www.uk-erlangen.de - Medizin. Menschen. Momente. 2015 | 2016 - Universitätsklinikum Erlangen
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Medizin. Menschen. Momente. 2015 | 2016 JAHRESBERICHT 2015 | 2016 UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN www.uk-erlangen.de 04 10 20 Jubiläum: Notaufnahme: Entzündung: 200 Jahre Universitäts- Mehr Kapazität in Forschung gegen die klinikum Erlangen modernen Räumen Chronifizierung
HEILEN HELFEN GLÜCK OHNE WORTE DANK PERFEKTER RETTUNGSKETTE ÜBERLEBT Hier finden Sie die Zahlen + Fakten. 42 Sollte Ihr Exemplar fehlen, schreiben Sie uns bitte: info@uk-erlangen.de 10 NOTAUFNAHME: MEHR PLATZ 26 KINDERPALLIATIVTEAM: FAMILIEN BEGLEITEN 38 EPILEPSIECHIRURGIE: GEWITTER IM KOPF AUFHALTEN 44 SPEICHELSTEINE: EINZIGARTIGES ZENTRUM 52 RETTUNG: SCHWERKRANKER NACH HAUSE GEHOLT LEHREN FORSCHEN OUT OF THE BOX ENTZÜNDUNGS- FORSCHUNG 20 BEWEGEN LEBEN 04 30 BILDGEBUNG: 7-TESLA-MRT 50 INFEKTIOLOGIE: 200 JAHRE UNI-KLINIKUM LÜCKENLOSE VERSORGUNGSKETTE IM HERZEN DER STADT 16 ÄRZTLICHER DIREKTOR: INTERVIEW MIT PROF. IRO 34 KINDERKLINIK: MODERNER C-BAU BEZOGEN
VORWORT I N H A LT VORWORT Liebe Patienten des Uni-Klinikums, liebe Partner und Freunde, 3 liebe Kollegen und Mitarbeiter, JAHRESBERICHT 2015 | 2016 UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN hinter uns liegen außergewöhnliche Monate und ein ganz besonderes Ereignis: Am 20. November 2015 wurde unser Universitätsklinikum 200 Jahre alt – ein runder Geburtstag, den wir im Frühjahr 2016 mit einer einmaligen Veranstaltungs- reihe gefeiert haben. Da wir auch darüber in unserem jährlichen Rückblick berichten wollten, halten Sie die aktuelle Ausgabe erst jetzt in der Hand. Später als gewohnt und in neuem Design. Denn anlässlich des Jubiläums haben wir unseren Jahresbericht neu ge- staltet und ihn zweigeteilt: in ein Magazin mit Artikeln, in denen die Schwerpunkte des Uni-Klinikums Erlangen im Fokus stehen, und – darin eingelegt – in die kom- pakten Zahlen + Fakten mit den wesentlichen Leistungszahlen des Jahres 2015. Ein Kennzeichen unseres Uni-Klinikums ist im vergangenen Jahr aus dem Stadt- bild verschwunden: Mit dem Abriss des alten chirurgischen Bettenhauses ent- stand am Maximiliansplatz ein Freiraum, auf dem inzwischen das neue Funktions- gebäude des Chirurgischen Zentrums errichtet wird. Der Neubau bringt uns ein hochmodernes OP-Zentrum mit zwei Intensivstationen und eine chirurgische Not- aufnahme mit Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach. Auch wenn wir in den vergangenen Monaten wichtige Bauprojekte angestoßen und uns intensiv mit unseren Wurzeln auseinandergesetzt haben, ruhen wir uns nicht auf Erreichtem aus. Wissenschaftliche Neugier und das Wohl unserer Pati- enten treiben uns täglich an. Lesen Sie auf den folgenden Seiten, woran wir gerade forschen und welche innovativen Behandlungskonzepte wir verfolgen. Haben Sie herzlichen Dank für Ihr Vertrauen, Ihre Unterstützung und Ihr großes Engagement. Nun wünsche ich Ihnen viel Freude beim Blättern und Entdecken. Ihr Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Erlangen
BEWEGEN LEBEN 4 Ad multos annos! Am 20. November 1815 JAHRESBERICHT 2015 | 2016 UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN eröffnete das Clinicum Chirurgicum in der Wasserturmstraße in Erlangen – die Geburtsstunde des heutigen Universitätsklinikums. Dieses feierte seinen 200. Geburtstag im Frühjahr 2016 mit einem bunten Jubiläumsprogramm. 200 JAHRE UNI- KLINIKUM ERLANGEN: IM HERZEN DER STADT Heute ist das Universitätsklinikum aus Erlangen nicht mehr wegzuden- ken. Seine zentral gelegenen Gebäude prägen das Stadtbild, und viele Einwohner stimmen Oberbürgermeister Dr. Florian Janik zu, wenn er aus emotionaler Verbundenheit gerne von „unserem Stadtkrankenhaus“ spricht. Seit 200 Jahren hat die Universitätsmedizin ihren festen Platz in der Hugenottenstadt. Dabei begann alles ganz klein: Wo anfangs 7 Betten standen, befinden sich heute mehr als 1.300. Aus 5 Professoren wurden über 200, und von 269 Patienten im ersten Jahr stieg die Zahl der Behandlungsfälle auf knapp 560.000 allein im Jahr 2015.
Im Namen der insgesamt 13 Autoren überreichte BEWEGEN LEBEN Herausgeber Prof. Leven (l.) dem Ärztlichen Direktor, Prof. Iro, das erste Exemplar des Jubiläums- bands „200 Jahre Universitätsklinikum Erlangen“. Das Werk ist im Buchhandel erhältlich (ISBN: 978-3412225438). EIN BUCH ÜBER DAS UNI-KLINIKUM BEGINN MIT EINEM GOTTESDIENST 200 Jahre voller Höhen und Tiefen, mit All- Dass die eigene Geschichte nicht nur aus Er- 5 täglichem und Besonderem, von Tausenden folgen besteht, sondern auch dunkle Kapitel engagierten Mitarbeitern geprägt: Kein umfasst, war den Verantwortlichen des Uni- JAHRESBERICHT 2015 | 2016 UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN Wunder, dass der medizinhistorische Jubi- Klinikums bei der Vorbereitung des Jubiläums läumsband, den der Klinikumsvorstand stets bewusst.„Aus kleinen Anfängen entwi- 2014 beim Institut für Geschichte und Ethik ckelte sich eines der leistungsfähigsten Klinika der Medizin der FAU Erlangen-Nürnberg in Deutschlands mit internationaler Reputation. Auftrag gegeben hatte, ein richtiger Wälzer Der Weg dorthin war mühsam. Viele Menschen geworden ist. „Wir sollten auch nicht nur haben daran mitgewirkt. Es wurde viel Gutes eine einfache Broschüre zusammenstellen, getan, aber die Mitarbeiter des Uni-Klinikums sondern einen handlichen Band, der die haben auch – insbesondere in der NS-Zeit – ganze Geschichte des Uni-Klinikums Erlangen schwere Schuld auf sich geladen“, sagte umfasst“, erläuterte Institutsdirektor und Prof. Iro. „Vor diesem Hintergrund war es Herausgeber Prof. Dr. Karl-Heinz Leven bei naheliegend und mir persönlich auch sehr der Buchpräsentation. Als handlich lässt sich wichtig, dass unsere Jubiläumsfeierlichkeiten das 618 Seiten starke Werk zwar nicht be- mit einem Gottesdienst beginnen.“ schreiben, „aber ein dünnerer Jubiläumsband wäre den vergangenen ereignisreichen zwei So versammelte sich Mitte Februar eine Ge- Jahrhunderten einfach nicht gerecht ge- meinde aus aktuellen und ehemaligen Mitar- worden.“ beitern sowie Erlanger Bürgern zum ökume- nischen Festgottesdienst, der von den evan- Der im Januar 2016 veröffentlichte Jubilä- gelischen und katholischen Klinikseelsorgern umsband ist das erste Gesamtwerk über gestaltet wurde. Regionalbischof Prof. Dr. die Geschichte des Uni-Klinikums. „Wir sind Stefan Ark Nitsche und Erzbischof Prof. Dr. stolz, nicht nur das Buch zu haben“, betonte Ludwig Schick predigten gemeinsam zur Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro, Ärztlicher Bibelstelle „Ich lasse dich nicht los, wenn du Direktor des Uni-Klinikums, bei der offiziellen mich nicht segnest“ (Genesis 32,27) und Präsentation, „sondern auch darauf, eine würdigten das Engagement der Ärzte und der 200-jährige Geschichte zu überblicken.“ Pflegekräfte, die sich kranker Menschen annehmen und diese auf ihrem schweren Weg begleiten. In der Erlanger Herz-Jesu- Kirche, die sich in unmit- telbarer Nachbarschaft zum Uni-Klinikum befindet, wurde um Schutz und Segen für die Zukunft des Krankenhauses sowie seiner Patienten und Mitarbeiter gebeten.
