Effekte von präoperativer neurobiologischer Edukation auf das postoperative Outcome
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Der Schmerz Originalien Schmerz https://doi.org/10.1007/s00482-021-00608-8 Angenommen: 21. Oktober 2021 Effekte von präoperativer © Der/die Autor(en) 2022 neurobiologischer Edukation auf das postoperative Outcome Ein systematisches Review Karolin von Korn1,2 · Thomas Weiss3 · Harry von Piekartz2 1 Lubinus Aktiv GmbH, Kiel, Deutschland 2 Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Physiotherapie und Rehabilitationswissenschaften, Hochschule Osnabrück, Osnabrück, Deutschland 3 Lehrstuhl für Klinische Psychologie, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jena, Deutschland Zusammenfassung Hintergrund: Schmerz hat einen entscheidenden Einfluss auf die humane Lebensqualität. Allein eine Wissensvergrößerung über neurobiologische Vorgänge kann das subjektive Schmerzempfinden sowie psychometrische Variablen positiv beeinflussen. Es gibt verschiedene Formen der präoperativen Patientenedukation, welche u. a. zum Ziel haben, den postoperativen Schmerz zu erklären. Laut der aktuellen Literatur liegt einer präoperativen biomedizinischen Edukation eine geringe Evidenz zugrunde. Sie kann das präoperative Angst- und Stresslevel der Patienten steigern, was sich negativ auf das postoperative Outcome auswirkt. Im Gegensatz zur biomedizinischen Edukation betrachtet das neurobiologische Verständnis den postoperativen Schmerz unter den Gesichtspunkten der Plastizität des Nervensystems und bezieht Sensibilisierungsprozesse im zentralen und peripheren Nervensystem mit ein. Ziel: Systematische Untersuchung von Kurz- und Langzeiteffekten einer neurobiologi- schen (Schmerz-)Edukation bei Patienten vor einer Wirbelsäulenoperation Material und Methoden: Bei der Literaturrecherche wurde nach dem PI(C)O(Population Intervention Comparison Outcome)-Schema in den medizinischen Datenbanken gesucht. 83 Artikel kamen in die engere Auswahl. Entsprechend den Ein- und Ausschlusskriterien konnten letztendlich neun Artikel eingeschlossen werden. Ergebnisse: Durch eine präoperative neurobiologische (Schmerz-)Edukation können postoperative Katastrophisierungstendenzen sowie die postoperative Kinesiophobie positiv beeinflusst werden. Keinen Einfluss hat eine präoperative neurobiologische Edukation auf postoperativen Schmerz und Funktion. Inkonsistenz besteht bislang in der Herangehensweise der PNE (Pain Neuroscience Education). Schlussfolgerung: Eine präoperative Reduktion von Angst und schmerzaufrechter- haltenden Faktoren v. a. auf psychologischer und sozialer Ebene hat einen positiven Effekt auf die postoperative subjektive Schmerzbewertung, was sich in einer Reduktion von Angst, Katastrophisierungstendenzen und einer geringeren Inanspruchnahme von postoperativen Leistungen im Gesundheitswesen widerspiegelt. Schlüsselwörter Präoperative neurobiologische Edukation · Wirbelsäulenoperation · Angstreduktion · Katastrophisieren · Postoperative Chronifizierung QR-Code scannen & Beitrag online lesen Der Schmerz 1
Originalien Tab. 1 „Key points“ der biomedizinischen und neurobiologischen Edukation entsprechend der Verhalten, Katastrophisierungsgedanken aktuellen Literatur modifiziert [13, 14, 16] und negative Emotionen, insbesondere Biomedizinische Edukation Neurobiologische Edukation Angst, auf. Schmerzen, welche als be- Hauptpunkte Erklärung des OP-Prozederes Physiologie des ZNS und PNS drohlich empfunden werden, verhindern Herangehens- Biomedizinische/biomechanische Biopsychosoziale Herangehensweise die Rückkehr zu einer normalen Aktivität weise Herangehensweise [28]. Evidenz Geringe Evidenz [14] Erste evidenzbasierte Ergebnisse weisen Menschen mit einem ausgeprägten einen guten Effekt auf Angst-Vermeidungs-Verhalten (AVV) und Schmerz- Geringe Schmerzspezifizierung Betrachtung von (andauerndem) Neigungen zur Schmerzkatastrophisie- spezifizierung [13] Schmerz unter den Gesichtspunkten rung chronifizieren häufiger [1, 18, 20, Erklärung von (andauerndem) der Plastizität des Nervensystems und Schmerz immer als Zeichen einer Sensibilisierungsprozesse im ZNS und 27, 29]. Emotionen und die daraus re- Gewebeschädigung [16] PNS. Ziel: Reduktion der Angst vor dem sultierenden physiologischen Reaktionen Schmerz [13, 14, 16] eines Menschen können durch Gedanken Postulierter Möglicherweise kann sich das Reduktion des präoperativen Angst- und und Überzeugungen positiv oder negativ Effekt der präoperative Angst- und Stress- Stresslevels beeinflusst werden [27]. präoperativen level der Patienten steigern, was Zu den allgemeinen Hauptrisikofakto- Edukation sich negativ auf das postoperati- ve Outcome auswirkt [14] ren für eine Chronifizierung von Rücken- schmerzen gehören der subjektive Um- ZNS zentrales Nervensystem, PNS peripheres Nervensystem gang mit Arbeitsplatzkonflikten, soziale Isolation, Depressionen, negative Emotio- Trotz erfolgreicher Operation fallen Patien- science education“ [PNE]) bei Patienten nen und Katastrophisierungsgedanken, ten postoperativ regelmäßig durch kine- mit chronischen lumbalen Schmerzen [13, welche ggf. auch auf eine mangelhafte siophobes und katastrophisierendes Ver- 24]. Diese Überlegungen lassen die Fra- Aufklärung zurückzuführen sind [7]. halten sowie anhaltenden Schmerz auf. gestellung zu, ob eine präoperative PNE Es gibt Hinweise, wonach eine ausschließ- einen positiven Einfluss auf das postope- Neurobiologische Schmerz- liche biomedizinische Aufklärung (BMA) rative Outcome und damit auf geringere edukation (PNE) des OP-Prozederes diese Verhaltensent- postoperative Schmerzchronifizierungsra- wicklung begünstigen kann. Im Gegensatz ten hat. Neuere Ansätze in der Behandlung chro- zu einer BMA wird durch eine neurobiolo- nischer Schmerzsyndrome haben eine gische (Schmerz-)Edukation (PNE) das sub- Chronifizierungsgründe neurobiologische Edukation als Hauptthe- jektive Schmerzempfinden vor