Feierabend-Talk für Private Beistandspersonen - Braui Hochdorf - Zentrum für ...

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Feierabend-Talk für Private Beistandspersonen - Braui Hochdorf - Zentrum für ...
Feierabend-Talk
             für Private Beistandspersonen
Braui Hochdorf           Business Park Sursee
7. September 2021        16. September 2021
17.00 – ca. 18.30 Uhr    17.00 – ca. 18.30 Uhr
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Programm
• Aus der Verbandsleitung
• Fachstelle für Private Beistandspersonen (PB)
• Behörde KESB
• Referat «Schwierige Entscheide in Medizin und Pflege» (Ethische
  Güterabwägungen in medizinischen Grenzsituationen). Frau Dr. theol.
  Ruth Baumann-Hölzle von der Stiftung Dialog Ethik, Zürich
• Vernetzung beim Apéro
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Seit 1.1.2021 besteht die Fachstelle für Private
Beistandspersonen (PB)
Ansprechpersonen für Sie:
Für Fragen im Zusammenhang mit der Erstellung des Inventars, der
Rechnungsablage, Buchhaltung, Sozialversicherungen etc. stehen Ihnen
folgende Personen zur Verfügung:

• Waser Susanne, Tel. 041 914 62 38, susanne.waser@zenso.ch
• Schmid Josefina, Tel. 041 914 62 11, josefina.schmid@zenso.ch
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Ansprechpersonen für Sie:
Für Fragen im Zusammenhang mit den Themen Gesundheit, Wohnen,
Bildung/Tagesstruktur/Beschäftigung/Arbeit sowie soziales Wohl steht
Ihnen vom Abklärungsdienst KESB folgende Person zur Verfügung:
• Müller Beatrice, Tel. 041 914 62 30, beatrice.mueller@zenso.ch
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www.zenso.ch/kesb/private_beistandspersonen/
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Handbuch und Merkblätter / Vorlagen Mandatsführung
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Erfahrungsaustausch
• Bedingt durch die unsichere Lage und Entwicklung der Pandemie
  verzichten wir dieses Jahr auf den ersten Erfahrungsaustausch (ERFA)
  unter PB’s. Wir danken für Ihr Verständnis. Themenwünsche nehmen wir
  jedoch gerne entgegen und sind zuversichtlich, nächstes Jahr den ersten
  ERFA planen zu können.
• Wir werden Ihnen im Spätherbst 2021 einen Informationsrundbrief
  zustellen. Die Zustellung erfolgt erstmals per Email. Selbstverständlich
  werden wir Ihnen den Rundbrief auch per Post zustellen, falls Sie keine
  Email haben.
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Fragen?
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Zentrum für Soziales
• Die 27 Gemeinden zusammen mit der
  Verbandsleitung bedankt sich für das grosse
  Engagement aller Privaten Beistandspersonen.
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Unsere Referentin
• Frau Dr. theol. Ruth Baumann-Hölzle von der
  Stiftung Dialog Ethik, Zürich
«Schwierige Entscheide in Medizin und
              Pflege»
    Ethische Güterabwägungen

    Zentrum für Soziales Hochdorf
             Feierabend-Talk 2021

              7. und 16. Sep. 2021
              Dr. theol. Ruth Baumann-Hölzle
                     Institutsleitung
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Übersicht
   Ethik und Moral
   Gesetzliche Rahmenbedingungen
   Patientenbeispiel mit dem 7 – Schritte Dialog
   Organisationsstruktur
   Inhaltliche Elemente

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Sitte

                       Moral

                     Ethik

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ETHIK
                        WISSENSCHAFT VON DER MORAL

                         Kritisches, formales Prinzip:
                    Menschenwürde und Autonomieanspruch
                       Kein verbindliches Menschenbild

                                   Menschenrechte

                           Solidarität mit den Schwachen

Moral                               Moral                          Moral
Gruppen-                            Gruppen-                       Gruppen-
moral         Individueller         moral          Individueller   moral         Individueller
              Lebensentwurf                        Lebensentwurf                 Lebensentwurf

Beispiel: Heiligkeit des Lebens,   Beispiel: Individuell selbst-   Beispiel: Allgemein festgelegte,
kein Schwangerschaftsabbruch,      bestimmte Lebensqualität        fremdbestimmte Lebensqualität
keine IVF

