Der Markt für integrierte Digital Customer Experience Services in Deutschland - Lünendonk-Shop
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Lünendonk®-Marktsegmentstudie 2018 Der Markt für integrierte Digital Customer Experience Services in Deutschland Wie der Trend zur Customer Centricity den Beratungs- und IT-Markt verändert Eine Studie der Lünendonk & Hossenfelder GmbH in Zusammenarbeit mit
LÜNENDONK-STUDIE 2018 Inhaltsverzeichnis VORWORT ......................................................................................................................................................... 3 KERNAUSSAGEN .............................................................................................................................................. 5 DIGITAL CUSTOMER EXPERIENCE – TREND, HYPE ODER EINFACH NOTWENDIG? ..................... 6 STANDORTBESTIMMUNG VON ANWENDER- UNTERNEHMEN BEI ENTWICKLUNG UND UMSETZUNG DIGITALER GESCHÄFTSMODELLE ..................................................................................... 9 DIGITALE WACHSTUMSSTRATEGIEN ERFORDERN EINEN END-TO-END-ANSATZ ..................... 14 VERÄNDERUNGEN IM DIGITALAGENTURMARKT ................................................................................ 16 ANFORDERUNGEN AN BERATUNGS- UND TRANSFORMATIONSPARTNER BEI DIGITAL- CUSTOMER-EXPERIENCE-PROJEKTEN ..................................................................................................... 21 DER MARKT FÜR INTEGRIERTE DIGITAL CUSTOMER EXPERIENCE SERVICES .............................. 24 DAS MARKTVOLUMEN FÜR DIGITAL CUSTOMER EXPERIENCE SERVICES IN DEUTSCHLAND. 31 MARKTENTWICKLUNG UND PROGNOSEN ............................................................................................ 32 NACHFRAGE NACH DIGITAL CUSTOMER EXPERIENCE SERVICES .................................................. 34 METHODIK ...................................................................................................................................................... 36 FAZIT UND AUSBLICK .................................................................................................................................. 37 INTERVIEWS .................................................................................................................................................... 40 Accenture Interactive ..................................................................................................................................................... 41 Cognizant ............................................................................................................................................................................ 45 KPS ......................................................................................................................................................................................... 47 PwC ........................................................................................................................................................................................ 50 SapientRazorfish .............................................................................................................................................................. 52 UNTERNEHMENSPROFILE ........................................................................................................................... 56 2
DER MARKT FÜR INTEGRIERTE DIGITAL CUSTOMER EXPERIENCE SERVICES Vorwort Thomas Lünendonk Mario Zillmann Senior Advisor Partner Lünendonk & Hossenfelder GmbH Lünendonk & Hossenfelder GmbH Liebe Leserin, lieber Leser, macht, über die systematische Daten- und Auftragser- fassung oder intelligente Logistik war aber zu wenig noch vor einem Jahrzehnt ließen sich verschiedene Hür- nachgedacht worden oder sie war nicht abgestimmt. So den nur schwer überwinden: die flexible und zügige landete der anfangs begeisterte Kunde am Ende im Tal Umsetzung von Marketing- und Vertriebskonzepten in des Frusts – und der auslösende Anbieter bekam die bestehende IT-Landschaft eines Unternehmens schlechte Kritik vom Markt und von den Medien. Wech- oder die unterschiedliche Sichtweise auf ein Konzept selseitige Schuldzuweisungen lauteten dann in der Re- durch Management- und IT-Beratungen oder Kreativa- gel: Die anderen haben unser Konzept nicht verstanden genturen. Man lebte in unterschiedlichen Welten, mit oder es nicht richtig umgesetzt. Das entlastet, aber führt unterschiedlicher Sprache, mit unzureichenden Schnitt- nicht weiter. stellen und wenig Kenntnis und Verständnis für die An- forderungen an die anderen Dienstleisterkollegen. Der auftraggebende Kunde wollte bereits damals nur eines: eine kluge und gute, neue oder bewährte Kam- Alle versuchten, ihren Teil in der Leistungskette or- pagne zügig und erfolgreich im Markt realisieren, um dentlich und richtig zu machen, dem auftraggebenden seinen Endkunden eine attraktive Handlungs- oder Kunden blieb zumeist die aufwendige Arbeit der Syn- Kaufoption zu offerieren, die inhaltlich und organisato- chronisation und Koordination. Das war keine böse Ab- risch rund läuft. Dem entgegen standen jedoch die un- sicht, es war eine gewachsene Marktstruktur, die Kom- terschiedlichen Sichtweisen und Qualifikationen der petenzen im jeweiligen Feld bündelte. Der Manage- Dienstleister sowie der damals nicht selten übliche Blick mentberater dachte strategisch, der IT-Experte wollte von der eigenen Position aus auf den Markt. Man er- die IT optimieren, der Kreative kreativer sein als andere kannte seine Grenzen und Unzulänglichkeiten, wagte Kreative. aber selten den Schritt in neue, „artfremde“ Leistungs- felder. Die Folgen zeigten sich nicht selten im Markt: Gute Kampagnen erlitten Schiffbruch oder bekamen zumin- Nur wenige Dienstleister machten sich damals auf, über dest Dellen ab, weil werbliche Ambition und organisa- Grenzen hinweg zu denken und sich entsprechend zu torische Exekution nicht passten. Kunden wurden be- organisieren. Sie fassten beispielsweise Management- geistert auf Produkte und Services aufmerksam ge- beratung, Kreativleistung, Marketingservice und IT- Services zusammen oder bündelten diese Facetten zu 3
