Forschung 2015 Projekttitel Projekttitel Projekttitel - Fachhochschule Graubünden
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1 Projekttitel Departement Projekttitel Institut Projekttitel Forschung 2015 FHO Fachhochschule Ostschweiz
Inhaltsverzeichnis 3 Im Zeichen der Forschungsevaluation Departement Information 4 Massgeschneiderte online buchbare Angebote für Gruppenreisen für den Kanton Graubünden 6 Coltero – Collaboration and Enterprise Knowledge Visualisation 8 IMAGINE – Cross-modal information extraction for improved image meta data Departement Lebensraum 10 Nachhaltiger Erosionsschutz mit Holzwolle 12 «Design to Cost» in der Schweizer Ferienhotellerie 14 Regional-wirtschaftliche Analyse und Nachhaltigkeitsbeurteilung der Wasserkraft Departement Entrepreneurial Management 16 International After Sales Services von schweizerischen KMU auf dem chinesischen Markt 18 Technologieverwandte Diversifikation von Unternehmen mit begrenzten Marktsegmenten 20 FairCare – The network based solution for collaborative future care Titelbild: Das Schweizerische Institut für Informationswissenschaft SII öffnete anlässlich des UNESCO-Welttages des audiovisuellen Erbes am 27. Oktober 2015 die Türen seines Digitalisierungslabors.
Im Zeichen der Forschungsevaluation Fachhochschulen haben den Auftrag, an- indirekt, für die Kundinnen und Kunden – wendungsorientierte Forschung zu be- oder aber auf volkswirtschaftlicher Ebene – treiben. Forschung als Brücke zwischen überprüft werden. Erst dadurch ist klärbar, Wissenschaft und Praxis betreibt die ob die gesetzten Ziele erreicht wurden oder HTW Chur seit vielen Jahren äusserst er- ob die Ziele allenfalls angepasst werden folgreich. müssen. Es liegt im Interesse der HTW Chur, die zur Dazu passt, dass die Bündner Fachhoch- Verfügung stehenden Mittel sinnvoll im Be- schule im März 2016 die EFQM-Anerken- reich der Forschung zu verteilen und zuver- nungsstufe «Recognised for Excellence» lässige Qualitätsindikatoren zur Bewertung mit ausgezeichneten vier Sternen erreicht der erbrachten Leistungen festzulegen. hat. Bereits im Juni 2012 stellte die Stif- Forschungsevaluation steht im Fokus, vor tung Esprix der HTW Chur bei der Überrei- allem im Hinblick auf die angestrebte selbst- chung der Bestätigungsurkunde «Committed ständige institutionelle Akkreditierung der to Excellence» ein gutes Zeugnis aus. Seit Bündner Fachhochschule. Basierend auf den Januar 2013 sind zudem sämtliche Abläufe Akkreditierungsrichtlinien des nationalen und Prozesse der Hochschule nach ISO Hochschulförderungs- und Koordinations- 9001:2008 zertifiziert. Das Qualitätssiche- gesetzes (HFKG), welches Effizienz und rungssystem sieht eine regelmässige Eva- Transparenz im Hochschulsystem fordert, luation der Lehr- und Forschungstätigkeit, wurden verschiedene Evaluationsmodelle der Dienstleistungen sowie der Ergebnisse und -varianten ausgearbeitet. vor. So auch kürzlich wieder anlässlich der erfolgreichen Rezertifizierung nach ISO Die Leistungen der Forschungstätigkeit 9001:2015 sowie der Neuzertifizierung werden schon heute evaluiert. Nun verfolgt nach ISO 29990:2010. die HTW Chur das Ziel, die Evaluation der Forschungsleistungen an der gesamten Aus der Evaluation lassen sich validierte Hochschule nach einheitlichen, nachvoll- und fundierte Informationen über die Qua- ziehbaren und transparent dargestellten lität der erbrachten Leistungen in der For- Qualitätsindikatoren und Mustern durchzu- schung ableiten. Die Evaluation wird eine führen. Dies dient der strategiebasierten Informationsgrundlage für unterschiedliche Beurteilung der Forschung der HTW Chur. Stakeholder-Gruppen aus Politik, Wirt- Die Evaluation wird die Departemente bei schaft und der interessierten Öffentlichkeit ihrer Erfolgskontrolle sowie strategischen schaffen. Umsetzung und Weiterentwicklung ihres Forschungsprofils unterstützen. Prof. Josef Walker, Leiter Ressort Forschung, Die Forschungsevaluation baut auf einem Leiter Departement Entrepreneurial Management Wirkungsmodell auf, das die rechtlichen Grundlagen sowie die in der Strategie und Forschungslandkarte definierten Ziele der Bündner Fachhochschule als Basis nimmt. Bei der Umsetzung durch die Departemente wird die Wirtschaftlichkeit der investierten Ressourcen (Personen, Kompetenzen, finan- zielle Mittel, Infrastruktur) dem Output ge- genübergestellt. Diese Ergebnisse beinhal- ten die eigentlichen Forschungsleistungen sowie die Publikations- und Netzwerklei- stungen. Im nächsten Schritt soll die Wirk- samkeit der Ergebnisse, sei es direkt oder
4 Departement Information Themenschwerpunkt Information Projekt Massgeschneiderte online buchbare zudem lernfähig sein, d. h. zum Beispiel Angebote für Gruppenreisen für den gezielte Vorschläge für Rahmenprogramme Kanton Graubünden (technischer Teil) auf der Basis von Rückmeldungen von Ver- Lead Institut für Tourismus und Freizeit ITF (HTW Chur), einen, Kundenbefragungen etc. unterbreiten Institut für Photonics und ICT IPI (HTW Chur) können. Der Schweizerische Turnverband Leitung Domenico Bergamin (fachliche Leitung), STV erhält als Anwendungspartner ein Prof. Martin Studer (technische Leitung) Online-Buchungstool, welches er seinen Ver- Team Michael Aschwanden, Christopher Jacobson, einen als attraktive Hilfestellung für die Prof. Dr. Niklaus Stettler, Dr. Nele Marisa von Organisation von Vereinsreisen zur Verfü- Bergner gung stellt. Auftrag/Finanzierung Graubünden Ferien, Schweizerischer Turner- verband STV, Kommission für Technologie und Das Projekt «Massgeschneiderte online Innovation KTI buchbare Angebote für Gruppenreisen» soll Partner Schweizerisches Institut für Entrepreneurship das vorhandene und wachsende Potenzial SIFE (HTW Chur), Schweizerisches Institut für von Gruppenreisen gezielt nutzen. Das neu Informationswissenschaft SII (HTW Chur) entwickelte System wird an das Buchungs- Dauer Januar 2015–Juli 2018 tool Tomas angebunden werden und so eine Marktlücke schliessen. Dies wiederum trägt dazu bei, den Hauptauftrag von Graubünden Ferien zu erfüllen, neue Gäste für Grau- Ausgangslage bünden zu gewinnen und die Auslastung der Jede fünfte Person in