GeWaltige Macht-deMonstration 85 Jahre Piccard - ÖGKJ
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festschrift
50.Pädiatrischer
Fortbildungskurs
Obergurgl
1967 – 2017
GEWALTIGE MACHT- 85 Jahre Piccard. Das Ötztal und
DEMONSTRATION Von Höhenflügen seine Gelehrten.
DER NATUR. und Weltrekorde,
Ein Augenzeugen- Tiefseemanövern. Geistliche und
bericht von groSSe Mediziner
Ingo Mutz zur Lawine im Ötztal.
1986.
festschrift
50. Pädiatrischer
Fortbildungskurs
Obergurgl
1967 – 2017
Inhalt
Inhalt
6 Vorworte 58 Grußworte der Obergurgler
Hotellerie.
12 Das Ötztal und seine Gelehrten.
62 Danke unseren Sponsoren.
22 Von den Anfängen bis heute.
26 Gewaltige Machtdemonstration
27
der Natur.
41
II
28 85 Jahre Piccard.
34 50 Jahre Pädiatrischer
Fortbildungskurs.
43
42 Festvorträge – Ein Überblick.
Bertrand PICCARD
44 Mit Nachbarn im Verbund. Lausanne
50 Das Pädiatrische Vorsymposium.
52 In Memoriam.
54 „Snow-Highlights.“
Impressum
Herausgeber Redaktion Druck
Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Sperl, Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Sperl Offset 5020
im Auftrag der Österreichischen Gesellschaft Adhurricane Advertising GmbH
für Kinder- und Jugendheilkunde Auflage
Gestaltung und Disposition 800 Stück
Für den Inhalt verantwortlich Adhurricane Advertising GmbH
Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Sperl www.adhurricane.com
festschrift | 5
Vorwort Vorwort
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zum Geleit!
Sehr geehrte Teilnehmerinnen und
Ein eigenes Krankenhaus im Krankenhaus für Kinder und
Teilnehmer! Jugendliche, zu denen die Ärztin und der Arzt kommt,
nicht umgekehrt: Das zuletzt eröffnete „Kinderzentrum“
„Kinder von heute sind die gesunden Erwachsenen von
des Landeskrankenhauses Innsbruck steht für die beste
morgen“ – ein wichtiges Credo, das mir als Bundes-
Infrastruktur für Spitzenmedizin dieses Lebensabschnitts
ministerin für Gesundheit und Frauen und Pädiaterin am
über unsere Grenzen hinaus. Dieser 267 Meter lange und
Herzen liegt.
größtenteils sechsgeschossige Trakt mit 142 Betten stellt
im wahrsten Sinn des Wortes den noch aus der Kaiserzeit
Durch etablierte Fortbildungsangebote – wie dem Pädiat-
stammenden, früheren „Pavillon“ für Kinderheilkunde in
rischen Fortbildungskurs in Obergurgl – wird es ermöglicht,
den Schatten.
Fachwissen auszutauschen und einen hohen Grad an
Vernetzung in der Kinder- und Jugendheilkunde zu errei-
Das neue Versorgungskonzept vereint an einem Standort
chen. Gemäß der Strategie „Health in all Policies“ ist dies
die klassische Kinder- und Jugendheilkunde mit Ambu-
ein wichtiger Beitrag, um die Gesundheit und Lebens-
lanz und Tagesklinik sowie den Bereichen Radiologie,
qualität der Bevölkerung, insbesondere unserer Kinder
Chirurgie, Orthopädie und Urologie. In der Kinderonkologie
und Jugendlichen, nachhaltig und auf breiter Basis zu
steht sogar pro Patientenbett ein Elternbegleitbett zur Angebot der in Obergurgl abgehaltenen pädiatrischen
fördern und zu erhalten.
Verfügung. Ein interdisziplinär arbeitendes Kinderzentrum Fortbildung auf hohem Niveau. Obergurgl, das ist das
ist entstanden, in dem alle an einem kranken Kind höchstgelegene Kirchdorf Österreichs mit dem höchst-
Engagierte Ärztinnen und Ärzte stellen eine bedarfsge-
beteiligten Spezialisten ihr medizinisches Wissen und gelegenen Motorradmuseum Europas und regelmäßiger
rechte Betreuung von Kindern und Jugendlichen sicher.
Können gemeinsam unter einem Dach praktizieren. internationaler Treffpunkt der Ärztinnen und Ärzte für
Sie unterstützen auch Präventivmaßnahmen wie die
Kinder- und Jugendheilkunde: Seit 1967 kommen hier
Umsetzung des kostenfreien Kinderimpfprogramms
Ich bin stolz darauf, dass das Land Tirol gemeinsam mit Expertinnen und Experten dieses Fachs aus dem In-
sowie des seit mehr als 40 Jahren etablierten Mutter-
dem Bund dieses 175 Millionen Euro-Projekt verwirklichen und Ausland zu einem anregenden Wissensaustausch
Kind-Pass-Programms.
konnte. Weitere 20 Millionen Euro nehmen wir für die zusammen.
Zusammenführung der Einrichtungen der Kinder- und
Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen stellt ein
Jugendpsychiatrie in einen Neubau beim Landeskranken- Davon profitiert sowohl die niedergelassene Ärzteschaft
zentrales Thema meines Ressorts dar. Dies zeigt auch
haus Hall in die Hand. Voraussichtlich im Jahr 2020 geht als auch die Kollegenschaft an den Krankenhäusern.
die 2011 veröffentlichte Kinder- und Jugendgesundheits-
dieses Krankenhaus mit 43 Betten in den Vollbetrieb. Den Insbesondere zieht das Kind daraus Nutzen, das ärztlicher
strategie, an deren Umsetzung und Aktualisierung
aktuellen Anforderungen der Kinder- und Jugendheil- Hilfe bedarf. Mein besonders respektvoller Gruß gilt daher
gearbeitet wird. Derzeit liegt ein besonderes Augenmerk
kunde gerecht zu werden, bedeutet nämlich, sich der den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Pädiatrischen
auf dem Thema „Versorgung von kranken Kindern und
Breite des Faches mit allen Spezialisierungen bewusst zu Fortbildungskurses Obergurgl, ebenso der Österreichi-
Jugendlichen in spezifischen Bereichen“.
werden. Es steht für mich außer Zweifel, dass die ange- schen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde als
messene Behandlung pädiatrischer Themen zu einer Veranstalterin in Zusammenarbeit mit den Partner-
Besonders freue ich mich, dass der Pädiatrische Fort-
eindeutigen Verbesserung der Patientenbetreuung sowie organisationen in Deutschland und der Schweiz!
bildungskurs Obergurgl nun bereits seit vielen Jahren
des wissenschaftlichen Erfolges der Kinder- und Jugend-
erfolgreich zur ärztlichen Fortbildung beiträgt und
heilkunde beiträgt. Ihr
gratuliere sehr herzlich zum 50-jährigen Jubiläum.
Ich wünsche allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern
Kinder und Jugendliche sind in vieler Hinsicht eine sehr
informative Vorträge und interessante Diskussionen!
verwundbare Bevölkerungsgruppe, die Schaden nehmen
kann. Es geht nicht nur um ihren gesunden Start ins
Leben, sondern auch eine gesunde Entwicklung und
gesundheitliche Chancengleichheit. Umso dankbarer Günther Platter
bin ich für dieses seit genau 50 Jahren bestehende Landeshauptmann von Tirol
Sabine Oberhauser
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen
6 | festschrift festschrift | 7
Vorwort Vorwort
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich bin stolz, dass das 50 Jahre Jubiläum Obergurgl im
Ötztal auf eine besondere, festliche Weise begangen
wird. Dazu zählt auch diese Festschrift, die mehreres
aufzeigen soll: wie dieses Fortbildungskonzpt langsam
zur Erfolgsmarke herangereift ist, wie sehr die Verbun-
denheit der Kinder- und JugendfachärztInnen über die
Ländergrenzen besonders im D-A-CH Bereich gewachsen
Willkommen in Obergurgl-Hochgurgl! ist und wie auch das gute Miteinander mit der Industrie in
der Vorstellung von Innovationen und kritischen Diskussi-
Von 22. bis 27. Jänner findet der Pädiatrische Fortbildungs- onen dazu hier gelebt wurde.
