aktiver       Faust­
                                                                                       ballsports. Die Konkurrenz
     die Faustball spielen wollten. Aber    zu werden und zugleich auch unter­    von anderen Events wird immer
     wir hatten nur drei Jugendtrainer.     stützt werden, dann könnte das        grösser. Damit sind wir schnell beim
     Das reicht einfach nicht. Wir finden   funktionieren.                        bereits angesprochenen Problem
     nicht genügend Freiwillige, die sich                                         der Verfügbarkeit – gerade bei den
     im Nachwuchs engagieren.               An der WM gab es ein Treffen der      Jungen. Ich bin der Überzeugung,
                                            ehemaligen Nationalspieler. Wäre      dass wir viel zu viele Termine haben
     Gübeli: Vor allem kannst du nicht
     irgend jemanden hinstellen, der das
     Training leitet. Es braucht jeman-
     den mit der nötigen Kompetenz.
     Aber diese Personen sind schwie-
     rig zu finden. Deshalb sehe ich in
     vielen U10- und U12-Teams Eltern
     an der Seitenlinie, obwohl sie keine
     Ahnung vom Faustball h ­ aben.

     Was wäre denn ein möglicher An­
     satz, um wieder mehr qualifizierte
     Trainer zu finden? Müsste Swiss
     Faustball mehr unternehmen?

     Gübeli: Es gibt genügend ehema-
     lige Faustballer, die das könnten.
     Aber die kehren dem Sport nach
     ihrer Aktivkarriere den Rücken. Man
     muss es schaffen, diese Leute zu
     motivieren.
herausforderung vereinsalltag gespräch mit vier exponenten                                          17

                                                                              einen Teil des Schweizer Faustball-
                                                                              sports eliminiert.

                                                                              Was wäre denn eine Zwischen­
                                                                              lösung? Beispielsweise zwei oder
                                                                              drei Tagesturniere, bei denen die
                                                                              Teams Punkte sammeln können
                                                                              und das Team mit den meisten
                                                                              Punkten wird Schweizer Meister.

                                                                              Suter: Das könnte durchaus funk-
                                                                              tionieren. Man muss grundsätzlich
                                                                              überlegen, wie man den Faustball-
                                                                              sport präsentieren will. Da brau-
                                                                              chen wir in Zukunft einen attrakti-
                                                                              veren Modus.

                                                                              Gübeli: Ich finde es sehr schwierig
                                                                              abzuschätzen, was die Vereine wirk-
                                                                              lich wollen. Man müsste wohl eine
im Faustballsport. Ein Indiz dafür      mer zwei Lager. Die einen möchten     Abstimmung lancieren, damit man
ist auch die hohe Anzahl an Nach-       noch mehr Spiele in der Halle, die    weiss, woran man ist.
wuchsspielern, die bereits sehr         anderen unbedingt weniger. Da ist
früh in ihrer Karriere an schweren      es sehr schwierig, eine Lösung zu     Pinchera: Meiner Meinung nach
Verletzungen leidet. Deshalb bin        finden. Ich verstehe aber die Prob-   braucht es eine Arbeitsgruppe, die
ich der Meinung, dass die Hallen­       lematik der vielen Termine und der    im Vorfeld alles aufarbeitet, damit
saison komplett gestrichen werden       kurzen Erholungszeit. Das ist auch    man eine saubere Abstimmung
sollte im Leistungssport und beim       bei uns im Verein ein Thema.          durchführen kann, bei der alle wis-
Nachwuchs, damit sich die Spieler                                             sen, worum es geht. Aber ich den-
erholen können und genügend Zeit        Gübeli: Ich finde die Idee von        ke, wir sind uns einig, dass beim
haben für Dinge neben dem Faust­        Michael gut. Aber man muss sich       Meisterschaftsbetrieb in der Halle
ball.                                   auch bewusst sein, dass man damit     Handlungsbedarf besteht.         n

Pinchera: Die Idee hat etwas. Ich
sehe viele Spieler, die sich in der
Hallensaison schonen oder aufs
Blocken verzichten, um keine Ver-
letzungen zu riskieren. Die Hallen­
saison hat nicht denselben Stellen-
wert wie die Feldsaison.