BEWEGEN LEBEN ANDRANG AM TAG DER OFFENEN TÜR BEIM SCIENCE-SLAM ÜBERZEUGEN Von Äthernarkose bis Zebrafischforschung: Ein besonderes Highlight am Tag der offenen Beim ersten Tag der offenen Tür des Uni-Klini- Tür war der erste Science-Slam des Uni-Klini- 6 kums war viel geboten! Über 5.000 Menschen kums. Acht mutige Wissenschaftler stellten folgten der Einladung und strömten Mitte sich im voll besetzten Hörsaal dem neugie- März in das Internistische Zentrum. Zwei rigen Publikum und präsentierten ihre JAHRESBERICHT 2015 | 2016 UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN Rundgänge führten durch das Gebäude, vor- Forschungsprojekte. Knackpunkt: die Zeit. bei an zahlreichen Informationsständen Jedem Teilnehmer standen maximal zehn und Mitmachangeboten. Minuten zur Verfügung, um sein Thema mög- lichst unterhaltsam vorzustellen und die Wer es noch genauer wissen wollte, dem Zuhörer für sich zu gewinnen. Denn diese boten die Vorträge der Erlanger Experten in stimmten am Ende ab und kürten den über- den Hörsälen Medizin und im Translational zeugendsten Vortragenden zum Sieger. Research Center die Möglichkeit, mehr zu Themen wie der Behandlung von traumati- ENTDECKUNGSTOUR FÜR KINDER sierten Flüchtlingen, der Stammzelltransplan- Die Wissenschaftler von morgen schon tation und Nahrungsmittelunverträglichkeit heute für sich gewinnen: Keine schlechte zu erfahren. Auf dem Weg dorthin, mitten auf Idee, dachte sich das Radiologische Institut, der Piazetta, konnten die Besucher einen Blick und lud Ende Februar eine Gruppe Grund- in historische Krankenwagen werfen oder schüler zur Entdeckungstour in seine Räume sich im benachbarten Personalrestaurant mit ein. Unter dem Motto „Was steckt in der einem Schäufele oder gefüllter Pasta stärken. Schatzkiste?“ erhielten die Kinder eine Ein- führung in die hochmodernen Geräte, mit Während sich die jüngsten Gäste beim Bobby- denen die Radiologen ihre Patienten unter- carrennen austobten oder das Pipettieren suchen – und durchleuchteten schließlich übten, nahmen die Älteren an einer der zahl- auch selbst die Schatzkiste. Und was war drin? reichen Führungen teil. Mitarbeiter des Uni- Dieses Geheimnis und den Schatz durften Klinikums öffneten den Besuchern die Türen die kleinen Entdecker selbstverständlich mit zu Labors und Behandlungsräumen und ge- nach Hause nehmen. währten spannende Einblicke in ihre tägliche Arbeit. Kein Verlierer – nur Gewinner: Die acht Teil- nehmer des Science- Slams erhielten tosen- den Applaus für ihren Mut und ihre unterhalt- samen Vorträge zu durchaus komplexen Forschungsthemen. Der große Hörsaal der Hörsäle Medizin fasst 400 Personen – und war beim Science-Slam bis auf den letzten Platz gefüllt.
BEWEGEN LEBEN tellung eimittelhers ke: Arzn Apothe Anatom Chirurg ie: Präp ie: Da-V aratesa inci-OP -Robote mmlun r g MEDIZINHISTORISCHE VORLESUNGEN Die Bürgervorlesungen, zu denen das Uni- Klinikum während des Semesters immer montags einlädt, erfreuen sich großer Be- liebtheit und haben ein treues Publikum. Anlässlich des Jubiläums pausierte die Reihe in der vorlesungsfreien Zeit diesmal nicht wie gewohnt, sondern wurde von Mitte 7 Februar bis Anfang April durch sieben zu- p sätzliche Termine ergänzt. ikrosko urchs M JAHRESBERICHT 2015 | 2016 UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN Blick d Fraue nklinik: Statt über Neues aus der Universitätsmedizin zu berichten, richteten die renommierten Re- SELTENE EINBLICKE DANK STIPPVISITEN ferenten ihren Fokus auf ausgewählte medi- „Wahnsinn, wie viel Arbeit in so einer Aufbe- zinhistorische Themen. Den Auftakt machte reitung steckt!“, staunten zwei Besucher an Prof. Dr. Karl-Heinz Leven, Herausgeber des einem Mittwochabend im März in der Ana- 630 Jubiläumsbands, der unter dem Titel „Letzter tomischen Sammlung. „Die Exponate sind vor medizinischer Rückhalt für die Kranken in allem deshalb interessant, weil man so viele der Region“ in das weite Feld der 200-jähri- Details erkennen kann.“ Das Ehepaar gen Erlanger Universitätsmedizin einführte. interessierte Bürger Heubeck hatte sich zur Stippvisite im Ana- aus Erlangen und Es folgten Vorträge über Persönlichkeiten der tomischen Institut angemeldet und war fas- Umgebung nahmen an Erlanger Medizingeschichte, über die Ge- den 8 Stippvisiten teil. ziniert von dem Einblick, der sich ihm bot. bäude des Uni-Klinikums und über die Kran- Institutsdirektor Prof. Dr. Winfried Neuhuber kenpflege, die sich in der Vergangenheit in gab viele Hintergrundinformationen, er- einem Spannungsfeld zwischen konfessio- läuterte die präparierten Organe und Körper- neller Bindung und professionellem Anspruch teile und nahm ihnen so ihren Schrecken. behaupten musste. Nachdenklich und kritisch wurde nicht nur das dunkle Kapitel „Medizin Im Rahmen der medizinhistorischen Stipp- in Erlangen unter dem Hakenkreuz“ betrach- visiten öffneten sich insgesamt achtmal tet, sondern auch auf den Röntgenjubel An- Türen, die sonst meist verschlossen sind. fang des 20. Jahrhunderts zurückgeblickt, Mitarbeiter des Uni-Klinikums führten die dem schon bald ein Röntgenkater folgte. Zum Besuchergruppen zu historischen wie zu Abschluss spannte der Vortrag mit dem The- hochmodernen Geräten, präsentierten ma „Geburt der Medizinethik“ gelungen den Sammlungen und Reinraumlabors, erklärten Bogen zur modernen Universitätsmedizin. technische Anlagen und Mikroskopaufnah- men. „Donnerwetter!“, entfuhr es da so manchem Besucher, und auch die Experten freuten sich, ihr Wissen weitergeben und Aufklärungsarbeit leisten zu können. Bei- spielsweise Prof. Dr. Arndt Hartmann, Direktor des Pathologischen Instituts, der geduldig er- läuterte, was seine Berufsgruppe tatsächlich macht: „Ich kann die Missverständnisse rund um die Pathologie schon verstehen: Wir sehen im Fernsehen einen Krimi, nach fünf Minuten erscheint der erste Tote im Bild und dann ist direkt ‚der Pathologe‘ da. Aber ‚die aus dem TV mit den Leichen‘, das sind halt Hautklinik: Moulagensammlung eigentlich die Gerichtsmediziner.“ Pathologie: Präparatesammlung
