Flussmittel- und Feststoffanteile in modernen Lötmitteln

 
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Flussmittel- und Feststoffanteile in modernen Lötmitteln
Löt- und Verbindungstechnik

Flussmittel- und Feststoffanteile in modernen
Lötmitteln
Wie Flussmittel- und Feststoffanteile in aktuellen Lötmitteln mit moderner Lötanlagentechnik zusammenspielen,
erklärt dieser Artikel.
                                                                                                                 dere sogenannte No-Clean-Fluss-
                                                                                                                 mitteltypen.
                                                                                                                 Flussmittelgefüllte
                                                                                                                 Weichlotdrähte (Röhrenlote)
                                                                                                                    Weichlotdrähte mit Flussmittel­
                                                                                                                 seele(n) müssen nach der Norm DIN
                                                                                                                 EN ISO 12224-1 „Massive Lötdrähte
                                                                                                                 und flußmittelgefüllte Röhrenlote –
                                                                                                                 Festlegung und Prüfverfahren – Teil
                                                                                                                 1: Einteilung und Anforderungen“,
                                                                                                                 die Anforderungen an die entspre-
                                                                                                                 chende Legierung nach ISO 9453
                                                                                                                 und den entsprechenden Flussmit-
                                                                                                                 teltyp nach ISO 9454-1 erfüllen. Die
                                                                                                                 aktuelle EN ISO 9454-1:2016 und
                                                                                                                 die Prüfnormen EN ISO 9455-1 ff.
                                                                                                                 bestimmen die Eigenschaften der
                                                                                                                 Flussmittel. Beschränkt man die
Tabelle 1: Klassifizierung von Flussmitteln nach der EN ISO 9454-1:2016                                          Auswahl der Flussmittel auf die in
                                                                                                                 der Baugruppenfertigung gängigen
                                       „Wir sind auf der Suche nach       brechen, verlangen aber eine auf-      Typen (Flussmittelrückstände mit
                                    einem rückstandsfreien Flussmit-      wändige und kostenintensive Ofen-      einen hohen SIR-Wert [Oberflä-
                                    tel!“ oder „Gibt es nicht auch eine   technologie, die zudem (wie auch       chenwiderstandswert] >100 MOhm
                                    SMD-Lötpaste ohne Flussmittel?“       die Dampfphasentechnologie) nur        und keinerlei Korrosionswirkung),
                                    So oder so ähnlich lauten häufige     eingeschränkt inlinefähig sind.        dann sind das die halogenidfreien
                                    Anfragen in der Lötmittelbranche.        „State of the Art“ in der Bau-      Typen 1111, 1131, 1231, 2231 und die
                                    Die Vision von einem Lötprozess       gruppenfertigung sind also fluss-      schwach halogenidaktivierten Typen
                                    ohne lästige Flussmittel und deren    mittelbasierende Lötprozesse und       1122,1222 und 2222. (Tabelle 1).
                                    Rückstände beschäftigt seit Jahr-     die entsprechenden Lötmittel. Die         Die in der DIN EN ISO 12224-
                                    zehnten gleichermaßen Lötmittel-      wichtigsten sind Lötpasten für das     1:1998 beschriebene Ausbrei-
                                    hersteller, Lötanlagenbauer und       Reflowlöten vonSMDs, feststoff-        tungsprüfung und die darin aufge-
                                    Baugruppenfertiger.                   arme Flussmittel für das Schwall-      führten Mindestausbreitungswerte,
                                                                          löten von THT-Bauteilen in Wel-        bezogen auf spezielle Röhrenlote,
                                    Möglichkeiten mit Knackpunkten        len- und Selektivlötanlagen sowie      sind ausschließlich für bleihal-
                                   Sauerstoffarme Lötatmosphären          Lötdrähte mit Flussmittelseele(n)      tige Legierungen – Sn63Pb37(E),
                                wie Vakuum und Schutzgas oder             für händische und automatisierte       Sn60Pb40(E) oder Sn62Pb36Ag2
                                aber gesättigter Dampf (Dampf-            Kolben-, Induktions-, Heißluft- und    – zulässig. Da die Ausbreitung
                                phase) reduzieren oder vermeiden          Laserlötprozesse.                      bleifreier Lote grundsätzlich etwas
                                zwar die Entstehung von Oxiden im            Die aktuell sinnvollen Flussmit-    schlechter ist als die von bleihal-
                        Autor: Lötprozess, können aber bestehende         telanteile in Lötdrähten und SMD-      tigen Loten, würden die in Tabelle 2
         U. Grimmer-Herklotz Oxidschichten auf den Lötpartnern            Lötpasten sowie die Feststoffan-       aufgeführten Werte eventuell nicht
     Technischer Vertrieb Lote, nicht beseitigen.                         teile in Flussmitteln für besagte      erreicht werden können.
     Flussmittel und Lötpasten     Lötverfahren mit aktiven Prozess-      Schwalllötprozesse sollen hier aus     Die wesentlich aktuellere EN ISO
                 Felder GmbH gasen wie z.B. in Niederdruckplasma          der Sicht eines Lötmittelherstellers   9455-10:2013 ermöglicht neben
         https://www.felder.de/ sind in der Lage, die Oxide aufzu-        näher betrachtet werden, insbeson-     Sn60Pb40 und Sn96,5Ag3Cu0,5
                                                                                                                 auch „jede andere Lot- und Test-
                                                                                                                 temperatur-Kombination, wie zwi-
                                                                                                                 schen Kunde und Hersteller verein-
                                                                                                                 bart.“ Eine Mindestausbreitungsflä-
                                                                                                                 che bzw. ein Mindestausbreitungs-
                                                                                                                 verhältnis wird allerdings nicht vorge-
                                                                                                                 geben. Die Wirksamkeit des Fluss-
                                                                                                                 mittels wird durch das Ausbreitungs-
                                                                                                                 verhältnis im Vergleich zu vorgege-
Tabelle 2: Mindestausbreitung für spezielle flussmittelgefüllte Röhrenlote nach der EN ISO 12224-1:1998          benen Standard-Referenzflussmit-