der Schweiz ist Mit- Hotel- und Gastronomie-Betriebe zu er- glied in einem Sportverein, von welchen höhen sowie die Angebote der verschiede- 90 Prozent einmal pro Jahr mindestens eine nen Anbieter für Freizeit- und Erholungs- Vereinsreise unternehmen. Obwohl Reisen aktivitäten zu nutzen. vermehrt online gebucht werden, existiert noch kein den Ansprüchen der Zielgruppe Umsetzung gerecht werdendes Online-Buchungstool, Die Buchung von Gruppenreisen soll in das massgeschneiderte und individuell zu- drei Schritten erfolgen. Nach Eingabe der sammensetzbare Gruppenreisen in Echtzeit wichtigsten Kenndaten (Zeitraum, Startort, anbietet und direkt buchbar macht. Diese Gruppengrösse, Altersgruppe) und einer Marktlücke möchte Graubünden Ferien mit groben Kategorisierung (Unterkünfte werden vorliegendem Projekt schliessen. beispielsweise in die Kategorien «einfach», «komfortabel» und «luxuriös» eingeteilt) Projektziel schlägt das System dem Kunden/der Kun- Ziel des Projektes ist die Entwicklung einer din eine direkt buchbare, mit dem komplet- neuen e-Tourismus-Lösung: ein System, das ten Reiseprogramm ausgestattete Variante, grösseren Gruppen (Vereinen, Verbänden, inkl. ÖV-Verbindungen und Reisezeiten vor Interessensgemeinschaften) ihren Bedürfnis- (siehe Abbildung). sen entsprechende, individualisierbare und direkt buchbare Pauschalreisen über eine Die Reisegruppe kann dann die vorgeschla- neuartige Online-Buchungsplattform ermög- gene Variante entweder gemäss Vorschlag licht. Die Plattform soll schnell, einfach und buchen oder, in einem dritten Schritt, die intuitiv zu bedienen sein. Die Vereine er- einzelnen Pakete individuell ihren Bedürfnis- halten auf ihre Bedürfnisse abgestimmte sen anpassen. Gefällt z. B. das Hotel nicht, Full-Service-Angebote (Übernachtung, Rah- kann man dem Angebot eine andere Über- menprogramm, Anreise etc.), die dynamisch nachtungsmöglichkeit hinzufügen. Gleiches und in Echtzeit virtuell produziert und direkt gilt für die Aktivitäten: Es besteht die Mög- gebucht werden können. Die Plattform soll lichkeit, eine Aktivität per Drag & Drop ganz aus dem Programm zu werfen, an einem
5 Departement Information anderen Zeitpunkt zu verankern oder eine Resultate ganz andere Aktivität zu wählen. Zudem Im Jahr 2015 wurde die Konzeptphase des soll man pro Aktivität angeben können, wie Projektes abgeschlossen. Es wurden ver- viele Personen jeweils daran teilnehmen. schiedene Buchungsplattformen u. a. hin- Das System validiert die Varianten jeweils in sichtlich ihres optischen Eindruckes sowie Echtzeit bezüglich Erreichbarkeit, Kapazität der Customer Journey untersucht. Auch sowie Buchbarkeit. So wird sichergestellt, die Grundstruktur des Umfragebogens für dass aufeinanderfolgende Aktivitäten geo- die Mitglieder des Schweizerischen Turner- grafisch nicht zu weit auseinander liegen, verbandes wurde erarbeitet. Im ersten die Angebote für die Anzahl Reisender auch Quartal 2016 hat die Kommission für Tech- durchführbar sind und die Übernachtung nologie und Innovation KTI einem darauf sowie alle weiteren Angebote überhaupt aufbauenden Projekt die Finanzierung zu- buchbar sind. gesprochen. Auf Basis weniger Angaben erstellt das System ein komplettes Programm für Vereinsreisen.
6 Departement Information Projekt Coltero – Collaboration and Enterprise entwickelt, mit dessen Hilfe Mitarbeitende Knowledge Visualisation dabei unterstützt werden, Wissen von an- Lead Schweizerisches Institut für Informationswissen- deren Unternehmensmitgliedern abzurufen schaft SII (HTW Chur) und ihr eigenes Wissen zu teilen. Dass ein Leitung Prof. Dr. Wolfgang Semar solcher Wissensaustausch im privaten Be- Team Fabian Odoni, Norman Süsstrunk, Lukas Toggen- reich funktioniert, ist seit langem bekannt. burger, Prof. Dr. habil. Albert Weichselbraun Beispiele hierfür sind sogenannte News- Auftrag/Finanzierung Inficon AG, iwa AG, Kommission für Technologie groups, Foren oder soziale Netzwerke wie und Innovation KTI Facebook. Hier tauschen Personen frei- Partner Institut für Photonics und ICT IPI (HTW Chur) willig ihr Wissen aus und helfen sich gegen- Dauer Januar 2015–Februar 2017 seitig. Die Idee ist es nun, diese Effekte zu nutzen und sie auf den Unternehmens- kontext zu übertragen. Ausgangslage Umsetzung In der heutigen Informations- und Wissens- Zur Umsetzung dieser Ziele werden zwei gesellschaft basiert die Wertschöpfung in eigenständige Softwaremodule entwickelt, Unternehmen zum Grossteil auf dem Ein- die über die vorhandenen Schnittstellen satz von Wissen. Die Fähigkeit, Wissen zu von Kollaborationsplattformen (Atlassian identifizieren, zu erwerben bzw. selbst zu Confluence, IBM Connect, Novel Viber, entwickeln sowie im Unternehmen und am Yammer, etc.) angebunden werden können. Markt in Form von neuen Produkten und Dadurch erhält die Plattform die Funktionen Dienstleistungen umzusetzen, stellt eine einer innovativen Wissensmanagementsoft- Schlüsselqualifikation bzw. einen essenziellen ware. Mit Hilfe einer automatischen Analyse Wettbewerbsfaktor dar. Das Nichtweiterge- der Kommunikation unter den Mitarbeiten- ben von Wissen führt dazu, dass vorhandene den in einem solchen Kollaborationstool Wissenspotenziale in Unternehmen nicht werden dann die Wissensträger und -träger- optimal genutzt, Wissensträger und -träger- innen sowie deren Beziehungen automa- innen nicht systematisch weiterentwickelt tisch identifiziert und dargestellt. Die Berück- und gefördert, einmal generiertes Wissen sichtigung und Auswertung von expliziten nicht transparent gemacht und Recherchen Aktivitäten, wie gestellte Fragen oder aus- und Projekte unabhängig voneinander formulierte Antworten, Kommentare und mehrmals durchgeführt werden. Um einen Bewertungen, ergeben detaillierte Kennt- freiwilligen Wissensaustausch zu gewähr- nisse bezüglich der Kernkompetenz der leisten, müssen Bedingungen geschaffen User. Dabei werden beispielsweise folgen- werden, die alle Beteiligten dazu veranlas- den Methoden eingesetzt: sen, ihr Wissen zu (ver-)teilen. – Beziehungs-Clustering (Analyse der Wech- selbeziehungen): Hier werden die Verbin- Projektziel dungen zwischen den Usern und deren Das Coltero-Projekt hat zwei Ziele. Zum produzierte Inhalte analysiert. einen sollen neue Formen von Wissensland- – Themen-Clustering (Analyse der Themen): karten zur Identifizierung von Wissens- Durch die Analyse von Wörtern, Sätzen und trägern und -trägerinnen (Experten und Ex- Dokumenten, die von den Usern im Kollabo- pertinnen) realisiert werden und zum ande- rationstool produziert wurden, erfolgt eine ren wird ein immaterielles Incentive-System automatische Gruppierung in unterschied- liche Themen-Cluster. – Interaktions-Clustering (Analyse der indivi- duellen Interaktionen): Hier wird das Inter- aktionsverhalten (Anzahl, Produktionszeit, Konsumzeit, Art des Beitrages, etc.) der einzelnen User ermittelt.
