OForum - Pro Bahn Schweiz
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Fo rum I n fo www.pro-bahn.ch Pro Bahn Schweiz • Pro Rail Suisse • Pro Bahn Svizzera Interessenvertretung der Kundinnen und Kunden des öffentlichen Verkehrs 3/15 Bild: Andreas Theiler Bis in abgelegene Winkel Verspätungen und Zugsausfälle im Italienverkehr via Gotthard China gibt den Takt bei Hochgeschwindigkeitszügen vor Schwerpunkt „öV auf der Strasse“ ab Seite 3 Schwerpunkt 2/2011 InfoForum 1
Editorial Inhalt Schwerpunkt „öV auf der Strasse“ Die Strasse: Ein wichtiger öV-Verkehrsträger������������������������ 3 Porträt Busunternehmen: Busland AG.............5-6 Die steilste Postautostrecke Europas...................7 PubliCar – eine Waadtländer Spezialität .........8-9 Schweizer Postautos in Frankreich....................10 Moutier–Solothurn: Bahn oder Bus?................11 Kurt Schreiber Aktuell Präsident Letzter Augenschein im Gotthard-Basistunnel...12 Pro Bahn Schweiz Langer Atem: Rund um den Genfersee............ 13 Erfolg für Basler Tramlinie 8 nach Weil ............15 Unzuverlässiger Italienverkehr via Gotthard.......16 Lötschberg-Basistunnel: Ausbau in Planung......17 Eisen- und Gummiräder D Bus- oder Bahnbetrieb? Die Emotionen gehen hoch, wenn von einer Umstellung von der Schiene zur Strasse die Rede ist. So geschehen im Zürcher Oberland und im Zugerland vor ÖVerreisen/Ausland Hochgeschwindigkeit: China gibt den Takt vor.............................. 18-19 rund siebzig Jahren. Wichtig ist, dass ein effizientes, aber auch kostengünstiges Verkehrs- London mit neuer Durchmesserlinie.................20 mittel unterwegs ist. So macht es beispielsweise wenig Sinn, für fünf oder zehn Leute einen Regionalverkehr: Zug mit einem Gewicht von über 100 Tonnen einzusetzen. Auf der andern Seite darf es aber Auferstehung in Carpentras.............................21 auch nur ein „entweder oder“ geben. Entweder Zugsverkehr oder Busverkehr als Ganzes. Mischformen sind nicht kundenfreundlich. Die Artikel in diesem Heft zeigen es auf: Auch der Pro Bahn intern Gotthard-Feuer gegen 2. Gotthard-Röhre........22 Verkehrsträger Strasse erfüllt eine wichtige Funktion. Der Hund im Zug: Umfrageergebnis ................23 Die Abstimmung über den zweiten Gotthard-Strassentunnel wirft ihre Schatten voraus. Pro Bahn Schweiz setzt hier auf ganz klar auf Eisenräder. Deshalb haben wir einen Gastbeitrag Frontbild: Postauto auf der Griesalp-Strasse aufgenommen, der Argumente für die Verlagerung auf die Eisenbahn auflistet. Für einmal dürfen also durchaus Gummiräder auf Eisenrädern unterwegs sein ¬– nämlich ab 2016 im Gotthard-Basistunnel. Impressum La gomme et l’acier F Bus ou transport ferroviaire? Les émotions se font vives dès qu’il est question du transfert de la route au rail. Tel que cela avait été le cas dans l’Oberland zurichois et dans la région InfoForum 3/2015, Versand: 10. September 2015 Herausgeber Pro Bahn Schweiz (PBS) Interessenvertretung der Kundinnen und Kunden des zougoise, il à près de septante ans. L’important, c’est de disposer d’un moyen de transport öffentlichen Verkehrs 8000 Zürich efficient, mais aussi abordable en terme de coûts. Sous cet angle, cela fait peu de sens T 044 741 49 90, M 079 401 05 40 www.pro-bahn.ch, info@pro-bahn.ch de faire rouler un train de 100 tonnes pour ne transporter que cinq ou dix passagers, par Postkonto: 82-4920-4 exemple. Inversement, il ne peut être question de choix. C’est soit l’un, soit l’autre. Soit le Redaktion Gerhard Lob (gl) train dans son ensemble, soit un réseau de bus en lieu et place. Des formes qui mêlent les cp 361, 6604 Locarno T 091 752 38 29 deux modes ne sont pas favorables au client. Les articles de cette édition le démontrent: la cescato.lob@ticino.com route aussi a une fonction importante. Mitarbeit Pro Bahn Edwin Dutler, Walter Finkbohner, Kurt Schreiber, La votation fédérale sur un second tunnel routier au Gothard donne un avant-goût de la Andreas Theiler situation. Pro Rail se positionne clairement en faveur du chemin de fer. C’est la raison pour Gastbeiträge: Tobias Gafafer, Alexander Grass Bilder laquelle, nous avons donné une tribune libre à un article qui fait le tour des arguments Pressedienste, Redaktion, soweit nicht anders erwähnt favorables au transfert de la route au rail. Ou lorsque la gomme roule sur l’acier, comme Korrektorat Stefan Schweizer cela sera le cas dès 2016 au tunnel de base. Inserate und Druck Rub Media AG Seftigenstrasse 310, 3084 Wabern Trasporto su rotaie, trasporto su gomma Postfach, 3001 Bern I Bus oppure treno? Le emozioni si fanno sentire quando si parla di cambiare dal traffico su rotaie a traffico su strada. Emozioni presenti già 70 anni fa nell’Oberland zurighese e a T 031 380 14 95, F 031 380 14 89 zeitschriftenverlag@rubmedia.ch Grafisches Konzept und Layout Marco Bernet, Projektathleten GmbH Zugo. L’importante è che si scelga un mezzo di trasporto efficiente e a buon mercato. Holderbachweg 24, 8046 Zürich T 044 362 76 77, M 079 472 35 62 Per questo motivo ad esempio ha poco senso la circolazione di un treno dal peso di più di marco@projektathleten.ch 10 tonnellate per un utenza di sole 5-10 persone oppure al contrario può aver senso che Auflage 2000 Exemplare, 4 x jährlich una zona sia servita solo dal trasporto ferroviario oppure solo tramite trasporto su strada. Mitgliedschaften Formule miste non sono favorevoli alla clientela. Gli articoli di questa rivista mostrano che Europäischer Fahrgastverband, Europäischer Verband für die Entwicklung des Schienenverkehrs anche il traffico su strada assolve un compito importante. Nächste Ausgaben La votazione sull’apertura della seconda galleria stradale del Gottardo è alle porte. InfoForum 4/2015, Versand: 10. Dezember 2015 Schwerpunkt: So schnell wie möglich oder nötig? Pro Bahn in questo caso sostiene pienamente il traffico ferroviario. Per questo motivo la no- Inserate- und Redaktionsschluss 18. November 2015 stra rivista pubblica un contributo elencante gli argomenti di sostegno del trasporto merci InfoForum 1/2016 Versand: Mitte März 2016 su rotaia e per una volta anche i pneumatici possono circolare sulle rotaie per l’appunto a Schwerpunkt: Noch offen Inserate- und Redaktionsschluss 18. Februar 2016 partire dal 2016 nel tunnel di base del Gottardo. 2 InfoForum 3/2015 Editorial