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Flussmittel- und Feststoffanteile in modernen Lötmitteln
Löt- und Verbindungstechnik

Bild 1: Flussmittelrückstand „alter“ Rezeptur                                     Bild 2: Heller Rückstand eines modernen Lötdrahtes

teln bestimmt. Die „typgerechte“          diese Rezepturen 1:1 auch für blei-     bonsäuren mit passender (höherer)       Entwicklung neuer Lotlegierungen,
Wirksamkeit zu erreichen, ist nicht       freie Lötdrähte zu übernehmen. Da       Aktivierungstemperatur und Addi-        Flussmittel und auch Löttechniken
nur von der qualitativen Aktivierung,     die Löttemperatur der Schmelztem-       tive gefunden und natürlich auch        ist aber sicherlich noch nicht abge-
sondern auch vom Feststoffgehalt          peratur der bleifreien Lotlegierungen   ins „richtige“ Mischungsverhältnis      schlossen, sodass innovative Röh-
im Flussmittel, bzw. vom Fluss-           angepasst und somit um 30...50 K        gebracht werden.                        renlote mit Fluxanteilen angeboten
mittelanteil (in Draht oder Paste)        angehoben werden musste, war               Moderne bleifreie Röhrenlote sind    werden, die um 0,5 bis 1 % gerin-
abhängig. Der Feststoffgehalt gän-        dies allerdings nur eine Notlö-         stabil gegenüber den, im Lötpro-        ger sind als oben aufgeführt (mit
giger No-Clean Flussmittel für den        sung. Die Wirksamkeit der Fluss-        zess auftretenden Temperaturen,         Ausnahme der Rework-Lötdrähte).
Wellen- und Selektivlötprozess liegt      mittel war zwar ausreichend nach        ermöglichen adäquate Prozess-           Die Felder-Lötdrähte ISO-Core
zwischen 2 und 5 Gew.- %. SMD-            EN ISO 9455-10, aber die Fluss-         zeiten, hinterlassen helle, unauffäl-   „Ultra-Clear“ (1231, REL0), ISO-Core
Lötpasten haben, abhängig von der         mittelrückstände wurden wesent-         lige Flussmittelrückstände (Bild 2)     „Clear“ (1222, REL1) und ISO-Core
Applikation, einen Flussmittelanteil      lich dunkler (Bild 1) und das Fluss-    und gewährleisten auch einwand-         „RA-Clear“ (1223, REM1) mit jeweils
von 10 bis 30 Gew.- % und flussmit-       mittel spritzte stark beim Löten.       freie, reproduzierbare Lötergebnisse.   2,2 % Standard-Fluxanteil wurden
telgefüllte Lötdrähte werden, heute       Zudem wurden neue, kontaktlose             Die Flussmittelanteile dieser        den Anforderungen der modernen
wie gestern, also bleihaltig oder blei-   Lötprozesse wie das Laser- oder         Drähte und die daraus resultierenden    Baugruppenfertigung angepasst:
frei, mit Flussmittelanteilen von 0,7     Induktionslöten entwickelt, die noch    Flussmittelrückstands-Mengen auf
bis 3,5 Gew.- % angeboten.                mehr Wärmeenergie in noch kürze-        den Baugruppen haben sich aber          • minimale, glasklare, hochohmige,
   Die in der „Bleizeit“ entwickelten     rer Zeit in die Lötstelle einbringen.   nicht merklich verändert. Durch die        kolophoniumfreie, nicht korrosive
Flussmittelrezepturen und Flussmit-       Um diesen Anforderungen gerecht         höheren Löttemperaturen entsteht           Flussmittelrückstände
telgehalte für Röhrenlote waren per-      zu werden, mussten die Flussmit-        allerdings mehr Lötrauch. Dadurch       • hohe Benetzungsgeschwindigkeit
fekt abgestimmt auf die, durch die        tel nicht nur modifiziert, sondern in   verkürzen sich die Reinigungs- bzw.        und große Ausbreitung
Schmelztemperatur der bleihaltigen        den meisten Fällen vollständig neu      Wechselintervalle von Absaugein-        • keine Flussmittelspritzer
Lotlegierungen, vorgegebenen Pro-         entwickelt werden. Hierzu mussten       richtungen und von deren Filtern.       • geringe, geruchsarme Lötdämpfe
zesstemperaturen beim Kolbenlö-           andere flussmitteltaugliche Harze       Die oben aufgeführten Flussmittel-      • lötspitzenschonend
ten. Bei einer Lötspitzentempera-         (ideal mit Eigenaktivierung), Dicar-    anteile sind weiterhin gängig. Die      • keine Flussmittelaussetzer
tur von 330 bis 350 °C sind die,
im Flussmittel enthaltenen, Akti-
vatoren über die komplette Lötpro-
zesslaufzeit funktionstüchtig und
auch die Harzkomponente(n) ver-
färben sich kaum. Je nach Fluss-
mitteltyp, Aktivierung oder auch
Anwendung haben sich folgende
Flussmittelanteile in der Baugrup-
penfertigung etabliert:
• halogenidfreie Drähte auf Harz-
   basis: 2,5...3,5 % Flux
• halogenidhaltige Drähte auf Harz-
   basis: 2,2...2,8 % Flux
• Spezialdrähte für SMD-Rework:
   0,7...1,5 % Flux
  Mit Inkrafttreten der RoHS im
Jahr 2006 wurde zunächst versucht,        Tabelle 3: Einstufung der Flussmittel nach IPC J-STD-004 (ohne die anorganischen Stoffe)