kurs bereits zum 50. Mal in unserem kleinen Bergdorf im Der Fortbildungskurs wurde von Prof. DDr. Ernst (EG)
hinteren Ötztal statt. Spezialisten verschiedener Fachrich- Huber vom Salzburger Kinderspital 1977 begründet, einige
tungen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz treffen Jahre später um das wissenschaftliche Vorsymposium
hier mit rund 300 lernwilligen Teilnehmern zusammen, um erweitert. Beide Veranstaltungen sind im deutschspra- zusammen mit der speziellen Jahreszeit in dem höchsten
fernab der Alltagspflichten neues Fachwissen weiterzu- chigen Bereich der Pädiatrie rasch zu einem speziellen Kirchdorf Österreich ist einzigartig. Wer Obergurgl mit seinem
geben und zu vertiefen. Begriff geworden. Das Obergurgler Kinderärztetreffen hat Talabschluss und seiner Gletscherwelt erlebt hat weiß,
Unsere intakte Natur in herrlicher, hochalpiner Lage schärft sich auf andere medizinische Fachrichtungen ausgeweitet dass man in der hochalpinen Welt rasch an seine eigenen
den Blick für das Wesentliche: die Gesundheit. Kinder- und und ist von Anfang an ein Stimulus für den Ötztaler Touris- Grenzen kommt, die Natur bestaunens- und beeindruckens-
Jugendfachärztinnen und -fachärzte finden eine Woche mus gewesen. wert nahe rückt und man in diesem speziellen Ambiente
lang die nötige Ruhe und Konzentration für Diskussion und Eine Kombination bei diesem Jubiläum muss besonders nicht nur Wissensaustausch pflegen und vertiefen kann,
Austausch. Daneben bleibt traditionell genügend Raum, hervorgehoben werden: sondern auch bleibende Freundschaften entstehen.
um im legeren Ambiente neue Kontakte zu knüpfen und Wir feiern nicht nur 50 Jahre Kinderärztefortbildung, Besonders hervorzuheben sind die Disziplin und das
Freundschaften zu pflegen, die über die Jahre in Ober- sondern blicken auch auf 85 Jahre Landung von Auguste Engagement der Obergurgler Kursteilnehmer, der pünkt-
gurgl-Hochgurgl entstanden sind. So gehört ein geselliger Piccard mit seiner Stratosphärenkapsel auf dem Ötztaler liche Beginn der Vorträge, die geschlossene Teilnahme
Hüttenabend zur Entspannung nach intensiven Kurstagen Ferner. Es ist eine besondere Freude, dass Bertrand und das ungebrochene Interesse. Jahrelang schon ist
dazu. Für das verlockende Top Quality Wintersportangebot Piccard, der Enkel von Auguste Piccard, ebenfalls ein die Veranstaltung innert weniger Stunden komplett
vor den Fenstern der Seminarräume bleibt den Teilnehmern Abenteurer und Wissenschaftler, ganz aus dem Holz ausgebucht. Das alles hat zum Erfolg, der bis heute
leider kaum Zeit. Aber viele hängen eben den einen oder seines Grossvaters geschnitzt, bei der Eröffnung des ungebrochen ist, beigetragen.
anderen Skitag an den Kurs an. 50. Fortbildungskurses anwesend sein wird und uns von Ich bedanke mich bei allen Sponsoren der Tagung und
Grüß Gott in Obergurgl! Als Vertreter von Ötztal Tourismus möchte ich zu diesem seiner erst kürzlich erfolgreich abgeschlossenen SOLAR dieser Festschrift. Ein besonderer Dank geht an das
freudigen Jubiläum gratulieren und einmal mehr betonen, Impulse Misson II, der erstmaligen Weltumrundung mit Salzburger Team: allen voran Frau Maria Sieberer mit ihrer
Wenn sich die Österreichische Gesellschaft für Kinder- wie wichtig Veranstaltungen wie die Ihre für unsere Des- einem Solarsegler, live berichten wird. bewährten und charmanten Expertise in der Kursab-
und Jugendheilkunde seit einem halben Jahrhundert in tination sind. Nicht nur, weil sie den Tourismus in dieser Piccard, sein Projekt und seine abenteuerliche, ungeplante wicklung, Ulrike Zeiler, unserer Sozialarbeiterin, die Frau
Obergurgl zum Pädiatrischen Fortbildungskurs trifft, dann speziellen Jahreszeit stärkt. Sie fügt sich auch wunderbar Landung stehen pars pro toto für außerordentliche Dinge, Sieberer hilfreich zur Seite steht, meinem Kurssekretär
werte ich dies durchaus als Zeichen dafür, dass Obergurgl in die Geschichte des Ötztales, Heimat und Wahlheimat die sich im Ötztal bzw. Obergurgl zugetragen haben, O.A. Dr. Christian Rauscher, O.Ä. Dr. Agnes Gamper, die
mit seiner Infrastruktur und dem Rahmen, den es über zahlreicher Gelehrter und Pioniere in verschiedensten letztlich auch für die traditionsreiche Geschichte dieses selbst aus Obergurgl stammt und immer wieder gute
das knallharte Fachtagen hinaus zu bieten imstande ist, Disziplinen. Nur wer die gegenwärtigen Grenzen in Frage Tals. Das Ötztal hat immer wieder Intellektuelle und Beziehungen für uns herstellt, O.A. Dr. Wolfgang Radauer
unverändert anerkannt ist. stellt, wird morgen einen Schritt weiter sein – wie zum Gelehrte, darunter auch viele Ärztinnen und Ärzte ange- und meinem ehemaligen Sekretär Dr. Adrian Kamper,
Beispiel der Schweizer Wissenschaftler Auguste Piccard, zogen. Ich bin Dr. Schallhart von der alpinen Forschungs- der nach Wels/Grieskirchen gewechselt ist. Ich bedanke
Wir freuen uns jedenfalls, Gastgebergemeinde zu sein der vor 85 Jahren mit seinem Ballon am Gurgler Ferner stelle der Universität Innsbruck sehr dankbar, dass er mich auch beim Obergurgler und Ötztaler Fremdenver-
und wollen über den örtlichen Tourismusverband gerne bei Obergurgl strandete. Sein Erfindergeist und sein dazu einen speziellen Beitrag verfasst hat. kehrsverband und stellvertretend bei den Hoteliersfamilien
unterstützend zur Seite stehen, um jenes Umfeld zu unbändiger Forscherdrang sind bis heute im Dorf präsent Danken möchte ich auch meinen Kollegen, die die Falkner und Platzer für die Gastfreundschaft, Unterbrin-
schaffen, in dem sich nicht nur gut tagen lässt, sondern und werden im 50. Fortbildungskurs durch seinen Enkel Entwicklung des Kurses wesentlich mitgeprägt und gung der Referenten und Kursteilnehmer.
auch das sportliche und gesellige Momentum nicht zu Bertrand Piccard würdig vertreten. So schließt sich ein Kreis, regelmässig im wissenschaftlichen Komitee an der
kurz kommt. Ich wünsche daher allen, die im Jänner 2017 der beide Jubiläen verbindet und Anlass zum Feiern bietet. Programmerstellung mitgearbeitet haben: allen voran Auf weitere gute Jahre in Obergurgl
zum 50. Pädiatrischen Fortbildungskurs nach Obergurgl Prof. Ingomar Mutz, der auch über 10 Jahre die Tagungs-
kommen, eine gute Zeit im hinteren Ötztal und freue Ich wünsche der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- organisation als ORLOG 2 (Obergurgl Organisationsleiter) Ihr
mich, bei der Eröffnung dabei zu sein. und Jugendheilkunde einen erfolgreichen und inspirie- inne hatte, weiters meinen Kollegen aus Deutschland
renden Jubiläumskurs und freue mich auf ein weiteres Hans Iko Huppertz, der die DGKJ nach Prof. Sitzmann
Herzlichst, Zusammentreffen in Obergurgl-Hochgurgl! repräsentiert und Stefan Wirth, der für den Deutschen
Berufsverband der Kinderärzte steht bzw. auch den Kol-
legen aus der Schweiz Martin Schöni und Jürg Lütschg Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Sperl
sowie Bernd Urlesberger aus Graz. Vorstand der Universitätsklinik für Kinder- und Jugend-
Die Kombination der Ingredienzien des Kurses, Fortbil- heilkunde, Salzburg, Präsident der Österreichischen
Ernst Schöpf Lukas Scheiber dung länderübergreifend mit praxisnahen Fachdiskus- Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde,
Bürgermeister der Gemeinde Sölden Obmann-Stellvertreter Ötztal Tourismus sionen, Voting System und Quiz, fachlichen Kontakten, Tagungspräsident
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Vorwort Vorwort
Sehr geehrte Teilnehmerinnen
und Teilnehmer!