LÜNENDONK-STUDIE 2018 einem kompletten Leistungspaket für den Kunden. Sie men neue Handlungspotenziale. Grenzen zwischen Sys- nannten sich „hybride Anbieter“, weil sie mit ihrem Ser- temen fallen ebenso wie Grenzen zwischen Dienstleis- viceprofil den Rahmen der klassischen Expertennischen terkategorien. Ob durch Zukauf oder Kooperation, ob verließen. Zunächst wurden sie als Exoten betrachtet, in einem Unternehmen oder in einem Netzwerk von doch das änderte sich im Laufe der Zeit. Servicepartnern, ob für aktuelle oder langfristige Kam- pagnen – das Arbeiten in Teamstrukturen etabliert sich Entscheidend dafür war ein wichtiger Perspektivwechsel. im Interesse des Kunden immer schneller. Neue Metho- Es wurde zunehmend nicht mehr vom Unternehmen in den der Zusammenarbeit – zum Teil aber nicht allein Richtung Markt und Kunde gedacht – wie können wir durch Digitalisierung ermöglicht – sorgen heute dafür, das, was wir haben, an den Markt bringen? –, sondern dass Marktstrategien, Marktkampagnen, Marketing- vom Kunden und Markt her das erforderliche Handeln und Vertriebsaktionen aus einem Guss konzipiert und abgeleitet: Wie können wir das, was Markt und Kunden realisiert werden können. wünschen, zügig liefern? Und es wurde weniger über- legt, wofür man als Dienstleister nicht zuständig ist, son- Sicherlich knirscht es trotz aller Digitalität immer wieder dern vielmehr, wie die eigene Qualifikations- und Leis- mal im Getriebe. Aber verglichen mit dem früheren Fli- tungslücke partnerschaftlich oder organisatorisch ge- ckenteppich von Leistungen und Dienstleistern sorgen schlossen werden kann, um diese neue Marktperspek- die heute möglichen Kooperations- und Organisations- tive erfolgreich realisieren zu können. Dies war der ei- strukturen für enormen Fortschritt. Die digitale Custo- gentliche Beginn des End-to-End-Gedankens in Marke- mer Journey ist ein echter Fortschritt, der mehr Nähe ting und Vertrieb. Hier liegt für die viel zitierte Customer zwischen Anbieter und Kunden, mehr Dialog und mehr Journey der gedankliche Startpunkt. Aus Segmentden- Tempo ermöglicht. ken wurde ganzheitliches Verständnis. In diesem Sinne – gute Reise durch diese Studie! Diesem Verschwinden der Hürden in Organisation und Denken stellen sich nun die Potenziale der Digitalisie- Die Studie ist in fachlicher Zusammenarbeit mit den Un- rung hilfreich zur Seite. Neue Technologien, die über ternehmen Accenture Interactive, Cognizant, KPS, PwC Grenzen hinweg agieren lassen, erschließen Unterneh- und SapientRazorfish entstanden. Herzliche Grüße Thomas Lünendonk Mario Zillmann Senior Advisor, Lünendonk & Hossenfelder GmbH Partner, Lünendonk & Hossenfelder GmbH 4
DER MARKT FÜR INTEGRIERTE DIGITAL CUSTOMER EXPERIENCE SERVICES Kernaussagen Die befragten Großunternehmen und Konzerne haben große Herausforderungen bei der Ent- wicklung und Umsetzung von kundenzentrischen Strategien zu bewältigen. Vor allem bei den Organisationsstrukturen sehen die befragten CxOs noch enormes Verbesserungspotenzial und halten ihre Unternehmen für zu bereichsorientiert. Obwohl digitale Kundenkommunikation und digitale Produkte und Lösungen von den meisten Unternehmen bereits eingeführt wurden, fehlt häufig die Vernetzung aller relevanten (digitalen) Touchpoints, um eine Gesamtsicht auf die Customer Experience zu haben. 61 Prozent der be- fragten Unternehmen haben zu wenig Transparenz bezüglich der Customer Journey und des Kaufverhaltens. Über 60 Prozent der befragten Großunternehmen und Konzerne sehen sich bei ihrer Digital Customer Journey nicht gut aufgestellt. Kunden bündeln zunehmend Kreativ- und Designservices sowie Analytics mit Management- und IT-Dienstleistungen für Projekte zur Verbesserung der Customer Journey und zur Kundenzent- rierung. 78 Prozent der befragten CxOs präferieren Dienstleister, die alle relevanten Leistungen aus einer Hand anbieten können. Das reduziert die Komplexität der Projekte. Management- und IT-Beratungen positionieren sich immer erfolgreicher im Markt für Digital- agenturen. Durch Übernahmen von Digitalagenturen und durch Kooperationen verbreitern Ma- nagement- und IT-Beratungen ihr Portfolio. 87 Prozent der befragten CxOs befürworten diese Marktentwicklung, da so ein echter Mehrwert im Sinne einer End-to-End-Umsetzung entsteht. Die Lünendonk®-Studie bestätigt die Konvergenz von Kreativ- und Designleistungen mit Ma- nagement- und IT-Dienstleistungen und zeigt einen klaren Trend zu End-to-End-Projekten: 64 Prozent der befragten Großunternehmen und Konzerne wollen bis zum Jahr 2020 ihre Digitali- sierungsprojekte End to End umsetzen. Das Marktsegment „Integrierte Digital Customer Experience Services“ hat großes Potenzial. Die befragten Unternehmen planen 2018 durchschnittlich 4,1 Prozent ihres Umsatzes für die Digi- talisierung ihrer Kundenschnittstelle zu investieren (2017: durchschnittlich 2,8 %). Die von Lünendonk ausgewählten und untersuchten 16 Anbieter von integrierten Digital Custo- mer Experience Services erwarten für 2018 ein Wachstum des Marktes um 20,5 Prozent. 5
LÜNENDONK-STUDIE 2018 Digital Customer Experience – Trend, Hype oder einfach notwendig? Jedes Unternehmen beschäftigt sich mit der Digitalisie- Neben der IT-Umsetzung gibt es noch andere Heraus- rung. Vor allem große mittelständische Unternehmen forderungen: Für digitale Produkte & Services gelten und Konzerne befinden sich bereits mitten in ihrer digi- häufig andere Anforderungen hinsichtlich der Entwick- talen Transformation – wenn auch in sehr verschiede- lung und Vermarktung als für die analogen Produkte. nen Reifephasen. Sie stellen bestehende Prozesse, Zu- Digitale Produkte und Services erfordern eine konse- sammenarbeitsmodelle und Wachstumsstrategien in- quente und ganzheitliche kundenzentrische Ausrich- frage und evaluieren, auf welche Weise Technologien tung der Marketing-, Vertriebs- und Produktstrategie. wie Big Data, Cloud oder künstliche Intelligenz die Effi- Die meisten Kunden erwarten in ihrer sogenannten zienz der Prozesse und die Produktivität verbessern und Customer Journey ein benutzerfreundliches Frontend- wie neue Märkte durch digitale Geschäftsmodelle er- Design bei Apps und Online-Shops und eine durchgän- schlossen werden können. Dabei agieren die meisten gige Verknüpfung von Online- und Offline-Daten. Unternehmen durchaus in dem Spannungsfeld der zwei Geschwindigkeiten. Eine weitere wichtige Voraussetzung für erfolgreiche di- gitale Wachstumsstrategien ist eine hohe IT- SPANNUNGSFELD AUS KERNGESCHÄFT UND Systemstabilität, um Prozessstörungen und -ausfälle zu DIGITALEN INNOVATIONEN vermeiden. Je mehr Nutzer eines Online-Geschäftsmo- Während das operative Kerngeschäft noch weitestge- dells oder einer App es gibt, desto größer sind die An- hend in traditionellen Strukturen und Prozessen abge- forderungen an die Performance. wickelt wird, werden für die Entwicklung digitaler Ge- schäftsmodelle neue Strukturen geschaffen, die einen ANSPRÜCHE DER KUNDEN VERÄNDERN SICH neuen Freiraum innerhalb der Organisation bieten. Mit- Die Anforderungen der Kunden und ihre Wünsche an arbeiter können so losgelöst von bestehenden Denk- digitale Produkte und Services nehmen mit der Digitali- mustern neue Ideen entwickeln und iterativ auf ihre sierung der Gesellschaft kontinuierlich zu. Unternehmen