Folgen einer vorderen Kreuzbandruptur - PMR NET
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Folgen einer vorderen Kreuzbandruptur > Einführung Die Ruptur des vorderen Kreuzbandes ist für den lehrer und Physiotherapeuten) werden für die Patienten häufig ein dramatischer Einschnitt in Entscheidungsfindung zwischen operativem sein Leben. Das betroffene Gelenk hat einen oder konservativem Management bestimmte relevanten Schaden genommen, nicht selten Argumente angeführt. Im Mittelpunkt der Argu- mit Begleitverletzungen am Knorpel und an den mentation stehen dabei die beschleunigte Ge- Menisken. Darüber hinaus steht unabhängig lenkdegeneration (tibio- oder patellofemorale von der Versorgung eine langwierige Nachbe- Arthrose), eine höhere Inzidenz von traumati- handlung an und selbst bei optimalem Verlauf schen Knorpel- und Meniskusschädigungen und ist die Rückkehr zum ursprünglichen Aktivitäts- die Partizipation im Sport. Diese Fokussierung status nicht sicher und nach heutigem Stand auf einzelne Komponenten oder Folgen einer für viele Patienten eher unwahrscheinlich (San- vorderen Kreuzbandruptur ist zwar einseitig und don et al. 2020, Lindanger et al. 2019, Mohtadi deckt sicher nicht alle Aspekte eines komplexen et al. 2018). biopsychosozialen Modells ab (siehe Abb. 1, Ar- dern et al. 2016), dominiert aber leider nach Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Ver- wie vor einen großen Teil der Meinungsbildung sorgung einer vorderen Kreuzbandruptur kont- in der muskuloskelettalen Community. Für eine rovers diskutiert wird. Vor allem die Fragestel- umfassende Patienten-Edukation und für die lung, ob konservativ oder operativ therapiert Entwicklung von patientenzentrierten Behand- werden soll, ist Bestandteil vieler Studien, Fo- lungsalgorithmen ist daher die Evaluation der ren in sozialen Netzwerken und Expertenmei- Folgeschäden nach einer vorderen Kreuzband nungen. Die darin formulierten Antworten sind ruptur von übergeordneter Bedeutung (Zadro et nicht konsistent und werden leider auch von al. 2019a/b, Filbay 2019). erstaunlicher Banalität dominiert (siehe Check- liste 1). Sie führen dazu, dass Entscheidungen Das Ziel dieser Arbeit ist es daher, folgende Fra- vorschnell und auf der Basis zweifelhafter oder gestellungen zu beantworten: schlichtweg nicht vorhandener Evidenz getrof- fen werden. 1. Wie wirkt sich eine vordere Kreuzbandruptur auf die Degeneration des Kniegelenkknor- In den einzelnen Berufsgruppen (Ärzte, Sport- pels aus (Tibio- und Patellofemoralgelenk)? Checkliste 1: Expertenmeinungen in Internetforen und in Übersichtsarbeiten „Meist empfiehlt es sich, gleich zu operieren. Viele Kreuzbandriss-Patienten setzen jedoch monatelang auf die konventionelle Physiotherapie, um dann doch zu merken, dass der Eingriff die bessere Entscheidung ist. So haben sie leider unnötig viel Zeit verloren“. Dr. Teichmüller, https://www.fitbook.de/health/alles-was-sie-zum-thema-kreuzbandriss-wissen-muessen „Sie können konservativ behandelt werden, müssen aber ihren Lebensstil anpassen und belastende Akti- vitäten im Sport reduzieren. Andererseits kann ich sie auch operieren, ihr Kreuzband stabilisieren und sie können in den Sport zurückkehren!“ Aus Filbay et al. Evidence-based recommendations for the management of anterior cruciate ligament (ACL) rupture. Best Practice&Research Clinical Rheumatology 2019. Neuere Studien belegen jedoch, dass ein gerissenes Kreuzband auch ohne operativen Eingriff wieder nachwachsen kann. Im Normalfall dauert das viele Monate. http://mohamed-khalifa.com/Mohamed-Khalifa 1
2. Ist es möglich, durch eine Rekonstruktion geführt. Die Suche wurde auf den Zeitraum des vorderen Kreuzbandes die Degenerati- 2010-12/2019 begrenzt. Des Weiteren wurden on des Kniegelenkes zu verhindern oder zu die Referenzlisten der im Jahre 2019 veröffent- reduzieren? lichter systematischer Reviews überprüft und 3. Unterscheidet sich die Gelenkdegeneration direkt im British und American Journal of Sports bei einem direkten Vergleich zwischen einer Medicine nach weiteren Quellen gesucht. Die operativen und einer konservativen Versor- systematische Literaturrecherche umfasste fol- gung? gende Suchwörter bzw. Suchwörter-Kombinati- onen und Filter: • Anterior cruciate ligament rupture, knee os- > Methodik teoarthritis (Filter: Review, 10 Jahre, hum- ans) Von den Autoren FD/JZ wurde eine systemati- • Anterior cruciate ligament reconstruction, sche Literaturrecherche in Medline über Pub- knee osteoarthritis (Filter: Review, 10 Jahre, Med, die Cochrane Library und CINAHL durch- humans) Biopsychosoziales Modell (mod. Ardern 2016) Trauma Individuum Physis Psyche Kontext Rückkehr in Alltag und Belastung Abb. 1: Biopsychosoziales Modell (mod. nach Ardern et al. 2016) 2
