Editorial - interstellarum
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Editorial fokussiert Liebe Leserinnen und Leser, als im Juli 2009 auf Jupiter plötzlich ein dunkler Fleck erschien, war die Überraschung groß. Nach dem spektakulären Vielfach-Impakt von Shoemaker-Levy 9 im Jahr 1994 war offensichtlich wieder ein Komet auf dem Riesenplanet eingeschlagen – doch in so kurzer Zeit hätte das nie- mand erneut erwartet. Spielt Jupiter etwa die Rolle eines »kosmischen Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Staubsaugers« und schützt uns durch seine Schwerkraft vor gefähr- lichen Kleinkörpern? Aktuelle Studien widmen sich dieser Frage – und kommen zu erstaunlichen Ergebnissen (Seite 12). Das mit einer CCD-Kamera bestückte Teleskop ohne zusätzlichen Computer nachzuführen, ist der Traum vieler Astrofotografen. Ein Au- toguider, also eine zusätzliche CCD-Kamera, die mit der Montierung Ronald Stoyan, Chefredakteur kommuniziert, macht dies möglich. Seitdem die ST-4 von SBIG in den 1990er Jahren auf den Markt kam, hat sich nicht mehr viel getan – doch nun gibt es von der italienischen Firma LVI einen neuen Autoguider. Ein Testbericht (Seite 50). Seit 1996 ist www.interstellarum.de nicht nur das Serviceportal für Abonnenten der Zeitschrift, sondern bietet zahlreiche Dienste und Informationen für Amateurastronomen. Zum Jahreswechsel ging die In- ternetseite in neuem Design und neuer Technologie an den Start. Eine übersichtlichere Struktur, aber auch viele neue Inhalte prägen das neue interstellarum.de. Viele Mitmach-Angebote für Leser wie die Online- OdS werden in den nächsten Wochen und Monaten folgen – zusam- men mit dem größten astronomischen Newsletterdienst in deutscher Sprache ein Grund mehr, auch im Internet regelmäßig interstellarum zu lesen. Viel Spaß dabei wünscht, Ihr Titelbild: Als Jahrhundertereignis gefei- ert, aber 15 Jahre später schon wieder- holt: Der spektakuläre Absturz des Kometen Shoemaker-Levy 9 im Sommer 1994 war kein Einzelfall. Hilft Jupiter mit seiner Masse, dass die Erde von derartigen Bombarde- ments verschont bleibt? Die Aufnahme des Hubble Space Telescope vom 18.7. zeigt die Einschlagsstellen der Kometenfragmente D und G. H. Hammel, MIT und NASA/ESA interstellarum 68 • Februar/März 2010 1
Inhalt Hintergrund aktuell auf www.interstellarum.de Hauptartikel 12 Jupiter – Schutzschild oder Bedrohung? Wie der Riesenplanet die Das große Portal für Hobby-Astronomen Bahnen von Kleinkörpern im Aktuelle Meldungen Sonnensystem beeinflusst Produktneuheiten 17 Astro-Wissen: Welche Bild des Tages Meteoroiden treffen auf Service für Leser die Erdoberfläche? Schwarze Sonne Schlagzeilen über Vulkanen 8 Wasser im Mondboden und Atollen 36 9 Extrasolare Planeten und das Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Lithium-Problem der Sonne Der größte Online-Nachrichtendienst für Das kosmische Netz Hobby-Astronomen in deutscher Sprache, 10 Raumfahrt aktuell: erscheint Freitags alle 14 Tage. Rosettas letzter Besuch der Erde Aktuelles am Himmel Neuigkeiten aus der Forschung Himmel Nachrichten aus der Astroszene Informationen für interstellarum-Leser Ereignisse 18 Rückkehr des Ringplaneten Saturn in Opposition am 22. März Venus begegnet Jupiter am 16. Februar Mondbeobach- 19 Mond streift Plejaden am 21. Februar Vesta in Opposition am 18. Februar Die interstellarum-Einsteigerseiten tung mit Sonnensystem bloßem Auge 40 22 Sonne aktuell: Vorwärts Planeten in kleinen Schritten 44 Mücken im Auge 23 Planeten aktuell: Mars am Mouches volantes und ihr Einfluss Abend, Saturn am Morgen auf die astronomische Beobachtung 24 Kometen aktuell: Drei Deep-Sky Schweifsterne für Amateurfernrohre 46 Deep-Sky-Nächte für Sternhimmel Großstadtbeobachter 27 Astronomie mit bloßem Zu Füßen der Zwillinge Auge: Collinder 65 49 Praxis-Wissen: Wie beobachtet Astronomie mit dem Fernglas: man den Hesiodus- Orions Gürtelsterne Strahl auf dem Mond? 28 Objekt der Saison: M 93 29 Objekt der Saison: NGC 2440 Technik Mücken im Auge 44 31 Veränderlicher aktuell: Beteigeuze Test 50 Astrofotografie Praxis automatisiert Der LVI-Smartguider im Praxistest Sonne Selbstbau 36 Schwarze Sonne über 55 Notoperation Vulkanen und Atollen Nachführung Die totale Sonnenfinsternis Modifizierungen an einer am 11. Juli 2010 EQ3-Montierung Mond Astrofotografie 40 Mondbeobachtung 57 Perfekte Pixel mit bloßem Auge Die mathematischen Grundlagen Einen alten Bekannten neu entdecken hochaufgelöster Planetenbilder 61 Technik-Wissen: Was geschieht beim »Stacken«? Perfekte Pixel 57 2 interstellarum 68 • Februar/März 2010
Inhalt Jupiter – 12 Schutzschild oder Bedrohung? Wie der Riesenplanet die Bahnen von Kleinkörpern im Sonnensystem beeinflusst Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Beobachtungen Rückblick 65 Drei Planeten am Morgenhimmel Astrofotografie 50 First Light 66 Mehr Dynamik für den automatisiert: Kugelsternhaufen Objekte der Saison Der LVI-Smartguider 68 NGC 3628 / NGC 3184 im Praxistest Galerie 72 Astrofotos unserer Leser Service Szene 74 Schluss-Spurt Das Jahr der Astronomie ist zu Ende 75 Termine für Sternfreunde: Februar–März 2010 Rezensionen 76 Das Ende der Nacht Das Weltgeheimnis Wir sind nicht allein! Astromarkt 77 Kleinanzeigen 1 fokussiert 2 Inhaltsverzeichnis 77 Leserhinweise 78 Vorschau, Impressum interstellarum 68 • Februar/März 2010 3
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Hintergrund Schlagzeilen von Susanne und Peter Friedrich Wasser im 1,20% Mondboden 1,15% Absorptionsgrad 1,10% 1,05% Centaurkrater 1% NASA Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. NASA 0,95% Abb. 1: Der Einschlagskrater der Centaur- 1,3μm 1,4μm 1,5μm 1,6μm 1,7μm 1,8μm 1,9μm 2,0μm 2,1μm 2,2μm Raketenstufe im 98km großen Krater Cabeus in der Nähe des lunaren Südpols. Wellenlänge D ie Hinweise auf das Vorkommen von Wasser im Boden des Monds verdich- ten sich. Ein spektakuläres Experiment Abb. 2: Infrarotspektrum von LCROSS: Die rote Kurve beschreibt ein passendes gerech- netes Spektrum von Wasserdampf und Eis, das die Absorptionslinien in den beiden hell markierten Bereichen beschreiben kann. führte die NASA mit der Sonde LCROSS (Lu- nar CRater Observing and Sensing Satellite) trum im sichtbaren bis nahen Ultraviolett- meter (vgl. Abb. 2) gefunden. Im Fall von durch: Am 9. Oktober 2009 um 12:31 MEZ Licht bestätigt den Befund, denn es zeigt Silikatgesteinen sind solche Signaturen ty- schlug zunächst die knapp zehn Stunden zum Zeitpunkt des Impakts Signaturen von pisch für hydroxyl- und/oder wasserreiche zuvor abgetrennte Raketenstufe im Krater Hydroxyl (OH-), das entsteht, wenn Wasser- Materialien, wobei nur die obersten Mil- Cabeus mit 9000km/h nahe