                 3/2021                                                                                                                                   43
Flussmittel- und Feststoffanteile in modernen Lötmitteln
Löt- und Verbindungstechnik

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                                                                      auftrag (Drucken/Dosieren) – Bau-        werden der Paste folgende Eigen-
                                                                      teilebestückung – Reflowlöten (Kon-      schaften abverlangt:
                                                                      vektion/Dampfphase) – Inspektion
                                                                      (AOI/ICT).                               1. Drucken
                                                                         Wie die Röhrenlote sind auch          • Konturenstabilität (Bild 3)
                                                                      SMD-Lötpasten durch entspre-             • konstante Druckbarkeit
                                                                      chende Normen reguliert. Seit            • konstantes Pastendepotvolumen
                                                                      die nationale Norm DIN 32513-1           • gutes Auslöseverhalten
                                                                      aus 2005 ersatzlos zurückgezo-           • gutes Abrollverhalten am Druck-
                                                                      gen wurde, empfiehlt der Regel-             rakel
Bild 3: Konturenstabilität                                            setzer die Anwendung der DIN EN          • gleichmäßige Viskosität über
                                                                      61190-1-2 „Verbindungsmaterialien           lange Zeiträume
                                                                      für Baugruppen der Elektronik – Teil
                                                                      1-2: Anforderungen an Lotpaste für       2. Dosieren
                                                                      hochwertige Verbindungen in der          • kein Absetzen des Metallpulvers
                                                                      Elektronikmontage“.                         in der Kartusche
                                                                         Bezüglich der Flussmitteleigen-       • konstantes Pastenvolumen
                                                                      schaften der Pasten wird auf die         • kein Nachtropfen (Bild 4)
                                                                      DIN EN 61190-1-1 „Verbindungsma-
                                                                      terialien für Baugruppen der Elek-       3. Bestücken
                                                                      tronik – Teil 1-1: Anforderungen an      • hohe, langanhaltende Klebrigkeit
                                                                      Weichlöt-Flussmittel für hochwer-
                                                                      tige Verbindungen in der Elektro-        4. Löten
                                                                      nikmontage“ verwiesen, für den           • gute Benetzung und Ausbreitung
Bild 4: Pastenvolumen und Nachtropfen                                 Metallpulveranteil gilt der Teil 1-3:    • keine Lotperlenbildung
                                                                      „Anforderungen an Elektroniklote         • geringe Neigung zum Voiding
                                                                      und an Festformlote mit oder ohne        • geringe Ausgasung
                                                                      Flussmittel für das Löten von Elek-
                                                                      tronikprodukten“.                        5. Inspektion
                                                                         Neben dieser ist die IPC J-STD-       • geringe, nicht klebrige Flussmit-
                                                                      004 ein international anerkannter           telrückstände
                                                                      Standard für die Einstufung von          • möglichst geringer Einfluss auf