Im Namen der Schweizerischen Gesellschaft für Pädiatrie
gratulieren wir der Österreichischen Gesellschaft für
Kinder- und Jugendheilkunde zum Jubiläum anlässlich
Herzlich willkommen der 50. Ausgabe des „Pädiatrischen Fortbildungskurses
Obergurgl“.
zum 50. Pädiatrischen Fortbildungskurs Obergurgl in
Tirol und zum Rückblick auf 50 Jahre erfolgreicher Kurse! Unseren beiden Fachgesellschaften gemeinsam sind
die Förderung einer qualitativ hoch stehenden Pädiatrie
Es erwartet Sie ein interessantes, praxisrelevantes Fort- und das Engagement für die Weiter- und Fortbildung.
und Weiterbildungsprogramm der Pädiatrie, bei dem Sie Letztere ist der Schlüssel für das Aufrechterhalten einer
neueste Entwicklungen aus allen Bereichen der Pädiatrie Spitzenpädiatrie zugunsten unserer Kinder und Jugend-
erfahren werden und gleichzeitig das aktuell Gültige, state lichen. Stellen wir uns den aktuellen Herausforderungen,
of the art, geboten bekommen. Wie immer gibt es viel denen wir bei chronischen Krankheiten, bei Migrations-
Raum zur Diskussion, beteiligen Sie sich! fragen, bei komplexen neuen diagnostischen Entscheiden
und Therapieformen gerade bei ehemaligen Frühge-
Zudem laden wir Sie ein, die herrliche Bergwelt am borenen, bei Ernährungsfragen, bei ADHS und anderen
Kamm der Alpen zu genießen. Hier können Sie natürlich in diesem Kurs behandelten Themen begegnen.
auch einmal die Seele baumeln lassen, Ihren Körper wieder
etwas ertüchtigen und auf dem Nederhüttenabend die Wir wünschen der Österreichischen Gesellschaft für
Schwermut des Tieflandes aus Ihren Gliedern bis in den Kinder- und Jugendheilkunde ein schönes Fest, vollen
frühen Morgen heraustanzen. Erfolg und den Organisatoren die Gewissheit, dass die
Die deutsche Pädiatrie hat den Kurs seit langem unter- in der Vergangenheit geleistete, aktuelle und zukünftige
Auch im Namen der Deutschen Gesellschaft für Kinder- stützt, durch viele Teilnehmer, Referenten sowie nicht Arbeit zur Zukunft unseres schönen Berufs beiträgt.
und Jugendmedizin (Präsident Prof. Dr. Ertan Mayatepek) zuletzt durch die Gesellschaften der deutschen Pädiatrie.
und des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Dabei hat der Blick auf das Nachbarland den Horizont
(Präsident Dr. Thomas Fischbach) begrüßen wir Sie ganz erweitert, alternative Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt
herzlich zu diesem Kurs. und oft geholfen, die Problemlösung entspannter und
besser informiert voranzutreiben.
Aus Anlass des 50. Kurses haben die Veranstalter eine Dr. Nicole Pellaud >
höchst interessante und anregende Festschrift zusam- Präsidentin
mengestellt. Schweizerische Gesellschaft für Pädiatrie
Der Rückblick ist Ausdruck der Freude, Sie dürfen auch
einmal schmunzeln. Der Rückblick ist auch Verpflichtung,
die hohe Qualität des Kurses fortzuführen.
Nun wünschen wir Ihnen eine gute Anfahrt und eine
schöne Zeit in Obergurgl, genießen Sie die Einführungs-
veranstaltung und beteiligen Sie sich erfolgreich am Kurs! Prof. Christoph Aebi >
Vizepräsident
Schweizerische Gesellschaft für Pädiatrie
Univ.-Prof. Dr. Hans-Iko Huppertz
Professor-Hess-Kinderklinik am Klinikum
>
Univ.-Prof. Dr. Stefan Wirth
> Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin
HELIOS Klinikum Wuppertal
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Die Wissenschaft ist im Ötztal schon seit
Jahrhunderten verankert. Zu Beginn allerdings
natürlich nicht in universitären Projekten sondern
aus der Not und oft auch aus dem Zufall geboren.
© Alexander Lohmann
Das Ötztal
Dennoch oder gerade deshalb waren diese Ereignisse
oft der Nucleus für Entwicklungen, die noch heute
die Gesellschaft weit über das Ötztal hinaus
und seine prägen, wie die Beispiele in diesem Kapitel zeigen.
Gelehrten.
Nikolaus Schallhart
D er Weltrekord.
Wir schreiben das Jahr 1601. Zu dieser
Zeit regierte Rudolf II von Habsburg als
Kaiser des Heiligen Römischen Reiches
und Erzherzog von Österreich. Im Vorjahr
– 1600 – ereilte ihn die Kunde von einem katastrophalen
Gattin, Rosalie Seidl. Die drei Brüder starteten ihre
wissenschaftlichen Karrieren mit geographischen und
glaziologischen Untersuchungen in den Alpen. Sie ver-
suchten sich an Erstbesteigungen der Wildspitze und der
Dufourspitze, bestiegen Großglockner und Similaun und
Eisstauseeausbruch bei Vent im hinteren Ötztal. Als sich machten zahlreiche Höhenmessungen zur Beschreibung
1601 dieses Ereignis zu wiederholen drohte, entsandte der Alpenwelt. Die erste wissenschaftliche Publikation
Rudolf den von Hermann
Bauhofschreiber (dem ältesten)
Abraham Jäger erscheint 1847
in das Gebiet, um und nennt sich
von den dortigen „Gletscher des
Vorkommnissen Ötzthales“. Das
zu berichten. Wie Hauptwerk aus
Jäger befohlen dieser frühen
verfasste er einen Periode ist aber
ausführlichen zweifelsohne
Bericht zur Lage „Untersuchungen
und Größe des über physicalische
Stausees, seinen Geographie der
Tinten- und Aquarellzeichnung „Eissee hinter Roven“, 1601. Orginal im Tiroler Landesmuseum, Innsbruck, hier Wiedergabe
Ausbruch und nach der Zeitschrift für Gletscherkunde und Glazialgeologie 26/2, 1990 (Quelle: Wikipedia, Eintrag „Vernagtferner“; Cactus 26). Alpen in ihren
den Folgen. Beziehungen
Dieser Bericht ist erhalten und wurde in M. Burglechners zu den Phänomenen der Gletscher, zur Geologie,
„Tirolischen Adlers Dritter Theil, Dritte Abtheilung, Alle Meteorologie und Pflanzengeographie“ von Hermann
Städte des ganzen Landes“ publiziert. Noch bedeutender und Adolph von Schlagintweit aus dem Jahre 1850. In
aus historischer und wissenschaftlicher Sicht – ist aller- diesem Werk sind über 40 Höhenbestimmungen von
dings eine später aquarellierte Federzeichnung des Standorten im Ötztal angegeben, darunter Angaben für
Stausees, welche ein Teil Jägers Berichterstattung an alle größeren Ortschaften und die bekanntesten Gipfel
den Kaiser war. Denn dieses Gemälde gilt als die älteste und Gletscher aber auch von der Baumgrenze in
bekannte Abbildung eines Gletschers weltweit! Ein Welt- manchen Ortschaften oder die Höhe des heute längst
rekord quasi, der auch heute noch im Tiroler Landes- verschwundenen Gletscherstausees im Langtal hinter
museums Ferdinandeum zu bestaunen ist. Obergurgl.