Marktreife hin testen. Die meisten Unternehmen stehen wie Airbnb, booking.com, Netflix und vor allem Amazon aber vor großen Umsetzungsherausforderungen, wenn zeigen eindrucksvoll auf, wie digitale Produkte und Ser- es darum geht, aus Prototypen oder neue Ideen kon- vices nachhaltig neue Märkte und Zielgruppen eröffnen. krete Produkte und Services zu entwickeln. Dabei Sie zeigen aber auch, wie schnell etablierte Geschäfts- kommt es sehr stark auf die Umsetzungsgeschwindig- modelle und bedeutende Branchen von disruptiven keit an, um einen Wettbewerbsvorteil zu schaffen be- Ideen überrollt werden können. Und es sind nicht aus- ziehungsweise schnell auf einen Vorstoß eines Wettbe- schließlich die reinen Online-Unternehmen, die die werbers zu reagieren. Märkte aufmischen. Anbieter wie Flixbus (Fernverkehr), Vorwerk/Thermomix (Küchengeräte) oder drivenow Oftmals ist es aber noch so, dass beispielsweise die Be- (Autovermietung) zeigen eindrucksvoll, wie ein hohes reitstellungszeiten für IT-Kapazitäten (Server, Speicher digitales Kundenerlebnis entlang einer nahezu digitali- etc.) Monate dauern, die Fachbereiche aber nur wenige sierten Prozesskette neue Kundengruppen eröffnen Wochen für die Umsetzung planen. kann. 6
DER MARKT FÜR INTEGRIERTE DIGITAL CUSTOMER EXPERIENCE SERVICES Einens der prägendsten Beispiele für Disruption ist der ten CxOs sehr stark auf die Analyse der neuen „Custo- Niedergang der deutschen Handyindustrie, die mit Sie- mer Journeys“ an, die sich beispielsweise aus der daten- mens einst einen lokalen Marktführer hatte. Die gleiche gestützten Analyse des Kundenverhaltens und seiner Entwicklung musste einige Zeit später auch Nokia ver- Interaktionen ergeben. Auf dieser Grundlage können zeichnen. neue Geschäftsmodelle, Apps und Frontends entwickelt oder angepasst werden. Den Markt dominierte lange mit Apple ein Unterneh- men, das seine Smartphone-Strategie komplett kun- Kundenzentrische Strategien, also den einzelnen Kun- denzentrisch ausgerichtet und mit dem App-Ökosys- den in den Mittelpunkt der Aktivitäten zu stellen und tem und iTunes seinen Kunden ein durchgängiges On- ihm ein einzigartiges Einkaufs- beziehungsweise Nut- line-Erlebnis verschafft hatte. Darüber hinaus setzte zungserlebnis zu verschaffen, sind aufgrund der be- Apple sehr früh auf Design und User Experience und schriebenen veränderten Kundenansprüche im digita- konnte so den technologischen Vorsprung von Siemens len Zeitalter aus Sicht von Lünendonk längst kein Hype und Nokia zu seinem Vorteil umkehren. Mittlerweile ist mehr, sondern eine notwendig gewordene Anforde- Samsung Marktführer bei Smartphones, was zeigt, wie rung. kurzlebig Wettbewerbsvorteile in der digitalen Welt sein können. Es zeigt sich, dass fast alle großen Unternehmen und Konzerne derzeit massiv in ihre „digital readyness“ in- Die digitalen Vorreiter haben eines gemeinsam: Sie sind vestieren, um Datensilos auflösen zu können, aber auch, schnell und innovativ und sie scheuen nicht das Risiko. um neue Strukturen für die Umsetzung von Digitalisie- Ihre Geschäftsmodelle sind von Beginn an auf digitale, rungsstrategien zu schaffen. cloudbasierte, Plattformen aufgebaut und lassen sich gut skalieren. Mithilfe dieser Plattformen binden sie Einige Unternehmen, laut Lünendonk®-Studie vor allem Partner in ihre Prozesskette nahtlos ein und generieren aus den Branchen „Konsumgüter“, „Telekommunika- in kurzer Zeit hohe Markteintrittsbarrieren (z. B. Ther- tion“, „Medien“ und „Handel“, gehören zu den Digital momix, Airbnb, Apple/Samsung bei Smartphones). Die Leadern und machen bereits einen signifikanten Anteil Transparenz über die Customer Journey der Kunden ihrer Umsätze mit digitalen Produkten und Services o- und ihre Präferenzen ist ein weiterer wichtiger Erfolgs- der über digitale Vertriebskanäle. Für diese Unterneh- faktor der Digital Leader und wird für die digitalen Ver- men ist Digital Customer Experience gelebte Praxis und folger immer wichtiger. Darauf aufbauend lässt sich eine tägliche Herausforderung. Aber auch die B-to-B-Unter- hohe Customer Experience schaffen, mit der man sich nehmen holen auf und erkennen beispielsweise die Be- vom Wettbewerb abheben kann. deutung einer User Experience (UX) für die Akzeptanz von B-to-B-Plattformen (Logistik, Einkauf etc.). DIGITAL CUSTOMER EXPERIENCE ALS STRATEGISCHES ZIEL Vergleicht man die Geschäftsmodelle, sind es aber die Der Aufbau einer guten Digital Customer Experience B-to-C-Unternehmen, die sich bei der Umsetzung von sowie digitales Marketing zur Kundenansprache über Digitalisierungsstrategien und der Vermarktung digita- alle relevanten Touchpoints sind daher enorm wichtige ler Geschäftsmodelle bereits gut aufgestellt sehen. So Ziele von Unternehmen, die sich mit der Entwicklung hat mehr als jedes zweite untersuchte B-to-C-Unter- und Einführung von digitalen Geschäftsmodellen be- nehmen (52 %) eine ganzheitliche Sicht auf den Kunden. schäftigen. Hierbei kommt es aus der Sicht der befrag- 7
LÜNENDONK-STUDIE 2018 VIELE UNTERNEHMEN SEHEN SICH BEI IHRER DIGITALEN TRANSFORMATION BEREITS ALS VORREITER IN IHRER JEWEILIGEN BRANCHE Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, um auf Optimierung bestehender Geschäftsmodelle, um auf Disruption zu reagieren verändertes Kundenverhalten zu reagieren 45% 40% 24% 30% Unternehmen Branche Unternehmen Branche Vernetzung und ganzheitliche Sicht auf den Kunden Customer Journey: Entwicklung und Einführung moderner (Wo hat er wann was eingekauft und mit wem Kontakt gehabt?) Kundenschnittstellen mithilfe von Prozessautomatisierung und Data Analytics 39% 33% 38% 25% Unternehmen Branche Unternehmen Branche Abbildung 1: Frage: Wie sehen Sie Ihr Unternehmen und Ihre Branche in Bezug auf die folgenden Aspekte derzeit aufgestellt? Skala von 1 = „unzureichend“ bis 5 = „sehr gut“; Prozentangaben beziehen sich auf Antworten „sehr gut“ und „gut“; n = 102 Im B-to-B-Sektor sind es zum Vergleich gerade einmal sind es gerade einmal 24 Prozent der Unternehmen aus 24 Prozent der Unternehmen, die sich hier „gut“ bis dem B-to-B-Sektor. „sehr gut“ aufgestellt sehen. Der Anteil aller befragten 121 Großunternehmen und Konzerne liegt bei 39 Prozent. Ein großer Unterschied zwischen B-to-B und B-to-C be- steht hinsichtlich ihrer Wachstumsstrategien: Während DER GANZHEITLICHE BLICK AUF DEN KUNDEN sich jedes zweite der befragten B-to-C-Unternehmen Transparenz über alle Kundenaktivitäten entsteht, wenn als gut darin positioniert sieht, bestehende Geschäfts- Datensilos aufgelöst und Prozesse miteinander vernetzt modelle zu optimieren, um auf veränderte Kundenan- sind. So lassen sich sämtliche Kunden-Touchpoints ver- forderungen zu reagieren, sind es nur etwas mehr als netzen und mithilfe von Automatisierung und