Formelle und non-formelle Bildung in Deutschland und Frankreich - wie ergänzen sich beide? - Dokumentation des Seminars vom 25. bis 26. Februar ...
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Dokumentation des Seminars vom 25. bis 26. Februar 2011 in Dijon Formelle und non- formelle Bildung in Deutschland und Frankreich – wie ergänzen sich beide? Dokumentation des Seminars vom 25. bis 26. Februar 2011 in Dijon: „Formelle und non-formelle Bildung in Deutschland und Frankreich – wie ergänzen sich beide?“ 1
Impressum Inhaltsverzeichnis Textzusammenstellung 08 Einleitung Regine Dittmar Chloé Berthon Einführungstext zum Seminar Hannes Kalauch Regine Dittmar, Referatsleiterin des Referats „Schulischer und Anne-Sophie Lelièvre außerschulischer Austausch“ des Deutsch-Französischen Jugendwerks Aminata Tall 09 Programmablauf des Seminars Übersetzungen Sarah Florence Gaebler 15 Offizielle Eröffnung Frank Weigand Dr. Eva Sabine Kuntz, Generalsekretärin des Deutsch-Französischen Jugendwerks Koordinierung des Manuskripts Annette Schwichtenberg 18 Grußworte Grafische Gestaltung Annaïck Loisel, Schulaufsicht, Verantwortliche für Bildungsfragen im Department Côte-d’Or Michaela Anzer Béatrice Angrand, Generalsekretärin des Deutsch-Französischen Jugendwerks Juliane Müller Herbert Tokarski, Ministerialrat, Schulsportreferent im Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz © DFJW/OFAJ, Berlin/Paris, 2012/2013 Elisabeth Biot, stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Dijon 24 Bericht über die erste Podiumsdiskussion, Freitag, den 25. Februar 25 Die aktuellen Entwicklungen der Schulrhythmen in Deutschland und Frankreich sowie deren Einfluss auf die non-formelle Bildung 30 Berichte über die Ergebnisse der binationalen Arbeitsgruppen vom Freitag, den 25. Februar und Samstag, den 26. Februar 31 Arbeitsgruppe 1: Der Lebensrhythmus von Kindern und Jugendlichen in Deutschland und Frankreich Ulrike Papendieck und Cécile Hamet, Deutsch-Französisches Jugendwerk 36 Arbeitsgruppe 2: Wie ergänzen sich Freizeit und Schule Communauté d’Agglomération Dijonnaise im Lernrhythmus von Kindern zwischen 3 und 10 Jahren Le Grand Dijon Cécile Hamet und Ulrike Papendieck, Deutsch-Französisches Jugendwerk 40 avenue du Drapeau 21000 Dijon 40 Arbeitsgruppe 3: Die Kooperation von Schulen, Sportvereinen und Gebietskörperschaften Laura Hayen, Landessportbund Rheinland-Pfalz 44 Arbeitsgruppe 4: Die Rolle der musisch-kulturellen Vereine im Rahmen des Unterrichts in den Sekundarstufen Odile Bourgeois, Bundesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V. 50 Praxis-Beispiele deutsch-französischer Projekte – Kooperationen zwischen Vereinen, Verbänden und Schulen, Samstag, den 26. Februar in Zusammenarbeit mit der Stadt Dijon und mit Unterstützung des Rectorat de l’académie de 51 Sportprojekt: Von „Ballance“ zu Equilibre Dijon, des Landessportbundes Rheinland-Pfalz (LSB), dessen französischem Partner, der Amicale Daniel Mouret, Landessportbund Rheinland-Pfalz Bourguignonne des Sports (ABS), der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V. und Robert Lacroix, Amicale Bourguignonne des Sports (BKJ) sowie der Ligue de l’enseignement Zur Vereinfachung der Lektüre wird im Nachfolgenden nur die männliche Form verwendet. 2 Dokumentation des Seminars vom 25. bis 26. Februar 2011 in Dijon: „Formelle und non-formelle Bildung in Deutschland und Frankreich – wie ergänzen sich beide?“ 3
53 Sprachprojekt: „Le sac à mots“ (ein Rucksack voller Wörter) Ursula Hurson, Haus Rheinland-Pfalz Einführungstext zum Seminar 55 Theaterprojekt: Die Zauberflöte Regine Dittmar, Leiterin des Referats „Schulischer und außerschulischer Austausch“ Heike Pfeiffer, La Position du Guetteur im Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW) 58 Bericht über die zweite Podiumsdiskussion, Samstag, den 26. Februar 59 Bilanz und Perspektiven – Abschlussdiskussion und Arbeitsperspektiven Sieben Jahre sind vergangen, seit die erste Kam- schule, klassisches Modell mit dem Schwerpunkt für die deutsch-französische Zusammenarbeit (Abschluss der Veranstaltung) pagne des Deutsch-Französischen Jugendwerks auf der formellen Bildung oder innovatives Konzept (DFJW) zur Vernetzung der schulischen und außer- unter Einbindung der außerschulischen Partner? 62 Anhang: Beiträge der Teilnehmer schulischen Interventionsbereiche durchgeführt Dies sind u.a. dabei die Fragen, die bei dieser deut- wurde. Das erklärte Ziel im Jahr 2004 war es, die schen Reform im Mittelpunkt stehen. 63 Arbeitsgruppe 1: Lebensrhythmen von Schülern in Dijon Akteure beider Bereiche zusammen zu bringen, Elsa Debarnot, Stadt Dijon einen inhaltlichen Austausch herzustellen und Syn- Das DFJW möchte den Veränderungen in unseren ergien zu schaffen. Vier deutsch-französische Ver- beiden Ländern möglichst zeitnah Rechnung tragen. 66 Arbeitsgruppe 1: Freundschaften pflegen = sozial-emotionale anstaltungen später ist es an der Zeit, Zwischen Wir möchten unseren Beitrag leisten und möglichst Kompetenzen aufbauen. (Ganztags)Schule in Deutschland bilanz zu ziehen sowie Optionen und Modelle für die bald deutsch-französische Kooperationen zwischen als Raum für informelle Bildungsprozesse zukünftige Arbeit des DFJW im Hinblick auf die Ko- Schulen und außerschulischen Trägern fördern Dr. Rimma Kanevski, Leuphana Universität Lüneburg operation von Schulen und Vereinen fest zu legen. können. Ein Blick in die Geschichte des DFJW zeigt, dass Schulen und Vereine über Jahrzehnte hinweg 74 Arbeitsgruppe 2: Wie ergänzen sich Freizeit und Schule Die Veranstaltung in Dijon „Formelle und non- strikt getrennt behandelt wurden und Schul- und im Lernrhythmus von Kindern zwischen 3 und 10 Jahren? formelle Bildung in Deutschland und in Frank- Ferienzeiten für die Förderung von Schul- oder Auf der Grundlage des Beispiels Dijon reich – wie ergänzen sich beide?“ ist in dieser Vereinsprogrammen ein entscheidendes Kriterium Marie Chastel, Stadt Dijon Hinsicht sehr erfolgreich verlaufen. Ihren Ab- waren. Diese Tabus sind überholt. Mit der Kampag- schluss bildeten konstruktive und zukunftsorien- ne für eine schulisch-außerschulische Kooperation 77 Arbeitsgruppe 2: Profilbildende und interdisziplinäre tierte Vorschläge mit der Aufgabe für das DFJW, geht das DFJW einen neuen, innovativen Weg, der Unterstützungselemente für pädagogische Fachkräfte praxisorientierte Konzepte zu erarbeiten und für die inhaltliche Fortentwicklung seiner Program- Harald Weis, Technische Jugendfreizeit- und Bildungsgesellschaft anschließend umzusetzen. me sehr wichtig ist. 79 Arbeitsgruppe 2: Wie ergänzen sich Freizeit und Schule Die Bildungsdiskussionen sind in beiden Ländern Für die Veranstaltung in Dijon möchten wir uns im Lernrhythmus von Kindern zwischen 3 und 10 Jahren? in vollem Gang. In Frankreich wird eine große bei allen Kooperationspartnern bedanken: dem Jean-Louis Davot, la Ligue de l’enseignement Schulreform angestrebt. Eine kleine Revolution ist Rectorat de l’académie de Dijon, dem Landessport- das, was da passieren soll und sie wird das Le- bund Rheinland-Pfalz (LSB-RLP), der Amicale 81 Arbeitsgruppe 3: Sportunterricht nach abgeändertem ben in Frankreich verändern, denn diese Reform Bourguignonne des Sports (ABS), der Bundesver- Stundenplan (Volleyball) drehe sich nicht nur um Inhalte, Lehrdeputate und einigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V. Jean-Pierre Fleutiaux, ASPTT Dijon Volleyball Unterrichtsmethoden, sondern auch und vor allem (BKJ) sowie der Ligue de l’enseignement, die uns um den Schulrhythmus. Im Fokus stünden die fachlich entscheidend unterstützt haben. 