Filmmuseum Januar 2017 Kinoprogramm - Ausstellungen Projekte - Deutsches ...
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2 Information & Ticketreservierung Tel. 069 - 961 220 220 Impressum Herausgeber: Deutsches Filminstitut – DIF e.V. Schaumainkai 41 KINOHIGHLIGHTS 2016 60596 Frankfurt am Main I, DAniel BLAKE ≥ Seite 19 Vorstand: Claudia Dillmann, Dr. Nikolaus Hensel Direktorin: Claudia Dillmann (V.i.S.d.P.) Presse und Redaktion: Frauke Haß (Ltg.), Sarah Hujer, Manfred Riepe Texte: Gaby Babić, Ines Bayer, Andreas Beilharz, Jonas Ebling, Natascha Gikas, Winfried Günther, Sarah Hujer, Manfred Riepe, Daniel Ruh, Patrick Seyboth, Urs Spörri, Treppe 41 Vorführer/innen: Christian Appelt, Michael Besser, Pramila Chenchanna, Hans-Peter Marbach, Günther Volkmann Gestaltung: Optik — Jens Müller www.optik-studios.de Druck: Fißler & Schröder – Die Produktionsagentur 63150 Heusenstamm Anzeigen (Preise auf Anfrage): Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Tel.: 069 - 961 220 222 E-Mail: presse@deutsches-filminstitut.de Abbildungsverzeichnis: Alle Abbildungen stammen aus dem Bildarchiv des Deutschen Filminstituts, sofern nicht anders verzeichnet. Titelmotiv: REAR WINDOW (US 1954)
INHALT 3 Sonderausstellung: Die Kunst von Aardman 4 Filmreife Ferientage 9 Bundesverdienstorden für Claudia Dillmann 10 Nachruf: Hans-Joachim Schlegel 11 Eröffnung Stanley Kubrick in Mexiko 12 Nachlass von Maximilian Schell 13 Gäste im Deutschen Filmmuseum 2016 14 Filmprogramm Kinohighlights 2016 16 Alfred Hitchcock 22 Klassiker & Raritäten: Geschlechterkampf 30 Lecture & Film: Ernst Lubitsch 34 Filmclub Treppe 41 39 Late Night Kultkino 40 Kinderkino 42 Specials Was tut sich: DAS VERSPRECHEN 44 Peter Sempel über Bazon Brock 45 Townes Van Zandt 46 Schulkinoreihe: Erinnerung an den Holocaust 47 Service Programmübersicht 48 Eintrittspreise/Anfahrt 52 Vorschau 54 FREIER EINTRITT für Kinder und Jugendliche betrifft nur die STÄDTISCHEn MUSEEN Die Stadt Frankfurt am Main hat beschlossen, vom 1. Januar 2017 an den Eintritt in die städtischen Museen für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren kostenfrei zu ermöglichen. Diese Entscheidung begreifen wir als richtigen und wichtigen kulturpolitischen Schritt. Auch das nicht-städtische Deutsche Filmmuseum würde diesen freien Zugang für junge Menschen gern gewähren. Dies ist uns jedoch nicht möglich, weil wir auf die Einnahmen nicht verzichten können. Die Stadt ist der- zeit nicht bereit, uns die Ausfälle zu ersetzen, im Gegensatz zu den rein städtisch geführten Museen. Wir müssen daher an den bestehenden Eintrittspreisen für Kinder und Jugendliche festhalten.
AUSSTELLUNG 5 Die Kunst von Aardman – Wallace & Gromit, Shaun das Schaf & Co im Deutschen Filmmuseum Sonderausstellung und Begleitprogramm Die Zeit rast: Nur noch bis zum aufgereiht. Das Gemüse sieht so 29. Januar ist die Sonderausstellung appetitlich aus, dass man es ernten Die Kunst von Aardman im möchte. Das ist kein Zufall, denn für Deutschen Filmmuseum zu sehen. das Aardman Studio arbeiten Künst- Normalerweise rast auch der Film: Er ler/innen, die sich mit Hingabe in die fliegt mit 24 Bildern pro Sekunde an Gestaltung stürzen – in diesem Fall unseren Augen vorbei. In der Aard- eben in das individuelle Modellieren man-Ausstellung ist das anders: Die von Kürbissen und Kohlköpfen. Des- Szenen sind angehalten, eingefro- halb, so Merlin Crossingham, Crea- ren. Die Besucher/innen sehen und tive Director bei Wallace & Gromit, erleben den ganz konkreten Stoff, unterscheidet sich jeder Kohlkopf aus dem die Knetpuppen-Träume vom anderen – wie das in der Natur geschaffen sind. ja auch der Fall ist. Da gibt es zum Beispiel ein ordent- lich angelegtes Beet, wie in einem ganz gewöhnlichen Schrebergarten. Kohlköpfe, Wirsing und orangefar- bene Kürbisse sind fein säuberlich bis NUR NOCH 2017 29. Januar
66 AUSSTELLUNG Das detailverliebte Miniatur-Filmset unwiderstehlich Haptisches. „Ein ist nur ein Bruchteil der komplexen Triumph der Handarbeit im Zeitalter Welt der Aardman-Figuren. Sechs des digitalen Kinos“, so fasst Claudia Langfilme produzierte das Studio Dillmann, Direktorin des Deutschen aus Bristol in den vergangenen Filmmuseums, die künstlerische Ar- 16 Jahren. Im Vergleich zu den zwei beit der Briten zusammen. Aardman computeranimierten Produktionen hat eine regelrechte Renaissance ARTHUR CHRISTMAS (Arthur Weih- des Animationsfilms ausgelöst. nachtsmann, US/GB 2011, R: Sarah Dass die Firma nicht zufällig mit fünf Smith, Barry Cook) und FLUSHED Oscars® belohnt wurde, können die AWAY (Flutsch und Weg, US/GB Besucher/innen der Ausstellung im 2006, R: David Bowers, Sam Fell) Detail nachvollziehen – allerdings verdeutlicht die Ausstellung eines: nur noch einen Monat lang. Dann Wallace & Gromit oder Shaun das kehren Wallace & Gromit, Shaun das Schaf sind keine Kompilation von Schaf und Co zurück ins heimatliche Pixeln, die per Mausklick generiert Bristol. wird. Sie sind auch nicht, wie im konventionellen Zeichentrick, „nur“ Farb- und Pinselstrich. Sie alle sind „echt“. Die bis ins kleinste Detail liebenswürdig gestaltete Welt der Aardman-Charaktere hat etwas
Nur noch einen Monat „Die Kunst von Aardman“! Kreative Gästebucheinträge von Besucher/innen Die Aardman-Austellung stößt auf begeisterte Zustimmung bei einem internationalen Publikum: „Beau musée, très intéressante“, notiert ein französischer Besucher im Gästebuch zur Ausstellung. „So much fun“, pflichtet ein englischsprachiger bei. „Ich fand es cool, mal hinter die Kulissen meiner Kindheit zu schauen“, er- gänzt ein weiterer. Das Gästebuch beweist auch, dass die Ausstel- lung dazu anregt, selbst kreativ zu werden. Hier einige Beispiele: Der Besuch der Ausstellung Die Kunst von Aard- man setzt bei vielen Besucher/innen aus aller Welt kreative Kräfte frei.