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Fokus der Ethik «Gutes Leben für
alle!»
Fragen
 Wann leben Menschen »gut» zusammen?
 Bitte diskutieren Sie diese Frage kurz mit Ihrem
  Sitznachbar/Sitznachbarin 5’

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Grenzen und Voraussetzungen guten
Lebens

   Gesetzliche     • Gesetze
 Rahmenordnung     • Standesrichtlinien

 Organisationale   • Wertprofil
Voraussetzungen
                   • Bereitschaft
 (normativ und
   strukturell)    • Ressourcen

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Verantwortungsdimensionen

                     Persönlicher Verantwortungsraum: Individuelle
                     Moral, Lebensentwurf, innere Stimmigkeit, Gewissen

              Organisationale Bereichsverantwortung: Richtlinien, Vorgehensweisen

       Organisationale Gesamtverantwortung: Leitbild, Charta, Richtlinien,
       Vorgehensweisen, etc.

GESELLSCHAFT:
Menschenwürde, Menschenrechte, Gesellschaftsklima, Sitten, Gesetze, Kindes- und
Erwachsenenschutzrecht, Respekt gegenüber dem Abwehrrecht – Pflichten gegenüber
dem Lebensschutz - Fürsorgeverpflichtungen

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Ethische Verantwortung
Vier Beziehungsdimensionen

             Ich-Beziehung      Du-Beziehung

                                 Funktionale
               Soziale Wir-
                                Wir-Beziehung
              Beziehung in
                                      in
             der Gesellschaft
                                Organisationen
Verantwortungsebenen und
             ethisches Dilemma
 Person: Gewissenskonflikt = ethisches Dilemma
 Organisation: Organisationskonflikt zwischen Handlungsauftrag
  und beschränkten Handlungsmöglichkeiten
 Staat: Ressourcenkonflikte bei der Prioritätensetzung bei
  beschränkten Handlungsmöglichkeiten und Ressourcen

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Ethische Dilemmasituationen
 Bei einer anstehenden Handlung kommt man nicht umhin,
  gleichgewichtige Grundwerte zu verletzen.
 Fundamentalistische Positionen kennen keine ethischen Dilemmata:
  z.B. absolute Handlungsorientierung am Prinzip “Heiligkeit des Lebens“
 In Notfallsituationen erfolgt die Handlungsorientierung am Prinzip
  „Heiligkeit des Lebens“
 Beispiel Transplantationsmedizin: Dringlichkeit –Medizinischer Nutzen
  (Nachhaltigkeit) – Wartezeit
 Je beschränkter die Ressourcen, umso mehr ethische
  Dilemmasituationen

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Ambivalenz des medizin-
             technischen Fortschrittes

              Lebensverlängerung    Lebensverlängerung
              Schadensvermeidung    Schädigungen
              Leidenslinderung      Leidensverlängerung
              Verbesserung der      Verschlechterung der
               Lebensqualität         Lebensqualität
              Erleichterung beim    Verlängerung des
               Sterben                Sterbens

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Neues Können in der Medizin

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Sterben gestern und heute

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„Ökonomisierung“ des
     Gesundheitswesens

29
Ethisches Dilemma

z.B. Pflicht zur          z.B. Respekt gegenüber dem
Lebenserhaltung           Abwehrrecht
Lebensschutz              Pflicht zu Leidenslinderung
Wiederherstellung der     Freiheit zur Selbstschädigung
körperlichen Integrität   usw.
usw.

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Ethische Güterabwägungen

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Patientenbeispiel
 74 jährige Patientin mit Typ II Diabetes seit 15 Jahren
  Lebt seit 6 Jahren in einem Pflegeheim
  St.n. Unterschenkelamputation vor 3 Jahren
  Geistig rege und gute Lebensqualität
  Wurde vor 4 Tagen wegen einer Lobärpneumonie mit
  Sauerstoffabhängigkeit ins Spital eingewiesen
 Aktuell: akutes Nierenversagen mit Indikation für eine
  Nierenersatztherapie
 Patientin ist verwirrt. Laut vorliegender Verfügung:
     „Keine lebensverlängernden Massnahmen“
     (Pflegeheim verlangt von allen Eintritten eine Verfügung)