83 Arbeitsgruppe 3: Die Kooperation von Schulen, Stundenkontingente der Schülerinnen und Schü- Sportvereinen und Gebietskörperschaften ler sowie die Verkürzung der F erienzeiten. Vieles Unser ganz besonderer Dank gilt der Ville de Dijon, Alexander Schmuck, IGS Wörrstadt würde sich dadurch in Frankreichs sozialen und nicht nur für die logistische und finanzielle Unter- gesellschaftlichen Strukturen verändern. Außer stützung. Der Enthusiasmus und die Leidenschaft, 86 Arbeitsgruppe 4: Feedback über die interkulturellen schulische Angebote würden in neue Freiräume mit der diese Veranstaltung vorbereitet und von Erfahrungen des lokalen professionellen Netzwerkes GO! eingebaut werden, Vereine und Verbände würden den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt Yves Lévêque, « Graphistes de l’Ombre » und Véronique Hottin, IPSAA/ESDAC viel enger mit den Schulen zusammenarbeiten Dijon unterstützt wurde, hat uns beeindruckt und müssen. ein Mal mehr gezeigt, welchen Stellenwert die 89 Arbeitsgruppe 4: Kulturelle Bildung für alle deutsch-französische Zusammenarbeit für Dijon Ulrike Münter, Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V. In Deutschland wird unterdessen die Einführung und die Partnerstadt Mainz sowie für die beiden der Ganztagsschule weiter voran gebracht. Viele Regionen Rheinland-Pfalz / Burgund haben. 96 Praxis-Beispiele deutsch-französischer Projekte – Bundesländer arbeiten zuerst einmal daran, die in- frastrukturellen Herausforderungen zu bewältigen, Kooperationen zwischen Vereinen, Verbänden und Schulen bevor dieses Modell zum Tragen kommen kann. Andere können bereits erste Erfahrungen und Er- 96 Sportprojekte: „Ballance“ und Equilibre gebnisse vorweisen, wie z.B. Rheinland-Pfalz, unser Daniel Mouret, Landessportbund Rheinland-Pfalz und Robert Lacroix, Amicale Bourguigonne des Sports Partner bei der Durchführung der letzten beiden Veranstaltungen sowie Pionier und Vorreiter bei der 102 Teilnehmerliste Einführung der Ganztagsschule. Mit großem Inter- esse verfolgen wir die Entwicklung in allen Bundes- 105 Glossar ländern und fragen uns, ob sich das neue deutsche Schulmodell langfristig bundesweit wird durchset- zen können. Offene oder gebundene Ganztags- 4 Dokumentation des Seminars vom 25. bis 26. Februar 2011 in Dijon: „Formelle und non-formelle Bildung in Deutschland und Frankreich – wie ergänzen sich beide?“ 5
Programmablauf des Seminars 17.00–19.30 Uhr Binationale Arbeitsgruppen Freitag, 25. Februar 2011 1) Der Lebensrhythmus von Kindern und Jugendlichen in Deutschland und Frankreich Referenten: Elsa Debarnot – Stadt Dijon 12.00–13.45 Uhr Empfang der Teilnehmerinnen und Teilnehmer Dr. Rimma Kanevski – Leuphana Universität Lüneburg Moderator: Arnaud Tiercelin – la Ligue de l’enseignement durch Regine Dittmar, Referatsleiterin und die Kolleginnen und Kollegen des Referates Berichterstatterin: Ulrike Papendieck – DFJW „Schulischer und außerschulischer Austausch“ des Deutsch-Französischen Jugendwerkes (DFJW) 2) Wie ergänzen sich Freizeit und Schule im Lernrhythmus von Kindern zwischen 3 und 10 Jahren? 14.00–14.30 Uhr Offizielle Eröffnung Referenten: Marie Chastel – Stadt Dijon durch Dr. Eva Sabine Kuntz – Generalsekretärin des DFJW Harald Weis – Technische Jugendfreizeit- und Bildungsgesellschaft Grußworte Moderator: David Lopez – la Ligue de l’enseignement Berichterstatterin: Cécile Hamet – DFJW Annaïck Loisel – Inspectrice d’académie et directrice des services départementaux de la Côte-d’Or 3) Die Kooperation von Schulen, Sportvereinen und Gebietskörperschaften Markus Woelke – Kulturreferent, Deutsche Botschaft in Frankreich Referenten: Jean-Pierre Fleutiaux – ASPTT Dijon Volleyball Herbert Tokarski – Ministerialrat, Schulsportreferent Alexander Schmuck – IGS Wörrstadt Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz Moderator: Herbert Tokarski – Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz Elisabeth Biot – Stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Dijon Berichterstatterin: Laura Hayen – Landessportbund Rheinland-Pfalz 14.30–16.15 Uhr Podiumsdiskussion 4) Die Rolle der musisch-kulturellen Vereine – im Rahmen des Unterrichts in den Sekundarstufen Die aktuellen Entwicklungen der Schulrhythmen in Deutschland und Frankreich sowie deren Einfluss auf die non-formelle Bildung Referenten: Yves Lévêque – « Graphistes de l’ombre » Véronique Hottin – IPSAA/ESDAC Pascal Grand – Inspecteur académique – Inspecteur pédagogique régional d’allemand Ulrike Münter – Bundesvereinigung Kulturelle Rectorat de l’académie de Dijon Kinder- und Jugendbildung e.V. Moderatorin: Nadia Inoubli – DFJW Herbert Tokarski – Ministerialrat, Schulsportreferent Berichterstatterin: Heike Hartmann – DFJW Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz 19.30 Uhr Abfahrt des Bus-Shuttles vor dem Grand Dijon zum Abendempfang Prof. Dr. François Testu – em. Professor der Psychologie (Universität Tours) Landesvorsitzender der Jeunesse au Plein Air (JPA) 20.00 Uhr Empfang und gemeinsames Abendessen Prof. Dr. Falk Radisch – Juniorprofessor für Erziehungswissenschaftliche auf Einladung der Stadt Dijon Forschungsmethodik am Institut für Bildungsforschung der School of Education (Salle Camille Claudel) in Anwesenheit von1: Bergische Universität Wuppertal Elisabeth Biot – Stellvertretende Bürgermeisterin Dijon Moderiert von Hans-Jürgen Langen – Ministerialrat i.R. Safia Otokoré – Vizepräsidentin des Conseil régional de Bourgogne Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz Béatrice Angrand – Generalsekretärin des Deutsch-Französischen Jugendwerkes Berichterstatter: Killian Lynch, DFJW 1 Frau Claude Darciaux, Bürgermeisterin und Abgeordnete von Longvic, hat die Teilnehmer 16.15–16.45 Uhr Pause und Gäste ebenfalls begrüßt und betont, wie wichtig die deutsch-französische Zusammenarbeit für die Region ist. 16.45 Uhr Aufteilung in die Arbeitsgruppen 6 Dokumentation des Seminars vom 25. bis 26. Februar 2011 in Dijon: „Formelle und non-formelle Bildung in Deutschland und Frankreich – wie ergänzen sich beide?“ 7