• Anterior cruciate ligament reconstruction, stimmung einer Arthrose des Kniegelenkes knee osteoarthritis (Filter: 10 Jahre, hu (tibio- oder patellofemoral) anhand aner- mans) kannter Scores. Die Angabe der Ergebnis- • Anterior cruciate ligament, nonoperative tre- se (gepoolte Rate der Patienten mit einer atment, knee osteoarthritis (Filter: 10 Jahre, Arthrose) erfolgt in Prozent (%), Odds ratio, humans) Hazard ratio. Eingeschlossen wurden ausschließlich Studien mit folgenden Kriterien (siehe Appendix 1 – PI- Nach der Entfernung von Duplikaten wurden CO-Schema): relevante Abstracts und ausgewählte einzelne Volltexte von den Autoren FD/JZ unabhängig 1. Design: systematischer Review mit und voneinander bezüglich der Einschlusskriteri- ohne Meta-Analyse en überprüft. Die Gründe für einen Ausschluss 2. Kohorte: Patienten mit einer Ruptur des vor- wurden notiert und gegebenenfalls diskutiert deren Kreuzbandes, mit und ohne Begleit- (siehe Ergebnisse, Abb. 2. PRISMA-Schema). verletzung 3. Behandlung: konservative oder operative Die eingeschlossenen Reviews wurden im Voll- Versorgung text gelesen und mit der AMSTAR-2 Checkliste 4. Nachuntersuchungszeitraum: Follow-up von von den Autoren JZ/TS unabhängig voneinan- ≥ 10 Jahren der bewertet (siehe Tabelle 2). Unterschiedliche 5. Outcome: Radiologische oder klinische Be- Ergebnisse wurden diskutiert, um im Anschluss Tab. 1: GRADE-Abstufung zur Bewertung Evidenz Studiendesign Initiale Qualität des Herunterstufen, falls Heraufstufen, falls Qualität des Evidenzkörpers Evidenzkörpers (Vertrauen, dass der Effekt- schätzer korrekt ist) Randomisierte kont- Hoch Risiko für Bias Großer Effekt Hoch rollierte Studien - 1 Schwerwiegend + 1 Groß (vier Plus: ) - 2 Sehr schwerwiegend + 2 Sehr groß Moderat (drei Plus: ) Beobachtungsstudien Niedrig Inkonsistenz Dosis-Wirkungs-Bezie- - 1 Schwerwiegend hung - 2 Sehr schwerwiegend + 1 Evidenz für Gradien- Niedrig ten (zwei Plus: ) Indirektheit - 1 Schwerwiegend Jegliches plausible resi- Sehr niedrig - 2 Sehr schwerwiegend duale Confounding (ein Plus: ) +1 würde den gezeigten Effekt reduzieren Fehlende Präzision - 1 schwerwiegend - 2 sehr schwerwiegend +1 würde fälschlicher- weise einen Effekt nahe- legen im Fall, dass kein Publikationsbias Effekt beobachtet wurde - 1 wahrscheinlich - 2 sehr wahrscheinlich 3
PRISMA 2009 Flow Diagram Identification Studien durch Datenbanksuche Zusätzliche Studien durch andere identifiziert Quellen identifiziert (n = 1094) (n = 881) Studien nach der Entfernung von Duplikaten (n = 249) Screening Gescreente Studien Ausgeschlossene Studien (n = 1726) (n = 1701) Prüfung auf Eignung der Exkludierte Volltext- Volltext-Artikel Artikel mit Begründung Eligibility (n = 25) (n = 12) -n=3 (kein SR) -n=6 (FU
zu einem Konsens zu kommen und eine einhel- des zu evaluieren (Belk et al. 2018, Chen et al. lige Bewertung zu treffen. Die Ergebnisse der 2019, Poulsen et al. 2019, Cinque et al. 2018, systematischen Reviews wurden entsprechend Claes et al. 2013, Spahn et al. 2016, siehe Ta- der Fragestellungen 1, 2 und 3 gesondert ange- belle 3). Weitere n=6 Studien messen die Ar- geben (siehe Tabellen 3 und 4) und im Rahmen throseraten bei einer konservativen und einer des GRADE-Systems diskutiert. operativen Therapie oder vergleichend zwi- schen den beiden Interventionen (Ajuied et al. Das GRADE-System verfolgt das Ziel, die Qua- 2014, Smith et al. 2014, Chalmers et al. 2014, lität der Evidenz in systematischen Übersichts- Harris et al. 2017; Lien-Iversen et al. 2019, Luc arbeiten oder Leitlinien einzuschätzen und et al. 2014, Lie et al. 2019, siehe Tabelle 4). Empfehlungen in Leitlinien abzustufen (siehe Tabelle 1). GRADE wurde für Übersichtsarbei- Qualität inkludierter Studien (AMSTAR-2) ten und Leitlinien entworfen, die alternative Die AMSTAR 2 (Assessing the Methodological Behandlungsstrategien oder Interventionen Quality of Systematic Reviews) Checkliste (Shea berücksichtigen, wobei keine Intervention oder et al. 2017) zielt darauf ab, die Glaubwürdigkeit auch die derzeit beste Behandlung eingeschlos- und Qualität eines systematischen Reviews zu sen sein kann (Langer et al. 2012). überprüfen. AMSTAR besteht aus 16 bewer- teten Punkten. Von diesen 16 Punkten wer- den 7 als kritische Bereiche betrachtet (Items > Ergebnisse 2,4,7,9,11,13,15). Die Gesamtbewertung der Glaubwürdigkeit eines systematischen Reviews Literaturrecherche nach AMSTAR 2 hat folgende Kategorien: Die systematische Literaturrecherche ergab insgesamt n=1975 Referenzen. Nach Aus- • hoch (keine oder nur eine nicht-kritische schluss der Duplikate sowie der Prüfung der Ti- Schwachstelle: Der systematische Review tel oder Abstracts verblieben insgesamt n=24 liefert eine genaue und umfassende Zusam- Übersichtsarbeiten zur Volltextprüfung (siehe menfassung der Ergebnisse). Abb. 2 PRISMA-Schema). Davon wurden n=12 • moderat (mehr als eine nicht-kritische weitere Arbeiten aus den folgenden Gründen Schwachstelle, aber keine kritischen Män- ausgeschlossen: Riccardo et al. (2017) nahmen gel: Der systematische Review liefert eine kein Datenpooling vor, Mehl et al. (2019) und genaue Zusammenfassung der Ergebnisse). Mathewson et al. (2019) untersuchten akute • niedrig (ein kritischer Fehler, mit oder ohne Knorpelschädigungen. In den Studien von Lei- nicht-kritischen Schwachstellen: Der syste- ter et al. (2013), Vaishya et al. (2019) und De- matische Review stellt möglicherweise kei- lince et al. (2012) wurde keine systematische ne genaue und umfassende Zusammenfas- Literaturrecherche durchgeführt. Bei den rest- sung der Ergebnisse dar). lichen Arbeiten bestand