öV auf der Strasse Der Bus: Ein wichtiges Verkehrsmittel für die Feinerschliessung. Bild: Zugerland Verkehrsbetriebe AG Zu Unrecht verpönte Strasse Für den öffentlichen Verkehr in der Schweiz hat die Strasse eine wesentlich grössere Bedeutung als gemeinhin angenommen. Vor allem für die Feinerschliessung. Gerhard Lob Die Strasse wird in der Öffentlichkeit bezogen auf die öV-Netzlänge. Und noch eine Wer sich mit dem öV auf der Strasse be- vorab als Infrastruktur für den Individualverkehr, interessante Erkenntnis: 93 Prozent der Stras- schäftigt, kommt um ein Unternehmen nicht insbesondere für den motorisierten Individu- senkreuzungen mit Lichtsignalanlagen werden herum: Die PostAuto Schweiz AG. Sie ist das alverkehr betrachtet, während der öffentliche auch von Fahrzeugen des öffentlichen Strassen- führende Busunternehmen im öffentlichen Ver- Verkehr mit der Bahninfrastruktur assoziiert verkehrs mitbenutzt. kehr in der Schweiz. Mit über 3700 Mitarbeite- wird. „Kaum im Bewusstsein verankert ist, dass Während die Netzlänge der Trambahnen in rinnen und Mitarbeitern – inklusive Fahrperso- das Strassennetz auch die Grundlage der Feiner- den letzten 20 Jahren von 175 auf 225 Kilome- nal der PostAuto-Unternehmen – und mit rund schliessung mit dem öffentlichen Verkehr bil- ter zunahm (+29 Prozent), verdoppelte sich die 2200 Fahrzeugen befördert PostAuto pro Jahr det“, heisst es in einer Studie, die 2011 vom Ins- Netzlänge der städtischen Autobusse von 953 rund 141 Millionen Fahrgäste. Dabei fahren die titut für Verkehrsplanung und Transportsysteme auf 2200 Kilometer. Der entsprechende Wert für gelben Postautos über steile Strecken selbst in (IVT) der ETH Zürich veröffentlicht wurde. Auch den Trolleybus blieb nahezu konstant bei etwa die entlegensten Winkel, etwa auf die Griesalp wenn die Zahlen dieser Studie nicht auf dem 310 Kilometern. Von den gegenwärtig etwa (Seite 7). neuesten Stand sind, hat sich an den grundsätz- 29 000 Haltestellen des öffentlichen Verkehrs Nicht weitergeführt wird in diesem Heft die lichen Erkenntnissen nichts geändert. Das heisst: entfallen fast 90 Prozent auf den Verkehrsträ- anhaltende Diskussion über Fernbusse. Nach „Das schweizerische Strassennetz ist Basis der ger Strasse. Neun von zehn Haltestellen in der Deutschland und Grossbritannien liberalisierte flächendeckenden Feinerschliessung mit dem Schweiz gehören dem öffentlichen Strassenver- per 1. August 2015 auch Frankreich sein Fern- öffentlichen Verkehr.“ In ländlichen Räumen ga- kehr. Im Landverkehr sind 15 von 16 Haltestellen busangebot. Bislang waren innerfranzösische rantieren Busse eine minimale Grundmobilität. dem Verkehrsträger Strasse zuzuordnen. Fernbusverbindungen nur dann möglich, wenn Jeder zweite Streckenkilometer des gesam- der Bus anschliessend aus Frankreich hinausfuhr ten schweizerischen öV-Netzes (auf Strasse, Anhaltende Bedeutung von Bus und Tram und bei den Zwischenstopps im Inland mindes- Schiene, zu Wasser und in der Luft) wird vom Das Fazit der IVT-Studie: „Auch die Strasse ist tens die Hälfte der Passagiere später über die öffentlichen Strassenverkehr erschlossen. Im ein wichtiger und leistungsfähiger Verkehrsträ- Grenze fuhr. öffentlichen Landverkehr (Strasse und Schiene, ger des öffentlichen Verkehrs. Trotz zunehmen- Auf Strecken innerhalb der Schweiz sind sol- ohne Spezialbahnen) entfallen fast 80 Prozent der Konkurrenz durch den motorisierten Indivi- che Fernbusse noch kein echtes Thema, aber der Streckennetzlänge auf den Verkehrsträger dualverkehr um die Ressourcen Raum und Zeit im grenzüberschreitenden Verkehr nimmt ihre Strasse. Tram, Trolley-, Stadt- und Regionalbusse konnten Bus und Tram ihre Bedeutung beibe- Zahl zu. „MeinFernbus FlixBus“ will nach Basel, brauchen die Strasse; und diese Verkehrsträger halten und in den letzten Jahren sogar ausbau- Zürich, Chur, Bellinzona und Lugano nun auch spielen eine zentrale Rolle im Angebotsverbund. en. Leistungsfähiger öffentlicher Verkehr findet Bern und Lausanne ansteuern. Zudem sind Lini- Der Anteil eigener Trassen im städtischen Gebiet in der Schweiz also auf Schiene und Strasse endienste zwischen der Schweiz und Frankreich beträgt durchschnittlich nur etwa 7,5 Prozent statt.“ in Planung. öV auf der Strasse 3/2015 InfoForum 3
Anzeige Die Ausstellung „Plattform der Kleinserie“ findet diese Jahr bereit zum Kleinserien-Hersteller Ihre Produkte fertigen, um dem entsprechenden dreizehnten Mal statt und wird wieder zahlreiche Modelleisenbahner ins Vorbild so nahe wie möglich zu kommen. Nur edle Materialien, hoher zürcherische Bauma locken. Die grösste Ausstellung in der Schweiz zeigt technischer Einsatz und fingerfertige Modellbauer garantieren eine ein- den Besuchern an vielen Ständen und Dioramen die neusten Modelle wandfreie Qualität. und Zubehörartikel aus den Kleinserienproduktionen. Alle namhaften Die Räumlichkeiten des Schulhauses Altlandenberg und des daneben Aussteller aus der Schweiz und viele ausländische Produzenten zeigen liegenden Zentrums Grosswis eignen sich ideal für die rund 80 Ausstel- die entsprechenden Produktionen. ler. In einem lockeren Umfeld sind die Stände verteilt und laden zum Entgegen andern Ausstellungen im nahen Ausland werden hier kaum Stauen ein. Produkte aus industrieller Fertigung gezeigt, sondern nur in kleinen und kleinsten Serien hergestellte Modelle in verschiedenen Modellbaumas- stäben. Damit möchten die Aussteller einerseits der Stammkundschaft Ausstellungsdaten 2015 die neusten Kreationen zeigen und andererseits aufzeigen, welche mo- Freitag 9. Oktober 17.00 – 20.30 Uhr dellbauerischen Leistungen von kleinen Firmen erbracht werden um dem Samstag 10. Oktober 09.30 – 18.00 Uhr weiten Begriff Modelleisenbahnen eine zusätzliche Note zu geben. Sonntag 11. Oktober 09.30 – 17.00 Uhr Es versteht sich von selber, dass solche handwerklich hergestell- ten Modelle speziell auf die zahlreichen Sammler und Fans exclusiver Ausstellungsinfos Produkte zugeschnitten sind und nicht als alltägliches Spielzeug die- www.kleinserie.ch nen können. Es fasziniert doch immer wieder mit welchem Aufwand die Dauereintritt für 3 Tage: 10 Franken 4 InfoForum 3/2015
„Unser Motto lautet: Pünktlich, sicher, sauber und freundlich“ Die Busland AG in Burgdorf ist eine Tochtergesellschaft der BLS: Der ländliche Busverkehr weist Besonderheiten auf. Andreas Theiler Seit Dezember 2012 ist Daniel Lauterburg als Vorsitzender der Geschäftslei- tung der Busland AG in Burgdorf für den wich- tigsten regionalen Busbetreiber im Emmental verantwortlich. Die Busland AG entstand 2006 durch die Zusammenlegung verschiedener loka- ler und regionaler Busunternehmen sowie von Linien, die im Auftrag von PostAuto in den Um- gebungen von Hasle, Sumiswald und Huttwil von Fuhrhaltern gefahren wurden. Noch zur Zeit des „Regionalverkehr Mittelland“ (RM) wurden diese Unternehmen 2006 unter einem Dach zu- sammengeführt; im gleichen Jahr fusionierten BLS und RM, und die BLS kam so zu einem Bus- geschäft, ohne das eigentlich zu wollen. Daniel Lauterburg erzählt: „Als nicht inte- grierte Tochtergesellschaft unter dem Beteili- gungsmanagement der BLS wird die Busland AG noch heute geführt, und so lange wir schwarze Zahlen liefern, sind wir operativ re- lativ eigenständig unterwegs. Aber in den An- Geografiekenntnisse beschränken sich nicht aufs Emmental: Chauffeur der Busland AG. Bild: zVg fangsjahren wusste die BLS nicht recht, was sie mit diesem Betriebszweig machen sollte, und Betriebsorganisation. In Langnau ist der tech- zelne Linien an der Peripherie haben dagegen das war auch noch so, als ich die Leitung über- nische Hauptsitz inklusive Einkauf und Infra- weniger als 20 Prozent und sind somit an der nahm. Ich glaubte aber an die Zukunft, und wir struktur, Burgdorf beherbergt Geschäftsleitung, kritischen Grenze, wo uns die Besteller – Bund konnten diese Überzeugung in die Unterneh- Finanzen, Administration, Angebotsplanung und Kanton – die Auflage machen, Verbesse- mensstrategie der BLS einbringen. Deren Ziel und Betriebsleitung. Es stehen 37 Fahrzeuge im rungen in die Wege zu leiten.