BEWEGEN LEBEN HIGHLIGHT MITARBEITERFEST Vorhang auf für die engagierten Mitarbeiter: Ende April wurde für sie der rote Teppich „Sie gehören zu den Besten: den ausgerollt. Denn in der Heinrich-Lades-Halle Besten in Deutschland und in stieg das erste Mitarbeiterfest in der Ge- schichte des Uni-Klinikums, und es war einiges Europa.“ geboten: Häppchen und Sektempfang, zwei Bands und mehrere Buffets, eine Selfie-Box Horst Seehofer, Bayerischer Ministerpräsident – und ein Stargast. er beim feierlichen Festakt Ende April fest 8 Doch zunächst standen die Mitarbeiter selbst und lobte die fränkischen Leistungen. „Sie im Mittelpunkt bzw. vor der Kamera. Als gehören zu den Besten: den Besten in Überraschung präsentierte Prof. Iro gleich zu Deutschland und in Europa. Darauf können JAHRESBERICHT 2015 | 2016 UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN Beginn einen Film, der die Vielfalt der Berufe Sie alle miteinander stolz sein!“ Auch FAU- am Uni-Klinikum zeigt und gleichzeitig die Präsident Prof. Dr. Joachim Hornegger und Hobbys einzelner Kollegen in Szene setzt. Ein Erlangens Oberbürgermeister Dr. Florian Janik gelungener Auftakt, an den der äußerst würdigten in ihren Grußworten die Spitzen- unterhaltsame Auftritt von Dr. Eckart von stellung des Erlanger Uni-Klinikums und das Hirschhausen anknüpfte. Mit großer Empathie Engagement seiner über 7.500 Mitarbeiter. und viel Augenzwinkern betrachtete der Besonders im Gedächtnis blieben den rund Entertainer das Uni-Klinikum und schenkte 400 Gästen vier historische Szenen, die die dabei den Gesundheits- und Pflegeberufen Redebeiträge umrahmten und von Alexandra seine besondere Aufmerksamkeit. Eyrich und Nadine Schuster auf die Bühne gebracht wurden. Die Erzählkünstlerin und Im Anschluss wurde getanzt und geschlemmt, die Konzertpianistin stellten u. a. den legen- geratscht und gelacht, bis weit nach Mitter- dären „Erlanger Professorenstreit“ nach, nacht. Eine gelungene Veranstaltung, die rückten den Pflegedienst in den Fokus und gerne wiederholt werden darf – darin waren berührten das Publikum mit ihrer äußerst sich alle Kollegen einig. einfühlsamen Vorstellung eines „Euthanasie“- Patienten. Dafür gab es viel Applaus und FEIERLICHER ABSCHLUSS MIT FESTAKT Anerkennung. „Ich finde es bemerkenswert, Zuletzt ließ es sich auch der bayerische Minis- dass Sie der Aufarbeitung dieses Themas terpräsident Horst Seehofer nicht nehmen, im Rahmen Ihrer Jubiläumsveranstaltungen dem Uni-Klinikum persönlich zum 200. Ge- einen so zentralen Platz einräumen“, zeigte burtstag zu gratulieren. „Das ist ein wunder- sich Dr. Janik beeindruckt. „Das ist eine schöner Tag und ein stolzes Jubiläum“, stellte große Tat.“
BEWEGEN LEBEN DIE WEBSITE ZUM JUBILÄUM Anlässlich seines 200-jährigen Bestehens richtete das Uni-Klinikum zusätzlich eine ei- gene Jubiläumswebsite ein, die im Januar 2016 online ging. Neben der Ankündigung des vielfältigen Jubiläumsprogramms wurden dort auch die Grußworte von zehn bekannten Persönlichkeiten veröffentlicht, die dem Uni- Klinikum ihre Geburtstagswünsche über- brachten. Außerdem bietet der Internetauftritt bis heute die Möglichkeit, tiefer in die Ge- EIN RUNDUM GELUNGENES JUBILÄUM schichte der Erlanger Universitätsmedizin Von der Buchpräsentation Mitte Januar bis einzutauchen. So beleuchten elf „Momentauf- 9 zur medizinhistorischen Stadtführung Ende nahmen“ ausgewählte medizinhistorische April: Rund drei Monate lang feierte das Ereignisse, die sich in der Hugenottenstadt JAHRESBERICHT 2015 | 2016 UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN Uni-Klinikum sein 200-jähriges Bestehen zugetragen haben. Und unter dem Menüpunkt mit zahlreichen Veranstaltungen und vielen „20 Köpfe der Erlanger Universitätsmedizin“ interessierten Gästen. Die großen Programm- finden sich Porträts von Menschen, die die punkte wurden von einer ganzen Reihe Erlanger Universitätsmedizin geprägt haben. kleinerer Maßnahmen begleitet. So erschien Im Laufe des Frühjahrs wurde die Jubiläums- beispielsweise eine Sonderausgabe der website durch (Foto-)Rückblicke zu den Mitarbeiter-Zeitung, das Personalrestaurant unterschiedlichen Veranstaltungen und durch bot dreimal ein Jubiläumsmenü an und eine Links auf Medienberichte über das Jubiläum ehemalige Pforte wurde zum historischen ergänzt. BM Schaufenster mit Fotos aus der Erlanger Medizingeschichte. Darüber hinaus nahm das Uni-Klinikum neue Logo-Produkte in sein Sortiment auf, u. a. ein Anti-Stress-Herz und einen Regenschirm. Das eigens für das Jubiläum kreierte Logo zierte neben den Merchandising-Produkten auch Fahnen, Banner sowie Stadtbusse und transportierte die Aufforderung „Feiern Sie mit uns!“. Die Website zum Jubiläum: www.200.uk-erlangen.de
HEILEN HELFEN Die Notfall-Manager PD Dr. Rüdiger Görtz und das Team der internistischen 10 Notaufnahme haben jetzt mehr Platz für eine schnelle und sichere Notfallversorgung: JAHRESBERICHT 2015 | 2016 UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN zusätzliche Behandlungsräume, Isolationszimmer für infektiöse Patienten, neue Lagerflächen, mehr Helligkeit und Transparenz. MEHR RAUM FÜR NOTFALLMEDIZIN Angesichts steigender Patientenzahlen vergrößerte und modernisierte die KlinikMedBau GmbH die internistische Notaufnahme des Universitätsklinikums Erlangen im Sommer 2015. Bis zu 12.000 Notfälle versorgen die Ärzte und Pflegekräfte hier mittlerweile jährlich – vom lebensbedrohlichen Herzinfarkt bis zu unklaren Bauchschmerzen. Dank der erweiterten Kapazitäten kann das Team mehreren Patienten gleichzeitig helfen und Notfälle besser klassifizieren.