einem neu- rapiebaustein integriert. Ziel dieser Eduka- robiologischen und neurophysiologischen Nicht selten entwickelt sich eine Schmerz- tion ist es, dem Patienten ein umfassendes Hintergrund erklärt. In diesem Review wird chronifizierung nach einer Operation. Wissen über die neurobiologischen und der Frage nachgegangen, ob eine zusätz- Neuere Untersuchungen von verschie- neurophysiologischen Zusammenhänge liche perioperative PNE einen positiven denen Autoren zeigen, dass bei etwa 40 % des subjektiven Schmerzempfindens zu Einfluss auf die postoperativen Variablen, aller Patienten, die in den USA aufgrund vermitteln und somit die bedrohende insbesondere Kinesiophobie, Katastrophi- von degenerativen Veränderungen der Wirkung des Schmerzes zu reduzieren. sieren und Schmerz, hat [2]. Wirbelsäule operiert werden, der Schmerz Eine Übersicht der „key points“ der weit über den normalen Heilungsverlauf biomedizinischen sowie der neurobiolo- Einleitung einer verletzten Struktur hinaus andauert – gischen Edukation ist in . Tab. 1 beschrie- sie chronifizieren. Zudem weisen Patien- ben, generelle Eigenschaften bezüglich Anhaltende Schmerzen sind für den Be- ten nach einer OP deutliche funktionelle der Inhalte einer PNE finden sich in troffenen sehr beeinträchtigend und ha- Defizite auf [1, 8, 13, 14]. . Tab. 2. ben häufig negative Auswirkungen auf so- Die Entwicklung einer (postoperativen) In einem RCT von Louw et al. (2014) ziale, familiäre Kontakte und den berufli- Chronifizierung ist nicht von objektivier- konnte bereits ein positiver Effekt in Be- chen Alltag. Trotz einer sich stetig verbes- baren Daten (Geschlecht, Familienstand, zug auf den Schmerz, das Katastrophisie- sernden Qualität der OP-Techniken konn- Ausbildungsstatus) abhängig [7, 30], son- ren und die Funktion/Beweglichkeit durch te gleichzeitig keine eindeutige physische dern wird neben einer insuffizienten eine PNE bei Patienten mit chronischen und mentale postoperative Gesundheits- Stellung der OP-Indikation und einem lumbalen Schmerzen im 1-Jahres-Follow- verbesserung der Patienten erzielt wer- bereits präoperativ bestehenden chroni- up zeigen [13, 24]. Schmerz als solcher hat den [1], was hohe Chronifizierungsraten schen Schmerz insbesondere durch neu- primär die Funktion der „Warnung vor einer postoperativer Schmerzen impliziert [8, 13, roplastische Veränderungen (periphere Bedrohung“ und stellt somit eine Schutz- 14]. Eine Vielzahl von „randomised con- Sensibilisierung, zentrale Sensibilisierung, funktion vor einer potenziellen Gefahr dar. trolled trials“ (RCT) zeigte bereits einen deszendierende Modulation) bedingt. In- Allein das Verstehen des Schmerzes führt positiven Effekt durch eine neurobiolo- folgedessen treten häufig maladaptive Co- zu einer Reduktion der subjektiv empfun- gische Schmerzedukation („pain neuro- pingstrategien, ein Angst-Vermeidungs- denen Bedrohung durch den Schmerz [3, 2 Der Schmerz
Tab. 2 Leitfaden nach Louw (2012) für Tab. 3 Suchbegriffe, Funktion und Trefferzahl die neurobiologische Edukation vor einer Suchbegriffe Funktion Treffer Wirbelsäulenoperation [12] Chronic pain MeSH Terms 14.774 Inhaltspunkte der PNE Low back pain MeSH Terms 21.965 1. Bestärkung der Entscheidung zu einer Pain neuroscience education MeSH Terms 248 Operation Preoperative pain neuroscience education MeSH Terms 12 2. Anatomie und Physiologie des Nervensys- tems Pain Title/Abstract 631.164 3. Das Nervensystem und der Rücken Disability Title/Abstract 158.684 4. Das Nervensystem im Kontext einer OP Kinesiophobia Title/Abstract 873 5. Schmerzregulierung im zentralen Nerven- Catastrophizing Title/Abstract 3197 system Central sensitization Title/Abstract 2876 6. Genesung nach der Operation Central sensitization MeSH Terms 634 PNE Pain Neuroscience Education MeSH Medical Subject Headings 8]. Diese Überlegungen lassen die Frage- Schritte der systematischen Einschlusskriterien stellung zu, welchen Effekt eine präopera- Literaturrecherche tive PNE auf das postoperative Outcome Die Artikel wurden eingeschlossen, wenn hätte. Die Verknüpfung wurde durch die Boul- sie ab dem 01.01.2011 erschienen sind, Das Ziel dieses systematischen Reviews schen Operatoren „AND“ und „OR“ wie ein Evidenzlevel 1, 2, 3 oder 4 erfüll- ist, den Effekt einer präoperativen neu- folgt vorgenommen: ten, eine biomedizinische und/oder eine rophysiologischen Schmerzedukation auf neurobiologische Edukation bei Patienten das postoperative Outcome sowie die un- 1. Verknüpfung. – 75 Treffer: vor einer Operation durchgeführt wurde terschiedlichen Herangehensweisen (bzgl. ((((((chronic pain[MeSH Terms]) AND und zu den untersuchten Outcomepa- Dauer und Setting) dieser Intervention zu (pain neuroscience education[MeSH rametern die medizinisch entstehenden analysieren. Terms])) AND (pain[Title/Abstract])) OR Kosten, Schmerz, Funktion, Katastrophi- Die primäre Forschungsfrage hierzu (disability[Title/Abstract])) AND (kinesio- sierung und/oder Kinesiophobie zählten. lautet: Welchen Effekt zeigt eine präope- phobia[Title/Abstract])) OR (catastrophi- Ausgeschlossen wurden die Artikel bei rative neurophysiologische Schmerzedu- zing[Title/Abstract])) AND (central sensi- einem Erscheinungsdatum vor 01.01.2011, kation auf das postoperative Outcome? tization[Title/Abstract]) mit einem Evidenzlevel 5, wenn keine prä- Die sekundäre Forschungsfrage lautet: operative Edukation durchgeführt wurde Welche Herangehensweisen wählen die 2. Verknüpfung. – 2 Treffer: sowie bei anderen als den oben erwähnten Autoren zur präoperativen neurophysio- (((chronic pain[MeSH Terms]) AND (pain Outcomeparametern. logischen Schmerzedukation? neuroscience education[MeSH Terms])) AND (pain[MeSH Terms])) AND (central Ergebnisse Methode sensitization[MeSH Terms]) Nach dem Screening der Abstracts wurden Die medizinische Datenbank PubMed wur- 3. Verknüpfung. – 6 Treffer: neun Studien [10, 11, 13–16, 19, 25, 26] ein- de nach englischen und deutschen