“ ist eine komplette Mobilitätsstrategie für Bahn, Einsatz, bei total rund 120 Mitarbeitenden, da- Damit spricht Daniel Lauterburg ein grund- Bus und Schiff. Seit diese Strategie vom Verwal- von rund 90 Fahrerinnen und Fahrer. sätzliches Problem einer ländlichen Unterneh- tungsrat abgesegnet wurde, fühlen wir uns sehr mung an. Die Kosten steigen unaufhaltsam, gut aufgehoben.“ Wachstum: Fluch und Segen teilweise durch die Vorgabe von immer neuen Im Moment bedient die Busland AG das „Wir sind in den letzten Jahren ziemlich stark Komfort-Systemen wie klimatisiertes und behin- Emmental sowie Teile des Oberaargaus; nicht gewachsen, vom Streckennetz her in Burgdorf dertengerechtes Fahrzeug, Tiefeinstieg, Fahr- ausgeschlossen ist eine Erweiterung in andere und Langnau sowie durch die Erneuerung der gastinformationssystem. Doch sind wir Kunden Gebiete, welche aktuell von der Bahnsparte der Flotte – rund 50 Prozent unserer Fahrzeuge er- nicht bereit, deswegen mehr zu bezahlen; also BLS bedient werden. Aktuell sind es drei Pro- setzten wir in den letzten zwei Jahren. System- gilt es aufzupassen, dass die Schere zwischen duktionsregionen, in denen das Geschäft be- mässig mussten wir uns ebenfalls aufrüsten; die Kosten und Ertrag nicht weiter aufgeht. Dazu trieben wird, nämlich Burgdorf, Langnau und Planung erfolgt nicht mehr manuell, sondern kommt die verzögerte Abrechnung der Pau- Huttwil (siehe Karte). In Burgdorf gibt es ein mit einem Planungssystem. In diesem Jahr führ- schalfahrausweise, die eine Frequenzsteigerung eigenes Depot sowie eine kleine Werkstatt, in ten wir zudem in zwölf unserer Fahrzeuge die durch Angebotsausbau erst zwei bis drei Jahre Langnau steht die Hauptwerkstatt – die auch automatische Frequenzzählung ein. Das gibt später sichtbar macht. Drittaufträge ausführt – sowie ein weiteres De- uns viel verlässlichere Grundlagen für die An- „Wir sehen aktuell eine gewisse Stagnation. pot, in Huttwil und Sumiswald je ein kleines gebotsplanung sowie für unsere Ansprüche aus Bei den Frequenzen sind die Zuwächse markant Depot, die beide bei Dritten eingemietet sind. dem Topf der Pauschalfahrausweise. Wir sind weniger dynamisch, anderseits ernten wir bei Das Netz umfasst ungefähr 200 km. Um aber in einem ländlichen Gebiet unterwegs, den Erträgen nun die Früchte der vorherigen In- Leerfahrten zu vermeiden, machen die Aus- eher strukturschwach, und das lässt sich am vestitionen, und deshalb können wir für die neue sendepots Sinn. Damit Service und Unterhalt Kostendeckungsgrad ablesen. Er beträgt über Offertperiode davon ausgehen, dass wir die bis- möglichst rationell durchgeführt werden kön- alle Linien hinweg 30 Prozent. Dieser Wert wird herigen Kostendeckungsgrade halten können.“ nen, müssen die Fahrzeuge aber in allen drei stark beeinflusst von Burgdorf und Langnau, Eine weitere Herausforderung ist, dass die Regionen rotieren; das ist eine Aufgabe der wo wir gute Kostendeckungsgrade haben; ein- Gemeinden einen ebenfalls grossen Kosten- >>> öV auf der Strasse 3/2015 InfoForum 5
>>> druck von Kanton und Bund spüren. Und so können hier gar nicht durch ein System geprüft Aus dem Geschäftsbericht fangen immer mehr Gemeinden an, sich mit werden, sondern der Chauffeur weiss über dem doch grossen Kostenblock „öffentlicher die Details Bescheid: Wie sind die Strassenver- 2014 Verkehr“ zu befassen, um zu schauen, ob man hältnisse auf den verschiedenen Abschnitten? 2014 beförderte die Busland AG 3,7 Mio. dort nicht auch sparen könnte. Damit sind lang- Wann sind die Käsereizeiten und damit viele Fahrgäste, wofür 17,6 Mio. km Fahrzeug- wierige Verhandlungen mit verschiedensten Traktoren unterwegs? Er kennt die angemelde- kilometer zurückgelegt wurden. Investiert Partnern vorprogrammiert, die kleinere Busbe- ten Gruppen wie auch beispielsweise die unan- wurden 2,3 Mio. Fr. aus Eigenmitteln, vor triebe überfordern können. „Früher fuhr man gemeldeten Wandergruppen, die regelmässig allem in fünf neue Fahrzeuge sowie Billet- als Busbetrieb einfach, heute sind wir in der po- kommen. Er weiss, wann und wo viele Fahrgäs- tautomaten in Burgdorf. Der Verkehrser- litischen Arbeit involviert.“ te einsteigen. All diese Faktoren berücksichtigt trag stieg um 1 Prozent, wobei einem Schülertransporte werden auch im Kanton er in seiner Abschätzung der Anschlüsse. Und Rückgang aus dem Libero-Verbund eine Bern immer häufiger durchgeführt; und sie sind so übernehmen bei uns primär die Chauffeure Steigerung durch den Verkauf von direkten unterdessen häufig eine Chance für innovative die Entscheide, ob zum Beispiel ein Anschluss Billetten für die ganze Schweiz gegenüber- Busbetriebe geworden, denn sie bieten eine abgewartet wird, oder ob er gebrochen wer- stand; aufgeschlüsselt wurden direkt 4,2 Grundauslastung auf ländlichen Linien. Ander- den muss. Eine gewisse Kompetenz wird also Mio. Fr. durch den abgeltungsberechtigten seits kann der Trend auch nachteilig sein, wenn auch in Zukunft beim Mitarbeiter im Fahrdienst Betrieb eingenommen, 2,1 Mio. Fr. durch nämlich die Schulschliessungen immer weiter bleiben. Die Charaktere sind unterschiedlich, den nicht abgeltungsberechtigten (das um sich greifen, ehemalige „Zentren“ wegfal- aber unser Motto gilt für alle: Pünktlich, sicher, sind unter anderem drei touristische Linien len zugunsten einer noch grösseren Schule mit sauber und freundlich. Wobei es innerhalb die- mit Sommerbetrieb und Bahnersatz für noch grösserem Einzugsgebiet. Denn ohne die ser vier Elemente schon genug Konfliktmög- BLS und SBB) sowie 10 Mio. Fr. durch die Grundauslastung durch die Schüler ist plötzlich lichkeiten gibt. Das heisst, die Anforderungen Abgeltungen der öffentlichen Hand. Der eine ganze Linie gefährdet. an unsere Chauffeure sind ungemein vielfältig Gesamtaufwand stieg ebenfalls leicht, vor und ganz anders als bei einem Stadtbetrieb. allem wegen der hohen Abschreibungskos- Zukunft Betriebsleitzentrale Kommt hinzu, dass wir im Bus Billette des di- ten. Unter dem Strich verblieb ein Netto- Der nächste grosse Ausbauschritt ist der Aufbau rekten Verkehrs für die ganze Schweiz verkau- gewinn von 480 000 Fr. Die Busland AG ist einer Betriebsleitzentrale, entweder einer eige- fen. Die Geografiekenntnisse beschränken sich eine Tochtergesellschaft der BLS AG, deren nen oder einer bei einem Dritten angehängten. also nicht aufs Emmental, und der Kontakt zum Anteil 85,9 Prozent beträgt. In Betriebsleitsystemen wird fortlaufend der Kunden ist dadurch noch mannigfaltiger.