www.uk-erlangen.de - Medizin. Menschen. Momente. 2015 | 2016 - Universitätsklinikum Erlangen

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Medizin.
                                                                               Menschen.
                                                                               Momente.
                                                                                2015 | 2016

                     JAHRESBERICHT 2015 | 2016
                     UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN

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                                                     04                        10                  20

                                                     Jubiläum:                 Notaufnahme:        Entzündung:
                                                     200 Jahre Universitäts-   Mehr Kapazität in   Forschung gegen die
                                                     klinikum Erlangen         modernen Räumen     Chronifizierung
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HEILEN
HELFEN

              GLÜCK
              OHNE
              WORTE
              DANK PERFEKTER
              RETTUNGSKETTE ÜBERLEBT                                                           Hier finden Sie die Zahlen + Fakten.
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                                                                                        Sollte Ihr Exemplar fehlen, schreiben Sie uns bitte:
                                                                                                       info@uk-erlangen.de
  10      NOTAUFNAHME: MEHR PLATZ

  26      KINDERPALLIATIVTEAM:
          FAMILIEN BEGLEITEN

  38      EPILEPSIECHIRURGIE:
          GEWITTER IM KOPF
          AUFHALTEN

  44      SPEICHELSTEINE:
          EINZIGARTIGES ZENTRUM

  52      RETTUNG:
          SCHWERKRANKER
          NACH HAUSE GEHOLT
                                                   LEHREN
                                                   FORSCHEN

                                                                  OUT OF
                                                                  THE BOX
                                                                  ENTZÜNDUNGS-
                                                                  FORSCHUNG

                                                                  20
BEWEGEN
LEBEN

              04                                    30        BILDGEBUNG: 7-TESLA-MRT

                                                    50        INFEKTIOLOGIE:
               200 JAHRE UNI-KLINIKUM                         LÜCKENLOSE
                                                              VERSORGUNGSKETTE

              IM HERZEN
              DER STADT

                    16   ÄRZTLICHER DIREKTOR:
                         INTERVIEW MIT PROF. IRO

                    34   KINDERKLINIK:
                         MODERNER C-BAU BEZOGEN
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VORWORT
                                                                                      I N H A LT
VORWORT

Liebe Patienten des Uni-Klinikums,
liebe Partner und Freunde,
                                                                                               3
liebe Kollegen und Mitarbeiter,

                                                                                      JAHRESBERICHT 2015 | 2016
                                                                                      UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN
hinter uns liegen außergewöhnliche Monate und ein ganz besonderes Ereignis:
Am 20. November 2015 wurde unser Universitätsklinikum 200 Jahre alt – ein
runder Geburtstag, den wir im Frühjahr 2016 mit einer einmaligen Veranstaltungs-
reihe gefeiert haben.

Da wir auch darüber in unserem jährlichen Rückblick berichten wollten, halten
Sie die aktuelle Ausgabe erst jetzt in der Hand. Später als gewohnt und in neuem
Design. Denn anlässlich des Jubiläums haben wir unseren Jahresbericht neu ge-
staltet und ihn zweigeteilt: in ein Magazin mit Artikeln, in denen die Schwerpunkte
des Uni-Klinikums Erlangen im Fokus stehen, und – darin eingelegt – in die kom-
pakten Zahlen + Fakten mit den wesentlichen Leistungszahlen des Jahres 2015.

Ein Kennzeichen unseres Uni-Klinikums ist im vergangenen Jahr aus dem Stadt-
bild verschwunden: Mit dem Abriss des alten chirurgischen Bettenhauses ent-
stand am Maximiliansplatz ein Freiraum, auf dem inzwischen das neue Funktions-
gebäude des Chirurgischen Zentrums errichtet wird. Der Neubau bringt uns ein
hochmodernes OP-Zentrum mit zwei Intensivstationen und eine chirurgische Not-
aufnahme mit Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach.

Auch wenn wir in den vergangenen Monaten wichtige Bauprojekte angestoßen
und uns intensiv mit unseren Wurzeln auseinandergesetzt haben, ruhen wir uns
nicht auf Erreichtem aus. Wissenschaftliche Neugier und das Wohl unserer Pati-
enten treiben uns täglich an. Lesen Sie auf den folgenden Seiten, woran wir
gerade forschen und welche innovativen Behandlungskonzepte wir verfolgen.

Haben Sie herzlichen Dank für Ihr Vertrauen, Ihre Unterstützung und Ihr großes
Engagement. Nun wünsche ich Ihnen viel Freude beim Blättern und Entdecken.

Ihr

Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro
Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Erlangen
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BEWEGEN
LEBEN

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                                                                                                                     Ad multos annos!
                                                                                                               Am 20. November 1815
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UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN

                                                                                                                eröffnete das Clinicum
                                                                                                 Chirurgicum in der Wasserturmstraße
                                                                                                  in Erlangen – die Geburtsstunde des
                                                                                         heutigen Universitätsklinikums. Dieses feierte
                                                                                         seinen 200. Geburtstag im Frühjahr 2016 mit
                                                                                                   einem bunten Jubiläumsprogramm.

                                200 JAHRE UNI-
                                KLINIKUM ERLANGEN:
                                IM HERZEN DER STADT
                                Heute ist das Universitätsklinikum aus Erlangen nicht mehr wegzuden-
                                ken. Seine zentral gelegenen Gebäude prägen das Stadtbild, und viele
                                Einwohner stimmen Oberbürgermeister Dr. Florian Janik zu, wenn er aus
                                emotionaler Verbundenheit gerne von „unserem Stadtkrankenhaus“
                                spricht. Seit 200 Jahren hat die Universitätsmedizin ihren festen Platz
                                in der Hugenottenstadt. Dabei begann alles ganz klein: Wo anfangs 7
                                Betten standen, befinden sich heute mehr als 1.300. Aus 5 Professoren
                                wurden über 200, und von 269 Patienten im ersten Jahr stieg die Zahl
                                der Behandlungsfälle auf knapp 560.000 allein im Jahr 2015.
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Im Namen der insgesamt
                                                     13 Autoren überreichte

                                                                                                        BEWEGEN
                                                                                                        LEBEN
                                                     Herausgeber Prof. Leven
                                                     (l.) dem Ärztlichen Direktor,
                                                     Prof. Iro, das erste
                                                     Exemplar des Jubiläums-
                                                     bands „200 Jahre
                                                     Universitätsklinikum
                                                     Erlangen“. Das Werk ist im
                                                     Buchhandel erhältlich
                                                     (ISBN: 978-3412225438).

EIN BUCH ÜBER DAS UNI-KLINIKUM                       BEGINN MIT EINEM GOTTESDIENST
200 Jahre voller Höhen und Tiefen, mit All-          Dass die eigene Geschichte nicht nur aus Er-                5
täglichem und Besonderem, von Tausenden              folgen besteht, sondern auch dunkle Kapitel
engagierten Mitarbeitern geprägt: Kein               umfasst, war den Verantwortlichen des Uni-

                                                                                                        JAHRESBERICHT 2015 | 2016
                                                                                                        UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN
Wunder, dass der medizinhistorische Jubi-            Klinikums bei der Vorbereitung des Jubiläums
läumsband, den der Klinikumsvorstand                 stets bewusst.„Aus kleinen Anfängen entwi-
2014 beim Institut für Geschichte und Ethik          ckelte sich eines der leistungsfähigsten Klinika
der Medizin der FAU Erlangen-Nürnberg in             Deutschlands mit internationaler Reputation.
Auftrag gegeben hatte, ein richtiger Wälzer          Der Weg dorthin war mühsam. Viele Menschen
geworden ist. „Wir sollten auch nicht nur            haben daran mitgewirkt. Es wurde viel Gutes
eine einfache Broschüre zusammenstellen,             getan, aber die Mitarbeiter des Uni-Klinikums
sondern einen handlichen Band, der die               haben auch – insbesondere in der NS-Zeit –
ganze Geschichte des Uni-Klinikums Erlangen          schwere Schuld auf sich geladen“, sagte
umfasst“, erläuterte Institutsdirektor und           Prof. Iro. „Vor diesem Hintergrund war es
Herausgeber Prof. Dr. Karl-Heinz Leven bei           naheliegend und mir persönlich auch sehr
der Buchpräsentation. Als handlich lässt sich        wichtig, dass unsere Jubiläumsfeierlichkeiten
das 618 Seiten starke Werk zwar nicht be-            mit einem Gottesdienst beginnen.“
schreiben, „aber ein dünnerer Jubiläumsband
wäre den vergangenen ereignisreichen zwei            So versammelte sich Mitte Februar eine Ge-
Jahrhunderten einfach nicht gerecht ge-              meinde aus aktuellen und ehemaligen Mitar-
worden.“                                             beitern sowie Erlanger Bürgern zum ökume-
                                                     nischen Festgottesdienst, der von den evan-
Der im Januar 2016 veröffentlichte Jubilä-           gelischen und katholischen Klinikseelsorgern
umsband ist das erste Gesamtwerk über                gestaltet wurde. Regionalbischof Prof. Dr.
die Geschichte des Uni-Klinikums. „Wir sind          Stefan Ark Nitsche und Erzbischof Prof. Dr.
stolz, nicht nur das Buch zu haben“, betonte         Ludwig Schick predigten gemeinsam zur
Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro, Ärztlicher         Bibelstelle „Ich lasse dich nicht los, wenn du
Direktor des Uni-Klinikums, bei der offiziellen      mich nicht segnest“ (Genesis 32,27) und
Präsentation, „sondern auch darauf, eine             würdigten das Engagement der Ärzte und der
200-jährige Geschichte zu überblicken.“              Pflegekräfte, die sich kranker Menschen
                                                     annehmen und diese auf ihrem schweren
                                                     Weg begleiten.