des lunaren dampf der Sonnenstrahlung ausgesetzt ist. limeter des Bodens erfasst werden. Auf Südpols ein, rund fünf Minuten später ge- Die vollständige Auswertung aller Daten, dem Mond beobachtet man sie besonders folgt von der Sonde selbst. Der bei den einschließlich der von LRO gewonnenen, in den kühleren höheren Breiten und bei Aufschlägen aufgewirbelte »Staub« konnte wird allerdings noch einige Zeit in An- vielen jüngeren Kratern. Eine Korrelation nun analysiert werden. In den fünf Minuten spruch nehmen. der Befunde mit Neutronenspektrometer- zwischen den beiden Impakten wurden Auch kürzlich veröffentlichte Ergebnisse daten der Sonde Lunar Prospector (1998), von LCROSS selbst Daten aufgenommen der ersten indischen Mondsonde geben die ebenfalls einen Indikator für Wasser im und zur Erde übertragen, aber auch von detaillierte Hinweise auf Wasser im Gestein Boden – allerdings bis 50cm Tiefe – dar- den Instrumenten der Mondsonde Lunar der Mondoberfläche. Chandrayaan-1, so der stellen, ist erstaunlicherweise nicht zu er- Reconaissance Orbiter (LRO). Diese war am Name der Sonde, hat 3400 Mal den Mond kennen. Dies lässt darauf schließen, dass 18. Juni 2009 mit derselben Centaur-Rakete in niedriger Höhe umrundet und mit ver- es sich um ständig ablaufende Oberflä- wie LCROSS gestartet worden und flog auf schiedenen Instrumenten die Oberfläche chenprozesse der Bildung und Speicherung direktem Weg zum Mond, während LCROSS des Erdtrabanten untersucht. Der vom JPL von Hydroxyl und Wasser handelt. [NASA/ erst nach mehreren Swing-by-Manövern (NASA) gebaute Moon Mineralogy Map- JPL; NASA News Release 09-146AR; NASA an Mond und Erde ins Ziel gelenkt werden per (M3) auf Chandrayaan-1 hat die von Press Kit zu LRO/LCROSS (Juni 2009); NASA, konnte. Der Ort des Experiments, der Krater der Mondoberfläche abgegebene Infrarot- LCROSS Mission Update vom 13.11.2009; Cabeus, ist mit Bedacht gewählt worden: strahlung kartiert und Absorptionslinien im Indian Space Research Organisation (ISRO); In der Polgegend des Monds fällt das Son- Wellenlängenbereich von 2,8 bis 3,0 Mikro- Science 326, 568 (2009)] nenlicht so flach ein, dass unterhalb eines Kraterwalls niemals Sonnenlicht den Boden erreicht und so im Schutz der kalten Dun- Abb. 3: Sehr junger Krater auf der Rückseite des Monds, aufgenommen mit dem kelheit eventuelles gefrorenes Wasser un- Moon Mineralogy Mapper auf Chandrayaan-1. Das linke Bild zeigt die Oberfläche im kurz- gestört existieren kann. Bei den Impakten welligen Infrarotlicht; im rechten Bild ist die Verteilung von wasserreichen Mineralien um entstanden einerseits ausgedehnte Wolken einen kleinen Krater herum dargestellt. Die wasserreichen und hydroxylreichen Vorkom- verdampften Materials und feinen Staubs, men wurden speziell in dem Auswurfmaterial des Kraters gefunden. andererseits Auswürfe größerer Fragmente. Das Auswurfmaterial von der Centaur-Ra- ketenstufe wurde von den Spektrometern auf LCROSS untersucht, und in beiden Kom- ponenten zeigten sich die Signaturen von Wasser: Das Infrarotspektrum (Abb. 2) zeigt an zwei Stellen die Absorptionslinien von Wasser. Auch das aufgenommene Spek- NASA 8 interstellarum 68 • Februar/März 2010
Schlagzeilen Extrasolare Planeten und das Das kosmische Lithium-Problem der Sonne Netz Das Element Lithium, bzw. seine Iso- gende Mehrheit dieser Sterne mit Plane- Im Weltall ist Materie nicht gleichför- tope 6Li und 7Li, gehört zu den wenigen tensystem weist eine sehr geringe Lithi- mig verteilt: Sie befindet sich in Sternen, Elementen, die bereits im Urknall syntheti- umhäufigkeit auf, während in der Gruppe die sich in Galaxien zusammenfinden, die siert wurden. Da es nicht in nennenswerter der Sterne ohne Planetensystem nur etwa sich wiederum zu Galaxienhaufen formie- Menge durch Kernfusion in Sternen er- die Hälfte eine geringe Lithiumhäufigkeit ren. Auch die Galaxienhaufen sind nicht zeugt wird, geht man davon aus, dass bei zeigt. Sterne mit niedrigeren und höheren gleichmäßig im Universum verteilt, son- ihrer Geburt alle Sterne dieselbe Menge Temperaturen weisen eine einheitlich nied- dern ordnen sich entlang Millionen Licht- an Lithium besitzen. Allerdings wird Lithi- rigere bzw. höhere Lithiumhäufigkeit auf: jahre langer Stränge an, die riesige, nahezu um bereits bei Temperaturen von etwas Bei den kühleren Sternen reicht die Kon- leere Räume wie ein Netz umgeben. Diese Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. über 2 Millionen Grad, die leicht in Ster- vektionszone tiefer, wodurch Lithium zer- filamentartige Struktur wird in unserer kos- nen erreicht werden, zerstört. Vergleicht stört wird, und bei Sternen mit höherer mischen Nachbarschaft häufig beobachtet man die Lithium-Häufigkeit in sonnenähn- Temperatur und damit höherer Masse ist und wurde kürzlich auch in Entfernungen lichen Sternen, stellt man eine große Vari- die Konvektionszone nicht so dick, dass sie von 10,8 Milliarden Lichtjahren (z=1) ge- ationsbreite der Häufigkeit fest. So besitzt ausreichend heiße Schichten für die Zerstö- funden. An den Kreuzungspunkten der die Sonne im Vergleich zu anderen ihr rung von Lithium erreicht. Dieses Ergebnis Stränge befinden sich gigantische Galaxi- sehr ähnlichen Sternen nur etwa ein hun- ist unabhängig von anderen Eigenschaften enhaufen, wie Spinnen in einem Netz, die dertstel der Lithiummenge. Außerdem ist des Sterns, wie z.B. dem Alter. Auf welche sich weitere Materie einverleiben. In der die Lithiumhäufigkeit an ihrer Oberfläche Weise die Planeten jedoch dazu beitragen, Umgebung dieser Galaxienhaufen wer- etwa 140 Mal geringer als sie bei ihrer Ent- dass das Lithium zerstört wird, ist noch den viele weitere Galaxiengruppen erwar- stehung war, obwohl die Konvektionszone nicht geklärt. Es könnte jedoch sein, dass tet. Um den Galaxienhaufen CL 0016+16 nicht in solche Tiefen reicht, die heiß genug das Planetensystem den Drehimpuls des in einer Entfernung von 6,7 Milliarden wären, das Lithium zu zerstören, und da- Sterns beeinflusst und damit die Durchmi- Lichtjahren (z=0,55) konnten jetzt zwei un- mit zu einer geringeren Häufigkeit führen schung der Oberflächenschichten verän- gewöhnlich reich strukturierte Filamente würden. Diese Diskrepanz konnte bisher dert. Auch die Wechselwirkung zwischen mit diversen Galaxiengruppen gefunden nicht erklärt werden. Ein Lösungsansatz Stern und protoplanetarer Scheibe könnte werden. Die Messung der genauen Entfer- ergibt sich nun aus einer Untersuchung über eine differentielle Rotation zwischen nungen sowie der Spektren von 150 Gala- von 451 Sternen, von denen 70 ein Plane- Kern und konvektiver Hülle letztendlich zu tensystem haben. Etwa ein Viertel dieser einer geringeren Konzentration des Lithi- Sterne ist sonnenähnlich mit Temperaturen ums führen. [Nature 462, 189 (2009); ESO Die Galaxien, die in 6,7 Milliarden Licht- zwischen 5600K und 5900K. Die überwie- Science Release 42/09] jahren Entfernung einen Teil des kos- mischen Netzes bilden, sind in Rot dar- gestellt. Vorder- oder Hintergrundobjekte Ein junger Stern mit einer protoplanetaren Scheibe (künstlerische Darstellung), in erscheinen blau. der Planeten entstehen können. Die Scheibe könnte eine Ursache für die Zerstörung des ESO PR PHOTO 41B/09 Elements Lithium in sonnenähnlichen Sternen mit Planetensystem sein. ESO PR PHOTO 42A /09 interstellarum 68 • Februar/März 2010 9