Arti- (((((((low back pain[MeSH Terms]) AND geschlossen, welche an n = 360 Probanden keln durchsucht. Bei der Suche wurde nach (preoperative pain neuroscience educa- den zusätzlichen Effekt von verschiede- dem PI(C)O-Prinzip vorgegangen und die tion)) OR (preoperative management)) nen präoperativen Edukationen auf das Suchbegriffe aus . Tab. 3 verwendet. Da AND (pain[Title/Abstract])) OR (disabil- postoperative Outcome untersuchten. Der die einfache Suche in „All Fields“ sehr un- ity[Title/Abstract])) AND (kinesiopho- Fokus wurde hierbei auf sieben Forscher- spezifisch war und sehr hohe Trefferzah- bia[Title/Abstract])) AND (catastrophi- gruppen [11, 13–16, 19, 25] gelegt, wel- len zur Folge hatte, wurde anschließend zing[Title/Abstract])) AND (central sensi- che an insgesamt n = 213 Patienten den mit der MeSH(Medical Subject Headings)- tization[Title/Abstract]) zusätzlichen Effekt einer präoperativen Term-Funktion und in der Kategorie „Title/ Auf Basis der Abstracts wurden 83 Arti- PNE zu einer biomedizinischen Edukation Abstract“ gesucht. kel entsprechend den unten aufgeführten (n = 114) im Vergleich zu einer alleinigen Ein- und Ausschlusskriterien gescreent. präoperativen biomedizinischen Edukati- Zur Vertiefung der Thematik wurde bei on (n = 99) bei Patienten vor Operationen google.scholar.com und scinos.de nach Ar- an verschiedenen Körperbereichen un- tikeln gesucht. Auch wurden Verweise in tersuchten. Zwei Untersuchungen [10, den vorliegenden Artikeln und Studien 26] verglichen an insgesamt 147 Pati- auf die dort verwendeten Quellenanga- enten vor einer Wirbelsäulenoperation ben aufgenommen. weitere Formen präoperativer Aufklärung Der Schmerz 3
4 Tab. 4 Ergebnistabelle der eingeschlossenen Artikel Artikel, Studien- Probanden 1. Messkriterien, 1a. primäre Messkrite- Messinstrumente Ergebnisse Schlussfolgerung Erschei- design, rien, 1b. sekundäre Messkriterien nungs- Evidenz- 2. Messzeitpunkte jahr level Originalien Der Schmerz 3. Intervention Núñez- Doppelt Pat. vor einer 1. VAS Schmerz: Beide Interventio- Cortés verblin- CTS-OP Schmerz QuickDASH („short form of the – Kein sig. Gruppenunterschied zu jedem Zeitpunkt nen haben einen et al. dete IG: n = 16, CG: Funktion der oberen Extremität (OE) Disabilities of Arm, Shoulder and – Sig. Unterschied für beide Gruppen für Baseline – sig. Einfluss auf den (2019) RCT, 1B n = 15 Katastrophisieren Hand Questionnaire“) 4./12. W. postop. postoperativen [25] Kinesiophobie PCS Schmerz und die Funktion der OE: Angst-/Depression Tampa Scale of Kinesio- Funktion der OE, – Kein sig. Gruppenunterschied zu jedem Zeitpunkt 2. phobia(TSK)-11 aber nicht auf die – Sig. Unterschied für beide Gruppen für Baseline – – Präop. (keine genauere Angabe) HADS psychometrischen 4./12. W. postop. – Baseline Variablen Katastro- – 4. Woche postop. Katastrophisieren: phisierung und – 12. Woche postop. – Keine sig. Gruppenunterschiede zu den Zeitpunkten Kinesiophobie 4. und 12. W. postop. 3. – Sig. Gruppenunterschied präop. Präoperative auditiv-visuelle 1:1-Edu- kation + Anleitung von postoperativen Kinesiophobie Übungen. Keine exakte Angabe zum – Kein sig. Gruppenunterschied zu den Zeitpunkten genauen Zeitpunkt der Edukation 4. + 12. W. postop. IG: 30 min PNE: neurophysiologische – Sig. Gruppenunterschied zum Zeitpunkt präop. und biopsychosoziale Aspekte von Schmerz, periphere und zentrale Sen- sibilisierung + 7. Tag postop. Übungsan- leitung + schriftliche Heimübungen CG: 30 min Standardedukationsein- heit: Infos zu medizinischen, anatomi- schen und pathologischen Aspekten des CTS + 7. Tag postop. Übungsanlei- tung + schriftliche Heimübungen
(Führung durch die Klinikräumlichkeiten, sive Edukation redu- sowie den Schmerz Präoperative inten- ziert die Angst prä- Schlussfolgerung zusätzlich schriftliches Material über das und postoperativ OP-Prozedere, detailliertere Erklärungen postoperativ des OP-Prozederes etc.). Sechs der eingeschlossenen Studien weisen ein sehr gutes Evidenzlevel (1 30 min vor OP: sig. reduzierte Angst und Schmerz in IG, bzw. 1B) auf [10, 11, 13, 16, 25, 26]. Drei Studien haben eine geringere Evidenz (3B Tag vor OP: keine sig. Gruppenunterschiede für Angst, Tag nach OP: sig. reduzierte Angst und Schmerz in IG, keine sig. Gruppenunterschiede bzgl. der physischen keine sig. Gruppenunterschiede bzgl. der physischen und 4; [14, 15, 19]). Aus den eingeschlossenen Studien geht Indikatoren, aber reduzierter Puls und RR in IG hervor, dass bislang kein standardisiertes Vorgehen einer präoperativen PNE exis- tiert. Ein Großteil der Autoren bezieht sich auf das Vorgehen der Arbeitsgruppen von Schmerz, physische Indikatoren Louw et al. Nahezu keine Angaben machen die Autoren für den genauen Zeitpunkt der Vgl. der Messzeitpkt.: präoperativen PNE. Lediglich von einer For- Schmerz: 2 > 1 > 3 Schmerz: 2 > 1 = 3 schungsgruppe wird angegeben, dass die Angst: 1 > 2 > 3 Angst: 2 > 1 > 3 edukativen Einheiten in den Wochen 8, 7, 6 Indikatoren Ergebnisse und 5 vor der OP stattfinden sollen [11]. Louw et al. [14] führen die präoperative KG: IG: PNE 28 bis 2 Tage vor der OP durch. Nach Louw et al. [13] ist der beste Zeitpunkt ei- Gamma Counter; PerkinElmer, Fre- ner präoperativen Edukation eine Woche „Visual analog scale of pain“ (VAS) (STAI) – „20-items state construct Saliva (2470 Wizard2 Automatic Patientenmonitor (HP M1205A; vor der OP. Philips Medical Systems, MA) State-Trait Anxiety Inventory Eine größere Konsistenz besteht zwi- schen den Autoren für die Art der Infor- mationsvermittlung und das Setting. Messinstrumente Alle Autoren, welche eine PNE durch- führten, wählten ein auditiv-visuelles mont, CA) Vorgehen [11, 13–15, 19, 25]. Außer von items“ Núñez-Cortés et al. [25] wurde dieses durch schriftliches Material untermauert. Das gewählte Setting war bei allen Unter- informationen zum Operationsprozedere, 1. Messkriterien, 1a. primäre Messkrite- KG: 5- bis 10-minütige verbale Standard- IG: 5- bis 10-minütige verbale Standard- informationen zum Operationsprozede- re, Beantwortung der Patientenfragen. suchungen, welche die positiven Aspekte Physische Indikatoren: Puls, Atemfre- broschüre über den genauen OP-Ab- Zusätzliche 20-seitige Informations- Beantwortung der Patientenfragen lauf + erklärende Bilder und Videos rien, 1b. sekundäre Messkriterien einer Kleingruppe in den Vordergrund stellten, im 1:1-Kontakt. quenz, Blutdruck, Kortisollevel Edukative Intervention präop. Weniger Konsistenzbesteht für die Dau- er und Anzahl der präoperativen PNE, wo- 2. M.: 30 min vor OP, bei ein Großteil aller Autoren eine Einheit 2. Messzeitpunkte 3. M.: Tag nach OP 1. M.: Tag vor OP, von 30 min durchführte [13–15, 19, 25]. Angst, Schmerz 3. Intervention Eine Forschungsgruppe führte vier Einhei- ten mit einer Dauer von 20 bis 60 min im Abstand von einer Woche durch [11]. 