7 Departement Information – Iterative Inhaltsanalyse: Da Einzelbeiträge interagieren. Durch das innovative Incen- von Usern in solchen Kollaborationstools oft tive-System kann ganz individuell auf einzel- nur sehr kurz sind, müssen für eine fundier- ne Teilnehmende, deren unterschiedliche te Inhaltsanalyse mehrere Beiträge einer Motivation, Kompetenzen und Fähigkeiten Person nacheinander analysiert und in Be- eingegangen werden, um sie zu einer akti- zug gestellt werden, um so das Profil zu ven Teilnahme zu bewegen. Wissen im Un- verbessern und zu vervollständigen. ternehmen schnell zu identifizieren und zu managen ist ein wesentlicher Bestandteil Resultate für die Entscheidungsfindung. Dieser Pro- Wissenslandkarten müssen zunehmend zess reduziert die Risiken und hilft Unter- dynamisch und interaktiv gestaltet werden. nehmen und Investoren bei der Optimierung Dabei werden nicht nur einfach die Per- ihrer Geschäftsstrategien und Ressour- sonen oder Dateiorte dargestellt, sondern cenallokation. Das im Rahmen eines Depar- auch die Beziehungen der Mitarbeitenden tementsprojektes ausgearbeitete KTI- im Zusammenhang mit deren Wissen und Beitragsgesuch wurde im Dezember 2015 deren Wissensaustausch visualisiert. So bewilligt und wird ab April 2016 umge- kann z. B. aufgezeigt werden, welche Per- setzt. Das Projekt hat eine Gesamtlaufzeit sonen zu bestimmten Themen immer von zwei Jahren. angesprochen werden und mit wem sie Die Abbildung zeigt beispielhaft eine Visualisierung der Wechselbeziehungen.
8 Departement Information Projekt IMAGINE – Cross-modal information und Schlagworte (camera drone, crash, extraction for improved image meta data slalom etc.) extrahiert. Diese können dann Lead Schweizerisches Institut für Informationswissen- mit Hintergrundinformationen auf Google schaft SII (HTW Chur) Maps, Wikipedia etc. verknüpft werden, um Leitung Prof. Dr. habil. Albert Weichselbraun die Bildsuche zu optimieren oder um Fotos Team Philipp Kuntschik, Fabian Odoni, Norman und Illustrationen anhand von Themen, Süsstrunk Personen, Orten oder Events zu gruppieren. Auftrag/Finanzierung Keystone AG, Kommission für Technologie und Innovation KTI Umsetzung Partner Institut für Photonics und ICT IPI (HTW Chur) Das IMAGINE-Projekt entwickelt fortschritt- Dauer November 2015–April 2017 liche Methoden für die automatische Extrak- tion von Metadaten aus Bildbeschreibungen und visuellen Inhalten sowie Techniken, um diese mit Verknüpfungen zu Personen, Ausgangslage Organisationen und Orten anreichern zu Die Auffindbarkeit und Vermarktbarkeit von können. Zusätzlich werden im Forschungs- visuellen Inhalten – wie z. B. Fotografien, projekt Ontologien zur Klassifikation von Grafiken und Videos – hängt grösstenteils Bildern und Grafiken weiterentwickelt, wel- von der Verfügbarkeit hochwertiger Meta- che die Auffindbarkeit der Bilder/Grafiken daten ab, die es den Kundinnen und Kunden verbessern und Techniken für deren auto- ermöglichen, effizient relevante Inhalte in matische Zuordnung zu den verschiedenen umfangreichen Kollektionen zu lokalisieren. Klassen umsetzen sollen. Dadurch wird es Die entsprechende Verschlagwortung er- z. B. möglich, Bilder anhand von Kategorien folgt in der Praxis oft manuell und ist daher zu filtern. Die Klassifikation der Bilder er- kostenintensiv und nur für einen geringen folgt vollautomatisch durch Verfahren aus Anteil der verfügbaren Inhalte wirtschaftlich dem Gebiet der künstlichen Intelligenz. durchführbar. Um die Wahrscheinlichkeit, dass Bilder bei Suchvorgängen angezeigt Resultate (und somit gekauft) werden, zu erhöhen, wäre Neben einer deutlich verbesserten Bildsuche eine Qualitätskontrolle – vor allem bei visu- soll es auch möglich werden, Bilder auto- ellen Inhalten von Drittanbietern – von hoher matisch nach Themen zu gruppieren. Die Bedeutung, da diese Inhalte übermässig oft Verknüpfungen zwischen visuellen Inhalten nicht-relevante Schlagworte enthalten. und Hintergrundinformationen aus Quellen wie Wikipedia oder der International Movie Projektziel Database sind wiederum die Basis für Im Rahmen des Forschungsprojekts werden komplexe Suchen. Technologien entwickelt, welche die auto- matische Extraktion von Informationen zu Die Nutzer und Nutzerinnen von Keystone- Bildern (Metadaten) aus Bildbeschreibungen Produkten haben somit den Vorteil einer be- erlauben und somit die oben beschriebenen nutzerfreundlicheren Bildsuche, die bessere Restriktionen beseitigen sollen. Des Weite- Ergebnisse liefert und es ermöglicht, Bilder ren soll es möglich werden, Bilder automa- nach den für Kundinnen und Kunden rele- tisch mit externen Inhalten und Informations- vanten Kriterien zu gruppieren. Die Industrie- quellen wie z. B. Wikipedia und Google Maps partner profitieren von einer höheren Kunden- zu verknüpfen. Die beiliegende Grafik stellt zufriedenheit und geringeren Kosten bei der den entsprechenden Vorgang im Detail Erfassung der Bilder, da manuelle Arbeits- dar: Anhand der Bildbeschreibung werden schritte durch intelligente Algorithmen ergänzt vollautomatisch Events (FIS – Alpine Ski werden. Des Weiteren erlaubt IMAGINE auch Weltcup), Personen (Marcel Hirscher) und die kostengünstige Erfassung von Bildern, Orte (Madonna Di Campiglio) sowie zuge- die von Drittanbietern zur Verfügung gestellt hörige Bilder und Kartenmaterial identifiziert werden, wodurch sich deren Metadaten- qualität ebenfalls deutlich verbessern wird.