“ Soll- wie der Ist-Zustand erhoben, so dass die Daniel Lauterburg schildert ein letztes typisch Daten auch national eingespeist werden kön- ländliches Problem: „Letztes Jahr musste die früher war das im Emmental das Übliche, am nen. Konkret wird dieser Schritt vom kanto- Busland AG mit einem deutlichen Unterbestand Morgen war man Busfahrer, am Nachmittag nalen Amt für öffentlichen Verkehr gefordert. von Fahrdienstmitarbeitenden auskommen, so- Bauer – unterdessen stirbt uns diese Generation „Für uns eine technische Herausforderung, aber wohl durch Abgänge wie durch Langzeitkran- weg, aber neue Lebensmodelle halten Einzug. auch eine operative.“ ke. Im laufenden Jahr läuft die Rekrutierung Wir haben ebenfalls Busfahrer aus Deutschland „Der ländliche Busverkehr kann nicht so ge- nun gut. Einfach ist es nicht. Wir haben aber rekrutiert, auch wenn der kulturelle Wechsel steuert werden wie in der Stadt. Viele Faktoren erstaunlicherweise Erfolg mit Teilzeitverträgen; von Berlin ins Emmental drastisch sein kann. Huttwil Industrie Neuhof Koppigen, Gemeindeverwaltung Gondiswil, 467 492 h Fraubrunnen, Bahnhof m ac e Gä roth Dor of Gemeindehaus ru ss rb olz s, hnh nt tra h Koppigen, Sternen de 465 loc tze ttw un en nh f ns rin f Dü rnm r, Ba or Zauggenried Grossmatt Fie n Oe orf ost f Hu inbr llig hs an or or te te rd il, nen er t Sp ih Fuc ., D P ., B ch ch at ds nte u ie Ob en t sig Pos hw , H te h, te us -We um Fie rre oo t. Koppigen, Post Hünigen i.E i.E g Ru , U Un rösc , Kernenried , at Na Sc roth Ni sch ch er ne , Ob l Nyco nm en rn wi n rn hb Do of ba rd er e ö rn St. Niklaus b. Koppigen lte lte n n sig e ed e er sc er gs 493 lt rre Lyssach, Kernenriedstrasse te rb fo rf fo fo itt Er Er e it Dü Hä Rü Af Af Af Br Br Huttwil, il sto rf Einkaufszentrum W ch nsto Bernstrasse West rf, Ersigen, Oberdorf St. Niklaus b. K., Heim Vorderrinderbach Bahnhof Gondiswil, he Dorfstrasse Lyssach, Bernstrasse (IKEA) Grünenmatt, Trachselwald Sumiswald-Grünen, 483 alc Haltestelle g en Kirchberg, Rosenweg Unteralchenstorf lun Griesbach eie bad er Lyssach, Bahnhof Bütikofenstrasse Bahnhof Bahnhof ied Ob Wynigen, Al er Alchenflüh, Bernstrasse Ost Alchenstorf, Dorf Bachhaus m ck rss im Kirchberg, Post Bahnhof Gammenthal ra 465 468 482 483 te hw 466 re lhus e Kirchberg-Alchenflüh, Bahnhof Schwarzenbach d Al Grünenmatt, Ramisberg Kä , Zo wen Elsässer Sc W Gyrischachen Gyri Ost Lueg Rüegsbach, Dorf Sumiswald, (Huttwil), Bühlweg Stadt Lyssachschachen en Sch Kirchberg, Badimatte Heimisbach, Furlimatt Sumiswald, Post Dorfgasse 463 Friedhof l f Leumberg or Burgdorf, Bleichimatt Burgdorf, Eyfeldweg Rüegsau, Weghaus Arch iD Steckshaus Wyssachen, Mösli Fabrikweg Eybrücke Brügglen b. Kaltacker Huttwil, Uech us Lorraine Ey se h Wagnershaus Uf Rüegsau, Dorf li Kaltacker, Post Forum Tschäppel te Pulverweg Kirchbergstrasse Dürrenbühl n, ät se Heimisbach, Post 492 m Schützenhaus Rumistal hu Sumiswald, Mauer e Rüegsauschachen, Eriswil, Thanweg er Zeughausstrasse we ass Willestrasse Uf ch Zentrum Sternen Wyssachen, Dorf sle str Heimiswil, Post Fis Wasen i.E., Oberei Tiergarten 466 Station e 465 Ha swil ad g lle s ss rf, 471 491 Ha hau Wyssachen, lei Krummholzbad nb Im Choser 493 ra do Niederdorf Dangeli i im ge tst Abzw. Roggengrat Eriswil, Altersheim rg n pf Nassi Aebistrasse r He Zie us s Bu Ko nt ssli Ki Bahnhof rf Po Heimisbach, Thal lha do Lerchenbühlweg Burgdorf, Heimiswil, Gä Hasle-Rüegsau, Bahnhof er hu 463 Grunerstrasse Löwen Bahnhof 482 Kirche Sc Blattnerweg Hi Nationalplatz Burgdorf, Alterspflegeheim Wasen i.E., Stegmatt il, Meiefeld isw Oberburg, Brunnmattstrasse 465 481 Er Choserfeld hn B., 462 g City we ba b. Gsteighof Oberburg, Geissrütti Eis asle Parkhaus 285 284 Mettlenalp (Napf) Langnau i.E. H Oberstadt Ramsei, Bahnhof 462 Mühlegasse 467 Schulstrasse 286 Oberfrittenbach, Aeugstmatt Abzw. Churzenei Zwüschengreben Bärenstr. Ranflühschachen 284 Deckhus Fankhaus, Schulhaus t b.B erie Zie e Ha scha t Friedhof Aeschberg t le at rf Kath. Kirche Staldenstr. lgu bu rf os ss Im Bach üh Do m er do Ranflühmatte tra O l ,P Gärstengraben m rf, ita ge ss ., M Ob ber rg ns Grebli Wasen i.E., Sparenegg hlo do Sp s e er se tras Fankhaus, Schniderhus rg rf, Sc Gymnasium St e rn Ranflüh, Oberdorf T ist Buuchi 461 us ass Bu gdo Lüderenalp ke sle Pf s str len öc lha dg eB e Stock Mülebachbrücke r ss e Bu h hu an ss Zollbrück, Bahnhof tra Gohl, Aeugsteren eic Steinhof, Bahnhof z tra Stockmatte Sc hw lat as Loos tis Kronenplatz ns np Sc srü Schulhaus Gmünden er de pf re Jungfraustrasse Musikschule (Oberstadt) Frittenbachstrasse n t Hüseren Lin Na Bä Un Friedhofweg Fa Badmätteli eg ld Zollbrück, Zentrum Houetershus nn fe g Burgdorf, Ried So of 462 Oberfrittenbach, Bad So nen dh Burgdorf Bernstrasse Obeningohl e Neumühle, Dorf n e ss Kehr Furenbrücke Fri l se tra be as nu Emmenmatt, Obermatt 281 Mettlen lds tz Weierhus, Stöckli str pla nk rfe uz Mülihof se ie Moosegg- f e rf Schulhaus te e ho Kn ch eli Ob Sägegasse Ha Do Kr ke at strasse ed fss b Löwenplatz Ilf selm üc Ce Il le ru Hü h, el Fri Matten u bü ac Bärenplatz br Grundsäge 281 nt fis u, en Hü pb ch Trub, Dorf na n er i lzl m uu hü re Kreuzplatz f Unterfeld is Sig Ho Em Marktstrasse Hö Fu Br Sc Be Signau, Bahnhof Hirschenplatz Widhus Twärenbrücke Legende 271 Schüpbach, Rössli Horben, Schmiede 271 Längengrund, Säge Buebeneibrücke Grindlenbach Horben, Schulhaus Trub, Miescheli Gohl, Schulhaus Chammershus e ei ei, nei ch erei rf e Hinterdorf äg ss Do er Kurzstrecke im Libero-Tarifverbund Eggiwil, Zimmertsei e ,S tra tn Ae Säg Mühle Oelibrücke eb ueb Bärau, Vorder Chammershus u, au är ns Skilift ha 465 G Emmental B e r Busliniennummer Be sc ck Bahnhofstrasse en s 287 si Ae rü Neuhof hü hb Hotel er Bu ac Richtungspfeil gi ud hb Buchschachen lle Ch f de isc or Tarifinfo Un ste n, n en e en ch n im eg ös rre e n br h üb tte g z u, u e Bä aug d d Ba ims orf Ha rf ., D ne nle hin he Kr Dü rass ., F lat ne en ac hä gan ra ära nn ch he ge zeitweise Holzmatt a ra run te g igg o hw nw hn tä Bä mb un He , D rd ch nb ac un ep ba ac Bä B , So se a i.E i.E Sc Langnau i.E., t er ar W n tt r ch les rb Für Fahrten innerhalb der markierten weissen Flächen zb So ch ch Zil lma Schwelli ,G u Bahnhof ris Ge uf bs üh ür r ch Bushaltestelle ch ba ba ch ch t Te ru i W at M ba eZ ba t Sc en en ab/bis Bahnhof, ohne Umsteigen und ohne Fahrtenunterbruch, dli ba ba T at Eggiwil, Dorf Sc m am ch th th er Trubschachen, u, m nn m ld m 271 Rö Rö Fis Ob ra Fe Fa Fa Br Te Umsteigemöglichkeit Bahn/Bus gilt der Kurzstreckentarif. 286 Bahnhof Bä Leimen Das Liniennetz der Busland AG umfasst das Emmental und Teile des Oberaargaus. Busnetzpl. Fahrz. 66x30 cm 17.Okt.14.indd 1 Grafik: zVg 19.10.14 18:51 6 InfoForum 3/2015 öV auf der Strasse