HEILEN HELFEN 2,5 Promille im Blut eines „Wir bieten hier eine 24-Stunden-Erst- 25-Jährigen. Eine versorgung an 365 Tagen im Jahr.“ Rentnerin, die Atemnot und Brustschmerzen PD Dr. Rüdiger Görtz, quälen. Eine junge oberärztlicher Leiter der internistischen Notaufnahme Frau mit blutigem Husten. Gallensteine, starke Übelkeit und Bauchkrämpfe, plötzliches hohes Fieber: In all diesen Fällen ist die inter- Kliniken des Uni-Klinikums stationär aufge- nistische Notaufnahme (oberärztlicher nommen – die meisten von der Medizinischen Leiter: PD Dr. Rüdiger Görtz) des Uni-Klinikums Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie Erlangen die erste Anlaufstelle – neben und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus Hausärzten und Notfallpraxen. Fast 12.000 F. Neurath), gefolgt von der Medizinischen internistische Notfälle landeten allein 2015 Klinik 2 – Kardiologie und Angiologie (Direktor: 11 am Uni-Klinikum Erlangen. Vor zehn Jahren Prof. Dr. Stephan Achenbach). Alle übrigen waren es noch halb so viele. Patienten verteilen sich auf die Medizinische JAHRESBERICHT 2015 | 2016 UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie Um mehr Patienten parallel versorgen zu (Direktor: Prof. Dr. med. univ. Georg Schett), können, hat die uniklinikumseigene Klinik- die Medizinische Klinik 4 – Nephrologie MedBau GmbH die Notaufnahme unter und Hypertensiologie (Direktor: Prof. Dr. Kai- dem Erlanger Maximiliansplatz im Sommer Uwe Eckardt) und die Medizinische Klinik 5 – 2015 umgebaut und erweitert. Innerhalb Hämatologie und Internistische Onkologie von nur acht Wochen war das 1,6 Millionen (Direktor: Prof. Dr. Andreas Mackensen). In Euro teure Bauprojekt abgeschlossen. Größer, den Medizinischen Kliniken 3 bis 5 werden moderner und leistungsfähiger ist die inter- unter anderem Gelenk- und Autoimmun- nistische Notaufnahme jetzt: 13 monitorüber- erkrankungen, Nieren- und Bluthochdruck- wachte Betten, davon drei Isolationsplätze leiden sowie Tumoren behandelt. mit Sicherheitsschleusen, wovon zwei von außen begehbar sind, zudem zwei Triage-Ein- BELASTUNGEN AUFFANGEN heiten zur Ersteinschätzung. Alles auf ins- gesamt 305 Quadratmetern. Das heißt: 30 Die Verlegung auf die passende Station kann Prozent mehr Platz als vorher. auch in einem 1.300-Betten-Haus wie dem Uni-Klinikum Erlangen herausfordernd sein, Von den eingelieferten Notfällen dürfen 45 da – so betont der oberärztliche Leiter der Prozent nach der Untersuchung mit einer internistischen Notaufnahme PD Dr. Rüdiger Therapieempfehlung nach Hause; 55 Prozent Görtz – „selbst ein Universitätskrankenhaus werden von einer der fünf internistischen zeitweise an die Grenze seiner Betten- In sicheren Händen. Das Team der internis- tischen Notaufnahme ist auf alles vorbe- reitet. Schnelligkeit und Effizienz sind hier ebenso wichtig wie Patientennähe.
HEILEN HELFEN kapazität stößt. Und ja, auch in unserer Not- Muss der Patient stationär weiterbehandelt aufnahme gibt es Belastungsspitzen.“ An den ohnehin stark frequentierten Montagen 30 werden, kann das bei voller Auslastung der eigenen Stationen auch die Verlegung in ein und Freitagen seien über 40 internistische Patienten werden im anderes Krankenhaus bedeuten. Der web- Notfälle täglich keine Seltenheit. So ein An- Durchschnitt pro Tag in basierte „Interdisziplinäre Versorgungsnach- drang kann Wartezeiten verursachen. Für der internistischen Not- weis“, kurz IVENA eHealth, zeigt Dr. Görtz Wochenenden und Feiertage wurde deshalb aufnahme untersucht und seinem Team deshalb an, wo es im ein zusätzlicher ärztlicher Rufdienst etabliert, und behandelt. Raum Erlangen, Fürth und Nürnberg bereits der hohe Belastungen auffängt. Und Dr. Görtz, Engpässe bei den Behandlungs- und Ver- der seit über zehn Jahren im Internistischen sorgungskapazitäten gibt. Zentrum des Uni-Klinikums arbeitet, ver- sichert: „Jeder Patient, der bei uns klingelt, „Das Wohl unserer Patienten ist uns wichtig. 12 ist unser Patient. Und wenn er da ist, ent- Wir bieten hier eine 24-Stunden-Erstversor- scheiden wir gemeinsam mit dem Erkrankten, gung an 365 Tagen im Jahr“, sagt Dr. Görtz. was das Beste für ihn ist.“ „Bei speziellen Fragen stehen uns die Ober- JAHRESBERICHT 2015 | 2016 UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN ärzte aller internistischen Kliniken des Uni- Dazu führen die Ärzte eine Anamnese und Klinikums zur Verfügung. Neben diesen eine körperliche Untersuchung durch, wobei auch die Rücksprache mit Angehörigen 55 % sind auch die Fachärzte der chirurgischen und neurologischen Disziplinen rund um und niedergelassenen Kollegen wichtige der Notfallpatienten die Uhr einsatzbereit.“ Leider werde dieses Informationen liefert. „In der Regel schließen werden stationär Angebot von manchen Patienten zeitweilig sich EKG und Blutentnahme an. Häufig aufgenommen. überstrapaziert: Ein schnelles Blutbild – benötigen wir ein Röntgenbild der Lunge und und tschüss. eine Abdomensonografie, um eine akute Erkrankung auszuschließen“, präzisiert Dr. Görtz. „Die Herausforderung ist es, eine schwere Erkrankung bereits in einer sehr frühen Phase zu erkennen.“ Schnelligkeit durch Nähe. Die Kardiologen um Prof. Achenbach können im Herzkathe- terlabor verschlosse- ne Herzkranzgefäße sofort aufdehnen. Rei- chen EKG und Ultra- schall zur Diagnostik nicht aus, steht zu- sätzlich ein hochmo- dernes Herz-CT bereit.