Suter: Absolut. Faustball wird aus-
serhalb der Faustballszene auch als
Sommersportart wahrgenommen.
Das zeigt sich daran, dass alle gros-
sen Turniere auf dem Feld stattfin-
den. Und auch die Fördergelder,
die wir vom Kanton Aargau bekom-
men, basieren ausschliesslich auf
den Resultaten im Sommer.

Grögli: In den letzten Jahren gab
es bezüglich der Hallensaison im-
18   seniorensport dem faustball treu geblieben

     Das Potential der                                                                     der Faustballgemeinschaft Ricken­
                                                                                           bach-Wilen aktiv dafür ein, dass

     älteren Generation
                                                                                           dieses genutzt wird. Denn schliess­
                                                                                           lich ist er selber einer, der mit dem
                                                                                           Faustball lange nichts am Hut hatte
                                                                                           und sich jetzt für den Sport einsetzt.
                                                                                                 Stehrenberger, der früher als
                                                                                           Turner und Fussballer aktiv war
     Wie finde ich genügend freiwillige Helfer? Eine Frage,                                und danach 20 Jahre im Ausland
                                                                                           lebte, kehrte 2006 in die Schweiz
     die viele Vereine umtreibt. Harry Stehrenberger und
                                                                                           zurück. Wenig später übernahm er
     Koni Keller sind überzeugt, dass insbesondere die ältere                              das Präsidium bei der FG RiWi und
     Generation bei der Lösung dieses Problems eine wichtige                               begann, Faustball zu spielen. Im
     Rolle spielen kann.                                                                   Alter von etwas mehr als 50 Jahren
                                                                                           lief er erstmals in der 3. Liga auf. In
                                                                                           einem Team, das nur aus Spielern
     Text I Fabio Baranzini Bilder I Fabio Baranzini und Daniel Baumgartner                bestand, die spät zum Faustball­
                                                                                           sport gefunden haben.

     Es wird immer schwieriger, Leu­                verloren. Denn gerade die etwas        Jeder Fünfte kehrt zurück
     te zu finden, die sich als Coach,              ältere Generation könnte mit ihrer     «Wir haben die Väter unserer Junio­
     Vorstandsmitglied oder Event­                  Erfahrung und ihrem Fach­     wissen   rinnen und Junioren angefragt, ob
     organisatior engagieren. Viele sind            viel bewegen. Das zeigen die Bei­      sie Lust hätten, einmal die Woche
     beruflich eingespannt oder wollen              spiele von Harry Stehren­berger und    mit uns zu trainieren», so Stehren­
     die Zeit mit der Familie verbrin­              Koni Keller.                           berger. «Für ehemalige Ballsportler
     gen. Die Folge ist, dass sie nach                    Harry Stehrenberger ist einer,   ist Faustball perfekt. Es wird immer
     ihrer Aktivkarriere den Kontakt zum            der an das Potenzial der älteren Ge­   mit einem Ball gespielt und es ist
     Verein und zum Faustball verlieren.            neration glaubt. Aber nicht nur das.   immer noch ein Wettkampf, aber es
     Dadurch geht ein grosses Potenzial             Er setzt sich als Vereinspräsident     gibt keinen Körperkontakt mit dem
seniorensport dem faustball treu geblieben                               19