Applaus nach der Ankunft Die steilste Postautostrecke Europas mit bis zu 28 Prozent Steigung führt auf die Griesalp – eine Herausforderung für die Chauffeure. Andreas Theiler Ist der erste Teil der Reise in einem kleinen, speziell für diese Strasse konstruierten, Postauto aus dem Kandertal bis nach Tschingel noch schweizerische Routine, so ändert das auf den letzten drei Kilometern mit 240 Metern Hö- henunterschied (siehe Bild auf der Frontseite). Da sind Chauffeure mit besonderen Fähigkeiten gefragt, sowohl beim Fahren wie bei den Ge- sprächen mit den Passagieren. Deshalb erhält der Chauffeur bei der Ankunft oft Applaus. Das InfoForum unterhielt sich an einem heissen Ju- litag auf der Griesalp mit Martin Krähenbühl, dem regionalen Fahrdienstleiter in Aeschi und zeitweiligen Chauffeur auf dieser Strecke. Hier eine Zusammenfassung seiner Erzählung: „Die ganze Strecke ist 15 Kilometer lang; die letzten drei Kilometer sind das Highlight. Die Chauffeure müssen spezielle Anforderungen erfüllen, sie brauchen Fingerspitzengefühl wie auch Geduld. Unsere Fahrer machen jeden Früh- ling eine eintägige Schulung, wo sie sich wie- der an die Fahrumgebung gewöhnen können. Hat ein neuer Chauffeur nach diesem Tag das Gefühl, er möchte diese Strecke lieber nicht mit Passagieren befahren, so zwingen wir ihn nicht. Für mich handelt es sich um die schönste Fahrstrecke. Wenn ich mich hier einteile, so ist Fahrdienstleiter und Chauffeur Martin Krähenbühl: Einen Bubentraum verwirklicht. Bild: Andreas Theiler das wie ein Ferientag. Die Gegend kenne ich schon seit jungen Jahren: Wir kamen im Som- wegs auch für einen Fotohalt beim Dündenfall nen. Bei schwierigen Verhältnissen fahren wir mer mit unseren Tieren aus dem Emmental hier an, wo die Passagiere kurz aussteigen können. möglichst ohne Anhänger. Sonst haben wir sie auf die Alp. Als Bub schaute ich zu den Postau- Auf dem steilen Stück gibt es partielle Fahr- angehängt, weil im Innenraum des kleinen Bus tochauffeuren hinauf, dachte, das bleibe wohl verbote für andere Autos, so dass Zeitfenster kaum Platz für Rucksäcke, geschweige denn ein Traum. Und plötzlich tat sich die Möglichkeit für unsere Postautos frei bleiben. Die Zeiten sind Koffer oder Kinderwagen ist. für mich auf. oben und unten deutlich angeschrieben. Es gibt Zu unseren Aufgaben gehört auch, hier Die Steigung und die extrem engen Kurven zwar Ausweichmöglichkeiten, aber es ist gut zu oben die Post zu verteilen. Das heisst konkret, sind sehr anspruchsvoll. Wir müssen haargenau wissen, dass nicht wir in die nächste Ausweiche wir beliefern die Briefkästen, welche alle hier bei jeder Kurve wissen, wo wir wie viel einlen- fahren, sondern der PW-Fahrer. Mit den Bauern beim Hotelzentrum stehen. Zwei bis drei Mal ken müssen, um sie in einem Zug durchfahren und Älplern haben wir keine Probleme, die wis- pro Woche bringen wir auch frisches Brot für zu können. Geht es mal ausnahmsweise im ers- sen, wo und wie man kreuzen kann. Wenn aber die Bauern, welche auf der Alp leben. Sie holen ten Versuch nicht, so muss man notgedrungen ein Flachländer zur gleichen Zeit wie wir, aber es bei der Postautostation ab. einen zweiten Anlauf nehmen, aber mit dem in der Gegenrichtung, mit dem Wohnwagen Wenn das Wetter gut ist, so laufen wir mit Anhänger durch die Kurve rückwärts zu fahren durchfahren will – ja, da fangen dann die Pro- dem Busbetrieb am Anschlag, ist es schlecht, ist praktisch ein Ding der Unmöglichkeit. bleme an. Pro Saison gibt es aber nur ein- oder haben wir keinen einzigen Passagier. Im Ext- Die Chauffeure erzählen während der Fahrt zweimal eine solch kritische Situation. remfall bringen wir die Gäste mit dem grossen einiges. Das ist auch insofern speziell, als wir Bei der ersten Fahrt morgens sind die Ver- Bus von Reichenbach bis Tschingel, wo sie sie in ihnen keine Vorgaben machen, jeder Fahrer hältnisse fast täglich anders. Bei nassen Stras- die kleinen Busse umsteigen müssen. Wir fah- macht es auf die ihm genehme Art. Ein Chauf- sen müssen wir die Kurven je nachdem ein ren dann also nur die kurze steile Strecke wie feur steht zum Beispiel am Anfang auf und er- wenig anders anfahren, und wenn es zusätzlich in einem Pendelverkehr. Diesen Sommer hatten zählt das Wesentliche, welches nun gleich sicht- Laub auf der Strasse hat, so kann es vorkom- wir einmal um 8.30 Uhr in Reichenbach rund bar werden wird, ein anderer plaudert während men, dass wir einen zweiten Anlauf nehmen 220 Leute, und um 10.30 Uhr waren die letzten der ganzen Fahrt. Manchmal hält der Bus unter- müssen, um eine Kurve durchfahren zu kön- auch glücklich auf der Griesalp ausgestiegen.“ öV auf der Strasse 3/2015 InfoForum 7
Eine Waadtländer Spezialität Mit PubliCar bietet die CarPostal Région Ouest einen Tür-zu-Tür-Service in schwach besiedelten Landgebieten an. Andreas Theiler Philippe Taillens ist der Verant- wortliche bei CarPostal, Région Ouest, für die Angebotsplanung sowie für die Kontakte mit den Kantonen und dem Bundesamt für Verkehr. Der folgende Text ist eine Zusammenfassung seiner Ausführungen anlässlich eines Gesprächs – zusammen mit Pierre-Alain Perren, Leiter der Region Ouest von PostAuto – am 21. Juli in Yverdon-les-Bains: Die Geschichte von PubliCar in der Waadt beginnt mit dem Willen, etwas für die Bevölke- rung in schwach besiedelten Gebieten zu tun, die normalerweise vom öffentlichen Verkehr abgeschnitten ist. Verantwortliche Architekten dieses Vorhabens waren hauptsächlich Philippe Biéler, Regierungsrat des Kantons von 1994 bis PubliCar-Inserat Vaud.qxp_Fahrplaninserate 2014 26.09.14 08:28 Seite 1 2003, und Pierre Imhof, der Generalsekretär PubliCar: des Departements. Letzterer ist der Sohn des Werden an vielen Orten Gemeindepräsidenten von Palézieux, ersterer durch Linienbusse, grösstenteils mit wohnt in Maracon, also gleich nebenan. Noch Taktfahrplan, ersetzt. PubliCar Vaud Dès le 14 décembre 2014 heute ist das Gebiet von Oron, dem Geburtsort Nouveaux horaires de desserte disponibles Bild: zVg sur www.carpostal.ch ou au numéro ci-dessous der Idee, in das Netz von PubliCar eingebunden, es gehört zur Zone 5 (siehe Karte). 1995 wur- Appel gratuit % 0800 60 30 60 den hier und in Frauenfeld die ersten Linien der Schweiz eröffnet. Herr Biéler beobachtet übri- gens weiterhin die Entwicklung seines Kindes. Der Kanton Waadt hat mit Abstand das grösste zusammenhängende Gebiet, wel- ches aktuell durch PubliCar erschlossen wird; es umfasst den grössten Teil des Kantons mit Ausnahme der Region um Lausanne. PubliCar befriedigte klar ein Bedürfnis in Zeiten, wo die Landgebiete noch schwach besiedelt waren Zones PubliCar und die finanziellen Mittel für den öV sehr be- 1 Grandson 2 Yverdon schränkt waren. Mit diesem Konzept kann ein 3 Echallens 4 Thierrens Grundbedürfnis abgedeckt werden. Die heutige 5 Oron 6 Gland urbain Tendenz ist demgegenüber, wo immer möglich 7 Cossonay gérée par la société MBC 9 Orbe das Liniennetz durch Kursbusse abdecken zu 10 Payerne Principales lignes de bus lassen und damit den Kunden einen regelmässi- Chemin de fer gen Dienst anzubieten. Der grosse Vorteil von PubliCar ist, dass er Desserte : PubliCar fonctionne lorsqu’aucun autre moyen de transport public n’existe. einen Tür-zu-Tür-Service anbietet: „Holen Sie Toutes les courses. Tout déplacement à l’intérieur d’une ou de deux zones contigues est possible. mich bitte zu Hause ab und fahren Sie mich Heures de service : Horaires disponibles dès le 14 décembre 2014 sur www.carpostal.ch/publicar zum Arzt.