Programmablauf des Seminars Theaterprojekt: Die Zauberflöte Heike Pfeiffer, La Position du Guetteur Samstag, 26. Februar 2011 Vorgestellt von Chloé Berthon – DFJW 14.30–16.00 Uhr Podiumsdiskussion Aufteilung in die Arbeitsgruppen Bilanz und Perspektiven Abschlussdiskussion und Arbeitsperspektiven 9.30–12.00 Uhr Binationale Arbeitsgruppen für die deutsch-französische Zusammenarbeit 1) Der Lebensrhythmus von Kindern und Jugendlichen Anne Dillenseger – Stadt Dijon in Deutschland und Frankreich Christoph Kodron – Europäischer Bund für Bildung und Wissenschaft Gaston Tavel – Vacances Musicales Sans Frontières Referenten: Elsa Debarnot – Stadt Dijon Laura Hayen – Landessportbund Rheinland-Pfalz Dr. Rimma Kanevski – Leuphana Universität Lüneburg Moderator: Arnaud Tiercelin – la Ligue de l’enseignement Moderiert von Regine Dittmar Berichterstatterin: Cécile Hamet – DFJW Referat „Schulischer und außerschulischer Austausch“ des DFJW 2) Wie ergänzen sich Freizeit und Schule im Lernrhythmus Abschluss der Veranstaltung von Kindern zwischen 3 und 10 Jahren? 16.30 Uhr Stadtführung Dijon Referenten: Jean-Louis Davot – la Ligue de l’enseignement Harald Weis – Technische Jugendfreizeit- und Bildungsgesellschaft Moderator: David Lopez – la Ligue de l’enseignement Berichterstatterin: Ulrike Papendieck – DFJW 3) Die Kooperation von Schulen, Sportvereinen und Gebietskörperschaften Referenten: Jean-Pierre Fleutiaux – ASPTT Dijon Volleyball Alexander Schmuck – IGS Wörrstadt Moderator: Herbert Tokarski – Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz Berichterstatterin: Laura Hayen – Landessportbund Rheinland-Pfalz 4) Die Rolle der musisch-kulturellen Vereine – im Rahmen des Unterrichts in den Sekundarstufen Referenten: Yves Lévêque – « Graphistes de l’ombre » Véronique Hottin – IPSAA/ESDAC Ulrike Münter – Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V. (BKJ) Moderatorin: Heike Hartmann – DFJW Berichterstatterin: Odile Bourgeois – BKJ Oben, von links nach rechts: 12.00–13.30 Uhr Mittagessen im Grand Dijon -- Regine Dittmar, Referatsleiterin „Schulischer und außerschulischer Austausch“ im Deutsch-Französischen Jugendwerk 13.30–14.30 Uhr Praxis-Beispiele deutsch-französischer Projekte – -- Herbert Tokarski, Ministerialrat, Schulsportreferent im Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz Kooperationen zwischen Vereinen, Verbänden und Schulen -- Annaïck Loisel, Inspectrice d’académie et directrice des services départementaux de la Côte-d’Or -- Markus Woelke, Kulturreferent, Deutsche Botschaft in Frankreich Sportprojekt: Von „Ballance“ zu Equilibre -- Hans-Jürgen Langen, Ministerialrat i.R., Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Daniel Mouret – Landessportbund Rheinland-Pfalz Jugend und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz Robert Lacroix – Amicale Bourguignonne des Sports Unten, von links nach rechts: Sprachprojekt: „Le sac à mots“ (ein Rucksack voller Wörter) -- Dr. Eva Sabine Kuntz, Generalsekretärin des DFJW Ursula Hurson, Maison de Rhénanie-Palatinat -- Elisabeth Biot, Stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Dijon -- Béatrice Angrand, Generalsekretärin des DFJW -- Pascal Grand, Inspecteur académique régional d’allemand, Rectorat de l’académie de Dijon 8 Dokumentation des Seminars vom 25. bis 26. Februar 2011 in Dijon: „Formelle und non-formelle Bildung in Deutschland und Frankreich – wie ergänzen sich beide?“ 9
PISA, Lernrhythmus, G9, G8, 4-Tage-Woche, und des Schulrhythmus von Kindern und Jugend orphelins de 16 heures, Ferienlänge, Zusammen- lichen. Gleichzeitig findet in Frankreich eine arbeit von schulischem und außerschulischem Diskussion statt, bei der man mitunter zum deut- Lernen, von formellem und non-formellem Ler- schen Nachbarn hinüberschaut: Ist es wirklich nen – das sind Themen, die auf beiden Seiten, sinnvoll, Kindern von Anfang an einen Rhythmus wenn auch in unterschiedlichem Maß und aus aufzuzwingen, der dem von Erwachsenen, ja von unterschiedlichen Gründen, die Gemüter erhitzen. Managern ähnelt? So hat etwa die Arbeitsgruppe, die Luc Chatel Bei der vierten Tagung zu diesem Thema heute (AdÜ ehemaliger Minister für Bildung, Jugend und und morgen in Dijon ist uns eines besonders Vereinswesen) gebeten hat, sich über die Frage wichtig: der Praxisbezug. Wir werden Ihnen Bei- der Schulrhythmen zu beugen, dem Minister vor spiele präsentieren, die von Kreativität und Mut einem Monat einen Zwischenbericht übergeben; zur Veränderung zeugen; gleichzeitig hoffen wir ein zweiter Bericht mit konkreten Vorschlägen sehr auf Ihre aktive Mitarbeit, um zu praktischen wird für den Frühling erwartet. Ergebnissen zu kommen, die uns im DFJW helfen, Bundesbildungsministerin Annette Schavan konkrete Projekte zu entwickeln, die formelle unterstrich im November vergangenen Jahres bei und non-formelle Bildung verbinden. Wir hoffen, einem Kongress in Berlin, die Ganztagsschulen dass Sie – unsere Partner, ohne die wir wenig Seminareröffnung durch Regine Dittmar, Freitag, 25. Februar 2011 seien Vorbilder für das Lernen der Zukunft: tun könnten – sich des Themas aktiv annehmen werden. „Ganztagsschulen haben das Potential, zu Zen tren für Bildungsbündnisse vor Ort zu werden.“ Wir haben uns sehr über das große Interesse an den Tagungen gefreut, grundsätzlich und weil Offizielle Eröffnung In Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren viel verändert. es uns zeigt, dass es sich hier um ein Thema handelt, das von Bedeutung ist für den deutsch- französischen Dialog. Genau das ist es, was das Das ist umso wichtiger in einer Zeit, in der wir DFJW als Kompetenzzentrum der deutschen feststellen, dass die Ansprüche an die Schul- und französischen Regierung anbieten will: eine durch Dr. Eva Sabine Kuntz, General- deutsch-französische Versöhnung wurde erfolg- abgänger gestiegen sind. Die Vermittlung von Plattform für den Erfahrungsaustausch und die sekretärin des Deutsch-Französischen reich abgeschlossen. Der französische Staats Fachwissen reicht längst nicht mehr aus; Sprach- Zusammenarbeit der schulischen und außerschu- Jugendwerks (DFJW) sekretär für Europafragen, Laurent Wauquiez, hat kompetenz, Kommunikationskompetenz, Medien lischen Akteure. das in einem interessanten Interview mit seinem kompetenz, Bereitschaft zum lebenslangen adame l’Inspectrice d’académie et directrice M deutschen Amtskollegen Werner Hoyer in der Lernen, Teamfähigkeit etc. sind gefragt. Fächer- Und warum Dijon? Warum mit Unterstützung des des services départementaux de la Côte-d’Or, letzten Ausgabe des Nouvel Observateur folgen- übergreifende Fähigkeiten, bei denen neben der Rectorat de l’académie de Dijon, des Landes lieber Markus Woelke, dermaßen formuliert: formalen auch der non-formalen Bildung immer sportbundes Rheinland-Pfalz, der Amicale sehr geehrter Herr Tokarski, mehr Gewicht zukommt. Bourguignonne des Sport, der Bundesvereinigung chère Elisabeth Biot, „La relation franco-allemande n’a plus besoin de Der Blick über die Grenze kann hier nur hilf- kultureller Kinder- und Jugendbildung und der mesdames et messieurs, déclarations romantiques, comme après-guerre. reich sein, um sich Anregungen zu holen oder Ligue de l’enseignement? Nicht, weil ich selbst chers amis, Elle est devenue adulte. Elle n’est pas dans la sein eigenes Schulsystem kritisch zu hinterfra- aus Rheinland-Pfalz komme und zwei Jahre in sentimentalité, mais dans l’identification de ce gen. Das DFJW hat deshalb im Oktober 2004 in Burgund gelebt habe, nein – weil es in diesen ich beginne – ganz ungebührlich – mit einem qui fait le noyau de notre intérêt commun.