 Tochter und Sohn sagen: Die Mutter hätte stets starker
  Lebenswille gehabt, sie wissen nichts von einer
  Patientenverfügung

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Frage
 Was würden Sie in dieser Situation tun?
 Bitte diskutieren Sie dies mit Ihrer Sitznachbarin/Ihrem
  Sitznachbar 5’

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Gesetzliche Kaskade von
             vertretungsberechtigten
             Personen
             1. Die in einer PV oder einem Vorsorgeauftrag bezeichnete
                Person
             2. Beistand mit Vertretungsrecht in med. Massnahmen
             3. Ehegatte oder eingetragene Partnerin/eingetragener
                Partner, die einen gemeinsamen Haushalt führt oder ihm
                regelmässig Beistand leistet
             4. Person, die mit dem urteilsunfähigen Patienten einen
                gemeinsamen Haushalt führte und ihm regelmässig und
                persönlich Beistand leistet
             5. Nachkommen
             6. Eltern
             7. Geschwister
             (Art. 378 E-ZGB)
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Patientensituation
 Die Frau hat eine PV: Gültigkeit?
 Ihre Kinder haben die Interpretationshoheit und sind ihre
  Stellvertretung

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7 Schritte Dialog

                                1. Problem-Analyse

                                2. Kontext-Analyse

                       3. Definition des ethischen Dilemmas

                        4. Mehr als drei Verhaltensoptionen

             5. Rechtliche und ethische Analyse der Verhaltensoptionen

                          6. Klimaklärung und Entscheid

                           7. Evaluation des Entscheids

                                                                         36
1) Fakten klären – Informationen einholen
                 zur Patientensituation: Diagnose/Prognose

                          2) Situationseinschätzung,
                          ethische Reflexion

3a) Handeln selbstverständlich                  3b) Handeln nicht selbstverständlich
und eindeutig                                   und nicht eindeutig

                                                4) Ethische Güterabwägung
                                                7 Schritte Dialog

             5) Konsens mit Patientin/Patient/Stellvertretung und/oder Team
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Abwägungen
 Vorenthaltensabwägungen:
      Die Patientin kann mittels lebenserhaltenden Massanahmen am Leben erhalten werden.
      Das Unterlassen von lebenserhaltenden Massnahmen ist zu rechtfertigen.
      Vorsicht: Unterlassene Hilfeleistung = fahrlässige Tötung

 Zumutbarkeitsabwägung:
      Patientin wird nach menschlichem Ermessen und der ärztlichen Kunst in absehbarer Zeit trotz
       lebenserhaltenden Massnahmen versterben.
      Lebenserhaltende Massnahmen sind zu rechtfertigen
      Vorsicht: Übertherapie, Instrumentalisierung, Rechtsverletzung

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1. Schritt:
             Beschreibung des ethischen Dilemmas
 Medizinisch, pflegerischer und psychosozialer Sachverhalt?
      Nach menschlichem Ermessen in absehbarer Zeit sterbend trotz Einsatz lebenserhaltender
       Massnahmen?
         Nein: Vorenthaltensabwägung
         Ja: Zumutbarkeitsabwägung

 Du-Erfahrung?
 Berufserfahrung?
 Kerndilemma?
      gleichgewichtige Werte stehen sich gegenseitig ausschliessend gegenüber

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Ethisches Dilemma:
 Gleichgewichige Werte stehen
 sich gegenseitig
 ausschliessend gegenüber

                                Verantwortung wie z.B.
Verantwortung wie z.B.          - Leidenslinderung
- Lebenserhaltung               - Autonomieanspruch
- Lebensschutz                  - Freiheit zur
                                  Selbstschädigung

                                                         40
Ein ethisches Dilemma lässt sich nie lösen, man kann nur besser
                   oder schlechter damit umgehen.

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1. Schritt:
             Beschreibung des ethischen Dilemmas
Dürfen wir dieser Patientin lebenserhaltende Massnahmen aufgrund
ihrer Patientenverfügung vorenthalten, obwohl ihr Sohn und Ihre
Tochter diese nicht kennen und einen starken Überlebenswillen bei
ihrer Mutter mutmassen?