1b. 1a. 2. 3. Lediglich bei einer Erhebung wurde ei- ne präoperative PNE mit einer postope- Interventions- 82 Patienten gruppe (KG): gruppe (IG): Studien- Probanden rativen Eigenübungstherapie kombiniert mit bevor- säulen-OP stehender Kontroll- [25] und eine weitere Untersuchung kom- Wirbel- n = 42 n = 40 binierte eine präoperative Edukation mit präoperativer Mobilisation [11]. Tab. 4 (Fortsetzung) Evidenz- Im Durchschnitt erhielten die Patienten Erschei- design, RCT, 1B level eine präoperative PNE-Einheit von 35 min. Zusammenfassend herrscht Uneinig- keit hinsichtlich der Art, Dauer und des Artikel, nungs- (2018) Settings. Überwiegend wurde eine einma- et al. jahr [10] Lee lige 30-minütige visuell-auditive Edukati- Der Schmerz 5
6 Tab. 4 (Fortsetzung) Artikel, Studien- Probanden 1. Messkriterien, 1a. primäre Messkrite- Messinstrumente Ergebnisse Schlussfolgerung Erschei- design, rien, 1b. sekundäre Messkriterien nungs- Evidenz- 2. Messzeitpunkte jahr level Originalien Der Schmerz 3. Intervention Lluch RCT, Pat. mit Knie- 1a. NRS Schmerz und Funktion verbesserte sich sig. für alle Durch eine prä- et al. 2-armig, schmerzen CPM (objektiver Biomarker von CS) WOMAC Messzeitpunkte ohne Gruppenunterschiede operative PNE + (2018) „parallel aufgrund 1b. CSI CPM: Kniemobilisation [11] group, einer Osteoar- PPT PCS – Messlokalisationen: sig. geringer am lat. Knie und konnte im Vgl. zu asses- thritis >3 Mo- TS TSK-11 Epikondylus im Vgl. zum med. Knie einer präoperativen sor-blin- nate, vor einer Schmerz CPM durch QST: – Interaktion zwischen Gruppe und Zeit: einzige sig. biomedizinischen ded“, 1B TEP-OP Funktion – PPT Veränderung für die IG zwischen Baseline und 3 Mo- Edukation + Knie- IG: n = 22 Zentrale Sensibilisierung – TS nate postop. mobilisation eine CG: n = 22 Katastrophisierung – Keine sig. Veränderungen für CG sig. Verbesserung 1. PPT: Kinesiophobie in den Parametern – „analog Fisher algometer (Force TS: Katastrophisierung 2. Dial model FDK 40), rate of – Keine Unterschiede bzgl. der Lokalisation und zwi- und Kinesiophobie – 1. Baseline (2 M. präop.) 1 kg/cm2/s“ schen den Gruppen sowie CPM erreicht – 2. Sofort nach 4 präop. Einheiten (1 M. – Je 3 Messungen mit einer Pause – Für beide Gruppen keine Unterschiede zwischen den werden präop.) von 30 s Messzeitpunkten Keine sig. Gruppen- – 3. 1 Monat Follow-up (direkt präop.) – 3 cm medial des medialen Patel- PPT: unterschiede liegen – 4. 3 Monate postop. larands – Sig. Unterschiede bzgl. Lokalisation: lat. Knie > med. für die Parameter 3. – 3 cm lateral des lateralen Patel- Knie, lat. Knie > Epikondylus Schmerz, Funktion, IG: PNE gefolgt von „knee joint mobiliza- larands – Keine sig. Unterschiede zwischen den Gruppen zentrale Sensibili- tion“, Buch „Schmerzen verstehen“ – Ipsilateral: 5 cm distal des late- – Sig. Zeitunterschiede in beiden Gruppen: sig. höhere sierung, temporale CG: biomedizinische Edukation gefolgt ralen Epicondylus humeri (auf PPT zu jedem Zeitpunkt im Vgl. zu Baseline Summation und PPT von „knee joint mobilization“ (Probanden M. extensor carpi radialis longus) vor sind verblindet hinsichtlich der Art der CSI: 2. TS: Sig. Zeitunterschie- Edukation) – Sig. Zeitunterschiede in beiden Gruppen ohne Grup- – 10 konsekutiv ansteigende Im- de in beiden Grup- 4 edukative Einheiten präop., je 1×/W. in penunterschiede für die Messzeitpunkte: a) 3 M. pulse an jeder PPT-Teststelle pen für die Para- Woche 8, 7, 6, 5 vor OP postop. – Baseline, b) 3 M. postop. – direkt nach (2kg/s - 4 - 6 - 8 - 10 - 12 - 14 - 16 meter Schmerz, 1. Einheit: 50–60 min Edukation, c) 3 M. postop. – direkt präop. - 18 - 20kg/s) Funktion, zentrale 2.–4. Einheit: 20–30 min WOMAC: Sensibilisierung und Edukation: verbal und visuell mit PC, 5 min Pause – Zeitliche Reduktion des Scores in beiden Gruppen PPT schriftlich („Your nerves are having knee 3. CPM: Kombination aus TS und für: a) 3 M. postop. – Baseline, b) 3 M. postop. – direkt replacement“; Louw 2012) einem „conditioning stimulus“ nach Edukation, c) 3 M. postop. – direkt präop. Inhalte: (schmerzhafte Reize am kontrala- PNE: Physiologie des Nervensystems, teralen Arm durch aufgeblasene PCS: akuter vs. chronischer Schmerz, wie wird Manschette). Die Manschette wurde – Interaktion zwischen Gruppe und Zeit: Schmerz chronisch, CS, Rekonzeptualisie- mit 20 mm Hg/s aufgeblasen, bis ein – IG: sig. Reduktion aller Messzeitpunkte im Vgl. zu rung von postoperativem Schmerz nach erster Schmerz auftrat, und dies für Baseline TEP 30 s gehalten. Schmerz wurde dann – CG: sig. Reduktion für direkt präop. – Baseline und Biomedizinisch: Anatomie und Biome- erhoben. Nach 30 s wurde der Druck direkt präop. – direkt nach Edukation, kein sig. Un- chanik des Knies, Ätiologie, Symptome, der Manschette so verändert, dass terschied für Baseline – 3 M. postop. Behandlungen, OP-Prozedere der Schmerz mit 3/10 angegeben – Sig. Gruppenunterschiede zu den Zeitpunkten: di- Mobilisation mit Bewegung nach Mulli- wurde. Dann wurde TS wiederholt rekt nach Edukation und 3 M. postop. (IG sig. besser) gan (3 × 10 Wdh.)