“ Berlin eine Veranstaltungsreihe zum Vergleich der beiden Regionen eine exemplarische Zusammen- Eigenlob: das Deutsch-Französische Jugendwerk beiden Bildungssysteme begonnen und sie 2006 arbeit gibt. (DFJW) hat es 211.000 jungen Menschen im ver- Das sehen wir auch im DFJW: Unsere Aufgabe in Tours und 2008 in Mainz fortgesetzt, um sie gangenen Jahr 2010 ermöglicht, sich auszutau- ist es, uns ständig neu zu erfinden. Die große jetzt hier in Dijon zum Höhepunkt und Abschluss Werner Hoyer unterstreicht in dem Artikel des schen und die Kultur und Sprache des anderen Leistung des DFJW ist in meinen Augen genau zu bringen. Nouvel Observateur übrigens, es gehe nicht dar- besser kennenzulernen. diese: auf veränderte politische und gesellschaft- um, ein Modell aufzuoktroyieren, sondern darum, liche Situationen zu reagieren und sein Angebot Zunächst hatten wir uns der Klärung grundsätz- vom anderen zu lernen. Eine Rekordzahl – und wir sind insbesondere anzupassen, ohne Abstriche bei der Qualität zu licher Fragen gewidmet: Was ist überhaupt eine stolz darauf, dass die Zahl derjenigen, die ausge- machen. Wir müssen neue Zielgruppen erreichen, Ganztagsschule? In Deutschland, in Frankreich? „Si la France identifie quelque chose de bien en tauscht werden, seit fünf Jahren ansteigt und wir die bislang noch nicht ausreichend angesprochen Nur eine „Verwahranstalt mit Suppenausgabe“, Allemagne, elle l’importera. Même chose pour 2007 die 200.000er-Schwelle überschreiten konn- wurden, junge Menschen mit Thematiken an- wie manche Kritiker hämisch urteilen? Oder doch nous.“ ten. Denn die Zahl enthält eine politisch wichtige sprechen, die sie interessieren und die großen mehr? Wie können die Angebote am Nachmittag Message: Die deutsch-französischen Beziehungen gesellschaftlichen Diskussionen in Deutschland in einem konzeptionellen Zusammenhang mit In diesem Sinne wünsche ich Ihnen zwei inter- interessieren und motivieren noch immer, auch und Frankreich begleiten und bereichern. Zu dem Unterricht am Vormittag stehen? Wie sieht essante, manchmal vielleicht kontroverse, aber 2011, 48 Jahre nach Unterzeichnung des Elysée- diesen Themen gehören Fragen von Integration die Rolle derer aus, die bislang außerschulische immer konstruktive Tage intensiven deutsch- Vertrags und gerade auch junge Menschen. und Chancengleichheit, von kultureller Bildung, Bildung angeboten haben – Sportvereine, Musik französischen Austauschs! frühkindlichem Lernen, beruflicher Bildung – schulen, Theatergruppen? Die französischen Dabei haben sich die deutsch-französischen und ganz allgemein Fragen der Organisation Volksbildungsverbände verstehen ihre Aufgabe Beziehungen in den vergangenen 48 Jahren von Bildung. seit jeher als Komplementärangebot zur öffent sehr verändert: Die Europäische Union hat sich lichen Schulbildung. Seit langer Zeit beschäftigen entwickelt, Europa hat sich wiedergefunden, die sie sich daher mit Fragen des Lebensrhythmus 12 Dokumentation des Seminars vom 25. bis 26. Februar 2011 in Dijon: „Formelle und non-formelle Bildung in Deutschland und Frankreich – wie ergänzen sich beide?“ 13
Grußworte -- auf die Entschlossenheit des Goethe-Instituts, Wir sind heutzutage mit drei Herausforderungen konfrontiert. -- a uf das Handeln der Vereine, die heute Abend stark vertreten sind und die ich hiermit begrüße, nd selbstverständlich auf das DFJW, das mit -- u Die erste Herausforderung: Der Rhythmus Annaïck Loisel, Schulaufsicht, Dank dieser Anstrengungen, auch Dank des En- seiner wohlbekannten Tatkraft erst vor kurzem des Kindes Verantwortliche für Bildungsfragen gagements der Deutschlehrer, deren Entschlos- das Projekt „Kinderkiste“ gestartet hat, einem im Departement Côte-d’Or senheit ich nur begrüßen kann, ist die Anzahl der bilingualen Sprachkoffer für die Vorschulen. Die erste Herausforderung ist es, die Einteilung Jugendlichen, die Deutsch lernen, stark angestie- der jährlichen, monatlichen, wöchentlichen und Sehr geehrter Herr Woelke, gen. Sie lag diesmal zu Schulanfang bei 825.000 In den kommenden Monaten wollen wir uns ganz täglichen Schulzeit an den Rhythmus des Kindes sehr geehrter Herr Tokarski, Schülern, gegenüber 822.000 im Vorjahr. besonders der Herausforderung der Mobilität der auf jeder Schulebene (Grundschulen, collèges, sehr geehrte Frau Angrand, Jugendlichen stellen. Und selbstverständlich der lycées) anzupassen. Zu diesem Zweck sind zwei sehr geehrte Frau Dr. Kuntz, Natürlich bleibt noch viel zu tun, vor allem in Mobilität in Richtung Deutschland. Ansätze vorstellbar: sehr geehrte Frau Biot, der Grundschule. Aus diesem Grund legte Luc as Tagespensum zu vermindern und dafür die -- d sehr geehrte Damen und Herren, Chatel im vergangenen Juni Wert darauf, den Denn unsere Jugend hungert nach Mobilität, da- Anzahl der Unterrichtstage heraufzusetzen, Fünftklässlern, die Deutsch lernen, im großen nach, die Welt zu entdecken, danach, über unse- ich freue mich sehr, dass ich im Namen von Luc Hörsaal der Sorbonne persönlich ihr A1-Diplom re Grenzen hinaus tätig zu werden. Im Gegensatz ie Verteilung von Unterrichtszeiten und Ferien -- d Chatel, des Ministers für Bildung, Jugend und des Gemeinsamen europäischen Referenzrah- zu hartnäckigen Klischees hat die französische über das Jahr hinweg neu zu überdenken. Vereinswesen, dieses Seminar eröffnen darf, mens für Sprachen zu überreichen. Jugend keine Angst vor der Welt, die sie umgibt, das vom DFJW in Partnerschaft mit der Stadt Aus diesem Grund wurden außerdem 50 sie lehnt sie nicht ab, sie strebt danach, in diese Die Analyse des Systems muss von chrono-bio- Dijon und mit Unterstützung des Rectorat de zusätzliche Stellen für Lehrer mit dem CAPES Welt hinauszugehen und dort zu handeln. logischen Daten ausgehen und von der Analyse l’académie de Dijon, der Amicale Bourguignonne d’allemand (Deutschlehrerdiplom, das für den von schulischen Organisationen im Ausland, vor des Sports (ABS) und ihres deutschen Partners Unterricht an collège und lycée qualifiziert) Man muss also den Jugendlichen unseres Landes allem in den Ländern, in denen sich die größten des Landessportbunds Rheinland-Pfalz (LSB- geschaffen. die Werkzeuge geben, um hinaus in die Welt zu schulischen Erfolge feststellen lassen. RLP), der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- gehen und all ihre Angebote zu nutzen. und Jugendbildung e.V. (BKJ) und der Ligue de Um den Deutschunterricht weiterentwickeln zu l’enseignement organisiert wurde. können, muss man überzeugen. Und man muss Natürlich haben europäische