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2. Schritt: Geschichte des ethischen
             Dilemmas

                Entwicklung des Dilemmas
                Biographisch
                Wo findet es statt?
                Wer ist daran beteiligt, wer nicht beteiligt?

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3. Schritt: Wertanalyse
 Persönliche Werthaltungen

   Autonomieprinzip
   Prinzip Schaden vermeiden
   Prinzip Gutes tun
   Gerechtigkeitsprinzip

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3. Schritt:
             Beschreibung des ethischen Dilemmas
Persönliche Haltungen?

Dürfen wir dieser Patientin lebenserhaltende Massnahmen aufgrund
ihrer Patientenverfügung vorenthalten (Autonomieprinzip), obwohl
ihr Sohn und Ihre Tochter diese nicht kennen und einen starken
Überlebenswillen bei ihrer Mutter mutmassen (Schaden
vermeiden)?

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4. Schritt: Handlungsoptionen
             (Brainstorming)

Bitte diskutieren Sie, was man in dieser Situation alles tun könnte. 5‘

1. .....
2. …..
3. …..

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4. Schritt: Handlungsoptionen
             (Brainstorming)
1. Kontakt mit dem/der Heimarzt/Heimärztin aufnehmen?
   Behandeln
2. Kontakt mit ihrem Heim aufnehmen?
3. Behandeln bis sie wieder urteilsfähig ist?
4. Vorenthalten: Nicht behandeln

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5. Analyse der Handlungsoptionen
 Rechtlich zulässige Möglichkeiten?
 Einseitigkeiten:
      Selbstbestimmung ohne Fürsorgeverantwortung des Behandlungsteams
      Lebenserhaltung ohne Leidensabwägung
      Fremdbestimmte Lebensqualität

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6. Schritt: Konsensfindungsprozess und
             Verhaltensentscheid

             1.   Verallgemeinerung
             2.   Hierarchisierung aufgrund der Eingriffstiefe
             3.   Güterabwägung
             4.   Handlungsentscheid

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7. Schritt: Kommunikation und Überprüfung
             des Handlungsentscheides
             1. Umsetzung und Kommunikation
             2. Überprüfung

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Organisationsstruktur

20.09.2021                           51
Ethische
        Entscheidungsfindungsverfahren

 Kommen nur dann zur Anwendung, wenn die Frage auftritt, wenn
  das Handeln, resp. Unterlassen einer Handlung nicht
  selbstverständlich ist.
 Also erst dann, wenn die Frage auftritt: „Was sollen wir tun?“, d.h.
  nicht bei jedem Patienten.

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Elemente ethischer
Entscheidungsfindungsverfahren

                                            • Wer darf ein ethisches Gespräch
                                              einberufen?
                                            • Gruppenstruktur (innerer/äusserer Kreis,
                                              Moderation)
                                            • Gruppenzusammensetzung
         Evaluations-     Institutionelle
           struktur          Struktur

                                            Entscheidungsfindungsverfahren stellen
                                            • Transparenz
                                            • Verbindlichkeit
                  Inhaltliche               • Einbezug aller relevanten Fakten
                 Ablaufstruktur                (medizinische, pflegerische, soziale)
                                            • verschiedenen Verhaltensoptionen
                                            sicher, ohne den jeweiligen Entscheid
                                            inhaltlich vorwegzunehmen.
                                                                                         53
Structure of the ethical roundtable
                               Independent moderator

                                 Outer Circle
   Relatives
     veto
                                                Experts:
                                                •Surgeon
                                                •Cardiologist
                                                •Oncologist
                                                •Neurologist
                           Inner Circle         • ….
                                                •Ethicist
                          Patient Care Team     •Social worker
                                                •Pastor
                                                •Team members
                                                •Students
                 Responsible
                  Physician
                    veto
Inhaltliche Aspekte
             Ethische Grundlagen

20.09.2021                          55
Grundbedingungen für ethisch vertretbares
Entscheiden und Handeln
 Normative Voraussetzungen:
    Menschenwürde und Menschenrechte
    Verteilungs-, Solidar- und Zugangsgerechtigkeit

 Inhaltliche Kriterien:
    Perspektivenvarianz (Fakten)
    Ansatzvarianz (Ethik-Entwürfe und Moralvorstellungen)