Tab. 4 (Fortsetzung) Artikel, Studien- Probanden 1. Messkriterien, 1a. primäre Messkrite- Messinstrumente Ergebnisse Schlussfolgerung Erschei- design, rien, 1b. sekundäre Messkriterien nungs- Evidenz- 2. Messzeitpunkte jahr level 3. Intervention TSK-11: – Keine sig. Unterschiede für CG – Sig. Zeitunterschiede für IG: a) Baseline – direkt nach Edukation, b) Baseline – direkt präop., c) Baseline – 3 M. postop., d) 3 M. postop. – direkt nach Edukati- on – Sig. Gruppenunterschiede zu den Zeitpunkten: a) di- rekt nach Edukation, b) direkt präop., c) 3 M. postop. Louw Multi- 65 Pat. mit 1a. NPRS Rücken-/Beinschmerz: Keine sig. Gruppen- et al. center- lumbaler Radi- – Rücken-/Beinschmerz ODI zu keinem der Messzeitpkt. sig. Unterschied zwischen unterschiede für (2014) RCT, 1B kulopathie vor – Funktion Fragebogen bzgl. der Erfahrungen den Gruppen. Beide Gruppen hatten sig. weniger Schmerz und Funk- [13] OP 1b. des Pat. mit OP und präoperativer Schmerz von Baseline zu 1 Monat postop. tion. Beide Gruppen IG: n = 31 – Gedanken des Pat. bzgl. OP Edukation Funktion: zu keinem der Messzeitpkt. sig. Unterschied erreichten eine sig. KG: n = 34 – Inanspruchnahme von postoperativen Eigene Angaben des Pat. zu Häu- zwischen den Gruppen Schmerzreduktion Leistungen im Gesundheitswesen figkeit von postoperativen, me- In 3/5 Pkt. zeigte sich die IG sig. zufriedener mit OP und und Funktionsver- dizinischen Untersuchungen und präoperativer Edukation besserung 2. ärztlichen u./o. therapeutischen Die postoperativen Kosten durch die Inanspruchnahme Sig. postoperative – Baseline (vor Edukation) Therapien medizinischer/therapeutischer, postoperativer Leistun- Verhaltensverän- – 1 Monat postop. gen war bei der EG sig. geringer (45 %) (v. a. Röntgen derungen sowie – 3 Monate postop. und physikalische Therapie in KG sig. höher) eine starke Reduk- – 6 Monate postop. tion der eigenen – 12 Monate postop. Inanspruchnahme 3. von Leistungen im IG: biomedizinische OP-Vorberei- Gesundheitswesen tung + PNE (30 min verbale Edukation konnten bei Patien- im 1:1-Kontakt + Pat. erhält eine Informa- ten erzielt werden, tionsbroschüre mit den Inhalten der PNE, welche präoperativ welche mind. 1 × vor und 1 × nach der OP eine neurobiolo- gelesen werden soll) gische Edukation KG: biomedizinische OP-Vorbereitung bekamen Der Schmerz 7
Originalien on mit zusätzlichem schriftlichem Material (Funktion) im 3-Jah- jektiv empfundener schmerz sowie sub- Trotz nicht-sig. Un- sundheitswesen in bis 3 Jahre postop. Rücken- und Bein- Leistungen im Ge- Schmerzen erneut die IG sig. seltener Anspruch genom- Schlussfolgerung im 1:1-Kontakt durchgeführt. Über den res-Follow-up hat ner aufgrund von men im Zeitraum operieren lassen sowie sich selte- terschiede bzgl. Einschränkung Zeitpunkt der Edukation kann aufgrund der großen Inkonsistenz keine Aussage getroffen werden. Von den meisten Auto- ren wurde ein zeitlicher Abstand zwischen der Edukation und der OP von mehr als Zum Zeitpunkt 3 Jahre postop. keine Unterschiede der Ausgaben für Medikamente: 37 % geringer in IG (nicht einem Tag gewählt. Kosten für Arzt/Therapeut im Zeitraum von der OP bis LWS- und Beinschmerz, Funktion: keine sig. Gruppen- vorbereitet“, „ich fühlte mich gut vorbereitet“, „meine Erwartungen wurden erfüllt“. Im zeitlichen Vgl. keine Zufriedenheit: Gruppenunterschiede: EG war sig. zu- friedener für die Punkte: „ich fühlte mich umfassend Die Autoren untersuchten v. a. die Do- KG sig. höher für Hausarzt, physikalische Therapie, Weitere LWS-OP im Zeitraum zwischen 1 Jahr und Keine weitere „healthcare utilization“: 10 IG, 6 KG mänen Schmerz, Funktionseinschränkung, unterschiede zum Zeitpunkt 3 Jahre postop. Katastrophisierung, Kinesiophobie sowie die postoperative Inanspruchnahme von Leistungen im Gesundheitswesen. Die Ergebnisse zeigen Tendenzen auf, sig. Unterschiede in EG und KG wonach eine präoperative PNE v. a. die 3 Jahre postop.: 1 IG, 3 KG Kosten in allen Bereichen psychometrischen Variablen Katastrophi- sierung (kein Effekt (n = 43) [19, 25]; sig- nifikanter Effekt (n = 55) [11, 14, 15]). Ki- 3 Jahre postop.: nesiophobie (kein Effekt [25]; signifikanter Ergebnisse Effekt [11, 19]) sowie die Sensitivität des Massage Nervensystems im betroffenen Körperge- sig.) biet (kein Effekt [11]; signifikanter Effekt [15, 19]) positiv beeinflusst. Keinen signi- Gedanken und Erfahrungen mit der Utilization of Healthcare Question- fikanten Effekt hat eine präoperative PNE ODI: „A change of 5 points (10 %) OP und präoperativen Edukation is reported to be the MDC (mini- mal detectable change) for LBP Fragebogen bzgl. individueller auf den postoperativen Schmerz und Funk- tion. Eine Intensivierung der biomedizini- schen Aufklärung kann die postoperative Angst steigern [26]. Wie die Follow-up- Messinstrumente Erhebungen zeigten [13, 16], scheint ei- populations“ ne postoperative Verhaltensveränderung im Sinne einer signifikant geringeren er- NPRS naire neuten Inanspruchnahme von Leistungen im Gesundheitswesen nicht in Zusammen- hang mit Schmerz und Funktion zu stehen, 1. Messkriterien, 1a. primäre Messkrite- KG: präoperative verbale edukative Stan- IG: präoperative verbale edukative Stan- sondern eher mit den psychometrischen dardvorbereitung + PNE mittels eines Postoperative Inanspruchnahme von Rücken- und Beinschmerz, Funktion, rien, 1b. sekundäre Messkriterien Variablen Katastrophisierung und Bewe- Leistungen im Gesundheitswesen gungsangst. Eine Übersicht der eingeschlossenen Artikel gibt . Tab. 4 mit den entsprechen- den Abkürzungen in . Tab. 5. 2. Messzeitpunkte dardvorbereitung OP-Zufriedenheit 3. Intervention 3 Jahre postop. 1:1-Gesprächs Diskussion Für die Überprüfung der Validität der Pri- 1b. 1a. 2. 3. märstudien spielt die Untersuchung eines möglichen Bias eine wichtige Rolle. Wichti- nach Dekom- IG und n = 28 Davon waren pressions-OP mit 1-Jahres- 50 Patienten n = 22 in der Studien- Probanden ge Parameter sind in diesem Zusammen- Follow-up in der CG hang die untersuchte Population sowie Verblindungs- und Randomisierungspro- zesse. Die Validität der Primärstudien wird Tab. 4 (Fortsetzung) Evidenz- überwiegend als gut bezeichnet (gute Va- Erschei- design, RCT, 1B level lidität [10, 11, 13, 16, 25]; mäßige Validität [19]; geringe Validität [14, 15]). Die Gene- ralisierbarkeit der Ergebnisse auf weitere Artikel, nungs- (2016) Louw Populationen ist eher gering (hohe Gene- et al. jahr [16] ralisierbarkeit [10]; geringe Generalisier- 8 Der Schmerz