9 Departement Information Bildbeschreibung SKI ALPIN WELTCUP 2015/2016, MADONNA DI CAMPIGLIO, ITALIEN: Bei der Fahrt beim Alpinen Ski-Weltcup-Slalom in Madonna di Campiglio stürzte am Dienstag, 22. Dezember 2015, eine Kamera-Drohne aud die Piste und verfehlte Marcel Hirscher nur knapp. Schlagworte & Sentiment Kontext Informationen (grün = positiv, rot = negativ) Events, Personen, Organisationen, Orte Kamera-Drohne, stürzte, Marcel Hirscher, Alpinen Ski-Weltcup, Slalom, Madonna di Campiglio, Italien Klassifikation Alpiner Skilauf, Slalom, Unglück (generell) Das IMAGINE-Projekt entwickelt fortschrittliche Methoden für die automatische Extraktion von Metadaten aus Bildbeschreibungen und visuellen Inhalten sowie Techniken, um diese mit Verknüpfungen zu Personen, Organisationen und Orten anreichern zu können.
10 Departement Lebensraum Themenschwerpunkt Lebensraum Projekt Nachhaltiger Erosionsschutz mit wiederherstellen. Dabei spielen die Beson- Holzwolle derheiten des alpinen Raumes eine wichtige Lead Institut für Bauen im alpinen Raum IBAR Rolle. Die Faktoren Standort, Schneeglei- (HTW Chur) ten und -kriechen, Höhenlage, Exposition, Leitung Prof. Dr. Imad Lifa Holz- und Pflanzenarten sind Parameter, Team Sascha Dosch, Franco Schlegel die den Erosionsschutz beeinflussen können Auftrag/Finanzierung Lindner Suisse GmbH, Ö+L Ökologie und und deshalb untersucht werden müssen. Landschaft GmbH, Kommission für Technologie und Innovation KTI Sowohl das IBAR als auch Lindner verfolgen Partner Scuola universitaria professionale della Svizzera das Ziel, Holzwollematten aus einheimi- italiana SUPSI schen Hölzern, abgestimmt auf spezifische Dauer April 2015–Dezember 2017 Boden- und Geländeeigenschaften, zu ent- wickeln, an mehreren Standorten einzu- bauen und wissenschaftlich zu untersuchen. Ausgangslage Umsetzung Erosionsschutzmatten aus Holzwolle Im Rahmen eines Projektes des Bundesamts speichern das Regenwasser an der Hang- für Umwelt BAFU wurden 2014 im Baulabor oberfläche und begünstigen das rasche der HTW Chur mehrere Versuche durchge- Wachstum von Pflanzen. Nach Bildung eines führt, um die Tragfähigkeit und das Wasser- dichten Wurzelwerkes versickert weniger aufnahmevermögen von Holzwollematten Regenwasser in den Untergrund. Durch den verschiedener Konstruktions- und Holzarten Schutz gegen Erosion mit Holzwolle wird festzustellen. Anhand der Ergebnisse wur- die temporäre Ursache für die Entfestigung den vier verschiedene Typen von Holzwolle- des Gebirges in Hanglage stark reduziert matten entwickelt, die an verschiedenen oder sogar eliminiert. Das Institut für Bauen Testhängen auf einer Gesamtfläche von im alpinen Raum IBAR der HTW Chur un- 30 000 Quadratmetern verlegt wurden. Zu- tersucht gemeinsam mit der Herstellerin der sätzlich wurde eine Samenmischung zu- Holzwolle, Lindner Suisse GmbH, wie und sammengestellt, die jeweils aus regionalen ob der Einsatz von Holzwollematten als Ero- Samen besteht. Diese wurden im Vergleich sionsschutz funktioniert. zu einer herkömmlichen Standardmischung auf der Hälfte der Fläche ausgesät. Die Erosionsschutz mit Holzwolle ist eine be- Testflächen wurden nach der Verlegung per kannte Anwendung, die vor allem in den USA Laserscan seitens SUPSI vermessen und stark verbreitet ist. In Europa dagegen wur- aufgenommen; so können die Fortschritte de Holzwolle vor Jahrzehnten durch Kunst- der Begrünung verfolgt werden. stoffe und andere Naturfasern abgelöst. Das Wissen über die Eignung der verschiedenen Resultate einheimischen Hölzer für die Verwendung Bis Ende 2015 konnten sechs Testhänge in Holzwolleprodukten ist verloren gegangen. mit einer Gesamtfläche von 15 000 Qua- dratmetern akquiriert werden, wobei bisher gut 5 000 Quadratmeter verlegt wurden. Projektziel Die Testhänge befinden sich in Schiers GR, In Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Cazis GR, Stoos SZ, Gränichen AG, Gramiröi Lindner Suisse aus Wattwil möchte das IBAR TI und Soragno TI. Die Akquirierung und das notwendige Grundlagenwissen für den Verlegung der restlichen Flächen erfolgt Erosionsschutz mit Holzwolle in der Schweiz 2016, sodass die Ergebnisse 2017 ermittelt und bewertet werden können.