Programme wie Die zweite Herausforderung: Die Eingliede zu allererst die Eltern der Schüler überzeugen. Erasmus die Haltung der Studenten gegenüber rung der Schulzeit in die Zeiteinteilung der Unsere beiden Bildungssysteme weisen zahlreiche Die Eltern möchten nämlich in der Regel, dass ihrem internationalen Umfeld entscheidend französischen Gesellschaft Berührungspunkte auf; ich möchte gerne zwei ihre Kinder mit Englisch beginnen. Dies hat verändert. Natürlich ermöglicht es das DFJW davon erwähnen: die Bedeutung, die dem Fremd- eine gewisse Logik; eine Logik, die man begrei- Jugendlichen in der Ausbildung, ihre Fähigkeiten Die zweite Herausforderung besteht darin, die sprachenunterricht zugemessen wird, insbeson- fen muss und mit der man rechnen muss: Die im Partnerland einzusetzen. Ebenso ermöglicht Schulzeit so gut wie möglich in die gegenwärti- dere auf französischer Seite dem Deutschen, und Bevölkerung ist heutzutage überzeugt, dass ihr es das Programm Jules Verne des Bildungsminis- ge Zeiteinteilung der französischen Gesellschaft die Einteilung der Schulzeit, das Thema des Semi- Kind im Verlauf seiner Schulpflicht zwei Fremd- teriums mehreren Dutzenden Lehrern, ein Jahr einzugliedern, unter Berücksichtigung unter- nars, das uns heute hier zusammenführt. sprachen erlernen wird. Dies führt dazu, dass lang im Ausland, vor allem in Deutschland, zu schiedlicher außerhalb des Schulsystems liegen- die traditionelle Unterscheidung zwischen dem unterrichten. der Faktoren: Unterricht der ersten Fremdsprache und dem -- A nliegen wirtschaftlicher Art Wie steht es um den Deutschunterricht in Unterricht der zweiten Fremdsprache immer Doch müssen wir noch weiter gehen, und un- (Tourismus, Sicherheit im Straßenverkehr), Frankreich? mehr verschwimmt. sere Rolle besteht eben darin, anzuregen, zu verstärken, und diese Bewegung hin zur Erobe- -- A nliegen gesellschaftlicher Art (Arbeitsrhyth- Die deutsch-französische Freundschaft, die dieser Und außerdem wissen Sie, dass das ehrgeizige rung einer internationalen Mobilität auszubauen. mus der beiden Eltern, alleinerziehende Eltern, Arbeitstag deutlich macht, ist für uns ein An- Projekt der Entwicklung eines deutsch-franzö- Eben deshalb denken wir gerade über die rela- Problem der Kinderbetreuung während der spruch. Der Anspruch, aufmerksam über die För- sischen Schulbuchs, das auf beiden Seiten des tiv frühzeitige Einrichtung eines internationalen Ferien, Zunahme der Anziehungspunkte für die derung der deutschen Sprache in Frankreich zu Rheins begonnen und mit Beständigkeit fort- Mobilitätsprogramms für die 11. und 12. Klassen Kinder außerhalb des Unterrichts). wachen, von der man allzu häufig vergisst, dass geführt wurde, 2011 zur Veröffentlichung eines innerhalb des Bildungssystems nach. Und wir sie die meistgesprochene Muttersprache in Euro- dritten Bandes führen wird. wollen selbstverständlich, dass Deutschland zu pa ist – und zwar noch vor dem Französischen! den bevorzugten Reisezielen gehört. Die dritte Herausforderung: Die Weiter Und wir werden nicht dabei stehen bleiben. Sie entwicklung von Faktoren innerhalb des Dieser Anspruch drückt sich durch die offiziellen können sich darauf verlassen, dass Luc Chatel Mobilität ist der kürzeste Weg zur Beherrschung Bildungssystems Anstrengungen seit 2004 aus, den Niedergang den eingeschlagenen Kurs fortführt, mit interes der Sprache des Partners. Zur Kenntnis seiner -- Um eine tiefgreifende Veränderung des schuli- des Erlernens der deutschen Sprache in Frank- santen, in der Deutsch-Französischen Agenda Kultur. Seiner Kultur in ihrer ganzen Vielfalt, schen Rhythmus zu ermöglichen, müssen sich reich einzudämmen, denen, was ich begrüße, in 2020 niedergelegten Projekten, wie der Schaf- ihrem ganzen Reichtum. folgende Faktoren innerhalb des Bildungssys- Deutschland eine identische Anstrengung zu- fung von 200 bilingualen Vorschulen auf beiden tems weiterentwickeln: gunsten des Französischen gegenübersteht. Seiten des Rheins. Egal, ob es sich nun um bilinguale Klassen Der schulische Rhythmus -- O rganisation der Prüfungen auf nationaler handelt (mit gemeinsamem Deutsch- und Franzö- Und wir wissen, dass wir uns ebenfalls auf Sie Ebene, sischunterricht), europäische Zweige (bei denen verlassen können: Offensichtlich gehen unsere beiden Länder mit -- B ewerbungsaufrufe für Ausbildungen ein Hauptfach auf Deutsch unterrichtet wird), dieser Frage auf unterschiedliche Art und Weise uf die kontinuierliche Unterstützung und die -- a mit Hochschulreife auf nationaler Ebene, oder auch Abibac-Zweige (die auf baccalauréat um, doch wird auf beiden Seiten der Grenze leb- freundschaftliche Bereitschaft des Botschafters und Abitur vorbereiten) – stets haben diese haft darüber nachgedacht. -- F estlegung der Stundenzahl der Lehrer im Reinhard Schäfers, Anstrengungen Früchte getragen. Wochenrhythmus (Dienstvorschrift) 14 Dokumentation des Seminars vom 25. bis 26. Februar 2011 in Dijon: „Formelle und non-formelle Bildung in Deutschland und Frankreich – wie ergänzen sich beide?“ 15
ntwicklung des Erziehungsangebots nach -- E Begrüßungswort von Béatrice Angrand, Derzeit denkt man in Frankreich über eine ver Herbert Tokarski, Referent für Schul- dem Unterricht (erzieherische Betreuung), Generalsekretärin des Deutsch- kürzte Schulunterrichtszeit nach. So hat der sport, Ministerium für Bildung, Wissen- Französischen Jugendwerks (DFJW) zuständige parlamentarische Ausschuss vorge- schaft, Weiterbildung und Kultur des -- Schularbeit zu Hause. schlagen, die tägliche Unterrichtszeit zu verkür- Landes Rheinland-Pfalz Sehr geehrte Frau Abgeordnete, zen und gleichzeitig das Schuljahr zu verlängern. Das Leitungskomitee der Nationalkonferenz über sehr geehrte Damen und Herren, In der Praxis würde dies bedeuten: Begrenzung Sehr geehrte Frau Angrand, den schulischen Rhythmus hat im Januar 2011 liebe Freunde, der Sommerferien auf sechs Wochen und Ab- sehr geehrte Frau Dr. Kuntz, einen zusammenfassenden Bericht über alle schaffung der Vier-Tage-Woche. In Deutschland geschätzte Ehrengäste, Anhörungen, Debatten in den académies und ich möchte Ihnen nun auch meinerseits herzlich hingegen führen immer mehr Länder die Ganz- sehr verehrte Damen und Herren, Diskussionen im Internet veröffentlicht. Es wird für Ihre Unterstützung danken. Ein außerordent tagsschule ein. In Frankreich ist man um Dezen- sich die Zeit nehmen, all diese Fragestellungen licher Dank gilt zudem der Stadt Dijon für den tralisierung bemüht, in Deutschland um Zentra ich übermittle Ihnen von der Ministerin für zu vertiefen und ein neues Verhältnis zwischen Empfang und die Einladung in den Camille- lisierung… Auf den ersten Blick hört sich das ildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur, Frau B der Schulzeit, der Zeit der Familie und der Zeit Claudel-Saal. Dieser Abend steht wahrlich unter nach einem Paradox an. Und doch – und gerade Doris Ahnen, und von der für Schulen zuständi