“ Der Nachteil ist, dass Kunden mög- ou au numéro ci-dessous. licherweise keine Transportmöglichkeit zur ge- % Réservations : Réservation conseillée 24 h à l’avance. Appel gratuit 0800 60 30 60 du lundi au samedi : 7h00 – 19h00, dimanche : 8h00 – 13h00 et 14h00 – 18h00 ou via le formulaire wünschten Zeit auf der gewünschten Strecke en ligne sur www.carpostal.ch/publicar (inscription préalable par téléphone nécessaire). erhalten. Aus diesem Grund favorisieren die Tarif / Supplément : Supplément de prise en charge: CHF 5.– par trajet et par personne en plus du tarif pratiqué habituellement. Besteller die normalen Linienbusse mit einem Remarque : Zone 6, Transports Urbains de Gland (TUG). Zone 7, gérée par la société MBC (Morges) fixen Fahrplan. In einer Gegend wie La Brévine im Neuen- burger Jura, wo CarPostal die Linie Le Locle – La Brévine am Freitag- und Samstagabend von 22.45 bis 01.00 Uhr betreibt, zählt man jährlich 8 InfoForum 3/2015 öV auf der Strasse
R – ein unbekanntes Zeichen Wüssten Sie, dass ein Bus, welcher im Kursbuch mit diesem Zeichen verse- hen ist, nur fährt, wenn Sie vorher die gewünschte Strecke telefonisch be- stellen? Eben. Es gibt eine neckische Strecke von Koblenz nach Leibstadt – dem Rhein und den nur noch dem Güterverkehr dienenden Geleisen ent- lang –, die mit dieser Überraschung aufwartet (siehe dazu auch den Be- richt von Marcus Stoercklé im Info- Forum 3/2014, Seite 22). Der Bus ist zwar kurzfristig buchbar, aber wenn die Reisenden das übersehen, stehen sie in Koblenz auf einem leeren Bahn- hofplatz und suchen verzweifelt nach der Möglichkeit zum Weiterreisen. Und die zweite Überraschung ist, dass man auf dem Weg nach Laufenburg, wo dann wieder eine Zugsverbindung besteht, in Leibstadt Milchhüsli – welch poetischer Name – umsteigen muss. Die Freundlichkeit der Mitar- beitenden von PostAuto macht diese Hindernisse trotz allem erträglich. Ma- chen Sie mal die Probe aufs Exempel: Erscheint nur auf vorherige Reservation: Das Postauto am Milchhüsli. Bild: zVg Kursbuch Feld 50.147. 350 Reisende. Keine Frage, dort würde ein Li- Linie ausbauen, weil das Geld vorhanden ist, Wechsel nicht den erhofften Erfolg. „Deshalb nienbus nie rentieren. Im Gebiet des Kantons ein anderer möchte aus finanziellen Gründen setzten wir uns mit unseren Kollegen in Frank- Waadt sind es demgegenüber rund 40 000 Pas- noch beim PubliCar bleiben – dann gilt es, eine reich (CarPostal France) zusammen, die für ihre sagiere jährlich, im Gebiet Moutier – Freiberge pragmatische Lösung zugunsten des Kunden zu drei PubliCar-Netze eine einzige Telefonzentrale zählen wir etwa 8000 Reisende. finden. in der Nähe von Mâcon betreiben“, sagt Phil- In der Ajoie waren die Fahrzeuge von Pub- Zweites Beispiel: Am Wochenende bedient ippe Taillens. Auch sie arbeiten mit einer Soft- liCar bis 2012 weit verbreitet. Seither sind sie PubliCar unter anderem ein Gebiet in der Vevey- ware, welche die Besteller optimal verbindet, ebenfalls durch Linienbusse, grösstenteils mit se, das werktags linienmässig von tpf betrieben und zusätzlich Vorschläge macht, wie durch Taktfahrplan, ersetzt worden. Die Frequenzen wird. Auch hier gehen wir von der Sichtweise leichte Zeitanpassungen für den einen oder an- sprechen für sich: Mit dem PubliCar war man des Kunden aus, dem die politischen Voraus- dern Kunden die Fahrleistung reduziert werden zuletzt bei rund 23 000 Personen, im vergan- setzungen egal sind; er will einfach mit dem kann. „Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember genen Jahr wurden bereits 250 000 zusätzliche öV von A nach B transportiert werden. Drittes 2013 arbeiten wir nun so, zuerst für ein Jahr Reisende transportiert. Das Produkt PubliCar hat Beispiel: An bestimmten Punkten wird ein Über- nur in einem reduzierten Perimeter, seit letztem geholfen, den öV überhaupt wieder populär zu gang von einer Zone in die nächste angeboten, Dezember für das ganze Netz; und wir sind sehr machen, aber erst die Umstellung auf einen ver- so dass der Kunde nahtlos aus einem Fahrzeug zufrieden“, meint Taillens. dichteten festen Fahrplan hat dann den Durch- ins nächste wechseln kann, um sein Ziel zu er- Und weiter: „Ich fragte etliche Leute aus bruch gebracht. Dazu ist aber zu sagen, dass der reichen. Der Kunde soll die Zonengrenzen nicht meiner Nachbarschaft und Bekanntschaft, und Kanton Jura sehr grosse Anstrengungen unter- als Barrieren empfinden. niemand hatte bemerkt, dass sie bei Bestel- nimmt, das Busangebot attraktiv zu machen, lungen mit jemandem in Frankreich sprachen. mit einem Taktfahrplan wo möglich, mit einer Modernste Software Trotzdem ergibt sich nun mit der Zeit eine ähnli- überarbeiteten Linienführung wo nötig. In den Anfangsjahren hatte PubliCar Waadt che Bekanntheit unter den Telefonpartnern wie In der Waadt sind die Übergänge zum Teil eine eigene Reservationszentrale in Yverdon. seinerzeit, als wir das noch mit unseren Leuten fliessend: Von Montag bis Freitag gilt ein fixer Vor ungefähr drei Jahren wurde entschieden, erledigten. Diese gewisse Vertrautheit wird Linienfahrplan, am Wochenende verkehrt noch diese Dienstleistung an einen privaten Anbie- von unseren Kundinnen und Kunden sehr ge- der PubliCar. Dann gibt es zum Beispiel die Re- ter zu übergeben. Es ging unter anderem da- schätzt. Zusätzlich kann sich ein Stammkunde gion um Payerne, wo es die Bedürfnisse von rum, mit einer besseren Software die Planung ein Login besorgen und daraufhin per Internet zwei Kantonen unter einen Hut zu bringen gilt. der Fahrten sowie die Kommunikation mit den (mobil oder am PC) seine Bestellungen für den Vielleicht möchte ein Kanton den Betrieb zur Fahrern zu verbessern. Leider brachte dieser PubliCar machen.“ öV auf der Strasse 3/2015 InfoForum 9