11 Departement Lebensraum Die Holzwolle wird an der steilen Testfläche in Cazis GR ausgelegt. Die Begrünung der Testfläche in Stooz SZ wird mit Holzwollematten vorbereitet.
12 Departement Lebensraum Projekt «Design to Cost» in der Schweizer werden kann, und zwar bei einer Vollkosten- Ferienhotellerie rechnung (sämtliche Betriebs-, Immobilien- Lead Institut für Tourismus und Freizeit ITF und Kapitalkosten). Wichtig ist dabei, dass (HTW Chur) Bereitschaft besteht, unkonventionell und Leitung Prof. Dr. Andreas Deuber innovativ zu denken, sei es durch die An- Team Norbert Hörburger, Fabienne Schläppi wendung von standardisierten industriellen Auftrag/Finanzierung Förderverein der HTW Chur Bauprozessen, sei es durch die konse- Partner Basler & Hofmann AG, Baumeisterverband quente Infragestellung von Servicekosten. Graubünden, Implenia Schweiz AG, PWC Real Und dies ist, wie die Studie zeigt, nicht Estate Advisory überall in gleicher Weise möglich, sondern Dauer September 2013–Oktober 2015 destinationsabhängig. Umsetzung Im Untersuchungsdesign wurden Standard- Ausgangslage hotels im 2- und 3-Sterne-Bereich, im Mit- Hotellerie entwickelt sich dort am besten, telklassebereich und im Hochklassebereich wo günstig gute Arbeitskräfte vorhanden sowie Kollektivunterkünfte untersucht und sind, Platz für Expansion besteht und Kapital mit kommerziell bewirtschafteten Ferienwoh- nicht teuer ist. In der modernen Schweiz nungen verglichen, und zwar an verschie- sind die ersten beiden Faktoren knapp. Aber denen standardisierten Standorten. Während auch die Finanzierung stellt – zumindest für bestehende Hotels an geeigneten Stand- Hotels in den saisonalen Feriengebieten – orten und bei gutem Management sowie oft ein Problem dar, denn die Rendite ist konstanter Abschreibungs- und Investitions- bescheiden, bei gleichzeitig nicht zu unter- politik auch bei anspruchsvollen Rahmen- schätzenden Risiken. Die Folge davon sind bedingungen überlebensfähig sein können, Investitionsdefizite der Branche, die auf sind neue Hotels ohne Quersubventionen CHF 100 Mio. pro Jahr geschätzt werden – schwierig zu rentabilisieren. Kollektivunter- mit steigender Tendenz, weil Quersubven- künfte, z. B. von Bergbahnen, und bewirt- tionierungen nach Annahme der Zweitwoh- schaftete Appartements (z. B. in einem Resort nungsinitiative nicht mehr möglich sind. in Brigels mit 500 warmen Betten) können in die Bresche springen. Projektziel Die verwendete Forschungskonzeption Resultate geht davon aus, dass sich die Rahmenbe- Alle untersuchten Beherbergungstypen dingungen nie an das Produkt anpassen, können an allen Destinationstypen positive sondern das Produkt so gestaltet werden Betriebsergebnisse (EBITDA) erzielen. Die muss, dass erfolgreiches Geschäften inner- besten Ergebnisse bei den Standardhotels halb der gegebenen Rahmenbedingungen werden im Destinationstyp Lenzerheide- möglich ist. Das kommt durch den Titel Arosa/Flims-Laax erreicht. Bei den Mittel- «Design to Cost» zum Ausdruck. Dieser in der klasse- und Luxushotels sowie den Kollek- Industrie bekannte Ansatz basiert darauf, tivunterkünften obsiegt der Destinationstyp dass die Kosten für ein Produkt so lange St. Moritz-Pontresina. Kleindestinationen minimiert werden, bis die festgesetzten hingegen fallen bei allen Immobilien- und Zielkosten erreicht sind. Auf den Tourismus Standorttypen ab. angewendet bedeutet dies, dass eine Be- herbergungsimmobilie im Bau und Betrieb Bei den Appartements im Standardbereich nur so viel kosten darf, wie rentabilisiert sind die Ergebnisse mit Ausnahme der Kleindestinationen ausgeglichen. Bei den Luxusappartements gewinnt der Destinati- onstyp St. Moritz-Pontresina. Werden auch die periodischen Instandsetzungskosten
13 Departement Lebensraum berücksichtigt, so kippen mit Ausnahme der Standardhotels am Destinationstyp Lenzer- heide-Arosa/Flims-Laax sämtliche Hotel- typen in den negativen Bereich. Die Kollek- tivunterkünfte bleiben positiv, mit Ausnahme der Kleindestinationen. Die be- wirtschafteten Wohnungen bleiben derweil überall positiv. Bei einer Weiterführung der Rechnung in Form eines Vergleiches der Anlagekosten und Ertragswerte ist nur der Typ Apparte- ment Luxus in St. Moritz-Pontresina in der Lage, die geforderte Mindestverzinsung in Höhe der Cap-Rate zu erreichen. Kollektivunterkünfte und bewirtschaftete Appartements sind erfolgsversprechend. (Bild: Maiensäss-Resort in Oberurmein, Heinzenberg)
14 Departement Lebensraum Projekt Regional-wirtschaftliche Analyse und Diese Beurteilung verfolgt das Ziel, bei Pro- Nachhaltigkeitsbeurteilung der jekten und politischen Entscheiden die Wasserkraft Grundsätze der nachhaltigen Entwicklung in Lead Zentrum für wirtschaftspolitische Forschung ZWF systematischer Weise zu berücksichtigen (HTW Chur) und eine entsprechende Entscheidungshilfe Leitung Prof. Dr. Werner Hediger bereitzustellen: «Nachhaltigkeitsbeurteilun- Team Dr. Patrick Baur, Dr. Gianluca Giuliani, gen sind dynamische Prozesse, die darauf Prof. Dr. Lutz E. Schlange, Guillaume Voegeli abzielen, sowohl auf nationaler als auch Auftrag/Finanzierung Projekt im Rahmen des Nationalen Forschungs- auf lokaler Ebene ökologische, soziale und programms «Energiewende» (NFP 70) des wirtschaftliche Aspekte in Gesetzen, Akti- Schweizerischen Nationalfonds (SNF); Finanziert onsplänen und öffentlichen Projekten zu durch den SNF und die HTW Chur berücksichtigen. Dabei handelt es sich immer Partner Alpiq, Azienda Elettrica Ticinese, HES-SO Valais, um Lernprozesse.» (Bundesamt für Raum- Repower, Universität Basel, Université de entwicklung ARE) Genève, Zentrum für Betriebswirtschaftslehre ZBW (HTW Chur) Umsetzung Dauer Dezember 2014–Mai 2018 Theoretische Grundlage für das Nachhal- tigkeitskonzept des Bundes bilden das Ka- pitalstock-/Drei-Dimensionen-Modell der Weltbank und das Konzept der «sensible Ausgangslage sustainability», das individuelle/gesellschaft- Eine umfassende Nachhaltigkeitsbeurteilung liche Werte und kritische Systemgrenzen und Analyse der regionalwirtschaftlichen miteinander verbindet. Dabei gilt es, die «zwei Auswirkungen von Wasserkraftanlagen steht Seiten der Medaille» zu berücksichtigen: im