Richtungsweisend für die Karrieren der Schlagintweits
war aber neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen
Die Weitgereisten. in dieser Publikation wohl vor allem ihre Widmung, welche
Die ersten Wissenschaftler, die in die Alpen vordrangen, lautet: „Seiner Excellenz Herrn Baron Alexander von
waren oft Geographen, Vermesser, Bergsteiger und nach Humboldt […] widmen diese Untersuchungen als ein
heutigen Maßstäben sicher auch Abenteurer. Typische geringes Zeichen unbegrenzter Verehrung und innigsten
Vertreter dieser Gattung waren die Gebrüder Schlagint- Dankgefühles hochachtungsvoll die Verfasser.“
weit, die später zwar vor allem für ihre Forschungsreise
nach Indien und Zentralasien bekannt wurden, sich ihre Humboldt, damals bereits 81 Jahre alt und eine Person
ersten wissenschaftlichen Sporen aber in den Ötztaler von enormen Einfluss weit über den deutschsprachigen
Alpen verdienten. Hermann (1826–1882), Adolf (1829– Raum hinaus, war von den Arbeiten der Schlagintweits
1857) und Robert von Schlagintweit (1833–1885) waren derart angetan, dass er die East India Company schließlich
die Söhne des zu seiner Zeit bekannten bayerischen davon überzeugte, deren Forschungsreise in den asiati-
Augenarztes Joseph Schlagintweit und seiner ersten schen Raum zu finanzieren.
festschrift | 13
Diese Reise, welche gut drei Jahre dauern sollte (1854–57), Nach ersten seelsorgerischen Stationen in Zams, Serfaus Adolf Trientl – Der Mistapostel. Doch nicht nur der Umfang, sondern auch die Qualität
führte die Schlagintweits nach Darjeeling, Bhutan, Leh, in den und Landeck wurde Senn 1860 schließlich Kurat in Vent. Adolf Trientl wurde 1817 in Ötz als Sohn eines Landarztes seiner Arbeiten ist bemerkenswert. So wurden Trientls
Karakorum nach Nepal und in das damals noch verbotene Diese Station sollte starken Einfluss auf seinen späteren geboren. Wie Senn besuchte er ein Gymnasium und naturwissenschaftliche Kenntnisse von Justus von Liebig –
Tibet. Sie erreichten bei der versuchten Besteigung des Werdegang haben, sah sich die Bevölkerung im hinteren studierte Philosophie, allerdings nicht in Innsbruck und einem zu seiner Zeit führenden Chemiker und Namens-
Kamet mit 6.785 Metern einen Höhenrekord der dama- Ötztal doch mit enormen wirtschaftlichen Schwierigkeiten München, sondern in Hall bzw. am Freinberg bei Linz. geber der Universität in Giessen – doch als „ganz auf der
ligen Zeit. Für Adolf, der Deutschland auf dem Landweg konfrontiert, wie ein kleiner Exkurs zur damaligen Situation 1835 trat Trientl in Graz beim Jesuitenorden bei, 10 Jahre Höhe der Wissenschaft stehend“ bezeichnet.
erreichen wollte, nahm die Reise ein fatales Ende. Er wurde in Obergurgl zeigt: So lebten 1760 circa 200 Menschen später wurde er in Innsbruck zum Priester geweiht.
in der Nähe von Kaschgar gefangengenommen und am in Obergurgl, der Großteil davon waren Bauern, die vor Schon vor der Priesterweihe unterrichtete Trientl und Durch sein Lebenswerk genießt Adolf Trientl den Ruf als
26. August 1857 ohne Prozess oder Anhörung am Hof des allem von der Viehzucht lebten. Im Winter waren jedoch zwar 1841 und 42 am selben Gymnasium in Innsbruck, erster Landwirtschaftsberater Tirols, vermutlich sogar des
Khans als mutmaßlicher chinesischer Spion enthauptet. auch andere Tätigkeiten profitabel. So waren – laut eines das auch Franz Senn besuchte. Seelsorge und Wissens- gesamten Alpenraums.
Berichtes im „Tiroler Boten“ von 1821 – im Ötztal fast alle vermittlung sollten schließlich auch zwei Eckpfeiler Trientls
Die Menge an Aufzeichnungen, Vermessungen, Gemälden, Bauern im Winter als Leinenweber oder Lodenwirker weiteren Schaffens werden. Seine weitere Karriere führte Trientl starb 1897 in Umhausen im Ötztal. Sein Vermächtnis
Karten, Photographien und Kunstobjekten, die die Schlag- tätig. Flachs wurde im Tal angebaut und auch über das ihn zunächst nach Lemberg, als Lehrer im dortigen bleibt nicht nur durch die Vielzahl seiner Publikationen,
intweits von dieser Forschungsreise mitbrachten war Timmelsjoch ins Passeier zum Verspinnen verkauft. Durch Konvikt, später zurück nach Tirol (Inzing, Heiterwang und sondern auch durch das ihm gewidmete Buch:
derart enorm, dass es den beiden verbliebenen Brüdern den im 19. Jahrhundert einsetzenden Wandel des Konsum- Umhausen) und weiter nach Vorarlberg (Feldkirch). Der Mistapostel. Ein Leben für den Bauernstand:
zu ihren Lebzeiten nicht mehr gelang, die Sammlung verhaltens in den Absatzgebieten reichten diese Tätig- Adolf Trientl (1817 – 1897) erhalten.
vollständig aufzuarbeiten. Das Historische Alpenarchiv keiten aber nicht mehr zur Existenzsicherung aus, was zu Von 1857 bis 1864 war Trientl dann Kurat der Pfarrkirche
der Alpenvereine Deutschland, Österreich und Südtirol einem starken Bevölkerungsrückgang führte. 1910 lebten Obergurgl. Dort forcierte er – so wie Franz Senn in Vent –
enthält alleine 285 Einträge in seiner Sammlung über die nur noch 39 Menschen in Obergurgl, die Bevölkerung den Tourismus. Er ließ Wege bauen und führte exakt
Schlagintweits. hatte sich in 150 Jahren also um gut 4/5 reduziert! Buch über die Gästezahlen in Obergurgl. Für 1863 ver-
Die Brüder genießen für ihre Forschungen auch heute merkte er: „Der Fremdenzufluß im Sommer hat sich seit
noch hohes Ansehen in wissenschaftlichen Kreisen. So Franz Senn erkannte in einer frühen Form des Tourismus 10 Jahren sehr gesteigert. Während in den Jahren vor
organisierte die Bayerische Akademie der Wissenschaften eine Möglichkeit für die einheimische Bevölkerung, ihre 1830 bis 1850 und 1860 die Anzahl der Reisenden jährlich
erst letztes Jahr das „Symposium Gebrüder Schlagintweit“ triste finanzielle Situation zu verbessern. Also ließ er oft nicht die Zahl 50 erreichte, ist dieselbe bis 1863 wohl
im Gedenken und zur Würdigung ihrer Leistungen. Wege und Steige anlegen, förderte die Errichtung von schon auf 100 gestiegen.“ Er hielt aber auch Beobach-
Schutzhütten und stellte das Pfarrwidum als Unterkunft tungen über die Geologie der Gesteine nahe Obergurgl
…ob dies Alles ohne ihre ersten wissenschaftlichen Geh- für Reisende zur Verfügung. Damit gab er der Bevölkerung fest – inklusive praxisbezogener Hinweise zum Kalkbrennen –
versuche in den Ötztaler Alpen möglich gewesen wäre? die Möglichkeit auch Geld als Bergführer, Proviantträger und Beobachtungen über die Gletscher im Gebiet um
und Hüttenwirte zu verdienen. Tatsächlich wurden in Obergurgl, wobei er sich auch über die zukünftige Situation
dieser Zeit auch die ersten Schutzhütten in der Region Gedanken machte. So schrieb er zur Gletscherbeobach-
gebaut (etwa 1871/72 das Hochjochhospitz sowie die tung um 1869: „Aber noch eine Frage sei mir zum Schluße
Samoarhütte 1877/78 durch Josef Grüner aus Sölden oder erlaubt. Seit 300 Jahren bemerkt man in Tirol und in der
das Ramolhaus 1881/83 durch Martin Scheiber aus Gurgl). Schweiz ein allmähliches Anwachsen der Gletscher.