Schlagzeilen xien erlaubt ihre räumliche Anordnung zu zehntausendfache Masse der Milchstraße Surftipps untersuchen. Sie verteilen sich über eine aufweist. Nicht alle der Galaxienhaufen Länge von 60 Millionen Lichtjahren und sind an CL 0016+16 gebunden, einige der JPL/NASA: www.jpl.nasa.gov umgeben den Haufen CL 0016+16. Die Haufen werden jedoch in ferner Zukunft Space Telescope Science Institute: Massen der Gruppen bewegen sich zwi- in ihn hineinfallen. [ESO Science Release www.stsci.edu schen der zehn- bis tausendfachen Masse 41/09, Astron. Astrophys. 505, L9 (2009)] ESO Presse Mitteilungen: der Milchstraße, während CL 0016+16 die www.eso.org/outreach/press-rel Max-Planck-Gesellschaft: www.mpg.de Raumfahrt aktuell Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Rosettas letzter Besuch der Erde M itte November war Halbzeit für die Reise der europäischen Kometensonde Rosetta zwischen dem Start 2004 und dem Eintritt in eine Umlaufbahn um den Kometen Churyumov- in Darmstadt auch ohne rechte Emotionen. Im Augenblick der Erdnähe hatte noch Funkkontakt über die ESA-Bodenstation in Australien bestanden, dann folgte eine kurze geplante Funkstil- Gerasimenko im Jahre 2014 – und der letzte enge Vorbeiflug an le, bevor Maspalomas den künftigen Kometenorbiter um 9:05 einem großen Planeten, um die Bahn so zurecht zu biegen, dass MEZ am richtigen Ort wiederfand. Wie schon zuvor konnte auch sie sich derjenigen des Kometen immer weiter annähert Der dieser Planetenbesuch unterwegs für vielfältige Tests der In- erdnächste Punkt lag 2481km hoch über Indonesien und sollte strumente Rosettas an einem wohlbekannten Himmelskörper um 8:45:40 MEZ am 13. November erreicht werden: Nach einer genutzt werden: Insbesondere gelangen mit der Hauptkamera ersten Analyse hat Rosetta die virtuelle Marke im Raum nur um OSIRIS spektakuläre Aufnahmen der Erde nahezu im Gegenlicht etwas mehr als 1,1km und den Zeitpunkt des Perigäums um we- und auf der Nachtseite. Daneben wurde aber auch penibel ge- niger als 1/100 Sekunde verfehlt, was sogar besser als die Vor- nau der Verlauf der Bahn in Erdnähe verfolgt: Vielleicht würde es gaben gewesen wäre. Mit 13,3km/s schoss die Sonde auf einer ja zu einer jener mysteriösen »Flyby-Anomalien« kommen, bei Hyperbel an der Erde vorbei und gewann dadurch 3,6km/s zu- denen manchmal eine Raumsonde geringfügig anders fliegt als sätzliche Geschwindigkeit: Nach dreimaliger Rückkehr zur Erde die Keplerschen Gesetze verlangen – manchmal aber auch nicht. sowie einem Swingby am Mars ist Rosetta von nun an auf das Noch ein letzter Flyby steht Rosetta am 10. Juli dieses Jahr bevor, eigene Triebwerk angewiesen. Von der gesamten Wegstrecke im wenn der große Asteroid Lutetia besucht wird. Danach wird die Sonnensystem von 7,1 Mrd. km sind nun 4,5 Mrd. km geschaff t. Sonde allerdings in einen langen Winterschlaf versetzt, während Erwartungsgemäß gab es während der Erdpassage keinerlei Zwi- sie sich weit von der Sonne entfernt, um den Kometen lange vor schenfälle technischer oder himmelsmechanischer Art, und der dessen Perihel zu treffen. rein geometrische Moment verstrich im Kontrollzentrum ESOC Daniel Fischer Wolken über dem Südpazifik, darunter ein markanter Antizyklon, wie sie die OSIRIS-Kamera auf Rosetta am 13. November 2009 bei ihrem letzten Anflug auf die Erde sah. ESA ©2009 MPS FOR OSIRIS TEAM MPS/UPD/LAM/IAA/RSSD/INTA/UPM/DASP/IDA 10 interstellarum 68 • Februar/März 2010
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Hauptartikel Jupiter – Hintergrund Schutzschild oder Bedrohung? Wie der Riesenplanet die Bahnen von Kleinkörpern im Sonnensystem beeinflusst VON LARS.-C. DEPKA Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Pünktlich zum 15. Jahrestag des Shoemaker-Levy 9-Impakts machte der Riesenplanet Jupiter ver- gangenen Sommer wieder mit einem ebenso über- raschenden wie spektakulären Einschlagereignis auf sich aufmerksam. Anders als noch beim Einschlag von 1994 hinterließ dieses Mal wohl ein einzelner Kör- per – und nicht eine Kette von Objekten – bei seiner ge- waltsamen Begegnung eine dunkle Wolke von der Größe des Pazifischen Ozeans über Jupiters Wolkenoberfläche. ANTHONY WESLEY Abb. 1: Am 19.7.2009 kam es zur großen Überraschung der Fachwelt zu einem nicht vorhergesagten Einsturz eines Körpers auf Ju- piter. Verhindert der größte Planet des Sonnensystems, dass solche Körper auf der Erde aufschlagen, in dem er sie selbst »aufsammelt«? Narben auf der Erde tiefe und von Wällen, die sich bis zu 50 mit einer Geschwindigkeit von mehreren Meter über das umliegende Terrain erhe- Kilometern je Sekunde auf der Erdober- Auch das Antlitz der Erde ist von sol- ben, umgebene Narbe im Wüstenboden fläche aufschlug. Erst in den frühen 1900er chen Einschlägen gezeichnet. Einer der ist der sichtbare Überrest eines frühzeit- Jahren zog man seitens der Wissenschaft wohl spektakulärsten ist der Barringer- lichen Einschlages. Als Auslöser wird ein erstmals einen solchen, durch Daniel Bar- Krater im US-Bundesstaat Arizona. Diese wohl 50 Meter großer Nickel-Eisen-Körper ringer vorgeschlagenen Ursprung in Be- im Durchmesser 1,2km große, 170 Meter angenommen, der vor ca. 50000 Jahren tracht. Zuvor galten Krater wie der Bar- ringer und ähnliche Objekte als Spuren vulkanischer Aktivität. Zweifelsfrei gelang die Beweisführung zum Ursprung des Me- teoritenkraters dann in der ersten Hälfte der 1960er Jahre, und auch das Tunguska- Ereignis von 1908 macht die anhaltende Bedrohung, die von aus ihrer Bahn ge- drängten Himmelskörpern für die Erde ausgeht, deutlich. Schutzschild für das innere Planetensystem? Fast schon traditionell wird dem ne- NASA EARTH OBSERVATORY ben unserem Zentralgestirn größten und massereichsten Körper im Sonnensystem eine wesentliche Schutzfunktion in Bezug Abb. 2: Der Barringer-Krater in Arizona aus der Luft: mit 1,2km Durchmesser und 170m Tiefe ein eindrucksvolles Zeugnis eines Ein- schlags eines Meteoriten vor 50000 Jahren. 12 interstellarum 68 • Februar/März 2010