Erfolg für PostAuto in Frankreich CarPostal France als Auslandsgesellschaft der PostAuto Schweiz AG verzeichnet in Frankreich ein starkes Wachstum. PD Der Gemeindeverbund Communauté d’Agglomération de Thau hat den Betrieb seines städtischen Transportnetzes CarPostal Eines der traditionell gelben Fahrzeuge im Stadtnetz von Sète. Bild: zVg France übertragen. Der neue Vertrag für eine Public-Private-Partnership (PPP) mit einer Lauf- Hérault gehört, leben rund 100 000 Personen in den Haltestellen, der Möglichkeit Tickets online zeit von sieben Jahren trat am 1. September acht Gemeinden. Das Stadtnetz umfasst zwölf zu kaufen, sowie einer neuen App. 2015 in Kraft. Nach dem Gewinn dieser Aus- reguläre Linien sowie zwei Zusatz- und eine schreibung betreibt CarPostal France nun neun Rufbuslinie, um der hohen Fluktuationsrate Wachstumstrend bestätigt Stadtnetze in Frankreich und verzeichnet einen in der stark vom Tourismus geprägten Region Mit dem Gewinn dieser Ausschreibung ver- kumulierten Umsatz von 61 Millionen Euro. Rechnung zu tragen. zeichnet CarPostal France einen veritablen Das Unternehmen verstärkt somit sein Wachs- Der Zuschlag ermöglicht es CarPostal France, Wachstumsschub und knackt die Grenze von tum im Süden des Landes, wo es bereits für die in der Region 118 Mitarbeitende zu beschäfti- 1000 Mitarbeitenden. Der Erfolg ist eine Bestä- Stadtnetze von Agde, Menton und Salon-de- gen, wovon 36 neu angestellt werden. Die Of- tigung für die Entwicklungsstrategie im Ortsver- Provence verantwortlich ist. ferte von CarPostal France überzeugte einerseits kehr von mittelgrossen Agglomerationen und dank dem flexiblen, an das höhere Fahrgastauf- bei Überlandnetzen. Flexibles und innovatives öV-Angebot kommen im Sommer angepassten Fahrplan, Zudem zeigt er, dass CarPostal France im Im Gemeindeverbund Communauté d’Agglo- andererseits mit innovativen und kundenorien- hart umkämpften französischen Markt konkur- mération de Thau, der zum Departement tierten Angeboten wie 20 Echtzeitanzeigen an renzfähig ist. PostAuto setzt einen neuen Buszug ein Edwin Dutler Bis zum Jahre 1987 war auf der Strecke Urnäsch – Schwägalp der letzte Postau- to-Personenanhänger der Schweiz unterwegs. Jetzt hat die Firma Carosserie HESS AG einen neuen Buszug entwickelt. Ein Zugfahrzeug mit einem Personenanhänger, der je nach Fahr- gastaufkommen an- oder abgehängt werden kann. Das Zugfahrzeug ist 12 Meter lang, der Anhänger 11 Meter. Die Vorteile überzeugen: Mehr Sitzplätze als in einem Gelenkbus, Klima- anlage, Niederflur-Einstieg und Platz für Kinder- wagen und Rollstühle, dazu Videoüberwachung und Gratis-WLAN. Das An- und Abkuppeln des Anhängers erfolgt durch das Fahrpersonal von PostAuto. Diese Neuheit ist insbesondere für touristi- sche Linien mit stark witterungsabhängigem Fahrgastaufkommen gedacht. Der erste neue PostAuto-Buszug wurde am 1. Juli 2015 auf der Schwägalp auf den Namen Säntis getauft und verkehrt seither auf der Postauto-Linie 791 Ur- Altbewährtes muss nicht immer schlecht sein: Der neue Anhängerzug am Säntis. Bild: zVg näsch – Schwägalp. 10 InfoForum 3/2015 öV auf der Strasse
Eine Randregion kämpft für ihre Bahn Bern will die unrentable Nebenlinie Solothurn–Moutier im Jura stilllegen, weil ein Tunnel für 170 Millionen Franken saniert werden müsste. Tobias Gafafer* 33 Minuten dauert die Fahrt im Stilllegung der Münster-Bahn ist gross. Der Ver- und Pendler aus dem Hinterland müssten zur Bummelzug, der die Emotionen hochgehen kehrs-Club der Schweiz (VCS) reichte 2014 die Fahrt nach Solothurn den Bus über Balsthal be- lässt. Am Ausgangspunkt in Moutier zeugt Petition „Hände weg von der Bahn“ mit 17 000 nutzen, was eine Stunde dauert. Es gibt zwar noch die Grösse des Bahnhofs von der früheren Unterschriften ein. Politiker witterten die Chan- eine steile Passstrasse, doch sie ist im Winter Bedeutung. Das Hotel de la Gare gegenüber, ce, etwas für ihre Wählerschaft zu tun. Die So- gesperrt. Heiniger kritisiert, dass der Bund den der Treffpunkt der jurassischen Separatisten, lothurner Nationalräte Stefan Müller-Altermatt Kostendeckungsgrad erhoben habe, als die hat seine besten Zeiten längst hinter sich. Den (CVP), Gemeindepräsident von Herbetswil, Bea Sesselbahn auf den Weissenstein geschlossen Fels hoch über dem Städtchen ziert eine Jura- Heim (SP) und der bernjurassische SVP-Natio- gewesen sei. Flagge, wenngleich Moutier bis heute ein Au- nalrat Jean-Pierre Graber übten mit Vorstössen Die Fahrt durch den Tunnel dauert wenige ssenposten von Bern ist. Zwei Rentner aus der Druck aus; der Einsatz für die Bahn kennt keine Minuten. Am Ende des Südportals in Oberdorf Deutschschweiz sind an diesem Sommervormit- Parteigrenzen. Und so musste sich in der Juni- steht die Talstation der neuen Weissenstein- tag die einzigen Zugpassagiere. Vorbei an den session des Parlaments gar Verkehrsministerin Gondelbahn. Die Bahn auf den Solothurner zerklüfteten Höhen des Juras und Stationen mit Doris Leuthard zur Nebenlinie im Solothurner Hausberg, ein Magnet für Ausflügler, sorgte Halt auf Verlangen, wo niemand ein- oder aus- und Berner Jura äussern. Sie versuchte die Wo- vor einigen Jahren ebenfalls für Proteste. Der steigt, geht es in Richtung Solothurn. gen zu glätten und versprach, die Lebensdauer Heimatschutz und andere wehrten sich gegen des Tunnels lasse sich mit Notmassnahmen bis den Abbruch der alten Sesselbahn von 1950, Hände weg von „unserer” Bahn 2020 verlängern. der Rechtsstreit dauerte jahrelang. Der Zug verschwindet im 3,7 Kilometer langen Der frühere SBB-Chef Benedikt Weibel sass Weissensteintunnel. Bald könnte es der letzte Pastis und Absinth im Tunnel damals im Pro-Komitee. Mit der Münster-Bahn sein. Das 1908 eröffnete Bauwerk ist in schlech- Dass es sich nicht um irgendeine Strecke han- verbindet der gebürtige Solothurner Kindheits- tem Zustand, seine Lebensdauer abgelaufen. delt, zeigt sich in Gänsbrunnen, der letzten Sta- erinnerungen. Dennoch ist für ihn klar: „170 Die Bahn rechnet mit Sanierungskosten von tion vor dem Tunnelportal. Amateure betreiben Millionen für die Sanierung sind schon sehr viel 170 Millionen Franken für einen Weiterbetrieb im Sommer von hier aus das einzige Tunnelkino Geld.“ Es sei in der Schweiz aber keineswegs von 50 Jahren. Das sind hohe Investitionen, zu- der Schweiz, mit umgebauten Güterwagen. unmöglich, unrentable Bahnstrecken stillzu- mal die Verbindung laut Bund ihre Kosten bloss „Lust auf einen Pastis oder Absinth im Tunnel?“ legen. Unter Weibels Ägide schlossen die SBB zu rund 20 Prozent deckt. Deshalb prüft Bern steht auf einem Plakat. Auch Gemeindepräsi- tatsächlich mehrere Linien. auch eine Stilllegung und teilweise Umstellung dentin Rosmarie Heiniger, die ihr Büro im weit auf Busse. vom Bahnhof entfernten Dorf hat, kommt bei Heisses Eisen für Bund Doch die Planer haben die Rechnung ohne der Bahnlinie in Fahrt. „Die Stilllegung würde Der Mann, der heute primär entscheiden muss, die Region gemacht. Der Widerstand gegen die uns die Lebensader kappen.