88 AUSSTELLUNG Begleitprogramm Wein und Knete: Aardman after work © DreamWorks LLC, Aardman Features Ltd & Pathé Image 2000 Zu einem knetbunten Feierabend lädt das Deutsche Filmmuseum an jedem zweiten Mittwoch im Monat ein. In einer Führung erfahren die Teilnehmer/innen, wie im Aardman Studio in Bristol aus ersten Ent- wurfskizzen Knetfiguren und schließlich aufwändig animierte Filme werden. Zum Ausklang des Abends gibt es ein Glas Wein im Ausstellungsfoyer. Mittwoch, 11. Januar, 19 Uhr Unterstützt durch Jacques’ Wein-Depot, Schweizer Str. 44a, Frankfurt Studiotour im Trickfilmland Die Macher/innen des Sandmännchen-Kinofilms laden zu einer Tour durch ihr Trickfilmstudio ein. Interessierte können hautnah miterleben, wie Trickfilme entstehen. Freitag, 13. Januar, 18 Uhr Kosten: 12,- Euro pro Person · Anmeldung erforderlich Ort: Trickfilmstudio der scopas medien AG (Daimlerstraße 32-36, Frankfurt) Offenes Filmstudio mit Morph Die Besucher/innen des Offenen Filmstudios (4. OG) können sich jeden Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr in der Bluebox in ihre Lieblingsfilme beamen lassen und außerdem kleine Trickfilme mit der Aardman-Knetfigur Morph erstellen. Filmanalyse zu Aardman Ab sofort für Gruppen individuell buchbar. Anmeldung und Information: museumspaedagogik@deutsches-filminstitut.de Tel: 069 – 961 220 223 (Mo bis Fr, 10–15 Uhr)
9 Aktion: FILMREIFE FERIENTAGe Ein Tag v oll Film Filmreife Ferientage Montag, 2. bis Donnerstag, 5. Januar In den Weihnachtsferien macht Kombination mit einem Besuch der das Deutsche Filmmuseum für Dauerausstellung für nur fünf Euro junge Besucher/innen ein ganz oder der Sonderausstellung Die besonderes Angebot: Highlights Kunst von Aardman für nur sieben aus dem Kinderkino, spannende Euro. Jeden Tag können Aardman- Ausstellungen und Experimente im Besucher/innen tolle Fanartikel zu Filmstudio sorgen für einen perfek- Shaun das Schaf gewinnen. ten Ferientag im Filmmuseum – in Kurzfilme: Wallace & Gromit Großbritannien 1989-2008. R: Nick Park Animationsfilme. 60 Min. DF In 40 Jahren produzierte Aardman mehr als 70 Kurzfil- Montag, 02.01. me, darunter die Abenteuer des Erfinders Wallace und 10:30/13:30/ seines Hundes Gromit. Am 2. Januar, sind ALLES KÄSE 15:30 Uhr und DIE TECHNOHOSE zu sehen, am 4. Januar UNTER SCHAFEN und AUF LEBEN UND BROT. Mittwoch, 04.01 10:30/13:30/ 15:30 Uhr DIE PIRATEN! – EIN HAUFEN MERKWÜRDIGER TYPEN Großbritannien/USA 2012. R: Peter Lord, Jeff Newitt Animationsfilm. 88 Min. DF. Ohne Altersbeschränkung Dienstag, 03.01. Der Piratenkapitän will „Pirat des Jahres“ werden. Er 10:30/13:30/ frohlockt, als der Wissenschaftler Darwin erkennt, dass 15:30 Uhr es sich beim Vogel des Kapitäns um ein Exemplar des bisher für ausgestorben gehaltenen Dodos handelt. SHAUN DAS SCHAF Großbritannien/Frankreich 2014. R: Mark Burton, Richard Starzak Animationsfilm. 85 Min. o. D. Empfohlen ab 5 Jahren Shaun das Schaf treibt es mit dem Unfug so weit, dass Donnerstag, 05.01. der Bauer die Farm verlassen muss. Sofort macht sich 10:30/13:30/ die Schafherde zusammen mit Hund Bitzer auf den Weg 15:30 Uhr in die Großtadt, um ihn zurückzuholen.
10 Aktuelles Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an Claudia Dillmann Direktorin des Deutschen Filminstituts im Dezember geehrt Irgendwann fiel das unvermeidliche geist von Frauen bricht, würde Wort: Sie sei die „Grande Dame“ heute wohl niemand mehr wagen. des Films in Deutschland. Etikettie- Doch in der Waschmittelwerbung rungen wie diese behagen Claudia dominieren, wie Claudia Dillmann Dillmann gar nicht. Aber sie liegen in ihren Dankesworten betonte, wohl immer noch nahe, wenn eine eben immer noch die Frauen. Und Frau in führender Position ausge- das, obwohl diese sich längst die zeichnet, mit höchsten Weihen Spitzen von Unternehmen, Politik bedacht wird. In diesem Fall mit und Kultureinrichtungen erobert dem Verdienstkreuz am Bande des haben. Wie Claudia Dillmann. Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, den Boris Rhein, Hes- Den Orden erhielt die Direktorin sischer Minister für Wissenschaft des Deutschen Filminstituts für und Kunst, bei einem Festakt im ihren Einsatz für die Filmkultur: Dezember überreichte. „Claudia Dillmann hat ein beson- deres Gespür für die Zukunft des Dass sie eine in den 1950er Jahren Films, die sie mit großer Fachkennt- geborene Frau ist, thematisierte nis, Begeisterung für das Bewegt- Claudia Dillmann – mit Humor und bild und der Leidenschaft, neue Ironie – ohnehin selbst, wenn auch Wege einzuschlagen, mitgestaltet", indirekt: Sie begeisterte die rund 150 betonte Minister Rhein. Gäste im Kino des Deutschen Film- museums mit einer famosen Aus- Laudator Hans Helmut Prinz- wahl an Werbefilmen aus den 50er ler hob ihr Engagement in der Jahren, die Frausein und Weiblich- europäischen Filmpolitik hervor keit auf heute höchst belustigende und zwei herausragende Projekte, Weise thematisieren und als Vehikel die Claudia Dillmann initiierte: das ihrer Werbebotschaften nutzen. Filmfestival goEast und die Internet- Plattform filmportal.de. Doch nicht Von diesem Frauenbild, so die im- nur ihre Arbeit als Kulturmanagerin, plizite Botschaft Claudia Dillmanns, auch ihre Publikationen und Aus- haben wir uns erfreulicherweise stellungen zu zahlreichen bedeutsa- längst sehr weit entfernt. "Frauen- men Themen hätten "die Filmkultur gold" damit zu bewerben, dass es in der Bundesrepublik Deutschland den Eigensinn und Widerspruchs- bereichert".
11 Hans Joachim Schlegel beim goEast-Filmfestival 2014. Hans-Joachim Schlegel gestorben Das Deutsche Filminstitut und goEast Festival des mittel- und osteuropäischen Films trauern um einen Freund und Kollegen Der Filmhistoriker, -theoretiker und verliehen. -kritiker Hans-Joachim Schlegel, Bei goEast – Festival des mittel- geboren 1942 in Leipzig, ist am und osteuropäischen Films war 30. Oktober in Berlin gestorben. Hans-Joachim Schlegel an der Schlegel war ein international Konzeption des ursprünglichen geschätzter und geachteter Experte Festivalformats beteiligt, und für das Kino Mittel- und Osteuropas. vom ersten Festivaljahr 2001 an Neben zahlreichen eigenen Aufsätzen Mitglied der Auswahlkommis- und Büchern zu diesem Themen- sion. Über viele Jahre hinweg komplex profilierte er sich auch als wirkte er als engagierter und versierter Übersetzer von Filmliteratur unverzichtbarer Ideengeber und aus dem Russischen, Slowakischen, war den Festivalgründerinnen Tschechischen und Polnischen. So Claudia Dillmann und Swetlana übersetzte er etwa Andrej Tarkowskijs Sikora in enger und freund- berühmtes Buch Die versiegelte Zeit. schaftlicher Zusammenarbeit Gedanken zur Kunst, zur Ästhetik und verbunden. Für goEast hat Hans- Poetik des Films, das 1985 erst- Joachim Schlegel auch das mals auf Deutsch erschien, und die festivaleigene Symposium ins Schriften Sergej Eisensteins. 1999 Leben gerufen und viele Jahre war er Herausgeber des Bandes lang geleitet. 2002 veröffent- Die subversive Kamera. Zur anderen lichte er dazu den Sammelband Realität in mittel- und osteuropäischen Subversionen des Surrealen im Dokumentarfilmen, der auch ins mittel- und osteuropäischen Film. Tschechische und Russische übertra- gen wurde. „Das Deutsche Filminstitut und goEast konnten sich sehr glück- Hans-Joachim Schlegel nahm zahl- lich schätzen, einen der weltweit reiche Lehraufträge an Universitäten renommiertesten Experten für und Filmhochschulen wahr. Darüber das Kino Mittel- und Osteuro- hinaus war er Delegierter der Berlina- pas an ihrer Seite zu haben. le für den osteuropäischen Film und Hans-Joachim Schlegel wird mit Mitarbeiter zahlreicher internationaler seiner Leidenschaft für dieses Filmfestivals, etwa der Oberhausener Kino und seinen streitbaren und Kurzfilmtage und der Internationalen bereichernden Diskussionsbei- Filmfestspiele von Venedig. Von trägen zur Programmauswahl der Filmhochschule Bratislava wurde schmerzlich vermisst werden“, Schlegel für seine langjährigen sagte Claudia Dillmann, Direkto- Verdienste die Ehrendoktorwürde rin des Deutschen Filminstituts.