HEILEN HELFEN Ein Monitor pro Bett. Die elektronische Pflegedokumentation wird nun schrittweise eingeführt. WER BRAUCHT ZUERST HILFE? Haltung bekennt sich die internistische A JA Notaufnahme des Uni-Klinikums mit der Ein- Sind lebensrettende Sofortmaßnahmen Damit auch bei hohem Patientenaufkommen führung eines zentralen Beschwerdemanage- nötig? mit Sicherheit derjenige zuerst behandelt ments, das das Feedback von Rettungs- wird, dem am dringendsten geholfen werden diensten, Patienten und Angehörigen doku- 1 NEIN muss, arbeitet die neue internistische Not- mentiert und strukturiert bearbeitet. aufnahme zukünftig mit einem Triage-System, 13 B genauer: mit dem Emergency Severity Index, INTEGRIERTE CHEST PAIN UNIT Hochrisikosituation kurz ESI. „Kurz nach Eintreffen das Patienten JA JAHRESBERICHT 2015 | 2016 UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN oder verwirrt/ beurteilt eine ausgebildete Triage-Pflegekraft Gerade bei Patienten mit akutem Brust- lethargisch/desorien- die Behandlungsdringlichkeit nach einem schmerz muss es extrem schnell gehen. tiert oder starker Schmerz/großes Leid? fünfstufigen Algorithmus“, erklärt Anika Rau- „Herzinfarkt, Lungenembolie und Aortenriss – scher, stellvertretende Pflegedienstleitung das sind die drei großen lebensbedrohlichen NEIN des Internistischen Zentrums. Erkrankungen, an die wir im Notfall denken müssen“, sagt Prof. Dr. Stephan Achenbach, C Braucht der Patient umgehend lebensretten- Direktor der Medizin 2 und Leiter der Chest Wie viele Ressour- de Maßnahmen? Dann erhält er die Dringlich- Pain Unit des Uni-Klinikums Erlangen. Die cen werden 2 keitsstufe 1 und wird sofort ärztlich versorgt. Spezialeinheit für Brustschmerzpatienten ist benötigt? Ist er potenziell lebensbedrohlich erkrankt – in die internistische Notaufnahme integriert. keine eine viele hat zum Beispiel Brustschmerzen bei akutem Koronarsyndrom –, ist er verwirrt, lethargisch Bei Notfallpatienten mit bekannten Herz- ERWÄGE oder hat starke Schmerzen: Stufe 2. Die problemen oder erstmaligen drückenden, 5 4 Stufen 3 bis 5 werden danach vergeben, welche brennenden Thoraxschmerzen sind die Kardio- Vitalparameter der Patient hat und wie viele logen sofort zur Stelle. Innerhalb von zehn D Ressourcen der Notaufnahme er voraussicht- Minuten ist ein EKG geschrieben und ausge- Liegen die Vitalwer- lich benötigen wird (s. Schaubild links). „Dank wertet. Liefert es keinen klaren Befund, te im gefährlichen der Triage können wir unsere personellen untersucht ein Arzt das Herz per Ultraschall. Bereich? und räumlichen Ressourcen in der Notauf- Im modernsten Herzkatheterlabor Europas, Alter HF AF SpO2 nahme besser koordinieren und effizienter das sich direkt neben der Notaufnahme im < 3M > 180 > 50 > 92 % nutzen“, sagt Anika Rauscher. Internistischen Zentrum befindet, kann bei 3 M–3 J > 160 > 40 > 92 % einem akuten Herzinfarkt der Blutfluss in den 3–8 J > 140 > 30 > 92 % DIGITALE DOKUMENTATION SPART ZEIT Herzkranzgefäßen sofort wiederhergestellt > 8J > 100 > 20 > 92 % werden. „Ungefähr 40 Prozent der Patienten, NEIN Einen weiteren Schritt in Richtung Effizienz die wir im Katheterlabor behandeln, kommen ging das Team, als es sich entschied, die mit akuten Beschwerden“, sagt Stephan 3 Pflegedokumentation Stück für Stück auf Achenbach. „Durch das Plus an Platz und elektronische Füße zu stellen. „Wir entwickeln Personal in der Notaufnahme können wir ESI-Triage. Am Entscheidungspunkt D sind Grenzwerte für Alter, Herz- zurzeit eine Programmoberfläche mit allen lebensbedrohliche Fälle jetzt noch schneller und Atemfrequenz (HF, AF) sowie Notfallpatienten – samt Stammdaten, Symp- identifizieren und behandeln.“ FM für die Sauerstoffsättigung (SpO2) tomen und Behandlungsstatus“, erklärt definiert. Werden sie überschritten, Anika Rauscher. Was die stellvertretende kann die Triage-Pflegekraft den Pa- Pflegedienstleitung auch befürwortet, ist „eine tienten eine Dringlichkeitsstufe nach Weiterführende Informationen zur oben setzen. Kultur, die aus Beschwerden lernt.“ Zu dieser internistischen Notaufnahme: www.medizin1.uk-erlangen.de/ ueber-uns/fachgebiete/ notfallaufnahme
BÜNDIG KURZ 26.03.2015 300 14 Erstes zertifiziertes Wundzentrum Derma- tologie in Bayern JAHRESBERICHT 2015 | 2016 UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN Patienten mit chronischem Wund- leiden sind hier in besten Händen: Als erste Einrichtung in Bayern erhielt das neu eröffnete Wundzen- trum Dermatologie der Hautklinik eine Zertifizierung der Initiative Chronische Wunden e. V. (ICW) sowie der beiden Fachgesellschaften Deut- 12.03.2015 sche Dermatologische Gesellschaft 300. Lebendnieren- und Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin. spende am Uni-Klinikum Die externen Experten prüften die Struktur-, Prozess- und Ergebnis- Das Transplantationszentrum Erlangen- qualität im Wundzentrum und Nürnberg am Universitätsklinikum Erlangen bescheinigten die ausgezeichnete hat eine lange Tradition: 1966 wurde hier Qualität. Ein vergleichbares Zerti- die erste Nierenspende Bayerns durchgeführt. fikat erhielten nur vier weitere Im März 2015 transplantierte das interdis- Zentren in Deutschland. ziplinäre Ärzteteam nun seine 300. Lebendnie- renspende. Gertrud W. hatte ihrem Ehemann Ralf eine ihrer Nieren gespendet. Diese Form der Organtransplantation ermöglicht eine bessere Prognose und reduzierte Wartezeit – sonst im Durchschnitt rund acht Jahre. Die Or- gane werden von engen Angehörigen oder Verwandten gespendet. Auch eine nicht über- einstimmende Blutgruppe ist in der modernen Transplantationsmedizin kein Hindernis mehr. Mittlerweile ist jede dritte Nierenspende eine Lebendspende. Dr. Cornelia Erfurt-Berge und Prof. Dr. Michael Sticherling (l.) vom Erlanger Wundzentrum Dermato- logie nahmen das Zertifikat von Prof. Dr. Joachim Dissemond (ICW) entgegen.
BÜNDIG KURZ beträgt die Temperatur des Eierstockgewebes bei der Kryokonservierung. 29.05.2015 Doppelter Erfolg – zweites Kind nach Krebs Um trotz der drohenden Unfruchtbarkeit durch ihre Strahlentherapie noch Kinder bekommen zu können, entschied sich die krebskranke Sandra G. 2008 für die Kryokonservierung, also die Entnahme und das Einfrieren ihres Eierstockgewebes. Die Behandlung durch die Repro- duktionsmediziner der Frauenklinik war sogar doppelt erfolgreich: Im Mai 2015 brachte die Patientin nach erfolgreicher Reimplantierung des aufgetauten Gewebes bereits ihr zweites Kind zur Welt. Prof. Dr. Ralf Dittrich, Leiter des IVF- und Endokrino- logischen Labors, betonte die Wichtigkeit, Krebspatientinnen vor Therapiebeginn auf die Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin hinzuweisen, die in Deutschland nur in 15 wenigen universitären Zentren angeboten werden. JAHRESBERICHT 2015 | 2016 UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN 21.04.2015 Surround-Sound-Therapie gegen Bluthochdruck Die Surround-Sound-Therapie verspricht das, was bisher nur mittels chirurgischer Eingriffe möglich war: chronischen Bluthochdruck dauerhaft zu senken. Durch Ultraschallener- gie, die direkt auf den unteren Rücken des Patienten ge- geben wird, soll die Hormonproduktion der Nieren gedrosselt und damit der Bluthochdruck reguliert werden. Prof. Dr. Roland Schmieder, Oberarzt in der Medizinischen Klinik 4 – Nephrologie und Hypertensiologie, überwachte als Stu- dienleiter die deutschlandweit erste Behandlung einer Pati- entin am Uni-Klinikum Erlangen. Frühere Untersuchungen 25.04.2015 belegen bereits den Erfolg der nicht-invasiven Therapie. Erster Krebstag ein voller Erfolg Im April lud das Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN zum ersten Krebstag ein. Unter dem Motto „Gemeinsam gegen den Krebs – gemeinsam für das Leben“ konnten sich die Besucher in den Hörsälen Medizin an Infoständen, in Vorträgen, Workshops und bei Führungen über einen gesunden Lebensstil informieren sowie mehr über Diagnose- und Therapiemöglichkeiten am Uni-Klinikum Erlangen erfahren. Ab 140/90 mm Hg sprechen Ärzte von Bluthochdruck (Hypertonie).