                                        Brugg hatte im Nachwuchs eine Zu­
                                        sammenarbeit mit dem FC Zürich.
                                        Und beim FC Zürich arbeitete René
                                        Senn als Buschauffeur für die erste
                                        Mannschaft. Senn, der in der Män­
                                        nerriege Endingen Faustball spielt,
                                        fragte Keller an, ob er nicht Lust
                                        hätte, mit ihnen zu spielen. So fand
                                        Keller zum Faustball zurück.
Gegner.» Mittlerweile leitet Harry
Stehrenberger die Trainings seiner      Organisator, Spieler und
3. Liga Mannschaft. Und er wird sei­    Coach
nem Team auch die Treue halten,         Aber nicht nur das. Gemeinsam mit
wenn er das Präsi­dium in diesem        der Männerriege Endingen organi­
Jahr abgibt.                            siert er 2015 den Champions Cup
      Die 3. Liga Mannschaft von        und zwei Jahre später das Hallen
Harry Stehrenberger ist nicht das       Final4-Turnier (2017). In den bei­
einzige Projekt, mit dem die FG         den darauffolgenden Jahren half
RiWi neue Mitglieder gewinnen           Koni Keller – der als Hauswart an            Den    Rekordinternationalen
will. «Wir haben begonnen, die          der Schule in Kleindöttingen ar­       hat das Faustballfieber wieder rich­
alten J+S-Trainingslisten zu analy­     beitet – der Männerriege Eien-         tig gepackt. Denn zusätzlich zum
sieren und kontaktieren all diejeni­    Kleindöttingen, die U18-Europa­        Spielen und Organisieren ist er seit
gen Spielerinnen und Spieler, die       meisterschaft und den EFA-Pokal        Herbst 2018 auch als NLA-Coach
früher mal bei uns trainiert haben»,    durchzuführen. «Als ehemaliger         der Männer des STV Oberent­
sagt Stehrenberger. Und auch das        Nationalspieler kannst du gerade       felden tätig. «Ich wollte schauen,
funktioniert. Jeder Fünfte kehrt        in der Organisation sehr viel bewe­    was ich der heutigen Jugend noch
zumindest für ein Training oder         gen. Du weisst schliesslich genau,     bei­bringen kann und ob ich das
Plauschturnier zurück. Die meis­        wie diese Events funktionieren.        Feuer fürs Faustball noch immer
ten davon sind dadurch wieder           Dieses Wissen fehlt aber gerade        ent­fachen kann», so Keller. Das
als aktive Mitglieder in den Verein     den kleineren Riegen und Vereinen,     kann er, wie die jüngsten Resul­
eingestiegen und betreiben Faust­       um sich vermehrt zu engagieren.        tate des STV Oberentfelden in der
ball als Breitensport. «Genau in        In diesem Bereich könnten meine        Hallensaison zeigen.              n
dem Bereich besteht ein grosses         früheren Natikollegen wesentlich
Potenzial. Die Vereine müssen den       aktiver sein und unseren Sport un­
Breitensport gezielter fördern. Dort    terstützen», findet Keller.
sind neue Mitglieder zu finden, die
sich für unseren Sport engagieren.»

Durch Zufall zurückgekehrt
Im Gegensatz zu Harry Stehren­
berger gehörte Koni Keller als Ak­
tiver zu den ganz grossen Figuren
im Schweizer Faustballsport. Der
Rekordnationalspieler (119 Länder­
spiele) war nach seiner Aktivkarriere
während sechs Jahren Nationaltrai­
ner. Dann aber hat er sich 2004 aus
dem Faustballsport zurückgezo­
gen. In der Folge widmete er sich
dem Fussball. Fast zehn Jahre war
er im Vorstand des FC Brugg tätig.
      Nur durch Zufall kehrte er
zum Faustballsport zurück. Der FC
20   frauen nationalteam generationengespräch

     «Damals warst du mein                                                                  gewinnen konnten. Das war schon
                                                                                            ein ganz spezielles Erlebnis.

     grosses Vorbild»                                                                       Janine: Ich war damals neun Jahre
                                                                                            alt. Ich hatte zwar schon Faustball
                                                                                            gespielt, aber an diesen W­ M-Titel
                                                                                            kann ich mich nicht so richtig er-
                                                                                            innern. Bei mir ist vor allem die
     Zwei Angreiferinnen im Gespräch: Irene Rohner,                                         Europameisterschaft in Zofingen
                                                                                            2009 noch sehr präsent.
     Mitglied des Weltmeister-Teams von 2002,
     und Janine Stoob, aktuelle Nationalspielerin,                                          Irene: Ja, daran kann ich mich auch
     diskutieren über den Frauenfaustball und                                               noch sehr gut erinnern. Den EM-
     die Welt­meisterschaften.                                                              Titel, den wir im eigenen Land ge-
                                                                                            winnen konnten, ist für mich bis
                                                                                            heute noch fast spezieller als der
     Text I Fabio Baranzini Bilder I Fabio Baranzini und Emil Tobler                        WM-Titel 2002 in Brasilien.