 Formale Kriterien:
      Transparenz
      Nachvollziehbarkeit
      Verbindlichkeit
      Nachhaltigkeit

                                                             56
Integrative Verantwortungsethik
Methodik: Interdisziplinäre Entscheidungsfindungsverfahren

Anforderungen für Entscheidungsqualität:
 Einbezug aller von einem Entscheid betroffenen Personen (Patientenautonomie ist prioritär)
 Perspektivenvarianz (Einbezug alle Wahnehmungsperspektiven)
 Ansatzvarianz (Reflexion des Problems im Rahmen der verschiedenen Ethikansätze)
 Dimensionenvarianz (Persönlichkeitsethik/Beziehungsethik/Gesellschaftsethik/Umweltethik)
 Verbindliche Ablaufstruktur (interdisziplinär erarbeitete Ablaufstruktur/Protokoll)
 Transparenz (Offenlegung Interessen/Information über Inhalt und Ergebnis des Entscheides an alle direkt
   beteiligten Personen/Achtung: Datenschutz!)

Anforderungen bei stellvertretenden Entscheiden: interdisziplinär erfüllen
Autonomie als ein Prozess: Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen.

                                                                                                 57
Der Autonomie-Anspruch
                         Autonomie-Anspruch: Würde (Wille)

                                 Autonomie als
                                 Verantwortung
                                                             Informed Consent

                                      Herz                   Methodik: Entscheidungsfindungs-
                                                             Verfahren

                                   PROZESS

     Autonomie-Fähigkeiten: Abhängigkeiten / Unabhängigkeiten (Leiblichkeit)

                  58
Qualitätssicherung
     Paradigmenwechsel in der medizin-ethischen Entscheidungsfindung:

       Paternalismus                              Autonomie

                            Autonomie- und   Spannungsverhältnis Tatsächliche
                            Würdeanspruch                        Autonomiefähigkeiten

                           Notwendigkeit zu interdisziplinärer Zusammenarbeit im Bereich
                           der medizin-ethischen Entscheidungsfindung

                           Entscheidungsfindungsverfahren und -modelle strukturieren
                           den Entscheidungsfindungsprozess, indem sowohl der Gesprächs-
                           kontext als auch der Gesprächsablauf eine verbindliche Gestalt
                           bekommen

                   59
Ethisch
                                                                            reflektie

Ethisch reflektiert entscheiden &                                 Ethik
                                                                 betreibe
                                                                                rt

                                                                    n

handeln                                                                                Ethik
                                                                                    organisieren

                                    Wertorientierungen
                                    diskutieren und
    Moralische                      festlegen            Vorgehensweise für
  Fragestellungen   Fakten klären                        konkrete Situationen
                                    • Leitbild
     eruieren                                            • definieren
                                    • Ethikcharta
                                    • Richtlinien

                                                                                                   60
Weitere Elemente entlang der      Sorgen und Entscheiden im Kontext
Dimensionen:                      von

         Expertise
                                    Intensivmedizinischen
          Fachwissen                 Fragestellungen (zB.
                                     Reanimationsentscheid, Gabe von
        Systemwissen                 Blut-und Blutersatzprodukten bei
                                     Zeugen Jehovas,
     Strukturen/Prozesse             Organtransplantation)
                                    Psychiatrie
                                    Fragen am Lebensende
Führung/Kommunikation/Bildung
                                    Menschen mit Behinderungen
                                    Forschung am Menschen
  Implikationen auf die Praxis      Patientenverfügungen
                                    Formen von Ethik-Strukturen (z.B.
Kontextualisierung der Thematik      Ethik-Foren, Grossveranstaltungen)
                                    (Auswahl nicht abschliessend)

                                                                          61
Reichweite und Eingriffstiefe

     Organisationale                 Organisationale
     Reichweite                      Eingriffstiefe
     • Quantitativ: Wer soll alles   • Qualitativ: Wie weit greift das
       erreicht werden?                Ethikprojekt in die Struktur der
                                       Organisation ein und soll diese
                                       verändern?