der Gesellschaft auszuarbeiten. Dabei wird es dem Zeichen des Weiblichen. Ich hatte heute deshalb ist unsere Arbeit so zielführend – können gen Staatssekretärin, Frau Vera Reiß, h erzliche auch die Empfehlungen des Informationsbe- Morgen die Gelegenheit, im Stadtzentrum Dijons wir vom jeweils Anderen lernen. Zudem trägt uns Grüße. Ihr übervoller Terminplan macht es leider richts der Kommission für Bildung und Kultur der spazieren zu gehen, das Musée des Beaux-arts alle ein gemeinsamer Wunsch: ein verbessertes unmöglich, bei dieser Tagung anwesend zu sein, Nationalversammlung, der am 8. Dezember 2010 zu besuchen und ich war ergriffen angesichts der Zusammenleben, bei dem die Kinder wieder in sie haben mich gebeten, die Vertretung zu über- veröffentlicht wurde, in seine Überlegungen mit ruhmvollen Namen der Herzöge Burgunds wie den Mittelpunkt gerückt werden. nehmen. Dies tue ich sehr gern, schließlich stelle einfließen lassen. Karl dem Kühnen, Philipp dem Kühnen, Johann ich für die Sportkommission der Kultusminister Ohnefurcht… Sie waren Europäer, die ihrer Zeit Ich danke unseren mehr als 6.000 Partnern in konferenz den permanenten Kontakt für das Ausgehend von der Analyse dieser Parameter voraus waren, denn sie ehelichten Margarete von Deutschland und Frankreich, ohne die wir diese Deutsch-Französische Jugendwerk sicher und müssen Prioritäten festgelegt werden, um die Bayern, Isabella von Portugal bzw. Margarete von Aufgabe nicht erfüllen könnten. Sie sind es, die habe auch bei der letzten Veranstaltung in Mainz Gesamteinteilung der Schulzeit neu zu überden- Flandern. unsere Ideen und Maßnahmen direkt vor Ort mitgewirkt, so dass mir die Thematik vertraut ist. ken. Anschließend wird es angebracht sein, vor umsetzen. allem das allgemeine Fundament des Schuljah- Alle Voraussetzungen sind geschaffen, damit Das Thema „Bezug der formellen zur informellen res neu zu definieren, indem man eventuell den unsere Arbeit im Dienste der Kinder und über die Abschließen möchte ich mit einem Zitat von Bildung“ steht schon seit Jahren im Fokus der Kalender auf die unterschiedlichen Schulstufen deutsche und französische Gesellschaft hinaus Rachida, einer jungen Teilnehmerin an einem bilateralen Veranstaltungen. Eine besondere Be- abstimmt, um so die notwendigen Spielräume auf wunderbare Weise ihre Früchte trägt. Das unserer Programme: deutung hat in diesem Zusammenhang die lang- für eine wöchentliche und tägliche Einteilung DFJW hat sich zum Ziel gesetzt, die deutsch- jährige Freundschaft des Landes Rheinland-Pfalz der Schulzeit zu eröffnen. In diesem Stadium französischen Beziehungen von morgen zu er- „Dank dieses Theaterprojektes, das wir mit mei- mit der Region Burgund. Ebenso ist das hohe erscheint es schwierig, die Schlussfolgerungen denken, und so bieten wir gemeinsam mit unse- ner Klasse in Deutschland durchgeführt haben, Engagement des Landessportbundes Rheinland- der Nationalkonferenz im Voraus zu beurteilen. ren Partnern vor Ort Projekte an, die den jungen habe ich mich europäischer gefühlt.“ Pfalz hervorzuheben. Schließlich soll sie bis Mai 2011 arbeiten, um die Generationen ermöglichen, die Schlüssel dieser Gesamtheit der Parameter dieses komplexen Zusammenarbeit zu entdecken und ihre Außer Die Freude, zu der wir beitragen, sollte Grund ge- Spätestens seit den Leipziger Thesen des Bun- Themas zu erfassen, das zahlreiche und extrem gewöhnlichkeit zu erleben. nug sein, unser Engagement aufrechtzuerhalten. desjugendkuratoriums „Bildung ist mehr als unterschiedliche Akteure betrifft. Schule“ (2002) rückt eine neue Sichtweise auf Heute, da Europa angesichts der Globalisierung Bildungsprozesse ohne zeitliche, soziale und Ich habe keinen Zweifel daran, dass der Aus- geschwächt und die Verpflichtung zur Aussöh- räumliche Begrenzungen in den Mittelpunkt. Das tausch zwischen unseren beiden Ländern in nung nicht mehr als „Motor" dient, ist unsere „Internationale Jahr der Erziehung durch Sport“ Bezug auf dieses Thema – das, wie Sie verstan- Aufgabe keinesfalls leichter geworden. lenkte ein europaweites Interesse auf diese den haben, momentan eines unserer zentralen Thematik (EU, 2004). Das Deutsch-Französische Anliegen ist – dazu beitragen wird, die Entschei- Dies zwingt uns, kreativ und erfinderisch zu sein Jugendwerk führt heute und morgen die Tagung dungen zu erleichtern, die wir in den kommenden und unser Angebot immer wieder zu überdenken. „Formelle und non-formelle Bildung in Deutsch- Monaten treffen werden. Und ohne falsche Bescheidenheit dürfen wir land und Frankreich – wie ergänzen sich beide?“ behaupten, dass uns dies nicht allzu schlecht ge- durch. In bislang drei Veranstaltungen wurde das lingt, da sich jährlich mehr als 200.000 deutsche Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln ange- und französische junge Menschen mit Unterstüt- gangen. Bei aller Unterschiedlichkeit der Schul- zung des DFJW begegnen. Dies beweist, dass systeme in beiden Ländern bleibt festzuhalten, die deutsch-französische Zusammenarbeit nach dass der Bereich des informellen Lernens zuneh- wie vor lebt und ist ein Zeichen der Anziehungs- mend mehr Beachtung erfährt. kraft, die sie auf Jugendliche aus beiden Ländern ausübt. Dabei ist auffällig, dass sich zunehmend mehr Veröffentlichungen mit der Strukturierung Wir wollen die Diskussionen und gesellschaft- der Begriffe „formales Lernen“, „non-formales lichen Herausforderungen für unsere beiden Lernen“ und „informelles Lernen“ beschäftigen Länder im Dienste Europas begleiten. Vor diesem und diese in Verbindung mit den settings Schu- Hintergrund haben wir diese Fachtagung mit Teil- le, Sportverein und selbstorganisierter Sport nehmern aus dem Vereins- sowie dem Schulbe- bringen. In allen settings befinden sich Nischen reich organisiert, um gemeinsam nach konkreten für informelle Lernprozesse. Für den schulischen Ideen zu suchen, wie Bildung und Pädagogik noch Bereich sind aus deutscher Sicht Untersuchun- besser zusammengeführt werden können. gen zum informellen Lernen in Ganztagsschulen 16 Dokumentation des Seminars vom 25. bis 26. Februar 2011 in Dijon: „Formelle und non-formelle Bildung in Deutschland und Frankreich – wie ergänzen sich beide?“ 17