BEWEGEN LEBEN GEGEN DEN STROM SCHWIMMEN Mitte 2015 wurde Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro von der Klinikdirektorenkonferenz und der Klinikumskonferenz einstimmig zur Wiederwahl vorgeschlagen. Der Auf- 16 sichtsrat folgte diesem Votum und bestimmte den Di- rektor der HNO-Klinik ab 1.1.2016 für weitere fünf Jahre JAHRESBERICHT 2015 | 2016 UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN zum Ärztlichen Direktor des Uni-Klinikums Erlangen. Nach Ihrer ersten Amtszeit wussten Sie, schöner Erfolg – auf dem wir uns aber nicht was Sie erwartet. Warum haben Sie sich ausruhen dürfen, wenn wir wettbewerbsfähig erneut als Ärztlicher Direktor beworben? bleiben wollen. Deshalb planen wir heute Als Ärztlicher Direktor des Uni-Klinikums schon, welche anderen Bereiche des Uni- Erlangen bin ich im Nebenamt tätig, was Klinikums als Nächstes modernisiert werden natürlich zusätzliche Arbeit neben meinem müssen, und welche Einrichtungen in frei Hauptamt als Direktor der HNO-Klinik und werdenden Gebäudeteilen untergebracht werden Lehrstuhlinhaber bedeutet. Aber auch wenn können. Aktuell erstellen wir einen Masterplan es manchmal anstrengend ist – es gibt für „Bau“ bis ins Jahr 2030. Dieser umfasst Bau- mich kaum eine spannendere Aufgabe, als ein Krankenhaus der Supramaximalver- sorgung zu leiten. 49 Einrichtungen mit ins- gesamt über 7.500 Mitarbeitern, die Tag für Tag gemeinsam das Ziel verfolgen, Pati- DER ÄRZTLICHE DIREKTOR enten zu helfen und zu heilen. So ein Uni- Die Aufgaben des Ärztlichen Direktors sind im Klinikum steht nie still, sondern es geht Bayerischen Universitätsklinikagesetz immer vorwärts – das treibt mich an. festgelegt. Der Ärztliche Direktor ist Vorsitzen- der des Klinikumsvorstands, in dem neben Sichtbare Veränderungen gab es in Ihrer dem Kaufmännischen Direktor und dem vergangenen Amtsperiode im äußeren Pflegedirektor auch der Dekan der Medizini- Erscheinungsbild des Uni-Klinikums. Das schen Fakultät der Friedrich-Alexander-Univer- alte Bettenhochhaus des Chirurgischen sität Erlangen-Nürnberg vertreten ist. Der Zentrums wurde abgerissen, nachdem es Ärztliche Direktor ist Dienstvorgesetzter der durch einen benachbarten Neubau ersetzt über 1.700 am Uni-Klinikum tätigen wissen- worden war. Der erste Bauabschnitt des schaftlichen, ärztlichen und zahnärztlichen Translational Research Centers wurde Mitarbeiter mit Ausnahme der Professoren eröffnet, und die Kopfkliniken wurden von und Juniorprofessoren. Er übt das Hausrecht außen saniert. Was kommt als Nächstes? im Uni-Klinikum aus und vertritt dieses als Zum Ende meiner neuen Amtszeit, im Jahr Vorstandsvorsitzender nach außen. Das Amt 2021, übernehmen wir das neue Funktions- wird in Erlangen nach wie vor im Nebenamt gebäude des Chirurgischen Zentrums, für ausgeübt. das wir lange gekämpft haben. Das ist ein
BEWEGEN LEBEN 17 JAHRESBERICHT 2015 | 2016 UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN Engagiert gestalten, statt nur verwalten – Prof. Iro startete Anfang 2016 in seine zweite Amtszeit als Ärztlicher Direktor. maßnahmen wie ein Zentrum für unsere bauliche Sanierungsmaßnahmen und gestiege- Berufsfachschulen, weitere Bauabschnitte ne Personal- und Materialkosten belastet. Das des Translationalen Forschungszentrums, eine konnten wir in der Vergangenheit durch neue Frauenklinik und eine neue HNO-Klinik. Effizienzsteigerungen in nahezu allen Unter- nehmensbereichen weitestgehend ausgleichen. Zu Ihren Aufgaben zählt es, die Weichen Wenn Staat und Krankenkassen ihre für die Zukunft zu stellen. Dabei müssen Finanzierungspflicht aber weiterhin ver- Sie für das Uni-Klinikum in seiner Gesamt- nachlässigen, sind rote Zahlen vorprogrammiert. heit entscheiden und manchmal auch ge- Das müssen wir immer wieder klarmachen. gen den Strom schwimmen. Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforde- rungen für das Uni-Klinikum Erlangen? Wir stehen derzeit mindestens vor zwei großen „Wenn nicht mehr ausreichend Geld Herausforderungen. Als Erstes müssen wir dem steigenden Kostendruck standhalten. Unser oder Personal im Gesundheitswesen Haushalt wird zunehmend durch Extremkosten- vorhanden ist, muss die Politik sa- fälle, aber auch zahlreiche nicht kostendecken- gen, wo medizinische Rationierung de, kleinere Operationen, durch dringende vertretbar ist.“ Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro
BEWEGEN LEBEN Im November 2012 eröffnete der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer das neue Bettenhaus des Chirurgischen Zentrums. Beim Gang durch das Gebäude informierte ihn Prof. Iro über die Notwendigkeit des zweiten Bauabschnitts. 18 Nachdem Horst Seehofer versicherte: „Das Funktionsgebäude kommt!“, konnte im Frühjahr 2015 mit der Aushebung der Baugrube begonnen werden. JAHRESBERICHT 2015 | 2016 UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN Die zweite Herausforderung sehe ich darin, gute satz zu vielen privaten Krankenhäusern – Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. Die zum Glück keine Gewinne für Aktionäre Ansprüche der sogenannten Generation Y im erwirtschaften. Bei uns kann der Patient der- Hinblick auf eine Work-Life-Balance sind mit zeit noch sicher sein, dass er die individuell dem traditionellen Arbeitsalltag eines Kranken- bestmögliche Therapie erhält und von neuesten hauses der Supramaximalversorgung kaum in Methoden und Erkenntnissen profitiert, die viel- Einklang zu bringen. Hinzu kommt der sich leicht andernorts noch nicht zur Verfügung abzeichnende Pflegenotstand. Es muss uns stehen. Das ist aber nur möglich, weil wir gelingen, mehr junge Menschen für den innovative Forschungsvorhaben unterstützen, Pflegeberuf zu begeistern. Gleichzeitig müssen wir Konzepte entwickeln, wie wir unsere Arbeitsprozesse stärker auf die Erwartungen junger Mitarbeiter ausrichten können. Worauf müssen sich Patienten künftig ein- stellen, wenn Geld und Personal knapper werden? Wenn nicht mehr ausreichend Geld oder Personal im Gesundheitswesen vorhanden ist, muss die Politik sagen, wo medizinische Rationierung vertretbar ist. Diese Entschei- dung darf nicht schleichend auf Ärzte abgewälzt werden. Wir müssen – im Gegen- „So ein Uni-Klinikum steht nie still, sondern es geht immer vorwärts – das treibt mich an.“ Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro Beim Festakt anlässlich des fünfjährigen Bestehens der Palliativmedi- zinischen Abteilung im April 2015 gratulierte die bayerische Gesund- heitsministerin Melanie Huml persönlich und dankte sowohl Prof. Iro für den Klinikumsvorstand als auch dem Leiter der Abteilung, Prof. Dr. Christoph Ostgathe (l.), und seinem Team für die wichtige (Aufbau-) Arbeit.