Data ein Drittel der befragten B-to-B-Unternehmen. Analytics zu einem ganzheitlichen Interaktionsansatz zusammenfassen. Der Vorteil ist, dass einem Kunden Dagegen sehen sich bei der „Entwicklung neuer Ge- beispielsweise nicht gleichzeitig mehrere Produkte und schäftsmodelle“ deutlich mehr B-to-B-Unternehmen Dienstleistungen angeboten werden, die sich möglich- mit Vorteilen innerhalb ihrer eigenen Branche als es bei erweise gegenseitig Konkurrenz machen, oder er nicht B-to-C-Unternehmen der Fall ist. von mehreren Vertriebsabteilungen gleichzeitig kon- taktiert wird. Digital Customer Experience ist also durchaus beides: Trend und Realität. Ein wichtiger Trend bei Unterneh- Bei der kundenzentrischen Ausrichtung sehen sich die men, die gerade am Anfang ihrer digitalen Transforma- analysierten B-to-C-Unternehmen auch einen Schritt tion stehen, Strukturen und Prozesse anpassen sowie weiter als die B-to-B-Unternehmen: Während 42 Pro- ihre Operating Modelle neu ausrichten und sie ist ge- zent der befragten B-to-C-Unternehmen angegeben lebte Realität in digital reifen Unternehmen. haben, über moderne Kundenschnittstellen zu verfügen, 8
DER MARKT FÜR INTEGRIERTE DIGITAL CUSTOMER EXPERIENCE SERVICES Standortbestimmung von Anwender- unternehmen bei Entwicklung und Umsetzung digitaler Geschäftsmodelle Vielen Organisationen macht das Spannungsfeld aus In- ab Mai 2018 endgültig und ohne weitere Übergangsfris- novationsdruck, gesetzlichen Anforderungen und Kos- ten gesetzlich bindend ist, wird Unternehmen vor tendruck zu schaffen und es fällt ihnen schwer, aus gu- enorme Herausforderungen stellen. Denn sie müssen ten Ideen marktfähige Produkte und Services zu entwi- sicherstellen, dass aus den gespeicherten personenbe- ckeln. zogenen Daten keine Rückschlüsse auf Kundenaktivitä- ten gezogen werden können. Das Gesetz schreibt wei- Einen besonders großen Nachholbedarf haben Großun- ter vor, dass bei allen datenbasierten Geschäftsmodel- ternehmen und Konzerne im deutschsprachigen Raum len und überall dort, wo während in der Kundeninterak- bei der Operationalisierung von Digitalisierungsstrate- tion Daten gesammelt werden, Unternehmen zwingend gien. Ein Organisationsumbau und die Entwicklung die Einwilligung ihrer Kunden zur Verwendung der Da- neuer Risk- und Compliance-Prozesse sind notwendig. ten einholen. Geschieht dies nicht, sind empfindliche Mit neuen Strukturen lässt sich beispielsweise mehr Ri- Strafen bis zu 4 Prozent des Jahresumsatzes fällig. sikoaffinität bei der Zusammenarbeit mit Start-ups und anderen Technologieunternehmen schaffen. Darüber Dementsprechend sehen 58 Prozent der befragten hinaus werden in den bisherigen Compliance-Regelun- Top-Manager den Themenkomplex „Datenschutzanfor- gen die Möglichkeiten der Cloud nicht voll ausge- derungen/Compliance“ zwar als eine ihrer größten Her- schöpft. Aber auch die IT-Strukturen und -Prozesse für ausforderungen an. Diese Herausforderung wiegt umso die Bereitstellung von Rechenleistung müssen vielerorts schwerer, als die Erfahrung der letzten Jahre zeigt, dass, dringend erneuert werden, da diese Prozesse noch viel je besser, attraktiver und unersetzlicher ein digitales An- zu lang dauern und am Time-to-Market-Druck der gebot ist, Kunden auch bereit sind, ihre Daten zu teilen. Fachbereiche vorbeigehen. Interessanterweise sehen sich aber auch 79 Prozent der Auch die Kooperation mit anderen Unternehmen zur befragten Top-Manager im Bereich „Datenschutz/Com- gemeinsamen Entwicklung und Vermarktung digitaler pliance“ als gut aufgestellt, obwohl er gleichzeitig auch Produkte und Services steht im deutschsprachigen eine ihrer größten Herausforderungen darstellt. Hier Raum erst am Anfang, wie die Ergebnisse dieser Studie wird wieder das Spannungsfeld aus analogem und digi- zeigen. talem Business deutlich. Für das analoge Geschäft sind die aktuellen Datenschutz- und Compliance-Regelun- DATENSCHUTZ GEHÖRT AUF DIE gen ausreichend, jedoch bei weitem nicht für die digi- STRATEGIEAGENDA talen Themen. Ein besonders wichtiges und leider zu oft unterreprä- sentiertes Thema ist der Umgang mit kundenbezoge- nen Daten. Die EU-Datenschutzgrundverordnung, die 9
LÜNENDONK-STUDIE 2018 DATENSCHUTZ UND COMPLIANCE STEHEN DIGITALISIERUNG NOCH OFT IM WEG Datenschutzanforderungen 58% 25% 18% IT-Security 55% 30% 15% Regulatorische Vorschriften und Compliance-Vorgaben 47% 38% 16% Zeitmangel, da Tagesgeschäft vorgeht 32% 44% 24% Verteidigung der Datensilos 25% 36% 39% Unzureichende Erfahrungen und Kompetenzen in der Analyse der Customer Journey und eines Zielbildes für das moderne Kundenerlebnis 24% 57% 19% Komplexe Entscheidungs- und Verantwortungsstrukturen 22% 66% 13% Fehlende Erfahrungen der Führungskräfte und Mitarbeiter 21% 55% 25% Starre und veraltete IT-Systeme, die keine vollständige Integration der digitalen Lösungen ermöglichen 13% 39% 48% Unternehmenskultur 11% 60% 29% Ressourcenmangel (Kapital) 10% 38% 52% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Ja Teilweise Nein Abbildung 2: Frage: Welche der nachfolgenden Punkte stellen für Sie derzeit die größte Herausforderung dar, um Geschäftsmodelle erfolgreich (weiter)entwickeln und vermarkten zu können? n= 102 DIGITALISIERUNG ERFORDERT NEUE REGELUNGEN digitalen Plattform möglichst hohe Marktanteile ge- Neben Datenschutz- und IT-Sicherheitsaspekten im winnt. Speziellen macht den untersuchten Unternehmen die Flut an weiteren regulatorischen Vorgaben zu schaffen. Die Ergebnisse der Studie zeigen allerdings ein Missver- hältnis zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Denn ob- Für 47 Prozent der befragten Top-Manager sind „Regu- wohl sich fast zwei Drittel aller befragten Unternehmen latorische Vorschriften und Compliance-Vorga- bei der „Realisierung und Integration neuer Geschäfts- ben“ durch den Gesetzgeber ein maßgeblicher Behin- modelle oder Vermarktungsstrategien“ gut aufgestellt derungsfaktor bei der Entwicklung digitaler Geschäfts- sehen, haben sie in einzelnen wichtigen Bereichen der modelle. digitalen Transformation Probleme. Vor allem im Hin- blick auf die Neujustierung der Organisationsstrukturen Knapp ein Drittel der befragten Führungskräfte macht und des Operating Modells gibt es viele Führungskräfte „Zeitmangel“ als größte Herausforderung aus, da das in den befragten Unternehmen, die einen großen Hand- operative Tagesgeschäft, mit dem immer noch das Geld lungsbedarf sehen. verdient wird, höchste Priorität hat. Für 44 Prozent ist dieser Punkt immerhin teilweise ein Grund dafür, warum „Komplexe Entscheidungs- und Verantwortungsstruk- sie bei der Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle lang- turen“, wie sie in großen Unternehmen und Konzernen sam vorankommen. typisch sind, stehen im krassen Gegensatz zum Trial- and-Error-Ansatz und zur notwendigen Agilität. Folglich GUT IM ENGINEERING, SCHLECHTE NOTEN IN DER machen 22 Prozent der Befragten diesen Punkt als eine UMSETZUNG ihrer größten Herausforderungen aus, während weitere Bei der digitalen Transformation geht es viel um Ge- 66 Prozent ihn teilweise als größte Herausforderung schwindigkeit, also beispielsweise darum, welches Un- einschätzen. ternehmen als erstes einen Standard setzt und mit einer 10