                       In der Erlanger Herz-Jesu-
                        Kirche, die sich in unmit-
                          telbarer Nachbarschaft
                      zum Uni-Klinikum befindet,
                            wurde um Schutz und
                      Segen für die Zukunft des
                           Krankenhauses sowie
                             seiner Patienten und
                             Mitarbeiter gebeten.
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LEBEN

                                ANDRANG AM TAG DER OFFENEN TÜR                   BEIM SCIENCE-SLAM ÜBERZEUGEN
                                Von Äthernarkose bis Zebrafischforschung:        Ein besonderes Highlight am Tag der offenen
                                Beim ersten Tag der offenen Tür des Uni-Klini-   Tür war der erste Science-Slam des Uni-Klini-
         6                      kums war viel geboten! Über 5.000 Menschen       kums. Acht mutige Wissenschaftler stellten
                                folgten der Einladung und strömten Mitte         sich im voll besetzten Hörsaal dem neugie-
                                März in das Internistische Zentrum. Zwei         rigen Publikum und präsentierten ihre
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UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN

                                Rundgänge führten durch das Gebäude, vor-        Forschungsprojekte. Knackpunkt: die Zeit.
                                bei an zahlreichen Informationsständen           Jedem Teilnehmer standen maximal zehn
                                und Mitmachangeboten.                            Minuten zur Verfügung, um sein Thema mög-
                                                                                 lichst unterhaltsam vorzustellen und die
                                Wer es noch genauer wissen wollte, dem           Zuhörer für sich zu gewinnen. Denn diese
                                boten die Vorträge der Erlanger Experten in      stimmten am Ende ab und kürten den über-
                                den Hörsälen Medizin und im Translational        zeugendsten Vortragenden zum Sieger.
                                Research Center die Möglichkeit, mehr zu
                                Themen wie der Behandlung von traumati-          ENTDECKUNGSTOUR FÜR KINDER
                                sierten Flüchtlingen, der Stammzelltransplan-    Die Wissenschaftler von morgen schon
                                tation und Nahrungsmittelunverträglichkeit       heute für sich gewinnen: Keine schlechte
                                zu erfahren. Auf dem Weg dorthin, mitten auf     Idee, dachte sich das Radiologische Institut,
                                der Piazetta, konnten die Besucher einen Blick   und lud Ende Februar eine Gruppe Grund-
                                in historische Krankenwagen werfen oder          schüler zur Entdeckungstour in seine Räume
                                sich im benachbarten Personalrestaurant mit      ein. Unter dem Motto „Was steckt in der
                                einem Schäufele oder gefüllter Pasta stärken.    Schatzkiste?“ erhielten die Kinder eine Ein-
                                                                                 führung in die hochmodernen Geräte, mit
                                Während sich die jüngsten Gäste beim Bobby-      denen die Radiologen ihre Patienten unter-
                                carrennen austobten oder das Pipettieren         suchen – und durchleuchteten schließlich
                                übten, nahmen die Älteren an einer der zahl-     auch selbst die Schatzkiste. Und was war drin?
                                reichen Führungen teil. Mitarbeiter des Uni-     Dieses Geheimnis und den Schatz durften
                                Klinikums öffneten den Besuchern die Türen       die kleinen Entdecker selbstverständlich mit
                                zu Labors und Behandlungsräumen und ge-          nach Hause nehmen.
                                währten spannende Einblicke in ihre tägliche
                                Arbeit.

                                                                                 Kein Verlierer – nur
                                                                                 Gewinner: Die acht Teil-
                                                                                 nehmer des Science-
                                                                                 Slams erhielten tosen-
                                                                                 den Applaus für ihren
                                                                                 Mut und ihre unterhalt-
                                                                                 samen Vorträge zu
                                                                                 durchaus komplexen
                                                                                 Forschungsthemen.

                                                                                                            Der große Hörsaal der Hörsäle Medizin fasst
                                                                                                            400 Personen – und war beim Science-Slam
                                                                                                            bis auf den letzten Platz gefüllt.
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BEWEGEN
                                                                                                                                                  LEBEN
                                                                           tellung
                                                               eimittelhers
                                                      ke: Arzn
                                               Apothe
  Anatom                                                                               Chirurg
         ie: Präp                                                                             ie: Da-V
                 aratesa                                                                              inci-OP
                                                                                                             -Robote
                        mmlun                                                                                        r
                             g

           MEDIZINHISTORISCHE VORLESUNGEN
           Die Bürgervorlesungen, zu denen das Uni-
           Klinikum während des Semesters immer
           montags einlädt, erfreuen sich großer Be-
           liebtheit und haben ein treues Publikum.
           Anlässlich des Jubiläums pausierte die Reihe
           in der vorlesungsfreien Zeit diesmal nicht
           wie gewohnt, sondern wurde von Mitte                                                                                                            7
           Februar bis Anfang April durch sieben zu-
                                                                                                                                              p
           sätzliche Termine ergänzt.                                                                                                  ikrosko
                                                                                                                                urchs M

                                                                                                                                                  JAHRESBERICHT 2015 | 2016
                                                                                                                                                  UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN
                                                                                                                         Blick d
                                                                                                          Fraue nklinik:
           Statt über Neues aus der Universitätsmedizin
           zu berichten, richteten die renommierten Re-                                  SELTENE EINBLICKE DANK STIPPVISITEN
           ferenten ihren Fokus auf ausgewählte medi-                                    „Wahnsinn, wie viel Arbeit in so einer Aufbe-
           zinhistorische Themen. Den Auftakt machte                                     reitung steckt!“, staunten zwei Besucher an
           Prof. Dr. Karl-Heinz Leven, Herausgeber des                                   einem Mittwochabend im März in der Ana-

                                                            630
           Jubiläumsbands, der unter dem Titel „Letzter                                  tomischen Sammlung. „Die Exponate sind vor
           medizinischer Rückhalt für die Kranken in                                     allem deshalb interessant, weil man so viele
           der Region“ in das weite Feld der 200-jähri-                                  Details erkennen kann.“ Das Ehepaar
           gen Erlanger Universitätsmedizin einführte.      interessierte Bürger         Heubeck hatte sich zur Stippvisite im Ana-
                                                            aus Erlangen und
           Es folgten Vorträge über Persönlichkeiten der                                 tomischen Institut angemeldet und war fas-
                                                            Umgebung nahmen an
           Erlanger Medizingeschichte, über die Ge-         den 8 Stippvisiten teil.     ziniert von dem Einblick, der sich ihm bot.
           bäude des Uni-Klinikums und über die Kran-                                    Institutsdirektor Prof. Dr. Winfried Neuhuber
           kenpflege, die sich in der Vergangenheit in                                   gab viele Hintergrundinformationen, er-
           einem Spannungsfeld zwischen konfessio-                                       läuterte die präparierten Organe und Körper-
           neller Bindung und professionellem Anspruch                                   teile und nahm ihnen so ihren Schrecken.
           behaupten musste. Nachdenklich und kritisch
           wurde nicht nur das dunkle Kapitel „Medizin                                   Im Rahmen der medizinhistorischen Stipp-
           in Erlangen unter dem Hakenkreuz“ betrach-                                    visiten öffneten sich insgesamt achtmal
           tet, sondern auch auf den Röntgenjubel An-                                    Türen, die sonst meist verschlossen sind.
           fang des 20. Jahrhunderts zurückgeblickt,                                     Mitarbeiter des Uni-Klinikums führten die
           dem schon bald ein Röntgenkater folgte. Zum                                   Besuchergruppen zu historischen wie zu
           Abschluss spannte der Vortrag mit dem The-                                    hochmodernen Geräten, präsentierten
           ma „Geburt der Medizinethik“ gelungen den                                     Sammlungen und Reinraumlabors, erklärten
           Bogen zur modernen Universitätsmedizin.                                       technische Anlagen und Mikroskopaufnah-
                                                                                         men. „Donnerwetter!“, entfuhr es da so
                                                                                         manchem Besucher, und auch die Experten
                                                                                         freuten sich, ihr Wissen weitergeben und
                                                                                         Aufklärungsarbeit leisten zu können. Bei-
                                                                                         spielsweise Prof. Dr. Arndt Hartmann, Direktor
                                                                                         des Pathologischen Instituts, der geduldig er-
                                                                                         läuterte, was seine Berufsgruppe tatsächlich
                                                                                         macht: „Ich kann die Missverständnisse rund
                                                                                         um die Pathologie schon verstehen: Wir
                                                                                         sehen im Fernsehen einen Krimi, nach fünf
                                                                                         Minuten erscheint der erste Tote im Bild und
                                                                                         dann ist direkt ‚der Pathologe‘ da. Aber ‚die
                                                                                         aus dem TV mit den Leichen‘, das sind halt
                                    Hautklinik: Moulagensammlung
                                                                                         eigentlich die Gerichtsmediziner.“