                                                                      Weichlötflussmitteln in der elek-           AOI (Bild 5)
                                                                      tronischen Baugruppenfertigung
                                                                      der im Europäischen Raum sogar              Einzeln sind diese Anforderungen
                                                                      noch populärer ist, als die vorge-       recht leicht zu erfüllen. Die Abde-
                                                                      nannten Normen.                          ckung sämtlicher „Pflichten“ führt
Bild 5: AOI-Pseudofehler (Brücke?)                                       In Tabelle 3 wurde die Flux-Kate-     aber automatisch auch zu „Kompro-
                                                                      gorie Anorganic (IN) sowie auch der      missen“, da sich einige der maßgeb-
   Insbesondere die Einhaltung der • kontinuierlichen Überwachung Activity-Level „High“ aus Gründen           lichen Eigenschaften leider wider-
Zusammensetzung der Lotlegie-         des Drahtquerschnittes (mehr- der Übersichtlichkeit nicht aufge-         sprechen. Die für die Bestückung
rung, des Flussmittelanteils und      achsige Durchmesserkontrolle) führt. Diese sind in der Elektronik-       maßgebliche Nassklebekraft der
des Draht-querschnittes erfordern     Bei Abweichungen von den ein- fertigung unbedeutend.                     Paste wirkt sich z.B. negativ auf
eine genaue, kontinuierliche Pro- gestellten Messgrößen wird der feh-    Wirft man einen Blick auf die Liste   die Auslösung der Paste aus der
duktionsüberwachung und werden lerhafte Draht aussortiert, sodass der durchzuführenden Prüfungen               Druckschablone aus. Eine Redu-
durch modernste Inline-Prüfsysteme Kunden eine gleichbleibende Draht- zur Pastenqualifikation nach DIN         zierung der Viskosität (die Paste
im Produktionsprozess der Felder qualität gewährleistet werden kann. EN 61189-5-3, dann sind neben             wird flüssiger), die für die Einstel-
GmbH gewährleistet:                                                   der Lotlegierung und dem Fluss-          lung der Druck-bzw. Dosierbar-
                                    SMD-Lötpasten                     mittel die Pulverpartikelgröße, -ver-    keit einer Paste maßgeblich ist,
• Identifizierung von Flussmittel-                                   teilung und -form, der Metallgehalt,     geht auch mit einer Erhöhung des
   aussetzern und -schwankungen       Eine SMD-Lötpaste stellt somit die Viskosität, die Konturenstabilität    Flussmittelanteils einher (also auch
• Feststellung von Veränderungen wohl das komplexeste Lötmittel dar. und der Verlauf, die Aktivität (mit-     mehr Flussmittelrückstände), was
   in der Lotlegierung              Lot und Flussmittel in einem Pro- tels Lotkugelprüfung), die Klebefä-      wiederum die Konturenstabilität
• Identifizierung von Einschlüssen dukt, optimal abgestimmt auf meh- higkeit und letztlich die Benetzung      des Pastendepots beeinflusst. Im
   und anderen Drahtanomalien       rere Prozesse innerhalb der Bau- der Paste zu prüfen.                      Umkehrschluss kann der Flussmit-
                                                                                                               telanteil nicht ohne Auswirkung auf
                                                                                                               die rheologischen Eigenschaften der
                                                                                                               Paste reduziert werden.
                                                                                                               Berechnet man aus dem Gewichts-
                                                                                                               anteil des Flussmittels einer SMD-
                                                                                                               Paste mit 89 % Metallpulveranteil
                                                                                                               dessen Volumen, so ergibt sich ein
Tabelle 4: Gängige Flussmittelanteile in SMD-Pasten in Abhängigkeit von der Applikation                        Fluxanteil von ca. 50 Vol.- %! Redu-