12 AKTUELLES Requisiten und Kostüme aus 2001: A SPACE ODYSSEY (GB/US 1968, R: Stanley Kubrick) Stanley Kubrick in Mexico City Ausstellung des Deutschen Filmmuseums tourt weiter Hunderte Besucher/innen, Presse- zehn eigenen Kinos, beherbergt vertreter/innen und geladene Gäste die Schau zum Gesamtwerk des drängten am 1. Dezember 2016 Regisseurs bis zum 29. Mai 2017. in die Cineteca Nacional Mexico, Zur Eröffnung waren Jan Harlan, um bei der Eröffnung der vom Produzent der Filme von Stanley Deutschen Filmmuseum konzipier- Kubrick, Katharina Kubrick, die ten Ausstellung Stanley Kubrick Tochter des Regisseurs, sowie die in Mexico City dabei zu sein. Die Kuratoren Hans-Peter Reichmann Cineteca, eine beeindruckende und Tim Heptner nach Mexiko Einrichtung mit 100 000 gereist. Besucher/innen pro Monat und Vitrine mit der Objektiv- Sammlung von Stanley Kubrick
Nachlass von Maximilian Schell wird erschlossen Ausstellung und Katalog für 2019 geplant Der künstlerische Nachlass des Autografensammlung: Er bewahr- Schauspielers, Regisseurs und Pro- te handschriftliche Briefwechsel duzenten Maximilian Schell, zu dem sowohl beruflicher als auch privater auch das Archiv seiner Schwester Natur auf, etwa mit Robert Bresson, Maria Schell gehört, ging im Mai Gustaf Gründgens und Federico Fel- dieses Jahres an das Deutsche lini, mit der Schauspielerin Elisabeth Filminstitut. Nach einer Reihe von Bergner – und natürlich mit Marlene Vorbereitungen hat jetzt die Er- Dietrich. schließung des Materials begonnen. Ein Archivar sichtet die Text- und Auch die breite Öffentlichkeit erhält Drehbücher, Fotografien, Notizen, die Möglichkeit, einen Blick auf Skizzen, Geschäftskorrespondenzen einige der archivarischen Kostbar- und Presseausrisse, ordnet und keiten zu werfen: Im Sommer 2019 katalogisiert sie. Dass dieser Prozess präsentiert das Deutsche Filmmu- interessante Erkenntnisse für die seum eine Sonderausstellung zum Filmwissenschaft zu Tage bringen filmischen Wirken von Maximilian wird, steht bereits nach einer ersten Schell, dazu erscheint ein um- Durchsicht des Nachlasses fest. fangreicher Katalog. Der Ankauf Neben zahlreichen Recherchemateri- des Nachlasses von Maximilian alien und direkten Korrespondenzen und Maria Schell wurde durch die mit Marlene Dietrich, die Maximi- Hessische Kulturstiftung ermöglicht, lian Schell während der Arbeit an die Art Mentor Foundation Lucerne seinem Dokumentarfilm MARLENE unterstützt großzügig die Konzepti- (BRD 1984) zusammentrug, enthält on von Ausstellung und Katalog. sein Nachlass eine beeindruckende Maximilian Schell in DAS SCHLOSS (BRD 1968, R: Rudolf Noelte)
14 RÜCKBLICK AKTUELLES Gäste im Kino des Deutschen Filmmuseums 2016 Hochkarätige Filmschaffende wa- ren im Jahr 2016 im Kino des Deut- schen Filmmuseums zu Besuch. Hier ein Rückblick in Bildern auf eine kleine Auswahl der illustren Gäste. Agnès Varda 11. Februar 2016 · 14. April 2016 In der Reihe Lecture & Film setzten sich von Oktober 2015 bis Juli 2016 Wissenschaftler/innen mit dem Werk von Agnès Varda auseinan- der. Gleich zweimal war die fran- zösische Regisseurin persönlich zu Gast und beeindruckte mit klugen Analysen, persönlichen Anekdo- ten und einer auch im Alter von 88 Jahren ungestillten Unterneh- mungslust. Doris Dörrie 3. März 2016 Maria Schrader 6. Juli 2016 In der Reihe Was tut sich – im deutschen Film? stellten unter an- derem drei deutsche Regisseurin- nen ihre gefeierten aktuellen Filme vor – Maria Schrader und Nicolette Krebitz wechselten hierfür vom Schauspielfach hinter die Kamera, Doris Dörrie begab sich für ihren Film einmal mehr nach Japan.
15 Nicolette Krebitz 6. September 2016 Ulrich Tukur 1. Mai 2016 Ulrich Tukur und Klaus Lemke durften im vergangenen Jahr eine Filmreihe ganz nach ihren Wün- schen zusammenstellen. Während sich Lemke in seiner Carte Blanche ausschließlich auf deutsche Filme konzentrierte, bekannte Tukur sich zu seinem „düsteren, persönlichen Geschmack“. Klaus Lemke 2./3. November 2016 Anton Corbijn 17. Oktober 2016 Zur Buchmesse kam der nieder- ländische Regisseur Anton Corbijn gemeinsam mit dem Autor und Darsteller Bart Chabot ins Deutsche Filmmuseum. Die befreundeten Künstler würdigten ihren langjäh- rigen Weggefährten, den Rock- musiker Herman Brood, in einem skurril-unterhaltsamen Gespräch. Sebastian Koch 22. Oktober 2016 Einen gut gelaunten und äußerst entspannten Sebastian Koch er- lebten die Besucher/innen des ihm gewidmeten Abends im Kino des Deutschen Filmmuseums. Er ent- hüllte unter anderem, dass er die Hessen mag, insbesondere ihren Humor, und den Odenwald.
16 KINOHIGHLIGHTS 2016 Mit einer Auswahl herausragender Filme aus dem Kino- jahr 2016 startet das Kino des Deutschen Filmmuseums ins Programm des neuen Jahres. Die beliebte Reihe bietet nach dem Festtagstrubel Gelegenheit, verpasste Kino-Erlebnisse nachzuholen oder einen neugewonnenen Lieblingsfilm erneut auf der großen Leinwand zu genießen – natürlich in der Originalfassung mit Unter titeln. Die Reihe wird im Februar fortgesetzt. HAIL, CAESAR! USA/Großbritannien 2015. R: Ethan Coen, Joel Coen D: Josh Brolin, George Clooney, Ralph Fiennes, Scarlett Johansson 106 Min. DCP. OmU Sonntag, 01.01. Eddie Mannix arbeitet als PR-Agent für eines der großen 18:00 Uhr Hollywood-Studios der 50er Jahre. Mit diskretem Ein- greifen sorgt er dafür, dass sich die Extravaganzen der Dienstag, 03.01. Stars nicht zu medialen Skandalen hochschaukeln. Als 20:45 Uhr am Set der Produktion „Hail, Caesar!“ der Hauptdarstel- ler Baird Whitlock spurlos verschwindet, muss der Trou- bleshooter einmal mehr die Wogen glätten. Doch die Eitelkeiten der beteiligten Sternchen und Filmemacher stellen ihn vor eine Aufgabe, die ihn unweigerlich an seine Grenzen führt. Zwischen feinsinniger Komödie und selbstreferenzieller Hommage spornen die Coen-Brüder zahlreiche Schauspielgrößen zu Höchstleistungen an.