Tab. 4 (Fortsetzung) Artikel, Studien- Probanden 1. Messkriterien, 1a. primäre Messkrite- Messinstrumente Ergebnisse Schlussfolgerung Erschei- design, rien, 1b. sekundäre Messkriterien nungs- Evidenz- 2. Messzeitpunkte jahr level 3. Intervention Rhodes Prospek- 65 Jugendli- 1a. State-Trait Anxiety Inventory Child Angst der Patienten: Eine intensive prä- et al. tive, che mit ado- Angst der Patienten (STAI-C) – 2 W. präop.: IG = KG operative Edukation (2015) rando- leszenter 1b. State-Trait Anxiety Inventory (STAI) – Direkt präop.: IG = KG das OP-Prozedere [26] misierte idiopathischer – Angst der Eltern Aufenthaltsdauer in Tagen – 2 T. postop.: IG sig. höher KG betreffend sowie ein Studie, Skoliose und – Länge des KH-Aufenthalts Medikamente in mg/g/kg – Entlassung: IG sig. höher KG präoperatives Ken- 1B ihre Eltern – Schmerzmedikamente Fragebogen des KH bzgl. Zufrieden- nenlernen relevan- Zu allen Zeitpkt. zeigten beide Gruppen sig. höhere IG: n = 26 – Zufriedenheit der Patienten und ihrer heit von Pat. + Eltern ter postoperativer „state anxiety“ als „trait anxiety“ KG: n = 39 Eltern Aufenthaltsbereiche Angst der Eltern: keine sig. Unterschiede zw. den Grup- des Krankenhauses 2. pen und im zeitl. Verlauf hat keinen Effekt – 2 Wochen präop. In beiden Gruppen reduzierten sich die State-anxiety- auf die Angst der – Direkt präop. Werte im zeitl. Verlauf, die Trait-anxiety-Werte blieben Jugendlichen und – 2 Tage postop. stabil deren Eltern, auf die – Tag der Entlassung Aufenthaltsdauer und Medikamenteneinnahme: keine Aufenthaltsdauer 3. sig. Gruppenunterschiede und die Einnahme IG: Zufriedenheit: der Medikamente. – Präoperatives Gespräch über Risiken, Pat.: IG > KG (sig.) Eine Entwicklung „benefit“ und Alternativen der geplan- Eltern: IG > KG (nicht sig.) einer präoperativen ten OP entängstigenden – 30-min-Führung durch KH (präoperati- Edukation für Pa- ver Bereich, Intensivstation, Folgestati- tienten und Eltern on, Familienzimmer, Therapieräume) ist wichtig, um die – Genaue Beschreibung des OP-Prozede- postoperative Angst res zu reduzieren KG: – Präoperatives Gespräch über Risiken, „benefit“ und Alternativen der geplan- ten OP Der Schmerz 9
Originalien barkeit [11, 13–16, 19, 25, 26]). Kritisch zu darauf hin, dass eine tikaler Ebene hat bei einen Effekt auf kor- Operation der lum- Patienten vor einer schen Erhebungen Testungen weisen Schlussfolgerung und funktionellen balen Wirbelsäule betrachten sind die Ergebnisse v. a. des- im fMRI sowie die präoperative PNE der psychometri- Die sofort sicht- Veränderungen Veränderungen baren positiven halb, da es sich in einigen Studien um sehr kleine Populationsgruppen handelt bzw. z. T. eine Kontrollgruppe fehlt. In Bezug auf die primäre Forschungs- frage besteht der Wert der Studien v. a. Positivere Gedanken und Erwartungen die OP betref- darin, dass Tendenzen aufgezeigt werden konnten, welche eine positive Beeinflus- sung des postoperativen Outcomes durch 1. Deaktivierung des periaquäduktalen Graus eine edukative Intervention vor einer Ope- 3. gesteigerte Aktivität des Motorkortex ration belegen. Diese zeichnen sich v. a. durch eine Veränderung der psychometri- 2. Deaktivierung des Cerebellums schen Variablen (Kinesiophobie und Kata- strophisierung) sowie durch eine reduzier- te Sensitivität des Nervensystems aus. Kei- FABQ, NPQ: kein Effekt PCS: 10 Pkt. reduziert ne Veränderungen zeigten sich hinsicht- ODI: 10 % reduziert lich Schmerzintensität und Funktion. Dass FBA: 8 cm weiter PPT: reduziert trotzdem eine Verhaltensveränderung im SLR: 7° höher Ergebnisse Sinne einer signifikant geringeren Inan- spruchnahme von postoperativen Leistun- fMRI: fend gen im Gesundheitswesen zu beobachten ist, zeigt eindeutig, dass Patienten nicht und Erwartungen die OP betreffend aufgrund der alleinigen Schmerzintensität – Li. neben Proc. spinosus von L3 Fragebogen bzgl. der Gedanken oder der eingeschränkten Funktion nach PPT (MW aus 3 Messungen) externer Hilfe suchen, sondern auch auf- SLR (2×) (Inklinometer) grund der damit verbundenen Ängste und – Dominante Hand Sorgen, welche u. a. durch Schmerzen aus- Messinstrumente gelöst werden können. Kritisch anzumer- – Li. Kniekehle fMRI-Scanner ken ist an dieser Stelle, dass von den meis- FBA (1×) ten Autoren diese Ergebnisse nur maxi- FABQ mal in einem 3-Monats-Follow-up bestä- NPQ VAS PCS ODI tigt wurden, über langfristigere Outcomes sind bislang nur wenige Ergebnisse be- – Schmerzkatastrophisierungsgedanken 1. Messkriterien, 1a. primäre Messkrite- – Kenntnisse über die Neurophysiologie kannt [13, 14, 16]. Ein 12- und 24-Monats- Präoperative PNE 1:1-Setting 30 min rien, 1b. sekundäre Messkriterien Follow-up ist in dem Studienprotokoll von – Angst-Vermeidungs-Verhalten – Nach der präoperativen PNE Ickmans et al. (2016) vorgesehen [8], wel- – Vor der präoperativen PNE – Rücken- und Beinschmerz ches aufgrund der Einschlusskriterien nicht in die Ergebnisauswertung aufgenommen – Nervengleitfähigkeit – Schmerzschwelle wurde. 2. Messzeitpunkte – Hirnaktivitäten des Schmerzes – Rumpfflexion Bezüglich der sekundären Forschungs- 3. Intervention frage zeigen die Studien eine größere In- – Funktion konsistenz in der Herangehensweise der präoperativen PNE. Zwar überschneiden 1. 2. 3. sich größtenteils die Inhalte der präope- rativen PNE, allerdings liegen Variationen seit ca. 3 Mo- Patientin mit Beinschmerz Rücken- und li. > re., akut Studien- Probanden in Zeitpunkt und Dauer vor. Einigkeit 30-jährige herrscht hinsichtlich eines visuell-auditi- naten ven Settings mit unterstützendem schrift- lichen Material. Welchen Umfang das Tab. 4 (Fortsetzung) Evidenz- Kontroll- schriftliche Material hat, ob hierbei viele Erschei- design, Studie, level Bilder oder Verlinkungen zu weiteren In- Fall- 3B formationsquellen geboten werden, bleibt meist unklar. Auch wurde die präoperative Artikel, nungs- (2015) Louw Edukation überwiegend im 1:1-Kontakt et al. jahr [15] durchgeführt. Die positiven Aspekte einer 10 Der Schmerz
Tab. 4 (Fortsetzung) Artikel, Studien- Probanden 1. Messkriterien, 1a. primäre Messkrite- Messinstrumente Ergebnisse Schlussfolgerung Erschei- design, rien, 1b. sekundäre Messkriterien nungs- Evidenz- 2. Messzeitpunkte jahr level 3. Intervention Louw „Case 12 Patienten 1. NPRS Schmerz: kein sig. Unterschied (p = 0,125) PNE hat keinen sig. et al. series“, 4 mit Schul- – Schmerz PCS Schmerzkatastrophisierung: Reduktion von 1,5 Pkt., Einfluss auf Schmerz (2020) terschmerz – Schmerzkatastrophisierung TSK nicht statistisch sig., unterhalb des MDC und Katastrophisie- [19] und einge- – Bewegungsangst 6 Fragen zu eigenen Gedan- Kinesiophobie: sig. Reduktion von 4 Pkt. (p = 0,013), rung. PNE hat einen schränkter – Eigene Gedanken zur Schulter-OP ken bzgl. der anstehenden OP aber ohne klinische Relevanz, da der MDC bei 5,6 Punk- sig. Einfluss auf Be- Schulterbe- – Zentrale Sensibilisierung („10-point Likert scale“) ten liegt (33,3 % der Pat. erreichten eine Verände- wegungsangst und weglichkeit, – Aktive ROM in Flexion der betroffenen CSI rung > MDC) die aktive Beweg- vor einer Schulter Goniometer Gedanken der Pat.: positive, aber nicht-sig. Veränderun- lichkeit der Schulter, Schulter-OP – Sensitivität des Nervensystems:a) Del- PPT (angegeben werden sollte gen aller Gedanken aber ohne klinische toidansatz (betroffene Schulter) der Moment, in dem der Druck Aktive Flex.: statistisch sig. Vergrößerung der ROM Relevanz übergeht zu Schmerz) (p = 0,013), aber ohne klinische Relevanz, da Verände- PNE reduziert sig. b) Deltoidansatz (nichtbetroffene Schul- „Mean“ von 3 aufeinanderfolgen- rung unterhalb des MDC die Sensitivität des ter) den Messungen (→ 15 % Verände- CSI: keine Angaben Nervensystems im c) Posteriore Kniegelenksfalte der betrof- rung = signifikant) Sensitivität des Nervensystems: Betroffene Schulter: Bereich der betrof- fenen Seite sig. und klinisch relevante Verbesserung. Nichtbetrof- fenen Schulter 2. fene Schulter: nicht-sig. Verbesserung. Knie: nicht-sig. Direkt vor und direkt nach der PNE Verbesserung 3. 