BEWEGEN LEBEN ÄRZTLICHER WERDEGANG Heinrich Iro wurde 1956 in Saarbrücken geboren. Von 1975 bis 1981 studierte er Humanmedizin an der Uni- versität des Saarlandes. 1981 wurde ihm die Approbation erteilt. Ein Jahr später legte Heinrich Iro auch das US- amerikanische Staatsexamen ab und wurde zum Dr. med. promoviert. Im Anschluss an seinen Wehrdienst als Stabsarzt im Bundeswehrkrankenhaus Bad Zwischenahn arbeitete er zehn Jahre lang als Assistenzarzt der HNO- Klinik des Uni-Klinikums Erlangen. In dieser Zeit legte Dr. Iro seine Prüfung als Facharzt für Hals-Nasen-Ohren- Heilkunde ab und erwarb die Zusatzbezeichnungen „Plas- tische Operationen“, „Spezielle HNO-Chirurgie“ sowie später „Umweltmedizin“ und „Allergologie“. 1995 wurde er zum Professor für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde an der Universität des Saarlandes ernannt und zum Direktor der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde des Uni-Klinikums des Saarlandes. Im Jahr 2000 folgte er dem Ruf auf eine Professur für HNO-Heilkunde an die Uni- versität Erlangen-Nürnberg und übernahm die Leitung der Hals-Nasen-Ohren-Klinik – Kopf- und Halschirurgie Im Hauptamt ist Prof. Iro Direktor der HNO-Klinik des Uni-Klini- 19 kums Erlangen – einer der größten HNO-Kliniken Deutschlands. des Uni-Klinikums Erlangen. Im Oktober 2004 wurde Prof. Einer seiner Schwerpunkte ist die Tumorchirurgie. Iro zum stellvertretenden Ärztlichen Direktor bestellt, JAHRESBERICHT 2015 | 2016 UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN im Februar 2009 erstmals zum Ärztlichen Direktor. Seine zweite Amtszeit begann am 1. Januar 2016 und dauert erneut fünf Jahre. rechtzeitig in moderne Medizintechnik in- die Besten in unserem Team haben für die vestieren und Freiräume für Wissenschaftler bestmögliche Versorgung unserer Patienten. neben dem Stations- und Sprechstunden- Wir werden deshalb auch in diesem Jahr alltag schaffen. Wir pflegen den Austausch gemeinsam hart an einem wirtschaftlich aus- mit Kollegen aus aller Welt, und wir bilden die geglichenen Ergebnis arbeiten, damit wir Experten von morgen aus: neben den Ärzten auch weiterhin unseren Patienten modernste insbesondere auch die Fachkräfte in der Medizin auf Spitzenniveau anbieten Gesundheits- und Krankenpflege. Wir wollen können. JE Mit einem großen Dankeschön an alle Mitarbeiter des Uni-Klinikums Erlangen für ihre vielfältige Arbeit in Lehre, Forschung und Patientenversorgung eröffnete Prof. Iro im April 2016 das Mitarbeiterfest: „Gemeinsam sind wir nicht nur ein Team – wir sind ein starkes und erfolgreiches Team. Wir sind das Uni-Klinikum Erlangen. Darauf können Sie, darauf können wir stolz sein.“
LEHREN FORSCHEN ENTZÜNDUNGS- FORSCHUNG B Die Lymphozyten 20 A halten die Ent- zündung in Gang. C Die Produktion von Der Zelltod und die Zytokinen stößt JAHRESBERICHT 2015 | 2016 UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN Gewebereparatur die Entzündungs- leiten den Entzün- reaktion an. dungsstopp ein. ENTZÜNDUN GS- STOPP AU S L Ö S E R A B C Chronifizierung Chronifizierung Chronifizierung Mit einem Sonderforschungsbereich zu einem bisher wenig bekannten Gebiet gehen Wis- senschaftler des Uni-Klinikums Erlangen und OUT OF THE BOX der FAU Erlangen-Nürnberg den „Schaltstel- len zur Auflösung von Entzündung“ auf den Grund. Das übergeordnete Ziel: Die Vorgänge von chronisch-entzündlichen Erkrankungen verstehen und neue Behandlungsansätze finden.
LEHREN FORSCHEN Entzündlich, chronisch, ungeklärt 21 In Europa leiden rund 45 Millionen Menschen an JAHRESBERICHT 2015 | 2016 UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN chronisch-entzündlichen Erkrankungen. Betroffen sind vor allem der Darmtrakt, die Lunge und die Gelenke. Eine Heilung ist bisher nicht möglich. W ie viele große Ideen begann schaftliche Kompetenz, die am Uni-Klinikum auch der Sonderforschungsbe- Erlangen und an der Universität in der Ent- reich (SFB) 1181 „Schaltstellen zündungsforschung bereits vorhanden ist, zur Auflösung von Entzündung“ wollten wir für ein gemeinsames Projekt mit rauchenden Köpfen, krea- nutzen, das sich einer Fragestellung widmet, tivem Brainstorming und Ideensammlungen der bisher wenig nachgegangen wurde: Wie auf Papier. So beschreibt Prof. Dr. med. univ. schaltet der Körper Entzündungen ab, und wel- Georg Schett, Direktor der Medizinischen che sind die Auslöser für die Entstehung einer Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie chronisch-entzündlichen Erkrankung?“ Um des Universitätsklinikums Erlangen, das diesem Rätsel auf den Grund zu gehen, ent- Treffen zwischen ihm, Prof. Dr. Falk Nimmer- warfen Prof. Neurath, Prof. Nimmerjahn und jahn, Leiter des Lehrstuhls für Genetik an Prof. Schett das Konzept für einen Sonderfor- der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen- schungsbereich. Dieser wurde nach zweiein- Nürnberg, und Prof. Dr. Markus F. Neurath, halbjähriger Vorbereitungszeit im Juli 2015 Direktor der Medizinischen Klinik 1 – eingerichtet und erhielt von der Deutschen Gastroenterologie, Pneumologie und Endo- Forschungsgemeinschaft (DFG) eine För- krinologie, bei dem sie sich Gedanken darüber derung in Höhe von über 14 Millionen Euro machten, wie man mit innovativem Out-of-the- für die ersten vier Jahre. box-Denken Methoden zur tiefergehenden Untersuchung von Entzündungen entwickeln könnte. „Die breite klinische und wissen-
LEHREN FORSCHEN „Wir vermuten, dass Störungen im Abschaltprozess zentrale Gründe für die Entstehung chronischer Erkrankungen sind.“ FORSCHUNG FERN DES MAINSTREAMS Prof. Dr. med. univ. Georg Schett, Direktor der Medizin 3 Vor allem dank seines innovativen Ansatzes erhielt der Sonderforschungsbereich, in dem Mediziner unterschiedlicher Fachdiszi- plinen sowie Biologen, Mikrobiologen und Physiker zusammenarbeiten, die Förderung VOM NORMALFALL ZUR KRANKHEIT durch die DFG. „Es ist relativ gut verstanden, 22 wie Entzündungen entstehen und welche „Entzündungen“, sagt Prof. Schett, „sind Faktoren dabei eine Rolle spielen“, erläutert zunächst ein automatischer physiologischer Prof. Schett. „Zu wenig bekannt ist bisher, JAHRESBERICHT 2015 | 2016 UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN Reparaturmechanismus im Körper. Wenn wie sich Entzündungen wieder auflösen. Wir wir uns in den Finger schneiden oder eine vermuten, dass Störungen im Abschalt- Infektion von außen droht, dann schützt prozess zentrale Gründe für die Entstehung sich der Organismus durch eine Entzündungs- chronischer Erkrankungen sind.“ Weder in reaktion. Diese verhindert das Eindringen Deutschland noch im internationalen Umfeld weiterer Bakterien, räumt tote Zellen fort und werde aktuell in dieser Form und in dieser stößt den Heilungsprozess an.“ Erkrankun- Dimension an einer solchen Fragestellung gen treten dann auf, wenn sich dieser Repa- gearbeitet wie jetzt in Erlangen. Um sich raturvorgang nicht wieder abstellt, sondern dem bisher ungelösten Rätsel der Entzün- anhält. „Bleibt eine Entzündung bestehen, dungsauflösung anzunähern, mussten die obwohl ihr Auslöser schon nicht mehr da Gründer des Sonderforschungsbereichs ist, sprechen wir von einer Chronifizierung“, umdenken. „Unser Ziel war es“, sagt Georg erklärt der Sprecher des SFB 1181. Die drei Schett, „mit diesem Projekt neue Wege am häufigsten von chronisch-entzündlichen zu gehen und Hypothesen und Aufgaben Erkrankungen betroffenen Körperteile sind zu entwickeln, die sich außerhalb des die Gelenke mit Rheumatoider Arthritis und Mainstreams bewegen.“ Gicht, der Darm mit Morbus Crohn und die Lunge, die bei anhaltender Entzündung der Bronchialschleimhäute ein Asthma bronchiale entwickelt. Warum chronisch? Bei der Suche nach den Ursa- chen von Chronifizierungen bli- cken die SFB-Forscher auch auf die DNA in „neutrophil extracellular traps“ (im Bild), die im gesunden Körper einen Sicherheitsmechanis- mus gegen ausufernde Entzündun- gen bilden.