Pathologie: Präparatesammlung
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BEWEGEN
LEBEN

                                HIGHLIGHT MITARBEITERFEST
                                Vorhang auf für die engagierten Mitarbeiter:
                                Ende April wurde für sie der rote Teppich         „Sie gehören zu den Besten: den
                                ausgerollt. Denn in der Heinrich-Lades-Halle       Besten in Deutschland und in
                                stieg das erste Mitarbeiterfest in der Ge-
                                schichte des Uni-Klinikums, und es war einiges
                                                                                   Europa.“
                                geboten: Häppchen und Sektempfang, zwei
                                Bands und mehrere Buffets, eine Selfie-Box         Horst Seehofer, Bayerischer Ministerpräsident
                                – und ein Stargast.
                                                                                  er beim feierlichen Festakt Ende April fest
         8                      Doch zunächst standen die Mitarbeiter selbst      und lobte die fränkischen Leistungen. „Sie
                                im Mittelpunkt bzw. vor der Kamera. Als           gehören zu den Besten: den Besten in
                                Überraschung präsentierte Prof. Iro gleich zu     Deutschland und in Europa. Darauf können
JAHRESBERICHT 2015 | 2016
UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN

                                Beginn einen Film, der die Vielfalt der Berufe    Sie alle miteinander stolz sein!“ Auch FAU-
                                am Uni-Klinikum zeigt und gleichzeitig die        Präsident Prof. Dr. Joachim Hornegger und
                                Hobbys einzelner Kollegen in Szene setzt. Ein     Erlangens Oberbürgermeister Dr. Florian Janik
                                gelungener Auftakt, an den der äußerst            würdigten in ihren Grußworten die Spitzen-
                                unterhaltsame Auftritt von Dr. Eckart von         stellung des Erlanger Uni-Klinikums und das
                                Hirschhausen anknüpfte. Mit großer Empathie       Engagement seiner über 7.500 Mitarbeiter.
                                und viel Augenzwinkern betrachtete der            Besonders im Gedächtnis blieben den rund
                                Entertainer das Uni-Klinikum und schenkte         400 Gästen vier historische Szenen, die die
                                dabei den Gesundheits- und Pflegeberufen          Redebeiträge umrahmten und von Alexandra
                                seine besondere Aufmerksamkeit.                   Eyrich und Nadine Schuster auf die Bühne
                                                                                  gebracht wurden. Die Erzählkünstlerin und
                                Im Anschluss wurde getanzt und geschlemmt,        die Konzertpianistin stellten u. a. den legen-
                                geratscht und gelacht, bis weit nach Mitter-      dären „Erlanger Professorenstreit“ nach,
                                nacht. Eine gelungene Veranstaltung, die          rückten den Pflegedienst in den Fokus und
                                gerne wiederholt werden darf – darin waren        berührten das Publikum mit ihrer äußerst
                                sich alle Kollegen einig.                         einfühlsamen Vorstellung eines „Euthanasie“-
                                                                                  Patienten. Dafür gab es viel Applaus und
                                FEIERLICHER ABSCHLUSS MIT FESTAKT                 Anerkennung. „Ich finde es bemerkenswert,
                                Zuletzt ließ es sich auch der bayerische Minis-   dass Sie der Aufarbeitung dieses Themas
                                terpräsident Horst Seehofer nicht nehmen,         im Rahmen Ihrer Jubiläumsveranstaltungen
                                dem Uni-Klinikum persönlich zum 200. Ge-          einen so zentralen Platz einräumen“, zeigte
                                burtstag zu gratulieren. „Das ist ein wunder-     sich Dr. Janik beeindruckt. „Das ist eine
                                schöner Tag und ein stolzes Jubiläum“, stellte    große Tat.“
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BEWEGEN
                                                                                                  LEBEN
                                                DIE WEBSITE ZUM JUBILÄUM
                                                Anlässlich seines 200-jährigen Bestehens
                                                richtete das Uni-Klinikum zusätzlich eine ei-
                                                gene Jubiläumswebsite ein, die im Januar
                                                2016 online ging. Neben der Ankündigung
                                                des vielfältigen Jubiläumsprogramms wurden
                                                dort auch die Grußworte von zehn bekannten
                                                Persönlichkeiten veröffentlicht, die dem Uni-
                                                Klinikum ihre Geburtstagswünsche über-
                                                brachten. Außerdem bietet der Internetauftritt
                                                bis heute die Möglichkeit, tiefer in die Ge-
EIN RUNDUM GELUNGENES JUBILÄUM                  schichte der Erlanger Universitätsmedizin
Von der Buchpräsentation Mitte Januar bis       einzutauchen. So beleuchten elf „Momentauf-                9
zur medizinhistorischen Stadtführung Ende       nahmen“ ausgewählte medizinhistorische
April: Rund drei Monate lang feierte das        Ereignisse, die sich in der Hugenottenstadt

                                                                                                  JAHRESBERICHT 2015 | 2016
                                                                                                  UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN
Uni-Klinikum sein 200-jähriges Bestehen         zugetragen haben. Und unter dem Menüpunkt
mit zahlreichen Veranstaltungen und vielen      „20 Köpfe der Erlanger Universitätsmedizin“
interessierten Gästen. Die großen Programm-     finden sich Porträts von Menschen, die die
punkte wurden von einer ganzen Reihe            Erlanger Universitätsmedizin geprägt haben.
kleinerer Maßnahmen begleitet. So erschien      Im Laufe des Frühjahrs wurde die Jubiläums-
beispielsweise eine Sonderausgabe der           website durch (Foto-)Rückblicke zu den
Mitarbeiter-Zeitung, das Personalrestaurant     unterschiedlichen Veranstaltungen und durch
bot dreimal ein Jubiläumsmenü an und eine       Links auf Medienberichte über das Jubiläum
ehemalige Pforte wurde zum historischen         ergänzt.                                     BM
Schaufenster mit Fotos aus der Erlanger
Medizingeschichte. Darüber hinaus nahm
das Uni-Klinikum neue Logo-Produkte in sein
Sortiment auf, u. a. ein Anti-Stress-Herz und
einen Regenschirm. Das eigens für das
Jubiläum kreierte Logo zierte neben den
Merchandising-Produkten auch Fahnen,
Banner sowie Stadtbusse und transportierte
die Aufforderung „Feiern Sie mit uns!“.

                                                           Die Website zum Jubiläum:
                                                           www.200.uk-erlangen.de
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HEILEN
HELFEN

                                                    Die Notfall-Manager
                                                    PD Dr. Rüdiger Görtz und das
                                                    Team der internistischen
    10                                              Notaufnahme haben jetzt mehr
                                                    Platz für eine schnelle und
                                                    sichere Notfallversorgung:
JAHRESBERICHT 2015 | 2016
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                                                    zusätzliche Behandlungsräume,
                                                    Isolationszimmer für infektiöse
                                                    Patienten, neue Lagerflächen,
                                                    mehr Helligkeit und Transparenz.