auf die Erde zugesprochen. Jupiter sei ein kosmisches Schild, das durch seine im- mensen gravitativen Einflüsse das innere Sonnensystem vor anfliegenden Kometen und Asteroiden schütze. Die Idee, dass Planeten wie Jupiter das Impaktrisiko auf potentiell habitablen Pla- neten senken, ist seit etwa den 1980er Jah- ren weit verbreitet. Sie gründet sich auf Studien aus den 1950er und 1960er Jahren, die sich mit Impakten auf der Erde be- fasst hatten. Seinerzeit waren nur wenige erdnahe Asteroiden und eine überschau- bare Menge kurzperiodischer Kometen be- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. kannt: Die Mitglieder der Oortschen Wol- ke galten als die gefährlichsten Objekte für NASA, JPL-CALTECH, R. HURT (SSC-CALTECH) die Erde und bei ihnen schien der Jupiter offensichtlich eine Art Schutzschildfunk- tion für das innere Sonnensystem auszu- üben. Konkret untersucht wurde diese Vermutung indes nur erstaunlich selten. 1994 zeigte der Geophysiker George Wetherill (1925–2006), dass die mehr als 300-fache Erdmasse des Jupiters Kome- Abb. 3: Der Aufbau des Planetensystems von seinen innersten Bereichen (oben links) ten von einem potentiellen Kollisionskurs bis zur Oortschen Kometenwolke. mit der Erde abbringen kann. Danach ist der überwiegenden Mehrzahl der Kome- lich nicht der einzige, heute weiß man Vor dem Hintergrund des mit knapp 32km ten aus der Oortschen Wolke nur ein ein- von mehr als 300000 dieser Objekte und größten NEA Ganymed wird klar, dass ziger Besuch der Sonne vergönnt, bevor ihre Zahl schwillt mit monatlichen Stei- die Bruchstücke der Kollisionen inner- sie auf ewig in den interstellaren Weiten gerungsraten von 2000 bis 3000 außerge- halb des Asteroidengürtels eine potentiell des Raumes verschwinden. Ein Objekt der wöhnlich an. lebensbedrohende Situation für die Erde Oortschen Wolke muss sich dem Jupiter Die meisten von ihnen befinden sich ausmachen können. Zu dieser Einsicht gar nicht weit annähern, um in seinen Ein- im Asteroiden-Hauptgürtel zwischen den beigetragen haben nicht zuletzt auch au- flussbereich zu geraten und somit von der Bahnen der Planeten Mars und Jupiter und tomatisierte Suchprogramme wie LINEAR Sonne losgelöst seine Reise ohne Wieder- bedeuten generell kein erhöhtes Gefähr- oder NEAT, die die NEAs auf die Position kehr anzutreten. Bald gingen viele Astro- dungspotential für uns, da sie selbst auf der als gefährlichsten anzusehenden Ob- nomen wie selbstverständlich davon aus, Zeitskalen von Milliarden Jahren stabile jekte rückten, und den Kometen der Oort- dass die Erde ohne den Jupiter viel mehr Orbits aufweisen. Sie halten genug bzw. schen Wolke einen viel weniger starken Impakte verkraften müsste und dass dies den richtigen Abstand zum Masseriesen Gefährdungsgrad zuteilten. gar den Gang der Evolution beeinflusst Jupiter, so dass sie kaum Gefahr laufen, Wir müssen also von drei Objektgrup- hätte. Und die Problematik kosmischer durch seinen Gravitationseinfluss auf Kol- pen ausgehen, die eine Bedrohung der Einschläge wurde des Öfteren in Erinne- lisionskurs zur Erde gelenkt zu werden. Erde verkörpern: rung gerufen, insbesondere durch die Sho- Was aber, wenn zwei der Hauptgürtel- Kometen aus der Oortschen Wolke emaker-Levy-Impakte auf Jupiter selbst. objekte in eine Kollision untereinander Kometen aus dem Kuiper-Gürtel geraten? Die Bruchstücke einer solchen Near Earth Asteroids Unterschätzte Gefahr Begegnung können in bestimmte Zonen Wie wirkt sich also die Anwesenheit des des Asteroidengürtels driften, die weit we- Jupiter auf die Bedrohung dieser Objekte Die langperiodischen Kometen stellen niger stabil sind. Resonanzeffekte mit Jupi- für die Erde aus? jedoch nicht das größte Gefährdungs- ter machen hier ihre Bahnen chaotisch, ein potential für unseren Planeten dar, son- plötzliches Ausbrechen aus dem Haupt- Eingefangen, hinauskatapultiert dern machen nur einige Prozent aller gürtel ist jederzeit möglich, und sie kön- oder abgelenkt? Himmelskörper aus, die auf die Erde stür- nen in für die Erde immer gefährlichere zen können. Gefährlicher sind die erd- Orbits gelangen, bis sie schließlich das Am wirkungsvollsten schützt Jupiter nahen Asteroiden, die Near Earth Aste- innere Sonnensystem erreichen. Einmal seine kleineren Brüder und Schwestern roids oder NEAs, die rund drei Viertel dort angekommen, bleiben diese neuen natürlich dadurch, in dem er anfl iegende des Risikos ausmachen. Die Historie der NEAs ein Spielball der Kräfte und beenden Objekte durch seinen Masseeinfluss aus Asteroiden und ihre Wahrnehmung in der ihr Dasein entweder in einer Kollision mit dem Sonnensystem heraus schleudert und Wissenschaft waren bis dahin im Vergleich der Sonne, einem Planeten, oder aber sie so die Gefahr eines Einschlages im inne- zu der der Kometen weniger deutlich aus- kommen einem massereicheren Körper in ren Sonnensystem von vornherein unter- geprägt gewesen. Tatsächlich war Ceres der Form nahe, dass sie – ähnlich einem bindet. Hinzu kommt noch die Annahme, 1801 mit 1000km Durchmesser der erste Swing-By-Manöver – wieder aus dem Son- dass es sich bei dem Gasriesen um den entdecke Asteroid. Doch sie blieb wahr- nensystem heraus beschleunigt werden. neben der Sonne im Laufe der Geschichte interstellarum 68 • Februar/März 2010 13
Hauptartikel des inneren Sonnensystems also eindeu- tig vor Gefahren, die von diesen Körpern ausgehen. Jedoch existiert auch eine andere Sei- te der Medaille. Für jedes Objekt, Ko- meten wie Asteroiden gilt: Wollen sie der Erde gefährlich werden, müssen sie einen Orbit einnehmen, der wenigstens ein Mal die Erdbahn kreuzt. Und na- türlich ist des Auswärtsschleudern eines Objektes durch Jupiter keine Einbahn- ALAN B. CHAMBERLIN, JPL, NASA straße. Jede nahe Begegnung mit Jupiter birgt die statistisch ähnlich hohe Wahr- scheinlichkeit, dass der Körper nicht aus Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. dem Sonnensystem hinaus, sondern ge- genteilig erst durch die enge Begegnung und dadurch hervorgerufene Bahnände- rungen Richtung inneres Sonnensystem Abb. 4: Die Zunahme der Entdeckung von Near Earth-Asteroiden im Laufe der Jahre. auf Kollisionskurs gelenkt wird. Insofern ist es folgerichtig, dass wenigstens einige der im Laufe der Erdgeschichte eingetre- Abb. 5: Ergebnisse der Simulationsrechnungen für die Kollisionsrate kurzperiodischer tenen Impakte nicht stattgefunden hätten, Kometen mit der Erde in Abhängigkeit des Alters des Sonnensystems für verschiedene wenn Jupiter nicht seine derzeitige Rolle Massen des Jupiter (links 0MJup bis 0,15MJup, rechts 0,2MJup bis 1MJup). Man erkennt aus bei- gespielt hätte. Weitergehend ist anzuneh- den Grafiken, dass die meisten Kollisionen für einen hypothetischen Jupiter mit 0,15 bis 0,2 men, dass ein System ohne einen Planeten Jupitermassen auftreten [nach 1, 4]. wie Jupiter an ähnlicher Stelle weitaus weniger kurzperiodische Kometen auf- 1000 1000 0,15 MJup 0,20 MJup weisen würde. 