44                                                                                                                                        3/2021
Flussmittel- und Feststoffanteile in modernen Lötmitteln
Löt- und Verbindungstechnik

                                                                                                                 zwischen 2 und 2,7 % verwendet.
                                                                                                                 Auch die meisten erhältlichen VOC-
                                                                                                                 freien Flussmittel sind ausschließlich
                                                                                                                 mit Sprüh- oder Jetfluxern applizier-
                                                                                                                 bar. Obwohl schon mehrfach „totge-
                                                                                                                 sagt“, verwenden kleine und mittel-
                                                                                                                 ständische Dienstleister aber auch
                                                                                                                 immer noch Lötanlagen mit Schaum-
                                                                                                                 fluxersystem (Bild 8). Harzhaltige
                                                                                                                 Flussmittel mit Feststoffanteilen
                                                                                                                 >2,5 % gewährleisten eine stabile
                                                                                                                 feinporige Schaumkrone und eine
Bild 6: Bildliche Darstellung des Unterschiedes zwischen Gew.- % und Vol.- %                                     gleichmäßige Flussmittelverteilung
                                                                                                                 auf der Leiterplatte.
ziert man den Flussmittelgehalt die-                                                                                Die qualitativen Anforderungen
ser Paste um nur 1 Gew.- % (was                                                                                  sollten der DIN EN 61191-1 Abschnitt
nebenbei zu einer Erhöhung der Vis-                                                                              5.3 „Flussmittel“ entnommen wer-
kosität um bis zu 100 Pa·s führen                                                                                den. Demnach sollen für die Bau-
würde und erheblichen Einfluss auf                                                                               gruppenfertigung Flussmittel nach
die Druckeigenschaften der Paste                                                                                 DIN EN 61190-1-1 (Tabelle 3) ver-
hätte), reduziert sich die Flussmit-                                                                             wendet werden, die den Typen L
telmenge auf dem Board auf gerade                                                                                oder M entsprechen. Für Baugrup-
einmal 45 %, was im Vergleich zu                                                                                 pen, bei denen die Flussmittelrück-
allen anderen Lötprozessen mit                                                                                   stände nach dem Löten nicht entfernt
Abstand immer noch die Höchste ist!                                                                              werden (No-Clean-Lötprozesse)
   Unter bestimmten Vorausset-                                                                                   sollten ausschließlich Flussmittel
zungen (Löten in inerten Prozess-                                                                                der Gruppe L verwendet werden,
gasen, Vakuum oder Heißdampf)                                                                                    die die Anforderungen nach DIN
lassen sich die aktiven Bestandteile                                                                             EN 61191-1 Abschnitt 9.2.2 „Rein-
des Flussmittelanteils einer SMD-                                                                                heitsgrad“ ohne Reinigung/Prüfung
Lötpaste sehr wohl auf ein Mindest-                                                                              (C-00) erfüllen (Tabellen 5 und 6).
maß reduzieren. Auf die Menge der                                                                                Auch die Anforderung an die ther-
Flussmittelrückstände hat dies aller-                                                                            mische Stabilität des Flussmit-
dings keinen merklichen Einfluss, Bild 7: 2-Kopf-Sprühfluxer                                                     tels ist von Lötanlage zu Lötan-
da die Aktivatoren und Harze im                                                                                  lage unterschiedlich. Wellenlötan-
Flussmittelanteil durch Bindemittel        somit die Voidbildung bei großen                                      lagen mit einer Doppelwelle erfor-
und Füllstoffe ersetzt werden müs-         Kontaktflächen stark reduziert.                                       dern eine hohe thermische Stabili-
sen, um die für die unterschiedlichen • hervorragende Druckqualität hohe                                        tät des Flussmittels. Dies wird mit
Applikationen erforderlichen rheo-         Standzeit von mind. 72 h                                              einem entsprechenden Feststoffan-
logischen Eigenschaften zu errei- • einwandfreie Lötergebnisse mit                                              teil im Flussmittel erreicht. Ein Fest-
chen (Tabelle 4).                          allen gängigen Lötprofilen                                            stoffanteil von 2,5 bis 3,5 % ist unter
   Da also die Menge der Flussmit- • unempfindlich gegen Umwelt-                                                Normalatmosphäre ausreichend um
telmischung in der SMD-Lötpaste            einflüsse                                                             die Funktionalität des Flussmittels
durch die Anforderungen der SMD- • Beständigkeit der Viskosität auch                                            über den gesamten Lötvorgang bis
Bestückungs- und Lötprozesse fest-         bei langen Druckpausen                                                zum Austritt der Baugruppe aus der
gelegt ist, kann Optimierungspoten- Die Felder ISO-Cream „Clear“ und                                             letzten Lötwelle zu gewährleisten.
tial ausschließlich in der Qualität der „Active-Clear“ unterscheiden sich                                           Um eine gute Benetzung und
Flussmittelbasis gefunden werden. ausschließlich in ihrer Aktivierung. Bild 8: Pillarhouse Drop-Jet-Kopf         einen ausreichenden Durchstieg
Die FELDER Lötpasten ISO-Cream Während es sich bei der „Clear“-Ver- Flussmittel für                              zu gewährleisten, ist die Lötwel-
„Clear“ und „Active-Clear“ wurden sion um einen REL0-Typen gänzlich Schwalllötprozesse                           lentemperatur in Selektivlötanla-
nach diesen Maßstäben weiterent- ohne Halogenide handelt (
Flussmittel- und Feststoffanteile in modernen Lötmitteln
Löt- und Verbindungstechnik