DER MARKT FÜR INTEGRIERTE DIGITAL CUSTOMER EXPERIENCE SERVICES UNTERNEHMEN ÖFFNEN SICH NOCH ZU LANGSAM GEGENÜBER PARTNER-ÖKOSYSTEMEN Wir setzen bei der Vermarktung auf einen Trial-and-Error- 40% Ansatz, um Ideen schnell zur Marktreife zu bringen. Wir gründen eigene Digitaleinheiten oder Innovation 38% Labs, um kreatives Arbeiten abseits der Organisation zu ermöglichen und Ideen schnell zur Marktreife zu bringen. Strategie/Kreativität Wir arbeiten in der Entwicklung und Vermarktung mit 38% einem Partner-Ökosystem. 25% Wir binden Start-ups in die Ideenentwicklung mit ein. Abbildung 3: Frage: Wie sehen Sie Ihr Unternehmen in den folgenden Bereichen aufgestellt? – Strategie/Kreativität Skala von 1 = „mangelhaft“ bis 5 = „sehr gut“; Prozentangaben beziehen sich auf Antworten „sehr gut“ und „gut“; n = 100 STRATEGISCHE DEFIZITE IN VIELEN UNTERNEHMEN überhaupt zur Marktreife zu bringen und damit auf Dis- Aufgrund der Schwächen in der Neuausrichtung der ruption und neue Wettbewerber zu reagieren. Organisationsstrukturen überrascht es nicht, dass nur 40 Prozent der untersuchten Großunternehmen und Um digitale Innovationen und Wachstumsfelder zu ent- Konzerne bereits Trial-and-Error-Ansätze anwenden, wickeln, sollten strategischen Aufgaben priorisiert sowie um neue Ideen schnell zu entwickeln und zur Marktreife interne Strukturen geschaffen werden, in denen sich zu bringen. Diese Unternehmen bieten ihren Mitarbei- Teams komplett losgelöst vom Tagesgeschäft mit Digi- tern kreative Freiräume, um neue Ideen und Innovatio- talisierung und den Kundenwünschen beschäftigen nen entstehen zu lassen. Sie sind auch eher bereit, sich können. gegenüber Wettbewerben, Technologieunternehmen und branchenfremden Unternehmen für Kooperationen Die Probleme bei der schnellen Entwicklung und Um- zu öffnen. setzung von Ideen und Digitalstrategien gehen auch häufig damit einher, dass sich nur 42 Prozent der Un- Aufschlussreich dafür, dass viele Unternehmen Prob- ternehmen in der Anwendung agiler Methoden gut auf- leme haben, digitale Wachstumsstrategien zu entwi- gestellt sehen. ckeln, ist, dass nur 38 Prozent der befragten Führungs- kräfte angaben, eigene Digitaleinheiten oder Innovation UNTERNEHMEN MÜSSEN BEI DER VERNETZUNG Labs gegründet zu haben, um so kreatives Arbeiten ab- IHRER SILOS SCHNELLER WERDEN seits der Organisation zu ermöglichen. Die befragten „Starre und veraltete IT-Systeme“ scheinen dagegen in Banken, Telekommunikationsunternehmen und Medi- fast jedem zweiten untersuchten Unternehmen (48 %) enhäuser sind hier aber weiter als der Durchschnitt. In- keine große Herausforderung für die Entwicklung digi- folge fehlender Strukturen und Freiraum für neue Ideen, taler Geschäftsmodelle darzustellen. So sehen sich viele gelingt es auch nur jedem zweiten befragten Unterneh- Unternehmen (57 %) bei der Vernetzung verschiedener men (53 %), Prototypen für digitale Geschäftsmodelle IT-Anwendungen und Daten zu einem Gesamtsystem gut positioniert. 11
LÜNENDONK-STUDIE 2018 ÜBER DREI VIERTEL SEHEN SICH IM DATENSCHUTZ UND COMPLIANCE GUT AUFGESTELLT 79% Datenschutz und Compliance Realisierung und Integration neuer Geschäftsmodelle 62% oder Vermarktungsstrategien 57% Prozessautomatisierung im Bereich Kundeninteraktion Operationalisierung/ 53% Prototypen zur Marktreife bringen Prozesse 42% Einführung agiler Methoden in der Entwicklung von Produkten und Services 38% Kontinuierliches Sammeln und Filtern von Daten, um dem Kunden in Echtzeit Vorschläge zu machen 38% Vernetzung (Silos) von Kundendaten von verschiedenen Touchpoints Abbildung 4: Frage: Wie sehen Sie Ihr Unternehmen in den folgenden Bereichen aufgestellt? – Operationalisierung/Prozesse; Skala von 1 = „mangelhaft“ bis 5 = „sehr gut“; Prozentangaben beziehen sich auf Antworten „sehr gut“ und „gut“; n = 102 Aus den Gesprächen mit den befragten CxOs werden nahezu vollständig vernetzt haben, um eine Gesamt- allerdings Probleme in der Vernetzung der Touchpoints sicht auf alle Kundendaten im Unternehmen zu haben. mit den Kunden deutlich. Touchpoints sind alle Kontakt- Die anderen befragten Unternehmen befinden sich im- punkte zwischen einem Unternehmen und einem Kun- merhin auf dem Weg zur Vernetzung und haben ent- den, von Offline- und Online-Marketingmaßnahmen sprechende Projekte bereits angestoßen. über den Vertrieb, das Verkaufspersonal in Filialen so- wie alle Social-Media-Aktivitäten eines Unternehmens. ES IST NOCH EIN WEITER WEG BIS ZUR KUNDENZENTRIERUNG Nur 38 Prozent sehen sich als gut darin aufgestellt, Kun- Diese Angaben stehen jedoch etwas im Widerspruch dendaten von verschiedenen Touchpoints (z. B. Apps, zur Häufigkeit des Einsatzes von Marketing-Clouds, die Online-Shops, Ladengeschäfte, Logistik, Kundenservice) eine solche Automatisierung und Vernetzung ermögli- miteinander zu vernetzen. Ohne Zusammenführung al- chen. Nur 38 Prozent der untersuchten Unternehmen ler Kundeninformationen in einem einheitlichen Kun- setzen aktuell Marketing-Clouds ein, über die ein ein- denkonto ist eine kanalübergreifende und hoch auto- heitlicher Blick auf den Kunden realisiert werden kann. matisierte User Experience nicht wirklich denkbar. Führende Plattformen sind beispielsweise sales- Cross- und Upselling-Potenziale können so nicht voll force.com CRM, Adobe Marketing Cloud oder Microsoft ausgeschöpft werden, da eine Gesamtsicht auf die Dynamics. Mit ihnen lassen sich Themen wie automati- Customer Journey fehlt. sierte Kampagnenplanung und Kundenanalyse umset- zen. Etwas weiter sind die untersuchten Großunternehmen und Konzerne bei der Vernetzung ihrer IT- Die Antworten der CxOs zeigen, dass die meisten der Anwendungen und Datenbanken. 57 Prozent der be- untersuchten großen Unternehmen und Konzerne noch fragten Führungskräfte gaben an, dass ihre Unterneh- weit von einer kundenzentrischen Aufstellung entfernt men verschiedene Anwendungen (z. B. ERP, CRM, BI) sind. Hier gilt es, in Zukunft deutlich mehr zu investieren und Fortschritte zu erzielen. 12