kein ausreichend lan- • kritisch niedrig (mehr als ein kritischer ger Nachuntersuchungszeitraum (van Meer et Fehler, mit oder ohne nicht-kritischen al. (2015), Xie et al. (2015), Alentorn-Geli et al. Schwachstellen: Der Review sollte nicht her- (2010), Monk et al. (2016), Poehling-Monaghan angezogen werden, da er keine genaue und (2017), Vaishya et al. (2019), van Ginckel et al. umfassende Zusammenfassung der Ergeb- (2013)). Insgesamt verblieben so n=12 Arbei- nisse liefert, Shea et al. 2017). ten zur qualitativen Analyse (siehe Tabellen 3 und 4). Die hier bewerteten systematischen Reviews zeigen deutlich, dass man den meisten Arbei- N=6 Arbeiten verfolgen ausschließlich oder ten kein Vertrauen schenken kann. Von den 12 überwiegend das Ziel, das Arthroserisiko nach untersuchten Reviews erzielten 10 (Ajued et al. einer Rekonstruktion des vorderen Kreuzban- 2014, Chalmers et al. 2014, Chen et al. 2019, 5
6 Studie AMSTAR 2 Artikel Gesamt- bewertung 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Ajued 2014 Ja Nein Ja Teil- Ja Ja Teil- Teil-wei- Nein Nein Nein Nein Nein Ja Nein Ja Kritisch niedrig weise weise se Ja Ja Ja Chalmers Ja Nein Nein Teil- Ja Nein Teil- Teil-wei- Nein Nein Nein Nein Nein Nein Nein Ja Kritisch niedrig 2014 weise weise se Ja Ja Ja Chen 2019 Ja Nein Ja Teil- Ja Ja Teil- Teil-wei- Nein Nein Nein Nein Nein Nein Nein Ja Kritisch niedrig weise weise se Ja Ja Ja Cinque Ja Ja Nein Nein Nein Nein Nein Ja Teil- Nein Ja Nein Nein Ja Ja Nein Kritisch niedrig 2018 Weise Ja Claes 2013 Ja Nein Nein Teil- Nein Nein Teil- Ja Nein Nein Ja Nein Nein Ja Nein Ja Kritisch niedrig weise weise Ja Ja Harris 2017 Ja Nein Ja Teil- Nein Nein Ja Ja Ja Nein Nein Nein Nein Nein Nein Nein Kritisch niedrig weise Ja Lie Ja Ja Nein Teil- Ja Ja Ja Teil-wei- Ja Nein Keine MA Keine Ja Ja Keine Ja Moderat weise se MA MA 2019 Ja Ja Lien - Iver- Ja Teil- Nein Teil- Ja Ja Teil- Teil-wei- Ja Nein Nein Nein Nein Nein Nein Ja Kritisch niedrig sen 2019 weise weise se weise Ja Ja Ja Ja Luc Ja Nein Nein Teil- Nein Nein Nein Teil-wei- Ja Nein Nein Nein Nein Nein Ja Nein Kritisch niedrig weise se 2014 Ja Ja Poulsen Ja Ja Nein Teil- Ja Ja Teil- Ja Ja Nein Ja Ja Ja Nein Ja Ja Moderat 2019 weise weise Ja Ja Smith 2014 Ja Nein Ja Teil- Ja Ja Teil- Ja Ja Nein Nein Nein Nein Nein Nein Ja Kritisch niedrig weise weise Ja Ja Spahn Ja Nein Nein Teil- Ja Ja Teil- Teil-wei- Nein Ja Nein/Ja* Nein Nein Nein Ja Ja Kritisch niedrig weise weise se 2016 Ja Ja Ja
Die AMSTAR 2 (Assessing the Methodological Quality of Systematic Reviews) Checkliste zielt darauf ab, das allgemeine Vertrauen in die Ergebnisse einer systematischen Überprüfung zu bewerten. AMSTAR 2 besteht aus 16 bewerteten Punkten: ‚‘ja‘‘, ‚‘partielles ja‘‘‘, ‚‘nein‘‘ und ‚‘keine Meta-Analyse‘‘ (keine MA) und *: Die RCT wurden nicht adäquat auf ihr Verzerrungsrisiko geprüft, die nicht-ran- domisierten Studien schon. Die einzelnen Punkte von AMSTAR 2: (1) Enthielten die Forschungsfragen und Einschlusskriterien für die Übersichtsarbeit die Komponenten von PICO?; (2) Enthielt der Über- prüfungsbericht eine ausdrückliche Erklärung, dass die Überprüfungsmethoden vor der Durchführung der Überprüfung festgelegt wurden und rechtfertigte die Übersichtsarbeit signifikante Abweichungen vom Protokoll?; (3) Haben die Autoren ihre Auswahl der Studiendesigns für die Aufnahme in die Überprüfung erläutert?; (4) Haben die Autoren eine um- fassende Literaturrecherche-Strategie verwendet?; (5) Haben die Autoren die Studienauswahl in zweifacher Ausführung durchgeführt?; (6) Haben die Autoren die Datenextraktion in zweifacher Ausführung durchgeführt?; (7) Haben die Autoren eine Liste der ausgeschlossenen Studien vorgelegt und die Ausschlüsse von Studien begründet?; (8) Haben die Autoren die eingeschlossenen Studien ausreichend detailliert beschrieben?; (9) Haben die Autoren eine zufriedenstellende Technik zur Bewertung des Verzerrungsrisikos in einzel- nen Studien, die in die Überprüfung einbezogen wurden, angewandt?; (10) Haben die Autoren über die Finanzierungsquellen für die in die Überprüfung einbezogenen Studien be- richtet?; (11) Falls eine MA durchgeführt wurde, haben die Autoren geeignete Methoden zur statistischen Kombination der Ergebnisse verwendet?; (12) Falls eine MA durchgeführt wurde, haben die Autoren den möglichen Einfluss des Verzerrungsrisikos in einzelnen Studien auf die Ergebnisse der MA oder anderer Evidenzsynthesen erfasst und bewertet?; (13) Haben die Autoren das Verzerrungsrisiko in einzelnen Studien bei der Interpretation/Diskussion der Ergebnisse der Übersichtsarbeit berücksichtigt?; (14) Haben die Autoren eine zufriedenstellende Erklärung und Diskussion über eine in den Ergebnissen der Übersichtsarbeit beobachtete Heterogenität geliefert?; (15) Haben die Autoren, falls sie eine quantitative Synthese durchgeführt haben, eine angemessene Untersuchung des Publikationsbias durchgeführt und deren wahrscheinliche Auswirkungen auf die Ergebnisse der Übersichtsarbeit diskutiert?; (16) Haben die Autoren mögliche Quellen für Interessenkonflikte angegeben, einschließlich der für die Durchführung der Überprüfung erhaltenen Mit- tel? Tab. 2:. AMSTAR Bewertung eingeschlossener Studien 7