                                                                                mittel für die anspruchsvolle Bau-       sehr feinporige Schaumkrone und
                                                                                gruppenfertigung vor. Ausgehend          bildet bei Flussmittelrückständen,
                                                                                von einer ORL0-Basisversion mit          die nicht vollständig ausreagiert
                                                                                einem Feststoffgehalt von 2 %, wer-      sind, eine physikalische Kapselung
                                                                                den durch die Zugabe von Harz-           (Inertisierung).
                                                                                und Aktivatormodulen Varianten mit          Diese beiden Basisvarianten wur-
                                                                                bis zu 3,7 % Feststoff mit und ohne      den bereits bei diversen Elektronik-
                                                                                Harzanteil zur Verfügung gestellt.       fertigern getestet und freigegeben.
                                                                                Diese Harz- und Aktivator-Module         Weitere Testresultate für Varianten
                                                                                werden entweder von Felder für Kun-      (M1 bis M3) mit höheren Feststoff-
                                                                                den dem Basisflussmittel zugege-         gehalten werden schnell Marktreife
                                                                                ben und Kunden erhalten ein fer-         erlangen.
                                                                                tiges Produkt zum sofortigen Ein-
                                                                                satz, z.B. ClearWave M3 (Harzfrei        Zusammenfassung
                                                                                mit 3,5 % Feststoffgehalt), oder Kun-
                                                                                den fügen diese, je nach Bedarf,            Entwicklungstechnisch sind die
                                                                                selbst zu und generieren z.B aus         bleifreie Löttechnik und die dazu-
                                                                                dem Basisflussmittel ClearWave +         gehörenden Lötmittel den „Kin-
Bild 9: Schaumfluxer                                                            zwei Aktivatormodulen + Harzmodul        derschuhen“ entwachsen. Nach
                                                                                die Variante ClearWave SM2 (Harz-        15 Jahren ist der Umgang mit blei-
Baugruppe durch Korrosion oder          starke Oxidschicht aufweisen, kann      haltig mit ca. 30 % höherer Aktivie-     freien Loten in der Baugruppenfer-
Migration führen können! Flussmit-      auf eine Befluxung nicht vollständig    rung). Somit kann z.B. jeder EMS-        tigung vom Grundsatz her klar, die
tel für selektive Lötprozesse sollten   verzichtet werden.                      Dienstleister wesentlich flexibler auf   Prozesse sind mittlerweile einge-
dementsprechend abgestimmt sein.           Auf dem Markt für Elektronikfluss-   wechselnde Kundenanforderungen           fahren. Die Phase der Optimierung
Prozessunterstützenden Schutz-          mittel gibt es eine unüberschaubare     in der Baugruppen-fertigung reagie-      dieser Prozesse ist angelaufen. Mit
gase, die den Löttiegel abdecken        Anzahl von Produkten mit unter-         ren und mit seinem Lötprozess eine       dieser Prozessoptimierung wird
und im Bereich um die Lötwellen für     schiedlichsten Eigenschaften. Ob        größere Produktvarianz erreichen.        nun auch eine Optimierung der
eine Reduzierung des Sauerstoffe-       für bleifreie oder bleihaltige Lote,       ISO-Flux „ClearWave“ und „Clear-      entsprechenden Lötmittel erfor-
influsses sorgen, ermöglichen die       für Wellen- oder Selektivlötpro-        Wave S“ wurden entwickelt für die        derlich. Insbesondere die Anfor-
Verwendung feststoffärmerer Fluss-      zesse mit offenem oder gekapsel-        hochqualifizierte bleifreie Fertigung    derungen aus modernen Selektiv-
mittel. Insbesondere bei den soge-      ten Prozessraum mit unterschied-        kommerzieller Elektronikbaugrup-         lötprozessen stellen für die Fluss-
nannten N2-Volltunnel-Wellenlötan-      lichsten Applikationssystemen wie       pen und erzielen bei Schaltungen         mittelentwicklung eine Herausfor-