0,10 MJup 0,25 MJup Die Beurteilung, ob der Planet eher 800 800 Freund oder Feind, oder aber ein berech- 0,05 MJup 0,30 MJup nender Geschäftspartner ist, der gibt und Anzahl der Kollisionen Anzahl der Kollisionen 600 0,01 MJup 600 0,50 MJup nimmt, hängt von zwei wesentlichen Fak- toren ab: Überwiegt der Schildeffekt oder 0 MJup 0,75 MJup 400 400 wird die Impaktrate beispielsweise auf der 1 MJup Erde durch Jupiter derart erhöht, dass sie 200 200 die von dem Planeten sicherlich auch aus- gehende Schutzfunktion aufwiegt? 0 0 0 5 Mio. Jahre 10 Mio. Jahre 0 5 Mio. Jahre 10 Mio. Jahre Planetensysteme im Modell 1000 Abb. 6: Ergebnisse der Simulations- Eine Antwort versprechen Computer- 10 Mio. Jahre rechnungen für die Kollisionsrate durch simulationen, wie sie erstmals um das 8 Mio. Jahre 800 kurzperiodischer Kometen auf der Erde Jahr 2005 durchgeführt wurden. Sie säten 6 Mio. Jahre in Abhängigkeit der Masse eines hypo- Zweifel an der Meinung, jupitergroße Pla- Anzahl der Kollisionen 600 4 Mio. Jahre thetischen Jupiter für verschiedene Alter neten senkten in jedem Fall die Impaktrate 2 Mio. Jahre des Sonnensystems von 2 Mio. Jahren in einem Planetensystem. Seit 2008 gehen 400 bis 10 Mio. Jahre. Man erkennt deutlich, die britischen Astronomen J. Horner und dass unabhängig vom Alter des Son- B. W. Jones der Frage ganz systematisch nensystems die meisten Kollisionen für nach und haben sich der Reihe nach die 200 einen hypothetischen Jupiter mit etwa NEAs, die kurz- und die langperiodischen 0,2 Jupitermassen auftreten [nach 1, 4]. Kometen vorgenommen. Jede Computer- 0 simulation kann das Sonnensystem je- 0 MJup 0,2 MJup 0,4 MJup 0,6 MJup 0,8 MJup 1 MJup doch nur in Teilaspekten erfassen, und Masse des ablenkenden Planeten gewisse Kompromisse sind unvermeid- lich: So wurde etwa der Durchmesser der am häufigsten getroffenen Körper des Son- auch heute noch im Jahrhundertrhythmus simulierten Erde künstlich vergrößert, um nensystems handelt. Während aktuell ein statt. Durch direkten physischen Kontakt sie zu einer leichteren Zielscheibe zu ma- Treffer von Shoemaker-Levy-9-Ausmaßen und (weitaus häufiger) durch nahe Begeg- chen – dafür mussten weniger Testastero- auf der Erde nur alle paar Millionen nungen mit ihm, die die Kometen aus dem iden durch die simulierten Sonnensysteme Jahre angenommen wird, findet ein sol- Sonnensystem katapultieren, bewahrt der fliegen, bei denen der Jupiter auf seiner ches Ereignis auf Jupiter möglicherweise Jupiter die Erde und andere Mitglieder Bahn blieb, seine Masse jedoch stark vari- 14 interstellarum 68 • Februar/März 2010
Hauptartikel iert wurde. Zunächst nahm man sich den Asteroidengürtel als Hauptlieferant der GRUNDLAGEN Impaktoren vor, und das Ergebnis [1] war Kometenfamilien verblüffend: Ein Planet auf Jupiterbahn mit mehr als einer Jupitermasse machte kaum Systematisch unterscheidet man innerhalb des Sammelbegriffs der Kometen zwei einen Unterschied, gab man ihm dagegen Familien, zum einen die Periodischen Kometen und ihre Gegenstücke, die Aperio- nur eine fünftel Jupitermasse, dann trafen dischen Kometen, die im Gegensatz zu den Periodischen Kometen aufgrund ihrer doppelt so viele Asteroiden die Erde. Ein paraboloiden bzw. hyperboloiden Bahnen mit hinreichend hoher Wahrscheinlichkeit Planet mit 0,2 Jupitermassen lenkte zudem kein zweites Mal einen ihrer Bahnpunkte erreichen werden. einerseits besonders effizient Asteroiden in Innerhalb der Periodischen Kometen wird nunmehr zwischen Kurz- und Langpe- den erdnahen Raum und war andererseits riodischen Kometen differenziert. Sie umlaufen mit statistisch verteilten Bahnnei- zu klein, um diese neuen Bahnen bald gungen die Sonne in mehr als 200 Jahren prograd, also in gleichem Umlaufsinn wie wieder wirksam zu stören. Mit nur noch die Planeten, als auch in Gegenrichtung zu den Planetenbewegungen (retrograd). einer hundertstel Jupitermasse am Ort Die Exzentrizitäten ihrer Bahnen liegen nahe bei 1, trotzdem sind die Kometen in der Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. von Jupiter lag die Impaktrate dagegen nur Regel noch durch den Schwerkrafteinfluss der Sonne an sie gebunden. 1950 erregte noch bei einem Drittel der tatsächlichen, J. H. Oort mit seiner Hypothese über die Herkunft der langperiodischen Kometen d.h. mit Jupiter ist es auf der Erde 3,5 Mal einiges Aufsehen. Er postulierte, dass das Sonnensystem von einer Wolke aus Kome- so gefährlich, als wenn es keinen gäbe. tenkernen umgeben sei, deren Anzahl er auf ca. 1 Billion schätzte. Zweifelsfrei direkt Ein Schutzschild für innere Planeten ist nachgewiesen ist die schalenförmige, sog. Oortsche Wolke, die sich in einem Abstand ein Riesenplanet weiter draußen demnach von 1,5Lj erstrecken soll, bislang noch nicht. Jedoch gibt es seither eine Vielzahl von wahrlich nicht. belastbaren Indizien, so dass ihre Existenz als gesichert angesehen wird. Die zweite Arbeit beschäft igte sich mit Bei den Kurzperiodischen Kometen (KPK) handelt es sich nunmehr um solche, die den Zentauren, eisigen Köpern, deren ihren Sonnenumlauf in weniger als 200 Jahren absolvieren. Ihren Ursprung haben sie Umlaufbahnen zwischen denen von Jupi- vermutlich im Edgeworth-Kuiper-Gürtel (vgl. interstellarum 50) – jener scheibenför- ter und Neptun liegen. Sie stammen aus migen Region im Sonnensystem, die sich außerhalb der Neptunbahn in einer Entfer- dem Edgeworth-Kuiper-Gürtel jenseits nung von etwa 30 bis 50 Astronomischen Einheiten (AE) nahe der Ekliptik erstreckt, der Neptunbahn, sind aber auf instabile wenngleich auch die durch gravitationsbedingte Einflüsse oftmals geänderten Bahn- Bahnen etwas näher an die Sonne geraten verläufe dies nicht immer direkt vermuten lassen. In ihm werden einige Zehntausend und bilden die Elternpopulation der kurz- Trans-Neptun-Objekte (TNO) von wenigstens 100km Durchmesser vermutet, von de- periodischen Kometen; etwa jeder dritte nen man heute allerdings lediglich etwa 120 kennt. Zur allgemeinen Konfusion um Zentaur wird zu einem solchen Kometen. die TNOs trägt der Umstand bei, dass der Ausdruck Kuiper-Gürtel-Objekt bzw. KBO für Abermals wurde die simulierte Erde zu Kuiper Belt Object synonym für TNOs Verwendung findet. einer größeren Zielscheibe gemacht und Die kurzperiodischen Kometen bewegen sich zumeist prograd, ihre Inklination die Masse Jupiters zwischen null und zwei (Bahnneigung) liegt im Mittel bei etwa 20°, sie liegen also in der Nähe der