DER MARKT FÜR INTEGRIERTE DIGITAL CUSTOMER EXPERIENCE SERVICES AUTOMATISIERUNG FINDET NOCH In Zeiten der Digitalisierung haben Unternehmen, die SCHWERPUNKTMÄßIG IN DEN SILOS STATT sich mit digitalen Wachstumsstrategien vom Wettbe- Aus Sicht von Lünendonk scheinen sich die Angaben ei- werb differenzieren und ein einzigartiges Kundenerleb- niger CxOs zur Prozessoptimierung und Vernetzung in nis in der digitalen Welt bieten möchten, aber keine Al- der Kundeninteraktion eher auf Silos sowie einzelne Ka- ternative zur umfassenden Automatisierung bezie- näle und Unternehmensbereiche zu beziehen und noch hungsweise zum Einsatz künstlicher Intelligenz. nicht auf das Gesamtunternehmen. Denn dass einige der untersuchten Unternehmen – trotz hohem Automa- Die Geschwindigkeit der Marktveränderungen (z. B. Ein- tisierungsgrad in den Silos – keine bereichsübergrei- tritt neuer Wettbewerber) nimmt weiter rasant zu und fende Vernetzung der Kundendaten aufweisen, ver- Kunden erwarten mittlerweile, dass ein Anbieter exakt deutlicht die Grenzen der Automatisierung und die weiß, welches Produkt oder welchen Service der Kunden Schwächen in der kundenzentrischen Neuaufstellung. morgen benötigt. Das hat durchaus seinen Grund: Während die Optimie- Da die meisten der untersuchten Unternehmen Defizite rung des eigenen Verantwortungsbereichs für viele Ma- darin aufweisen, digitale Geschäftsmodelle zu entwi- nager vergleichsweise gut plan- und steuerbar ist, tre- ckeln beziehungsweise umzusetzen, überrascht es nicht, ten immer wieder Probleme und Herausforderungen dass sich die meisten befragten CxOs auch nicht gut da- bei der bereichsübergreifenden Zusammenarbeit auf. rin aufgestellt sehen, wenn es um den „Aufbau unter- So verlangt die Automatisierung von abteilungsüber- nehmensübergreifender Cloud-Ökosysteme zur Ent- greifenden Workflows neue Organisationsstrukturen wicklung und Vermarktung digitaler Geschäftsmo- und neue Zuständigkeiten für die Mitarbeiter. Häufig ist delle“ geht. Automatisierung auch mit Reorganisationen und Perso- nalabbau verbunden, was große Automatisierungspro- jekte erschwert. POTENZIALE DER MARKETING-PLATTFORMEN AUS DER CLOUD WERDEN NOCH SELTEN GENUTZT Vernetzung verschiedener Anwendungen und Daten, um eine 57% Gesamtsicht auf den Kunden zu ermöglichen. Aufbau unternehmensübergreifender Cloud- Technologien/ Plattformen 36% Ökosysteme zur Entwicklung und Vermarktung digitaler Geschäftsmodelle. Einsatz cloudbasierter Marketing-Plattformen für Themen 38% wie Kampagnenplanung und -durchführung, Kundenanalyse etc. Abbildung 5: Frage: Wie sehen Sie Ihr Unternehmen in den folgenden Bereichen aufgestellt? Technologien/Plattformen; Skala von 1 = „mangelhaft“ bis 5 = „sehr gut“; Prozentangaben beziehen sich auf Antworten „sehr gut“ und „gut“; n = 102 13
LÜNENDONK-STUDIE 2018 Digitale Wachstumsstrategien erfordern einen End-to-End-Ansatz Die veränderten Ansprüche der Kunden im digitalen UNTERNEHMEN BINDEN IMMER MEHR Zeitalter erfordern die Vernetzung von Kommunikati- FACHBEREICHE IN DIE MODERNISIERUNG DER onskanälen, Frontends (Webseiten, Social Media, Apps) KUNDENSCHNITTSTELLE EIN und E-Commerce-Systemen mit Backendprozessen wie Die Marketingabteilung sowie die Unternehmens-IT Warenwirtschaftssystemen, Rechnungswesen und Lo- sind mit Abstand diejenigen Fachbereiche, die am häu- gistik. Hinzu kommt die Verbindung aus Online- und figsten Projekte zur Verbesserung der Customer Expe- Offline-Business, um den Kunden eine kanalübergrei- rience durchführen. fende User Experience bieten zu können. Die IT führt in 71 Prozent der befragten Unternehmen Customer Centricity ist daher nicht mehr nur aus der „regelmäßig“ Customer-Experience-Projekte durch und Marketingperspektive betrachtet ein wichtiges Thema, in weiteren 21 Prozent immerhin noch „häufig“. Dass die sondern ist für fast alle Wertschöpfungsbereiche rele- IT in jedem befragten Unternehmen in Digitalprojekte vant. Technologisch betrachtet, bedeutet Customer eingebunden ist, überrascht nicht, da in der IT die Soft- Centricity, dass alle kundenspezifischen Daten zu einem wareentwicklung und -einführung sowie die Systement- Kundenkonto zusammengeführt werden. Das ist häufig wicklung (z. B. Cloud-Plattformen) aufgehängt ist. Häu- innerhalb der vorhandenen Systeme nur mit einem gro- fig fällt auch die Pflege und Optimierung der CRM- ßen Aufwand möglich. Gleichzeitig muss die Frage be- Systeme und Marketing-Plattformen in die Verantwor- antwortet werden, welchem Unternehmensbereich die tung der IT. Kundendaten gehören beziehungsweise welche Abtei- lung hier federführend ist. NAHEZU JEDES ZWEITE UNTERNEHMEN BEZIEHT DIE MEISTEN FACHBEREICHE IN DIE DIGITALISIERUNG DER KUNDENSCHNITTSTELLE EIN 92% IT 76% Marketing 67% Forschung & Entwicklung 65% Customer Service 54% Vorstand/ 48% Supply Chain/ Geschäftsführung Einkauf 44% Vertrieb 12% Produktion Abbildung 6: Welche Fachbereiche in Ihrem Unternehmen führen Customer-Experience-Projekte durch bzw. sind an deren Umset- zung beteiligt? n= 102 14
DER MARKT FÜR INTEGRIERTE DIGITAL CUSTOMER EXPERIENCE SERVICES In jedem zweiten der untersuchten Großunternehmen In mehr als 45 Prozent der Unternehmen führt der Be- und Konzerne (52 %) ist das Marketing „regelmäßig“ in reich Supply Chain/Logistik „häufig“ bis „regelmä- Customer-Experience-Projekte involviert. In weiteren 25 ßig“ Customer-Experience-Projekte durch. Ein Beispiel Prozent der Unternehmen führt die Marketingabteilung für die Digitalisierung der Supply-Chain-Prozesse ist die „häufig“ Projekte im Bereich Customer Experience durch. Erhöhung der Transparenz der Bestell- und Lieferpro- Interessanterweise ist das Marketing in zehn Prozent zesse, also die Echtzeitverfolgung der jeweiligen Sta- der untersuchten Unternehmen nur gelegentlich in die dien, in denen sich der Auftrag befindet. Ein weiteres Optimierung der Customer Experience eingebunden. Beispiel ist die Überprüfung des Artikelbestands mittels Auch der Vertrieb ist überraschenderweise selten in mobiler Endgeräte am Point of Sale und der automati- Projekte zur Modernisierung der Kundenschnittstelle in- sierten Nachbestellung. volviert. In 16 Prozent der befragten Unternehmen ist der „Vertrieb“ regelmäßig und in 28 Prozent häufig an INDUSTRIE 4.0/IOT UND CUSTOMER EXPERIENCE diesen Projekten beteiligt. WACHSEN ZUSAMMEN Betrachtet man nur diejenigen befragten Unternehmen, Zwei Bereiche, die dagegen sehr stark an der Entwick- die im produzierenden Gewerbe tätig sind, involvieren lung und Umsetzung von Customer-Experience-Strate- bereits 15 Prozent den Produktionsbereich in Customer- gien beteiligt sind, sind Forschung und Entwicklung Experience-Projekte. (F&E) sowie Customer Services. Durch den Trend zu immer mehr As-a-Service-Angebo- F&E führt bei zwei Dritteln der Unternehmen regelmä- ten in der Industrie rückt die Produktion einerseits näher ßig bis häufig Projekte durch, bei denen die Customer an den Kunden heran. Andererseits arbeiten immer Experience im Fokus steht. Dieser hohe Wert überrascht mehr Industrieunternehmen über digitale