8 Autor Kohorte Experimental-grup- Kontrollgruppe Outcome/Follow-up Ergebnisse Ergebnisse Experi- Ergebnisse Kontroll- Amstar pe mentalgruppe gruppe allgemein Belk 2018 N=8 Studien, n=505 Operativ PST: Operativ SST: FU: 11,5 Jahre Critical low Patienten (26,4 Jahre im n=237 n=268 Durchschnitt) SR, keine N=5 Studien tran- N=6 Studien SST/ Kellgren-Lawrence Scale (>=2), 51,5% 52%(p=0,85) 51%(p=0,85) MA stibial, n=1 Studie Gracilis, doppelt Ahlbäck-Fairbank (>=2) 7% 5% (p=0,36) 8,5% (p=0,36) 2-Incision, n=1 Stu- gefaltet IKDC (>=B) 84% 84% (p=0,08) 63% (p=0,08) die 1-Incision/2-In- -Transplantatrupturen 7% 7% cision, n=1 Studie N=1 Studie drei- keine Beschreibung fach oder vierfach -ROM/PROMS (KOOS) wurden gefaltet, n=1 Stu- nicht gepoolt die keine Beschrei- bung Chen N=19 Studien Operativ: N=19 FU: 15,4 Jahre 51,6% Critical low 2019 Studien Kellgren-Lawrence Scale (>=2) Meta-Analyse: N=4 Studien SST, -OA Kniegelenk RR 3,73 (p=C) n=38 Studien vs. SST, n=5 Stu- OARSI space narrowing (>2) dien op vs. kons., 3 Studien SB vs. DB, n=13 Studien -OA Kniegelenk allgemein 21,1% (I²=95,6%) „other“ 28,5% (Sensitive-Ana- -10 Jahres-FU lyse PB) 20,6% -20 Jahres-FU 51,6% -Zeitintervall Trauma-OP Pro Monat Steigerung der OA-Rate von 0,061, p
Claes N=16 Studien, n=1554 Operativ: n=16 FU: >=10 Jahre 27,9% (I²=95,8%) Critical low 2013 Patienten Studien, n=1554 Patienten FU-Länge n.s. Kellgren-Lawrence Scale (>=2) -alle mit AG Ahlbäck (>=1) 16,4% ohne Menisek- SR mit MA Mod. Fairbank (>=2) tomie -n=614 mit Menis- IKDC (>=C) kektomie 50,4% mit Meniskekto- mie, OR 3,54 Spahn N=21 Studien, darunter FU: 2, 5, 7 und 10 Jahre 79,6% Critical low 2016 waren sowohl konserva- tive als operativ versorg- te Patienten Kellgren-Lawrence Scale RR 13,2 (I²=71,5%) IKDC SR -Die Werte wurden aber Jäger-Wirth-Klassifikation nicht gesondert ange- OARSI geben Fairbank -In der Tabelle sind nur Ich konnte hier keine genaue An- die Ergebnisse für den gabe bezüglich dem cut off-Grad 10-Jahres FU angegeben für die OA-Definition finden Die Werte wurden im zeitlichen Verlauf in % und in Relation zur NH angegeben (RR) Poulsen N=53 Studien Operativ: „for the FU: in 80% >10 Jahre Ein längerer FU (>10 moderat 2019 acl group, 98% had Jahre) hat eine grö- N=11 Studien had acl reconstruc- ßere OA- Wahrschein- (n=185219 Patienten) tion surgery Kellgren-Lawrence Scale (>=2) lichkeit als ein kürze- mit isolierter VKB-Läsion Ahlbäck (>=1) rer FU (=2) OR 1,46 schnitt) IKDC (>=C) Andere nicht genannte Skalen N=22 Studien (n=83267 Patienten) mit Meniskus-Läsion (38,1 Jahre im Durch- -isolierte VKB-Läsion OR 4,2 (I²=92,4%) schnitt) -isolierte Meniskusläsion OR 6,3 (I²=94,5%) -VKB und Meniskusläsion OR 6,4 (I²=62,1%) N=25 Studien (n=725362 Patienten) mit kombinierten Lä- sionen (30,5 Jahre im -symptomatische OA (ACR) Durchschnitt) -Konversion in TEP -darunter waren sowohl konservative als opera- tiv versorgte Patienten -Vergleich zur kontralateralen Seite (n=42 Studien) oder einer -Die Werte wurden aber nicht verletzten Kontrollgruppe nicht gesondert ange- (n=11 Studien) geben Tab. 3: Ergebnisse nach operativer Therapie einer vorderen Kreuzbandruptur AG: Autograft, ALG: Allograft, PST: Patellarsehnen-Transplantat, SST: Semi-Sehnen-Transplantat, TA: Tibialis anterior, NH: natural history, MA: Meta-Analyse, SR: systemati- scher Review, MA: Meta-Analyse, SB: single bundle, DB: double bundle, PB: publication bias, PR: Prävalenz Ratio, OP: Osteophyten, JSN: Joint space narrowing 9
10 Autor Kohorte Experimental- Kontrollgruppe Outcome/Follow-up Ergebnisse Ergebnisse Experi- Ergebnisse Kontroll- Amstar gruppe allgemein mentalgruppe gruppe Ajuied N=9 Studien, n=615 Operativ: n=520 Konservativ: n=95 FU: >=10 Jahre -Grad 0: N=84 -RR 3,62 (2,4-5,47, -RR 4,98 (2,45-10,15, Critical low 2014 Patienten (w: n=222, m: (14,3%) p=2) IKDC (>=C) 25,5% (p=0,0941) 46,6% (p=0,0941) Pivot shift 88,7 (p=0,0837) 84,4 (p=0,0837) Lysholm 84,5 (p=0,2944) 79,2 (p=0,2944) IKDC 4,3 (p=0,1351) 4,8 (p=0,1351) Tegner -1,9 (p=0,0215) -3,1 (p=0,0215) Tegnerreduktion 12,9% (p=0,0176) 24,9% (p=0,0176) Weitere Knie-OP´s 13,9% (p=0,0017) 29,4% (p=0,0017) Meniskus-OP´s Harris N=4 Studien, n=380 Operativ: n=4 Konservativ: n=4 FU: 11,8 Jahre 24,5-51,2% 41,4% (32,6%-51,2%) 30,9% (24,5%-42,3%) Critical low 2017 Patienten, n=260 Män- Studien, n=140 Studien, n=280 PR: 1,34 ner, n=120 Frauen Patienten, Patienten -primär PST Kellgren-Lawrence (>=1, 2 Stu- 45,9% 25,7% SR mit MA dien) PR: 1,79 Kellgren Lawrence (>=2, 2 Stu- 38,5% 35,1% dien) PR: 1,09