1:1-PNE 30 min, adaptiert für Pat. vor einer Schulter-OP, in Anlehnung an PNE-Programme für Pat. vor einer LWS- oder Knie-OP + schriftliches Material. Keine exakte Angabe zum genauen Zeit- punkt der Edukation von PNE beantwortet werden. durchgeführt wurden. Herangehensweise offen. in der Herangehensweise vor. Mögliche neurobiologische Der Schmerz führenden Copingstrategien führen [5]. Mechanismen der positiven Effekte einander verknüpft. Dieses sich permanent Ein möglicher Bias kann gegebenenfalls kortikalen Matrix und können zu nicht ziel- im zentralen und/oder peripheren Nerven- Zusammenfassend sind die ausgewähl- ten hinsichtlich einer evidenzbasierten Auch hier liegen somit Unstimmigkeiten tet. Bislang gibt es keine Untersuchungen Eine Vielzahl von kortikalen Regionen, wel- großer Bedeutung. Sie zeigen einheitlich tom genannt [9, 23, 30]. Dysfunktionen Gruppentherapie, welche im nichtoperati- gemeinsamen Betrachtung Unklarhei- Parameter „Schmerz“ und „Funktion“ zugeschrieben werden kann, kann nicht rungen etc. verantwortlich sind, ist wäh- Übungstherapie empfohlen wird, führten ven Setting zu guten Ergebnissen führten, wird Schmerzneuromatrix oder Konnek- rend einer Schmerzwahrnehmung gleich- dadurch entstehen, dass fünf der neun 1:1-Kontakt ein übergeordneter Effekt ten Primärstudien v. a. für die Beantwor- verändernde Netzwerk von Nervenzellen zeitig aktiv und durch Nervenzellen mit- che für das Verhalten, Emotionen, Erfah- bestimmt wird. In Bezug auf die sekun- eindeutig eine Kombination aus PNE und Obwohl in dem bereits in 2. Auflage er- wurden von den Autoren nicht beleuch- eingeschlossenen Studien von Louw et al. system unterhalten die Aktivitäten in der trischer Variablen führt und somit das PNE zu einer Verbesserung psychome- tung der primären Forschungsfrage von kombinierte Herangehensweise durch. däre Forschungsfrage legen sie in der schern gewählten Herangehensweise im im Gruppensetting. Ob der von den For- schienenen Leitfaden „Pain Neuroscience 11 die Tendenz auf, dass eine präoperative postoperative Outcome nicht durch die zu den Effekten einer präoperativen PNE lediglich zwei Autoren [11, 25] eine solche Education“ von Louw et al. (2018) [17]
12 Tab. 4 (Fortsetzung) Artikel, Studien- Probanden 1. Messkriterien, 1a. primäre Messkrite- Messinstrumente Ergebnisse Schlussfolgerung Erschei- design, rien, 1b. sekundäre Messkriterien nungs- Evidenz- 2. Messzeitpunkte jahr level Originalien 3. Intervention Der Schmerz Louw Fallbe- 10 Patienten 1. NPRS Rückenschmerz: Eine neurobiolo- et al. schrei- (7 w, 3 m) – Rücken- und Beinschmerz ODI – Direkt nach Edukation: 6/10 höherer Schmerz, 1/10 gische Edukation (2015) bungen, – Funktion FABQ MDC hat einen direkten [14] 4 – Angst-Vermeidung: a) körperliche – „Physical activity“ (FABQ-PA) – 1 Monat postop.: 8/10 geringerer Schmerz (6/10 Einfluss auf den Aktivität, b) Arbeit/Job – „Work“ (FABQ-W) MDC) Patienten. Deutli- – Katastrophisieren (den Schmerz und – 3 + 6 Monate postop.: 9/10 NRS ≤2 che Unterschiede PCS die Verletzung betreffend) konnten bzgl. der NPQ Beinschmerz: – Kenntnisse über die Neurophysiologie Katastrophisie- FBA – Direkt nach Edukation: 7/10 hatten höheren des Schmerzes rungsgedanken, der „Passive straight leg raise“ Schmerz – Rumpfflexion Rumpfflexion, der ([P]SLR) – Inklinometer – 1, 3, 6 Monate postop.: Die meisten hatten keinen – Nervengleit- und -spannungsfähigkeit Nervengleitfähigkeit Schmerz 2. sowie der eigenen – Baseline (vor Edukation) FABQ-PA: Gedanken des Pat. – Direkt nach der Edukation – Direkt nach Edukation: Reduktion die bevorstehende – 1 Monat postop. – 1, 3, 6 Monate postop.: Reduktion des Scores um OP betreffend fest- – 3 Monate postop. 50 % gestellt werden. Die – 6 Monate postop. Studie zeigt keinen FABQ-W: direkten positiven 3. – Direkt nach Edukation: Score um 25 % geringer Effekt auf die emp- Neurobiologische Edukation 30 min im PCS: fundene Schmerz- 1:1-Kontakt präop. + Buch („Your nerves – Direkt nach Edukation: 10/10 hatten geringere Kata- stärke, wobei diese are having back surgery“) strophisierungsgedanken (5/10 MDC) Veränderungen au- – 1, 3, 6 Monate postop.: 8/10 im Bereich des MDC ßerhalb des MDC liegen und des- NPQ: halb infrage gestellt – Zu jedem Messzeitpkt. bei 10/10 Pat. 10 % besser werden müssen. ODI: Allgemein ist die – Direkt nach Edukation: 7/10 MDC Aussagekraft der – 6 Monate postop.: 6/10 20 % geringer Studie aufgrund des geringen Evidenz- FBA: levels als gering – Direkt nach Edukation: 6/10 Pat. im Bereich des MDC einzustufen oder mehr SLR: – Direkt nach Edukation: 6/10 Pat. im Bereich des MDC oder besser
Tab. 5 Abkürzungen aus der Ergebnista- Messungen unklar. Wichtig erscheint, dass rung von Schmerz. Dass der empfundene belle diese Ergebnisse aufgrund des Einzelfall- Schmerz immer eine Leistung des Gehirns CPM „Conditioned pain modulation“ designs nicht generalisierbar sind. ist, sollte unabhängig von körperlicher Dia- CSI „Central sensitization inventory“ Die durch eine Schmerzerfahrung gnose und Heilungsstadium der Struktur CTS Karpaltunnelsyndrom hervorgerufenen kortikalen neurobiolo- immer Teil eines aufklärenden Gesprächs DASH Disability of Arm, Shoulder and gischen Veränderungen im Sinne einer aller Berufsgruppen sein. Die Erläuterung Hand Questionnaire zentralen Sensibilisierung stehen in einem einer Funktionsstörung, welche alleinig für FABQ Fear Avoidance Belief Question- engen Zusammenhang mit den psycho- einen Schmerz verantwortlich gemacht naire metrischen Charakteristika Kinesiophobie wird, reicht für keinen Schmerzphänotyp FBA Finger-Boden-Abstand und Katastrophisieren [22]. Diese enge aus, um die Bedrohung eines Schmerzes HADS Hospital Anxiety and Disability Verknüpfung von Schmerz und Emotionen zu reduzieren. Questionnaire wird auch in einem Review von Lumley Kritisch ist zu betrachten, dass die IG Interventionsgruppe et al. (2011; [21]) beleuchtet. durchgeführten präoperativen PNE-Inter- KG Kontrollgruppe Um die Entwicklung kinesiophober und ventionen ausschließlich im 1:1-Setting LBP „Low back pain“ katastrophisierender Verhaltensweisen zu durchgeführt wurden, was im klinischen MDC „Minimal detectable change“ verhindern oder deren weitere Ausprä- Alltag nahezu nicht umsetzbar erscheint. NPQ Neurophysiology of Pain Ques- gung zu reduzieren, ist es fundamental, Welchen Effekt eine Gruppenintervention tionnaire den Schmerz sowohl bei akuten als auch hat, ist bislang nur aus schmerztherapeu- NPRS „Numeric pain rating scale“ bei chronischen Schmerzsyndromen für tischen Interventionen im Rahmen der NRS „Numeric rating scale“ seine Bewältigung zu verstehen [3, 5]. Behandlung eines chronischen Schmer- ODI Oswestry Disability Index Die Rekonzeptualisierung von Schmerz zes