Plattformen nicht, da bei der Entwicklung von Produkten und Ser- zusammen, bei denen die Usability dieser Plattformen vices Kundennutzen und Usability wichtige Elemente einen entscheidenden Einfluss auf ihre Akzeptanz bei darstellen. Gleiches gilt für den Customer Service, bei den jeweiligen Partnerunternehmen und den Mitarbei- dem die Geschwindigkeit in der Beantwortung von Kun- tern hat. Ein Beispiel sind E-Commerce-Plattformen denanfragen, eine integrierte/konsistente Kundenkom- oder erste Projekte der Digitalen Fabrik, mit denen B- munikation über mehrere Kanäle hinweg sowie Chat to-B-Unternehmen Bestelllungen untereinander abwi- Bots im Mittelpunkt stehen. ckeln oder in Produktionsverbünden agieren. Solche Plattformen lösen die starren ERP-Prozesse sowie veral- IN JEDEM ZWEITEN UNTERNEHMEN KANN EINE teten Datenübertragungskanäle (Fax etc.) ab. Für ihre KUNDENZENTRISCHE STRATEGIE VERMUTET Akzeptanz bei den Anwendern spielen eine hohe User WERDEN Experience und eine intuitive Benutzeroberfläche eine Der veränderte Anspruch vieler Unternehmen, ihren enorm wichtige Rolle, ebenso wie Systemstabilität und Kunden ein durchgängiges digitales Nutzungserlebnis nahtlose Anbindung an die Backend-Prozesse für den zu bieten, lässt sich in der Studie auch daran ablesen, Datenaustausch. dass fast jedes zweite der befragten Großunternehmen und Konzerne die Unternehmensbereiche Supply In Zukunft werden die B-to-B-Unternehmen mit zuneh- Chain/Logistik, Vertrieb sowie Forschung und Entwick- mender digitaler Reife in solche digitale Plattformen in- lung in die Gestaltung einer Customer Experience ein- vestieren und damit einen sehr hohen Bedarf an der Di- binden. gitalisierung ihrer Kundenschnittstellen haben. 15
LÜNENDONK-STUDIE 2018 Veränderungen im Digitalagenturmarkt Ohne externe Unterstützung können nur wenige Unter- aus Kreativleistungen, Design-, UX- und IT- nehmen diese Herausforderungen bewältigen. Sie set- Umsetzungsleistungen Digitalisierungsprojekte mit ei- zen daher immer stärker auf die Zusammenarbeit mit nem End-to-End-Ansatz planen und umsetzen zu kön- Beratungs- und IT-Dienstleistern. nen. Für 78 Prozent der befragten Top-Manager ist es wich- Am stärksten war in den letzten Jahren die Manage- tig, durch die Zusammenarbeit mit Beratungs- und IT- ment- und IT-Beratung Accenture am M&A-Markt tätig Dienstleistern die Komplexität bei Digitalisierungspro- und hat mit den Agenturen Fjord, karmarama, boome- jekten deutlich zu reduzieren. Diese Unternehmen ga- rang, dgroup und Sinner Schrader mehrere führende ben in den Interviews im Rahmen dieser Lünendonk®- Kreativagenturen und Analytics-Unternehmen über- Studie an, bevorzugt mit Management- und IT- nommen. Diese Übernahmen werden in der „Experi- Beratungen zusammenzuarbeiten, die Kreativleistun- ence Agency“ Accenture Interactive in der Digitalsparte gen im Portfolio haben und diese mit ihren klassischen integriert. Beratungs- und IT-Umsetzungsleistungen kombinieren. Auch Deloitte (u. a. Heat) und IBM (u. a. Aperto, Ecx.io) 87 Prozent der Befragten sehen es darüber hinaus sogar waren aktiv. Capgemini als einer der weltweit führenden als sinnvoll an, dass Management- und IT-Beratungen Beratungs- und IT-Dienstleister hat in den letzten Jah- in den vergangenen Jahren ihr Portfolio um Kreativleis- ren in den Aufbau von Innovationsstrukturen (Hyve) tungen erweitert haben. Sie bewerten damit die Über- und der Digital Customer Experience (Idean, Fahrenheit nahmeaktivitäten der Beratungs- und IT-Dienstleister in 212) investiert. der Vergangenheit positiv, da dadurch sinnvolle Portfo- lioerweiterungen entstehen, um durch die Verbindung KUNDEN SEHEN ES POSITIV, DASS SICH IT- UND MANAGEMENTBERATUNGEN IM MARKTSEGMENT POSITIONIEREN 87% 78% IT- und Management- Die Zusammenarbeit mit berater haben ihr Dienstleistungspartnern, Portfolio um die alles aus einer Hand Kreativitätsleistungen anbieten können, ist für sinnvoll erweitert und uns sehr hilfreich, da es bieten aus unserer Sicht die Komplexität für uns einen echten Mehrwert als Kunde deutlich im Sinne der End-to-End- reduziert. Betrachtung. Abbildung 7: Frage: Bitte bewerten Sie die folgenden Aussagen zum Markt für Digitalisierung; n = 102 16
DER MARKT FÜR INTEGRIERTE DIGITAL CUSTOMER EXPERIENCE SERVICES Als einer der wenigen Pure-IT-Provider hat Cognizant Diese Anforderungen, welche die befragten Vorstände mit Übernahmen von Digitalagenturen wie Mirabeau, und Bereichsverantwortlichen an ihre Dienstleistungs Zone und Netcentric seine Digital Business Unit erwei- partner stellen, spiegeln die gestiegene Komplexität bei tert. Auch Wipro gehört mit etwa 600 Designern und Digitalisierungsprojekten wider und verdeutlichen, wie Kreativen zu den größeren hybriden Anbietern. eng Strategie, Kreativleistung, Marketingtechnologien, Big Data, Organisationsstrukturen und IT-Umsetzung Sogar die führenden Strategieberatungen McKinsey mittlerweile verzahnt sind. (Lunar) und BCG (Maya Design) gehen stärker in die Umsetzung. Die Folge ist, dass immer mehr Unternehmen bei Pro- jekten, bei denen die Entwicklung und Umsetzung von WICHTIGE KOMPETENZEN digitalen Geschäftsmodellen im Fokus steht, mehrheit- Der Trend zur Erweiterung des Beratungs- und IT- lich auf einen End-to-End-Ansatz setzen und mit einem Portfolios bei den Anbietern resultiert aus der hohen Dienstleistungspartner zusammenarbeiten. Vor allem Geschwindigkeit der Marktveränderungen sowie dem die Backend-Integration von digitalen Lösungen ist in Druck bei ihren Kunden, neue Produkte und Services den letzten Jahren zu einer enorm wichtigen Anforde- oder Prozessverbesserungen in immer kürzeren Zyklen rung der Kunden geworden. Das bedeutet besonders zu entwickeln und einzuführen. für die Digitalagenturen, dass sie sich thematisch im Be- reich der IT-Umsetzung ihrer digitalen Lösungen breiter In nächster Zeit rechnet Lünendonk mit weiteren Über- aufstellen müssen, um entsprechende Ausschreibungen nahmen durch Management- und IT-Beratungen im gewinnen zu können. Agenturbereich und vice versa. Bei der Vergabe von Projekten im Kontext der Digital Customer Experience Ist eine Bündelung zu einem Gesamtprojekt nicht mög- erwarten die befragten CxOs von ihren Dienstleistungs- lich – zum Beispiel wenn die einzelnen Projektphasen partnern eine Fülle an Kompetenzen, die sie End-to-End noch nicht abzuschätzen sind – werden Digitalisie- aus einer Hand anbieten können: rungsprojekte häufig in ihre einzelnen Phasen zerlegt. Für die einzelnen Phasen wird ebenfalls bevorzugt der TREND ZUM END-TO-END-ANSATZ BEI gleiche Beratungs- und IT-Dienstleistungspartner ge- DIGITALISIERUNGSPROJEKTEN wählt. AUS SICHT VON MINDESTENS JEDER ZWEITEN DER BEFRAGTEN FÜHRUNGSKRÄFTE AUS KUNDENUNTERNEHMEN SOLLTEN BERATUNGS- UND TRANSFORMATIONSPARTNER FOLGENDE SERVICES IM PORTFOLIO HABEN, WENN SIE IHRE KUNDEN BEI DER PLANUNG UND UMSETZUNG VON DIGITAL-CUSTOMER-EXPERIENCE-PROJEKTEN BEGLEITEN MÖCHTEN: Digital Consulting, Prozessoptimierung, Geschäftsmodellentwicklung, Systemintegration, Organisationsberatung, Change Management. Data Analytics, Abbildung 8: Anforderung an das Portfolio eines Beratungs-und Transformationspartners 17