Lie 2019 N=41 Studien, n=4919 Operativ: n=35 Konservativ: n=6 FU: 13,7 Jahre moderate Patienten Studien, n=4709 Studien, n=210 Patienten Patienten Die Daten aus n=12 Kellgren-Lawrence Scale SR Studien wurden wegen -n=18 Studien PST Ahlbäck Unvollständigkeit und -n=12 Studien SST Mod. Fairbank identischer Kohorte nicht inkludiert IKDC -n=7 Studien PST/ OARSI space narrowing SST -n=2 Studien syn- thetisch Ich konnte hier keine genaue An- gabe bezüglich dem cut off-Grad -n=1 Studie keine für die OA-Definition finden Angabe -OA-Kniegelenk 23-80% 8-68% -n=1 Studie SST/ synthetisch -OA-tibiofemoral 0-100% (1-80% (high quality), 0-100% (low -OA-patellofemoral quality) 0-41% -OA-PST 2-80% -OA-SST 0-73% -OA-synthetisch 39-100% Symptomatische OA OA-tibiofemoral 35% OA-patellofemoral 15% Lien-Iver- N=5 Studien, n=371 Operativ: N=5 Konservativ: N=5 FU: >10 Jahre (10-20 Jahre) Critical low sen 2019 Patienten Studien, n=164 Studien, n=207 Patienten Patienten Kellgren-Lawrence Scale (>=2) 24-80% 11-68% IKDC (>=C) -n=4 Studien PST, -n=5 Studien mit RR: 1,42, (p=0,009, n=1 Studie SST, PT unter Supervi- OARSI Space narrowing (Grad 2, I²=38%) alle ASK oder Mi- sion OP-Grade >=2, Grad 2 JSN und ni-arthrotomie Grad 1 OP) RR 0,34, (p=10 Jahre Critical low 2014 Patienten Patienten n=592 Patienten Keine Angabe OR 1,54 (p=0,05) SR mit MA Nur n=5 Studien hatten -n=13 Studien PST N=10 Studien: einen FU von >=10 Jah- exercises IKDC („normal“) OR 6,86 (ss) re, ausschließlich deren -n=3 Studien PST Ergebnisse sind in der und SST N=6 Studien: keine Tabelle genannt Angabe 11
12 Luc 2014 N=38 Studien, n=2837 Operativ: n=2500 Konservativ: FU: 0-10 Jahre, 11-18 Jahre, 19- Critical low Patienten Patienten n=337 Patienten 35 Jahre n=27 Studien ACL-Re- SR konstruktion, n=7 Studi- Kellgren-Lawrence Scale (>=2) en ACL-Rekonstruktion IKDC (>=B/C) vs. konservativ, n=2 Ahlbäck (>=2) Studien konservativ Fairbank (>=3) -der FU war unterschied- Ahlbäck und Fairbank (>=2) lich, in der Tabelle sind ICRS die Daten für den FU 11- 18 (n=1468/247) und 19-35 Jahre (n=237/37) Insgesamt: OR 1,29 genannt -isoliert OR 1,73 -mit Meniskektomie OR 0,75 FU: 11-18 Jahre 48% 32% -isoliert 45% 25% -mit Meniskektomie 61% 50% FU: 19-35 Jahre 42% 76% -isoliert 47% 57% -mit Meniskektomie 33% 94% -PST: 47% -SST: 29% Tab.4. Ergebnisse nach operativer oder konservativer Therapie einer vorderen Kreuzbandruptur AG: Autograft, ALG: Allograft, PST: Patellarsehnen-Transplantat, SST: Semi-Sehnen-Transplantat, TA: Tibialis anterior, NH: natural history, MA: Meta-Analyse, SR: systema- tischer Review, MA: Meta-Analyse, SB: single bundle, DB: double bundle, PB: publication bias, PR: Prävalenz Ratio, OP: Osteophyten, JSN: Joint space narrowing
Cinque et al. 2018, Claes et al. 2013, Harris et Arthrose geringer und betragen für das Tibio- al. 2017, Lien-Iversen et al. 2019, Luc et al. femoralgelenk 35%, für das Patellofemoralge- 2014, Smith et al. 2014, Spahn et al. 2016) das lenk 15%. In diesem Zusammenhang gilt aber Ergebnis „kritisch niedrig“ und nur 2 Reviews zu beachten, dass diese Daten lediglich aus 2 (Lie et al. 2019, Poulsen et al. 2019) das Ergeb- Studien gewonnen wurden und nur ungenaue nis „moderat“. Dieses Ergebnis zeigt, dass es Schätzungen liefern. deutlichen Bedarf gibt, qualitativ hochwertige systematische Reviews im Bereich des vorde- Entwicklung einer Kniegelenksarthrose nach ei- ren Kreuzbandes zu verfassen. Im Folgenden ner Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes stützen wir unsere Analyse hauptsächlich auf In der Arbeit von Poulsen waren zu 98% der Fäl- die Studien von Lie et al. (2019) und Poulsen et le operativ versorgte Kreuzbandpatienten inklu- al. (2019), da diese als einzige Autoren eine ak- diert. Ihre Ergebnisse können daher als valide zeptable Gesamtbewertung erzielen konnten. Ergebnisse für diese Subgruppe gelten (siehe Checkliste 2). Ihren Daten zur Folge ist die Ent- Entwicklung einer Kniegelenksarthrose nach wicklung einer radiologischen Arthrose nach ei- einer Ruptur des vorderen Kreuzbandes ner Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes Zur Beantwortung dieser Fragestellung können um ein Vielfaches erhöht (OR 4,2 (95% KI 2,2- die beiden Reviews mit der höchsten Qualität 8,0 I²=92%), OR 6,4 (95% KI 4,9-8,3 I²=62%), zusammen betrachtet werden. siehe oben). Poulsen et al. (2019) zeigen eine größere Wahr- Die Ergebnisse von Lie et al. (2019) zeigen in scheinlichkeit für die Entwicklung einer radio- der Subgruppe der operativ versorgten Patien- logischen Arthrose nach einer Kreuzbandver- ten in 23-80% der Fälle eine Arthrose. Strati- letzung. In Abhängigkeit von der Subgruppe fiziert nach Transplantattypus unterscheiden betragen die OR-Werte 4,2 (95% KI 2,2-8,0 sich die Arthroseraten nur gering und betragen I²=92%, isolierte Ruptur des vorderen Kreuz- für das mittlere Drittel der Patellarsehne 2-80% bandes) bzw. 6,4 (95% KI 4,9-8,3 I²=62%, Rup- und für die Semitendinosussehne 0-73%. Ver- tur des vorderen Kreuzbandes mit Meniskuslä- glichen mit den Gesamtwerten der Arthroseent- sion). wicklung liegen hier also annähernd identische Werte vor. Lie et al. (2019) ermitteln in ihrer Analyse äu- ßerst heterogene Werte der Prävalenz, die eine Zusammenfassend zeigen die beiden Reviews Schwankungsbreite von 0-100% (Auswertung eine progressive Gelenkdegeneration bzw. kei- von Studien auch mit geringer methodischer ne Verhinderung der Gelenkdegeneration auch Qualität) bzw. 1-80% (Auswertung von Studien nach einer Rekonstruktion des vorderen Kreuz- mit ausschließlich hoher Qualität) aufweisen bandes. und keine klare Aussage zulassen. Operative versus konservative Versorgung nach Die Entwicklung einer symptomatischen Arthro- einer Ruptur des vorderen Kreuzbandes se wurde nur von Lie et al. (2019) untersucht. Nach Ausschluss der Studien mit geringer Qua- Die Werte sind im Vergleich zur radiologischen lität verbleibt zur Analyse dieser Fragestellung Checkliste 2: For the ACL group, 98% had had ACL reconstruction surgery, and the results are generalisable to those hav- ing had surgical reconstruction but not those treated without surgery. Aus: Poulsen E, Goncalves GH, Bricca A et al. Knee osteoarthritis risk is increased 4-6 fold after knee injury – a system- atic review and meta-analysis. British Journal of Sports Medicine. 2019; 53: 1454. 13