17 RAK TI KHON KAEN Cemetery of Splendour Thailand/Großbritannien/Frankreich/Deutschland/Malaysia 2015 R: A. Weerasethakul. D: J. Widner, B. Lomnoi. 122 Min. DCP. OmU Ein provisorisches Krankenhaus im thailändischen Khon Montag, 02.01. Kaen: Hier werden Soldaten versorgt, die an einer mys- 20:30 Uhr teriösen Schlafkrankheit leiden. Äußerlich kerngesunde Männer fallen vom einen auf den anderen Moment ins Donnerstag, 05.01. Koma. Die freiwillige Helferin Jen kümmert sich um ei- 18:00 Uhr nen schlafenden Soldaten, als ein Medium ihr den Zutritt in dessen Bewusstsein ermöglicht. Mit diesem einzig- artigen Film-Gedicht zeigt der thailändische Regisseur Apichatpong Weerasethakul, dass keine visuellen Effekte nötig sind, um das Kinopublikum zu verzaubern. Sein ruhiger, im Detail waghalsiger Film setzt Maßstäbe im Erzählen von Geschichte und Geschichten. FRANTZ Deutschland/Frankreich 2016. R: François Ozon. D: Paula Beer, Pierre Niney, Ernst Stötzner, Marie Gruber. 114 Min. DCP. OmU Frantz ist als Soldat in den Ersten Weltkrieg gezogen Freitag, 06.01. und nicht mehr zurückgekehrt. Im schmerzlichen 20:30 Uhr Gedenken an ihren gefallenen Verlobten besucht Anna täglich dessen Grab. Als hier eines Tages der junge Sonntag, 08.01. Franzose Adrien auftaucht, löst das in ihrem Heimat- 18:00 Uhr dorf wilde Spekulationen aus. Schließlich haben die Deutschen den Krieg gegen den Erzfeind Frankreich verloren. Doch die beiden Männer scheint entgegen aller Wahrscheinlichkeit eine Freundschaft verbunden zu haben. Mit wunderbaren Schwarzweiß-Aufnahmen schuf François Ozon einen zeitlosen Antikriegsfilm über Verlust, Trauer und die rätselhaften Wege der Liebe.
18 KINOHIGHLIGHTS 2016 DER BUNKER Deutschland 2015. R: Nikias Chryssos. D: Pit Bukowski, Daniel Fripan, Oona von Maydell, David Scheller. 88 Min. DCP Die Bewohner des Bunkers suchen einen Untermieter. Donnerstag, 12.01. 18:00 Uhr Und so stößt ein Student zu einem reichlich absonder- lichen Ehepaar, das unter der Erde haust. Obwohl der Freitag, 13.01. junge Mann sich eigentlich nur in das Zimmer einquar- 20:30 Uhr tiert, um sich seiner Forschungsarbeit über Higgs-Partikel zu widmen, wird er bald zum Hauslehrer des Sohnes seiner Gastgeber. Der Achtjährige will Präsident werden und braucht demnach eine richtige Ausbildung, vor allem züchtige Erziehung. Nikias Chryssos‘ Debüt ist anrüh- rend, urkomisch, peinlich berührend, schockierend. Die Ausdrucksmöglichkeiten des deutsch-griechischen Re- gisseurs kennen keine Grenzen. Ein potenzieller Kultfilm. SAUL FIA Son of Saul Ungarn 2015. R: László Nemes. D: Géza Röhring, Levente Molnár, Urs Rechn, Todd Charmont. 107 Min. Blu-ray. OmU Das Holocaust-Drama SAUL FIA erhielt in Cannes den Sonntag, 15.01. 18:00 Uhr Großen Preis der Jury und wurde mit dem Oscar® für den Besten ausländischen Film ausgezeichnet. László Dienstag, 17.01. Nemes erzählt die Geschichte von Saul, der die Leichen 20.30 Uhr seiner getöteten Mithäftlinge verbrennen muss. Als er glaubt, seinen toten Sohn unter den Opfern entdeckt zu haben, versucht er, ihn vor dem Verbrennen zu bewah- ren und ihm die letzte Ehre durch eine traditionell jüdi- sche Bestattung zu erweisen. Mitreißend und lähmend zugleich wirft der Film des ungarischen Regisseurs die Frage auf, wie viel Menschlichkeit in einer entmensch- lichten Welt möglich ist.
19 ANOMALISA USA 2015. R: Duke Johnson, Charlie Kaufman Animationsfilm. 91 Min. DCP. OmU Michael Stone lebt in der inneren Isolation. Zu seiner Donnerstag, 19.01, Umgebung findet er keinen Kontakt, Gesichter und Stim- 18:00 Uhr men seiner Mitmenschen erscheinen ihm alle gleich. Zwar ist er ein gefeierter Autor von Selbsthilfebüchern, Freitag, 20.01 sich selbst vermag er allerdings nicht zu helfen. Erst als 20:30 Uhr er auf einer routinemäßigen Dienstreise Lisa kennen- lernt, bricht sein innerer Panzer auf. Charlie Kaufman adaptiert sein eigenes Bühnenstück aus dem Jahr 2005 als Animationsfilm. Auch ohne echte Schauspieler/innen versprüht sein faszinierenderes und philosophisch anmu- tendes Werk Authentizität und Menschlichkeit. I, DANIEL BLAKE Ich, Daniel Blake Großbritannien/Frankreich/Belgien 2016. R: Ken Loach. D: Dave Johns, Hayley Squires, Dylan McKiernan, Briana Shann. 101 Min. DCP. OmU Daniel und Katie aus Newcastle navigieren durch die Sonntag, 22.01. Bürokratie des Sozialstaates, wo sie mit zahlreichen Fall- 18:00 Uhr stricken zu kämpfen haben. Denn die Sozialhilfe gewährt Leistungen nur unter hohem Aufwand. Das bekommt Dienstag, 24.01. Daniel zu spüren, der nach einem Herzanfall krankge- 20:30 Uhr schrieben wird, woraufhin das Arbeitsamt ihm die finanzi- elle Unterstützung streicht. Dass Katie in einer ähnlichen Situation feststeckt, führt die beiden zusammen. Sie führen einen Zermürbungskampf gegen die Windmühlen der Bürokratie, deren Opfer jene sozial Schwachen sind, die im Grunde doch nur nach den Regeln des Systems spielen müssen. Ken Loachs Sozialdrama wurde in Cannes mit der Goldenen Palme prämiert.
20 KINOHIGHLIGHTS 2016 FUOCOAMMARE Seefeuer Italien/Frankreich 2015. R: Gianfranco Rosi Dokumentarfilm. 114 Min. DCP. OmU In seinem mit dem Goldenen Bären der Berlinale prämier- Donnerstag, 26.01. 18:00 Uhr ten Dokumentarfilm zeigt Gianfranco Rosi den Alltag auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa. Geprägt ist Freitag, 27.01. dieser vom Aufeinandertreffen der Inselbewohner/innen 20:30 Uhr mit den täglich ankommenden Geflüchteten, für die Lam- pedusa die erste Anlaufstelle auf der Suche nach Freiheit ist: Rosi zeigt eine Frau, die beim Makrelenreinigen das Radio der Wasserschutzwache hört, Migrant/innen, die intensive Aufnahmeuntersuchungen erleben, und den zwölfjährigen Samuele, der am liebsten mit seiner Stein- schleuder spielt. FUOCOAMMARE berichtet von einer der großen menschlichen Tragödien unserer Zeit. SPOTLIGHT USA 2015. R: Thomas McCarthy. D: Mark Ruffalo, Miachel Keaton, Rachel McAdams. 128 Min. DCP. OmU Für die US-amerikanische Tageszeitung „The Boston Sonntag 29.01. 18:00 Uhr Globe“ arbeiten die renommiertesten Journalist/innen des Landes: das legendäre Spotlight-Team. Anfang der Dienstag 31.01. 2000er verdichtet sich bei den Reporter/innen ein unge- 20:30 Uhr heuerlicher Verdacht: Vertuscht die Erzdiözese der ka- tholischen Kirche in Massachusetts einen Sex-Skandal? Als die Zeitung nach und nach einen vielfachen Kindes- missbrauch ans Licht der Öffentlichkeit zerrt, erschüttert ihre Berichterstattung das Land. Thomas McCarthy zeigt die Aufarbeitung eines Eklats erschreckenden Ausma- ßes. Der respektvolle Umgang mit der Materie und der durchgängig fesselnde Plot führten verdientermaßen zum Oscar® für den Besten Film.