LÜNENDONK-STUDIE 2018 PLAN UND BUILD ALS END-TO-END-ANSATZ und Services spiegelt sich aktuell nur teilweise in den Lünendonk hat die Top-Manager gefragt, in welchen Antworten der befragten Manager wieder. Phasen von Digitalisierungsprojekten ein integrierter Beratungs- und Transformationsansatz sinnvoll ist und Dabei ist die Datenauswertung von Informationen, die bevorzugt wird (Abbildung 9). In mehr als zwei Drittel an den Kunden-Touchpoints gesammelt werden, ein der befragten Unternehmen gehören die „Prozessopti- enorm wichtiger Bestandteil von digitalen Geschäfts- mierung“ und die „Geschäftsmodellentwicklung“ zu modellen, Dynamic Pricing und digitalem Marketing denjenigen Projektphasen, die stark mit anderen The- (Kampagnenplanung und -optimierung, Marketingau- men vernetzt sind. Auch die Software- und Systemin- tomation etc.). tegration (62 %) sowie die Organisationsberatung (59 %) werden oft, gemeinsam mit anderen Services, zu Aus der Analystenperspektive heraus betrachtet, veror- Teilprojekten gebündelt. ten viele der Befragten (52 %) „Data Analytics“ aber noch nicht als Teil eines integrierten Ansatzes, sondern Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass bei der Projekt- noch stark im Bereich der IT und der Data Warehouses planung (Plan) und der Umsetzung (Build) die Mehrheit und bündeln Analytics-Projekte nicht mit anderen Teil- der befragten Unternehmen bestrebt ist, Schnittstellen- projekten von Customer-Experience-Projekten. brüche zu vermeiden. Ein wichtiger Grund hierfür sind die Anforderungen, die agile Methoden an die Projekt- Im Umkehrschluss bedeutet dies jedoch auch, dass für umsetzung stellen. Da in den einzelnen Iterationsschlei- 48 Prozent die Sammlung und Auswertung von Daten fen immer wieder neue Erkenntnisse berücksichtigt wer- fest zu einem integrierten Beratungs- und Transforma- den müssen, wechseln sich Plan und Build in agilen Pro- tionsansatz bei der Entwicklung digitaler Geschäftsmo- jekten immer öfter ab. delle gehört. Es hat sich in den letzten Monaten in vielen Unterneh- Andere Themen wie „Betrieb von Innovation Labs“, „Be- men die Erkenntnis durchgesetzt, dass der Digitalisie- trieb von Marketing-Plattformen“ oder „Aufbau von rung nicht ohne moderne Methoden (Design Thinking, Customer Contact Centern“ können aus Sicht der Mehr- Rapid Prototyping etc.) und vor allem nicht ohne eine heit der befragten Führungskräfte dagegen isoliert zur neue Unternehmenskultur begegnet werden sollte. Strategieentwicklung und Organisations- und IT- Denn Digitalisierung bedeutet Veränderung für die Mit- Umsetzung realisiert werden. arbeiter und die Organisation als Ganzes. MOMENTUM GEHÖRT DEN BERATUNGS- UND IT- Das Change Management als Werkzeug für die Unter- DIENSTLEISTERN nehmenstransformation hat daher einen höheren Stel- Die Anforderungen, die die befragten Großunterneh- lenwert bekommen. Folglich sehen 60 Prozent der be- men und Konzerne an ihre Beratungs- und IT- fragten Führungskräfte das Change Management nicht Dienstleister stellen, sind sehr hoch. Je mehr Projektteile mehr als isolierte Disziplin an, sondern als festen Be- zusammengefasst und in die Umsetzungsverantwor- standteil bei der Entwicklung digitaler Geschäftsmo- tung von Dienstleistern gelegt werden, umso wichtiger delle. sind das Management der Übergabepunkte sowie eine fachliche Tiefe in allen Projektphasen. DER WERT DER DATEN WIRD NOCH UNTERSCHÄTZT Die enorm hohe Bedeutung der Datenanalyse für die Entwicklung und Vermarktung von (digitalen) Produkten 18
DER MARKT FÜR INTEGRIERTE DIGITAL CUSTOMER EXPERIENCE SERVICES CXOS ERHOFFEN SICH DURCH MEHR AUFGABENBÜNDELUNG KOMPLEXITÄTSREDUZIERUNGEN IN DER KONZEPTIONS- UND UMSETZUNGSPHASE Schwerpunkt End-to-End-/Full-Service-Ansatz Schwerpunkt Einzeldienstleistungen Prozessoptimierung 78% Betrieb von Innovation Labs 62% Betrieb von Marketing- Geschäftsmodellentwicklung 68% 60% Plattformen Software- und Aufbau von Customer 62% 57% Systemintegration Contact Centers Change Management 60% Digital Consulting 56% Organisationsberatung 59% Data Analytics 52% Abbildung 9: Frage: Welche der folgenden Themen rund um die Entwicklung und Vermarktung von Produkten und Services würden Sie als Einzeldienstleistungen beauftragen und welche Themen sind aus Ihrer Sicht so stark mit anderen Themen vernetzt, dass Sie einen integrierten Beratungs- und Transformationsansatz bevorzugen? n = 100 Beratungs- und IT-Dienstleister, die sich als Partner bei In jedem Fall sind diese Big-4-Unternehmen für zwei der Entwicklung und Umsetzung von digitalen Ge- Drittel der Befragten relevante Dienstleistungspartner, schäftsmodellen sowie der digitalen Transformation po- wenn es um die Entwicklung und Vermarktung von di- sitionieren möchten, müssen daher ein fachlich und gitalen Produkten und Services geht. technologisch breites Angebotsspektrum aufweisen. Sie müssen ferner in der Lage sein, zu „liefern“, also meh- Aus der internationalen Perspektive betrachtet, schei- rere Kunden mit umfassenden Beratungs- und Trans- nen Entscheider im deutschsprachigen Raum die Big 4 formationsservices bedienen zu können. Dies trauen die noch nicht so stark wahrzunehmen, wenn es um die befragten Top-Manager allerdings nicht allen Anbieter- Entwicklung und Umsetzung von digitalen Geschäfts- gruppen gleichermaßen zu. modellen und Kreativleistungen geht. Fast alle befragten CxOs (93 %) sehen die IT- Mit Accenture Interactive als Marktführer (4,4 Mrd. US Dienstleister derzeit im strategischen Vorteil bei der Po- Dollar) und IBM iX (3,0 Mrd. US Dollar) befinden sich sitionierung als End-to-End-Provider, wenn es um digi- zwei Beratungs- und IT-Dienstleister in den Top-10 der tale Geschäftsmodelle geht. Strategie- und Manage- weltweit größten Digitalagenturen. mentberatungen sind aus Sicht von 80 Prozent der CxOs eine geeignete Anbietergruppe. Global betrachtet gehören auch Deloitte und PwC zu den zehn umsatzstärksten Digitalagenturen. Während Ob die Big-4-Unternehmen Deloitte, EY, KPMG und Deloitte 2016 global 2,6 Milliarden US Dollar mit digita- PwC von den befragten Führungskräften nun in die Ka- len Services erwirtschaftete, kommt PwC auf 3,3 Milliar- tegorie „Strategie- und Managementberatung“ oder den US Dollar. „Big 4“ eingruppiert wurden, lässt sich nicht feststellen. 19
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