Zentrum des an der HTW Chur durch- die systemisch-technische Beurteilung von geführten Nationalfonds-Projektes über die Wasserkraft-projekten/-anlagen und die Zukunft der Schweizer Wasserkraft («HP Sicht der Stakeholder, welche die eigentliche Sustainability»), das Teil des Verbundprojek- Grundlage für die Bewertung liefert. tes «HP Future» («Die Zukunft der Schweizer Wasserkraft») ist. Dieses methodische Vorgehen wird im Rah- men von drei Fallstudien in den Kantonen Projektziel Graubünden, Wallis und Tessin angewandt, Ziel des Projektes «HP Sustainability» ist die getestet und weiterentwickelt. Beurteilung der Nachhaltigkeit von Wasser- kraftprojekten, einschliesslich der regional- Die Resultate werden den anderen Ver- wirtschaftlichen Auswirkungen derartiger bundprojekten von «HP Future» sowie den Anlagen während Bau und Betrieb. Dabei privaten und öffentlichen Entscheidungs- soll die am Bundesamt für Raumentwick- trägern und -trägerinnen, die im Projekt in- lung ARE entwickelte Methode erstmals auf volviert sind, zur Verfügung gestellt. Wasserkraftprojekte angepasst und ange- wandt werden. Neben der Beurteilung aus Das Projekt soll insbesondere dazu beitra- Sicht des regionalen Systems wird auch gen, Zielkonflikte beim Bau und Betrieb eine Übertragung der Resultate auf die Un- von Wasserkraftanlagen offenzulegen. Es ternehmensebene erfolgen. soll zu einem Stakeholder-Dialog in regio- nalen Netzwerken und Workshops beitragen und eine frühzeitige Optimierung der Pro- jekte unterstützen.
15 Departement Lebensraum Resultate In einem ersten Schritt wurde gemeinsam mit den Partnern aus den andern Verbund- projekten ein nationaler Workshop über die wichtigsten Treiber und Unsicherheiten für die Zukunft der Wasserkraft in der Schweiz durchgeführt. Dazu waren Akteure und Akteurinnen aus der Wasserkraftbran- che, aus Verwaltung und Wissenschaft sowie von Umweltverbänden eingeladen, um gemeinsam die Erkenntnisse zu diskutie- ren, die aus einer vorangegangenen Litera- turstudie und Stakeholder-Befragung her- vorgegangen waren. Die Ergebnisse dieses Prozesses wurden in einem separaten Be- richt von Barry et al. zusammengefasst und ausgewertet. Zur Nachhaltigkeitsbeurteilung: Verbindung von systemisch-technischer Beurteilung und Bewertung durch die Stakeholder.
16 Departement Entrepreneurial Management Themenschwerpunkt Unternehmerisches Handeln Projekt International After Sales Services von Umsetzung schweizerischen KMU auf dem Das Schweizerische Institut für Entrepre- chinesischen Markt neurship SIFE der HTW Chur untersucht in Lead Schweizerisches Institut für Entrepreneurship SIFE einem bis Ende 2017 laufenden KTI-For- (HTW Chur) schungsprojekt, wie es kleinen und mittel- Leitung Prof. Dr. Ralph Lehmann grossen Industrieunter-nehmen gelingen Team Helen Blumer kann, durch internationale Serviceangebote Auftrag/Finanzierung Amberg Technologies AG, Burckhardt Compres- ihr Ertragspotenzial zu steigern und ihre sion AG, Buss AG, Dama Technologies AG, Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern. Ferrum AG, Heule Werkzeuge AG, Kommission Am Forschungsprojekt beteiligt sind acht für Technologie und Innovation KTI, Regloplas AG, schweizerische KMU der Maschinen-, Elek- Turbo-Separator AG, GF Machining Solutions tro- und Metallindustrie, die international Partner ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte aufgestellt sind und neben ihren Kernpro- Wissenschaften, Switzerland Global Enterprise S-GE dukten bereits Serviceangebote bereit- Dauer April 2015–März 2017 stellen. Der geographische Fokus des For- schungsprojekts liegt auf China, weil das Marktpotenzial dort gross ist und die Absatz- chancen für produktbegleitende Dienst- Ausgangslage leistungen als Folge der Weiterentwicklung Die Globalisierung hat den Wettbewerbs- Chinas von der Werkbank zu einem High- druck in vielen Branchen erhöht. Die Margen tech-Standort zunehmen werden. auf den Produktverkäufen verringern sich. Innovationen werden kopiert. Die Differenzie- Resultate rungsmöglichkeiten verlagern sich vom Pro- Während sich in etablierten Märkten wie dukt auf die damit verbundenen Services. Europa und den USA vor- und nachgelager- Studien zeigen, dass die Gewinnmargen bei te Dienstleistungen als Geschäft erfolgreich produktbegleitenden Dienstleistungsange- betreiben lassen, erweist sich der chinesi- boten heute zwischen 15–25 Prozent liegen, sche Markt für KMU noch als äusserst resi- während sie bei den eigentlichen Kernpro- stent gegenüber profitablen Service-Ge- dukten nur 7–11 Prozent betragen. schäftsmodellen. Erste Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt zeigen, dass die Gründe Projektziel hierfür vor allem in der geringen Zahlungs- Es genügt deshalb häufig nicht mehr, ein bereitschaft chinesischer Kundinnen und Produkt (z. B. Maschine, Anlage, Ausrüstung) Kunden für Serviceleistungen liegen. Ebenso zu verkaufen. Vielmehr erwarten Kunden fehlt es an verlässlichen Service-Partnern und Kundinnen im Industriebereich das An- vor Ort und chinesische Unternehmen wei- gebot einer Gesamtlösung, die vor- und chen auf Serviceangebote lokaler Firmen nachgelagerte Dienstleistungen umfasst. aus, die diese kopieren und zu erheblich Dies können Kundenschulungen, Produkt- günstigeren Konditionen anbieten. Die Pro- installationen, Produktwartungen, Ersatzteil- fitabilität von Service-Leistungen in China logistik, Reparatur, Unterhalt sowie techni- wird durch die Marktmacht der KMU und der scher Support sein. Während multinational vorhandenen Konkurrenz beeinflusst. Wäh- tätige Industrieunternehmen vor- und nach- rend sich mit Produktinstallationen, Schulun- gelagerte Dienstleistungen bereits profes- gen und Ersatzteilen Geld verdienen lässt, sionell und profitabel anbieten, fehlen bei nehmen die Margen bei Wartungen, Repara- kleinen und mittelgrossen Firmen (KMU) turen sowie Verbrauchs- und Werkzeugtei- häufig das Know-how und die Ressourcen, len ab, da hier konkurrierende Unternehmen um «Servitization» als gewinnbringendes die gleichen Leistungen kopieren und zu Geschäft zu etablieren, dies umso mehr auf tieferen Preisen erbringen können. ausländischen Märkten.