                                MEHR RAUM FÜR
                                NOTFALLMEDIZIN
                                Angesichts steigender Patientenzahlen
                                vergrößerte und modernisierte die
                                KlinikMedBau GmbH die internistische
                                Notaufnahme des Universitätsklinikums
                                Erlangen im Sommer 2015. Bis zu
                                12.000 Notfälle versorgen die Ärzte und
                                Pflegekräfte hier mittlerweile jährlich –
                                vom lebensbedrohlichen Herzinfarkt
                                bis zu unklaren Bauchschmerzen. Dank
                                der erweiterten Kapazitäten kann das
                                Team mehreren Patienten gleichzeitig
                                helfen und Notfälle besser klassifizieren.
HEILEN
                                                                                                             HELFEN
2,5
                       Promille im Blut eines       „Wir bieten hier eine 24-Stunden-Erst-
                       25-Jährigen. Eine             versorgung an 365 Tagen im Jahr.“
                       Rentnerin, die Atemnot
                       und Brustschmerzen            PD Dr. Rüdiger Görtz,
                       quälen. Eine junge            oberärztlicher Leiter der internistischen Notaufnahme
Frau mit blutigem Husten. Gallensteine, starke
Übelkeit und Bauchkrämpfe, plötzliches
hohes Fieber: In all diesen Fällen ist die inter-    Kliniken des Uni-Klinikums stationär aufge-
nistische Notaufnahme (oberärztlicher                nommen – die meisten von der Medizinischen
Leiter: PD Dr. Rüdiger Görtz) des Uni-Klinikums      Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie
Erlangen die erste Anlaufstelle – neben              und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus
Hausärzten und Notfallpraxen. Fast 12.000            F. Neurath), gefolgt von der Medizinischen
internistische Notfälle landeten allein 2015         Klinik 2 – Kardiologie und Angiologie (Direktor:            11
am Uni-Klinikum Erlangen. Vor zehn Jahren            Prof. Dr. Stephan Achenbach). Alle übrigen
waren es noch halb so viele.                         Patienten verteilen sich auf die Medizinische

                                                                                                             JAHRESBERICHT 2015 | 2016
                                                                                                             UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN
                                                     Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie
Um mehr Patienten parallel versorgen zu              (Direktor: Prof. Dr. med. univ. Georg Schett),
können, hat die uniklinikumseigene Klinik-           die Medizinische Klinik 4 – Nephrologie
MedBau GmbH die Notaufnahme unter                    und Hypertensiologie (Direktor: Prof. Dr. Kai-
dem Erlanger Maximiliansplatz im Sommer              Uwe Eckardt) und die Medizinische Klinik 5 –
2015 umgebaut und erweitert. Innerhalb               Hämatologie und Internistische Onkologie
von nur acht Wochen war das 1,6 Millionen            (Direktor: Prof. Dr. Andreas Mackensen). In
Euro teure Bauprojekt abgeschlossen. Größer,         den Medizinischen Kliniken 3 bis 5 werden
moderner und leistungsfähiger ist die inter-         unter anderem Gelenk- und Autoimmun-
nistische Notaufnahme jetzt: 13 monitorüber-         erkrankungen, Nieren- und Bluthochdruck-
wachte Betten, davon drei Isolationsplätze           leiden sowie Tumoren behandelt.
mit Sicherheitsschleusen, wovon zwei von
außen begehbar sind, zudem zwei Triage-Ein-          BELASTUNGEN AUFFANGEN
heiten zur Ersteinschätzung. Alles auf ins-
gesamt 305 Quadratmetern. Das heißt: 30              Die Verlegung auf die passende Station kann
Prozent mehr Platz als vorher.                       auch in einem 1.300-Betten-Haus wie dem
                                                     Uni-Klinikum Erlangen herausfordernd sein,
Von den eingelieferten Notfällen dürfen 45           da – so betont der oberärztliche Leiter der
Prozent nach der Untersuchung mit einer              internistischen Notaufnahme PD Dr. Rüdiger
Therapieempfehlung nach Hause; 55 Prozent            Görtz – „selbst ein Universitätskrankenhaus
werden von einer der fünf internistischen            zeitweise an die Grenze seiner Betten-

   In sicheren Händen.
 Das Team der internis-
  tischen Notaufnahme
      ist auf alles vorbe-
     reitet. Schnelligkeit
 und Effizienz sind hier
     ebenso wichtig wie
          Patientennähe.
HEILEN
HELFEN

                                kapazität stößt. Und ja, auch in unserer Not-                                 Muss der Patient stationär weiterbehandelt
                                aufnahme gibt es Belastungsspitzen.“ An
                                den ohnehin stark frequentierten Montagen          30                         werden, kann das bei voller Auslastung der
                                                                                                              eigenen Stationen auch die Verlegung in ein
                                und Freitagen seien über 40 internistische         Patienten werden im
                                                                                                              anderes Krankenhaus bedeuten. Der web-
                                Notfälle täglich keine Seltenheit. So ein An-      Durchschnitt pro Tag in    basierte „Interdisziplinäre Versorgungsnach-
                                drang kann Wartezeiten verursachen. Für            der internistischen Not-   weis“, kurz IVENA eHealth, zeigt Dr. Görtz
                                Wochenenden und Feiertage wurde deshalb            aufnahme untersucht        und seinem Team deshalb an, wo es im
                                ein zusätzlicher ärztlicher Rufdienst etabliert,   und behandelt.             Raum Erlangen, Fürth und Nürnberg bereits
                                der hohe Belastungen auffängt. Und Dr. Görtz,                                 Engpässe bei den Behandlungs- und Ver-
                                der seit über zehn Jahren im Internistischen                                  sorgungskapazitäten gibt.
                                Zentrum des Uni-Klinikums arbeitet, ver-
                                sichert: „Jeder Patient, der bei uns klingelt,                                „Das Wohl unserer Patienten ist uns wichtig.
    12                          ist unser Patient. Und wenn er da ist, ent-                                   Wir bieten hier eine 24-Stunden-Erstversor-
                                scheiden wir gemeinsam mit dem Erkrankten,                                    gung an 365 Tagen im Jahr“, sagt Dr. Görtz.
                                was das Beste für ihn ist.“                                                   „Bei speziellen Fragen stehen uns die Ober-
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                                                                                                              ärzte aller internistischen Kliniken des Uni-
                                Dazu führen die Ärzte eine Anamnese und                                       Klinikums zur Verfügung. Neben diesen
                                eine körperliche Untersuchung durch, wobei
                                auch die Rücksprache mit Angehörigen               55 %                       sind auch die Fachärzte der chirurgischen
                                                                                                              und neurologischen Disziplinen rund um
                                und niedergelassenen Kollegen wichtige             der Notfallpatienten       die Uhr einsatzbereit.“ Leider werde dieses
                                Informationen liefert. „In der Regel schließen     werden stationär           Angebot von manchen Patienten zeitweilig
                                sich EKG und Blutentnahme an. Häufig               aufgenommen.               überstrapaziert: Ein schnelles Blutbild –
                                benötigen wir ein Röntgenbild der Lunge und                                   und tschüss.
                                eine Abdomensonografie, um eine akute
                                Erkrankung auszuschließen“, präzisiert Dr.
                                Görtz. „Die Herausforderung ist es, eine
                                schwere Erkrankung bereits in einer sehr
                                frühen Phase zu erkennen.“

                                  Schnelligkeit durch
                                Nähe. Die Kardiologen
                                   um Prof. Achenbach
                                können im Herzkathe-
                                 terlabor verschlosse-
                                  ne Herzkranzgefäße
                                sofort aufdehnen. Rei-
                                  chen EKG und Ultra-
                                 schall zur Diagnostik
                                    nicht aus, steht zu-
                                  sätzlich ein hochmo-
                                dernes Herz-CT bereit.
HEILEN
                                                                                                                                                   HELFEN
                                                                                                                       Ein Monitor pro Bett.
                                                                                                                       Die elektronische
                                                                                                                       Pflegedokumentation
                                                                                                                       wird nun schrittweise
                                                                                                                       eingeführt.

                                                WER BRAUCHT ZUERST HILFE?                         Haltung bekennt sich die internistische
                  A
                                      JA                                                          Notaufnahme des Uni-Klinikums mit der Ein-
   Sind lebensrettende
    Sofortmaßnahmen                             Damit auch bei hohem Patientenaufkommen           führung eines zentralen Beschwerdemanage-
          nötig?                                mit Sicherheit derjenige zuerst behandelt         ments, das das Feedback von Rettungs-
                                                wird, dem am dringendsten geholfen werden         diensten, Patienten und Angehörigen doku-
                                      1
                       NEIN                     muss, arbeitet die neue internistische Not-       mentiert und strukturiert bearbeitet.
                                                aufnahme zukünftig mit einem Triage-System,                                                            13
                B                               genauer: mit dem Emergency Severity Index,        INTEGRIERTE CHEST PAIN UNIT
   Hochrisikosituation                          kurz ESI. „Kurz nach Eintreffen das Patienten
                                      JA