21 Ein Projekt von in Kooperation mit 11. SchulKinoWochen Hessen 6. bis 17. März 2017 Hessische Kinos werden zum Klassenzimmer! Schulvorstellungen im Kino des Deutschen Filmmuseums Eine verbindliche Anmeldung im SKW-Projektbüro ist erforderlich Der Junge und die Welt Auftakt BRA 2013 | 82 Min. | empf. ab 8 Singin‘ in The Rain 9.3.2017 | 8:30 USA 1952 | 99 Min. | empf. ab 12 6.3.2017 | 9:00 Suffragette – Taten statt Worte GB 2015 | 107 Min. | empf. ab 14 9.3.2017 | 11:00 Ghostland DE 2016 | 86 Min. | empf. ab 14 Kurzfilmprogramm 7.3.2017 | 11:00 Komposition und Vertonung ca. 100 Min. Tschick 10.3.2017 | 9:30 DE 2016 | 93 Min. | empf. ab 12 8.3.2017 | 8:30 Spiel mir das Lied vom Tod ITA, USA 1968 | 165 Min. | empf. ab 16 Offline – 13.3.2017 | 9:00 Das Leben ist kein Bonuslevel DE 2016 | 87 Min. | empf. ab 12 Morris aus Amerika LUCAS PRÄSENTIERT DE, USA 2016 | 91 Min. | empf. ab 13 8.3.2017 | 11:00 15.3.2017 | 9:00 ANMELDUNG BIS 17. FEBRUAR! 81 hessische Kinos beteiligen sich an den 11. SchulKinoWochen Hessen. Tel. 069 961220-682 | hessen@schulkinowochen.de www.schulkinowochen-hessen.de
22 HITCHCOCK - Master of suspense Zum 100. Geburtstag des Regisseurs und zur hierzu konzipierten Ausstellung Obsessionen. Die Alptraum- Fabrik des Alfred Hitchcock in den Jahren 2000/2001 war zum letzten Mal eine große Hitchcock-Filmreihe im Deutschen Filmmuseum zu sehen. Seitdem standen in unterschiedlichen Kontexten einzelne Filme von Hitchcock auf dem Programm, und immer wieder zeigte sich, dass das Interesse des Publikums an seinen Filmen ungebro- chen ist. Aus diesem Grund zeigt das Kino des Deutschen Filmmuseums im Januar 2017 eine größere Auswahl der Werke Hitchcocks. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf seinen Spionagefilmen und Thrillern, in denen er die Moti- ve von Angst, Schuld und Identitätsverlust variiert. Dass er ein Meister des "Suspense" ist – eines mit Spannung und Bangen erwarteten Ereignisses, das über lange Zeit nicht eintritt – ist in allen Filmen spürbar. Hitchcock legte großen Wert auf die künstlerische Kon- trolle über sein Werk und ebenso auf die Vermarktung seiner Filme. Er machte sich selbst zum Markenzeichen, indem er regelmäßig Cameo-Auftritte in seinen Filmen hatte und in den Trailern zu seinen Filmen auftrat. Hitchcocks Filmkarriere begann 1919 mit der Gestaltung von Zwischentiteln für Stummfilme. Bereits in dieser Zeit lernte er seine spätere Ehefrau, die Cutterin Alma Reville, kennen, die fortan maßgeblich an seinen Filmen beteiligt war. Seinen ersten großen Erfolg als Regisseur feierte er bereits in der Stummfilmära mit THE LODGER (GB 1926). In den 1930er Jahren machte er sich mit seinen Thrillern vor dem Hintergrund der heraufziehenden Kriegsgefahr in Europa einen Namen als versierter Genreregisseur. 1939 wanderte Hitchcock schließlich in die USA aus. Bis zu seinem Tod im April 1980 drehte er 53 Spielfilme. Sein versierter Umgang mit Farben macht Alfred Hitch- cock zu einem der zentralen Regisseure der Film- installation ROT, die von März 2017 an im Deutschen Filmmuseum zu sehen ist.
23 THE 39 STEPS Die 39 Stufen Großbritannien 1935. R: Alfred Hitchcock. D: Robert Donat, Madeleine Carroll, Lucie Mannheim. 87 Min. DCP. OF Ein Kanadier in England wird für den Mörder einer Sonntag, 01.01. jungen Frau gehalten und flieht vor der Polizei nach 20:30 Uhr Schottland, wo er den Mord selbst aufklären will. Dabei gerät er in die Fänge eines Spionagerings. THE 39 STEPS Montag, 02.01. ist eines von Alfred Hitchcocks britischen Meisterwer- 18:00 Uhr ken, welches vor allem von dem raschen Tempo lebt, mit dem es von einem Abenteuer zum nächsten springt, und von dem Understatement, das der Regisseur dabei an den Tag legt. In vielen Elementen nimmt der Film Hitchcocks amerikanischen NORTH BY NORTHWEST von 1959 vorweg. SABOTAGE Großbritannien 1936. R: Alfred Hitchcock D: Sylvia Sidney, Oscar Homolka, John Loder. 76 Min. 35mm. OF Carl Verloc lebt als Geschäftsführer eines Londoner Mittwoch, 04.01. Kinos mit seiner Frau und deren kleinem Bruder zusam- 20:30 Uhr men, ist aber in Wahrheit ein gefährlicher Saboteur im Dienste einer Geheimorganisation. Ein Kriminalbeamter Freitag, 06.01. kommt ihm auf die Spur und tarnt sich als Gemüse- 18:00 Uhr händler. SABOTAGE ist die freie Bearbeitung eines Romans von Joseph Conrad und voll von typischen Hitchcock-Elementen: Besonders berühmt wurde die Szene, in der ein Junge nichtsahnend ein Paket mit einer tickenden Bombe durch London transportiert.
24 HITCHCOCK - Master of suspense YOUNG AND INNOCENT Jung und unschuldig Großbritannien 1937. R: Alfred Hitchcock D: Nova Pilbeam, Derrick de Marney. 80 Min. DCP. OF Ein weiblicher Filmstar wird tot aufgefunden, und zwar Samstag, 07.01. 20:30 Uhr von einem Freund, der daraufhin des Mordes verdäch- tigt wird. Um seine Unschuld zu beweisen, versucht der Mann, Hilfe von der Tochter des Polizeichefs zu erhalten. Wieder einmal – wie schon in THE 39 STEPS – spielt Hitchcock das Thema des unschuldig Verfolgten durch, der nicht zur Polizei gehen kann und den Fall selbst lösen muss – und wieder tut er es mit einem gehörigen Schuss Ironie und Understatement. Grandios ist vor allem die Schlussszene im Grand Hotel. FOREIGN CORRESPONDENT Mord USA 1940. R: Alfred Hitchcock D: Joel McCrea, Laraine Day, Herbert Marshall. 119 Min. 35mm. OF Im Jahr 1939 wird der Reporter Johnny nach England Sonntag, 08.01. 20:30 Uhr und Holland entsandt, um die politischen Hintergründe des drohenden Zweiten Weltkriegs zu recherchieren. Kurz nach seiner Ankunft in den Niederlanden wird er Zeuge eines Attentats auf den Diplomaten Van Meer und kommt einem deutschen Spionagering auf die Spur. Aus dem damals hochaktuellen Stoff entwickelte Hitchcock einen seiner visuell und dramaturgisch mitrei- ßendsten Spionagethriller.
25 SHADOW OF A DOUBT Im Schatten des Zweifels USA 1943. R: Alfred Hitchcock D: Teresa Wright, Joseph Cotten. 108 Min. DCP. OF Charlie Oakley besucht seine Schwester, die mit ihrem Dienstag, 10.01. Mann und ihren drei Kindern in der kalifornischen Klein- 20:30 Uhr stadt Santa Rosa wohnt. Der wohlhabende Verwandte aus der Großstadt ist hier willkommen und entwickelt Mittwoch, 11.01. eine besonders intensive Beziehung zu seiner ältesten 18:00 Uhr Nichte – bis bei dieser der Verdacht aufkeimt, dass es sich bei ihrem Onkel um einen gesuchten Serienmörder handeln könnte. Die Kleinstadtatmosphäre wird von Hitchcock und dem Schriftsteller Thornton Wilder, der das Drehbuch schrieb, sehr anschaulich beschworen. STAGE FRIGHT Die rote Lola Großbritannien 1950. R: Alfred Hitchcock. D: Marlene Dietrich, Jane Wyman, Michael Wilding. 110 Min. 35mm. OF Jonathan Cooper wird verdächtigt, den Ehemann Freitag, 13.01. seiner Geliebten, der Schauspielerin Charlotte Inwood, 18:00 Uhr ermordet zu haben. Um die Wahrheit herauszufin- den, lässt sich Eve Gill, eine Schauspielschülerin und Freundin Jonathans, bei Charlotte als Zofe anstellen. STAGE FRIGHT war nach zehn Jahren in Hollywood der zweite Film, den Hitchcock wieder in England drehte. Zum ersten Mal übernahm seine Tochter Patricia eine kleine Rolle. Marlene Dietrich spielte Charlotte Inwood und bestimmte selbst, aus welchem Winkel und mit welchem Licht sie aufgenommen werden wollte.