lagen sind Flussmittel mit Feststoff-   Sprüh-, Schaum- oder auch Jet-          mit Mischbestückung beste Löt-           derung dar.
gehalten zwischen 1,8 und 2,2 %         fluxern, für Baugruppen in der Kon-     ergebnisse. Die Applikation des             Die fortlaufende Miniaturisierung
„state of the art“. Da aber, abge-      sumer-, Automobil-, Leistungselek-      Flussmittels auf die Leiterplatte ist    von Bauteilen erfordert u.a. eine
sehen von Leiterplatten und Bau-        tronik oder auch Avionic, stehen dem    mit allen bekannten Fluxverfahren        Reduzierung der Körnung in SMD-
teilen mit ENIG-Oberfläche, sämt-       Anwender diverse Spezialflussmit-       durchführbar (z.B. Schäumen, Sprü-       Lötpasten oder auch der Drahtquer-
liche Metallisierungen von elektro-     tel zur Auswahl.                        hen, Jetten).                            schnitte von Lötdrähten. Je feiner
nischen Bauteilen und PCBs bereits      Mit dem neuen ISO-Flux „Clear-             ISO-Flux „ClearWave“ ist für Wel-     das Metallpulver, desto größer wird
vor dem Eintritt in den inerten Pro-    Wave“ stellt die Felder GmbH ein        lenlötanlagen mit Sprühfluxer als        die Gesamtoberfläche des Pulvers
zessraum einer Volltunnel-Wellen-       innovatives, modulares und somit        auch für modernste Selektivlötan-        im Verhältnis zu seinem Volumen.
lötanlage eine mehr oder weniger        multifunktionelles Elektronikfluss-     lagen mit Dropjet-Fluxern bestens        Dies erfordert eine stärkere Aktivie-
                                                                                geeignet, da ein Verkleben der           rung des Pastenflussmittels.
 0     keine Oberfläche zu reinigen                                             Jet-Düsen ausgeschlossen wer-               Neue Technologien, wie z.B. der
                                                                                den kann.                                Einzug von LEDs in der Fahrzeug-
 1     Eine Seite (die mit der Lötmittelgruppe) ist zu reinigen.                   Die harzhaltige Variante ISO-Flux     und Straßenbeleuchtung, haben
 2     Beide Seiten der Baugruppe sind zu reinigen.                             „ClearWave S“ ist für Wellenlötanla-     die Diskussion um die Reduzierung
                                                                                gen mit Schaumfluxer-Auftrag und         von Löttemperaturen neu entfacht.
Tabelle 5: Bezeichnung der zu reinigenden Flächen                               auch für das Selektivlöten mit Sprüh-    Bismutbasierende Lotlegierungen
(Reinigungsoptionen)                                                            fluxersystem optimiert worden. Der       stellen ein Lösungsweg dar, haben
                                                                                minimale Harzanteil sorgt für eine       aber Eigenschaften die noch genau
                                                                                                                         geprüft werden müssen. Hier ist eine
 0     eine Prüfung erforderlich                                                                                         höher aktivierte Flussmittelformulie-
 1     Prüfung für Kolophonium-Rückstände erforderlich                                                                   rung erforderlich, da die Benetzung
                                                                                                                         mit diesen Loten schlechter ist als
 2     Prüfung für ionische Rückstände erforderlich                                                                      mit SAC-Loten.
 3     Prüfen Sie den Oberflächen-Isolationswiderstand so wie es zwischen dem Anwender und dem Her-                         Neben der Aktivierung der Metalli-
       steller vereinbart wurde.                                                                                         sierung der Bauteile und des Metall-
                                                                                                                         pulveranteiles der SMD-Lötpaste,
 4     Prüfen Sie die Oberflächen auf organische Verunreinigungen so wie es zwischen dem Anwender und                    dient das Flussmittel in SMD-Löt-
       dem Hersteller vereinbart wurde.                                                                                  pasten auch zur Einstellung der Vis-
 5     weitere Prüfungen, wie zwischen dem Anwender und dem Hersteller vereinbart                                        kosität und ist somit obligatorisch für
                                                                                                                         die Druck- und Dosierbarkeit und die
Tabelle 6: Prüfung der Rückstände für die Prozesssteuerung                                                               Klebrigkeit der Paste. Das wiede-