                                                                                                                                                   JAHRESBERICHT 2015 | 2016
                                                                                                                                                   UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN
       oder verwirrt/                           beurteilt eine ausgebildete Triage-Pflegekraft    Gerade bei Patienten mit akutem Brust-
  lethargisch/desorien-
                                                die Behandlungsdringlichkeit nach einem           schmerz muss es extrem schnell gehen.
     tiert oder starker
  Schmerz/großes Leid?                          fünfstufigen Algorithmus“, erklärt Anika Rau-     „Herzinfarkt, Lungenembolie und Aortenriss –
                                                scher, stellvertretende Pflegedienstleitung       das sind die drei großen lebensbedrohlichen
                       NEIN                     des Internistischen Zentrums.                     Erkrankungen, an die wir im Notfall denken
                                                                                                  müssen“, sagt Prof. Dr. Stephan Achenbach,
                  C                             Braucht der Patient umgehend lebensretten-        Direktor der Medizin 2 und Leiter der Chest
    Wie viele Ressour-                          de Maßnahmen? Dann erhält er die Dringlich-       Pain Unit des Uni-Klinikums Erlangen. Die
       cen werden                     2         keitsstufe 1 und wird sofort ärztlich versorgt.   Spezialeinheit für Brustschmerzpatienten ist
        benötigt?                               Ist er potenziell lebensbedrohlich erkrankt –     in die internistische Notaufnahme integriert.
  keine         eine         viele
                                                hat zum Beispiel Brustschmerzen bei akutem
                                                Koronarsyndrom –, ist er verwirrt, lethargisch    Bei Notfallpatienten mit bekannten Herz-
                                       ERWÄGE

                                                oder hat starke Schmerzen: Stufe 2. Die           problemen oder erstmaligen drückenden,
    5             4                             Stufen 3 bis 5 werden danach vergeben, welche     brennenden Thoraxschmerzen sind die Kardio-
                                                Vitalparameter der Patient hat und wie viele      logen sofort zur Stelle. Innerhalb von zehn
                D                               Ressourcen der Notaufnahme er voraussicht-        Minuten ist ein EKG geschrieben und ausge-
    Liegen die Vitalwer-                        lich benötigen wird (s. Schaubild links). „Dank   wertet. Liefert es keinen klaren Befund,
     te im gefährlichen                         der Triage können wir unsere personellen          untersucht ein Arzt das Herz per Ultraschall.
          Bereich?
                                                und räumlichen Ressourcen in der Notauf-          Im modernsten Herzkatheterlabor Europas,
 Alter     HF          AF     SpO2              nahme besser koordinieren und effizienter         das sich direkt neben der Notaufnahme im
 < 3M     > 180       > 50   > 92 %
                                                nutzen“, sagt Anika Rauscher.                     Internistischen Zentrum befindet, kann bei
3 M–3 J   > 160       > 40   > 92 %                                                               einem akuten Herzinfarkt der Blutfluss in den
 3–8 J    > 140       > 30   > 92 %             DIGITALE DOKUMENTATION SPART ZEIT                 Herzkranzgefäßen sofort wiederhergestellt
 > 8J     > 100       > 20   > 92 %
                                                                                                  werden. „Ungefähr 40 Prozent der Patienten,
                       NEIN                     Einen weiteren Schritt in Richtung Effizienz      die wir im Katheterlabor behandeln, kommen
                                                ging das Team, als es sich entschied, die         mit akuten Beschwerden“, sagt Stephan
                  3                             Pflegedokumentation Stück für Stück auf           Achenbach. „Durch das Plus an Platz und
                                                elektronische Füße zu stellen. „Wir entwickeln    Personal in der Notaufnahme können wir
ESI-Triage. Am Entscheidungspunkt
D sind Grenzwerte für Alter, Herz-
                                                zurzeit eine Programmoberfläche mit allen         lebensbedrohliche Fälle jetzt noch schneller
und Atemfrequenz (HF, AF) sowie                 Notfallpatienten – samt Stammdaten, Symp-         identifizieren und behandeln.“              FM
für die Sauerstoffsättigung (SpO2)              tomen und Behandlungsstatus“, erklärt
definiert. Werden sie überschritten,            Anika Rauscher. Was die stellvertretende
kann die Triage-Pflegekraft den Pa-             Pflegedienstleitung auch befürwortet, ist „eine
tienten eine Dringlichkeitsstufe nach                                                                           Weiterführende Informationen zur
oben setzen.
                                                Kultur, die aus Beschwerden lernt.“ Zu dieser                   internistischen Notaufnahme:
                                                                                                                www.medizin1.uk-erlangen.de/
                                                                                                                ueber-uns/fachgebiete/
                                                                                                                notfallaufnahme
BÜNDIG
KURZ

                                                                                 26.03.2015

                                300
    14
                                                                                 Erstes zertifiziertes
                                                                                 Wundzentrum Derma-
                                                                                 tologie in Bayern
JAHRESBERICHT 2015 | 2016
UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN

                                                                                 Patienten mit chronischem Wund-
                                                                                 leiden sind hier in besten Händen:
                                                                                 Als erste Einrichtung in Bayern
                                                                                 erhielt das neu eröffnete Wundzen-
                                                                                 trum Dermatologie der Hautklinik
                                                                                 eine Zertifizierung der Initiative
                                                                                 Chronische Wunden e. V. (ICW) sowie
                                                                                 der beiden Fachgesellschaften Deut-
                                12.03.2015
                                                                                 sche Dermatologische Gesellschaft
                                300. Lebendnieren-                               und Deutsche Gesellschaft für
                                                                                 Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin.
                                spende am Uni-Klinikum                           Die externen Experten prüften
                                                                                 die Struktur-, Prozess- und Ergebnis-
                                Das Transplantationszentrum Erlangen-            qualität im Wundzentrum und
                                Nürnberg am Universitätsklinikum Erlangen        bescheinigten die ausgezeichnete
                                hat eine lange Tradition: 1966 wurde hier        Qualität. Ein vergleichbares Zerti-
                                die erste Nierenspende Bayerns durchgeführt.     fikat erhielten nur vier weitere
                                Im März 2015 transplantierte das interdis-       Zentren in Deutschland.
                                ziplinäre Ärzteteam nun seine 300. Lebendnie-
                                renspende. Gertrud W. hatte ihrem Ehemann
                                Ralf eine ihrer Nieren gespendet. Diese Form
                                der Organtransplantation ermöglicht eine
                                bessere Prognose und reduzierte Wartezeit –
                                sonst im Durchschnitt rund acht Jahre. Die Or-
                                gane werden von engen Angehörigen oder
                                Verwandten gespendet. Auch eine nicht über-
                                einstimmende Blutgruppe ist in der modernen
                                Transplantationsmedizin kein Hindernis mehr.
                                Mittlerweile ist jede dritte Nierenspende eine
                                Lebendspende.

                                                                                 Dr. Cornelia Erfurt-Berge und Prof. Dr. Michael
                                                                                 Sticherling (l.) vom Erlanger Wundzentrum Dermato-
                                                                                 logie nahmen das Zertifikat von Prof. Dr. Joachim
                                                                                 Dissemond (ICW) entgegen.
BÜNDIG
                                                                                                                              KURZ
                                                     beträgt die Temperatur des Eierstockgewebes bei der Kryokonservierung.

                         29.05.2015
                         Doppelter Erfolg – zweites Kind nach Krebs
                         Um trotz der drohenden Unfruchtbarkeit durch ihre Strahlentherapie noch Kinder bekommen
                         zu können, entschied sich die krebskranke Sandra G. 2008 für die Kryokonservierung, also
                         die Entnahme und das Einfrieren ihres Eierstockgewebes. Die Behandlung durch die Repro-
                         duktionsmediziner der Frauenklinik war
                         sogar doppelt erfolgreich: Im Mai 2015
                         brachte die Patientin nach erfolgreicher
                         Reimplantierung des aufgetauten Gewebes
                         bereits ihr zweites Kind zur Welt. Prof. Dr.
                         Ralf Dittrich, Leiter des IVF- und Endokrino-
                         logischen Labors, betonte die Wichtigkeit,
                         Krebspatientinnen vor Therapiebeginn auf
                         die Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin
                         hinzuweisen, die in Deutschland nur in                                                                   15
                         wenigen universitären Zentren angeboten
                         werden.

                                                                                                                              JAHRESBERICHT 2015 | 2016
                                                                                                                              UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN
21.04.2015

Surround-Sound-Therapie gegen
Bluthochdruck
Die Surround-Sound-Therapie verspricht das, was bisher nur
mittels chirurgischer Eingriffe möglich war: chronischen
Bluthochdruck dauerhaft zu senken. Durch Ultraschallener-
gie, die direkt auf den unteren Rücken des Patienten ge-
geben wird, soll die Hormonproduktion der Nieren gedrosselt
und damit der Bluthochdruck reguliert werden. Prof. Dr.
Roland Schmieder, Oberarzt in der Medizinischen Klinik 4
– Nephrologie und Hypertensiologie, überwachte als Stu-
dienleiter die deutschlandweit erste Behandlung einer Pati-
entin am Uni-Klinikum Erlangen. Frühere Untersuchungen                       25.04.2015
belegen bereits den Erfolg der nicht-invasiven Therapie.
                                                                             Erster Krebstag ein voller Erfolg

                                                                             Im April lud das Comprehensive Cancer
                                                                             Center Erlangen-EMN zum ersten Krebstag
                                                                             ein. Unter dem Motto „Gemeinsam gegen
                                                                             den Krebs – gemeinsam für das Leben“
                                                                             konnten sich die Besucher in den Hörsälen
                                                                             Medizin an Infoständen, in Vorträgen,
                                                                             Workshops und bei Führungen über einen
                                                                             gesunden Lebensstil informieren sowie mehr
                                                                             über Diagnose- und Therapiemöglichkeiten
                                                                             am Uni-Klinikum Erlangen erfahren.