26 HITCHCOCK - Master of suspense I CONFESS Zum Schweigen verurteilt USA 1953. R: Alfred Hitchcock D: Montgomery Clift, Anne Baxter, Karl Malden. 95 Min. 35mm. OF Ein Priester hat das deutsche Einwanderer-Paar Otto und Samstag, 14.01. 20:30 Uhr Alma Keller als Hausmeister und Haushälterin eingestellt. Otto Keller erzählt dem Priester im Beichtstuhl, dass er versehentlich einen Anwalt getötet hat. Da zwei Zeu- ginnen einen Mann im Priesterrock vom Tatort flüchten sahen, wird der Priester des Mordes verdächtigt – wegen des Beichtgeheimnisses darf er die Wahrheit aber nicht enthüllen. I CONFESS ist der „katholischste“ Film von Alfred Hitchcock, was insbesondere die Thematisierung des Beichtgeheimnisses in der Handlung verdeutlicht. BLACKMAIL Erpressung A restoration by the Großbritannien 1929. R: Alfred Hitchcock. D: Anny Ondra, Sara Allgood, BFI National Archive John Longden. 80 Min. DCP. Stumm mit engl. ZT in association with STUDIOCANAL Principal restoration funding provided by The Hollywood Foreign Press Asso- ciation and The Film Foundation. Additional funding provided by Deluxe 142, Pia Getty, Col & Karen Needham, and the Dr Mortimer & Theresa Sackler Foundation. Eine junge Frau tötet einen Mann, als dieser versucht, Sonntag, 15.01. 12:00 Uhr sie zu vergewaltigen, und wird in der Folge von einem Detektiv und einem Erpresser immer weiter in die Enge getrieben. BLACKMAIL war zunächst als Stummfilm konzipiert. Nachdem große Teile des Films bereits Klavier- gedreht waren, fiel der Entschluss, dass er Hitchcocks begleitung: (und Englands) erster Tonfilm werden sollte. Einzelne Uwe Oberg Szenen wurden daraufhin neu gedreht, andere blieben stumm erhalten. Obwohl Hitchcock selbst stolz auf seine Pioniertat war, entfaltet die hier gezeigte stumme Version des Filmes ihren ganz eigenen Charme.
27 REAR WINDOW Das Fenster zum Hof USA 1954. R: Alfred Hitchcock D: James Stewart, Grace Kelly, Wendell Corey. 112 Min. DCP. OF Einer von Hitchcocks bis heute berühmtesten und Sonntag, 15.01. gelungensten Thrillern ist REAR WINDOW: Ein Fotograf 20:30 Uhr hat sich bei einem Unfall ein Bein gebrochen und kann deshalb seine Wohnung nicht verlassen. Um sich zu Mittwoch, 18.01. beschäftigen, beginnt er, seine Nachbarschaft mit dem 20:30 Uhr Fernglas zu beobachten. Irgendwann schöpft er den Ver- dacht, dass ein Mord geschehen ist. REAR WINDOW ist ein Film über einen Voyeur, der auch das Kinopublikum zu ebensolchen macht. Für den Film wurde die bis dahin größte bei Paramount entstandene Kulisse gebaut. THR WRONG MAN Der falsche Mann USA 1957. R: Alfred Hitchcock D: Henry Fonda, Vera Miles, Anthony Quayle. 105 Min. 35mm. OF Ein erfolgloser New Yorker Nachtclubmusiker wird Freitag, 20.01. verdächtigt, das Büro einer Versicherungsgesellschaft 18:00 Uhr und zwei Geschäfte ausgeraubt zu haben. Weil mehrere Indizien und Zeugenaussagen gegen ihn sprechen, Sonntag, 22.01. gerät er in die Mühlen des Polizeiapparats und der Jus- 20:30 Uhr tiz. THE WRONG MAN wird ganz aus der subjektiven Perspektive des Verdächtigten geschildert und ist der einzige Hitchcock-Film, der auf einer realen Geschichte beruht. Der Regisseur gab ihm folglich einen quasi- dokumentarischen Anstrich.
28 HITCHCOCK - Master of suspense THE TROUBLE WITH HARRY Immer Ärger mit Harry USA 1955. R: Alfred Hitchcock. D: Edmund Gwenn, John Forsythe, Shirley MacLaine. 99 Min. 35mm. OF Alfred Hitchcock ging diese schwarze Komödie scheinbar Samstag, 21.01. 20:30 Uhr leicht von der Hand: Eine Leiche liegt plötzlich in einer beschaulichen kleinen Gemeinde in Neuengland herum und bereitet den friedlichen Nachbar/innen allerlei Proble- me – allen voran die Frage, wie sie sie wieder loswerden können. Der Film ist geprägt von einem sehr trockenen Humor und ist in wunderbaren Herbstfarben gedreht. Zum ersten Mal arbeitete Hitchcock mit dem Komponis- ten Bernard Herrmann zusammen. THE BIRDS Die Vögel USA 1963. R: Alfred Hitchcock D: Rod Taylor, Tippi Hedren, Jessica Tandy. 120 Min. DCP. OF In einer Gemeinde an der kalifornischen Küste beginnen Mittwoch, 25.01. 20:30 Uhr Vögel aus dem Nichts heraus, die Menschen anzugrei- fen. Hitchcock lässt sich viel Zeit, um die Figuren (und Freitag, 27.01. die Vögel) einzuführen und die Spannung erst ganz 18:00 Uhr allmählich aufzubauen; umso wirkungsvoller ist das Er- gebnis. THE BIRDS wurde zu einem Hitchcock-Klassiker. Viele der Toneffekte schuf Oskar Sala auf dem Trautoni- um, einem von ihm entwickelten Sound-Effektgerät, das als Vorläufer heutiger Synthesizer gilt.
29 TORN CURTAIN Der zerrissene Vorhang USA 1966. R: Alfred Hitchcock D: Paul Newman, Julie Andrews. 128 Min. 35mm. OF Ein US-amerikanischer Atomphysiker und Raketenspe- Samstag, 28.01. zialist gibt sich als politischer Überläufer aus und geht 20:00 Uhr in die DDR, um bei einem Kollegen in Leipzig an eine Formel zu gelangen, die ihm für seine Forschung noch fehlt. Nicht von ihm vorgesehen ist, dass seine Verlobte ihm folgt. TORN CURTAIN ist einer der unterschätztesten Hitchcock-Filme: ein ironisches und souveränes Spiel mit dem in den 1960er Jahren angesagten, ganz eigenen Genre von Filmen zum Thema Kalter Krieg und Spionage. FRENZY Großbritannien 1972. R: Alfred Hitchcock D: Jon Finch, Barry Foster, Al McCowen. 116 Min. 35mm. OF Für seinen vorletzten Film kehrte Alfred Hitchcock Sonntag, 29.01. nach London zurück, in das Milieu seiner Jugend: den 20:30 Uhr Gemüsemarkt von Covent Garden, den es zur Zeit der Dreharbeiten noch gab. Hier treibt ein Serienmörder sein Unwesen, der Frauen stranguliert; der Verdacht fällt allerdings auf einen Unschuldigen. Alle typischen Elemente eines Hitchcock-Films sind hier versammelt: der Suspense, das Unterstatement, der trockene Humor und eine Reihe technisch brillant realisierter filmischer Kniffe.