                                                                                            Janine: Ich war in Zofingen als Zu-
     Vor 18 Jahren hat die Schweizer                 Irene: Mir ist vor allem das Final-    schauerin dabei. Du warst damals
     Frauen-Nationalmannschaft         den           spiel noch besonders in Erinne-        mein grosses Vorbild. Ich wollte
     wichtigsten Titel gewonnen, den                 rung. Vor dem Final gab es einen       unbedingt einmal mit dir im selben
     es im Faustballsport gibt: den                  heftigen Platzregen. Das Spielfeld     Team spielen. Leider haben wir das
     Weltmeistertitel. 2002 waren sie                stand komplett unter Wasser und        bis heute nie geschafft.
     in Brasilien das stärk­ste Team. Es ist         war eigentlich nicht bespielbar. Die
     bislang der einzige WM-Titel in der             Organisatoren bestanden jedoch         Irene: Das stimmt. Nicht mal bei
     Geschichte des Schweizer Faust­                 darauf, den Final trotzdem auszu-      einem Plauschturnier. (lacht)
     ballsports. Vor zwei Jahren sind die            tragen, obwohl die Bedingungen
     Frauen seither erstmals wieder im               nicht WM würdig waren. Nachdem         Wenn wir auf die WM 2002 in Bra­
     WM-Final gestanden. In Linz erreich­            man das Wasser mit Besen und           silien zurückblicken: Wie habt ihr
     ten sie sensationell das Endspiel.              Matten vom Spielfeld gewischt          euch damals auf die WM vorbe­
     Zum ganz grossen Triumph reichte                hatte, gings los. Es war eine ganz     reitet? Genau wie in diesem Jahr
     es nicht ganz. Sie mussten sich mit             enge Begegnung zwischen uns und        in Chile fand die WM auch vor
     Silber begnügen.                                Brasilien, die wir am Ende mit 2:1     18 Jahren ungewöhnlich spät
           Im November nimmt das
     Team von Trainer Anton Lässer
     einen neuen Anlauf. In Chile wollen
     die Schweizerinnen um den WM-
     Titel mitspielen. Doch was braucht
     es denn, damit es zum ganz gros­
     sen Sieg reicht? Und was hat sich
     eigentlich seit 2002 im Frauen­
     faustball verändert? Um das he­
     rauszufinden, haben wir ein Tref­
     fen arrangiert zwischen Irene
     Rohner, Angreiferin im Weltmeis­
     ter-Team von 2002, und Janine
     Stoob, Angreiferin im heutigen
     Nationalteam.

     Welche Erinnerungen verbindet
     ihr beide mit dem WM-Titel von
     2002?
frauen nationalteam generationengespräch                                       21