Ab 140/90 mm Hg sprechen Ärzte von Bluthochdruck (Hypertonie).
BEWEGEN
LEBEN

                                GEGEN DEN STROM
                                SCHWIMMEN
                                Mitte 2015 wurde Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro von der
                                Klinikdirektorenkonferenz und der Klinikumskonferenz
                                einstimmig zur Wiederwahl vorgeschlagen. Der Auf-
    16
                                sichtsrat folgte diesem Votum und bestimmte den Di-
                                rektor der HNO-Klinik ab 1.1.2016 für weitere fünf Jahre
JAHRESBERICHT 2015 | 2016
UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN

                                zum Ärztlichen Direktor des Uni-Klinikums Erlangen.

                                Nach Ihrer ersten Amtszeit wussten Sie,        schöner Erfolg – auf dem wir uns aber nicht
                                was Sie erwartet. Warum haben Sie sich         ausruhen dürfen, wenn wir wettbewerbsfähig
                                erneut als Ärztlicher Direktor beworben?       bleiben wollen. Deshalb planen wir heute
                                Als Ärztlicher Direktor des Uni-Klinikums      schon, welche anderen Bereiche des Uni-
                                Erlangen bin ich im Nebenamt tätig, was        Klinikums als Nächstes modernisiert werden
                                natürlich zusätzliche Arbeit neben meinem      müssen, und welche Einrichtungen in frei
                                Hauptamt als Direktor der HNO-Klinik und       werdenden Gebäudeteilen untergebracht werden
                                Lehrstuhlinhaber bedeutet. Aber auch wenn      können. Aktuell erstellen wir einen Masterplan
                                es manchmal anstrengend ist – es gibt für      „Bau“ bis ins Jahr 2030. Dieser umfasst Bau-
                                mich kaum eine spannendere Aufgabe, als
                                ein Krankenhaus der Supramaximalver-
                                sorgung zu leiten. 49 Einrichtungen mit ins-
                                gesamt über 7.500 Mitarbeitern, die Tag
                                für Tag gemeinsam das Ziel verfolgen, Pati-       DER ÄRZTLICHE DIREKTOR
                                enten zu helfen und zu heilen. So ein Uni-        Die Aufgaben des Ärztlichen Direktors sind im
                                Klinikum steht nie still, sondern es geht         Bayerischen Universitätsklinikagesetz
                                immer vorwärts – das treibt mich an.              festgelegt. Der Ärztliche Direktor ist Vorsitzen-
                                                                                  der des Klinikumsvorstands, in dem neben
                                Sichtbare Veränderungen gab es in Ihrer           dem Kaufmännischen Direktor und dem
                                vergangenen Amtsperiode im äußeren                Pflegedirektor auch der Dekan der Medizini-
                                Erscheinungsbild des Uni-Klinikums. Das           schen Fakultät der Friedrich-Alexander-Univer-
                                alte Bettenhochhaus des Chirurgischen             sität Erlangen-Nürnberg vertreten ist. Der
                                Zentrums wurde abgerissen, nachdem es             Ärztliche Direktor ist Dienstvorgesetzter der
                                durch einen benachbarten Neubau ersetzt           über 1.700 am Uni-Klinikum tätigen wissen-
                                worden war. Der erste Bauabschnitt des            schaftlichen, ärztlichen und zahnärztlichen
                                Translational Research Centers wurde              Mitarbeiter mit Ausnahme der Professoren
                                eröffnet, und die Kopfkliniken wurden von         und Juniorprofessoren. Er übt das Hausrecht
                                außen saniert. Was kommt als Nächstes?            im Uni-Klinikum aus und vertritt dieses als
                                Zum Ende meiner neuen Amtszeit, im Jahr           Vorstandsvorsitzender nach außen. Das Amt
                                2021, übernehmen wir das neue Funktions-          wird in Erlangen nach wie vor im Nebenamt
                                gebäude des Chirurgischen Zentrums, für           ausgeübt.
                                das wir lange gekämpft haben. Das ist ein
BEWEGEN
                                                                                                                              LEBEN
                                                                                                                                   17

                                                                                                                              JAHRESBERICHT 2015 | 2016
                                                                                                                              UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN
Engagiert gestalten, statt nur verwalten – Prof. Iro startete Anfang 2016 in seine zweite Amtszeit als Ärztlicher Direktor.

maßnahmen wie ein Zentrum für unsere                                  bauliche Sanierungsmaßnahmen und gestiege-
Berufsfachschulen, weitere Bauabschnitte                              ne Personal- und Materialkosten belastet. Das
des Translationalen Forschungszentrums, eine                          konnten wir in der Vergangenheit durch
neue Frauenklinik und eine neue HNO-Klinik.                           Effizienzsteigerungen in nahezu allen Unter-
                                                                      nehmensbereichen weitestgehend ausgleichen.
Zu Ihren Aufgaben zählt es, die Weichen                               Wenn Staat und Krankenkassen ihre
für die Zukunft zu stellen. Dabei müssen                              Finanzierungspflicht aber weiterhin ver-
Sie für das Uni-Klinikum in seiner Gesamt-                            nachlässigen, sind rote Zahlen vorprogrammiert.
heit entscheiden und manchmal auch ge-                                Das müssen wir immer wieder klarmachen.
gen den Strom schwimmen. Was sind Ihrer
Meinung nach die größten Herausforde-
rungen für das Uni-Klinikum Erlangen?
Wir stehen derzeit mindestens vor zwei großen                 „Wenn nicht mehr ausreichend Geld
Herausforderungen. Als Erstes müssen wir dem
steigenden Kostendruck standhalten. Unser
                                                               oder Personal im Gesundheitswesen
Haushalt wird zunehmend durch Extremkosten-                    vorhanden ist, muss die Politik sa-
fälle, aber auch zahlreiche nicht kostendecken-                gen, wo medizinische Rationierung
de, kleinere Operationen, durch dringende                      vertretbar ist.“
                                                                Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro
BEWEGEN
LEBEN

                                         Im November 2012 eröffnete der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer das neue Bettenhaus des Chirurgischen
                                         Zentrums. Beim Gang durch das Gebäude informierte ihn Prof. Iro über die Notwendigkeit des zweiten Bauabschnitts.
    18                                   Nachdem Horst Seehofer versicherte: „Das Funktionsgebäude kommt!“, konnte im Frühjahr 2015 mit der Aushebung der
                                         Baugrube begonnen werden.
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                                         Die zweite Herausforderung sehe ich darin, gute                    satz zu vielen privaten Krankenhäusern –
                                         Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. Die                         zum Glück keine Gewinne für Aktionäre
                                         Ansprüche der sogenannten Generation Y im                          erwirtschaften. Bei uns kann der Patient der-
                                         Hinblick auf eine Work-Life-Balance sind mit                       zeit noch sicher sein, dass er die individuell
                                         dem traditionellen Arbeitsalltag eines Kranken-                    bestmögliche Therapie erhält und von neuesten
                                         hauses der Supramaximalversorgung kaum in                          Methoden und Erkenntnissen profitiert, die viel-
                                         Einklang zu bringen. Hinzu kommt der sich                          leicht andernorts noch nicht zur Verfügung
                                         abzeichnende Pflegenotstand. Es muss uns                           stehen. Das ist aber nur möglich, weil wir
                                         gelingen, mehr junge Menschen für den                              innovative Forschungsvorhaben unterstützen,
                                         Pflegeberuf zu begeistern. Gleichzeitig müssen
                                         wir Konzepte entwickeln, wie wir unsere
                                         Arbeitsprozesse stärker auf die Erwartungen
                                         junger Mitarbeiter ausrichten können.