Ekliptik. Bei variiert, während jeweils 10 Millionen einem besonderen Teil der kurzperiodischen Kometen liegt der größte Sonnenab- Jahre lang das Verhalten dieser »Sonnen- stand (Aphel) in der Nähe der Jupiterbahn bei 5AE bis 6AE, wodurch sich ihre Bezeich- systeme« beobachtet wurde. Als potenti- nung in Jupiterfamilie, bzw. Jupiter Family of Comets (JFCs) ändern (nicht zu verwech- elle Impaktoren wurden 104 Objekte des seln mit der Jupitergruppe, besser bekannt unter der Bezeichnung Trojaner). Ferner Sonnensystems ausgewählt, deren Bahnen betragen ihre Umlaufzeiten weniger als 20 Jahre. Es ist allgemein akzeptiert, dass es nicht mehr im Edgeworth-Kuiper-Gürtel, sich bei ihren Mitgliedern ursprünglich um langperiodische Kometen handelt, deren aber noch weit außerhalb des Einfluss- Bahnen durch den gravitativen Einfluss Jupiters verändert wurden. Die bekanntesten bereichs von Jupiter liegen. Von jedem Mitglieder der Familie sind die Kometen Biela, Giacobini-Zinner und Pons-Winnecke. Objekt wurden zur Verbesserung der Sta- tistik 1000 Kopien mit jeweils leicht ab- geänderten Bahnparametern erzeugt, so dass mit insgesamt 107000 Testobjekten Die Überraschung wiederholt sich Und abermals gäbe es die höchsten Ein- gerechnet werden konnte [2]. Jeder Treffer schlagraten und damit die potentiell ge- eines Planeten, bzw. jedes Verlassen des Weder das eine noch das andere war fährlichste Situation durch einen Planeten Systems reduzierte ihre Anzahl im Ver- der Fall, stattdessen wiederholte sich im am Ort Jupiters mit 0,2 Jupitermassen: laufe der Simulationsrechnungen, die im Wesentlichen das Bild, das sich schon bei Rund viermal so viele Einschläge wie Zuge dessen auch nicht wieder aufgefüllt den Asteroiden ergeben hatte: Während beim echten Jupiter wären die Folge. Wie- wurde, bis das Ende der Lebensdauer des die Masse des Jupiter in den Simulationen der spielt eine Balance zwischen verschie- zu untersuchenden Systems erreicht war. ansteigt, ist zunächst auch eine erhöhte denen Effekten eine Rolle. Ohne Jupiter Unterstellte man Jupiter einen ausschließ- Impaktrate von Objekten aus dem Edge- nimmt nur eine geringe Anzahl an Ob- lichen Schildeffekt, so müsste mit anstei- worth-Kuiper-Gürtel zu beobachten, die jekten einen erdkreuzenden Kurs ein und gender Masse des Jupiter die Impaktrate jedoch im weiteren Verlauf der Untersu- bei einem massearmen Jupiter kommen auf der Erde abnehmen. Im umgekehrten chung signifi kant wieder abfällt. Bei den mehr, die er wiederum nicht besonders gut Fall sollte bei der Annahme, dass Jupiter Zentauren verursacht ein Planet von einer entfernen kann. Bei einem Planeten von ausschließliche eine Bedrohung für das Jupitermasse eine ähnliche Impaktrate wie mehr als einer Jupitermasse tritt jedoch innere Sonnensystem darstellt, die Im- ein Planet der Jupitermasse Null, d.h. die eine deutlichere Abschirmwirkung auf, als paktrate mit steigender Masse des Jupiter Existenz oder Nichtexistenz Jupiters macht es bei den Asteroiden der Fall war: Schon ansteigen. für die Erde praktisch keinen Unterschied. ein Zwei-Jupitermassen-Planet auf Jupiters interstellarum 68 • Februar/März 2010 15
Hauptartikel auf der Erde nur wenige Prozent beitragen Bahnen der Kometen (und Kometen aller Art zusammen nur ein Viertel), spielt die Abwehr der langperio- Die (numerische) Exzentrizität oder auch Kreisbahnabweichung ist ein Wert, der dischen Kometen durch den Jupiter in der die Geometrie der Umlaufbahn eines astronomischen Körpers beschreibt. Der Wert Bilanz kaum eine Rolle. 0 entspricht dabei einer idealen Kreisbahn, Werte nahe 1 einer langgestreckten El- lipse und Werte über 1 einer Hyperbelbahn. Exzentrizitäten größer als 1 sind eher Brauchen wir einen Jupiter? selten und werden vor allem durch Bahnstörungen bei der Passage an den großen Planeten hervorgerufen. Typischerweise verlassen Kometen, die einer Hyperbel- Summa summarum erhöht die Existenz bahn folgen, das Sonnensystem (sie werden zu Aperiodischen Kometen), allerdings des Jupiter die Impaktrate auf der Erde ge- könnte im Außenbereich des Sonnensystems schon die Einwirkung geringer Stör- genüber einem jupiterlosen Sonnensystem. kräfte von wenigen hundert Newton ausreichen, um aus dem beispielsweise hyper- Vielleicht war die so zustande gekommene boloiden einen elliptischen Bahnverlauf zu machen. Impaktrate »gerade richtig« für die arten- reiche Evolution des Lebens auf der Erde. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Aber auch die Simulationsrechnungen sind Die numerische Exzentrizität noch nicht am Ende: Noch gar nicht unter- einer Ellipse ist das Verhältnis der sucht wurde bisher, was Riesenplaneten Kleine Entfernung e des Brennpunktes Halbachse unterschiedlicher Masse in unterschied- F1/2 vom Mittelpunkt M der Ellipse Große Halbachse lichem Sonnenabstand und/oder mit un- zur großen Halbachse. F2 e M e F1 terschiedlicher Exzentrizität der Bahn be- wirken. Auch soll noch untersucht werden, wie gut die drei diskutierten Reservoire potenzieller Impaktoren in Abhängigkeit von Jupitermasse und -ort gefüllt sind. Die Frage der Schildfunktion von jupiter- artigen Planeten in unserem und anderen Bahn würde die Zahl der Einschläge kurz- Bahnparameter schon wieder aus dem Ge- Sonnensystemen sowie ihre Notwendig- periodischer Kometen auf der Erde halbie- fahrenbereich herausgeführt. Saturn und keit bei der Entwicklung von Leben auf ren. Zwar werden mehr Körper aus dem erst recht Uranus und Neptun spielen we- potenziell terrestrischen Planeten muss Sonnensystem heraus, aber auch mehr hi- gen ihrer geringeren Massen übrigens kei- wohl neu beantwortet werden. nein gelenkt, doch warum sinkt dann die ne nennenswerte Rolle. Einschlagrate auf der Erde? Dabei spielt In einer dritten Arbeit [3] wandten sich [1] Horner, J., Jones, B. W.: Jupiter – friend or foe? I: the die Zeitkomponente eine wesentliche Rol- Horner und Jones sowie J. Chambers auch asteroids, Int. J. of Astrobiology 7, 251 (2008), www. le. Denn durch den gestiegenen Massen- der dritten Klasse von Himmelskörpern arxiv.org/abs/0806.2795 einfluss auf seine Umgebung erfahren die zu, die mit der Erde zusammenstoßen [2] Horner, J., Jones, B. W.: Jupiter – friend or foe? II: Objekte weitaus häufiger in weitaus kür- können: den langperiodischen Kometen the Centaurs, www.arxiv.org/abs/0903.3305 (2009) zeren Zeitskalen Bahnkorrekturen, die sie aus der Oortschen Wolke. Gegen die- [3] Horner, J., Jones B. W., Chambers, J.: Jupiter – schließlich in erhöhtem Maße wieder aus se Kometen bildet Jupiter tatsächlich ei- friend or foe? III: the Oort cloud comets, www.arxiv. dem inneren Sonnensystem heraus in die nen spürbaren Schutz, denn sie sind nur org/abs/0911.4381 (2009) Weiten des Alls führen. Die Körper haben so schwach ans Sonnensystem gebunden, [4] Horner, J., Jones, B. W.: Jupiter: friend or foe?, Astro- also nicht genug Zeit, um auf der Erde dass schon ein kleiner Schwerkraftstoß nomy and Geophysics 49, 22 (2008) Unheil anzurichten, denn bevor sie Gele- während einer Reise ins innere Sonnensy- genheit erhalten, mit der Erde zu kollidie- stem genügt, um sie los zu werden. Doch ren, haben sie ihre fortlaufend veränderten da sie zu der Gesamtzahl der Impaktoren 16 interstellarum 68 • Februar/März 2010