statt – nämlich erst im Novem­                                                         bei den Frauen. Deshalb waren
ber, wenn bei uns die Feldsaison                                                       die Trainingslager in der Vorbe-
schon lange zu Ende ist.                                                               reitung enorm wichtig. Zudem
                                                                                       haben wir auch viel Zeit neben
Irene: Wir hatten damals eine ziem-                                                    dem Feld zusammen verbracht.
lich intensive Vorbereitung. Es gab                                                    Daraus sind Freundschaften ent-
zwei Trainingslager, sowie Abend-                                                      standen. Beispielsweise ist meine
und Wochenendtrainings. Im Herbst                                                      damalige Teamkollegin Simone
haben wir versucht, so lange wie                                                       Eicher heute Gotti meines Kindes.
möglich draussen zu trainieren.
Das taten wir oft auch auf Kunst­                                                      Janine: Der Teamspirit ist definitiv
rasen – teilweise haben wir sogar                                                      entscheidend. Ich bin überzeugt,
bei Schneefall trainiert. Grundsätz-                                                   dass wir in Linz nur deshalb Silber
lich glaube ich aber nicht, dass un-                                                   gewonnen haben, weil wir alle für-
sere Vorbereitung von damals sich                                                      einander gespielt haben.
wesentlich von der heutigen unter-
scheidet, oder?                               Janine: Das sehe ich ähnlich. Wir        Irene: Das wird auch an der WM in
                                              merken das beispielsweise, wenn          Chile zwingend nötig sein, wenn ihr
Janine: Nein, das stimmt. Wir ha-             wir mit Jona am Champions Cup            Erfolg haben wollt. Bei euch muss
ben etwas weniger Termine, da wir             antreten. Dort ist das Niveau deut-      alles zu 100 Prozent stimmen, da-
keine Trainingslager mehr machen.             lich höher als in der Meisterschaft.     mit es für den WM-Titel reichen
Aber wir haben viele Zusammen-                Auch im Nationalteam sind es nicht       kann.
züge an den Wochenenden und                   viel mehr als 13 oder 14 Spielerin-
teilweise am Abend. Das wird auch             nen, die wirklich realistische Chan-     Janine: Und vor allem muss der
in der Vorbereitung auf die WM in             cen haben, sich einen Platz im           Glaube an den Erfolg da sein. Ge-
Chile so sein.                                Team zu ergattern.                       rade, wenn wir gegen Deutschland
                                                                                       spielen. Da haben wir teilweise das
Irene, du spielst mittlerweile seit           Irene: Das war bei uns damals auch       Gefühl, dass wir sowieso nicht ge-
zwei Jahren nicht mehr selber                 nicht anders. Wir hatten in der          winnen können. Das ist ein Prob-
aktiv, verfolgst aber den Frauen­             Schweiz nie eine riesige Dichte an       lem, das wir früher auch im Verein
faustballsport noch. Wie hat sich             absoluten Topspielerinnen.               hatten. Damals haben wir beispiels-
der Sport seit dem WM-Titel 2002                                                       weise immer gegen euch verloren.
verändert?                                    Was war denn damals das Erfolgs­         Es hat Jahre gedauert, bis wir mit
                                              rezept, dass ihr den WM-Titel            Jona endlich mal gegen Embrach
Irene: Ich glaube, das Niveau ist             trotzdem gewinnen konntet?               gewinnen konnten. In der National­
bei den Frauen in etwa gleich ge-                                                      mannschaft arbeiten wir deshalb
blieben. Meiner Meinung nach                  Irene: Der Zusammenhalt im Team          auch schon länger daran, diese
fehlt bei allen Top-Nationen etwas            ist extrem wichtig. Wenn du als          mentale Blockade zu lösen. Ich
die Dichte im nationalen Spielbe-             Team nicht funktionierst, dann           hoffe, das klappt schon in diesem
trieb.                                        hast du keine Chance. Gerade             Jahr.                            n

  irene rohner                                  Janine stoob                             wm in chile
  Irene Rohner hat während ihrer                Janine Stoob gehört zum Team des         Vom 2. bis 7. November findet die
  gesamten Faustballkarriere für ihren          TSV Jona, das in den letzten Jahren      Faustball WM der Frauen in Chile
  Stammverein Embrach gespielt. Mit             die stärkste Frauenequipe des Landes     statt. Die Schweizerinnen reisen als
  81 Länderspieleinsätzen ist sie die           war. Seit 2013 ist Stoob zudem Teil      amtierende Vize-Weltmeisterinnen
  Schweizer Rekordnationalspielerin.            der Schweizer Nationalmannschaft         nach Südamerika und werden ver­
  Insgesamt spielte sie 14 Jahre in             und hat bislang 40 Länderspiele          suchen, die Leistung der letzten WM
  der Nationalmannschaft und hat in             bestritten. Im vergangenen Jahr          zu bestätigen. Die WM in Chile ist
  dieser Zeit vier Weltmeisterschaften          führte sie die Schweizer Auswahl als     zugleich auch das Qualifikations­
  bestritten. Ihren letzten Einsatz für die     Captain an die EM in Tschechien, wo      turnier für die World Games 2021,
  Schweizer Auswahl absolvierte sie im          die Schweizerinnen den dritten Rang      an denen erstmals auch die Faust­
  Juli 2011. Vor zwei Jahren hat sie ihre       belegt haben.                            ballerinnen teilnehmen können.
  Aktivkarriere beendet.
22   portrait erste frau als nla-coach der männer

     «Ich musste lernen, mich                                                       die Verpflichtung überraschend.
                                                                                    Denn Siegenthaler hatte bis vor

     durchzusetzen»
                                                                                    dem Start der Hallensaison 2019/20
                                                                                    ausschliesslich im Juniorenbereich
                                                                                    als Trainerin gearbeitet. Erfahrun­
                                                                                    gen bei der Elite konnte sie keine
                                                                                    aufweisen.