17 Departement Entrepreneurial Management Ein erstes Fazit für die erfolgreiche Einfüh- rung und Umsetzung von produktbegleiten- den Dienstleistungen in China lautet, dass KMU ihr Servicegeschäft nicht – wie dies heute häufig noch der Fall ist – als Teilbe- reich der Marketingabteilung, sondern als eigenes, strategisches Geschäftsfeld führen müssen. Diese Voraussetzung erlaubt es den Unternehmen, sich von produkt- zu dienstleistungsorientierten Organisationen weiterzuentwickeln. In Workshops wird die Einführung und Umsetzung von produktbegleitenden Dienstleistungen in China erarbeitet.
18 Departement Entrepreneurial Management Projekt Technologieverwandte Diversifikation Methode werden künftige Kundinnen und von Unternehmen mit begrenzten Kunden frühzeitig in den Innovationsprozess Marktsegmenten eingebunden und, basierend auf deren Be- Lead Schweizerisches Institut für Entrepreneurship SIFE dürfnissen, neue Produkte entwickelt. (HTW Chur) Leitung Prof. Dr. Andreas Ziltener Aber warum macht man sich die Mühe, nach Team Helene Blumer, Andrea Negele, Dr. Katrin Schillo möglichen, zukünftigen Kundinnen und Auftrag/Finanzierung impac AG, Process Point Service AG, Rieter AG, Kunden zu suchen, wenn man noch nicht swissplast AG, Kommission für Technologie und einmal ein passendes Produkt hat? In der Innovation KTI Praxis hat sich gezeigt, dass häufig techno- Partner Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, logisch hochstehende Produkte entwickelt Consulta AG werden, die sich nicht an den Bedürfnissen Dauer Mai 2014–Mai 2016 der Kundinnen und Kunden orientieren und deshalb oft scheitern. Umsetzung Ausgangslage Zunächst war es wichtig zu verstehen, wel- Trotz hoher Kompetenz stehen auch Schwei- che Fähigkeiten in den einzelnen Unter- zer Technologieunternehmen vor der Heraus- nehmen vorhanden sind und wo die Kern- forderung, in begrenzten Marktsegmenten kompetenzen liegen. Ebenso galt es, die neue Wachstumspotenziale in neuen Märkten individuellen Diversifikationsziele zu definie- zu erschliessen. Insbesondere kleinen und ren: von konkreten Umsatzzielen über die mittleren Unternehmen (KMU) mangelt es an Unabhängigkeit von bestimmten Branchen Ressourcen, Netzwerken und Marktkennt- oder Märkten bis hin zur Nutzung von be- nissen, um diese Aufgabe zu bewältigen. stehenden Technologien bzw. Auslastung Forscherinnen und Forscher des SIFE sowie bestimmter Maschinen. Den Abschluss des der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW ersten Teils bildete die Auswahl von neuen, haben sich die Frage gestellt, mit welchen attraktiven und zukunftsträchtigen Ziel- Methoden und Instrumenten eine technolo- märkten. gieverwandte Diversifikation auch für KMU zu bewältigen ist. In einem nächsten Schritt mussten die pas- senden Lead-User für den Zielmarkt eines Projektziel jeden Wirtschaftspartners identifiziert wer- Im Rahmen des von der KTI geförderten For- den. Unter Lead-Usern versteht man Per- schungsprojektes hat das Forschungsteam sonen, die der Zeit voraus sind und nicht nur in Zusammenarbeit mit dem Beratungsunter- Probleme und zukünftige Bedürfnisse be- nehmen Consulta AG sowie den vier Wirt- schreiben können, sondern auch in der Lage schaftspartnern Rieter Management AG, sind, eine mögliche Lösung der Probleme Process Point Service AG, Impac AG und zu skizzieren. Grösster Vorteil für die Lead- swissplast AG Methoden entwickelt, um den User selbst ist, dass sie bereits in der Ent- Zufall durch Planung zu ersetzen. wicklungsphase eingebunden werden und somit früh von den neuen Produkten oder Den Kern des Projektes bildet dabei die Dienstleistungen profitieren können. sogenannte Lead-User-Methode. Sie wurde in den 1980er-Jahren von Professor Eric Im dritten Schritt folgten die Lead-User- von Hippel (Massachusetts Institute of Tech- Workshops, in denen die Unternehmen nun nology) entwickelt und wird seither im Inno- gemeinsam mit ihren potenziellen Kundin- vationsmanagement eingesetzt. Bei dieser nen und Kunden neue Ideen entwickelten. Einen ganzen Tag lang wurde unter Einsatz von verschiedenen Kreativitätstechniken
19 Departement Entrepreneurial Management viel diskutiert, skizziert, phantasiert und da- bei wurden über 100 Ideen entwickelt. Das Ergebnis waren dann drei konkrete Ideen- skizzen für jedes Unternehmen. Resultate In einem abschliessenden Workshop, an dem die Projektpartner nochmals zusammen- kamen, trafen die Unternehmen intern eine endgültige Auswahl und konkretisierten diese in einem sogenannten Diversifikations- modell. Dabei standen neben den Fähig- keiten und Ressourcen die Problemlösung sowie die Markterschliessung im Vorder- grund. Die beteiligten Unternehmen schlagen dabei ganz unterschiedliche Wege ein: Von der Erweiterung des Kundenstammes in eine andere Branche mit entsprechenden Anpassungen bis hin zu grundlegend neuen Geschäftsideen finden sich vier ganz un- terschiedliche Ansätze für Innovationen. In einem Fall steht sogar eine grössere tech- nologische Neuentwicklung an. In den Workshops wurden für jedes Unternehmen drei konkrete Ideenskizzen entwickelt.