“ Lehrlinge, Schüler sitzt gut 40 Kilometer südlich von Solothurn in einem Bürobau bei Bern. Peter Füglistaler, Di- rektor des Bundesamts für Verkehr, kennt die „Probe aufs Exempel“ Herausforderungen der Finanzierung der Bahn- infrastruktur als ehemaliges SBB-Kadermitglied Auch die NZZ hat sich am 13. August 2015 für die Beseitigung eines Strassen-Engpasses wie kaum ein Zweiter. Wenn bei Strecken mit ausführlich mit der 23 Kilometer langen auch 65 Millionen Franken nötig wären. einem derart tiefen Kostendeckungsgrad grö- Strecke Solothurn–Moutier beschäftigt. Die Nach Ansicht Schneebergers liegt der Schlüs- ssere Investitionen anständen, müsse sich der Analyse von Autor Paul Schneeberger erfolgt sel zur Lösung des Problems „nicht auf der Bund die Frage stellen, ob er sich diesen Luxus insbesondere unter Verweis auf die seit 2013 Schiene, sondern auf der Strasse“. Der Um- noch leisten könne. geltenden Bestimmungen in der Verordnung gang mit der Bahnlinie Solothurn–Moutier Doch auch Füglistaler ist bewusst, dass er ein über die Konzessionierung und Finanzierung werde zu einem Exempel dafür, ob der Bund heisses Eisen anfasst. „Falls der Tunnel tatsäch- der Eisenbahninfrastruktur, wonach die Be- und die Kantone endlich bereit seien, den lich in einer Form saniert wird, erwarten wir von steller vor grösseren Investitionen in Strecken, Verkehr als Verbundsystem zu begreifen und den betroffenen Kantonen, dass der Bahnbe- die vorwiegend dem regionalen Personenver- Investitionen in den einen oder anderen Ver- trieb langfristig aufrechterhalten wird.“ Die Re- kehr dienen, zu prüfen haben, ob alternative kehrsträger davon abhängig zu machen, ob gion um den Weissenstein weiss, dass es einen Angebote mit einem besseren Kosten-Nut- dieser am jeweiligen Ort wesensgerecht sei. langen Atem braucht: Bereits 1978 und 2012 zen-Verhältnis möglich wären. Diese Vorga- „Von einer neuen Strasse profitiert hier der sollte der Tunnel geschlossen werden. Die Züge ben würden nun zum ersten Mal durchexer- ganze ländliche Bezirk – auch weil sich so alle fahren immer noch. ziert – anhand des Tunnels durch den Jura. seine Buslinien direkt zum Schnellzugbahn- *Der Autor ist Redaktor des St. Galler Tagblatts. Der Artikel Die Frage lautet also: Bahn oder Busbetrieb hof Oensingen führen lassen“, bilanziert der erschien erstmals am 16. Juli 2015 in der Ostschweizer Tageszeitung. Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des via Strasse? Wobei in diesem spezifischen Fall NZZ-Redaktor. Verlags. öV auf der Strasse 3/2015 InfoForum 11
Aktuell Ein letzter Augenschein Im neuen Gotthard-Basistunnel ist neben den beiden Hauptröhren ein weitverzweigtes Stollensystem entstanden – mitsamt Besucherfenster und Kleinwasserkraftwerk. Gerhard Lob Es wird ernst: Am kommenden 1. Oktober beginnt im neuen Gotthard-Basistun- nel der Testbetrieb. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, damit dieser Termin eingehal- ten werden kann. Am 1. Juni 2016 folgt die offizielle Eröffnung mitsamt Staatsakt und der Übergabe von der Bauherrin AlpTransit Gott- hard AG an die SBB, die als Tunnelbetreiberin den Probebetrieb ausführen wird. Am 11. De- zember 2016 wird dann der fahrplanmässige Betrieb in den beiden 57 Kilometer langen Röh- ren zwischen Bodio (TI) und Erstfeld (UR) auf- genommen. Knapp fünf Jahre nach dem Hauptdurch- schlag beim Zwischenangriff Sedrun ist mittler- weile der Einbau der Bahntechnik abgeschlossen, wie Marco Hirzel von der Arbeitsgemeinschaft Transtec Gotthard Ende August im Rahmen ei- ner Medienfahrt für Journalisten sagte. Es war Kaum sichtbar: die letzte Möglichkeit, sich ein Bild von den Ar- ein schwarzes Loch. Signale gibt es keine mehr, In der Nothaltestelle von Sedrun befindet sich auch das Besucherfenster (rechts). beiten im Tunnelinneren zu verschaffen. „Dabei denn der Tunnel ist mit der modernen Führer- Bild: AlpTransit Gotthard AG wurden wir in den letzten Monaten mit Besu- standsignalisierung ETCS Level 2 ausgestattet. cheranfragen überhäuft“, so Hirzel. Die MFS Sedrun ist – genauso wie die Multi- funktionsstelle Faido auf Tessiner Seite – eine der siert werden müssen. Zwei vertikale Schächte Bald ein schwarzes Loch beiden Schlüsselstellen im Tunnel. Hier können verbinden die MFS mit der Erdoberfläche in Dereinst werden Personenzüge mit 200 Stun- Züge von einer Röhre in die andere wechseln. Sedrun. Der 800 Meter hohe Schacht 1 dient denkilometern durch den Tunnel rauschen. Zudem befinden sich hier die Nothaltestellen mit unter anderem als Frischluftkanal für den Gott- Bei dieser Medienveranstaltung ging es deut- einer Perronkante und Handläufen, an denen die hard-Basistunnel. lich langsamer voran. Der kurze Baustellenzug Fahrgäste im so genannten Ereignisfall, das heisst Ein regulärer Personentransport ist durch bummelte mit rund 40 km/h zur 24 Kilometer Defekt oder Brand eines Zuges, diesen verlassen diesen Schacht nicht erlaubt. Dies ist auch der vom Nordportal entfernten Multifunktionsstelle und sich durch Verbindungsgänge in einen Par- Grund, warum an der MFS Sedrun künftig keine (MFS) Sedrun, rund 40 Minuten Fahrzeit. Der allelstollen retten können. Von dort werden sie Tunnelbesucher auftauchen werden. Dabei ist Anblick aus der Führerkabine in die Tunnelröh- über grün signalisierte Fluchtwege in die andere hier sogar ein Besucherfenster eingebaut, durch re ist monoton. Immerhin: Zurzeit ist die Röhre Tunnelröhre geleitet, wo ein Evakuierungszug welches ein Blick auf die durchfahrenden Züge schwach beleuchtet. Im Regelbetrieb wird es eintreffen sollte. Die Wegstrecke beträgt zirka erhascht werden kann. Es handelt sich um ein dort dann stockdunkel sein. Die Züge rasen in 1,5 Kilometer. Für Gehbehinderte werden Elek- Überbleibsel aus dem nicht verwirklichten Pro- trowagen wie auf einem Golfplatz bereit stehen. jekt der unterirdischen Haltestelle Porta Alpina. Ein ausgeklügeltes System sorgt dafür, dass im „Der Bund hat Vorinvestitionen getätigt für all- Tag der offenen Baustelle Ereignisfall die Frischluftzufuhr geregelt ist und fällige künftige Erweiterungen oder touristische kein Rauchgase in die Fluchtwege dringt. Auf- Nutzungen“, sagt Olivia Ebinger vom Bundes- Während am Gotthard-Basistunnel letzte fällig sind die riesigen Lautsprecher sowie die amt für Verkehr, zum Sinn des Besucherfensters, Hand angelegt wird, ist am Ceneri-Basis- eigentümlich verkleideten Tunnelwände. „Dies das leicht auf die Perronkante hinaus ragte und tunnel noch einiges zu tun, aber auch noch wurde aus akustischen Gründen gemacht“, sagt wie Panzerglas wirkt. Im Lötschberg-Basistunnel einiges zu sehen. AlpTransit-Chef Renzo Simoni. Im Ereignisfall funktioniert ein solches Fenster. Die AlpTransit Gotthard AG organisiert am muss gewährleistet sein, dass die Reisenden die In Betrieb genommen wird hingegen dem- Samstag, 26. September 2015, von 9.00 Durchsagen gut verstehen. nächst eine weitere Kuriosität an der Multifunk- Uhr bis 17.00 Uhr, einen Tag der offenen tionsstelle Sedrun: ein Kleinwasserkraftwerk. Baustelle am Zwischenangriff in Sigirino Besucherfenster ohne Besucher Dieses Mini-Kraftwerk wird aus den Schmutz- (bei Taverne TI). Das Highlight dieses Jah- Die Multifunktionsstelle in Sedrun ist ein wahres wasserleitungen im Entwässerungstrennsystem res: eine exklusive Durchfahrt des Tunnels Labyrinth, in dem man leicht die Orientierung gespeist. Die Gesamtleistung beträgt im Normal- von Sigirino zum Südportal in Vezia! verlieren kann. In den Kavernen sind zahlreiche betrieb 131 Kilowatt. Das entspricht der Jahres- Details unter: www.alptransit.ch technische Räume untergebracht, die klimati- versorgung von rund 220 Einfamilienhäusern. 12 InfoForum 3/2015 Aktuell
Sie können auch lesen