     Sabrina Siegenthaler hat in der letzten Hallensaison                           Erste Anfrage nicht ernst
     als erste Frau überhaupt ein Männer Nationalliga-A-Team                        genommen
     gecoacht. Wir haben mit ihr darüber gesprochen,                                Entsprechend war auch sie sel­
                                                                                    ber ziemlich überrascht, als sie im
     wie es zu dieser Verpflichtung gekommen ist und
                                                                                    vergangenen Sommer den ersten
     welche Erfahrungen sie gesammelt hat.                                          Anruf von Diepoldsaus Angreifer
                                                                                    Lukas Lässer erhalten hatte. «Ich
                                                                                    habe mich einerseits gefreut, dass
     Text und Bilder I Fabio Baranzini                                              sie überhaupt an mich gedacht ha­
                                                                                    ben, aber ich bin ehrlich: Die erste
                                                                                    Anfrage habe ich noch nicht wirk­
     Im vergangenen Herbst sorgte          lebt, ist damit die erste Frau in der    lich ernst genommen», blickt sie
     vor dem Start in die Hallensaison     Geschichte des Schweizer Faust­          zurück. Doch schnell war klar: Das
     der Männer vor allem ein Wechsel      ballsports, die ein Männerteam in
     für Aufsehen. Dabei stand für ein­    der höchsten Schweizer Spielklasse        «Ich wollte schauen, ob ich als
     mal nicht ein Spieler, sondern ein    coacht.                                     Coach Erfolg haben kann.»
     Trainer im Fokus. Genauer gesagt            Obwohl Siegenthaler in der
     eine Trainerin. Der SVD Diepold­      Schweizer Faustballszene alles           NLA-Spitzenteam aus Diepoldsau,
     sau-Schmitter, eben erst Schweizer    andere als ein unbeschriebenes
                                           ­                                        das im vergangenen Sommer gleich
     Meister geworden auf dem Feld,        Blatt ist – sie spielte jahrelang mit    vier von zehn WM-Teilnehmern der
     gab die Verpflichtung von Sabrina     dem STV Oberentfelden-Amsteg             Schweizer Nationalmannschaft ge­
     Siegenthaler als Trainerin bekannt.   an der Spitze der Nationalliga A         stellt hatte, meinte es ernst mit der
     Die gebürtige Thurgauerin, die        mit und war Captain der S   ­ chweizer   Verpflichtung von Sabrina Siegen­
     seit mehreren Jahren im Aargau        Frauen-Nationalmannschaft – kam          thaler.
                                                                                          «Sie hat dieselbe Einstellung
                                                                                    zum Faustballsport wie wir, darum
                                                                                    könnte das gut passen. Es ist auf
                                                                                    jeden Fall ein Versuch wert», kom­
                                                                                    mentierte Captain Malik Müller das
                                                                                    Engagement von Sabrina Siegen­
                                                                                    thaler vor dem Saisonstart. Sabrina
                                                                                    Siegenthaler liess sich auf die neue
                                                                                    Herausforderung ein. «Ich wollte
                                                                                    schauen, ob ich als Coach Erfolg
                                                                                    haben kann. Und wo kann ich das
                                                                                    besser herausfinden, als bei einer
                                                                                    der stärksten Männer-Mannschaf­
                                                                                    ten der Schweiz?»

                                                                                    Im Timeout nicht zu Wort
                                                                                    gekommen
                                                                                    Die Vorbereitungsturniere liefen
                                                                                    optimal – Diepoldsau gewann zwei
                                                                                    Titel – und auch in der ersten Meis­
                                                                                    terschaftshälfte reihte Diepoldsau
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