lediglich der Review von Lie et al. (2019). Wäh- derem auch daran, dass Lie et al. in ihrer Ergeb- rend die operativ versorgten Patienten in 23- nisdarstellung lediglich absolute Prozentzahlen 80% der Fälle eine Arthrose aufweisen, sind die beschreiben. Um die Werte besser einordnen Werte für die konservativ behandelten Patien- zu können, empfiehlt es sich daher, Vergleichs- ten mit 8-68% auf einem ähnlichen Niveau. werte von nicht Verletzten in Relation zu setzen. Perreira et al. (2011) ermitteln in einem umfas- Qualität der Evidenz nach GRADE senden systematischen Review von n=72 Studi- Betrachtet man die Ergebnisse der inkludierten en eine Prävalenz der Kniearthrose von 23,9%. systematischen Reviews im Hinblick auf die 3 Altersabhängige und ausschließlich radiolo- relevanten Fragestellungen dieser Arbeit vor gisch bestimmte Werte liegen etwas höher und dem Hintergrund des GRADE-Systems, so be- betragen für Patienten bis zum 45. Lebensjahr steht eine sehr niedrige Qualität der Evidenz. 30,5%/30,4% (Frauen/Männer). Die Werte ei- Dies wird durch folgende Charakteristika deut- ner symptomatischen Gonarthrose wurden von lich: Cross et al. (2014) evaluiert. Die übergeordne- • Es wird kein einziges RCT mit adäquatem te Prävalenz liegt bei 3,8% (4,8% Frauen/2,8% Follow-up in die Reviews inkludiert. Es lie- Männer). Laut den Autoren liegt der Peak um gen hier lediglich Beobachtungsstudien vor. das 50. Lebensjahr mit Werten unter 20% bei • Fehlende Präzision der Ergebnisse (Ergeb- Frauen bzw. unter 12% bei Männern (Daten für nisse der Punktschätzer, Grad der Überlap- Europäer und Nordamerikaner). Bezieht man pung von Konfidenzintervallen und statisti- diese Daten in die Beurteilung mit ein, so ist mit sche Kriterien wie Heterogenitätstest und I2 hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, (Perleth et al. 2012)). dass ein großer Teil der von Lie et al. inkludier- • Hohes Bias-Risiko, z.B. fehlende interne ten Patienten über der „normalen, altersab- Kontrollen in Beobachtungsstudien (Meer- hängigen“ Arthroseentwicklung liegen. Für die pohl et al. 2012). symptomatische Arthrose sind die Fallzahlen • Indirektheit der Ergebnisse im Sinne radio- in Abhängigkeit vom Geschlecht mindestens logischer Arthrose-Kriterien als Surrogat- um den Faktor 2 (Frauen) bzw. Faktor 3 (Män- marker für klinische Beschwerden, die meist ner) beim Kreuzbandpatienten höher (Lie et al. nicht erfasst wurden (Rasch et al. (2012). 2019). Auch wenn die Exposition der untersuch- • Häufig keine Erfassung und damit unklarer ten Kohorten nicht vergleichbar und ein direkter Publikationsbias (Nolting et al. 2012). Vergleich der Ergebnisse nicht statthaft ist, ver- • Keine empirische Untersuchung des Vertei- mitteln die Werte dennoch einen Eindruck über lungsmusters der Ergebnisse (z.B. der Fun- die altersabhängige Gelenkdegeneration und nel Plot, visuelle Betrachtung) oder statisti- die Arthroseentwicklung nach einer Ruptur des sche Tests auf Asymmetrie. vorderen Kreuzbandes. Auf Grund dieser Daten und der grundsätzlich > Diskussion hohen Arthroseraten der ausgeschlossenen Studien ist von einer höheren Wahrscheinlich- Entwicklung einer Kniegelenksarthrose nach keit für eine radiologische und symptomatische einer Ruptur des vorderen Kreuzbandes Gonarthrose nach einer vorderen Kreuzban- Die Ergebnisse beider inkludierten Arbeiten druptur auszugehen. Präzise Schätzungen sind sind inkonsistent. Während Poulsen et al. jedoch aufgrund eines Mangels an hochqualita- (2019) eine größere Wahrscheinlichkeit für tiven Studien nicht möglich. eine progressive Gelenkdegeneration ermit- teln, sind die Werte von Lie et al. einer zu gro- Entwicklung einer Kniegelenksarthrose nach ßen Variabilität unterlegen, um eine eindeutige einer Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes Schlussfolgerung zu ziehen. Dies liegt unter an- Die Werte von Poulsen et al (2019) und Lie et 14