sowie zum Thema „Einbeziehung des außerun- Elisabeth Biot, stellvertretende Hier in Dijon, unter der Autorität unseres Bürger Im Rahmen einer Vertragsbeziehung mit der terrichtlichen Schulsports in das Schulprogramm“ Bürgermeisterin von Dijon meisters François Rebsamen, räumen wir der Stadt ist die Vereinsbewegung wesentlich an die- von besonderer Bedeutung. Bildung einen besonders hohen Stellenwert ein. sen gemeinsamen Lernprozessen beteiligt. Ihre Bienvenue à tous, Jedes Jahr verwenden wir 17 % des laufenden Rolle ist von wesentlicher Bedeutung und drückt Die bisherigen Tagungen haben aber auch die Willkommen, Budgets ausschließlich für das, was wir Bildungs- sich durch einen bedeutenden finanziellen Einsatz Größe der Aufgabe deutlich gemacht, die Wirkun- erfolg nennen. der Stadtverwaltung aus. gen von formeller und non-formeller Bildung in Das DFJW, das uns heute hier zusammenbringt, hat Unser lokales Bildungsprojekt, das von den Deutschland und Frankreich zu beschreiben. Vor seit 2004 seine Tätigkeit ausgehend vom Vergleich Seite an Seite mit den Lehrkräften, in Absprache lokalen Volksvertretern getragen wird und um diesem Hintergrund plädiere ich für Augenmaß zwischen dem deutschen und dem französischen mit den akademischen Autoritäten der formel- das es in einem der Workshops gehen wird, und für kleine Schritte, die uns als Teilnehmende Bildungssystem ausgerichtet, von der Verbindung len Bildung, engagieren sich unsere städtischen unterstützt jährlich um die 60 Projekte extrem nicht überfordern. zwischen formeller und informeller Bildung, ihrer Einrichtungen, um es den Schülern zu ermög- unterschiedlicher Art. Dabei finanziert es auch Komplementarität, der Kooperation zwischen schu- lichen, Gruppen- und Einzelsportarten zu er- Freizeitaktivitäten mit bildungstechnischem, Ich hoffe, dass die beiden Tage in Dijon weitere lischen Einrichtungen und Akteuren von außen, die lernen und mit Hilfe des Konservatoriums auch sportlichem und kulturellem Hintergrund. Impulse bringen, und danke allen, die zum Gelin- häufig aus dem Vereinsmilieu stammen, besonders musikalische Kenntnisse zu erwerben. Auch die gen dieser Veranstaltung inhaltlich oder organi- aus dem Bereich der Bildung von unten. Bildungsabteilungen der Museen und die Abtei- Es ist vor allem ein reichhaltiges Experimentier- satorisch beigetragen haben, sehr herzlich. lung Grünflächen gehen mit Animationen und den feld für innovative Bildungsansätze. 2008, im Anschluss an das Seminar in Mainz, unterschiedlichsten kulturellen Aktivitäten auf Uns allen wünsche ich eine erfolgreiche Veran- das seit über 50 Jahren unsere Partnerstadt ist, die Schüler zu. Und selbstverständlich bietet die Im Aufbau unserer Republik hat die Schule staltung und zwei ertragreiche Tage in dieser hatten der hervorragende Austausch und außer- Abteilung für internationale Beziehungen Sonder- schon immer einen zentralen Stellenwert bei der wunderschönen Stadt! dem Ihre besondere Verbindung zur Stadt Dijon, aktionen zur Sensibilisierung für die europäische Herausbildung des Bürgers eingenommen. Dr. Eva Sabine Kuntz, mich veranlasst, Ihnen Bürgerschaft an. vorzuschlagen, dass wir uns in Dijon wiedertref- Heutzutage erweist sich die Komplementarität fen sollten, um gemeinsam weiter über diese Für uns findet Bildungserfolg nicht nur im schu- zwischen formeller und informeller Bildung in je- Themen nachzudenken. lischen Rahmen statt, sondern von frühester dem Lebensabschnitt eines jungen Menschen als Kindheit bis zum 25. Lebensjahr auch am Mor- Notwendigkeit für eine erfolgreiche Verbesserung Dies ist heute geschehen! Ich freue mich über gen, am Abend, während der Ferien und in der des Zusammenlebens, während gleichzeitig die die hervorragende Zusammenarbeit zwischen Freizeit. Freizeitstätten, Gemeinschaftszentren, sozialen Unterschiede und die Individualismen den Vertretern der Stadt Dijon, dem Präsident Betreuungsstellen für Vorschüler und Jugendliche, anwachsen und der gesellschaftliche Zusammen- der Amicale Bourguignonne des Sports, dem Strukturen der Bildung von unten wie Kultur- und halt in Europa und weit darüber hinaus zu einem L andessportbund Rheinland-Pfalz und der Bun- Jugendzentren, sind Strukturen, die zur infor- vornehmlichen demokratischen Ziel wird. desvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugend mellen Bildung beitragen, zu anderen Formen bildung e.V. Zwischen uns kann man wirklich des Lernens, zu Persönlichkeitsentwicklung und Eine Gesellschaft, die sich um ihre Zukunft sorgt, von Freundschaft sprechen! Selbstverwirklichung, zur Herausbildung des muss heutzutage der Bildung Priorität einräumen Individuums, des Bürgers von Morgen. und ihre gesamte Energie darauf richten. Ich freue mich umso mehr über diese deutsch- französische Begegnung, als im Burgund, in Dijon, unsere Beziehungen häufig als beispielhaft angesehen werden. Zahlreiche Akteure engagie- ren sich für die Lebendigkeit dieser sprachlichen, kulturellen und fast geschwisterlichen Bindungen: Den Großteil unserer collèges und lycées verbin- det immer noch eine rege Partnerschaft mit ihren Kollegen auf der anderen Rheinseite. Die Union pour la coopération Bourgogne / Rhénanie-Pala- tinat fasst die Städtefreundschaftkomitees des Burgund zusammen und organisiert beispiels- weise in Zusammenarbeit mit dem Rektorat ein deutsch-französisches Seminar für Lehrer. Der ABS dagegen fasst mit seiner deutschen Partner- organisation, dem Landessportbund, den Bereich der Sportvereine zusammen. Außerdem ist es mir besonders wichtig, unsere unverzichtbaren Botschafter in den beiden Landeshauptstädten zu erwähnen: das Rheinland-Pfalz-Haus in Dijon und die Maison de Bourgogne in Mainz. In Frankreich sind Schule und Bildung Themen, die leidenschaftlich diskutiert werden. Sie führ- ten in unserer Vergangenheit häufig zu Konflikten und sind auch heute immer noch ein Thema, das die Gemüter bewegt. Arbeitstagung 18 Dokumentation des Seminars vom 25. bis 26. Februar 2011 in Dijon: „Formelle und non-formelle Bildung in Deutschland und Frankreich – wie ergänzen sich beide?“ 19
Bericht über die erste Podiumsdiskussion, Freitag, 25. Februar
Die aktuellen Entwicklungen der Schul- sogar drei Fächer unterrichten, auch hier gibt es wiederum länderspezifische Regelungen. Die deutschen Kultusministerien auf Länderebene (Rheinland-Pfalz) rhythmen in Deutschland und Frankreich In Frankreich kam es vor einigen Monaten zur -- Deutschland befindet sich seit 2001 in einem Wandel von der Halbtags- zur Ganztagsschule. sowie deren Einfluss auf die non-formelle Umgestaltung des Ministère de l’Education n ationale (Bildungsminsteriums) zum Ministère -- Diese Entwicklung ist beeinflusst von sozial- Bildung de l’Education nationale, de la Jeunesse et de la Vie associative (Ministerium für Bildung, Jugend politischen Faktoren: u.a. die Frage nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. und Verbandswesen). -- In Deutschland greifen die Familien bei der Er- ziehung ihrer Kinder traditionell auf individuelle Fördermaßnahmen zurück. Die Erweiterung Vorstellung der Referenten: Im Gegensatz dazu bestimmt in Deutschland die Zusammenfassung der Beiträge des Angebotsspektrums der Schule sollte den föderale Struktur die Ausrichtung des Bildungs- Familien mit Kindern demnach auch lebens- Pascal Grand wesens. Artikel 30 des Grundgesetzes hält fest, der einzelnen Referenten: praktische Unterstützung bieten. Inspecteur académique – Inspecteur pédago- dass „die Ausübung der staatlichen Befugnisse gique régional d’allemand, Rectorat de l’académie und die Erfüllung der staatlichen Aufgaben Sache Das französische Ministère de l’Education -- Am Anfang der Umstrukturierung