20 Departement Entrepreneurial Management Projekt FairCare – The network based solution im Bereich der Seniorenpflege und -betreu- for collaborative future care ung. Es handelt sich um eine personen- und Lead Zentrum für Verwaltungsmanagement ZVM IT-basierte Netzwerklösung zur gemeinsa- (HTW Chur) men Bewältigung von Angebot und Nach- Leitung Prof. Dominik Just frage in der Seniorenbetreuung. FairCare will Team Martin Seiler die zunehmende Lücke zwischen der stei- Auftrag/Finanzierung EU (DESCA Horizon 2020), Ambient Assisted genden Nachfrage nach ambulanten Leistun- Living Program (AAL) gen und den Angeboten von Leistungser- Partner Universität Innsbruck (Lead), European Academy bringern schliessen, nachhaltige Lösungen of Bolzano EURAC, ZHAW Zürcher Hochschule in dieser Problematik aufzeigen und einen für Angewandte Wissenschaften, Pannon Beitrag zu einem langfristig funktionierenden Business Network Association, Rotes Kreuz Pflegesystem der Zukunft leisten. Österreich, ASP Servizi Srl GmbH, connectedcare services b. v., SIS Consulting GmbH, Soluciones Umsetzung Tecnológicas para la Salud y el Bienestar TSB S.A. Auf Schweizer Seite werden zwei Piloten Dauer September 2015–Oktober 2017 (Prototypen) erstellt. Dazu werden die Daten einer mittelgrossen Gemeinde und einer Grossstadt als Basis eingesetzt. Die Piloten dienen einer umfassenden Analyse Ausgangslage der Bedürfnisse aller Beteiligten und der In der gewohnten Umgebung alt zu werden, Aufdeckung von allfälligen Problemberei- ist der Wunsch vieler Menschen. Die Wirk- chen. Gleichzeitig sollen auch die Mach- lichkeit zeigt jedoch, dass der Erhalt der barkeit und spätere Weiterverwendung im Lebensqualität im letzten Lebensabschnitt Rahmen eines Social-Franchising-Systems in den eigenen vier Wänden zu einer gros- geprüft werden. sen Herausforderung werden kann. Ohne Unterstützung ist dies oft nicht möglich. Bei Resultate der Betreuung und insbesondere bei der Der Träger (Gemeinde, Region etc.) richtet Pflege von älteren Menschen zu Hause müs- eine Koordinationsstelle ein, die mit einer sen die Angehörigen deshalb in der Regel Person besetzt wird. Gleichzeitig wird eine auf die Dienstleistungen von verschiedenen IT-Plattform eingerichtet, die sämtliche In- Organisationen zurückgreifen, wie beispiels- formationen enthält, welche für die operative weise externe Dienstleistungen von sta- Umsetzung des FairCare-Konzepts nötig tionären Wohn- und Pflegeheimen, mobile sind. Die Plattform verfügt über einen exter- Pflegeservices oder Freiwilligenorganisatio- nen und einen internen Teil. Der externe nen. Die Praxis zeigt, dass die Einsätze der Teil ist für alle über die Webseite zugänglich verschiedenen Anbieter oft nicht effizient und dient dazu, möglichst einfach und rasch organisiert sind und dass damit die benötigte Informationen für Seniorinnen und Senio- Entlastung der Familienmitglieder nicht ren, Angehörige und weitere Interessierte optimal gewährleistet ist. Informationslücken zu liefern. Dieser öffentlich zugängliche bei den Anbietern und Nachfragern bezüg- Teil der Plattform enthält auch ein einfaches lich lokaler Angebote erschweren die Situa- Matching-Tool («Suche/Finde»…) für nie- tion zusätzlich. derschwellige Leistungen im Betreuungsbe- reich. Der interne Teil der Plattform soll Projektziel alle Informationen datenbankmässig verwal- Das Projekt FairCare bezweckt die Ver- ten, welche für die Koordination und Be- besserung der Koordination existierender ratung von älteren Menschen nötig sind. Die formeller und informeller Dienstleistungen Koordinationsstelle benutzt die interne Da- tenbank für eigene Zwecke und ist für die
21 Departement Entrepreneurial Management Pflege der Daten verantwortlich. Als Ge- samtpaket will FairCare sämtliche Anforde- rungen an die Datenbank, die IT-Schnitt- stellen, aber auch an die Abläufe im Koor- dinations- und Beratungsbereich definieren und dokumentieren und diese im Rahmen eines Franchising-Pakets interessierten Ge- meinden, Regionen etc. anbieten. Beispiel einer Datenbankabfrage zur Auswahl einer Leistung im Bereich «Alltags-Pflege».
Impressum Herausgeberin: Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur Gestaltung: Patrizia Zanola Druck: Staudacher Print AG Auflage: 500 Adresse: Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur Abteilung Marketing und Kommunikation Pulvermühlestrasse 57 7004 Chur marketing@htwchur.ch Bilder: HTW Chur, Keystone AG, kursiv, Mary Pozzi, swiss-image.ch/Reto Bagattini
23 Projekttitel Departement Projekttitel Institut Projekttitel
HTW Chur Hochschule für Technik und Wirtschaft Pulvermühlestrasse 57 CH-7004 Chur Telefon +41 (0)81 286 24 24 Telefax +41 (0)81 286 24 00 E-Mail hochschule@htwchur.ch www.htwchur.ch HTW Chur, 4.2016
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