30 KLASSIKER & RARITÄTEN Geschlechterkampf Die Frage nach der männlichen und weiblichen Identität In Kooperation ist von ungebrochener Aktualität. Das Städel Museum mit dem Städel Museum präsentiert in einer Sonderausstellung noch bis zum 19. März 2017 prägnante künstlerische Positionen zu die- sem Thema von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Unter den ausgestellten Werken finden sich Stücke von Max Liebermann, Gustav Klimt und Frida Kahlo – auch Filmausschnitte sind Teil der Ausstellung. Die Filme sind im Januar in Gänze im Kino des Deutschen Filmmuseums zu sehen. METROPOLIS Deutschland 1927. R: Fritz Lang. D: Brigitte Helm, Alfred Abel 145 Min. 35mm. (Restaurierte Fassung von 2010, Musikfassung) Dienstag, 03.01. Im futuristischen Metropolis leben die wohlhabenden 18:00 Uhr Bewohner/innen der Oberstadt in Saus und Braus, derweil die ausgebeuteten Arbeitermassen tief unter der Erde an gigantischen Maschinen schuften. Angeführt werden sie von Maria, der „Heiligen der Unterdrückten“, die die gewaltlose Befreiung aus der Knechtschaft pro- pagiert. Um sie außer Gefecht zu setzen, erschafft der Erfinder Rotwang einen humanoiden Roboter, dem er das Aussehen Marias verleiht. Die falsche Maria soll die Massen aufwiegeln und somit einen Vorwand für ihre weitere Unterdrückung liefern.
31 AFGRUNDEN Abgründe Dänemark 1910. R: Urban Gad. D: Asta Nielsen, Poul Reumert, Hans Neergaard. 35 Min. OmeU Gleich ihr erster Film AFGRUNDEN machte Asta Nielsen Dienstag, 10.01. international berühmt. Höhepunkt ist ein gewagter 18:00 Uhr Gaucho-Tanz (s. Titelbild der Reihe), den eine zeitgenössi- sche Kritik als unzüchtig empfand. LA COQUILLE ET LE CLERGYMAN Frankreich 1928. R: Germaine Dulac 39 Min. 35mm. OF Mit Klavier- begleitung Germaine Dulacs LA COQUILLE ET LE CLERGYMAN entstand nach einem Drehbuch von Antonin Artaud (der sich später allerdings distanzierte). Der Film, der unter Verwendung von Zeitlupen- und Zerreffekten sowie Traumsymbolik eine ödipale Geschichte erzählt, gilt als erstes genuin surrealistisches Werk der Filmgeschichte. UN CHIEN ANDALOU Ein andalusischer Hund Frankreich 1929. R: Luis Buñuel, Salvador Dalí. D: Pierre Batcheff, Simone Mareuil. 17 Min. Blu-ray. OmeU. Musikfassung von 1960 Luis Buñuels und Salvador Dalís gemeinsames Werk UN CHIEN ANDALOU ist ein Meilenstein des surrea- listischen Films. Die beiden schrieben das Drehbuch in kürzester Zeit, basierend auf zwei Träumen der Künstler. Gedreht wurde der Film mit dem Ziel, der traumartigen Bilderfolge treu zu bleiben und eine zusammenhängende Narration um jeden Preis zu vermeiden. DIE BÜCHSE DER PANDORA Deutschland 1929. R: Georg Wilhelm Pabst. D: Louise Brooks, Fritz Kortner, Gustav Diessl. 134 Min. DCP. Musikfassung Georg Wilhelm Pabsts Stummfilmklassiker basiert Dienstag, 17.01. lose auf Frank Wedekinds Theaterstücken Erdgeist 18:00 Uhr (1898) und Die Büchse der Pandora (1903). Dr. Schön, Zeitungsverleger und Mitinhaber eines Revue-Theaters, erliegt den Reizen der Blumenverkäuferin Lulu, doch die Hochzeitsnacht endet tragisch. Lulu gelingt die Flucht nach Paris, wo sie einem Erpresser in die Hände fällt und erneut fliehen muss. DIE BÜCHSE DER PANDORA brach eine Reihe von Tabus und machte Louise Brooks zur Legende. Die US-Amerikanerin glänzt als verführe- rische Femme fatale, die drei Männern zum Verhängnis wird, ehe sie selbst einem Mörder zum Opfer fällt.
32 KLASSIKER & RARITÄTEN EKSTASE Tschechoslowakei/Österreich 1933. R: Gustav Machatý D: Hedwig Kiesler, Aribert Mog, Zvonimir Rogoz. 79 Min. DF Vorfilm MESHES OF THE AFTERNOON USA 1943. R: Maya Deren, Alexander Hamid 14 Min. 16mm. OF EKSTASE ist der erste Spielfilm der Schauspielerin Dienstag, 24.01. 18:00 Uhr Hedwig Kiesler, der ihr das Tor nach Hollywood öffnete, wo sie als Hedy Lamarr Karriere machte. Er erzählt die Geschichte der jungen Eva, die unglücklich mit einem viel älteren Mann verheiratet ist und sich in den lebens- lustigen Adam verliebt. International berühmt wurde der Film wegen einer Szene, in der man Hedy Lamarr nackt in einem See baden und anschließend durch ein angren- zendes Waldstück laufen sieht. Für weitere Aufregung sorgte eine Großaufnahme von Hedy Lamarrs Gesicht in sexueller Ekstase. KING KONG King Kong und die weiße Frau USA 1933. R: Merian C. Cooper, Ernest B. Schoedsack D: Fay Wray, Robert Armstrong. 100 Min. 35mm. OmU Auf der Suche nach einer Kulisse für einen Abenteu- Dienstag, 31.01. 18:00 Uhr erfilm reist ein US-amerikanischer Regisseur mit der Schauspielerin Ann Darrow zu einer entlegenen Insel, die von dem Riesenaffen King Kong beherrscht wird. Dieser entführt die schöne Ann in sein Reich und verliebt sich in die weiße Frau. Es gelingt ihr zu fliehen – der Affe wird überwältigt, in die USA gebracht und dort ausgestellt. Bei einer Präsentation im Theater reißt sich King Kong los, ergreift die Schauspielerin und flieht ... „Das Filmmonstrum basiert auf der Idee des frauenrau- benden, als männliches Alter Ego dienenden Gorillas, wie ihn Emmanuel Frémiet schon 1887 dargestellt hat“ heißt es im Ausstellungs-Katalog des Städel Museums.
33 Internationales Festival für junge Filmfans Crowdfunding Vom 16. Januar bis zum 16. Februar 2017 LUCAS auf Startnext unterstützen, magische Kinomomente für junges Publikum ermöglichen und vom LUCAS- Shirt bis zur Privatvorstellung im Kino des Deutschen Filmmuseums die besten Dankeschöns sichern: startnext.com/LUCAS lucasfilmfestival.de
34 LECTURE & FILM Schnell wie der Witz. Die Filme von Ernst Lubitsch Die Filme von Ernst Lubitsch reißen das Publikum im Nu „[A]ußerdem waren ihm in seinen in ihren Bann. Das fängt schon mit den ungewöhnlichen Filmen die Türen Titeln an: DER BLUSENKÖNIG (DE 1917), KÄSEKÖNIG immer wichtiger HOLLÄNDER (DE 1917) oder DER G.M.B.H.-TENOR als die Menschen“ (DE 1916) – und das sind nur drei seiner mehr als 70 Aus dem Essay Was Werke, alle drei Filme sind aktuell verschollen. Lubitsch Lubitsch berührt (Schnell wie der arbeitete schnell. 1915 in Berlin drehte er elf Filme, 1932 Witz) von Frieda in Hollywood fünf, darunter TROUBLE IN PARADISE. Als Grafe (1990) Asta Nielsen sich beklagt, sie habe in seinem Film gar nicht richtig weinen können, schreibt Lubitsch ihr 1920 in einem Brief: „Sie können es mir immer noch nicht ver- zeihen, daß ich Sie bei einer Großaufnahme statt 5 nur 2 Meter haben weinen lassen. Aber glauben Sie mir, Ihre Tränen kullerten so echt aus den Augen über die Backen auf die Bluse, daß das Publikum nach 2 Metern vollauf ergriffen war.“ Alle Veranstaltungs- Lubitsch ist gewitzt, und das meint nicht einfach nur, Mitschnitte sind dass es etwas zu lachen gibt. Gewitzt ist jemand, der zu finden unter wach ist, der scharf beobachten kann, jemand, der filmportal.de und Einfälle hat und einen präzisen Humor. In der Militärzu- ernst-lubitsch.de ckerbäckergarnison der BERGKATZE (DE 1920) isst der Trompeter im ovalen Rähmchen gerade eine Wurst, als er zum Morgenappell bläst. In vier Hochbetten nebenein- ander räkeln sich Soldaten im Nachthemd. Einer klettert müde aus dem Bett, schlurft zum Fenster, macht es zu. Der Zuckerbäckerkommandant kommt in den Schlafsaal, zwirbelt an seinem Schnurrbart und brüllt irgendetwas, das keiner versteht. Das Tempo zieht an, die Soldaten be- eilen sich mit der Katzenwäsche. Der Kommandant geht wieder – die Soldaten springen zurück ins Bett. Bis Juli 2017 widmet sich die Reihe Lecture & Film mit Vorträgen von Expert/innen und einem thematischen Begleitprogramm Ernst Lubitsch und seinen Filmen. Im Januar sind die Begleitfilme ursprünglich deutsch- sprachigen Filmschaffenden in Hollywood gewidmet. Nennung der an der Veranstaltung beteiligten Institutionen auf Seite 53.