Aus seinen Ideen und den daraus resultierenden, ersten Deutet dieß etwa wieder auf den Anfang einer neuen
Gehversuchen einer touristischen Entwicklung wurde im Eisperiode hin, oder ist es nur eine Rückzugsoscillation?“
Laufe der Zeit einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren
Westösterreichs, wenn nicht des gesamten Alpenrau- Schon damals ließ sich sein breites wissenschaftliches
> Die drei Brüder Robert,
Adolf und Hermann von
mes. Als Folge dessen gilt Franz Senn auch als einer der
Begründer des Tourismus in Tirol. Nicht zuletzt war er
Interesse und Wissen erkennen. Seinen späteren
Bekanntheitsgrad sollte er aber vor allem durch seine
Schlagintweit
(v.l.n.r.: Quelle Wikipedia, aber auch einer der Mitbegründer des deutschen Alpen- landwirtschaftlichen Fachartikel erlangen, von denen er
Urheber unbekannt). vereins (1869), was auch seine persönliche Begeisterung seine ersten ebenfalls in Obergurgl verfasste.
für den Alpinismus widerspiegelt, bestieg er selbst doch
zahlreiche Dreitausender in den Tiroler Alpen. Wohl auch 1866, in der Zwischenzeit als Kurat von Gries im Sulztal,
deshalb wurde zu startete Trientl zu seiner ersten großen Reise als Wander-
seinen Ehren der lehrer für die bäuerliche Bevölkerung, eine Aufgabe, die sich
Sennkogel (3.398 m) mehr und mehr zu seinem Lebenswerk entwickeln sollte.
Die Geistlichen. in den Ötztaler Alpen
Ungefähr zur gleichen Zeit wie die Schlagintweits traten und die Franz-Senn- 1871 wurde Trientl Waldaufscher Kaplan von Hall in Tirol.
zwei Ötztaler Persönlichkeiten an, ihren eigenen Weg in Hütte in den Stubaier Eine Stelle, die er 21 Jahre lang inne hatte und in der
Wissenschaft und Gesellschaft zu gehen. Und trotz der Alpen nach ihm er nur wenige priesterliche Verpflichtungen hatte. Dies
Tatsache, dass beide zu Beginn ihrer jeweiligen Lauf- benannt. Das eröffnete ihm die Möglichkeit, sich noch stärker mit
bahnen den gleichen Weg einschlugen, führte sie dieser Stubaital war auch landwirtschaftlichen Untersuchungen zu beschäftigen.
letztendlich in ganz unterschiedliche Richtungen, was die letzte Station So schrieb er wissenschaftliche Fachbeiträge zu den
sich auch an ihren Beinamen ablesen lässt. in Senns Leben, er Themen Pflanzenbau, Tierzucht, Almwirtschaft, Forstwirt-
verstarb 1884 in schaft und Wildbach- und Lawinenverbauung aber auch
Franz Senn – Der Gletscherpfarrer. Neustift. Kalenderbeiträge zu scheinbar trivialen Themen
Franz Senn wurde 1831 in Längenfeld als Sohn einer Bau- wie dem schonenden Wäschewaschen oder dem Kauf
ernfamilie geboren. Er besuchte das Jesuitengymnasium der richtigen Brille. Auch Berichte über seine bereits
in Innsbruck, studierte dann zunächst einige Semester angesprochenen Reisen als Wanderlehrer wurden im
Philosophie in Innsbruck und München, ging danach ins > Franz Senn (Scan aus
einem historischen Buch,
„Tiroler Boten“ veröffentlicht. So umfasst Trientls schrift- Adolf Trientl mit Verdienstmedaille
(Quelle Wikipedia;
Priesterseminar in Brixen und wurde 1856 zum Priester Quelle: Wikipedia,
liches Werk hochgerechnet in Summe mehr als 1.000 Urheber: Josef Löwy).
geweiht. Urheber: Schlesinger). din A4 Seiten (Quelle Wikipedia).
14 | festschrift festschrift | 15
> Prof. Dr. Wolfgang Burger, 1953
(Quelle: Fotoarchiv AFO).
Eine eisige Ballonfahrt.
Drei Tage vor dem Tod Franz Senns wird in Basel ein la Recherche Scientifique), um in die Stratosphäre auf-
Mann geboren, der nicht nur zu seinen eigenen Lebzeiten zusteigen. Diese Ballonfahrt sollte allerdings wesentlich
einer der bekanntesten Wissenschaftler weltweit sein turbulenter werden als geplant. Nach dem Start erfolgte
wird, sondern dessen Nachfahren noch bis heute durch der Aufstieg viel zu schnell. Nach 25 Minuten war der
ihren Entdeckergeist für Aufsehen sorgen. Auch seine Ballon bereits in 15 Kilometern Höhe angelangt, wodurch
Verbindung zum Ötztal ist spektakulär, wenn auch zufällig sich die Gondel – eine Kapsel aus Aluminium mit nur 2,1
entstanden… Metern Durchmesser – auf über 40°C erhitzte. In weiterer
Drei bestehende Zollhäuser dienten als Basis
Folge erwies sich auch die Landung als unberechenbar, für die Alpine Forschungsstelle Obergurgl
Auguste Piccard wurde am 28. Jänner 1884 in Basel da sich das Gasventil zum Einleiten des Sinkfluges nicht (Quelle: blogtirol.at)
geboren. Er war der Sohn des Chemikers Jules Piccard – öffnen ließ. Durch die sinkenden Temperaturen nach
seinerseits selbst Universitätsprofessor an der Universität Sonnenuntergang verlor aber schließlich auch der Ballon
in Basel – und Hélène Haltenhoff. Das Paar hatte vier Kinder, an Höhe und landete schließlich nach 17 Stunden in
von denen v.a. Auguste und sein Zwillingsbruder Jean- unbekanntem Gelände. Piccards letzter Logbucheintrag
Felix große Bekanntheit in der wissenschaftlichen Welt für diesen Flug lautete: „Schönes, unbekanntes Hoch-
erlangten. gebirge, Gondel und Ballon liegen auf einem Gletscher“.
Dieser Gletscher war tatsächlich der Gurgler Ferner bei
Auguste Piccard erlangte 1910 ein Diplom als Obergurgl. Piccard und Kipfer wurden von einhei-
Maschineningenieur am Polytechnikum in mischen Bergführern vom Gletscher gerettet.
Zürich. Nach seiner Promotion 1913 erhielt Das mediale Echo, das auch den kleinen
er 1917 eine Professur für Mechanik und Ort Obergurgl bis weit über die Grenzen
1920 für Physik an der ETH Zürich. 1922 des deutschsprachigen Raums hinaus
wurde er schließlich an die Universität bekannt machte, war enorm. Wohl
Brüssel berufen, wo Piccard bis zu auch deshalb, weil Messungen
seiner Emeritierung 1945 lehrte. ergaben, dass Piccard und Kipfer bei
Seine Bedeutung für die Wissen- ihrer Fahrt in die Stratosphäre eine
schaft lassen sich aus diesem Höhe von 15.785 Metern erreichten.
kurzen Abriss aber nicht her- Zur damaligen Zeit war dies der
auslesen. Als Experimental- und absolute Höhenrekord und Piccard
Atomphysiker hatte er sich vor und Kipfer gelten damit auch
Der Gründer.
allem der Stratosphärenforschung als die ersten Menschen, die die
Prof. Dr. Wolfgang Burger ist der Gründer der Alpinen Schon von Beginn an waren die Aktivitäten vielfältig.
verschrieben. Im Zuge dessen Erdkrümmung mit freiem Auge
Forschungsstelle und des Bundessportheims Obergurgl. Diverse naturwissenschaftliche und medizinische For-
widmete er sich auch der Messung wahrnehmen konnten. Noch heute
Prof. Auguste Piccard Burger wurde am 18. Oktober 1909 in Innsbruck geboren. schungen – die Einrichtung verfügte über ein für damalige
der kosmischen Höhenstrahlung, mit Forschungsballon, erinnert eine Skulptur am Dorfplatz
September 1930 Nach seiner Schulzeit absolvierte er die Lehramtsstudien Verhältnisse modernes Laboratorium, unter anderem mit
womit er auch die Arbeiten seines von Obergurgl an diese außerge-
(Quelle: Wikipedia / in Geographie und Geologie sowie Leibeserziehung und einem Röntgenapparat – standen ebenso an der Tages-
Freundes Albert Einstein unterstützte. Bundesarchiv wöhnliche Leistung.