                                                                          62
Zitat von George Bernard Shaw (1856 -
1950)

 „Der einzige Mensch, der sich vernünftig benimmt, ist mein Schneider; er
 nimmt jedes Mal neu Mass, wenn er mich trifft, während alle andern immer
 die alten Massstäbe anlegen, in der Meinung, sie passten heute noch auf
 mich.“

                                                                    63
Film von Dialog Ethik

20.09.2021              © Stiftung Dialog Ethik   64
Literatur

20.09.2021   65
Ausgewählte Literatur
Baumann-Hölzle, Ruth (2017): Zukunft der klinischen Ethik: Aktuelle und zukünftige Herausforderungen. In: Therapeutische Umschau, 74(2); S. 67–
     72.
Baumann-Hölzle, Ruth; Riedel, Annette; Dinges, Stefan (2018): Ethische Entscheidungen strukturieren und begründen. In: Riedel, Annette; Linde, Anne-
     Christin (Hrsg.) (2018): Ethische Reflexion in der Pflege: Konzepte – Werte – Phänomene. Berlin: Springer Verlag; S. 31–40.
Baumann-Hölzle, Ruth (2004): Ethische Entscheidungsfindung in der Intensivmedizin. In: Baumann-Hölzle, Ruth; Müri, Corinna; Christen, Markus;
     Bögli, Boris (Hrsg.) (2004): Leben um jeden Preis? Entschei-dungsfindung in der Intensivmedizin. Bern u. Berlin: Peter Lang Verlag;
     S. 117–146.
Bente, Edlund (2014): Dilemmata – Umgang mit widersprüchlichen Situationen in der heilpädagogischen Arbeit. In: Seelenpflege in Heilpädagogik
      und Sozialtherapie, 3(2014): S. 46–51.
Boshammer, Susanne (2016): Was sind moralische Probleme und (wie) kann man sie lösen? In: Ach, Johann S.; Bayertz, Kurt; Siep, Ludwig
     (Hrsg.) (2016): Grundkurs Ethik. Band 1: Grundlagen.
     4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Münster: mentis Verlag; S. 19–38.
Camargo, Aline; Yousem, Kelly; Westling, Theodore; Carone, Marco; Yousem, David M. (2019): Ethical Dilemmas in Radiology: Survey of Opinions and Experiences. In:
     American Journal of Roentgen-ology, 213(6); pp. 1274–1283.
De Vries, Kay; Plaskota, Marek (2017): Ethical dilemmas faced by hospice nurses when administering palliative sedation to patients with terminal
      cancer. In: Palliative & Supportive Care, 15(2); pp. 148–157.

13.03.2020                                                           © Stiftung Dialog Ethik                                                                   66
Ausgewählte Literatur
Dieringer, Volker (2019): Dilemma und Dissens: Zur Relevanz der Unterscheidung zweier Typen moralischer Konflikte für ethische
      Fallbesprechungen. In: Onlinezeitschrift für Beratungswissenschaft und Supervision «FoRuM Supervision», 27(54): S. 8–20.
Hartman, Laura; Metselaar, Suzanne; Widdershoven, Guy; Molewijk, Bert (2019): Developing a ‹moral compass tool› based on moral case deliberations: A
     pragmatic hermeneutic approach to clinical ethics. In: bioethcis, 33(9); pp. 1012–1021.
Meier-Allmendinger, Diana; Kurmann, Julius; Baumann-Hölzle, Ruth (2015): Ethische Entscheidungs-findung in der Psychiatrie. In: Schweizerische Ärztezeitung,
      96(33): S. 1151–1154.
Metselaar, Suzanne; van Scherpenzeel, Machteld; Widdershoven, Guy (2017): Dealing With Moral Dilemmas at the Neonatology Ward: The Importance of Joint
      Case-by-Case Reflection. In: The Ameri-can Journal of Bioethics, 17(8); pp. 21–23.
Müller, Uta; Potthast, Thomas; Richter, Philipp (Hrsg.) (2018): Abwägen und Anwenden: Zum ‹guten› Umgang mit ethischen Normen und Werten. Tübingen:
      Narr Francke Attempto Verlag.
Paschen, Michael; Dihsmaier, Erich (2014): Führung, Erfolg und Moral: Wie Sie in ethischen Dilemmasi-tuationen eine richtige Entscheidung treffen. In:
     Paschen, Michael; Dihsmaier, Erich (Hrsg.) (2014): Psychologie der Menschenführung: Wie Sie Führungsstärke und Autorität
     entwickeln. Berlin: Springer Verlag; S. 221–239.