35 Aushöhlung der AUSTERNPRINZESSIN Ein Live-Video-Essay-Kochkurs von Kevin B. Lee Vortrag in englischer Sprache „DIE AUSTERNPRINZESSIN wird in Echtzeit ausge- schlürft und verschlungen: Diese Live-Vorstellung bestimmter Video-Essay-Techniken enthüllt, wie Ernst Lubitschs Klassiker zusammengesetzt sind, während ein neuer Blick auf Kameraführung, Produktionsdesign und Schauspielkunst des deutschen Meisters gewor- fen wird, welche für den gewissen Lubitsch Touch sor- gen. Die rohe Verspeisung wird empfohlen. Cocktail- Sauce kann nach Belieben dazu gereicht werden.“ Kevin B. Lee ist leitender Video-Essayist der Plattform Fandor. Er produzierte mehr als 300 Video-Essays, in denen er sich mit Film und Medien auseinandersetzte. Das Sight & Sound Magazine bezeichnete seinen mit- tellangen Film TRANSFORMERS: THE PREMAKE als einen der besten Dokumentarfilme des Jahres 2014. Darüber hinaus ist er der erste Gast der Harun Farocki Residency in Berlin. DIE AUSTERNPRINZESSIN Deutschland 1919. R: Ernst Lubitsch. D: Ossi Oswalda, Victor Janson, Harry Liedtke. 63 Min. 35mm/DCP. Dt. ZT Klavier- begleitung: Uwe Oberg Mit DIE AUSTERNPRINZESSIN etablierte Ernst Lubitsch Donnerstag, 12.01. seine eigene Form der rasanten Gesellschaftskomö- 20:15 Uhr die: Der schwerreiche Geschäftsmann Quaker hat Filmbeginn: sein Vermögen mit Meeresfrüchten verdient und ist ca. 20:30 Uhr deshalb allerorten als Austernkönig bekannt. Seine 35mm-Doppel- temperamentvolle Tochter, die „Austernprinzessin“, will projektion mit unbedingt einen europäischen Adligen ehelichen. Dabei Video-Live-Essay. gerät sie jedoch an den mittellosen Prinzen Nuki, der Eintritt frei! zunächst seinen Diener vorschickt. Sie heiratet diesen Samstag, 14.01. sofort und löst damit zahlreiche Turbulenzen bis hin zu 18:00 Uhr einer Foxtrott-Epidemie aus. Kritiker B. E. Lüthge schrieb (nur Film) 1919 im Film-Kurier: „Fabelhaft. So eine Idee! Unerhör- DCP, Musikfassung te Aufmachung! Aber da lacht man eben nicht mehr, sondern man – staunt.“
36 Lecture & Film Ärger im Paradies Lecture von Ute Holl „Geschichten, die davon ausgehen, dass das Paradies nicht nur eine Pforte hat, sondern mindestens zwei Ausgänge, sind die besseren. Es könnten ja zwei Eingänge werden. In der klassischen Dreier-Besetzung – Mann, Frau, Schlange – lassen sich bereits so viele Kombinationen durchspielen, dass jeder Gott über- flüssig wird. Lubitsch versteht sich auf genau diese Spiel-Theorie des Kinos. Der Ärger jeder Tür ist, dass sie etwas eröffnen kann, gerade wenn sie geschlossen wird. Der Ärger im Film beginnt mit Türen in Vene- dig, wo bei Nacht Körperteile gegen Geld getauscht werden. Allerdings ist ein Müllmann schon dabei, den Abfall der Sünden zusammenzukehren. Beim Tauschen und Durchqueren der Türen bleibt nämlich immer etwas hängen. Daher kann jemand etwas mitgehen lassen und doch Ehrenmann bleiben. Geld ist ja nie weg, sondern höchstens auf der anderen Seite des Verschlusses.“ Ute Holl lehrt Medienästhetik an der Universität Basel und forscht zur Wissensgeschichte des Kinos und der elektronischen Medien. TROUBLE IN PARADISE USA 1932. R: Ernst Lubitsch D: Miriam Hopkins, Herbert Marshall, Kay Francis. 83 Min. 16mm. OF Gaston und Lily sind gerissene Gauner. In Venedig ler- Donnerstag, 19.01. 20:15 Uhr nen sich die beiden kennen und versuchen, sich vor ro- Filmbeginn: mantischer Kulisse gegenseitig zu berauben. Schließlich ca. 21:15 Uhr verlieben sie sich ineinander und beschließen, fortan als Eintritt frei! hochstapelndes Betrügerpärchen gemeinsame Sache zu machen. Paris ist die nächste Station ihres Raubzuges, Samstag, 21.01. 18:00 Uhr (nur Film) wo sie der reichen Parfümerie-Erbin Mariette Colet eine wertvolle Handtasche entwenden. Die darin enthaltenen Juwelen reizen die beiden Langfinger so, dass sie sich als Mitarbeiter von Mariette Colet engagieren lassen. Doch der Plan droht zu scheitern, als sich Gaston in Mariette verliebt.
37 THE LAST COMMAND Sein letzter Befehl USA 1928. R: Josef von Sternberg. D: Emil Jannings, Evelyn Brent, William Powell. 88 Min. Blu-ray. Stumm mit engl. ZT. Musikfassung Emil Jannings brillierte von 1917 an in mehreren Filmen Mittwoch, 04.01. Ernst Lubitschs. 1927 ging er nach Hollywood, wo er 18:00 Uhr seine größten Erfolge mit THE WAY OF ALL FLESH (US 1927, R: Victor Fleming) und THE LAST COMMAND Samstag, 07.01. feierte. Jannings erhielt für seine Leistungen in beiden 18:00 Uhr Filmen 1928 den ersten Schauspiel-Oscar® der Filmge- schichte. In THE LAST COMMAND ist er als zaristischer General Sergius Alexander nach der bolschewistischen Revolution auf der Flucht. Er landet in Hollywood, wo er sich als Komparse verdingt. In einem Film über die Revolution bekommt er die Rolle seines Lebens, doch die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verschwimmen. THE HUNCHBACK OF NOTRE DAME Der Glöckner von Notre Dame USA 1939. R: William Dieterle. D: Charles Laughton, Maureen O'Hara, Cedric Hardwicke. 113 Min. 35mm. DF Der missgestaltete und verachtete Glöckner Quasimodo Mittwoch, 18.01. verliebt sich in die schöne Zigeunerin Esmeralda, die als 18:00 Uhr Einzige Mitgefühl für ihn zeigt. Als Esmeralda als angeb- liche Hexe verfolgt wird, bietet er ihr Zuflucht und Hilfe. William Dieterles THE HUNCHBACK OF NOTRE DAME gilt bis heute als die beste von zahlreichen Verfilmungen des berühmten Romans von Victor Hugo. Dem 1930 aus Deutschland nach Hollywood emigrierten (Wilhelm) Dieterle gelang es, in eindringlichen expressionistischen Schwarzweißbildern und mit grandiosen Darsteller/in- nen die historische Atmosphäre getreu der literarischen Vorlage einzufangen.
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