Bild 102-10379). promovierte 1930 mit einer Arbeit über Morphologie und ordnung wie die studentische Ausbildung in Geologie,
Tatsächlich konnte Piccard durch seine
Geologie des inneren Ötztales (im Alter von 21 Jahren als Geographie, Biologie aber auch in diversen sportlichen
Messungen einen Teil der speziellen Nach dem 2. Weltkrieg widmete sich
damals jüngster Doktor Österreichs „sub auspiziis praesi- Disziplinen wie Klettern und Schifahren. Die von Burger
Relativitätstheorie experimentell beweisen. Auguste Piccard, zusammen mit seinem
dentis“ / „summa cum laude“). gegründeten Institutionen erlangten in kurzer Zeit große
Um solche Messung durchführen zu können Sohn Jaques, der Tiefseeforschung. Jaques
Bekanntheit, wie auch ein Bericht der „Österreichischen
benötigte man aber hoch exakte Messinstru- Piccard wurden von seinem Vater die wissen-
Neben seiner anschließenden Berufstätigkeit als Professor Wochenschau“ aus dem Jahre 1955 über das Bundes-
mente (Piccard entwickelte unter anderem ein Mess- schaftliche Neugier und der Entdeckergeist in die
für Geographie und Leibeserziehung am akademischen sportheim und die alpine Forschungsstelle Obergurgl
gerät für schwache Radioaktivität, Geschwindigkeits- Wiege gelegt. Er gilt als einer der bedeutendsten Tiefsee-
Gymnasium Wien absolvierte er noch das Lehramtsstu- deutlich macht.
messer, den zu seiner Zeit genauesten Seismographen, forscher überhaupt und ist Inhaber des Tiefenrekords
dium der Naturgeschichte an der Universität Wien sowie
einen Wärmemesser, eine Präzisionswaage und bereicherte von 10.912 Metern unter dem Meeresspiegel, aufgestellt
später noch ein Ingenieursstudium der Agrarwissen- In der Zwischenzeit hat sich das Bundesportheim in
Gletscherkunde und Pflanzenphysiologie mit neuen mit dem U-Boot Trieste im Marianengraben zusammen
schaften an der Hochschule für Bodenkultur in Wien. das Universitätszentrum Obergurgl mit der Alpinen
Messmethoden). Außerdem musste man hoch hinaus. mit dem U.S. Marineleutnant Don Walsh. Bertrand Piccard,
Forschungsstelle gewandelt, die noch immer für die
Piccard ließ es sich nicht nehmen, die Messungen in der Augustes Enkel, umkreiste zusammen mit Brian Jones
Seine umfassende wissenschaftliche und sportliche Aus- wissenschaftlichen Agenden zuständig ist. So leben die
Stratosphäre selbst vorzunehmen. Er konstruierte den bzw. André Borschberg als erster Mensch die Erde in
bildung sowie seine umfangreichen Kenntnisse über das Visionen von Wolfgang Burger auch heute noch weiter
Forschungsballon und unternahm auch die Höhenflüge einem Ballon und in einem Solarflugzeug.
Ötztal ließen die Idee reifen, in Obergurgl eine allseitig und werden in die Zukunft getragen.
selbst.
naturforschende Stelle einzurichten, deren Aufgabe es
Auguste Piccard selbst verstarb am 24. März 1962 in
sein sollte “Alpinismus, alpinen Skilauf, Wissenschaft im
Es klingt bei Piccards Lebenslauf geradezu selbstver- Lausanne. Sein Vermächtnis lebt aber nicht nur in seinen
und vom Hochgebirge mit Gästen aus allen Ländern
ständlich, dass er dabei auch 2 Höhenrekorde aufstellte Nachfahren weiter, er selbst hat auch Einzug in die Lite-
Europas und allen Erdteilen zu pflegen” (Burger, 1959). Und wieder ein Pionier am Gipfel.
und eine dieser Fahrten führt ihn auch geradewegs in ratur gehalten. So ist die Figur des Professors Bienlein
Wohl einer der bedeutendsten Nachfolger von Wolfgang
diese Auflistung wissenschaftlicher Persönlichkeiten: aus dem bekannten Comic Tim und Struppi an Auguste
1951 wählte er schließlich drei leerstehende Zollhäuser Burger war Prof. Dr. Walter Moser, der Leiter der Alpinen
Piccard angelehnt. Comicautor Hergé war ein Schüler
aus, um darin das Bundessportheim und die Alpine Forschungsstelle Obergurgl von 1970 bis 1979. Walter
Am 27. Mai 1931 bestieg Piccard mit seinem Assistenten Piccards in Brüssel und von der Präsenz seines Lehrers
Forschungsstelle Obergurgl zu gründen, welche er bis Moser ist gebürtiger Ötztaler und kam am 9. Juni 1930 in
Paul Kipfer in Augsburg die Kapsel des Forschungsballons fasziniert. Piccards Stratosphärenflug von 1931 ist das
1959 auch selbst leitete. Längenfeld zur Welt. Er studierte von 1958 bis 1965
FNRS-1 (benannt nach dem belgischen Fonds National de Thema von Norbert Gstreins Novelle O2 aus dem Jahr 1993.
16 | festschrift festschrift | 17
Schriftsteller, Volkskundler…
Mundartdichter und ein kritischer Geist in einer schnell-
lebigen Gesellschaft. Hans Haid hat in seinem bisherigen
> Prof. Dr. Walter Gams. Univ.-Prof. Gernot Patzelt
bei einer Exkursion
Leben so viel in die Tat umgesetzt, dass es schwer fällt,
sein Schaffen in irgendeiner Weise zu kategorisieren.
(vermutlich Rotmoosmoor),
Quelle: Bildarchiv Alpine
Forschungsstelle Obergurgl. Prof. Dr. Hans Haid wurde 1938 in Längenfeld geboren.
Er studierte Volkskunde an der Universität Wien und
promovierte 1974 zum Doktor der Philosophie mit einer
Dissertation über das Brauchtum im Ötztal und seine
tourismusbedingten Veränderungen. In der Folge veröffent-
lichte er Mundartgedichte, Hörspiele und Romane in
denen er des Öfteren die Auswüchse des Massentouris-
mus auf die Gesellschaft anprangert, aber auch zahlreiche
>
Prof. Dr. Walter Moser 2015, anlässlich eines
Besuchs in Tirol (Foto: Eva Burger). Bildbände und volkskundliche Fachbücher über altes
Brauchtum zählen zu seinen Werken. Das „Lexikon
Literatur in Tirol“ führt von Hans Haid 50 Bücher, 8 Hörspiele,
1 Theaterstück und 75 Buchbeiträge auf (bei letzteren mit
dem Hinweis, dass dies nur eine Auswahl ist).
Ein Retter aus dem Boden. Gebirgsgletscher und Antarktis. Neben seinem literarischen Schaffen ist Hans Haid aber
Botanik und Geologie an der Universität Innsbruck, dies
aber quasi nebenbei, da er damals bereits als Haupt- und Prof. Dr. Walter Gams ist ein österreichischer Mykologe. Univ.-Prof. Gernot Patzelt war über 20 Jahre Leiter der auch Mitbegründer und Initiator zahlreicher Vereine und
Übungsschullehrer tätig war. Seine Dissertation verfasste Er promovierte 1960 an der Universität Innsbruck, Alpinen Forschungsstelle Obergurgl (1979 – 1999), die in Institutionen wie dem Ötztaler Heimatverein und Freilicht-
Moser über die Physiologie von Nivalpflanzen, ein Thema habilitierte 1972 an der RWTH Aachen. Von 1967 bis 2008 dieser Zeit in das Institut für Hochgebirgsforschung museum (1964), dem internationalen Dialektinstitut (1976),
dem er sich auch in seinem weiteren Forscherleben arbeitete Gams am Centraalbureau voor Schimmelcultures eingegliedert war, dem ebenfalls Patzelt vorstand. der Arge Region Kultur (1985) und von Pro Vita Alpina
widmete. Ein wichtiger Schritt für die Beforschung der in Baarn, später Utrecht. 1995 gründete er die gemein- (1989), um nur einige zu nennen. Seit 1997 ist Hans Haid
Pflanzen in diesem Extremlebensraum war die Errichtung nützige Studienstiftung Mykologie in Köln und 2012 Patzelt promovierte 1968 an der Universität Innsbruck mit Herausgeber der Schriftenreihe „Ötztal-Archiv“, 2002 war
der Forschungsstation am Hohen Nebelkogel in einer wurde er mit der Anton de Bary-Medaille der Deutschen einer Dissertation über die Gletscher der Venedigergruppe, er an der Gründung des Naturparks Ötztal beteiligt.