Wissen Hintergrund von Peter und Susanne Friedrich ASTROWISSEN Welche Meteoroiden treffen auf die Erdoberfläche? T äglich fallen auf die Erde 1000 bis 10000 Tonnen an interplanetarer Materie herab (vgl. Tabelle). Das meiste davon ist so win- bringen und damit praktisch die maxima- le mögliche Geschwindigkeit von 72km/s eines an die Sonne gebundenen Körpers re freigesetzt und es entsteht eine ent- sprechende Druckwelle, die erheblichen Schaden anrichten kann. Andernfalls schla- zig, dass es nicht einmal als Sternschnuppe auf der Erde erreichen. gen die Bruchstücke ein und bilden entwe- zu sehen ist. Auch von den Sternschnup- Körper mit Durchmessern größer als der einen gemeinsamen Krater oder ein pen und Feuerkugeln verdampfen wegen etwa 1km und einer Masse, die größer als Kraterfeld, je nachdem wie weit sie sich in ihrer enormen Geschwindigkeit von etwa die Masse der verdrängten Atmosphäre der verbleibenden Flugzeit voneinander Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. 11,2km/s bis 72km/s – je nach Einfallswinkel beim Eindringen ist, werden abgesehen entfernt haben. zur Bahnbewegung der Erde – die meisten von ganz geringen Einfallswinkeln kaum Selbst Kometen (aus Eis) mit Durchmes- in etwa 80 Kilometern Höhe durch Luftrei- von der Atmosphäre beeinflusst. Anders sern von 1,5km und maximaler Geschwin- bung, wobei zunächst die Luftmoleküle Körper, die kleiner sind: Sie werden in der digkeit von 70km/s zerbrechen noch in ionisiert und bei der Rekombination von ersten Flugphase in der Atmosphäre abge- der Atmosphäre, wenn sie nahezu paral- Elektron und Ion die Leuchtspuren hervor- bremst und können zerbrechen, wenn der lel zur Erdoberfläche (Einfallswinkel nahe gerufen werden. Staudruck der verdichteten Atmosphäre Null) fliegen. Bereits ab Einfallswinkeln von Viel seltener sind dagegen größere Ob- vor dem Meteoroiden größer wird als die 3° gelangen jedoch Bruchstücke zur Erde jekte mit Massen von mindestens einigen Kräfte, die ihn zusammenhalten. Falls der und bilden Krater, die ab Winkeln von 7° Kilogramm, die unter Umständen nicht Meteoroid aus unterschiedlichen Materi- imposante Durchmesser von über 10km vollständig verglühen, als Meteorit auf der alien aufgebaut ist, kann das Auseinander- annehmen. Alle Eisenmeteoroiden und Erdoberfläche auftreffen und dort je nach brechen sogar in mehreren Phasen gesche- Steinmeteoroiden mit Durchmessern von Größe beträchtliche Krater hinterlassen hen. Der Druck, den ein Meteoroid aushält, etwa 1m–2m erreichen auch bei Parallel- können (z. B. das Nördlinger Ries oder der ist proportional zur Wurzel seiner Dichte, flug zur Erdoberfläche praktisch immer die Barringer-Krater). Ob ein Körper die Erd- weshalb Kometen leichter auseinander- Erdoberfläche. Größere Steinmeteoroide oberfläche erreicht, hängt nicht nur von brechen als Eisenmeteoroide. Der Vorgang hingegen zerbersten in der Luft, wobei seiner Größe, sondern auch von seiner des Auseinanderbrechens ist jedoch nicht jedoch nicht ausgeschlossen ist, dass grö- Dichte sowie seiner Geschwindigkeit au- gut verstanden. Dasselbe gilt für die Höhe, ßere Fragmente aufschlagen. Ab einer Grö- ßerhalb der Erdatmosphäre und seinem in der Meteoroide auseinanderbrechen: Je ße von etwa 60m und Einfallswinkeln von Einfallswinkel ab. Unter Mitarbeit von Wis- höher die Anfangsgeschwindigkeit und über 70° erreichen die Bruchstücke jedoch senschaftlern des Lunar und Planetary La- je steiler der Einfallswinkel ist, umso tiefer stets die Erdoberfläche. boratory der Universität Arizona wurde ein dringen sie ein. Von kleinen Meteoroiden Programm entwickelt, mit dem sich solche hingegen kann in der ersten Flugphase [1] Collins, G. S., Melosh, H. J., Marcus, R. A.: Earth Einschläge und ihre Folgen (in Abhängig- durch Erwärmung die Oberfläche soweit Impact Effects Program: A Web-based computer keit vom Untergrund, in den das Projektil abgetragen werden, dass nichts mehr üb- program for calculating the regional environmen- einschlägt) abschätzen lassen. rig bleibt. tal consequences of a meteoroid impact on Earth, Der Erde nahe kommen entweder Aste- Falls das Auseinanderbrechen des Me- Meteoritics & Planetary Science 40, 817 (2005) roiden, die aus Gestein oder Eisen beste- teoroiden in genügender Höhe über der hen, oder Kometen, die hauptsächlich aus Erdoberfläche geschieht, verteilen sich die Eis bestehen. Typische Geschwindigkeiten, Bruchstücke, da sie sich nach dem Aus- Surftipp mit der Asteroiden die Erdatmosphäre er- einanderbrechen von der ursprünglichen Programm des LPL: reichen, betragen 12km/s – 20km/s, wäh- Einfallsrichtung wegbewegen. Die kine- www.lpl.arizona.edu/impacteffects rend Kometen es bis auf 30km/s – 70km/s tische Energie wird dann in der Atmosphä- Größen und Massen der Meteorite, die täglich die Erde treffen Bezeichnung Durchmesser des Ursprungskörpers Masse Gesamtmasse aller Objekte, die die Erde jeden Tag erreichen Feuerkugeln, Boliden >10mm >2g 1t m m Sternschnuppen (–4 bis +6 ) 1mm – 10mm 2mg – 2g 5t Teleskopische Meteore 0,1mm – 1mm 0,002mg – 2mg 20t Mikrometeore
Himmel Ereignisse Himmelsereignisse im Februar/März 2010 Rückkehr des Ringplaneten Saturn in Opposition am 22. März Der Ringplanet steht wieder im Mittelpunkt: Ende März er- Nach der Ringkantenstellung im vergangenen Jahr blicken wir reicht Saturn seine beste Sichtbarkeit im Jahr 2010. Dabei steht er nun auf die Nordseite der Ringe. Die Ringöffnung beträgt jedoch im Sternbild Jungfrau nahe des Sterns η Vir bei einer Deklination nur 3,2°, die maximale Breite im Teleskop ist deshalb nur 2,4". Die- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. von +2° – die kommenden 16 Jahre wird Saturn nur noch südlich ser Wert wird bis Ende Mai auf 1,2" abnehmen, um dann wieder des Himmelsäquators zu beobachten sein. bis zum Ende der Sichtbarkeit im Sommer anzusteigen. Die Opposition tritt am 22.3. um 1:37 MEZ ein. Die Erdnähe 2010 finden noch zahlreiche Erscheinungen der Saturnmonde wird bereits knapp zweieinhalb Stunden vorher mit 8,5AE bzw. statt, darunter auch einige gegenseitige Erscheinungen – diese 1,27 Milliarden