Checkliste 3: „Es gibt wissenschaftlichen Nachweis dafür, dass die VKB-Rekonstruktion das Risiko für sekundäre Me- niskus- und Knorpelschäden und auch langfristig das Risiko für die Entwicklung einer posttraumatischen Gonarthrose senken kann.“ Aus: Mehl et al. Protektiver Effekt der Vorderen-Kreuzband-Plastik. Knie Journal. 2019; 1: 85. al. (2019) zeigen, dass eine Verhinderung einer gen gerade solche systematischen Reviews Kniegelenksarthrose durch eine Kreuzband- angeführt, die erstens eine unzureichende me- plastik kein realistisches Ziel darstellt. Dies thodische Qualität aufweisen (Luc et al. 2014, deckt sich auch mit den Ergebnissen der aus- Claes et al. 2013, Chalmers et al. 2014, Ajuied geschlossenen Studien (siehe Tabelle 3). Es et al. 2014, siehe Tabelle 2: AMSTAR-2 Bewer- ist daher verwunderlich, dass in den letzten tung) und zweitens in bestimmten Subgruppen Jahren einige Veröffentlichungen mit gegen- eine sehr geringe Fallzahl aufweisen. So wer- teiligen Schlussfolgerungen veröffentlicht wur- den von Ajuied et al. (2014) nur n=95 konser- den. So vertreten Achtnich et al. (2019), Mehl vativ versorgte Patienten ausgewertet. Die viel et al. (2019) und Petersen et al. (2018) die An- zitierte Arbeit von Luc et al. (2014) inkludierte sicht, dass es einen klaren wissenschaftlichen für den längsten Follow-up von 19-35 Jahren Nachweis für einen protektiven Effekt einer Re- sogar nur n=19 konservative behandelte Pati- konstruktion des vorderen Kreuzbandes gäbe enten (mit Meniskektomie) bzw. n=37 Patien- (Checkliste 3, Mehl et al. 2019) ten (ohne Meniskektomie). Allein aus diesen 2 Unter anderem werden in diesen Arbeiten me- Gründen sollte beiden Arbeiten eine geringere thodische Mängel bei diversen Studien als Bedeutung beigemessen werden. Hauptgrund für negative Ergebnisse nach einer operativen Versorgung angeführt. Diese umfas- Die Forderung nach Beobachtungsstudien ist sen unter anderem: aus Sicht der Autoren nicht angebracht, da die Limitationen von Beobachtungsstudien bei der • Zu geringe Fallzahlen bei Studien mit einem kausalen Interferenz schon lange bekannt sind. fehlenden protektiven Effekt. Es gibt diverse Beispiele, bei denen ein RCT nicht • Der Einsatz von randomisierten kontrollier- die Wirksamkeit, die in Beobachtungsstudien ten Studien wird kritisch gesehen, Regis- festgestellt wurde, bestätigen konnte (Gueyffier terdaten und Beobachtungsstudien sollten et al. 2019, Gerstein et al. 2019, Hemkens et stärker beachtet werden. al. 2016 a,b). Gueyffier et al. (2019) zeigen da- • Die Verwendung von unterschiedlichen ra- bei deutlich die Limitation von Beobachtungs- diologischen Scores. studien zur Feststellung der Wirksamkeit einer • Der Einsatz von historischen Rekonstruk- Intervention auf. Die Abschätzung eines kau- tionstechniken mit einer unzureichenden salen Behandlungseffekts sollte daher auch in biomechanischen Herstellung der Kniefunk- Zukunft mit Hilfe von RCTs erfolgen. Gerade aus tion. diesem Grund hat die KANON-Studie von Fro- bell et al. (2010) einen großen und wichtigen Während einzelne Kritikpunkte, wie nicht mehr Stellenwert. aktuelle Operationstechniken, die Verwendung von unterschiedlichen Outcome-Tools oder auch Zusammenfassend lässt sich konstatieren, die Verwendung von unterschiedlichen Cut-off dass eine Verhinderung einer Gonarthrose Definitionen einzelner radiologischer Scores durch eine Rekonstruktion des vorderen Kreuz- durchaus nachvollziehbar sind, erscheinen an- bandes kein realistisches Ziel darstellt. dere Kritikpunkte unverständlich. Paradoxerwei- se werden in oben genannten Veröffentlichun- 15
Operative versus konservative Versorgung nach teln eine geringere Arthroserate bei Patienten einer Ruptur des vorderen Kreuzbandes mit einer konservativen Versorgung, Chalmers Bei einem Vergleich zwischen konservativer und et al. (2014) messen dagegen keinen Unter- operativer Versorgung können Lie et al. (2019) schied. Die verbleibenden Arbeiten von Ajuied keinen Unterschied bezüglich der Arthroseent- et al. (2014) und Luc et al. (2014) müssten in wicklung ermitteln. Eine pauschal geringere Abhängigkeit von dem bestimmten Arthrose- Gelenkdegeneration nach einer Rekonstruktion grad bzw. der Länge des Follow-ups wegen der des vorderen Kreuzbandes liegt also nicht vor heterogenen Daten gesondert ausgewertet wer- und sollte daher in einem patientenzentrierten den. Erstgenannter Autor ermittelt bei einer Ge- und evidenzgeleiteten Management auch ent- samtanalyse eine geringere Degeneration für sprechend kommuniziert werden. Leider wer- operativ versorgte Patienten, werden hingegen den die von uns ausgeschlossenen Reviews von nur schwere Arthrose-Grade ausgewertet (Kell- anderen Autoren oder Klinikern oft sehr selektiv gren-Lawrence 3/4) dann sind die konservativ ausgewertet und für eine einseitige Argumenta- behandelten Patienten im Vorteil. Luc et al. tion verwendet. Eine kurze Würdigung der Er- (2014) sehen grundsätzlich und bis zu einem gebnisse ist daher trotz der geringeren Qualität Nachuntersuchungszeitraum von 18 Jahren die von Bedeutung. nicht operierten Patienten im Vorteil. Ein länge- rer Follow-up von 19-35 Jahren geht mit einer Die Arbeiten von Lien-Iversen et al. (2019), geringeren Arthroseentwicklung der rekonstru- Harris et al. (2017) Smith et al. (2014) ermit- ierten Patienten einher. Das „große Bild“ der ausgeschlossenen Studien zeigt daher Tenden- zen für geringere Arthroseraten bei einer kon- servativen Versorgung. Risikoprofil für sportbezogene, posttraumatische Kniegelenks- Bei einem direkten Vergleich zwischen der ope- arthrose rativen Rekonstruktion des vorderen Kreuzban- des und einer konservativen Versorgung gibt Ligamentäre o. meniskale Vermeidung von Bewegung aus es keinen Unterschied bezüglich der Gelenk- (Wieder-)Verletzung Angst degeneration. Bei einer Analyse von Arbeiten Gewichtszunahme nach Verletzung Nichtbeachtung mit niederer methodischer Qualität entstehen Intraartikuläre