                                         Worauf müssen sich Patienten künftig ein-
                                         stellen, wenn Geld und Personal knapper
                                         werden?
                                         Wenn nicht mehr ausreichend Geld oder
                                         Personal im Gesundheitswesen vorhanden
                                         ist, muss die Politik sagen, wo medizinische
                                         Rationierung vertretbar ist. Diese Entschei-
                                         dung darf nicht schleichend auf Ärzte
                                         abgewälzt werden. Wir müssen – im Gegen-

                                „So ein Uni-Klinikum steht nie still,
                                 sondern es geht immer vorwärts –
                                 das treibt mich an.“
                                 Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro                              Beim Festakt anlässlich des fünfjährigen Bestehens der Palliativmedi-
                                                                                               zinischen Abteilung im April 2015 gratulierte die bayerische Gesund-
                                                                                               heitsministerin Melanie Huml persönlich und dankte sowohl Prof. Iro
                                                                                               für den Klinikumsvorstand als auch dem Leiter der Abteilung, Prof. Dr.
                                                                                               Christoph Ostgathe (l.), und seinem Team für die wichtige (Aufbau-)
                                                                                               Arbeit.
BEWEGEN
                                                                                                                                 LEBEN
ÄRZTLICHER WERDEGANG
Heinrich Iro wurde 1956 in Saarbrücken geboren. Von
1975 bis 1981 studierte er Humanmedizin an der Uni-
versität des Saarlandes. 1981 wurde ihm die Approbation
erteilt. Ein Jahr später legte Heinrich Iro auch das US-
amerikanische Staatsexamen ab und wurde zum Dr. med.
promoviert. Im Anschluss an seinen Wehrdienst als
Stabsarzt im Bundeswehrkrankenhaus Bad Zwischenahn
arbeitete er zehn Jahre lang als Assistenzarzt der HNO-
Klinik des Uni-Klinikums Erlangen. In dieser Zeit legte Dr.
Iro seine Prüfung als Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-
Heilkunde ab und erwarb die Zusatzbezeichnungen „Plas-
tische Operationen“, „Spezielle HNO-Chirurgie“ sowie
später „Umweltmedizin“ und „Allergologie“. 1995 wurde
er zum Professor für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde an
der Universität des Saarlandes ernannt und zum Direktor
der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde des
Uni-Klinikums des Saarlandes. Im Jahr 2000 folgte er
dem Ruf auf eine Professur für HNO-Heilkunde an die Uni-
versität Erlangen-Nürnberg und übernahm die Leitung
der Hals-Nasen-Ohren-Klinik – Kopf- und Halschirurgie         Im Hauptamt ist Prof. Iro Direktor der HNO-Klinik des Uni-Klini-       19
                                                              kums Erlangen – einer der größten HNO-Kliniken Deutschlands.
des Uni-Klinikums Erlangen. Im Oktober 2004 wurde Prof.
                                                              Einer seiner Schwerpunkte ist die Tumorchirurgie.
Iro zum stellvertretenden Ärztlichen Direktor bestellt,

                                                                                                                                 JAHRESBERICHT 2015 | 2016
                                                                                                                                 UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN
im Februar 2009 erstmals zum Ärztlichen Direktor. Seine
zweite Amtszeit begann am 1. Januar 2016 und dauert
erneut fünf Jahre.

rechtzeitig in moderne Medizintechnik in-                     die Besten in unserem Team haben für die
vestieren und Freiräume für Wissenschaftler                   bestmögliche Versorgung unserer Patienten.
neben dem Stations- und Sprechstunden-                        Wir werden deshalb auch in diesem Jahr
alltag schaffen. Wir pflegen den Austausch                    gemeinsam hart an einem wirtschaftlich aus-
mit Kollegen aus aller Welt, und wir bilden die               geglichenen Ergebnis arbeiten, damit wir
Experten von morgen aus: neben den Ärzten                     auch weiterhin unseren Patienten modernste
insbesondere auch die Fachkräfte in der                       Medizin auf Spitzenniveau anbieten
Gesundheits- und Krankenpflege. Wir wollen                    können.                                  JE

                                                                                         Mit einem großen
                                                                                         Dankeschön an alle
                                                                                         Mitarbeiter des
                                                                                         Uni-Klinikums Erlangen
                                                                                         für ihre vielfältige
                                                                                         Arbeit in Lehre,
                                                                                         Forschung und
                                                                                         Patientenversorgung
                                                                                         eröffnete Prof. Iro im
                                                                                         April 2016 das
                                                                                         Mitarbeiterfest:
                                                                                         „Gemeinsam sind wir
                                                                                         nicht nur ein Team –
                                                                                         wir sind ein starkes und
                                                                                         erfolgreiches Team. Wir
                                                                                         sind das Uni-Klinikum
                                                                                         Erlangen. Darauf
                                                                                         können Sie, darauf
                                                                                         können wir stolz sein.“
LEHREN
FORSCHEN

                                ENTZÜNDUNGS-
                                FORSCHUNG
                                                                                        B
                                                                                        Die Lymphozyten

    20                                       A                                          halten die Ent-
                                                                                        zündung in Gang.                           C
                                             Die Produktion von                                                                    Der Zelltod und die
                                             Zytokinen stößt
JAHRESBERICHT 2015 | 2016
UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN

                                                                                                                                   Gewebereparatur
                                             die Entzündungs-                                                                      leiten den Entzün-
                                             reaktion an.                                                                          dungsstopp ein.

                                                                                                                                        ENTZÜNDUN GS-
                                                                                                                                        STOPP

                                    AU S L Ö S E R                A                     B                         C

                                                                      Chronifizierung           Chronifizierung       Chronifizierung

                                Mit einem Sonderforschungsbereich zu einem
                                bisher wenig bekannten Gebiet gehen Wis-
                                senschaftler des Uni-Klinikums Erlangen und                                  OUT OF
                                                                                                             THE BOX
                                der FAU Erlangen-Nürnberg den „Schaltstel-
                                len zur Auflösung von Entzündung“ auf den
                                Grund. Das übergeordnete Ziel: Die Vorgänge
                                von chronisch-entzündlichen Erkrankungen
                                verstehen und neue Behandlungsansätze
                                finden.
LEHREN
                                                                                                  FORSCHEN
Entzündlich,
chronisch,
ungeklärt                                                                                             21
In Europa leiden rund 45
Millionen Menschen an

                                                                                                  JAHRESBERICHT 2015 | 2016
                                                                                                  UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN
chronisch-entzündlichen
Erkrankungen. Betroffen
sind vor allem der Darmtrakt,
die Lunge und die Gelenke.
Eine Heilung ist bisher
nicht möglich.

W
              ie viele große Ideen begann        schaftliche Kompetenz, die am Uni-Klinikum
              auch der Sonderforschungsbe-       Erlangen und an der Universität in der Ent-
              reich (SFB) 1181 „Schaltstellen    zündungsforschung bereits vorhanden ist,
              zur Auflösung von Entzündung“      wollten wir für ein gemeinsames Projekt
              mit rauchenden Köpfen, krea-       nutzen, das sich einer Fragestellung widmet,
tivem Brainstorming und Ideensammlungen          der bisher wenig nachgegangen wurde: Wie
auf Papier. So beschreibt Prof. Dr. med. univ.   schaltet der Körper Entzündungen ab, und wel-
Georg Schett, Direktor der Medizinischen         che sind die Auslöser für die Entstehung einer
Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie         chronisch-entzündlichen Erkrankung?“ Um
des Universitätsklinikums Erlangen, das          diesem Rätsel auf den Grund zu gehen, ent-
Treffen zwischen ihm, Prof. Dr. Falk Nimmer-     warfen Prof. Neurath, Prof. Nimmerjahn und
jahn, Leiter des Lehrstuhls für Genetik an       Prof. Schett das Konzept für einen Sonderfor-
der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-    schungsbereich. Dieser wurde nach zweiein-
Nürnberg, und Prof. Dr. Markus F. Neurath,       halbjähriger Vorbereitungszeit im Juli 2015
Direktor der Medizinischen Klinik 1 –            eingerichtet und erhielt von der Deutschen
Gastroenterologie, Pneumologie und Endo-         Forschungsgemeinschaft (DFG) eine För-
krinologie, bei dem sie sich Gedanken darüber    derung in Höhe von über 14 Millionen Euro
machten, wie man mit innovativem Out-of-the-     für die ersten vier Jahre.
box-Denken Methoden zur tiefergehenden
Untersuchung von Entzündungen entwickeln
könnte. „Die breite klinische und wissen-
LEHREN
FORSCHEN

                                „Wir vermuten, dass Störungen
                                 im Abschaltprozess zentrale
                                 Gründe für die Entstehung
                                 chronischer Erkrankungen sind.“                 FORSCHUNG FERN DES MAINSTREAMS
                                 Prof. Dr. med. univ. Georg Schett,
                                 Direktor der Medizin 3                          Vor allem dank seines innovativen Ansatzes
                                                                                 erhielt der Sonderforschungsbereich, in
                                                                                 dem Mediziner unterschiedlicher Fachdiszi-
                                                                                 plinen sowie Biologen, Mikrobiologen und
                                                                                 Physiker zusammenarbeiten, die Förderung
                                VOM NORMALFALL ZUR KRANKHEIT                     durch die DFG. „Es ist relativ gut verstanden,
    22                                                                           wie Entzündungen entstehen und welche
                                „Entzündungen“, sagt Prof. Schett, „sind         Faktoren dabei eine Rolle spielen“, erläutert
                                zunächst ein automatischer physiologischer       Prof. Schett. „Zu wenig bekannt ist bisher,
JAHRESBERICHT 2015 | 2016
UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN

                                Reparaturmechanismus im Körper. Wenn             wie sich Entzündungen wieder auflösen. Wir
                                wir uns in den Finger schneiden oder eine        vermuten, dass Störungen im Abschalt-
                                Infektion von außen droht, dann schützt          prozess zentrale Gründe für die Entstehung
                                sich der Organismus durch eine Entzündungs-      chronischer Erkrankungen sind.“ Weder in
                                reaktion. Diese verhindert das Eindringen        Deutschland noch im internationalen Umfeld
                                weiterer Bakterien, räumt tote Zellen fort und   werde aktuell in dieser Form und in dieser
                                stößt den Heilungsprozess an.“ Erkrankun-        Dimension an einer solchen Fragestellung
                                gen treten dann auf, wenn sich dieser Repa-      gearbeitet wie jetzt in Erlangen. Um sich
                                raturvorgang nicht wieder abstellt, sondern      dem bisher ungelösten Rätsel der Entzün-
                                anhält. „Bleibt eine Entzündung bestehen,        dungsauflösung anzunähern, mussten die
                                obwohl ihr Auslöser schon nicht mehr da          Gründer des Sonderforschungsbereichs
                                ist, sprechen wir von einer Chronifizierung“,    umdenken. „Unser Ziel war es“, sagt Georg
                                erklärt der Sprecher des SFB 1181. Die drei      Schett, „mit diesem Projekt neue Wege
                                am häufigsten von chronisch-entzündlichen        zu gehen und Hypothesen und Aufgaben
                                Erkrankungen betroffenen Körperteile sind        zu entwickeln, die sich außerhalb des
                                die Gelenke mit Rheumatoider Arthritis und       Mainstreams bewegen.“
                                Gicht, der Darm mit Morbus Crohn und die
                                Lunge, die bei anhaltender Entzündung der
                                Bronchialschleimhäute ein Asthma
                                bronchiale entwickelt.

                                         Warum
                                         chronisch?
                                         Bei der Suche nach den Ursa-
                                         chen von Chronifizierungen bli-
                                         cken die SFB-Forscher auch auf
                                         die DNA in „neutrophil extracellular
                                         traps“ (im Bild), die im gesunden
                                         Körper einen Sicherheitsmechanis-
                                         mus gegen ausufernde Entzündun-
                                         gen bilden.
LEHREN
                                                                                                                            FORSCHEN
                                                                          MODERNSTER DURCHBLICK

                                                Prof. Dr. med. univ.
                                                                          Neben den vielfältigen Kompetenzen am
                                                Georg Schett, Direktor
                                                der Medizin 3 und Spre-   Uni-Klinikum Erlangen und an der FAU profi-
                                                cher des SFB 1181, be-    tiert der Sonderforschungsbereich auch
                                                fasst sich in seinem      maßgeblich von der Zusammenarbeit mit
                                                Projekt vornehmlich mit   dem Optical Imaging Centre Erlangen (OICE)
                                                chronisch-entzündlichen
                                                                          der FAU und der Präklinischen Imaging                 23
                                                Gelenkerkrankungen.
                                                                          Platform Erlangen (PIPE). Der Zusammen-
                                                                          schluss des SFB mit dem OICE und der PIPE

                                                                                                                            JAHRESBERICHT 2015 | 2016
                                                                                                                            UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN
                                                                          bietet den Forschern fortgeschrittene Bild-
                                                                          gebungsmöglichkeiten auf mikroskopischer
Erfolgschancen? „Ich bin immer zuversicht-                                und makroskopischer Ebene, um Gewebe-
lich“, erklärt der Direktor der Medizin 3                                 proben aus den medizinischen Einrichtungen
mit einem Lächeln. Eine Berechtigung dazu                                 zu analysieren. Insgesamt arbeiten rund
hat er in jedem Fall, denn der SFB 1181                                   100 Wissenschaftler, Doktoranden und
bedient mit 19 Einzelprojekten und zwei                                   Techniker im SFB 1181. Neben der Proben-
Zentralprojekten drei Lösungsideen zugleich.                              analyse stellen sie auch Entzündungen
Die drei Ansätze, Schaltstellen genannt,                                  im Tiermodell oder in vitro, also im Reagenz-
befassen sich mit unterschiedlichen Bereichen                             glas, nach, um etwa festzuhalten, wie die
der Entzündungsreaktion, an denen die                                     Krankheiten auf bestimmte Reize reagieren.
Forscher die Ursachen der Störung vermuten:
Schaltstelle A erforscht die Balance von                                  GRUNDSTEIN FÜR DIE ZUKUNFT
entzündlichen und anti-entzündlichen
Zytokinen – Botenstoffen, die das Immun-                                  Zusätzlich zur Laborarbeit engagieren sich
system bei einem Anstoß, wie bei einer Erkäl-                             die Mitarbeiter des Sonderforschungsbe-
tung, aktivieren und damit die Entzündung als                             reichs für den wissenschaftlichen Nach-
natürliche Verteidigungsreaktion initiieren.                              wuchs. „Eingegliedert in das Großprojekt
Schaltstelle B konzentriert sich auf die                                  ist auch ein Graduiertenkolleg, das Doktoran-
Lymphozyten – die Immunzellen, die die                                    den bei ihren Dissertationen betreut und
Entzündungsreaktion in Gang halten. Die                                   ihnen wichtige Instrumente der strukturierten
Wissenschaftler untersuchen, ob Fehler im                                 Ausbildung – Soft Skills – näherbringt, wie
Wechselspiel zwischen Lymphozyten, T-Zellen                               das richtige Verfassen wissenschaftlicher
und Makrophagen Gründe für eine Chronifi-                                 Texte“, berichtet Prof. Schett.
zierung sind. Die Schaltstelle C schließlich
befasst sich mit den Mechanismen, die bei der                             Die erste von der DFG genehmigte Förder-
Entzündungsauflösung eingeleitet werden: die                              periode beträgt vier Jahre. Danach werden
Gewebereparatur sowie die Hemmung von                                     die erfolgte Arbeit und die veröffentlichten
entzündungsfördernden Immunzellen. „Mit der                               Ergebnisse evaluiert. „In unserem ersten
Erforschung dieser drei Ansätze möchten wir                               Jahr haben wir bereits mit einigen wichtigen
ein Gesamtbild der Vorgänge des Entzündungs-                              Publikationen von internationaler Top-Qualität
stopps erhalten“, erklärt Georg Schett, der                               einen soliden Grundstein für die Legitimierung
zusammen mit seiner Mitarbeiterin Prof. Dr.                               einer zweiten Förderperiode gelegt“, betont
Aline Bozec innerhalb der Schaltstelle A ein                              der SFB-Sprecher. „Wir machen gute Fort-
Projekt zur entzündlichen Arthritis leitet.                               schritte.“                                   MS
BÜNDIG
KURZ

    24
                                              18.06.2015

                                              Schwerpunktzentrum für kardiovaskuläre Bildgebung
JAHRESBERICHT 2015 | 2016
UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN

                                              Im Juni wurde das Radiologische Institut als erste bayerische Einrichtung von der
                                              Deutschen Röntgengesellschaft e. V. als Schwerpunktzentrum für kardiovaskuläre
                                              Bildgebung zertifiziert. Das Erlanger Institut erfüllte alle strengen Anforderungen der
                                              Prüfer, sowohl personell als auch apparativ. Über 1.000 Patienten werden hier pro
                                              Jahr mit modernsten Geräten wie dem Computertomografen oder dem Magnetreso-
                                              nanztomografen untersucht.

                                                                                                         30.06.2015

                                                                                                         Zertifizierung für das Tumor-
                                                                                                         zentrum Erlangen-Nürnberg
                                Mai/Juni 2015
                                                                                                         Alle onkologisch tätigen Ärzte, Kliniken und
                                Bester Azubi seines Fachs                                                Zentren in Mittelfranken sowie 300 ober-
                                                                                                         fränkische Institute haben sich im Tumor-
                                Stephan Schwarzbach absolvierte seine Ausbildung                         zentrum Erlangen-Nürnberg freiwillig zusam-
                                zum Kaufmann im Gesundheitswesen am Institut                             mengeschlossen. Dieses wichtige Netzwerk
                                für Frauengesundheit GmbH der Frauenklinik und                           wurde nun von der Arbeitsgemeinschaft
                                schnitt in diesem Fach deutschlandweit als Bester                        Deutscher Tumorzentren e. V. (ADT) mit einer
                                seines Jahrgangs ab. Der Absolvent blieb seinem                          Zertifizierung ausgezeichnet. Es ist damit die
                                Ausbildungsbetrieb treu und arbeitet nun in der                          zweite von der ADT anerkannte Einrichtung in
                                Fachabteilung Buchhaltung des Uni-Klinikums.                             Deutschland.
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