Kilometern erreicht. Die größte Helligkeit tritt erst sind in der Rubrik »Planeten aktuell« aufgelistet (S. 23). am 23.3. mit 0m, 5 ein. Ronald Stoyan Saturn ist wieder da – im Gegensatz zu 2009 (Bild) blicken wir nun auf die Nordseite der sich wieder öffnenden Ringe. THOMAS UND CLAUDIA WINTERER Venus bei Jupiter am 16.2.2010 Venus begegnet Jupiter Aquarius a am 16. Februar 8° Anfang Februar bewegt sich die Venus scheinbar auf den Planeten Jupiter Jupiter zu. In der Abenddämmerung des 16. Februar 2010 begegnen t2 r Venus q sich beide Planeten am Südwesthimmel. Dabei steht Jupiter (–2m,0) t1 s rund 40' entfernt nördlich der hellen Venus (–3m,9), die sich in den nachfolgenden Tagen dann wieder in östlicher Richtung von Jupiter 4° entfernt. Wenn die Sonne untergeht, besteht nur ein sehr kleines Zeitfenster von rund 40 Minuten um diese Begegnung zu beobach- ten, bevor zuerst Venus und später Jupiter am Südwesthorizont ver- schwinden. Daher ist eine erfolgreiche Beobachtung der Begegnung am Taghimmel aussichtsreicher. Vorsicht ist jedoch mit der etwa 9° westlich stehenden Sonne geboten! André Knöfel 18 interstellarum 68 • Februar/März 2010
Ereignisse Mond streift Plejaden am 21. Februar Zu einer wunderschönen Begegnung MEZ zieht der Mond knapp südlich an M 45 7m-Sterne der Sternkette im südlichen Teil zwischen dem zunehmenden Halbmond vorbei. Von den helleren Plejadensternen des Sternhaufens, die teilweise streifend und den Plejaden kommt es am Abend des wird lediglich 26 Tau bedeckt, es kommt verlaufen. 21. Februar. Zwischen 19 Uhr und 22 Uhr aber zu Bedeckungen weiterer 6m- und Ronald Stoyan Mond streift Plejaden am 21.2.2010 Astronomische Ereignisse im Februar/März 2010 6.2. 00:48:31 MEZ Mond Letztes Viertel 14.2. 03:51:23 MEZ Neumond 15.2. 00:18:52 MEZ Neptun in Konjunktion 17.2. 03:00:00 MEZ Venus bei Jupiter, Venus 32' Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Alkyone südlich 18.2. 06:35:45 MEZ Vesta in Opposition Pleione 21.2. 00:04:24 MEZ Mond bedeckt ε Ari 4m,6 Atlas 21.2. 20:20:00 MEZ Mond bedeckt Plejaden 76264 26 76197 streifend Merope 76251 76193 22.2. 01:42:27 MEZ Mond Erstes Viertel 76244 28.2. 00:22:52 MEZ Mond bedeckt π Leo 4m,9 28.2. 11:44:15 MEZ Jupiter in Konjunktion 28.2. 17:37:57 MEZ Vollmond 76215 7.3. 02:12:00 MEZ Mond bei Antares, Mond 34' nördlich 7.3. 16:41:52 MEZ Mond Letztes Viertel 14.3. 14:16:25 MEZ Merkur in Oberer Konjunktion Bedeckung von Plejadensternen am 21.2.2010 15.3. 22:01:10 MEZ Neumond Stern Helligkeit Bedeckung Bemerkung 17.3. 07:49:38 MEZ Uranus in Konjunktion SAO 76193 6m, 8 20:20:17 MEZ streifend, nördliche Grenze Helgoland-Stettin 20.3. 18:32:16 MEZ Frühlingsanfang SAO 76215 5m, 5 20:47:55 MEZ 22.3. 01:37:12 MEZ Saturn in Opposition SAO 76197 7m, 1 20:45:06 MEZ1 streifend, nördliche Grenze Biel-Bozen 23.3. 12:00:09 MEZ Mond Erstes Viertel 26 Tau 6m, 6 21:14:17 MEZ streifend, nördliche Grenze Aurich-Eisenhüttenstadt 25.3. 19:00:00 MEZ Goldener Henkel SAO 76244 6m, 1 21:21:55 MEZ (Mondjura) sichtbar SAO 76251 6m, 7 21:40:39 MEZ 27.3. 03:07:03 MEZ Mond bedeckt ο Leo 3m,8 m 2 SAO 76264 6, 8 22:30:01 MEZ streifend, nördliche Grenze Freiburg-Brixen 30.3. 04:25:30 MESZ Vollmond Zeiten für Nürnberg, falls nicht anders angegeben 1 Zeit für St. Niklaus bei Merzligen südlich von Biel 2 Zeit für südlich Freiburg (47° 58' 40" N, 7° 52' 12" O) Zeiten bezogen auf die Mitte des deutschen Sprachraums (Nürnberg) Vesta bei γ Leo am 16.2.2010 Vesta in Opposition m 23 am 18. Februar Leo e .3. z 3.3 . d 11 g 13 .2. .3. 21 h Am 18. Februar 2010 erreicht die rund 500km große .2. q 1.2 b Vesta ihre Oppositionsstellung im nördlichen Teil des . a g 6:0 Sternbildes Löwe. Dabei kommt sie auf eine Helligkeit von Algieba 24 0 :00 6m,1 und ist damit zumindest theoretisch unter sehr guten 18 :00 Beobachtungsbedingungen auch mit bloßem Auge sicht- 6:0 bar. Bereits kleine Fernrohre und Ferngläser sollten es je- 17./18.2. 24 0 :00 18 dem ermöglichen, diesen Kleinplaneten mit der Nummer :00 4 auch einmal visuell zu beobachten. Eine gute Chance 16./17.2. 6:0 ergibt sich kurz vor der Opposition, wenn sich (4) Vesta 24 0 :00 in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar genau zwischen 18 :00 den markanten Sternen Algieba (γ Leo, 2m, 2) und 40 Leo 15./16.2. 40 (4m,7) hindurch bewegt und damit einfach aufzufinden ist. Vesta ist Ziel der amerikanischen Raumsonde Dawn, die den Asteroiden im August 2011 erreichen soll. fst 15 m, 0 André Knöfel interstellarum 68 • Februar/März 2010 19
Himmel Sonnensystem Das Sonnensystem im Februar/März 2010 Dämmerungsdiagramm Dämmerungsdiagramm im Februar/März 2010 Mo 1.2. 2.2. Di 2.2. 3.2. Merkur Aufgang ang Mi 3.2. 4.2. ang Mars Aufg Do 4.2. 5.2. Fr 5.2. Jupiter Unterg Mond Letztes Viertel 6.2. fgang Sa 6.2. 7.2. fgang So 7.2. 8.2. Jupiter Au gang Saturn Au Mo 8.2. 9.2. Uranus Unter Di 9.2. 10.2. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Mi 10.2. 11.2. Do 11.2. 12.2. Fr 12.2. 13.2. Sa 13.2. Neumond 14.2. MEZ MEZ MEZ Z MEZ Z MEZ Z So 14.2. Neptun in Konjunktion 15.2. EZ 7 MEZ MEZ EZ Z 5 MEZ h MEZ EZ ME ME E ME 19h M 2 hM 2 hM 1 hM Mo 15.2. 16.2. hM Auf ng Venuss Aufgang 19h 21h 23h gangg17h Di 16.2. 17.2. 1h Venus bei Jupiter, Venus 32' südlich 3h 1 1 3 Au Mi 17.2. Vesta in Opposition 18.2. Do 18.2. 19.2. Neptun Unter gang g Fr 19.2. 20.2. tergang Venus Untergan r Unter Sa 20.2. M bedeckt ε Ari 4,m6 Mond 21.2. Mars Un Merku So 21.2. Mond bedeckt Plejaden streifend Mond Erstes Viertel 22.2. Mo 22.2. 23.2. Di 23.2. 24.2. ng Mi 24.2. 25.2. Saturn Unterga g Neptun Aufgan Do 25.2. 26.2. 2. Fr 26.2. 27.2. 2 2. Sa 27.2. Jupiter in Konjunktion, Ju ktion, 11:44:15 MEZ Mond bedeckt π Leom 4,m9 28.2. 2 2. So 28.2. Vollmond 1.3. Mo 1.3. 2.3. Di 2.3. 3.3. Mi 3.3. 4.3. Do 4.3. 5.3. Fr 5.3. 6.3. Sa 6.3. Mond bei Antares, Mond 34' nördlich 7.3. So 7.3. Mond Letztes Viertel 8.3. Mo 8.3. 9.3. Di 9.3. 10.3. Mi 10.3. 11.3. Do 11.3. 12.3. Fr 12.3. 13.3. Sa 13.3. 14.3. So 14.3. 15.3. 23h MEZ Merkur in Oberer Konjunktion,, 14:16:25 MEZ h MEZ Z MEZ Z 5h MEZ Z MEZ Z h ME h ME ME E 7h ME Mo 15.3. Neumond 16.3. 1h M 3h M 9h 1h 17.3. 17h Di 16.3. Uranus in Konjunktion 7h 19 21 1 17 7 Mi 17.3. 18.3. Do 18.3. 19.3. Fr 19.3. 20.3. Sa 20.3. Frühlingsanfang 21.3. So 21.3. Saturn in Opposition 22.3. Mo 22.3. 23.3. gang Di 23.3. Mond Erstes Viertel, 12:00:09 MEZ 24.3. Uranus Unter Mi 24.3. 25.3. Do 25.3. Goldener Henkel (Mondjura) ura) sichtbar 26.3. Fr 26.3. Mond bedeckt ο Leo 3,m8 27.3. Sa 27.3. 28.3. So 28.3. Ze i t u m s te l l u n g M E Z / M E S Z 29.3. Mo 29.3. Vollmond 30.3. Di 30.3. 31.3. Mi 31.3. 1.4. 20 interstellarum 68 • Februar/März 2010
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