Höhe von 3.184 Metern im Jahre 1966. Moser selbst Phytomedizinischen Gesellschaft ausgezeichnet. arbeitete danach an den Instituten für Meteorologie &
wählte den Standort für diese Forschungsstation aus, die Geophysik und für Geographie. Bei diesem Lebenslauf verwundert nicht, dass Haid
er mit Kollegen der Universität Innsbruck (Alexander Gams‘ Verbindung zu Obergurgl führt aber in die Anfangs- auch zahlreiche Preise und Ehrungen entgegennehmen
Cernusca, Werner Schwarz und Walter Larcher) mit einer zeit seines wissenschaftlichen Schaffens. 1957 arbeitete Nach seiner Habilitation 1979 übernahm Patzelt schließlich konnte wie den Peter-Rosegger Preis des Staackmann
für die damalige Zeit bahnbrechenden Gerätetechnik er an seiner Doktorarbeit in Obergurgl. Dort – genauer die Leitung der Alpinen Forschungsstelle Obergurgl. In Verlages (1974), den großer Binding-Preis für Natur- und
ausstattete. So verfügte die Station über ein Windrad gesagt in der Nähe des Rotmoosmoores – entdeckte er seiner wissenschaftlichen Karriere beschäftigte sich Umweltschutz der Binding-Stiftung Schaan (1997), den
zur Gewinnung von Gleichstrom, ein Gerät zur digitalen einen bis dato noch unbekannten Schlauchpilz und nannte Patzelt vor allem mit Gletscher- und Klimageschichts- „Grüner Oskar“ Umweltpreis des bayerischen Fernsehens
Datenerfassung mittels Lochstreifen (ab 1969), einen ihn Trichoderma inflatum, später beschrieb Gams den forschung, Massenbewegungen (Bergstürze, fluviale (1999) und den Otto-Grünmandl-Preis des Landes Tirol
Infrarot Gasanalysator für die Messung der Photosynthese- Pilz als Tolypocladium inflatum. Unter diesem Namen ging Sedimentationsereignisse), sowie historischer Natur- und (2010). 2007 wurde Hans Haid der Ehrentitel eines
leistung und Respiration der Gipfelpflanzen sowie eine der Pilz in die Geschichte der Medizin ein, als Produzent Kulturlandschaftsentwicklung im alpinen Bereich. Des „Professor“ durch den Bundespräsidenten der Republik
Anlage zur ganzjährigen Registrierung von Mikroklimadaten. von Cyclosporin A. Dieses zyklische Peptid ist ein in der Weiteren nahm er an mehreren Antarktisexpeditionen teil Österreich verliehen.
Transplantationschirurgie unerlässliches Immunsuppressiva und leitete auch einige selbst. Von 1981 bis 2009 leitete
Damit war die Forschungsstation am Hohen Nebelkogel und wird auch bei bestimmten Haut- und Krebserkran- Patzelt den Gletschermessdienst des Österreichischen Trotz all dieser Leistungen und Auszeichnungen ist Hans
allen vergleichbaren Einrichtungen anderer Universitäten kungen verwendet. Alpenvereins. Er ist Mitglied der Österreichischen Akademie Haid nicht müde, sich immer wieder für seine Heimat und
weit voraus und es wundert nicht, dass viele der damals der Wissenschaften und der Deutschen Akademie der eine kritische Betrachtung der Gesellschaft einzusetzen,
gewonnenen Ergebnisse auch heute noch Gültigkeit haben. Naturforscher Leopoldina. wie sich erst kürzlich mit seiner Beteiligung am Projekt
Des Weiteren initiierte und koordinierte Walter Moser die k.i.d.Z. 21 bestätigte. In diesem Projekt werden Schüler-
Man and Biosphere Fallstudie Obergurgl (1973 – 79) im Bis zu seiner Pensionierung 2004 vertrat Patzelt das innen und Schüler mit den globalen Herausforderungen
Zuge des MaB Projektprogrammes der UNESCO. Hierbei Fach Hochgebirgsforschung an der Universität Innsbruck. der Zukunft aus ökologischer, ökonomischer und sozialer
handelte es sich um eine große, interdisziplinäre Studie, Wissenschaftlich aktiv ist er aber bis heute, wie aktuelle Sicht konfrontiert und mit ihnen gemeinsam Lösungen
welche die soziale, ökonomische und ökologische Entwick- Publikationen belegen. erarbeitet.
lung einer Gemeinde auf dem Weg zu einer Tourismus-
destination untersuchen und mögliche Zukunftsstrategien
entwickeln sollte. Dafür wurde 1974 das „Modell Obergurgl“
entwickelt, eines der ersten Computermodelle für die
Vorausberechnung solch komplexer Szenarien.
Prof. Dr. Hans Haid.
Auch an der Gründung des Biosphärenreservats „Gurgler
Kamm“ war Moser maßgeblich beteiligt.
Nach seiner Habilitation 1979 wurde Moser an die University
Heimatmuseum
of Alberta in Kanada als Professor für Pflanzenökologie
„Ötztaler Heimatmuseum“
und Direktor des Phytotrons berufen. Walter Moser lebt (Quelle: premiumcard.ötztal.com).
>
Cyclosporin A
auch heute noch in Edmonton.
18 | festschriftAngaben zum Autor:
Dr. Nikolaus Schallhart
Wissenschaftlicher Koordinator der Alpinen Forschungsstelle
Univ.-Prof. Dr. Hans Marberger. Obergurgl, Universität Innsbruck
Quellenverzeichnis:
Eisstausee Vernagtferner:
Kurt Nicolussi (2013): Zur Geschichte des Vernagtferners – Gletschervorstöße und Seeausbrüche im
vergangenen Jahrtausend; In: Koch, Eva- Maria & Erschbamer, Brigitta (Hg.) Klima, Wetter, Gletscher im
Wandel; innsbruck university press • iup, 2013, ISBN 978-3-902811-89-9.
Große Mediziner des Ötztals. Wolfgang Meixner, Gerhard Siegl (2010): Historisches zum Thema Gletscher, Gletschervorfeld und
Obergurgl; In: Koch, Eva- Maria & Erschbamer, Brigitta (Hg.) Glaziale und periglaziale
Neben all den bereits erwähnten Wissenschaftlern dürfen Hans Marberger Lebensräume im Raum Obergurgl; innsbruck university press • iup, 2010, ISBN 978-3-902719-50-8.
natürlich auch die Mediziner des Ötztales hier nicht fehlen. Als eine weitere medizinische Koryphäe aus dem Ötztal, Wikipedia Eintrag zu „Vernagtferner“.
Hier seien zwei Persönlichkeiten erwähnt, welche in ihren der auf seinem Gebiet bahnbrechendes erreichte, muss Gebrüder Schlagintweit:
Fachbereichen die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte Univ.-Prof. Dr. Hans Marberger erwähnt werden. Hermann und Adolph Schlagintweit (1850): Untersuchungen über physicalische Geographie der Alpen in ihren
Beziehungen zu den Phaenomenen der Gletscher, zur Geologie, Meteorologie und Pflanzengeographie.
mitgeprägt haben. Marberger wurde am 7. April 1917 in Umhausen als
Historisches Alpenarchiv der Alpenvereine Deutschland, Österreich und Südtirol; Sammlung Schlagint-
achtes Kind einer Gastwirtsfamilie geboren. 1936 begann weit (http://www.historisches-alpenarchiv.org/1/webmill.php?fx=r&s_showTL=1&id=
Bruno Haid er das Medizinstudium in Innsbruck, welches ihn in der 95704&sitem=112010&smodule=14&relid=all&relmod=-512&lin=result&dstart=0&folderg-
roup=irc&s_searchpage=95702).
Univ.-Prof. Dr. Bruno Haid wurde am 02. Mai 1915 in Ötz Folge nach Wien und München führte. Während seines
Ankündigung Symposium Gebrüder Schlagintweit 2015 der Bayerische Akademie der Wissenschaften
geboren. Nach einem Gymnasialabschluss und der Studiums begleitete er auch den bekannten Anatomen (http://www.glaziologie.de/Schlagintweit/index.htm).