bekannt. V. a. die positiven sozialen OE Obere Extremität und einer Schmerzerfahrung steht im Aspekte einer Gruppentherapie können PCS „Pain catastrophizing scale“ Hauptfokus der PNE. von der Autorin der vorliegenden Arbeit PNE „Pain neuroscience education“ Zahlreiche Autoren vertreten die Mei- durch Erfahrungen im klinischen Alltag nung, dass das postoperative Outcome be- bestätigt werden. Vor dem Gesichtspunkt PPT „Pain pressure threshold“ reits durch die präoperative Phase mit be- eines biopsychosozialen Ansatzes wäre QST Quantitative sensorische Testung einflusst werden kann [11, 13–15, 19]. eine präoperative PNE im Gruppensetting SLR „Straight leg raise“ Auf Basis der Ergebnisübersicht kann somit ein sinnvoller Ansatz [6]. STAI State-Trait Anxiety Inventory hypothetisiert werden, dass eine präope- TEP Totalendoprothese rative neurobiologische Erklärung von Fazit für die Praxis TS Temporale Summation Schmerz im postoperativen Stadium die 4 „Pain neuroscience education“ (PNE) in TSK Tampa Scale of Kinesiophobia Sensitivität des Nervensystems sowie kine- einem präoperativen Setting kann Kine- VAS Visuelle Analogskala siophobe und schmerzkatastrophisieren- siophobie, Angst und Katastrophisieren WOMAC Western Ontario and McMaster de Tendenzen reduziert. Diese Ergebnisse reduzieren. Der Effekt einer präoperati- Universities Osteoarthritis Index konnten unabhängig von der Lokalisation ven PNE kann weniger an den Variablen RCT Randomized Controlled Trial, CG Control Schmerz und Funktion bewertet werden, des OP-Bereichs bestätigt werden. sondern eher durch psychometrische As- group, IG Interventriosngruppe, fMRT funktio- Durch Langzeit-Follow-up-Erhebun- nelle Magnetresonanztomografie sessments wie z. B. TSK und PCS. gen konnte eine Verhaltensveränderung Die Inhalte von PNE basieren auf der Neu- im Sinne einer geringeren Inanspruch- robiologie und Ätiologie von Schmerzen Die fMRT-Untersuchungen von Louw nahme von postoperativen Leistungen im sowie von zu Schmerz beitragenden Risi- et al. [15] zeigten nach der PNE eine Deak- Gesundheitswesen beobachtet werden. kofaktoren. tivierung in Arealen des periaquäduktalen Keinen Einfluss hat eine präoperative 4 PNE hat einen systematischen Aufbau und kann einfach in die tägliche Praxis Graus (PAG) und des Cerebellums sowie PNE auf die postoperative Schmerzinten- integriert werden. eine gesteigerte Aktivität im Motorkortex. sität und Funktion. Besonders dem PAG und dem Cerebel- Hinsichtlich der Herangehensweisen lum wird eine wichtige Rolle in der ab- liegen v. a. in Zeitpunkt und Dauer der Korrespondenzadresse steigenden Schmerzmodulation, dem Ver- präoperativen PNE Inkonsistenzen vor. Prof. Dr. Harry von Piekartz, Ph.D., M.Sc. PT meidungsverhalten sowie dem subjekti- Um den Effekt der präoperativen PNE Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, ven Empfinden einer Bedrohung zuge- zu stärken sowie ihren Nutzen weiter zu Physiotherapie und Rehabilitationswissen- schrieben. Das PAG steht über direkte Bah- optimieren, besteht hier weiterer For- schaften, Hochschule Osnabrück nen mit dem Gyrus cinguli in Verbindung, schungsbedarf. Caprivistr. 30a, 49076 Osnabrück, Deutschland welcher an der emotionalen Bewertung Die Analyse der Herangehensweise von H.von-Piekartz@hs-osnabrueck.de von Schmerz beteiligt ist [1, 4]. Wie lange PNE (sowohl bei akuten und chronischen die gefundenen kortikalen Veränderungen Schmerzen als auch im präoperativen bei der untersuchten Patientin bestehen Kontakt) im klinischen Setting offenbart Funding. Open Access funding enabled and organi- blieben, ist aufgrund fehlender weiterer die Notwendigkeit einer intensiven Erklä- zed by Projekt DEAL. Der Schmerz 13
Abstract Einhaltung ethischer Richtlinien Effects of preoperative neurobiological education on postoperative Interessenkonflikt. K. von Korn, T. Weiss und H. von outcome. A systematic review Piekartz geben an, dass kein Interessenkonflikt be- steht. Background: Pain may have a crucial impact on human quality of life. An increase in knowledge about neurobiological and neuroscientific processes alone can positively Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine influence the subjective perception of pain as well as psychometric variables. There are Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort different forms of preoperative patient education with the aim to explain postoperative angegebenen ethischen Richtlinien. pain. Based on current literature, preoperative biomedical education has a low level of evidence. It can increase the preoperative anxiety and stress level of patients, which Open Access. Dieser Artikel wird unter der Creative has a negative impact on the postoperative outcome. In contrast, the neuroscientific Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, understanding considers postoperative pain from the viewpoints of the plasticity of Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jegli- the nervous system and involves sensitizational processes in the central and peripheral chem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die nervous systems. ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsge- Purpose: To systematically investigate short- and long-term effects of pain mäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenom- neuroscience education (PNE) in patients before spine surgery. men wurden. Materials and methods: The literature search involved a search of medical databases according to the PI(C)O scheme, and 83 articles were shortlisted. Nine articles that met Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten the inclusion and exclusion criteria were finally included. Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbil- Results: Preoperative pain neuroscience education can positively influence dungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das be- postoperative catastrophizing tendencies as well as postoperative kinesiophobia but treffende Material nicht unter der genannten Creative has no influence on postoperative pain and function. Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für Conclusion: Preoperative reduction of anxiety and pain-maintaining factors mainly die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Ma- on the psychological and social level may have a positive effect on postoperative terials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers subjective pain evaluation, which is reflected in a reduction of anxiety, catastrophizing einzuholen. tendencies, and a lower utilization of postoperative health care services. Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der Lizenzinformation auf http://creativecommons.org/ Keywords licenses/by/4.0/deed.de. Preoperative pain neuroscience education · Spinal surgery · Anxiety reduction · Catastrophizing · Postoperative chronification Literatur 8. IckmansK, MoensM, PutmanK, BuylR, GoudmanL, for lumbar radiculopathy: a single-case fMRI Verwendete Literatur Huysmans E et al (2016) Back school or brain report. 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