zur Ganz- de Dijon (Schulaufsicht für Deutsch) der Länder ist, soweit dieses Grundgesetz keine nationale, de la Jeunesse et de la Vie tagsschule standen vor allem organisatorische andere Regelung trifft oder zulässt“. So liegen associative und praktische Fragestellungen auf der Tages- Herbert Tokarski die Zuständigkeiten für das Bildungswesen und ordnung. So wurden in den Schulen anfangs -- Die Umgestaltung des französischen Bildungs- Ministerialrat, Referent für Schulsport, Ministeri- die Kultur im Wesentlichen bei den Ländern, man einzelne Ganztagsklassen eingeführt, was ministeriums hat verschiedene Hintergründe. um für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur spricht von der „Kulturhoheit der Länder“. Die zunehmend ausgeweitet wurde. des Landes Rheinland-Pfalz Kultusministerkonferenz (KMK) spielt hierbei -- Im Allgemeinen konnte in den letzten Jahren -- Durch die Einführung der Ganztagsschule eine wichtige Rolle. Es handelt sich um einen beobachtet werden, dass zunehmend beglei- haben sich viele Schulen auf einen sogenann- Prof. Dr. François Testu Zusammenschluss der für Bildung und Erziehung, tende pädagogische Angebote in Kooperation ten „rhythmisierten Schultag“ eingestellt, mit em. Professor der Psychologie (Universität Tours), Hochschulen und Forschung sowie kulturelle mit Vereinen, wie z.B. Hausaufgabenhilfe, in Phasen des Arbeitens und Lernens und Phasen Landesvorsitzender der Jeunesse au Plein Air Angelegenheiten zuständigen Minister der Länder. Anspruch genommen wurden. der Ruhe, Entspannung und des Spiels. (JPA) Die Länder nehmen in der Konferenz ihre Verant- -- Seit 2008/2009 hat sich die Zusammenarbeit wortung für das Staatsganze auf dem Wege der -- Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen scheint zwischen den Vereinen und den Schulen inten- Prof. Dr. Falk Radisch Selbstkoordination wahr und sorgen in Belangen, dieser Wechsel von Fachunterricht und außer siviert. Das Vereins- und Verbandswesen ist Juniorprofessor für Erziehungswissenschaftliche die von länderübergreifender Bedeutung sind, unterrichtlichen Lehraktivitäten pädagogisch ein unabdingbarerer Partner für die Schulen Forschungsmethodik am Institut für Bildungs- für das notwendige Maß an Gemeinsamkeit in am sinnvollsten zu sein. Organisatorische Ge- geworden. forschung der School of Education, Bergische Bildung, Wissenschaft und Kultur. sichtspunkte spielen aber auch eine Rolle, z.B. Universität Wuppertal -- Im letzten Jahr haben 57 von 160 collèges in die Raumverteilung oder personale Kapazitäten. Durch dieses föderale System gibt es im Ver- Dijon Hausaufgabenhilfe in Zusammenarbeit -- Erfahrungswerte zeigen: Der gesamte Ablauf Moderation: Hans Jürgen Langen, gleich zu Frankreich große Unterschiede inner mit Vereinen angeboten. der Lehrinhalte und der außerschulischen Ministerialrat i.R., Ministerium für Bildung, halb Deutschlands und sogar innerhalb der -- Die außerschulischen Lehraktivitäten werden Lehraktivitäten muss neu strukturiert werden. Wissenschaft, Jugend und Kultur des Landes Bundesländer. sukzessive erhöht: insbesondere das Sportan- Rheinland-Pfalz -- In einigen Halbtagsschulen existieren verein- gebot, aber auch die Bereiche Kunst und Kultur Die Dauer der Schullaufbahn ist in Frankreich lan- zelt Ganztagsklassen, was eine organisato werden aufgerüstet. desweit einheitlich geregelt, bis zum baccalauréat rische Meisterleistung erfordert. Einführung in die Diskussion: (Abitur) benötigen die Schülerinnen und Schüler -- Zusätzlich hat sich der Anteil des Fremdspra- -- Neue Partner aus dem Vereinswesen sind zwölf Schuljahre. In Deutschland beträgt die Dau- chenunterrichts erhöht und es wird mehr Wert hinzugekommen, wie z.B. die Feuerwehr oder Hans-Jürgen Langen bringt die Diskussions- und er der Schulzeit bis zur Erlangung der Allgemei- auf die Sprachpraxis gelegt. Sport- und künstlerisch-kulturelle Vereine. Tagungsteilnehmer zu Beginn auf einen gemein- nen Hochschulreife 12 oder 13 Schuljahre. Nahe- -- In Frankreich ist man weit davon entfernt, samen Stand, indem er vergleichend auf einige zu alle Länder haben in der vergangenen Jahren -- Bei dieser Entwicklung stellt sich auch die von der Einführung der Halbtagsschule zu wichtige Punkte eingeht: begonnen, die Schulzeit an Gymnasien von neun Frage nach der Integration von außerschu- sprechen. auf acht Jahre (G8 – achtjähriges Gymnasium) zu lischen Übungsleitern in den Schulalltag. Im Das deutsche und französische Schul- und Bil- verkürzen. Dennoch existiert auch in diesem Feld -- Es wurden Zeitfenster außerhalb der verpflich- Unterschied zu Vereinsangeboten werden die dungssystem ist grundlegend durch die föderale eine große Heterogenität, in vielen Bundeslän- tenden Schulstunden zur Verfügung gestellt, Übungsleiter oft mit heterogenen Gruppen Verwaltungsstruktur in Deutschland und den zen- dern bieten Schulen noch beide Modelle an. um außerschulische Aktivitäten in den Berei- konfrontiert; eine homogene, disziplinierte und tralistisch ausgerichteten Staatsaufbau in Frank- chen Sport, Kunst und Kultur durchzuführen. interessierte Schulklasse ist nicht der Regelfall. reich geprägt. Frankreich ist in 26 académies Frankreich besitzt ein historisch gewachsenes In einigen collèges in Dijon und Autun ist diese -- Um diesem Bedürfnis gerecht zu werden, (oberste Schulbehörden) aufgeteilt. Der recteur Ganztagsschulmodell, sieht aber nachhaltigen Entwicklung zu beobachten. erwerben sie Zusatzqualifikationen. der jeweiligen obersten Schulbehörde ist für die Veränderungen entgegen. In Deutschland ist der -- Der Ganztagsunterricht wird umstrukturiert: Umsetzung der Erziehungspolitik des Ministère de Wandel von der Halbtags- zur Ganztagsschule -- Im Ganztagsschulbetrieb ist die Qualität, zusätzlich zum Fachunterricht werden sport- l’Education nationale, de la Jeunesse et de la Vie bisher nicht flächendeckend vorgenommen sowohl des Fachunterrichts als auch der zu- liche sowie kulturell-künstlerische Aktivitäten associative (Ministerium für Bildung, Jugend und worden, es bestehen große Unterschiede inner- sätzlichen Angebote, sehr wichtig. Die Schulen angeboten, regionale Vereine werden stärker Verbandswesen) verantwortlich. Das Bildungs- halb der Bundesländer. Ein weiterer Unterschied müssen noch mehr Wert darauf legen, die in diese Aktivitäten involviert. wesen wird in Frankreich zentral organisiert und zwischen Deutschland und Frankreich besteht Übungsleiter aus den Vereinen zu integrieren. gesteuert. darin, dass die Lehrer in Frankreich in der Regel -- In Frankreich sind zusätzlichen Angebote -- In Rheinland-Pfalz sind die außerschulischen ein Fach, in Deutschland mindestens zwei, ggf. außerhalb des Fachunterrichts kostenfrei. 22 Dokumentation des Seminars vom 25. bis 26. Februar 2011 in Dijon: „Formelle und non-formelle Bildung in Deutschland und Frankreich – wie ergänzen sich beide?“ 23
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