Reifeprüfung 1935 begann er das Medizinstudium an der Gustav Sauser bei der anatomischen Vermessung der Wikipedia Einträge zu Gebrüder Schlagintweit, Joseph Schlagintweit.
Universität Innsbruck und promovierte 1941 zum Doktor Ötztaler Bevölkerung. 1941 promovierte Marberger in Webpage (http://www.schlagintweit.de/brueder.htm).
Innsbruck und begann noch im selben Jahr seine Ausbil- Webpage Deutscher Alpenverein (https://www.alpenverein.de/kultur/testkategorie/extra-samm-
der Medizin. Von 1949 bis 1951 ging Haid – unterstützt
lung-schlagintweit-extra-sammlung-schlagintweit_aid_10665.html).
von seinem Lehrmeister Prof. Burghard Breitner – an die dung zum Urologen bei Professor Burghard Breitner. Ab
Franz Senn:
University of Iowa in die USA um sich weiterzubilden. 1948 arbeitete Marberger nur noch als Urologe, bildete Wikipedia Eintrag zu Franz Senn.
Dabei interessierte er sich vor allem für moderne Narkose- sich aber laufend bei internationalen Koryphäen weiter, Wolfgang Meixner, Gerhard Siegl (2010): Historisches zum Thema Gletscher, Gletschervorfeld und
techniken. Nach seiner Rückkehr nach Innsbruck begann wie bei Prof. Michalowski in Krakau (1949), Prof. Bengt Obergurgl; In: Koch, Eva- Maria & Erschbamer, Brigitta (Hg.) Glaziale und periglaziale Lebensräume im
Raum Obergurgl; innsbruck university press • iup, 2010, ISBN 978-3-902719-50-8.Webpage Bergstei-
Haid eine Anästhesieabteilung aufzubauen. Nach Haids Johanson am Karolinska Hospital in Stockholm (1951/52) gerdörfer (http://www.bergsteigerdoerfer.at/1302-0-Franz-Senn.html).
Habilitation 1955 als erster Anästhesist Österreichs wurde und Prof. Rubin Flocks in Iowa City / USA, (1653 – 55). Webpage Bergnews.com (http://www.bergnews.com/service/biografien/senn.php).
er 1959 auf den ersten Lehrstuhl für Anästhesie auf dem Von der letztgenannten Station brachte Marberger die Adolf Trientl:
Europäischen Kontinent in Innsbruck berufen. Methode der transurethralen Prostataresektion (TURP) Wikipedia Einträge zu Adolf Trientl, Florian Waldauf.
Neben seiner ärztlichen Profession und weitreichenden nach Innsbruck und war damit einer der ersten, der diese Webpage Agrarjounalist.at (http://www.agrarjournalisten.at/bericht/bericht/jubilaeum-der-mistapostel-
wird-200.html).
Forschungsarbeiten war Haid auch begeisterter Alpinist Methode in Europa einführte. Wolfgang Meixner, Gerhard Siegl (2010): Historisches zum Thema Gletscher, Gletschervorfeld und
und Skifahrer, wodurch er auch enge Anknüpfungspunkte Obergurgl; In: Koch, Eva- Maria & Erschbamer, Brigitta (Hg.) Glaziale und periglaziale Lebensräume im
1958 habilitierte Marberger mit dem Thema „praktische Raum Obergurgl; innsbruck university press • iup, 2010, ISBN 978-3-902719-50-8.
zur Notfallmedizin hatte. So organisierte er schon 1942
Harnröhrenchirurgie“, 1964 wurde er a.o. Professor. Hofinger, Winfried (Hrsg.): Der Mistapostel. Ein Leben für den Bauernstand: Adolf Trientl ( 1817-1897),
die erste Flugbergung der Welt, was einem am Gletscher Haymon Verlag 1992, ISBN 3-85218-105-4.
verunglückten Bergsteiger wohl das Leben rettete. 1964 Durch seine Ernennung zum ordentlichen Universitäts-
Auguste Piccard:
wurde Prof. Haid mit der Ärztlichen Betreuung der Olym- professor wurde die Urologie 1971 schließlich zu einer
Wikipedia Einträge zu: Auguste Piccard, Jules Piccard, Jean-Felix Piccard, Jaques Piccard, Bertrand
pischen Winterspiele in Innsbruck betraut. Am 1. Oktober selbstständigen Abteilung an der Universitätsklinik Piccard, FNRS-2.
1985 emeritierte Prof. Haid. 1994 erlitt er einen schweren Innsbruck – sicherlich auch ein Verdienst Marbergers Nachruf Piccard: DER SPIEGEL, 14/1962 (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45139614.html).
Leistungen und seiner Persönlichkeit. Der Überflieger: Beitrag in Süddeutsche Zeitung / SZ.de vom 24.05.2011 (http://www.sueddeutsche.de/
Schlaganfall und starb 1997. auto/ballonpionier-auguste-piccard-der-ueberflieger-1.1100945).
Piccards Höhenflug: Beitrag in 20minuten.ch vom 18. 08. 2012 (http://www.20min.ch/wissen/history/
Neben seiner praktischen Arbeit war Hans Marberger story/12491789).
aber auch wissenschaftlich tätig, vor allem auf den Piccard Denkmal: Beitrag auf Webpage des Ötztal Tourismus (https://www.obergurgl.com/piccard-denkmal).
Gebieten der Endokrinologie und Andrologie mit Unter- Wolfgang Burger:
stützung seiner Gattin Eva Marberger. Über 80 wissen- Webpage Alpine Forschungsstelle Obergurgl (https://www.uibk.ac.at/afo/geschichte/).
schaftliche Publikationen zwischen 1964 bis 1993 Persönliche Kommunikation und E-Mail Verkehr mit Dr. Eva Burger.
sprechen hier eine deutliche Sprache. Walter Moser:
Webpage Alpine Forschungsstelle Obergurgl (https://www.uibk.ac.at/afo/geschichte/).
Seine zahlreichen Leistungen als Arzt, Wissenschaftler Persönliche Kommunikation und E-Mail Verkehr mit Prof. Walter Moser und Dr. Eva Burger.
und Lehrer hatten natürlich auch zahlreiche Ehrungen Walter Gams:
und Titel zur Folge: So war Marberger Präsident sowohl Wikipedia Einträge zu Walter Gams und Cyclosporin A.
Univ.-Prof. Dr. Bruno Haid.
der Österreichischen als auch der Deutschen Gesell- Gernot Patzelt:
schaft für Urologie, der zweite deutschprachige Urologe Webpage Alpine Forschungsstelle Obergurgl (https://www.uibk.ac.at/afo/geschichte/).
in der „American Association of Genitourinary Surgeons“, Wikipedia Eintrag zu Gernot Patzelt.
Ehrenmitglied des „American College of Surgeons“ und Hans Haid:
Wikipedia Eintrag zu Hans Haid.
später Ehrenmitglied der Österreichischen Gesellschaft
Lexikon Literatur in Tirol (https://orawww.uibk.ac.at/apex/uprod/f?p=20090202:1:0:::::) .
für Urologie. Außerdem war er Gründungsmitglied der
Webpage von Prof. Dr. Haid (http://www.cultura.at/haid/).
Europäischen Gesellschaft für Urologie und Ehrenmitglied Webpage des Projekts k.i.d.Z. 21 (http://kidz.ccca.ac.at/wissenschaftlerinnen/).
der österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Bruno Haid:
Im Jahr 2000 erhielt er die höchste Ehrung der Euro- Webpage der Innsbrucker Univ.-Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin: 50 Jahre Innsbrucker
päischen Gesellschaft für Urologie, die „Willy Gregoir Anästhesie (http://www2.i-med.ac.at/anaesthesie/index_readmore1.html)
Medaille“. Broschüre: 50 Jahre Hotel Wurmkogel (https://issuu.com/grafotronic/docs/wurmkogel-chronik-de/
2?ff=true&e=1787859/40467246)
Hans Marberger:
Am 24. April 2002 verstarb Hans Marberger als einer der
Janetschek, Günther (2002): In memoriam em. Univ. Prof. Dr. Hans Marberger (1917 - 2002).
bedeutendsten Urologen Österreichs. Ber. Nat.-med. Verein Innsbruck; 89, S.333-339.
20 | festschrift festschrift | 21Sie können auch lesen