LEHREN FORSCHEN MODERNSTER DURCHBLICK Prof. Dr. med. univ. Neben den vielfältigen Kompetenzen am Georg Schett, Direktor der Medizin 3 und Spre- Uni-Klinikum Erlangen und an der FAU profi- cher des SFB 1181, be- tiert der Sonderforschungsbereich auch fasst sich in seinem maßgeblich von der Zusammenarbeit mit Projekt vornehmlich mit dem Optical Imaging Centre Erlangen (OICE) chronisch-entzündlichen der FAU und der Präklinischen Imaging 23 Gelenkerkrankungen. Platform Erlangen (PIPE). Der Zusammen- schluss des SFB mit dem OICE und der PIPE JAHRESBERICHT 2015 | 2016 UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN bietet den Forschern fortgeschrittene Bild- gebungsmöglichkeiten auf mikroskopischer Erfolgschancen? „Ich bin immer zuversicht- und makroskopischer Ebene, um Gewebe- lich“, erklärt der Direktor der Medizin 3 proben aus den medizinischen Einrichtungen mit einem Lächeln. Eine Berechtigung dazu zu analysieren. Insgesamt arbeiten rund hat er in jedem Fall, denn der SFB 1181 100 Wissenschaftler, Doktoranden und bedient mit 19 Einzelprojekten und zwei Techniker im SFB 1181. Neben der Proben- Zentralprojekten drei Lösungsideen zugleich. analyse stellen sie auch Entzündungen Die drei Ansätze, Schaltstellen genannt, im Tiermodell oder in vitro, also im Reagenz- befassen sich mit unterschiedlichen Bereichen glas, nach, um etwa festzuhalten, wie die der Entzündungsreaktion, an denen die Krankheiten auf bestimmte Reize reagieren. Forscher die Ursachen der Störung vermuten: Schaltstelle A erforscht die Balance von GRUNDSTEIN FÜR DIE ZUKUNFT entzündlichen und anti-entzündlichen Zytokinen – Botenstoffen, die das Immun- Zusätzlich zur Laborarbeit engagieren sich system bei einem Anstoß, wie bei einer Erkäl- die Mitarbeiter des Sonderforschungsbe- tung, aktivieren und damit die Entzündung als reichs für den wissenschaftlichen Nach- natürliche Verteidigungsreaktion initiieren. wuchs. „Eingegliedert in das Großprojekt Schaltstelle B konzentriert sich auf die ist auch ein Graduiertenkolleg, das Doktoran- Lymphozyten – die Immunzellen, die die den bei ihren Dissertationen betreut und Entzündungsreaktion in Gang halten. Die ihnen wichtige Instrumente der strukturierten Wissenschaftler untersuchen, ob Fehler im Ausbildung – Soft Skills – näherbringt, wie Wechselspiel zwischen Lymphozyten, T-Zellen das richtige Verfassen wissenschaftlicher und Makrophagen Gründe für eine Chronifi- Texte“, berichtet Prof. Schett. zierung sind. Die Schaltstelle C schließlich befasst sich mit den Mechanismen, die bei der Die erste von der DFG genehmigte Förder- Entzündungsauflösung eingeleitet werden: die periode beträgt vier Jahre. Danach werden Gewebereparatur sowie die Hemmung von die erfolgte Arbeit und die veröffentlichten entzündungsfördernden Immunzellen. „Mit der Ergebnisse evaluiert. „In unserem ersten Erforschung dieser drei Ansätze möchten wir Jahr haben wir bereits mit einigen wichtigen ein Gesamtbild der Vorgänge des Entzündungs- Publikationen von internationaler Top-Qualität stopps erhalten“, erklärt Georg Schett, der einen soliden Grundstein für die Legitimierung zusammen mit seiner Mitarbeiterin Prof. Dr. einer zweiten Förderperiode gelegt“, betont Aline Bozec innerhalb der Schaltstelle A ein der SFB-Sprecher. „Wir machen gute Fort- Projekt zur entzündlichen Arthritis leitet. schritte.“ MS
BÜNDIG KURZ 24 18.06.2015 Schwerpunktzentrum für kardiovaskuläre Bildgebung JAHRESBERICHT 2015 | 2016 UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN Im Juni wurde das Radiologische Institut als erste bayerische Einrichtung von der Deutschen Röntgengesellschaft e. V. als Schwerpunktzentrum für kardiovaskuläre Bildgebung zertifiziert. Das Erlanger Institut erfüllte alle strengen Anforderungen der Prüfer, sowohl personell als auch apparativ. Über 1.000 Patienten werden hier pro Jahr mit modernsten Geräten wie dem Computertomografen oder dem Magnetreso- nanztomografen untersucht. 30.06.2015 Zertifizierung für das Tumor- zentrum Erlangen-Nürnberg Mai/Juni 2015 Alle onkologisch tätigen Ärzte, Kliniken und Bester Azubi seines Fachs Zentren in Mittelfranken sowie 300 ober- fränkische Institute haben sich im Tumor- Stephan Schwarzbach absolvierte seine Ausbildung zentrum Erlangen-Nürnberg freiwillig zusam- zum Kaufmann im Gesundheitswesen am Institut mengeschlossen. Dieses wichtige Netzwerk für Frauengesundheit GmbH der Frauenklinik und wurde nun von der Arbeitsgemeinschaft schnitt in diesem Fach deutschlandweit als Bester Deutscher Tumorzentren e. V. (ADT) mit einer seines Jahrgangs ab. Der Absolvent blieb seinem Zertifizierung ausgezeichnet. Es ist damit die Ausbildungsbetrieb treu und arbeitet nun in der zweite von der ADT anerkannte Einrichtung in Fachabteilung Buchhaltung des Uni-Klinikums. Deutschland.
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