13.03.2020                                                         © Stiftung Dialog Ethik                                                                 67
Ausgewählte Literatur
Pishgooie, Amir-Hossein; Barkhordari-Sharifabad, Maasoumeh; Atashzadeh-Shoorideh, Foroozan; Falcó-Pegueroles, Anna (2019): Ethical conflict among nurses working in the
      intensive care units. In: Nursing Ethics, 26(7–8); pp. 2225–2238.
Raters, Marie-Luise (2016): Das moralische Dilemma: Antinomie der praktischen Vernunft? Reihe: Prakti-sche Philosophie, Band 87. Freiburg i.
      Br. u. München: Verlag Karl Alber.
Rice, Marvin Elwood (2018): The ethical dilemma of treating or not treating patients with intellectual and developmental disabilities. In: The Journal
       of the American Dental Association, 149(6), pp. 485–487.
Riedel, Annette; Huber, Josef M.; Linde, Anne-Christine (2018): Wiederkehrende ethische Dilemmata strukturiert reflektieren. In: Psychiatrische Pflege, 19(5);
       S. 261–268.
Schmitt-Mannhart, Regula; Rusnak, Heidi (2010): Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Der Weg aus dem Dilemma. In: Christen, Markus; Osman, Corinna;
     Baumann-Hölzle, Ruth (Hrsg.) (2010): Herausforde-rung Demenz: Spannungsfelder und Dilemmata in der Betreuung
     demenzkranker Menschen. Reihe: Interdisziplinärer Dialog. Band 9. Bern u. Berlin: Peter Lang Verlag; S. 151–162.
Sellmaier, Stephan (2011): Ethik der Konflikte: Über den moralisch angemessenen Umgang mit ethischem Dissens und moralischen Dilemmata.
      2., durchgesehene Auflage. Stuttgart: W. Kohlhammer Verlag.
Schubiger, Gregor (2017): Was kann ein Ethik-Forum an die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen in einem Akutspital beitragen? In:
      Therapeutische Umschau, 74(2); S. 38–41.

13.03.2020                                                              © Stiftung Dialog Ethik                                                                       68
Ausgewählte Literatur
Stolper, Margreet; Molewijk, Bert; Widdershoven, Guy (2016): Bioethics education in clinical settings: Theory and practice of the dilemma method of moral
      case deliberation. In: BMC Medical Ethics, 17(45), pp. 1–10.
Tan, Daniel Y. B.; ter Meulen, Bastiaan C.; Molewijk, Albert; Widdershoven, Guy (2018): Moral case deliberation. In: Practical Neurology, 18(3), pp. 181–186.
Trzeczak, Stefan; AG «Ethik in der Notfall-und Akutmedizin» der DGINA und der AEM (2014): Das medizinisch-ethische Dilemma von Reanimationsentscheidungen
      bei Notfallpatienten. In: Notfall + Rettungsmedizin, 17(7): S. 613–619.
van de Weil, Harry B. M.; Paarlberg, K. Marieke; Dermout, Sylvia M. (2017): Health Advocate: An Obstetrician in Doubt — Coping with Ethical Dilemmas and
      Moral Decisions. In: Paarlberg, K. Marieke; van de Weil, Harry B. M. (2017): Bio-Psycho-Social Obstetrics and Gynecology. A
      Competency-Oriented Approach. Berlin: Springer Verlag; pp. 433–454.
Voskes, Yolande; Evenblij, Kirsten; Noorthoorn, Eric; Porz, Rouven; Widdershoven, Guy (2014): Ethische Fall-Deliberation zu Freiheitseinschränkungen in der
     Psychiatrie: Dilemmata, Nutzen und Implementierung. In: Psychiatrische Praxis, 41(7); S. 364–370.
Vuković Rodríguez, Jadranka; Juričić, Živka (2018): Perceptions and attitudes of community pharma-cists toward professional ethics and ethical
      dilemmas in the workplace. In: Research in Social and Administrative Pharmacy, 14(5): pp. 441–450.

13.03.2020                                                              © Stiftung Dialog Ethik                                                                 69
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