Ver- Angst vor einer Verletzung bzgl. späterer tendenziell bessere Ergebnisse für eine kon- letzung/Wiederverletzung Bewegung Über- Sportfähigkeit & Gesundheit servative Therapie. Falsche Überzeugungen Sport aufhören gewicht unrealistisch Erwartungen & weniger Adipositas Return to trainieren Körperliche Inaktivität Früher Return to Sport-Tests werden Aus den Ergebnissen dieses Reviews können 2 Bewegungsmangel Sport ignoriert bzw. nicht Schlussfolgerungen gezogen werden: Erstens Schlechte Muskelschwäche Ernährung Veränderte neuromuskuläre Kontrolle bestanden scheint eine progressive Gelenkdegeneration Ungenügende und schlecht Gelenk- Muskuläre mit einer Ruptur des vorderen Kreuzbandes strukturierte MTT dysplasie Defizite verbunden zu sein. Zweitens hat die Art der Ver- Nichtausgeglichene Ernährung, Faser-& sorgung, konservativ oder operativ, nur einen Omega-3 Aufnahme Abnorme Gelenkform & - belastung geringen Einfluss auf die posttraumatische Ar- Nicht adäquate oder zu späte Trainingstherapie throse. Beide Schlussfolgerungen stellen einen klassischen mechanistischen Ansatz („anatomi- sche Instabilität muss stabilisiert oder repariert Das Risiko zu verstehen, ist der 1ste Schritt in Richtung Prävention werden“) in Frage. Dies deckt sich auch mit der Quelle: Whittaker, J. L., & Roos, E. M. (2019). A pragmatic approach to prevent post-traumatic osteoarthritis Wertigkeit von passiven Laxität-Tests, wie zum after sport or exercise-related joint injury. Best Practice & Research Rheumatology. Beispiel dem Lachman-Test. Während der Test Abb. 3: Risikoprofil der posttraumatischen Ar- für die Diagnostik einen großen Stellenwert ein- throse (Whittaker et al. 2019) nimmt und empfohlen werden kann (Decary et 16
al. 2018), ist seine prognostische Aussagekraft rativ oder konservativ, hat keinen relevanten Ef- gering. So ermitteln Eggerding et al. (2015) kei- fekt auf die Pathogenese. Durch den Ausschluss nen Zusammenhang zwischen Laxität und der vieler systematischer Reviews mit geringer Qua- Notwendigkeit einer Operation, van Meer et al. lität konnten letztendlich nur 2 der 12 Studien (2015) und Sundemo et al. (2018) keinen Zu- ausgewertet werden. Die Ergebnisse sind dem- sammenhang zwischen Laxität und der Arthro- entsprechend zurückhaltend zu interpretieren. seentwicklung (allgemein oder im postoperati- Für die Zukunft wäre es wünschenswert, mehr ven Setting). Arbeiten mit einer höheren Qualität zur Diskus- sion dieser wichtigen Fragestellung zur Verfü- Dies fordert von allen Beteiligten des therapeu- gung zu haben. tischen Teams eine komplexere Sichtweise auf das Thema Arthrose und einen umfassenden Tobias Saueressig Ansatz in der Behandlung oder Prävention der Jochen Zebisch posttraumatischen Degeneration (siehe auch Frank Diemer Hunter et al. 2019). Ein pragmatischer Vor- schlag kommt in diesem Zusammenhang von Whittaker et al. (2019, Abb.3). Der behandeln- de Therapeut bekommt anhand Whittakers Aus- führungen einen Eindruck über die Komplexität > Literatur der Pathogenese und auch Vorschläge für mög- liche therapeutische Interventionen. Achtnich A, Akoto R, Petersen W. Indikation zum Ersatz des vorderen Kreuzbandes. Knie Jour- Grundsätzlich gilt zu beachten, dass in diesem nal. 2019; 1: 83. Review nur ein wichtiger Aspekt in den Vorder- grund gestellt wurde. Die Prävention von Menis- Alentorn-Geli E, Lajaro F, Samitier G et al. The kus- und akuten Knorpelschäden oder auch die transtibial versus the anteromedial portal Partizipation im Sport sind andere und sicher technique in the arthroscopic bone-patellar nicht weniger relevante Faktoren. Diese werden tendon-bone anterior cruciate ligament recon- teilweise in von uns ausgeschlossenen Arbeiten struction. Knee Surgery, Sports Traumatology, (Chalmers et al. 2014, Lien-Iversen et al. 2019, Arthroscopy. 2010; 18: 1013. Mehl et al. 2019; Mathewson et al. 2019), wei- teren klinischen Studien (Snoeker et al. 2019, Almeida MO, et al. Overall confidence in the re- Mok et al. 2019) und Reviews (Ekas et al. 2020) sults of systematic reviews on exercise therapy thematisiert. Ein erster Blick auf das Untersu- for chronic low back pain: a cross-sectional ana- chungsdesign und die Ergebnisse lassen die lysis using the Assessing the Methodological Vermutung zu, dass die Qualität der Reviews Quality of Systematic Reviews (AMSTAR) 2 tool. ebenfalls gering ausfällt und die Resultate kei- Brazilian Journal of Physical Therapy. 2019, htt- neswegs konsistent sind. Sie werden dement- ps://doi.org/10.1016/j.bjpt.2019.04.004 sprechend kontrovers diskutiert (Filbay et al. 2018, Oole et al. 2018). Ajuied A, Wong F, Smith C et al. Anterior crucia- te ligament injury and radiologic progression of knee osteoarthritis. American Journal of Sports > Schlussfolgerung Medicine. 2014; 42: 2242. Nach einer Ruptur des vorderen Kreuzbandes Ardern C, Kvist J, Webster KE. Psychological ist die Wahrscheinlichkeit für eine posttrauma- aspects of anterior cruciate ligament injuries. tische Arthrose erhöht. Die Entscheidung über Operative techniques in Sports Medicine. 2016; die Art der posttraumatischen Versorgung, ope- 24: 77. 17
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