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Flussmittel- und Feststoffanteile in modernen Lötmitteln
Löt- und Verbindungstechnik

Bild 10: Aufbau ClearWave-System

rum würde den Ersatz der aktiven        Lote und Flussmittel im Zusammen-       DIN EN 61190-1-1:2003 „Verbin-      gruppen – Lotpaste für bestückte
Bestandteile durch neutrale „Füll-      spiel zu betrachten.                  dungsmaterialien für Baugruppen       Leiterplatten“
stoffe“ erforderlich machen, die aber                                         der Elektronik – Teil 1-1: Anforde-      DIN EN 61191-1:2015 „Elektro-
ebenso verhalten müssten wie die                                              rungen an Weichlöt-Flussmittel für    nikaufbauten auf Leiterplatten –
Aktivatorenmischung. Daher gibt es
                                        Normen und Quellen                    hochwertige Verbindungen in der       Teil 1: Fachgrundspezifikation –
keine flussmittelfreie SMD-Lötpaste        DIN EN ISO 12224-1:1998 „Mas- Elektronikmontage“                         Anforderungen an gelötete elek-
die in diesem Sinne besonders für       sive Lötdrähte und flußmittelgefüllte   DIN EN 61190-1-2:2014 „Verbin-      trische und elektronische Baugrup-
einen Vakuumprozess geeignet ist.       Röhrenlote – Festlegung und Prüf- dungsmaterialien für Baugruppen           pen unter Verwendung der Ober-
   Zwar wären die Reduzierung der       verfahren – Teil 1: Einteilung und der Elektronik – Teil 1-2: Anforde-      flächenmontage und verwandter
Flussmittelanteile bzw. Feststoffge-    Anforderungen“                        rungen an Lotpaste für hochwer-       Montagetechniken“
halte in den einzelnen Lötmitteln          EN ISO 9454-1:2016 „Flussmittel tige Verbindungen in der Elektro-           IPC J-STD004 „Requirements
und die damit einhergehende Ver-        zum Weichlöten – Einteilung und nikmontage“                                 for Soldering Fluxes
ringerung der Rückstände auf der        Anforderungen – Teil 1: Einteilung,     DIN EN 61190-1-3:2015 „Verbin-
Baugruppe wünschenswert, aller-         Kennzeichnung und Verpackung“ dungsmaterialien für Baugruppen
dings nicht auf Kosten der Löt-Per-        DIN EN ISO 9453:2014 „Weich- der Elektronik – Teil 1-3: „Anfor-
formance!                               lote — Chemische Zusammenset- derungen an Elektroniklote und an
   Die Entwicklung und Optimie-         zung und Lieferformen“                Festformlote mit oder ohne Fluss-
rung von Lötmitteln muss in enger          DIN EN ISO 9455-10:2013 mittel für das Löten von Elektronik-
                                                                                                                      Bildnachweis
Zusammenarbeit mit dem Lötan-           „Flussmittel zum Weichlöten – Prüf- produkten“                                Bild 1 bis 6, 10, 11:
lagenherstellern den Innovationen       verfahren – Teil 10: Bestimmung         DIN EN 61189-5-3:2015 „Prüf-          Felder GmbH Löttechnik
der Prozesstechnik geschehen. Für       der Wirksamkeit des Flussmittels, verfahren für Elektromaterialien,           Bild 7 und 9: Pedro Ximinez,
die Fertigungs-Projektierung neuer      Ausbreitungsprüfung“                  Leiterplatten und andere Verbin-        Lizenz: CC BY-SA 2.0 de
Elektronikprodukte ist nicht nur die       DIN EN 32513-1:2005 „Weichlot- dungsstrukturen und Baugrup-                Bild 8: Fa. Pillarhouse Inter-
Performance moderner Lötanlagen,        pasten – Teil 1: Zusammensetzung, pen – Teil 5-3: Allgemeine Prüf-            national Ltd.
sondern auch die Eigenschaften der      Technische Lieferbedingungen“         verfahren für Materialien und Bau-

Bild 11: Schematische Darstellung der modularen Flussmittelzusammensetzung

                3/2021                                                                                                                             47
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